Strukturprinzipien der Lebenssysteme Zusammengestellt von H. Fritz, Basel/Schweiz Stand Juni 2016 TEIL 2 Tiere (Kapitel E) Allgemeine Abkürzungen + mehr oder weniger > grösser/länger als, mehr als; >> viel grösser/länger als, viel mehr als; < kleiner/kürzer als, weniger als; << viel kleiner/kürzer als, viel weniger als ~ entspricht etwa (bezgl. Grösse, Form, usw.) ^ entspricht, entsprechen sp. = 'species' (falls nur Gattungsname konkret erwähnt) Vd. = VorderHt. = Hinterli = links re = rechts Übliche Lagebezeichungen sind proximal, distal, sowie ventral, dorsal, lateral usw.; entsprechende 'Richtungsbezeichnungen' sind craniad (zum Körperanfang, zum Kopf hin), caudad (zum Körperende, zum Schwanz hin), laterad (zur Seite hin), dorsad (zum Rücken hin), ventrad (zur Körperunterseite, zur Bauchseite hin); kontralateral = auf der anderen Körperseite; i.a. = im Allgemeinen u.a. = und andere; unter Anderem u/o = und/oder s.o. = siehe oben / s.u. = siehe unten z.B. = zum Beispiel i.w.S. = im weiteren (weitesten) Sinne; i.e.S. = im engeren Sinne M = Männchen (Plural MM); F= Weibchen (Plural FF); M auch für männlich bzw. F für weiblich Dm = Durchmesser RNA* = Ribonukleinsäure, rRNA = ribosomale RNA, mRNA = messenger RNA DNA* = Desoxyribonukleinsäure ER = Endoplasmatisches Retikulum, gER = glattes ER, rER = raues (mit Ribosomen besetztes ER; Ergastoplasma) RES = Retikulo-endotheliales System SR = Sarkoplasmatisches Retikulum ZNS = Zentralnervensystem WS = Wirbelsäule Z. = Zona, Zz. = Zonae A. = Arteria (Aa. = Arteriae), V. = Vena (Vv. = Venae) M. = Musculus (Mm. = Musculi) N. = Nervus (Nn. = Nervi) Ovipar(ie) = Ablage der Eier vor deren Befruchtung (Fische, Amphibien) Ovovivipar(ie) = Eiablage kurz vor Ende der Entwicklung des Embryo (manche Haie, Salamander, Ottern) Vivipar(ie) = Lebend gebärend UGF = Ungeschlechtliche (asexuelle) Fortpflanzung GF = Geschlechtliche (sexuelle) Fortpflanzung m = Mikrometer (10-6 m) nm = Nanometer (10-9 m) A° = Angström (10-10 m; 0,1 nm) LM = Lichtmikroskop EM = Elektronenmikroskop SEM = Scanning electron microscope TEM = Transmissions-EM HE = Hämalaun-Eosin AF = Aldehydfuchsin PAS = 'Periodic acid Schiff' *aus der englisch-sprachigen Literatur; im Deutschen auch RNS, DNS usw. gebräuchlich Das Präfix 'Makro' wird häufig alternativ zu 'Mega' gebraucht (Makrospore bzw. Megaspore). Hinweise, Referenzen (NN+Jahreszahl) Literaturhinweis; °NN: nicht im Literaturverzeichnis aufgeführt. (000) bezieht sich auf die Markierung von 'Streckenabschnitten' im Systematik-Teil*, die das Aufsuchen bestimmter Textabschnitte, d.h. die Zuordnung von 'Ordnungen', 'Familien', Spezies usw. im Quervergleich erleichtert. *Organisation der Lebenssysteme (Teile 2 und 3) ! Um die 'elektronische' Suche nach Namen, die ein Trema enthalten (z.B. Beroë, Nereïs, Zoëa) zu erleichtern, wird im folgenden Text auf solche Zeichen verzichtet. Anstelle der neuerdings offenbar korrekten Schreibweise Schwann'sche Zelle oder Brunner'sche Drüse wird hier zwecks optimaler Auffindbarkeit im vorliegenden Text, in Literaturverzeichnissen, Suchmaschinen usw. die alte Schreibweise Schwannsche Zelle bzw. Brunnersche Drüse beibehalten. Inhalt Kapitel E (zur Suche des kompletten Kapitels jeweils °davor setzen; z.B. °E-1.0., usw.) E-0. Tiere (Animalia) E-1.0. Morphologie E-1.1.0. Protozoen E-1.1.1. Stützstrukturen, Gehäuse E-1.1.2. Zytoplasmastrukturen zur Fortbewegung E-1.1.3. Geisseln und Zilien E-1.1.4. Ernährung, Stoffwechsel E-1.1.5. Kommensalismus und Parasitismus E-1.1.6. Anmerkungen zum Bau der Zelle E-1.2.0. Metazoen E-1.2.1. Konvergenzen (Homologien, Analogien) E-1.2.2. Variationen morphologischer Grundmuster als spezielle Anpassungen an den Lebensraum E-1.2.3. Geschlechtsdimorphismus E-1.2.4. Polymorphismus in Tierstaaten E-1.2.5. Mimese, Mimikry E-1.2.6. Kommensalismus und Parasitismus E-1.3.0. Morphologie der Evertebrata E-1.3.1. Körperregionen und Körpergliederung E-1.3.2. Spezielle Körperanhänge der Arthropoda E-1.3.3. Mundwerkzeuge der Arthropoda E-1.3.4. Saug-, Stech- und Haftorgane E-1.3.5. 'Äussere' Drüsen E-1.3.6. Bruteinrichtungen E-1.3.7.0. Fortbewegungsorgane E-1.3.7.1. Arthropoda: Extremitäten und ihre Abwandlungen E-1.3.7.2. Antennen (Fühler) der Arthropoda E-1.3.7.3. Insektenflügel E-1.4.0. Morphologie der Acrania und Vertebrata E-1.4.1.0. Körperregionen E-1.4.1.1. Kopfformen der Vertebrata E-1.4.1.2. Schnabel der Sauropsiden und primitiven Säuger E-1.4.2.0. Extremitäten der Vertebrata E-1.4.2.1. Flossen der Fische E-1.4.2.2. Merkmale der Tetrapodenextremität E-2.0. Anatomie E-2.1. Körperhöhlen E-2.2.0. Integument E-2.2.1. Deckgewebe der Evertebrata E-2.2.2. Schalen und Gehäuse E-2.2.3. Integument der Arthropoda E-2.2.4. Integument der Chordata E-2.2.5. Hautdrüsen der Vertebrata E-2.2.6. Mammae E-2.3.0. Stützsysteme E-2.3.1. Skelettelemente der Evertebrata E-2.3.2.0. Skelettsysteme der Chordata E-2.3.2.1. Knorpel E-2.3.2.2. Knochen E-2.3.2.3. Gelenke E-2.4. Bindegewebe und Parenchym E-2.5.0. Muskulatur E-2.5.1. Spezielle Muskulatur der Evertebrata E-2.5.2. Muskulatur der Chordata E-2.6.0. Nervensysteme E-2.6.1. Evertebrata E-2.6.2.0. Chordata E-2.6.2.1. Zentralnervensystem (ZNS) E-2.6.2.2. Peripheres Nervensysytem E-2.6.3. Synapsen E-2.6.4. Neurosekretion E-2.7.0. Sinneszellen und einfache Sinnesorgane E-2.7.1. Tastsinn, Mechanischer Sinn E-2.7.2.0. Temperatur- und Lichtsinn E-2.7.2.1. Pigmentbecherocellus, Grubenauge E-2.7.2.2. Augen der Arthropoda E-2.7.2.3. Auge der Cephalopoda E-2.7.2.4. Auge der Vertebrata E-2.7.2.5. Scheitelauge (Parietalauge) E-2.7.2.6. Leuchtorgane E-2.7.3.0. Stato-akustischer Sinn E-2.7.3.1. Evertebrata E-2.7.3.2. Vertebrata E-2.7.3.3. Schall erzeugende Organe E-2.7.4.0. Chemischer Sinn E-2.7.4.1. Evertebrata E-2.7.4.2. Chordata E-2.8.0. Atmungssysteme E-2.8.1.0. Kiemen E-2.8.1.1. Evertebrata E-2.8.1.2. Chordata E-2.8.2. Tracheen, Trachealorgane E-2.8.3. Atemhöhlen der Evertebrata E-2.8.4. Respirationstrakt der Vertebrata E-2.8.5. Schwimmblase der Fische E-2.9.0. Gefässsysteme E-2.9.1. Evertebrata E-2.9.2.0. Chordata E-2.9.2.1. Blut- und Lymphgefässe der Vertebrata E-2.9.2.2. Herz der Chordata E-2.9.3.0. Geformte Bestandteile des Blutes und der Lymphe E-2.9.3.1. Evertebrata E-2.9.3.2. Chordata E-2.10.0. Lymphatische Gewebe und Organe E-2.10.1. Lymphfollikel und Lymphknoten E-2.10.2. Milz E-2.10.3. Thymus E-2.10.4. Knochenmark E-2.11.0. Verdauungssysteme E-2.11.1. Evertebrata E-2.11.2.0. Chordata E-2.11.2.1. Zähne E-2.11.2.2. Mundhöhle, Zunge, Ösophagus, Magen und Darmkanal E-2.11.2.3. Speicheldrüsen u.a. Drüsen im Verdauungstrakt E-2.11.2.4. Leber E-2.11.2.5. Exokrines Pankreas E-2.12.0. Exkretionssysteme E-2.12.1. Evertebrata E-2.12.2.0. Chordata E-2.12.2.1. Niere der Vertebrata E-2.12.2.2. Ableitende Harnwege E-2.12.3. Salz abscheidende Organe E-2.13.0. Endokrinium E-2.13.1. Insekten E-2.13.2.0. Chordata E-2.13.2.1. Hypophyse E-2.13.2.2. Pinealorgan E-2.13.2.3. Schilddrüse (Thyreoidea) E-2.13.2.4. Ultimobranchialkörper E-2.13.2.5. Parathyreoidea ('Nebenschilddrüse') E-2.13.2.6. Endokrines Pankreas E-2.13.2.7. Nebennieren (Glandulae suprarenales) E-2.13.2.8. Stannius-Körperchen E-2.14.0. Reproduktionsorgane E-2.14.1. Gonaden und Genitaltrakt der Evertebrata E-2.14.2.0. Vertebrata E-2.14.2.1.0. Weiblicher Genitaltrakt E-2.14.2.1.1. Ovarium (Ovar) E-2.14.2.1.2. Ovidukt (Eileiter), Uterus und Vagina E-2.14.2.2.0. Männlicher Genitaltrakt E-2.14.2.2.1. Hoden (Testes) E-2.14.2.2.2. Ausführgänge E-2.14.2.2.3. Anhangsorgane, Drüsen E-2.14.3.0. Gameten (eine Übersicht) E-2.14.3.1. Makrogamet: Eizelle (Oozyte) E-2.14.3.2. Mikrogamet (Spermatozoon) E-2.14.3.3.0. Gametogenese E-2.14.3.3.1. Oogenese E-2.14.3.3.2. Spermatogenese E-2.15. Epithelien in der Übersicht E-3.0. Spezielle Merkmale der Zelle E-3.1. Mitochondrien E-3.2. Zellkern E-3.3. Zellmembran E-3.4. Zellkommunikation E-4.0. Fortpflanzung (Reproduktion) und Stadien der Entwicklung E-4.1.0. Ungeschlechtliche (asexuelle) Fortpflanzung E-4.1.1. Einzeller E-4.1.2. Mehrzeller E-4.2.0. Geschlechtliche (sexuelle) Fortpflanzung E-4.2.1. Einzeller E-4.2.2. Mehrzeller E-4.3. Implantation des Mammalierkeims E-4.4. Plazenta E-4.5. Embryogenese E-4.6.0. Organogenese E-4.6.1. Wachstum der Organe und Organsysteme E-4.6.2. Metamorphose E-4.7. Generationswechsel E-4.8. Regeneration E-4.9. Entwicklungszyklen von Evertebrata °E-0. Tiere (Animalia) Die Urformen der Tiere dürften aus Flagellaten (088) hervorgegangen sein, wobei die Myxomycota (087; Kapitel D) als mögliche Zwischenstufen in Frage kommen. Tiere sind heterotroph, d.h. von organischer Nahrung abhängig. Es gibt Einzeller (Protozoa, 088) und Vielzeller (Metazoa, 096). Eine Übergangsstufe zwischen Ein- und Mehrzeller könnten die schlauchförmigen Mesozoa (095) darstellen. Eine Zellwand, wie sie zumindest für die höher organisierten Pflanzen und Pilze charakteristisch ist, fehlt. KOLONIEN Die Kolonie entspricht einer räumlich begrenzten Lebensgemeinschaft einer Art aus wenigen bis vielen Einzeltieren (Individuenkollektiv). Der offensichtliche Vorteil der Koloniebildung besteht besonders in einer gemeinsamen Schutzfunktion. Die Spezialisierung der unter der Herausbildung morphologisch wie physiologisch unterschiedlicher Formen innerhalb der Art bedeutet vor allem die Entlastung des Individuums von zu vielen Funktionen und verschafft somit eine bessere Effizienz einer speziellen Leistung. Die (sessile) Polypengeneration der Hydrozoa (100) bildet häufig eine Kolonie, die z.B. bei Gorgonaria bis zu 3 m lang werden kann. Korallenriffe können sich über hunderte von Metern ausbreiten. Die Siphonophora (Röhrenquallen; 100) sind frei schwimmende Kolonien mit ausgeprägter Funktionsteilung und daher unterschiedlicher Gestalt der Einzeltiere. Morphologische Anpassungen an das Leben in der Kolonie treten besonders deutlich bei Staaten bildenden Insekten hervor (Termiten, Hymenopteren), häufig bei spezieller Aufgabenteilung (vgl. E-1.2.4.). Eine wesentliche Voraussetzung des Funktionierens der Arbeitsteilung im Gemeinwesen 'Ameisenstaat' bzw. 'Termitenstaat' ist die geordnete Kommunikation der Individuen untereinander insofern, als alle Tätigkeiten scheinbar von einem gemeinsamen ZNS gesteuert werden. Besondere strukturelle Details solcher 'konzertierter Aktionen' im Tierreich scheinen jedoch nicht fassbar zu sein. Bekannt sind die z.B. die Brutkolonien von Vögeln (u.a. Möwen, Reiher, Störche, Pinguine, Saatkrähen, Salanganen). Unter den Säugern bilden z.B. die Fledermäuse und viele Nager Kolonien im Sinne von 'Wohngemeinschaften'. Für viele Säuger sind u.a. Herden oder Rudel mit Rangordnung (Leittier usw.) kennzeichnend, wobei häufig der Geschlechtsdimorphismus (E-1.2.3.) von Bedeutung ist (M>F; Hirsche, Rinder, Robben, Löwe). Der Fischschwarm (Sardinen u.a.) mit hunderten bis tausenden + gleichgestalteter Individuen kann einen gigantischen Einzelorganismus vortäuschen. TIERSTÖCKE Anoplophrya nodulata (Ciliophora°Holotricha; 094) bildet in Anneliden Ketten. Zoothamnium (Peritricha; 094) bildet baumförmige Kolonien, eine Kolonie von mehreren Zentimetern Breite das frei schwimmende, oder an Pflanzen haftende Ophrydium (094). Die Carchesium-Kolonie (094) ist dichotom verzweigt. Der Flagellat Proterospongia (088) bildet Kolonien in einer Gallertmasse. Das Prinzip der Verzweigung der Korallenstöcke (099) gleicht dem der Pflanzen. Wird die Hauptachse vom Hydrocaulus der Primärkolonie gebildet, liegt eine monopodiale Verzweigung vor, eine sympodiale Verzweigung, wenn die Hauptachse an Hydrocauli aufeinanderfolgender (aneinander gereihter) Polypen gebildet wird. Die Stöcke der Pennatularia (Seefedern; Octocorallia, 102) sind unverzweigt; der Basalteil des Stocks dient als Stiel. Aus dem Primärpolyp geht die Hauptachse hervor, der die Sekundärpolypen seitlich ansitzen. Die Cornulariidae (Octocorallia°Alcyonaria; 102) bilden stolonial verzweigte Stöcke mit gestielten Polypen. Der Stock der Tubiporidae (Orgelkorallen; Octocorallia, 102) umfasst viele Polypen. Die Einzeltiere einer Kolonie der Kamptozoa (Entoprokta; 126) stehen meist durch muskel- und nervenfreie Stolone miteinander in Verbindung. Die Astolonata bilden Kolonien aus 2-5 Zoiden auf einer gemeinsamen Fussplatte. Auch bei den Rhabdopleuridae (Hemichordata°Pterobranchia; 305) sind die Einzeltiere durch Stolone miteinander verbunden. Gleiches gilt für die Ascidiacea (Seescheiden; 317); es sind koloniale Synascidien mit gemeinsamen Organen und gemeinsamer Ausströmöffnung vorhanden. Einzeltiere (Zoide) der Bryozoa (Ektoprokta; 106) bilden in der Kolonie einen Überzug auf Substraten, oder sie sind korallenähnlich organisiert. Auch die Kamptozoa (Entoprokta; 126) bilden Kolonien. Der Pümpwurm (Sabellaria spinulosa; Polychaeta; 158) bildet oft Kolonien bzw. Riffe. °E-1.0. Morphologie Morphologie bedeutet 'Gestaltlehre', d.h. die Lehre von der Körpergestalt (morphe) samt den Extremitäten und Körperanhängen in ihrer Anpassung an die jeweilige Lebensweise. °E-1.1.0. Protozoen (Einzeller) Die Protozoen sind dem Leben im Wasser, zumindest aber im feuchten Substrat, angepasst. Viele Arten sind Parasiten. Ist Wasser der natürliche Lebensraum, bedarf es bei frei beweglichen Formen der Entwicklung von Schwimm- und Schwebeeinrichtungen. Pelagische Foraminiferen der Tiefsee (Globigerina; 091) besitzen Schwebestacheln. Sessile Ciliophora (094) wie die Peritricha sind häufig gestielt. Bei Zoothamnium sind die Myoneme der Einzeltiere, d.h. kontraktile Fibrillen, die der Formänderung dienen, miteinander verwachsen. Im Stiel von Vorticella sind Spasmoneme mit Ca-abhängigen Filamenten vorhanden. Andere sessile Formen sind die Chonotricha, die Spirotricha und die Suctoria. Soweit die Protozoen nicht amöboid, sondern in ein Gehäuse eingeschlossen sind, liegt i.a. eine Radiärsymmetrie vor. Die Hypotricha (Ciliophora, 094; z.B. Stylonychia) zeigen eine deutliche Dorsiventralität. DAUERFORMEN, RUHESTADIEN Das Überleben unter temporär ungünstigen Umweltbedingungen (Kälte, Trockenheit, usw.) erfordert die Bildung widerstandsfähiger Ruhestadien. Im Verlauf der Enzystierung entstehen bei Colpoda steinii (Ciliophora°Trichostomata; 094) ausserhalb der Pellicula 2 akzessorische Schichten (TIBBS 1968). Entamoeben z.B. bilden dauerhafte Zysten im Verdauungstrakt des Wirts. °E-1.1.1. Stützstrukturen, Gehäuse Das Skelett der radiärsymmetrischen Acanthamoeba elastica (Rhizopoda; 089) besteht aus kristallinem Strontiumsulfat. Die Testacea (Thekamöben; Rhizopoda; 089) bilden Gehäuse mit meist 1 Öffnung zum Austritt des Zellkörpers bzw. der Pseudopodien. Das Gehäuse besteht aus einer vom Protoplast ausgeschiedenen Grundsubstanz, der verschiedene Partikel der Umwelt, wie z.B. Diatomeenschalen und Quarzkörner (Difflugia), eingefügt sein können. Das Zytoplasma der Rhizopoda (089), die sich durch Pseudopodien fortbewegen, ist nicht von einer festen Membran umschlossen. Das Skelett der Radiolaria (090) besteht meist aus Kieselsäure (bei den Acantharia aus Strontiumsulfat), wobei die Teile von Plasmascheiden überzogen werden. Die Skelettelemente sind i.a. Nadeln u/o gitterartig durchbrochene Kugeln. Ein besonderes Merkmal der Radiolarien ist die Zentralkapsel von der Form einer Membran, die das extrakapsuläre vom intrakapsulären Zytoplasma abtrennt. Die Foraminifera (091) sind Rhizopoda mit gekammerten Kalkgehäusen, die bei den Perforata zum Austritt der Rhizopodien bzw. Retikulopodien von Porenkanälen siebartig durchbrochen sind; bei den Imperforata ist nur 1 Öffnung vorhanden. Die monothalamen Formen sind einkammerig, die polythalamen mehrkammerig (periodischer Zuwachs). Die anorganische Grundsubstanz des Gehäuses in der organischen Matrix ist Calcit. Zur Verstärkung des Gehäuses können Sandkörnchen angelagert werden. Bei Textularia agglutinens (091) verteilt sich der Protoplast über die Gehäusekammern. In einer der Kammern befindet sich der Zellkern. Die Teile des Protoplasten stehen durch Plasmabrücken miteinander in Verbindung, entweder über konische Fortsätze (stabförmige Arten, z.B. Nodulina depressa), oder über Porenkanäle der Trennwände (schneckenähnlich gewundene Arten). Fremdkörper agglutinieren zu einer Schutzschicht. In der Pellicula der Sporozoa (Apicomplexa, 092) befindet sich ein System aus Längs- und Stützfibrillen. Ciliophora (094). Das trichterförmige Wimpertierchen Tintinnidium aus dem marinen Plankton ist von einer gallertigen Hülle oder einem chitinigen Gehäuse* umschlossen. *Chitin: N-Acetyl-D-Glucosamin als Grundbaustein Ergänzungen Das Gehäuse der Thekamöbe Paulinella chromatophora (Rhizopoda, 089) besteht aus verkieselten, rechteckigen Schuppen von komplexem Feinbau (KIES 1974). Die Nadeln der Radiolarie Hexacontium asteracanthium (090) sind in 3 Abschnitte gegliedert, deren beiden innere die 3 konzentrisch angeordneten Gitterkugelschalen miteinander verbinden. Der äusserere Abschnitt bildet zusammen mit einem Element der äusseren Gitterkugelschale die Nadelspitze. Ein Zytoplasmasaum überspannt die Oberfläche von Nadeln und Schalen. Der Saum setzt sich durch die Poren der äusseren Gitterkugelschale ins grobvakuolige Zytoplasma des darunter liegenden Extracapsulum fort. Die Schalen sind mit Stacheln besetzt. Die Pellicula der Ciliophora (094) bildet zusammen mit anderen Bestandteilen des Zytoplasmas* die Zellrinde (Cortex) und kann sehr robust sein. Sie ist bei den meisten Arten von dem Cytostom und einer Afteröffnung (Cytopyge) unterbrochen. Die Pellicula von Coleps hirtus ist in 4 Panzerplatten aufgegliedert. Lagenophrys hat ein kugeliges Gehäuse, aus dem das Peristomfeld ragt. *Bei Paramaecium z.B. Trichozysten aus kristalliner Matrix, von maschiger Hülle umgeben (BANNISTER 1972). °E-1.1.2. Zytoplasmastrukturen zur Fortbewegung Bei den Heliozoa, Radiolaria und Foraminifera kommt es während der Bewegung zu einem Austausch zwischen dem Stereoplasma im Zellinnern (Achsenfaden) und dem äusseren, dünnflüssigen Rheoplasma. Die Pseudopodien der Rhizopoda (089) und einigen Flagellata (z.B. Mastigamoeba aspersa, 088) ermöglichen 'amöboide' Kriechbewegungen. Der Körper dieser Formen ist zu Gestaltänderungen fähig ('Wechseltierchen'), während bei den übrigen Protozoen allgemein die Zellmembran eine nur geringe Änderung zulässt. Bei der Fortbewegung durch Pseudopodien sind Actomyosinproteine beteiligt. Formtypen der Pseudopodien sind Lobopodien, Filopodien, usw. Die Pseudopodien von Amoeba proteus (089) sind 'ungeordnet' nach allen Seiten ausgerichtet (polypodial). Eine bestimmte Polarisierung der Pseudopodien besteht bei Trichamoeba villosa. Mayorella viridis ist vom Vespertilio-Typ mit stark zugespitzten Pseudopodien. Die 4 Zytoplasmaschichten von Amoeba proteus bestehen, von aussen nach innen, aus dem Plasmalemm, einer wässrigen Hülle, dem Plasmagel, schliesslich dem Plasmasol. Das Zytoskelett entspricht einem irregulären Netz aus myosinhaltigen Actinfilamenten (Actomyosinproteine). An der Spitze des Pseudopodiums zerreisst die hier sehr dünne Plasmagelschicht; das Endoplasma fliesst vorwärts, um an den Seiten des sich vorstreckenden Pseudopodiums zu erstarren. Die in feuchter Erde lebende Amoeba verrucosa (089) benötigt für die Rollbewegung eine besonders feste Aussenschicht und bildet keine Pseudopodien. Während des Abrollens bringt das nach vorn strömende Zytoplasma ständig neue Teile der freien Oberfläche mit dem Boden in Berührung. Bei den Testacea (089) treten aus 1 oder 2 Öffnungen des Gehäuses loboforme, retikulo-loboforme oder filiforme Pseudopodien aus, die im Ruhezustand ins Gehäuse zurückgezogen werden können. Vom Zellkörper der Heliozoa (089) strahlen Axopodien ab, die jeweils von einem Granulum im Zellinnern ausgehen können. Bei Actinophrys reichen die Axialfäden bis zum Nucleus oder endigen frei im Zytoplasma. Die Axopodien von Actinosphaerium nucleofilum zeigen eine doppelspiralige Anordnung der Fibrillen (KITCHING & CRAGGS, 1965). Die Radiolara (090) zeigen netzartig anastomosierende Pseudopodien (Retikulopodien*), mit Mikrotubuli ausgesteifte Filopodien (Bündel plasmatischer Stränge) und vom Axoplasten ausgehende Axopodien (mit verfestigtem Stereoplasma (Achsenstab)). *Zum Feinbau von Retikulopodien vgl. z.B. GRELL (1994) Die Rigidität der Pseudopodien von Iridia diaphana (Foraminifera; 091) gewährleisten Mikrotubuli von 250 A° Dm. Die Pseudopodien bestehen aus mehreren membrangebundenen Zytoplasmaeinheiten oder einer einzigen Zytoplasmaschicht (°MARSZALEK 1969). Ergänzung Der kontraktile Teil des Zytoplasmas der Rhizopoda enthält netzförmig angeordnete Fadenelemente von 40-100 A° Dm ('Actomyosine'; SCHÄFER-DANNEEL, 1967). Die Kontraktionsfähigkeit einzelner Plasmabezirke im Verlauf der Pseudopodienbildung wird mit Lageveränderungen der Filamente erklärt. Für Difflugia corona werden doppelbrechende Fibrillen angenommen, die parallel zur Pseudopodienachse ausgerichtet sind (WOHLMANN & ALLEN, 1968). Mikrofilamente in den Pseudopodien sind, wo diese dem Substrat anhaften, z.B. für Difflugiella (Testacea) nachgewiesen worden (GRIFFIN 1972). Derartige Filamente werden auch für Trichamoeba villosa beschrieben (BHOWMICK 1967). Infolge Verminderung der Oberflächenspannung an eng begrenzten Stellen dringt Zytoplasma nach aussen, bis der Krümmungsdruck der ausgeflossenen Substanz mit dem Oberflächendruck der unveränderten Plasmateile im Gleichgewicht steht. Während der Bewegung des Rhizopoden erfolgt eine stete Umwandlung von Zytoplasma im Solzustand zu solchem im Gelzustand. °E-1.1.3. Geisseln und Zilien Geisseln (Flagellen) und Zilien werden häufig unter dem Oberbegriff Undulipodien zusammengefasst. Sie sind mit einem Basalkörper im kortikalen Zytoplasma verankert. Der Schaft wird jeweils von einer Plasmamembran umschlossen. Die Geisseln, die vor allem der Fortbewegung dienen, zeigen eine regelmässige Wellenbewegung, die beim Vorhandensein mehrerer Geisseln synchron verläuft. Intrazelluläre Formen, z.B. des Endoparasiten Leishmania (088), können die Geissel abstossen. Die meist in grosser Zahl vorhandenen Zilien, die Nahrung einstrudeln, führen synchrone Ruderbewegungen aus. Die Geisseln oder Zilien der Protozoa sind häufig zur undulierenden Membran (uM) umgebildet bzw. miteinander verklebt. Bei Trichomonas (088) bildet eine Geissel zusammen mit einer Falte der Plasmamembran eine uM. Die Zilien der Ciliophora (094) können ganz oder teilweise zur uM verkleben. Die Spirotricha zeigen ein adorales Membranellenband aus miteinander verbundenen Wimperreihen. Mikrotubuli verbinden die einzelnen Kinetosomen der Membranellen miteinander. Lokale Cirren bestehen bei Stylonychia (094) aus einer Bündelung von Zilien. Die Basalkörper der Cirren stehen mit Wurzelfasern in Verbindung. Die Geissel der Choanoflagellata (088) wird von einem Kragen aus Mikrovilli umhüllt. Bei Histomonas meleagridis (Trichomonadida; 088) sind die 2 oder 4 Basalkörper des Geisselapparates (meist 1 Flagellum) über Fibrillensysteme miteinander verbunden. Die vielen Undulipodien der Opaliniden (Flagellata; 088) gehen von Kinetosomen aus, die in mehreren Reihen im vorderen Teil der Zelle angeordnet sind. Ergänzungen Der über die Zelloberfläche hinausragende Zilienschaft von Opalina (088) zeigt eine Dublette zentraler Mikrotubuli, die von 9 peripheren Tubuli umgeben sind (~ 9+2 Muster). Die peripheren Tubuli gehen von jeweils einem Basalkörper (Kinetosom) aus (WESENBERG 1966). Euplotes eurystomus (Spirotricha; 094) besitzt 18 ventrale Cirren. Jeder Cirrus besteht aus 40-120 Zilien in dichter hexagonaler Packung, jede Membranelle aus 3 Reihen von je 10-40 Zilien (GLIDDON 1966). Bei der ebenfalls spirotrichen Blepharisma (094) ist im Bereich der Kinetosomen dichtes fibröses Material nachgewiesen worden (DEMBITZER & HIRSFIELD, 1966). Die Zilienmembran geht in die äussere Membran der Pellicula über. °E-1.1.4. Ernährung, Stoffwechsel Die Pseudopodien der Rhizopoda (089) und der Foraminifera (091) dienen neben der Fortbewegung dem Einfangen von Nahrungspartikeln. Die Nahrungsaufnahme geschieht unter Verflüssigung des Ektoplasmas: 1) Umfliessen der Beute; 2) Einsenken der Nahrung ins Zellinnere (z.B. ein Algenfaden); 3) Zirkumvallation, besonders bei Thekamöben mit fester Pellicula, indem die Pseudopodien die Beute umgeben; 4) Invagination, bei Thekamöben mit fester Pellicula, wobei die sackartig umschlossene Nahrung langsam ins Zellinnere gelangt. Exkretionsvakuolen werden stets neu gebildet. Mayorella (Rhizopoda, 089) zeigt einen besonderen Filopodientyp, das Conicopseudopodium. Bei Chaos chaos (089) wird im Verlauf der Phagozytose eine Nahrungskappe um die Beute gebildet (CHRISTIANSEN & MARSHALL, 1965). Nahrungspartikel haften bei Actinophrys sol (Heliozoa, 089) an der Plasmahülle der Axialfäden, bei den Acantharia (Radiolaria, 090) an Axopodien, die von den Axoplasten zwischen den Spiculae ausgehen. Die von Zytoplasma umschlossenen Nahrungspartikel werden ins Zellinnere befördert. Die Ciliophora (094) sind Schlinger (Gymnostomata, 094), Strudler (Chonotricha; Trichostomata und Hymenostomata; 094), oder 'Mundlose' (Cytostomlose, Astomata). Mit Entoplasma gefüllte Tentakel besorgen bei den Suctoria (094) die Nahrungsaufnahme durch den Cytopharynx. Ephelota gemmipara (094) besitzt Fangund Fresstentakeln, Dendrocometes paradoxus verzweigte Tentakeln. Ein besonderes Merkmal der Spirotricha (z.B. das sessile Trompetentierchen Stentor coeruleus) ist die + spiralige adorale Membranellenzone. Die höher organisierten Schlinger Lacrymaria olor und Didinium (Holotricha; 094) besitzen ein Cytostom, von welchem Nahrungspartikel in eine pulsierende Vakuole gelangen, die sich wiederum mit einem Exkretionsporus nach aussen öffnet. Die Lähmung des Opfers erfolgt durch Toxicysten, die Giftstoffe in das Opfer injizieren. Das Cytostom der Trichostomata befindet sich in einer Mundgrube, zu welcher Nahrung transportierende Wimperreihen führen. Bei den Hymenostomata bildet die Wimperreihe in der Mundgrube z.T. eine undulierende Membran (s.o.). Die Defäkation der Schlinger erfolgt durch die Cytopyge, bei sessilen Formen ins Vestibulum, das am Vd.ende der Zelle ausmündet. Bei Stylonychia (Spirotricha, 094) befördern die Membranellen des adoralen Membranellenbands die Nahrungspartikel zum Cytostom. Den Ciliophora die in der Körperhöhle u/o im Darmkanal von Annelida vorkommen, wie z.B. Anoplophrya lumbrici (Holotricha°Astomata; 094), fehlt das Cytostom. Die Infektionsstadien (Conoid, Rhoptrien, Mikronemen) der Sporozoa (Apicomplexa; 092) besitzen spezielle Penetrationsorganellen. Die Nährstoffaufnahme erfolgt durch die Zellhülle. Exkrete der Plasmodium-Arten sind braune Pigmente als Restkörper der Hämoglobinverdauung. Ergänzungen Rhizopoda (089) Eine SEM-Studie der Phagozytose liegt z.B. für Acanthamoeba castellani vor (GOODALL & THOMPSON, 1971). Ciliophora (094) Die in Abwässern vorkommende Tetrahymena (Holotricha) zeichnet sich durch Membranellen der Mundgrube aus, die aus flächig verklebten Zilien gebildet werden. Bei T. pyriformis kommuniziert ein tubuläres Netz (Pseudonephridium) mit der kontraktilen Vakuole. Je nach ihrem physiologischen Zustand befindet sich die Vakuole in Systole oder in Diastole (ELLIOTT & BAK, 1964). Während der Diastole stehen die Zuführungskanäle mit dem ER in Verbindung. Der Nahrungspartikel aufnehmende Apparat besteht aus 3 Membranellen, einer undulierenden Membran, einer oralen Rippe und einer Klappe an der Öffnung des Cytopharynx (ELLIOTT & CLEMMONS, 1966). Eine undulierende Membran befördert Nahrungspartikel in die Mundgrube von Colpidium colpoda, das wie Tetrahymena in Abwässern lebt. Bei Colpoda maupasi sind 4 Typen von Nahrungsvakuolen nachgewiesen worden: Typ 1 enthält viel Wasser und ist reich an Bakterien. Typ 2 ist wasserfrei und enthält aber eine komprimierte Bakterienmasse. Der seltene Typ 3 führt Bakterienfragmente, Typ 4 Vesikel und eine myelinähnliche Masse (RUDZINSKA et al., 1966). Der Mundapparat von Paramaecium (Holotricha) ist ein Komplex aus Peristom, Vestibulum, Mundhöhle und Mundöffnung (Cytostom) (JAMIL & HAUSMANN, 1987). Das Peristom ist eine Einsenkung des Zellkörpers, die sich vom Vd.ende bis knapp hinter die Körpermitte erstreckt und mit Zilien ausgestattet ist. Das Vestibulum ist ebenfalls bewimpert; auf der re Seite ist eine undulierende Membran vorhanden. Die Mundhöhle besitzt an ihrer li Wandung 3 Membranellen, nämlich den Quadrulus und die beiden Peniculi; sie tragen Zilienreihen, die den Wasserstrom zum Einstrudeln der Nahrungspartikel erzeugen. Von der re Seite der Mundhöhlenwand ziehen Fasern aus Mikrotubuli ins Zytoplasma und enden im posterioren Teil der Zelle. Die Nahrungsvakuole entsteht im Cytostom. Die 'gesättigte' Vakuole wird abgeschnürt, wobei Act(omyos)infilamente beteiligt sind. Im Verlauf der phagolysosomalen Verdauung nähert sich die Defäkationsvakuole der Zytopyge. Letztere besteht aus kurzen Fibrillen, einem filamentösen Netzwerk und Mikrotubuli. Zur Nahrungsaufnahme der Suctoria (094) liegen einige detaillierte Untersuchungen vor (RUDZINSKA 1970; HAUSER 1970; HITCHEN & BUTLER, 1973). Ein Längsschnitt durch ein Tentakel von Tokophrya infusionum zeigt im EM eine sich weit ins Zytoplasma vorstreckende doppelwandige Röhre. Ein (Röhren)mantel, der von einer Plasmamembran überzogen ist, umgibt die innere Röhrenwand ausserhalb des Zytoplasts. Den Abschluss nach aussen bildet die Pellicula, die aber dem Tentakelkopf fehlt. 2 Fibrillenschichten trennen den inneren vom äusseren Anteil des Röhrenmantels. Im Lumen der Röhre befinden sich Nahrungspartikel. Besonders im Innenmantel sind Mitochondrien vorhanden. Nach dem Einfangen einer Beute kommt es zur Abwanderung grosser Granula aus der Tentakelspitze. Die Granula könnten Mitochondrien der Beute sein (RUDZINSKA 1970). Choanophrya infundibulifera zeigt ähnliche Strukturverhältnisse der Tentakelröhren wie Tokophrya infusionum (HITCHEN & BUTLER, 1973). Paracineta limbata soll nur während der Nahrungsaufnahme eine pulsierende Vakuole bilden, ein Ausfuhrkanal soll jedoch permanent vorhanden sein (HAUSER 1970). Nach dem Fixieren der Beute dringt die Tentakelknospe in diese ein. Eine Membran der Knospe invaginiert ins Innere der Tentakelröhre und dürfte zu einem phagozytierenden Gebilde werden (RUDZINSKA 1970). °E-1.1.5. Kommensalismus und Parasitismus Beim Kommensalismus profitiert der Einzeller von der Nahrung eines Mehrzellers, ohne diesen direkt zu schädigen. Beim Parasitismus hingegen kann der Einzeller den Wirtsorganismus nachhaltig schädigen. Zwischen Kommensalismus und Parasitismus bestehen zuweilen Übergänge. Die Opalinida (088) sind Endokommensalen im Enddarm von Fischen, Amphibien und Reptilien. Der Flagellat Ichthyobodo necator (Bodonidae; 088) ist ein Ektoparasit an Fischen. Entamoeba-Arten (Rhizopoda; 089) als Kommensalen sind z.B: Entamoeba blattae im Darm von Schaben, E. coli im Dickdarm des Menschen. Entamoeba histolytica verursacht die Amöbenruhr. Die Apostomea (Ciliophora, 094) leben als Trophont im Gastralraum von Seerosen, als Phoront auf dem Panzer von Krebsen. Spirochona gemmipara und Dendrocometes paradoxus (Ciliophora°Chonotricha bzw. Suctoria; 094) setzen sich auf den Kiemenblättchen des Bachflohkrebses fest. Die Entodiniomorpha (Ciliophora, 094) bewohnen überwiegend Pansen und Netzmagen von Wiederkäuern. Die Sporozoa (Apicomplexa; 092) sind Sporen bildende, extrazelluläre oder intrazelluläre Endoparasiten bei Mensch und Tier. Die Piroplasmida (092) befallen Lymphozyten und Erythrozyten von Evertebrata. Cnidosporidia (093). Die Microsporidia sind intrazelluläre Parasiten bei Tieren. 'Polfelder' werden als Umwandlungsprodukt einer Golgistruktur angesehen. Die Myxosporidia leben als extrazelluläre Parasiten in Hohlorganen oder der Muskulatur von Fischen, mit einem Polfaden zur Verankerung im Wirt. Die Polkapsel (Cnidozyste) entspricht der Nematozyste der Cnidaria (099). °E-1.1.6. Anmerkungen zum Bau der Zelle Der Golgi-Apparat der Flagellata (088) ist, soweit nachweisbar, kugelig bis stäbchenförmig. Bei Trichomonas dürfte der Parabasalkörper eine 'Golgi-Funktion' erfüllen. Das Axostyl z.B. der Trichomonadida und Pyrsonymphida (Flagellata, 088) besteht aus Mikrotubuli. Bei Difflugia corona (Rhizopoda°Testacea; 089) sind Mitochondrien, ER, Ribosomen, kristalline Einschlüsse, sowie dark bodies nachgewiesen worden (WOHLMANN & ALLEN, 1968). Zum Feinbau von Entamoeba histolytica (089), dem Erreger der Amöbenruhr, liegt eine frühe EM-Studie vor (MILLER et al., 1961). Als spezielle Organellen können die in Amöben als Endosymbionten vorkommenden 'Cyanellen' (Cyanobacteria, 006) bezeichnet werden (KIES & KREMER, 1986). Das Zytoplasma der Heliozoa (Rhizopoda, 089) erscheint stark vakuolisiert und kann in ein Endoplasma (mit dem Kern) und ein Ektoplasma differenziert sein. Das Zytoplasma von Tetrahymena pyriformis (Ciliophora°Holotricha; 094) führt gER, rER und freie Ribosomen (ALLEN 1967). Die kontraktilen Elemente von Stentor coeruleus (094) sind sich überlappende Bänder aus Mikrotubuli (HUANG & PITELKA, 1973). Buetschlia (Holotricha°Gymnostomata; 094). Bei diesem Endokommensalen des Rinds ist ein intrazytoplasmatisches Kongregat mit interfibrillären Granula vorhanden (ANDERSON & DUMONT, 1966). Das Zytoplasma weist in diesem Bereich neben agranulären Zisternen reichlich rER auf MITOCHONDRIEN Die Mitochondrien und ein Golgiäquivalent von Gromia oviformis (Rhizopoda°Testacea; 089) stehen mit einem Membransystem zwischen Schale und Zytoplasma in Verbindung (HEDLEY & BERTAUD, 1962). Der Kinetoplast der 'Kinetoplastida' (Flagellata; 088) ist ein spezialisiertes Mitochondrion an der Geisselbasis. Im Bereich des Kinetoplasts der Trypanosomatidae (088) kommt es zu einer Anhäufung von DNA. Tetrahymena pyriformis (Ciliophora°Holotricha; 094). Mitochondrien mit tubulären Cristae sind in Reihen zwischen den Meridianen des Silberliniensystems* angeordnet (ALLEN 1967). *Darstellung der Oberflächenstruktur der Zellhülle durch Silberimprägnation Der Flagellat Trichomonas (088) und die Microsporidia (093) besitzen keine Mitochondrien. An die Stelle von Mitochondrien können Hydrogenosomen treten, die ein Leben unter anaeroben Bedingungen ermöglichen. ZELLKERN (NUCLEUS) Während bestimmter Stadien der Kernteilung (Interphasekerne) von Pelomyxa palustris (Rhizopoda°Amoebina; 089) sind mehrere periphere Nucleoli zu beobachten (DANIELS & BREYER, 1966). Die Opalinida (088), die i.a. den Flagellata zugeordnet werden, haben 2 oder mehr Kerne, 1 bis viele Kerne die Radiolaria (090). Für die Ciliophora (094) ist ein Kerndimorphismus charakteristisch: Der 'generative' Mikronucleus und der teilungs- bzw. regenerationsfähige (meist polyploide) Makronucleus. Kerndimorphismus wird auch für den multilokulären Agamont der Foraminifere Rotaliella heterocaryotica (091) berichtet; es sind 1 Makronucleus und 3 Mikronuclei nachweisbar. Während der Entwicklung der Makronuclei der Ciliophora (094) werden Riesenchromosomen gebildet. In der Makronucleusanlage von Stylonychia mytilus (Spirotricha; 094) sind simultan zu bestimmten Anordnungen der Chromosomen viele periphere nucleolusähnliche Körper nachgewiesen worden (GIL et al., 1972). Ergänzungen zu E-1.1.6. Spirostomum ambiguum (Ciliophora°Spirotricha; 094). Die Pellicula zeigt eine Unterteilung in Rippen und dazwischen liegende Furchen (FINLEY et al., 1964). Die Komponenten der Rippen sind fibrilläre periphere Ektomyonemata, eine Reihe tubulärer Fibrillen (laterale Ektomyonemata), sowie die zytoplasmatische Matrix. In den Rippen befinden sich die Mitochondrien. Die Komponenten der Furchen sind 'somatische Zilien' und adorale Membranellen, Kinetosomen, Wurzelfibrillen und eine Matrix. Die Feinstruktur der Paramaecium-Pellicula (094) zeigt unter der äusseren Membran ein Mosaikmuster aus membranbegrenzten Alveolen, d.h. das Silberliniensystem*, das die Kinetosomen miteinander verbindet (PITELKA 1965, 1970; ALLEN 1967; FOISSNER 1977). Unmittelbar unter der innersten Membraneinheit befindet sich eine kontinuierliche dünne Schicht aus fibro-granulärem Material. Fibrilläre Gebilde schliessen generell ein: a) Kinetodesmen, gehen von sich überlappenden Kinetosomen-Fibrillen aus; b) sehr feine im 'kortikalen' Zytoplasma proliferierende Filamente, d.h. polarisierte, asymmetrische Aggregate von Mikrotubuli, mit je einer Zilien-Einheit verbunden. *Darstellung der Oberflächenstruktur der Zellhülle durch Silberimprägnation. Die Pellicula von Tetrahymena pyriformis (094) besteht aus 3 Membranen, wobei die Innenseite der Innenmembran von amorphem Material bedeckt ist (ALLEN 1967). Die äussere Membran ist vor jedem Kinetosom eingebuchtet (parasomaler Sack). Zwischen den Meridianen des Silberliniensystems befinden sich Mitochondrien mit tubulären Cristae. Die äussere der 3 Pelliculamembranen ist bei Choanophrya infundibulifera (Ciliophora°Suctoria; 094) von einer amorphen Schicht bedeckt (HITCHEN & BUTLER 1973). °E-1.2.0. Metazoen (Mehrzeller) Der Körper der Mollusca, Arthropoda und 'Würmer' sowie der meisten Vertebrata ist bilateralsymmetrisch angelegt. Radiärsymmetrie herrscht bei Quallen, Seeigeln, Seesternen und Schlangensternen vor, wobei die Larven der Echinodermata jedoch Bilateralsymmetrie aufweisen können. Die Nematomorpha (Saitenwürmer; 124) sind fadenförmig dünn und ca. 1000 mal länger als breit. Die u.a. in SO-Europa vorkommende, nur bleistiftdicke Schlanknatter (Coluber najadum; Colubridae; 389) wird bis zu 1,3 m lang. Der Körper der Heteroptera (Wanzen i.w.S.; 264) ist meist dorsiventral abgeflacht, um das Eindringen in engste Spalten zu ermöglichen. Das trifft besonders auf die Cimicidae (Plattwanzen; 265) zu. Schon Mehrzeller niederer Organisationsstufen zeigen eine äussere Gliederung des Körpers in bestimmte funktionelle Einheiten. Die Spindelform des Rumpfs ist ein spezielles Merkmal der Schwimmer, wie Fische, Meeresvögel (z.B. Pinguine; Sphenisciformes, 395) und Meeressäuger (Wale, Robben; Cetacea, Pinnipedia). Die Kopfregion der bilateralsymmetrischen Tiere ist + differenziert, mit Lokalisation der Hauptsinnesorgane, Mundöffnung bzw. Mundwerkzeuge. Bei hoch organisierten Evertebrata, vor allem bei Arthropoda, sind das ZNS, Sinnesorgane und der Vd.abschnitt des Verdauungstrakts im bzw. am Kopf zu finden. Der Kopf der Vertebrata (320) enthält die Gehirnkapsel (Cranium), die grossen Sinnesorgane, Mundhöhle und Pharynx. SESSILE FORMEN ('Sessilia') Hier sind besonders die Anthozoa (101), die Tunicata (Manteltiere; 317) und die Crinoidea (Seelilien und Haarsterne; 308) zu nennen. Die Ascidiacea (Seescheiden, 317), eine 'Klasse' der Tunicata, leben z.T. in Kolonien, wobei häufig die Einzeltiere (Zoide) durch Stolonen miteinander in Verbindung stehen, in die die Organe einwachsen können. Bei Distomus variolosus (Stolidobranchia, 317) kommunizieren die Stolonen nur basal miteinander. Die Kolonie kann in ein gallertiges Lager eingebettet sein, so bei Dendrodoa grossularia und Botrylloides leachi (Stolidobranchia, 317). Die Kolonien der Pyrosomida (318) haben die Form eines nach oben offenen Zylinders, mit einer für alle Zoide gemeinsamen gallertigen Hülle. Die Kamptozoa (Entoprokta; 126) haben die Form eines Kelchs, der die Organe enthält und sich in einen Stiel fortsetzt. Die Larven der 'Sessilia' sind stets frei beweglich. In gewissem Sinne handelt es sich auch bei Parasiten, die an Wirtsgewebe festhaften, um 'sekundär sessile Formen', die beim Übergang vom Juvenilstadium zum Adultus (Imago) die Extremitäten verloren haben können (vgl. u.a. E-1.2.2.). °E-1.2.1. Konvergenzen (Homologien, Analogien) Konvergenzen sind während der Evolution herausgebildete, sich gleichende morphologische Merkmale genetisch verschiedener Arten, meist in Anpassung an gleiche oder zumindest ähnliche Lebensbedingungen. Dabei sind anlagegleiche, d.h. auf einen gemeinsamen 'Ahnen' zurückgehende, homologe* Merkmale von analogen, infolge gleicher physiologischer Funktionen + parallel entstandener Merkmale zu unterscheiden (Ähnlichkeiten der Anpassung). Es bleibt jedoch die Frage offen, wie weit bezüglich einer gerechtfertigten Trennung Homologie/ Analogie eine divergierende Organogenese im 'Stammbaum' zurückverfolgt werden kann, wenn wir z.B. von gemeinsamen Vorfahren der Annelida und Chordata ausgehen. *Oft wird von einer 'phylogenetischen Homologie' gesprochen. Robbenflosse und Vogelflügel können insofern als homologe Strukturen bezeichnet werden, als sie auf eine ursprüngliche Extremitätenanlage der Vertebrata zurückgehen. Analoge Strukturen sind z.B. die Grabbeine des Maulwurfs (Talpa, 427) und der Maulwurfsgrille (Gryllotalpa gryllotalpa; Grylloidea; 259), die Flügel der Insekten und Vögel bzw. Fledermäuse, das Auge der Cephalopoda (148) und der Vertebrata. Doch gerade in letzterem Fall ist insofern eine gewisse Vorsicht geboten, als sich die Augenanlage strukturell bis zu gemeinsamen Vorfahren im mittleren Bereich der Stammeslinie verfolgen lässt (vgl.oben!)*. *Vgl. auch aktuelle Diskussionen über den 'gemeinsamen' Ursprung der Nervensysteme von Arthropoda und Vertebrata Rückbildungen als Konvergenzerscheinungen sind z.B. die rudimentären bzw. fehlenden Augen von Höhlenbewohnern verschiedener 'Tierklassen'. Weitere Beispiele: Die Planarie Rhynchodemus terrestris (Turbellaria°Tricladida; 109) gleicht einer Nacktschnecke. Auch die in Ameisennestern lebende Larve der Schwebfliege Microdon mutabilis (293) erscheint nacktschneckenförmig. Malacobdella grossa (Nemertini°Bdellomorpha; 114), die in der Mantelhöhle von Muscheln lebt, zeigt eine 'morphologische Übereinstimmung' mit dem Medizinischen Blutegel (Hirudo medicinalis; Gnathobdelliformes; 164). Manche Krebse (Crustacea, 197) sind langgestreckt, wurmförmig, und gehören zu den Harpacticoidea (z.B. Cylindrospillidae, Ameiridae, Parastenocarididae) oder den Bathynellacea (217). Die fusslosen Phyllirhoidae (Mollusca°Nudibranchiata; 135) haben Fischgestalt. Die beschalten Ostracoda (Crustacea; 202) sind von muschelähnlichem Habitus ('Muschelkrebse'). Die Uropodina (Acari; 184) gleichen einer Miniatur-Schildkröte. Die Nektarvögel der Alten Welt (Passeriformes°Nectariniidae; 417) zeigen besonders betreffs Schnabel und Zunge morphologische Übereinstimmungen mit den Kolibris der Neuen Welt (Trochili; 408). Konvergenzen bei Mammaliern: - Beutelratten (Didelphidae; 422) / Ratten (Myomorpha; 439) - Beutelmäuse (Dasyuridae°Phascogalinae; 422) und Opossum-Mäuse(Caenolestidae; 423) / Spitzmäuse (Soricidae; 427) - Beutelwolf (Thylacinus cynocephalus; Thylacinidae; 422) / Wolf (Canoidea; 446) - Goldmulle (Chrysochloridae, 426) / Beutelmulle (Notoryctoidea, 423) / Maulwürfe (Talpidae, 427) / Blindmulle (Myospalacinae; Myomorpha; 438). Die Macroscelidoidea (Elefantenspitzmäuse, Rüsselspringer; 428) ähneln mit ihren langen Ht.extremitäten den Springmäusen (Dipodidae, 440) bzw. den Gerbillinae (Rennmäuse; 438). Die Scandentia (Spitzhörnchenartige; 428) ähneln den Eichhörnchen (Sciuridae; 440), die Pholidota (Schuppentiere; 437) den neuweltlichen Myrmecophagidae (Ameisenbären i.e.S.; 437). °E-1.2.2. Variationen morphologischer Grundmuster als spezielle Anpassungen an den Lebensraum Je nach dem natürlichen Lebensraum der Tiere erfährt der Körper eine Abweichung von der 'Standardform' des Phänotyps, d.h. der 'typischen' Krebsform, Fischform, usw., häufig im Zusammenhang mit der sessilen u/o parasitischen Lebensweise. Morphologische Abweichungen vom Grundmuster, sagen wir 'von der Norm' können sich äussern in - Umbildungen genereller Natur oder bestimmter Organ(system)e - Verlust bzw. Rückbildung bestimmter Organ(system)e (z.B. Sehorgane bei Höhlenbewohnern) - Neubildungen (akzessorische Organe), z.B. sekundär gebildete Rücken- und Schwanzflosse der Wale (Cetacea, 456). Es sei auf die Dollosche Regel* hingewiesen, die besagt, dass im Verlauf der Evolution als eine 'gerichtete Entwicklung' entstandene Umwandlungen von Organen nicht rückgängig gemacht werden können. *Louis Dollo (1857-1931), belgischer Paläontologe Im Folgenden sind einige Beispiele z.T. extremer Abweichungen von einer + 'idealisierten Standardform' aufgeführt. EVERTEBRATA CRUSTACEA Viele Cirripedia (Rankenfüsser; 212) weichen äusserlich vom geläufigen Krebshabitus ab. Die meist langgestreckten, muschelförmig erscheinenden Lepadomorpha (213) sind von einem zweiklappigen Mantel umhüllt und meist mit Kalkplatten bedeckt. Am bekanntesten ist die Gemeine Entenmuschel (Lepas anatifera). Das frei schwimmende 'präadulte' F von Lernaea cyprinacea (Copepoda°Lernaeidae; 206) gleicht dem M. Das begattete F sucht den Wirt (Fisch oder Lurch) auf und erfährt dort eine tiefgreifende Metamorphose zum parasitären Stadium, das keine typische 'Krebsgestalt' mehr aufweist (vgl. E-4.7.). Auf das sackförmige, an Carcinus maenas parasitierende Sacculina carcini F (214) wird in E-1.2.6. hingewiesen. Das F der an den Kiemen von Meeresfischen lebenden Chondracanthidae (207) ist stark umgebildet, ohne sichtbare Segmentierung. Der Vd.körper ist dick, fleischig, meist mit Fortsätzen, der Ht.körper sehr klein. Die Thorakopoden sind meist nur als Stummel vorhanden. Das F der Philichthyidae (207) lebt als Endoparasit in Fischen. Der Körper ist madenoder eiförmig, manchmal mit seitlichen Fortsätzen, eine Segmentierung fehlt +, die Gliedmassen sind stark rückgebildet oder fehlen. Beispiel: Philichthys xiphiae im Schwertfisch (Xiphias gladius). INSECTA In Anpassung an ihren natürlichen Lebensraum können Insekten stark abgeplattet sein (Wanzen, einige Käferarten) oder, wie z.B. die Gespenst- und Stabschrecken (Phasmida, 259) als Zeichen der Phytomimese (vgl. E-1.2.5.) blatt- bzw. stabförmig erscheinen. Eine starke Abweichung von einer 'idealisierten' Imago haben die FF mancher Arten erfahren. So sei hier auf die wurmförmigen, ungeflügelten FF der Lampyridae (Leuchtkäfer; Cantharoidea; 271) und Drilidae (271) hingewiesen, sowie auf die einer neotenen Larve gleichenden FF sessiler Schildläuse (Coccinoidea; 268). Vgl. E-1.2.3. VERTEBRATA Viele schwimmende oder kriechende Vertebrata gleichen in ihrem Habitus einer Schlange: z.B. die Blindschleiche (Anguis fragilis), Blindwühlen (Gymnophiona, 371) und Fische, wie der Aal und die Muräne; Anguilla anguilla, Muraena helena). Vgl. auch E-1.2.1. 'Konvergenzen'. Im Verlauf der Evolution haben besonders Skelettelemente in Anpassung an geänderte Lebensbedingungen bleibende Umwandlungen erfahren. Hier sind besonders zu Flossen umgewandelte Extremitäten der Meeressäuger zu erwähnen. Allgemein zeigt die genetisch festgelegte Anlage des Gliedmassenskeletts eine bedeutende Variabilität des Phänotyps. Die 4 verlängerten Zehen der Chiroptera (432) sind durch eine Flughaut untereinander und mit dem Rumpf verbunden, während die 5. Zehe der Vd.extremität als Klammerorgan frei bleibt. Ein enorm langer Hals ermöglicht der Giraffe (Giraffa, 451) das Abweiden von Laub der Baumkronen. Die 7 Halswirbel entsprechen numerisch jedoch dem Säugerstandard. Beim Grossen und Kleinen Ameisenbär (Myrmecophaga tridactyla, Tamandua tetradactyla; 437) ist der Schädel extrem lang zugespitzt. Der Elefantenrüssel (Proboscidea; 455) stellt eine Verlängerung der Nase (Rhinarium) zusammen mit der Oberlippe dar. Ähnliche Rüsselbildungen zeigen die Macroscelidoidea (Elefantenspitzmäuse, Rüsselspringer; 428). Der in Erdgängen lebende Nacktmull (Heterocephalus glaber, 442) hat kein Fell, Ohrmuscheln und Augen sind winzig klein. Allbekannt sind aus Wildformen herausgezüchtete Rassen, die oft nur wenig Ähnlichkeit mit dem 'Original' aufweisen. Erwähnt seien nur Hunde-, Hühner- und Taubenrassen, sowie z.B. 