Elektrizität 2 Elektrizität II Skriptum zur Fachvorlesung Mag. Peter Schnögl Mag. Harald Wiltsche Elektrizität 2 Magnetismus Magnetismus, Magnetfeld Die Bezeichnung "Magnet" ist abgeleitet von Magnetit (Magneteisenstein, Fe3O4). Dieses Gestein wurde erstmals im Altertum in der Nähe der griechischen Stadt Magnesia (heute Westanatolien) abgebaut. Magnete erkennt man an ihren Wirkungen (der Mensch besitzt im Gegensatz zu einigen Tieren kein Organ, um die Gegenwart eines Magneten feststellen zu können). In der Umgebung eines Magneten herrscht eine magnetische Kraft. Der Raum um den Magneten, in der diese Kraft wirksam ist, nennt man Magnetfeld. Wie das elektrische Feld wird auch das magnetische Feld durch Feldlinien dargestellt. Jeder Magnet besitzt einen Nord- und einen Südpol. Ein Pol alleine kann nicht vorkommen. Gleichartige Pole stoßen sich ab, ungleichnamige Pole ziehen sich an. Etwas mehr Information zum Thema aus "Tipler-Physik": Wann genau das Phänomen des Magnetismus entdeckt wurde, ist nicht bekannt. Bereits die Griechen kannten jedoch den natürlich vorkommenden Magnetstein oder Magnetit, der eine anziehende Wirkung auf Eisen ausübt. Das erste Mal erwähnt wird die Verwendung von Magneten in der Navigation bereits im 12. Jahrhundert. Die Wissenschaft vom Magnetismus wurde durch eine kurze Abhandlung von Pierre de Maricourt im Jahre 1269 begründet. Er hatte entdeckt, dass eine Nadel, die man auf einen oder in die Nähe eines kugelförmigen Magneten legt, sich entlang von Linien ausrichtet, die an sich gegenüberliegenden Punkten des Magneten zusammenlaufen. Diese Endpunkte nannte er Pole. In der Folgezeit befassten sich viele Experimentatoren mit dem Magnetismus und erkannten, dass jeder Magnet zwei Pole, einen Nordund einen Südpol, hat, an denen die magnetische Kraft am größten ist, und dass sich gleichnamige Pole abstoßen und ungleichnamige anziehen. Im Jahre 1600 stellte William Gilbert fest, dass die Erde selbst ein natürlicher Magnet ist, dessen magnetische Pole in der Nähe der geographischen Pole liegen. Da der Nordpol einer Kompassnadel nach Norden zeigt (diese Konvention gilt seit dem Mittelalter), muss es sich im Norden der Erde um einen magnetischen Südpol handeln. Die erste quantitative Untersuchung der magnetischen Kraftwirkung wurde von John Mitchell im Jahre 1750 mit einer Torsionswaage durchgeführt. Er beobachtete, dass die Kraft umgekehrt proportional zum Quadrat des Abstandes zwischen zwei Magneten ist. Dieses Ergebnis wurde wenige Jahre später (1784-1785) von Coulomb bestätigt. Mag. Peter Schnögl Seite 2 Elektrizität 2 Was die Abstandsabhängigkeit angeht, so ähneln sich magnetische und elektrische Kräfte zwar sehr, es gibt aber einen wesentlichen Unterschied zwischen elektrischer Ladung und magnetischen Polen: Im Gegensatz zu elektrischen Ladungen treten magnetische Pole nur paarweise auf. Teilt man einen Magneten in zwei Hälften, so entstehen an den Enden sofort wieder entgegengesetzte Pole. Magnetische Monopole, über deren Existenz immer wieder spekuliert wird, konnten auch in einer Vielzahl von Experimenten in jüngerer Zeit bisher nicht nachgewiesen werden. Der Zusammenhang zwischen elektrischen und magnetischen Kraftwirkungen war lange Zeit nicht bekannt, bis Hans Christian Oersted 1820 entdeckte, dass ein elektrischer Strom eine Kraftwirkung auf eine Kompassnadel hat, wodurch diese ihre Orientierung ändert. Nachfolgende Experimente, unter anderem von Andre-Marie Ampere, ergaben, dass elektrische Ströme magnetische Kräfte aufeinander ausüben. Er schlug daraufhin ein Modell zur Erklärung des Magnetismus vor, das bis heute gültig ist und dessen Kernaussage lautet: Elektrische Ströme sind die alleinige Quelle der magnetischen Kräfte. Ferner führte er den Magnetismus von Permanentmagneten auf molekulare Ringströme im Material zurück. Wir wissen heute, dass diese Annahme in der Tat stimmt und dass die molekularen Ringströme einerseits von der Bewegung der Elektronen um den Atomkern und andererseits vom Elektronenspin (einer rein quantenmechanischen Größe) herrühren. Die fundamentale magnetische Wechselwirkung besteht also in der Kraft, die eine bewegte Ladung auf eine andere bewegte Ladung ausübt. Genau wie beim elektrischen Feld gehen wir davon aus, dass diese Wechselwirkung durch ein Feld vermittelt wird, das so genannte Magnetfeld. Da eine bewegte Ladung nichts anderes als einen elektrischen Strom repräsentiert, kann man sich die magnetische Wechselwirkung als Wechselwirkung zwischen elektrischen Strömen vorstellen. Zu Beginn der dreißiger Jahre des letzten Jahrhunderts konnten Michael Faraday und Joseph Henry unabhängig voneinander zeigen, dass ein elektrisches Feld, das sich zeitlich ändert, ein magnetisches Feld hervorruft. Drei Jahrzehnte später stellte James Clerk Maxwell eine vollständige Theorie der elektrischen und magnetischen Felder, die Elektrodynamik, auf. Mag. Peter Schnögl Seite 