Diagnose & Therapie Kopfschmerz und kindliche Migräne Auch das Kiefergelenk kann die Ursache sein Seit längerer Zeit klagt die sechsjährige Svenja über Kopfschmerzen. Manchmal presst sie einfach nur ihre flachen Hände gegen die Schläfen und weint. Selbst der Kinderarzt findet keine organische Ursache, und augenscheinlich wirkt das Kind gesund. „Eine geradezu typische Situation“, wissen die Zahnärztin Dr. Christel Pfeifer und die Fachärztin für physikalische und rehabilitative Medizin Dr. Svetlana Iliaeva aus Köln. Im Gespräch mit ORTHOpress erläutern sie, wie es zu kindlichem Kopfschmerz kommt und warum es so wichtig ist, dass Ärzte verschiedener Disziplinen die kleinen Patienten zusammen behandeln. Oft ist es der Trigeminusnerv Frau Dr. Iliaeva, kindliche Kopfschmerzen sind gar nicht so selten. Was sind die häufigsten Ursachen? Dr. Iliaeva: Kopfschmerzen bei Kindern können so vielfältig sein wie bei Erwachsenen. Unfall- oder Überlastungsfolgen sind genau so denkbar wie systemische Erkrankungen oder Folgen bakterieller Dr. Svetlana Iliaeva ist spezialisiert auf die Behandlung kindlicher Bewegungs- und Entwicklungsstörungen, etwa der Kopfgelenk induzierten Symmetrie Störung (KISS-Syndrom). Ihr besonderes Augenmerk gilt den Störungen im Bereich der oberen Halswirbelsäule, welche der wichtigste Faktor bei der Entstehung von Asymmetrien und unklaren Verhaltensauffälligkeiten im Säuglingsund Kleinkindalter sind. oder viraler Infekte. Im Bereich des Kiefergelenks verlaufen zahlreiche Nerven, welche lokale Schmerzinformationen vom Kopf zum Gehirn weiterleiten. So sitzt etwa das Hauptganglion des Trigeminusnervs in unmittelbarer Nähe. Verspannungen führen hier sehr schnell zu einer Irritation des Nervs, die als Schmerz empfunden wird. Eine andere Ursache für Kopfschmerzen können aber auch Verhärtungen in der Kiefermuskulatur – sogenannte Triggerpunkte – sein. Was muss man sich darunter vorstellen? Dr. Iliaeva: Der Trigeminusnerv versorgt sowohl motorisch als auch sensibel einen Großteil der Kopfmuskulatur. Wird der Nerv irritiert, kann er seine Aufgaben nicht mehr richtig erfüllen. Die Muskeln bleiben dann über einen langen Zeitraum angespannt, sodass an einigen Stellen kleine, Die ganzheitlich arbeitende Zahnärztin Dr. Christel Pfeifer leitet das „Haus der Zahngesundheit“ in Köln-Marienburg und beschäftigt sich mit ihrem Zahnärzteteam seit vielen Jahren mit den Störungen, die schon bei Kindern durch Zahnfehlstellungen und falsche Kieferentwicklung ausgelöst werden können. Das von ihr gegründete Behandlungsnetzwerk steht interessierten Kolleginnen und Kollegen aus allen medizinischen Fachrichtungen zum gemeinsamen Erfahrungsaustausch offen. Diagnose & Therapie Entwicklung fördern – Fehlstellungen vermeiden de kieferorthopädische oder zahnärztliche Behandlung nicht weiter kommt. lokale Stoffwechselstörungen dafür sorgen, dass sich knotenförmige Verhärtungen bilden, sogenannte Triggerpunkte. Diese bewirken eine Muskelverkürzung und eine Funktionseinschränkung, die sich ebenfalls als Kopfschmerz bemerkbar macht. Mittels einer Elektromyografie (EMG) können wir diese funktionellen Störungen in der Muskulatur sehr gut nachweisen. Manchmal kommt es durch die Unterversorgung der Kaumuskulatur auch dazu, dass diese ihre Funktion gar soweit einbüßt, dass der vordere Schläfenmuskel ihre Funktion zu großen Teilen mit übernehmen muss. Man kann das sogar sehen: Betroffene Eltern berichten immer wieder, dass ihre Kinder „mit der Stirn kauen“. Der Schläfenmuskel wird dadurch jedoch hoffnungslos überlastet – die Folge sind wiederum heftige Kopfschmerzen, diesmal im Schläfenbereich (kindliche Migräne). Schiefe