Allgemeine Psychologie I Vorlesung 8

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Allgemeine Psychologie I
Vorlesung 8
Prof. Dr. Björn Rasch, Cognitive Biopsychology and Methods
University of Fribourg
1
Björn Rasch, Vorlesung Allgemeine Psychologie Uni FR
18.11.15
Allgemeine Psychologie I
2
Woche
Datum
Thema 1
FQ
20.2.13
Einführung, Verteilung derTermine
1
1.10.15
Einführung und Grundlagen
2
8.10.15
Wahrnehmung / Visuelle Wahrnehmung I
3
15.10.15
Psychophysik (Dr. Thomas Schreiner)
4
22.10.15
Visuelle Wahrnehmung II
5
29.10.15
Visuelle Wahrnehmung III
6
5.11.15
Auditive Wahrnehmung
7
12.11.15
Schmerz, Geruch, Geschmack
8
19.11.15
Aufmerksamkeit I
9
26.11.15
Aufmerksamkeit II / Exekutive Kontrolle
10
3.12.15
Arbeitsgedächtnis
11
10.12.15
Langzeitgedächtnis I
12
17.12.15
Langzeitgedächtnis II
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18.11.15
Beispielfragen
3
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18.11.15
Wissenswertes zum Geschmackssinn
}
Geschmacksrezeptoren erneuern sich alle 1-2 Wochen.
}
Mit dem Alter nehmen die Anzahl der Geschmacksknospen und die
Geschmacksempfindung ab.
}
}
Unsere emotionalen Reaktionen auf Geschmack sind grösstenteils
genetisch determiniert .
}
}
ähnliche Reaktionen von Zunge und Gehirn bei Neugeborenen wie bei Erwachsenen
Menschen ohne Zunge können trotzdem schmecken
}
}
Rauchen / Alkohol beschleunigen die Verringerung der Geschmacksknospen und ihre
Sensibilität.
Rezeptoren im Rachenbereich und am Gaumen.
Verlust der Geschmacksempfindung auf einer Seite der Zunge
}
die andere Zungenseite wird entsprechend sensibler
}
Ort des Geschmackes auf der Zunge nicht gut lokalisieren
Mitte der Zunge nur wenige Geschmacksrezeptoren
}
4
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18.11.15
Geruch
5
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18.11.15
Geruchssinn
}
Wahrnehmung bestimmter Moleküle
}
}
gelangen mit dem Luftstrom in die Nase zur Riechschleimhaut
Besetzt mit olfaktorischen Rezeptorzellen (Riechsinneszellen)
}
}
}
}
}
Zilien der Riechsinneszellen enthalten die Geruchsrezeptoren
Eine Riechsinneszelle enthält nur eine Art von Geruchsrezeptor
Mensch besitzt ca. 350 verschiedene Geruchsrezeptoren, kann aber mehr als
1’000 Gerüche unterscheiden (Kodierung über Aktivitätsmuster)
Kontakt von Geruchsstoffen mit Geruchsrezeptoren führt zur
Transduktion, die elektrische Signale in den Riechsinneszellen hervorruft
Weiterleitung der elektrischen Signale
}
}
zusammenlaufende Axone im Bulbus olfactorius (Riechkolben)
über die Riechbahn in den
}
}
primären olfaktorischen Kortex (piriformer Kortex, Amygdala)
sekundären olfaktorischen Kortex (orbitofrontal Kortex)
6
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Geruchssinn
Nächste Folie
7
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18.11.15
8
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vorne
hinten
Goldstein, 2008
9
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Kodierung von Gerüchen
Molekülstruktur
Goldstein, 2008
10
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Weitere Merkmale des Geruchssinns
}
Gerüche gut unterscheidbar, aber schlecht beschreibbar
}
}
Erinnerung an Namen von Gerüchen schlecht
Gutes Wiedererkennen von lange vergessenen Gerüchen
}
}
Wiedererleben von assoziierten persönlichen Erinnerungen
Gerüche können intensive Erinnerungen und Gefühle hervorrufen
}
}
Ständige Erneuerung der Riechsinneszellen durchlaufen
}
}
Enge Verbindungen zum limbischen (emotionalen) und Gedächtnissystem
5-7 Wochenzyklus des Entstehens, Reifens und Absterbens
Menschen haben ca. 10 Mio Riechsinneszellen, während Hunde
etwa 500 Mio besitzen.