3 Elektrizität 2 Magnetisches Feld eines Permanentmagneten Magnetische Feldlinien zeigen die Wirkung der magnetischen Kraft an. Abb.: Magnetfeldlinien innerhalb und außerhalb eines Stabmagneten. Die Feldlinien verlaufen außerhalb des Magneten vom Nordpol zum Südpol. Sie haben keinen Anfang und kein Ende; sind in sich geschlossen. Lagert man einen Magneten auf seiner Achse, so erhält man einen Magnetkompass. In einem magnetischen Feld richtet sich dieser immer längs der magnet. Feldlinien aus. Mikroskopisches Bild des Magnetismus Magnetisierbare Substanzen (ferromagnetische Stoffe wie Fe, Co, Ni) besitzen kleinste magnetische Dipole (Elementarmagnete). Ist der Stoff unmagnetisch, so sind diese Bereiche völlig ungeordnet und heben sich in ihrer Wirkung nach außen hin gegenseitig auf. Unter dem Einfluss eines äußeren Magnetfeldes (in der Nähe eines Magneten) orientieren sich diese Elementarmagnete. Es entstehen Bereiche, in denen die magnetischen Dipole parallel und gleichsinnig gerichtet sind. Man nennt diese Orientierung auch magnetische Influenz. Es entsteht auf diese Weise ein Permanentmagnet. Entmagnetisieren nennt man die Zerstörung dieser Ordnung. Dies kann durch starke mechanische Erschütterungen oder durch Erwärmung erfolgen. Durch Erhitzen auf eine bestimmte Temperatur (Curie-Temperatur, bei Fe 770°C) wird durch die Wärmebewegung der Moleküle der Magnetismus wieder zerstört. Mag. Peter Schnögl Seite 4 Elektrizität 2 Elektromagnetismus Magnetisches Feld eines stromdurchflossenen Leiters 1820 entdeckte der dänische Physiker Hans Christian Oersted den Zusammenhang zwischen Elektrizität und Magnetismus: in der Nähe eines stromdurchflossenen Leiters wird eine Kompassnadel abgelenkt. Beim Umpolen der Stromrichtung verdreht sich auch die Kompassnadel um 180°. Die magnetischen Feldlinien des stromdurchflossenen Leiters sind dabei konzentrische Kreise um den Leiter. Der Drehsinn ergibt sich aus der "Korkenzieherregel": Schraubt man einen Korkenzieher in Richtung des fließenden Stroms (technische Stromrichtung) vorwärts, so gibt sein Drehsinn die Richtung der Feldlinien an. Abb.: Drehsinn der magnetischen Feldlinien; Anordnung von Eisenfeilspänen um einen stromdurchflossenen Leiter (Kraker-Paill, Elektrizität) Ein Maß für die Stärke des magnetischen Feldes ist die magnetische Induktion (auch magnetische Flussdichte) B (sie entspricht der elektrischen Feldstärke E im elektrischen Feld). B ist eine vektorielle Größe (und ist jeweils in Richtung der Feldlinien zum magnetischen Nordpol orientiert). Die Einheit der magnetischen Induktion ist das Tesla. [B] = 1T Für einen geraden Leiter, der von einem Strom der Stärke I durchflossen wird gilt für die magnetische Induktion in einem Abstand r vom Leiter: B= µ0 .I 2π r µ0 ... magnetische Feldkonstante (Permeabilität des Vakuums) µ0 = 1,257.10-6 VsA-1m-1 Mag. Peter Schnögl Seite 5 Elektrizität 2 Magnetfeld eines Kreisstroms Das Magnetfeld eines Kreisstroms entspricht dem Feld in der Nähe einer kleinen Magnetnadel. Magnetfeld einer Spule Bei einer Spule überlagern sich die Felder der einzelnen Windungen. Das Feld gleicht dem eines Stabmagneten. Im Inneren der Spule herrscht ein homogenes Feld, im Äußeren ein inhomogenes Feld. Umfasst man mit der rechten Hand die Spule so, dass die Finger in Richtung des Stroms zeigen, dann weist der Daumen zum Nordpol. Das Magnetfeld der Erde entspricht näherungsweise dem Feld eines Stabmagneten, dessen Achse um ca. 11° gegen die Rotationsachse der Erde geneigt ist. Für die magnetische Flussdichte einer Spule der Länge l mit n Windungen gilt: B= µ0 .n.I l Mag. Peter Schnögl Seite 6 Elektrizität 2 Spule mit Eisenkern Bringt man einen Eisenkern in eine Spule, so richten sich die Weiß'schen Bezirke parallel zum Magnetfeld der Spule aus und verstärken es. Erwärmung des Eisens über den Curiepunkt zerstört diese Ordnung. In Stahl lassen sich die Weiß'schen Bezirke besonders schwer ausrichten. Wenn sie einmal durch ein starkes Magnetfeld parallel gerichtet wurden, behalten sie großteils ihre Orientierung auch dann , wenn das äußere Magnetfeld abgeschaltet wird, d.h. der Stahl ist zum Permanentmagneten geworden. Selbst bei Weicheisen bleibt eine gewisse Restmagnetisierung bestehen (Remanenz). Beim Umpolen eines Magneten muss gegen diese Remanenz Energie aufgewendet werden. Diese Ummagnetisierungsarbeit führt zu einer Erwärmung des Materials. Für die magnetische Flussdichte einer Spule, die mit einem ferromagnetischen Kern versehen ist, gilt: B= µr .