Zähne = Kopfweh? Wie behandeln Sie Kinder mit Kopfschmerzen, die eine muskuläre Ursache haben? Dr. Iliaeva: Zunächst führen wir eine umfassende Untersuchung durch, um die Beweglichkeit z. B. des Atlasgelenks sicherzustellen und orthopädische Erkrankungen wie knöcherne Veränderungen auszuschließen. Danach können wir mit verschiedenen manuellen und osteopathischen Methoden anfangen, Blockaden zu beseitigen, bedrängte Nerven zu befreien und so die normale Beweglichkeit und Funktion wieder herzustellen. Manchmal kommt es jedoch vor, dass es mehrere Ursachen gibt, sodass man bei der Behandlung ohne eine weiterführen- Aber was haben die Zähne damit zu tun? Dr. Pfeifer: Schon geringe Abweichungen im Zusammenspiel von Zähnen und Kiefergelenk können dazu führen, dass das hochsensible und äußerst komplexe Kausystem und seine benachbarten Strukturen beeinträchtigt werden. An jedem Zahn hängt ein ganzer Körper – auch die Statik der Wirbelsäule oder des Beckens ist abhängig von unserem Kiefergelenk. Alle Störungen in diesem Bereich führen zu einer Störung der Harmonie und zu Beschwerden. Oft sind es zuallererst die Kopfschmerzen, über die das Kind klagt. Schiefe Zähne und eine veränderte Lage des Kiefers führen zu einer Fehlbelastung im Kiefergelenk und drücken auf Nerven und Muskeln. Was kann man tun, um dies zu korrigieren? Dr. Pfeifer: Ich empfehle allen Eltern zum Wohl ihres Kindes eine umfassende ganzheitliche Kieferorthopädische Behandlung. Die Therapie mit dem Bionator ist eine sehr sanfte Methode, mit dem Ziel, einen richtigen Biss zu erreichen. Der Bionator entwickelt den Kiefer ohne Fixierung im Mundraum und enspannt die Muskulatur. Als positive Nebenwirkung stellen wir meist eine starke Verbesserung der Nasenatmung fest. Gerade diese hat auch wesentlichen Einfluss auf das Wohlbefinden und die körperliche Entwicklung, denn Kinder, die richtig atmen, können sich auch in der Schule besser konzentrieren. Wegen der vielfältigen Ursachen der Beschwerden ist es aber ganz wichtig, dass eine Zusammenarbeit zwischen Kinderarzt, Or thopäde oder Osteopath und Zahnarzt bzw. Kieferorthopäde stattfindet. Ab welchem Alter halten Sie eine ganzheitliche kieferorthopädische Untersuchung und Behandlung für sinnvoll? Dr. Pfeifer: Etwa mit der Einschulung rate ich zu einer ersten Kontrolluntersuchung auf mögliche Zahn- und Kieferfehlstellungen. Sollten diese bestehen, so müssen sie sofort und richtig korrigiert werden, damit nicht später im Wachstum erneut Beschwerden auftreten. Unwohlsein, Schmerzen, Zähneknirschen und unbewusste Schonhaltungen sind daher immer ein Warnsignal! Auch die Gefahr einer späteren Craniomandibulären Dysfunktion (CMD) kann durch eine ganzheitliche Das können die Symptome sein: • Zahn- und Kieferfehlstellungen • Zähneknirschen • chronische Müdigkeit • Muskelverspannung • Schwindel • Sehstörungen • Schnarchen • Ohrgeräusche etc. kieferorthopädische Behandlung schon im Kindesalter gebannt werden. Die kleine Svenja strahlt heute wieder über das ganze Gesicht. Nach einer ganzheitlichen kieferorthopädischen Behandlung im Haus der Zahngesundheit sind ihre Kopfschmerzen verschwunden. Trotzdem wird bis zum Abschluss des Körperwachstums immer wieder nach jedem Wachstumsschub die richtige Körperstatik von Dr. Iliaeva überprüft. Mit dieser Behandlung wird der optimale Grundstein für eine gesunde körperliche und geistige Entwicklung jedes Kindes gelegt. Frau Dr. Pfeifer, Frau Dr. Iliaeva, wir danken Ihnen für das interessante Gespräch! Weitere Informationen Dr. Pfeifer: Tel.: 0221 / 37 55 95 www.haus-der-zahngesundheit-köln.de Dr. Iliaeva: Tel.: 0221 / 860 64 64 www.dr-iliaeva.de