9. Ein exotischer Cocktail

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9.
Ein exotischer Cocktail
In jüngster Vergangenheit erfreuten sich weitere Finanzinstrumente wachsender Beliebtheit,
solche, die sehr eng mit den Derivaten verknüpft sind. Sogenannte strukturierte Finanzinstrumente. Der Phantasie der Emissionshäuser sind in der Kreation solcher Produkte keine
Grenzen gesetzt. Obwohl die Vielfalt der neuen Produkte aus Anlegersicht zu begrüssen ist,
führt die Entwicklung zu einer zunehmenden Hetrogenität und Intransparenz.
Nachfolgend ist eine Liste von exotischen Optionen aufgelistet, welche die Vielfalt demonstrieren soll1.
¾
Protected Bull Spread
¾
Knockout Options
¾
Protected Long Call
¾
Lookback Options
¾
Asian Options
¾
Chooser Options
¾
Callable Calls
¾
Compound Options
¾
Swaptions
¾
Katastrophenfutures und Optionen
In der Schweiz sind v.a. Finanzinstrumente mit einem Kapitalschutz sehr populär. Bekannt
geworden sind sie mit Namen wie GROI’s, PIP’s, CPU’s, etc. Diese Bezeichnungen, die vielfach das gleiche bedeuten, sind sehr eng mit dem Emittenten verknüpft. Die Schwierigkeit
liegt darin, diese verschiedenen Begriffe auseinanderzuhalten. Eine sinnvolle Einteilung kann
wie folgt aussehen:
Finanzinstrumente
mit Kapitalschutz
unbegrenztes
Gewinnpotential
begrenztes
Gewinnpotential
fixes
Gewinnpotential
Protected
Long Call
Protected
Bull Spread
Knockout Optionen
Abbildung 9-1: Übersicht über Finanzinstrumente mit Kapitalschutz
1
Vgl. Ernst Müller-Möhl, Optionen und Futures, 3. Auflage, Zürich 1995, S. 279 & ff.
87
9.1.
Protected Long Calls
Protected Long Calls sind strukturierte Produkte mit einem unlimitierten Gewinnpotential. Die
Konstruktion ist verhältnismässig einfach:
1. Man definiert einen Basiswert, bspw. SMI Index
2. Man legt die Laufzeit fest
3. Man definiert den Kapitalschutz in % des Nominalwertes der Anlage, bspw. 90%.
4. Der Nominalbetrag des Kapitalschutzes wird in festverzinslichen, risikolosen Papieren
angelegt, dies können bspw. folgende sein:
¾ Zerobonds
¾ Festgelder
¾ Obligationen mit entsprechender Restlaufzeit
Festgelder und Obligationen werden mit folgender Formel abgezinst:
A=
Legende:
A
= Anfangskapital
K
= Endkapital
n
= Laufzeit
q
= i+1
i
= Zinssatz
K
qn
5. Die Differenz zwischen der abgezinsten Festgeldanlage und dem Nominalwert der Investition wird in Call Optionen mit gleicher Laufzeit wie die festverzinsliche Anlage investiert.
Bei grossen Beträgen kann ein solcher Protected Long Call vom Anleger auch selbst konstruiert werden. Der Kurvenverlauf des Protected Long Call wird in Abb. 9-2 dargestellt.
45
%
35
%
25
%
15
%
5%
-5
%
-1
5%
140.00%
130.00%
120.00%
110.00%
100.00%
90.00%
80.00%
-2
5%
Auszahlung
Protected Long Call
Marktperformance
Abbildung 9-2: Gewinn Verlust Diagramm Protected Long Call
88
Zum besseren Verständnis wird nachfolgend mit einem Beispiel gearbeitet. Dabei handelt es
sich um eine Emission der SBC Warburg Dillon Read mit folgenden Konditionen1:
Inserat
Basiswert:
Struktur:
Effektiv
Swiss Market Index (SMI)
Protected Index Participation Units
(Kombination von Zero-Coupon-Note und Indexanlage; das
Verhältnis der beiden Komponenten ist so gewählt, dass am
Ende der Laufzeit die Rückzahlung des investierten Kapitals
zu 90% gewährleistet ist.)
Emissionspreis:
100%
Partizipation:
92.5% (Indikativ)
Verfall:
16. April 1999
93%
Indikativer Indexstand: CHF 7'582.80
Emittent:
CHF 7'483.20
SBC Finance
(Cayman Island) Ltd.