'schleierschwänzige' Karpfenfische. FISCHE IM SPEZIELLEN Den aalähnlichen Gymnotoidei (Nacktaale; 341) fehlen Rücken- und Beckenflosse; auch ein Beckengürtel fehlt. Die Schwanzflosse kann rückgebildet sein oder fehlen. Segelflosser (Skalare; 361) erscheinen seitlich zusammengedrückt, Seezunge (Solea solea; 366) und Scholle (Pleuronectes platessa; 366)* liegen flach ausgebreitet auf dem Meeresgrund. Besonders das Seepferdchen (Hippocampus, 352) ist vom Fischhabitus weit entfernt. Ähnliches gilt für den Fetzenfisch (Phyllopterix taeniolatus, 352). *Die Pleuronectiformes (Plattfische; 366) nehmen nach der Körperdrehung während der Entwicklung eine asymmetrische Gestalt an und liegen in Ruhestellung mit der 'Blindseite' dem Meeresboden auf. Die Larve ist von 'normaler Fischgestalt'. Kopf und Rumpf der Myctophidae (Laternenfische; 344) sind seitlich zusammengedrückt, der Mund ist tief gespalten. Besonders an der Bauchseite sind Leuchtorgane (Photophoren) vorhanden. Beispiel einer temporären Formänderung sind die Tetraodontidae (Kugelfische; 367). Sie können den Körper bei Gefahr zur Ballonform aufblasen. Durch Wasseraufnahme in den Magen können sich die Igelfische (Diodontidae, 367) bei drohender Gefahr aufblähen. °E-1.2.3. Geschlechtsdimorphismus (GD) Häufig besteht ein erheblicher Unterschied in Grösse und Gestalt der Geschlechter (morphologische Divergenz), was besonders deutlich bei Arthropoda (168) zum Ausdruck kommen kann. Spinnen (Araneae, 172) zeigen häufig einen eklatanten GD, d.h. M<<F. Namentlich bei Säugern ist das M meist >F, unter Ausbildung charakteristischer sekundärer Geschlechtsmerkmale, bei bestimmten Arten in Bezug auf die Gestaltung u/o Färbung des Fells. Die unscheinbare Färbung des Gefieders F Vögel ermöglicht eine Tarnung am Neststandort. Hier ist auch das paarig angelegte Hirschgeweih zu erwähnen (Cervidae, 452), das aus Knochenzapfen ('Rosenstöcke') gebildet wird und, mit Ausnahme der Rentiere bzw. Karibus (Rangiferinae, 452), nur beim M vorkommt. Am Ende des Kapitels E-1.2.3. wird speziell auf das Vorkommen von Zwerg-MM hingewiesen. Beispiele für GD im Detail: Das zylindrische F von Schistosoma (Trematoda; 110) wird vom rohrförmigen M umschlossen. Das in Hummeln lebende F von Sphaerularia bombi (Nematoda°Tylenchida; 121) besteht fast ausschliesslich aus einem Uterus, der, mit Eiern angefüllt, aus der Geschlechtsöffnung herausragt. Das F der Notodelphyidae (Crustacea°Cyclopoida; 206) kann unter Verlust der 'Krebsgestalt' sack- oder wurstförmig sein. Ähnliches gilt für Sacculina carcinis (Cirripedia°Rhizocephala; 214; vgl. E-1.2.6.). Die MM dieser Formen sind (anfangs) frei beweglich und gleichen äusserlich den Larven. Das Gnathiidae-M (Isopoda°Cymothoida; 232) zeichnet sich durch einen breiten Cephalothorax und geweihförmige Mandibeln aus. Das geflügelte M der Coccinoidea (Schildläuse; 268) ist frei beweglich; das F ist sessil (Ausnahme: Ortheziidae, Röhrenschildläuse) und ^ + einer neotenen Larve*. *Neotenie: Bei ausbleibender bzw. unvollständiger Metamorphose kann die Geschlechtsreife bereits im Larven- bzw. Juvenilstadium eintreten. Bei den Lampyridae (Leuchtkäfer; Cantharoidea; 271), ähnlich auch bei den Drilidae (271), ist das M geflügelt, das F flügellos oder trägt nur Flügelstummel. Der Oberkiefer der M Lucanidae ('Hirschkäfer'; 273) ist verlängert, bei Lucanus cervus hirschgeweihförmig. M und F Lycaenidae (Bläulinge i.w.S.; Lepidoptera; 302) unterscheiden sich häufig in der Färbung. Das F - der Rhipiphoridae (Fächerkäfer; Heteromera; 276) gleicht häufig einer Larve. - der Strepsiptera (Fächerflügler; 279), das im Abdomen anderer Insekten parasitiert, ist sackförmig. - der Psychidae (Sackträger, 299) ist meist raupenförmig und hat keine Gliedmassen. Der von der Larve gesponnene Raupensack wird nach dem Schlüpfen nicht verlassen. - des Schlehenspinners (Orgyia recens; Lymantriidae; 301) ist stummelflüglig und verbleibt nach dem Schlüpfen auf dem Kokon. Das F des Schwarzen Drachenfischs (Idiacanthus fasciola; 343) ist 40 cm lang, das M nur 7 cm (Bauchflosse, Bartel und Zähne fehlen). ZWERG-MÄNNCHEN Das Erscheinen von Zwerg-MM (Nanandrie) stellt einen extremen GD dar. M Organsysteme, besonders der Darmtrakt, können dabei weitgehend rückgebildet sein. Stehen (sessil gewordene) MM in engem Kontakt mit dem F und beziehen aus dessen Körper Nährstoffe, liegt streng genommen eine Form von Sexualparasitismus vor. Zwerg-MM sind häufig bei den Rotifera (Rädertiere; 117) zu beobachten. Die Argonautoidea zeigen generell einen deutlichen GD und bei Argonauta (Cephalopoda; 150) kommen Zwerg-MM vor. Die Zwerg-MM von Bonellia und Metabonellia (Echiurida; 152) haften zunächst am 'Rüssel des F, dringen dannn in die Metanephridien ein. Die darmlosen Zwerg-MM von Dinophilus gyrociliatus (Polychaeta; 159) begatten die FF bereits im Eikokon; grosse Eier werden zu FF, kleine zu MM. Besonders bei den Araneidae (175) kommen Zwerg-MM vor. Unter den Crustacea sind Zwerg-MM bei den Cladocera, Poecilostomatoidea, Siphonostomatoidea, Cirripedia und Bopyridae vor (199, 207, 208, 212, 233) zu finden. Das Zwerg-M der Acrothoracica (Cirripedia; 213), das rückgebildete Organe aufweist, sitzt am Mantel des sessilen F fest. Bei den Dendrogastridae (Ascothoracida; 211), die in Seesternen und Seeigeln parasitieren, befinden sich Zwerg-MM in der Carapaxhöhle des F. Die Zwerg-MM mancher Ophiuroidea (Schlangensterne; 311) sitzen an der Oralseite des F fest, so z.B. bei Amphilycus androphorus (Amphiuridae), Ophiodaphne materna (Ophiactidae) und Astrochlamys bruneus (Gorgonocephalidae). Die Zwerg-MM der Tiefseeangler (z.B. Linophryne bicornis; Osteichthyes°Lophiiformes°Ceratioidei; 347) verlieren während der Metamorphose von der Larve zum Adultus die Kieferzähne und entwickeln anstelle derer an den Kieferspitzen klammerförmige Dentikel zum Festsetzen am F. Bei einigen Arten fusioniert der Blutkreislauf beider Geschlechter. Die Epidermen beider Geschlechter können miteinander verschmelzen. °E-1.2.4. Polymorphismus in Tierstaaten Eine regelrechte Aufgabenteilung zeigen bereits die Röhren- oder Staatsquallen (Siphonophora, 100), mit Schwimm-, Fress-, und Wehrpolypen, die ungeschlechtlich aus einem Einzeltier hervorgegangen sind. Die Aphidina ('Blattläuse'; 267) zeigen einen deutlichen Polymorphismus der Imagines (mit Fundatrix, Sexualis, usw.). Bei den Isoptera (Termiten i.w.S., 258) sind 'Könige und Königinnen' vorhanden, die zur Zeit des Paarungsflugs geflügelt sind. Den Hauptanteil des Staats bilden geschlechtlich undifferenzierte Arbeiter und Soldaten. Die Soldaten, die selbst keine Nahrung aufnehmen, haben einen stark sklerotisierten Halsschild (Pronotum). Typ-1-Soldaten (Nasuti) tragen Stirnfortsätze als Abwehrorgane (sehr grosse Frontaldrüse bei Trinervitermes trinervis), Typ-2-Soldaten zeichnen sich durch grosse Mandibeln aus. Bei der Treiberameise Eciton hamatum (Dorylinae, 287), sowie einer Getreideameise (Messor barbarus; Myrmicinae; 287) sind 4 Formtypen zu unterscheiden: Königin, geflügelte MM, FF mit degeneriertem Geschlechtsapparat als Arbeiter oder Soldaten. Das Volk der Italienischen Hausameise (Pheidole instabilis; Myrmicinae, 287) ist ähnlich aufgebaut. Die Kaste der grossen Soldaten von Eciton (Dorylinae, 287) ist mit stark vergrösserten Kiefern ausgestattet. Extreme Unterschiede in der Körpergrösse zeigt die Diebsameise (Carebara vidua; Myrmicinae, 287), die in Termitenbauten lebt. Winzige Arbeiter haften während des Paarungsflugs an den Beinen der Königin, um so in das neue Nest zu gelangen. Bei Honigameisen der Gattung Myrmecocystus (Formicinae, 287) ist das Abdomen der 'Vorratsstiere' durch aufgenommene Pflanzensäfte stark angeschwollen ('Honigtöpfe'). Eine Ameisenkönigin wirft nach dem Paarungsflug unter Rückbildung der Flugmuskulatur die Flügel ab. Die Königin des Bienenvolks (Apis mellifera, 289) hat 160-180 Eiröhren, die 'degenerierten' FF als Arbeitsbienen entsprechend 1-10 Wachsdrüsen. Pollenkörbchen und die Nasanovdrüse* werden nur im Bereich des Stachelapparats der Arbeiterinnen gebildet. *Eine Art von Duftdrüse Beim Nacktmull (Heterocephalus glaber; Hystricomorpha; 442) erledigen kleine Tiere (ca. 3,5 cm) die 'Routinearbeit', grosse Tiere sind für den Schutz der Kolonie zuständig. Das grösste F der Kolonie (ca. 8 cm) ist die 'Königin'; einige grosse, fertile MM sind für deren Befruchtung zuständig. °E-1.2.5. Mimese, Mimikry Mimese ist eine Schutz- oder Zweckanpassung durch das Nachahmen von Gegenständen (Stein, Zweig, Blatt, usw.) oder bestimmten anderen Organismen. Mimikry ist eine Schutzanpassung, z.B. durch Nachahmen einer 'gefährlichen' bzw. giftigen Tierart. Beispiele: EVERTEBRATA Der Nesselapparat der Siphonophora (Cnidaria, 100) ähnelt einer Ansammlung von Ruderfusskrebsen (Copepoda) und lockt so Fische an, die dann von der Qualle gefressen werden. Die Sackspinnen Micaria pulicaria und Myrmecium gounelli (Clubionidae, 176) haben Ameisengestalt. Die Springspinne Ballus chalybeius (Salticidae, 176) ahmt die Rüsselkäfergattung Strophosomus (278) nach. Der zerklüftete Carapax des Krebses Actaea acantha (Brachyura; 242) ähnelt Korallen. Die Nicothoidae-FF (Crustacea°Siphonostomatoidea; 208) ahmen mit ihrem eiförmig angeschwollenen Vd.körper Eier der Wirtstiere (Krebse) nach. Die Fangschrecke Hymenopus coronatus (Mantodea; 258) gleicht einer Orchidee. Eine deutliche 'Phytomimese' ist für die Gespenst- und Stabheuschrecken (Phasmida; 259) kennzeichnend, mit entsprechender Abwandlung der Körperregionen einschliesslich der Flügel (soweit vorhanden derbe Deckflügel und häutige Ht.flügel), wobei die Thoraxteile sehr gestreckt sein können. Beispiele sind das Wandelnde Blatt (Phyllium bioculatum; Phylliidae; 259) und der Wandelnde Ast (Anchiole maculata; Bacteriidae; 259). Der Indische Blattschmetterling Kallima inachus (Nymphalidae, 302) gleicht mit seiner Flügelunterseite einem Blatt. Die Färbung des Kiefernspinners (Dendrolimus pini; Lasiocampidae; 301) ist der Farbe der Kiefernborke angepasst. Die Syrphidae (Schwebfliegen; Brachycera; 293) sind oft schwarz-gelb gezeichnet und ähneln daher Wespen. Die Aegeriidae (Glasflügler; Lepidoptera; 300) streifen als Imago die Flügelschuppen ab und gleichen somit Hymenopteren, so der Hornissenschwärmer (Aegeria apiformis), der die Gestalt der Hornisse (Vespa crabro, 288) annimmt. Auch die Flügel des Hummelschwärmers (Hemaris fuciformis; Sphingidae, 301) sind unbeschuppt. Eine 'Warngestalt' zeigt u.a. die Hummelschwebfliege Volucella bombylans (Syrphidae; 293). Der Fleckenfalter Limenitis archippus (Nymphalidae, 302) ahmt den giftigen Danaus plexippus (302) nach, Hypolimnas mysippus (302) den ebenso giftigen Danaus chrysippus (302). Die Blumenkäfer (Anthicidae, 276) sind häufig von ameisenähnlicher Gestalt. Die ameisenähnliche Wanze Myrmecoris gracilis (Geocorisae°Miridae, 265) sucht wie die Ameisen Blattlauskolonien auf. Die Larve der Ameisen-Sichelwanze (Himacerus mirmicoides; Geocorisae°Nabidae, 265) ähnelt einer Ameise, ebenso das flügellose F der Schlupfwespe Gelis fasciatus (Apocrita°Ichneumonidea°Cryptinae; 284). Besondere Schutzanpassungen sind die 'Augenflecke' mancher Lepidoptera (z.B. Saturniidae, 301); die Flecke sollen das Insekt grösser erscheinen lassen. Die Dibranchiata (Cephalopoda; 149) können in Anpassung an temporäre Veränderungen der Umwelt die Farbe wechseln. Ergänzung Adaptive Mutanten sind einige Schmetterlingsarten, z.B. der Birkenspanner (Biston betularia, 300), mit so genanntem Industriemelanismus. Ursprünglich weisse oder graue Formen erhalten in russgeschwärzter Umgebung durch Mutation (dominant) schwarze Flügeldecken nach Einlagerung von Melanin* und sollen somit gut vor Vogelfrass geschützt sein. *Amorphes Indolchinonpolymer; schwarzbraunes M. ist N-haltig (Eumelanin) VERTEBRATA Die Antennarioidei (Fühlerfische; 347) können die Gestalt von Tangstücken oder z.B. mit Algen bewachsenen Schwämmen annehmen. Die Syngnathidae (Seenadeln, 352) sind Nachahmer von Algen, Seegras u.a. Der seepferdchenähnliche Fetzenfisch (Phyllopterix taeniolatus, 352) australischer Küstenregionen ähnelt mit seinen lappen- bzw. blattförmigen, purpurnen Auswüchsen der Haut einem schwimmenden Tang (Rotalge). Die Scorpaenidae (Drachenköpfe; 353) ahmen Algenteile durch Hautfransen nach. Die Nandidae (Nanderbarsche, Blattfische; 359) gleichen häufig im Wasser treibenden Blättern; Monocirrhus polyacanthus (359) sieht einem abgefallenen Blatt ähnlich, wobei die Bartel am Unterkiefer den Blattstiel imitiert. Bei den Echsen (Lacertilia; 383), insbesondere den Chamaeleonidae (383), bedingt eine veränderte Anordnung ('Umschichtung') der Chromatophoren den Farbwechsel. Rhampholeon spectrum (Blatt-Chamäleon; Chamaeleonidae; 384) kann Blatt- oder Zweiggestalt annehmen. Echinosaurus horridus (Stachelteju; Teiidae; 386) aus Mittel- und Südamerika ähnelt einem Zweig mit Borke. Der Schwanzfortsatz der F Trugnatter Langaha nasuta (Boiginae; 389) gleicht einem Blatt. °E-1.2.6. Kommensalismus und Parasitismus Beim Kommensalismus profitiert das eine Tier von der Nahrung eines anderen, ohne dieses direkt zu schädigen, aber auch nicht, wie bei der Symbiose, von besonderem Nutzen ist. Der Parasitismus (das Schmarotzertum) steht für die Gemeinschaft zweier Organismen, wobei durch das Zusammenleben oder durch Wechselbeziehungen der eine Partner als 'Wirtsorganismus' vom anderen, dem Parasiten, zu seinem Nachteil ausgenutzt wird. Wichtig ist dabei, dass der Parasit die befallene Art möglichst nicht zum Absterben bringt. Generell dürften parasitäre Formen von nicht parasitären abstammen, was unter ontogenetischen Aspekten z.B. an der Morphologie frei beweglicher Krebslarven deutlich werden mag. Häufig erfährt nur das F die Umwandlung in den Parasiten, während das M frei lebt, so z.B. bei Linaresia mammillata (207), die das Innere von Korallen bewohnt. Zwischen Kommensalismus und Parasitismus gibt es fliessende Übergänge, ebenso Parallelen zwischen Kommensalismus und Symbiose. Beispiele: Discosoma nummiforme (Anthozoa; 101) beherbergt den Anemonenfisch Premnas (360) als 'Einmieter'. Die Nemertodermatida (Plathelminthes°Turbellaria; 109) leben im Darm von Holothuroidea (315). Malacobdella grossa (Nemertini; 114) kommt in der Mantelhöhle von Muscheln (Bivalvia) vor. Kommensalen können als Beuteparasiten auftreten, so z.B. Acholoe astericola (Polychaeta°Phyllodocida, 154) an der Unterseite von Astropecten (Kammseestern; 309). Süsswassermuscheln (Eulamellibranchiata°Unionoidea; 144) zeigen eine Form von Larvalparasitismus, indem die Larve (Glochidium, Lasidium) im Gewebe von Fischen heranwächst. Die Entoconchidae (131) sind schlauchförmige Schnecken, die endoparasitisch in Holothurien (315) vorkommen. Jungstadien des Polychaeten Alciopina parasitica (154) leben im Gastrovaskularsystem der Rippenqualle Cydippe densa (105), spätere Stadien parasitieren in anderen Polychaeta oder in Crustacea. Die Polychaeta Haplosyllis spongicola (155) und Nereis hircinicola (155) sind in Schwämmen zu finden, Nereis fucata in einem Buccinum-Gehäuse mit Einsiedlerkrebs. Die Proboscidea (mit Myzostoma; 159) sind überwiegend Kommensalen auf Haarsternen (Crinoidea, 308). Das marine Bärtierchen Tetrakentron synaptae (Tardigrada; 165) haftet an den Tentakeln der Seegurke Leptosynapta inhaerens (315). Der Nasenwurm Linguatula serrata (Pentastomida; 166) lebte ursprünglich in Wolf und Fuchs, befällt jetzt auch Stirn- und Nasenhöhle des Haushunds (Huftiere, Nager und Kaninchen sind Zwischenwirte). Die wurmförmigen Haarbalgmilben (Acari°Demodicidae; 187) leben in Haarfollikeln der Säuger. Ascorhynchus endoparasiticus (Pantopoda; 196) bewohnt die Mantelhöhle der Muschel Scaphander punctostriatus (133); die Larven von Anoplodactylus petiolatus kommen in den Polypen von Korallenstöcken vor. Eine gewisse Bedeutung in der biologischen Schädlingsbekämpfung haben die Aphidiidae (Blattlaus-Schlupfwespen, 284) erlangt. Die Charipinae (Apocrita°Cynipidae; 285) sind Hyperparasiten bei Brackwespen (Braconidae, 284) in Pflanzenläusen. Manche Bienenarten (Apoidea, 289) parasitieren bei anderen Bienen. Das F der Acheilognathinae (Bitterlinge; Cypriniformes; 336) laicht in den Kiemenraum der Fluss- oder Teichmuschel ab. Die Echeneidae (Schiffshalter; Perciformes, Barschfische; 357) haften an Walen, Haien, Meeresschildkröten u.a., aber auch an Schiffsrümpfen (Name!). Remora albescens setzt sich in den Kiemenhöhlen von Manta (327) fest. Der Vorteil der Symbiose (die auch als Kommensalismus angesehen werden kann) beim befallenen Tier ist das Befreitwerden von Parasiten, die dem Schiffshalter als Bewohner einer Kiemenhöhle als Nahrung dienen können. Zudem erfährt der Schiffshalter 'passiv' Ortsveränderungen. Brutparasitismus bei Vögeln kommt nicht nur bei den Kuckucken (Cuculidae, 406) vor, sondern auch z.B. bei den Indicatoridae (Honiganzeiger; 411) und Anomalospizidae (Kuckucksweber; Passeriformes, 412). CRUSTACEA IM SPEZIELLEN F Monstrilloida (205) befallen zur Eiablage vorwiegend Polychaeta und Streptoneura. Die Notodelphyidae (Cyclopoida; 206) kommen im Kiemendarm von Seescheiden (Ascidiacea; 317) vor; das Asciocolidae-F lebt ständig im Ascidien-Kiemendarm. Die Sapphirinidae (Poecilostomatoidea; 207) haften an Salpen (Thaliacea, 318), FF und Jungformen auch in Salpen. Die Sabelliphilidae (Poecilostomatoidea; 207) sind Kommensalen von Aktinien, Ascidien, Bivalvia oder Polychaeta. Die Splanchnotrophidae (Poecilostomatoidea; 207) leben in Nudibranchiata, die Gastrodephyidae in Polypen von Madreporaria (Anthozoa; 101). Der Ruderfusskrebs Sphaeronellopsis monothrix (208) lebt im Brutraum von Muschelkrebsen (Ostracoda, 202); die Eiballen ähneln den Wirtseiern, sodass eine Form von Brutparasitismus besteht. Die Verrucomorpha (213) setzen sich auf anderen Tieren fest, wobei oft nur das F sessil ist (Acrothoracica). Zu dieser Kategorie gehören auch die Seepocken (Balanomorpha; 212), mit Coronula diadema (212) auf Walen, wobei die Skelettplatten ('Mauerkrone') von der Haut des Wirts überwuchert werden. Entsprechendes gilt für Megatrema anglicum (Pyrgomatidae, 212). Bei Chelonibia testudinaria (212), die Meeresschildkröten bewächst, trägt die Mauerkrone basal wurzelförmige Fortsätze zur Verankerung im Wirt. Die Leucothoidae (Amphipoda, 220) sind vorzugsweise Kommensalen an Schwämmen und Ascidien. Porcellanidae (Anomura, 239) sind auf z.B. auf bzw. in Schwämmen u.a. Meerestieren anzutreffen. Die marinen Pinnotheridae (Brachyura; 242) leben als Kommensalen, gelegentlich auch als Parasiten, besonders in der Mantelhöhle von Muscheln und Schnecken, kommen aber auch z.B. in den Röhren von Anneliden vor. Das sackförmige F von Sacculina carcini (Cirripedia°Rhizocephala; 214) parasitiert an der Strandkrabbe (Carcinus maenas, 242). Im Wirt entsteht ein Wurzelgeflecht (Interna mit Ernährungsfunktion, umspinnt die Organe und dringt bis in die Gliedmassen des Wirts vor). Nach aussen hin bildet der Parasit den Brutsack (gliedmassenlose Externa). Histologisch besteht die Externa aus einem dünnwandigen, muskulösen Mantel, der die Mantelhöhle umschliesst, die Bindegewebe, paarige Ovarien, ein Receptaculum seminis, Kittdrüsen und Ganglienknoten enthält. Nur die frei beweglichen Larven zeigen die typische Krebsgestalt. Die frei beweglichen MM verharren im Larvalstadium. Weitere Details in ORGANISATION DER LEBENSSYSTEME Teil 2, unter °214. °E-1.3.0. Morphologie der Evertebrata °E-1.3.1. Körperregionen und Körpergliederung Tentaculata (106): Vom Kragenbereich (Mesosoma) gehen häufig 2 Lophophoren (Arme) aus, deren Ränder mit bewimperten Tentakeln besetzt sind. Der Rumpf (Metasoma) ist von einer festen Hülle umgeben oder unter Schalenklappen eingeschlossen. Auch die Phylactohaemata ('Lophopoda'; Bryozoa (Ektoprokta); 106) tragen Lophophoren. Plathelminthes (109): Vielgestaltig, d.h. wurmförmig bis bandförmig, unsegmentiert. Die Cestoda (113) zeigen eine Scheinsegmentierung, da die Glieder der Kette (Glottiden) innen nicht, wie die Segmente der Annelida (s.u.), unterteilt sind. Am Vd.ende befindet sich der Scolex, ein Saugnapf zum Anheften am Wirtsgewebe. Die Nemertini (114) sind unsegmentiert. Der Körper der mikroskopisch kleinen Kinorhyncha (118) ist meist in 13 Segmente (Zonite) gegliedert. Muskulatur und Nervensystem folgen der Segmentierung. Das erste Körpersegment trägt Hakenkränze (Skalide). Der Körper der Annelida (153) besteht zwischen Prostomium und Pygidium aus Segmenten (Metameren). Bei den Phyllodocidae (Polychaeta, 154) sind häufig die ersten 3 Segmente mit dem Prostomium verschmolzen, somit einen Ansatz zur Cephalisation andeutend. Wie die Polychaeta (154) zeigen die Clitellata (160) eine Unterteilung des Körpers in Prostomium, Peristomium, Rumpfsegmente und Pygidium. Das Gehäuse der Gastropoda (129) ist meist gewunden und kann bei manchen Arten mit einem Deckel (Operculum) verschlossen werden. Schnecken ohne Gehäuse ('Nacktschnecken') sind z.B. die an Land lebenden Arion und Limax. Der breite Kriechfuss* z.B. der Strombidae und Naticidae (131), kann in Pro- und Metapodium unterteilt sein. Am Grund bzw. an der Spitze der Fühler (Tentakeln) befinden sich meist die Augen (Basommatophora, 136; Stylommatophora, 138). *Die Kriechsohle der an Land lebenden Nacktschnecken führt Schleimdrüsen Die Kopfregion der Bivalvia (142) ist bis auf die Mundöffnung und die Mundlappen weitgehend rückgebildet. Der Kriechfuss ist häufig zum Graborgan umgebildet. Viele Muscheln haften am Substrat mit einer im Fuss befindlichen Byssusdrüse (vgl. E-1.3.5.). Die Schale ist meist in eine re und li Klappe unterteilt; beide Klappen sind durch ein Ligament scharnierartig miteinander verbunden. Die Mantelränder können zu Siphonen mit Ein- und Ausströmöffnungen verlängert sein (z.B. Myoidea u. Pholadoidea, 147). Die Tardigrada (165) haben ein Prostomium und 4 Rumpfsegmente. Die Onychophora (167) stehen mit ihrer homonomen Segmentierung und dem Rumpf mit sekundärer Ringelung (Scheinsegmentierung) zwischen Annelida und (Eu)-Arthropoda (168). Der Vd.kopf besteht aus dem gliedmassenlosen Acron (~Prostomium) mit 1 Paar Antennen (~Fühler ^ 1. Gliedmassenpaar) dahinter. Das 2. Extremitätenpaar stellt sichelförmige Kiefer dar; das 3. Extremitätenpaar entspricht lateralen Oralpapillen, jeweils mit einer Wehrdrüse an der Spitze; die Laufbeine (Oncopodien) beginnen mit dem 4. Extremitätenpaar. Arthropoda (168) Die grobe Gliederung des Körpers in Kopf- und Rumpfregion trifft für höher organisierte heutige Insekten, Krebse und Spinnen nur bedingt zu, da noch eine Thoraxregion vorhanden ist. In dieser Region sind bei den Insekten die Flügel eingelenkt. Ursprünglich bestand der Körper der Arthropoda aus dem Acron (Prostomium, Kopflappen) und 6 Segmenten, wie noch bei den heute lebenden Insekten, sowie einem homonomen Rumpf mit Segmenten, wobei jedes Segment aus Rückenplatte (Tergit) und (meist) Bauchplatte (Sternit) besteht. Vd.gliedmassen der Chelicerata (169) sind zu Antennen rückgebildet, bzw. zu Mundwerkzeugen mit Unter- und Oberlippe umgebildet. Ausser bei den Pantopoda (196) ist der Kopf mit den ersten beiden Thoraxsegmenten zum Prosoma verschmolzen. Der Kopf-Thorax-Bereich (Cephalothorax) kann unter Einbezug des Kieferapparates zu einem Gnathocephalothorax vereint sein. Das Prosoma der Chelicerata (169) trägt 6 Extremitätenpaare, deren vorderstes Paar zu Cheliceren wird, deren zweites meist zu Pedipalpen; der Ht.körper (Opisthosoma) besteht meist aus 12 Segmenten); die Genitalöffnung befindet sich am 2. Opisthosoma-Segment. Extremitäten, Antennen oder Körperanhänge, wie Cerci, können zu Begattungsorganen umgebildet sein. Die meisten (adulten) Arachnida (170) sind, mit Ausnahme der Acari (190), deutlich in Prosoma und Opisthosoma gegliedert. Pro- und Opisthosoma der Acari sind starr miteinander zu einer Platte verbunden (aptychoid). Das Prosoma der Palpigradi (Tasterläufer, 177) ist von einem grossen Peltidium und einem kleinen Metapeltidium bedeckt; das Opisthosoma besteht aus 11 Metameren; auf das Mesosoma folgt das Metasoma mit langem Flagellum. Der Rumpf der Pantopoda (196) besteht aus 4-6 Metameren; das Abdomen gleicht einem stummelförmigen Körperanhang. Der Körper der Mandibulata (197) ist ursprünglich deutlich in Kopf, Thorax und ein gliedmassenloses Abdomen unterteilt. Beim parasitierenden F der Lernaeidae (Crustacea°Cyclopoida; 206) ist die Segmentierung sekundär verloren gegangen. Crustacea. Die Ascidicolidae (Cyclopoida; 206) sind 'madenförmig', ohne erkennbare äussere Segmentierung. Der Carapax entspricht einer Hautduplikatur, die aus dem Kopfschild oder aus den 2. Maxillen hervorgeht. Bei den Decapoda (235) überdecken die Seitenränder des Carapax die Kiemen (Branchiostegite). Der Carapax - der Eumalacostraca (216) bildet einen dorsalen Rückenschild. Das 7. Pleomer ist, wenn (noch) vorhanden, mit dem 6. Pleomer verwachsen; das letzte Abdominalbeinpaar (Uropoden) bildet mit dem Telson (letzter Körperabschnitt) den Schwanzfächer. - der Cirripedia (212) entspricht einem stark verkalkten Panzer. - der Hoplocarida (216) ist schildförmig; ein Cephalothorax fehlt. - der Mysidacea (Schwebgarnelen, 218) bedeckt fast den ganzen Thorax und ist mit den Thorakomeren 1-3 dorsal verwachsen. - der Amphipoda (Flohkrebse, 219) ist rückgebildet. Der Cephalothorax besteht aus dem Kopf und dem 1. (manchmal zusätzlich dem 2.) Thorakomer. - der Polyphemoidea (Crustacea°Onychura; 200) hängt bei beiden Geschlechtern dem Körper als Brutbeutel an (E-1.3.6.; beim F> M). - der Cumacea (223) bildet Atemrohre aus flügelförmigen Seitenteilen. Der lange Rumpf der carapaxlosen Remipedia (197) besteht aus >30 Segmenten. Das 1., manchmal auch das 2. Thorakomer der carapaxlosen Isopoda (225) ist mit dem Kopf verwachsen, das 5. und 6. Pleomer mit dem Telson (Pleotelson). Die Uropoden der Valvifera (Isopoda; 230) bedecken die Pleopoden als ein Operculum. Das Pleotelson der Sphaeromatidea (Isopoda; 231) ist meist breit und schliesst die Kiemen tragenden Pleopoden (E-1.3.7.1.; E-2.8.1.0.) in eine dreiteilige Kammer ein. Ebenso bildet das grosse Pleotelson der Bathynataliidae (231) eine Atemkammer. Der Kopf der Cladocera (199) ist nicht von der Schale bedeckt und oft zu einem Rostrum ausgezogen. Die Oxycephalidae (Amphipoda; 222) besitzen einen zum Rostrum ausgezogenen Cephalothorax. Die ungestielten Komplexaugen (E-2.7.2.2.) der Amphipoda (Flohkrebse; 219) sind in den Kopfpanzer eingesenkt; die Augen der Hyperiidea (222) überdecken oft den ganzen Kopf bzw. den ganzen Cephalothorax (Hyperiidae). Die Augen der Alpheidae ('Garnelen'; Caridea; 237) sind meist teilweise oder völlig vom Carapax überdeckt. Der Rumpf der Antennata (243), mit den Symphyla, Diplopoda, Chilognatha, Pauropoda, Chilopoda und Insecta, ist primär homonom gegliedert. Der Rumpf der wurmförmigen Käferlarven (269) z.B. zeigt eine (noch) homonome Segmentierung. Die meisten Rumpfsegmente der Diplopoda (Doppelfüsser, 244) ^ Doppelsegmenten (Diplosomiten) mit je 2 Beinpaaren. Die Maxillen sind mit dem Sternum des entsprechenden Segments zum Gnathochilarium vereint, das z.B. bei den Polyzoniida (245) + rückgebildet ist. Der Kopf der Siphonophorida (Chilognatha; 245) ist rüsselartig verlängert. Die Mandibeln im Rüsselinnern setzen sich aus dem Gnathochilarium und der Oberlippe (Labrum) zusammen. Der Kopf der Insecta (251) zeigt spezifische Merkmale der einzelnen 'Ordnungen'. Der Rüssel der Heteroptera (Wanzen i.w.S., 264) inseriert weit vorne am Kopf. Der Rüssel der Reduviidae (Raubwanzen, 265) greift mit seiner Spitze in eine Grube vor den Vd.hüften. Bei der an Elefanten Blut saugenden Rhynchophthirina (Phthiraptera, Tierläuse i.w.S.; 262) befinden sich die Mundwerkzeuge (vgl. E-1.3.3.) an der Rüsselspitze. Der Kopf der Bruchidae (Samenkäfer; Pseudotetramera; 277) ist schmal und schnauzenartig verlängert. Der Kopf der Rhynchophora (278; mit Curculionidae und Scolytidae (Rüssel- und Borkenkäfer)) erscheint + rüsselförmig ausgezogen. Der prognathe (nach vorn gerichtete) Kopf der Raphidioptera (Kamelhalsfliegen, 280) ist nach hinten halsförmig langgezogen; auch der Prothorax ist verlängert. Der orthognathe (nach unten gerichtete) Kopf der Mecoptera (Schnabelfliegen; 297) ist zu einem langen Schnabel ausgezogen. Der Rumpf der Insecta besteht aus dem Thorax mit den 3 Segmenten (Pro-, Mesound Metathorax) und dem Abdomen mit (ursprünglich) 11 Segmenten und dem Telson, das bei höher organisierten Formen meist zum Afterring umgebildet ist. Am Meso- und Metathorax sind die Flügel (vgl.E-1.3.7.3.) eingelenkt. Die Seitenränder des Prothorax (Paranota) bilden bei Schaben, Wanzen und Käfern (Blattodea, 258; Heteroptera, 264; Coleoptera, 269) den Halsschild; bei den Käfern stehen sie mit dem Sternum in Verbindung. Am Prothorax der Elateridae (Schnellkäfer; 274) befindet sich ein dornförmiger Fortsatz, der beim Sprung in eine Grube des Mesothorax eingefügt wird. Das Abdomen (einschl. dem Telson) der Collembola (Springschwänze; Apterygota; 253) besteht aus nur 6 Segmenten. Die Apocrita ('Taillenwespen'; Hymenoptera; 284) sind zwischen Thorax und Abdomen tief eingeschnürt, beide Körperpartien sind über einen Stiel (Petiolus) miteinander verbunden. Der Körper der meisten Lepidoptera (Schmetterlinge; 298) ist, wie auch die Flügel, mit feinen Schuppen bedeckt, die bei manchen Arten besonders dicht angeordnet sind und beim Berühren der Tiere abgestreift werden können. Der Körper der Pogonophora (Bartwürmer; 304) besteht aus dem Prosoma (Kopflappen) mit Tentakelkrone, dem Mesosoma (Kragen), dem Metasoma mit dem das Wimperband führenden Teil, und dem Opisthosoma. Hinter dem Kopflappen befinden sich Drüsen zur Absonderung des Baumaterials der Wohnröhren. Die Enteropneusta (Eichelwürmer; Hemichordata; 306) zeigen eine Trimerie: Eichel, Kragen und Rumpf. Die Eichel ist ein schwellbares Bohrorgan. Die Ophiuroidea (Schlangensterne, 311) sind noch deutlicher als die Asteroidea (309) in eine Körperscheibe und (meist) 5 Arme gegliedert. Die Arme der Euryalae (311) sind dichotom verzweigt und bilden z.B. beim Gorgonenhaupt (Gorgonocephalus caput medusae) regelrechte Armbüschel. Ophiactis arenosa (Ophiuroidea°Ophiactidae, 311) hat 6 Arme. KÖRPERÖFFNUNGEN Würmer i.w.S. zeigen Körperöffnungen häufig an jedem Segment, Fadenwürmer (Nematoda, 120) in der Körpermitte. Das Nematoda-M (120) besitzt eine Kloake, in die der Darm und die Ausführgänge der Hoden münden. Die Exkretionsgänge und Gonodukte (Geschlechtsgänge) der Polyplacophora (Mollusca; 128) münden mit einem Nephroporus bzw. Gonoporus nach aussen. Besonders die grossen Nacktschnecken (z.B. Arion, 140) zeichnen sich durch das Atemloch aus, das sich am Übergang Kopf- Rumpfregion befindet. Während der Fortpflanzungsperiode zeigen die zwittrigen Clitellata (160), im Bereich der Genitalporen eine gürtelartige Anschwellung. Die äusseren Öffnungen des Tracheensystems der Arthropoda sind die Stigmen. Die Genitalöffnungen der Chilopoda (249) und der Insecta (251) befinden sich am Körperende (Opisthogoneatie). Die Collembola (Springschwänze; Apterygota; 253) besitzen am ganzen Körper Austrittsstellen der Hämolymphe (Reflexbluten). Bei den sessilen Tunicata (Manteltiere; 317) münden der Enddarm und die Kiemenspalten, bei manchen Arten auch die Gonaden, in die Ausströmöffnung (Egestionssipho). Die Körperöffnungen der Thaliacea (318) befinden sich an den Körperpolen der Zoiden (Einzeltiere der Kolonie). MUNDÖFFNUNG UND MUNDHÖHLE Scyphozoa (103). Die Wurzelmundquallen besitzen anstelle einer zentralen Mundöffnung viele sekundär entstandene Mundöffnungen. Der vorstülpbare Rüssel der in Vertebrata parasitierenden Acanthocephala (119) ist mit Haken versehen; die Rüsselscheide nimmt einen Teil der Körperhöhle (Pseudocoel) ein. Manche Nematoda (120) besitzen eine mit Spangen bzw. Stilett (z.B. Tylenchida, 121) oder mit Zähnen ausgerüstete Mundöffnung; so kann Adonocholaimus (Enoplida, 120) 2 oder 3 Zähne aufweisen. Die Mundöffnung der Strongylidae (122) trägt einen Kranz aus Kutikularplättchen. Mollusca. Den Clionidae (Anaspidea; 134; z.B. Clione limacina (Walaat)) dienen ausstülpbare Buccalkegel zum Beutefang. Der Mundrand der Clausilioidea (Stylommatophora; 139) ist mit einer Kalkplatte (Clausilium) verschlossen. Die Mundöffnung der Bivalvia (142) ist unauffällig. Der Mund der Cephalopoda (148) liegt zwischen den Basen der Fangarme und kann mittels einer Lippe verschlossen werden. Annelida. Der Schlund des Regenwurms (Lumbricus terrestris, 162) ist mit einer Cuticula ausgestattet und von einem Muskelring umgeben. Die Tardigrada (165) besitzen Stilette um die Mundöffnung. Arthropoda in E-1.3.3. Die Mundöffnung der sessilen Tunicata (Manteltiere; 317) befindet sich in einer Einströmsipho (Ingestionssipho). KIEFER Die Gnathostomulida (115) besitzen einen kutikulären Kieferapparat. Ein spezielles taxonomisches Merkmal ist der Kieferapparat der Rotifera (117). Mollusca. Der Kiefer der Pyramidelloidea (Gastropoda; 133) ist zu einem Saugstilett umgebildet. Die Cephalopoda (148) besitzen einen papageischnabelähnlichen Kiefer. Die Polychaeta (154) besitzen häufig Kiefer; so trägt z.B. der Rüssel der Polynoidae (Phyllodocida) 4 Kiefer. Der Rüssel der Nereidae (155) ist mit 2 gezähnten Kiefern ausgestattet. Hirudo medicinalis (164) besitzt spitze Zähne. Die Eunicida (156) haben eine vorstülpbare Schlundtasche mit Kieferapparat. Bei den Eunicidae sind 5 oder 6 Paar Kiefer nebst einer Mandibel vorhanden, bei den Lumbineridae 4 Paar Kiefer und 1 Mandibel. Der Kieferapparat parasitierender Arabellidae ist + stark rückgebildet. Die Lysaretidae haben neben dem Kieferapparat (bei Parasiten + rückgebildet) 1 Mandibel und 5 Paar Maxillen, manche Dorvilleidae einen Kieferapparat mit dorsalen Maxillen, die ektoparasitischen Histriobdellidae Mandibeln und Maxillen . Der Kieferapparat der Onychophora (167) entsteht durch die Umformung von Körperanhängen. Chaetognatha (303). Das besondere Kennzeichen der Pfeilwürmer ist der Borstenkieferapparat, der bei Ruhestellung des Körpers von einer Hautduplikatur umschlossen wird. Echinodermata. Bei den Ophiuroidea (Schlangensterne; 311) besteht die Wand des Mundvorraums aus 5 Kiefern, die meist mit zu Zähnchen abgewandelten Stacheln besetzt sind. Die Echinoidea (Seeigel; 312) haben einen speziellen Kieferapparat ('Laterne des Aristoteles') aus 5 ständig nachwachsenden Zähnen; der Kieferapparat fehlt den meisten Spatangoidea (Herzigel; 314). Arthropoda in E-1.3.3. TENTAKELN Der (das) Tentakel ist ein i.a. beweglicher Körper im Kopfbereich und dient hauptsächlich dem Einstrudeln von Nahrung. Die Mundscheibe der Anthozoa (101) ist mit Kränzen aus hohlen Tentakeln versehen. Die Octocorallia (102) verfügen über 8 gefiederte Tentakeln. Die Fangtentakeln der Tentaculifera (Ctenophora, 105) tragen als Haftstrukturen Colloblasten. Der Kopf der Scaphopoda (141) trägt Bündel von Fangfäden (Captucula). Im Bereich der Mundöffnung der Tetrabranchiata (Cephalopoda, 148) sind bis zu 90 Tentakeln (Cirren) vorhanden. Der Tentakelapparat der Pogonophora (Bartwürmer, 304) kann >250 Tentakeln enthalten, die ausser der Nahrungsaufnahme der Atmung dienen. Crinoidea (Seelilien, Haarsterne; 308) haben selten einen Stiel*, sind aber meist in Kelch (Calyx) und Arme mit Tentakelkronen gegliedert. *Der Stiel ist ein besonderes Merkmal fossiler Arten (Pelmatozoa, 307). Ambulakralfüsschen der Mundregion sind bei den Holothuroidea (Seegurken und Seewalzen, 315) zu Tentakeln umgebildet und dienen z.T. dem Eingraben in den weichen Meeresboden. Die Tentakeln der - Dendrochirota (315) sind bäumchenartig verzweigt und bilden einen Fangschirm - Elasipoda tragen fingerförmige Fortsätze oder enden in einer schildförmigen Scheibe - im Meeresboden lebenden Molpadonia sind schildförmig. °E-1.3.2. Spezielle Körperanhänge der Arthropoda Beim F der Lernaeidae (Crustacea°Cyclopoida; 206) trägt der Cephalothorax hörnerförmige Fortsätze zur Verankerung im Wirtsgewebe. Bei Megatrema anglicum (Cirripedia°Balanoidea; 212), einer 'Seepocke' die hauptsächlich Korallenriffe bwohnt, bilden Cirren ein Fangnetz. Die Abdominalsegmente 1-7 der Diplura (252) weisen griffelförmige Auswüchse (Styli) auf, ausserdem Coxalbläschen mit Hämolymphe. Das 11. Abdominalsegment trägt Cerci (Afterraife), die als Greifzangen dienen. Die Subgenitalplatte z.B. des Isoptera-M und des Blattodea-M (Termiten, 258; Schaben, 258) weist 2 Styli auf. 1 Paar langer Cerci ist für die meisten Plecoptera (Steinfliegen, 256) kennzeichnend. Bei manchen Embioptera (Tarsenspinner, 256) ^ 1 Cercus dem Kopulationsorgan. Die Furca der Insekten ist ein nach innen gerichteter Sternumfortsatz aus Chitin, dem die Extremitäten-/Flugmuskeln eingelenkt sind. Am Ht.ende des Abdomens der Aphidina (Blattläuse, 267) befinden sich häufig Blut abgebende Siphonen, die bei den Aphididae (Röhrenläuse; 267) auffällig lang sind, bei den Phylloxeridae (Zwergläuse, 267) fehlen. Am Abdomen der Termitoxenidae (Brachycera; 293) befinden sich Haarbüschel, die ein Sekret als Nährsubstanz für die Termiten absondern. Die Raupen der Papilionidae (Ritterfalter, 302) besitzen am Übergang Kopf/Thorax eine ausstülpbare Nackengabel (Osmaterium). Atemröhren u. dgl. in E-2.8.0. EINRICHTUNGEN ZUR EIABLAGE Das F der Palaeacaroidea (Acari°Archoribatida; 189), sowie einiger Oribatida (Hornmilben, 189), besitzt eine Legeröhre. Die Legeröhre der Phalangioidea (Opiliones°Cyphopalpatores; 195) ist lang und gegliedert. Beim Insekten-F bilden i.a. die Extremitäten des 8. und 9. Segments (ursprünglich) den Legeapparat (Ovopositor). Vgl. E-1.3.7.1. Unter den Isoptera (Termiten; 258) haben nur ursprüngliche Formen einen Legeapparat. Das Orthopteroidea-F (259) besitzt meist eine Legescheide (fehlt z.B. bei der Maulwurfsgrille (Gryllotalpa gryllotalpa, 259)). Die Legescheide der Ensifera (Langfühlerschrecken; 259) ist meist lang und sichel-, säbel- oder schwertförmig. Säbelförmig ist der Legebohrer der Terebrantia (Bohr-Fransenflügler; Thysanoptera; 263), zu denen die 'Thripse' gehören. Die säbelförmige Legescheide der Heteroptera (Wanzen i.w.S., 264) besteht aus 3 Anhängen der Genitalsegmente (Gonapophysen). Das Raphidioptera-F (Kamelhalsfliegen; 280) besitzt ein Legerohr aus 2 Gonapophysen. Der Legebohrer der Symphyta (Hymenoptera; 282) ist sägeförmig. Das Pimplinae-F (Apocrita°Ichneumonidae; Schlupfwespen; 284) besitzt einen langen Legebohrer. Einen Legebohrer besitzen auch das Cynipoidea-F und Proctotrupoidea-F (Gall- und Zehrwespen; 285), z.B. die Ibaliidae mit Ibalia leucospoides. Ein langer Legeapparat ist bei den Cecidomyiidae (Gallmücken; 291) und den Tephritidae (Bohrfliegen; 294) anzutreffen. STECHORGANE, GIFTSTACHELN, WEHRSTACHELN Die Cheliceren der Araneae (Webespinnen; 172) sind primär mit Giftdrüsen ausgestattet. Beide Pedipalpenfinger der Cheliferida (179) führen Giftdrüsen. Die Cheliceren der Dermanyssoidea (Gamasida; 183) wirken stets, die Cheliceren der Acariformes (185) häufig als Stechorgan. Der Digitus fixus der Chelicere der Eupodoidea, sowie der D. mobilis der Tydeoidea (Eupodina; 186) sind zu Stechorganen umgebildet. Das modifizierte 1. Beinpaar der Chilopoda (249) weist Giftdrüsen auf (vgl. E-1.3.7.1.). Der Stachel der Schwimmwanze Naucoris (Ilyocoris) cimicoides (264), steht mit einer Giftdrüse in Verbindung. Der Stachel der Vespoidea (Hymenoptera; 288), in den eine Giftdrüse mündet, geht aus dem Legebohrer hervor. Ein Wehrstachel ist auch bei den Arbeitern der Myrmicinae (Knotenameisen; 287) vorhanden. Der Stachel ist bei den Dolichoderinae (Drüsenameisen) und Formicinae (Schuppenameisen) rückgebildet; diese 'Unterfamilien' stossen Abwehrstoffe aus Drüsen aus (Ameisensäure der Formicinae). °E-1.3.3. Mundwerkzeuge der Arthropoda Die MWZ der Arthropoda sind speziell abgewandelte Gliedmassen ('Kopfextremitäten'). Insekten und Krebse zeigen eine Differenzierung des Kieferapparates in Ober- und Unterkiefer (Mandibeln, Maxillen), bzw. in Ober- und Unterlippe. Die einfach gestalteten MWZ der Chelicerata (169) können Klauen oder Scheren tragen, wobei das 1. Paar die Cheliceren mit endständiger Klaue darstellt, das 2. Paar die oft noch 'beinförmigen' Pedipalpen. Die MWZ der parasitierenden Acaridida (192) zeigen z.T. markante Umwandlungen. Die MWZ der Cytoditidae (Psoroptides; 193), die die Luftwege von Hühnervögeln befallen, bilden ein Saugrohr. Die 'Kopfextremitäten' 3-5 der Mandibulata (197) entsprechen einem Gnathocephalon: Mandibeln (Oberkiefer, mit oder ohne Palpen), 1. und 2. Maxille (Maxillula und Maxilla; Unterkiefer) mit Laden (Enditen) als Grundglieder. Die Mandibeln mancher Copepoda (204) gleichen (noch) zweiästigen Extremitäten. Ober- und Unterlippe der Branchiura (210) bilden zusammen mit den stilettförmigen Mandibeln ein Saugrohr. Die Maxilla dient als Haftorgan, die Basis der Maxillula kann zum Saugnapf umgestaltet sein oder Klammerhaken tragen. Bei den Mormonilloida (Podoplea; 205) bilden Borsten der Mandibel- und Maxillula-Palpen den Filterkorb. Die Kaulade der Mandibel der Malacostraca (215) ist meist mit einer Schneide (Pars incisiva) und einem Mahlteil (Pars molaris) ausgestattet. Bei den Podocopida (203) ist die Mandibel bzw. die Maxilla meist, die Maxillula stets mit einer Atemplatte versehen. Die MWZ des Paratanaidae-M (Tanaidacea, Scherenasseln; 224) sind rückgebildet. Die Mandibel der Antennata (Tracheata; 243) ist ohne Taster (Palpus); meist sind 2 Paar Maxillen (Unterkiefer) mit je 2 Kauladen (Galea, Lacinia) vorhanden. Die 2. Maxillen bilden bei den Insecta und Symphyla ein unpaariges Labium. Die Maxillen der Diplopoda (Doppelfüsser; 244) sind mit dem Sternum des entsprechenden Segments zum Gnathochilarium vereint, das aber z.B. bei den Polyzoniida (245) + rückgebildet ist. Die Maxillen der Scutigeromorpha (Spinnläuferartige; 249) ^ Laufbeinen. Die Mundteile der Diplura (Doppelschwänze, 252) sind ins Körperinnere einbezogen (Entognathie), dagegen nicht bei den Thysanura (Apterygota; 253) und den Pterygota (254) (Ektognathie). Die MWZ der Insecta (251) sind an den hinteren Kopfsegmenten eingelenkt. Je nach ihrer Ausrichtung sind die MWZ, und damit + der Kopf, orthognath (nach unten gerichtet) oder hypognath (schräg nach unten/hinten gerichtet), bzw. prognath (nach vorn gerichtet), wie z.B. bei den Coleoptera (Käfer; 269). Unter den Heteroptera (Wanzen i.w.S.; 264) sind die MWZ bei Räubern prognath, bei saugenden Formen orthognath. Die Imago der Planipennia (Plattflügler; 281) ist orthognath, die Larve prognath. Mandibeln und Maxillen der Insekten: - 1 Paar Mandibeln (Oberkiefer, stets eingliedrig). - das 1. Maxillenpaar (~Maxillula der Crustacea) ist meist mehrgliedrig, mit Coxopodit aus Cardo und Stipes, daran 2 Kauladen (Lacinia (Innenlade) und Galea (Aussenlade)), seitlich mit Telepodit (Kiefertaster); - das 2. Maxillenpaar (~Maxilla der Crustacea) ist zur unpaarigen Unterlippe (Labium) verwachsen, die Basis (Coxopodit) besteht aus Post- und Praementum. Die hintere Wand (Epipharynx) der unpaarigen Oberlippe (Labrum) geht ins Pharynxdach über. Die kurzlebigen Imagines der Ephemeroptera (254) und Plecoptera (256), die keine Nahrung aufnehmen, haben stark rückgebildete MWZ. Bei den Acercaria (261), zu denen die Staubläuse, Tierläuse und Wanzen zählen, sind die Laciniae (innere Kauladen) der Maxillen, meist auch der Mandibeln, in taschenförmige Vertiefungen des Kopfs eingesenkt. Maxillen und Unterlippe (Labium) der Köcherfliegen-Larven (Trichoptera; 297) sind basal zu einem Rohr verschmolzen, in das die Spinndrüsen (E-1.3.5.) einmünden. Teile der MWZ der Curculionidae (Rüsselkäfer; 278) sind rüsselartig verlängert. Die Unterlippe (Labium) der Hymenoptera (282) ist i.a. zungen- bis rohrförmig verlängert. Bei den Nematocera (Mücken; 291) bildet die Unterlippe (Labium) eine Hülle um die Stechborsten. Die Palpen an der Spitze der Unterlippe sind zu Labellen umgebildet, die besonders der Einspeichelung und Aufnahme der Nahrung dienen. Das Labium (die Unterlippe) der Libellenlarve (Odonata; 255) ist zu einer Fangmaske umgestaltet. Der Oberkiefer (Mandibel) ist besonders beim Lucanidae-M (Hirschkäfer i.w.S.; Lamellicornia, 273) + stark verlängert, bei Lucanus cervus geweihförmig. °E-1.3.4. Saug-, Stech- und Haftorgane SAUG- UND STECHORGANE DER ARTHROPODA MWZ=Mundwerkzeug(e) Acari Das Gnathosoma der Ixodida (184) ist zu einem Saug- und Stechwerkzeug umgebildet. PANTOPODA (196) Der Saugrüssel (Proboscis) ist häufig >Rumpf und trägt an seiner Spitze die Mundöffnung. Im Rüssel befindet sich der Pharynx und, im hinteren Abschnitt, ein Reusenapparat. CRUSTACEA Der Mundvorraum der Siphonostomatoida (Copepoda°Podoplea; 208) ist zu einem Saugkegel bzw. Saugrohr gestaltet. Die Mandibel der Protognathiidae (Isopoda°Cymothoida; 232) ist als Stechorgan ausgebildet. Stechende MWZ mit stilettförmigen Mandibeln sind auch bei den Bopyridae (233) vorhanden. INSECTA Die Mandibeln und Teile der Maxillen sind bei den Planipennia (Plattflügler, 281) miteinander verzahnt; dazwischen befindet sich ein Doppelrohr, das die Nahrung (extraintestinale Vorverdauung) aufsaugt. Die MWZ der Larven bilden Saugzangen. Bei den stechend-saugenden MWZ der Anoplura (Tierläuse i.e.S., 262) bilden die Unterlippe (Labium) und der Hypopharynx das Stilett, die Mandibel den Kanal des Stechapparats. Auch die MWZ der an Pflanzen saugenden Thysanoptera (Fransenflügler, 263; mit der Gattung Thrips) sind stechend-saugend, wobei Teile der Maxillen und des Labium (Unterlippe) als Scheide für die Stechborsten dienen; die Stechborsten bestehen wiederum aus den inneren Kauladen (Laciniae) der Maxillen und der li. Mandibel. Stechend-saugende MWZ ohne Mandibeln sind das besondere Merkmal der Siphonaptera (Flöhe; 296). Der Stechrüssel wird aus einem Fortsatz des Epipharynx, d.h. der Innenwand des Labrum (Oberlippe) und den gezähnten Innenladen (Laciniae) der Maxillen gebildet. Der Stechrüssel umschliesst das Nahrungsrohr, das in eine Pumpe (Cibarium) überleitet. Die Larven haben kauende MWZ. Das besonders beim F Geschlecht gut ausgebildete stechend-saugende MWZ der Nematocera (291) ^ einer Stechborste, die aus Oberlippe, Hypopharynx, Mandibeln und Lacinien gebildet wird. Das Speichelrohr durchzieht den Hypopharynx. Das leckend-saugende MWZ der Brachycera (292) ist das Stempelorgan (Haustellum). Der Rüssel der Stomoxynae (Muscidae; 295) ist stark chitinisiert, die Unterlippe mit dem Haustellum und Zähnelung der Labellen* bildet den Stechapparat. *dienen der Einspeichelung und Aufnahme der Nahrung Ähnlich wie bei den Brachycera (292) sind bei den Trichoptera (Köcherfliegen; 297) Hypopharynx und Unterlippe (Labium) zum Stempelorgan verwachsen; den Maxillen fehlt die Innenlade (Lacinia). Der Stechrüssel der Hemiptera (Rhynchota; 264) besteht aus 2 Stilettpaaren, dem Nahrungskanal und Speichelgang, die von Innenladen (Laciniae) der 1. Maxillen gebildet werden, sowie der (nicht penetrierenden) Rüsselscheide aus dem Labium (2. Maxille, Unterlippe). Das Labrum (Oberlippe) überdeckt den Rüsselansatz. Mundhöhle und Pharynx dienen als Saugpumpe. Bei den Heteroptera (Wanzen i.w.S., 264) werden die äusseren Stechborsten von den Mandibeln, die inneren von den Laciniae der 1. Maxillen gebildet. Die Aradidae (Rindenwanzen; 265) haben Bündel aus langen Stechborsten, die in Pilzgeflecht eindringen. Der Stechrüssel der Auchenorrhyncha (Zikaden; 266) und der Sternorrhyncha (Pflanzenläuse; 267) ^ dem typischen Heteropteren-Stechrüssel. Den Pemphigidae (Blasenläuse; Aphidina, 267) fehlt der Saugrüssel. Die Lepidoptera (298) besitzen einen langen einrollbaren Saugrüssel, der aus den stark verlängerten Galeae gebildet wird und sich in die Mundpumpe öffnet. Der Rüssel kann durch Muskelzüge bzw. ansteigenden Hämolymphdruck gestreckt werden. Die Mandibel ist + stark rückgebildet oder fehlt ganz. Die Lepidopteren-Larve (Raupe) besitzt kauende MWZ. HAFTORGANE Dem Anheften am Substrat bzw. am oder im Körper anderer Tiere dienen spezielle Organe. Hydrozoa. Eutima commensalis (Thecata; 100) sitzt mit einer Haftscheibe im Mantelgewebe einer Bohrmuschel fest. Unter den Trematoda besitzen die Aspidobothrii (110) einen umfangreichen Haftapparat. Die Mundöffnung der Malacobothrii (110) ist fast immer von einem Saugnapf umgeben. Ansonsten sind die Saugnäpfe der Trematoda gross (Brachylaimida, 110), nur schwach ausgebildet, oder sie fehlen (Schistosomida, 110). I.a. sind Mund- und Bauchsaugnapf zu unterscheiden (Holostomida, 110). Bei den Amphistomida (111) tritt an die Stelle des Mundsaugnapfs meist der stark ausgebildete Pharynx. Die Larven (Zerkarien) z.B. der Amphistomida haben an beiden Körperenden je einen Saugnapf; nur 1 Saugnapf ('Monostomie') ist bei den Zerkarien der Notocotylida vorhanden. Die Saugnäpfe der Cestoda (113) befinden sich am Scolex. Der Scolex der - Caryophyllidea (113) ist oft 'nelkenartig' gefaltet. - Pseudophyllidea zeigt 2 Sauggruben (Bothrien) oder Lappen. - Diphyllidea ist sehr lang und mit 4 Haftgruben und einem Haken führenden Fortsatz ausgestattet. - Proteocephalidea trägt 4 Saugnäpfe - Acoleata besitzt ein Rostellum, das mit einem Hakenkranz bewehrt ist. Die Saugnäpfe des Schweinebandwurms (Taenia solium, 113) dienen der Anheftung im Darm des Wirts und nicht der Nahrungsaufnahme; Letztere erfolgt über das Integument. Aschelminthes. Die Gastrotricha und die Chaetonotida (116) tragen am Körperende Haftröhrchen (jeweils mit Klebedrüse) zum Festsaugen an Pflanzen. Die 'Zehen' der Loricifera (118), sowie die einiger ektoparasitischen Rotifera (Ploima; 117), tragen Klebe- bzw. Haftdrüsen. Gastropoda. Die Tonnidae (131) haben einen Rüssel mit Saugscheiben und Kiefern. Das Saugstilett der Pyramidelloidea (133) geht aus dem Kiefer hervor. Byssusdrüsen der Bivalvia in E-1.3.5. Cephalopoda (148). Ausser bei den Tetrabranchiata tragen die Fangarme der Cephalopoda Saugnäpfe. Die Saugnäpfe an den Fangarmen der Decabrachia ('Zehnarmige Tintenfische'; 149) sind oft gestielt, manchmal zu Haken o.