NICHTARTERIOSKLEROTISCHE ERKRANKUNGEN DER AORTA UND DER ARTERIEN MEDIONECROSIS AORTAE ERDHEIM- GSELL , ANEURYSMA DISSECCANS DER AORTA UND ANULOAORTISCHE EKTASIE DEF: Degeneration der Media der Aorta und großer elastischer Blutgefässe unter Ablagerung von muzinöser Grundsubstanz, Ausbildung kleiner Pseudozysten und starker Dissektionsneigung der Gefässwand (Intramurale Längsruptur der Gefässwand). Anm: Général Charles de Gaulle verstarb an einem rupturierten Aneurysma der Aorta ascendens; aufgrund der physischen Grösse des Général und seines Habitus wurde eine Marfan- Syndrom vermutet (Accoce et al. 1978); das fortgeschrittene Alter von 80 Jahren sprechen eher dagegen. Krankheitsbild wurde auch bei Yayavarman VII (Angkor Vat) und Pharao Ramses IV vermutet. EPI: Spontane dissezierende Aortenaneurysmen: Inzidenz 3-4 /100 000 /a. Im Sektionsgut: 1%; 5.-7.Lebensjahrzehnt; M:F = 3:1. Bei Marfan- und Ehlers-Danlos (s.u.) Aortenrupturen in jugendlichem Alter (und Gravidität!). Prognose nach erfolgter Ruptur: schlecht, Letalität (ohne Therapie): 90%; Therapie: Gefässimplantate, Klappenersatz. AE/PG: Mehrere Theorien, die als gemeinsame Endstrecke die Imbalance von Gefässwandläsion und -reparation haben. 1.Gesteigerte Gefässbelastung durch arterielle Hypertonie. (70% der Patienten mit Aneurysma dissecans haben eine arterielle Hypertonie; bei 90% besteht eine Linksherzhypertrophie).Häufig Medionecrosis in der Aorta ascendens vor einer Aortenisthmusstenose. Dissezierende Aortenaneurysmen bei Cocain-Abhängigen (Blutdruckspitzen und Spasmus der Vasa vasorum).Heroin, Amphetamine. 2.Gesteigerte Alterungsphänomene der Aorta. Abnahme des Gehalts an elastischen Fasern in der Aorta mit dem Alter; die zystische Degeneration ist unspezifisches morphologisches Substrat einer daraus resultierenden strukturellen Ermüdung der Aorta. 3.Marfan-Syndrom: Autosomal- dominant vererbter Defekt des Fibrillin-1-Gens --> Defekt des Fibrillins --> Defekt der elastischen Fasern und Mikrofibrillen; dadurch erhöhte Wandsteifheit. Tod an aortocardialen Komplikationen durchschnittl. m. 32 Jahren. 4.Ehlers-Danlos-Syndrom Typ IV (vascular- ecchymotic variety Sacks- Barabas): Defekt des Kollagens Typ3; Aorten- Darmwand- und Uterusrupturen vor dem 40.Lj. 5.Homocystinose: Störung des cross-linking von kollagenen und elastischen Fasern in der Aorta. 6.DL-Penicillamin-Therapie zur Mb. Wilson- Therapie und Kupfermangel: Labilisierung des cross-linking von elastischen und kollagenen Fasern in der Aorta; Vermehrung und Ausdünnung der elastischen Fasern in der Aorta. 7.Immunologisch: Soyabohnen-Agglutinin (SA)- Bindungsstellen in der Umgebung der glatten Muskelzellen der Media; Bildung von SA-positiven multivesikulären Myozyten bei Mb.Gsell. Experimentell: Durch Zerstörung der glatten Muskulatur (Typus GSELL) durch periaortale Injektion von Adrenalin (und Spasmus der Vasa vasorum) oder rezidivierten orthostatischen Kollaps beim Kaninchen (MEESSEN), HeroinInjektionen beim Menschen oder durch Destruktion des Mesenchyms und der elastischen Fasern (Typus ERDHEIM) mittels Verfütterung von Lathyrus bzw. ßAminoproprionitril können morphologisch gleichartige Erkrankungen erzeugt werden. Ablagerung von Mucopolysacchariden in der Media. Morphologie MA: Dilatierte und ausgedünnte Wand von Aortenwurzel, Aorta thoracica und (selten) Aorta abdominalis sowie den grossen elastischen Arterien von Kopf und Armen. Keine Atherombeete oder Verkalkungen. Anuloaortale Ektasie: Spindelförmige Ausweitung der Aorta ascendens; durch Dilatation des Anulus fibrosus relative Aortenklappeninsuffizienz. Dissezierendes Aortenaneurysma: Einriß der Intima und Teilen der Media an den mechanisch am stärksten belasteten Stellen der Aorta: (1)unmittelbar über der Aortenklappe, (2)an der Dorsalwand des proximalen Aortenbogens und (3)an der Ductus-Botalli- Narbe der Aorta im distalen Aortenbogen. Im Anschluss an den Intimariss entsteht eine sich meist nach distal aber auch nach proximal ausdehnende longitudinal ausgerichtete intramurale Wühlblutung, die im Verlauf von Stunden bis Tagen die gesamte Aortenwand spalten kann und sich dann entweder durch die Adventitia ins Mediastinum, Perikardbeutel, Thoraxhöhle oder Retroperitoneum als tödliche Blutung ergießt oder durch erneuten Intima- Einriß wieder ins Gefässlumen zurückfließt (Reentry, Pseudoheilung). Die aortalen Ostien kleinerer Arterien können durch das intramurale Hämatom aus der Wand gerissen werden oder durch den Gewebsdruck so sehr komprimiert werden, daß Ischämien im versorgten Gebiet resultieren (Myokardinfarkte, Encephalomalazien).Ausdehnung der Wanddissektion meist auch in die angrenzenden elastischen Arterien. Stop der Dissektion an stärkeren ArteriosklerosePlaques. Klinische Einteilung: DeBakey Typ I: Einriss der Aorta ascendens und Ausdehnung nach distal; DeBakey Typ II: Dissection