}
Riechsinneszellen sind gleich empfindlich beim Mensch und Hund
11
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Alter, Geschlecht und Geruchssinn
Ergebnisse eines Riechtests mit 1.2 Mio Personen, bei welchem 6
Geruchsproben identifiziert werden mussten. Frauen schnitten besser
als Männer ab. Mit zunehmenden Alter, sowie bei Rauchern und
regelmässigen Alkoholkonsumenten war der Geruchssinn herabgesetzt.
12
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Take Home Messages
}
Propriozeption
}
}
}
Sinn für die Stellung des Körpers im Raum
basiert auf Signalen von Muskeln, Sehnen- und Gelenkmechanosensoren sowie auf Signalen
vom Vestibularorgan
Hautsinne
}
Drucksinn mit 4 Mechanorezeptoren
}
}
}
Wärme- und Kälterezeptoren
Schmerz- / Nozirezeptoren
}
}
Persönliche Schmerzwahrnehmung biologisch, psychologisch und soziokulturell beeinflusst
Geschmack
}
4 Grundqualitäten (süss, sauer, salzig, bitter, umami(?), fett (?))
}
}
Merkel-Zellen, Meissner-Körperchen, Ruffini-Körperchen, Pacini Körperchen
Aroma: Interaktion von Geruchs- und Geschmackswahrnehmung
Geruch
}
}
Kontakt von Geruchsstoffen mit Geruchsrezeptoren auf Riechschleimhaut führt zur
Transduktion, die elektrische Signale in den Riechsinneszellen hervorruft
Gerüche gut unterscheidbar (Kodierung über Aktivitätsmuster), aber schlecht beschreibbar
}
13
Starker Einfluss auf Emotionen und Erinnerungen
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18.11.15
Aufmerksamkeit
14
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Einführung
}
Cocktail Party Effekt
}
}
}
Cherry 1953
An einer geräuschintensiven
Cocktail Party ist es
dennoch möglich, sich auf
eine einzige Konversation,
unter Umständen sogar die
der Nachbarn, zu
konzentrieren.
Selektive Aufmerksamkeit
Gazzaniga etal.(2002)
1
5
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Phänomenebene (Bsp. William James)
}
„Jeder weiss, was Aufmerksamkeit ist“.
}
}
W. James, 1980
Definition von W. James
}
Es ist die Inbesitznahme eines von
anscheinend mehreren simultan möglichen
Gegenständen oder Gedankensträngen
durch den Geist in klarer und lebendiger
Form. Die Fokusbildung, die Konzentration
des Bewusstseins sind ihr Wesen. Sie setzt
Rückzug von einigen Dingen voraus, um
effektiv mit anderen umgehen zu können.
(James, 1890, zitiert nach Solso, 2005, S.79).
WilliamJames(1842-1910)
1
6
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18.11.15
Aufmerksamkeit
}
Selektive Aufmerksamkeit
}
}
}
Fokussierung auf relevante Reize
Ausblenden von irrelevanten Reizen
Daueraufmerksamkeit (Vigilanz)
}
Fähigkeit, relevante Reize über einen längeren Zeitraum zu beachten und
auf sie reagieren zu können
}
}
Bsp: Fluglotse
Alertness
}
}
Wachheit / ungerichtete Aufmerksamkeit
Fähigkeit, auf relevante und irrelevante Reize über einen längeren
Zeitraum reagieren zu können
}
17
Eng mit Vigilanz verknüpft
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18.11.15
Funktionale Ebene
}
Das Überleben eines Organismus in der Evolution ist abhängig von:
}
}
}
}
}
Adäquater Repräsentation der Umwelt (Wahrnehmung)
Visuelles und assoziatives Gedächtnis (für Erkennung und Identifikation)
Effiziente motorische Programme (Verhalten)
Angemessene Auswahl der Information (Aufmerksamkeit)
Auswahl (Selektion) von Information:
}
Bottom-Up Selektion (präattentiv)
}
}
Top-Down Selektion (attentiv)
}
}
Steuerung der Aufmerksamkeit aufgrund salienter (auffälliger) Stimulusmerkmale.
Steuerung der Aufmerksamkeit durch Bedürfnisse, Motivation,“Willen”,“Bewusstsein”.
Aufmerksamkeit als Selektion der zu verarbeitenden Information ist wichtig
für die Verhaltenssteuerung.
