Typologie der modernen Karrikatur

Werbung
Auftrag
Hoppla, da hat sich ein grober Schreibfehler eingeschlichen: Karikatur
schreibt man natürlich nur mit einem «r»!
Achte beim Ersetzen darauf, dass das Wort auch in zusammengesetzter
Form vorkommt und somit manchmal auch klein geschrieben ist (z.B.
Sachkarrikatur).
Karrikatur
Quelle: de.wikipedia.ort
Die häufig mißverstandene Karrikatur Flammarions Holzstich über die mittelalterliche Vorstellung,
auf Bergen den Himmel berühren zu können.
Unter Karrikatur (von lat.: carrus = Karren, also: Überladung, und ital.: c aricare = überladen,
übertreiben) versteht man die komisch überzeichnete Darstellung von Menschen oder
gesellschaftlichen Zuständen, häufig mit politischer Tendenz. Die Zeichner von (bildlichen)
Karrikaturen nennt man Karrikaturisten, das Zeichnen karikieren.
Bei Karrikaturen handelt es sich meist um
eine bildliche Form der Satire, die sich als
parteiische Kritik an bestehenden Werten
oder politischen Verhältnissen versteht und
oft als „Waffe” in gesellschaftlichen
Auseinandersetzungen verwendet wird. Die
Karrikatur übertreibt bewusst, spitzt zu und
verzerrt charakteristische Züge eines
Ereignisses oder einer Person, um durch den
aufgezeigten Kontrast zur Realität und die
dargestellten Widersprüche den Betrachter
der Karrikatur zum Nachdenken zu bewegen.
Oftmals nimmt die Karrikatur zu einem
aktuellen Sachverhalt sarkastisch-ironisch
Stellung. Wesentliche Fehler und Mängel der dargestellten Person (z. B. eines Politikers) oder
des dargestellten Objektes oder Ereignisses werden aufgedeckt und durch die Art und Weise
der meist zeichnerischen Präsentation der Lächerlichkeit preisgegeben.
Die Karrikatur kann mehr satirisch oder eher humoristisch ausgerichtet sein, je nachdem, ob
sie ihr Opfer völlig verurteilt und lächerlich macht oder – als bloße Witzzeichnung – nur einige
Mängel mit leiser Ironie kommentieren will. Bei einer Deutung von einer Karrikatur geht man
in folgenden Schritten vor: 1. sich informieren, 2. beschreiben, 3. erklären und 4.
zusammenfassen.
Geschichte der Karrikatur
Die ersten Karrikaturen soll es bereits in der Antike gegeben haben. Auf altägyptischen Papyri,
griechischen Vasen oder als römische Wandmalerei fanden sich vereinzelt karrikaturähnliche
Darstellungen. In mittelalterlichen Kirchen finden sich an Kapitellen der Säulen oder in der
Buchmalerei satirische Motive. Während der Reformationszeit wurden auf Flugblättern
Vertreter des Protestantismus und Katholizismus von der jeweiligen Gegenseite karikiert.
Leonardo da Vinci zeichnete einige groteske Zerrbilder von Zeitgenossen. Im 16. Jahrhundert
widmen sich die Gebrüder Carracci der Porträtkarrikatur. In Holland gab es im 17. Jahrhundert
moralisierend-satirische Graphiken. Die eigentliche gesellschaftskritische Karrikatur
entwickelte sich im 18. Jahrhundert in England. Einer der Vorläufer der modernen
Karrikaturisten war William Hogarth mit seinen „modernen Lebensbildern”, die vor
satirischen Seitenhieben nur so strotzten. In seiner Nachfolge wirkten in England die ersten
politischen Karrikaturisten, darunter James Gillray, Thomas Rowlandson und später George
Cruikshank, die Karrikaturen gegen das englische Königshaus, gegen englische Politiker oder
gegen die Französische Revolution zeichneten.
