Hauptversammlung Dienstag, 3. Mai 2016, Köln

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Hauptversammlung
Dienstag, 3. Mai 2016,
Köln
Aus den Ausführungen von
Frank H. Lutz,
Finanzvorstand der Covestro AG
(Es gilt das gesprochene Wort)
(2016-706)
Vielen Dank, Patrick.
Meine Damen und Herren,
die erste Hauptversammlung ist auch für einen Finanzvorstand ein besonderer Tag. Denn als mein
Team und ich Ende 2014 die ersten Zeitpläne für die Verselbständigung und den Börsengang von
Covestro entworfen haben, war uns klar: Am Ende der langen Reihe von vielen ersten Malen – IPO,
Rating, Quartalsbericht, Jahresabschluss, Geschäftsbericht und Anleihenemission – würde die
Hauptversammlung stehen, und erst dann wären wir endgültig als eigenständiges Unternehmen
angekommen.
Ich freue mich daher besonders, Sie heute bei einem unserer vorerst letzten ersten Male sehr
herzlich hier in Köln begrüßen zu dürfen, verehrte Aktionärinnen und Aktionäre.
2015 war ein ereignisreiches Jahr für Covestro, Patrick Thomas hat dies ja bereits eindrucksvoll
ausgeführt. Aber trotz all der großen Veränderungen und Premieren haben wir unser operatives
Geschäft zu keinem Zeitpunkt aus dem Blick verloren.
Lassen Sie mich kurz auf die wichtigsten Entwicklungen eingehen.
Beim Mengenwachstum im Kerngeschäft sind wir 2015 exakt im Zielkorridor gelandet. Was diese
Kennziffer bedeutet und warum sie bei uns jetzt einen solchen Stellenwert hat, werde ich gleich
erläutern.
Ein besonders starkes Wachstum von 41 Prozent gegenüber Vorjahr haben wir beim bereinigten
EBITDA verzeichnet. Dies ist das operative Ergebnis vor Abschreibungen, aus dem wir
Sondereinflüsse herausgerechnet haben.
Auch der Free Operating Cash Flow, der unsere Innenfinanzierungkraft abbildet, stieg sehr stark an.
Mit 964 Millionen Euro haben wir hier eine neue historische Rekordmarke erzielt.
Und nicht zuletzt hat unser Unternehmen seine Kapitalkosten von 7,2 Prozent im vergangenen Jahr
nicht nur klar verdient, sondern mit 9,5 Prozent Rendite auf das eingesetzte Kapital eine deutliche
Prämie darüber hinaus erwirtschaftet.
Meine Damen und Herren,
blicken wir nun im Detail auf unser erstes Geschäftsjahr als eigenständige Gesellschaft.
Insbesondere die Entwicklung der Absatzmengen im Kerngeschäft stellt einen wichtigen Indikator für
unseren Erfolg dar.
Die Kennziffer des Absatzmengenwachstums bezieht sich auf die Kernprodukte aus unseren
Segmenten Polyurethanes, Polycarbonates sowie Coatings, Adhesives, Specialties. Sie stellt die
prozentuale Veränderung der extern verkauften Mengen in Kilotonnen gegenüber dem Vorjahr dar.
Anders als beim Umsatz sind die Veränderungen dieser Kennziffer nicht abhängig von Einflüssen
der Rohstoffpreise oder von Währungseffekten. Damit ist sie besser zur Beurteilung unseres
Wachstums geeignet als der Umsatz.
Über das Jahr gesehen verzeichneten wir eine Zunahme unserer Absatzmengen im Kerngeschäft
von 2,7 Prozent. Das saisonal üblicherweise eher schwächere vierte Quartal stach sogar mit einem
überdurchschnittlichen Plus von 3,3 Prozent hervor.
Beim bereinigten EBITDA haben wir 2015 einen Zuwachs von 41,3 Prozent auf 1,64 Milliarden Euro
erzielt. Und auch unsere Marge verbesserte sich deutlich auf 13,6 Prozent nach 9,9 Prozent im Jahr
zuvor. Ich werde gleich noch näher erläutern, woraus diese Verbesserungen resultieren.
Dass wir weiterhin Wert schaffen, liebe Aktionärinnen und Aktionäre, zeigt der Blick auf unsere
zweite zentrale Steuerungsgröße, den Return on Capital Employed, kurz ROCE, also die
erwirtschaftete Rendite auf das eingesetzte Kapital. Diese wird ermittelt, indem wir das um
Sondereffekte bereinigte operative Ergebnis nach Zahlung von Steuern ins Verhältnis setzen zu
dem im Unternehmen eingesetzten Eigen- und Fremdkapital.