}
}
18
Reaktionen soll nur auf ein Objekt zu einem bestimmten Zeitpunkt erfolgen
Bsp. zu Nahrung hingehen vs. vor einer Gefahr fliehen.
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Auditive Aufmerksamkeit
}
Auditive Aufmerksamkeit
}
Selektive Aufmerksamkeit auf Worte / Geräusche
}
}
}
Fokus der früheren Aufmerksamkeitsforschung
Grundlage der Filtermodelle
Dichotisches Hören
}
}
}
Probanden hören über Kopfhörer verschiedene Mitteilungen
Gleichzeitig eine auf dem einen und die andere auf dem anderen Ohr
Probanden werden instruiert, jeweils eine der beiden Mitteilungen zu
ignorieren
}
}
shadowing task (Beschattungsaufgabe)
Untersucht wird, ob die Probanden auf nur eine Mitteilung achten
können und was dann von der anderen Mitteilung verarbeitet wird.
19
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18.11.15
Dichotisches Hören und shadowing task
Gazzaniga etal.2002
20
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Dichotisches Hören und shadowing task
}
Übliche Befunde:
}
}
Probanden können auf eine Mitteilung achten und die andere
unterdrücken
}
}
}
Nur geringe Verarbeitung der unterdrückten Informationen
Aussage ob Stimme vs. Geräusch oder Geschlecht der Stimme möglich
Ausnahme
}
Subjektiv hochrelevante Information zieht die Aufmerksamkeit stark auf
sich und wird verarbeitet
}
}
Z.B. Cherry, 1953, Moray, 1959
z.B. eigener Name und Aussagen zur eigenen Person
Wie funktioniert die Selektion durch Aufmerksamkeit?
}
21
Frühe Filterung der Information oder späte Selektion?
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18.11.15
Theorien der Aufmerksamkeit
}
Filtertheorie (Broadbent, 1953)
}
Annahme einer frühen Filterung der Information
}
22
Bottleneck theory (Flaschenhals)
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18.11.15
Theorien der Aufmerksamkeit
}
Filtertheorie
}
}
Annahme einer frühen Filterung der Information
}
}
}
}
Unterscheidung nach physikalischen Merkmalen
linkes vs. rechtes Ohr, Stimmlage oder bestimmte Lautstärke oder Tonhöhe
Begründung
}
23
Parallele sensorische Kanäle (linkes / rechtes Ohr,Augen, Berührung etc.)
Information gelangt in einen sensorischen Zwischenspeicher
Selektiver Filter agiert als Flaschenhals, lässt nur bestimmte
Informationen durch
}
}
Bottleneck theory (Flaschenhals)
Parallele Verarbeitung der sensorischen Information
}
}
Broadbent, 1953
Begrenzte Kapazität der bewusste Wahrnehmung, Erkennung, Kategorisierung
und Auswahl von Verhalten.
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Theorien der Aufmerksamkeit
}
Probleme für die Annahme der frühen Selektion
}
Aufmerksamkeitslenkung bei bestimmten Informationen
}
}
Experimente von Gray & Weddenburn (1960)
}
}
}
Die Probanden hörten z.B. auf dem linken Ohr: „Hunde
sechs Flöhe“ und auf dem rechten Ohr: „…acht kratzen
nach zwei“.
Unter der Instruktion, die bedeutungshaltige Nachricht
nachzusprechen, sagten die Probanden in der Regel
„Hunde kratzen nach Flöhen“.
Nicht-beachtete Informationen werden
auch später noch verarbeitet
}
}
24
Cocktail-Party Effekt: Hören des eigenes Namens, obwohl
diese Information nicht zu beachten war / gefiltert wurde
Anderson,2007
Nachträgliche Bewertung der Relevanz einer Information
Vollständige frühe Filterung unwahrscheinlich
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Theorien der Aufmerksamkeit
}
Theorie der späten Auswahl
}
}
Alle sensorischen Informationen wird völlig ungefiltert und parallel
verarbeitet.
}
}
}
25
Deutsch & Deutsch (1963)
Der Filter (Flaschenhals) ist bei der Reaktionsauswahl (Antwortfilter)
nicht bei der Wahrnehmung.
Für die Reaktionsauswahl können physikalische oder semantische
Merkmale verwendet werden.