von Aorta ascendens und descendens. DeBakey Typ III: Aneurysma der descendierenden Aorta thoracica (± der Aorta abdominalis). Alternativ: Stanford Classification: TYP A: Aorta ascendens (Tp: Notfallmässige GraftImplantation; dafür Letalität <10%). TYP B: Aorta descendens, distal der linken A.subclavia (Tp: OP? Medikamentöse Therapie?. Höhere OP-Letalität als bei Typ A und geringere Letalität ohne chirurgische Therapie). European Task Force Einteilung: Klasse 1: Typische Aortendissektion; Klasse 2: intramurales Hämatom (ohne Entry odder Reentry, entstanden durch intramurale Einblutungen aus den Vasa vasorum der Aortenwand); Klasse 3: eng umschriebene lokalisierte Dissektion; Klasse 4: Ruptur eines arteriosklerotischen Plaques m.Dissektion oder Ruptur der Aorta (=penetrierendes Aortenulcus, PAU); Klasse 5: Traumatische oder iatrogene Dissektion der Aiortenwand. MI: Fokale pseudozystische, mit myxoider Grundsubstanz angefüllte Degenerationsherde in der mittleren und äusseren Media der elastischen Blutgefässe. Häufig gering ausgeprägt (und dann ohne klinische Bedeutung), seltener stark ausgeprägt und durch die plötzliche Wanddissektion klinisch manifest. Zwei unterschiedliche Histotypen: (LEU, Schweiz. Med.Wschr.118:6897 (1988); 150 Fälle: Klassischer Typ: Fokale Destruktion der elastischen Fasern Mukoider Typ: mukoide Degeneration der Aortenwand bei erhaltenen elastischen Fasern; dissezierende Aneurysmen v.a. bei mucoidem Typ.Eingelagerte saure Mucopolysaccharide: PAS-negativ und Alcian-positiv. PRG/TP: Chirurg. Ersatz des Aortenbogens oder Implantation eines Stents. Ohne Tp.: Typ A Dissektionen: Letalität 80% in den ersten 14 Tagen nach Einsetzen der Symptomatik. DD: Fusiforme Aneurysmen durch Aortitis rheumatica, Mesaortitis luica, SLE, in der Aorta thoracica sowie das arteriosklerotische inflammatorische Aortenaneurysma in der Bauchaorta können histologisch durch die weitgehend fehlende Entzündungsreaktion und fehlende Narbenbildung bei Medionecrosis aortae und ihren Varianten abgegrenzt werden. Traumatische Aortenrupturen (wie z.B. durch Sturz auf das Gesäß) zeigen einen quergestellten Abriss entweder unmittelbar über der Aortenklappe und/oder wenige Zentimeter unterhalb des Ostium der linken A.subclavia. Wanddissektionen in Längsrichtung treten dabei allenfalls über wenige Millimeter auf. Entzündliche Gefäßerkrankungen Vorbem: Entzündliche Gefäßerkrankungen können sekundäre Folge einer Entzündungsreaktion/Noxe des angrenzenden Gewebes sein: Vaskulitiden im Rande eines Ulcus pepticum ventriculi, am Rande einer tuberkulösen Kaverne, am Rande oder in einem (malignen) Tumors oder in Folge einer Röntgenbestrahlung. Als Hinweis darauf: meist sind Venen und Arterien gleichmäßig betroffen, ihr Lumen zunehmend stenosiert --> verschlossen. Granulomatöse Arteriitiden/Riesenzellenarteriitiden sind durch das auffällige entzündliche Infiltrat (der Riesenzellen) gekennzeichnet; sie zerstörten besonders die Membrana elastica interna. Der zugrunde liegende Mechanismus ist ungeklärt. Die Endangiitis Winiwarter- Bürger nimmt eine Zwischenstellung zwischen Arteriosklerose und einer echten Vaskulitis ein. Diesen Erkrankungen wird die Gruppe der leukozytenklastischen Vaskulitiden, die durch eine fibrinoide Gefäßwandnekrose mit Leukozytoklasie gekennzeichnet sind, gegenübergestellt: Panarteriitis nodosa, Kawasaki-Syndrom, Purpura SchoenleinHenoch, Morbus Wegener, Churg-Strauss-Syndrom etc. Infektiös bedingte Vaskulitiden: Luetische Vaskulitiden (Mesaortitis Luica; HerterHeubner’sche Endangiitis).Zahlreiche parasitäre tropische Vaskulitiden. Nicht leukozytische Vaskulitiden: Vaskulitiden als entzündliche Randreaktion: AE: Am Rande oder im Zentrum eines Entzündungsprozesses häufig auftretende Begleitvaskulitiden; besonders bei Ulcus pepticum ventriculi am Rande und in tuberkulöser Kaverne (bei inkomplettem Verlust --> Blutsturz!), am Rande von malignen Tumoren. PG: Proliferation von Endothelien --> Verbreiterung der Intima, Hypertrophie der glatten Muskulatur der Media; spastische Einengung der Blutgefäße. Morphologie: MA: Strangförmig umgewandelte, derbfeste, obliterierte Blutgefäße. Nach Abklingen der Entzündungsreaktion auch Rekanalisation möglich. MI: Verschluß des Gefäßlumens der proliferierten Endothelien und das Lumen verschließende +/- organisierte Thromben. Bakteriell-induzierte Vaskulitis: Mesaortitis luica. EPI/Hist: Sehr häufig in den letzten Jahrhunderten; 1/3 der Patienten der Charité (Berlin) waren Wassermann-Reaktion positiv.J.Goncourt (Begründer des Prix G., des bedeutstendsten franz. Literaturpreises) verstarb mit 40Jahren daran. In den letzten Jahrzehnten nur kasuistische Mitteilungen über Mesaortitis luica. AE: Treponema pallidum Schaudinn. PG: Starke Entzündungsreaktion der Vasa vasorum der Aorta ascendens, gering in den übrigen Aortaabschnitten und