ä. umgebildet. Polychaeta. Der Saugnapf der ektoparasitischen Histriobdellidae (156) ^ umgebildeten Parapodien (vgl. E-1.3.7.0.). Beim Medizinischen Blutegel (Hirudo medicinalis; 164) ist die Mundöffnung zu einem Saugnapf umgebildet. Der Rüssel von Calamyzas amphictenicola (154) hat ein stilettförmiges Saugrohr. Echinodermata. Die Ambulakralfüsschen der pedicellarienlosen Spinulosida (Asteroidea; 309) tragen je eine Saugscheibe, so auch die Füsschen der Valvatida und Velatida, z.T. auch die Füsschen der Brisingida (310), der Ophiuroidea (311) und Holothuroidea (315). ARTHROPODA Die Tarsen der Clubionidae (Sackspinnenartige; 176) sind mit einem Haftsohlenpolster ausgestattet. Die Laufbeine der Pseudoscorpiones (178) tragen Krallenpaare und als Haftstruktur 1 Ariolum. Die Tarsen der Acaridides (192) sind mit Haftvorrichtungen, d.h. mit einem membranösen Pulvillus bzw. einer empodialen Kralle versehen. Die Tarsen der Psoroptides (193) tragen eine membranöse Haftscheibe, wenn nicht Borsten oder 'Klauen'. Einen ausstülpbaren Haftapparat (Pygopodium) besitzen die Larven der Raphidioptera (Kamelhalsfliegen, 280) am Körperende. Allgemein sind die Endglieder der Insekten-Tarsen häufig zu Klammerhaken oder Saugnäpfen o.dgl. umgebildet. Die Tarsalia der Schreit- bzw. Kletterbeine der Phasmida (Gespenst- und Stabheuschrecken; 259) tragen Haftlappen zwischen den Endklauen. Die Amblycera ('Haftfuss-Mallophagen'; 262) tragen neben den Krallen Haftläppchen an den meist zweigliedrigen Tarsen. Haftläppchen sind auch häufig an den Tarsalia der Heteroptera (Wanzen i.w.S.; 264) vorhanden. Die Tarsalia der Thysanoptera (Fransenflügler; 263) sind mit je 2 Krallen und 1 Haftblase (Ariolum) ausgestattet. Die Tarsalia der Hymenoptera (282) tragen 2 Krallen mit je 1 Empodium bzw. Pulvillus als Haftvorrichtungen. °E-1.3.5. 'Äussere' Drüsen Gastropoda. Zum Einfangen von Plankton bildet die Wasserschnecke Vermetus arenarius (Monotocardia°Cerithioidea; 130) aus der Fussdrüse ein Schleimnetz. Säure abscheidende Drüsen ermöglichen Hiatella rugosa (Heterodonta°Hiatellidae; 146) das Einbohren in Kalkgestein. Die Byssusdrüsen der Bivalvia (142) dienen dem Festhaften am Substrat; sie fehlen den Protobranchiata (142) und Schizodonta (Eulamellibranchiata, 144), sind bei den Filibranchiata (Metabranchiata, 143) nur bei Jungformen vorhanden. Die Sekrete enthalten neben Kollagen Proteine mit hohem Glycingehalt, sowie Polyphenoloxidase. Bei den Onychophora (167) geben Drüsen neben der Mundöffnung Sekret ab, das an der Luft zu klebrigen Fäden erstarrt, worin sich Beutetiere verfangen. Arthropoda Analdrüsen der Thelyphonida (Geisselskorpione; 171) sondern ein Wehrsekret ab. Die Opiliones (194) besitzen 1 Paar Wehrdrüsen auf dem Prodorsum. Die Chilognatha (Diplopoda, 244) haben 1 Paar Wehrdrüsen pro Doppelsegment. Wehrdrüsen sind auch bei den Juliformia (246) und Pyrgodesmidae (Merocheta; 247) vorhanden, ebenso bei den Protura (Beintastler; Insecta°Apterygota; 252). Kennzeichnend für viele Heteroptera (Wanzen i.w.S., 264) sind die Stinkdrüsen, deren Sekret besonders bei den Pentatomidae (Schildwanzen, Stinkwanzen; 265) den 'Wanzengeschmack' z.B. von Beerenobst hervorruft. SPINNDRÜSEN Arthropoda Das vordere Spinndrüsenpaar der Cribellatae (z.B. Araneae, 172) besteht aus dem Cribellum, einer porösen Chitinplatte ('Spinnsieb'). Das einschichtige Epithel zeigt häufig 2 Zelltypen. Zur Pflege der Spinnfäden dient das kammförmige Calamistrum an den Metatarsen der Ht.beine; es fehlt z.B. den Mygalamorpha (Vogelspinnen, 172), Lycosidae (176) und Dysderoidea (173). Bei den Agelenidae (Deckennetzspinnen, 175) tritt an die Stelle des Cribellum ein paarig angelegter Colulus. Die Cheliceren der Pseudoscorpiones (178) können Spinndrüsen tragen; beim Serianus-M (Olpiidae; 178) ist die Rektalblase in eine Spinndrüse umgewandelt. Der Exopodit der Antenna ist bei den Cytheridae (Crustacea; 203) zu einer Spinnborste mit apikaler Spinndrüse umgebildet. Unter den Amphipoda (219) sind die Thorakopoden 4+5 der Ampithoidae, Isaeidae, Ischyroceridae, Aoridae und Corophiidae zu Spinndrüsen umgebildet. Das 1. Laufbein, bzw. die Laufbeine 1-3 der Tanaidomorpha (224) sind mit speziellen Kitt- oder Spinndrüsen ausgestattet. Die Symphyla (Zwergfüsser, 243) tragen Spinndrüsen am Abdomenende. Die Subcoxaldrüsen des Synxenidae-M (Diplopoda; 244) ^ Spinndrüsen. Die Nematophora (Diplopoda; 245) besitzen bis zu 3 Paar Spinngriffel am Körperende, ebenso die Chordeumatida (245) und die Callipodida (245). Das M der Pleurostigomorpha (Chilopoda; 249) weist Spinngriffel auf(Gespinst zum Absetzen der Spermatophore). Der Tarsus der Vd.beine der Embioptera (Tarsenspinner; Insecta; 256) weist eine einzellige Spinndrüse auf. Die Spinndrüse der Psocoptera (Staubläuse; 261) geht aus der Speicheldrüse hervor. Die Malpighi-Gefässe der Planipennia (Plattflügler; 281) erzeugen Spinnseide zum Weben eines Kokons, in dem die Verpuppung der Larve stattfindet. Die Spinndrüsen der Trichoptera-Larve (297), die den Köcher aufbauen, münden in ein Rohr, das aus den Maxillen und dem Labium gebildet wird. Lepidoptera. Die Raupe des Echten Seidenspinners (Bombyx mori; Bombycidae; 301) verfügt über eine paarig angelegte Drüse zum Spinnen des Puppenkokons. Die Raupe des Zünslers Leucinodes orbonalis (Pyralidae; 300) besitzt Seidendrüsen mit verlängerten 'Schläuchen', die einen Grossteil der Körperhöhle einnehmen (SINHA 1964). Die Ausführgänge öffnen sich an der Basis der 'Seidenpresse', die muskuläre Wände enthält und in einen hypopharyngealen Lappen eingeschlossen ist. Ergänzung Spinnennetz Die Fangfäden sind dehnbar und reissfest, von ca. 0,5 m Dm* und stärker als die Spinnfäden des Seidenspinners (VOLLRATH 1992). Je nach Fangtyp gibt es verschiedene Netzformen. Die urtümlichsten Netzkonstruktionen sind u.a. die Falltürund Stolperfäden der Gliederspinne Liphistius (172). Die Kreuzspinne (Araneus diadematus**; 175) erzeugt ein Radnetz, Scoloderus corfatus (175) ein Leiternetz. Der Spinnfaden besteht aus der Matrix aus ungeordneten helixartig verwundenen Aminosäureketten und eingefügten Proteinkristallen, die sich ähnlich einem Harmonikabalg zu Faltblättern anordnen. Die ungeordneten -Ketten geben dem Faden seine Visko-Elastizität. In den Spinndrüsen liegt die 'Rohseide' noch in solcher -Helix-Konformation vor, die durch Wasserstoffbrücken stabilisiert wird. Die Molekularstruktur entspricht weitgehend der der Seide von Bombyx mori (301). Bei Bedarf kommt es jeweils zu einer Änderung in der Zusammensetzung der Aminosäuren des Seidentyps. Aus einer hoch viskösen Flüssigkeit, die einen Mantel um den Fangfaden bildet, entstehen Massen aus Glykoproteinen, die sich auf dem Zentralfaden wie Perlen ausmachen. *daher i.a. nur durch Lichtreflexion sichtbar **Anmerkung zu den Araneae: Vor dem Bau eines neuen Netzes wird das alte aufgezehrt, sodass ein 'Recycling' der Spinnseidenproteine stattfindet °E-1.3.6. Bruteinrichtungen Annelida. Chitinopoma serrula (Polychaeta°Sabellida; 158) bildet Brutkammern in der Wohnröhre. Die Embryonalentwicklung der Bryozoa (Ektoprokta; 106) erfolgt im Coelom oder in einer speziellen Brutkammer (Ovicelle), die z.B. bei Plumatella durch Einstülpen des Integuments (Epidermis+Somatopleura) entsteht. Kamptozoa (Entoprokta; 126). Die Embryonen reifen in einer Bruttasche zwischen After und Geschlechtsöffnung heran. Mollusca Bei Halomenia gravida (Solenogastres; 127) wird die Kloakenhöhle (Pallialraum) des F zur Bruttasche. Das F der Muschel Milneria minima (Heterodonta°Carditidae; 145) verfügt über Bruträume, die aus ventralen Schalenrändern gebildet werden. Beim F des Papierboots (Argonauta; Cephalopoda°Incirrata; 150) wird eine Sekundärschale zum Brutbehälter. Der vivipare Schmarotzerkrake Ocythoe tuberculata (Cephalopoda°Incirrata; 150) brütet die Eier im Mantelraum aus. Arthropoda - Crustacea Eine dorsale Lücke zwischen Schale (Carapax) und Rücken bildet bei den Onychura (198) den Brutraum. Der Brutraum der Cladocera (199) befindet sich unter dem Carapax. Bei vielen Cladocera (z.B. Daphnia) bildet der 1 oder 2 Dauereier enthaltende Carapax eine Schutzhülle (Ephippium) und wird abgeworfen. Die Entwicklung des Cirripedia-Embryos (212) erfolgt bis zum ersten Naupliusstadium im Brutraum des F. Der Carapax des Thermosbaenacea-F (217) dient als Brutraum (Marsupium). Bei den Amphipoda (Flohkrebse; 219) bedecken Oostegite, die von Coxalplatten ausgehen, das Marsupium. Die Ovidukte der Hemioniscinae und der Cryptoniscinae (Isopoda; 233), die protandrische Zwitter sind, münden in einen 'inneren' Brutsack. Die Entwicklung der Larven der Bopyridae (Cymothoida; 233) erfolgt in Bauchtaschen. Miteinander verwachsene Pleonsegmente bilden bei den Hapalocarcinidae (Eubrachyura; 242) eine Bruttasche. Echinodermata Bei den Pterasteridae (Asteroidea; 309) bilden Membranen aboraler Stacheln und der Körperwand einen Brutraum. Bei Leptasterias groenlandica (Asteroidea°Forcipulatida; 310) bilden Magenkammern den Brutraum. Chiridotidae (Holothuroidea; 315) nutzen das Coelom als Brutraum. °E-1.3.7.0. Fortbewegungsorgane Cnidaria. Die Basalplatte des Polypenstocks von Vellelina (Hydroidea; 100) ist zu einem Schwimmfloss mit luftgefüllten Chitinringen umgebildet. Die Cystonectida (Siphonophora; 100) besitzen ein Pneumatophor mit innerer dünner Chitinschicht um die Gasblase. Die Phosphorida besitzen ausser dem Pneumatophor meist auch Schwimmglocken, die Calycophoridae nur Schwimmglocken. Die Polypen der Fahnenmundquallen (Scyphozoa°Semaeostomea; 103) kriechen mit Hilfe der Podozyten ('Füsschenzellen'). Die Ctenophora (Rippenquallen; 105) besitzen Plättchen aus hunderten von miteinander verschmolzenen Undulipodien (^ Membranellen), die den Körper in Längsreihen rippenartig überziehen. Der Oralpol der Platyctenida (105) ist zur Kriechsohle verbreitert. Bei den Lobata (Tentaculifera; 105) ist offensichtlich der Mundlappen das Schwimmorgan, d.i. ein Muskelsystem aus sich überkreuzenden Fasern. Eine Fortbewegung der Gnathostomulida (115) ermöglichen die Zilien der Epidermiszellen. Das mit einer Wimperkrone ausgestattete Räderorgan (Corona) der Rotifera (117) dient, ausser dem Einstrudeln von Nahrung, der Fortbewegung. Brachionus trägt lange Dornfortsätze, die das Schweben im Wasser ermöglichen. Unter den Mollusca (127) besitzen Muscheln (Bivalvia, 142) und Gehäuseschnecken (Gastropoda, 129) einen 'Fuss' als Gleitorgan. Bei den an Land lebenden Schnecken (besonders Stylommatophora, 138) ist der Fuss besonders breit, bei sessilen Bivalvia (z.B. Ostrea, 144) rückgebildet. Die Dreissenidae (Heterodonta, 145) haben nur als Jungmuscheln einen Fuss. Der Fuss der Polyplacophora (128) ist von einer die Kiemen (Ctenidien) tragenden Rinne umgeben. Der Kriechfuss vieler Bivalvia ^ Graborgan. Der Fuss der Gastropteridae und Aglajidae (Gastropoda°Cephalaspidea; 133) trägt breite Parapodien als Schwimmorgane (Notopodien). Bei den Anaspidea (Breitfussschnecken; 134) sind meist breite Parapodien vorhanden: Die Parapodien der Thecosomata (Seeschmetterlinge; 133) sind flügelartig verbreitert, ähnlich bei den Gymnosomata (134) und Lobigeridae (Saccoglossa, 134). Der Fuss der Scaphopoda (141) ^ Graborgan. Der Fuss der Cephalopoda (148) ^ Trichterorgan zur Fortbewegung, oder ist zu Fangarmen umgebildet. Die Decabrachia (149) haben neben 8 Kopfarmen 2 einziehbare Fangarme mit Saugnäpfen (vgl. E-1.3.4.). Kennzeichnend für die Octobrachia (150) sind die 8 Kopfarme, die bei den Cirrata Cirren tragen. Oft sind die Arme durch Velarhäute miteinander verbunden. Besonders lang sind die Fangarme der Architeuthidae (Riesenkalmare; 149); bei den Octopodoteuthidae (149) haben nur die Jungformen Fangarme. Die Arme des Segelkalmars Histioteuthis bonelli (Histioteuthidae; 150) sind bis fast zur Spitze durch ein Velum miteinander verbunden. Die 8 Kopfarme der Vampyromorpha (150) sind durch Velarhäute miteinander verbunden und bilden so einen Fangtrichter. Ähnliche Strukturen zeigen die Opistotheutidae (Octobrachia, 150). Die Cranchiidae (Gallertkalmare; 150) haben kräftige Fangarme; die Kopfarme sind schwach ausgebildet oder rückgebildet. Die Polychaeta (154) besitzen meist an jedem Körpersegment 1 Paar Parapodien, die bei den Phyllodocida an den vorderen Segmenten rückgebildet sind oder fehlen können. Das ursprüngliche Parapodium besteht aus einem dorsalen Notopodium und einem ventralen Neuropodium. Das Notopodium ist mit 1 Dorsalcirrus, das Neuropodium mit 1 Ventralcirrus versehen. Jedes Parapodienpaar trägt ein Borstenbüschel. Die Neuropodien der Terebellida (Polychaeta; 158) tragen Hakenborsten. Die Parapodien der 'Strudler' Sabellariida (158) sind rückgebildet. Die Parapodien der ektoparasitischen Histriobdellidae (Eunicida; 156) enden in einem Saugnapf (vgl. E-1.3.4.). Die Archianellida (159) haben eine ventrale Wimperrinne bzw. eine bewimperte Kriechsohle. Die Tardigrada (165) besitzen Paare gelenkloser, stummelförmiger Extremitäten mit Krallen, Haken oder Haftscheiben. Den Stygarctidae fehlen die Zehen, die Krallen befinden sich direkt am Extremitätenstamm. Die Pentastomida (166) haben z.T. stummelförmige Extremitäten mit Hakenkrallen (Cephalobaenida). Railletiella hat anstelle von Stummelfüssen Parapodiallappen, die Porocephalia eine 'Hakenkrallenextremität' in der Form eines Krallenapparats mit Krallentasche; die Erstlarven besitzen 2 Paar Stummelfüsse. Ungegliederte Stummelextremitäten mit distalen Krallen kennzeichnen auch die Onychophora (167). Extremitätenlose 'Würmer' und viele Insektenlarven (Maden) bewegen sich durch Kontraktionen der Körpermuskulatur (Hautmuskelschlauch; E-2.5.1.) fort. Die meisten Annelida (Ringelwürmer; 153) tragen Chitinborsten, die der Fortbewegung dienen, aber auch die Verankerung in einer Wohnröhre ermöglichen. Extremitäten der Arthropoda unter E-1.3.7.1. Bei den Chaetognatha (303) wirken Flossensäume der Rumpf- und Schwanzregion als Stabilisatoren während des Schwimmens. ECHINODERMATA (307) Die wichtigsten 'Extremitäten' der Stachelhäuter sind - Ambulakralfüsschen in Rinnen. Die Ambulakralrinnen der Ophiuroidea (311) sind geschlossen und in den Körper eingesenkt (Ambulakralfurche, Epineuralkanal)*. Die Füsschen der Spinulosida, Valvatida, Velatida u.a. (Asteroidea, 309) tragen Saugscheiben (vgl. E-1.3.4.). Bei den Holothuroidea (315) sind Ambulakralfüsschen der Mundregion zu Tentakeln umgebildet (vgl. E-1.3.1.); die übrigen Füsschen sind bei den Molpadonia, im Meeresboden lebenden Substratfressern, weitgehend rückgebildet, den Apodida fehlen sie gänzlich. *Ähnliche Ambulakralfurchen sind bei den Echinoidea (312) und Holothuroidea (315) vorhanden. - Pedicellarien. Im engeren Sinne handelt es sich um Greif- bzw. Putzorgane. Fehlen den Ophiuroidea (311), Holothuroidea (315) und, unter den Asteroidea, z.B. den Astropectinidae und Spinulosida (309). Namentlich die Pedicellarien der Forcipulatida (Asteroidea, 310) enden in Greifzangen. Ergänzungen Die subzelluläre Struktur des Füsschensystems der Echinodermata (BARGMANN & BEHRENS, 1963; HARRISON & PHILPOTT, 1966; HILGERS & SPLECHTNA, 1975) zeigt in Golgi-Nähe PAS-positive Sekretgranula. Die Ampullenwand* von Asterias rubens (310) besteht zunächst aus dem Peritonealepithel, einer Bindegewebsschicht, einer Muskelschicht und dem Ampullenepithel. Die Endothelzellen haben sehr dünne lamellenförmige Fortsätze, die sich über die Nachbarzellen ausbreiten; teilweise kommt es zur Verzahnung. Basal reichen die Zytoplasmablätter bis zur Muskelschicht. An den Endothelzellen befinden sich Gruppen von Zilien. Auf ihrer lumenwärtigen Oberfläche erheben sich schmale zu Kolben verdickte Fortsätze oder Zytoplasmasepten. Paranukleär befinden sich Mitochondrien; es sind Granula und Einschlüsse vorhanden. Die Muskelzellen weichen in ihrem Bau von glatten Muskelzellen ab. Die Elemente sind von Fibrillen (ohne Periodenmuster) durchzogen und mit vielen Zytoplasmafortsätzen besetzt. Damit ist eine Verbindung zur Basalmembran der Bindegewebsschicht hergestellt, der Zellen untereinander und mit dem Ampullenendothel. Im 'Zytoplasmahügel' befinden sich ein langgestreckter Kern mit prominentem Nucleolus, Mitochondrien, Ribosomen und eine Golgistruktur. Das Bindegewebe besteht aus parallel verlaufenden Bündeln periodisch gegliederter Fibrillen. Unter der Muskelschicht und dem Coelomepithel ist jeweils eine Basalmembran vorhanden. *Ampulle ^ kontraktiles Gefäss am Ende des Ambulakralfüsschens in der Körperhöhle °E-1.3.7.1. Arthropoda: Extremitäten und ihre Abwandlungen Gegeneinander bewegliche Teile sind durch Gelenkhäute miteinander verbunden, wobei eine Verbindung aus Gelenkpfanne und Gelenkkopf bestehen kann, z.B. zwischen Coxa und Thorax, oder an der Fühlerbasis. CHELICERATA (169) Das 1. Extremitätenpaar sind die Cheliceren mit Scheren, das 2. Paar die scherenoder tasterförmigen Pedipalpen; darauf folgen die Laufbeine (meist 4 Paare). Die Endglieder der Pedipalpen der Amblypygi (Geisselspinnen; 171) sind zu Scheren umgebildet. Die Pedipalpen der Phrynidae (Amblyppygi; 171) können zu einem Fangkorb angeordnet sein. Das Basisglied der Chelicere der Ctinipidae (Tapezierspinnen, 172) bildet mit seinem distalen Ende ein Graborgan. Bei den Araneae (Webespinnen; 172) sind die Extremitätenanlagen der Metameren 10. und 11. zu Spinnwarzen umgebildet (vgl. Ergänzung). Die Pedipalpenendglieder des Araneae-M (172) bilden ein Kopulationsorgan. Acari. Bei den Eriophyoidea (Gallmilben; 187) sind nur die beiden vorderen Laufbeinpaare vorhanden. Hydrachnidia (Wassermilben; 188) tragen meist Schwimmhaare an den Extremitäten. Die Acaroidea (192) besitzen scherenförmige (chelate) Cheliceren. Bei den Listrophoridae (Psoroptides, 193) dienen plattenförmige Anhänge der Pedipalpenhüften als Klammerwerkzeuge. Die Laufbeine der Opiliones (194) sind sehr lang und haben (sekundär) gegliederte Tarsen. Die dreigliedrigen Cheliceren sind distal als 'Schere' ausgebildet. Pantopoda (196). Die Extremitäten sind meist sehr lang, faden- oder stabförmig; wie bei den Arachnida entspricht das 1. Extremitätenpaar den 3- oder 4-gliedrigen Cheliceren, das 2. den bis 10-gliedrigen Pedipalpen. Cheliceren und Pedipalpen fehlen den Pycnogonidae. Die Laufbeine bestehen aus Coxa, 2 Trochanteren, Femur, Patella, Tibia, Tarsus. Larvale Cheliceren können Spinndrüsen tragen (vgl. E-1.3.5.). DIANTENNATA - CRUSTACEA (197) Grundsätzlich sind die Extremitäten Spaltbeine aus Protopodit (Stamm), Exopodit und Endopodit. Die Thorakopoden (Thorakalbeine) stellen häufig Greiforgane dar, bzw. sind zu Schreit- oder Schwimmbeinen umgestaltet. Die vorderen Thorakalbeinpaare (Maxillipeden) dienen als 'Hilfsmaxillen' bei der Nahrungsaufnahme. Der 1. Thorakopod der Mystacocarida (Podocopida; 203) ^ Maxilliped; die 2. Antenne und die Mandibeln sind Laufbeine. Die Phyllopoda (198) weisen ursprünglich viele Beinpaare auf (Notostraca bis 70), die im Verlauf der Entwicklung zu Gliederfüssen, Blattfüssen usw. abgewandelt werden. Die Extremitäten der Cladocera (199) sind stark vereinfacht. Bei den Thalassinidea (Maulwurfkrebse; 238) sind die Basis und das Ischium der Laufbeine miteinander verwachsen. Die >30 Rumpfsegmente der in Meereshöhlen lebenden Remipedia (197) besitzen je 1 Paar Schwimmbeine. Die Thorakopoden - 1 bis 3 der Decapoda (235) ^ Maxillipeden; der 1. Thorakopod trägt häufig eine Schere*. *Scheren tragende Laufbeine werden als Chelipeden bezeichnet. - der Darwinulidae (Podocopida; 203) sind Schreitbeine. Der 1. Thorakopod der Cyprididae (203) ist ein Schreitbein, während der 2. einen Putzfuss trägt. - der Haustoriidae und Pontoporeiidae (Amphipoda; 220) sind Grabbeine. Bei den Apseudidae (Tanaidacea; 224) ist nur das 1. Laufbein zum Grabbein umgestaltet. - der Cirripedia (212) sind als 'Rankenfüsse' zu einem Filtersystem zum Einfangen von Kleinlebewesen umgebildet. - 2-5 der Cyclopoida (Copepoda; 206) sind Ruderbeine mit je 2 Schwimmästen. Ruderbeine sind meist auch die Abdominalbeine (Pleopoden) der Malacostraca (215). Der 1. Thorakopod der Copepoda (204) ^ Maxilliped, die folgenden 4 Paare sind Schwimmbeine. Das letzte Thorakopodenpaar des M ist häufig zum Überträger der Spermatophoren umgebildet. Der 2. Thorakopod (^ Maxilliped) der Stomatopoda (Fangschreckenkrebse; 216) ^ Fangbein bzw. Raubbein. Der 2. Thorakopod der Myodocopa (Ostracoda; 202) ^ Putzorgan. Epipoditen (d.s. äussere Spaltfuss-Anhänge) der Thorakopoden können alls Kiemen fungieren, so bei den Syncarida (Eumalacostraca; 217) und Amphipoda (219; vgl. E-2.8.1.1.). Fehlen z.B. die Thorakopoden 4, oder, wie bei 'Walläusen' (Caprellidea°Cyamidae; 222) 4+5, befinden sich die Kiemen an den Thorakomeren 4 und 5. Die vorderen Rumpfbeinpaare des Onychura-M (198) tragen Klammerhaken. Die ersten beiden Blattbeinpaare der Chydoroidea (199) sind Greiforgane. Bei den Portunidae (242), kann das 5. Laufbein mit einem paddelförmigen Daktylus versehen sein, bzw. erscheint lanzettlich wie bei der Strandkrabbe (Carcinus maenas). Die Pleopoden (Beine der Abdominalsegmente) der Malacostraca (215) ^ zweiästigen Ruderbeinen; Pleopoden 1 und 2 können beim M zusätzlich als Kopulationsorgane dienen. Das letzte Pleopodenpaar bildet meist mit dem Telson einen Schwanzfächer. Bei den Gnathiidae (Isopoda; 232) bilden die Uropoden mit dem Pleotelson den Schwanzfächer. Zumindest die Pleopoden 1 und 2 der Holognathidae (Isopoda; 230) tragen Schwimmborsten. Ebenso tragen, neben den Thorakopoden, die Pleopoden anderer Valvifera (230) Borsten, die Pleopoden der Keuphyliidae (Isopoda; 231) und der meisten Cymothoida (232) lange Schwimmborsten. Beim Brachyura-M (241) sind die Pleopoden 1 und 2 zum Kopulationsorgan umgebildet, wie auch meist beim Euphausiacea-M (Leuchtkrebse, 234), dem Anaspidacea-M (Eumalacostraca; 217) und Galatheoidea-M (Decapoda; 239). Bei der Schwimmkrabbe Carcinus maenas (242) ^ 1. Pleopod einem Kopulationsorgan. Bei manchen Isopoda (Asseln, 225) dienen der Exopodit des 1., zusammen mit dem Endopodit des 2. Pleopoden (Calabozoida), bzw. nur der Endopodit des 2. Pleopoden (Asellota), als Kopulationsorgan. Die Extremitäten (einschl. der Antennenschäfte) der Plakarthriidae (Isopoda°Sphaeromatidea; 231) zeigen plattenförmige Verbreiterungen. SCHEREN DER CRUSTACEA IM SPEZIELLEN Die Thorakopoden 1+2 der Amphipoda (Flohkrebse, 219) tragen als Gnathopoden meist eine Schere. Der 2. Gnathopod ist bei Ektoparasiten an Seefischen, wie z.B. Opisa eschrichtii (Lyssianassidae; 219), besonders stark entwickelt. Die vorderen 3 Laufbeine der Astacidea (238) tragen Scheren; kräftige Scheren befinden sich bei den Nephropidae (Hummer; 238) am 1. Laufbeinpaar (oft mit Heterochelie*). *Scheren unterschiedlich in Form u/o Grösse Das 1. Laufbein der Brachyura (Krabben; 241) ist meist >> als die übrigen und trägt eine Schere. Auch bei den meist in Schneckengehäusen lebenden Paguridae, Diogenidae und Coenobitidae (240) kann die eine Schere die andere an Grösse übertreffen (Heterochelie; s.o.). Die eine Schere der M Winkerkrabbe (Uca; Ocypodidae; 242) ist enorm vergrössert. Das M der Metapseudidae und Pagurapseudidae (224) besitzt starke Scherenbeine. Das 1. Laufbein (4. Thorakopod) der Anomura (239) trägt meist eine grosse, das 5. Laufbein eine kleine Schere. Bei manchen 'Garnelen' (Caridea; z.B. Alpheus schmittii; 237) dient eine grosse Schere als 'Knallschere' zum Abschlagen von Korallenstücken. Die Laufbeine der Palinuridae (Langusten; 239) und der Scyllaridae (Bärenkrebse; 239) sind scherenlos. ANTENNATA (243) Die Extremitäten haben keine Exopodite; die Laufbeine der Symphyla (Zwergfüsser; 243) besitzen Epipodite (Styli), die bei den Scutigerellidae (243) sehr lang sind. Die Diplopoda (Doppelfüsser, 244) haben z.T. >300 Beinpaare. Das 13.-16. Beinpaar der Callipodida (245) ist mit jeweils einem Coxalorgan zur Wasseraufnahme ausgestattet. Beim Julida-M (244) sind beide Laufbeinpaare des 7. Rumpfrings zu Gonopoden umgestaltet. Bei den Merocheta (247) ^ das 8. Beinpaar des M Gonopoden, bei den Polyzoniidae (245) die Beinpaare des 7. u. 8. Rumpfrings. Die Pauropoda (Wenigfüsser, 248) haben 9-11 Laufbeinpaare. Die Chilopoda (249) haben insgesamt 15 bis >190 Beinpaare (Geophilomorpha (250) maximal 191) bei homonomer Rumpfgliederung. Laufbeine sind in Coxa, Trochanter, Praefemur, Femur, Tibia, Tarsus und Posttarsus gegliedert. Das 1. Beinpaar (Maxillipeden) ist zu Gifthaken mit Giftdrüsen umgebildet (vgl. E-1.3.2.). Die Beinpaare der letzten beiden Rumpfsegmente sind beim M rückgebildet oder fehlen. Ausser bei den Scutigeridae (249) tragen einige Beinpaare Coxalorgane zur Wasseraufnahme. Insecta (251) Der Thorax trägt 3 Laufbeinpaare. Das Laufbein besteht aus Coxa, Trochanter, Femur, Tibia und Tarsus (1-5 Tarsalia). Der terminale Praetarsus besteht meist aus 2 Klauen, zwischen denen häufig Haftlappen vorhanden sind (vgl. E-1.3.4.). Die Extremitäten des 8. und 9. Abdominalsegments sind beim F häufig zum Legeapparat (Ovopositor) umgebildet (vgl. E-1.3.2.). Die Extremitäten des 9. Abdominalsegments der Pterygota (254) dienen beim M häufig als Kopulationshilfsorgan. Bei den Diplura (252) ist die Coxa mit dem Sternit (Ventralplatte) verwachsen (Coxosternit). Das letzte Beinpaar der Collembola (Springschwänze; Apterygota; 252) bildet eine Sprunggabel (am 4. Abdominalsegment). Das 3. Segment trägt eine Haltevorrichtung für die Sprunggabel. Die Extremitäten des 1. Segments sind ein unpaariger Ventraltubus, der u.a. als Haftorgan dient. Die Phthiraptera (Tierläuse i.e.S., 262) besitzen 'Klammerbeine' mit kräftigen Klauen. Die Ht.beine der Dytiscidae und der Gyrinidae (Schwimmkäfer und Taumelkäfer; 270) sind abgeplattet und tragen Schwimmhaare. Die Tarsen des 1. Beinpaares der Corixidae (Ruderwanzen; Heteroptera; 264) sind lang und spatelförmig. Die keulig verdickten Tarsenendglieder der Dryopidae (Hakenkäfer; 273) tragen sehr grosse Krallen. Die flachen Vd.tibien der Heteroceridae (Sägekäfer; Dascillioidea; 274) sind mit einer Dornenreihe versehen. Die Ht.extremitäten der Saltatoria (259), der Auchenorrhyncha (Zikaden; 266) und (meist) der Caelifera (Kurzfühlerschrecken; 260) sind Sprungbeine, ebenso die der Aleyrodina (Mottenschildläuse, Weisse Fliegen; 268). Besonders auffällig sind die Sprungbeine (hinteres, meist auch mittleres Beinpaar) der Siphonaptera (Flöhe; 296). Die Vd.beine der Maulwurfsgrille (Gryllotalpa gryllotalpa; Saltatoria°Grylloidea; 259) ^ Grabschaufeln. Grabbeine sind auch bei den Scarabaeidae (Mist- u. Laubkäfer; 273) und Sphecoidea (Grabwespen; 288) vorhanden. Das Vd.beinpaar der Mantodea (Fangschrecken, mit Mantis religiosa; 285) ^ Fangbeinen, die mit Greifhaken ausgestattet sind, wobei die Tibia taschenmesserartig gegen das Femur geklappt werden kann. Die Vd.beine der Mantispidae (Fanghafte; Planipennia; 281) sind lange Fangbeine. Bei den Apidae (289) sind Teile der Laufbeine Sammeleinrichtungen für Pollen. Die Ht.tibien der Andrenidae (Sandbienen; 289) tragen Sammelbürsten. Die Vd.beine der Satyridae (Augenfalter; 302) und Nymphalidae (Fleckenfalter; 302) entsprechen Putzbeinen. Die Extremitäten sessiler Formen sind i.a. weitgehend rückgebildet. So ist das (meist sessile) F der Diaspididae (Deckelschildläuse; 268) beinlos. Zu erwähnen sind hier auch die Abdominalfüsse der Insektenlarven (vgl. E-1.3.2.), besonders die der Raupen. Die Extremitäten minierender Symphyta-Larven (Hymenoptera; 283) sind stummelförmig oder fehlen. Die Larven der Orussoidea (283) sind völlig fusslos. °E-1.3.7.2. Antennen (Fühler) der Arthropoda Die Antennen, die am 2. Kopfsegment eingelenkt sind, leiten sich von den Extremitäten ab (Homologie mit den nachfolgenden Extremitäten). Diantennata-Crustacea Es sind 2 Antennenpaare vorhanden: die 1. Antennen (Antennulae) und 2. Antennen (Antennae). Die meist zweiästige Antennula der Cladocera (199) ^ Schwimmorgan. Ebenso sind beide Antennenpaare der Ostracoda (202) Schwimmorgane. Die Antennae der Onychura (198) ^ Ruderorganen. Beim Copepoda-M (204) ^ die Antennula meist einem Greiforgan. Die Antennula der Podoplea (205) ist beim M ein Greiforgan bzw. eine Schere. Borstenreihen der Antennen des Einsiedlerkrebses Diogenes brevirostris (Decapoda°Paguroidea; 240) bilden eine Netzangel. Bei den Protura (Beintastler, 252) übernimmt das entsprechend verlängerte 1. Laufbein die Funktion einer Antenne. Der Endopodit der Antenna der Metacopa (Podocopida; 203) dient als Kriechorgan. Beide Antennenpaare der Palinuridae (Langusten; 239) tragen lange Geisseln. Antennata Es ist nur 1 Antenne vorhanden, die der Antennula der Crustacea entspricht. Die einfachste, 'ursprüngliche' Antennenform ist die Gliederantenne der Chilognatha (244), Diplura (262) und Collembola (253). Für die Zygentoma und Archaeognatha (253), sowie für viele Pterygota, sind lange, vielgliedrige Geisselantennen kennzeichnend. Nur das Basisglied (der 'Fühlerschaft') ist durch Muskulatur beweglich. Die meist langen und fadenförmigen Antennen der Nematocera (Mücken; 291) tragen über den beiden Grundgliedern Geisseln aus vielen gleichartigen Gliedern. Bei den Brachycera (Fliegen; 292) ist die 'Geissel', z.B. in der Form einer Borste, eines Griffels o.dgl. ein Anhang des 3. Antennenglieds. Für die Lamellicornia (Blatthornkäfer; 273) sind abgewinkelte ('gekniete') Antennen mit blattartig vergrösserten Endgliedern kennzeichnend. Bei den Scarabaeidae (Mist- und Laubkäfer; 273) tragen die Endglieder der Antennen 3-7 einseitig ausgerichtete Lamellen. Die Antennen-Endglieder der Lucanidae (Hirschkäfer i.w.S.; 273) tragen säge- oder kammförmige Gebilde. Lepidoptera. Die Antennen der Zygaenidae (301), Pieridae und Hesperiidae (302) sind keulenartig verdickt. Beim extremitätenlosen F der Diaspididae (Deckelschildläuse; 268) sind auch die Antennen fast völlig rückgebildet. °E-1.3.7.3. Insektenflügel Die geflügelten Insekten (Pterygota, 254) haben z.T. höchst leistungsfähige Flugeinrichtungen in der Form von 1 oder 2 Flügelpaaren entwickelt, die i.a. am Pterothorax (aus Meso- und Metathorax) eingelenkt sind. Tergite des Thorax der Archaeognatha und Zygentoma (Thysanura; 253) enthalten Hautduplikaturen, die als Vorläufer des Insektenflügels gelten mögen. I.a. besitzen die Pterygota (254) 2 Flügelpaare, d.h. 4 Flügel, die i.a. im Ruhezustand parallel zur Körperachse gefaltet werden, bei den meisten Libellen (Odonata, 255) jedoch ausgebreitet bleiben. Häufig übertreffen die Ht.flügel (bei Käfern und Wanzen Deckflügel) die Vd.flügel beachtlich an Grösse. Eine besondere Struktur und Pigmentierung zeigen die Flügeldecken der Käfer und Wanzen. Die häutigen Unterflügel dagegen sind, wie die Flügel der Mücken, Fliegen und Hautflügler, meist pigmentfrei. Besonders bei den letzteren Ordnungen ist die Aderung der Flügel ein wichtiges taxonomisches Merkmal. Der 130 Mio Jahre alte Abdruck des Vd.flügels eines zikadenähnlichen Insekts (Wonnacotella?) zeigt bereits Grundmuster einer Aderung (WOOTTON 1991). Ähnliche Befunde zeigt der Ht.flügel der vor 220 Mio Jahren lebenden australischen Fletcheriana. Die Flügeladerung der Planipennia (Staubhafte; 281) ist stark rückgebildet. Die Flügel der Thysanoptera (Fransenflügler, 263), die nur undeutlich geadert sind, tragen lange Fransen. Die aderlosen Vd.flügel der Dermaptera (Ohrwürmer; 257) sind kurze Deckflügel (Elytren), die Ht.flügel häutig; einige Arten sind flügellos. Beim Gemeinen Ohrwurm (Forficula auricularia; 257) sind die Ht.flügel nur als kleine Schuppen vorhanden. Die Notoptera (Grillenschaben, mit Grylloblatta campodeiformis, 257) sind 'sekundär' flügellos. Bei den Blattodea (Schaben, 258) sind besonders die Flügel des F häufig rückgebildet. Blatta orientalis z.B. hat stummelförmige Vd.flügel, Ht.flügel fehlen. Das Feigenwespen-M (Blastophaga psenes; Chalcidoidea°Agaoinidae; 285) ist flügellos. Die Vd.flügel der Heteroptera (Wanzen i.w.S.; 264) sind 'Halbdecken' (Hemielytren), proximal mit lederartigem Corium, distal mit häutiger Membran; die Ht.flügel sind häutig. Die Vd.flügel der Coleoptera (269) entsprechen festen, zweischichtigen Decken (Elytren) und können median miteinander verwachsen sein, besonders dann, wenn die Ht.flügel rückgebildet sind (z.B. Carabidae (270) und Curculionidae (278)). Verkürzte Flügeldecken kennzeichnen die Staphylinidae (Kurzflügler; 271) u.a. Staphylinoidea, z.B. die Histeridae (Stutzkäfer; 272). Die Flügeldecken (Vd.flügel) der Cantharoidea (Weichkäferartige; 271) sind rückgebildet oder fehlen. Der Ht.flügel der flugfähigen Hymenoptera (Hautflügler; 282) ist mit einem Haken am Vd.flügel anknüpfbar. Die Vd.flügel der Strepsiptera (Fächerflügler; 279) sind stummelförmig, die Ht.flügel grossflächig und faltbar. Bei den Diptera (Mücken und Fliegen; 290) wird das hintere Flügelpaar (bei den Strepsiptera das vordere, s.o.) als Halteren (Schwingkölbchen) angelegt, die der Sinneswahrnehmung dienen (vgl. E-2.7.1.). Brachycera (292). Die Flügel der Phoridae (Buckelfliegen; 293) sind oft + rückgebildet (bei Aenigmatias ist nur das M geflügelt). Die Flügel der in Termitenstaaten lebenden Termitoxenidae (293) sind stark rückgebildet. Die Carnidae (Falken-Lausfliegen; 294), Blutsauger im Vogelnest, verlieren die Flügel beim Schlüpfen. Die Schaflausfliege (Melophagus ovinus, 295) ist auch als Imago flügellos. Die Hirschlausfliege (Lipoptena cervi, 295) ist nur bis zum Auffinden des Wirts geflügelt. Die Siphonaptera (Flöhe; 296) sind sekundär flügellos. Die Trichoptera (Köcherfliegen; 297) haben fast immer 2 Paar häutige, stark behaarte Flügel. Lepidoptera (298). Der Schmetterlingsflügel trägt i.a. Schuppen, die häufig bunte Muster, u.a. 'Augenflecke' bilden. Die Flügel des Hummelschwärmers (Hemaris fuciformis; Sphingidae; 301) sind fast unbeschuppt und erscheinen glasartig durchscheinend. °E-1.4.0. Morphologie der Acrania und Vertebrata °E-1.4.1.0. Körperregionen Die rumpf- und schwanzlosen Acrania (319) mit der Gattung Branchiostoma (Amphioxus) zeigen eine deutliche Metamerie, d.h. die Gliederung in Segmente (Metameren). Bei den Petromyzonta (Neunaugen; 321) und Myxinoidea (Schleimaale; 321) ist der Kopf nicht deutlich vom Rumpf abgesetzt. An der hinteren Körperhälfte befindet sich ein Flossensaum. Der Körper der höher organisierten Vertebrata ist primär in Kopf und Rumpf (evtl. inkl. Schwanz) gegliedert. Extremitäten, soweit vorhanden, sind bei den Fischen die Flossen (vgl. E-1.4.2.1.). Die Vd.extremitäten der Vögel sind als Flügel ausgebildet (vgl. E-1.4.2.2.). Die charakteristische Färbung von Schuppen-, Feder- oder Haarkleid, bzw. bestimmter Hautpartien, beruht besonders auf der Einlagerung von Pigmenten (hauptsächlich Melaninen*) in die obere(n) Hautschicht(en). *Amorphe Indolchinonpolymere; schwarzbraunes N-haltiges M. (Eumelanin), helleres S-haltiges M. (Phaeomelanin, vor allem bei Säugern); Bildung von Melanosomen in Melanozyten. 'PISCES' Primär vom Fischhabitus sind die fast stets marinen Chondrichthyes (322) und die Osteichthyes (329) mit den Unterklassen Actinopterygii (Strahlenflosser; 329; meiste Meeres- und Süsswasserfische), Sarcopterygii (368; mit den Lungenfischen (Dipnoi)) und Crossopterygii (Quastenflosser; 368). In E-1.2.2. wird auf Abweichungen von der 'Standardform' hingewiesen. Fischflosse unter E-1.4.2.1. AMPHIBIA (370) Zu den Amphibien zählen die schlangenförmigen Gymnophiona (371), die Urodela ('Schwanzlurche'; 372) und die Anura (373); Letzeren fehlt ein 'äusserer' Schwanz. Primär sind 2 Extremitätenpaare vorhanden. Kopf und Rumpf sind besonders bei den Anura nicht immer deutlich voneinander abgesetzt. REPTILIA (377) Hauptformen der heute lebenden Reptilien sind die Testudines (Chelonia; Schildkröten; 378), die Squamata (Schlangen und Echsen; 382) und die Crocodylia (391), auch die Rhynchocephalia (381) mit der Brückenechse (Sphenodon). Mit Ausnahme der Schlangen haben die Reptilien i.a. 2 Paar seitlich eingelenkte Extremitäten. Der Ruderschwanz der Crocodylia (391) ist i.a. seitlich abgeflacht. Der Wasserdrache Physignathus lesueurii (Lacertilia°Iguania°Agamidae; 383) besitzt einen platten Ruderschwanz. Der Flugsaurier Sordes pilosus (392) aus dem Oberjura Kasachstans besass einen Haarpelz, wie fossile Funde zeigen. AVES (393) Der Rumpf der Vögel ist 'relativ' einheitlich gestaltet. Die Vd.extremitäten entsprechen Flügeln, die bei flugunfähigen Arten rückgebildet sein können. Der Hals vieler grosser im Bereich von Gewässern lebenden Formen kann eine bedeutende Länge erreichen (Reiher, Storch, Pelikan u.v.a.). Der Schwanz ist vielgestaltig, dessen Form häufig namengebend für eine Familie bzw. Gattung (z.B. Keilschwanzsittiche mit Aratinga; Psittacidae, 405). Für die Pelecanidae (Pelikane; 396) ist der sehr dehnbare Kehlsack zwischen den Unterschnabelästen kennzeichnend. Das Fregatidae-M (Fregattvögel; 396) trägt während der Balzzeit einen roten Kehlsack. FEDERKLEID Mit Ausnahme der adulten Pinguine (Sphenisciformes, 395), die zu Schuppen rückgebildete, bzw. nur als Kielstümpfe verbliebene Federn in mehreren übereinander lagernden Schichten haben, tragen die Vögel ein Federkleid, das sich aus verschiedengestaltigen Kopf-, Schwung- und Daunenfedern zusammensetzt. Der flugunfähige Afrikanische Strauss (Struthio camelus, 393) hat dicht stehende weiche Federn ohne Schaft. Im Besonderen sei auf die leierförmigen äusseren Schwanzfedern der Leierschwänze (Passeriformes°Menuridae; 418), die Schmuckfedern des Pfauen-M (Pavo; Galliformes°Phasianidae; 400) und die schillernden Federn der Paradiesvögel (Passeriformes°Paradisaeidae; 418) hingewiesen. Der Schwanz des Menuridae-M (418) besteht aus 12 zerteilten Federn, dazu kommen 2 drahtähnliche Mittelfedern und 2 lange Aussen- oder 'Leier'federn. Gelegentlich werden ganze Federfluren rückgebildet (Übergang juvenile/ adulte Formen). Kopf und Hals der Cathartidiformes ('Neuweltgeier'; 398) und Aegypiinae ('Altweltgeier'; Accipitriformes; 398) sind unbefiedert, was das Besudeln des Gefieders mit dem Blut der Kadaver verhindert. Von rein weissen, d.h. pigmentfreien, bzw. schwarz erscheinenden Federfahnen abgesehen, bestehen zahlreiche Farbnuancen und Farbkombinationen, besonders bei tropischen Arten (Papageien, Paradiesvögel, Kolibris). Wie schon in E-1.2.3. erwähnt, haben manche Vogel-FF im Vergleich zu den MM ein unscheinbares Gefieder, was hauptsächlich als eine Tarnfärbung während der Brutperiode zu deuten ist (Sperlingsvögel, Fasan, Pfau, Paradiesvogel). Die Mauserung, d.h. der Gefiederwechsel, tritt meist periodisch auf, häufig in Anpassung an das wechselnde Erscheinungsbild der Umgebung (Sommer- und Wintergefieder; z.B. Schneehuhn Nyctea scandiaca, 407). Viele Vögel zeigen während der Brutzeit einen an der Bauchseite lokalisierten Federverlust, den Brutfleck, der dazu dient, das Gelege im Kontakt mit der stark durchbluteten Haut zu wärmen. MAMMALIA (420) Der Kopf der Säuger ist meist 'relativ' gross, der Hals unterschiedlich lang. Soweit der Schwanz für die Fortbewegung unbedeutend geworden ist, ist er klein und rückgebildet, stummelförmig (Hase, Reh). Der Schwanz vieler Baumbewohner dient als Steuerorgan (Eichhörnchen, Affen). Der Klammeraffe (Ateles, 430), viele Petauridae (Gleitflugbeutler; 423), sowie die Chamaeleonidae ('Chamäleons'; 384) haben einen Greifschwanz. Auch ist der Schwanz bei der Abwehr von Insekten von Bedeutung (Pferdeschweif, Schwanz z.B. der Rinder mit Quaste). Der Schwanz der Castoridae (Biber; 441) ist zu einer Kelle umgestaltet, die zum Schwimmen und zum Befestigen der Bauten dient. Wesentliches Merkmal der Säuger sind die Milchdrüsen (Mammae); vgl. E-2.2.6. Die Hoden sind bei vielen Säugern nach aussen in einen Hodensack (Scrotum) verlagert (Huftiere, Nager, Primaten). Gesässschwielen kennzeichnen die Cercopithecidae (Hundsaffen i.e.S.; 431). Das Schimpansen-F (Pongidae, 431) zeigt während des 'Zyklus' eine deutliche Genitalschwellung. Anmerkung: Die Allensche Regel besagt, dass exponierte Körperteile, wie die Ohren, innerhalb einer Art bzw. Rasse, die in Kälteregionen lebt, kleiner sein können als bei einer Art bzw. Rasse, die in warmen Gebieten vorkommt. HAARKLEID Mit Ausnahme der Cingulata (Gürteltiere; 436), Pholidota (Schuppentiere; 437) und der ständig im Wasser lebenden Cetacea (Wale; 456), besitzen die Säuger ein Haarkleid als Fell oder Pelz. Neugeborene Nagetiere, Kaninchen u.a. 'Nesthocker' haben noch kein Fell. Das Robbenfell ist in Anpassung an das Leben im Wasser kurzhaarig und dicht. So genannte Nacktmäuse, die auch als erwachsene Tiere kein Fell haben, sind für wissenschaftliche Zwecke gezüchtet worden. Zweizehenfaultiere (Choloepodinae, 437) zeigen einen umgekehrten Haarstrich. Die Tiere umklammern die Äste ihres Wohnbaums mit nach unten gerichtetem Körper. Je nach Körperregion und Funktion werden Grannenhaare, Wollhaare und Leithaare unterschieden. Die Wollhaare bilden vor allem Schutz gegen Kälte, aber auch gegen Wärme. Beim Eisbär (Ursus arctos, 445) erfolgt die Wärmeabfuhr bei Bewegung über unbehaarte Körperstellen (Schnauze, Pfoten). Das Fell des Seeotters (Enhydra lutris, 445) besteht aus einer Schutzschicht mit 2 cm langen Deckhaaren und einer extrem dichten Unterwolle; die Schichten schliessen Luftpolster ein. Die Stacheln der Hystricidae (Erd-Stachelschweine; 442) sind umgebildete Haare (die Rasselstacheln am Schwanz sind Sonderbildungen). Auch bei anderen Säugern, wie Igel und Schnabeligel (Erinaceus, Tachyglossus), sind Haargruppen zu Stacheln vereint. Formen, die in Zonen gemässigten Klimas leben, zeigen einen Wechsel zwischen Sommer- und Winterpelz (Hermelin, Hase). Bewohner der Savanne tragen eine auffallende Fleck- oder Streifenzeichnung (Hyäne, Giraffe, Zebra, Leopard). Z.B. Nager und 'Katzen' besitzen in der Wangen- u/o Schnauzenregion als Spür- oder Tasthaare die Vibrissen (Sinushaare), die vor allem bei nachtaktiven Tieren stark entwickelt sind. KÖRPERÖFFNUNGEN Der Mund ist der Eingang zum Verdauungstrakt. Bei den Schildkröten und Vögeln sind die Ränder zum verhornten Schnabel umgebildet (vgl. E-1.4.1.2.). Die Lippen der Petromyzonta (321) und Amphibienlarven ^ Saugvorrichtungen. Die äusseren Öffnungen der Sinnesorgane (Augenhöhle (Orbita), Ohr, Nase) sind hier zu nennen. Knorpel- und Knochenfische (Chondrichthyes, 322; Osteichthyes, 329) haben i.a. 5 Paar Kiemenspalten. Die Fische besitzen, ausser der Afteröffnung, die Öffnung des Harnleiters, sowie eine Geschlechtsöffnung. Bei Amphibien und Sauropsiden, sowie beim Schnabeltier Ornithrhynchus anatinus (421), münden Enddarm, Harn- und Geschlechtswege in eine Kloake. Bei den höher organisierten Säugern (Eutheria) führen beim F Harn- und Geschlechtsweg getrennt nach aussen, beim M dagegen vereinigen sich beide Wege zur Harn-Samenröhre. Die Ausführgänge sind stets von der Afteröffnung getrennt. VORRICHTUNGEN ZUR BRUTPFLEGE Die Tunicata (Manteltiere; 317) können in der Kloake Bruttaschen bilden; Brutpflege kann aber auch im Peribranchialraum stattfinden. Beim Blindfisch Amblyopsis speleae (Amblyopsidae, 344) dienen erweiterte Kiemenkammern als Brutraum. Das Syngnathidae-M (Seenadeln; 352) trägt Brutorgane am Bauch (Gastrophori; z.B. Nerophis ophidion, Schlangennadel; 352) oder am Schwanz (Urophori; z.B. Hippocampus, Seepferdchen, oder Phyllopteryx taeniolatus; Fetzenfisch; 352). Der Fisch Careproctus sinensis (Scorpaeniformes; 353) legt seine Eier mittels Legeröhre unter den Panzer von Krabben ab. Bei der Wabenkröte (Pipa pipa; Anura; 373) erfolgt die Entwicklung der Larven in Waben der Rückenhaut des F. Beim Riesen-Beutelfrosch Gastrotheca ovifera (Hylidae; 375) dient eine Hauttasche auf dem Rücken des F als Brutbehälter. Die Larven der Rhinodermatidae (Nasenfrösche; 375) entwickeln sich in Rachentaschen des M. Beim australischen Magenbrüterfrosch Rheobatrachus silvus (Myobatrachidae, 375) geht die Larvenentwicklung im vorübergehend säurefreien Magen des F vonstatten. Die Marsupialia-F (422) entwickeln zur Aufzucht der Jungen einen Brutbeutel (Marsupium), der dem Scrotum des M homolog ist. Ein Brutbeutel fehlt z.B. den Myrmecobiidae (Ameisenbeutler; 422) und den adulten Caenolestoidea (423; mit den Opossum-Mäusen (Caenolestidae)). Auch beim F der Tachyglossidae (Schnabeligel; Monotremata; 421) ist ein Brutbeutel vorhanden, der nach der Entwöhnung der Jungtiere rückgebildet wird. SEITENORGANSYSTEME (SEITENLINIEN) Es handelt sich um Organe im Kopf- und Rumpfbereich von Fischen und (meist) juvenilen Amphibien, die besonders der Wahrnehmung von Wasserbewegungen dienen. Bei den Elasmobranchii (Haie und Rochen, 323) und den Holocephali (Chimären, 328) ist ein Seitenlinienkanal vorhanden. Den Clupeiformes (Heringsfische; 334) fehlt das Rumpf-Seitenlinien-System, ebenso den Syngnathiformes (Seenadelartige; 352.), den Pholidae (Butterfische; 362) sowie der ausgewachsenen Brachsenmakrele Pteraclis carolinus (Bramidae; 357). Bei den Gobioidei (Meergrundelartige; 363) ist das System i.a. rückgebildet. Ein Seitenorgan ist bei den Zungenlosen Froschlurchen (Aglossa; 373; z.B. Xenopus, Pipa) vorhanden. Fossile Reptilien aus dem Perm, die Seymouriomorpha (377), zeigen (noch) Seitenlinien. Details in E-2.7.1. °E-1.4.1.1. Kopfformen der Vertebrata Bei den Chondrichthyes (322) ist das Vd.ende des Schädels i.a. zum Rostrum ausgezogen, bei den Pristiophoriformes (323) und Pristiformes (326) schwertförmig verlängert und einer Säge ähnlich. Das Rostrum der Polyodontidae (Löffelstöre; 329) ist sehr lang, bei Polyodon spathula ruderförmig. Der Kopf der Mastocembelidae (Stachelaale; 365; z.B. Macrognathus aculeatus) ist zu einem langen Rostrum ausgezogen. Die Schnauze der Mormyriformes (Nilhechtartige; 331) ist oft rüsselartig verlängert. Der Schädel der Esocidae (Hechte, 342) ist zu einer langen Schnauze verlängert. Die Syngnathiformes (Seenadelartige, 352) haben eine röhrenförmige Schnauze. Der Kopf der Xiphiidae (Schwertfische; 364) gleicht einem schwertförmigen Schnabel und wird von Ober- und Zwischenkiefer, Siebbein und Pflugscharbein gebildet; der Unterkiefer ist nur wenig verlängert. Der Kopf der Sphyrnidae (Hammerhaie; Elasmobranchii; 323) ist hammerförmig, breit, sodass die Augen weit auseinander liegen. Der Vd.kopf der Lophotidae (Einhornfische; Lampridiformes; 350) weist rostrad einen hornförmigen Fortsatz auf, der der Rückenflosse aufsitzt. Unter den 'Krokodilen' zeichnet sich besonders der Gavial (Gavialis; 392) durch eine schnabelförmige Verlängerung des Kopfes aus. Bei manchen Säugerarten ist der Schädel extrem lang zugespitzt, wie beim Grossen und Kleinen Ameisenbär (Myrmecophaga tridactyla, Tamandua tetradactyla; 437), die mit langer Zunge Ameisen aufnehmen. Der Elefantenrüssel (Proboscidea; 455) stellt eine Verlängerung der Nase (Rhinarium) zusammen mit der Oberlippe dar. Ähnliche Rüsselbildungen zeigen die Macroscelidoidea (Elefantenspitzmäuse, Rüsselspringer; 428). Die Nase des M See-Elefanten (Mirounga, 448) ist rüsselartig verlängert. Der bewegliche Rüssel der Desmaninae (Wassermaulwürfe; Talpidae; 427) dient als 'Schnorchelorgan'. Die Schnauze von Glossophaga soricinades (Spitzmaus-Langzüngler; Phyllostomidae, 434) ist röhrenartig verlängert. SAUGORGANE BEI 'FISCHEN' Die parasitierenden Petromyzonta (Neunaugen; 321) haben vor der Mundhöhle eine Saugscheibe mit spitzen Hornzähnen zum 'Raspeln' an Fischen. Der Mund der Gyronicheilidae (Saugschmerlen; Cobitidae, 337), die Algen von Aquarienscheiben abweiden, ist saugnapfartig umgestaltet. Beim Dreibinden-Saugwels (Glyptothorax trilineatus; Sisoridae; 339) weisen die Unterseiten von Kopf und Vd.körper Hautfalten als Saugvorrichtung auf. Die kräftigen Lippen der Loricariidae (Harnischwelse; 339) bilden ein Saugmaul. BESONDERHEITEN ÄUSSERER NASENÖFFNUNGEN Die Nasenöffnung(en) - der Petromyzonta (Neunaugen; 321) ist unpaarig angelegt. - der Elasmobranchii (Haie und Rochen, 323) ist durch eine Hautfalte in eine Ein- und Ausströmöffnung unterteilt. - des Elefantenrüsselfischs (Macrognathus aculeatus; Mastocembelidae; 365) sind rüsselartig verlängert. - der Nyctimenidae (Röhrennasen-Flughunde; 433) sind röhrenartig ausgezogen. Äussere Nasenöffnungen fehlen unter den Pelecaniformes (Ruderfüsser; 396) den Sulidae (Tölpel) und Phalacrocoracidae (Kormorane), was eine 'Gaumenatmung' bedingt. Bei den 'Altweltaffen' (Catarrhini; 431) liegen die Nasenöffnungen eng beieinander, bei den 'Neuweltaffen' (Platyrhini; 430) weit auseinander. ÄUSSERES OHR DER AMNIOTA Den äusseren Abschluss des 'inneren Gehörgangs' bildet das Trommelfell (Membrana tympani), das bei einigen Reptilien, Vögeln und den Säugern einen äusseren Gehörgang abgrenzt. Bei den meisten an Land lebenden Säugern dient eine knorpelige Ohrmuschel als Schalltrichter. Bei manchen Formen erreicht die Ohrmuschel eine beachtliche Grösse (Chiroptera, Lagomorpha, Proboscidea; 432, 444, 455). Manche Strigidae (Käuze; 407) tragen zu 'Ohrbüscheln' angeordnete Federn (z.B. die Waldohreule). BARTELN DER FISCHE Besonders bei den Welsartigen (Siluriformes, 339) sind als Anhänge der Lippen Barteln vorhanden, die Geschmacksknospen tragen (vgl. E-2.7.4.2.). Der Smaragd-Panzerwels (Brochis coeruleus; Callichthyidae; 339) benutzt die Barteln auch als Greiforgane. Andere Bartelnträger sind der Stör (Acipenser, 330), die Barbe (Barbus, 336), der Schlammpeitzger (Misgurnus fossilis; 337), die Bachschmerle (Noemocheilus barbatulus, 337) und der Steinbeisser (Cobitis, 337). 