µ0 .n.I l µr ... Permeabilitätszahl; µr = BMaterie BVakuum Stoff µr Gusseisen 500 Eisen (rein) 10 000 Permalloy (Ni/Mo) 70 000 Supermalloy (Ni/Fe/Mo/Mn) 300 000 Mag. Peter Schnögl Seite 7 Elektrizität 2 Kräfte im Magnetfeld Kräfte auf bewegte Ladungen Bewegt man eine Ladung q in einem Magnetfeld B so erhält man folgende experimentellen Resultate: Die Kraft ist proportional zu q. Sie ist für negative Ladungen -q und positive Ladungen q entgegengesetzt gerichtet. Die Kraft ist proportional zur Geschwindigkeit v der Ladung. Im Gegensatz zum elektrischen Feld wirkt im Magnetfeld auf ruhende Ladungen keine Kraft. Die Kraft wirkt senkrecht zum Magnetfeld und zur Geschwindigkeit der Ladung. Sie ist proportional zu sinϕ, wenn ϕ den Winkel zwischen der Geschwindigkeit v und dem Magnetfeld B bezeichnet. F ~ q, F ~ B, F ~ v, F ~ sin ϕ F = q.v.B.sin ϕ ur r ur F = q.v × B uv v uv Die Kraft F = q.v × B wird als Lorentz-Kraft bezeichnet. Man erhält die Richtung der Kraft mit der "Rechte-Hand-Regel": zeigt der Daumen der rechten Hand in Richtung von v, der Zeigefinger in Richtung von B, dann zeigt der gestreckte Mittelfinger in Richtung der LorentzKraft (für negative Ladungen nimmt man die linke Hand). Abb.: Kraft auf eine bewegte positive Ladung im Magnetfeld (Kraker-Paill, Physik 3) Ein wichtiges Merkmal der Lorentz-Kraft ist, dass sie nur senkrecht zur Bewegungsrichtung der Ladung wirkt. Daher wird zwar die Richtung, nicht jedoch der Betrag der Geschwindigkeit des geladenen Teilchens geändert. Das Magnetfeld leistet somit keine Arbeit an dem Teilchen und ändert daher auch nicht seine kinetische Energie! Bewegt sich ein geladenes Teilchen genau senkrecht zu einem homogenen Magnetfeld, so für die Kraftwirkung dazu, dass das Teilchen auf eine Kreisbahn gelenkt wird. Den Radius Mag. Peter Schnögl Seite 8 Elektrizität 2 der Kreisbahn erhält man einfach aus dem Gleichsetzen der Zentripetalkraft mit der Kraft des Magnetfeldes: mv 2 = q.v.B r mv r= qB Hat eine geladenes Teilchen auch eine Anfangsgeschwindigkeit parallel zu den magnetischen Feldlinien, so bewegt sich das Teilchen auf einer Schraubenbahn. Der Massenspektrograph Da der Bahnradius r geladener Teilchen im Magnetfeld vom Verhältnis m/q abhängt, kann man die Masse aus dem Bahnradius bestimmen, wenn die Ladung q (stets ein Vielfaches der Elementarladung) bekannt ist. Dazu lässt man die Teilchen in einem elektrischen Feld zunächst die Spannung U durchlaufen. Ist die Anfangsgeschwindigkeit der Teilchen vernachlässigbar klein, so erhält man aus dem Energiesatz die Geschwindigkeit v: mv 2 2qU = qU ⇒ v = 2 m Anschließend durchlaufen die Teilchen in einem homogenen Magnetfeld Kreisbahnen mit dem Radius r: r= mv m 2qU 2mU = . = qB qB m qB 2 Der Bahnradius steigt also mit der Wurzel der Teilchenmasse an. Fängt man die Teilchen mit einer photographischen Platte auf, so erhält man ein Massenspektrum. Auf diese Weise bestimmt man beispielsweise die Masse des Elektrons zu me = 9,1 • 10-31 kg. Aber auch die Massen aller Atome können mit dem hier beschriebenen Massenspektrographen ermittelt werden. So lässt sich auch die Zusammensetzung eines chemischen Elementes aus Isotopen verschiedener Masse zeigen. (Quelle: Sexl-Kühnelt-Pflug-Stadler, Physik 3) Mag. Peter Schnögl Seite 9 Elektrizität 2 Der Strahlungsgürtel der Erde Die Sonne emittiert ständig einen Strom geladener Teilchen zur Erde. Dieser Sonnenwind besteht vor allem aus Protonen und Elektronen. Geraten die Teilchen in den Bereich des Erdmagnetfeldes, so bewegen sie sich auf Schraubenbahnen um die Feldlinien. In der Umgebung der Pole, wo die magnetische Feldstärke zunimmt, verringert sich die Geschwindigkeitskomponente der Teilchen parallel zur Feldrichtung und kehrt sich schließlich um. Die Teilchen pendeln daher ständig zwischen den Polen hin und her. Dadurch wird eine beträchtliche Anzahl von Teilchen in einigen Bereichen des Erdmagnetfeldes gespeichert. Diese Bereiche heißen Strahlungsgürtel oder van Allen Gürtel. In den Polargegenden stoßen die gespeicherten Teilchen mit Molekülen aus der Lufthülle der Erde zusammen. Dadurch kommt es zu Leuchterscheinungen, dem Polarlicht. Abb.: Teilchen im inhomogenen Feld, Strahlungsgürtel der Erde (Tipler, Physik) Weitere Anwendungen: Teilchenbeschleuniger (Zyklotron) Magnetische Speicherringe (z.B. für Elektronen und Positronen) Kathodenstrahlröhre (Fernseher, Monitor) Mag. Peter Schnögl Seite 10 Elektrizität 2 Kraft auf einen stromdurchflossenen Leiter Bringt man eine stromdurchflossene Leiterschaukel in ein Magnetfeld, so beobachtet man, wie eine Kraft auf die Leiterschaukel wirkt. Je nach Stromrichtung wird die Schaukel senkrecht zum Magnetfeld in den Magneten hinein gezogen oder hinaus gestoßen (Abb. Kraker-Paill, Physik 3). Da auf bewegte Ladungen im Magnetfeld die LorentzKraft wirkt, muss diese Kraft auch bei einem stromdurchflossenen Leiter auftreten. Der quantitative Zusammenhang ergibt sich aus der Beziehung zwischen der Ladung q und der Stromstärke: I= q , F = q.v.B = I .t.v.B = I .l .B t l ... wirksame Leiterlänge im Magnetfeld Obige Formel gilt, wenn der Leiter senkrecht zum Magnetfeld verläuft. Allgemein gilt: F = I .l .B.sin ϕ ϕ ... Winkel zwischen Leiter und Magnetfeld bzw. in Vektorschreibweise: uv v uv F = I .l × B Anwendung: Schwingspule eines (elektrodynamischen) Lautsprechers