der Arteria subclaviae und der Carotiden. --> Perifokale Vernarbung unter Destruktion der elastischen Lamellen der Aorta. Morphologie: MA: Im Spätstadium sehr großes Aneurysma der Aorta ascendens; die Intima durch stark akzelerierte Arteriosklerose baumrindenartig umgewandelt (sog. „Chagrin-Leder “ -artige Intimafibrose der alten Pathologen).Dilatation des Ansatzringes der Herzklappen (Annulus-fibrosus Ektasie) MI: Fleckartiger Verlust der elastischen Lamellen und der glatten Muskulatur; Ersatz durch kollagenfaserige Narben. Daneben übliche Arteriosklerosephänome (s. dort) an den Rändern dieser Narbenfelder. PRG: Gut; in Zentraleuropa meist nur noch als „Souvenir“ aus fröhlichen Jugendtagen. Anm: Herter-Heubner’sche-Endangiitis: Zerebrale Form einer syphilitischen Vaskulitis, mit psychischen Auffälligkeiten/ Grössenwahn einhergehend; früher häufig Politikern - Lenin, Mussolini- (des jeweils anderen Lagers!) unterstellt.Progressive Paralyse. DD: Andere Gefrässbeteiligungen bei Lues: Primärstadium (Ulcus durum): Proliferierte Kapillaren mit lymphoplasmozellulärem Mantel. Sekndärstadium: In papulösen Hautveränderungen dichte lymphoplasmozelluläre Infiltrate. Tertiärstadium: 1.Gumma: Gefässverschluss gummöse Nekrose mit persistierenden Elastica-Fasern. 2.Syphilitische Arteriitis mittelkalibriger Arterien: Coronararterien; Hirnarterien =Periarteriitis syphilitica Baumgarten. Sekundäre Intimafibrose: Endangiitis syphilitica Heubner. RiesenzellarteriItiden: Arteriitis temporalis Horton: Syn: Riesenzellarteriitis der Arteria temporalis; Horton-Arteriitis. EPI: Häufige Erkrankung alter Menschen; Europide, besonders in nördlichen Ländern. Bei Personen >50J.: 15- 30 Fälle/ 100 000 /Jahr = ca 1% der Bevölkerung. M:F =3:1. Sehr selten in Israel (vgl. dagg Mb.Winiwarter Buerger); selten bei Afrikanern und Asiaten. Klin: 5 diagnostische Kriterien des American College of Rheumatology: Alter >= 50 Jahre, lokalisierte Kopfschmerzen, tastbare Arteria temporalis, erhöhte Blutsenkungsgeschwindigkeit > 50 mm/h und positive Temporalarterienbiopsie. AE: ? Association mit Hepatitis C Morphologie: MA: Häufig segmentale, seltener diffuse strangartige Umwandlung der Arteria temporalis. MI: Initialphase: Destruktion der Membrana elastica interna durch vielkernige histiozytäre Riesenzellen; die Destruktion dabei auf einige Abschnitte der Gefäßcircumferenz beschränkt; sekundäre Thrombosierungen. Chronische Phase: Granulationsgewebe und Vaskularisation der Media, der Arteria temporalis; Neubildung von Membrana elastica-Anteilen --> Multiple Aufsplitterungen der Membrana elastica interna. +/- ausgeprägte sekundäre arteriosklerotische Veränderungen. PRG: Arteriitis temporalis erfordert langdauernde Steroidtherapie um ein Übergreifen auf die Arteria ophthalmica (--> Erblindung zu vermeiden). Häufige Kombination mit anderen Gefäßerkrankungen; Beteiligung von Lunge, Herz. Takayasu-Erkrankung, Mb. Takayasu: DEF: Riesenzellarteriitis des Aortenbogens der Aorta thoracica und der Carotiden und Subclaviaarterien. Durch ungleichmäßige Stenosierungen des Abgangs dieser Arterien --> Stealsyndrome. EPI: Sehr selten bei Europäern; die meisten Patienten junge Frauen aus Japan und Indien. Assoziation mit Tbc. 0,03% der Japanerinnen erkranken daran. AE/PG: Unbekannt; Assoziation mit Hypertonie (sekundär?). Morphologie: MA: Hochgradige Wandverdickungen der betroffenen Arterien, konzentrische +/langstreckige Stenosierungen durch Vernarbung der Intima. Keine Atherombeete. MI: Destruktion der elastischen Arterien durch ein riesenzellreiches Infiltrat; in Spätphasen konzentrische Fibrosen. Endangiitis obliterans Winiwarter- Buerger: SYN: Thromb(o)endangiitis obliterans; Morbus Winiwarter-Buerger, Morbus Buerger. DEF Angiitis von Arterien und Venen mit Thrombenbildungen und zunehmenden Verschlüssen. EPI: Junge Männer (20-30J) aus dem östlichen Mittelmeerraum; besonders bei Ashkenazi und Sephardim. M : F = 10 : 1; stets sehr starke Raucher. Gelegentliche Beobachtung in arteriosklerosearmen Gebieten des fernen Ostens. Zunehmende Häufigkeit von Mitteilungen aus Korea und Japan. AE/PG: Ungeklärt; Sonderform der Arteriosklerose? Autoimmunerkrankungen (Nachweis von Anti-Elastin-Antikörpern)? Formale PG: Bindegewebige Organisation eines intravasculären Thrombus. Morphologie MA: Langstreckige konzentrische Einengung der wandverdickten Arterien und Venen, insbesondere in den unteren Extremitäten. Sehr selten Beteilung der Hirnarterien (kasuistische Mitteilungen). MI: Transmurale lymphogranulozytäre Infiltration der Arterien und Venen; +/kompletter thrombotischer Verschluss des Gefässes; --> bindegewebige Organisation des Thrombus und partielle Rekanalisation. Die Membrana elastica interna (und externa) werden zwar aufgesplittert, bleiben aber - im Ggsatz zur Panarteriitis nodosa erhalten. Gelegentliches Übergreifen