1 Massage Die Wirkung der Massage umfasst die optimale Regeneration des Körpers und Geistes nach einer Belastung. Im Alltag führt die Massage zu einer besseren Stresstoleranz, mehr Körperbewusstsein und Wohlbefinden. Durch Massage wird die Lust am Sporttreiben vergrössert, die Leistungsbereitschaft erhöht, wobei gleichzeitig Verletzungen vorgebeugt werden. Im Folgenden sollen die Wirkmechanismen der klassischen Massage erläutert werden, zu deren Verständnis einige anatomische bzw. physiologische Kenntnisse hilfreich sind. Kleine Einführung in die Körperlehre Es ist sinnvoll, sich vor Augen zu führen, dass der Körper nicht aus einzelnen Teilen zusammengesetzt ist, sondern dass er ein System darstellt. Ein System indem mehrere kleinere untergeordnete Subsysteme organisiert und koordiniert sind. Die kleinste Einheit stellt die lebende Zelle dar. Um ihre Funktion auszuführen braucht die Zelle Nährstoffe und eine optimale Umgebung. Die Organellen der Zelle werden ständig erneuert, die Umbaufrequenz ist durch die die Zelle Stoffwechselaktivität beeinflusst. Das heisst, dass eine mit Nährstoffen gut versorgte Zelle alles erhält, um ihren Zellkörper fit zu halten und ihre Funktion optimal auszuführen. Die Zellen können sich in ihrer Bauweise und ihrer Funktion stark unterscheiden. Sie schliessen sich mit ihresgleichen zu Zellverbänden, also Gewebe zusammen. Die Haut, die Muskeln, die Knochen und die Nerven sind unterschiedliche Gewebeformen. Gewebe verschiedenster Art Gewebe stellen in einem Organ eine funktionelle Einheit dar. Die zugrundeliegenden Zellen kommunizieren miteinander, tauschen Stoffe aus und sorgen für das Wohlergehen der Nachbarzelle. Die Organe bilden wiederum Organsysteme. Systeme zeichnen sich dadurch aus, dass jedes Subsystem, also von der Zelle bis zum Organverbund, seinen Teil zur Organe Aufrechterhaltung eines Systemgleichgewichtes beiträgt. Wird die Funktion eines Subsystems beeinträchtigt, zieht dies Folgen nach sich, die das ganze System betreffen. In gleicher Weise trägt die Gesundheit jeder Zelle zum Zustand des Gewebes, des Organs, des Organsystems und schliesslich zur Gesundheit des ganzen Organismus bei. Haut und Bindegewebe Die Haut ist das Organ, welches man mit Massage direkt erreicht. Sie besteht aus drei Schichten. Die Oberhaut, die Lederhaut und das Unterhautgewebe. Die Oberhaut enthält selbst Haut keine Gefässe und ist gegen die Oberfläche hin verhornt, das heisst, dass abgestorbene Hautzellen dorthin transportiert werden, um mechanisch losgelöst zu werden. In der Lederhaut liegt ein dichtes Netz von Blut-und Lymphgefässen. Man findet Nervenfasern, die für Schmerz-, Druck-, Berührungsempfindung zuständig sind. In tieferen Abschnitten sind Fasern eingelagert, die für die Elastizität der Haut sorgen. Auf das Unterhautgewebe, (mit grossen Anteilen an Fettgewebe, das vor allem als Kälteschutz dient) folgt das Bindegewebe ohne scharfe Grenze. Es besteht aus einem dreidimensionalem Bindegewebe Netz aus Zellen. Dazwischen befindet sich Interzellularsubstanz. Es handelt sich dabei um Bindegewebsfasern, welche die Beschaffenheit des Gewebes mitbeeinflussen. Sie verleihen dem Gewebe z.B. Elastizität, aber auch Spannung oder Zugfestigkeit. Fettgewebe stellt eine Sonderform von Bindegewebe dar. In das Zellnetz sind Fettzellen eingelagert. 