Mag. Peter Schnögl Seite 11 Elektrizität 2 Lautsprecher (vereinfacht) Ein Blick auf das Innenleben eines Lautsprechers. Der eintreffende tonfrequente Wechselstrom fließt durch die Schwingspule. Hierbei wird ein magnetisches Feld induziert, dass dem Feld des Ringmagneten entgegenwirkt. Dadurch beginnt die Spule im Rhythmus des Wechselstromes zu schwingen. Über eine Mechanik werden diese Schwingungen auf den Konus übertragen. Der so angeregte Konus bringt schließlich Luft zum Schwingen. Diese Luftschwingungen kann man als Töne oder Geräusche hören. Microsoft ® Encarta ® Professional 2002. © 1993-2001 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten. Ein Lautsprecher in umgekehrter Richtung betrieben ergibt ein (elektrodynamisches) Mikrofon Beispiel: Ein Draht leitet 14 A und verläuft unter einem Winkel von 60° durch ein 12 cm langes homogenes Magnetfeld mit B = 0,8 T. Welche Kraft wirkt auf den Leiter? (Lösung: F = 1,16 N) Kräfte zwischen stromdurchflossenen Leitern Werden parallel verlaufende Leiter von Strömen durchflossen, so kommt es zu Wechselwirkungen auf Grund der sich überlagernden Magnetfelder. Zur Erklärung der auftretenden Kräfte betrachtet man jene Kraft, die auf ein kleines Stück ∆l2 eines stromdurchflossenen Leiters in einem Magnetfeld wirkt, das von einem Strom I1 in einem parallel verlaufenden Leiter erzeugt wird: Abb.: zwei lange gerade Leiter, die von parallelen Strömen durchflossen werden (Tipler) Mag. Peter Schnögl Seite 12 Elektrizität 2 Auf ein Stromelement I 2 ∆l2 des zweiten Leiters wirkt eine Kraft F2, die in Richtung des ersten Leiters zeigt. Umgekehrt erfährt ein Element I1∆l1 eine gleich große Kraft in Richtung des zweiten Leiters. Für F2 gilt: uv v uv F 2 = I 2 ∆ l 2 × B1 bzw. (da der Leiter normal zu B steht): F2 = I 2 ∆l2 B1 Ist R der Abstand zwischen den Drähten (wobei R klein im Verhältnis zur Länge des Drahtes ist), dann erhält man (Einsetzen der Formel für B bei einem stromdurchflossenen Leiter) für die Kraft bzw. für die Kraft pro Länge: µ0 I1 2π R F2 µ II = 0 1 2 ∆l2 2π R F2 = I 2 ∆l2 Damit ist es möglich, über die Kraft zwischen zwei parallelen stromdurchflossenen Leitern die Einheit der Stromstärke, Ampere, zu definieren: In zwei sehr langen, parallel im Abstand von 1 m verlaufenden Leitern fließt jeweils ein Strom der Stärke 1 Ampere (1 A), wenn die Kraft pro Einheitslänge (1 m) zwischen den Leitern 2.10-7 N/m beträgt. Bei gleicher Stromrichtung ziehen sich die Drähte an, bei entgegengesetzter Stromrichtung stoßen sie einander ab. Mag. Peter Schnögl Seite 13 Elektrizität 2 Magnetische Induktion Oersted entdeckte um 1820, dass ein stromdurchflossener Leiter von einem Magnetfeld umgeben ist. Um 1830 fanden Michael Faraday in England und Joseph Henry in Amerika unabhängig voneinander heraus, dass umgekehrt auch ein Magnetfeld einen Strom erzeugen kann, wenn es sich zeitlich ändert. Spannungen und Ströme, die durch Veränderung von Magnetfeldern entstehen, bezeichnet man als Induktionsspannungen und Induktionsströme, den Vorgang selbst nennt man magnetische Induktion. Magnetische Induktion bildet die Grundlage zur Gewinnung elektrischer Energie in Generatoren. Induktionsgesetz - Bewegung einer Leiterschleife im Magnetfeld - Bewegt man den Leiter im Magnetfeld, so verschieben sich die Elektronen infolge der Lorentzkraft. Es kommt zu einer Ladungsdifferenz zwischen den Leiterenden. uv Im Draht wird eine elektrische Feldstärke E erzeug. Die Ladungen werden so lange getrennt, bis die elektrische Kraft und die Lorentzkraft im Gleichgewicht stehen. Abb.: Verschiebung der Elektronen auf Grund der Lorentzkraft (Tipler, Sexl 3) Mag. Peter Schnögl Seite 14 Elektrizität 2 Betrachtet man die Kraft auf ein Elektron, so gilt daher: e.v.B = e.E E = v.B Multipliziert man die elektrische Feldstärke E mit der Länge des Drahtes s, so erhält man für die induzierte Spannung: U ind = v.B.s An Stelle des Drahtes wird jetzt eine Leiterschleife im Magnetfeld bewegt: Abb.: Liegt die Leiterschleife vollständig im homogenen Magnetfeld, so wird bei der Bewegung keine Spannung induziert (die bei der Verschiebung induzierten Spannungen heben sich auf) (Sexl 3) Abb.: Liegt die Leiterschleife nur teilweise im homogenen Magnetfeld, so wird bei der Bewegung Spannung induziert (Sexl 3) Zur allgemeinen Formulierung des Induktionsgesetzes benötigt man als physikalische Größe noch den magnetischen Fluss Φ. Man erhält den magnetischen Fluss Φ durch Multiplikation der magnetischen Flussdichte B mit der Fläche A (Φ ist ein Maß für die Anzahl der magnetischen Feldlinien, die Mag. Peter Schnögl Seite 15 Elektrizität 2 durch eine Fläche hindurchtreten). Steht B senkrecht auf A, so gilt Φ = B. A Für einen beliebigen Winkel zwischen der Richtung von B und der Fläche gilt: Φ = B. A.cos α Ändert sich die Zahl der Feldlinien, die durch eine Leiterschleife hindurchtreten, so wird eine Spannung induziert. Oder etwas exakter: Induktionsgesetz Ändert sich der eine Leiterschleife (Spule) durchsetzende magnetische Fluss, so wird in ihr eine Spannung induziert. Sie entspricht der zeitlichen Änderung des magnetischen Flusses. In einem geschlossenen Kreis fließt dann ein Induktionsstrom. Leiterschleife: U ind = − dΦ dt Spule mit N Windungen: U ind = − N dΦ dt Bei einer Verschiebung der Leiterschleife um dx (obige Abbildung) ändert sich die Fläche um dA = –s.dx. Da B als konstant angenommen wird gilt U ind = − dΦ d ( B. A) dA dx =− = − B. = − B.