2015 haben wir unsere Profitabilität erstmals am ROCE gemessen, und dieser lag mit 9,5 Prozent
deutlich über unserem durchschnittlichen Kapitalkostensatz von 7,2 Prozent, also quasi dem Zins,
den wir für Eigen- und Fremdkapital entrichten.
Bei der dritten wichtigen Steuerungskennziffer, dem Free Operating Cash Flow, haben wir mit dem
bereits erwähnten Rekordergebnis von 964 Millionen Euro eine Verdreifachung gegenüber 2014
erreicht. Auch dazu gleich mehr.
Meine Damen und Herren,
besonders erfreulich an der guten Entwicklung des Jahres 2015 ist für mich, dass alle unsere
Segmente zu diesem Erfolg beigetragen haben.
Mit Blick auf das Mengenwachstum hat sich insbesondere der Bereich Polycarbonates mit einem
Plus von 5,2 Prozent bei den abgesetzten Mengen hervorgetan.
Aber auch Polyurethanes mit 1,8 Prozent und Coatings, Adhesives, Specialties mit 2,7 Prozent
haben gute Steigerungen verzeichnet.
Beim bereinigten EBITDA können wir auf Segmentebene ebenfalls sehr zufrieden sein: Denn alle
drei Geschäftsbereiche haben zum starken operativen Ergebnis beigetragen.
Besonders bei Polycarbonates ist das Ergebnis im vergangenen Jahr überproportional stark
gewachsen und hat sich mehr als verdreifacht. Der Grund war eine günstige Angebots- und
Nachfragesituation, durch die wir unsere Margen verbessern konnten.
Verehrte Aktionärinnen und Aktionäre,
ich möchte nun die Entwicklung unseres EBITDA näher beleuchten und Ihnen im Detail erläutern,
wie das starke Plus von 41,3 Prozent zustande gekommen ist.
Zum einen haben wir hier von Währungseffekten profitiert. Diese wirkten sich mit etwa 230 Millionen
Euro positiv aus, wobei wir grundsätzlich keine Währungsrisiken eingehen, sondern der positive
Effekt aus der Umrechnung der in anderen Währungen erzielten Ergebnisse in den im Laufe des
Jahres 2015 schwächelnden Euro zustande kam. Zudem trug die deutliche Steigerung der
Absatzmengen knapp 80 Millionen Euro bei.
Wichtigster Faktor war 2015 aber unsere Fähigkeit, aus den gesunkenen Rohstoffpreisen einen
Vorteil zu ziehen: Während die Marktpreise gegenüber unseren Kunden durch niedrige
Rohstoffpreise allgemein unter Druck standen, konnten wir unsere variablen Kosten – wiederum vor
allem Rohstoffkosten – senken. So gelang es uns, die Verluste aus Preisrückgängen um 296
Millionen Euro mehr als auszugleichen.
Darüber hinaus wirkten sich einige weitere Faktoren mit insgesamt rund 120 Millionen Euro
gegenläufig auf das Ergebnis aus – im Wesentlichen die Erhöhung der kurzfristigen variablen
Vergütungen aufgrund des deutlichen besseren Geschäftsverlaufs und Abschreibungen von
Forderungen.
Das ändert aber nichts daran, dass wir auch in einem Umfeld sinkender Preise das operative
Ergebnis 2015 signifikant verbessern konnten.
Meine Damen und Herren,
besonderes Augenmerk bei der Steuerung des Unternehmens legt Covestro auf den Free Operating
Cash Flow. Diese Kennzahl entspricht den aus operativer Tätigkeit erwirtschafteten liquiden Mitteln
abzüglich der Ausgaben für Sachanlagen und immaterielle Vermögenswerte wie zum Beispiel
erworbene Patente.
Das beeindruckende Rekordergebnis von 964 Millionen Euro habe ich Ihnen bereits genannt.
Hierzu trugen mehrere Faktoren bei:
Am wichtigsten war: Wir haben starke Ergebniszunahmen verzeichnen dürfen.
Zusätzlich haben wir unser Working Capital verbessert, also das Umlaufvermögen abzüglich
kurzfristiger Verbindlichkeiten reduziert und damit gebundene liquide Mittel freigesetzt.
Und wir lagen mit unseren Investitionskosten erheblich unterhalb der Abschreibungen, weil wir die
für unser Geschäft notwendigen Investitionen bereits in den Jahren zuvor getätigt hatten.