1 Paar Barteln befindet sich an der Unterseite des Rostrums der Pristiophoriformes (Elasmobranchii; 323). Karpfenarten (Cyprinus, 336) tragen 2 oder 4 kleine Barteln. Die Agonidae (Panzergroppen; 353) besitzen viele kurze Barteln an Kehle und Unterkiefer. Jungformen der Exocoetidae (Flugfische; Cyprinodontiformes; 348; z.B. Cypselurus) können körperlange Barteln aufweisen. GEHÖRNE Die Hörner der Rinder, Ziegen, Schafe, Antilopen, Steinböcke, usw. bestehen im Gegensatz zum Gehörn der Hirsche und Rehe aus Keratinsubstanz und nicht aus Knochensubstanz, sitzen aber einem Knochenzapfen auf. Auch das unpaarige Horn der Nashörner (z.B. Rhinoceros unicornis, Diceros bicornis; 449) besteht aus Keratin. °E-1.4.1.2. Schnabel der Sauropsiden und primitiven Säuger Ober- und Unterkiefer bilden die knöcherne Basis des Schnabels, die in ihrem vorderen Teil mit einer Hornscheide überzogen ist. Im Hinblick auf die Art der Ernährung ist die Schnabelmorphologie der Vögel vielfältig. Insektenfresser besitzen lange, dünne Schnäbel (Rotkehlchen, Erithacus rubecula, 414) oder kurze, weit zu öffnende Schnäbel, wenn Insekten im Flug gefangen werden (Schwalben, Mauersegler; Hirundinidae (413), Apodinae (408)). Die 'Schlinger', die sich z.B. von Fischen u/o anderen Wirbeltieren ernähren, haben lange, kräftige Schnäbel (Marabu, Pelikan, Storch; Leptoptilus, Pelecanus, Ciconia). Bei 'Raubvögeln' einschliesslich der Aasfresser wie Adler, Geier, Bussard, Falke und Habicht (Aquila; Gypaetus, Gyps, Vultur; Buteo, Falco, Accipiter) greift der Oberschnabel hakenförmig über den kürzeren Unterschnabel. Hakenschnäbel haben auch die Psittaciformes (Papageien und Sittiche; 405), die sich vorwiegend von Samen und Früchten ernähren, aber den Schnabel auch als Kletterorgan benutzen. Ähnliches gilt für die Coliiformes (Mausvögel; 410). Die Hornscheide des Schnabels der Procellariiformes (Röhrennasen; 394) ist mehrteilig; es sind röhrenförmige Nasenaufsätze vorhanden. Der auffallend grosse Schnabel der Bucerotidae (Nashornvögel; 410) trägt oft einen Aufsatz in der Form eines Horns o.dgl. Der grosse Schnabel der Ramphastidae (Tukane; 494) besteht aus einem Netzwerk knöcherner Spangen. Die Kleidervögel Hawaiis (Drepanididae, 417) haben gemäss ihrer spechtähnlichen Lebensweise einen 'Spechtschnabel'; ähnliches gilt für den Spechtfink Cactospiza (416). Der Schnabel der Sylviidae ('Grasmücken'; 414) ist dünn und pinzettenförmig. Körnerfresser, wie z.B. die Braunellen (Prunellidae, 415) und die Finken (Fringillidae; 415) besitzen einen Kegelschnabel. Bei Loxia curvirostra (Fichtenkreuzschnabel; 415) stehen Ober- und Unterschnabel über Kreuz, was das Öffnen von Koniferenzapfen vereinfacht. Der breite Seihschnabel der Enten (Anatinae, 399) trägt seitliche Hornlamellen. Pachyptila vittata, der Breitschnabel-Walvogel (Procellariidae; 394), besitzt einen Entenschnabel mit Seihvorrichtung. Randlamellen des Flamingoschnabels (Phoenicopteriformes, 397) bilden den Seihoder Filterapparat zur Aufnahme von Kleinlebewesen. Der Fangschnabel der Säger (Anseriformes°Merginae; 399) trägt sägeartig angeordnete Hornzähne auf den Kieferrändern. Der kurze Schnabel der Phytotomidae (Pflanzenmäher; 419) trägt auf beiden Hälften Sägezähne. Zum Schlüpfen öffnen die Jungvögel das Ei mit der Eischwiele (Caruncula) auf dem Schnabel. Eine ähnliche Eischwiele kommt bei Krokodilen und Schildkröten vor (im Gegensatz zum Eizahn der Squamata, vgl. E-2.11.2.1.). Die (zahnlosen) Schildkröten (378) haben i.a. einen Hornschnabel. Ebenso hatten die Ursäuger (Prototheria, 420; Trias bis Kreide), möglicherweise einen Hornschnabel. Ein breiter Schnabel mit horniger Kauplatte kennzeichnet die Monotremata (Schnabeltiere; 421). Die Jungtiere öffnen das Ei mit dem Eizahn aus Dentin und einer dünnen Schmelzkappe. °E-1.4.2.0. Extremitäten der Vertebrata Flossen ermöglichen die Schwimmbewegungen der Fische und anderer im Wasser lebenden Wirbeltiere (Pinguine, Robben, Wale). Fischflossen im Detail in E-1.4.2.1. Einfach gebaute, an Land lebende quadrupede (vierfüssige) Vertebrata sind die Frösche und die Kröten. Vd.- und Ht.gliedmassen zeigen eine Gliederung in Ober- und Unterschenkel; die Endglieder sind die Finger- bzw. Zehenstrahlen. Die Extremitäten der Sauropsiden und Säuger entsprechen diesem morphologischen Grundprinzip. °E-1.4.2.1. Flossen der Fische I.a. sind Brust-, Bauch-, Rücken- und Schwanzflossen zu unterscheiden. Die Stützen der Flossen sind die Strahlen, die bei manchen Arten den oberen Rand als Stacheln überragen (Drei- bzw. Neunstachliger Stichling; Gasterosteus aculeatus, Pungitius pungitius; 351). In ihren Skelettanteilen besteht die Flosse aus knöchernen oder knorpeligen Radien. Nach ihrer Form ist die Schwanzflosse (WS=Wirbelsäule) - homozerk: WS dorsad gekrümmt (meiste Teleostei). - heterozerk: Dorsal stark aufgebogen, die WS reicht bis in die Flossenspitze (Stör, Hai, fossile Formen). Gilt als ursprünglicher Typ. - diphyzerk: WS symmetrisch in der Vd.hälfte der Flosse angeordnet (Dorsch, Lungenfische). Die Brustflosse der Teleostei (331) ist am Schultergürtel eingelenkt, die Bauchflosse am Beckengürtel. Die meist schuppenlosen Anguilliformes (Aalartige; 333) haben einen Flossensaum aus Rücken-, Anal- und Schwanzflosse; eine Bauchflosse fehlt. Bei den Synbranchiformes (Kiemenschlitzaale; 351) bilden Rücken- und Afterflosse einen Saum; die Bauchflossen sind kehlständig oder fehlen. Den Syngnathidae (Seenadeln, 352) fehlen die Bauchflossen, die Afterflosse ist rückgebildet oder fehlt. Die Ostraciontidae (Kofferfische; 367) besitzen anstelle der Bauchflossen Knochenplatten. Die strahlenlose Rückenflosse der Characiformes (Salmler, 338) und Salmonoidei (342) ^ meist einer Fettflosse. Die paarigen Flossen der Dipnoi (Lungenfische; 368) sind fleischige Sarkopterygien. Die Molidae (Mondfische; 367) haben anstelle der Schwanzflosse einen durch Knorpel versteiften Hautsaum. Rücken- und Afterflosse der Aulostomidae (Trompetenfische; 352) bilden ein Ruder. Die beiden Rückenflossen der Perciformes (Barschfische; 354) sind oft miteinander verwachsen. Die z.T. langen Bauchflossen der Beryciformes (Schleimköpfe i.w.S.; 350) tragen Stacheln; ebenso ist die Rückenflosse der Holocentridae (Soldatenfische; 350) bestachelt. Die Brustflossen der Exocoetidae (Flugfische; Cyprinodontiformes; 348) sind gross und flügelförmig verbreitert, bei den 'Vierflüglern' (z.B. beim atlantischen Cypselurus heterurus, 348) auch die Bauchflossen. Mit Hilfe der Brustflossen können die Gasteropelecidae (Beilbauchfische; 338) über dem Wasser schwirren. Die Heterodontidae (Doggenhaie; Elasmobranchii; 324) bewegen sich mit ihren paddelförmigen Flossen auf dem Meeresgrund fort. Die Synodontidae (Eidechsenfische; 344) können sich mit den Bauchflossen auf dem Meeresboden abstützen. Clinitrachius argentatus (Blennoidei; 362) läuft auf den Bauchflossen. Beim Knurrhahn (Trigla; Scorpaeniformes; 353) fungieren Einzelstacheln der flügelähnlich gestalteten Brustflossen als Lauforgane. Die fächerförmigen Brustflossen der Polypteriformes (Flösselhechte; 329), mit ihrem speziellen Skelett (Brachiopterygium), sind Lauforgane. Entsprechendes gilt für die Brust- und Bauchflossen der Periophthalmidae (Schlammspringer; 363) und die Bauchflossen der Callionymoidei (Leier- oder Spinnenfische; 362). Bei den Cirrhitidae (Büschelbarsche; 359) und den Cheilodactylidae (Morwongs; 359) sind die Strahlen der Brustflosse in ihrem unteren Teil frei und ermöglichen so das Spreizen zwischen Korallenästen. Die sehr langen Brustflossenstrahlen der Polynemoidei (359) sind Tastorgane (vgl. E-2.7.1.). Auch dem 1. Bauchflossenstrahl der Trichogasterinae (Guramis; Belontiidae, Labyrinthfische; 365) kommt eine Tastfunktion zu. Bei den Mobulidae (Teufelsrochen; Myliobatiformes; 327) bilden hornähnliche Fortsätze der Brustflossen die Kopfflossen mit Tastfunktion. Die Flossen von Monopterus albus (Reisaal; Synbranchiformes; 351) können als Atmungsorgane dienen (vgl. E-2.8.0.). Die Acanthuridae (Doktorfische; 363) haben i.a. einen ausklappbaren lanzettförmigen Schwanzstachel, der einem Skalpell ähnlich ist. 'GIFTSTACHELN' Bei den Squalidae (Dornhaie; Elasmobranchii; 323) stehen die Stacheln der Rückenflossen mit Giftdrüsen in Verbindung. Am Schwanzende der Myliobatiformes (Stechrochenartige; 327) befinden sich meist 1 bis mehrere Giftstacheln. Die vordere Rückenflosse der Chimaeriformes (Seekatzen; 328) trägt einen Giftstachel. Strahlen der Brust- und Rückenflossen sind bei den Ictaluridae (Katzenwelse; 340) zu Stacheln mit Giftdrüsen umgebildet; bei den Ariidae (Meeres- oder Maulbrüterwelse; 340) entspricht der 1. Strahl von Brust- und Bauchflosse einem Giftstachel. Bei den Synanceiidae (Steinfische; 353) tragen die Strahlen der Rückenflossen Giftdrüsen. Die Trachinidae (Petermännchen; 361) tragen Giftstacheln an der 1. Rückenflosse, wie auch am Kiemendeckel. Stacheln der Rückenflosse und des Kiemendeckels des Krötenfischs Thalassophryne maculosa (Batrachoididae; 346) führen Gift. Bei den Scorpaenoidei (Drachenköpfe i.w.S.; 353) befinden sich häufig Giftdrüsen an den Basen der Strahlen bzw. Stacheln der Rückenflossen, so beim Rotfeuerfisch Pterois. WEITERE UMBILDUNGEN DER FLOSSEN Die Brustflossen der Batoidei (Rochenartige, 326) sind mit dem Kopf zu einer Form von Saugscheibe verwachsen. Beim Siamesischen Flossensaugwels (Oreoglanis siamensis; Sisoridae; 339) sind die ersten Strahlen der Brust- und Bauchflosse zur Saugvorrichtung verbreitert. Die Bauchflossen - der Gobiesociformes (Schildfische; 346) sind zu Haftscheiben umgebildet. - der Cyclopteridae (Seehasen, Lumpfische; 353) bilden einen Saugnapf zum Anheften am Substrat. - der Gobioidei (Meergrundelartige; 363) sind häufig zusammen mit einer Hautfalte zum Saugorgan verbunden. - des Chondrichthyes-M (322) sind zu Kopulationsorganen umgebildet (Mixopterygien, Pterygopoden, 'Klasper' der Elasmobranchii (323)). - des Solenostomidae-F (Röhrenmäuler; Syngnathiformes; 352) sind zu einer Bruttasche umgebildet. Die 1. Rückenflosse - der Echeneidae (Schiffshalter; 357) ist zur Haftscheibe umgeformt, die dem Kopf aufliegt. Im Innern der Scheibe sind Platten, die Flossenstrahlen entsprechen, in Querreihen angeordnet (s. Ergänzung). - der Lophiiformes (Armflosser; 347) ist zu einem Angelorgan (Illicium) umgeformt, an dessen Spitze sich meist eine Köderattrappe (Esca) befindet, so beim Seeteufel (Lophius piscatorius; Lophioidei; 347). Entsprechende Fangeinrichtungen haben die Antennarioidei (Fühlerfische; 347), wie auch das Ceratioidei-F (Tiefseeangler; 347). Leuchtbakterien bringen die Esca der Ceratioidei zum Glimmen. Bei Ceratias sind die hinteren Strahlen der Rückenflosse zu Leuchtkolben umgebildet. Bei den Ogcocephalidae (Fledermausfische; 347) kann die Köderattrappe aus Hautlappen des Rückenflossenstrahls bestehen. - der Balistidae (Drückerfische; 367) weist den diese Familie kennzeichnenden Drückermechanismus auf: 1. Strahl auf der Rückseite mit V-förmiger Rinne, in die der winkelförmige 2. Strahl passt; der 3. Strahl dient mittels Beugemuskel als Sperr- bzw. Lösemechanismus des 2. Strahls (~ Prinzip des Abzugs eines Gewehrs). Bei den Poeciliidae (Zahnkärpflinge; 348), den Anablepidae (Vieraugen; 348) und den Embiotocidae (Brandungsbarsche; 360) entwickelt sich die Afterflosse des M zum Begattungsorgan (Gonopodium). Ergänzung Das Epithel der Saugplatte des Schiffshalters (Echeneis; 357) ist mehrschichtig. Besonders reich an Schleimdrüsen ist die Dorsalfläche der flexiblen Randlippe (BARGMANN 1973). Dort befinden sich intraepitheliale Chemorezeptoren. Die intralamelläre Tasche der Saugplatte ist mit niedrigem, an Schleimzellen armem Epithel ausgekleidet. Innerhalb der Randlippe befindet sich ein Streifen aus Stützgewebe hyaliner Zellen, der von kollagenen und elastischen Fasern, sowie einem weitmaschigen Kapillarnetz durchsetzt ist, wobei jede 'Hyalinzelle' von Septen aus Kollagenfilamenten umgeben ist. Zentral befindet sich Fettgewebe, das offensichtlich aus Hyalinzellen gebildet wird. Der Bewegungsapparat der Lamellen besteht aus 4 Knochenleisten, an denen quergestreifte Muskeln ansetzen; 2 Leisten sind mit Reihen von Zähnchen besetzt, die die Haut des Wirts durchstossen können. °E-1.4.2.2. Merkmale der Tetrapodenextremität AMPHIBIA Die Vd.extremitäten sind i.a. vierstrahlig, die Ht.extremitäten fünfstrahlig (^ 4 'Finger', 5 Zehen). Den Sirenoidea (Armmolchähnliche; 372) fehlen die Ht.extremitäten. Viele Anura (374; z.B. Rana, Pipa, Xenopus) haben Schwimmhäute zwischen den Zehen. Beim 'Baumkletterer' Bolitoglossa arborescandens (Ambystomatoidea°Plethodontinae; 372) befinden sich Spannhäute zwischen den Zehen, ebenso bei den Hyperoliidae (Riedfrösche; 374) und beim Flugfrosch Rhacophorus reinwardti (Rhacophoridae; 374). Die Endglieder der Zehenstrahlen von Xenopus laevis (373) tragen Krallen. Die Zehen der Rhacophoridae (Ruderfrösche; 374) sowie der Hylidae (Laubfrösche; 375) sind mit Saugnäpfen (Haftnäpfen) versehen. REPTILIA Extremitätenlose Formen: Den Schlangen (Serpentes; 388) fehlen Vd.- und Ht.extremitäten. Die Blindschleiche (Anguis fragilis; Sauria; 386) besitzt rudimentäre stummelförmige Extremitäten. Die Amphisbaenidae (Doppelschleichen; 387) sind i.a. extremitätenlos, Brust- und Beckengürtel entsprechend rückgebildet. Die schlangenähnlichen australischen Pygopodidae (Flossenfüsse; Gekkota; 384) haben keine Vd.extremitäten, die Ht.extremitäten sind stummelförmig. Die Extremitäten der Chelonoidea (marine Schildkröten; 380) entsprechen Flossenpaddeln. Extremitäten dieser Art kennzeichneten die fossilen robbenähnlichen Sauropterygia (392). Die Extremitäten der Ichthyopterygia (Fischsaurier; 392) waren hochentwickelte Flossen. Die Strahlenendglieder tragen bei vielen Reptilien (z.B. Schildkröten und 'Echsen') Krallen. Die Iguanidae (Leguane; 383) besitzen Haftzehen. Finger und Zehen der Gekkonidae (384) tragen häufig Haftborsten. AVES Den Vd.gliedmassen der Vögel entsprechen die Flügel, deren Form an bestimmte Flugarten angepasst sein kann. Die weit hinten am Körper ansetzenden Beine der Sphenisciformes (Pinguine; 395) sind flossenförmige Ruderbeine. Die Flügel der urtümlichen, i.a. flugunfähigen Palaeognathae (Steisshühner, Strausse, Nandus, Kasuare; 393) sind (noch) schwach entwickelt. Unterarm- und Handknochen der langflügligen Fregatidae (Fregattvögel; 396) sind stark verlängert. Die Jungvögel des Hoatzin (Opisthocomus hoazin; Schopfhühner; Opisthocomi; 400) besitzen vorn an den Flügeln Krallen zum Emporklettern an Bäumen. Der Urvogel Archaeopterix besass an den Vd.enden der Flügel eine Kralle als das Relikt eines Zehenstrahls. Bei den meisten Vögeln sind 3 Zehen nach vorn gerichtet, 1 Zehe nach hinten. Die Trappen (mit Otis tarda, Grosstrappe; 401) besitzen im Ganzen nur 3 Zehen. Die 4 Zehen des Mauerseglers (Apus apus, 408) sind nach vorn gerichtet. Bei Greif- und Klettervögeln sind die Endglieder der Zehen zu Krallen ausgezogen und dienen dem Beutefang (Buteo, Falco; 398), bzw. dem Klettern an Bäumen (Psittaciformes, 405). Die Füsse der Passeriformes (Sperlingsvögel; 412) sind anisodaktyl, d.h. Zehe I ist nach hinten, die Zehen II-IV sind nach vorn gerichtet. Die Piciformes (Spechtartige; 411) haben Kletterfüsse, indem die Zehen II und III nach vorn, I und IV nach hinten gerichtet sind; kräftige Kletterfüsse haben die Paridae ('Echte' Meisen; 415). Bei manchen Vögeln, z.B. dem Ziegenmelker (Caprimulgus; 407) dient die Kralle der Mittelzehe als 'Läusekamm'. Schwimmhäute zwischen den Zehen sind bei den Anseriformes (Enten und Gänse; 399), Laridae (Möwen und Seeschwalben; 403), Alcidae (Alken; 403), Procellariiformes (Röhrennasen; 394) und Pelecaniformes (Ruderfüsser; 396) vorhanden. Die Zehen der Podicipediformes (Lappentaucher; 394) tragen Seitenlappen. MAMMALIA Bei überwiegend oder stets im Wasser lebenden Säugern sind die Extremitäten stark verkürzt und zu Paddeln bzw. Flossen umgewandelt (z.B. Seehund, Phoca). Den Walen und Delfinen (Cetacea; 456), die ihren Lebensraum Wasser nie verlassen, fehlen äussere Gliedmassen; die Ht.extremität ist bis auf einen kleinen Beckenknochen rückgebildet. Die Macropodidae (Kängurus i.w.S.; 424) zeigen eine ausgesprochene Bipedie, indem die Ht.extremitäten viel länger und kräftiger sind als die Vd.extremitäten. Die Ht.extremität der Potoroinae (Rattenkängurus) ist jedoch nur mässig verlängert. Beim Pferd, einem Unpaarhufer (Equus; Perissodactyla; 449), ist nur Zehenstrahl III als 'Laufzehe' ausgebildet (vgl. Ergänzung). Die Paarhufer (Artiodactyla, 450: Rinder, Schweine, Hirsche) besitzen 2 grössere und 2 kleinere Strahlen. Anfänglich waren 9 Metacarpalia vorhanden, sowie 5 distale Carpalia (IV+V verschmolzen). Beim Reh (Cervidae°Capreolus; 452) dienen die Strahlen III+IV als Laufzehen, die Strahlen II und V sind nur schwach ausgebildet und Strahl I fehlt gänzlich. Die Ht.extremität des Meerschweinchens (Cavia porcellus, 443) besitzt nur 3 Zehen, wie auch das 'Dreizehenfaultier' (Bradypus tridactylus, 437). Ein besonderes Kennzeichen der Primaten (429) ist die Entwicklung der Greifhand, wobei Strahl (Finger) I der Hand (Daumen, Pollex) meist den übrigen Strahlen opponierbar ist (stets völlig opponierbar bei den Catarrhini ('Altweltaffen'; 431)). Finger und Zehen der Catarrhini ('Altweltaffen'; 431) tragen Plattnägel. Die mittleren Finger der Tardigrada (Faultiere; 437) sind mit kräftigen Krallen versehen. Finger III der Myrmecophagidae (Ameisenbären i.e.S.; 437) trägt eine kräftige Grabkralle. Pferde, Rinder, Ziegen Schafe, Schweine, Hirsche, Elefanten und Giraffen besitzen als Hufe gestaltete Endglieder der Gliedmassen. Bei Talpa (427) und Chrysochloris (Goldmull; 426) sind die Gliedmassen entsprechend ihrer Grabfunktion verkürzt und dienen als Grabschaufeln. Ein akzessorischer Randstrahl der Vd.extremität von Talpa ist das Sichelbein (Os falciforme), das nur aus einem Phalangenendglied besteht. Die Zehen II und III der Tarsiidae (Koboldmakis; 430) tragen Putzkrallen, die Endglieder der Finger und Zehen Haft- bzw. Tastballen. Die Extremitäten der amerikanischen Haftscheibenfledermäuse (Thyropteridae, 435) weisen Saugscheiben auf. Der Fuss der Castoridae (Biber; 441) und der Myocastoridae (Biberratten; 443; mit 'Nutria') trägt Schwimmhäute. Auch bei Ornithorhynchus anatinus (Schnabeltier; 421) befinden sich Schwimmhäute zwischen den Zehen. Ergänzung Entwicklungsgeschichtlich kann die Reduktion der Zehenzahl beim Säuger besonders eindrucksvoll anhand der Formenreihe des Pferdes gezeigt werden. Das 'Urpferd' (Eohippus) besass noch 5 Zehenstrahlen. Mesohippus und Hyohippus aus dem Oligozän bzw. Miozän besassen jeweils 3 Zehen. Die heutigen Pferde am (vorläufigen?) Ende der Formenreihe im Pliozän haben einen stark entwickelten Strahl III (Einhufer, Perissodactyla), die übrigen Zehen sind rückgebildet; die Metacarpalia (-tarsalia) bleiben als 'Griffelbeine' erhalten. FLUGEINRICHTUNGEN BEI SÄUGERN Die Petauridae (Gleitflugbeutler; Marsupialia; 423) besitzen eine Flughaut längs der Körperseiten (Pleuropatagium). Bei Acrobates pygmaeus (Burramyidae; Zwergopossums; 423) befindet sich ein Pleuropatagium zwischen Vd.- und Ht.extremität. Bei den Chiroptera (432) sind 4 verlängerte Zehen durch eine Flughaut untereinander und mit dem Rumpf verbunden (s.u.). 'Finger V' der Vd.extremität ist frei; mit seiner Hilfe klammern sich die Tiere an Ästen u.dgl. fest. Die Flughäute der Pterosauria (Flugsaurier; 392; Trias, Jura, Kreide) waren denen der heutigen Fledermäuse ähnlich. Die Petauristinae (Gleithörnchen; 440) besitzen eine Flughaut, d.h. das Pleuropatagium zwischen Vd.- und Ht.extremitäten. Auch die Anomaluridae (Dornschwanzhörnchen; 441) haben meist eine Flughaut (Pleuro- und Uropatagium). Propithecus (Primates; 429) besitzt ein Patagium zwischen Oberarm und Rumpf. °E-2.0. Anatomie Im e.S. entspricht die Anatomie der Tiere der Lehre vom inneren Bau des Körpers, d.h. den Körperhöhlen und Organen (makroskopische Anatomie), der Lagebeziehung der Organe zueinander, sowie den Geweben und Zellen (mikroskopische Anatomie). Rückbildungen erfahren Organanlagen, die beim Adultus (Imago) keine, oder eine nur sehr eingeschränkte Funktion erfüllen. Bei kurzlebigen Imagines (z.B. Ephemoptera, 254; Pogonophora, 304), oder den Zwerg-MM bei Rotifera (117), fehlt der Darmkanal, bzw. ist rückgebildet. Vgl. auch E-4.8.: Regeneration. Besonders bei Vertebrata sind viele Organe zunächst doppelt (paarig) angelegt, z.B. Augen und Ohren, die Lunge, die Nieren, die Schilddrüse u.a. Als generelle Anpassung an die Körperform kann der eine Teil des Organpaars rückgebildet sein (z.B. Lunge der Schlangen). MIKROSKOPISCHE ANATOMIE: MESOZOA BIS CTENOPHORA Die am primitivsten organisierten Mehrzeller, die Mesozoa (095) und die Placozoa (096), besitzen keine speziell differenzierten Organe. Die Körperhülle der Mesozoa (095), das Somatoderm, ist eine bewimperte Zelllage. Die Rückenseite der Placozoa (096) entspricht einem Plattenepithel (begeisseltes Epithel, Epidermis), die Ventralseite der Gastrodermis. Die vielzelligen Metazoa (096) enthalten differenzierte somatische Gewebe und generative Gewebe; Letztere bilden die Keimzellen (Gameten, d.h. Eier bzw. Spermien). Porifera (097). Die am einfachsten gebauten Schwämme sind vom Ascontyp und haben ein schlauchförmiges Kanalsystem mit distaler Ausströmöffnung. Der Querschnitt durch eine Leucosolenia zeigt einen Hohlraum (Gastralraum), der von 2 Zellschichten begrenzt wird. Die äussere, ektodermale Schicht (Pinakoderm) umfasst mehrere Zellarten, u.a. auch solche Zellen, die die Kanal- oder Porenwände (Ostienwände) auskleiden. Die innere, entodermale Schicht ('Choanoderm') besteht aus den begeisselten Choanozyten (Kragengeisselzellen), die den Wasserstrom zum Einstrudeln von Nahrungspartikeln erzeugen. Deck- und Gastralzellschichten schliessen undifferenzierte Zellen ein, die zur amöboiden Bewegung befähigt sind. Zwischen den beiden Epithelschichten befindet sich das zellreiche mesenchymatische Mesohyl (~Mesogloea der Cnidaria, s.u.). Höher organisierte Schwämme gehören dem Sycontyp an. Hier sind die Choanozyten in Ausbuchtungen eines zentralen Raums angeordnet. Die Hexactinellida (097) bilden meist Syncytien, d.h. in diesem Fall Verschmelzungen aus ursprünglich voneinander getrennten, einkernigen zu vielkernigen (polyenergiden) Zellen. Als Stützelemente (Sklerite) der Schwämme können den Zellen z.B. Kalknadeln in der Form von Calcit, oder Kieselsäure eingelagert sein. Die Hornschwämme führen Spongin. Details in E-2.3.1. Von der Entwicklungsstufe der Cnidaria (099) ab kann von echten Geweben und Organen gesprochen werden. Die Mesogloea, das Zellen führende wesentliche Stützelement liegt zwischen Entoderm und Ektoderm bzw. 2 Ektodermschichten des Velum. Die Mesogloea (~Mesohyl der Porifera; s.o.) von Hydra (Hydroidea; 100) setzt sich aus einer amorphen kollagenen Grundsubstanz und 3 Fasertypen zusammen; epitheliale Zellfortsätze dringen in interfibrilläre Räume vor (DAVIS & HAYNES, 1968; °HAUSMANN & BURNETT, 1969). Bei den Scyphozoa (Scyphopolyp) ist jedes Septum mit einer zelligen Mesogloea angefüllt. Die Krustenanemonen (Anthozoa°Zoantharia; 101) lassen in der Mesogloea der Körperwand und in den Mesenterien ein ektodermales Kanalsystem erkennen. Die Mesogloea der Leder- oder Weichkorallen (Octocorallia°Alcyoniidae; 102) bildet eine knorpelige Masse (Coenenchym) mit Entodermkanälen und Skleriten. Zellschichten des Endoderm der Hydromedusen (099) begrenzen das Manubrium (MACKIE & PASSANO, 1968). Am Apex des Manubrium befindet sich eine Ektodermtasche, von der 4 radiale Endodermkanäle abzweigen, die am Rand mit dem Ringkanal in Verbindung treten. Ctenophora (105). Die Tentaculifera besitzen nur 2 Gewebsschichten, Epidermis und Gastrodermis, dazwischen befindet sich die Mesogloea. °E-2.1. Körperhöhlen (KH) Die KH nimmt die inneren Organe auf und kann, besonders bei höher organisierten Formen, im Laufe der Entwicklung zum Adultus als Sekundäre Körperhöhle (Coelom) Unterteilungen erfahren. EVERTEBRATA Einheitliche, i.a. durchgehende KH bzw. Coelome sind für nicht segmentierte Arten charakteristisch. Segmentierte KH sind z.B. bei radiärsymmetrischen Korallen vorhanden, durch Dissepimente voneinander getrennte Abschnitte bei Anneliden (s.u.). Vielfach besteht bei äusserlich angedeuteter Segmentierung (Echinodermata, Insecta) dennoch eine kontinuierliche KH, die bei den Insekten allerdings eine Gliederung in Kopf-, Brust-(Thorakal-) und Abdominalhöhle erfährt. Die Kopfhöhle nimmt dabei den Hauptteil des Zentralnervensystems (ZNS) auf, die Brusthöhle die Flugmuskulatur, die Abdominalhöhle die Eingeweide (Viscera) der Verdauung, der Exkretion und der Fortpflanzung, sowie dorsal das Herz, ventral den Bauchstrang des ZNS. Die Bryozoa (Ektoprokta; 106) leben meist in Kolonien, wobei die KH der Einzeltiere miteinander kommunizieren. Bei den Gymnolaemata befinden sich zwischen den Einzeltieren Scheidewände mit Poren, die mit Gewebe ausgefüllt sind; bei den Stenolaemata sind die Poren dagegen offen. Das 'echte' Coelom der Brachiopoda (107), entwickelt sich aus mesodermalen Hohlräumen. Im Innern des Coeloms sind die Organe an Mesenterien aufgehängt. Das Coelom der Sipunculida (108) ist von einer Zellschicht ausgekleidet. Den durchweg bandförmigen, unsegmentierten Plathelminthes (109), den meisten Aschelminthes (116), sowie den mikroskopisch kleinen, wurmähnlichen Gnathostomulida (115) fehlt ein Coelom. Die Körperhöhle der Acanthocephala (119) ^ Pseudocoel (Primäre KH), das von einem Hautmuskelschlauch begrenzt wird. Die Mollusca (127) besitzen ein echtes Coelom (Sekundäre KH mit Epithel (Coelothel)), das allerdings auf das Perikard (Herzbeutel) und die Nieren/ Gonadenhöhle beschränkt ist. Die Primäre KH der Echiurida (152) ist ungegliedert. Zwischen Darm und Körperwand erstreckt sich eine Sekundäre KH, die mit Coelothel ausgekleidet ist. Wie oben schon angedeutet, enthält jedes (Rumpf)segment der Annelida (153) paarige Coelomsäcke, deren Wand (Coelothel) die Organe überzieht. Die Coelomräume sind jeweils durch eine Scheidewand (Dissepiment) voneinander getrennt. Das Coelom der Dinophilidae (Polychaeta°Archiannelida; 159) entspricht lediglich einer Gonadenhöhle. Das Gleiche gilt für die KH der Myzostomida (159), die mit mesodermalem Parenchym angefüllt ist. Die KH der Tardigrada (165) ^ Mixocoel aus primärer und sekundärer KH. Beim Embryo sind (noch) 5 Coelomhöhlen vorhanden. Die KH der Pentastomida (166) ist ein Mixocoel zwischen dem Hautmuskelschlauch und dem Darm. Beim Embryo sind (noch) Coelomsackhöhlen vorhanden. Ein Mixocoel besitzen auch Onychophora (167) und viele Arthropoda (168). Embryonal werden metamere Coelomsäcke angelegt. Zwischen vorderer und hinterer KH der Scorpiones (170) und der Solifugae (Walzenspinnen; 180) z.B. befindet sich ein Diaphragma aus Bindegewebe und Muskelzellen. Die KH der Pantopoda (196) ist ein Schizocoel mit unterem und oberem Hämozölraum. Das Coelom der Pogonophora (Bartwürmer; 304) erstreckt sich über alle Körperabschnitte. Der Anteil des Kopflappens (Protosoma) entsendet Kanäle in die Tentakeln. Die Enteropneusta (Eichelwürmer; Hemichordata; 306) weisen gemäss ihrer 3 hauptsächlichen Körperabschnitte ein Kragen-, Eichel- und Rumpfcoelom auf. Die Coelomwände (Epithelien) werden häufig zu Muskel- und Bindegewebe umgebildet. Die Larvenstadien der Echinodermata (307) besitzen ein Axocoel (Protocoel), Hydrocoel (Mesocoel) und Somatocoel (Metacoel). Alle Coelomhöhlen werden paarig angelegt. Axocoel und Somatocoel verschmelzen bei den Crinoidea (308). Beim Adultus wird das Coelom weitgehend von Bindegewebe verdrängt. Bei den Asteroidea (309) und Echinoidea (312) bildet das li Axocoel das Axialorgan, bei den Asteroidea zusätzlich einen oralen Coelomring. Das re Axocoel kann eine kontrahierbare Dorsalblase bilden. Den adulten Holothuroidea (315) fehlen Axialdrüse (Axialorgan) und Axocoel. Das Axialorgan der Eleutherozoa (309), mit Seesternen und Seeigeln, ist reich an sekretorisch aktiven Zellen und an Gefässen (Blutlakunen). Das Somatocoel (Metacoel) bildet mit seinen beiden Coelomhöhlen (a) die eigentliche KH (zweigeteilt durch Darmmesenterien), (b) den oralen Ringkanal, von dem Radiärkanäle ausgehen, die parallel zu den Hydrocoelkanälen verlaufen, (c) den aboralen Ringkanal (ausser bei Holothurien). Im bewimperten Coelomepithel der Echinodermata befinden sich Perikaryen und Nervenzellfortsätze. Ergänzung Das Coelomepithel von Asterias rubens (310) besteht aus einem Verband unregelmässig geformter Zellen, die sich mit lamellenförmigen Fortsätzen umgreifen. Ovoide Einschlusskörper, viele Granula, Mitochondrien in Kernnähe, viele Ribosomen, aber wenige Golgistrukturen sind nachweisbar. Nach der Körperhöhle hin befinden sich Zilien in napfförmigen Vertiefungen. CHORDATA Ein 'Coelom' im Sinne einer sekundären KH beschränkt sich bei den Tunicata (317) auf die Perikardhöhle, d.h. auf die das Herz umschliessende Körperwand. VERTEBRATA Kaudal vom Herz trennt ein Septum tranversum die Perikardhöhle von der Pleuroperitonealhöhle ('Rumpfcoelom') ab. Besonders bei den Haien bleiben jedoch Öffnungen bestehen. Ein Peritoneum kleidet sämtliche Coelomwände aus. Bei den Vögeln und Säugern trennt sich die Pleuralhöhle vom 'Rumpfcoelom' ab. Eine Pleura pulmonalis liegt der Lunge an, eine P. parietalis kleidet die Brusthöhle aus. Beim Säuger (Mammalia, 420) trennt, wie bei den Vertebrata generell, das Septum transversum als primäres Zwerchfell die Perikardhöhle von der KH. Das definitive oder sekundäre Zwerchfell (Diaphragma) trennt dann die Peritonealhöhle von der Pleuralhöhle. Das Zwerchfell entstammt der Muskulatur des 4. u. 5. Halssegments der vorderen Myotome. Ergänzung Das Coelom des kurzlebigen M Schwarzen Drachenfischs (Idiacanthus fasciola; 343) ist mit Hodengewebe angefüllt. °E-2.2.0. Integument Wie die Pflanzen und Pilze benötigen die Tiere eine äussere Schutzschicht, die vor Austrockung, hoher Wärmeeinstrahlung, Verletzungen usw. schützt, sowie das Eindringen von Krankheitskeimen verhindert. Darüber hinaus ist die Haut bei vielen Tieren ein osmoregulatorisches Organ bzw. ein wichtiges Atmungsorgan, besonders wenn spezielle Organe wie Kiemen oder Lungen nur wenig entwickelt sind oder fehlen. Bei den Amphibien ist die Hautatmung zusätzlich zur Lungenatmung von besonderer Bedeutung*. Auch die Aufnahme von Nährstoffen, die Ausscheidung von Endprodukten des Stoffwechsels können über eine entsprechend durchlässige Haut erfolgen. Hautdrüsen können Giftstoffe abscheiden. *Auch die 'Hautatmung' des Menschen zu beachten. °E-2.2.1. Deckgewebe der Evertebrata (Arthropoda in E-2.2.3.) Die Übersicht hier beschränkt sich auf die äusseren (epidermalen) Schichten. Die einfachste Form eines Epithels ist die Dermalschicht der Porifera (097) mit der eigentlichen Epidermis, dem Pinakoderm (vgl. E-2.0.). Das Epithel der Cnidaria (099) ist ebenfalls einschichtig. Die Hydroidea (100) haben ein Periderm mit Hülle (Theka): Thecata; ohne Hülle: Athecata. Die Dermalschicht mancher Korallenpolypen (Anthozoa, 101) ist von einem Kalkpanzer überzogen, dessen Septen bis in den Gastralraum reichen. Die Rumpf-Epidermis der Tentaculata (Ctenophora; 105) zeigt eine chitinige Hülle. Die Bryozoa-Kolonie (Ektoprokta, 106) zeigt eine gemeinsame chitinige Skeletthülle der Einzeltiere, der Ht.körper (Cystid) des Einzeltiers eine chitinige bzw. gallertige Hülle. Plathelminthes. Die Turbellaria (109) besitzen i.a. eine einschichtige, bewimperte Epidermis, unter der Muskelzüge verlaufen. Die Epidermis der Udonellida (Tricladida; 109) bildet ein Syncytium*. *Verschmelzen einkerniger Zellen zum vielkernigen (polyenergiden) Protoplasmakörper Die Haut der Cestoda (113) lässt unter dem LM eine weitgehend inhomogene Cuticula erkennen. Eine Grenzlamelle trennt Letztere von 2 Muskelschichten, d.h. einer Ring- und einer Längsmuskelschicht; darunter befinden sich keulenförmige, eingesenkte Epidermiszellen in traubiger Anordnung. Das einschichtige Deckgewebe der Nemertini (114) ist bewimpert. Die Dermis der Palaeonemertini (Anopla; 114) ist gelatinös oder fehlt. Die ebenfalls zu den Anopla zählenden Heteronemertini (z.B. Cerebratulus, 114) weisen eine gut entwickelte fibröse Dermis auf. Aschelminthes (116). Kutikuläre Strukturen der wurmförmigen Gastrotricha bestehen aus einer dünnen Schicht aus Lipoprotein und einem Polysaccharid. Eine chitinige Cuticula bedeckt den Rumpf der Kinorhyncha (118) . Das Integument der Acanthocephala (119) ist ein Syncytium*. Das Integument der Archiacanthocephala zeigt gelappte Kerne oder Riesenkerne. *Verschmelzen einkerniger Zellen zum vielkernigen (polyenergiden) Protoplasmakörper Die auffallend breite und kompakte Cuticula der Nematoda (120) ist mehrschichtig. Epidermale Zellreihen fliessen zu Syncytien zusammen. An bestimmten Stellen tritt die Epidermis leistenförmig hervor. Das Integument der Kamptozoa (Entoprokta; 126) ist ein teilweise von einer Cuticula bedecktes, einschichtiges Epithel. Mollusca. Gastropoda (129) und Bivalvia (142) mit Schalen besitzen ein dickes, einschichtiges Deckgewebe. Auch die Epidermis der Cephalopoda (148) ist nur einschichtig. Schalenlose Schnecken (z.B. Arion, 140) zeichnen sich durch eine dicke Cuticula aus. Die Cuticula der Aculifera und Solenogastres (127) ist mit Kalkschuppen oder Kalkstacheln besetzt. Der Körper der Caudofoveata (127) ist fast völlig von einer Cuticula mit eingefügten Kalkschuppen bedeckt. Chromatophoren im Integument der Dibranchiata (Cephalopoda; 149) ermöglichen einen Farbwechsel. Die Epidermis der Echiurida (152) ist reich an Drüsen. Annelida. Die einschichtige Epidermis der Polychaeta (154) und der Myzostomida (159) ist von einer Cuticula überzogen. Die Epidermiszellen der Stelechopodidae (Myzostomida; 159) sind tief in den Körper eingesenkt. Die Onychophora (167) besitzen eine chitinöse Cuticula. Cuticula der Arthropoda in E-2.2.3. Die Epidermis der Chaetognatha (303) ist mehrschichtig und von einer chitinfreien Cuticula bedeckt. Die Basalmembran ist z.T. skelettartig verdichtet und dient als Insertionsstelle der Muskeln. Der einschichtigen Epidermis der Pogonophora (304) sind Fibrillenschichten aufgelagert, die mit Mikrovilli besetzt sind. Generell sind bei der Integumentbildung der Echinodermata (307) neben epidermalen auch subepidermale Gewebe beteiligt. Als eigentliche 'Haut' überzieht eine einschichtige Zelllage den ganzen Körper. Die darunter liegende dicke Schicht enthält Skelettelemente (vgl. E-2.3.2.); es folgt das einschichtige Coelomepithel (vgl. E-2.1.). Die Epidermis der Echinoidea (312) ist aus kubischen bis zylindrischen Zellen zusammengesetzt und von einer dünnen Cuticula bedeckt, die in bestimmten Abständen von Wimpern durchbrochen wird. Lange Drüsenzellen sind in die Reihe der Epidermiszellen eingestreut. Die Epidermis der Holothuroidea (315) zeigt eine dünne Cuticula; die sternförmigen Zellen der Subcutis enthalten winzige Sklerite. Vgl. auch E-2.15. SPEZIELLE HAUTDRÜSEN Die Seefedern (Octocorallia°Pennatularia; 102) zeigen häufig ein Leuchtvermögen epidermaler Drüsenzellen. Drüsenzellen an Mantel und Siphonen der Bohrmuschel Pholas daktylus (147) erzeugen Leuchtstoffe. Mesostoma (Turbellaria; 189) bildet aus schleimigen Fäden der Hautdrüsen ein Fangnetz für Kleinkrebse. Die Byssusdrüse im Fuss der Bivalvia (142), die dem Anhaften am Substrat dient, gibt u. a. phenolische Proteide und Kollagen ab (vgl. Ergänzung). Das Sekret wird zu Haftfäden ausgezogen. Ergänzungen zu E-2.2.1. Cnidaria Der Hydranth von Campanularia flexuosa (Hydrozoa; 100) besitzt eine von der Cuticula bedeckte Ektodermschicht, die sich aus 5 verschiedenen Zellarten zusammensetzt (°BROCK 1968): 1) Nematozyten (mit Cnidocil); 2) epithelio-muskuläre Zellen mit basalen Myofibrillen (Myoepithel); 3) Sekretionszellen mit auffälliger Golgistruktur; 4) Sekretionszellen mit Sphäroiden; 5) Interstitialzellen mit vielen freien Ribosomen. Plathelminthes Hautzellen der Turbellaria (109) enthalten die Rhabditen, d.s. stäbchenförmige Konglomerate, die sich mit basischen Farbstoffen anfärben. Die Rhabditen der Tricladida (109) bestehen aus fibrillären Kristallen (LeMOIGNE & MONNOT-SAUZIN, 1971). Einige marine Formen weisen in den Epidermiszellen grosse, nach histologischer Aufarbeitung leer erscheinende Blasen auf (THOMPSON 1965). Der acoele Turbellarier Convoluta roscoffensis (109) führt in den Epidermiszellen Mitochondrien, ER und einen Golgiapparat (DOREY 1965). Bei Schistosoma mansoni (Trematoda°Digenea; 110) weist die Epitheloberfläche im Bereich der Saugnäpfe feine Stacheln auf (MILLER et al., 1972). Mit Stacheln besetzte Buckel bedecken beim M grosse Teile der Körperoberfläche. Auf dem Rückenepithel befinden sich zusätzlich 'Papiilen'. Die Cuticula des Grossen Leberegels (Fasciola hepatica; 111) ^ Syncytium*, wobei allerdings Kerne sowie auch Golgi-Komplexe und Ribosomen fehlen (BJÖRKMAN & THORSELL, 1964). Die kontinuierliche Zytoplasmaschicht wird von einer doppelschichtigen Membran und einer Basalmembran begrenzt. Die Substruktur der Cuticula zeigt eine optisch inhomogene Innenschicht, die von Lamellen umgebene Luftkammern enthält; die Aussenschicht besteht aus palisadenförmigen Filamenten (RUTSCHKE 1970). Das Miracidiumstadium des Egels zeigt ein Zilienepithel über einer dünnen, diskontinuierlichen Zytoplasmaschicht (WILSON 1969). *Verschmelzen einkerniger Zellen zum vielkernigen (polyenergiden) Protoplasmakörper Bei Ligula instestinalis, dem Riemenwurm (Cestoda°Pseudophyllidea; 113), ist die äussere Membran des Integuments mit solitären oder gebündelten Mikrotrichen besetzt (CHARLES & ORR, 1968). Rotifera Teile des Deckgewebes zeigen (syncytiale) Verbände wandloser Zellen (STORCH 1969). Ein solches hypodermales Syncytium ist bei Asplanchna sieboldi (117) von einer chitinigen Cuticula (Lorica) überzogen (KOEHLER 1965). Die äussere Zellmembran weist viele Invaginationen auf. Acanthocephala Die syncytiale Epidermis von Moniliformis dubius (Archiacanthocephala; 119) ist von einer dünnen Cuticula bedeckt, das Epithel von einem maschigen Fasersystem durchsetzt (NICHOLAS & MERCER, 1965). Nematoda Die Cuticula von Ascaris lumbricoides (122) besteht aus der Oberflächenmembran, der Cortex, der fibrillären Schicht, der homogenen Schicht (Matrix), 3 Faserschichten und der Basallamelle (WATSON 1965). Die Cortex ist wiederum in eine innere fibrilläre und eine äussere homogene Schicht unterteilt. Die fibrilläre Schicht zeigt ein System von Kanälen; ein Kanalsystem verbindet die Basallamelle mit der Epidermis. Mollusca Arion rufus (Stylommatophora; 140). Die Epidermis der Nacktschnecke ist von einer dicken filamentösen Cuticula bedeckt. Die Epithelzellen stehen durch Brückenbildungen, die die Interzellularräume durchqueren, miteinander in Verbindung (WONDRAK 1968). Das Periostrakum der Schlammschnecke Lymnaea stagnalis (137) wird aus Epithelzellen gebildet, die ins Bindegewebe eingesenkt sind (KNIPRATH 1971). Nach aussen führende Kanäle ermöglichen die Substanzabgabe in die Grube des Periostrakum. Die Materialbildung geht vom ER und den Dictyosomen aus. Den 3 Schichten des Periostrakum entsprechen 3 morphologisch unterschiedliche Zellarten des Mantelepithels. In einer weiteren Publikation werden 13 subepidermale Arten von Drüsenzellen beschrieben (ZYLSTRA 1972). Die eigentlichen Epidermiszellen sind mit Mikrovilli besetzt. Im Weiteren sind viele Mitochondrien, Vesikel und Lysosomen, sowie supranukleäre Golgikörper nachweisbar. Das ER ist nur schwach entwickelt. Die Epidermiszellen der Mundregion weisen reichlich Mikrofilamente auf. Die (radialen) Manteldrüsen der Muschel Lyonsia hyalina (147) enthalten 3 Zellarten (PREZANT 1979): Sekretions-, Stütz- und Randzelle. Die flaschenförmige Sekretionszelle ruht auf einer Basallamina und führt einen Golgiapparat, Mitochondrien, gER und viele freie Ribosomen. Die Stützzelle ähnelt dem Ciliat Vorticella und ihre Basis befindet sich zwischen 2 'Flaschenhälsen' der Sekretionszellen, oder zwischen Sekretions- und Randzelle. Die Randzelle ist breit, eiförmig. Der Byssus der Miesmuschel Mytilus californianus (143) wird aus 3 Zellarten gebildet (TAMARIN & KELLER, 1972): Kollagenzellen mit ellipsoiden Sekretgranula, 'Phenoldrüsenzellen' mit sphärischen Granula, und Enzymdrüsenzellen mit verschiedenartigen Granula. Die 3 Zellarten unterscheiden sich hauptsächlich auch in der Struktur ihrer Golgizonen und der Form der Vakuolen. Das Sekret wird von langen Zellfortsätzen abgegeben, die sich durch mehrfach gefaltete Zytoplasmamembranen, Mikrotubuli und Mikrovilli auszeichnen. Zum Byssus von Mytilus vgl. u.a. TAMARIN (1975), sowie TAMARIN et al. (1976). Annelida Lumbricus terrestris (Oligochaeta; 162). Die Cuticula besteht aus kollagenen Fasern in mehreren Schichten; die Fasern sind jeweils in parallelen Reihen angeordnet (COGGESHALL 1966). Die Epicuticula setzt sich aus einer hellen homogenen Schicht mit vielen ellipsoiden Körperchen zusammen. Das Epithel schliesst ohne Lamina an die Cuticula an. Beim 'entspannten' Wurm erscheinen Mikrovilli an der Oberfläche der Säulenzell-Cuticula, einem der 3 Hauptelemente der Epidermis. Die Säulenzellen besitzen einen auffallend grossen Golgiapparat, viele kleine Mitochondrien, solitäre rER-Zisternen, wenig gER und viele, meist perinukleär angeordnete, membrangebundene Granula. In den Basalzellen sind Golgistruktur und Mitochondrien gleichmässig im Zytoplasma verteilt. Die Schleimzellen führen PAS-positives Material, das durch feine Kanäle an die Oberfläche der Epicuticula vordringt. Die Epidermis von Aeolosoma bengalense (Oligochaeta; 161) besteht aus Stützzellen mit oder ohne Zilien, Pigmentzellen, Schleimzellen, Basalzellen und Säulenzellen mit Zilien (POTSWALD 1971). Die Stützzellen enthalten viele Mikrovilli. Die Cuticula besteht aus 3 Schichten; von innen nach aussen: (a) Dicke filamentöse Schicht von geringer Dichte, (b) dünne filamentöse Schicht von mässiger Dichte, (c) diskontinuierliche Schicht aus membrangebundenen Oberflächenpartikeln. Tardigrada (Bärtierchen) Die chitinige Cuticula von Macrobiotus areolatus (165) besteht aus a) der äusseren kortikalen Schicht, b) der inneren fibrillären Schicht (°CROWE et al., 1971). Die dünne kortikale Schicht zeigt eine Membranstruktur. Die dickere, fibrilläre Schicht enthält in eine lockere Matrix eingebettete Fibrillen. Die sich unter der Fibrillenschicht ausbreitende hypodermale Schicht enthält die üblichen Organellen, wie Zellkern, Mitochondrien, ER und Vesikel. °E-2.2.2. Schalen und Gehäuse Die stabförmigen Chitinröhren der Tentaculata (106) sind häufig durch Kalkeinlagerungen ausgesteift u/o durch Sandkörner bzw. Muschelschill verfestigt. Die Brachiopoda (107) besitzen 2 bewegliche Schalen, deren äussere besonders hart ist. Die Innenseite der Schalen ist mit Mantelgewebe ausgekleidet, das mit feinen Papillen in die Schalensubstanz eindringt. Einige Formen der Rotifera (117; z.B. Floscularia) haben ein Gehäuse; 'gepanzert' sind z.B. die Brachionidae und Mytilinidae. Die Conchifera (128) umfassen alle Formen der Mollusca (127) mit Kalkschalen bzw. -gehäusen, die im Laufe der Evolution evtl. teilweise oder völlig rückgebildet wurden. Über dem einschichtigen Epithel befindet sich i.a. eine äussere Haut, das Periostrakum aus Conchin. Nach innen folgen die Prismaschicht und die äussere Kalkschicht (CaCO3). Bei Muscheln kann die Perlmutterschicht hinzukommen. Das angrenzende zellige Gewebe wird als Mantelepithel bezeichnet. Conchin ist eine Substanz aus Proteinen (mit Alanin, Glycin, Serin), die durch einen Gerbungsprozess gehärtet wird und als eine 'Kernstruktur' für die Schalenbildung von Bedeutung sein dürfte. Das Schneckengehäuse zeigt meist eine mehrfache Rechtswindung. Linkswindung ist seltener: z.B. Planorboidea (137), meiste Clausilioidea (139) und einigen Arten der Spiratelloidea (133). Rechts- und Linkswindung kann innerhalb einer Gattung variieren (Vertigidae; 138): Vertigo pygmaea zeigt Rechts-, V. angustior Linkswindung. Das Gehäuse ist flach (Tellerschnecke; Planorbis, 137), turmförmig hoch (Turmschnecke; Turritella, 132) oder spitzkegelig (Kegelschnecke; Conus, 132). Bei manchen Arten ist der letzte Umgang der Windung blasenförmig aufgetrieben (Blasenschnecke; Physa, 137). Das Gehäuse von Lamellaria perspicua (Lamellarioidea; 131) ist vollständig vom Mantel überwachsen; das gilt + auch für das blattförmige Gehäuse von Aplysia (Anaspidea; 134). Das Gehäuse der Gastropteridae und Aglajidae (Cephalaspidea, 133) ist klein und ins Körperinnere verlagert. Bei den Diaphanoidea (133), den Anaspidea (Ruderschnecken; 134) und den Philomycidae (140) kann das Gehäuse rückgebildet sein, z.B. bei den Limapontiidae (Oxynoidacea; 134) und Soleolifera (136) gänzlich fehlen. Das Gehäuse der Endodontoidea (139) ist nur in der Form weniger Relikte vorhanden (Wegschnecken; Arionidae, 140), als flache Kappe am Körperhinterende (Zonitidae, 140), oder als kleine Plättchen vom Mantel umschlossen (Limacidae, 140). Bei den Athoracophoroidea (138) sind Reste des Gehäuses in der Rückenhaut nachweisbar. Die Juliidae (Saccoglossa; 134) haben Schalenklappen mit einem Schliessmuskel, wie sie für die Muscheln (Bivalvia, 142) kennzeichnend sind (s.u.). Dabei wird das Gehäuse der Jungschnecke zur li Schalenklappe, die re wird akzessorisch gebildet. Manche Arten (z.B. Clausilia; Clausilioidea; 139) verschliessen ihr Gehäuse bei einsetzender Trockenzeit mit einem Kalkdeckel. Die Scaphopoda (141) haben eine an beiden Körperenden offene Schale, die an Elefantenstosszähne erinnert. Die Schalensubstanz wird vom Mantel abgeschieden, der eine Röhre bildet. Die Muschelschale wird meist doppelt angelegt, wobei beide Hälften, die Schalenklappen, unterschiedlich gross u/o unregelmässig gestaltet sein können, z.B. bei den Anisomyaria und Ostreoidea (143,144). Die Auster (Ostrea edulis) haftet mit der kleineren Schale am Gestein; die Chamoidea (Heterodonta; 146) sind oft mit der re Schalenklappe festgewachsen. Die li Schalenklappe von Clavagella aperta (147) verwächst mit der Wand einer Kalkröhre. Die Pholadoidea (147), die Holz oder Gestein anbohren, leben oft in Röhren, deren Wand mit der (ligamentlosen) Schale verwachsen sein kann. Die Vd.enden der Schalenklappen von Teredo sind zu einem Bohrwerkzeug umgebildet. Schalenhälften sind flach rechteckig und langezogen (Kammmuschel; Pecten, 143), herzförmig (Herzmuschel; Cardium, 146), oder flach elliptisch (Teichmuschel; Anodonta, 144). Die Schale ist mit einem Schliessmuskel und meist mit einem dorsalen Schloss versehen (heterodont bei der 'Ordnung' Heterodonta, 145). Die Schalen der heterodonten Sphaeriidae; 145) sind mit Poren durchsetzt, in die Fortsätze des Mantelepithels vordringen. Bei vielen Muscheln befindet sich auf der Innenseite der Schalenklappen eine Perlmutterschicht, z.B. oft bei den Protobrachiata (142) und Mytiloidea (143), i.a. stets bei den Nuculidae (Nussmuscheln; 142), Pandoridae (Pandoroidea, 147) und Poromyoidea (147). Im Verlauf der Perlenbildung senkt sich das Mantelepithel ins subepidermale Gewebe ein und wird von der Perlmutterschicht umschlossen. Schnecken- und Muschelschalen zeigen eine Musterbildung, wobei unterschiedliche Systeme für die Bildung z.B. brauner und weisser Zonen verantwortlich sind (MEINHARDT & KLINGLER, 1991). Dabei kommt es zur Überlagerung stabiler und temporär oszillierender Muster. Cephalopoda (148): Eine äussere Schale ist nur bei den Tetrabranchiata (z.B. Nautilus, 148) vorhanden. Sonst ist die Schale vom Mantelgewebe überwachsen und häufig rudimentär. Die Nautilus-Schale zeigt ein Periostrakum sowie 3 Kalkschichten mit Perlmutter. Das Gehäuse ist durch Septen unterteilt, wobei sich der Weichkörper in der äussersten Kammer befindet. Die Kammern sind, zwecks Aufrechterhaltung einer Hydrostatik, über eine Siphonalröhre miteinander verbunden. Die Schale der Sepiidae (Dibranchiata; 149) ist eine ins Körperinnere verlagerte, feinkammerige Kalkplatte ('Sepia-Schale', Schulp) aus Aragonitblättchen. Die Schale der Idiosepiidae ist völlig rückgebildet, die Schale der Vampyromorpha (150) unverkalkt. °E-2.2.3. Integument der Arthropoda Der Chitin- bzw. Kalkpanzer der Arthropoda (168) entspricht einem Exoskelett. Chitin (N-Acetyl-D-Glucosamin) ist, wie die Cellulose der Zellwand der Pflanzen, ein Polysaccharid. Für eine besondere Härtung des Panzers der Arthropoden sorgt das Strukturprotein Sklerotin. Die Cuticula besteht i.a. aus 2 Schichten, nämlich der Epicuticula und der Procuticula (vgl. Ergänzung). Die Epicuticula ist mit einer wachsähnlichen Schicht überzogen. Die Procuticula setzt sich aus einer stark sklerotisierenden Exocuticula (Chitin-, bei Krebsen auch Kalkeinlagerung) und der fibrillären Endocuticula zusammen. Verschiedene Krebse, Tausendfüsser und Blattläuse zeichnen sich durch drüsige epidermale Aggregate aus, die Schleim oder Wachs absondern. Spinnen besitzen häufig mehrzellige extradermale Drüsen. Gelegentlich sind zusätzlich eine Mesocuticula und eine Subcuticula vorhanden. Die Cuticula der Chilopoda (249) besteht aus Endo-, Meso-, Exo- und Epicuticula. Die Färbung der Arthropoden beruht auf Pigmenten, die ins epidermale Gewebe eingelagert werden. Porenkanäle durchziehen die dicke Cuticula der Xiphosura (169). Die Haut der Arachnida (170) ist zäh, chitinig, und trägt oft besondere Zeichnungen, so z.B. bei der Kreuzspinne (Araneus, 175). Die Cuticula der Webespinnen (Araneae, 172) ist mehrschichtig; darunter befindet sich die einschichtige Epidermis. Das Integument der Palpigradi (177) besteht aus einer dünnen Cuticula und einer Hypodermis. Die Cuticula der Ricinuclei (Kapuzenspinnen; 181) ist sehr stark ausgebildet (daher fehlt ein Endosternit; vgl. E-2.3.2.). PANZER DER KREBSE Der Carapax der Onychura (198) besteht aus 2 Schalenklappen. Beide Schalen des Carapax der Ostracoda (202) sind über ein chitiniges Ligament miteinander verbunden. Die Schalenklappen passen, wie bei den Muscheln, mit Leisten, Rinnen u.