Preisfestsetzung:
19. Mai 1998
Der Emittent ist aus steuerlichen Gründen auf Cayman Island domiziliert.
Die Partizipation sagt aus, um wieviel der PIP per Verfall an der Wertsteigerung teilnimmt,
wenn sich der Markt steigert. Es ist zu beachten, dass die Gewinnsteigerung nicht zum Nominalbetrag, sondern zum Kapitalschutz addiert wird. Daraus ergibt sich für unser Produkt
folgendes Gewinn/Verlust Diagramm:
25%
Indikative Partizipation 92.5%
20%
15%
10%
5%
- 5%
7‘582.80
8'402.50
10'041.90
- 10%
- 15%
Die Emittenten geben in ihren Inseraten sehr präzise Angaben über die Preisentwicklung an.
Zwar sind diese nur indikativer Art, d.h. nicht verbindlich. Trotzdem werden sie ihre Wirkung
1
Vgl. Inserat der SBC Warbur Dillon Read in der NZZ , 16./17.05.98, S. 30
89
auf den Leser nicht verfehlen. Würden sich die Zinsen und der Preis der Basis während der
Zeichnungsfrist und des Preisfestsetzung wesentlich ändern, würde dies auf die Partizipation
wesentliche Auswirkungen haben. Tritt dieser Fall ein, wäre der Emittent wohl gezwungen,
gewisse Preiszugeständnisse zu Lasten seines Ertrages zu machen. Andernfalls würde er
Gefahr laufen, die Zeichner zu verärgern. In unserem Beispiel hat sich der Indexstand auf
CHF 7'483.20 reduziert, und die Partizipation hat auf 93% zugenommen. Somit hat sich die
Anlage gegenüber dem Inserat zu Gunsten des Anlegers verändert. Es drängt sich nun die
Frage auf, welche Faktoren die Partizipation beeinflussen:
¾ Risikoloser Zinssatz
¾ Volatilität
¾ Delta der Option
¾ Dividenden während der Laufzeit
¾ Bonität des Emittenten
Je höher der risikolose Zinssatz ist, desto kleiner ist der Barwert der Festgeldanlage. Folglich kann ein höherer Betrag in Optionen investiert werden.
Die Volatilität hängt von der gegenwärtigen Marktsituation ab. Der Anleger sollte darauf
achten, dass er es vermeidet, solche Produkte zu erwerben, wenn die Volatilität zu hoch ist.
Eine hohe Volatilität wirkt sich negativ auf die Partizipation aus.
Die Höhe des Deltas1 wird dadurch beeinflusst, ob eine Option gewählt wird, die „in-themoney“2, „at-the-money“ oder „out-of-the-money“ ist. Normalerweise wählen die Emittenten
„at-the-money“ Optionen.
Wie erwähnt, könnte ein Anleger bei einem grossen Anlagebetrag die Konstruktion eines
solchen Finanzinstrumentes selbst vornehmen. Im Anhang 9-1 ist eine Gegenüberstellung
zwischen der Neuemission der SBC Warburg Dillon Read und einer Eigenkonstruktion abgebildet. Die Gegenüberstellung ist insofern problematisch, dass sich die beiden Produkte in
der Laufzeit unterscheiden. Mangels Angebot im Derivatebereich wurde eine Anlage auf 14
Monate gewählt. Diejenige des PIP hat aber eine solche von 11 Monaten.
In Anbetracht dessen, dass die Transaktionskosten bei der Eigenkonstruktion nicht berücksichtigt sind, kommt man zum Schluss, dass die Konditionen des PIP sehr attraktiv sind.
1
2
Vgl. Abschnitt 5.5.1. Das Delta
Vgl. Abschnitt 5.4.2. Der Strikepreis
90
Diese Aussage lässt sich jedoch auf Grund dieses Beispieles nicht verallgemeinern. Bei
Zeichnungen mit hohen Beträgen ist ein genauer Vergleich in jedem Fall empfehlenswert.
