Erfahrungsbericht Erasmusstudium Humanmedizin Sommersemester 2013 Université Jospeh Fourier Grenoble Vorbereitung In Würzburg habe ich mich vorerst direkt an Frau Moll, die Erasmuskoordinatorin des Dekanats, gewendet. Sie gab mir alle nötigen Informationen zu dem Austauschprogramm mit Grenoble. Danach galt es vor allem die vielen Dokumente und Fristen zu sortieren und ordentlich abzuarbeiten. Hier direkt ein praktischer Tipp: die Uni Grenoble verlangt einen intrakutan Tuberkulintest. Dieser wird von der Uniklinik Würzburg einmal monatlich kostenlos für Medizinstudenten angeboten. Anmeldung und Infos in der Pulmologie im ZIM. Den Hepatitistiter habe ich beim Hausarzt bestimmen lassen. Außerdem müssen alle Impfungen aktuell sein- dies wird vom Betriebsarzt in Grenoble überprüft. Bevor nicht alles passt kann man in Grenoble nicht auf Station anfangen. Alle Anforderungen bezüglich Gesundheitszeugnisses habe ich per Post und per Mail von der Uni Grenoble zugeschickt bekommen. Ich war im neunten Fachsemester in Grenoble. Für die konkretere Planung meines Studiums in Grenoble habe ich mir die Kursplanung des neunten und zehnten Semesters in Würzburg angeschaut und dann geschaut, was in Grenoble machbar ist. Theoretisch können alle klinischen Praktika in Grenoble gemacht werden. Ausnahme ist nur Gynäkologie, dies ist ein Fachbereich in Grenoble, der gar keine ERASMUS Studenten akzeptiert. Prüfungen sind in allen Fächern möglich. Allerdings sollte man sich hier nicht überschätzen. Die Klausuren sind natürlich auf Französisch, in der Regel offene Fragen und es gibt für ERASMUS Studenten normalerweise keine zusätzliche Zeit. Mit ein oder zwei Klausuren ist ein durchschnittlicher Studierender schon gut beschäftigt ;-). Blockpraktika (Innere Medizin, Pädiatrie und Chirurgie) eignen sich sehr gut für das Studium in Grenoble. Am hilfreichsten war es für mich jedoch mit ehemaligen ERASMUS Studierenden zu sprechen. Von ihnen erhielt ich viele sehr wertvolle Tipps für die Planung meines Aufenthalts. Ein wertvoller Tipp den ich gerne weitergeben möchte: sich keinen unnötigen Stress machen- alles wird gut. Unterkunft Die Uni Grenoble bietet den ERASMUS Studierenden Wohnheimplätze an. Die Einschreibung dafür wird vom ERASMUS-Büro in Grenoble im Vorfeld per Mail versendet. Die Wohnheime in Grenoble sind vom Standard sehr unterschiedlich- es gibt die Möglichkeit in kleinen WGs mit Küche/Bad zusammen zu wohnen, es gibt Einzelzimmer mit Bad und es gibt Einzelzimmer mit Bad auf dem Gang. Auch der Zustand der Wohnheime variiert stark. Wem das wichtig ist, der sollte sich auf jeden Fall vorher informieren. Der große Vorteil am Wohnheim ist, dass viele ERASMUS Studenten in den Wohnheime sind und man so unglaublich schnell Anschluss findet. Außerdem ist man von Anfang an kostengünstig untergebracht und hat bei der Anreise keine Sorge, wo man bleiben wird. Mir war es allerdings wichtig, mit Franzosen zusammenzuwohnen und ich habe mich entschieden vor Ort eine WG zu suchen. Dies hat auch sehr gut funktioniert, nach 4 Tagen hatte ich eine Wohnung gefunden. Allerdings bin ich im Februar angekommen, möglichweise ist der Wohnungsmarkt im September schlechter. Nützliche Internetseiten: www.leboncoin.fr und www.appartager.fr. Ich war immer froh in meiner WG zu wohnen- einen Großteil meiner Sprachkenntnisse und zwei Freunde habe ich so gewonnen… Die Wohnungen hier sind teurer als in Deutschland: (im Schnitt 350€, je nach Lage und Größe des Zimmers). Allerdings haben auch ausländische Studierende Anspruch auf einen Wohngeldzuschuss von der caf (www.caf.fr). Bei mir waren das 90€/Monat. Darum am besten zeitig, sobald man ein Zimmer und ein französisches Konto hat, kümmern. Den Zuschuss bekommt man auch, wenn man im Wohnheim wohnt. Studium an der Gasthochschule Ich habe in Grenoble 4 verschiedene Stages gemacht, davon zwei als Blockpraktikum. Die Stages gehen für ERASMUS Studenten immer mindestens 4 Wochen. In der Regel ist man morgens im Krankenhaus und arbeitet mit den französischen Studenten mit. Die meisten französischen Studenten sind dabei sehr