ä. ineinander. Während der Chitinpanzer der Insekten-Imagines zeitlebens nicht mehr abgestossen bzw. abgebaut wird, wird der Kalkpanzer der Krebse periodisch abgebaut und resorbiert, um dann neu gebildet zu werden. Der Ht.leib eines Einsiedlerkrebses (Pagurus, 240) bleibt ungepanzert; der Krebs bewohnt verlassene Gehäuse der Wellhornschnecke (Buccinum, 132). Höhlen bewohnende Krebse besitzen i.a. einen nur dünnen Kalkpanzer. In der Cuticula der Mantelaussenschicht befinden sich bei den Cirripedia (212) Kalkplatten. Aus Schuppen gebildete Rinnen auf Sterniten dienen bei den Oniscidea (Landasseln; 228) als Wasserleitung. Die durchscheinenden Cystisomatidae (Amphipoda°Physosomata; 222) sind von einer gallertigen Hülle umgeben. KUTIKULÄRE BILDUNGEN BEI INSEKTEN Der Chitinpanzer ist recht vergänglich und frühe Lebenssysteme sind daher hauptsächlich in der Form von Abdrücken in Gestein oder als Einschlüsse (Bernstein) erhalten geblieben. Der Panzer lässt häufig Poren erkennen, aus denen in die Cuticula eingesenkte Haare oder Borsten hervortreten. Bei den Schuppen am Körper und auf den Flügeln handelt es sich um Umbildungen echter Haare (Makrotrichia), die sich wiederum aus Haarbildungszellen (trichogene Zellen) entwickeln. Die Schuppe besteht i.a. aus längs verlaufenden Leisten, mit Querbrücken und Trabekeln als Verbindungsstellen. Pigmentgranula bewirken die Färbung. Das Weiss des Schmetterlingsflügels beruht auf der Totalreflexion des Sonnenlichts an den Schuppenhaaren, die Luftkammern einschliessen. Es handelt sich um das gleiche physikalische Phänomen, das Vogelfedern, Blüten oder Schnee weiss erscheinen lässt. Strukturfarben ('Schillerfarben') entstehen, je nach Intensität des Lichteinfalls, durch Interferenzerscheinungen an der kutikulären Grundsubstanz der Schuppe. Der Grosse Schillerfalter Apatura iris (302) remittiert UV-Licht. An Querschnitten durch den Insektenflügel ist die kutikuläre Struktur deutlich erkennbar. Die Arbeiter des Termitenstaates (258) haben fast immer eine dünne weisse, wenig chitinisierte Cuticula. Der Cuticula des Coccinoidea-F (Schildläuse; 268) ist vielfach ein Schild bildendes Sekret oder eine Schicht aus Wachsplättchen aufgelagert. Bei den Aleyrodina (Mottenschildläuse, Weisse Fliegen; 268) sind Körper und Flügel mit feinem Wachsstaub überzogen; am Abdomen befinden sich die Wachsdrüsen. Ergänzungen Arachnida Die Cuticula des Laufbeins der ausgewachsenen Spinne Cupiennius salei (Araneae°Ctenidae; 175) setzt sich aus Epi-, Exo-, Meso- und Endocuticula, sowie der mehrfach unterbrochenen Subcuticula zusammen (BARTH 1969). Die Epicuticula zeigt rippenförmige Erhebungen und besteht aus einer Lipidschicht und einer Zementschicht. Exo-, Meso- und Endocuticula zeigen Mikrofaserstruktur. Die Exocuticula trägt Borstensensillen (Trichobothrien; vgl. E-2.7.1.). In allen Abschnitten der Cuticula befinden sich Porenkanäle. Crustacea Carcinus maenas (Brachyura). Die Cuticula der Krabbe zeigt eine Laminastruktur mit interlaminären Fasern (DENNELL 1973). Zwischen den Mikrofibrillen der Cuticula sind bei einigen Arten, z.B. den Echten Krabben, Kalk u.a. Substanzen abgelagert. Bei Crangon (Natantia; 242) und Pandalus (237) ^ Pigmenteinlagerungen Chromatophoren. Jedes Chromatophor enthält ausser den Granula, Tubuli, ER und Mitochondrien (ELOFSSON & KAURI, 1971). EM und REM-Untersuchungen der Setae ('Borsten') des Dekapoden Austropotamobius pallipes (238) haben Anzeichen von terminalen und subterminalen Poren ergeben (THOMAS 1971). Transversalschnitte durch die Setae deuten auf eine dünne Aussenregion und eine weite kortikale Region hin. Die Dauerstadien des in Kryptobiose verweilenden Salinenkrebses Artemia salina (Anostraca; 201) zeigen ein komplexes subkutikuläres Membransystem (MORRIS & AFZELIUS, 1967). Der extraembryonale subkutikuläre Raum enthält meist viele kleine Partikel. Insecta Die Epicuticula der Insekten, die einem Wasserverlust entgegen wirkt, besteht aus 2-5 Unterschichten (HADLEY 1986). Die oberste Schicht (Cuticulinschicht) und die innere Epicuticula sind stets vorhanden. Letztere ist chitinfrei und reich an Lipiden. Die Oberfläche erscheint im REM reich skulpturiert. Durch alle Schichten der Procuticula führen Kanäle, deren markanteste Hautdrüsengänge sind. Andere Gänge sind Porenund Wachskanäle. Das Chitin der Procuticula ist einer Grundmatrix aus Protein eingefügt. Im Weiteren sind Pigmente, Phenole und anorganische Stoffe nachweisbar. Die Festigkeit der Cuticula wird im Wesentlichen durch die komplexe Vernetzung von Chitin und Protein bestimmt (HADLEY 1986). Etwa 18-25 Chitinmoleküle bilden, jeweils zu 2 oder 3 Reihen zusammengefasst, eine Mikrofibrille. Das Chitin bindende Protein könnte ein Bestandteil der Grundmatrix und mit dem Chitin verknüpft sein, das sich an der Peripherie der Mikrofibrillen befindet. Letztere verlaufen parallel zur Oberfläche der Epicuticula und sind in dünnen Lagen übereinander gestapelt, sodass auf Endo- und Exocuticula Lamellen entstehen. Die Lamellen der Endocuticula sind oft dicker als die der Exocuticula. Bemerkenswert ist, dass Heuschrecken tagsüber gleichgerichtete Lagen von Mikrofibrillen der Cuticula zeigen, nachts dagegen spiralig angeordnete. Ähnliche Tag/Nachtmuster der Lamellenbildung sind auch bei anderen Insektenarten, nicht aber bei Käfern, festgestellt worden. Die Cuticula von Periplaneta americana (Blattodea; 258) enthält im Durchschnitt, neben 15% Chitin, 37% Wasser, 44% Protein und 4% Lipide. Die Dermaldrüsen des Mehlkäfers (Tenebrio molitor; 276) münden in die Stigmen der Sternite (DELACHAMBRE 1973). Die Zelltypen sind: 1) Proximale Sekretionszelle mit extrazellulärem Reservoir, von dem der epikutikuläre Kanal ausgeht; in Typ A ist gER nachgewiesen worden, in Typ B reichlich rER und häufig Golgimaterial. 2) Distale Sekretionszelle mit vielen Mikrovilli und Mitochondrien. 3) Haarähnliche Kanalzelle, in den Follikel der distalen Sekretionszelle eingesenkt. °E-2.2.4. Integument der Chordata Der Mantel der Tunicata (Manteltiere; 317) wird von der einschichtigen Epidermis abgeschieden und besteht aus dem celluloseähnlichen Tunicin. Der Mantel der Copelata (Appendicularia, 318) ist gallertig, zellfrei und enthält kein Tunicin. Eine Siebstruktur kennzeichnet den Mantel als Filterapparat. Die gemeinsame gallertige Hülle der Pyrosomida-Zoide (Feuerwalzen; Thaliacea; 318) enthält Mesenchymzellen, Muskeln, elastische Fasern* und Blutlakunen. *Die wesentliche Komponente der Elastischen Faser ist das Elastin, ein nicht glykolisiertes Protein, das hauptsächlich aus Prolin und Glycin besteht. VERTEBRATA Das Integument adulter Vertebrata zeigt stets eine mehrschichtige Epidermis. Die Epidermis der Ammocoetes-Larve der Petromyzonta (Neunaugen; 321) z.B. ist noch einschichtig. Präsumptive Deckzellen werden bei den Petromyzonta und Myxinoidea (321) z.T. zu becher- oder keulenförmigen Schleimzellen umgebildet (Myxine nur mit Schleimzellen; keine undifferenzierten Epithelzellen). Die Haut der Vertebrata enthält Melanophoren mit Konkrementen aus dunkelbraunem Melanin (N-haltiges Eumelanin). Daneben existieren viele andere Pigmente, die u.a. für die Buntheit eines Schuppenpanzers oder der Vogelfeder massgebend sind. Durch gegenseitiges Abdunkeln bzw. Überlagern Pigment führender Zellen und Wanderung der Melanophoren, entstehen bei manchen Amphibien und Reptilien verschiedene Farbtöne (physiologische Farbänderung, z.B. beim Chamäleon; 384). Bei den Fischen und Amphibien ist eine Deckzellschicht vorhanden, deren Zellen einzeln abgestossen und durch nachfolgende Zellen ersetzt werden können. Bei Knorpel- und Knochenfischen sowie Amphibienlarven enthält die Epidermis zusätzlich Zellen mit körnigem Inhalt. 'FISCHE' Die Schuppen entstehen aus Skleroblasten des Corium und sind z.T. häufig von einer drüsigen Epidermis überdeckt, in Reihen bzw. Mustern angeordnet, farblos durchscheinend* oder Pigment führend. *Das Fehlen von Pigmenten macht die Haut der Schilbeidae (Echte Glaswelse; 339) durchscheinend. Das Hautskelett der meisten Chondrichthyes (322) besteht aus kleinen Zahn- oder Plakoidschuppen. Diese Schuppen werden im subepidermalen Gewebe, dem Corium, gebildet und durchbrechen die Epidermis als Papille. Über einer Basalplatte aus Dentin erhebt sich der 'Zahn', d.h. eine von feinen Kanälen durchzogene kompakte Dentinschicht mit Schmelzüberzug, die eine lockere Pulpa umschliesst. Bei noch nicht durchgebrochenen Schuppen ist die kompakte Schicht noch zellig und das Corium setzt sich undifferenziert in eine pulpöse Struktur fort. Es besteht eine Homologie mit den Zähnen der Vertebrata (vgl. E-2.11.2.1.). Die 'Hautzähne' sind bei den Batoidei (Rochenartige, 326) und Holocephali (328) rückgebildet. Die Actinopterygii (Osteichthyes; 329) tragen meist Schuppen mit einer Ganoidschicht (daher Schmelz- oder Ganoidschuppen), die wie die Plakoidschuppen die Epidermis durchstossen. Die rautenförmigen Schuppen der Lepisosteiformes (Knochenhechte; Neopterygii; 330) sind von einer dicken Ganoidschicht bedeckt. Bei den Amiiformes (Schlammfische, 330) ist die Ganoidschicht meist sehr dünn. Der Stör (Acipenser, 330) besitzt anstelle der Schuppen in Längsreihen angeordnete Knochenplatten. Die Teleostei (Knochenfische i.e.S., 331) haben meist Ctenoid- oder Cycloidschuppen, die aus 2 dünnen Knochenschichten bestehen, einer oberen, spongiosen, sowie einer unteren, lamellären (faserigen). Die Ctenoidschuppe (Kammschuppe) ist für die Barschfische (354) kennzeichnend, die Cycloidschuppe (Rundschuppe) für Hering, Lachs und Karpfen. Die Schuppen sind vom Corium ausgehende epidermale Auswüchse und zeigen Zuwachszonen. Wenigstens als Adulti schuppenlose Fische in der Übersicht, u.a.: - Petromyzon (321) - Accipenser (Stör; 330) - Polyodon (Löffelstör; 330) - Congridae (Meeraale; Anguilliformes; 333) - Saccopharyngoidei (Pelikanaalartige; 333) - Siluriformes (Welsartige; 339) - Melanostomiidae (Schuppenlose Drachenfische; 343) - Gobiesociformes (Saugfischartige; 346) - Lophiiformes (Armflosser; 347) - Alepisauridae (Lanzenfische; 344) - Tiefseebewohner unter den Beryciformes (Schleimköpfe i.w.S.; 350) - Cyclopteridae (Seehasen, Lumpfische; 353) - Congiopodioidei (Schweinsfische; 353) - die durchscheinenden Comephoridae (Ölfische des Baikalsees; 353) - Cottidae (Groppen; 353): Rumpf - Blenniidae (Schleimfische; 362) - Trichiuridae (Haarschwanzartige; 363) - Adulte Xiphiidae (Schwertfische; 364) Zuchtformen des Karpfens (Cyprinus carpio, 336) sind schuppenlos (Lederkarpfen), oder haben nur einzelne grosse Schuppen (Spiegelkarpfen). Bei den Pleuronectiformes (Plattfische; 366) ist die 'Blindseite' schwach beschuppt, die 'Augenseite' trägt Cycloid- oder Ctenoidschuppen. Bei den Cynoglossidae (Hundszungen; 366) befinden sich jedoch Ctenoidschuppen an beiden Körperseiten. Die Schuppen von Anguilla rostrata (Amerikanischer Aal; 333) sind in die Haut eingebettet. Die langen Schuppen der Grammicolepidae (Papierschupper; Zeiformes; 351) sind pergamentähnlich. Die Haut mancher Siluriformes (339) ist durch Knochenplatten (z.B. bei den Panzerwelsen; Callichthyidae, 339), oder Knochenschilde an den Flanken (Dornwelse; Doradidae; 339), verstärkt. Die Monocentridae (Tannenzapfenfische; Beryciformes; 350) besitzen einen Hautpanzer aus bestachelten Schuppen, die Thunfische und 'Bonitos' (Scomberomoridae; 364) einen Brustpanzer aus dicken Schuppen. Ein starker Hautpanzer bedeckt den Kopf der Triglidae (Knurrhähne; 353). Die Haut der Balistidae (Drückerfische; 367) trägt Knochenplättchen, die sich als Stacheln fortsetzen können. Die Schuppen der Tetraodontiformes (Kugelfischverwandte; 367) haben i.a. die Form von Stacheln, Schilden oder Platten. Die Haut des Grubenaals Simenchelys parasiticus (Synaphobranchidae, 333) enthält viele Schleimdrüsen. AMPHIBIEN Die Amphibienhaut ist ein osmoregulatorisches Organ und sehr durchlässig für Wasser (Arginin-Vasotocin-Steuerung), dazu ein Atmungsorgan. In der Krötenhaut befinden sich feine Kanäle mit Kapillarfunktion. Die Haut der Frösche und Lurche erscheint glatt, mit einheitlicher oder wechselnder Pigmentierung. Die Epidermisschicht kann periodisch abgestossen werden (Häutung). Generell sind folgende Hautschichten vorhanden: - Epidermis - Stratum corneum - Stratum germinativum - Grenzlamelle - Cutis - Stratum spongiosum mit Körner- und Schleimdrüsen - Sieblamelle - Stratum compactum Darunter befindet sich die Subcutis. Ichthyostega (Stegocephalia; 370), ein Fossil aus dem Devon Grönlands, besass (noch) Knochenschuppen. Die Jungtiere der oviparen afrikanischen Erdwühle Boulengerula taitana (Gymnophiona°Caeciliidae; 371) ernähren sich von der fettreichen Haut des Muttertiers. SAUROPSIDA, MAMMALIA Reptilien, Vögel und Säuger zeigen i.a. folgenden Bau der Epidermis: - Stratum basale; prismatische Zellen - Stratum germinativum; flache, aber noch kernhaltige Zellen - Stratum corneum; nach aussen hin immer mehr abflachende kernlose Zellen. Spezielle ältere Literatur z.B. bei GABE & SAINT GIRONS (1967), MATOLTSY & HUSZAR (1972). Die Reptilienschuppe entspricht einer Coriumpapille und ist ein nach hinten gerichteter Auswuchs der Epidermis, häufig mit Stacheln o.ä. Auswüchsen. Das Stratum corneum der Reptilien, ausser Krokodilen und Schildkröten, wird periodisch abgestreift (Häutung, Ecdysis). I.a. dienen die Hornschuppen der Bauchseite der Schlangen (Serpentes; 388) der Fortbewegung am Boden. Schuppenreihen unterschiedlicher Pigmentierung bringen z.B. bei Vipera berus (Kreuzotter; 390) charakteristische Muster hervor. Die Schuppenkiele der Sand-Rasselotter (Echis carinatus; Viperidae; 390) erzeugen ein rasselndes Geräusch. Das Rasseln der Klapperschlange (Crotalus; Viperidae; 390) wird durch hohle, ineinander greifende Hornringe erzeugt. Der knöcherne Schildkrötenpanzer ist mit Hornschilden bedeckt (Schildpatt), die die jährlichen Zuwachsraten anzeigen. Die adulten Carettochelydae (Papua-Weichschildkröten; 380) haben anstelle von Hornschilden (deren Überreste bei Jungtieren zu finden sind) eine dicke Cutis. Aves Die Vogelfeder besteht aus dem Schaft oder Kiel und der Fahne. Sie ist, wie der Haarbalg der Säuger, in die Epidermis eingesenkt. Die Federbasis ist dreischichtig angelegt, mit Stratum basale, peripherem Stratum corneum (wird zur hornigen Federscheide), dazwischen das Stratum intermedium. Mammalia Die Cutis des adulten Säugers zeigt 2 Schichten, die ektodermale Epidermis und die mesodermale Dermis. Die Dermis wird aus Zellen des Dermatoms gebildet. Unter der Haut breitet sich die Subcutis aus. Die Flughaut der Chiroptera (432) besteht aus einer Membran (~Subcutis) zwischen 2 sehr dünnen Epidermisschichten. In der Flughaut befinden sich elastische Fasern (die zum Rumpf führen), Muskeln, Gefässe und Nerven. Die Cingulata (Gürteltiere i.w.S.; 436) haben einen gegliederten dorsalen Panzer aus Horn- und Knochenschuppen, der bei den Chlamyphorinae (Gürtelmulle; 436) rückgebildet ist. Ein besonderes Kennzeichen der Pholidota (Schuppentiere; 437) sind die in der Matrixschicht der Epidermis gebildeten Hornschuppen, die sich dachziegelartig überlagern. Besondere Umwandlungen des Stratum corneum sind die Hornbildungen von Hufen, sowie die Hörner des Nashorns. Bei der Ratte ist die mehrschichtige Epidermis kurz vor der Geburt bereits weitgehend keratinisiert. Primärfollikel der Haarbildung sind beim 16-Tage- Embryo in der zwei- bis dreischichtigen Epidermis nachweisbar. Das Säugerhaar zeigt im Querschnitt Cuticula, Rinde und Mark. Letzteres setzt sich aus polyedrischen Zellen zusammen, die gelegentlich von lufthaltigen Interzellularräumen unterbrochen werden. Die Rindenzellen sind + abgeplattet. Die Hornzellen der Cuticula überlagern sich dachziegelartig. Ergänzungen Petromyzonta Golgiapparat und rER der Lampretenepidermis (Lampetra; 321) sind gut entwickelt (DOWNING & NOVALES, 1971). Die basalen Schleimzellen zeigen eine polare Anordnung der Organellen. Das dem Kern basal und lateral zugeordnete Zytoplasma enthält viele Ribosomen, sowie Mitochondrien und rER. Die Chromatinsubstanz des Kerns erscheint im Ruhezustand weitgehend homogen; ein Nucleolus ist deutlich zu erkennen. Die mittleren Zellen und Oberflächenzellen besitzen mehr Vesikel als die Basalzellen. Die grossen, doppelkernigen Keulen- oder Kolbenzellen fallen vor allem durch ihre filamentösen Elemente auf (DOWNING & NOVALES, 1971a). Noch unreife granuläre Zellen der Epidermis enthalten vor allem membrangebundene, Schleim bildende Granula, sowie Mitochondrien und Filamente (DOWNING & NOVALES, 1971b). Das Zytoplasma der reifen Zellen erscheint dicht und enthält kaum Organellen. Osteichthyes Die Mitochondrien der superfiziellen Zellen der Epidermis sind meist grösser als die tiefer gelegener Zellschichten (HENRIKSON & MATOLTSY, 1968). In den unreifen Schleimzellen befindet sich ein hoch entwickeltes rER. Als Ausgangsstruktur der Schleimbildung (Mucogenese) werden Teile des Golgikomplexes angesehen (HENRIKSON & MATOLTSY, 1968a). Im Endstadium der Schleimbildung konfluieren die Tropfen und können die ganze Zelle ausfüllen. Anguilla (Aal; Anguilliformes; 333). Die Kolbenzellen der Epidermis zeigen, wie bei den Lampreten, filamentöse Substrukturen (HENRIKSON & MATOLTSY, 1968b). Beim Lachs Oncorhynchus kisutch (342) zeigt die Dermis eine komplexe Struktur mit einer oberen Region locker organisierter Kollagenfasern, dazwischen Fibroblasten und Pigmentzellen, tiefere Zonen mit orthogonal ausgerichtetem Kollagen (HAWKES 1974). Die Pigmentzellen sind Melanophoren, Xanthophoren und Iridophoren (HAWKES 1974a). Die Keratinozyten der Epidermis enthalten Filamentbündel, ER, Ribosomen und eine Golgistruktur (HAWKES 1974). Das Zytoplasma der squamösen Zellen von Hippoglossoides elassodon (Pleuronectiformes; 366) besteht aus einer peripheren und einer perinukleären Zone (BROWN & WELLINGS, 1970). Letztere enthält den Golgiapparat, Mitochondrien, gER und rER, Ribosomen und Schleimtropfen. Die periphere Zone enthält zytoplasmatische Filamente und Ribosomen. Die freie Oberfläche der Epidermiszellen weist Mikrovilli auf. Parallel angeordnete Kollagenfibrillen durchziehen die Dermis. Zwischen den Fibrillen befinden sich Melanophoren und Guanophoren. Esox americanus (Amerik. Hecht; 342). Die Epidermis besteht aus filamenthaltigen Zellen und Sekretzellen; gelegentlich sind auch Chloridzellen vorhanden (MERRILEES 1974). Die filamenthaltigen Zellen unterscheiden sich innerhalb der 3 Epidermisschichten in ihrem Feinbau. In der Basalschicht sind die Organellen + perinukleär angeordnet: Mitochondrien, gER, rER und freie Ribosomen, seltener Golgi-Elemente und wenige Filamente. Die Zellen der Mittelschicht zeichnen sich durch viele intraplasmatische Filamentbündel aus und treten über Desmosomen miteinander in Kontakt. Die superfiziellen Epidermiszellen besitzen weniger Filamente als die Mittelschicht, Vesikel und einen prominenten Golgiapparat. In den Schleim- oder Sekretzellen befinden sich mit dem Golgiapparat assoziierte Mucintröpfchen, ausserdem Mitochondrien und Ribosomen. Gelegentlich bestehen desmosomale Verbindungen zu den Filamentzellen. Im Endstadium der Schleimproduktion zeigen die Sekretzellen einen einzigen grossen Mucintropfen; der Kern ist dann gross und exzentrisch. Bei Poecilia reticulata (Guppy; Cyprinodontiformes; 348) weist die Epidermiszelle in der Nähe des perinukleären Organellenkomplexes ein 'zweidimensionales' Maschensystem aus Filamentbündeln auf, das die basale Zellregion vom darüberliegenden 'dreidimensionalen' Netz aus Tonofilamenten trennt (SCHLIWA 1975). Die Melanophoren sind von einer dicken Zellmembran umschlossen (FINGERMAN 1965). Darin befinden sich ein Zytoplasmasack mit dünner Membran, Pigmentgranula, der Kern und Mitochondrien. Zwischen innerer und äusserer Membran sind Fibrillen parallel angeordnet. Amphibia An der Aussenfläche des Stratum corneum und Stratum granulosum des Epithels der Froschhaut befinden sich Tight junctions (MARTINEZ-PALOMO et al., 1971). Intraepithelial befinden sich Nervenendigungen und Merkelsche Zellen (NAFSTAD 1973). Die Melanophoren der Froschlarven sind a) epidermal in Interzellularspalten angeordnet, verzweigt und enthalten Granula und einen Golgikomplex; b) dermal unter der Basallamina angeordnet und führen ebenso Granula, wenige Mitochondrien, eine Golgistruktur (JANDE 1968). Die Epidermiszellen des Froschs Rana pipiens (Anura; 374) enthalten viele Mitochondrien, Desmosomen und epitheliale Muskelzellen ('Korbzellen', Myoepithel) mit feinem fibrillären Zytoplasma (VOUTE 1963). Es sind Anzeichen von Pinozytose zu erkennen, d.h. der Aufnahme von gelösten Stoffen ins Zellinnere. Das äussere Epithel des Dentalorgans besteht aus dicht gepackten Zellen, die über Desmosomen miteinander verbunden sind. Das Zytoplasma enthält Mitochondrien, Tonofilamente und wenige Golgi-Vesikel (ZAKI et al., 1970). Das innere Epithel ist durch viele freie Ribosomen, Tonofilamente, wenige Mitochondrien und sporadische ER-Zisternen geprägt. Die Kaulquappe von Rana clamitans (Anura; 374) zeigt die 'klassischen' Eberthschen Figuren, d.s. Aggregate fibrösen Materials in den Zellen der innersten Epidermisschicht; distal befinden sich viele Mitochondrien, an der freien Fläche gelegentlich Mikrovilli. Die Leydigzellen der larvalen Epidermis des Molches Taricha torosa (Urodela; 372) entsprechen grossen Sekretzellen mit intensiver mitotischer Aktivität (KELLY 1966). Mit zunehmendem Alter der Larven werden das granuläre Material und die Organellen, während der Metamorphose die Leydigzellen, gänzlich abgebaut. Reptilia Zum Feinbau der Reptilienschuppe liegt u.a. eine SEM-Studie vor (GANS & BAIC, 1977). Die reproduktiven Basalzellen der Epidermis enthalten Mitochondrien, viele Ribosomen, Golgimaterial, rER und gER (ROTH & JONES, 1970; MATOLTSY & HUSZAR, 1972). Sich differenzierende Zellen enthalten Lipidtropfen, sowie muköse Granula und Vesikel. Die oberen, verhornten Zellen sind mit lose gepackten Filamenten angefüllt. Ähnliche Strukturänderungen im Verlauf der Reifung und der Keratinisierung der Epidermis werden bei Vögeln und Säugern beobachtet. Desmosomen verbinden die Zellen untereinander. Boa constrictor (388). Der Feinbau des C-Stratum der Epidermis zeigt charakteristische Fibrillen und damit Beziehungen zur Substruktur der Vogelfeder (ROTH & JONES, 1970). Aves Gallus gallus (Huhn; Galliformes; 400). Der Feinbau der Epidermis des Hühnerembryos zeigt an einer Hautprobe der medialen Körperegion nahe der Körperoberfläche Desmosomen und Tight junctions (RUGGERI 1967). In tieferen Schichten sind die Zellen durch Interzellularräume voneinander getrennt. An der Ektodermoberfläche befinden sich zahlreiche Resorptionsvakuolen, die aus Zytoplasmafortsätzen benachbarter Zellen gebildet werden. Beim 5 Tage alten Hühnerembryo ist die Epidermis zweischichtig, mit kuboiden Zellen (MOTTET & JENSEN, 1968; PARAKKAL & MATOLTSY, 1968). Mammalia Ovis (Artiodactyla; 453). Während der Entwicklung der Epidermis kommt es zur sukzessiven Dickenzunahme und Entwicklung der Follikel (LYNE & HOLLIS, 1972). Im EM zeigt das Schafhaar eine Unterteilung in Epi-, Exo- und Endocuticula (ROGERS 1959). Cavia porcellus (Rodentia°Caviomorpha; 443). Die Dermalpapille des Haarfollikels zeigt gefensterte Kapillaren (PARAKKAL 1966). Eine mehrschichtige Basalmembran trennt die Papille von den Epithelzellen. Jede Schicht der Basalmembran besteht aus Fibrillen, die in eine amorphe Matrix eingebettet sind. Der Fibroblast besitzt ein gut entwickeltes rER und einen Golgiapparat; gelegentlich sind Filamentbündel und Ablagerungen von Glykogen vorhanden. Mus musculus (Rodentia°Myomorpha; 439). In den medullären Haarfollikelzellen befindet sich ein gut entwickelter Golgiapparat (HOJIRO 1972). Zwischen medullären und kortikalen Zellen bestehen zahlreiche Desmosomenbindungen. Im oberen Drittel des Haarfollikels wird das Zytoplasma der Cortex filamentös. °E-2.2.5. Hautdrüsen der Vertebrata Für die Myxinoidea (Schleimaale; 321) sind ventrale Komplexe von Schleimdrüsen kennzeichnend. Die Petromyzonta (321) besitzen einzellige Körnerdrüsen (mit lichtbrechenden Granula), Becher-, Kolben- und Fadenzellen. Kolbenzellen kommen bei Fischen allgemein in schuppenfreien Bereichen vor und können bei manchen Arten Aggregate von Giftdrüsen bilden. Die Amphibia besitzen mehrzellige Hautdrüsen mit epitheloider und innerer Schicht, vorwiegend die monoptyche schlauchförmige Körnerdrüse. Reptilia. Die Moschusdrüsen im Unterkiefer der Krokodile sind polyptyche Drüsen mit mehreren Lagen Sekret absondernder Zellen. Aves. Die zweilappige Bürzeldrüse (Glandula uropygii), die sich oberhalb der Schwanzwirbel befindet, liefert ein öliges Sekret zur Gefiederpflege, das bei den Upupidae (Wiedehopfe; 409) stark stinkt. Die Drüse fehlt z.B. bei den Otidae (Trappen; 401) und den Casuariiformes (Kasuare und Emus; 393). Mammalia. Die monoptychen Drüsen der Säuger zeigen ein einschichtiges Epithel; die Sekretion erfolgt ekkrin (merokrin) oder apokrin. Zu dieser Kategorie zählen die englumigen, ekkrinen Schweissdrüsen der Primaten mit ihren aufgeknäulten Drüsenschläuchen. Die apokrinen B-Drüsen besitzen basale Myoepithelzellen* und bilden weitlumige Schläuche; sie sondern beim Pferd den schaumigen Schweiss ab. Die Zellen der Schweissdrüsen des Menschen zeigen apikal eine Kutikulargrenze aus Tonofilamenten, in den Basalzellen des Ductus viele Mitochondrien (MUNGER 1961). *ektodermaler Herkunft Das Epithel der Haarbalgdrüse setzt sich ins nicht-sekretorische Epithel der äusseren Haarwurzelscheide fort. Nach innen folgt die hornige innere Wurzelscheide, die wiederum aus 3 Schichten besteht: Henlesche Schicht, Huxleysche Schicht und Scheidencuticula (vgl. E-2.2.4.). Die alveolären polyptychen Drüsen bestehen aus mehreren Zellschichten, basal mit teilungsfähigen Matrixzellen. Die Sekretion erfolgt holokrin, merokrin oder gemischt holomerokrin. Hierher gehören z.B. die holokrinen Talgdrüsen, die aus mehreren Acini und einem Ausführgang bestehen. Innere Zellen degenerieren, nehmen Fetttropfen auf, und bilden so den Talg. Holomerokrine Sekretion zeigen z.B. die Brunftdrüse der Gämse und die Schwanzdrüse (Violdrüse) des Fuchses. Eine Anpassung der Walhaut an das Leben im Meer ist das Fehlen von Haarfollikeln, sowie von Talg- und Schweissdrüsen, wie die Histologie am Beispiel des Finnwals (Balaenoptera physalus; 458) zeigt (GIACOMETTI 1967). Zum Bau der Haut an Land lebender Säuger, u.a. für den Maulwurf Scapanus townsendii (Talpidae, 427), vgl. z.B. GIACOMETTI & MACHIDA (1965). °E-2.2.6. Mammae Die Milchdrüsen der Säuger leiten sich von Hautdrüsen ab. Sie werden während einer frühen Phase der Embryonalentwicklung bei beiden Geschlechtern angelegt und erhalten beim F Geschlecht im späteren Verlauf der Entwicklung ihre hormonell gesteuerte Ausprägung. Die gesamte Drüse besteht aus verzweigten tubulo-alveolären Anteilen, d.h. Einzeldrüsen. Jede dieser Drüsen ist in lockeres Bindegewebe und in Fettgewebe eingehüllt. Die Endstücke bestehen jeweils aus einer Schicht kubischen Epithels. Die Kontraktion während der apokrinen Milchsekretion erfolgt durch ein Myoepithel. Die Einzeldrüsen sind durch straffes Bindegewebe voneinander getrennt. Die Milchgänge vereinigen sich zu einem Ausführgang aus mehreren Zellschichten, der in die Zitze mündet. Bei der laktierenden Drüse kommt es zu einer Vergrösserung der Alveolen und der Masse der kollagenen Fasern, während das lockere Bindegewebe zurückgebildet wird. Das Gesäuge der Marsupialia (422) weist apokrine Duftdrüsen zum Anlocken der Neugeborenen auf. Ergänzungen Die Alveolen der Milchdrüse setzen sich aus 4 Zellarten zusammen (HELMINEN & ERICSSON, 1968). 1) Sekretorische Epithelzellen mit rER, Golgi; reife Lipidtröpfchen am apikalen ER sind von einer dreifachen Membran umgeben. 2) Myoepithelzellen mit kleinen Mitochondrien, rER und kleinen Einschlusskörpern. 3) Helle Zellen (Lymphozyten?) mit wenigen Organellen. 4) Makrophagen, die in Kontakt mit der Basalmembran treten, enthalten grosse Zytosomen mit osmiophilem Material. Bei der laktierenden Ratte (Rattus rattus; Rodentia°Myomorpha; 439) existieren 2 Zellarten der Milchdrüse (KUROSUMI et al., 1968): 1) Die Myoepithelzelle ist lang und flach und über die Oberfläche der Drüsenalveolen verteilt. Das Zytoplasma enthält grosse Mengen Myofilamente, die parallel zur Längsachse der Zelle angeordnet sind. Einige Mitochondrien, wenig rER und Lysosomen sind vorhanden; die Golgisubstanz ist nur mässig entwickelt. 2) Die glanduläre Zelle ist das Element der inneren Epithelschicht, durch die Bildung von Milch expandiert, mit junctional complexes und gelegentlich Mikrovilli an der freien Oberfläche. Die Organellen sind im Übrigen gut entwickelt, besonders das rER, von dem Teile in flache Zisternen übergehen, sowie die supranukleäre Golgistruktur. In der Nähe von Akkumulationen tubulärer und vesikulärer Elemente des gER befinden sich kleine Lipidtropfen. Grosse Lipidtropfen stehen in Kontakt mit der Plasmamembran und wölben sich blasenförmig ins Lumen vor. Später lösen sich diese Tropfen mit einem Teil der Plasmamembran als Zeichen einer apokrinen Sekretion ab. Kuh- und Ziegenmilch enthalten Zellen und Zellfragmente (WOODING et al., 1977). Sezernierte Lipidtropfen sind Teil des Plasmalemms der sekretorisch aktiven Zelle, die viel rER, Golgisubstanz und viele Mitochondrien enthält. °E-2.3.0. Stützsysteme Die wesentlichen Stützelemente höher organisierter Mehrzeller sind Aussen- bzw. Innenskelette. Einfache Formen können bestimmte Faserstrukturen oder Umbildungen des Integuments zu Schalen bzw. Stützelementen anderer Art aufweisen. Besonders bei Mollusken übernehmen Schalen bzw. Gehäuse die Funktion eines Aussenskeletts (vgl. E-2.2.2.). °E-2.3.1. Skelettelemente der Evertebrata Bei den Aschelminthes (116) und Annelida (153) dient das Hydroskelett, das die Körperhöhlen ausfüllt, der Festigung des Körpers. Hydroskeletten entsprechen u.a. auch die Gastrovaskularsysteme der Cnidaria (099), das Parenchym der Plathelminthes (109). Die Körperflüssigkeit der Kinorhyncha (118) erfüllt zusätzlich zur Kreislauffunktion eine Stützfunktion. Die Skelettelemente der Porifera (097) sind die ein- bis mehrachsigen Sklerite, die aus Kieselsäure ('Kieselschwämme'; Demospongiae) oder kohlensaurem Kalk (Kalkschwämme; Calcaria) bestehen und von Skleroblasten gebildet werden. Je nach Grösse sind Mikrosklerite von Megaskleriten zu unterscheiden. Die Skleritachse bildet der Axialkanal (aus dem Axialfilament entstanden), der bei Mikroskleriten fehlen kann. Sklerite der Kieselschwämme können von einer Membran, dem Silicalemm, umschlossen sein. Zwischen dem Silicalemm und der Zytoplasmamembran besteht eine spezielle Verbindung, wie z.B. bei Spongilla lacustris gezeigt werden kann (SIMPSON & VACCARO, 1974). Die Sklerite können durch Spongin zu Fasern verbunden sein. Das Skelett der Dictyoceratida (Hornschwämme; 098) entspricht weitgehend einem Sponginfasernetz. Beim Gallertschwamm Halisarca dujardinii (Dendroceratida, 098) fehlt ein Skelett. Cnidaria. Die Madreporaria (Steinkorallen; Anthozoa; 101) besitzen ein basales Exoskelett aus kohlensaurem Kalk (Aragonit). Das Achsenskelett der Antipatharia (Dörnchenkorallen; 101) besteht aus einer hornartigen Substanz. Die Octocorallia (102) haben meist ein Endoskelett aus Kalk (Calcit), seltener ein Exoskelett aus Chitin. Die Polypen der Orgelkorallen (Tubiporidae; 102) bilden ein rotes, in parallelen Röhren angeordnetes Endoskelett. Die Polypengeneration der Fahnenmundquallen (Scyphozoa°Semaeostomea; 103) besitzt anstelle einer Peridermröhre nur ein dünnes Chitinhäutchen. Das Exoskelett der Coronata (Kranzquallen; 103) ^ einer Peridermröhre aus Chitin. Mollusca. Die Schalen der Myoidea (Bivalvia; 142) enthalten im Ligament einen inneren Knorpel. Auch bei den Pandoroidea (147) sind solche Knorpelbildungen nachweisbar. Das Knorpelgewebe der marinen Schnecke Busycon canaliculatum (Stenoglossa; 132) zeigt, im Gegensatz zu Loligo (149) und Limulus (169), eine typische Kollagenstruktur (PERSON & PHILPOTT, 1967; 1969). Die Knorpelzellen der Cephalopoda (148) stehen durch lange, verzweigte Fortsätze miteinander in Verbindung. Die umgebende Matrix ist von einem Kanalsystem durchzogen. Loligo pealii (149) zeigt Knorpel in Kopf, Hals und Mantel, wobei der Kopfknorpel + dem Chondrokranium der Vertebrata entspricht. Ebenso sind bei Octopus (151) Knorpelbildungen nachweisbar. Die Schale der Incirrata (Octobrachia; 150) kann bis auf 2 Knorpelstäbe reduziert sein. Annelida. In den Ästen der Tentakelkrone einiger Sabellidae, wie Eudistylia polymorpha (Polychaeta; 158), befindet sich eine knorpelähnliche Substanz, die sich in der Form von Säulen an eine homogene Matrix zwischen Epidermis und Muskulatur anschliesst. Tardigrada (166). Der Innenkörper der Porocephalia ist mit einem speziellen Stützapparat (Fulcrum) ausgestattet. Chelicerata. Limulus polyphemus (Xiphosura; 169) besitzt Branchial(Kiemen)knorpel und einen Endosternit* im Cephalothorax. Am Branchialknorpel setzt die Muskulatur an. Der Knorpel enthält viel Glutaminsäure, aber weniger Glycin als der Vertebratenknorpel (PERSON & PHILPOTT, 1969). *+ plattenförmiges Endoskelettelement, oft mit vielen Fortsätzen . Die Amblypygi (Geisselspinnen; 171) besitzen im Prosoma ein Innenskelett aus Coxalapophysen sowie einen Endosternit. Das 'Innenskelett' der Scorpiones (170), Araneae (172) und Opiliones (194) entspricht einem Endosternit (s.o.). Der Endosternit der Pseudoscorpiones (178) ist stark rückgebildet. Ist eine starke Cuticula vorhanden, wie z.B. bei den Ricinuclei (Kapuzenspinnen; 181), kann der Endosternit fehlen. Crustacea. Bei den Ostracoda (202) setzt die Muskulatur am chitinigen oder 'sehnigen' Innenskelett an. Chilopoda. Die Scutigeromorpha (249) besitzen ein bindegewebiges Innenskelett. Wesentliche Skelettelemente der Enteropneusta (Hemichordata; 306) sind das Eichelskelett und das Stomochord ('Herzstütze') aus Basalmembranen und extrazellulärem Material. Die Zellen des Stomochords ~ Chordazellen der Vertebrata. SKELETTSYSTEM DER ECHINODERMATA (307) Das subepidermale Skelettsystem der Stachelhäuter ^ einem azellulären Endoskelett. In der Subcutis befinden sich Skelettplatten, bzw. ein Maschenwerk überwiegend hexagonaler Kristalle. In den Hohlräumen sind mesenchymatische Elemente vorhanden, wie sie in ähnlicher Form bei den Porifera (097) vorkommen. Skelettteile, die Panzer u/o Stacheln sein können, bestehen vorwiegend aus Calcit. Die Skelettbildung geht von Sklerozyten aus, die mitunter Syncytien bilden. Skelettteile können über Muskeln oder Bänder aus Kollagenfasern miteinander verbunden sein. Die Stacheln des Skelettpanzers der Echinoidea (Seeigel; 312) sind im subepidermalen Bindegewebe eingelenkt und i.a. beweglich. Der Pedicellarienstiel zeigt eine Kalkachse und elastische Fasern. Bei den Ophiuroidea (Schlangensterne, 311) befinden sich im Bereich des Mundvorhofs i.a. 5 Skelettplatten (Oralschilde). Das Armskelett besteht meist aus 4 Reihen peripherer Platten, die ein gegliedertes, röhrenförmiges Skelett bilden. Im Innern des Armskeletts befinden sich 'Wirbel', die meist über Muskeln miteinander verbunden sind. Das Skelett der Pluteus-Larve der Ophiuroidea (311) und Echinoidea (312) wird im Verlauf der Metamorphose aufgelöst. Das Kalkskelett der Holothuroidea (Seegurken und Seewalzen, 315) beschränkt sich i.a. auf Sklerite, die in eine subepidermale Faserschicht eingebettet sind. Ergänzung Die Plattenstruktur der Skeletteinheiten von Sphaerechinus granularis (Camarodonta; 313) erscheint im SEM mammilär; innerhalb der Platten befinden sich Trabekeln (NISSEN 1969). °E-2.3.2.0. Skelettsysteme der Chordata Das ursprüngliche Element des Axialskeletts der Chordata (316) ist die Chorda dorsalis (Notochord), die sich vom entodermalen Urdarmdach ableitet und embryonal bei allen Chordata angelegt wird. Bei einfachen Formen (Acrania, Myxinoidea und Petromyzonta; 319, 321), den Holocephali (Chimären; 328), sowie den Dipnoi (Lungenfische; 368) bleibt die Chorda zeitlebens erhalten. Die Chorda ist von einer Bindegewebshülle mit elastischen Fasern, der Chordascheide, umgeben. Bei den Copelata (Appendicularia, 318) wird die Chorda während der Metamorphose (vgl. E-4.6.2.) rückgebildet und durch eine Gallertmasse ersetzt, die von einem Plattenepithel umschlossen wird. Das Skelettsystem von Branchiostoma lanceolatum (Acrania, 319) beschränkt sich ganz auf die Chorda, die in ihrer zellulären Struktur (noch) völlig von den Euvertebrata abweicht*. Es bestehen Beziehungen zu den 'schräg gestreiften' Muskeln der Anneliden und Mollusken (WELSCH 1968a). *vgl. aber Latimeria (s.u.) Ergänzung Die Platten der Chorda von Branchiostoma lanceolatum (Acrania, 319) sind lateral mit der Kollagenfaserhülle verzahnt (WELSCH 1968a). Kleine Zellen mit unregelmässig geformtem Kern, rER und Golgistrukturen (Müllersche Zellen) stehen mit dem Neuralrohr in Kontakt. Ihre Ausläufer dringen gelegentlich tief in die Platten ein. Einzelne Platten berühren sich dicht und es fehlen Desmosomen (im Gegensatz zu Petromyzon). Die Chordascheide ist eine dicke Schicht aus Kollagenfasern. Wo die Platten auf die Chordascheide treffen, enthält das Plasma der Plattenzelle viele Mitochondrien. Mit der zwischen Scheide und Platte liegenden Faserhülle sind die Zellen durch Zapfen miteinander verbunden, in die jeweils eine Kollagenfaser der Faserhülle eindringt. VERTEBRATA In den fossil überlieferten ältesten Vertebrata sind bereits verknöcherte Gewebe nachweisbar (HALSTEAD 1969). Die Skelette überdauern, je nach der Beschaffenheit des Substrats in dem sie lagern, einige hundert Mio Jahre und können wichtige Aufschlüsse über den Körperbau einer Spezies liefern (vgl. 'Dinosaurier' u.a.). Chordazellen sind i.a., vakuolig (mit 'Turgor'-Flüssigkeit angefüllt) und über Desmosomen miteinander verbunden. Die peripheren Chordoblasten enthalten viel rER, Glykogen und Tonofilamente und sind noch vakuolenfrei. Beim adulten Säuger bleiben Reste der Chorda als Nucleus pulposus in den Zwischenwirbelscheiben erhalten. Bei den Petromyzonta (321) kommen ausser der Chorda (s.o.) knorpelige Stützstrukturen der Kopfregion vor. Bei juvenilen Vertebraten sind, je nach Entwicklungsstatus, noch viele Teile des Skeletts unverknöchert und bestehen (noch) aus Knorpel bzw. Bindegewebe. Die Holocephali (Chimären; 328), eine Unterklasse der Chondrichthyes (322), haben im Gegensatz zu Haien und Rochen (Elasmobranchii, 323) keine Wirbelkörper, aber Wirbelbögen. Die Chorda bleibt, wie oben schon erwähnt, zeitlebens erhalten. Den Chondrostei (329), denen u.a. die Acipenseriformes (Störe und Löffelstöre; 330) zugeordnet werden, fehlen die Wirbelkörper. Der Schädel ist knorpelig und von Hautknochen bedeckt, die Chorda rückgebildet. Die Wirbelsäule des 'lebenden Fossils' Latimeria chalumnae (Crossopterygii; 368) ist weitgehend unverknöchert und besteht hauptsächlich aus der Chorda. Das Axialskelett (Achsenskelett) der Vertebrata besteht aus der Wirbelsäule (Columna vertebralis) und, i.a. ab den Amphibia, dem Brustbein (Sternum) einschliesslich der Rippen (Costae). Haupttypen der Wirbelkörper: - amphicoel: beide Enden konkav (Teleostei; 'Urfrösche' (Amphicoela), einige Reptilien) - opisthocoel: kranial konvex, kaudal konkav (Urodela, manche Anura, einige Vogelbzw. Säugerarten) - procoel: kranial konkav, kaudal konvex (Anura, Reptilia) - heterocoel: konkav/konvex, konvex/konkav (meiste Vögel) - acoel (platycoel, biplan): + schwach konkav (meiste Säuger) TELEOSTEI (331) Die Syngnathidae (Seenadeln, 352) und die Agonidae (Panzergroppen; 353) weisen einen Hautknochenpanzer auf. Bei den Centriscidae (Schnepfen-Messerfische; 352) sind die Platten des Hautpanzers miteinander verzahnt und stehen mit der Wirbelsäule in Verbindung. Bei den Ostraciontidae (Kofferfische; 367) bilden Hautknochenplatten einen Panzer. Die unbeweglichen Kiemendeckel (Opercula) sind mit dem Hautpanzer verwachsen, sodass der Mundboden die Atembewegungen ausführt. Die elastischen Komponenten des Axialskeletts sind stets das dorsale, longitudinale Ligament wie bei allen Vertebrata, wobei das ventrale Ligament fehlen kann. Jedes 'Segment' enthält einen amphicoelen Wirbel. Die Schwanzflosse weist miteinander verwachsene Wirbel auf (Urostyl). Bei den Dactylopteriformes (Flughahnartige; 351) sind die ersten 3 Wirbel miteinander verwachsen. Die bandförmigen Taeniosomi (Lampridiformes; 349) besitzen sehr viele Wirbel, Skelett und Muskulatur sind jedoch gesamthaft rückgebildet. Das Brustbein (Sternum) der Gasteropelecidae (Beilbauchfische; 338) entsteht aus den Coracoiden und dient dem Ansatz der Brustflossen, die ein Fliegen über die Wasseroberfläche ermöglichen ('Fliegende Fische'). Rippen (Costae) sind bis in die Schwanzregion vorhanden. Bei den übrigen Fischen fehlt ein Brustbein meist. Das Beckenskelett der am Meeresboden lebenden Gobiodei (Meergrundelartige; 363) ist zum Schultergürtel hin verlagert. Beide Skelettelemente sind bei den Eleotridae (Schläfergrundeln; 363) miteinander verwachsen. Die Buntbarsche des Viktoriasees (361) zeigen Veränderungen der Schlundknochen als ein 'flexibles System', da in Anpassung an die Art der Nahrung eine adaptive Radiation besteht. Der Hechtschädel (Esocidae, 342) hat eine Vereinfachung des typischen Kopfskeletts der Teleostei erfahren, indem Mesocoracoid, Orbitosphenoid und Mesethmoid fehlen. Zwischen Muskelschichten sind bei vielen Arten 'Bindegewebsknochen' in der Form von Gräten vorhanden. AMPHIBIA UND AMNIOTA (REPTILIA, AVES, MAMMALIA) Die Tetrapodenextremität entspricht ursprünglich einem fünfstrahligen Autopodium. Die Vd.extremität besteht von proximal nach distal aus Humerus, Ulna+Radius, Carpalia, Metacarpalia und Phalangen, die Ht.extremität von proximal nach distal aus Femur, Tibia+Fibula, Tarsalia, Metatarsalia und Phalangen. Die Elemente der beiden Extremitätenpaare nähern sich in ihrem Bau i.a. insofern an, als die Phalangen III von Vd.