Faktenblatt zu Methamphetamin—Crystal „Crystal“ — Methamphetamin ist eine synthetisch (künstlich) hergestellte Stimulanz aus der Gruppe der Amphetamine. Es stimuliert das zentrale Nervensystems und führt zu Hypertonie (Bluthochdruck) und Tachykardie (Herzrasen) zusammen mit Gefühlen erhöhter Zuversicht, Geselligkeit und Energie. Lebenswichtige Bedürfnisse, wie Hunger, Durst und Müdigkeit werden unterdrückt. Methamphetamin wurde das erste Mal 1883 in flüssiger Form synthetisiert und erstmalig 1919 in kristalliner Form im Rahmen der Erforschung von Ephedrin hergestellt und zum Patent angemeldet. 1938 wurde Methamphetamin unter dem Handelsnamen Pervertin auf den Markt gebracht. Die Wirkungsweise des sogenannten Weckamins wurde u.a. im zweiten Weltkrieg in der Armee zur Leistungs– und Kampfbereitschaft eingesetzt. Auch nach dem zweiten Weltkrieg fand Methamphetamin als Arzneimittel in begrenzter Indikation Verwendung. In der DDR war Pervertin bis 1990 in der Roten Liste (Arzneimittelliste) aufgeführt. Seit 1988 ist Methamphetamin in der Bundesrepublik Deutschland dem Betäubungsmittelgesetz (BtMG) in Anlage III unterstellt. Ohne ärztliche Verordnung ist der Besitz, der Handel, die Herstellung, der Kauf und der Verkauf strafbar! Crystal-Meth hat seinen Namen von der kristallinen Form, die an Eis– bzw. Glassplitter erinnert. Die Färbung ist meist weißlich-gelb, kann aber auch weitere Einfärbung haben. Crystal-Meth wird auch in zerkleinerter, feiner Pulverform, in Tabletten oder in Kapseln vertrieben. Der Reinheitsgehalt und die Beimischungen schwanken erheblich. Dieser Umstand erschwert eine differenzierte Dosisbestimmung. Konsumformen: Wirkungseintritt Oral (geschluckt): Nasal (sneefen): Inhalativ (rauchen): Injiziert (spritzen): nach 30—45 Minuten nach 5—10 Minuten sofort sofort Wirkungsweise Crystal-Meth regt die Freisetzung von körpereigenen Botenstoffen an (Adrenalin, Noradrenalin, Dopamin) und wirkt Neurotoxisch (schädigt Nervenzellen). Die Wirkung hängt von der Konzentration des Wirkstoffgehalts, der Dosis und der entwickelten Gewöhnung (Toleranz) des Konsumenten ab. Die Wirkdauer liegt entsprechend zwischen 4 bis 12 Stunden (zum Teil bis 36 Stunden). Eine wirksame Dosis Faktenblatt zu Methamphetamin—Crystal (Konsumeinheit) liegt zwischen 5 – 25 mg. Diese schwankt jedoch aufgrund des Reinheitsgehaltes (illegaler Markt). Akute psychische Wirkung Euphorie und hohe Risikobereitschaft Gesteigertes Selbstwertgefühl Erhöhte Gesprächsbereitschaft Erhöhte Leistungsbereitschaft Erhöhte Konzentrationsfähigkeit Unterdrücktes Hunger– und Durstgefühl Unterdrücktes Schlafbedürfnis Unterdrücktes Schmerzempfinden Kritikminderung Antriebsteigerung Agressivitätssteigerung Halluzinationen Gestörte zeitliche Orientierung Paranoide Erlebniswelt Gesteigerter Sexualtrieb Akute physische Wirkung Anstieg der Körpertemperatur Beschleunigung der Atmung Beschleunigung vom Puls (Herzrasen) Schwindel Hautjucken Psychomotorische Unruhe (Spasmen) Starker Bewegungsdrang Zittern und Muskelkrämpfe Mundtrockenheit geweitete Pupillen Schweißausbrüche psychische Wirkung nach dem Rausch Starker Antriebsverlust, Erschöpfung Störung der Stimmungslagen (Affektivität) Angstzustände Versagensgefühle Konzentrationsstörungen Depressive Phase Gestörter Schlaf-Wach-Rhythmus physische Wirkung nach dem Rausch Starke Müdigkeit und Abgeschlagenheit Hunger– und Durstgefühl Muskel– und Gelenkschmerzen langfristige physische Wirkung Chronische Schlafstörung Gewichtsverlust bis hin zur Essstörung Nieren– und Leberschäden Chronische Hautentzündungen Schädigung der Nasenscheidewand, Rachenschleimhäute, Speiseröhre und des Magens Herzrhythmus– und Kreislaufstörung Haarausfall Schädigung der Zähne bis Zahnausfall Schwächung des Immunsystems Hirnschädigung, Konzentrations– und Merkfähigkeit Potenzstörung und verringertes sexuelles Verlangen (Libido) Störung des Monatszyklus bei Frauen langfristige psychische Wirkung Vermindertes Kurzzeitgedächtnis Starke Persönlichkeitsveränderung, seelische Abstumpfung, Gefühlskälte Anhaltende Depression Zwangsgedanken und –handlungen Verfolgungswahn (Paranoia), Psychose Ausbrechen einer Schizophrenie hoher Suchtdruck und Abhängigkeit Aggressives Verhalten Erhöhtes Suizidrisiko Faktenblatt zu Methamphetamin—Crystal Aktuelle Daten zu Methamphetamin-/ Crystalkonsum in Thüringen Im Folgenden werden einige