Internationalität zum Zwecke der Qualitätssteigerung in der Lymphologie Nach dem herausragenden Erfolg der ersten internationalen Fachtagung für Lymphologie in Walchsee, die im Jänner 2013 stattfand, wurden vom 4. bis zum 6. Juli 2014 Lymphologische Sommertage abgehalten. Die Gesellschaft für Manuelle Lymphdrainage nach Dr. Vodder und sonstige lymphologische Therapien sowie die Österreichische Gesellschaft für Lymphologie konnten dabei nicht nur internationale Vortragende, sondern auch viele Besucher aus aller Welt in Walchsee begrüßen. „Die Lymphologischen Wintertage Anfang 2013 waren so erfolgreich, dass die Fortsetzung mit den nun abgehaltenen Lymphologischen Sommertagen ein logischer Schluss für uns war“, freut sich Dieter Wittlinger, Sekretär der Gesellschaft für Manuelle Lymphdrainage nach Dr. Vodder. Vom 4. bis zum 6. Juli 2014 erhielten über 140 TeilnehmerInnen in der Mehrzweckhalle in Walchsee und im Wittlinger Therapiezentrum unter dem aktuellen Motto „Evidence und Quality in der stationären und ambulanten Versorgung von Lymphödempatienten“ wichtige und zukunftsweisende Informationen.Bereits in den Tagen zuvor – bei so genannten „Refresher Kursen“ – waren Lymphdrainage-Therapeuten aus Großbritannien, Kanada, Australien, USA, Kenia, Finnland, Slowenien, Puerto Rico, Italien, Dänemark und Israel zu Gast in Walchsee, um das erlernte Wissen aufzufrischen. Wissen auf den neuesten Stand gebracht Dem interessierten Fachpublikum der Lymphologischen Sommertage wurde ein breites Spektrum an hochkarätigen internationalen Referentinnen und Referenten geboten. In diversen Vorträgen von namhaften Spezialisten der Lymphologie und interessanten Workshops konnte das jeweilige Wissen an diesem Tagungswochenende auf den aktuellsten Stand gebracht werden. Zudem präsentierten renommierte Fachaussteller Neuheiten aus dem Bereich der lymphologischen Behandlung.Fachvorträge wechselten sich mit praxisorientierten Workshops ab, in denen Themen wie Wassergymnastik für Ödempatienten, Kinesiotaping und psychologisches Handeln im Umgang mit Ödempatienten behandelt wurden.In Walchsee wurde auch wieder der mit 2.500 Euro dotierte Dr. Vodder/G. Wittlinger-Preis verliehen. Preisträger waren bei den Lymphologischen Sommertagen Yolanda Robledo und ihr Team (Spanien) sowie Dr. Sylvia Blassnig (Österreich), die von Univ. Prof. Dr. Erich Brenner, MME (Präsident der Gesellschaft für Manuelle Lymphdrainage nach Dr. Vodder und sonstige lymphologische Therapien) den Preis überreicht bekamen. „Für die diesjährige Lymphologische Sommertagung ist uns wieder ein guter Mix aus informativen Fachvorträgen und praktischen Workshops gelungen. Dr. Christine Heim, Kongresspräsidentin, zeichnete für den medizinischen Inhalt des Kongressprogrammes verantwortlich. Sie konnte in medizinischen Fachkreisen hochqualifizierte Redner gewinnen. Wir durften Prof. Hugo Partsch, emeritierter Vorstand der Dermatologischen Abteilung des Wilhelminenspitals der Stadt Wien, Prof. Rüdiger Baumeister, Konsilarius für Lymphologie der chirurgischen Klinik München Bogenhausen, Prof. Horst Weissleder, Ehrenpräsident der Deutschen Gesellschaft für Lymphologie, Prof. Etelka Földi von der Földiklinik – um nur einige zu nennen – begrüßen. Die Internationalität dieser Veranstaltung wurde auch durch eine ausgezeichnete Simultanübersetzung in Englisch oder Deutsch gewährleistet. Wir freuen uns, dass unsere Gäste aus der ganzen Welt mit aktualisierten Kenntnissen über das Themengebiet der Lymphologie aus Walchsee abreisen. Die nächste Tagung wird im Winter 2016 stattfinden“, ergänzt Dieter Wittlinger und zeigte sich mit dem Veranstaltungswochenende sehr zufrieden. Fokus liegt auf Bewertung und