Das zeigt klar: Unsere Covestro ist ein finanziell starkes und durch und durch gesundes
Unternehmen. Und das schon lange: Seit 2012 haben wir unseren Cashflow mehr als verfünffacht.
Die Covestro AG hat am 20. August 2015 ihre Geschäftstätigkeit aufgenommen. Als
Muttergesellschaft und strategische Managementholding des Covestro-Konzerns bündelt sie
nunmehr die zentralen Unternehmensfunktionen. Zu den Zuständigkeiten der Covestro AG gehören
das Management ihrer Beteiligungen und die Finanzierung der Konzernaktivitäten. Die Gesellschaft
erzielte im Geschäftsjahr zum 31. Dezember 2015 einen Jahresüberschuss von 181 Millionen Euro,
der maßgeblich durch das Beteiligungsergebnis geprägt wurde und die Grundlage für den
Bilanzgewinn und damit die Dividendenausschüttung für das Geschäftsjahr 2015 bildet.
Verehrte Aktionärinnen und Aktionäre,
angesichts unserer insgesamt sehr erfreulichen Geschäftsentwicklung möchten wir auch das
Versprechen erfüllen, das wir Ihnen zum Börsengang gegeben haben: Wir erwirtschaften
Ergebnisse, die kontinuierlich eine attraktive Dividende möglich machen.
Deshalb schlagen wir Ihnen heute die Zahlung einer Dividende von 70 Cent je Aktie vor – und das
für einen Zeitraum von nur drei Monaten, denn so lange war Covestro 2015 an der Börse notiert!
70 Cent je Aktie: das entspricht einer Dividendenrendite von 2,1 Prozent bezogen auf den
Schlusskurs unserer Aktie am 30. Dezember des Jahres 2015. Wie gesagt: 70 Cent für ein
Vierteljahr – wo gibt es dies derzeit schon?
Insgesamt haben wir die Absicht, 142 Millionen Euro auszuschütten, und bewegen uns damit am
oberen Ende unserer Prognose.
Wir wollen Sie, werte Aktionärinnen und Aktionäre, aber auch in Zukunft angemessen am Erfolg von
Covestro mit einer stabilen oder steigenden Dividende beteiligen. Daher planen wir in den
kommenden Jahren eine nachhaltig attraktive Ausschüttungsquote von 30 bis 50 Prozent des
Konzernergebnisses.
Covestro hat im ersten Jahr seiner Eigenständigkeit gezeigt, dass wir ein erfolgreiches
Geschäftsmodell haben, profitabel wachsen und für Sie, meine Damen und Herren, echten
Mehrwert schaffen. Meine Vorstandskollegen und ich würden uns daher sehr freuen, wenn Sie uns
langfristig als Aktionäre und Investoren begleiten.
Die Entwicklung unserer Aktie liefert dazu einen guten Grund: Die sehr gute operative Entwicklung
hat sich auch in unserem Aktienkurs widergespiegelt – was nicht nur Sie, liebe Aktionärinnen und
Aktionäre, sondern auch meine Vorstandskollegen und mich sehr freut.
Bezogen auf den Ausgabepreis der Covestro-Aktie von 24 Euro am 6. Oktober 2015, hat der Kurs
zum Stichtag 29. April 2016 um 43,8 Prozent zugelegt.
Das Tief der Aktienmärkte zum Jahresbeginn, als die Turbulenzen an den chinesischen Börsen
auch die Märkte in Europa in Mitleidenschaft zogen, haben wir durchschritten. Und Sie sehen:
Covestro erholt sich seitdem schneller als der Markt.
Besonders erfreulich: Auch die Ankündigung unseres Hauptaktionärs Bayer, weitere CovestroAnteile abgeben zu wollen, konnte den Kurs nicht nennenswert negativ beeinflussen. Bei anderen
Unternehmen in vergleichbarer Situation sorgt so etwas ja bisweilen schon für Druck auf die Aktie.
Erfreulich ist auch dies: Seit Dezember sind wir Mitglied im Börsenindex MDAX und gehören damit
zu den 80 größten börsengelisteten Unternehmen in Deutschland. Und seit April sind wir auch Teil
des europäischen Börsenindex STOXX Europe 600. Ein weiterer Beleg für die Attraktivität unserer
Aktie.
Liebe Aktionärinnen und Aktionäre, Sie sehen also, Ihr Investment in Covestro hat sich gelohnt.
Und mit Blick auf das erste Quartal kann ich Ihnen sagen, es lohnt sich weiterhin: Covestro hat die
starke Entwicklung des Jahres 2015 auch zum Start des laufenden Geschäftsjahres fortgesetzt.