Daten im Zusammengang mit den aktuellen Entwicklungen des MetamphetaminCrystalkonsum in Thüringen dargestellt. Die Entwicklung der Klientenanzahl in der Thüringer Suchthilfestatistik, der ambulanten und stationären Angebote, zeigt eine Fallzahlsteigerungen von + 53 % und + 50 % innerhalb von zwei Jahren (2010 vs. 2012). In der Hauptdiagnose im Substanzspektrum der Stimulanzien zeigt sich eine überdeutliche Steigerung in diesem Störungsbild. Dies spiegelt sich auch in der Betrachtung der parallelen Steigerung der Fallzahlen aus der Statistik der Diagnosedaten der Krankenhäuser wider. Die Behandlungszahlen in Thüringer Krankenhäusern zeigt in den vergangenen Jahren einen kontinuierlichen Anstieg der Fallzahlen, bei der stationären Behandlung im Bereich der Psychischenund Verhaltensstörungen durch: Stimulanzien 391 Fällen in 2012 (+ 57 %) gegenüber 249 Fälle im Jahr 2011. Im Bereich der Behandlungen bei Multiplem Substanzgebrauch erfolgte eine ähnliche Entwicklung mit 1.378 Fällen in 2012 (+ 32 %) gegenüber 1.043 Fällen in 2011. Im Suchthilfesystem haben sich die Fallzahlen der Klienten mit einer Hauptdiagnose einer Abhängigkeitsstörung aus dem Stimulanzienspektrum alle 2 Jahre verdoppelt, behandelt wurden 2012 insgesamt 806 Klienten (407 in 2010 und 180 in 2007). In einer differenzierteren Abfrage der Suchtberatungsstellen zur Entwicklung der Klientenzahlen von 2012 auf 2013 wird dieser Trend weiter bestätigt. Die Klientengruppe im Bereich illegaler Drogen erhöhte sich um weitere 7 %. Der Anteil der Amphetaminkonsumenten stieg im selben Zeitraum um 17 % und der Anteil der Crystalkonsumenten stieg um 30 %. Im Jahresvergleich zeigt sich in der Erhöhung der Anzahl der Crystalkonsumenten in zehn Suchtberatungsstellen, eine Konstanz im Geschlechterverhältnis innerhalb dieser Klientengruppe. Deutlich gestiegen ist auch die Anzahl der Faktenblatt zu Methamphetamin—Crystal Crystalkonsumenten in Suchtberatungsstellen, die mit Kindern unter 18 Jahren zusammenleben (+ 30 %). 200 Entwicklung der Anzahl der mit Kind(ern) unter 18 Jahre von Crystalkonsumenten aus Suchtberatungsstellen N=10 150 100 183 140 50 0 2012 2013 Bei den polizeilich erstauffälligen Konsumenten harter Drogen (EKhD) macht der Substanzbereich (Meth-)Amphetamin 92 % aller EKhD in Thüringen aus. 2012 wurden 1.148 Personen auf Grund (Meth-) Amphetamin registriert (Gesamt 1.247). In der Thüringer Kriminalitätsstatistik der Polizei zeigte sich in 2013 ein Rückgang der Sicherstellungsmenge im Bereich Methamphetamin auf 4.051 Gramm in 2013 (- 26,2 %) gegenüber 5.492 Gramm in 2012, aber eine 55 % höhere Sicherstellungsmenge als 2011 (2.246 Gramm). Im Epidemiologischen Suchtsurvey 2012 wird für Thüringen ein Amphetaminkonsum der 18—64 jährigen erhoben: 2,6 % der Thüringer haben in ihrem Leben schon einmal Amphetamine konsumiert (ca. 36.400 Personen). 0,3 % hatten einen Konsum in den ver- gangenen 12 Monaten (ca. 4.200 Pers.) und 0,2 % gaben einen Konsum in den letzten 30 Tagen an (ca. 2.800 Pers.). In der Schülerstudie gaben 6,7 % der Thüringer Schülerinnen und Schüler der 9./ 10. Klasse schon einmal an, Amphetamine konsumiert zu haben (ESPAD-Studie 2011). Dies ist ein deutlicher Anstieg gegenüber der Erhebung aus 2003 mit 5,4 % und liegt über dem Durchschnitt der anderen beteiligten Länder. Literatur: Crystal Meth—Bestandsaufnahme DREI, Kontaktstelle Jugendsucht– und Drogenberatung der Stadtmission Chemnitz e.V. (Hrsg.), Chemnitz 2013 Drogenprofile: Methamphetamin, Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht, http://www. emcdda.europa.eu/publications/drug-profiles/methamphetamine/de Europäische Schülerstudie zu Alkohol und anderen Drogen 2011 (ESPAD) , Institut für Therapieforschung, München 2012 Methamphetamin - eine Herausforderung für die Medizin; P.Jeschke, Impulsreferat Ostdeutsche Arbeitsgemeinschaft Suchtmedizin, QZ der KV Sachsen-Anhalt, Halle 03.04.2013 http://media.wix. com/ugd/1711aa_8e5ec7cca5434aa5bc7 a955772 b6707b.pdf Rauschgiftlage 2012 Tabellenband, Bundeskriminalamt, Wiesbaden 2013 Thüringer Suchhilfestatistik—Tabellenband ambulante Suchthilfe 2006-2013, Institut für Therapieforschung, München Krankenhausdiagnosestatistik, www.gbe-bund.de Impressum: Thüringer Landesstelle für Suchtfragen e.V. Arnstädter Straße 50, 99096 Erfurt Tel.: 0361-7464585, Fax: 0361-7464587 [email protected], www.tls-suchtfragen-de