Protected Long Calls trifft man in der Praxis v.a. auf Baskets oder Indizes an. Wie eingangs
erwähnt, besteht zwischen den Emissionshäusern eine grosse Begriffsverwirrung. Protected
Long Calls sind unter folgenden Bezeichnungen anzutreffen:
Produktname
Emittent
PIP (Protected Index Participation)
SBC Warburg Dillon Read
PEP (Protected Equity Participation)
SBC Warburg Dillon Read
CPU (Capital Protected Units)
CS First Boston
keine speziellen Bezeichnungen
Bank Julius Bär
keine speziellen Bezeichnungen
UBS Schweiz. Bankgesellschaft
9.1.1.
Schlussfolgerung
Der Protected Long Call ist eine echte Alternative zu herkömmlichen Finanzanlagen. Durch
den Kapitalschutz, der sich normalerweise zwischen 90% und 100% des eingesetzten Kapitals bewegt, eignet sich diese Anlage vorwiegend für konservative Anleger, die trotz ihrem
Sicherheitsbedürfnis nicht auf die Gewinnmöglichkeiten am Basismarkt verzichten möchten.
Je tiefer der Kapitalschutz ist, desto höher wird der mögliche Ertrag sein. Bei einem optimal
diversifizierten Portefeuille verschiebt sich das Risikoprofil durch den Einsatz solcher Produkte nur unwesentlich.
Der Einsatz von Protected Long Calls soll in Märkten gewählt werden, die für private Anleger
nur schwer zugänglich sind. In den bekannten Märkten wie der Schweiz, Deutschland, USA,
etc. sollten alternative Anlagen geprüft werden.
9.2. Protected Bull Spread
Der Protected Bull Spread gehört zur Kategorie der kapitalgeschützten Produkte mit begrenztem Gewinnpotential. Für die Konstruktion stehen verschiedenste Varianten zur Verfügung, die alle das gleiche Resultat ergeben. So kann ein SMI-Protected Bull Spread durch
folgende Zusammensetzungen konstruiert werden1:
1. Variante
¾ Long SMI Aktienkorb
1
Vgl. Ernst Müller-Möhl, Optionen und Futures, 3. Auflage, Zürich 1995, S. 280
91
¾ Long SMI Put (at-the-money)
¾ Short SMI Call (out-of-the-money)
2. Variante
¾ Geldmarktanlage
¾ Long SMI Future
¾ Long SMI Put (at-the-money)
¾ Short SMI Call (out-of-the-money)
3. Variante
¾ Geldmarktanlage
¾ Short SMI Put (in-the-money)
¾ Long SMI Put (at-the-money)
4. Variante
¾ Long SMI Aktienkorb dynamisch gehedgt
Alle Varianten haben das gleiche, in Abb. 9-3 dargestellte, Gewinn / Verlust Profil. Es entspricht in seiner Form genau dem Vertical Bull Spread Call1. Auch die entsprechende Konstruktion ist sehr ähnlich.
24
%
20
%
16
%
12
%
8%
4%
0%
-4
%
115.00%
110.00%
105.00%
100.00%
95.00%
90.00%
85.00%
-8
%
Auszahlung
Gewinn / Verlust Diagramm Protected Bull Spread
Marktperformance
Abbildung 9-3: Gewinn / Verlust Diagramm Protected Bull Spread
Im Anhang 9-2 wird die Konstruktion eines Protected Bull Spread aufgezeigt. Die Gesamtposition wurde mit folgenden Produkten konstruiert:
¾ Geldmarktanlage
¾ Short SMI Put (in-the-money)
1
Vgl. Abschnitt 6.3.2.1.1. Vertical Bull Spread Call/Put
92
¾ Long SMI Put (at-the-money)
Worin liegt nun der Vorteil eines Protected Bull Spreads gegenüber einem Protected Long
Call? Wäre es nicht sinnvoller, das Gewinnpotential nicht zu begrenzen? Anhand eines einfachen Beispieles soll aufgezeigt werden, wo die Vorteile des Protected Bull Spread liegen:
Annahmen:
Investitionsbetrag
Kapitalschutz
Zinssatz
Laufzeit
Barwert
100‘000
100%
10%
1 Jahr
90‘909
Option
Aktueller Kurs Basistitel
Strike
Strike
1‘000
1'000
1'200
Kurs Basis bei Verfall der Option
Wert Long Call bei Verfall
Wert Short Call bei Verfall
1'200
200
0
Kurs Long Call
Kurs Short Call
Protected Long Call
Anzahl Short Calls
150
50
Protected Bull Spread
90.91
Verfügbare Mittel
Aus Festgeld
Aus Short Call
Total
9'091
9'091
4‘545
13‘636
Anzahl Long Calls
45.46
90.91
Erlös bei Kursanstieg von 20%
Kosten für Long Call
Gewinn
9‘092
-9'091
1
18‘182
-13‘636
4‘546
9‘091
Beurteilung:
Durch den Verkauf von „out-of-the-money“ Calls wird ein zusätzlicher Cash Flow generiert,
der für den Kauf von „at-the-money“ Calls eingesetzt werden kann. In unserem Beispiel können doppelt so viele Calls gekauft werden. Dadurch wird der Break Even wesentlich schneller erreicht bzw. die Partizipation ist wesentlich höher. Der Preis wird dabei in Form einer
Gewinnlimitierung bezahlt.
