Fachhochschule Hannover Fachbereich Maschinenbau Fach: Physik 1 M1a/b 24.06.2002 Zeit: 90 min Verteiltes Formelblatt Aufg.1 Auf einer kreisförmigen Pkw-Testbahn mit einem Radius von 30 m soll die Aussage des PKW-Herstellers "und in Kurven in 4 s von Null auf 72 km/h" überprüft und weitere Eigenschaften festgestellt werden. Die Bewegung sei gleichmäßig beschleunigt. a. Welche Bahnbeschleunigung liegt demnach vor? b. Wie groß sind die Gesamtbeschleunigung und die Radialbeschleunigung 2 s nach dem Start? c. Welche Winkelbeschleunigung liegt vor und welche Winkelgeschwindigkeit hat das als Massenpunkt angenommene Fahrzeug 2 s nach dem Start? d. Wie groß muss der Reibungskoeffizient gegen seitliches Rutschen mindestens sein, damit die vollständige Kreisfahrt möglich wird? e. Nach welcher Zeit sind zwei Runden gefahren, wenn das Testfahrzeug nach Erreichen der Maximalgeschwindigkeit gleichförmig weiterfährt? f. Welche Leistung muss der Motor mindestens haben, um diese Testfahrt mit einem Fahrzeug der Masse 1000 kg zu ermöglichen? Aufg.2 Bei Werkstoffprüfungen wird eine Stahlkugel der Masse 50 g aus der Höhe h0 = 1,25 m auf Materialien mit unterschiedlichen Rückpralleigenschaften fallen gelassen. a. Mit welcher Geschwindigkeit trifft die Kugel auf dem zu prüfenden Material auf? b. Bei einem besonderen Material springt die Kugel auf die Höhe hR = 0,8 m zurück. Wie groß ist bei diesem Material die in andere Energieformen umgesetzte Energie und welchen Wert hat die Impulsänderung der Kugel? c. Das Verhältnis hR/h0 heißt „Rückprallelastizität" und wird in % angegeben. Bei drei untersuchten Materialien gilt 25%,50%,75%, sie verhalten sich also wie 1 : 2 : 3. Wie verhalten sich in diesem Fall die umgesetzten Energien zueinander? Aufg.3 In der unten links dargestellten Situation wird die Masse m1=2 kg durch ein über eine Rolle (Vollzylinder mit mR=3 kg und dem Radius 0,1 m) geführtes masseloses Seil von der Masse m2=4 kg beschleunigt, die sich dabei nach unten bewegt. Der Gleitreibungskoeffizient ist überall gleich 0,5. a. Mit welcher Beschleunigung bewegen sich die Massen und mit welcher Winkelbeschleunigung dreht sich die Rolle? b. Wie groß sind die Seilkräfte links und rechts der Rolle? Aufg.4 Zwei rotationssymmetrische Bauteile aus gleichem Material haben die in der rechten Skizze angegebenen Größenverhältnisse. a. Wie lautet das Verhältnis J2/J1 der beiden Massenträgheitsmomente? Von den auf der gleichen Achse rotierbar gelagerten Bauteilen dreht sich anfangs nur das mittlere Bauteil und zwar mit n2=600/min. Dann werden die beiden kleinen Bauteile angekuppelt. b. Unter der Annahme, dass für die Massenträgheitsmomente J2 : J1 = 50: 1 gilt, ermittle man die sich einstellende gemeinsame Drehzahl sowie den von der Kupplung aufgenommenen prozentualen Anteil der Anfangsenergie. c. Wie lange dauert der Ankupplungsvorgang, wenn die Kupplung ein Drehmoment von 121 Nm aufbringt? (es sei J2 = 50 kg m2 und J1 = 1 kg m2) Lösungen: 1a. 1b. 1c. Maximale Tagential(=Bahn-)geschwindigkeit: vT (t 4 s) 72 km h 1 20 m s 1 . Tangential(=Bahn-)beschleunigung: aT Normal(=Radial-)beschleunigung: a N (t 2 s) Gesamtbeschleunigung: a ges aT2 a N2 6,01 m s 2 Winkelbeschleunigung: vT2 aT2 t 2 3,33 m s 2 R R aT 5 2 s 0,166 s 2 R 30 (t 2 s) t 0,333 s 1 Winkelgeschwindigkeit für t 2 s : 1d. vT 20 0 m s 1 5 m s 2 4 0 s t 72 km h 1 einen Kreis. muss größer als die Zentripetalkraft FZ sein: max Das Fahrzeug fährt nach Erreichen von vT Die Haftreibungskraft FH , max FH ,max H FN H Es folgt: 1e. H v max 2 T gR v m g m max 2 T R FZ 1,36 Zeit für zwei Runden: Der Gesamtweg