2 Die interstitielle Flüssigkeit (etwa 10.5 l) befindet sich in den Spalträumen der Gewebe und umfasst unter anderem Lymphe. Sie steht im Austausch mit den Gefässen. Das heisst, dass ein interstitielle grosser Teil der Flüssigkeit, welche die Zwischenräume im Zellnetz füllt, durch die Poren der Flüssigkeit Gefässwände in die Blutgefässe ein- bzw. austreten kann. Interstitielle Flüssigkeit besteht grösstenteils aus Wasser und Schlackenstoffe enthält aber auch Bakterien und Eiweissmoleküle. Das Gefässsystem: In der Massage wird vor allem über das Gefässsystem gearbeitet. Die Kreislauforgane bestehen aus dem Herzen und einem geschlossenen Röhrensystem, den Blutgefässen. Sie lassen sich (nach Durchmesser und Wandbau) in Venen, Arterien und Kapillaren unterscheiden. Die Zu- und AbGefässwände schliessen glatte Muskelzellen mit ein, die den Gefässdurchmesser regulieren transport über können. Während die grösseren Gefässe nur den Zu- und Abtransport besorgen, findet in den die Blutwege kleinsten Blutgefässen der Stoffaustausch statt. Die Wände der kleinen Blutgefässe weisen Poren auf, durch die Flüssigkeit und kleinere Partikel wie z.B. weisse Blutkörperchen treten können. Über das Blut werden Sauerstoff, Eiweisse, Botenstoffe usw. transportiert, aber auch Abfall, Körpergifte bzw. Schlackenstoffe entsorgt und zu den Ausscheidungsorganen abgeführt. Das andere Gefässsystem ist das Lymphsystem. Ein Teil des aus den Blutgefässen ausgetretenen Blutwassers kehrt nicht in die Venen zurück, sondern füllt die Gewebespalten als interstitielle Flüssigkeit und sammelt sich letztlich in den feinen Ästen der Lymphgefässe. Darin lymphatisches wird die Lymphe den Lymphknoten zugeführt. Sie sind wie Filterstationen in das Lymphsystem System eingebaut. Ihre Hauptaufgabe besteht in der Abwehr und der Bekämpfung von Infektionen. Das Nervensystem Das Nervensystem wird in das zentrale und das periphere Nervensystem unterteilt. Zum Zentralnervensystem (ZNS) gehören das Gehirn und das Rückenmark. Es ist dient vor allem der Informationsverarbeitung und der Steuerung der Körperfunktionen. Das periphere Nervensystem umfasst die Nervenbahnen, welche von der Peripherie zum ZNS oder vom ZNS zur Peripherie führen. Das Nervensystem reguliert das Zusammenwirken aller Organsysteme und ermögliche dem Organismus die Fähigkeit zur Anpassung an veränderte äussere und innere InformationsUmweltbedingungen. Um dieser Aufgabe gerecht zu werden, ist der Organismus darauf verarbeitung angewiesen, über sämtliche Vorgänge und Zustände am, im und um den Körper informiert zu sein. Aus den Sinnesorganen, den Gelenken, den Skelettmuskeln und aus den inneren Organen werden die Informationen über Nervenbahnen ins Rückenmark geleitet, das zum Zentralnervensystem zugerechnet wird. Die Informationsübermittlung erfolgt aber auch vom Zentralnervensystem in die Peripherie. Die Information geht einerseits an die Skelettmuskulatur und andererseits an die inneren Organe (Eingeweide, Herz, Gefässwände und Drüsen) und regelt damit vegetativen Funktionen. Gelenke Haut Skelettmuskeln Eingeweide Skelettmuskel Affernzen ZNS Drüsen, glatter Muskel, Herzmuskel 3 Das Nervensystem reguliert und organisiert sämtliche Systeme des Organismus. Mit jeder Berührung, die man in der Massage gezielt nutzt, beeinflusst man das Nervensystem. Die Berührung ist sozusagen ein Stück Information, das vom Nervensystem des Menschen verarbeitet wird. Jede Veränderung der Umweltbedingung löst via Nervensystem eine Kette von Körperprozessen aus. Die Muskeln Am Muskel unterscheidet man den aus kontraktilen Fasern bestehenden Mittelteil (Muskelbauch) und die Sehnen, mit denen die Kontraktionskraft auf die Skelettelemente übertragen wird. Der Muskel ist aus Muskelzellen aufgebaut, welche sich zu Muskelfaserbündel zusammenschliessen und durch bindegewebige Hüllschichten gegeneinander abgegrenzt werden. Zwischen den einzelnen Muskelgruppen treten Muskelbinden bis auf die Knochen in Kontraktionsdie Tiefe und trennen die Muskelbäuche voneinander. Ihre eigentliche Funktion liegt darin, dass fähigkeit sie wie ein Kolben die Bewegung des Muskels führen. Sie