nicht nur auf die Venen sondern auf das gesamte Gefässbündel. PRG: Für die Extremität schlecht: Gangrän, Amputationen, septische Komplikationen. Anm: Ahnliches Krankheitsbild bei Cannabis-konsumenten. Panarteriitis nodosa SYN: Kussmaul’sche Erkrankung. Polyarteriitis nodosa EPI: Jedes Alter, hauptsächlich mittleres Erwachsenenalter; M : F = 3 : 1. AE: ?; bei 1/3 der Patienten voraugegangene Hepatitis B-Infektion oder Hepatitis C und Kryoglobulinämie, Drogenusus und Kollagenosen. PG: Hypersensitivitätsreaktion Typ III (=Immunkomplexerkrankung). Morphologie: Klassischer Typ: Unregelmäßige, knötchenförmige Verdickungen an mittelgroßen bis kleineren Arterien (Haut, Muskel, Nierengefäße, Hilusgefäße, Hoden). Koronarien. Fokaler Typ: Ausschließlicher Befall von Arterien des kleinen Beckens (Uterus, A. ovarica). Mikrovaskulärer Typ: Kleine Arterien und Arteriolen. Isolierter Panarteriitis nodosa des Hodens. MI: Transmurale Segmentale fibrinoide Gefäßwandnekrose in mittelgroßen und kleinen Arterien: In der Initialphase stark eosinophile, vollständige Nekrose der glatten Muskulatur und Verquellung der kollagenen und elastischen Fasern der Gefäßwand. Nekrose der Endothelien, häufig thrombotischer Verschluß des Arterienlumen ( --> multiple unterschiedlich große ischämische oder hämorrhagische Infarkte). Spätphase: Segmentale Narbenbildungen aus kollagenem Bindegewebe; das Gefäßlumen des einen bindegewebig organisierten Thrombus meist verschlossen. Gelegentlich Aneurysmabildungen. Anm: Häufig entzündliche Segmente eines Arterienquerschnitts durch die fibrinoide Nekrose zerstört. PRG: Ohne Therapie Mortalität bis 30 %.S.a.Durchblutungsstörungen der Nieren. Hypersensitivitätsangiitis: Syn: Mikroform der Panarteriitis nodosa. DEF: leukozytoklastische Vasculitis der Venolen und auch der Arteriolen. PG: Immunkomplexablagerungen LOK: Haut, Nieren Gelenke,Lunge MO: Kerntrümmer in den Gefässwänden, Granulozytenfragmente. Morbus Wegener: SYN: Wegener’sche Granulomatose; Wegener’s Disease (Wegener, Friedrich, geb. 1907; Dtsch Pathologe, Berlin, Breslau, Lübeck). DEF: Granulomatöse Vaskulitis der Arterien, Arteriolen, Venolen und Venen besonders der respiratorischen Schleimhäute und der Nieren. EPI: Seltene Erkrankung; 1 o/oo aller resezierten chronischen Sinusitiden. Durchschnittsalter 50 Jahre, M > F. AE: ?; vorausgegangener Virusinfekt?; viele Patienten ANCA-positiv.. PG: Fibrinoide Gefäßwandnekrosen von Arterien, Arteriolen, +/- Kapillaren, Venolen und Venen mit narbiger Abheilung; Thrombose der Blutgefäße --> landkartenähnliche Gewebsnekrosen der respiratorischen Schleimhäute und des Lungengewebes. Am Rande der Nekrosen Epitheloidzellen, Histiozyten und gelegentliche Riesenzellen vom Langhans- Typ. Beginn meist in den respiratorischen Schleimhäuten; später Befall der Nieren und anderen Organe. PRG: Ohne Therapie: schlecht Churg-Strauss-Syndrom: EPI: Selten; mittleres Erwachsenenalter, M > F. AE: ?; atopische Prädisposition; gelegentlich Patienten ANCA-positiv. PG: Häufig Beginn der Erkrankung im Sinne einer Atopie (allergische Rhinitis, Asthma bronchiale, Hypereosinophilie). Vaskulitis von Arterien und arterio-venösen Blutgefäßen vorzugsweise des oberen Respirationstrakts trotz der Lungen und der Haut. KLIN: Am.Coll.Rheumatol. (1990) Criteria: Asthma; Eosinophilie>10% im DiffBB; Mononeuropathie oder Polyneuropathie; Non-fixed pulmonary infiltrates; Nasennebenhöhlen-"abnormalities"; Biopsie mit Blutgefäss mit perivasalen Eosinophilen. Wenn 4 dieser 6 Kriterien erfüllt sind: Churg Strauss Syndrom (Sensitivität 85%; Spezifität 99,7%). Morphologie: MA: Ausgedehnte Vaskulitis mit sekundärer Thrombosierung und +/- ausgedehnten Organinfarkten. MI: Gemischtes entzündliches Infiltrat, zahlreiche Eosinophile, extravaskuläre nekrotisierende Granulome. Ko/PRG: Komplikationen durch Organinfarkte; multiple Darmperforationen. Überlebensrate: ... Systemische Lupus erythematodes- Vaskulitis EPI: Nicht selten; junges oder mittleres Erwachsenenalter, M : F = 1 : 8. PG: ?; Autoantikörper gegen Nuklear- und Cytoplasmaproteine; Autoantikörper gegen doppelsträngige DNA. Morphologie: MA: Durch Vaskulitis induzierte Infarkte und Durchblutungsstörungen der Haut, des Gastrointestinal -Trakts und in der Niere. MI: Leukozytoklastische Vaskulitis; in den Gefässwänden (selten aber charakteristisch) die basophilen Haematoxylinkörperchen. PRG: Meist chronischer Verlauf. Pathologie des Gefäßlumen: Aneurysmen und Ektasien: Hist: Aneurysmen und Angiektasien seit frühesten Zeiten bekannt und Gegenstand pathologisch-anatomischer Beschreibungen. DEF: Aneurysma: lokal umschriebene +/- starke Erweiterung eines oder mehrerer Blutgefäße. Angiektasie: meist längerstreckige Erweiterung eines Blutgefäßes. Vorbem.: Einteilung der Aneurysmen und Angiektasien nach Gefäßsystem (arteriell, venös), morphologischen