( − s. ) = B.s.v dt dt dt dt Der magnetische Fluss ändert sich auch bei Drehung einer Leiterschleife im Magnetfeld. Die Induktion einer Spannung in einer drehenden Leiterschleife bildet das Prinzip des Generators. U ind = − dΦ d ( B. A.cos α ) d ( B. A.cos ωt ) =− =− = B. A.ω.sin ωt dt dt dt Das Induktionsgesetz gilt sowohl für den Fall, dass der Leiter bewegt wird und der Magnet in Ruhe bleibt, als auch für den Fall, dass bei ruhendem Leiter der Magnet bewegt wird. Abb.: Wird ein Magnet in eine Spule getaucht, so bestimmt die zeitliche Änderung des magnetischen Flusses den dazugehörigen Spannungsstoß (Kraker-Paill, Physik3) Mag. Peter Schnögl Seite 16 Elektrizität 2 Die Lenzsche Regel Die Lenzsche Regel besagt, dass der Induktionsstrom stets so gerichtet ist, dass er seiner Ursache entgegenwirkt. Das negative Vorzeichen im Induktionsgesetz berücksichtigt diese Regel. Wird ein Magnet auf eine (kurzgeschlossene) Spule hinbewegt, so wird die Spule vom Magneten abgestoßen. Der Induktionsstrom ist so gerichtet, dass er seiner Entstehungsursache entgegenwirkt. Dies ist eine Folge des Energieerhaltungssatzes. Die Erzeugung von Strom und des damit verbundenen Magnetfeldes erfordert Energie. Es ist also Arbeit nötig, um Magnet und Spule relativ zueinander zu bewegen. Beim Induktionsvorgang wird mechanische Energie in elektrische (und magnetische) Energie umgewandelt. Abb.: Der Induktionsstrom ist so gerichtet, dass sein Magnetfeld zur Abstoßung der Spule führt. Mag. Peter Schnögl Seite 17 Elektrizität 2 Wirbelströme Bewegt man einen ausgedehnten Leiter (also keinen Draht, sondern z.B. ein Metallblech) zwischen den Polschuhen eines (Elektro-)Magneten, so wird der Leiter in seiner Bewegung behindert. Abb.: Das Metallpendel wird im Magnetfeld durch Wirbelströme gebremst. (Tipler) Man kann das Metallstück als eine Vielzahl geschlossener Leiterkreise auffassen, die sich im Magnetfeld bewegen. In jedem dieser Leiterkreise wird ein Strom induziert, der auf Grund der Lenz'schen Regel seiner Entstehungsursache, also der Bewegung, entgegenwirkt. Der Leiter wird im Magnetfeld gebremst. Die geschlossenen Induktionsströme nennt man Wirbelströme. Durch den geringen ohmschen Widerstand eines Leiters können sie beträchtliche Stärke erreichen. Sie führen zu einer Erwärmung des Leiters. Verwendet man ein mehrfach geschlitztes Blech, so wird der Stromfluss behindert und die Wirbelströme stark reduziert. Wirbelströme treten auch auf, wenn man den magnetischen Fluss verändert (z.B. in einem magnetischen Wechselfeld). Um Energieverluste zu vermeiden, werden bei Kernen von Transformatoren und Maschinen dünne, voneinander isolierte Bleche verwendet. Anwendung: Wirbelstrombremse in Fahrzeugen und zur Dämpfung der Anzeige bei Messgeräten. Mag. Peter Schnögl Seite 18 Elektrizität 2 Selbstinduktion Ändert sich der Strom in einer Spule, so führt dies auch zu einer Änderung des magnetischen Flusses in der Spule. Dies bewirkt, dass in der Spule selbst eine Spannung induziert wird. Diese bezeichnet man als Selbstinduktionsspannung. Nach der Lenz'schen Regel ist diese Selbstinduktionsspannung so gerichtet, dass sie ihrer Ursache, der Änderung des Stroms (und damit der angelegten Spannung) entgegen wirkt. Quantitative Betrachtung: Fließt durch eine Spule mit N Wicklungen , der Länge l und dem Spulenquerschnitt A ein Strom der Stärke I, so gilt für den magnetischen Fluss: B = µ0 NI l Φ = B. A = µ0 NI .A l Nach dem Induktionsgesetz gilt für die induzierte Spannung: U ind = − N dΦ d NI N 2 A dI dI = − N ( µ0 A) = − µ0 . = −L dt dt l l dt dt Die Konstante L bezeichnet man als Induktivität der Spule. Ihre Einheit ist ein Henry: [L] = 1 Henry = 1 H L = µ0 N2A , l bzw. für eine Spule mit Eisenkern: L = µr µ0 N2A l Die Selbstinduktion verhindert beim Einschalten des Stroms in einem Stromkreis mit einer Spule einen plötzlichen Anstieg der Stromstärke. Je höher die Induktivität der Spule ist, umso flacher ist der Anstieg des Stroms. Durch die Selbstinduktion besitzt der Strom eine gewisse "Trägheit", ähnlich zur Trägheit der Masse bei einer Beschleunigung oder Verzögerung. Erst wenn sich ein stationärer Zustand einstellt und die Stromstärke einen konstanten Wert annimmt, sinkt die Selbstinduktionsspannung auf Null. Abb.: verzögerter Anstieg der Stromstärke durch die Spule. . (Sexl) Mag. Peter Schnögl Seite 19 Elektrizität 2 Abb.: Die Lampe L2 