Pressekonferenz - Universität zu Köln

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Schluß mit lustig... Rettet Eure Bildung!
PresseKonferenz
nordrheinwestfälischer
Studierendenschaften
zur
Demo in Düsseldorf
am 11. Mai 2000
9. und 12. Mai 2000
11.00 Uhr
DGB-Haus, Düsseldorf
Schluß mit lustig... Rettet Eure Bildung!
Veranstalter:
AStA
AStA
AStA
AStA
AStA
AStA
der
der
der
der
der
der
BUGH Wuppertal
Fachhochschule Dortmund
Fachhochschule Düsseldorf
Heinrich Heine - Universität Düsseldorf
Universität Dortmund
Universität zu Köln
Verantwortlich:
Claudia Jansen, AStA der HHU Düsseldorf, Universitätsstraße 1,
40225 Düsseldorf
Inhalt
 Thema Studiengebühren
 Thema Entdemokratisierung
 Thema Datenschutz
 Plakat zur Demo
1
Schluß mit lustig... Rettet Eure Bildung!
Studiengebühren
Die
Studierendenschaften
der
Hochschulen
in
Nordrhein-Westfalen betrachten mit Sorge und äußerster Skepsis
die
allgemeine
Diskussion
um
die
Einführung
von
Studiengebühren. Zwar wurde im neuen Hochschulgesetz
festgelegt, daß ein erster Studiengang bis zum ersten
berufsqualifizierenden Abschluß studiengebührenfrei bleiben
soll. Es ist jedoch davon auszugehen, daß dies nur ein erster
Schritt auf dem Weg zu allgemeinen Studiengebühren ist.
Diesen Tabubruch werden wir nicht hinnehmen!
Die Einführung von Gebühren in NRW würde einen
unwiderruflichen Domino-Effekt in den anderen Ländern
hervorrufen.
Nachdem
die
Hochschulen
der
studiengebührenfreien Länder unter dem dann drohenden
Ansturm der Studierenden aus NRW zusammengebrochen wären,
würde jedes Land seinerseits die Einführung von Gebühren
forcieren.
Wir fordern deshalb eine wie auch immer geartete Verankerung
eines Verbots von Studiengebühren im Hochschulrahmengesetz
(HRG) für die Bundesrepublik Deutschland! Wir fühlen uns von
der rot-grünen Bundesregierung getäuscht und im Stich
gelassen. Nach der lächerlichen Erhöhung des BAföG-Satzes um
maximal “zwei Pizzen” im Monat, wird hier nun das zweite
Wahlversprechen gebrochen.
Die Regierung bleibt damit weit hinter allen großspurigen
Versprechen zurück.
Es kann nicht angehen, daß über der Generation der jetzt in der
Ausbildung
befindlichen
alle
Generationenverträge
zusammenbrechen.
Nachdem
schon
Rente
und
Krankenversicherung zum unsicheren Faktor geworden sind, ist
nun auch die kostenlose Ausbildung in Gefahr.
Ein Land, das seine Wirtschaftskraft in Zukunft noch mehr aus
Ideen beziehen muß als heute schon, kann es sich nicht leisten,
daß in der Ausbildung eine soziale Selektion stattfindet.
Wir brauchen die Besten, nicht die Reichsten an unseren
Hochschulen!
2
Schluß mit lustig... Rettet Eure Bildung!
Entdemokratisierung
“Demokratie ist kein Recht!”,
so
NRW-Bildungsministerin
Gabriele
Behler
auf
einer
Veranstaltung des münsteraner AStA - und an diese Aussage
müssen wir uns wohl spätestens seit dem 1.4.2000 gewöhnen.
Denn seit diesem verhängnisvollen Samstag ist das neue
Hochschulgesetz des Landes Nordrhein-Westfalen in Kraft.
Was dieses HG nun mit Demokratie zu tun hat? Gar nichts mehr!
Denn Frau Behler hat mit ihrem neuen Gesetz genau das
erreicht, was die Überschrift aussagt. Der letzte zarte Hauch von
Demokratie an den Hochschulen in NRW gehört nun der
Vergangenheit an.
Zwar leiteten auch bislang die Rektoren bzw. Rektorate die
Hochschulen, jedoch wurden die Entscheidungen über die Politik
an den Hochschulen von den akademischen Gremien wie dem
Senat getroffen. In diesem Senat sind zwar auch Studierende
stimmberechtigt, doch ist es klar gesetzlich geregelt, daß die
Professoren immer die Mehrheit haben. Schon vor dem 1.April
stand es daher schlecht um die studentische Mitbestimmung in
der Hochschule.
Doch was hat sich verschlimmert, was macht die heutige
Situation so unerträglich, daß Studierende wieder auf die
Straßen gehen müssen, um gehört zu werden?
Mit dem neuen Hochschulgesetz für NRW wird die “Demokratie”
innerhalb der Hochschule faktisch abgeschafft und die
Leitungsstrukturen zugunsten eines übermächtigen Rektors
hierarchisiert. So entscheidet das Rektorat ab sofort allein über
Aussehen, Finanzierung und Fächerangebot der Hochschule. Der
Konvent, dem das Rektorat bislang rechenschaftspflichtig war,
ist abgeschafft, der Senat seiner Entscheidungskompetenzen
beraubt. Sogar das Ministerium verzichtet im neuen Gesetz auf
seine Möglichkeit, die Notbremse zu ziehen. Was dem Senat und
damit uns Studierenden bleibt, sind Empfehlungen und
Stellungnahmen.