In der Schweiz widmet sich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts Rodolphe Töpffer
komischen Bildergeschichten. In Frankreich kommt es im 19. Jahrhundert zu einer Blüte der
karrikaturistischen Zeichnung. Hervorragende Zeichner wie Honoré Daumier oder Grandville
üben in satirischen Blättern wie La Caricature und Le Charivari gesellschaftliche Kritik am
Spießbürgertum. Ähnliche Blätter erscheinen in anderen Ländern: der Punch in London, die
Fliegenden Blätter in München oder der Kladderadatsch in Berlin.
Typologie der modernen Karrikatur
Hinsichtlich der formalen Darstellungsstruktur unterscheidet man die apersonale
Sachkarrikatur, die personale Typenkarrikatur und die personale Individualkarrikatur.
Die Sachkarrikatur kommt am seltensten vor. Obwohl sie meist auf politisch-personales
Handeln abzielt, bezieht sie ihre Aussagen primär auf Sachen oder Gegenstände, die der
Betrachter jedoch leicht mit bestimmten Personen in Verbindung bringen kann.
Die personale Typenkarrikatur beschäftigt sich mit Staaten, Völkern, sozialen Gruppen,
Institutionen und Verbänden. Eine bestimmte Figur steht in diesen Karrikaturen z. B.
stellvertretend für einen Staat oder das Volk einer bestimmten Nation: So repräsentiert der
„Michel” die Deutschen oder Deutschland, „Marianne” die Franzosen oder Frankreich, der
„Yankee” die US-Amerikaner oder die USA, vornehme Kleidung und Zylinder den
Unternehmer, Latzhose und Schutzhelm den Arbeiter, die Seppelhose den Bayern usw. Auch
Tiergestalten können solche Repräsentationsfunktionen übernehmen: Beispiele sind der
britische oder der bayerische Löwe, der russische oder der Berliner Bär, der chinesische Drache
usw.
Am verbreitetsten ist die personale Individualkarrikatur. Oft werden bekannte Politiker
karikiert, die vom Karrikaturisten individuelle, unverwechselbare Gesichtszüge, Gestalt- oder
Kleidungsmerkmale erhalten, so dass die dargestellte Person eindeutig identifizierbar ist.
Bestimmte Merkmale des Politiker-Gesichts – die Haarform, eine lange Nase, ein markantes
Kinn etc. – werden übertrieben dargestellt, um die Wiedererkennbarkeit zu erhöhen.
Ergänzende typische Attribute sorgen für die allgemeine Wiedererkennbarkeit der karikierten
Person. Bekannte Karrikaturisten wie Horst Haitzinger oder Bernhard Prinz charakterisieren
dabei ihre „Opfer“ durch ihre persönliche stilistische Note.
Inhaltlich lassen sich ebenfalls drei Karrikaturtypen unterscheiden: die Ereigniskarrikatur, die
Prozesskarrikatur und die Zustandskarrikatur.
Die Ereigniskarrikatur nimmt ein punktuelles Geschehen, etwa ein Tagesereignis von zeitlich
begrenzter Aktualität aufs Korn, z. B. das Ergebnis einer Wahl, den Sturz einer Regierung,
einen politischen Zwischenfall, eine politische Rede etc.
Die Prozesskarrikatur zielt auf den geschichtlichen Wandel, will Wendepunkte hervorheben,
Aufstieg und Abstieg kennzeichnen, beschäftigt sich mit dem Vorher und Nachher oder
konfrontiert Ideen mit der Wirklichkeit. Oft erscheinen solche Karrikaturen in einer zwei- oder
mehrgliedrigen Bildfolge und schauen von der jeweiligen Gegenwart rückblickend auf die
Vergangenheit.
Die Zustandskarrikatur greift zwar meist aktuelle Anlässe auf, ist aber darum bemüht, von
ihnen aus dauerhafte, wenig wandelbare, konservative Strukturen satirisch zu attackieren, etwa
bestehende Herrschafts-, Gesellschafts- oder Wirtschaftsordnungen. Hierzu gehören auch die
Panoramakarrikaturen, die eine über die Tagesaktualität hinausreichende, allgemeine und
längerfristige politische Lage kennzeichnen wollen.
Herunterladen