- und Ht.extremität sich nur wenig voneinander unterscheiden. Die Anlage des Flügelskeletts der Vögel entspricht beim Embryo noch dem Grundbauplan mit 5 Strahlen. Im Verlauf der späteren Entwicklung erfolgt die Reduktion auf die Strahlen I-III. Die Flügel (die 'Flossen') der Pinguine (Sphenisciformes, 395) besitzen 2 langgestreckte Metacarpalia und einen langen Strahl. Beim Frosch (Rana, 374) sind Ulna und Radius miteinander verschmolzen. Die Wirbelsäule ersetzt sukzessive die embryonale Chorda dorsalis. Die Gesamtwirbelzahl der Schlangen kann >400 betragen (Python, 388). Ein Wirbel besteht aus dem Wirbelkörper (Corpus vertebrae, ^ Chorda dorsalis) und dessen Fortsätzen (Apophysen). Der dorsale Dornfortsatz (Processus spinosus) wird aus den beiden Neuralbögen gebildet. Am li. u. re. seitlichen Fortsatz ('Querfortsätze') inseriert jeweils der obere Gelenkkopf einer Rippe. Ventrad sind die Hämalbögen (Hämapophysen) als Ansatzorte der Rippen ausgerichtet. Die Öffnungen zwischen den Neuralbögen bzw. dem Dornfortsatz und dem dorsalen Teil des Wirbelkörpers ('Wirbellöcher') bilden den Neuralkanal, der das Rückenmark einschliesst. Zygapophysen sind Gelenkfortsätze, die unterhalb der Neuralbögen abzweigen. Die Wirbel sind untereinander über Bandscheiben (Gallertkern in Faserschicht) und 2 Bänder aus 'Bindegewebsknorpel' miteinander verbunden. Die Körper der amphicoelen Wirbel der Urfrösche (Amphicoela; 373; z.B. Leiopelma aus Neuseeland) sind über knorpelige Intervertebralstücke miteinander verbunden. Die Familie der Pelobatidae (Anomocoela; 373) umfasst die amphicoelen Megophyrinae und die procoelen Pelobatinae. Die Wirbel der Gekkonidae (384) sind meist amphicoel. Insbesondere in der Zahl der Halswirbel (HW) besteht eine bestimmte Regelmässigkeit: Maus, Hund, Elefant, Giraffe und Mensch haben je 7 HW. Die Faultiere (Tardigrada, 437), die den Kopf um 180° drehen können, besitzen 14 HW. Der lange Hals der Pelecanidae (Pelikane; 396) weist 17 HW auf. Bei den Phoenicopteriformes (Flamingos; 397) sind 19, bei den Anhingidae (Schlangenhalsvögel; 396) 20 HW vorhanden. Der 1. HW (Atlas) der Reptilia (377) ist i.a. rückgebildet. Das Pleurocentrum ist, wie für die Amniota kennzeichnend, i.a. mit der 'Drehachse' des Atlas, dem Axis (Epistropheus), verwachsen. An allen Rumpfwirbeln sind Rippen (s.u.) eingelenkt. Die HW der Pleurodira (Halswender unter den Schildkröten; 378) besitzen als Insertionsstützen für die Muskulatur kräftige Dorn- und Seitenfortsätze. Letztere sind bei den Cryptodira (Halsberger; 378) rückgebildet. Bei den Dasypeltinae (Eierschlangen; Colubridae; 389) ragen Fortsätze der HW (Hypapophysen) zum Zerbrechen der verschlungenen Eier in den Ösophagus. 5 oder 6 Schwanzwirbel sind bei den Neognathae (höher organisierte rezente Vögel; 394) zum Pygostyl verwachsen. Ein Brustbein (Sternum) fehlt apoden (fusslosen) Amphibien und den Schlangen. Das Brustbein der Vögel ^ Synostose* der Sternalia und ist besonders bei den flugfähigen Formen als Ansatzstruktur der Flugmuskulatur sehr stark ausgebildet. Das Brustbein der Flugfähigen erfährt noch eine Verstärkung durch die Crista sterni (Carina). Auch das Sternum der Pterosauria (Flugsaurier; 392) war mit einem solchen 'Kamm' versehen. *Gilt auch allgemein für pathologische Veränderungen am Skelett Das Brustbein der Säuger ist ein gegliederter Stab aus 6 oder 7 Elementen. Die Rippen sind knorpelige oder verknöcherte Skelettelemente und können mit dem Brustbein gelenkig verbunden sein. Schlangen und Krokodile besitzen ausser 'Sternalrippen' Abdominalrippen. Bei den übrigen Reptilien, den Säugern, Vögeln und Froschlurchen (Anura) sind die Rippen auf die Brust- (Thorakal-)region beschränkt. Beutelknochen (Ossa epipubica) sind offensichtliche Derivate der muskulösen Bauchwand und bei den Monotremata ('Kloakentiere'; 421) in rudimentärer Form vorhanden. Gut ausgebildete Beutelknochen sind für die Marsupialia (Beuteltiere; 422) kennzeichnend, jedoch beim Beutelwolf (Thylacinus cynocephalus; Thylacinidae; 422) scheinbar rückgebildet. SCHÄDELSKELETT Die Kopfform (vgl. E-1.4.1.1.) wird weitgehend vom Bau des Schädelskeletts bestimmt. Tiere mit ausgeprägtem Geruchsinn (Hund, Pferd) verfügen über ein lang gestrecktes Nasale (Nasenbein). Die Elemente des Schädelskeletts sind paarig angelegt und untereinander (Nasalia) oder mit anderen Skelettelementen verzahnt. Es sind Öffnungen für die Sinnesorgane bzw. die Durchtrittsstellen für periphere Nerven vorhanden (Foramina). Das Chondrocranium ist der (primär) knorpelige Anteil des Schädels. Der Schädel der Proteidae (Olme; 372) bleibt weitgehend knorpelig; Nasale und Maxillare fehlen. Die Schädelknochen, die gesamthaft das Neurocranium bilden, sind vor allem Frontale, Parietale und Occipitale. Die Knochen, die mit dem Verdauungssystem in Verbindung stehen, bilden das Viscerocranium. Die Abessinische Mähnenratte (Lophiomys imhausi; Muroidea; 438) besitzt ein sekundäres Schädeldach aus Fortsetzungen der Frontalia und Parietalia, sowie des Squamosum. BESONDERHEITEN DER KIEFER Osteichthyes (329) Der gelenkige Oberkiefer der Teleostei (331) ist vorn mit dem Neurokranium, hinten durch Bänder mit dem Unterkiefer verbunden. Die Kneriidae (Ohrenfische; Gonorhynchiformes; 335) haben Hornkiefer anstelle von bezahnten Kiefern. Beim Buckellachs-M Oncorhynchus (Salmonoidei; 342) ist der Kiefer während der Laichzeit hakenförmig umgestaltet. Der Kiefer der Belonidae (Hornhechte; 348) hat die Form einer 'Pinzette'. Bei den Hemirhamphidae (Halbschnabelhechte; 348) ist der Unterkiefer im Kontrast zum kurzen Oberkiefer i.a. stark verlängert. Der Kieferapparat der Scaridae (Papageifische; 360) dient dem Abschaben von Korallenstöcken. Der Himmelsgucker Uranoscopus scaber (Trachinoidei; 361) besitzt eine Wurmattrappe in der Form einer Schleimhautfalte des Unterkiefers. Amphibia Der zahnlose Kiefer der Sirenoidea (Armmolchähnliche; 372) ist mit einer Hornscheide versehen. Reptilia Der Unterkiefer der Helodermatidae (Krustenechsen; 386) weist Giftdrüsen auf. Der Kieferapparat der Schlangen (Serpentes; 388) besteht aus beweglichen Spangen; die Kieferhälften sind nicht miteinander verwachsen. SCHULTER- UND BECKENGÜRTEL Der Schultergürtel besteht im Besonderen aus den Schulterblättern (Scapulae). Bei vielen Amphibien, Reptilien und Säugern ist ein paarig angelegtes Schlüsselbein (Clavicula) vorhanden, das den Schwanzlurchen, Schlangen und Krokodilen, sowie z.B. bei Hund und Pferd fehlt. Die Cingulata (Gürteltiere; 436) haben einen Rumpfpanzer aus Schulter- und Beckenschild; dazwischen befinden sich gürtel- bzw. bindenartige Streifen. Bei den Chlamyphorinae (Gürtelmulle; 436) ist nur der Beckenschild verknöchert. Der Beckengürtel der Fische ist nur in Form zweier kleiner Knochenstäbe vor der Analöffnung angedeutet, die ventral durch die Beckensymphyse verbunden sind. Der voll ausgebildete Beckengürtel der Tetrapoden umfasst die paarig angelegten Elemente Pubis, Ischium und Ilium. Auffallend grosse Gelenkgruben haben Tierarten mit gut ausgebildeten Ht.extremitäten. Gliedmassenlose Tiere haben, wenn überhaupt, einen nur schwach ausgebildeten Beckengürtel. Den meisten Schlangen (Serpentes; 388), wie auch den schlangenförmigen, extremitätenlosen Gymnophiona (Blindwühlen; 371) fehlen Schulter- und Beckengürtel völlig. Beckenrudimente sind z.B. bei den Aniliidae (Rollschlangen; 388), den Uropeltidae (Schildschwänze; 388) und den Xenopeltidae (Erdschlangen; 388) zu finden. Den Sirenidae (Armmolche; 372) fehlen Beckenknochen und Ht.gliedmassen. Die Cetacea (Wale, Delfine; 456) weisen, bei fehlenden 'äusseren' Ht.extremitäten, nur einen kleinen Beckenknochen auf. Der Beckengürtel der Pleurodira ('Halswender' unter den Schildkröten; 378) ist ventral mit dem Plastron des Panzers verwachsen. °E-2.3.2.1. Knorpel Der Knorpel ist ein Abkömmling des Mesenchyms und ein charakteristisches Stützgewebe der Vertebrata, kommt aber auch bei Evertebrata vor (z.B. Gastropoda und Cephalopoda; vgl. E-2.3.1.). Aus embryonalem Bindegewebe entsteht das Knorpelskelett, das bei den höher organisierten Formen im Verlauf der Entwicklung grossteils zum Knochenskelett umgebaut wird. Prinzip des Knorpelgewebes der Vertebrata, das aus den mesenchymalen Chondroblasten gebildet wird: Chondrozyten liegen solitär oder zu zweien verstreut und unregelmässig angeordnet im Körpergewebe. Sind 2 Zellen vorhanden, so sind die aneinandergrenzenden Seiten abgeflacht. Knorpelgrundtypen: - Hyaliner Knorpel. Die Zellen liegen gleichsam in Höhlen der homogenen Matrix; in allen Skelettelementen mit Zug- oder Druckbeanspruchung (Chorda, Nasenknorpel, Trachea), an den Ansatzflächen der Gelenke (E-2.3.2.3.). Embryonales Stützgewebe, Dauergewebe 'niederer' Vertebrata. - Elastischer Knorpel. Bauprinzip des hyalinen Knorpels, aber zusätzlich mit Einlagerung von Fasern (Ohrknorpel, kleinste Bronchien). - Faser- oder Bindegewebsknorpel. Die Zellen liegen als Inseln in der Matrix; die in Fibrillenbündel eingestreut sind (Gelenkscheiben, Kiefergelenkflächen, Zwischenwirbelscheiben). Das Bindegewebe, das den Knorpel umgibt, das Perichondrium, besteht aus Fasern und spindelförmigen Zellen. Bei den Haien und Rochen (Elasmobranchii; 323) kann in der Grundsubstanz des Knorpels Kalk abgelagert sein, sodass eine knochenartige Konsistenz erreicht wird. Ergänzungen Allgemein zeigt der Chondrozyt der Mammalia ein stark entwickeltes rER, Golgistrukturen, Mitochondrien, Granula, Lysosomen und Glykogenpartikel. Die Zelle ist von vielen kollagenen Mikrofibrillen umhüllt. Oberflächliche Chondrozyten besitzen Mikrovilli und Pinozytosebläschen. Im Plasma befinden sich häufig Lip(o)idtropfen. Cavia porcellus (Meerschweinchen; Rodentia°Caviomorpha; 443). Der primitive hyaline Knorpel der Reservezellzone der Epiphysenplatte zeichnet sich durch ein stark entwickeltes ER aus (THYBERG & FRIBERG, 1971). Extrazellulär sind Kollagenfibrillen vorhanden. Die flachen Zellen der proliferativen Zone zeigen ein ER mit erweiterten Zisternen. Die Golgistruktur schliesst viele grosse Vakuolen ein; es sind sehr viele Mitochondrien und Lysosomen nachweisbar. Die Verknöcherungszone zeigt eine progressive Mineralisation der 'longitudinalen' Septen. Der Condylus der Mandibel lässt 4 Zonen erkennen (SILVA & HART, 1967). Die Matrix der oberflächlichen Zellpopulation aus Chondrozyten und Fibroblasten besteht hauptsächlich aus Kollagenfasern. Unter dieser Schicht befindet sich eine Lage dicht gepackter, + rechtwinklig einander zugeordneter Fasern; es folgen eine lockere Kollagenfaserschicht und hyaliner Knorpel mit Zonen der Verknöcherung. Homo. Der fetale und neonatale hyaline Knorpel zeigt 2 Arten von Chondrozyten (HWANG 1978): 1) Hauptzellen mit flachem ER, wenigen Mitochondrien und rudimentärer Golgizone. 2) Nebenzellen mit dichtem Zytoplasma, gut entwickeltem ER und prominenter Golgistruktur. Beginnt die Mineralisation des Knorpels in der Interzellularsubstanz, schrumpft der Kern. Die Kernhülle wird teilweise unterbrochen, die Mitochondrien schwellen an, das rER weitet sich zu bandförmigen Gebilden aus, das Glykogen schwindet und nur noch wenige Lysosomen verbleiben. °E-2.3.2.2. Knochen Die harte Masse des Knochens besteht aus der Grundsubstanz (Ossein), mit Kalziumphosphat und eingelagerten Kollagenfibrillen. Die Knochenzellen (Osteozyten) sind in die harte Substanz eingeschlossen und stehen über Fortsätze miteinander in Verbindung. Sie sind wesentlich kleiner als die Knorpelzellen. Gemäss der Anordnung der Grundsubstanz im Knochen sind zu unterscheiden: - Faser- oder Geflechtknochen. Die Kollagenfasern bilden ein Flechtwerk, in dessen Lücken die Osteozyten enthalten sind. - Lamellen- oder Schalenknochen. Die Grundsubstanz bildet um die Blutgefässe Lamellen (Haverssche Systeme) als Einheiten des Knochensystems (Osteone). Die Knochen des Säugerfetus oder des Neugeborenen, sowie die Knochen der 'Nichtsäuger' unter den Vertebrata zeigen anstelle der Lamellenstruktur eine Faserstruktur mit parallel oder in verschiedene Richtungen laufenden Strängen. Beim adulten Säuger ist diese Form von Knochengewebe nur noch im Ohrlabyrinth und im Kieferfortsatz nachweisbar. An histologisch aufbereiteter Knochensubstanz sind die Osteozyten sowie die Durchtrittsstellen der Gefässe als feine Poren bzw. grössere Lücken zu erkennen. Beim adulten Säuger sind die Zellen in den Lamellen + konzentrisch angeordnet, die Lamellen wiederum konzentrisch um die Lichtungen der Knochenkanäle. Zwischen den Lamellenzylindern befinden sich die Schaltlamellen. Nach innen und aussen wird der Knochen von längs verlaufenden Generallamellen begrenzt, in denen die Zellreihen in Längsrichtung angeordnet sind und im Zusammenhang die Compacta bilden. Grosse Knochen besitzen Blutgefässe in den Kanalabschnitten (Haverssche Kanäle). Die beiden Enden der Röhrenknochen (Epiphysen) bestehen aus der Spongiosa, die aus einem System von Knochenbälkchen gebildet wird. Am Ende eines Femur z.B. ordnen sich die Bälkchen zu Netz- bzw. Gitterbögen an. Die grossen Lumina im Schaft der Röhrenknochen (Diaphyse), sowie z.T. auch die Spongiosa (Epiphyse), werden vom roten Knochenmark ausgefüllt, wo die Bildung von Erythrozyten, Leukozyten und Thrombozyten stattfindet (vgl. E-2.9.3.2.; E-2.10.4.). An die Stelle des roten Marks tritt besonders in den Schäften später das gelbe Knochenmark aus weissen Blutzellen und Fettzellen. Die Wabenstruktur von Knochensubstanz trägt zur Gewichtminderung der Körpermasse bei, so beim Vogelknochen* (393), beim Elefantenschädel (455), sowie z.B. im Panzer der Seychellen-Schildkröte Geochelone (Aldabrachelys) elephantina (379). *neben 'hohlen' Knochen Eine pathologisch bedingte Wabenbildung des Knochens äussert sich in der Osteoporose . Die äussere Knochenhaut (Periost) ist ein Bindegewebe mit eingestreuten Gefässen. Vom Periost strahlen Faserbündel in die Knochensubstanz aus. In den Knochenkanälen oder -lakunen befinden sich unter dem Periost die Knochen bildenden Zellen, die Osteoblasten, sowie die Knochen abbauenden Zellen, die Osteoklasten. In der Grundsubstanz reifen die Osteoblasten zu Osteozyten heran. Die elastische Faser des Periosts besteht aus longitudinal angeordneten Fibrillen, die Matrix aus amorphem Material (vgl. u.a. TAYLOR & YEAGER, 1966). Eine innere Knochenhaut (Endost) besteht aus einschichtigem Bindegewebe, kleidet die Markhöhlen aus und überzieht Knochenbälkchen. Der Längsschnitt einer Tibia zeigt den Übergang vom hyalinen Knorpel zum Knochen. Der Zone des hyalinen Knorpels folgt die Proliferationszone mit säulenförmiger Anordnung sich allmählich abflachender Chondrozyten. Es schliesst sich die Spongiosa (s.o.) an. Besonders beim fetalen Knochen sind dort noch Knorpelreste zu finden. Befinden sich unter dem Periost am Knochenschaft sehr viele Osteoblasten, liegt eine perichondrale Ossifikation vor. Eine enchondrale Ossifikation findet dagegen + herdförmig im Knorpelinnern statt. Im Verlauf einer desmalen Ossifikation werden die Deckknochen (Hautknochen) des 'Exoskeletts' gebildet. Die endesmale Ossifikation erfolgt bei fetalen Mesenchymen. Die Knochenmasse der Galaxioidei (Hechtlinge i.w.S., 342), Gadiformes (Dorschfische, 345), Perciformes (Barschfische; 0413) und Synbranchiformes (Kiemenschlitzaale, 351) ist azellulär. Ergänzungen Rattus rattus (Rodentia°Myomorpha; 439). Wie beim Säuger generell, enthalten die Osteoklasten viele Lysosomen und befinden sich vorwiegend in Gefässnähe (LUCHT 1972). 2 Arten von Osteoklasten in der Metaphyse: 1) ohne gekräuselte Oberfläche; 2) wenigstens teilweise mit gekräuselter Oberfläche. Das Zytoplasma unter der Oberfläche enthält viele Vakuolen und ein schwach entwickeltes ER. Mus musculus (Rodentia°Myomorpha; 439). Osteoblasten und Osteozyten der Calvaria (Schädelkalotte) enthalten Mikrotubuli. In den Zellfortsätzen befinden sich Mikrofilamente, die parallel zur Fortsatzachse angeordnet sind. Die Zellfortsätze stehen über Tight junctions miteinander in Kontakt. Oryctolagus (Lagomorpha; 444). Das Endost des Femur besteht aus Knochengewebe und einem Plexus grosser Kapillaren, die eine Basalmembran und z.T. Perizyten aufweisen (LUK et al., 1974). Im Ganzen besteht der Knochen aus mosaikartig angeordneten formativen, ruhenden und resorptiven Bezirken. Beim adulten Kaninchen sind anfangs 3 Arten von Osteozyten in Osteonen und interstitiellem Gewebe vom Femur vorhanden (LUK et al. 1974, 1974a). Die den Knochen aufbauenden Osteozyten befinden sich nahe den Osteoblasten, Haverssche Kanäle und Endost begrenzend. Tiefer im Knochengewebe befinden sich die Osteoklasten und degenerierende Osteozyten. Die Osteoblasten besitzen ein gut entwickeltes rER, Mitochondrien und eine prominente Golgizone. Fortsätze des Zytoplasmas dringen in die Knochensubstanz ein und treten mit benachbarten Osteoblasten in Kontakt. Gelegentlich bestehen junctions zwischen den Fortsätzen. An die aktiven Osteoblasten schliessen sich nach der Markseite des Knochens hin spindelförmige Präosteoblasten an, zwischen denen sich Kollagenfasern und einige hämatopoetische Zellen befinden. Lange Zytoplasmafortsätze anderer Art sind mit den Fortsätzen der Ruhe-Osteoblasten verflochten. Letztere erscheinen infolge eines dichten Zytoplasmas klein; rER und Golgistruktur sind, im Vergleich zu den aktiven Osteoblasten, nur schwach ausgebildet. Die Osteoklasten sind vielkernig, mit vielen Vakuolen, Mitochondrien, Golgi und rER. Zytoplasmafortsätze strahlen in Form von Mikrovilli in die Matrix aus. Die Präosteoklasten ähneln Monozyten und zeigen häufig gut ausgebildete Pseudopodien, freie Ribosomen, Polysomen, eine Golgistruktur, wenige Mitochondrien und wenig rER. Bos primigenius forma taurus (453). Die Primärstruktur des lamellären Knochens vom jungen Hausrind zeigt Kollagenbündel, die konzentrisch in schalenförmiger Anordnung verlaufen (ASCENZI et al., 1967). Jedes Bündel steht mit dem nächstfolgenden in engem Kontakt. Nicht alle Kollagenfasern verknöchern. °E-2.3.2.3. Gelenke Gelenke verbinden die Knochen des Bewegungsapparates miteinander. Es gibt 3 Haupttypen 'echter' Gelenke: - Scharniergelenk (Bewegung um eine Querachse, z.B. Ellbogengelenk) - Sattelgelenk (Bewegung um 2 Querachsen, z.B. Halswirbel der Vögel, Daumen-Handwurzel) - Kugelgelenk (Bewegung um mehrere Querachsen, z.B. Hüftgelenk) Ein Gelenk für die Bewegung um eine Längsachse ist die Verbindung Atlas-Axis. Zwischen den Gelenkfortsätzen der Wirbelkörper befinden sich Schlittengelenke. Die Ansatzflächen der Gelenke an den Knochenenden sind von hyalinem Knorpel überzogen. Die Gewebsfolge im 'echten' Gelenk (Diarthrose) ist: Knochen - hyaliner Knorpel Faserknorpel - hyaliner Knorpel - Knochen. Der Gelenkspalt wird von einer Kapsel (Gelenkkapsel), die durch Bänder verstärkt sein kann, umschlossen. Die Gelenkkapsel ist die Fortsetzung der äusseren Knochenhaut (Periost) und besteht aus der äusseren Membrana fibrosa und der inneren Membrana synovialis, die in den Gelenkspalt vordringt und die Synovialflüssigkeit produziert. Im Gelenkspalt können Scheiben aus straffem Bindegewebe (E-2.4.) als Gleitpolster vorhanden sein (Diskus, Meniskus). Einfache Gelenke (Syndesmose, Synarthrose) bestehen aus Bindegewebe. Ohne Gelenke miteinander verwachsene Knochen bilden Synostosen. Bei den Microchiroptera (Fledermäuse i.e.S.) wird häufig ein akzessorisches Schultergelenk angelegt, so bei den Rhinolophoidea (434) und Natalidae (Vespertilionoidea; 435). Bei den Fischen sind Kiefergelenke vorhanden. Bei Haien und Rochen (Elasmobranchii, 323) sind Oberkiefer (Palatoquadratum) und Unterkiefer (Mandibulare) über ein primäres Kiefergelenk miteinander beweglich verbunden. Der Unterkiefer der Papageifische (Perciformes°Scaridae; 360) bildet zwischen Dentale und Articulare ein sekundäres Gelenk. °E-2.4. Bindegewebe und Parenchym Bindegewebe (Bg) umfasst Stütz-, Füll- und Speichergewebe. Es ist vor allem ein weitmaschiges Gitterwerk aus meist verzweigten Zellen. EVERTEBRATA Zwischen Epidermis und Gastrodermis der Placozoa (096) befindet sich Mesenchym als ein lockeres Bg. In gleicher Weise ist das Mesenchym der Porifera (097) zwischen 2 Zellschichten eingebettet. Im übrigen tritt Bg bei den Evertebrata meist in der Form einer Basalmembran auf. Bei höher organisierten Formen (z.B. Mollusken) kann das Bg jedoch in dickeren Schichten vorliegen und eine Faserstruktur aufweisen. Bg von Lymnaea stagnalis (Basommatophora; 137) enthält Amöbozyten, Porenzellen, Fibroblasten, Pigmentzellen, Muskelzellen und undifferenzierte Zellen. Die Porenzellen sind durch viele Invaginationen der Zellmembran gekennzeichnet, die durch Zytoplasmafortsätze überbrückt werden. Aus Fibroblasten können neben Fibrozyten andere Zelltypen hervorgehen. Die schwache Entwicklung des Bg bei den Arthropoda (168) ist durch die Starre des Körpers zu erklären, wobei eine Verschiebung der Organe gegeneinander nur in geringem Masse stattfindet. Einige Faserzüge umhüllen die Organe. Den Faszien der höher organisierten Vertebrata entspricht etwa die elastische Membran, die Scharniere oder Gelenke bildet (Syndesen). Das Bg der Insekten zeigt im Einzelnen eine Matrix, Kollagen, feine Fibrillen (<60 A°) und gröbere Fibrillen (~400 A°) (LOCKE & HUIE, 1972). Die Insektensehne besteht i.a. aus Epidermiszellen, die Tonofibrillen enthalten können, oder z.B. aus zapfenförmigen Verdickungen einer subepidermalen Lamina. Ausser der Muskulatur bildet bei den Enteropneusta (Hemichordata; 306) häufig das Coelomepithel ein Bg. VERTEBRATA Typische Bindegewebe der Vertebrata leiten sich vom embryonalen Mesenchym ab: - faseriges Bg erfährt besonders bei den höher organisierten Formen eine starke Differenzierung. Die Kapsel der Lymphorgane (weisse Milzpulpa, Thymus, Lymphknoten) besteht aus kompaktem faserigem Bg. - Straffes Bg besteht aus parallel angeordneten Fasern mit Fibrozyten und ist das wesentliche Element der Sehnen und Bänder (Faszien). Die Fasern sind geflechtartig angeordnet, d.h. Kollagen- und elastische Fasern eng miteinander verflochten. Faszien umhüllen als derbe Scheiden die Muskulatur. Straffes Bg befindet sich auch in der Dura mater (harte Hirnhaut) des ZNS (vgl. E-2.6.2.1.). - Lockeres Bg befindet sich überall dort, wo eine Verschiebung von Organen gegeneinander stattfindet, so im Bereich von Nervensystemen (Arachnoidea der Vertebrata; vgl. E-2.6.2.1.) und Gefässen. Es besteht aus sich überkreuzenden Fasern verschiedener Struktur (Kollagenfasern, elastische Fasern) und führt u.a. Fibroblasten und Mastzellen (vgl. E-2.10.0.). - Retikuläres Bg entspricht einem Füllgewebe der Lymphorgane, wobei das Maschenwerk von den Retikulozyten ausgefüllt ist; den Zellen liegen Retikulinfasern an. Die Retikulozyten sind Speicherzellen (Phagozytose), die zusammen mit Endothelien der Blutgefässe das Retikulo-endotheliale System (RES) bilden. - Gallertiges Bg besteht aus einer mucopolysaccharidhaltigen Grundsubstanz mit dünnen kollagenen bzw. argyrophilen* Fasern beim Säugerfetus. *Darstellung durch Silberimprägnation - Fettgewebe; s.u. Zwischen den Bindegewebszellen befindet sich eine Interzellularsubstanz aus - interstitieller Flüssigkeit, die u.a. Aminosäuren und Peptide, Plasmaproteine, sowie Elektrolyte enthält - Glykoprotein - Aggregaten von Proteoglykanen Bei den oben erwähnten Fibrozyten (Spindelzellen) handelt es sich um verzweigte bzw. längliche Zellen mit abgeflachtem Kern. Ihre Vorstufe bzw. 'Ruheform' sind die Fibroblasten. Sehnen dienen der Übertragung von Muskelaktivität auf das Skelett. In den Sehnen befinden sich spezialisierte, 'geflügelte' Fibrozyten (Tendinozyten) zwischen den Kollagenfaserbündeln. Das bindegewebige Peritendineum mit den Tendinozyten enthält als das P. internum Blutgefässe und Nerven. Im Gegensatz zu den Sehnen enthalten die Bänder, wie sie z.B. zwischen Wirbeln vorkommen, elastische Fasern. Ergänzung Cavia porcellus (Rodentia°Caviomorpha; 443). Das Elastin aus dem Ligamentum nuchae ('Nackenband') besteht in seiner elastischen Substanz aus Fasern in amorpher Matrix (GOTTE et al., 1972). FETTGEWEBE, SPEICHERGEWEBE Fettgewebe besteht zunächst aus retikulären Zellen mit Lipidtropfen (Lipoblasten). Weisses Fettgewebe kann bei Wirbellosen und Wirbeltieren über den ganzen Körper verteilt sein. Jede Zelle enthält eine grosse Ansammlung von Lipid('Fettvakuole'). Das Zytoplasma liegt der Zellmembran an und zeigt nur am Kernpol eine halbmondförmige Verdickung. Die Kerne können eine zentral gelegene Vakuole aufweisen und werden daher als Lochkerne bezeichnet. Als Organellen sind ein Golgi-Apparat, ER und Mitochondrien vorhanden. Der Fettkörper (Corpus adiposum) der Crustacea (197) ^ Speichergewebe. Der Fettkörper der Collembola (Springschwänze; Insecta°Apterygota; 252) gilt als Exkretspeicher für Harnsäure. Der Fettkörper von Schaben (Blattodea; 258) enthält Mycetozyten mit symbiontischen Bakterien. Ausser der Speicherung von Energie erfüllt das Fettgewebe der Vertebrata eine Schutzfunktion als druckelastisches Polster und dient, vor allem, als Wärmeschutz. Ein starkes Unterhautfettgewebe schützt Pinguine (Sphenisciformes, 395) und Wale (Cetacea, 456) vor Kälte. Die Höcker der Kamele (Camelidae, 451) enthalten subkutanes Fettgewebe. Das Braune Fett kommt besonders bei Vögeln und z.B. in der Nackenregion junger Säuger vor. Es ist ein Wärmespeicher und -regulator und enthält sehr viele Blutgefässe und adrenerge Neuronen. Mitochondrien*, Golgistruktur, gER und Lysosomen sind wesentliche Organellen. Die Zellen stehen über Gap junctions miteinander in Verbindung. *Namentlich die Cytochromoxidase bewirkt die Braunfärbung des Gewebes PARENCHYM Bei Evertebrata füllt ein + homogenes, bindegewebsähnliches Parenchym besonders Körperhöhlen aus, so z.B. bei den Nematomorpha (124). In der (primären) Körperhöhle der Mollusca (127) befindet sich Parenchym, ebenso in der Körperhöhle der Kamptozoa (Entoprokta; 126). In Insektenlarven, sowie in embryonalem Gewebe von Xenopus (373) und den Säugern breitet sich zwischen den Organen lockeres netzförmiges Füllgewebe oder Mesenchym mit sternförmigen Zellen und grossen Interzellularräumen aus. Bei den Vertebrata ist die Grundmasse von Leber, Niere, Nebenniere, Milz und Pankreas parenchymatös. °E-2.5.0. Muskulatur Spezielle Bezeichnungen betr. Muskelzelle Sarkoplasma ^ Protoplasma (Zytoplasma) SR=Sarkoplasmatisches Retikulum ^ ER Sarkolemm ^ Zellmembran Sarkosom ^ Mitochondrion Sarkomer: Kleinste Einheit des Quergestreiften Muskels Die Muskulatur - entstammt dem Mesoderm, d.h. dem Mytom, aus dem die Myoblasten hervorgehen (vgl. E-4.6.) - ist ein System kontraktiler Elemente, das Körperbewegungen (Strecken, Dehnen), bzw. die Kontraktion von Organen (Muskelschlauch, Herz) ermöglicht. Grundlage der Muskelkontraktion ist die Aufspaltung von ATP in ADP + Phosphat, das bedeutet die Umwandlung chemischer Energie in eine mechanische Energie in den Myofibrillen. ATP wird hauptsächlich durch den Abbau von Glykogen bzw. Glucose, sowie Fettsäuren verfügbar. Als Vorstufen einer Muskulatur können Actomyosinproteine angesehen werden, die bei Pseudopodienbewegung der Rhizopoda (089) aktiviert werden (E-1.1.2.). Das 'Zytoskelett' von Amoeba proteus entspricht einem irregulären Netz aus myosinhaltigen Actinfilamenten. Muskulatur ist schon bei Cnidaria (099; E-2.5.1.) vorhanden und dürfte die höchste Differenzierung bei den Mammalia erfahren haben. Bei Kolonien bildenden Kamptozoa (Entoprokta; 126) kann zwischen Kelch und Stiel ein Zellkomplex vorhanden sein, der zu rhythmischen Kontraktionen befähigt ist und somit als ein primitives Herz gelten mag. QUERGESTREIFTE MUSKULATUR Das spezielle Kennzeichen ist die im LM sichtbare Querstreifung, wobei helle isotrope mit dunklen anisotropen Streifen alternieren*. *z.B. mit Hämatoxylin anfärbbar Der Quergestreiften Muskulatur werden i.a. zugeordnet: - Skelettmuskel - Herzmuskel - 'Schräggestreifte' Muskulatur (Näheres s.u.) Die Muskelbündel bestehen aus Muskelfasern, d.s. im Prinzip Einzelzellen in der Form plasmoidaler Syncytien* mit vielen kleinen länglich-ovalen, randständigen Kernen. Je nach ihrer Streck- oder Dehnungsfunktion sind die Muskelfasern parallel angeordnet oder überkreuzen sich. Die Faser enthält longitunial angeordnete Myofibrillen als die eigentlichen kontraktilen Elemente. Zwischen den Fasern erstrecken sich Bindegewebsstränge und Gefässe. Zwischen den Myofibrillen befinden sich viele Mitochondrien und Glykogenpartikel. *hervorgegangen aus Myoblasten, die wiederum unter Konfluieren einkerniger Prämyoblasten gebildet werden Gemäss ihrer Struktur sind 2 Arten von Myofilamenten zu unterscheiden: 1. Dicke (röhrenförmige) Filamente aus ca. 200 Myosinmolekülen*; besonders bei Arthropoden. 2. Stränge dünner Filamente (Dm <Typ 1) mit Actin**/Tropomyosin*** im Verhältnis 2:1; vorwiegend bei den Vertebrata. *aus 2 Polypeptidketten; am Ende der Ketten 'Kopfstück', in dem die ATPase-Aktivität lokalisiert ist **Strukturproteine (-Actin im Muskel) aus 1 Polypeptidkette ***aus 2 umeinander gewundenen Untereinheiten, mit Actin verknüpft, Zusammenwirken mit Troponin während der Muskelkontrakion Die Membran, die die Muskelfaser umhüllt, ist das Sarkolemm. Die funktionelle Einheit des Muskels ist das Sarkomer und als Zone ('Streifen') der Myofibrille erkennbar. Ein Bandenmuster bedingt die Querstreifung des Muskels. Der Actinanteil beiderseits der Z-Scheibe erscheint im LM isotrop, d.h. hell: die I-Bande erscheint als dünnes Filament am Ende des Sarkomers. Die dicken Filamente entsprechen den doppelbrechenden, dunkel erscheinenden anisotropen A-Banden, die sich über die gesamte Länge des Sarkomers erstrecken. In der Mitte der I-Bande befinden sich osmiophile Z-Streifen, an denen die Actinfilamente ansetzen. Die Signalübertragung vom Sarkolemm zum SR, das die Myofibrillen umspinnt, erfolgt durch das Transversalsystem (T-System). Bei diesem System bildet das SR schlauchförmige Einfaltungen (Tubuli), die ein quer zum Verlauf der Myofibrillen ausgerichtetes Gitter bilden. Über die T-Struktur treten simultan alle Filamente in gleicher Höhe miteinander in Verbindung. Der Anschnitt einer T-Einfaltung zeigt im LM, zusammen mit den Anschnitten der terminalen Zisternen des L-Systems*, die Triade. *Longitudinales 'Netzschlauchsystem' zwischen den Myofibrillen, besonders ausgeprägt im Skelettmuskel. SCHRÄGGESTREIFTE MUSKULATUR Wie beim Quergestreiften Muskel sind A- und I-Bande sowie Z-Streifen zu erkennen. Die Lagen dicker und dünner Filamente sind jedoch so gegeneinander versetzt, dass die Anordnung der Bande im LM 'schräg' erscheint. Die Muskelfasern sind einkernig. Der Muskeltyp kommt u.a. bei Mollusken, Anneliden und Nemathelminthen vor. GLATTE MUSKULATUR Glatte Muskelzellen sind i.a. spindelförmig und kommen besonders in den Wänden des Verdauungstrakts der Evertebrata und Vertebrata vor, sowie in den grossen Blutgefässen und der Harnblasenwand der Vertebrata. Die Actin- und Myosinfilamente sind bündelweise verteilt und am Sarkolemm verankert. Es sind keine T-Tubuli vorhanden, das SR ist nur schwach ausgebildet. Das Sarkolemm zeigt häufig intensive Pinozytose. °E-2.5.1. Spezielle Muskulatur der Evertebrata Ansätze einer Muskulatur sind bereits bei den Cnidaria (099) vorhanden. Myoneme der Epithelmuskelzellen einer Hydra (101) sind parallel zur Körperachse des Polypen angeordnete Fasern, d.h. ein Gemisch aus dicken und dünnen Filamenten (HAYNES et al., 1968). An ihren Enden sind die Filamente mit den Membranen der epithelio-muskulären Zellen verbunden. In diesen Regionen befinden sich Bindungen zwischen benachbarten Zellen. Die Mesenterien der Nynantheae (Anthozoa°Actiniaria; 101) zeigen eine gut entwickelte Längsmuskulatur. Das Mesenchym der Ctenophora (105) ist von Muskelsträngen und amöboiden Zellen durchsetzt. Das Zooid (Einzeltier) der Bryozoa (Ektoprokta, 106) ist mittels Rückziehmuskel in die Hülle einziehbar. Der Rüssel (Introvert) der Sipunculida (108) kann durch einen Rückziehmuskel ganz eingezogen werden. Bei den Nemertini (114) durchzieht ein ausstülpbarer Rückziehmuskel den ganzen Körper. Die Fortbewegung erfolgt, ausser durch Zilien, mit Hilfe der Muskulatur über eine Schleimspur. Die Enopla (114) zeigen eine äussere Ringmuskelschicht und eine innere Längsmuskelschicht. Die Bewegung der Gnathostomulida (115) erfolgt, ausser durch Zilien, durch Muskelkontraktion. Die Muskulatur der Rotifera (117) besteht aus einzelnen, verstreuten Muskelbündeln. Der Mundapparat der Kinorhyncha (118) und der Loricifera (118) ist mittels quergestreifter Muskulatur rückziehbar. Die innerste Schicht der Körperwand der Acanthocephala (119) ist mit dünnen Ringund Längsmuskeln ausgestattet. Längsmuskeln befähigen die Nematoda (120) zu Biege- und Schlängelbewegungen. Ausserdem kommen Diagonalmuskeln (~schräggestreifte Mm) vor. Die Längsmuskulatur der Kamptozoa (Entoprokta; 126) ist quergestreift, im Tentakelbereich herrscht jedoch glatte Muskulatur vor. Bei Brachiopoda (107) und Bivalvia (142) dienen Muskelpaare dem Öffnen und Schliessen der Schalen. Retraktor- und Schliessmuskel der Bivalvia bestehen aus zylindrischen Zellen glatter Muskulatur. Die Arme der Cephalopoda (148) sind frei bewegliche Muskelkörper ohne Knorpel und Bindegewebe. Stützelemente sind radiäre Muskelbündel, die dem Musculus verticalis der Säugerzunge ähneln. Der Querschnitt durch den Fangarm von Alloteuthis (149) zeigt ausser der Muskulatur Nervenzellen und Nervenstränge. In der Cuticula der Tardigrada (166) befinden sich dünne Bänder von Längsmuskeln. Annelida (153) und Onychophora (167) besitzen Ring-, Längs- und Diagonalmuskeln. Ein Stützsystem, das bei den Arthropoda (168) in der Form sklerotisierender Integumentstrukturen vorliegt, schafft die Voraussetzungen für die Insertion der Muskulatur. In der Krebsschere bzw. im Insektenthorax befinden sich Muskelbündel mit sich überkreuzenden Fasersträngen. An den Schalen der Ostracoda (202) ist ein Schliessmuskel zu erkennen. Die Muskulatur der Malacostraca (215) ist i.a. segmental angeordnet. Der Carapax der Phyllocarida (215) ^ zweiklappiger Schale mit Schliessmuskel. Die Muskulatur der Insekten zeigt eine typische Querstreifung. In manchen Fällen ist eine zellige Bindegewebshülle (Perimysium) vorhanden. Die Insertion der Muskelfasern in der Körperdecke erfolgt über Tonofibrillen, tonofibrillenhaltige bzw. endokutikuläre Sehnen, oder Faserkegeln. Der Körperstamm der Pantopoda (196) besteht überwiegend aus Bündeln von Längsmuskeln, der Saugrüssel aus einem komplexen Muskelsystem. Die Chaetognatha (303) besitzen unter der Epidermis 4 Längsmuskeln. Die Stacheln der Echinoidea (Seeigel; 312) werden durch Muskelgruppen bewegt. Die Sphaeridien, d.s. winzige modifizierte Stacheln auf Gelenkhöckern, weisen eine basale Muskulatur auf. Ergänzungen Hydrozoa Am Rande des exumbrellären Epithels der Cnidaria (099) befinden sich glatte Muskelfibrillen an basalen Fortsätzen der Zelle, die den marginalen Sphinkter bilden (MACKIE & PASSANO, 1968). Unter der Umbrella bilden zirkulär verlaufende 'gestreifte Fasern' den Schwimmmuskel. Die Ektodermzellen der Tentakeln besitzen Fortsätze longitudinal orientierter glatter Muskelfasern. Die glandulomuskuläre Zelle (Epithelmuskelzelle) der Basalscheibe von Hydra (Hydroidea; 100) zeigt einen Golgikomplex, Mitochondrien und rER; Myoneme sind radial angeordnet (DAVIS 1973). Nematoda Bei Trichodorus christei und Longidorus elongatus (120) sind primitive Muskelzellen nachweisbar (HIRUMI et al., 1971). Die Zellen verlaufen longitudinal und bilden unmittelbar unter der dünnen Hypodermis eine einzige Schicht. Die kontraktile Region besteht aus Myofilamenten unterschiedlicher Dicke. Das Sarkoplasma enthält Mitochondrien und Glykogengranula. Weniges, unauffälliges SR befindet sich in Nähe der Z-Platten; ein T-System fehlt. Bei Trichodorus gliedert sich die kontraktile Region in 2 bis 7 Sarkomeren aus jeweils I-, B- und H-Banden. Die dünnen Myofilamente verlaufen durch die Z-Platten. Im EM zeigen 'schräggestreifte' Muskelfasern von Ascaris lumbricoides (122) ineinandergreifende dicke und dünne Filamente und Sarkomeren aus B-, I- und H-Banden (ROSENBLUTH 1965). Vom Perikaryon gehen 2 Fortsätze aus; der eine Fortsatz zieht zum Nervensystem, der andere enthält die kontraktile 'afibrilläre' Substanz. Die B-Bande verlaufen schraubig um die Zelle. Mit dem Sarkolemm sind Dyaden aus flachen, intrazellulären Zisternen verknüpft; sie entsprechen junctions zwischen terminalen Zisternen des SR (ROSENBLUTH 1965a). Ins Myoepithel des Ösophagus dringen Plasmalemmstränge vor (REGER 1966). Die myofibrillenfreie Zone des Zytoplasmas enthält Mitochondrien, ER und Filamente. Plathelminthes Die Muskelschicht von Polycelis tenuis (109) besteht aus Faserkomplexen, die in kollagenes Material eingebettet sind; daneben ist Ringmuskulatur vorhanden (BOWEN & RYDER, 1973). Zwischen den Muskeln befinden sich eingesunkenes Epithel, Nervenund Drüsenzellen. Das Sarkoplasma ist reich an Mitochondrien und Glykogengranula. Mollusca Glatte und quergestreifte Muskeln führen dünne und dicke Myofilamente (40-100 A°, bzw. 100-1500 A°; HEYER & KATER, 1973). Jede Muskelzelle des Adduktormuskels der Kammmuschel Aequipecten irridiens (143) enthält eine einzige Myofibrille (SANGER 1971). Die Zisternen des SR sind über 'tubuläre Elemente' miteinander verbunden. Arthropoda ARACHNIDA Die Fasern der Beinmuskulatur der Vogelspinne Dugesiella hentzi (Araneae; 173) sind durch tiefe Invaginationen des Sarkolemms in Untereinheiten gegliedert (ZEBE & RATHMAYER, 1968). Die meist bandförmigen Myofibrillen sind darin radiär angeordnet. Es sind B- und I-Bande, sowie Z-Scheiben vorhanden. Im Bereich der B-Bande erweitern sich einzelne Schläuche zu Zisternen, die mit den Tubuli des T-systems Dyaden bilden. Unterschiede im Feinbau des Muskels der Tarantel Eurypelma marxi (Araneae; 173) sind an beiden Tarsen der Klauenmuskeln (Levator pretarsi und Depressor pretarsi) beobachtet worden (SHERMAN & LUFF, 1971). Die Fasern des Depressors sind im Ganzen grösser, kommen in geringerer Anzahl vor und haben grössere Myofibrillenbündel sowie längere B-Bande und Sarkomeren. Auch dürfte die Anzahl Dyaden pro Sarkomer, sowie die Anzahl Nervenendigungen, in einer synaptischen Region erhöht sein. CRUSTACEA Die Feinstruktur der Muskelfaser zeigt 8-10 m lange Sarkomeren mit B-, I- und Z-Banden (BRANDT et al., 1965). Die H-Zone ist schwach ausgebildet, eine M-Bande fehlt. Das Sarkolemm invaginiert 50-200 mal in jedem Sarkomer. Ein T-System kommuniziert mit der Zytoplasmamembran; es schliesst ein dichtes System von Sarkolemm-Invaginationen ein, von wo die meisten Tubuli ausgehen. Beim Copepoden Macrocyclops albidus (Cyclopidae; 206) besteht eine Kontinuität zwischen Tubuluswänden und Sarkolemm (FAHRENBACH 1963). Ein dichtes Netz von Tubuli umgibt die Myofibrillen. INSECTA Interdigitierende Fortsätze schaffen eine dichte Kontaktzone zwischen Muskeln und Epidermis (LAI-FOOK 1967). Die Membranen jener Fortsätze sind durch junctions miteinander verbunden, die auf der Ebene der Z-Linie erscheinen, sodass die Actinfilamente direkt an ihnen haften. Die Myofilamente des Femurmuskels der Schabe Leucophaea maderae (Blattodea; 258) zeigen je 1 B- und I-Bande, sowie eine H-Zone, aber keine M-Bande (HAGOPIAN 1966). Es sind 3 Arten von Mitochondrien vorhanden. Stark beanspruchte Muskeln, wie die Flugmuskeln, besitzen einfache, dicke Fibrillen (Sarkostyle). Sarkolemm und Kerne können auch fehlen. Es sind B-, I-, H-, Z- und M-Zonen nachweisbar (GARAMVÖLGYI 1965,1965a). Feine Nervenzweige und Tracheolen dringen tief in die Fasern des Flugmuskels ein und 'ziehen das Sarkolemm mit sich' (SHAFIQ 1964). Der Flugmuskel der Honigbiene (Apis mellifera; Hymenoptera; 289) zeichnet sich durch grosse Sarkosomen (^ Mitochondrien) aus, die sich in einer 'sarkoplasmatischen Matrix' befinden (HEROLD 1965); 0,1 bis mehrere m Dm. Die Myofibrillen bestehen aus Strängen zylindrischer Sarkomeren. Am Ende eines jeden Sarkomers befindet sich eine Z-Linie. Ein Sarkosom liegt jeweils gegenüber dem Sarkomer zwischen einer Z- und M-Linie, ein anderes zwischen der M-Linie und einer anderen Z-Linie. Echinodermata Die Skelettmuskeln des Seesterns Asterias rubens (Asteroidea; 310) inserieren mittels 'Sehnenschlaufen', die die Oberfläche der Sklerite umgeben (UHLMANN 1968). Die 'Sehnen' setzen sich aus feinen, parallel angeordneten Filamenten zusammen und gehen in die Basalmembran über, die die Muskelfortsätze umhüllt. HAUTMUSKELSCHLAUCH (HMS) Der HMS entspricht der Körperwand der Evertebrata vom 'Wurmhabitus' und besteht i.a. aus der Epidermis einschliesslich einer Cuticula, sowie aus 1 bis mehreren Muskelschichten, die eine Fortbewegung ermöglichen. Ein HMS begrenzt das Pseudocoel der Acanthocephala (119). Der HMS der Nematoda (120) besteht ausschliesslich aus Längsmuskeln. Bei den Annelida (153) sind im HMS Ring- und Längsmuskeln vorhanden. Auch die Myzostomida (Archiannelida; 159) besitzen einen HMS. Der HMS der Nematomorpha (124) zeigt eine Längsmuskulatur. Der HMS der Priapulida (125) besteht aus Bündeln innerer Längsmuskeln und äusserer Ringmuskeln. Unter den Mollusca besitzen die Aplacophora (127) einen HMS. Zu erwähnen ist auch der HMS der Echiurida (152). Der Kaumagen der Rotifera (117) entspricht + einem HMS. Der HMS der Onychophora (167) besteht durchweg aus glatter Muskulatur (Rings-, Diagonal- und Längsmuskelschicht), der HMS der Pogonophora (Bartwürmer; 304) aus äusserer Ring- und innerer Längsmuskulatur. Echinodermata. Die Euryalae (Ophiuroidea; 311) haben einen dicken HMS. Bei den Holothuroidea (Seegurken und Seewalzen; 315) befindet sich unter der die Sklerite enthaltenden Faserschicht eine Muskelschicht, sodass die Körperwand insgesamt einem HMS gleichkommt. Entsprechendes gilt für die Thaliacea (Tunicata; 318). Ergänzung In den Längsmuskelzellen des HMS von Lumbricus terrestris ist ein Kern nachweisbar, der zusammen mit den Mitochondrien in einer schmalen Randzone liegt. Es sind B-, I- und H-Zonen vorhanden (vgl. E-2.5.0.). HERZ Das Herz der Evertebrata ist, wie das Herz der Vertebrata (E-2.5.2.), ein Hohlorgan, das den kontraktilen Teil des Blutgefässsystems bildet. Ein einfaches Herz ist bei den Annelida (153) innerhalb des geschlossenen Gefässsystems vorhanden. Das Herz der Mollusca (127) ist schlauchförmig und in ein Perikard eingeschlossen, das ein Coelomrelikt darstellt. Venen erweitern sich zu Atrien (Vorhöfe), von denen aus die Hämolymphe in den Ventrikel (Herzkammer) gepumpt wird. Das Zurückströmen der Hämolymphe wird durch Klappen mit Ventilfunktion verhindert. Eine besondere Differenzierung zeigt das Herz der Arthropoda (168), ein dorsaler muskulöser Schlauch mit 'Saug- und Druckfunktion'*. Die Hämolymphe gelangt durch Öffnungen (Ostien mit Klappen) des Herzschlauchs in dessen Lumen. In einer Systole** wird die Hämolymphe durch die Aorta kopfwärts geleitet. Die Perkardialmembran trennt das Herz von der Körperhöhle ab. Die Kontraktion des Herzes erfolgt durch die 'Flügelmuskeln', die an der Perikardialmembran und der Körperwand inserieren. *Das Myokard entspricht einem Ringmuskel **Kontraktion=Systole, Dehnung=Diastole Das Herz der Malacostraca (215) durchzieht (ursprünglich) den ganzen Rumpf, mit 1 Paar Ostien und 1 Paar Seitenarterien pro Segment. Das Myokard des Roten Amerikanischen Flusskrebses (Procambarus clarkii, 238) erscheint mit seinen Verzweigungen und Anastomosen der Muskelzellen trabekelförmig (HOWSE et al., 1971). Bei den Tunicata (317) bestehen Myokard und Perikard jeweils aus einer Zellschicht; das einfach gebaute Herz befindet sich in der Perikardhöhle, einem Coelomrelikt. Der Herzschlauch von Ciona intestinalis (Tunicata; 317) ^ Epithelmuskelschicht (SCHULZE 1964). °E-2.5.2. Muskulatur der Chordata SR=Sarkoplasmatisches Retikulum Die Rumpfmuskulatur von Branchiostoma (Acrania, 319) besteht aus Myomeren (Myotomen), die durch Bindegewebsplatten (Myosepten) gegeneinander abgegrenzt sind. Myxinoidea und Petromyzonta; 321) besitzen einen durch Septen unterteilten subkutanen Muskelmantel. Die Muskeln setzen nicht am Skelett an. Ergänzungen In der Chorda dorsalis von Branchiostoma lanceolatum (319) sind dünne und dicke Filamente in B-, H- und I-Banden angeordnet (WELSCH 1968a). Im I-Band befinden sich Z-Streifen. Ein peripheres Zisternensystem entspricht dem SR der Muskulatur. Jede Faser der Längsmuskeln von Branchiostoma caribaeum ist von einer Zytoplasmamembran bedeckt und enthält eine Myofibrille aus Filamenten in interdigitierender, hexagonaler Anordnung. Ciona intestinalis (Chordata°Tunicata; 317). Die Zellmembran des Herzschlauchs ist dreiteilig, wobei die innere Schicht osmiophob ist, die beiden äusseren Schichten osmiophil sind (SCHULZE 1964). Die dem Herzlumen zugewandte Seite zeigt eine Basalmembran. Das obere Drittel des Herzschlauchs enthält Myofibrillen, die B- und I-Bande sowie Z-Streifen aufweisen. Auf die myofibrilläre Zone folgt eine Zytoplasmaschicht mit schlauchförmigen Mitochondrien. VERTEBRATA Der Muskel ist durch Sehnen bzw. Bänder (E-2.3.3.3.) an einem Skelettelement befestigt. Spezielle Motoneurone in den Skelettmuskeln sind von Bindegewebe umgeben und werden als Muskelspindeln bezeichnet; sie sind Indikatoren des Kontraktions- bzw. Dehnungszustands des Muskels (Propriorezeptoren). Die Rumpfmuskulatur der Chondrichthyes (322) ist segmental angeordnet. Die Teleostei (331) besitzen längs der beiden Körperhälften, entsprechend der Anzahl Wirbel, eine segmental angeordnete somatische Muskulatur. Beim Barschfisch Siphamia versicolor (Apogonidae; 357) fungieren transparente Längsmuskeln als Lichtleiter des Leuchtapparats. Die Extremitätenmuskulatur der an Land lebenden Vertebrata besteht i.a. aus Beugern und Streckern (Flexoren und Tensoren). Die epaxonische Rumpfmuskulatur tritt mit zunehmender Differenzierung der Extremitäten zurück. Abduktoren sind Muskeln, die Skelettelemente von der Körperachse bzw. dem Körperkern abheben; Adduktoren ziehen Skelettteile zur Körperachse hin an. Je nach Körperregion zeigt ein Querschnitt durch den Säugerkörper bestimmte Muskelgruppen: im Thorakalbereich den Musculus externus superficialis, den M. obliquus externus bzw. internus, den M. rectus profundus, den M. transversus rectus und den M. rectus superficialis. Der dorsale Rumpfmuskel ist der Musculus longissimus dorsi. Muskelgruppen des Hals-, Brust- und Bauchbereichs bilden die hypaxonische Muskulatur. Unter der Rückenhaut der Erinaceinae (Igel i.e.S.; 427) befindet sich ein dicker Muskelring (Musculus orbicularis), der den M. caudo-dorsalis umschliesst und das Einrollen des Tiers ermöglicht. Die Kaumuskulatur ist z.B. beim subterran in einer Kolonie lebenden Nacktmull (Heterocephalus, 442) extrem stark entwickelt. HERZMUSKEL Das Herzmuskelgewebe der Vertebrata ist gemäss seiner Pumpfunktion äusserst dehnbar. Es zeigt eine ähnliche Streifung im Längsschnitt bzw. Felderung im Querschnitt wie die Quergestreifte Muskulatur (E-2.5.0.). Die Muskelfaser ist verzweigt, häufig sind es auch die Myofibrillen. Die ovalen Kerne liegen zentral. Es sind grosse Mitochondrien nachweisbar, sowie Glykogenpartikel. Die Muskelzellen sind durch die Glanzstreifen (Disci intercalares) miteinander verbunden. Die Fasern zeigen keine zylindrische Anordnung, sondern sind untereinander netzartig verknüpft. Zwischen den Zellen breitet sich lockeres Bindegewebe aus, das Endomysium (vgl. E-2.4.). Das T-System (E-2.5.0.) scheint i.a. besser entwickelt zu sein als beim Skelettmuskel. Ergänzungen zu 'Myocard' Pleuronectes platessa (Osteichthyes°Heterosomata; 366). Die Myokardzellen enthalten ein kleines kurzes Sarkomer, dagegen kein SR (SANTER & COBB, 1972). Die Ventrikelzellen enthalten mehr Myofilamente und Mitochondrien als die Atriumzellen. Ambystoma mexicanum (Axolotl; Amphibia°Urodela; 372). In den Ventrikelzellen des Myokards ist das SR schwach entwickelt (GROS & SCHRÉVEL, 1970). Die Zellen stehen über Desmosomen miteinander in Verbindung. Zwischen den Mitochondrien befinden sich Glykogengranula. Necturus maculosus (Gefleckter Furchenmolch; Urodela; 372). Dem Herzmuskel fehlt ein T-System (HIRAKOW 1971). Das Sarkolemm zeigt geringe Invaginationen. Im peripheren Sarkoplasma befinden sich viele pinozytotische Vesikel. Golgiapparat und SR sind nur schwach ausgebildet. Es sind wenige, kleine Mitochondrien vorhanden. Häufig werden helle Zellen mit wenigen Organellen oder Myofibrillen beobachtet, die an die Purkinjefasern