Eine
wirkliche
Einflußnahme
auf
Entscheidungen an der Hochschule bleiben den Mitgliedern der
Hochschule verwehrt.
Ein demokratisches Feigenblatt erreichten jedoch die Grünen bei
den Gesetzesberatungen mit der SPD. So wurde als Ersatz für
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Schluß mit lustig... Rettet Eure Bildung!
den Konvent ein neues Gremium geschaffen: der Erweiterte
Senat. Dieser wird zwar viertelparitätisch besetzt sein (die vier
“Statusgruppen”: Professor(inn)en, wissenschaftliche und nicht
wissenschaftliche Mitarbeiter(innen) sowie die Studierenden sind
gleich stark vertreten), allerdings kann dieses Gremium erst
dann besetzt werden, wenn ihn der “alte” Senat in “alter”
Zusammensetzung in die Grundordnung aufnimmt. Zukünftige
Änderungen der Grundordnung würden dann im Erweiterten
Senat
beschlossen.
Die
Generaländerung
dieser
Hochschulverfassungen,
die
aufgrund
des
neuen
Hochschulgesetzes an jeder Hochschule nötig ist, wird jedoch
ebenso noch nach altem Gesetz vorgenommen, was wiederum
bedeutet, daß die Professoren mit ihrer absoluten Mehrheit ohne
Rücksicht oder Gehör für gute studentische Argumente den Weg
des geringsten Widerstandes gehen können. Dieser Versuch der
Grünen, einen letzten Anschein von Demokratie in der
Hochschule zu wahren, verkommt bei genauer Betrachtung zur
Farce.
Hierarchisierung
und
Entdemokratisierung
widersprechen
unserem Bild einer demokratischen Hochschule, die Spiegelbild
unserer Gesellschaft sein sollte.
Studierende sind erwachsene Menschen, die wählen dürfen und
vollwertige Mitglieder der Gesellschaft sind. Es kann nicht
angehen, daß uns jegliche Qualifikation und Legitimation bei der
Mitbestimmung in den Hochschulen abgesprochen wird.
“Demokratie ist ein Recht”,
und zwar auch für Studierende.
Datenschutz
§65 (Landeshochschulgesetz NRW) Einschreibung
(1) [...] In der Einschreibungsordnung trifft die Hochschule auch
Bestimmungen über Art, Umfang und Behandlung der bei den
Studierenden
zu
erhebenden
und
zu
verarbeitenden
personenbezogenen Daten, die zur Erfüllung ihrer Aufgaben und
insbesondere für einen mit maschinellen
Verfahren und Datenträgern unterstützten Studierendenausweis
erforderlich sind; sie unterrichtet die Studierenden über die
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Schluß mit lustig... Rettet Eure Bildung!
Einsatzmöglichkeiten
des
Studierendenausweises.
Datenschutzgesetz Nordrhein-Westfalen ist zu beachten.
Das
Durch diesen Paragraphen ist es den jeweiligen Hochschulen
überlassen, in welchem Umfang sie Studierendendaten erheben,
dem Mißbrauch der Daten wird somit Tür und Tor geöffnet.
Wenn beispielsweise die Verantwortlichen einer Hochschule der
Meinung sind, eine Datenbank über besuchte Veranstaltungen
anzulegen, können sie dies tun, sofern die Studierenden davon
unterrichtet werden.
Fraglich ist dabei, inwiefern neueinschreibende Studierende
überhaupt ausreichend in Kenntnis gesetzt werden. Es ist schwer
vorstellbar, daß die Hochschulen tatsächlich ein Interesse daran
haben, die StudentInnen über alle Konsequenzen, die mit diesen
Datensätzen einhergehen, zu informieren.
Eine Möglichkeit solcher Datensätze besteht darin, ein
Bewegungsprofil der StudentInnen zu erstellen. Dabei treten die
individuellen Gründe, warum eine bestimmte Zeitschiene nicht
besucht wurde (wie dem notwendigen Nachgehen einer
Erwerbstätigkeit), in den Hintergrund.
Welche Person ist überhaupt in der Lage, die Dimensionen
einzuordnen?
Die Erfassung aller Veranstaltungen mit einem Bewegungsprofil
in Zusammenhang zu bringen, erscheint auf den ersten Blick
recht abstrakt. Eine nähre Beschäftigung mit der Elektronischen
Datenverarbeitung (EDV) zeigt aber schnell, wie einfach es ist,
mit den erfaßten Daten einen lückenlosen Tagesablauf zu
erstellen.
Fraglich ist auch, wer nachher die Verantwortung für die
Datensätze übernimmt und über die Verwendung entscheidet.
Diese Datensätze lassen sich ja nicht nur für die Hochschule
benutzen,
sondern
setzen
bei
einer
Weitergabe
z.B.
Marketingabteilungen von Unternehmen in die Lage, diese Daten
zu Verbraucherprofilen zusammenzuführen. Solche Daten
werden jetzt schon von Unternehmen teuer bezahlt.
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