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Theorien der Aufmerksamkeit
}
Dämpfungstheorie
}
}
}
Es gibt sowohl frühe als auch späte Selektion
Frühe Abschwächung (Dämpfung) aufgrund physikalischer Merkmale
}
}
Keine vollständige Filterung
Nach Abschwächung:
}
26
Treisman (1964)
Weitere Verarbeitung schwieriger, aber nicht unmöglich
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Theorien der Aufmerksamkeit
}
Beleg für die Dämpfungstheorie
}
}
Sinnvolle Mitteilung auf einem Ohr
dargeboten, die ab einer bestimmten Stelle in
eine zufällige Wortfolge überging.
}
}
Gleichzeitig wurde auf dem zu ignorierenden
Ohr dann eine sinnvolle Mitteilung dargeboten.
Einige Probanden wechselten entgegen der
Instruktion auf das andere Ohr.
}
}
Treisman (1960)
Andere Probanden taten dies nicht und
ignorierten weiterhin das gleiche Ohr.
Anderson,2007
Frühe und späte Selektion möglich
}
}
27
aufgrund von physikalischen Merkmalen (Ohr)
aufgrund von semantischen Merkmalen
(sinnvolle Mitteilung)
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Theorien der Aufmerksamkeit
}
Belege für die Dämpfungstheorie
}
}
Neurophysiologische Befunde
Aufmerksamkeit kann Aktivierung im auditorischen Kortex verstärken
oder abschwächen
Anderson,2007
28
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Theorien der Aufmerksamkeit
}
Zusammenfassung der Theorien
Gazzaniga etal.,2002
29
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Visuelle Aufmerksamkeit
}
Visuelle Aufmerksamkeitsfokus
}
}
Räumliches Aufmerksamkeitsfenster
Wie Taschenlampe im Dunkeln
}
}
Attentional Spotlight
Erste Experimente
}
}
}
Im Dunkeln Lichtpunkt in der Mitte
einer Buchstabentafel betrachten
Dann Raum kurz beleuchten,
Augenfixation bleibt aber in der Mitte
}
}
}
Helmholtz (1821-1894)
Keine Augenbewegungen
Nur Verschiebung der Aufmerksamkeit
Mehr Buchstaben dort erkannt, wo der
Fokus der Aufmerksamkeit lag
30
Gazzaniga etal.,2002
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Visuelle Aufmerksamkeit
}
Verschiedene Arten der Aufmerksamkeitslenkung
}
Endogen gesteuerte Aufmerksamkeit
}
}
Kontrollierte Verlagerung der Aufmerksamkeit
Willentlich, top-down, attentiv
}
}
}
Räumliche Aufmerksamkeit
Bsp.: Kellnerin entscheidet, einen Gast beachten
Exogen gesteuerte Aufmerksamkeit
}
Durch den Stimulus / Reiz erzeugt
}
}
31
Merkmalsbasierte Aufmerksamkeit, präattentiv
Bsp.: Aufmerksamkeit wird durch Winken des Gasts gelenkt
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Aufmerksamkeitslenkung
}
Neuronale Grundlagen
}
}
Lenkung der Aufmerksamkeit hat beobachtbare Auswirkungen auf das
Verhalten von einzelnen Nervenzellen
Experimente an Makakenaffen (Moran & Desimone, 1985)
}
2 Reize in einem einzelnem rezeptiven Feld einer Zelle in V4 dargeboten
¨
}
Mit Aufmerksamkeit bestimmt nur der beachtete Reiz die Reaktion der Zelle
¨
¨
32
V4: Neuronen mit Farb- und Orientierungsspezifität
Als wäre nicht-beachteter Reiz nicht da
“Schrumpfung” des rezeptiven Feldes der Zelle
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Aufmerksamkeitslenkung
}
Posner Paradigma
}
}
}
Visuelle Aufmerksamkeit
Untersuchung der räumlichen Verlagerung der Aufmerksamkeit
Typische Ergebnisse
}
}
33
Exogene Hinweisreize ziehen die Aufmerksamkeit automatisch an (präattentiv)
Endogene Hinweisreize sind unter der Kontrolle der Versuchsperson (attentiv)
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Aufmerksamkeitslenkung
Aufmerksamkeit erhöht die Effizienz der Reizverarbeitung
}
Löst stärkere neuronale Reaktion auf den Reiz aus
Erhöht den Reizkontrast
}
}
Kann die Deutlichkeit eines schwachen Reizes verbessern
}
Versuch
}
Carrasco et al., 2004
}
}
Identischer Kontrast:
}
Vps nehmen einen grösseren
Kontrast auf der Seite mit dem
Hinweisreiz wahr
}
34
Sogar wenn Kontrast in
Wirklichkeit niedriger
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Aufmerksamkeitslenkung
}
Crossmodale Aufmerksamkeitsorientierung
}
Ist Aufmerksamkeit modalitätsspezifisch oder nicht?