leuchtet nach dem Einschalten erst nach der Lampe L1 auf. (Sexl) − t Beim Einschalten gilt: I = I 0 (1 − e τ ) , beim Ausschalten: I = I 0 e τ= − t τ L ... Zeitkonstante des Stromkreises (t = τ Æ 63% von I0 erreicht) R Besonders hohe Selbstinduktionsspannungen treten beim Ausschalten des Stroms auf, da hierbei die Stromänderung große Werte erreicht. Bei der Trennung von Stromkreisen, die große Induktivitäten enthalten (z.B. bei Elektromagneten und Motoren), kommt es durch die hohen Spannungen zur Funkenbildung. Durch Parallelschalten von Kondensatoren kann die Funkenbildung verhindert werden. Ausgenützt wird der Effekt hingegen bei der Zündanlage (Zündspule) eines Autos (U ≈ 15 kV). Das Öffnen erfolgt durch den von der Nockenwelle gesteuerten Unterbrecher. (Abb. Sexl) Mag. Peter Schnögl Seite 20 Elektrizität 2 Energie des magnetischen Feldes In jedem magnetischen Feld ist Energie gespeichert. Sie entspricht der Arbeit, die zum Aufbau des Feldes (beim Einschalten) aufzuwenden ist und wird beim Zusammenbrechen des Feldes wieder frei: W (t ) = U .I .t I 0 dI (t ) 1 2 W = ∫ dW (t ) = ∫ U (t ).I (t )dt = ∫ L. .I (t )dt = ∫ L.I (t )dI = LI 0 dt 2 0 Vgl.: elektrische Feldenergie eines Kondensators: W = 1 CU 2 2 Generator und Motor Generatoren dienen zur Erzeugung elektrischer Spannungen und Ströme. Ihre physikalische Grundlage ist das Induktionsgesetz. Die Funktion der Elektromotoren beruht auf der Lorentzkraft. Bestandteile eines Generators: Rotor (Läufer, Anker): rotierender Teil des Generators Stator: ruhender Teil des Generators Schleifringe zur Abnahme der induzierten Spannung Als Rotor kann sowohl die Spule als auch der Magnet verwendet werden. Bei Generatoren mit größerer Leistung bildet der Magnet (Elektromagnet – dynamo-elektrisches Prinzip) den Rotor und die Spulen den Stator. Zur Drehung des Rotors muss gegen die Lorentzkraft Arbeit verrichtet werden. Die dazu benötigte Energie wird bei Kraftwerken von Wasser- oder Dampfturbinen geliefert. Mag. Peter Schnögl Seite 21 Elektrizität 2 Erzeugung einer sinusförmigen Wechselspannung Bei der Drehung einer Leiterschleife im Magnetfeld wird im Leiter eine Wechselspannung induziert: Abb.: Induktion einer Wechselspannung durch Änderung des magnetischen Flusses (Kraker-Paill) U ind = − N dΦ d ( B. A.cos α ) d ( B. A.cos ωt ) = −N = −N = N .B. A.ω.sin ωt dt dt dt U (t ) = U 0 sin ωt ω = 2π f ... Kreisfrequenz U 0 ... Scheitelspannung U (t ) ... Momentanwert der Spannung ϕ (t ) = ωt ... Phase(nwinkel), Drehwinkel d. Leiterschleife Eine andere Möglichkeit der Darstellung erhält man durch ein Zeigerdiagramm. Dabei rotiert ein Zeiger (Pfeil) der Länge U0 mit der gleichen Winkelgeschwindigkeit wie die Leiterschleife. Die Projektion des Zeigers auf die Vertikale entspricht dem Momentanwert der Spannung. Mag. Peter Schnögl Seite 22 Elektrizität 2 Verbindet man die Enden der Spule mit einem äußeren Stromkreis, so fließt ein Strom, dessen Stärke sich ebenfalls sinusförmig mit der Zeit ändert und dessen Richtung (Vorzeichen) in jeder Periode zweimal wechselt. I (t ) = I 0 sin ωt Dynamo-elektrisches Prinzip Wird das Magnetfeld im Generator oder Motor durch einen Permanentmagneten erzeugt, so ist dieses zu schwach für hohe Leistungen. Werner von Siemens erfand um 1867 das dynamo-elektrische Prinzip, bei dem das Magnetfeld durch einen Elektromagneten erzeugt wird, für den der Generator selbst den nötigen Strom liefert. Der Hauptschlussmotor (Rotor- und Statorwickung in Serie geschaltet) kann sowohl mit Gleichstrom als auch mit Wechselstrom betrieben werden, da sich die Stromrichtung im Rotor und die Richtung des Magnetfeldes gleichzeitig ändern (zum Ändern der Drehrichtung muss man die Anschlüsse am Kollektor vertauschen). Mag. Peter Schnögl Seite 23 Elektrizität 2 Ohmscher Widerstand im Wechselstromkreis Befindet sich nur ein ohmscher Widerstand im Wechselstomkreis, so haben U und I die gleiche Phase. U (t ) = U 0 sin ωt U (t ) U 0 = sin ωt = I 0 sin ωt R R 2 P(t ) = U (t ). I (t ) = U 0 . I 0 . sin 2 ωt = RI 0 sin 2 ωt I (t ) = Die im Widerstand in Ohmsche Wärme umgewandelte Leistung schwankt periodisch, wobei es bei praktischen Anwendungen nur auf den zeitlichen Mittelwert der Leitung ankommt: 2 RI U I U I 1 T 2 2 1 T 2 1 T P (t ) = ∫ RI 0 sin 2 ωdt = RI 0 ⋅ ∫ sin 2 ωtdt = RI 0 ⋅ ⋅ = 0 = 0 0 = 0 ⋅ 0 0 0 T T T 2 2 2 2 2 U eff = U0 ... effektive Spannung 2 I eff = I0 ... effektive Stromstärke 2 Unter der effektiven Stromstärke und der effektiven Spannung eines Wechselstroms versteht man diejenige Spannung und Stromstärke, die ein Gleichstrom mit derselben Leistung aufweisen würde. Die Angaben von Stromstärke und Spannung beim Wechselstrom beziehen sich immer auf diese Effektivwerte und nicht auf die Spitzenwerte: Mag. Peter Schnögl Ueff = 230 V (oder 400 V) Seite 24 Elektrizität 2 Spule im Wechselstromkreis (ideale Spule, ohmscher Widerstand der Spule wird vernachlässigt) Die