Die Wahl des Produktes hängt somit vom eingeschätzten Potential des Basistitels ab.
Protected Bull Spread’s treten in der Praxis unter folgenden Bezeichnungen auf:
Produktname
Emittent
GROI (Guaranteed Return on Investment)
SBC Warburg Dillon Read
93
CPU (Capped Capital Protected Units)
CS First Boston
keine speziellen Bezeichnungen
Bank Julius Bär
keine speziellen Bezeichnungen
UBS Schweiz. Bankgesellschaft
9.2.1.
Schlussfolgerung
Auch der Protected Bull Spread ist eine interessante Anlagevariante für konservative Anleger. Der Vorteil gegenüber dem Protected Long Call liegt in der höheren Partizipation. Der
Break Even wird dadurch wesentlich schneller erreicht. Dies kommt dem Anleger dann entgegen, wenn sich der Kurs des Basistitels nur leicht nach oben bewegt. Steigen die Kurse
jedoch wesentlich über die maximale Auszahlung an, kann der Anleger nicht mehr am ganzen Kursanstieg partizipieren. Ob sich der Anleger für den Protected Long Call oder für den
Protected Bull Spread entscheidet, hängt von seiner subjektiven Einschätzung gegenüber
dem Basistitel ab.
Bezüglich des Portefeuillesrisikos gelten die ähnlichen Aussagen wie beim Protected Long
Call, d.h. es gibt nur geringfügige Verschiebungen. Während beim Protected Long Call die
Möglichkeit der überdurchschnittlichen Erträge vorhanden bleibt, ist diese beim Protected
Bull Spread nicht mehr gegeben.
9.3.
Die Überwachung
Die Überwachung von Protected Long Calls und Protected Bull Spread’s sind denkbar einfach. Da das eingesetzte Kapital gegen starke Kursverluste abgesichert ist, entfällt eine konstante und zeitaufwendige Überwachung. Andererseits sollten aufgelaufene Gewinne realisiert werden. Wichtig ist, dass sich der Anleger ein Kursziel setzt. Wird dieses erreicht, sollte
die Position verkauft werden und ein neues Produkt mit einem Preis nahe bei 100% gekauft
werden. Dadurch kann der aufgelaufene Gewinn realisiert und das Kapital wieder auf dem
gewünschten Niveau abgesichert werden. Bei solchen Transaktionen (Rollover) sind jedoch
die anfallenden Spesen zu berücksichtigen. Es wäre daher von Vorteil, neue Titel aus Emission zu beziehen1.
1
Vgl. SBC Warburg, Das Smarbook für den innovativen Anleger, Einlageblatt „GROI Kaufentscheidung“
94
9.4.
Knockout Optionen
Eine Knockout Option stellt einen Kontrakt dar, welcher verfällt, sobald der Basistitel ein bestimmtes Kursniveau erreicht. Der Anleger wird in diesem Fall mit einem im voraus bestimmten Betrag entschädigt. Das Gewinnpotential ist in jedem Fall limitiert. Knockout Optionen
können mit oberen und unteren Verfalllimiten versehen werden. Andere beginnen erst zu
existieren, wenn sie eine bestimmte Limite erreicht haben1.