}
}
}
Visuelle Hinweisreize beeinflussen sowohl die visuelle als auch die
auditive Aufmerksamkeit
}
}
}
Auditive Reize beeinflussen dagegen nur auditive Aufmerksamkeit
Andere Studien berichten auch gegenteiligen Ergebnismuster
Problem
}
}
}
Ein Aufmerksamkeitssystem oder mehrere?
Es gibt widersprüchliche Befunde
Lokalisation bei auditiven Reizen schwieriger
Grosse inter-individuelle Unterschiede
Beispiel
}
35
Bauchrednerillusion
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Visuelle Aufmerksamkeit
}
Objektbezogene visuelle Aufmerksamkeit
}
Aufmerksamkeit kann nur ein Objekt zu einem Zeitpunkt erfassen
}
}
Gegensatz zur räumlichen Aufmerksamkeit
Duncan-Paradigma (1984)
}
}
Sehr kurze Präsentation von zwei überlappenden Objekten innerhalb
des räumlichen Aufmerksamkeitsfokus (<1° Sehwinkel)
Aufgabe
¨
¨
¨
}
Ergebnis
¨
¨
36
Beurteilung eines Attributs (z.B. Grösse/Seite oder Textur/Winkel)
eines Objekts (Einfach)
Beurteilung zweier Attribute (duales Urteil)
Jeweils für das gleiche Objekte oder unterschiedliche Objekte
Duale Urteile für das gleiche Objekt einfacher als für zwei verschiedene
Objekte
Trotz vollständiger Präsentation innerhalb des räumlichen
Aufmerksamkeitsfokus
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Visuelle Aufmerksamkeit
}
Objektbezogene visuelle Aufmerksamkeit
}
Aufmerksamkeit kann nur ein Objekt zu einem Zeitpunkt erfassen
}
}
Duncan-Paradigma
}
37
Gegensatz zur räumlichen Aufmerksamkeit
Sehr kurze Präsentation von zwei überlappenden Objekten innerhalb des
räumlichen Aufmerksamkeitsfokus (<1° Sehwinkel)
Allg. Psychologie Rasch UniFr
18.11.15
Visuelle Aufmerksamkeit
}
Dimensionsbasierte Aufmerksamkeit
}
}
Wie wähle ich einen Apfel aus einem Korb von Äpfeln aus?
Aufmerksamkeit auf verschiedene Stimulusmerkmale
}
}
Farbe, Form, Bewegung etc.
Paradigma der visuellen Suche
}
}
Visual search paradigma
Suchdisplay mit oder ohne einen Zielreiz
}
}
Aufgabe: Möglichst schnell entscheiden, ob Zielreiz da oder nicht
}
}
38
Variable Anzahl von Disktraktoren (Ablenkungsreizen)
Reaktionszeit wird in Beziehung zu der Gesamtanzahl der Reize gesetzt
Such-Reaktionszeitfunktion
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Leichte Suche
39
Allg. Psychologie Rasch UniFr
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Serielle Suche
}
Serielle Suche bei Suche nach Mermalskombinationen
}
Suchen Sie die grüne und horizontale Linie
Goldstein, 2008
40
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Visuelle Suche
Leichte Suche
Distraktoren unterscheiden sich eindeutig
in einem Merkmal (Farbe)
}
}
Suchzeit nimmt
nicht mit Displaygrösse zu
}
}
41
Parallele Suche
„Pop-Out“
Schwierige Suche
}
Distraktoren unterscheiden sich eindeutig
}
Suchzeit nimmt
mit Displaygrösse
zu
}
Serielle Suche
Allg. Psychologie Rasch UniFr
18.11.15
Serielle Suche
}
Versuchen Sie, das K in der Abbildung rechts zu finden.
}
Suche Zeile für Zeile (seriell)
}
}
pro Zeile braucht manca. 0.6 s (Steigung der Regressionsgeraden)
Studien mit bildgebenden Verfahren, zeigen deutliche Aktivierungen im
parietalen Kortex während solcher Suchprozesse.
