Herzrhythmusstörungen 1/5 Eine Herzrhythmusstörung, Arrhythmie, bezeichnet eine Unregelmäßigkeiten der normalen Herzschlagfolge, verursacht durch nicht regelrechte Vorgänge bei der Erregungsbildung und -leitung im Herzmuskel. Herzrhythmusstörungen können völlig harmlos oder lebensbedrohlich sein. Herzrythmusstörungen werden nach ihrem Entstehungsort (Vorhof oder Kammer) oder der Herzfrequenz eingeteilt: Extrasystolen, zusätzliche Herzschläge außerhalb des normalen Rhythmus werden oft von Betroffenen nicht bemerkt. o Ventrikuläre Extrasystolen (VES), von der Herzkammer (Ventrikel) ausgehend o Supraventrikuläre Extrasystolen (SVES), von den Vorhöfen oder dem Erregungsleitungssystem des Herzens ausgehend Vorhofflimmern und VorhofflatternEs kommt es zu sehr rasch aufeinander folgenden, nicht geordneten Impulsen vom Vorhof an die Herzkammer. Supraventrikuläre Tachykardie Im Vorhof entstehen zusätzliche Impulse, die das Herz schnell schlagen lassen. Dieses Herzjagen kann plötzlich auftreten und mehrere Minuten bis Stunden andauern. Die ventrikuläre Tachykardie, Kammerflattern, kann in ein Kammerflimmern übergehen und ist daher lebensbedrohlich. Beim Kammerflimmern ist das Herz nicht mehr in der Lage ordnungsgemäß zu pumpen. Es zuckt nur unkoordiniert. Dies führt innerhalb von Sekunden bis Minuten zur Bewusstlosigkeit. Eine Bradykardie liegt vor, wenn das Herz zu langsam schlägt. Dies kann verschiedene Ursachen haben. Basistherapie: Kausale Therapie der Grundkrankheit Information über Harmlosigkeit von Herzrhythmusstörungen bei organisch gesundem Herzen Körperliche und seelische Entlastung Gewichtsnormalisierung Leichte kaliumreiche, natriumarme Kost, Lebensmittelkonserven vermeiden. Medikamentöse Therapie: Klasse-I-Antiarrhythmika, Natriumkanalblocker: membranstabilisierend, Blockade von Natriumkanälen am Herzen, Hemmung des schnellen Natriumeinstroms in die Zelle. Klasse 1a: Verlängerung der Aktionspotentialdauer, Wirkung am Vorhof und am Ventrikel. Wir empfehlen: Cordichin® ((Chinidin) 2 x 250-500 mg) ist ein Arzneimittel, das eine Kombination zweier Wirkstoffe enthält, die auf unterschiedliche Wirkungsweisen den Herzrhythmus regulieren. Es enthällt den Natriumkanalblocker 2/5 Chinidin und den Calciumkanalblocker Verapamil. Weitere Präperate: Gilurytmal® (Ajmalin) 25-50 mg i.v., Neo-Gilurytmal® (Prajmalin) 3 x 20 mg für 2-3 Tage, dann 2-4 x 10 mg tgl., Rythmodul® (Disoparamid) 4 x 100-200 mg tgl oder 2 x 250 mg tgl. retard; Klasse 1b: Verkürzung der Aktionspotentialdauer, Wirkung am Ventrikel. Xylocain® (Lidocain) 100-200 mg i.v., nur Kurzzeittherapie, Xylotocan® (Tocainid) 3 x 400 mg tgl., Mexitil®mite (Mexiletin) 3 x 200 mg tgl.; Klasse 1c: keine Beeinflussung der Dauer des Aktionspotentials. Tambocor® (Flecainid) 2 x 50-100 mg tgl. i.v., Rytmonorm® (Propafenon) 2 x 150-300 mg tgl. Klasse-II-Antiarrhythmika: b2-Rezeptorenblocker: hemmen die Katecholaminwirkung auf die Erregungsbildung und –leitung, Senkung der Sinusfrequenz und Verlangsamung der atrioventrikulären Überleitung. b1-selektiv, keine intrinsische Aktivität. Tenormin® (Atenolol) 1 x 50-100 mg tgl., Kerlone® (Betaxolol) 1 x 10-20 mg tgl., Concor® (Bisoprolol) 1 x 5-10 mg tgl., Beloc® (Metoprolol) 2 x 50-100 mg tgl., Cordanum® (Talinolol) 1 x 100-200 mg tgl.; nicht selektiv, keine intrinsische Aktivität: Betadrenol® (Bupranolol) 1-3 x100 mg tgl., Dociton® (Propranolol) 2 x 40-160 mg tgl., Moducrin® (Timolol) 2-3 x 5-10 mg tgl. Klasse-III-Antiarrhythmika: Kaliumkanalblocker: verlängern durch Blockade von Kaliumkanälen die Aktionspotentialdauer. Cordarex® (Amiodaron) 5 x 200 mg tgl. für 10-14 Tage, Erhaltungsdosis 200-400 mg tgl.; Sotalex® (Sotalol) 3 x 40-80 mg tgl., Steigerung bis 320 mg tgl. möglich; Adrekar® (Adenosin) initial 3, maximal 12 mg als Bolus i.v. Klasse-IV-Antiarrhythmika: Calciumantagonisten: Hemmung des langsamen, spannungsabhängigen Calciumeinstroms. Isoptin® (Verapamil) 240-360 mg tgl., Dilzem® (Diltiazem) 180-360 mg tgl. Herzwirksame Glykoside (Klasse-V-Antiarrhythmika): Wirkung positiv inotrop, Senkung der Herzfrequenz, Verlängerung der AV-Überleitung, Zunahme der Erregbarkeit, Verminderung der neurohumoralen Aktivierung. Lanicor® (Digoxin) SD 1,0-1,5 mg tgl., ED 0,25-0,5 mg tgl., Digimerck® (Digitoxin) SD 1,0-1,5 mg tgl., ED 0,07 mg tgl., Novodigal® (b-Acetyldigoxin) SD 1,0-1,5 mg tgl., ED 0,2-0,4 mg tgl., Lanitop® (b-Metildigoxin) SD 0,8-1,6 mg tgl., ED 0,1-0,3 mg tgl. Sympathomimetika: Erhöhung der Herzfrequenz am Sinusknoten, der Kontraktilität des Kammermyokards und der Vorhofmuskulatur sowie der Überleitungsgeschwindigkeit am AV-Knoten. Alupent®Inj.Lsg. (Orciprenalin) 1 x 0,5 mg i.v., Adrenalin 0,5-2 mg i.v. Parasympatholytika: kompetitive Hemmung der Acetylcholinwirkung bei der Ach-vermittelten Erregungsübertragung, dadurch Beschleunigung der Herzfrequenz. Itrop® (Ipratropiumbromid) 0,5 mg i.v. oder 3 x 5-10 mg tgl. p.o. Künstlicher Herzschrittmacher: Ersatz der Sinusknotenfunktion durch elektronischen Impulsgenerator, dessen Impulse zur Elektrostimulation des Herzens verwendet werden. Unterstützung in der Selbstmedikation: Magnesium: hohe Dosen können calciumantagonistisch wirken und damit die 3/5 Depolarisationsgeschwindigkeit am Herzen und die Erregungsleitungsgeschwindigkeit verringern. Magnesiocard® (Magnesiumaspartat) 10 mmol Mg2+ tgl. 4/5 (c) by 'medicinebook.de' URL : http://www.medicinebook.de 5/5