Kriterien der äusseren Form ( A.fusiforme, A.sacculare, A.dissecans, A.cirsoideum), des Aneurysma-Wandaufbau (A.verum, A.spurium) oder Aetiopathogenese (congenital/connatal/ Mißbildung ; arteriosklerotisch, metabolisch-degenerativ, inflammatorisch, (post-)traumatisch; tumorös). Aus Form und Lokalisiation ist meistens ein Rückschluß auf die Aetiopathogenese möglich. Klassifikation nach Gefäßsystem: Venöse Angiektasie: Varikose: Erweiterung von Venen unter erhöhtem hydrostatischen Druck: Erweiterung und starke Verlängerung (und dadurch bedingte Schlängelung) sowie Wandverdickung (Phlebosklerose) der Venen bs. der Beine; dabei können kleinste oberflächliche Venen (Besenreiser-Varizen), die grösseren oberflächlichen Venen, die shunt-Venen (zwischen oberflächlichen und tiefen Venen = CrockettVenen) oder die Venen des tiefen Plexus betroffen sein. Nerven in den Gefäßwänden Irritation krampfartige Schmerzen „Krampfadern“. KO: Sklerosierung (= Verhärtung durch Eiweißablagerung aus wandgeschädigten Blutgefäßen) der Dermis und Subcutis; chronisches Lymphödem massive Schwellung der Beine Hautschäden Ulcus cruris. Seltener: als Komplikation einer arteriovenösen Fistel: Dilatation der Venen wg. aufgepfropftem arteriellen Blutdruck (muss aber nicht sein: aortocoronarer Venenbypass (ACVB) ruft keine Dilatation der transplantierten Vene hervor). Erweiterung von Venen unter erhöhtem Blutfluß: Umgehungskreislauf der Leber : z.B. Oesophagusvarizen, Caput medusae. Erweiterung von Venen und Venolen unter geändertem lokalem Milieu: Besenreiservarizen am Rande eines Tumors (z.B. Basaliom) oder nach chronischer Wärme- oder Kälteapplikation oder nach Radiatio. Arterielle Angiektasien: Generalisiert selten (z.B. Diffuse Ektasie der Aorta; Ektasie der Hirnbasisarterien). Häufig lokalisiert = Aneurysma. Echte Aneurysmen: = A.vera: Die Dilatation wird durch eine Aussackung von Intima, Media (und Adventitia) hervorgerufen. Falsches A.: = A.spurium: die Wand des A. wird nur durch die Intima gebildet, die durch einen Defekt der Media nach außen tritt. (Pg. entsteht ws. zunächst ein kompletter Wanddefekt mit konsekutiver Wühlblutung im angrenzenden Weichgewebe; dieses Hämatom wird bindegewebig organisiert und entstehende Hohlräume sekundär endothelisiert).Früher klassischer Entstehungsmechanismus: Arterienverletzung durch Messer- oder Bajonettstich (damals ohne nachfolgende gefässchirurgische Versorgung!). Klassifikation der Aneurysmen nach der äußeren Form: A.fusiforme: spindelförmiges Aneurysma; Auftreten in allen Gefässregionen, bes. in der Aorta thoracica ( luetisches=syphilitisches oder rheumatisches Aortenaneurysma), in der Aorta abdominalis und den Iliakalarterien ( arteriosklerotisches Aortenaneurysma). A.sacculare: sackartiges, ballonförmiges Aneurysma ( häufigste Form des sog. connatalen Hirnbasisarterienaneurysmas). A.dissecans: Bei defekter Media führt ein spontaner Einriß der Intima und innerer Mediaschichten zu einer +/- langstreckigen blattartigen Aufspaltung der Media, bis schließlich das Blut entweder durch einen Reentry (distal der Ausstrittsstelle) wieder in das Gefäßlumen zurückkehrt, oder vollständig durch die äusseren Mediaschichten nach außen tritt. Typisches Beisp.: Medionecrosis aortae ErdheimGsell. A.cirsoideum: Scheinbare Gefässerweiterung, in Wirklichkeit nur starke Schlängelung einer Arterie. Beisp.: A.cirsoides der A.lienalis,; bei alten Menschen ein häufiger Bagatellbefund. Arteriovenöses Aneurysma: Meist traumatisch hervorgerufene Verbindung zwischen Arterie und Vene durch einen Stich. Unter dem erhöhten Blutdruck dilatiert die Vene – und auch , wg. dem av-shunt die Arterie! Klassisch: Stichverletzung von A. und V.femoralis in der Leiste durch abrutschendes Messer beim Ferkel-Abstechen (früher wurden dabei keine stichfesten Metzgerschürzen getragen). Komplikationen der Aneurysmen. Ruptur: Wandspannung steigt quadratisch mit zunehmendem Aneurysmadurchmesser. Thrombose: Wirbelbildungen und reduzierte Strömungsgeschwindigkeit in einem A. Ausbildung vonb parietalen Abscheidungsthrombosen (Schichtthrombosen), die im Laufe der Jahre/Jahrzehnte erbleichen gelblich-weiße, kautschukartige Thromben. SOFO: Thrombotisch verschlossenes Aortenaneurysma (und konsekutiver Claudicatio intermittens und Impotentia coeundi) = LericheSyndrom (das damit strenggenommen nur Männer bekommen können). Tumoren der Blutgefäße und Lymphgefäße: Vorbem: Blutgefäßtumoren umfassen ein breites Spektrum von reaktiven und semireaktiven Prozessen über zahlreiche verschiedene Formen benigner und maligner Tumoren. Im Gegensatz zu anderen Organtumoren kommen verschiedene histogenetische und histodifferenzierende Möglichkeiten in Betracht, bedingt durch die unterschiedlichen konstituierenden Zellverbände, die ein Blutgefäß ausmachen: Endothel, Perizyten/Rouget’sche Zellen, glatte Muskelzellen und epitheloide Perivasalzellen. Die Plastizität der blutgefäßbildenden Zellen ermöglicht den Übergang eines Gefäßtumors in einen anderen. Prinzipien der Klassifikation: 1. Hamartomatöse und reaktive Proliferationen: Naevus flameus, Naevus araneus (Spidernaevus), Massons papilläre endotheliale Hyperplasie. Bacilläre und glomeruloide Hämangioendotheliomatose. Angiokeratom, pyogenes Granulom 2.Benigne Tumoren: Papilläres Hämangiom, seniles Hämangiom (Campbell de Morgan-Fleck, kavernöses Hämangiom). Arteriovenöses Hämangiom. Epitheloides Hämangiom. 