Steigung=0.6
Anderson,2007
42
Allg. Psychologie Rasch UniFr
18.11.15
Theorien der visuellen Suche
}
Merkmalsintegrationstheorie der visuellen Aufmerksamkeit
}
}
Visuelles System verarbeitet unterschiedliche Reizmerkmale getrennt
}
}
}
}
}
Bildet gesamtes Blickfeld für ein bestimmtes Merkmal ab
}
Bsp.: Karte für Merkmal „grün“, Karte für Merkmal „senkrecht“ usw.
Alle Merkmalskarten sind mit Hauptkarte der Positionen verbunden
Suchen einer bestimmten Position:
}
Aufmerksamkeit aktiviert Position auf Hauptkarte und auf allen Merkmalskarten
(Gesamtrepräsentation aller Merkmale eines Objekts)
Wichtig für Identifikation eines Objekts (Abgleich mit Gedächtnis)
Suche nach einfachen Reizmerkmalen
}
Merkmal auswählen und nach Position suchen
Aufmerksamkeit aktiviert bestimme Merkmalskarte (z.B. grün)
}
Führt zu Aktivierung aller Positionen mit Merkmal „grün“ auf der Hauptkarte
}
43
Parallele Verarbeitung von physik. Merkmalen (Form, Farbe, Bewegung etc.)
Annahme:Visuelles System verfügt über Merkmalskarten
}
}
Feature integration theory (Treisman, 1988)
Allg. Psychologie Rasch UniFr
18.11.15
Theorien der visuellen Suche
}
Merkmalsintegrationstheorie der visuellen Aufmerksamkeit
}
}
Feature integration theory (Treisman, 1988)
Hauptkarte der Positionen und verschiedene Merkmalskarten
Auswahl einer Merkmalskarte
durch Aufmerksamkeit
44
Allg. Psychologie Rasch UniFr
18.11.15
Theorien der visuellen Suche
}
Merkmalsintegrationstheorie der visuellen Aufmerksamkeit
}
}
}
Hauptkarte der Positionen und verschiedene Merkmalskarten
Suche nach einfachen Reizmerkmalen
}
}
}
}
Feature integration theory (Treisman, 1988)
Wenn es nur ein Objekt gibt mit dem Reizmerkmale, wird nur eine einzige Position auf
der Hauptkarte aktiviert
Schnelle Suche, „Pop Out“ Effekt
Unabhängig von der Anzahl an Distraktoren
(parallele Suche)
Suche nach Konjunktion von mehreren
Reizmerkmalen
}
Aufmerksamkeit muss Hauptkarte
Objekt für Objekt absuchen
¨
}
Langsame Suche, serielle Suche
¨
45
Alle Objekte müsse auf Grund ihrer
Reizmerkmale identifiziert und abgeglichen werden
Binding der Merkmale erfordert Aufmerksamkeit
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18.11.15
Theorien der visuellen Suche
}
Theorie der gesteuerten (geleiteten) Suche
}
}
Organisation mit Hauptkarten und Merkmalskarten (wie Treisman)
}
}
}
Objekte mit hoher Salienz (Auffälligkeit), „Pop-Out“ Effekt
Saliente Objekte ziehen Aufmerksamkeit an
Gewichtung der Merkmalskarten möglich
}
}
}
}
46
Zusatz: Aktivität der Merkmalskarten kann kombiniert und gewichtet werden
Objekte, die sich auf möglichst vielen Merkmalen von den anderen
Objekten unterscheiden, erzeugen höchste Aktivität
}
}
Wolf, 1994
Bei Konjugationssuche kann Merkmalskarte „grün“ und „senkrecht“
voraktiviert werden
Kombination dieser Merkmalskarten erzeugt hohe Aktivität in Hauptkarte
Erlaubt Vorauswahl auf Grund eines Merkmals („grün“), innerhalb dieser
Objekte dann Suche nach zweitem Merkmal („senkrecht“)
Beispiel: Suchen einer bestimmten Person mit roter Jacke in Menschenmenge
Allg. Psychologie Rasch UniFr
18.11.15
Theorien der visuellen Suche
}
Theorie der gesteuerten (geleiteten) Suche
}
}
Organisation mit Hauptkarten und Merkmalskarten (wie Treisman)
}
47
Wolf, 1994
Zusatz: Aktivität der Merkmalskarten kann kombiniert und gewichtet werden
Allg. Psychologie Rasch UniFr
18.11.15