des Vogel- oder Säugerherzes erinnern. MAMMALIA Im Feinbau des Myokards bestehen gelegentlich Unterschiede von Spezies zu Spezies. So befinden sich im Myokard der Ratte (439) mehr Mitochondrien (Sarkosomen) als im Myokard des Meerschweinchens (443; DENOIT & CORABOEUF, 1965). Die Mitochondrien liegen zwischen den Myofibrillen. Das SR der V-Fasern des Herzmuskels einiger Spezies (Meerschweinchen, Kaninchen, Katze, Hund, Ziege, Schaf) zeigt Verbindungen mit dem Sarkolemm der transversalen Tubuli und dem peripheren Sarkolemm (SOMMER & JOHNSON, 1968). Rattus rattus (Rodentia°Myomorpha; 439). Die Myofibrillen zeigen grosse Interzellularräume mit Mitochondrien, rSR, freie Ribosomen und Golgikomplexe (HIBBS & FERRANS, 1969). Das gSR der Fasern besteht aus einem Maschenwerk aus Tubuli; es sind jedoch keine T-Tubuli wie in den Ventrikelzellen vorhanden. Besonders mit Bezug auf das SR üben Muskelzellen des Atriums neben der Kontraktion eine Sekretionsfunktion aus. Homo. Das Myokard des menschlichen Embryo zeigt B-, I- und Z-Bande wie beim Adultus; die M-Linie ist schwach ausgebildet, das H-Band fehlt (LEAK & BURKE, 1964). HAUTMUSKELN Hautmuskeln sind bei den Schlangen und Echsen (Squamata, 382) i.a. gut ausgebildet und dienen der Bewegung der Schuppen. Die Bauchschuppen der Schlangen (Serpentes, 388) stehen mit den distalen Rippen über Hautmuskeln (Mm. costocutanei) in Verbindung. Hautmuskeln der Vögel sind für das Aufrichten der Federn von Bedeutung. Beim Säuger werden weite Teile des Körpers vom Panniculus carnosus umhüllt. Die Facialis-Muskulatur mit mehreren Gesichtsmuskeln geht aus einer Hautmuskelschicht hervor, z.B. die Mm. auriculares, die die Bewegung der Ohrmuscheln ermöglichen. Bei den Beuteltieren (Marsupialia, 422) zweigt vom P. carnosus u.a. ein Sphinkter als Beutelschliessmuskel ab. Ergänzungen zur 'Muskulatur der Vertebrata' allgemein 'Pisces' Die Elasmobranchier (323) und einige Teleosteer (z.B. Clupea, Sprattus, Salmo, Conger, Thunnus) weisen zusätzlich zur inneren Trabekelschicht eine kompakte Schicht des ventrikulären Myokards auf (vgl. z.B. SANTER 1985). Beim Seelachs (Gadus virens; 345) zeigen rote und weisse Muskelfasern keine Unterschiede bezüglich der Volumprozente des SR und der T-Systeme (PATTERSON & GOLDSPINK, 1972). Am Z-Streifen kommen regelmässig Triaden vor. Die M-Streifen sind deutlich ausgeprägt. Die roten Fasern haben dickere Z-Streifen und mehr Mitochondrien, die weissen Fasern peripher mehr Fibrillen. Amphibia Der Froschmuskel besitzt eine Spindelhülle aus äusserer und innerer Kapsel (KARLSSON et al., 1966). Die äussere Kapsel umgibt Gruppen von Muskelfasern und deren Sinnesregionen. Kernhaltige Satellitenzellen der sensorischen Zone der inneren Kapsel treten mit den Muskelfasern in Kontakt. Aves Bei den meisten Vogelmuskeln befinden sich die Triaden an der B-I-Verbindung (HIKIDA 1972). Ein SR-Komplex ist in der Z-Linie zu finden. Ein Beispiel ist der M. serratus superficialis metapatagialis der Taube (Columba, 404). In diesen Muskel öffnen sich die T-Tubuli zum Extrazellularraum. Die Elemente des SR zwischen 2 Triaden eines einzelnen Sarkomers sind ähnlich wie beim Frosch angeordnet. Einige Tubuli, die das Z-Linienretikulum bilden, sind gefenstert. Mammalia Felis catus (Hauskatze; Carnivora°Feloidea; 447). Die sensorische Region der Muskelspindel zeigt Mitochondrien, Vesikel, Tubuli und Granula in der Form von dense bodies; alle Spindeln führen Satellitenzellen. Die Glatte Muskulatur ist besonders bei den Rodentia im Detail untersucht worden. Die Ringmuskeln aus dem Dickdarm der Maus (Mus musculus; Myomorpha; 439) zeigen im EM-Bild der erschlafften Fasern dünne, in Bündeln angeordnete Filamente (HEUMANN 1971). Zwischen den dünnen befinden sich gelegentlich dicke Filamente. In der Faser sind Mitochondrien, Mikrotubuli und tubuläre Elemente des ER vorhanden. Der langgestreckte Kern liegt im Faserzentrum. Im kontrahierten Muskel füllen dünne und dicke Filamente dicht gepackt das Faserinnere aus. Die glatten Muskelzellen aus der Jejunumwand der Ratte (Rattus rattus; Myomorpha; 439) stehen über Gap junctions miteinander in Verbindung. Myosin- und Actinfilamente sind scheinbar ungeordnet im Sarkoplasma verteilt. In Letzterem und im Plasmalemm befinden sich die osmiophilen 'Befestigungsplatten', an denen die Actinfilamente verankert sind; in ihrer Anordnung ähneln sie den Z-Streifen des quergestreiften Muskels. An beiden Kernpolen befinden sich Endoplasma, myofilamentfreie Zonen mit Golgikörper, Mitochondrien, Glykogen und Ribosomen. Die peripheren Sarkoplasmazonen sind reich an mikropinozytotischen Vesikeln. Die glatte Muskulatur der pulmonalen Venenwände der Ratte bildet die Innenschicht, eine Kardialmuskelzone die Aussenschicht (LUDATSCHER 1968). Cavia porcellus (Caviomorpha; 443). Wie an den Taeniae coli* des Meerschweinchens gezeigt werden konnte, aggregieren dicke Filamente vor der Kontraktion und disaggregieren bei eintretender Erschlaffung (RICE et al., 1970). *3 aus glatter Längsmuskultaur bestehende Bänder am Colon Die mechanisch wirksame Komponente der Muskel-Sehnenverbindung in Zunge, Papillarmuskel, M. gastrocnemius und Diaphragma des Meerschweinchens sind offensichtlich Mikrofibrillen (HANAK & BÖCK, 1971). Sie kommunizieren mit dem Sarkolemm und mit Kollagenfibrillen, die der Basalmembran anliegen. Die glatten Muskelzellen des Uterus nehmen während der Trächtigkeit nicht nur an Grösse zu, sondern zeigen auch auffallende Veränderungen ihres Feinbaus (DESSOUKY 1968). Die Myofilamente werden zahlreicher und länger. Im Zytoplasma der Muskelzellen wird Glykogen angereichert, die Mitochondrien werden zahlreicher. Granuläre und agranuläre Anteile des Golgikomplexes und des ER nehmen beträchtlich an Volumen zu. Im Uterus des nicht trächtigen F sind die Muskelzellen des Myometrium parallel angeordnet. Homo. Die Schweissdrüsen des Menschen zeigen ein Myoepithel, wobei der grösste Teil der Zellen mit Massen von Myofilamenten angefüllt ist (ELLIS 1965). Im Querschnitt erscheinen die Myofilamente wie eine I-Bande der gestreiften Muskulatur. Dichte Zonen, die mit den Myofibrillen in Verbindung stehen, entsprechen einer Z-Bande. Entlang der Fibrillen befinden sich ER, Mitochondrien, Glykogengranula, perinukleär Golgistrukturen, ER, Mitochondrien, Glykogen, Mikrotubuli, Lipid, Pigment und Granula. ELEKTRISCHE ORGANE (EO) Die EO entsprechen einer umgewandelten Muskulatur. Zunächst entstehen Zellplatten mit vielkernigem Zytoplasma, die durch Bindegewebslagen voneinander getrennt sind. Später wird das EO durch Septen in Säulen unterteilt. An der einen Plattenseite befinden sich Nerven, an der anderen Blutgefässe. Die Torpediniformes (Zitterrochen; 327) verfügen über EO im Brustbereich, die Rajidae (Echte Rochen; 326) im Schwanzstiel. Unter den Teleostei besitzen die Mormyridae (Nilhechte; 331) EO. Zu den bekanntesten 'elektrischen Fischen' zählen die Zitterwelse (Malapteruridae mit der Gattung Malapterurus; 340) und die Nacktaale (Gymnotoidei, 341). Beim Zitteraal Electrophorus electricus (341) nehmen die EO, die >600 Volt erzeugen können, 4/5 des Körpers ein. Der Südliche Himmelsgucker (Astroscopus y-graecum; Trachinoidei°Uranoscopidae; 361) hat ein paarig angelegtes EO aus Augenmuskeln und >2000 Elektrozyten. °E-2.6.0. Nervensysteme Die wesentlichen Aufgaben des Nervensystems sind Reizaufnahme, Erregungsleitung und Reiz-(Erregungs)übertragung auf die Muskulatur u.a. Organsysteme. In Nervenbahnen der höher organisierten Evertebrata sind 'Schalt- und Verteilerstellen' in der Form von Ganglien eingebaut, u.a. Visceralganglien, mit zunehmender Cephalisation Cerebralganglien (s.u.). Das NS der Euvertebrata besteht a) aus dem zentralen NS (ZNS) mit Gehirn und Rückenmark (vgl. E-2.6.2.1.), b) aus dem peripheren NS mit Nerven und Ganglien (E-2.6.2.2.). Eine z.B. an der Körperperipherie perzipierte Erregung gelangt über afferente Leitungsbahnen zum ZNS und von diesem zum Erfolgsorgan. Prinzipiell wird das Zentral- oder Hauptnervensystem bei den Evertebraten ventral, bei den Vertebrata dorsal angelegt (Bauchmark / Rückenmark). Das 'Gehirn' der Evertebrata kann als Cerebralganglion (CG; s. E-2.6.1.) bezeichnet werden. Die morphologische und funktionelle Einheit des Nervensystems ist das Neuron (vgl. GLOSSAR). Der Körper des Neurons ist nicht per se verzweigt, sondern sendet Fortsätze aus. Da sind vor allem die in Synapsen (E-2.6.3.) endenden Nervenfasern (Axone) zu nennen. Kennzeichnend für die Purkinje-Zelle (vgl. Glossar unten) ist der weitverzweigte Dendritenbaum. GLOSSAR Astrozyt. Astrozyten (Sternzellen) spielen bereits während der Embryonalentwicklung eine Schlüsselrolle bei physiologischen Prozessen im Gehirn (Wasserhaushalt, Kalium; vgl. u.a. KIMELBERG & NORENBERG, 1989). Es sind keine eigentlichen Nervenzellen, sondern gehören einer speziellen Zellklasse an, den Makroglia, gehen jedoch aus den gleichen Stammzellen wie die Nervenzellen hervor. Sie bilden die 'radiäre Glia' und weisen als Leitzellen den Nervenzellen den richtigen Weg zu ihrem Bestimmungsort und nehmen Einfluss auf das Wachstum der Axone. Da im Gehirn kein lymphatisches System vorhanden ist, dürften die Astrozyten auch bei intracerebralen Abwehrreaktionen von Bedeutung sein. Axon. Neurit, Achsenzylinder, Nervenfaser. Fortsatz der Nervenzelle (Neuron), synaptisch (E-2.6.3.) an anderen Nervenzellen oder Erfolgsorganen. Länge <1mm bis >1m. Axoplasma. Enthält ausser dem Kern und Mitochondrien viele Neurofilamente und Neurotubuli. Dendrit. Peripher sich stark verzweigender Zytoplasma-Ausläufer der bipolaren und multipolaren Nervenzellen (Neuronen); enthält im 'Hauptstamm' stets Nissl-Schollen. Ependym. Einschichtiges kubisches bis hochprismatisches Epithel, das die Glia der Hohlräume des ZNS einhüllt und den Plexus chorioideus bedeckt. Ganglion. Nervenzellgruppen und -fasern mit umgebenden gliösen Mantelzellen; auch 'Hirnkerne'. Glia. Interstitielles Gewebe des Nervensystems, bildet Markscheiden. Stütz-, Nährund Phagozytosefunktion. Gliazellen bleiben im Gegensatz zu den Nervenzellen teilungsfähig. Unterschiede im Bau der Gliaelemente zwischen den Tierklassen bestehen vor allem in Anordnung und Verteilung der Organellen (KRUGER & MAXWELL, 1967). Hortega-Zelle. Phagozytierende, amöboid bewegliche Mikrogliazelle. Kommissur. Verbindende Fasern z.B. zwischen den Grosshirn-Hemisphären der Vertebrata (z.B. das Corpus callosum, das die Lateralventrikel überdacht), bzw. re mit li Ganglion innerhalb eines Segments bei den Evertebrata. Konnektiv. Längsverbindungen der re bzw li Ganglien im Strickleiter-NS der Onychophora, Arthropoda und Annelida. Korbzelle*. Axone dieses Zelltyps bilden 'Faserkörbe' um die Perikaryen der Purkinje-Zellen. *Auch epitheliale Muskelzellen (Myoepithel) werden als Korbzellen bezeichnet! Makroglia. Entsprechen den Astrozyten mit 2 Haupttypen: faserhaltige in der Weissen Substanz, zytoplasmareiche in der Grauen Substanz. Mesoglia. Abwehrzellen, phagozytierend; ^ möglicherweise Monozyten aus dem Blut. Mikroglia. Oligodendrozyten, die die Bestandteile der Myelinscheide bilden; bilden Hortega-Zellen und Ependymzellen. Myelinscheide. Wesentliche Elemente der Markscheide sind Neurokeratin und Myelin, die ein Gemisch aus Lipoiden darstellen (Phospholipide, Cholesterin und Cerebroside). Neurit. Entspricht dem Axon (s.o.). Neurolemm (Schwannsche Scheide). Zytoplasmatische äussere Schicht der Axonscheide; auch die aus einzelnen Zellen (Ranvierscher Schnürring; s.u.) bestehende gliöse Hülle der Nervenfaser. Neuron (Nervenzelle). Schalteinheit der Nervensysteme ektodermaler Herkunft. Plasmareicher Zellkörper (Perikaryon) mit erregungsleitenden Fortsätzen; reichlich rER; Fortsätze mit Mikrotubuli in Bündeln (Neurofibrillen) und Actinfilamenten. Verästelte Fortsätze (Dendriten; s.o.) zur Reizaufnahme, Axon zur Reizweiterleitung (im ZNS von Oligodendrozyten umgeben, im peripheren Nervensystem vom Zytoplasma der Schwannschen Zelle). Von Gliazellen (Neuroglia) umhüllt. Neuropil(us). Das sich zwischen Nervenzellen ausdehnende Geflecht der Nervenzell- und Gliafortsätze ('Nervenfilz'). Nissl-Schollen. Nissl-Substanz (granuläres Retikulum), Tigroidsubstanz aus rER, in fast allen Nervenzellen nachweisbar. Perikaryon. 'Zellleib' einer Nervenzelle mit 1 oder mehr Kernen. Purkinje-Zelle. Grosse kopfweidenähnliche Nervenzelle im Stratum gangliosum der Kleinhirnrinde, mit je 2-3 in die Molekularschicht (Stratum moleculare) aufsteigenden Dendriten und einem ins Mark absteigenden Neuriten. Ranvierscher Schnürring. Der marklose Abschnitt des Neurolemms (Schwannsche Scheide) an peripheren Nervenfasern. Schwannsche Zelle. Abgeflachte Zelle des Neurolemms mit spindelförmigem Kern. Das Zytoplasma grenzt eng an die äussere Oberfläche des Myelins. Das Plasmalemm umhüllt einen Axonabschnitt in 1 oder mehreren Schichten und bildet so die Myelinscheide. Synapsen in E-2.6.3. Ergänzung Das Verhältnis Hirngewicht/ Körpergewicht beträgt bei der Honigbiene (Apis mellifera, 289) 1/174, beim erwachsenen Menschen 1/40, beim Klammeraffen (Ateles, 430) jedoch 1/15. Bei letzterer Spezies bezieht sich der Index explizit auf die grosse Masse des Sehzentrums (Lobus opticus). °E-2.6.1. Evertebrata NS = Nervensystem CG = Cerebralganglion OSG = Oberschlundganglion USG = Unterschlundganglion Bei den Evertebrata sind hoch entwickelte Zentralnervensysteme vorhanden. Eine Tendenz zur Zentralisation bzw. Cephalisation ist besonders bei den Cephalopoda (148) und Arthropoda (168) zu beobachten (MEYER 1986), wobei es häufig zur Volumzunahme des optischen Systems kommt. Vermehrte intercerebrale Verknüpfung und verbesserte Möglichkeiten der Assoziation und Lernfähigkeit sind dabei wichtige Aspekte. Hinzu kommt die Entwicklung der Neurotransmittor- und Neuromodulatorsysteme sowie der neurohormonalen Aktivität generell. Schon bei den Porifera (097) sind verschiedene Arten von Neuronen nachweisbar. Die Cnidaria (099) besitzen unipolare, bipolare und multipolare Neuronen, die diffuse Nervennetze bzw. Nervenringe (bei Medusen) bilden. Das NS von Hydra (100) besteht aus Ganglienzellen, sensorischen und neurosekretorischen Zellen. Die Ganglienzellen befinden sich in der Epidermis an der Basis epitheliomuskulärer Zellen. Im Ektoderm der Tentakeln ist ein Nervenplexus vorhanden. Einzelne kleinere periphere Nerven bilden einen Plexus im radialen Retraktor. Bei der Seeanemone Mimetridium cryptum (Anthozoa, 101) bestehen körperregionale Unterschiede in der Orientierung der Neuronen, der Dichte der Nervenfasern und der Dichte des Nervennetzes (BATHAM 1965). Einzelne Neuronen verlaufen vom Endoderm der Mesenterien zum Ektoderm der Oralscheibe. Wie die Cnidaria besitzen die Ctenophora (105) ein diffuses NS. Bei den Tentaculata (106)* befindet sich eine ringförmig angeordnete Ganglienmasse nahe der Mundöffnung bzw. um den Schlund; von ihr gehen verschiedene Nervenbahnen aus. *mit Phoronida (106), Bryozoa (Ektoprokta; 106) und Brachiopoda (107) Die Sipunculida (108) besitzen, nebst einem Schlundring, ein CG. Das zweilappige Organ befindet sich oberhalb des Ösophagus. Ausserdem ist ein ventraler Nervenstrang vorhanden. Das NS der Plathelminthes (109) besteht aus einer Aggregation von Nervenzellen im Kopfbereich, sowie längs verlaufenden Nervensträngen. Die Turbellaria (109) besitzen ein paarig angelegtes CG und davon ausgehende Markstrahlen; mehrere kleine Nervenstränge verlaufen craniad. Die Planarie Notoplana acticola (109) besitzt ein subepitheliales NS und einen submuskulären Nervenplexus (KOOPOWITZ & CHIEN, 1974). Bei den 'Süsswasserplanarien' unter den Tricladida (109), den Paludicola, sind deutliche Kommissuren nachweisbar. Das NS der an Land lebenden Terricola ist netzförmig angelegt. Das CG der Trematoda (110) entsendet je 3 Nervenstränge craniad und caudad. Die Stränge stehen über Kommissuren miteinander in Kontakt. Es sind 3 Arten von Neuronen vorhanden: a) innere Gruppe, b) dorso-laterale Gruppe, c) interstitielle Gruppe. Der Kern der Neuronen kann mehrfach gelappt sein. Das CG der Cestoda (113) ist im Scolex lokalisiert. Längsnerven ziehen zu den Haftorganen. Einzelne Markstränge durchziehen den ganzen Körper. Das CG der Nemertini (114) besteht aus einem eingestülpten, bewimperten Epidermisschlauch, dessen blindes Ende von Drüsen- und Ganglienzellen umkleidet wird und meist bis zur Rinde des Dorsalganglions vordringt. Bei den mikroskopisch kleinen Gnathostomulida (115) ist ein CG nachweisbar. Die Gastrotricha (116) besitzen ein OSG und 1 Paar ventrale Markstränge. Das zweilappige CG der Rotifera (117) liegt über dem Vd.darm und entsendet 2 ventrolaterale Markstränge neben kleineren Nervensträngen. Die Kinorhyncha (118) besitzen einen Nervenring (~CG) um den Pharynx. Von jenem Ring geht ein paariger Nervenstrang aus. Neben dem grossen CG, das Nerven in die Kopfstacheln entsendet, besitzen die Loricifera (118) ein Bauchganglion. Daneben ist ein intraepidermales NS vorhanden. Die Acanthocephala (119) besitzen einen Ganglienknoten, der in die Rüsselscheide einbezogen ist und von dem laterad 2 syncytiale Stränge ausgehen. Das CG der Nematoda (120) umgibt den Pharynx ringförmig. Die Nematomorpha (124) zeigen u.a. einen ventralen Nervenstrang. Bei den Priapulida (125) ist ein Schlundring, sowie ein unpaariger ventraler Nervenstrang vorhanden, von dessen Ganglien wiederum Nervenfasern ausgehen. Das Ganglion der Kamptozoa (Entoprokta; 126) folgt der U-förmigen Krümmung des Darms. Nerven ziehen zu den Tentakeln und anderen Körperteilen, wie dem Kelch. Die Mollusca (127) besitzen ein paariges OSG, von dem 2 Konnektive (Längsnervenstränge) ausgehen: der seitliche Pleuralstrang und der mediale Pedalstrang. Im Fuss befindet sich das Pedalganglion. Die Pleuralstränge können zu einem Parietal- und Visceralganglion anschwellen. Zwischen den Ganglien befinden sich Kommissuren. Die Solenogastres (127) besitzen je 1 Cerebral-, Pleural- und Pedalganglion. Bei den Polyplacophora (128) sind ein cerebraler Schlundring, sowie (im Fuss) 2 laterale und 2 mediale Markstränge nachweisbar. Die Gastropoda (129) haben ein dorsales Kopfganglion, im Fuss ein ventrales Pedalganglion. Ganglien sind stets paarig angelegt und durch Konnektive miteinander verbunden. Die Meeresschnecke Aplysia californica (Seehase; 134) besitzt für die Neurophysiologie interessante 'Riesenneuronen'. Wie die Bivalvia verfügen die Scaphopoda (141) über Cerebral-, Visceral- und Pleuralganglien, ein Pedalganglion, sowie ein oberes und unteres Buccalganglion. Bei den Bivalvia (142) liegen Cerebral- und Pleuralganglion nahe beieinander und können verschmelzen. Bei den Cephalopoda (148) entsteht durch Verkürzung von Konnektiven zwischen OSG und USG eine zentrale Nervenmasse. Die stark ausgebildete Armmuskulatur wird von 'Armnerven' versorgt. Die Hauptelemente des NS der Echiurida (152) sind ein Schlundring und ein unpaarig angelegter ventraler Nervenstrang. Die Tardigrada (Bärtierchen; 165) haben einen Schlundring und paarige ventrale Nervenstränge. HÖHER ORGANISIERTE EVERTEBRATA Jedes Segment enthält ein Ganglienpaar; untereinander sind die Ganglien durch Kommissuren, von Segment zu Segment durch Konnektive verbunden. Das charakteristische NS der Annelida (153) ist das Strickleitersystem mit paarigen, segmental angelegten Ganglien mit Konnektiven als Längs- und Kommissuren als Querverbindungen. Von jedem Ganglion gehen 3 Nerven aus. Bei den Myzostomida (159) führen vom OSG paarige Schlundkonnektive zum Bauchmark. Die Onychophora (167) haben ein CG und einen ventralen Nervenstrang von der für die Annelida und Arthropoda charakteristischen Strickleiterform. Entsprechendes gilt für die Pentastomida (166) Railletiella und Cephalobaena. Die Pentastomida (166) besitzen im Übrigen Ganglien an Kopf- und Bauchseite. Arthropoda (168). Das NS der Insekten und Krebse zeigt in seinem zentralen Kopfteil 2 Anschwellungen, das OSG und das USG. Das OSG der Chelicerata (169) vereint das Protocerebrum mit dem Chelicerenganglion. Das CG der Arachnida (170) liegt meist als komplexes USG vor. Bei den Webespinnen (Araneae, 172) setzt sich das OSG aus dem Protocerebrum und dem Chelicerenganglion zusammen. Das 'sympathische' NS der Araneae zeigt ein Ganglion cardiacum, ein somatogastrisches sowie ein neuroendokrines System (vgl. E-2.6.4.). Das OSG der Pseudoscorpiones (178) ist auffallend gross. Bei den Acari (Milben, 182) überdeckt das OSG das kleinere USG. Bei einigen Crustacea (Cephalocarida, 197; Anostraca, 201) ist das NS (noch) vom Strickleitertyp; häufig treten noch segmental angeordnete Neurone auf. Bei den Isopoda (Asseln, 225) bilden Neuromeren mit Konnektiven ein Strickleiter-NS. Das OSG der Branchiura (210) ist in die Lobi optici hinein verlängert. Das NS der Malacostraca (215) ist + segmental angeordnet, es kommt jedoch zur Aggregation von Ganglien. Bei vielen Arten sind die Ganglien der Mundgliedmassen zur Unterschlundmasse (~USG) zusammengefasst. Auch bei den Amphipoda (Flohkrebse, 219) und den Isopoda (Asseln, 225) sind die Ganglien der Mundgliedmassen und des Maxillipeden (1. Thorakopod) zu einer solchen Nervenmasse vereint. Bei den Stomatopoda (Fangschreckenkrebse; 216) erstreckt sich zwischen dem OSG und dem ventralen Nervenstrang ein Schlundkonnektiv. Langschwänzige Decapoda (235) haben 2 Paar Riesenfasern, die sich vom OSG bis zum Telson erstrecken. Ganglien der Mandibel- und Maxillensegmente bilden bei den Chilopoda (249) ein einheitliches USG. Kennzeichnend für die Insecta ist das von den Annelida bzw. Onychophora 'übernommene' Strickleitersystem. Allgemein verlaufen die Axone vom Zellkörper weg in die Ganglienmasse (°MADDRELL 1966). Beim Erreichen des Neuropils teilt sich jedes Axon in 2 Äste. Der eine Ast verbleibt im Neuropil, der andere kehrt um und bildet zusammen mit anderen Axonen den Abdominalnerv. Bei Musca domestica (295) besteht die Neuralscheide des CG aus Neurallamellen und einem Perineurium (SOHAL et al., 1972; vgl. Ergänzung). Die Chaetognatha (303) haben einige Ganglien im Kopfbereich und einen ventralen Nervenstrang. Das NS der Hemichordata (305) besteht aus einem dorsalen und einem ventralen Strang. Bei den Enteropneusta (Eichelwürmer; 306) kumuliert Nervengewebe im Bohrorgan, der Eichel. Den Echinodermata (307) fehlt ein CG. Ein NS ist intraepithelial und im Bindegewebe vorhanden. Das ektoneurale NS besteht aus einem Mundring und 5 Radiärnerven. Das hyponeurale NS befindet sich in der Oralregion; es ist bei den Holothuroidea (315) rückgebildet, dafür aber das ektoneurale NS gut ausgebildet. Ergänzungen Hydrozoa Die Ganglienzellen von Hydra (Cnidaria; 100) zeigen eine Golgistruktur und eine unterschiedliche Anzahl freier Ribosomen (LENTZ & BARRNETT, 1965). Die Neuriten weisen Vesikel und Mitochondrien, sowie Mikrotubuli auf und enden an den Basen der Cnidoblasten (Nesselzellen). Eine weitere Zellart mit dichten, membrangebundenen Granula ^ neurosekretorischen Zellen (vgl. E-2.6.4.). Nach DAVIS (1969) sind 3 Haupttypen von Neuriten zu unterscheiden: 1) Gegen die Mesogloea gerichtet, zwischen Myonema enthaltenden Extensionen zweier epithelio-muskulärer Zellen eingebettet; 2) langer schmaler Zytoplasmastreifen nahe den Interzellularräumen; 3) parallel zu epithelio-muskulären Fortsätzen. Die Nervenzellen der Basalscheibe bilden ein Netz mit bipolaren, tripolaren und multipolaren Zellen (DAVIS & BURSZTAJN, 1973). Die interstitiellen Zellen sind an der Basis der glandulomuskulären Zellen zu finden und besitzen viele Ribosomen, wenige Mitochondrien, rER und Vesikel. Der Cnidoblast (Nesselzelle) enthält Nematozysten, ER und viele Vesikel. Die neurosensorische Zelle (vgl. E-2.7.0.) trägt eine Zilie vom 9+2 Muster, Mitochondrien, Glykogenpartikel, Mikrotubuli und Golgikomplexe. Bei Hydra litoralis (100) ist ein sensorisch-motorisches Interneuron nachgewiesen worden (WESTFALL 1973). Es bestehen Synapsen (E-2.6.3.) mit anderen Neuronen, epitheliomuskulären Zellen und Nematozysten. Eine Zilie, Centriolen, Vesikel, ein Golgiapparat, Glykogen, Lipid, Mitochondrien, Mikrotubuli und Ribosomen sind vorhanden. Plathelminthes Die meisten Nervenfasern des Neuropils des CG sind bei Dugesia dorotocephala (Turbellaria; 109) nicht myelinisiert und enthalten Organellen wie Neurofilamente, synaptische Vesikel und Mitochondrien, ER und Granula in Verbindung mit einer Golgistruktur (MORITA & BEST, 1965). Mollusca Zwischen dem distalen Teil der proximalen Retinazellen von Pecten (Kammmuschel; 143) befinden sich Gliazellen, die (wenige) Mitochondrien, Lamellen, Granula und Vesikel enthalten (BARBER et al., 1967). Bei Aplysia californica (Seehase; 134) führen die Gliazellen der Statocyste Golgikomplexe, rER und gER, gelegentlich auch freie Ribosomen (COGGESHALL 1969). Die Chromatophorenorgane von Loligo opalescens (Cephalopoda°Decabrachia; 149) zeigen um das Pigment führende Gewebe herum Nervenfasern, Gliazellen, Muskelfasern und ein 'faltbares' Plasmalemm (CLONEY & FLOREY, 1968). Annelida (153) Das CG von Protodrilus rubropharyngeus (Archiannelida; 159) besteht aus Nervenzellen und Neuroglia (MERKER & VAUPEL- von HARNACK, 1967). Neben faserhaltigen sind filamentfreie Zellen nachweisbar. Den zentralen Neuropilkern bilden Ausläufer der Nerven- und Gliazellen. Es sind Neurosekretorische Elemente (E-2.6.4.) vorhanden. Die speziell mit AF darstellbaren Perikaryen jener Zellen befinden sich vorwiegend in der Nähe der Palpen, des Nuchalorgans und des dorsalen Coeloms. Die Ganglienkette des Polychaeten Nereis pelagica (Phyllodocida; 155) enthält Neuronen mit vielen Granula. Die Neuronen dürften den B- und C-Zellen entsprechen (DHAINAUT-COURTOIS & WAREMBOURG, 1969). Die C1-Zellen haften an einer Kollagenkapsel; sie enthalten viele Mitochondrien, ER und interzelluläre Einstülpungen, mit denen die Zellen die Endabschnitte der neurosekretorischen Axone umgreifen. Die C2-Zellen besitzen sekretorische Granula aber keine axonale Verlängerung (DHAINAUT-COURTOIS 1968, 1968a). Das CG zeigt 6 Zellarten. Die Grundstruktur des NS von Lumbricus terrestris (Oligochaeta; 162) besteht in den Kontaktzonen des Bauchmarks aus einem Neurilemm-Schlauch, dieser wiederum aus flexiblen Bogensystemen. Mit den Neurilemmsepten sind astrozytenähnliche Gliazellen über Kontaktzonen miteinander verknüpft. Die gliösen Elemente umhüllen faserartig die Ganglienzellen, umschliessen die 3 dorsalen Riesenaxone und unterteilen den zentralen Neuropil durch Septen. Verschiedene Arten von junctions und Membranappositionen der 3 Riesenfasern (1 mittlere, 2 laterale) im Bauchmark von Lumbricus terrestris und Eisenia foetida deuten auf eine Synapsenfunktion hin (OESTERLE & BARTH, 1973; vgl. E-2.6.3.). Der 'B-Zellkomplex' im NS von L. terrestris gehört strukturell zu den Mastzellen (ZIMMERMANN 1968; vgl. E-2.10.0.). Die Zellen enthalten viele Granula, gER und wenige Mitochondrien. Die segmental angeordneten Somata der Riesenfasern zeigen paarige, laterale Zellen, häufig in der Form multipolarer Neuronen mit bis zu 4 Faserfortsätzen (SCHÜRMANN & GÜNTHER, 1973). Daneben gibt es eine unpaare mediane Riesenzelle. In Zellen der dunklen, osmiophilen Zonen befinden sich Einschlüsse. Häufig ist eine ringförmige Verteilung von Golgikörpern um den gelappten Kern zu beobachten. Es sind Mitochondrien, freie Ribosomen und Glykogengranula nachweisbar. Beim ventralen Nervenstrang von Hirudo medicinalis (164) wird die innere Oberfläche der Kernhülle von einer fibrösen Lamina begrenzt, mit Öffnungen in Höhe der Kernporen (GRAY & GUILLERY, 1963). Arthropoda Das Abdominalganglion von Limulus polyphemus (Xiphosura; 169) ist in eine zelluläre Rinde und ein fibröses Mark gegliedert (BURSEY 1973). Die Rinde besteht aus bipolaren Zellen, die eingekapselt bzw. neuroglandulär sind, sowie aus kleinen Zellen. CRUSTACEA Axone sind beim Hummer Homarus americanus (238) von einer inneren Schicht Schwannscher Zellen und vielen Schichten fibrösen Bindegewebes umgeben (De LORENZO et al., 1968). Bei Cancer irrotatus (241) befindet sich der Kern der Schwannschen Zelle, wie beim Vertebratennerv, ausserhalb der Myelinscheide (McALEAR et al., 1958). Es sind ebenso Schmidt-Lantermannsche Einschnürungen festgestellt worden. Nervenfasern von Palaemonetes vulgaris (Dekapoda; 236): Die Hülle des Axons besteht aus vielen Lamellen (HEUSER & DOGGENWEILER, 1966). Jede Lamelle stellt einen Zellfortsatz dar, der Zytoplasma führt. Der Kern befindet sich in der innersten, 1 Mitochondrion in einer mittleren Lamelle. Zwischen aneinandergrenzenden Hüllenanteilen einer Region befinden sich desmosomenähnliche Strukturen. Die Hülle wird periodisch von Knoten unterbrochen, die den Ranvierschen Knoten der Vertebrata entsprechen dürften. INSECTA Thorakalganglien der Heuschrecke Melanoplus differentialis (Caelifera; 260). Ganglien und Scheiden sind von einer Schicht Pigmentzellen umgeben, einer azellulären Neurallamelle und einem inneren Perineurium (LANE 1968). Die Perineuralzelle enthält viele osmiophile Granula. Carausius morosus (Phasmida; 259) und Periplaneta americana (Blattodea; 258). Das Perineurium dieser Spezies zeigt ein System gewundener Kanäle zwischen den lateralen Zellwänden (MADDRELL & TREHERNE, 1967). An ihrem äusseren Rand, nach dem Bindegewebe hin, sind die Kanäle offen, nach innen möglicherweise geschlossen durch Zonen von Desmosomen oder Tight junctions. Bei Musca domestica (Diptera; 295) bilden die Perineuralzellen des CG an ihrer inneren Oberfläche junctional complexes mit Gliafortsätzen (SOHAL et al., 1972). Der zentrale Neuropil wird von einer kortikalen Zellschicht aus Neuronen und Gliazellen umgeben. Es gibt 3 Arten von Gliazellen, die sich durch ihre Grösse und ihre Organellen unterscheiden. Der Zellkörper der Neuronen - es gibt 5 Typen, unipolar oder bipolar - ist vollständig von dünnen Glioplasmafortsätzen umgeben. Camponotus vagus und Mesoponera caffraria (Hymenoptera; 287). Bei diesen Ameisen besteht der motorische Lobus aus einer homogenen Fasermasse unter dem Protocerebrum; es besteht eine Verbindung mit dem subösophagealen Ganglion (MASSON 1972). Der sensorische Lobus besteht aus zentralen und interglomerulären Neuropilfasern und einem peripheren Neuropilglomerulus. Alle Fasern kommen aus sensorischen Rezeptoren der Antennen. Es besteht eine Verbindung des sensorischen Lobus mit den Hauptzentren des CG (Corpora pedunculata, Pars intercerebralis, Protocerebrum). Kollagenfasern bilden die Neurallamelle auf der Oberfläche des Deutocerebrum. Echinodermata Beim Seestern Asterias rubens (Asteroidea; 310) zeigt der Langesche Nerv, ein Teil des hyponeuralen NS, eine typische Gliederung in Kern- und Faserschicht (von HEHN 1970). Die grossen unipolaren Ganglienzellen reichen mit kolbenförmigen Ausläufern ins Coelom. Ihre basalen Fortsätze ziehen in die Faserschicht. Coelomepithelzellen liegen den Nervenzellen in unregelmässigen Abständen als Deckzellen kappenförmig auf oder stellen Stützzellen dar. Deck- und Stützzellen gelten als Gliazellen. Unterhalb der Kernschicht sind Zellen auszumachen, die neurosekretorische Elemente darstellen könnten; es sind jedoch keine biogenen Amine nachgewiesen worden (vgl. E-2.6.4.). °E-2.6.2.0. Chordata °E-2.6.2.1. Zentralnervensystem (ZNS) Für die Chordata ist das dorsale Neuralrohr mit einem von Ependym ausgekleideten Zentralkanal kennzeichnend. Das Neuralrohr der Tunicata (Manteltiere; 317) geht, wenn nicht völlig rückgebildet, in die Neuraldrüse über, die mit dem Vd.darm kommuniziert. Bei den Larven und frei schwimmenden Adulti, wie den Thaliacea (318), bildet das Neuralrohr eine Gehirnblase. Das Gehirn der sessilen Adulti wird als Neubildung angesehen. Acrania. Das dorsal der Chorda dorsalis verlaufende Neuralrohr von Branchiostoma (319) weist an seinem Vd.ende als einen + abgegrenzten Gehirnabschnitt das 'Neuralbläschen' auf. Das Neuralrohr wird vom Neuralkanal durchzogen. Fortsätze der Müllerschen Zellen durchdringen dorsale Poren der Faserhülle der Chorda dorsalis von Branchiostoma lanceolatum (319). In diesem Bereich kommt es zu Kontakten mit dem Nervengewebe (WELSCH 1968a). Axone treten nicht in die Chorda über. Ergänzung Details zur Zytoarchitektur des Neuralrohrs von Branchiostoma lanceolatum (Acrania, 319) Das o.g. 'Neuralbläschen' ist mit prismatischem Epithel ausgekleidet. Von kaudal-dorsal bis kaudal-ventral: 1. Eine Zone aus verhältnismässig grossen, dunklen hochprismatischen Epithelzellen mit Zilien und langgestreckten Kernen mit Nucleoli, dazwischen einige hellere Zellen; im Zytoplasma sind Filamentbündel vorhanden, sowie Mikrotubuli, Mitochondrien, Basalkörper der Zilien, Granula, wenig gER und rER. 2. Langgestreckte Zellen mit zilienähnlichen Fortsätzen, die an einem Basalkorn ansetzen; wenige Organellen; die Zellen gehen in lange, frei im Ventrikel endende Fortsätze über, deren basale Abschnitte parallel angeordnete Mikrotubuli enthalten; die zilienähnlichen Fortsätze enthalten Paare von Tubuli und zeigen eine deutliche 9+2 Struktur. 3. Pigmentzellen am rostralen Ende des Gehirns; im apikalen Zytoplasma befinden sich grosse polymorphe Pigmentkugeln, die von einer Membran umhüllt sind. 4. Sehr lange dunkle Zellen; schmale zilienähnliche Fortsätze legen sich der vorderen Wand des Ventrikels an, um dann ins Lumen vorzudringen. 5. Dem Typ 1 ähnliche Zellen, aber mit basalen Fortsätzen mit Bündeln von Mikrotubuli; die Golgistruktur ist von vielen Bläschen umgeben; im apikalen Zytoplasma befinden sich grosse lamelläre Einschlüsse; zwischen den Zellapices sind gelegentlich Nervenfasern anzutreffen; die Zellen reichen bis zum Infundibulum (s.u.) am ventralen kaudalen Ende des Ventrikels. Die Zellen des Infundibulum sind länglich, hell, mit schaumigem Zytoplasma; apikal befinden sich Basalkörner; jede Zelle besitzt eine Zilie sowie Mikrovilli. Das Zytoplasma bleibt auf einen schmalen perinukleären Raum beschränkt. Supranukleär befinden sich runde Einschlüsse, die von einer Membran umhüllt sind. Vgl. z.B. WELSCH (1968). Die Wand des Zentralkanals zeigt a) Dunkle Zellen mit peripheren Fortsätzen und Kernen. Das Zytoplasma erscheint dicht und ist reich an Filamenten, enthält einen grossen supranukleären Golgiapparat, Mitochondrien, wenig rER, Granula und Zilien; Filamente sind auch in Fortsätzen vorhanden, die sich zur Gehirnoberfläche erstrecken. b) Helle Zellen mit grossen Kernen und Nucleoli, Desmosomen. Im vorderen Gehirnabschnitt befinden sich unter dem Ependym dem Typ b ähnelnde Zellen, die keine Fortsätze, aber viele Glykogengranula aufweisen. Ventral, nahe dem Zentralkanal, erstrecken sich grosse Zellen mit dicken Fortsätzen, grossem Golgikomplex und ER. Die Dorsalregion des Gehirns lässt insbesondere die Josephschen Zellen erkennen, sowie grosse Ependymzellen (Tanyzyten) mit je einer Zilie. Die Josephschen Zellen sind ihrer Struktur nach Lichtsinneszellen (vgl. E-2.7.2.1.) und zeigen ein aus Mikrovilli bestehendes intrazelluläres Rhabdom, eine darunter liegende Schicht aus Mitochondrien, ein röhrenförmiges Membransystem und einen Fortsatz mit Neurofibrillen und Mikrotubuli (WELSCH 1968). VERTEBRATA Die wesentlichen Elemente des ZNS sind Nervengewebe, Gefässe, sowie Bindegewebe. Die Bindegewebshülle des ZNS besteht, von aussen nach innen, aus der - Dura mater; straffes Bindegewebe mit elastischen Fasern - Arachnoidea; lockeres Bindegewebe, von Endothel eingeschlossen - Pia mater; gefässhaltig; setzt sich aus gitterfaserförmig angeordnetem Bindegewebe zusammen; bildet die Septen in der grauen Substanz. GEHIRN Das Gehirn wird i.a. unterteilt in das - Prosencephalon (Vd.hirn) mit dem - Telencephalon (Endhirn) und - Diencephalon (Zwischenhirn) - Rhombencephalon (Rautenhirn) mit dem - Mesencephalon (Mittelhirn) - Metencephalon (Ht.hirn), wird dorsal zum Cerebellum (Kleinhirn) - Myelencephalon (Nachhirn); das Rückenmark schliesst sich an. Das Gehirn weist generell mehr Strukturdifferenzen auf als z.B. die Leber. Die Form einer Struktur entspricht ihrer Zuordnung zu spezifischen Funktionskreisen. Besonders das Prosencephalon (Vd.hirn) nimmt mit fortschreitender Entwicklung an Grösse zu, besonders bezüglich der Anzahl Furchen (Gyri). Bei Vögeln und Säugern füllt das Gehirn das Cavum crani völlig aus. Bei den Fischen dagegen kann das Cavum das Hirnvolumen an Grösse weit übertreffen. Bei Makrosmaten, wie z.B. den Insectivora (426), ist das Riechhirn stark entfaltet (grosse Bulbi olfactorii). Die Aussenmasse ist beim Gehirn grau, die Innenmasse weiss. Beim Rückenmark (s.u.) liegt die graue Masse innen. Die graue Substanz ist nicht in allen Abschnitten des Gehirns kontinuierlich, sondern kann die weisse Substanz in Form von 'Kernen' durchsetzen. Die graue Substanz, die Grosshirnrinde, zeigt von aussen nach innen folgenden Bau: - Molekularschicht; dicht unter der Pia mater; weit gestreute Kerne; Flechtwerk von Fasern - Äussere Körnerschicht; Kerne in dichter Folge; kleine Pyramidenzellen - Mittlere und grosse Pyramidenzellen - Innere Körnerschicht; Zellen klein - Grosse Pyramidenzellen - Polymorphe Nervenzellen Die Kleinhirnrinde (mit 'Rindenzellen' verschiedener Grösse) ist zweischichtig: - Molekularschicht mit an der Grenze zur Körnerschicht auffallend grosser Purkinjezelle - Körnerschicht mit grossen und kleinen Zellen Wesentliche Substrukturen des Diencephalon sind - der Thalamus als seitliche Begrenzung des Diencephalon, Schaltzentrale für Informationen, die zur Grosshirnrinde weiter geleitet, bzw. von ihr abgeleitet werden. Dabei ist die sensorische Schaltstelle im dorsalen Teil, die motorische Schaltstelle überwiegend im ventralen Teil lokalisiert. Bei den Mammalia ist der Thalamus entsprechend dem umfangreichen Spektrum ein- und ausgehender Reize bzw. Erregungen am markantesten ausgebildet. - der Hypothalamus, der ventrale Bereich des Diencephalon, Schaltzentrale für das Zusammenspiel von Nerven- und Hormonsystemen, mit Einfluss auf Kreislauf, Atmung und Stoffwechsel. Hypothalamus-Neuronen beeinflussen wiederum die motorischen Neuronen des sympathischen und parasympathischen NS. Der Hypophysenstiel verbindet den Hypothalamus mit der Hypophyse (hypothalamo-hypophysäres System; vgl. E-2.13.2.1.). Die Axone der Retina, d.h. die Fasern des Nervus opticus, verlaufen bei den Fischen, Amphibien und Sauropsiden zum Tectum opticum, das aus dem Mesencephalon hervorgeht und sich über dieses emporwölbt. Bei den Mammalia ziehen die Axone grösstenteils zum Corpus geniculatum laterale, einem Abschnitt des Thalamus, von wo aus die 'Sehbahn' zur Grosshirnrinde führt. Das Wundernetz (Rete mirabile) an der Hirnbasis von Paarhufern (Artiodactyla, 451), sowie bei Hund und Katze, ist ein Netz aus Blutgefässen, in dem das ins Gehirn strömende arterielle Blut vom venösen Blut nach dem Gegenstromprinzip gekühlt wird. Das Netz fehlt den Beuteltieren (Marsupialia, 422), Unpaarhufern (Perissodactyla, 449), Nagern (Rodentia, 438), Hasenartigen (Lagomorpha, 444) und Primaten (429). RÜCKENMARK Der Querschnitt durch das Rückenmark zeigt zentral die graue, peripher die weisse Substanz im typischen 'Schmetterlingsmuster'. Ventral dringt ein Strahl des umgebenden Bindegewebes (Dura mater) als Fissura mediana anterior in die weisse Schicht vor. Kontralateral trennt das Septum dorsale die beiden Gollschen Stränge (Fasciculi graciles). Andere Septen trennen die weisse Substanz in weitere Stränge, so den Burdachschen Strang (Fasciculus cuneatus). Gollscher und Burdachscher Strang bilden gemeinsam den Ht.strang, den Funiculus posterior. Kontralateral liegt der Vd.strang, der Funiculus anterior. Die beiden Seitenstränge werden als Funiculi laterales bezeichnet. Die graue Substanz ordnet sich symmetrisch um den Zentralkanal, der mit Epithel ausgekleidet ist. Dorsal erstreckt sich die graue Substanz in die beiden Ht.hörner (Columnae posteriores), die sich zentrifugal in die Substantia gelatinosa und Zona spongiosa fortsetzen, schliesslich in die Zona terminalis, die sich bis zur Bindegewebshülle erstreckt und strukturmässig zur weissen Masse gehört. Ventral erstreckt sich die graue Substanz in die Vd.hörner (Columnae anteriores). Ventral der Plikatur der Bindgewebshülle (Fissura mediana anterior) verläuft die Arteria spinalis. In der Übergangszone Vd./Ht.hörner durchdringen sich graue und weisse Substanz in der Formatio reticularis. In der Vd.säule befinden sich grosse multipolare Nervenzellen. Die weisse Substanz besteht überwiegend aus Nervenfasern. Ergänzungen zu E-2.6.2.1. Das Rückenmark von Lampetra planeri (Petromyzonta, 321), zeigt, im Gegensatz zu anderen Vertebrata, in der grauen Masse horizontal angeordnete Zellen (BERTOLINI 1964). Intermedulläre Blutgefässe fehlen. Graue und weisse Masse zeigen keine Myelinscheide. Neuronen und Gliafortsätze sind dicht gepackt; der extrazelluläre Raum besteht nur aus engen Kanälen. Beide Strukturen umgeben die Axone netzförmig. Die Neuronen enthalten grosse Kerne mit prominenten Nucleoli; das Zytoplasma ist reich an Mitochondrien, rER aus parallelen Reihen flacher Zisternen, Ribosomen, gER, Tubuli; verstreut sind Golgikörper vorhanden. Der Dm der Riesenfasern beträgt 50-100 m. Die Fasern zeigen synaptische Bindungen mit Dendriten der motorischen Neuronen. Neurofilamente sind einheitlich im Axoplasma verteilt; in den Filamenten befinden sich viele Tubuli und Vesikel, sowie Mitochondrien. Die Gliazellen haben einen unregelmässig gestalteten Kern, wenig rER, viele freie Ribosomen, Mitochondrien, einen Golgiapparat, Lipidtropfen, dense bodies und Filamente. Das Zytoplasma des Ependyms ist reich an rER. In der Nähe des Zentralkanals befinden sich Plasmafortsätze mit Mikrovilli bzw. Zilien. Eine Bindegewebsschicht aus Bündeln kollagener Fasern bildet die Meninx primitiva. Um das Rückenmark herum verlaufen Kapillaren, die vom Nervengewebe durch Bindegewebe getrennt sind. Osteichthyes (329) Grundelemente des ZNS sind Ependymzellen, Astrozyten und Oligodendrozyten (KRUGER & MAXWELL, 1967). Dieser Zelltyp zeigt gelegentlich lange Fortsätze und steht mit myelinisierten Axonen in Verbindung; es sind viele freie Ribosomen und Mikrotubuli nachweisbar. Die Ependymzellen begrenzen die Ventrikelhöhle, tragen Zilien und entsenden lange fibrilläre Fortsätze zur Oberfläche der Pia mater. Die Astrozyten zeigen ebenfalls lange Fortsätze; das Zytoplasma enthält Filamente und Glykogengranula. Das Rhinocoel des olfaktorischen Trakts von Carassius carassius (Karausche; Cypriniformes; 336) ist von Zilien tragenden Ependymzellen ausgekleidet (WESTERMANN & WILSON, 1968). Das Zytoplasma enthält Vesikel und Mitochondrien. Der Lateraltrakt besteht aus einem Tubus, der sich aus Rhinocoel, medialen und lateralen Traktteilen, sowie der Tela, die das Dach des Kanals bildet, zusammensetzt. Carassius auratus ('Goldfisch'; 336). Die perikaryale Myelinscheide im 8. Neuralganglion variiert zwischen einer einzigen Zytoplasmaschicht Schwannscher Zellen auf den kleinsten Zellen bis zum kompakten Myelin auf den grössten Zellen, die eine höhere Dichte an Neurofilamenten aufweisen (ROSENBLUTH & PALAY, 1961). Amphibia Das Subkommissuralorgan* von Rana temporaria (374) steht mit dem 3. Hirnventrikel und den limitierenden Membranen in Verbindung (DIEDEREN 1970). Die, ebenfalls PAS-positiven, Hypendymzellen zeigen keine Verbindung zum Ventrikel. *Im Dach des 3. Hirnventrikels lokalisiert, schon bei Branchiostoma vorhanden. Die sekretorische Substanz der Ependymzellen ist ein Mucopolysaccharid-Proteinkomplex (Spondin) und gelangt in den Liquor cerebrospinalis. Aves Gallus gallus (Galliformes; 400). Im Gehirn des Hühnerembryo wurden runde, reichlich vakuolisierte, frei bewegliche Zellen gefunden (SCHMITT 1973). Bei den vesikulären Bestandteilen handelt es sich um von einer Membran umschlossene Bläschen sowie tropfenförmige Zelleinschlüsse. Das Zytoplasma enthält viele Mitochondrien und ein gut ausgebildetes ER; Golgikomplexe sind rar. Es herrschen, wie bei anderen Vogelspezies, B-Zellen vor, mit Zytosomen, einer Golgistruktur und Mitochondrien, zusätzlich Lipofuscin z.B. bei der Lachmöwe (Larus ridibundus; 403; UNSICKER 1973). Ausser grossen Ganglienzellen sind kleine Ganglienzellen mit relativ grossem Kern vorhanden. Mammalia Ein spezieller Neurogliatyp sind die amöboid beweglichen Hortega-Zellen (Mikroglia). Zellen dieses Typs sind u.a. im Rückenmark neugeborener Ratten nachgewiesen worden (LING 1976). Sie enthalten einen runden Kern, einen gut entwickelten Golgiapparat, ER, viele lysosomenartige Granula und häufig pseudopodienförmige Fortsätze. Rattus rattus (Rodentia°Myomorpha; 439). Ependymale und extra-ependymale Glia der Neurohypophyse (E-2.13.2.1.) zeigen Mitochondrien und einen prominenten Golgiapparat (WITTKOWSKI 1968). Charakteristische Unterschiede bestehen zwischen Faserglia und zytoplasmatischer Glia. Die zytoplasmatischen Gliazellen enthalten grosse osmiophile Grana; sie befinden sich besonders im Perikaryon. 'Neurogliöse' Synapsen (vgl. E-2.6.3.) kommen in der Zona externa vor, dem Terminalbereich des Tractus supraoptico-hypophyseus. Die Gliazellen der Neurohypophyse stehen somit, wie die Drüsenzellen des Zwischenlappens, in direkter synaptischer Verbindung mit Neuronen des Hypothalamus. 'Glatte' Dendrite der Purkinjezellen enthalten Mitochondrien, ER, Ribosomen, multivesikuläre Körper, Neurofilamente und viele Neurotubuli (GOEBEL 1968). Die Pia mater enthält ausser den Pia-Zellen extrazelluläre Elemente und Makrophagen (MORSE & LOW , 1972). Die Pia-Zellen tragen lange Zytoplasmafortsätze; sie enthalten wenige Mitochondrien und Fibrillen. Das extrazelluläre Material enthält Kollagenfibrillen. Im Subarachnoidalraum (Chiasma-Region) ist die Pia mater mehrere Schichten stark. EM-Untersuchungen der grosszelligen Kerngebiete des Zwischenhirns deuten an, dass sich die Nissl-Substanz der Neuronen strukturell nicht von denen andererer Neuronen unterscheidet (NEMETSCHEK-GANSLER 1965). Der Golgikomplex bildet in den Perikaryen ein kontinuierliches Membransystem, das den perinukleären Bereich gegen die Peripherie abgrenzt. Neurosekretgranula sind reichlicher in den Axonen als in den Perikaryen vorhanden. Die dreidimensionale Darstellung von Neuronen im lateralen Nucleus geniculatus zeigte bei 2 multipolaren Neuronen einen Kern mit Nucleolus und eine Zilie (KARLSSON 1966). Mitochondrien, Golgistrukturen und dense bodies befinden sich in der Mitte der Perikarya, freie Ribosomen meist an den Polen. Am Ende der zweiten Embryonalwoche treten bei der Ratte im mittleren Teil des III. Ventrikels fortsatzreiche Zellen auf, die nach der Geburt auch in anderen Abschnitten des III. Ventrikels, sowie am Aquädukt und IV. Ventrikel ausschliesslich in einer lockeren subependymalen Gliazone gefunden werden (BOOZ & FELSING, 1973). Zwischen den Tagen 14 und 17 der Gestation nimmt ihre Zahl ab, um an Tag 22 völlig zu verschwinden. Es sind viele Mitochondrien und Vakuolen vorhanden. Die Zellen gelten als transitorische mikrogliäre Elemente. Cavia porcellus (Meerschweinchen; Rodentia°Caviomorpha; 443). Das Subkommissuralorgan (s.o., Rana) enthält Ependym- und Hypendymgewebe (PAPACHARALAMPOUS et al., 1968). Die Ependymzellen enthalten Mitochondrien, ER, einen Golgiapparat und Desmosomen. Sekretzellen befinden sich in Ependym und Hypendym, wobei in Letzterem Vakuolen zu einer intrazellulären Blase konfluieren. Das Hypendym besteht aus Astrozyten, Oligodendrozyten, Ependymfortsätzen, sowie Zellen mit substrukturellen Merkmalen der Ependymzellen. Die Wand des Recessus infundibularis* wird von ependymalen Tanyzyten ausgekleidet, die Transport- und Überträgerfunktionen haben (WITTKOWSKI 1967). Kennzeichnend für diese Zellen ist ein langer basaler Fortsatz. Die Fortsätze durchziehen in paralleler Anordnung die Zonen des Infundibulum und setzen an der Basalmembran des Portalplexus an. In Perikaryon und Fortsatz befinden sich viele Mitochondrien und ein ausgedehnter Golgikomplex. Viele Doppelmembranen im Ansatzbereich der Tanyzytenfasern scheinen von einer Aufsplitterung der Fortsätze herzurühren und tragen somit zu einer beträchtlichen Vergrösserung der Oberfläche bei. *Trichterförmige Ausbuchtung des 3. Hirnventrikels in den Hypophysenstiel (vgl. E-2.13.2.1.) Oryctolagus cuniculus (Kaninchen; Lagomorpha; 444). Im Cerebellum kommen in den sternförmigen Neuronen der Cortex multilamelläre Körper vor (MORALES & DUNCAN, 1966). Amygdalae* (°HALL 1968): 1) Lateraler Nucleus, im Neuropil Dendrite mit Neurotubuli, weniger Neurofilamente, Ribosomen und Mitochondrien. Vom Dendriten gehen Spinae aus, die amorphes Material, aber keine Neurofilamente oder Mitochondrien aufweisen. In den Stielen der Spinae sind gelegentlich Neurotubuli nachweisbar. 