3.Gefäßtumoren unklärbarer Dignität: Epitheloides Hämangioendotheliom, Dabskatumor, Hämangioendotheliom, Hämangiopericytom. 4.Maligne Tumoren: Kaposi- Sarkom, Angiosarkom. 5.Tumoren des Perivasalgewebes: Glomangiome; Hämangiopericytome. 6.Lymphgefäßtumoren entsprechen im wesentlichen den Blutgefäßtumoren, enthalten aber im Gegensatz zu diesem +/- keine Erythrozyten. Benigne Gefäßtumoren Kapilläres Hämangiom: DEF: Gefäßtumor aus kapillarähnlichen kleinen Blutgefäßen. EPI: Sehr häufiger intradermaler Tumor im Kleinkindesalter; meist bereits bei Geburt vorhanden, besonders im Kopf- und oberen Extremitätenbereich. PG: Hamartomatöse Mißbildung. Morphologie: MA: Verschiedene morphologische Varianten: Flach vorgewölbte hellrote bis 3 cm große Knoten im Nackenbereich (= „Storchenbiß“); kleinere bis 0,5 cm große himbeerförmige hellrote Gefäßtumoren oder bis mehrere cm große in Dermis und Subkutis entwickelte kapilläre Hämangiome (= kapilläre lobuläre Hämangiome).Senile Hämangiome (Campbell- de Morgan-Flecken): Wenige mm große kirschrote Flecken in der Haut älterer Menschen (> 50 Jahre). MI: Konvolut kleiner kapillärer Blutgefäße mit Endothelauskleidung und dünner Wand; die meisten dieser Blutgefäße kollabiert; die anderen von Erythrozyten ausgefüllt. Basal eingerissene Arteriolen und Venolen. PRG: Excellent; frühkindliche Hämangiome veröden (--> Abblaßung) meist zum Schulalter. Granuloma teleangiectaticum/kapilläres Hämangiom vom Granulationsgewebstyp. Bis 0,5 cm große, halbkugelig vorgewölbte exulcerierte Knoten meist im Bereich der Akren: In einem ödematös verquollenen und sehr stark von neutrophilen Granulozyten, Plasmazellen und Lymphozyten durchsetzten Stroma zahlreiche unterschiedlich weite kapilläre Blutgefäße. Aktivierte Endothelien; ausgeprägte Blutungsneigung; harmlos, meist selbstlimitierend; durch Schmerzhaftigkeit gelegentlich lästig. Kavernöses Hämangiom: DEF: Hamartomatöse Blutgefäßtumor aus kavernösen (= mehrere mm weiten) Blutgefäßen. EPI: Häufiger Tumor, angeboren oder in der frühen Kindheit erworben; gelegentlich bei Missbildungssydromen (Maffucchi-Syndrom, Kasabach-Merritt-Syndrom). F > M. Morphologie: MA: Größer als kapilläre Hämangiome: Bis 5 cm groß; daneben gigantische, eine ganze Extremität oder größere Teile des Stammes einnehmende Hämangiome (Kasabach-Merritt-Syndrom: H. mit konsekutiver Verriesung einer Extremität). Aufgrund der Stase des Blutes nicht kirschrote sondern bläuliche Tumoren. MI: Konvolutartig zusammengelagerte mehrere mm weite unregelmäßige „kavernöse “ Blutgefäße; Auskleidung durch flaches Endothel; darunter dünne Kollagenlamellen mit nur wenigen Myofibroblasten; allenfalls sehr inkomplette Ausbildung einer Media: Überwiegend Kollagenfasern und elastische Fasern; nur wenige glatte Muskelzellen und Myofibroblasten. PRG: Häufig thrombotischer Verschluß von Teilen oder des ganzen kavernösen Hämangioms; im Gegensatz zu kapillären Hämangiomen nur sehr geringe spontane Rückbildungsneigung. Keine Entartung. Arterio-venöses Hämangiom: SYN: Anioma racemosum. DEF: Konvolutartig geschlängelte kommunizierende ein bis mehrere kleine Arterien und Venen. Morphologie: MA: Oberflächliche Form (meist Erwachsene), tiefe Form (meist Jugendliche). MI: Dickwandige arterio- venöse Blutgefäße mit starker Schlängelung (= Angioma cirsoides). PRG: Besonders die tiefen, in Kopf- und Halsbereich vorkommenden Formen können optisch entstellend sein; gelegentlich -bei großen Tumoren- lokale Verriesungen. Naevus araneus, Spidernaevus: DEF: Gefäßektasie mit zentralem arteriellen Gefäß das noch in der oberen Dermis ein unproportioniert weites Lumen besitzt; die von diesem Zentrum ausgehenden ableitenden arteriolären und venolären Blutgefäße erweitert und spinnengliederartig ausgebreitet (Name). Häufiges Bgeleitsyndrom von schweren Lebererkrankungen. Gefäßtumoren unklärbarer Dignität: Epitheloides Hämangiom: Syn: Angiolymphoide Hyperplasie mit Eosinophilie; histiozytoides Hämangiom. EPI: Selten; mittelalterliche Erwachsene; M = F. Morphologie: MA: Solitäre oder multiple bis 0,5 cm große Knoten in der Dermis von Kopf- und Halsbereich. MI: Umschriebene intradermale oder subkutane Knoten aus zahlreichen proliferierenden Blutgefäßen; dazwischen ein dichtes lymphozytäres Infiltrat mit Keimzentren und wechselnder Zahl von