Qualität Das Motto der Lymphologischen Sommertage 2014 wurde mit "Evidence und Quality" aus einem ganz bestimmten Grund gewählt, wie Expertin Dr. Christine Heim (Kongresspräsidentin, ärztl. Leitung des Wittlinger Therapiezentrums und der Dr. Vodder Akademie) erklärte: „Es gibt bislang keine bezahlbare Messmethode, die dokumentiert, dass die angewendete Therapie für den Patienten den gewünschten Erfolg bringt. Die Lymphologie ist ein kleines Fach der Medizin, die aber Methoden braucht, mit denen Therapieerfolge dokumentieret werden können." Auch für die Dokumentation brauche es Messkriterien, die es in der Lymphologie nicht gibt. Die bislang verwendeten Messwerkergebnisse seien, so Expertin Dr. Heim, nicht miteinander vergleichbar: „Das macht es schwierig einem Menschen zu vermitteln, welche Probleme Patienten haben, wenn sie unter einem Ödem leiden. Deshalb ist es so wichtig, eine gemeinsame Sprache zu entwickeln, die für alle verständlich ist.“ Weltweiter Austausch zur Qualitätssteigerung Dem Austausch von Information, auch international, räumt Dr. Christine Heim einen besonders wichtigen Stellenwert in puncto Evidence und Quality ein: „Durch die diversen Handhabungen in anderen Ländern könnten Vergleiche angestellt werden. Mit unseren Ausbildungs- und Refresher-Kursen tragen wir beim Thema Internationalisierung dazu bei, dass Therapeuten weltweit eine hochwertige Ausbildung erhalten.“Es gibt Länder, wo Therapeuten keinen Arzt als Ansprechpartner haben. Das macht es schwierig, einem Behandler zu vermitteln, an was der Ödempatient leidet und welche Therapie die besten Erfolge bringt. In den Refresher-Kursen gibt es nicht nur eine Auffrischung der Grifftechniken, auch Fallstudien und Fragen werden besprochen, um gemeinsam die beste Lösung für eine erfolgversprechende Behandlung zu finden. Ein großes Problem sei, laut Dr. Heim, dass vielen Ausbildnern die nötige Praxis in der manuellen Anwendung der Lymphdrainage fehle. Darunter leide die Qualität von lymphologischen Behandlungen: „Die Sozialversicherer in Österreich geben zwar Geld für die Anwendung der Manuellen Lymphdrainage aus, wobei sie nicht unterscheiden, ob die Anwender nur eine Standardausbildung (1 Woche Kurs, bei nicht autorisierten Lehrkräften) oder eine 4-wöchige Spezialausbildung im Bereich der Lymphologie absolviert haben. Dieses Vorgehen geht letztendlich auf Kosten der Qualität bei den lymphologischen Behandlungen.” ”Dieser Nachteil ergibt sich daraus, dass die Lymphologie nicht als separate Sparte in der Medizinausbildung definiert ist und es kein eigenes Ausbildungsbild gibt. Die manuelle Lymphdrainage läuft in der Therapeutenausbildung unter Massagetechniken. Von Ausbildern wird kein Qualitätsnachweis verlangt und es gibt keine standardisierte Verpflichtung, wer mit welcher Qualifikation was unterrichten darf. Dieser schlechten Entwicklung kann man nur mit gezieltem Qualitätsmanagement entgegenwirken und nur damit können Patienten auch die Behandlung bekommen, die sie wirklich benötigen. Die geforderten Kontrollmechanismen bringen somit die Ressourcen dort hin, wo sie auch hingehören“, fordert Dr. Christine Heim die Fokussierung auf Qualität. Bei einer Sache im Bereich der Lymphologie ist sich Frau Dr. Heim sicher: „Manuelle Lymphdrainage wird sich als eigenständiges Nischenprodukt etablieren. Dazu tragen wir mit unseren internationalen Kursen und Kongressen bereits jetzt bei. Die Etablierung der Lymphologie wird kommen, allerdings erst mit dem nächsten Generationenwechsel, wenn eingefahrene Strukturen neu betrachtet und bewertet werden. Einen Anteil trägt aber auch die Gesellschaft dazu bei, die sich wieder mehr auf die eigene Gesundheit konzentrieren muss.“