Chirale Symmetrie, ihre Brechung und Restauration Kathrin Leonhardt 14.06.2006 Gliederung 1. Motivation 2. Grundlagen 1. 2. 3. 4. 3. 4. 5. 6. 7. Lagrangeformalismus Transformationen Symmetriebrechung Beispiel masseloser Fermionen Chirale Symmetrie, Transformation von Mesonen Spontane Symmetriebrechung Lineares Sigma-Modell Explizite Brechung im linearen Sigma-Modell Anwendung 1. 2. Chirale Störungstheorie Pion-Nukleon Streuung 8. Restauration 1. 2. Dichteabhängigkeit Temperaturabhängigkeit 1. Motivation Beta-Zerfall • Schwache Kopplungskonstanten für hadronische Vektor- und Axialvektorströme unterscheiden sich kaum vom leptonischen Gegenpart • keine Strahlungskorrektur der starken WW W− e− υe W− g µ− e− υe GA , GV , g υµ n p 1. Motivation Beta-Zerfall • Vektorstrom und Axialvektorstrom müssen daher wegen einer Symmetrie der starken WW erhalten sein Vektorstrom Isospinsymmetrie Axialstrom keine triviale Schlussfolgerung mgl., da die Symmetrie spontan gebrochen ist 2. Grundlagen 2.1. Lagrange-Formalismus Feldtheorie mithilfe des Lagrange-Formalismus Variation der Wirkung verschwindet ∂L ∂L (δΦ ) 0 = δ S = ∫ dt ∫ d x − ∂µ ∂ (∂µΦ ) ∂Φ t1 L = L(Φ ( x, t ), ∂ µ Φ ( x, t ), t ) t2 3 damit erhält man die Bewegungsgleichung (mit L=Lagrangedichte) ∂L ∂L =0 − ∂µ ∂ (∂µΦ) ∂Φ 2. Grundlagen 2.1. Lagrange-Formalismus Symmetrien der Lagrangedichte führen zu Erhaltungsgrößen Annahme: L ist symmetrisch unter Transformation des Feldes Φ ∂L = ∂µ δΦ = ∂ µ J µ ∂ (∂µΦ ) damit ist der Strom J µ erhalten 2. Grundlagen 2.2. Transformationen • Unitäre Transformation der Felder mit Rotationswinkel • a Θa und der Matrix T jk (Generatoren) Der erhaltene Strom wird als Noether-Strom bezeichnet 2. Grundlagen 2.3. Symmetriebrechung Addition eines kleinen Terms L = L0 + L1 → δ L = δ L1 = ∂ J µ ≠ 0 µ Symmetriebrechung der Strom J µ ist nicht erhalten 2. Grundlagen 2.4. Beispiel masseloser Fermionen Lagrangedichte masseloser Fermionen durch Dirac-Gleichung gegeben • Annahme der folgenden Transformation dabei ist die Isospinornotation und Die Lagrangedichte ist unter ΛV invariant Erhaltener Strom die Pauli-Spinmatrizen Vektor-Strom 2. Grundlagen 2.4. Beispiel masseloser Fermionen • Annahme einer anderen Transformation Wieder ist die Lagrangedichte ist unter Λ A invariant Und der erhaltene Strom ergibt sich zu Axial-Vektor-Strom 3. Chirale Symmetrie Die QCD masseloser Fermionen ist also unter beiden Transformationen ΛV und Λ A invariant chirale Symmetrie Wegen ihrer Gruppenstruktur oft auch SU (2)V × SU (2) A Symmetrie Einführung eines Massenterms δ L = − m(ψψ ) δ L invariant unter Vektortransformation ΛV , aber nicht unter Λ A • da Gammamatrizen antikommutieren und ψ = ψ +γ 0 Λ A ist daher nur eine genäherte Symmetrie, wenn Fermionen im Vergleich mit der relevanten Skala kleine Massen haben. 3. Chirale Symmetrie, Transformation von Mesonen Wie transformieren Mesonen unter ΛV und Λ A ? Pionischer Zustand: Rho-ähnl. Zst.: Sigma-ähnl. Zst.: a1-ähnl. Zst.: Vektortransformation ΛV : Isospin-Rotation ebenso Rho-Meson 3. Chirale Symmetrie, Transformation von Mesonen Resultat: Vektor-Transformation ΛV kann mit der Isospin-Rotation identifiziert werden und damit der erhaltene Vektorstrom mit dem Isospinstrom, der in der starken WW erhalten ist. Axial-Transformation Λ A: Damit ergeben sich