eosinophilen Granulozyten. Intravaskuläre papilläre endotheliale Hyperplasie: SYN: Massons intravaskuläres Hämangioendotheliom. DEF: Pseudopapilläre Proliferationen des Endothels in erweiterten Blutgefäßen. EPI: Häufig in hämorrhoidalen Blutgefäßen; selten in anderen Regionen. PG: Wahrscheinlich reaktive Endothelproliferationen nach inkompletten thrombotischen Verschlüssen von Blutgefäßen. MA: Aufgetriebene bis 0,5 cm große kavernöse Blutgefäße/Hämorrhoidalgefäße. MI: Feinpapilläre von schmalen bindegewebigen Stromafäden getragene Endothelproliferationen; einschichtige Lagerung der aktivierten kubischen bis flachen Endothelien. PRG: Gut. Hämangiopericytom: EPI: Mittleres bis spätes Erwachsenenalter; 70 % mit benignem Verlauf, 30 % maligne. Morphologie: MA: Retroperitoneal oder an der unteren Extremität gelagerte subkutane Knoten aus weißlich bis rötlichem festen Gewebe. MI: Lobulierte Massen aus relativ monomorphen Perizyten (spezialisierte Form der perivasalen glatten Muskelzellen); gut erkennbare Zellgrenzen, die einzelnen Zellen von einem Retikulinfasernetz umgeben. Helle bis bläßchenförmige runde Zellkerne. Zahlreiche stiernhornartig geformte Blutgefäße („Stakhorn-Vessels“ der amerikanischen Literatur); schmale intimaähnliche Lamelle zwischen den Endothelien und den Perizyten. PRG: 30 % maligne; 70 % benigne; Kern- und Zellpleomorphie können nur sehr eingeschränkt als Hinweis auf das biologische Verhalten gewertet werden. Eindeutig maligne GefäSStumoren: Angiosarkom: Syn: Hämangiosarkom, Lymphangiosarkom, malignes Hämangioendotheliom. EPI: Seltene Tumoren in Haut und Subkutis; häufigster maligner Weichgewebstumor der Brust! (Mamma: Carcinom : Angiosarkom = 500 : 1). AE: Ionisierende Strahlen, Cytostatika; früher: Hämangiosarkome der Leber und Milz bei chronischer Arsenintoxikation (Winzer-Haustrunk; Psoriatiker: Fowler-Lösung). Die Injektion des schwach radioaktiven Kontrastmittels Thorotrast in den Kriegs- und Nachkriegsjahren verursachte bis in 80er Jahre Angiosarkome von Leber, Milz und Lymphknoten. Chronisches Lymphödem des Armes nach axillärer Lymphonodektomie verursachte gelegentlich Angiosarkome des Armes (= Stuart-Treves-Syndrom). Morphologie: MA: Große sehr variable Tumoren: Weiche hämorrhagische Tumoren bis derbfeste weiße, harte Tumoren, oder gelblich-nekrotische voluminöse Tumoren. MI: Konvolut aus ganz unregelmäßig weiten kapillären und kavernösen Blutgefäßen ausgekleidet von hochgradig pleomorphen ein- bis mehrschichtig gelagerten Endothelien; massive Störung der Kernplasmarelation. Wechselnd ausgeprägte desmoplastische Reaktion des angrenzenden Bindegewebes. EMI: Nachweis von Weibel-Palade-Körpern und Pinocytose in den atypischen Endothelien -zum Nachweis der Endothelnatur. Immunhisto: Expression von Ulex europaeus- Lektin-Bindung oder Faktor VIIIrelated-Antigen. Kaposi- Sarkom: Anm: Historisch: Moritz Kohn der sich -um der antisemitischen Opposition in Wien zu entgehen und um sich von den vielen anderen „Kohn’s“ die in Wien praktiozierten zu unterscheiden- nach dem kleinen Flüßchen in seiner Heimatstadt Kapos Kaposi nannte, beschrieb diesen Tumor 1872 als „Sarcoma idiopathicum multiplex haemorrhagicum“; später heiratete er die Tochter seines Chefs Hebra. Das nach ihm benannte Sarkom trat damals bei sehr alten Leuten als sehr langsam fortschreitender Tumor insbesondere der unteren Extremitäten auf. EPI/AE: Unterschiedliche Gruppen und Verläufe: 1. Europäisch/nordamerikanischer Typ (sog. westlicher Typ): a) spontan auftretende Erkrankung sehr alter Leute; untere Extremitäten, indolenter Verlauf. Keine Korrelation mit HIV-Infektion oder Immunsupression. b) AIDS- related (vor allem junge homosexuelle Männer); selten Transplantatempfänger. Disseminierte cutane und vor allem viszerale Erkrankung mit raschem Verlauf (Nachweis von Herpesvirus Typ 8). 2. Afrikanischer Typ: Subsaharisches Afrika mit 3 Varianten: a) Endemisch seit Jahrzehnten, 10 % aller Malignome. Mittelalterliche bis ältere Erwachsene, indolenter cutaner Verlauf. b) Junge Kinder mit rasch letaler Lymphadenopathie. c) Adolescenten und junge Erwachsene (hauptsächlich Männer) mit agressiven cutanem Verlauf des Kaposi - Sarkoms. PG: Der stadienhafte histologische Verlauf und der Nachweis verschiedener Viren (HIV, Herpes-Typ 8); und die Beschränkung auf ausgewählte Gruppen innerhalb der AIDS- Community- Permissive Society sprechen für einen möglicherweise zunächst reaktiven und multifokalen proliferativen Gefäßprozeß der erst später in eine Neoplasie umschlägt. Ein Kaposi- Sarkom- ähnliches Krankheitsbild wird z. B. durch Afipia felis- Bakterien hervorgerufen und kann durch antibiotische Therapie zum vollständigen Verschwinden gebracht werden! Histogenetischer Ausgangspunkt sind ws. Endothelien von Lymphgefässen (Weniger et al. Lab.Invest. 