stellen also eine formgebende Gleithülle dar. An den Enden der Muskelbäuche geht die Muskelbinde in die Sehnen über. Kleinste Gefässe ziehen vielfach zu jeder einzelnen Muskelfaser. Über das Blut gelangen Durchblutung Sauerstoff in den Muskel und Endprodukte der Muskelarbeit aus dem Muskel wieder aus. Ohne des Muskels Sauerstoff findet keine Bewegung statt, und ohne Abtransport des Mülls, werden die Mechanismen im Muskel, die zu einer Kontraktion führen, gelähmt. Der Muskel weist eine natürliche Spannung auf, die Muskeltonus genannt wird. Dieser Ruhetonus kann individuell sehr verschieden sein. Er kann auch pathologisch, das heisst Muskeltonus krankhaft erhöht sein. 4 Wirkung der Massage mechanischörtlich physiologisch Fern- und Allgemeinwirkung psychologisch Man kann zwischen einer mechanisch-örtlichen Wirkungsweise und eine Fern-oder Allgemeinwirkungsweise der Massage unterscheiden. Gleichzeitig hat die Massage psychologische wie physiologische Effekte. Physiologische Wirkungsweise mechanische-örtliche Wirkung Bei der mechanisch-örtlichen Wirkungsweise stehen die Reaktionen der Stellen im Vordergrund, die direkt durch die Berührung betroffen bzw. gereizt sind. Dies ist natürlich in erster Linie die Haut. Durch Streichungen verbessert sich die Durchblutung der Haut. Dies geschieht einerseits durch Reibung und die darauf folgende Erwärmung. Die Wärme führt zu einer Erweiterung der Blutgefässe. Die Berührung wirkt aber auch über das Nervensystem auf die Muskulatur der Gefässwände in der Lederhaut ein. Die Reaktion der Muskelzellen auf die Berührung bzw. Reibung ist eine Entspannung. Das heisst, die Gefässwände erweitern sich bei streichender Berührung. Auch die Anzahl der Kapillaren nimmt mit der Zeit zu. Die Zufuhr und der Verbrauch von Sauerstoff wird erhöht mit gleichzeitiger Verbesserung des Rücktransports von kohlendioxidhaltigen Blutes. Durch die verbesserte Durchblutung wird die Ernährung der Haut gesteigert. Damit kann die Haut ihren Funktionen optimal nachkommen. Auch in den darunterliegenden Geweben wird die gesamte Stoffwechselsituation optimiert. Doch neben der durchblutungsfördernden Wirkung wird gleichzeitig Druck und Zug auf tiefere Schichten ausgeübt. Die verschiedenen Bindegewebs- und Hautschichten werden gegeneinander gedehnt und so Verklebungen aufgetrennt. Man stellt sich das am besten so vor, dass nach Überbeanspruchung, oder kleinen entzündlichen Prozessen im Gewebe usw. elastische und unelastische Schichten verkleben. Der Verminderung der Dehnfähigkeit, welche die optimale Funktion der Bewegungsorgane schmerzhaft hemmt, kann mit Massage entgegengewirkt werden. Im Bindegewebe führt die Massage neben der Lösung von Verklebungen zu einer vermehrten Ausschwemmung bzw. einem Auspresseffekt. Es konnte nachgewiesen werden, dass mit Hilfe der Massage Venen und Lymphgefässe ausgepresst werden können. Die interstitielle Flüssigkeit tritt unter dem Druck der Massage vermehrt in die Gefässe. So werden Flüssigkeit und mit ihr Schlackenstoffe und Stoffwechselendprodukte ausgeschwemmt. Durch Massage können schmerzauslösende Substanzen aus dem Körpergewebe abtransportiert werden. Damit verringert sich die Reizwirkung an den Schmerzrezeptoren. Ferner werden körpereigene Schmerzhemmungsmechanismen aktiviert. Durchblutungssteigerung der Haut Verschieblichkeit der Gewebsschichten Ausschwemmeffekt Schmerzlinderung Wird die Massage mit tieferen Griffen ausgeführt, gelangt man an die Muskulatur. Und so wirkt die Massage auf den Muskel; Die Muskulatur wird von allen Organen des Körpers durch die Lösung und Massage am nachhaltigsten beeinflusst. Durch die Lockerung und die Erwärmung werden die Lockerung 5 Blutgefässe in den Muskelbündeln geweitet, dadurch