hilfsbereit. Zu jedem Stage gehört meist noch eine „Observation Pédagogique“, eine Fallausarbeitung, die zur Validierung des Stages dazugehört. Ich beschreibe meine Stages nur kurz- empfehlen würde ich sie alle. Rhumatologie Hôpital Sud: Die Rheumatologie ist in einem anderen Krankenhaus und damit etwas weiter weg von der Uniklinik und vom Campus. Die Station ist wirklich Klasse, die Ärzte kümmern sich um die Studenten, gute Stundentenkurse. Angegliedert gibt es eine Tagesklinik und eine ambulante Reha, was auch interessant ist. Neurologie Troubles de Movement: eine kleine Station, die spezialisiert auf Parkinson ist. Inhaltlich nicht so Abwechslungsreich, aber eine gute Stimmung im Team. Da das Team klein ist, fiel es mir leicht, mich zu integrieren. Und da die Krankheitsbilder sehr überschaubar sind konnte ich schnell eigenständig arbeiten. Medecine Interne 3éme A: große internistische Station mit breitem Patientenspektrum, interessante Fälle und viel zu lernen. Die Station ist allerdings viel größer, es gibt viele Studenten und viele Assistenzärzte. Ich habe etwas länger Zeit gebraucht um mich „einzuleben“ und wäre gerne länger als 4 Wochen geblieben. Pédiatrie Polyvalente: Super Stage! Große Station, die aber unterteilt ist, so dass es dann auch wieder übersichtlicher wird. Nette Ärzte, nette Patienten. Nicht so viele Studenten. Da dies mein letzter Stage war, war ich mit der Sprache viel sicherer und konnte vieles eigenständig machen. Als allgemeiner Tipp: die Kurse, die auf allen Stationen meist einmal pro Wochen für die Studenten dort angeboten werden auf jeden Fall wahrnehmen. Auch die Fallbesprechungen „ARC“ lohnen sich. Immer gleich die französischen Studenten danach fragen. Am Anfang ist es sehr ermüdend, eine Stunde Unterricht auf Französisch mitzumachen- bloß nicht entmutigen lassen, das wird schnell besser . Alltag und Freizeit Der Großteil der ERASMUS Studenten geht für den Winter nach Grenoble. Die nahen Skigebieten sind mit den öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar und vom Unisport gibt es eine super-günstige Skikarte mit Kursen inklusive und erheblichen Vergünstigungen für nahegelegende Skigebiete. Aber auch im Sommer hat Grenoble wirklich viel zu bieten. In der Stadt gibt es zahlreiche Kulturveranstaltungen die oft ganz oder teilweise kostenlos sind (Musikfestivals, Kinofestivals, Freiluftkino, Museumstage, Zirkusfestival…). Es gibt viele Bars und auch kleinere, alternative Kinos. Die Berge und die Bergseen laden zu sämtlichen Ausflügen und Sport ein. Für Wochenendereisen gibt es auch genug Ziele in der Umgebung (Marseille, Lyon, la Drôme, Annecy, die Schweiz…). Ich habe in einem Chor von der Uni gesungen, was mir sehr viel Spass gemacht hat und vorüber ich viele nette Leute kennengelernt habe. Ansonsten habe ich viel Zeit draußen verbracht, die Stadt und der Parc Paul Mistral lädt zum schlendern ein. Und die Berge zum Klettern und Wandern! Langweilig wird es auf jeden Fall nie. Es gibt einen schönen Wochenmarkt „l’Estacade“ auf dem es Produkte aus der Region gibt, die meist günstiger und besser sind als im Supermarkt. Es gibt schöne kleine Bars und Cafés neben dem Markt. Ein schöner Treffpunkt am Wochenende! Fazit Ich habe eine wirklich sehr gute Zeit in Grenoble gehabt! Sowohl die Uni als auch die Stadt haben mir sehr gut gefallen. Der Sommer ist eine schöne Zeit um zu studieren und um Stadt, Menschen und Umgebung kennenzulernen. Für mich war es Schade, dass ich nicht die Möglichkeit hatte, meinen Aufenthalt zu verlängern- dies geht nur, wenn man das Studium in Wintersemester begonnen hat. Wer im Sommersemester beginnt hat auch keine Einführungsveranstaltungen und es schwierig, noch in einen Sprachkurs einzusteigen. Das Medizinstudium verglichen mit dem Studium in Deutschland ähnelt eher dem PJ. Aus den vielen Stages und der vielen Zeit im Krankenhaus habe ich sehr viel mitnehmen könnenvor allem praktische Erfahrungen und auch Ideen für meine spätere Berufswahl. Und natürlich habe ich viel französisch sprechen können und so manche schöne Eigenarten des Landes kennengelernt!