79:243 (1999). Morphologie: 1. Patch- Stadium: Syn: Patch = Fleck: MA: Fleckartige Hyperämie +/- Entzündungsreaktion. MI: Stark vermehrte Zahl dünnwandiger Blutgefäße im Stratum papillare der Dermis, parallel zur Epidermis ausgerichtet und von verplumpten Endothelien ausgkleidet; dazwischen spindelförmige atypische fibroblastenähnliche Zellen, Lymphozyten, Plasmazellen und Erythrozyten aus Diapedeseblutungen --> Hämosiderinpigmentablagerungen. 2.Plaquestadium: MA: Flach erhabene plateauartige Knoten (= Plaque) von roter bis dunkelbrauner Farbe. MI: Starke Steigerung der Proliferation der spindeligen Fibroblasten und der Blutgefäße; zahlreiche nicht endothelialisierte Gefäßspaltenbildungen im Stratum papillare und im Stratum reticulare der Dermis; zunehmende Hämosiderinablagerungen. Unscharfe Begrenzung des Knotens. 3. Noduläres Kaposi- Sarkom: MA: Unterschiedlich große intradermale und intestinale Knotenbildungen: Die Knoten selbst gerundet, hochgradige Hyperämie und Einblutungen. Hautknoten häufig „giftig graurot“ MI: Starke Proliferation spindeliger Fibroblasten und histiozytoider Zellen; zahlreiche atypische Mitosen, zahlreiche spaltförmige Hohlräume mit einliegenden +/- lysierten Erythrozyten; Hämosiderinablagerungen. Zwischen diesen Spindelzellen unregelmäßig weite Blutgefäße; intracytoplasmatische hyaline eosinophile Einschlußkörper in den Spindelzellen bei AIDS-related Cases. PRG: Abhängig vom Verlauf der Grundkrankheit; nicht selten bei Befall großer Blutgefäße, Herz, Leber oder Gastrointestinaltrakt --> massive Blutungen. DD: Epitheloide bacilläre Angiomatose: EPI: Häufig bei AIDS- Patienten, selten bei anderen immunsupprimierten Patienten. AE: Afipia felis (= Erreger der Katzenkratzkrankheit). Morphologie: MA: Mehrere bis multiple erbsgroße rötliche Knotchen in der Haut. MI: täuschend ähnlich einem Kaposi- Sarkom : Proliferat spindeliger Fibroblasten, Endothelien und Histiozyten; schlitzförmige, inkomplett ausgebildete Blutgefäße. Im Unterschied dazu: Keine hyalinen Einschlußkörper; Nachweis von massenhaft stäbchenförmigen Bakterien durch die Warthin-Starry-Versilberung in den Zellen. PRG: Unter Tetrazyklintherapie (etc.) excellent. Tumoren des perivasalen Bindegewebes: Glomustumor: Syn: Glomangiom. EPI: Sehr häufiger Tumor, besonders an den Extremitäten; M = F; meist jüngere Erwachsene. AE: ? PG: Wahrscheinlich von kontraktilen Zellen der thermoregulatorischen arteriovenösen Anastomosen ausgehend (=Glomuskörper, Hoyer’sche Organe). Morphologie: MA: Wenige mm große rötliche Tumoren an den distalen Verlangen, im Nagelbett, aber am Nagelwall, seltener in allen übrigen Regionen. MI: Knoten aus homogenen eosinophilen läppchenartig zusammengelagerten Zellen mit runden normochromen Zellkernen. Dazwischen spaltförmige von Endothelien ausgekleidete Gefäßlumina. Immun: Starke Expression von neuronenspezifischer Enolase. PRG: Bestens; der inadäquat heftige Schmerz bei nur geringer Traumatisierung des Knotens läßt klinisch nahezu fast keine andere Differentialdiagnose zu! Keine Entartung bekannt. Anm: Grundsätzlich anders verhalten sich die mit diesem Tumor nicht zu verwechselnden Tumoren des Glomus caroticum etc.. Tumoren der Lymphgefäße. Gleichartige Tumoren der Blutgefäße; in ihren Lumina jedoch keine Erythrozyten; im Interstitium gelegentlich Lymphfollikel nachweisbar. Wichtige Varianten: Kavernöses Lymphangiom: EPI: Selten, bei Geburt bereits vorhanden. M = F. Morphologie: MA: Hals und Nacken durch einen weichen schlecht begrenzten Tumor aufgetrieben. MI: Zahlreiche kavernöse Lymphgefäße in Subkutis und Dermis sowie Skeletmuskulatur. Flaches Endothel, spärlich dazwischenliegende Lymphfollikel. PRG: Aufgrund der schlechten Begrenzung häufig Rezidive nach chirurgischer Resektion. Benigne. Sofo: Cystisches Hygrom des Nackens (besonders bei Chromosomenanomalien!).Lymphangioma circumscriptum umschriebenes Lymphangiom. . Tumoren des perivasalen Bindegewebes: Glomustumor: Syn: Glomangiom. EPI: Sehr häufiger Tumor, besonders an den Extremitäten; M = F; meist jüngere Erwachsene. AE: ? PG: Wahrscheinlich von kontraktilen Zellen der thermoregulatorischen arteriovenösen Anastomosen ausgehend (=Glomuskörper, Hoyer’sche Organe). Morphologie: MA: Wenige mm große rötliche Tumoren an den distalen Verlangen, im Nagelbett, aber am Nagelwall, seltener in allen übrigen Regionen. MI: Knoten aus homogenen eosinophilen läppchenartig zusammengelagerten Zellen mit runden normochromen Zellkernen. Dazwischen spaltförmige von Endothelien ausgekleidete Gefäßlumina. Immun: Starke Expression von neuronenspezifischer Enolase. PRG: Bestens; der inadäquat heftige Schmerz bei nur geringer Traumatisierung des Knotens läßt klinisch nahezu fast keine andere Differentialdiagnose zu! Keine Entartung bekannt. Anm: Grundsätzlich anders verhalten sich die mit diesem Tumor nicht zu verwechselnden Tumoren des Glomus caroticum etc..