Presse-Information Bz, 22.06.2006 Fünf Jahre Teuro in Südtirol: Mit weniger Moos ist weniger los Seit fast fünf Jahren regiert der Euro in Europa. In einigen Ländern - allen voran Italien - ist er zum Teuro geworden. Die VZS hat eine Reihe von aussagekräftigen Daten zusammengetragen und zeichnet ein wirtschaftlich äußerst besorgniserregendes Bild der Südtiroler Haushalte. Und - sie verlangt, dass die Entwicklung der wirtschaftlichen Situation der Haushalte auf die politische Agenda kommt. „Als kurz nach Einführung des Euro die ersten KonsumentInnen in die Verbraucherzentrale kamen und Preisschildchen vorzeigt, auf denen dem Lire-Preis einfach drei Nullen weggekürzt worden waren, schwante uns Schlimmes“ erinnert sich VZS-Geschäftsführer Walther Andreaus. Seither ist der Euro, der sich offensichtlich zum Teuro entwickelt hat, in den Mittelpunkt des Interesses der Südtiroler Verbraucherschützer gerückt. „Es hat sich sehr bald herausgestellt, dass die offizielle Preisbeobachtung des ISTAT nicht mit den Erfahrungen der KonsumentInnen übereinstimmte“, so Andreaus weiter. Die Südtirolerinnen fingen an, sich nördlich des Brenners mit Konsumgütern einzudecken, dort hatte der Euro keinen so extremen Preisschub gebracht. Den Beweis dafür finden die KonsumentInnen auch an so greifbaren Unterschieden, wie dem beliebten 90-Cent-Shop, einstmals 1000-Lire-Shop, in Österreich heute 75-Cent-Shop. Oder die Pizza, die plötzlich 7 Euro kostet, der Macchiato, der auf einen Euro klettert usw. Doch die Daten des Istat blieben hart: die offizielle Inflation betrug in Bozen zwischen 2001 und 2005 insgesamt 11,5%. Die Fragen werden immer lauter gestellt: Täuscht uns unser Gefühl beim täglichen Einkaufen, beim Gang ins Restaurant oder bei der Bezahlung der Rechnungen? Welche Preise und Tarife erheben die offiziellen Preiserheber? „Tatsache ist, Löhne und Renten bewegen sich im Rahmen der offiziellen Inflation, viele Preise und Tarife von Produkten und Dienstleistungen sind jedoch in den letzten Jahren von massiven Teuerungen betroffen“, so Andreaus. Und er stellt die Frage, ob die offizielle Inflation in Italien gar nur zur Beruhigung der Gemüter nützt. Die Verbraucherzentrale hat anlässlich von fast fünf Jahren (T)Euro eine Reihe von aussagekräftige Daten zusammengetragen und zeichnet ein wirtschaftlich äußerst besorgniserregendes Bild der Südtiroler Haushalte. Einige Beispiele für die Erhöhung der Konsumausgaben: Konsum-Ausgaben 2000 2004 Differenz Lebensmittel 340 445 +31% Wohnen 616 785 +27% Bekleidung/Schuhe 165 224 +36% Verkehr/Nachrichtenüber. 491 482 -2% Einige Beispiele für Preiserhöhungen: Benzin bleifr./Diesel 2001-2006: Heizöl 2001-2006: Strom/Gas 2001-2006: K/K Kosten 2002-2006 Autohaftpflicht 2000-2004 +23/+38% +37% +16% +50% +30% Wohnkosten insgesamt + 32% (folgt) Verschuldung der SüdtirolerInnen: 2001 2005 Differenz 13.000€ 18.543€ +43% „Wir verlangen, dass die Entwicklung der wirtschaftlichen Situation der Haushalte auf die politische Tagesordnung kommt“, so Andreaus im Namen der Verbraucherschützer. „Es ist höchste Zeit für Maßnahmen zu Gunsten einer besseren Umverteilung. Monopole müssen abgebaut, die Konkurrenzwirtschaft gefördert und die Verbraucherinformation verbessert werden, damit die wirklich guten Angebote am Markt bevorzugt werden können.“ Die sich verschlechternde Situation der privaten Haushalte verlange nach einer Versachlichung der Diskussion, so der VZS-Vorsitzende Fabio Degaudenz: „Die politische Auseinandersetzung darf sich nicht mehr auf Polemiken beschränken die oft Lichtjahre von den Notwendigkeiten der BürgerInnen entfernt sind.“ Es bestehe dringender Handlungsbedarf, die Politik müsse sich ernsthaft und sehr konkret mit der Preissteigerung und den Kosten für die Grundversorgung auseinandersetzen. „Das Thema Preise und Verschuldung gehört dringend auf die politische Agenda. Jetzt ist es unwiderruflich Zeit für Maßnahmen“, so Degaudenz.