wird erneut die Durchblutung verstärkt. Nach vorangegangener Lösung und Lockerung können nun Stoffwechselschlacken beseitigt und eine Überladung des Muskels mit Ermüdungsstoffen oder mit Stoffwechselschlaken verhindert werden. Solche Ablagerungen verursachen Schmerzen und stellen für den Muskel einen Krisenzustand dar. Die Massage führt via Nerven in den Muskeln zu einer Beeinflussung der Muskelspannung. Indem ein Muskel gedehnt wird (z.B. bei der Knetungen) kann der Muskeltonus gesenkt werden. Besteht eine Veränderung der Muskelspannung in Richtung chronisch verstärktem Tonus, spricht man von Hartspann. Solch ein erhöhter Muskeltonus führt dazu, dass die Blutgefässe zusammengedrückt werden. Die Verkleinerung des Gefässquerschnitts ruft eine deutliche Einschränkung der Durchblutung hervor. Die führt zu einer Unterversorgung des Muskels bei erhöhtem Energiebedarf z.B. wenn er Leistungen vollbringen sollte. Diese Unterversorgung an sauerstoffhaltigem Blut kann dazu führen, dass Schmerzstoffe im Gewebe ausgeschüttet werden, und dies kann der Beginn von schmerzhaften Muskelverhärtungen und Verspannungen darstellen. Treten solche Verspannungen lokal auf, nennt man sie Myogelosen. Sie fühlen sich wie Knötchen oder strangförmige Härten oder Verhärtungen an, treten in verschiedenen Grössen und verschiedenen Härtegraden auf. Man weiss heute, dass sie häufig die erste Stufe einer Entzündung darstellen. Nach dem Ausheilen können diese Mini-Entzündungen des Muskelgewebes Narbengewebe auf dem Muskel hinterlassen. Die Narben bilden zwischen den gesunden Muskelfasern härtere Stränge. Durch die Massage kann erreicht werden, dass die kranken Stellen im Muskelgewebe durch gesundes Gewebe ersetzt wird. Solche Knötchen sind für Sportler von grosser Bedeutung. Eine Narbe nach einer chronischen Entzündung hat durchaus nicht mehr die Dehnbarkeit und Weichheit normalen Muskelgewebes. Abtransport von Stoffechselendprodukten Hypertonus entzündliche Prozesse im Muskel Die Massage ist ebenfalls eine Pflege der Gelenke, der Sehnen und der Bänder. In Sehnen und Bändern, die sich dicht am Gelenk befinden, findet nur ein geringer Stoffwechsel statt. In Gelenknähe sammeln sich deshalb häufig Stoffwechselschlacken und Ablagerungen an. Durch Gelenkpflege die Massage wird die Durchblutung gesteigert und die Rückstände besser abtransportiert. Gleichzeitig wird die Produktion und Erneuerung der Gelenkschmiere aktiviert. So können Verletzungen, Entzündungen vorgebeugt werden, die Gelenke sind leistungsfähiger und weniger anfällig. Fern- und Allgemeinwirkung generelle Verbesserung der Blutzirkulation auch in nicht unmittelbar massierten Körperregionen Verbesserung der Herz-Kreislaufaktivität Beeinflussung des vegetativen Nervensystems und Regulation von Atmung, Puls und Blutdruck Steigerung des Stoffwechsels d.h. alte, nicht mehr funktionsfähige Stoffe, werden leichter und schneller aus dem Körper ausgeschieden, gleichzeitig sind Ersatzstoffe schneller verfügbar Psychologische Wirkung: Die Wirkung der Massage auf die Psyche des Massierten geht noch weit über die physiologischen Einzelwirkungen hinaus. Die Massage kann das seelische Empfinden beeinflussen. Stimmungsaufheiternde Wirkung konnte z.B. im Zusammenhang mit Depressionen aufgezeigt werden. Besonders auch bei Schmerz und der daraus resultierenden psychischen Belastung kann Massage Erleichterung bringen. Sie lindert nicht nur Angst und Stress, sondern hilft auch, den Körpers als Ganzes zu erleben. Unterschiedliche Körperempfindungen können bewusst gemacht werden, zwischen Partien, mit denen man in Verbindung ist und solchen, die sich "abgeschnitten" anfühlen. Die Massage fördert die Integration des Körpers und ein positives Selbstbild.