beträgt: s ges 2 U 2 2 R 4 R 377 m 1 a t a2 40 m zurückgelegt, und 2 sv 377 m 40 m 337m mit gleichförmiger Geschwindigkeit vTmax 20 m s 1 . Die benötigte Zeit 337 m dafür ist t v 16,9 s . Die Gesamtzeit: t ges 20,85 s 20 m s 1 Während der Beschleunigung wird in t a 4 s der Weg: s a 1f. Benötigte Leistung: P F v m aT vTmax 100 kW 2a. Energieerhaltungssatz: E 0pot m g h0 Es folgt: v max 2b. 1 2 0 m v max E kin 2 2 g h0 4,95 m s 2 Energieerhaltungssatz unter Berücksichtigung einer Verformungs- oder Wärmeenergie Q: Der Index 0 bezeichnet die Größen vor dem Kontakt mit dem zu prüfenden Material, der Index R bezeichnet Größen nach dem Verlassen der Kontaktfläche. 0 R R R E 0pot E kin E kin Q E pot Q , mit Q E 0pot E pot m g h0 hR 0,221 J Für die Geschwindigkeit der Kugel nach dem Verlassen der Kontaktfläche gilt: 2 R vR E pot 2 g hR 3,96 m s 1 m Vor dem Kontakt hat die fallende Kugel den Impuls: p 0 m v 0 , nach dem Kontakt: p R m v R . Die Geschwindigkeitsvektoren haben entgegengesetzte Richtung. Deshalb gilt für den Betrag der Impuls- p m v0 v R 0,446 kg m s 1 änderung: 2c. Definition: i)"Rückprallelastizität": : hR Q und ii) "umgesetzte Energie": : h0 E pot Die in "nicht-mechanische" Energien umgesetzte Energie beträgt: R Q E 0pot E pot m g h0 hR m g h0 h0 E 0pot 1 Es folgt: : Wenn: 3a. Q E pot 1 . 1 : 2 : 3 0,75 : 0,50 : 0,25 1 : 2 : 3 0,25 : 0,50 : 0,75 , dann ist: Die Beschleunigung erfolgt in Richtung der auf m2 wirkenden "Hangabtriebskraft" (Tangentialkomponente 2 2 wirkt die FGT m2 g sin 2 33,98 N der Gewichtskraft FG2 ). Dieser "Hangabtriebskraft" FGT Reibungskraft der Masse m2, FR 2 der Masse m1, m2 g cos 2 0,5 19,62 N 9,81 N , die "Hangabtriebskraft" 1 FGT m1 g sin 1 9,81 N , die Trägheitskraft der Masse m1, Fa1 m1 a , die m1 g cos 1 0,5 16,99 N 8,5 N und die Kraftkomponente entgegen, die das Drehmoment M FM R an der Rolle erzeugt. Die verbleibende Kraft, Reibungskraft der Masse m1, FR 1 FM Fa2 m2 a beschleunigt die Masse m2: 2 1 FGT FR2 FGT Fa1 FR1 FM m2 a 0 . a Das an der Rolle wirkende Drehmoment erzeugt eine Winkelbeschleunigung , wobei gilt: R 2 M J mR R a mR FM a R R 2 2 R2 D'Alembertsches Prinzip: Durch Einsetzen erhält man: m2 g sin 2 G m2 g cos 2 m1 g sin 1 m1a G m1 g cos 1 a 3b. 4a. mR a m2 a 0 2 m2 sin 2 G cos 2 m1 sin 1 G cos 1 g 0,07974 g 0,782 m s 2 mR m2 m1 2 Seilkraft "rechts" der Rolle: 1 FSrechts FGT Fa1 FR1 FM 21,04 N Seilkraft "links" der Rolle: 1 FSlinks FGT Fa1 FR1 19,9 N 1 1 1 1 m1 R 2 V1 R 2 R 2 R R 2 R 5 2 2 2 2 Bauteil 2: J 2 J 3 2 J 1 , wobei J3 das Massenträgheitsmoment des gesamten Bauteils ist, dass aus Bauteil 1: J1 2*Bauteil 1 und 1*Bauteil 2 besteht. Bauteil 2: 1 2 2 m3 2 R 2 V3 R 2 2 2 R 3R R 2 24 R 5 2 J 2 J 3 2 J1 24 1 R 5 23 R 5 Lösung: J 2 : J1 23 : 0,5 46 : 1 Bauteil 3: J3 4b. Bauteil 2 drehte sich zunächst mit n2. Nach dem Ankuppeln der beiden Bauteile 1 dreht sich Bauteil 3. Drehimpulserhaltungssatz: L3 J 3 3 J 2 2 L2 . Mit 2 n folgt: J2 J2 n2 n2 J3 2 J1 J 2 1 n2 0,96154 n2 576,9 min 1 J 2 1 1 J2 1 1 Rot 2 Rot 2 Rotationsenergie vorher: E 2 J 2 2 , Rotationsenergie nachher: E 3 J 3 3 . 2 2 Rot Rot Energieerhaltungssatz: E 2 E3 Q , wobei Q die in Form von Wärme aufgenommenen Energie der n3 Kupplung. Relative Energieaufnahme der Kupplung: E2Rot E3Rot E3Rot J 3 2 n3 2 2J J 2 Q 1 1 1 1 Rot Rot Rot 2 J2 E2 E2 E2 J 2 2 n2 2 J2 J2 1 0,0385 2 J1 J 2 2 J1 J 2 also 3,85%. 4c. Das Drehmoment M der Kupplung erzeugt eine Winkelbeschleunigung, die die Drehzahl der beiden Bauteile 1 von 0 auf n3 beschleunigt. M 2 J 1 1 2 J 1 Zeit für Kupplungsvorgang: t 4 J 1 n3 1s . M 2 n3 0 n 2 J1 4 J1 3 t t t