Theorien der visuellen Suche
}
Theorie der gesteuerten (geleiteten) Suche
}
48
Gleiche Theorie, andere Abbildung: Pop-out Effekt
Allg. Psychologie Rasch UniFr
18.11.15
Theorien der visuellen Suche
}
Theorie der gesteuerten (geleiteten) Suche
}
49
Merkmalskonjugationssuche
Allg. Psychologie Rasch UniFr
18.11.15
Theorien der visuellen Suche
}
Theorie der gesteuerten (geleiteten) Suche
}
}
Organisation mit Hauptkarten und Merkmalskarten (wie Treisman)
}
}
Wolf, 1994
Zusatz: Aktivität der Merkmalskarten kann kombiniert und gewichtet werden
Vorteile der Theorie der gesteuerten Suche
}
Kann Suchprozesse von unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden erklären
}
}
Funktioniert auch bei Suche nach unbekannten Zielobjekten
}
}
50
Suche nach einem Buch in der Bibliothek
Erlaubt Einfluss von Kontrollprozessen bei Gewichtung der Karten
}
}
Treisman nimmt nur zwei stereotype Suchprozesse an (parallele Suche bei
einem Reizmerkmale, serielle bei mehreren Merkmalen)
Bestimmte Merkmale können hervorgehoben oder vernachlässigt werden
Kognitive Kontrolle spielt eine sehr wichtige Rolle für
Aufmerksamkeitsprozesse
Allg. Psychologie Rasch UniFr
18.11.15
Das Neglekt Syndrom
}
Störung der Wahrnehmung oder Störung
der Aufmerksamkeit?
}
Tritt vor allem nach Schädigung im (rechten)
parietalen Kortex auf
}
}
Tritt akut nach Schlaganfall auf, kann sich wieder
zurückbilden
Unterschiedliche Typen des Neglekt
Syndroms
}
}
Extinktion des (linken) kontralateralen
Gesichtsfelds
Extinktion der linken Seite von Objekten
(Neglekt wandert mit Objekt mit)
}
51
Kann sogar Vorstellungen betreffen
Allg. Psychologie Rasch UniFr
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Limitationen der Aufmerksamkeit
}
Inattentional Blindness
}
Unaufmerksamkeit führt zu einer Nicht-Wahrnehmung von Objekten
}
}
}
Changes Blindness
}
Veränderungen in einer Szene werden nicht wahrgenommen.
}
}
}
}
Von Aufmerksamkeitsausrichtung und Erwartung beeinflusst (Top-down Kontrolle)
Beispiel für Sustained inattentional blindness: Gorillas in our midst
Bsp.: http://www.youtube.com/watch?v=FWSxSQsspiQ
http://www.youtube.com/watch?v=BLYsXpD8sSc
http://www.youtube.com/watch?annotation_id=annotation_262395&feature=iv&src_vid
=voAntzB7EwE&v=v3iPrBrGSJM
Attentional Blink
}
52
Zwei aufeinanderfolgende Zielreize werden nicht wahrgenommen, wenn sie in
einem Abstand von 150 – 450 ms präsentiert werden.
}
Möglicherweise verursacht durch Refraktärzeit von Neuronen im
Aufmerksamkeitssystem
}
Beispiel: http://www.youtube.com/watch?v=MH6ZSfhdIuM
Allg. 1 Björn Rasch Unifr
18.11.15
Take Home Messages
}
Selektive Aufmerksamkeit
}
}
}
Daueraufmerksamkeit (Vigilanz)
}
}
Auf relevante Reize über einen längeren Zeitraum zu achten und reagieren
Theorien der auditiven Aufmerksamkeit
}
}
Fokussieren auf relevante Objekte / Objekteigenschaften
Ausblenden irrelevanter Objekte / Objekteigenschaften
Filtertheorie (Bottleneck) vs. Theorie der späten Selektion vs. Dämpfungstheorie
Aspekte der visuellen Aufmerksamkeit
}
}
}
}
Attentional Spotlight
Endogene vs. exogene Aufmerksamkeitssteuerung
Objektbasierte Aufmerksamkeit
Dimensionsbasierte visuelle Aufmerksamkeit
}
}
Merkmalsintegrationstheorie vs.Theorie der gesteuerten Suche
Visual Neglekt und Inattentional Blindness
53
Allg. Psychologie Rasch UniFr
18.11.15
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