Induktivität der Spule wirkt wie ein (zusätzlicher) Widerstand. es gilt: U (t ) = U 0 sin ωt I (t ) = I 0 sin(ωt − π 2 )= U0 π sin(ωt − ) 2 ωL Die Spannung eilt der Stromstärke um eine Viertelperiode ( π 2 ) voraus. X L = ωL ... induktiver Widerstand der Spule Kondensator im Wechselstromkreis U (t ) = U 0 sin ωt I (t ) = I 0 sin(ωt + π 2 ) = ωC ⋅ I 0 sin(ωt + XC = π 2 ) 1 ... kapazitiver Widerstand des Kondensators ωC Mag. Peter Schnögl Seite 25 Elektrizität 2 Im Gleichstromkreis besitzt der Kondensator einen unendlich hohen Widerstand. Im Wechselstromkreis sinkt der Widerstand am Kondensator bei zunehmender Frequenz. Der Strom eilt der Spannung um π/2 voraus. Experiment: Stromkreis mit Frequenzgenerator als Wechselspannungsquelle – Messen der Stromstärke in Abhängigkeit der Frequenz a) mit Spule, b) mit Kondensator im Wechselstromkreis Am induktiven Widerstand der Spule und kapazitiven Widerstand des Kondensators wird keine elektrische Energie verbraucht. Beim Aufbau des magnetischen bzw. elektrischen Feldes wird Energie gespeichert, die beim Abbau des Magnetfeldes bzw. Entladen des Kondensators wieder an den Stromkreis abgegeben wird. XL und XC bezeichnet man daher als Blindwiderstände. Sie verwandeln elektrische Energie nicht in Wärme (im Gegensatz zu ohmschen Widerständen; R ... Wirkwiderstand). Mag. Peter Schnögl Seite 26 Elektrizität 2 Stromkreis mit R, C und L Legt man eine Wechselspannung an einen Stromkreis mit einem ohmschen Widerstand, einer Spule und einem Kondensator, so gilt U (t ) = U 0 sin ωt I (t ) = U0 sin(ωt − ϕ ) Z Z ... Wechselstromwiderstand, Impedanz, Scheinwiderstand ϕ ... Phasenverschiebung des Stroms gegenüber der angelegten Spannung Serienschaltung von Widerstand, Spule und Kondensator Die Phasenverschiebung zwischen Strom und Spannung sowie die Impedanz erhält man aus dem Zeigerdiagramm. An der Spule und am Kondensator können Spannungen auftreten, die wesentlich höher sind als die angelegte Spannung (Spannungsresonanz). Mag. Peter Schnögl Seite 27 Elektrizität 2 Für die Impedanz gilt: Z = R 2 + ( X L − X C ) 2 = R 2 + (ωL − 1 2 ) ωC tan ϕ = 1 ωC R ωL − Bei der Resonanzfrequenz heben sich die Blindwiderstände in ihrer Wirkung auf; die Schaltung verhält sich dann wie ein Ohmscher Widerstand: XL = XC ⇔ Z = R ω0 L = 1 ⇔ ω0 = ω 0C 1 1 ⇔ f0 = LC 2π LC ... Thomson' sche Gleichung Parallelschaltung von Widerstand, Spule und Kondensator An allen Bauelementen liegt die selbe Spannung. Die Impedanz wird aus dem StromZeigerdiagramm abgeleitet. 1 = Z 1 1 1 2 +( − ) 2 R XC XL tan ϕ = R(ωC − 1 ) ωL Bei Resonanz (Stromresonanz) können die Stromstärken im Spulen- und Kondensatorzweig hohe Werte erreichen. Mag. Peter Schnögl Seite 28 Elektrizität 2 Leistung des Wechselstroms Die Leistung des Wechselstroms mit rein Ohmscher Last wurde schon behandelt. Für die effektive Leistung (Wirkleistung, zeitlicher Mittelwert der Momentanleistung während einer Periode) erhielten wir: T Peff = 1 U .I P(t )dt = 0 0 = U eff .I eff ∫ T0 2 Befinden sich im Wechselstromkreis Spule und Kondensator, so erzeugen die Blindwiderstände eine Phasenverschiebung zwischen Strom und Spannung. Abb. Sexl-Kühnelt u.a. ; Physik 3 Die Komponente von I in Richtung U bezeichnet man als Wirkstrom (jene normal zu U als Blindstrom). Nur die Wirkkomponente ist verantwortlich für die Wirkleistung – jene Leistung, die im Verbraucher in andere Energieformen umgesetzt wird. Nur der Wirkstrom ist nutzbringend. In den Leitungen zum Verbraucher fließt jedoch der höhere Strom I. Dadurch entstehen beim Energietransport höhere Verluste, als es der Nutzleistung entspricht. In der Praxis ist man daher bestrebt, die Phasenverschiebung möglichst klein zu halten (z.B. Kondensator als "Phasenschieber"). Mag. Peter Schnögl Seite 29 Elektrizität 2 U (t ) = U 0 sin ωt I (t ) = I 0 sin(ωt − ϕ ) P(t ) = U 0 I 0 sin ωt.sin(ωt − ϕ ) Peff = 1 T U I T U 0 I 0 sin ωt.sin(ωt − ϕ )dt = ... = 0 0 . cosϕ = U eff I eff cosϕ ∫ 0 T T 2 man unterscheidet: Peff = U eff .I eff .cosϕ Wirkleistung: Scheinleistung: PS = U eff .I eff cosϕ = Peff PS ... Leistungsfaktor Beispiel: Ein Motor mit einem Wirkungsgrad von 86% und einem Leistungfaktor cosϕ = 0,76 erbringt bei einer Nennspannung von 220 V eine mechanische Nutzleistung von 16 kW. Welchen Strom nimmt er dabei auf? (Wirkungsgrad = abgegebene mechan. Energie / aufgenommene elektr. Energie) Lösung: I = 111,3 A Beispiel: Wie groß ist der Leistungsfaktor eines Verbrauchers, der bei 220 V einen Strom von 1,13 A aufnimmt, wenn der Energiezähler in 24 Stunden von 1236,1 kWh auf 1240,8 kWh weiter läuft (Energiezähler von Stromversorgungsunternehmen sind so konstruiert, dass sie genau die Wirkarbeit registrieren)? Lösung: cosϕ = 0,788 (ϕ = 38°) Mag. Peter Schnögl Seite 30 Elektrizität 2 Transformator Ein Transformator besteht aus einem geschlossenen Eisenkern mit zwei getrennten Wicklungen (Spulen), die man Primär- und Sekundärspule nennt. Der