für das Pi- und das Sigma-Meson unter Λ A rotieren die beiden Mesonen ineinander Ebenso für Rho und a1 3. Chirale Symmetrie, Transformation von Mesonen Mögliche Interpretation: Zustände, die unter der Symmetrieoperation ineinander rotieren, haben die gleichen Eigenwerte, wie z.B. die Masse. mρ = 770MeV ma1 = 1260MeV Eindeutig nicht der Fall. Differenz kann nicht aufgrund Symmetriebrechung durch endliche Fermionenmassen zustande kommen, wäre sonst viel kleiner. Lösung ist die spontane Brechung der axialen Symmetrie Λ A . 4. Spontane Symmetriebrechung Def.: Der Grundzustand eines Systems (der Vakuumerwartungswert) ist im Gegensatz zum zugehörigen Hamiltonoperator und damit den Bewegungsgleichungen nicht symmetrisch. Axialvektorstrom rotiert π in σ . Grundzustand muss Sigmafeld sein, da π negative Parität ≠ Vakuum; d.h. Vakuumerwartungswert des Quarkkondensats im Sigmafeld 4. Spontane Symmetriebrechung Goldstone-Theorem: Wenn eine Symmetrie spontan gebrochen ist, tauchen neue masselose Teilchen als mögliche Anregungen auf. Goldstone Boson, in unserem Fall das Pion Anregungen entlang des Tals führen zum Pion. Da sie keine Energie kosten, muss das Pion masselos sein. 5. Lineares Sigma-Modell (1960 von Levy und Gell-Mann) Konstruktion eines chiral invarianten Models, das Pionen und Nukleonen beinhaltet. Lagrangedichte: Lorentzskalar, invariant unter ΛV und Λ A ΛV ist Isospinrotation Λ A transformiert wie Kombination ist invariant unter ΛV und Λ A und ist Lorentzskalar damit die Lagrangedichte bilden 5. Lineares Sigma-Modell ψ ... Felder von Nukleonen Lagrangedichte ergibt sich zu: Kopplung ans σ -Feld entspricht einem Massenterm σ hat einen endlichen Vakuumerwartungswert, gibt dem Nukleon die Masse Weitere GrundzustandsEigenschaften des linearen Sigmamodells 6. Explizite Brechung im linearen Sigma-Modell Explizite Brechung des Axialvektorstroms durch Quarkmassen δ L = − m(ψψ ) Hamiltonoperator ist ebenfalls unsymmetrisch (Vgl. spontane Brechung) Konzept der spontanen Brechung trotzdem richtig, da Massen der expl. Brechung auf Energieskala der QCD klein. Explizite Brechung Potential nicht mehr invariant unter Drehung Axialvektorsymmetrie ist gute Näherung 6. Explizite Brechung im linearen Sigma-Modell Potential hat damit die Form: ε →0 → fπ wobei υ0 Wahl: σ 0 = fπ Konsequenzen: Masse des Sigma ändert sich leicht Pion bekommt eine Masse mit Masse des Nukleons ändert sich nicht (wegen Wahl von fπ ) 7. Anwendung 7.1. Chirale Störungstheorie Problem der Formulierung der Lagrangedichte Grundidee: bei niedrigen Energien werden Prozesse durch Pionen und der Symmetrie der QCD, der chiralen Symm., kontrolliert Observablen können in Taylorreihe um Pionmasse und –impuls entwickelt werden (z.B. Entwicklung der s-Matrix) Es ist möglich die Ordnung zu bestimmen, bis zu der eine TaylorEntwicklung zur Streuamplitude eines gegeben Feynmandiagramms beiträgt. Damit können Diagramme berechnet werden (mit Loops). solange gültig, bis eine Resonanz erreicht wird (z.B. Rho-Meson) 7. Anwendung 7.1. Chirale Störungstheorie Nukleonen in der Störungstheorie Naive Schlussfolgerung: aufgrund der großen Masse der Nukleonen wird Konzept der Störungstheorie zerstört. Allerdings: kein direkter Beitrag der Nukleonenmasse bei niedrigen Energien (nichtrelativistisch), sondern nur durch die