Erwartet der Anleger eine Seitwärtsbewegung der Märkte, so kann er sich für eine Knockout
Option entscheiden. Der Basistitel darf während der ganzen Laufzeit die vorgegebene Bandbreite nicht verlassen. Trifft dies zu, so erhält er am Verfalltag das einbezahlte Kapital plus
eine bei Emission bestimmten Verzinsung zurück, welche wesentlich höher ist, als die aktuellen Geldmarktzinsen. Verhält sich der Markt entgegen den Erwartungen, d.h. die vorgegebene Bandbreite wird zu irgendeinem Zeitpunkt während der Laufzeit verlassen, dann verfällt die Option, und der Anleger erhält den eingesetzten Betrag am Verfalltag zurück.
Knockout Options treten in der Schweiz vorwiegend als Optionen auf, welche sich auf Devisen beziehen. Da dies jedoch nicht der Inhalt dieser Arbeit ist, wird auf eine detaillierte Beschreibung verzichtet.
9.5.
Kosten und Nutzen
Wie im Beispiel über den PIP festgestellt wurde, ist die Preisgestaltung attraktiv. Somit
drängt sich die Frage auf, womit die verschiedenen Emittenten ihr Geld verdienen.
Bank Julius Baer
CS First Boston
Emissionskosten
0.52%
0.625% bis 0.75%
Retro
0.5%
075%
Spread Zinsanlage
5 bis 10 Basispunkte
keine Angaben
Spread Option
5 bis 10 Basispunkte
keine Angaben
Andere Emissionshäuser, welche nicht genannt werden wollen, liegen zwischen 0.2% und
0.8%.
Die Spread’s bei der Bank Julius Baer auf die Zinsanlage sowie auf die Option wird nur gestellt, sofern die Produkte aus dem eigenen Haus stammen. Wird das Produkt jedoch am
Markt gekauft, entfällt er.
1
Vgl. Ernst Müller-Möhl, Optionen und Futures, 3. Auflage, Zürich 1995, S. 281
95
Es ist jedoch anzunehmen, dass es sich bei diesen Ansätzen bloss um einen Anhaltspunkt
handelt. Gerade bei einer für den Kunden negativen Entwicklung zwischen der Zeichnungsfrist und der definitiven Preisfestsetzung wird der Ertrag tiefer sein. Somit ist anzunehmen,
dass das Geld in diesem Bereich nur mit sehr grossen Emissionsvolumen zu verdienen ist.
Eine weitere Ertragsquelle für den Emittenten ist der nachfolgende Handel mit den Papieren.
Vorteile für den Anleger
¾ Tiefe Transaktionskosten
¾ Geringer Selektionsaufwand
¾ Geringer Aufwand für Portefeuilleumschichtung
¾ Geringer Überwachungsaufwand
¾ Limitiertes Kursrisiko
¾ Bedürfnisorientierte Produktgestaltung
¾ Steuerlich Vorteile, da der Käufer nur den Teil der festverzinslichen Anlage als Einkommenssteuer zu deklarieren hat.
Vorteile für den Emittenten
¾ Hohe Publizität durch Inserate und in der Fachpresse
¾ Innovative Finanzprodukte
¾ Positiver Marketingeffekt
¾ Produkte flexibel ausgestaltbar
¾ Geringerer Beratungsaufwand, da nicht verschiedene Produkte erklärt werden müssen
¾ Bedürfnisorientierte Produktgestaltung
¾ Profilierung gegenüber der Konkurrenz
9.6.
Das Stillhaltergeschäft als strukturiertes Finanzinstrument
Ein weiteres Finanzinstrument, welches sich in der Schweiz zunehmender Beliebtheit erfreut,
ist das Stillhaltergeschäft mit strukturierten Finanzprodukten. Bekannter sind diese Produkte
unter folgenden Namen:
Produktname
Emittent
BLOC (Buy Low or Cash)
SBC Warburg Dillon Read
TORO (Title or Return Options)
CS First Boston
EROS (Enhanced Return Or Security)
Morgan Stanley Dean Witter
Ähnliche Produkte werden auch von anderen Finanzinstituten ausgegeben, ohne dass diese
jedoch spezielle Bezeichnungen dafür benutzen.
96
Diese Finanzinstrumente replizierten exakt das Stillhaltergeschäft. Die Konstruktion ist sehr
einfach und kann auch von privaten Anlegern durchaus selbst durchgeführt werden. Es wird
ein Basistitel gekauft und gleichzeitig eine Call Option auf diese Basis geschrieben. Dadurch
ergibt sich auch genau das gleiche Gewinn/Verlust-Diagramm wie beim Covered Call Writing1.