Wir haben im Kerngeschäft ein starkes Mengenwachstum von 8,5 Prozent erzielt.
Gleichzeitig haben wir auch unser EBITDA gesteigert: Und zwar deutlich auf 508 Millionen Euro.
Gegenüber dem Vorjahresquartal ist das ein Plus von 29,3 Prozent.
Meine Vorstandskollegen und ich sind mit diesem Jahresauftakt natürlich sehr zufrieden.
Gleichzeitig ist es aber noch zu früh, um sagen zu können, dass wir diese positive Entwicklung
linear fortschreiben.
Sicher, das Jahr beginnt sehr erfreulich. Aber es gibt am Markt auch weiterhin Unsicherheiten. Nach
aktuellen Prognosen dürfte die Weltwirtschaft im Jahr 2016 mit 2,6 Prozent etwas langsamer
wachsen als noch vor kurzem von uns erwartet. Außerdem bleiben die Märkte volatil und die weitere
Entwicklung ist nur sehr schwer vorhersehbar.
Unter Abwägungen der Risiko- und Chancenpotenziale bestätigen wir gleichwohl die Prognosen für
das Gesamtjahr 2016, meine Damen und Herren.
Beim Mengenwachstum im Kerngeschäft gehen wir für 2016 unverändert von einem Wachstum im
mittleren einstelligen Prozentbereich aus.
Covestro will aber nicht nur weiter wachsen, wir rechnen auch wieder mit erheblichen
Mittelzuflüssen. Den Free Operating Cash Flow sehen wir auf hohem Niveau und über dem
Durchschnitt der letzten Jahre.
Dass wir weiterhin Werte schaffen wollen, zeigt der Blick auf den ROCE. Auch 2016 rechnen wir
damit, dass dieser wieder über unseren Kapitalkosten liegen wird.
Sie sehen also, verehrte Aktionärinnen und Aktionäre: Ihr Unternehmen ist weiterhin auf einem
guten Kurs!
Und das liegt vor allem am Einsatz all unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weltweit, ohne die
weder der erfolgreiche Börsengang, noch das sehr gute Geschäftsjahr 2015 und schon gar nicht der
hervorragende Start ins Jahr 2016 mit dem besten Quartalsergebnis seit zehn Jahren möglich
gewesen wäre. Im Namen meiner Vorstandskollegen – und ich bin sicher das ist auch in Ihrem
Sinne, liebe Aktionärinnen und Aktionäre – möchte ich hierfür meinen ganz herzlichen Dank
aussprechen.
Damit komme ich zum Ende meiner Ausführungen. Ich verweise noch darauf, dass der Vorstand
Ihnen einen erläuternden Bericht zu den im Lage- und Konzernlagebericht gemachten
übernahmerelevanten Angaben nach den Paragraphen 289 Absatz 4 und 315 Absatz 4 des
Handelsgesetzbuchs vorgelegt hat, den wir auch über das Internet allgemein zugänglich gemacht
haben.
Die weiteren Einzelheiten können Sie dem schriftlichen Bericht entnehmen, der am
Informationsstand direkt vor dem Zugang zum Saal für Sie bereit liegt.
Ich danke Ihnen herzlich für Ihre Aufmerksamkeit, bleiben Sie Ihrer Covestro gewogen, und ich
hoffe, Sie auch im nächsten Jahr, dann zum zweiten Mal, auf unserer Hauptversammlung begrüßen
zu dürfen!
Zukunftsgerichtete Aussagen:
Diese Presseinformation kann bestimmte in die Zukunft gerichtete Aussagen enthalten, die auf den gegenwärtigen Annahmen und
Prognosen der Unternehmensleitung der Covestro AG beruhen. Verschiedene bekannte wie auch unbekannte Risiken,
Ungewissheiten und andere Faktoren können dazu führen, dass die tatsächlichen Ergebnisse, die Finanzlage, die Entwicklung oder
die Performance der Gesellschaft wesentlich von den hier gegebenen Einschätzungen abweichen. Diese Faktoren schließen
diejenigen ein, welche die Covestro AG und die Bayer AG in veröffentlichten Berichten beschrieben haben. Diese Berichte stehen
auf der Covestro-Website www.covestro.com sowie auf der Bayer-Website www.bayer.de zur Verfügung. Covestro und Bayer
übernehmen keinerlei Verpflichtung, solche zukunftsgerichteten Aussagen fortzuschreiben und an zukünftige Ereignisse oder
Entwicklungen.
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