kin. Energie Chirale Störungstheorie auch für Nukleonen anwendbar 7. Anwendung 7.1. Chirale Störungstheorie Mit der Störungstheorie werden somit Problemen durch Kopplungskonstanten aus dem Weg gegangen, wie • • Unendlichkeiten/ Renormierung in starker WW wächst α mit sinkender Energie (α ≫ 0) keine Entwicklung nach α mehr möglich 7. Anwendung 7.2. Pion-Nukleon Streuung Prozess: Berechnung der Streuamplitude 7. Anwendung 7.2. Pion-Nukleon Streuung beitragende Diagramme: Diagramm c) ist ein direktes Resultat der chiralen Symmetrie. Berechnung der Streulänge mit geradem und ungeradem Isospin a0+ (exp) ≃ −0.010(3)mπ−1 a0+ ((a ) + (b)) ≃ −1.4mπ−1 − 0 −1 a ((a ) + (b)) ≃ 0.078mπ − 0 −1 a (exp) ≃ 0.091(2)mπ Experiment 7. Anwendung 7.2. Pion-Nukleon Streuung • • Einbeziehung des dritten Diagramms, Austausch eines Sigma Pion-Sigma Kopplung aus der Lagrangedichte für ungeraden Isospin kein Beitrag für geraden Isospin heben sich Beiträge aus ((a)+(b)) und (c) genau auf + 0 − 0 a0+ (exp) ≃ −0.010(3)mπ−1 a ((a ) + (b) + (c)) = 0 − −1 a ((a ) + (b) + (c)) ≃ 0.078mπ−1 a0 (exp) ≃ 0.091(2) mπ 8. Restauration Bei hohen Temperaturen und Drücken wird die chirale Symmetrie wieder hergestellt Aufhebung der spontanen Symm.brechung Aufgrund des symmetrischen Potentials sind das Pion und das Sigma jetzt entartet und haben die gleiche Masse. Pion als Goldstone Boson wird Masse nicht stark ändern. Masse des Sigma wird mit steigender Temperatur/ Druck deutlich abnehmen. 8. Restauration 8.1. Dichteabhängigkeit Reaktionen in schwerer Kernmaterie 0 wegen Detektion von (2π ) dabei ist Cρ Φ = σ σ 0 ∼ 1 − ρ 0 man erhält ρC = 1, 24 ρ0 nahe der normalen Kerndichte Experimente mit schwerer Kernmaterie möglich 8. Restauration 8.1. Dichteabhängigkeit Experimentelle Ergebnisse Messung an Blei und Kohlenstoff ρ ( Pb) > ρ (C ) Massenverteilung über 4-Impuls ( M σ ∼ Pπ1 + Pπ 2 2 ) 2 deutlicher Anstieg bei zu sehen m2π Ausschluss über folgenden Kanal ρ → π 0π + / − 8. Restauration 8.2. Temperaturabhängigkeit im chiralen Limit, d.h. qq mπ → 0 gegeben durch T Änderung des Kondensats bei hohen Temperaturen am größten Gitterrechungen sagen kritische Temp., bei der Quarkkondensat verschwindet, bei voraus Chirale Störungstheorie erwartet bei TC einen Abfall von nur 50% 8. Restauration 8.2. Temperaturabhängigkeit Zusammenfassung • • • • • • • • • • Aufgrund des Studiums des Beta-Zerfalls Einführung eines Vektor- und eines Axialvektorstroms über TransformationenΛV undΛ A QCD masseloser Fermionen ist unter beiden Transformationen invariant chirale Symmetrie Durch Vektortransformation wird Isospinrotation vermittelt. Spontane Brechung der axialen Symmetrie Λ A Pion als Goldstone Boson und Sigma als Vakuumserwartungswert Lineares Sigma-Modell, Berechnung der Nukleonenmasse Explizite Brechung aufgrund der Quarkmassen, Pion nicht masselos Axialvektorsymmetrie ist „nur“ gute Näherung Anwendung: chirale Störungstheorie für Lagrangedichten Restauration bei hohen Temperaturen und Drücken, Pion und Sigma sind entartet Literatur V. Koch: Aspects of Chiral Symmetry, nucl-th0112027 T. Hatsuda: Precursor of Chiral Symmetry Restoration in the Nuclear Medium, PRL82, 1999 J. G Messchendorp: In-Medium Modifications of the Interaction in Photon-Induced Reactions, PRL89, 2002 http://de.wikipedia.org/wiki/Hauptseite