„Was ist los in Frankreich?“ Frankreich-Experte Prof. Adolf Kimmel erklärt Hintergründe und erläutert, worauf sich deutsche Unternehmen einstellen müssen Die Bilder aus Frankreich lassen aufhorchen: Aufstände in der Bretagne, blockierte Autobahnen, Proteste in den Städten. „Was ist los in Frankreich?“ Das fragt der Deutsche Arbeitgeber Verband den erfahrenen Frankreich-Kenner und langjährigen Politikwissenschaftler Prof. Dr. Adolf Kimmel in Trier. Immerhin ist das Nachbarland der größte bilaterale Handelspartner Deutschlands. Kimmel: „Seine wirtschaftliche und politische Entwicklung ist für deutsche Unternehmer und ihre Geschäftsbeziehungen zu Frankreich besonders wichtig.“ Frankreich biete gegenwärtig das Bild eines verunsicherten, zerstrittenen, in vieler Hinsicht gelähmten Landes. Die Unzufriedenheit mit vielen Entscheidungen – und Nicht-Entscheidungen – der Regierenden mache sich in Protesten und sogar Androhung von Steuerstreik Luft. „Ein Präsident, entscheidungsschwach, ohne Autorität und ohne klare politische Linie, zieht massive Kritik auf sich. Seine Umfragewerte sind die schlechtesten, die je ein Präsident seit 1958 hatte. Nur noch 20% der Befragten haben eine gute Meinung von ihm.“ Allerdings, so fügt er hinzu: „Mehr als die Hälfte meint auch, die Opposition (UMP) würde es nicht besser machen.“ Kimmel erklärt die Hintergründe mit dem einem zu starken Staat, dessen Aufgaben zu weit gefaßt seien. Dieser „Etatismus“ sei auch die wichtigste Ursache, warum Reformversuche zu einem ‚weniger Staat’ in Frankreich auf hohe Hürden stoße. Für ihn bietet eine neue Umfrage in Frankreich einen geringen Anlaß für Optimismus. Denn nur noch 27% der französischen Bevölkerung meint selbstkritisch, Frankreich sei im internationalen Wettbewerb gut aufgestellt. Zwei Drittel meinen, das Land habe sich nicht genug angestrengt. „Mein Befund ist nicht optimistisch“, sagt Kimmel. Aber man solle den Pessimismus nicht übertreiben: „Frankreich ist nicht Griechenland; es hat durchaus wirtschaftliche Potenz, eine gute Infrastruktur, einen funktionierenden Staat, eine hohe Geburtenrate und ein insgesamt gutes Bildungssystem. Vielleicht muss der Leidensdruck noch zunehmen, damit eine nötige Reformpolitik entschlossen angegangen wird. Ein in der Krise versinkendes Frankreich hätte fatale Auswirkungen auf die deutsch-französischen Beziehungen wie die EU.“ Für deutsche Unternehmen sieht er keinen Grund zu größerer Besorgnis: „Auch in einem diskutierten Gesetzesvorhaben, das es Großunternehmen mit über 1000 Beschäftigten verbieten will, Entlassungen vorzunehmen, sehe ich kein Alarmzeichen. Ich gehe davon aus, daß ein solches Gesetz - nicht zuletzt mit Rücksicht auf die Auslandsgeschäfte gerade großer französischer Unternehmen - nicht beschlossen wird. Sollte es wider Erwarten doch dazu kommen, wird meines Erachtens der Verfassungsrat das Gesetz kassieren.“ Das ausführliche Interview unter: http://www.deutscherarbeitgeberverband.de/aktue lles/dav_aktuelles_2013-12-08_frankreich.html Über den Deutschen Arbeitgeberverband: Der Deutsche Arbeitgeberverband e.V. (DAV) mit Sitz in Wiesbaden ist ein bundesweiter Zusammenschluss von Unternehmern. Ziel, Zweck und Selbstverständnis des DAV ist es, den Mitgliedern einen liberal konservativen Heimathafen zu bieten. Damit wird bundesweit und regional erlebbar ein Resonanzraum geschaffen, in dem sich Mitglieder mit einem festen Bekenntnis zu einer freiheitlichen Gesellschaft sowie freiem Unternehmertum versammeln und austauschen können