Gewinn / Verlust
Strukturiertes Stillhaltergeschäft
20%
10%
0%
-10%
-20%
-30%
-40%
-50%
-60%
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
Kurs Basistitel
Abbildung 9-4: Gewinn/Verlust Diagramm Strukturiertes Stillhaltergeschäft
Im Gegensatz zu den kapitalgeschützten Finanzinstrumenten geniessen die strukturierten
Stillhaltergeschäfte keine Versicherung gegen Kursverluste. Sämtlich Nachteile, die bereits
im Abschnitt 6.3.1.3. erwähnt wurden, gelten auch für strukturierte Stillhaltergeschäfte. Sie
stellen sehr hohe Anforderungen an die Überwachung der Position, da das Verlustpotential
sehr hoch sein kann.
Wie auch das Covered Call Writing ist das strukturierte Stillhaltergeschäft eine Spekulation
auf sinkende Volatilitäten. Bevor eine solche Position eingegangen wird, sollte sich der Anleger darüber Gedanken machen, ob er mit einer geeigneten Optionsstrategie, die dasselbe
Ziel verfolgt, nicht besser bedient wäre.
Trotz allem hat das strukturierte Stillhaltergeschäft gegenüber dem Covered Call Writing einige nennenswerte Vorteile.
¾ Auch Kleinanleger mit geringen Mitteln können solche Finanzinstrumente erwerben
¾ Es sind keine Sicherheiten als Hinterlage nötig
1
Vgl. 6.2.1.3. Covered Call Writing
97
¾ Man muss kein Margenkonto einrichten
¾ Tiefere Transaktionskosten als bei einer Eigenkonstruktion
9.7.
Der European Warrant Fund
Der European Warrant Fund ist ein geschlossener Fonds nach amerikanischem Recht. Der
Grund, warum er Eingang in dieser Arbeit findet, liegt in der Eigenart dieses Fonds. Er investiert sein Vermögen ausschliesslich in
¾ Aktienwarrants
¾ Indexwarrants
¾ Covered Warrants und
¾ Long Term Options
von europäischen Emittenten1.
Abbildung 9-5: Kursverlauf des European Warrant Fund2
Die Abb. 9-5 zeigt den Kursverlauf des vergangenen Jahres. Obwohl dieser äusserst imposant ist, darf man nicht über die Tatsache hinwegsehen, dass auch dieser Fonds von den
steigenden Börsen profitiert hat. Bei einer allfälligen Korrektur wird auch dieser Fonds überproportional in Mitleidenschaft gezogen werden.
1
2
Vgl. http://www.trustnet.co.uk/funds/1005.html
Vgl. http://www.trustnet.co.uk/charts/1005.html
98
Gerade für Anleger, die nicht die Zeit dafür aufbringen können, täglich Transaktionen zu tätigen, ist ein solcher Fonds eine ideale Ergänzung zu einem gut diversifizierten Portefeuille. Je
höher der Anteil eines solchen Fonds in einem Portefeuille ist, desto grösser wird die Chance
sein, überdurchschnittliche Gewinne oder Verluste zu erzielen. Neben den nicht erwähnten
allgemeinen Vorteilen, die ein Fonds bietet, sprechen folgende Gründe für eine Investition in
den European Warrant Fund:
¾ Optimale Diversifikation
¾ Nicht zu unterschätzender Einfluss der Fondsleitung auf die Emittenten von Optionen
¾ Ausgewiesene Derivatespezialisten betreuen den Fonds
¾ Modernes Riskmanagement
¾ Nähe zum Markt
¾ Vergleichsweise günstige Transaktionskosten
Vielfach stossen Anleger auf einen heftigen Widerstand, wenn sie bei ihrer Hausbank einen
Auftrag zum Kauf eines Fonds geben, der von dieser nicht vertrieben wird. Dies kann im extremen Fall bis zur Weigerung gehen, den Auftrag auszuführen. Falls dieser trotzdem ausgeführt wird, werden dem Anleger nicht selten unbegründbar hohe Spesen belastet. Es lohnt
sich auf jeden Fall, sich zur Wehr zu setzen oder den Auftrag über das Finanzinstitut abzuwickeln, welches den Fonds offiziell vertreibt. Beim European Warrant Fund handelt es sich
um die Bank Julius Baer in Zürich.
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