Eisenkern besteht aus miteinander verklebten, isolierten Blechlamellen, um Energieverluste durch Wirbelströme zu minimieren. Prinzipielle Wirkungsweise eines Transformators: Fließt ein Wechselstrom durch die Primärspule, so ruft dieser Strom einen zeitlich variablen magnetischen Fluss hervor, der fast völlig im Eisenkern verläuft. Dadurch ändert sich auch der magnetische Fluss in der Sekundärspule, was zur Induktion einer Spannung in der Sekundärspule führt. Unbelasteter Transformator Als unbelasteten Transformator bezeichnet man einen Trafo mit offener Sekundärseite, d.h. ohne Verbraucher. Die Sekundärspule beeinflusst die Primärspule nicht (I2 = 0), in der Primärspule fließt ein Leerlaufstrom I0 (Magnetisierungsstrom). Dieser ist fast reiner induktiver Blindstrom, der vom Zähler nicht erfasst wird. Geringe Energieverluste gibt es lediglich durch Wirbelstromverluste, durch Hysterese im Eisenkern und durch den ohmschen Widerstand (Wärme) der Spulenwicklungen (der Wirkungsgrad von Transformatoren liegt zwischen ca. 90% und 99,5%). Experiment: Stromstärke durch die Primärspule eines unbelasteten Trafos messen. R mit Ohmmeter messen. Aus Z = U / I erhält man den induktiven Blindwiderstand XL. Z ≈ XL I0 erzeugt im Eisenkern einen zeitlich veränderlichen magnetischen Fluss Φ. Dieser ruft in der Primärspule eine Selbstinduktionsspannung (Gegenspannung) UL hervor. Mag. Peter Schnögl Seite 31 Elektrizität 2 Diese ist betragsgleich zur angelegten Spannung U1 : U L = −U1 = − N1 dΦ dt Der gleiche magnetische Fluss induziert aber auch in der Sekundärspule eine Spannung U2: U2 = − N2 dΦ dt Da die Beträge der Flussänderungen in beiden Spulen gleich sein müssen, ergibt sich: d Φ U1 U 2 = = dt N1 N 2 bzw.: U 1 N1 = =Ü U2 N2 Ü ... Übersetzungsverhältnis des Transformators d.h. die Spannungen an den Transformatorspulen verhalten sich wie die Windungszahlen. Belasteter Transformator Die vom Verbraucher aufgenommene Leistung muss vom Strom an der Primärspule aufgebracht werden. Man kann sich dies so vorstellen, dass der Strom in der Sekundärspule einen magnetischen Fluss erzeugt, der den ursprünglich vorhandenen Fluss schwächt. Die Primärspule muss zur Wiederherstellung des ursprünglichen Flusses daher jetzt zusätzlich zum Leerlaufstrom I0 einen Primärstrom I1 aufnehmen. Nach dem Energieerhaltungssatz muss die primärseitig aufgenommene Leistung gleich der sekundärseitig abgegebenen Leistung sein: P1 = P2 U1.I1 = U 2 .I 2 U 1 I 2 N1 = = U 2 I1 N 2 d.h. die Spannungen an den Transformatorspulen verhalten sich wie die Windungszahlen, die Stromstärken verhalten sich umgekehrt wie die Windungszahlen (und die Spannungen). Mag. Peter Schnögl Seite 32 Elektrizität 2 Anwendungen von Transformatoren Die Transformierbarkeit des Wechselstroms ist ein Grund, warum das öffentliche Stromnetz mit Wechselstrom gespeist wird. Transformatoren werden eingesetzt, um hohe Spannungen zu erzeugen (Energietransport über Hochspannungsnetz, Beschleunigungsspannung in Kathodenstrahlröhren oder Röntgengeräten, ...) oder um hohe Stromstärken bei niedrigen Spannungen zu erzeugen (Schweißtrafo, Schmelzöfen, ...). "Netzgeräte" für Kleinverbraucher (schwachstromtechnische Geräte; U2 von ca. 3 V bis 24 V) Experiment: U1 = 220 V, N1 = 500, N2 = 5 Î U2 = 2,2 V, I2 = 100 I1 (ca. 100 A !) Überlegung: Warum nimmt man für eine Transformation von 220 V auf 22 V nicht 10 Wicklungen und 1 Wicklung, sondern z.B. 1000 und 100, obwohl das Verhältnis in beiden Fällen das gleiche wäre? a) Der Leerlaufstrom an der Primärspule wird bei zu kleinem L bzw. XL viel zu groß. z.B. L = 1 H, I 0 = bei L = U ≈ 0,7 A ωL µN 2 A bedeutet 1/10 der Wicklungen 1/100 von L und den 100-fachen l Leerlaufstrom b) der magnetische Fluss ist bei zu wenig Wicklungen zu gering! (hängt in der Praxis von der Güte des Trafoblechs u.a. Faktoren ab) Näherungsformel: N ≥ Mag. Peter Schnögl U (B ca. 1,5 T ist realistischer Wert) 4,44. f .B. AKern Seite 33 Elektrizität 2 Unser Stromnetz Unser Stromnetz, das tagtäglich und selbstverständlich die im Haushalt benötigte Energie liefert, ist Thema dieses letzten Kapitels. Einerseits wird der Weg der elektrischen Energie von der Erzeugung bis zum Verbraucher verfolgt, andererseits werden die diversen Sicherheitsmaßnahmen im Haushalt behandelt. Die Basis dieses Kapitels stellt ein LehrerThemenheft der KELAG dar, in dem dieses Thema sehr ausführlich und umfassend behandelt wird. Mag. Peter Schnögl Seite 34 Elektrizität 2 Mag. Peter Schnögl Seite 35 Elektrizität 2 Mag. Peter Schnögl Seite 36 Elektrizität 2 Mag. Peter Schnögl Seite 37 Elektrizität 2 Mag. Peter Schnögl Seite 38 Elektrizität 2 Mag. Peter Schnögl Seite 39 Elektrizität 2 Mag. Peter Schnögl Seite 40 Elektrizität 2 Mag. Peter Schnögl Seite 41 Elektrizität 2 Mag. Peter Schnögl Seite 42 Elektrizität 2 Mag. Peter Schnögl Seite 43 Elektrizität 2 Mag. Peter Schnögl Seite 44 Elektrizität 2 Mag. Peter Schnögl Seite 45