2) Medialer Nucleus mit kleineren Dendriten und weniger Spinae als beim lateralen Nucleus. Es sind Neurotubuli, Mitochondrien und freie Ribosomen vorhanden. *Corpus amygdaloideum ('grauer Mandelkern') vor dem Unterhorn des Seitenvetrikels des Gehirns; Teil des Limbischen Systems Im apikalen Bindungskomplex des Subkommissuralorgans kommen Tight junctions vor, zusätzlich zu Desmosomen und Gap junctions der typischen Ependymzellen (KIMBLE et al., 1973). Das Organ selbst besteht aus einer einzigen Schicht hoher säulenförmiger Ependymzellen. Die Axone des Neuroblasts der Dorsalwurzel des Kaninchenembryo enthalten viele Mikrotubuli, gER und Ribosomen (TENNYSON 1970). Die Filopodien des Wachstumskonus erscheinen als lange dünne Fortsätze oder als breite Plasmakränze mit filamentöser Matrix. Später entstehen grosse bulböse Massen aus Zytoplasma mit gER, Mikrotubuli, Neurofilamenten, Mitochondrien, Ribosomen und dense bodies. Felis catus (Katze; Carnivora°Feloidea; 447). Im posterioren Horn des Rückenmarks (Lumbosakralregion) befinden sich Neuronen, Astrozyten, Oligodendrozyten und Blutgefässe (NATHANIEL & NATHANIEL, 1966). Die Kerne der Neuronen, die einen Grossteil des Zellvolumens einnehmen, sind unregelmässig gestaltet; das Zytoplasma enthält auch viel gER, aber wenig rER. Im Bereich von Endothelzellen und Blutgefässen sind Perizyten vorhanden. Ovis ammon (Schaf; Artiodactyla; 453). Die SEM-Untersuchung zeigt am III. Ventrikel Bereiche beflimmerter Ependymzellen (KOZLOWSKI et al., 1973). Die Zilien des dorsalen Teils kennzeichnen bikonkave Scheiben, die mit einem dünnen Stiel anhaften. Übrige Teile des III. Ventrikels führen Ependymzellen mit vielen Mikrovilli aber nur wenigen Zilien. Homo. Feinbau der Oberfläche der Cortex (RAMSEY 1965): Sich verzweigende Zytoplasmafortsätze reichen von der Oberfläche in den umgebenden Liquor. Die Fortsätze entspringen subpialen fibrösen Astrozyten und enthalten die üblichen Organellen des Zytoplasmas. Die Pia mater bildet keine kontinuierliche Schicht. °E-2.6.2.2. Peripheres Nervensystem Die Axone des NS von Lampetra fluviatilis (321) werden von Schwannschen Zellen umhüllt (PETERS 1960). Bei den Euvertebrata sind die zu Bündeln zusammengefassten Nervenfasern von Gefässe führendem Bindegewebe umhüllt (Epineurium) und stellen in ihrer Gesamtheit den Nerv dar. Das die Faserbündel umgebende Perineurium besteht aus straffem Bindegewebe. Hervorzuheben sind: - Die Nerven, die von Gehirn und Rückenmark ausgehen und zum Bewegungsapparat, den Sinnesorgane und der Haut verlaufen. - Die 'vegetativen' Nerven der inneren Organe (Sympathicus, Parasympathicus). GEHIRNNERVEN Telencephalon - Nervus terminalis (führt zum Jacobsonschen Organ*) - Nervus olfactorius (Riechepithel) *nur embryonal angelegt bei Krokodilen, Vögeln, Meeressäugern und einigen Primaten inkl. Mensch (vgl. E-2.7.4.2.) Diencephalon - Nervus opticus (führt zur Retina) Mesencephalon - Nervus oculomotorius (Augenmuskel) - Nervus trochlearis (Augenmuskel) Myelencephalon - Nervus trigeminus (Gesicht, Nasenhöhle, Kaumuskulatur, Kiefer usw.) - Nervus abducens (Augenmuskel) - Nervus facialis (Spritzloch der Haie, Seitenorgansyteme, Zungenbeinbögen) - Nervus stato-acusticus (Gleichgewichts-/Gehörorgan) - Nervus glossopharyngeus (Pharynx, Geschmacksknospen, innere Organe) - Nervus vagus (Kiemenspalten, Pharynx) - Nervus accessorius (z.B. Musculus trapezius) - Nervus hypoglossus (Zungenmuskulatur) Nach dem Modus der Erregungsleitung können die Nerven sensorisch sein (z.B. N. olfactorius, opticus, stato-acusticus), motorisch (z.B. N. oculomotorius, abducens, accessorius, hypoglossus), oder sensorisch-motorisch (z.B. N. trigeminus, facialis, glossopharyngeus, vagus). RÜCKENMARKNERVEN (SPINALNERVEN) Hauptnerv ist der Nervus spinalis, der aufzweigt in a) den Ramus dorsalis (Rückenmuskulatur und -haut, im Wesentlichen mit afferenten Fasern), b) den Ramus ventralis (im Wesentlichen mit efferenten Fasern), c) den Ramus visceralis (innere Organe). In der Radix dorsalis befindet sich ein Spinalganglion. Auffällige Geflechtbildungen der Spinalnerven sind der Plexus cervicobrachialis und der Plexus lumbosacralis. Ergänzungen Osteichthyes Die Nervenfasern des myoseptalen Plexus zeigen bei Conger conger, Clupea, und Ameiurus nebulosus korbähnliche Endigungen an den Muskelfasern (BEST & BONE, 1973); vgl. auch Synapsen, E-2.6.2.3. Das Herz des Teleosteers Pleuronectes platessa (366) zeigt eine dichte Innervation des Atrium, die jedoch immer noch weniger ausgeprägt ist als bei höher organisierten Vertebrata (SANTER 1972). Amphibia Die Nervenfasern des myoseptalen Plexus zeigen bei Rana (374), Triturus helveticus (372), sowie der Larve von Ambystoma mexicanum (Axolotl; 372) korbähnliche Endigungen an den Muskelfasern (BEST & BONE, 1973); vgl. auch Synapsen E-2.6.2.3. Reptilia Natrix (Natter; 389). Die intraepidermale Nervenfaser zeigt mit ihren 3 verschiedenen Typen folgende Merkmale (DÜRING 1973): 1) Dicht unter dem Stratum corneum liegen im Stratum intermedium verbreitet bis zu 7 m grosse abgeflachte Rezeptorblasen, die in die Epithelzellen invaginieren und von Tonofibrillen korbähnlich umschlossen werden. 2) Der Endigungstyp liegt interzellulär im Stratum germinativum und ist reich an granulierten Vesikeln. 3) Typ III kommt im Epithel der Tastknospen vor, die auf Kopf- und Kehlschuppen zu finden sind. Ins Epithel der Tastknospe treten 10-15 Nervenfasern ein. Aves Die periarteriellen Fasern der Erregungsleitung zeigen ein ausgedehntes Geflecht von Proteofibrillen (GOSSRAU 1968). Ringfasern und periannuläre Fasern enthalten viele Mitochondrien und Myofibrillen. Im Sakralbereich des Rückenmarks befinden sich mit viel Glykogen angefüllte Astrozyten. Die Innervation der Nebenniere (E-2.13.2.7.) zeigt 3 Typen efferenter Nervenfasern (UNSICKER 1973a). In der Peripherie der Drüse bilden cholinerge Axone grosse Bündel, die von der Perineuralscheide umgeben sind. Mammalia In den zentralen und peripheren Ranvierschen Knoten sind Myelinlamellen nachweisbar (PHILLIPS et al.,1972). Typ I-Lamellen enden in lateralen zytoplasmatischen Taschen, Typ II-Lamellen in dünnen tropfenförmigen Schleifen an Paranodien der grossen Fasern. Axonale Glomeruli kommen in den Satellitenzellen von Katze und Affe vor (PINEDA et al., 1967). Die Satellitenzellen sind von einem Membrankomplex umgeben. Es tritt eine Myelinisierung durch Schwannsche Zellen auf, wenn das Axon die Region des Neuron-Soma verlässt. Die zentrale Myelinscheide ist eine 'membranöse' Hülle um die Nervenfaser, mit einer Unterbrechung an den Ranvier-Ringen (°BUNGE 1968). Die intraepidermale Innervation der Schnauzenhaut des Opossums (Didelphis virginiana; Marsupialia; 422) zeigt viele grosse Nervenfasern, die ihre Myelinscheide in der oberflächlichen Dermis verlieren und in die Epidermis übergehen (MUNGER 1965). Am Eintrittspunkt des Neurits gehen die Basalmembran der Epidermis und die Schwannsche Zelle ineinander über. Innerhalb der Epidermis zeigt der Neurit eine Verbindung mit der sekretorischen (Merkelschen) Epidermiszelle; Desmosomen verbinden beide Zellarten. Die Merkelsche Zelle bildet zusammen mit dem Neurit den Komplex eines sensorischen Rezeptors. Topographische Untersuchungen am Erregungsleitungssystem von Goldhamster und Maus (Mesocricetus, Mus; Rodentia°Myomorpha; 438, 439), sowie der Spitzmaus (Crocidura; 427). Bei allen 3 Spezies besteht das System aus Sinusknoten und Atriventrikularstrukturen, die prinzipiell für alle Mammalia charakteristisch sind (GOSSRAU & DRYDEN, 1972). Das System ist reich an Muskel- und Bindegewebsfasern. Eine deutlich ausgeprägte Bindegewebsscheide im Bereich des Atrioventrikularsystems weist die Spitzmaus auf. Mus musculus (Maus; Rodentia; 439). Der Nervus ischiadicus zeigt perineurale Zellen mit Filamenten und damit verbundene opake Zonen, wie sie im glatten Muskel beobachtet werden und eine Kontraktilität der Zelle ermöglichen (°ROSS & REITH, 1969). Mesocricetus auratus (Rodentia; 438). Beim Syrischen Goldhamster ähneln die Perikaryen der Ganglienzellen (ohne Vakuolen) im Nebennierenmark weitgehend denen anderer autonomer Ganglienzellen (UNSICKER 1967). Mehrere Ganglienzellen können unmittelbar, d.h. ohne Vermittlung eines Satelliten, aneinandergrenzen. 3 Arten von Nervenzellfortsätzen sind zu unterscheiden: Endokapsulärdendrite, Dendrite und Axone. Axone des ersten Neurons treten von der Aussenseite und von der Vakuolenseite her an das Perikaryon heran. Gelegentlich ragen Zilien der Nervenzellen in eine Vakuole oder den extrazellulären Raum . Rattus rattus (Rodentia; 439). Extraokuläre Muskeln haben kleine Nerven aus bis zu 10 myelinisierten und nicht myelinisierten Fasern (BURKEL 1967). Sie werden von einem Perineurium umschlossen, das in konzentrischen Manschetten angelegt ist; jede der 2 oder 3 Schichten ist 1 Zelle dick. Kontinuierliche bindegewebige Membranen trennen die perineuralen Manschetten von epineuralem und endoneuralem Gewebe. Die Zellen der Manschetten sind über Tight junctions miteinander verbunden. Oryctolagus cuniculus (Kaninchen; Lagomorpha; 444). Das Zytoplasma der Neuronen enthält Nissl-Substanz, Mitochondrien, dense bodies, agranuläre Golgimembranen, Neurofilamente und Mikrotubuli (DIXON 1966). Zwischen Neuronen und Satellitenzellen bestehen Zell-Zell-Bindungen. Zwischen den Blutgefässen des Carotis-Körpers kommen 2 Zellarten vor, die von einer Basalmembran bedeckt werden (BISCOE & STEHBENS, 1966). Typ I enthält viele Vesikel. Typ II bedeckt die Nervenendigungen, die im Typ I enden, und umschliesst Nervenfasern gleich Schwannschen Zellen. Die Nervenenden zeigen viele Mikrovesikel, Mitochondrien und Glykogen. Beide Zellarten, sowie die Perizyten, enthalten Zilien vom 9+0 Muster. Zwischen den Typ I-Zellen und den Nervenenden bestehen Zell-Zell-Bindungen. °E-2.6.3. Synapsen Die Synapse ist die Endigung einer Nervenzelle (Neuron), die in Kontakt mit anderen Nervenzellen, mit Muskelzellen oder z.B. Drüsenzellen tritt. Folgende Haupttypen sind zu unterscheiden: - interneuronale Synapsen zwischen Nervenzellen - neuroepitheliale Synapsen zwischen Nerven- und Drüsenzellen - neuromuskuläre Synapsen (Motorische Endplatten) Zwischen den Synapsen und den kontaktierten Zellen befindet sich der mit Mucopolysacchariden (z.B. N-Acetyl-Glucosamin) angefüllte synaptische Spalt. Schon bei den Cnidaria sind Synapsen und neuromuskuläre Bindungen nachweisbar (WESTFALL 1973a). Die Synapsen der Hydromeduse Gonionemus vertens (100) entsprechen in ihrem Feinbau denen der Vertebrata (WESTFALL 1970). Die motorischen Endplatten des peripheren NS der Mammalia zeigen Neurofilamente und Mikrotubuli des Axoplasmas, die in der Nähe des synaptischen Membrankomplexes mit dem ER verbunden sind (von DÜRING 1967). Das Axoplasma geht in eine randständige Matrix über, in der die synaptischen Vesikel liegen. Das Chondriom bildet eine Grenzzone zwischen der Matrix und den einstrahlenden Axoplasmastrukturen. Die synaptischen Bläschen scheinen sich von Endoplasmaschläuchen abzutrennen. An den Retikulumschläuchen sind Stachelsaumkaveolen und Gebilde mit Stäbchenbesatz zu beobachten. Die grösseren Kaveolen befinden sich an der präsynaptischen Membran, weniger häufig am postsynaptischen Sarkolemm und der Membran der Schwannschen Zelle. Häufig sind atypische Mitochondrien als Anzeichen einer Degeneration zu finden. Ergänzungen Die Innervation der Blutgefässe der Cephalopoda (148) zeigt 2 Arten präsumptiver synaptischer Enden (BARBER & GRAZIADEI, 1967, 1967a): 1) Axone in zirkulären Muskelfasern, mit Vesikeln zwischen Prä- und postsynaptischer Membran; 2) Axone im Längsmuskel mit den Vesikelenden auf dem Muskel. In kleineren Blutgefässen enden die Axone auf myofilamenthaltigen Perizyten. Limulus polyphemus (Xiphosura; 169). Der Feinbau der synaptischen Region der Schreitbeine zeigt hauptsächlich eine Evagination von oberflächlichem Sarkoplasma der Muskelfaser und vielen Axonzweigen mit begleitenden Gliaelementen (SHERMAN & FOURTNER, 1972). Die Axonzweige penetrieren das Sarkoplasma und bilden neuromuskuläre Synapsen innerhalb der sarkoplasmatischen Evagination. Synapse von Carassius auratus (Goldfisch; Cypriniformes; 336; CHARLTON & GRAY, 1966): Im Perikaryon sind gER, freie Ribosomen, Mitochondrien, eine Golgistruktur, Lipid, lysosomenähnliche Körper und Neurofilamente vorhanden, ausserdem Dendrite mit Neurofilamenten und Tubuli. Die Neuroglia entsprechen in ihrem Bau denen der Säuger. Die vielen sternförmigen Zellen enthalten häufig Glykogengranula, Bündel von Gliafasern und Tight junctions. Ähnliche Befunde sind für Rana temporaria (Grasfrosch; Anura; 374) notiert worden. Cnemidophorus neomexicanus (Sauria; 386). Die Feinstruktur der sympathischen Ganglien dieser Eidechse zeigt axosomatische, axodendritische und axo-axonale Synapsen (COLBORN & ADAMO, 1969). Prä- und postsynaptische Fortsätze enthalten Neurotubuli, Neurofilamente, präsumtive Glykogengranula und gelegentlich multivesikuläre Körper. Motorische Endplatten der Mammalia zeigen rER und Reihen terminaler axoplasmatischer Membranen (KORNELIUSSEN 1972). Die Mitochondrien nähern sich der präsynaptischen Membran. Rattus rattus (Rodentia; 439). 'Granulierte' Zellaxone mit synaptischen Vesikeln bilden Typ I-Synapsen auf 'glatten' Dendriten der Purkinjezellen (GOEBEL 1968). Grosse Axone bilden Typ II-Synapsen. Der Feinbau der Synaptosomen wurde bei 1 Tag alten, sowie adulten Ratten untersucht (HERVONEN et al., 1974). Bei den Neugeborenen waren nach Fixierung mit Osmiumtetroxid und Glutaraldehyd reife Synaptosomen in 4 Subfraktionen nachweisbar, in der 5. Subfraktion viele Mitochondrien. °E-2.6.4. Neurosekretion NHO = Neurohaemalorgan NSS = Neurosekretorische(s) System(e) NSZ = Neurosekretorische Zelle(n) NSG = Neurosekretorische Granula CG = Cerebralganglion OSG = Oberschlundganglion USG = Unterschlundganglion Neurohormone oder hormonähnliche Substanzen werden von Nervenzellen mit Doppelfunktion, d.h. Erregungsleitung und endokrine Hormonproduktion, gebildet. EVERTEBRATA Bestimmte Zellen des Nervensystems von Dugesia (Turbellaria; 109) weisen auf ein NSS hin (MORITA & BEST, 1965; LIOTTI et al., 1966). In den grossen Axonen 'rudimentärer Neuronen' von Limulus polyphemus (Xiphosura; 169) sind NSG nachgewiesen worden (NUNNEMACHER & DAVIS, 1968). NSS der Arachnida (170) sind im OSG und USG lokalisiert. NSS der Crustacea (197) sind das X-Organ und das Y-Organ (Häutungs- oder Carapaxdrüse) in den Maxillen- und Antennensegmenten. Die NSZ der Amphipoda (219) sind vorwiegend am OSG lokalisiert. Im Ventrallobus von Homarus vulgaris (H. gammarus; Astacura; 238) befinden sich verschiedene NSZ-Typen (JOHANSSON & SCHREINER, 1965). Die X-Organe des Augenstiels der Decapoda (235) stehen mit den 'optischen' Ganglien in Verbindung; Axone verlaufen zur Sinusdrüse (s. Ergänzung), dem Endorgan der neurosekretorischen Axone aus dem CG. Bei den Chilopoda (249) findet die Speicherung von Neurosekret in den Cerebraldrüsen statt (Neurohaemalorgan (~Corpora cardiaca der Insekten), Gabesches Organ). Hormone ausschüttende Organe der Insecta sind vor allem die Corpora cardiaca als Neurohämalorgane und die Corpora allata als neuroendokrine Drüsen. Die i.a. paarig angelegten Corpora cardiaca enthalten a) Zellen mit Axonen, die neurosekretorische Granula führen; b) Zellen, die Neurosekrete produzieren und durch rER und einen Golgiapparat auffallen. Die Axone sind entweder aminerg (Noradrenalin, Dopamin, Serotonin), oder peptiderg (AF-positiv). Die Corpora allata liegen dem Vd.darm dorsal auf und stehen in engem Kontakt mit der Kopfaorta bzw. dem CG. Sie sind mit den Corpora cardiaca über einen Nerv verbunden. Ihre Zellen enthalten viele Mitochondrien, gER, einen Golgiapparat, Ribosomen u.a. Da die Sekrete in die Blutbahn abgegeben werden, kann von einem Neurohaemalsystem oder retrocerebralen System gesprochen werden. Die C. allata werden bei den Heteroptera und Diptera (264, 290) unpaarig angelegt. Details, Ergänzungen Cnidaria Hydra (Hydrozoa; 100). NSZ befinden sich nahe den Muskelfasern, hauptsächlich im Hypostom und in den Tentakelbasen. Im Zytoplasma der Neuriten sind viele membrangebundene Tröpfchen verteilt. Die Kerne (mit Nucleolus) sind unregelmässig geformt. Das Zytoplasma enthält noch viele freie Ribosomen, Mitochondrien, Vesikel und Golgikomplexe. Alle Neuriten führen Mikrotubuli. Die NSZ grenzen an das Myonemsystem und enthalten membrangebundene Tröpfchen, wenige Mitochondrien, Glykogenpartikel, gelegentlich rER, freie Ribosomen, Golgikomplexe und Mikrotubuli (DAVIS & BURSZTAJN, 1973). Plathelminthes Hymenolepis diminuta (Rattenbandwurm; Cestoda; 113). Im Rostellum befindet sich ein NSZ-Aggregat (DAVEY & BRECKENRIDGE, 1967). Die bipolaren Zellen enthalten reichlich AF-positives Material. Nach hinten sind die Zellen zu (sensorischen) Filamenten verlängert. Mollusca Lymnaea stagnalis (Basommatophora; 137). Die Follikeldrüse im lateralen Lobus des CG zeigt Sekretgranula führende Epithelzellen (BRINK & BOER, 1967). Es gibt 3 NSZ-Typen: 1) C-Zellen, d.s. bipolare Nervenzellen, mit einem Fortsatz gegen die Follikelzellen und das CG; sie führen ER, Golgi, Neurotubuli, Zytosomen und Granula. 2) Canopy-Zellen, d.s. unipolare Riesenzellen mit dem Axon gegen das CG, Zellmembran mit Faltungen, Kontakt mit dem Blut in den Sinus, die die Ganglien umgeben, mit Golgi, ER und Mitochondrien. 3) Tröpfchenzellen, unipolar, gewöhnlich im Laterallobus, Axone gegen das CG, enthalten Mitochondrien, eine schwach entwickelte Golgistruktur, gelegentlich Cytosomen. Buccal- und Pedalganglien enthalten keine NSZ (BONGA 1970). Die NSZ des Visceralrings kennzeichnen das Perineurium und die angrenzenden Teile des Bindegewebes, die die Ganglien umschliessen. Konnektive und Nerven werden als neurohämale Zonen angesehen. Auch bei der 'Wasser-Lungenschnecke' Helisoma tenue (Basommatophora; 136) sind im CG Strukturen einer Neurosekretion zu finden (SIMPSON et al., 1966). Octopus vulgaris (Dibranchiata; 151). Die NSZ besitzen eine mit Phosphorwolframsäure darstellbare Basalmembran (BARBER 1967). Neurone und Axone sind mit membrangebundenen Granula angefüllt. Arthropoda CRUSTACEA Procambarus clarkii (Decapoda; 238). Die Sinusdrüse besteht aus Axonen, die in bulbusähnlichen Verbreiterungen neben der Basalmembran enden, die den Blutsinus umgibt (BUNT & ASHBY, 1967). Die Axone führen Granula, Mitochondrien und längs verlaufende Neurofilamente. Sternförmige Gliazellen mit Zytoplasmafortsätzen werden beschrieben. Carcinus maenas (Brachyura; 242). Es sind 6 verschiedene Zellarten der Neurosekretion zu erkennen (SMITH 1975). Der Unterschied zwischen den Zellarten besteht in der Grösse und im Verteilungsmuster der Organellen. NSG stehen mit Golgistrukturen in Verbindung. Artemia salina (Anostraca; 201). 3 Arten von NSZ sind vorhanden (BAID & RAMASWAMI, 1965): 1) Im CG grosse ovale Zellen mit vakuolisiertem Zytoplasma, einige mit grossen Axonen. 2) <1., ohne Fortsätze zum Augenstiel. 3) Traubenförmige Zellgruppen im X-Organ des Augenstiels. INSECTA Melanoplus sanguinipes (Caelifera; 260). Bei dieser Kurzfühlerschrecke befinden sich dorsal in der Pars intercerebralis medialis 2 Gruppen von je 400 Zellen (DOGRA & EWEN, 1970). Im Corpus cardiacum überkreuzen sich die Nervi corporis cardiaci. NSZ werden für Periplaneta americana (Blattodea; 258) detailliert beschrieben (COOK & MILLIGAN, 1972). In der Pars intercerebralis der Tsetsefliege (Glossina; 295) sind 3 Arten von NSZ nachweisbar (PANOV 1979). Feinbau des Corpus cardiacum von Calliphora erythrocephala (Diptera; 295) z.B. bei NORMANN (1965). Der medulläre Anteil des C. c. besteht aus Axonen der NSZ des CG und bildet zusammen mit NSZ und Gliazellen den Neuropil. Drosophila melanogaster (Diptera; 294). Die afferenten Nerven zum Corpus cardiacum der adulten Fliege enthalten ca. 50 bzw. 90 Axone (AGGARWAL & KING, 1971). Myzus persicae (Aphidina; 267). Die Corpora cardiaca und sekretorischen Neuronen der Blattlaus enthalten Glia- oder Interstitialzellen, sowie Granula führende Axone (BOWERS & JOHNSON, 1966). Celerio lineata (Lepidoptera°Sphingidae; 301). Frühe EM-Untersuchungen an den Corpora allata und den assoziierten Nerven der Motte zeigen Granula in den Axonen, dazu ER und eine gut entwickelte Golgistruktur (SCHULTZ 1960). VERTEBRATA Das kaudale NSS der Teleostei (331) zeigt 3 Regionen (FRIDBERG 1963): 1) Perikarya im Rückenmark (erstreckt sich bei vielen Arten ins Filum terminale). 2) Neurosekretorische Fortsätze, die meist ein grosses ventrales Bündel bilden, das sich zur Urophyse hin erstreckt (Tractus spino-urophyseus). 3) Reich vaskularisierte Urophyse, ein NHO dessen Gefässe mit den Enden neurosekretorischer Fortsätze in Verbindung stehen. Die Dahlgrenzellen, dorsal der Urophyse, haben vertikal zum Organ ausgerichtete Fortsätze. Die Dahlgrenzellen der Elasmobranchier (323) sind auffallend polymorphkernig und > die der Teleostei, die Fortsätze zeigen aber Myelinscheiden. Bei Raja (326) sind die Endigungen der Fortsätze im Nervensystem unmittelbar unter der Meninx zu finden. Bei Torpedo torpedo (327) bestehen die vaskulären Strukturen aus Kapillarschleifen nahe dem Zellkörper und stehen mit Sekretionsprozessen in Verbindung. Im Darm der Schleie (Tinca tinca, 336) kommen zur neuronalen und hormonalen Steuerung der Organe adrenerge Nervenfasern vor (BAUMGARTEN 1967). NSS von Salamandra salamandra und S. tigrinum (372). Der Nucleus praeopticus befindet sich in der Wand des 3. Ventrikels, kaudal hinter der Commissura anterior (ARNOLD 1968). Von hier ziehen neuroskretorische Fasern zum Infundibulum, zur Neurohypophyse, zum Boden des Telencephalon, zur Commissura posterior und zu einem 'Gefässorgan' am Zusammenschluss der beiden Seitenventrikel. Während ihres Verlaufs durch das distale Infundibulum nehmen neurosekretorische Axone Kontakt mit adenohypophysären Gefässen auf. Beim Embryo ist der Hypophysenhinterlappen dicht mit Neurosekret angefüllt. Vgl. E-2.13.2.1. Ergänzungen Osteichthyes Elementare NSG stehen in Beziehung zum Golgikomplex, wie am Beispiel des kaudalen NSS von Leuciscus rutilus und Phoxinus phoxinus (336), bzw. des Grätenfischs Albula vulpes (Elopiformes; 332) gezeigt werden konnte (FRIDBERG 1963; FRIDBERG et al., 1966). Cyprinus carpio (336). Im kaudalen NSS des Karpfens sind -Aminosäuren (Tyrosin, Arginin, Tryptophan), sowie an Protein gebundene -Acylamido-carboxyl-Gruppen und vereinzelt Sulfhydryl-Gruppen vorhanden (STERBA et al., 1965). Anguilla anguilla (333). Beim Aal bestehen zwischen den Pituizyten und neurosekretorischen Fasern synaptische Kontakte (KNOWLES 1965). Der hypothalamo-neurohypophysäre Komplex zeigt dünne Schichten von Neuronen zu beiden Seiten des Hypothalamus, direkt unter dem Ependym des Recessus postopticus des 3. Ventrikels (LEATHERLAND et al., 1966). °E-2.7.0. Sinneszellen und einfache Sinnesorgane Besonders bei Evertebrata befinden sich an exponierten Körperpartien (Sinnesränder oder -hügel, Tentakel, Antennen) Gruppen von Sinneszellen, die i.a. mit Zilien ausgestattet sind. Sinnesorgane, bei gering organisierten Tieren i.a. nur Sinneszellen, nehmen über/als spezifische Rezeptoren Informationen der Umwelt auf. Der empfangene Reiz wird bei höher organisierten Tieren über Nervenbahnen zum Zentralnervensystem (ZNS) geleitet, wo die eigentliche Wahrnehmung stattfindet. Im ZNS werden perzipierte Reize in Aktionspotenziale umgewandelt. Die Sinneszellen einfacher Formen sprechen meist 'unimodal' auf spezifische Reize an, d.h. auf eine gleichartige Modalität des Reizes. Sinnesorgane höher organisierter Formen entsprechen dem Tastsinn u/o Mechanischen Sinn (E-2.7.1.), dem Temperatur- und Lichtsinn (E-2.7.2.), dem Stato-akustischen Sinn (E-2.7.3.), oder dem chemischen Sinn (Geschmacks- bzw. Geruchsinn; E-2.7.4.). EVERTEBRATA Schon bei Hydra (100) sind neurosensorische Zellen vorhanden, die aus interstitiellen Zellen hervorgehen (DAVIS 1969). Die Sinnesorgane der Scyphozoa-Meduse (103) sind die Rhopalien (Sinneskolben), d.h. Körperfortsätze, die vom Ektoderm überdeckt sind; die apikalen Zellen akkumulieren zum Schweresinnesorgan. Die adulten Brachiopoda (107), die Echiurida (152) und die meist in Decapoda parasitierenden Rhizocephala (Wurzelkrebse; 214) haben keine speziell differenzierten Sinnesorgane. Bei den Tentaculata (106) und den Aplacophora (Mollusca; 127) sind Sinneszellen in der Epidermis zu finden. Die Nemertini (114) besitzen eine Sinnespapille als 'Frontalorgan'. Die Gastrotricha (Aschelminthes, 116) zeigen an ihrem Vd.ende bewimperte Sinnesgruben. Sinneszellen mit Borsten kennzeichnen die Rotifera (117). Die Loricifera (118) tragen Sinnesborsten in der Kopf- und Thoraxregion. Sinnesborsten sind auch ein Merkmal der Nematoda (120). Die Acanthocephala (119) besitzen eine Sinnesgrube an der Spitze des Rüssels. Sinnesorgane der Kamptozoa (Entoprokta; 126) befinden sich an der Kelchwand. Die Sinnespapillen der Bivalvia (142) befinden sich häufig an den Einströmöffnungen der Sipho. Andere Sinneszellen sind meist an den Mantelrändern vorhanden. Ein spezielles Sinnesepithel stellen die Osphradien am Fuss oder im Kiemenbereich dar. Am Rande des Saugnapfs von Sepia officinalis (149) sind Zonen primärer Sinnesrezeptoren vorhanden (GRAZIADEI 1964). Tremoctopus violaceus (Löcherkrake; Incirrata; 150) besitzt Sinnesorgane zur Wahrnehmung der Wasserströmung. Kleine Poren am Kopf führen in subepidermale Hohlräume mit 'Sinnessäumen'. An der Körperoberfläche der Pentastomida (166) und der Chaetognatha (303) befinden sich Sinnespapillen. Arthropoda Sensillenaggregate mit beweglichen Haaren sind kennzeichnend für die Arachnoidea, Diplopoda, Pauropoda und Symphyla. Bei den Solifugae (Walzenspinnen, 180) befinden sich Sinneszellen in Gruben der Cuticula. Die Extremitäten der Kapuzenspinnen (Ricinuclei, 181) führen Spaltsinnesorgane. Das histologische Präparat von Mundwerkzeugen und Tarsen der Insecta zeigt häufig gruben- oder kegelförmige Sinnesorgane. An den Endgliedern der Antenne sind Zellgruppen zu 'Sinnesgruben' angeordnet. An den Maxillarpalpen von Drosophila melanogaster (Diptera; 294) befinden sich verschiedene Sensillentypen (HARRIS 1972). Die Sinneszellen Enteropneusta (Eichelwürmer; Hemichordata; 306) sind über das gesamte Integument verteilt. Die Larven verfügen über ein paarig angelegtes Sinnesorgan mit rotem Pigment. Sinneszellen der Echinodermata (307) sind bei den Ophiuroidea (Schlangensterne; 311) an den Ambulakralfüsschen lokalisiert. Bei den Holothuroidea (Seegurken und Seewalzen; 315) befinden sich Sinnesknospen an den Tentakeln u/o im Integument (z.B. Synaptidae). Ergänzungen Cnidaria Die Oberfläche der Tentakeln der Anthozoa (Seeanemonen und Korallen; 101) zeigt Coni aus Zilien, die von kleineren Stereozilien umgeben sind (MARISCAL 1974). Die neurosensorischen Zellen von Hydra (100) ^ Zilie mit Basalplatte, Basalkörper, Mikrotubuli und 2 Neuriten, der Zunahme der Golgi-Lamellen und der Bildung neurosekretorischer Tröpfchen, strukturellen Veränderungen der Mitochondrien und Abnahme der Anzahl Ribosomen bei einem wenig entwickelten rER (DAVIS 1969). Plathelminthes Dugesia tigrina (Turbellaria; 109). Das marginale Epithel der lateralen Aurikel zeigt einen Zelltyp mit oberflächlichen Zilien vom 9+2 Muster und Mikrovilli, einem basalen Kern, dichtem Zytoplasma mit Sekretvakuolen, einem Golgiapparat, Mitochondrien und Ribosomen (KRUGELIS & MacRAE, 1967). Fortsätze der neurosensorischen Rezeptorzellen der Subepidermis ziehen zur Oberfläche. Die Rezeptorfortsätze sind mit Mikrotubuli ausgestattet und enthalten zudem Mitochondrien, Vesikel, gER und 1 oder 2 Zilien. Mollusca Sepia officinalis (Cephalopoda; 149): Primäre Rezeptoren am Saugnapf (GRAZIADEI 1964). 1) An der Aussenseite des Infundibulum befinden sich ein säulenförmiges Epithel, taktile Rezeptoren und Chemorezeptoren (apikal mit kurzen Zilien). 2) An der Saugfläche befindet sich eine Zellschicht, die von einem gezähnten kutikulären Apparat bedeckt ist. Zwischen dem Epithel befinden sich multipolare Nervenzellen mit ausstrahlenden Dendriten. 3) Der Fundus des Acetabulum zeigt strukturelle Beziehungen zu 1). Es sind wenige Sinneszellen mit Zilien vorhanden. An der Basis des Epithels befinden sich flaschenförmige Zellen; im Stiel des Saugnapfs ist ein kleines birnenförmiges Ganglion nachweisbar. Motorische Neuronen imponieren als grosse Zellen; Axone strahlen zum Saugmuskel aus. Insecta Blaberus craniifer (Blattodea; 258). An der Basis der Sensillen befinden sich 5 bipolare Sinneszellen, die mit Gliazellen verbunden sind (MOULINS 1968). Es sind noch 3 akzessorische Zellarten vorhanden: 1) Trichogene Zellen, umschliessen mit proximalem Segment und Ziliensegment die Sinneszelle; 2) Proximale tormogene Zelle, umgibt die Basis des 'Kanals'; 3) Distale tormogene Zelle. Von Gruppen sensorischer Neuronen strahlen Axone zum Antennennerv aus. Die Antennengeissel der Aphidina (Blattläuse; 267) zeigt einen kutikulären Anteil mit äusserer und innerer Schicht, dazwischen Neuronenzweige (SLIFER et al., 1964). Jeder Dendrit wird zur 'Zilie', mit einem Kragen und einem Basalkörper mit wurzelähnlichen Ausläufern. Distal verliert der Dendrit seine Ziliengestalt und durchbricht die innere kutikuläre Schicht. Die äussere Schicht ist mehrfach perforiert; in die Öffnungen dringen Filamentgruppen von der Dendritoberfläche her ein. VERTEBRATA Osteichthyes. Die Stacheln der Brustflossen der Triglidae (Scorpaeniformes; 353) tragen Tast- und Geschmacksorgane. Die Dipnoi (Lungenfische; 368) besitzen Elektrorezeptoren (Fahrenholzsche Organe). Rezeptoren für exogene und endogene Reize der Mammalia werden als Extero- und Enterorezeptoren bezeichnet. Je nach der Reizmodalität sind Photo-, Mechano-, Chemo- und Thermorezeptoren vorhanden. Bei den Ornithorhynchidae (Schnabeltiere; 421) befinden sich Mechano- und Elektrorezeptoren am Schnabel. Betr. Orientierung im magnetischen Feld sind keine speziellen Sinnesrezeptoren zu lokalisieren. Bei Walen ist in der Grosshirnrinde (Cortex cerebralis), bei Tauben in der Schnabelhaut Magnetit (Eisenoxid) nachgewiesen worden. Ergänzungen Osteichthyes Astyanax mexicanus (Characiformes; 338). Bei diesem Höhlen bewohnenden Salmler befinden sich im Lateralkanal die Neuromasten (Kanalorgane) zwischen 2 Poren der Schuppen (SCHEMMEL 1967). Der Temporalkanal (mit 2 oder 3 Neuromasten) gliedert sich im Bereich des Pteroticum in den Supraorbitalkanal (6 Neuromasten) und den Infraorbitalkanal (8 Neuromasten). Der Präoperkularkanal setzt sich im Bereich des Articulare und des Dentale als Mandibularkanal fort (10 Neuromasten). Freie Neuromasten befinden sich an Kopf, Rumpf und Schwanzflosse, jeweils auf Schuppen. Bei den übrigen Teleosteern scheinen i.a. nur wenige freie Neuromasten vorhanden zu sein. Gnathonemus petersi (Notopteroidei°Mormyridae; 331). Das 'Knollenorgan' des Nilhechts zeigt verschiedene Typen akzessorischer Zellen, nämlich verzweigte, flaschenförmige, perinervöse Zellen, sowie Stützzellen (DERBIN & SZABO, 1968). Alle diese Zellen gruppieren sich becherartig um eine grosse runde Sinneszelle. Aves Feinbau der Herbstschen Körperchen (HK) in der Schnabelhaut von Wasservögeln (HALATA 1971): Jedes HK besteht aus a) einer Kapsel, b) einem Subkapsularraum, c) einem Innenkolben, und d) einer Nervenfaser, deren Perineurium sich kontinuierlich in die Kapsel fortsetzt. Die Kapsel zeigt 6-10 Zellschichten. Jede Schicht wird beiderseits von einer Basalmembran begrenzt. Zytoplasmafortsätze der Zellen stehen über Desmosomen miteinander in Verbindung. Die Räume zwischen den Basalmembranen enthalten viele Kollagenfasern. Der Subkapsularraum wird durch ein Kollagenfasernetz versteift und nach aussen von der inneren Basalmembran der Kapsel begrenzt, innen von der Membran, die den Innenkolben umgibt. Der Innenkolben besteht aus paarigen Zellen, die ein komplexes Lamellensystem bilden. Die parallel zur Längsachse des HK verlaufende Nervenfaser setzt sich aus 3 verschiedenen Teilen zusammen: 1) Aus einem von der Myelinscheide der Schwannschen Zelle umhüllten vorderen Abschnitt zwischen Kapsel und Innenkolben; 2) einem mittleren Abschnitt, der von den Lamellen der Innenkolbenzellen umschlossen wird; 3) einem ballonartig verdickten Endabschnitt. °E-2.7.1. Tastsinn, Mechanischer Sinn Sinne dieser Kategorien dienen vor allem der Orientierung im Lebensraum. Oft sind Tast(sinnes)organe über die Körperoberfläche verteilt, bei Arthropoden jedoch vor allem an den Antennen u/o Mundgliedmassen, bei Säugern z.B. an der Schnauze lokalisiert. Papillen an der Körperoberfläche der Priapulida (125) werden als Rezeptoren mechanischer Sinne gedeutet. Die Polyplacophora (128) besitzen in der äussersten Schalenschicht als Hautsinnesorgane Aestheten aus fadenförmigen Zellen und Drüsenzellen; eine chitinige Kappe schützt nach aussen. Die Organe zeigen offensichtlich Wasserbewegungen an. Mechanorezeptoren befinden sich an den Saugnäpfen und in der Mundhaut der Cephalopoda (148). Im Integument von Glossiphonia complanata (Annelida; 163) fallen vorstehende apikale Zellen des mechanischen Sinnes auf, die von Ringmuskeln umgeben sind (DAMAS 1973). Vom Epithel gehen afferente Nerven aus. ARTHROPODA Sensillenaggregate mit beweglichen Haaren sind bei den Arachnoidea, Diplopoda, Pauropoda und Symphyla zu finden. Spezielle Mechanorezeptoren sind im Integument der Arachnida (170) vorhanden. Bei den Araneae (172) sind diese Strukturen in den Gelenken der Taster und Laufbeinen lokalisiert und entsprechen u.a. einem Vibrationssinn. Trichobothrien ('Hörhaare') weisen z.B. die Acari (Milben; 182), die Arachnida (170) und die Pseudoscorpiones (178) auf, Letztere speziell an den Pedipalpengliedern. Die Antennula (1. Antenne) der Anostraca (Crustacea; 201) trägt Borsten als Mechanorezeptoren. Auch bei den Copepoda (204) befinden sich solche Rezeptoren vor allem auf der Antennula. Die Mechanorezeptoren der Malacostraca (215) sind i.a. über die Körperoberfläche verteilt, bei den Stomatopoda (Fangschreckenkrebse; 216) besonders an den Geisseln der Antennula anzutreffen. Die Symphyla (Zwergfüsser; Progoneata; 243) besitzen 2 Trichobothrien am Körperende. Bei den Chilopoda (249) häufen sich besonders an den Antennen und Tarsen Cuticularsensillen. Die propriorezeptiven Organe des mechanischen Sinnes der Insecta (251) sind über den Körper verteilt, als Tasthaare oder freie Nervenendigungen. Die Trichobothrien der Blattodea (258) sind Tasthaare von Körperanhängen (Cerci). Vibrorezeptoren der Insecta sind die Subgenualorgane der Tibien. Coleoptera (Käfer; 269) und Diptera (Mücken und Fliegen; 290) haben einfache Sinnesborsten in den Beingelenken, oder Chordotonalorgane (vgl. E-2.7.3.1.) im Bereich der Tarsen. Haarsensille der Insekten Die ursprüngliche Sensille besteht aus je 1 Haar- und Bildungszelle, sowie 1 oder mehreren Sinneszellen. Die tormogene Zelle (Membranzelle) bildet die Gelenkmembran und oft auch den 'Haarsockel', die trichogene Zelle bildet den Haarschaft. Tasthaare und Tastkegel haben nur 1 Sinneszelle und sind mittels Gelenkmembran beweglich. Liegt eine Sinnesplatte vor, ist das Haar rückgebildet. Die trichogene Zelle endet dann an der Platte, die Geruchstoffe durchlässt. 'Stiftführende Sensillen' sind die Skolopidien. Der charakteristische 'Stift' (Skolops) ist dem Sinneskörper der Tasthaare homolog. Das Skolopalorgan ^ gemäss Feinbau einem Mechanorezeptor. Die Grundeinheit des Skolopidium besteht aus 1 oder 2 Sinneszellen, 1 Stiftsinneszelle, 1 Hüllzelle und Gliazellen. Amphinematische Skolopalorgane zeigen ein stark verjüngtes distales Ende des Dendriten, das mit seinen Mikrotubuli die Kappenzelle bis zur Berührung mit der Cuticula durchdringt. Der Dendrit mononematischer Skolopalorgane endet bereits in der Kappe. Die Halteren, d.s. die zu 'Schwingkölbchen' umgebildeten Ht.flügel der Diptera (290; vgl. E-1.3.7.3.), enthalten Sinneskegel und Skolopidien. Skolopidien der Lang- und Kurzfühlerschrecken (Ensifera, 259; Caelifera, 260) bilden ein diagonal verlaufendes, spindelförmiges Bündel von Sinneszellen, das an seiner Breitseite von einem Ligament gestützt wird, das im Epithel der Cutis inseriert. Die Spindel setzt sich in einen Nerv fort. VERTEBRATA Tastorgane an Fischflossen werden in E-1.4.2.1. erwähnt. In den miteinander verbundenen Oberflächen der Gelenke sind Mechanorezeptoren lokalisiert, die die Stellung der Gliedmassen kontrollieren. Mechanorezeptoren der Reptilienhaut fallen in Schnittserien als freie lamelläre, eingekapselte Endigungen auf (von DÜRING 1973a). Die innere Lamellierung des eingekapselten Rezeptors zeigt beim Kaiman (Alligatoridae; 391) strukturelle Ähnlichkeiten mit der inneren Hülle des Vater-Pacinischen Körperchens (Corpusculum lamellosum). Das Lamellensystem der Rezeptoren von Natter und Waran zeigt Parallelen im Bau des 'Kerns' (Innenkolben) des Herbstschen Körperchens der Vögel. Die Vibrissen (Tasthaare, Sinushaare) der Säuger haben freie Nervenendigungen um die 'Haarzwiebel'. Talpidae (Maulwürfe; 427) ohne funktionstüchtige Augen (z.B. die Condylurinae, Sternmulle) verfügen über das Eimersche Schnauzenorgan aus einigen tausend Epidermispapillen. Jede Papille enthält basal jeweils 3 Merkelsche Tastzellen. Ergänzungen Sarsia (Coryne) pintneri (Hydrozoa; 100). Der Polyp besitzt ein Ektoderm mit langen Stereozilien, die als eigentliche Mechanorezeptoren wirken (TARDENT & SCHMID, 1972). Die Zilien tragende Zelle wird von einer akzessorischen Zelle umhüllt. Von der verlängerten Zilienzelle gehen fadenförmige Tentakeln aus. Die Zilienzelle zeigt in ihrem distalen Teil einen komplexen 'Zilienapparat' mit basalen Lamellenkörpern; eine Golgistruktur, Mitochondrien und Vesikel sind vorhanden, aber kaum ER. Die Zilien tragenden und die akzessorischen Zellen stehen über Tight junctions in Verbindung. Die akzessorische Zelle ist durch Myofibrillen in ihrem distalen, d.h. Mesogloea-nahen Teil gekennzeichnet; es sind Mitochondrien und Vesikel mit kristallinen Einschlüssen nachweisbar. Arthropoda Die taktilen Haarsensillen von Araneus, Lycosa und Dugesiella (Arachnida; 175, 176, 173) werden von 3 bipolaren Neuronen innerviert, deren Dendrite proximal an den Sensillenbasen enden (FOELIX & CHU-WANG, 1973). Jedes Dendritenende zeigt eine dichte Anordnung von Mikrotubuli, die typisch für mechanorezeptive Sensillen ist. Mammalia Rattus rattus (Rodentia°Myomorpha; 439). Die Vater-Pacinischen Körperchen (Corpuscula lamellosa) im Mesenterium zeigen ein präterminales myelinisiertes Element, das Blutgefässe enthält, die vom Axon durch Kollagenfasern und 3-4 Lamellenschichten getrennt sind (NISHI et al., 1969). Im terminalen Element befinden sich a) helle Zellen mit pinozytotischen Vesikeln, Golgistruktur, Mitochondrien und ER; b) dunkle Zellen mit wenigen Organellen. Homo. Die Meissnerschen Tastkörperchen des Fingers bestehen aus flachen, laminären Zellen (CAUNA & ROSS, 1960). Perinukleär befinden sich viele kleine Mitochondrien, ein schwach ausgeprägtes rER und viele Vesikel. An der Seite oder Basis des Korpuskels treten myelinisierte Nerven ein, die zwischen den Zellplatten verlaufen. Leichte Verdickungen von Axolemm und Zellmembran deuten auf Synapsen hin (vgl. E-2.6.3.). Die laminären Zellen sind durch eine interzelluläre Masse (Interstitium) voneinander getrennt. SEITENORGANSYSTEM (SOS) Das bei vielen Fischen und Amphibienlarven angelegte SOS (vgl. E-1.4.1.0.) befindet sich an der Körperoberfläche (Epidermal-Neuromasten), oder ist in Kanäle eingesenkt (Kanal-Neuromasten). Histologisch sind die Neuromasten Sinnesknospen mit Stützund Sinneszellen. Entosphenus japonicus (Petromyzonta; 321). Die Neuromasten des SOS bestehen aus Rezeptorzellen, Stützzellen und Randzellen (YAMADA 1973). Die Rezeptorzelle zeigt Sinneshaare, die aus 18-20 kleinen Stereozilien und einem Kinocilium bestehen. Afferente und efferente Nervenendigungen wie bei den Teleosteern, sowie myelinisierte Nervenfasern, sind nicht beobachtet worden. Spezielle Sinnesorgane der Elasmobranchii (Haie und Rochen; 323) sind die Lorenzinischen Ampullen, vom SOS abgeleitete Elektrorezeptoren mit Sinneszellen. Der augenlose Höhlenfisch Amblyopsis spaeleus ('Blindfisch'; 344) besitzt an Kopf und Körperseiten in Reihen angeordnete Neuromasten, die auf Wasserbewegungen reagieren. Das SOS der Cyprinodontiformes (Zahnkärpflinge i.e.S.; 348) kann aus einer Reihe von Sinnesgruben bestehen. Den Atheriniformes (Ährenfischverwandte; Atherinidae°Melanotaeniidae; 349) fehlt das SOS, oder ist z.B. lediglich in der Form von Sinnesgruben vorhanden. Das SOS der Froschlarven zeigt ein System von Filamenten in den Rezeptorzellen, das von Stereozilien ausgeht und zum proximalen Zellende verläuft (JANDE 1966). Es sind afferente und efferente Nervenendigungen nachweisbar. Das SOS des juvenilen Axolotl (Ambystoma mexicanum, 372) zeigt, im Unterschied zum entsprechenden Organ des Adultus, kurze Haar- und Stützzellen (FLOCK 1974). Afferente Nervenendigungen sind vorhanden, sowie synaptische Körper im Zytoplasma. Ergänzungen Bei einigen 'elektrischen Fischen' (Gymnotidae, Mormyridae, Gymnarchidae; 341, 331, 331) befinden sich im SOS über einer Basalmembran Zellen mit Sinneshaaren, die in eine Cupula ragen (SZABO 1965). Die Sinneszellen setzen sich in Nervenfasern fort, die die vom Corium umhüllte Basalmembran durchdringen. Das SOS vom Typ I (Gymnotidae, mit dem Messeraal Gymnotus, 314) entspricht dem Ampullenorgan als Erweiterung eines Ductus, der die Epidermis durchzieht und sich nach der Integumentoberfläche hin öffnet. Als Invagination der Basalmembran erscheint ein ins Corium eingesenkter Bulbus, an dessen Basis sich Kegel aus Stützzellen befinden, darauf die Sinneszellen, über diesen ein Conus aus langgestreckten Epithelzellen. Letztere bilden an der Spitze des Bulbus einen Zylinder, der die Oberfläche der Cutis erreicht. Ductus und Ampulle sind mit einer gelatinösen Flüssigkeit gefüllt, die Wände von Ductus und oberer Ampulle mit flachem Epithel ausgekleidet. Am Boden der Ampulle befinden sich Sinnes- und Stützzellen. Das SOS vom Typ II lässt weder Ductus noch Ampulle erkennen und ist für andere Familien der Gymnotoidei kennzeichnend (Gymnorhamphichthys hypostomus, Sand-Messerfisch; Electrophorus electricus, Zitteraal; 341). Die Sinneszellen des SOS des Nilhechts Gymnarchus niloticus (Mormyriformes; 331) zeigen tiefe Invaginationen im Zytoplasma, die mit verschiedenen mukösen Massen angefüllt ein 'Stilett' bilden können (C-Organ) (SZABO 1963; SZABO & BARETS, 1963). Anguilla japonica (333). Das SOS-Epithel dieses Aals zeigt Sinnes- und Stützzellen (YAMADA & HAMA, 1972). Die Sinneszellen weisen Kinozilien auf, zusammen mit 40-60 Stereozilien. Es sind 2 Arten von kristallinen Einschlüssen bzw. basalen Nervenendigungen nachweisbar. In den Stützzellen befinden sich viele Mitochondrien, rER und ein Golgiapparat. Lota lota (Quappe; Gadiformes; 345). Der Feinbau des Kinocilium (s.o.) zeigt ein Bündel aus tubulären Fasern, das vom 9+2 Muster ist und von einem Basalkörper ausgeht (FLOCK & DUVALL, 1965). In der Nähe des Basalkörpers befinden sich Vesikel und Mitochondrien. Bei den 40-60 Stereozilien (vgl. oben) ist eine äussere, dreischichtige Plasmamembran vorhanden, die den 'fibrillären' Kern umgibt und basal als Axialfilament erkennbar ist. °E-2.7.2.0. Temperatur- und Lichtsinn Reaktionen auf elektromagnetische Strahlung, vom kurzwelligen UV bis zum langwelligen Infrarot, werden von speziellen Sensoren wahrgenommen. Der 'sichtbare' Bereich jener Strahlung liegt bei 380-780 nm (beim Menschen zwischen 400-760 nm). Die Infrarot-Strahlung reicht von 780 nm - 1mm, die UV-Strahlung von 10-380 nm. TEMPERATURSINN An der Antenne der Schreitwanze Rhodnius prolixus (265) befinden sich Thermorezeptoren (vgl. SCHMITZ et al., 2000). Die Larven des Kiefern-Prachtkäfers Melanophila acuminata (Buprestidae; 274) ernähren sich von verbranntem Holz, das sie mittels eines thorakalen 'Infrarotorgans' auffinden (Näheres bei SCHMITZ & SCHÜTZ, 2000). Der Prachtkäfer Merimna atrata (Buprestidae; 274) zeigt am 2. und 3. Ht.leibssegment in die Cuticula eingesenkte Gruben, darunter Thermorezeptoren mit einem wärmeempfindlichen Neuron, das in seinen zahlreichen dendritischen Endigungen sehr viele Mitochondrien enthält. Die Lepidopteren Bombyx mori (301) und Antheraea pernyi (Saturniidae; 301) haben im Bereich des Thermorezeptors 2 Hygrorezeptoren als Organe des Feuchtigkeitssinns. Wärmerezeptoren der Schlangen, besonders der Grubenottern (Crotalinae; 390), sind in einer Grube zwischen Auge und Choane, die von einer dünnen Membran bedeckt ist, lokalisiert. Ein feiner Kanal, dessen Weite durch Ringmuskulatur verengt werden kann, sorgt für die Regulation des Luftvolumens. In der Membran enden Nerven. Im Rostrum und im posterioren Teil der Unterlippe einiger Pythons und Boas werden Infrarotrezeptoren zur Wärmeortung vermutet. Bei Morelia spilates (388) innervieren Zweige des Trigeminus die Wärme anzeigenden Sinnesgruben (WARREN & PROSKE, 1968). LICHTSINN Bei Bewohnern von Höhlen u/o der Tiefsee, aber auch bei vielen Parasiten, ist es im Laufe der Evolution der Arten zum Funktionsverlust bis zur völligen Rückbildung der Augen gekommen. Hierzu einige Beispiele: Mollusca Aculifera (Amphineura; 127), Bewohner des Meeresbodens. Scaphopoda (141). Pentastomida (166). Onychophora Speleoperipatus speleus (167). Arthropoda - 'Skorpione' wie z.B. Belisarius xambeui und Typhlochactes rhodesi 170), die Schizomida (Zwerg-Geisselskorpione; 171). (Chactidae; - Die Eriophyoidea (Gallmilben; 187), ebenso die Ricinuclei (Kapuzenspinnen; 181), die Gamasida (Acari; 183), und, unter den Opiliones, die Sironidae (195). - Unter den Pantopoda (196) die Tiefseeform Ascorhynchus und die Rüssel-Asselspinne Colossondeis proboscida. Crustacea - Remipedia (197), die in marinen Höhlen leben. - Cladocopa und Halocyprida (202), ebenso die Oncaeidae (Poecilostomatoidea; 207) und adulte Ascothoracida (211). - Bathynellacea (Syncarida; 217). - Die Brunnen und Höhlen bewohnenden Niphargidae (Amphipoda Gammaridea; 219). - Amblyops magna (Mysida, 218) aus dem Kurilen-Kamtschatka-Graben. - Ingolfiellidea (222), Mictacea (223) (bei Mictocaris sind jedoch kleine Augenstiele vorhanden), Spelaeogriphacea (224). - Tiefseebewohner unter den Tanaidacea (Scherenasseln; 224). - In Grundwasser und Höhlengewässern lebende Isopoda, wie z.B. die Stenasellidae (226) und Microparasellidae (227), oder die Haploniscidae (227) als Tiefseeformen. Progeneata Symphyla (243), Platydesmida (245), Siphonophorida (247), Polydesmida (247), Pauropoda (248), Geophilomorpha (Erdläuferartige; Chilopoda; 250). Insecta - Diplura und Protura (Doppelschwänze bzw. Beintastler; Apterygota; 252). - Der australische Schwimmkäfer Tjirtudessus eberhardi (Dytiscidae; 270); lebt im Grundwasser. - Leptinus testaceus (Mäusefloh; Staphylinoidea°Leptinidae; 272); lebt an Mäusen und in deren Gängen. Vertebrata - Der Höhlenfisch ('Blindfisch') Amblyopsis spaeleus (344). - Der Höhlen bewohnende Altwelt-Cichlide Lamprologus lethops (361). - Der in den Gängen eines Maulwurfkrebses lebende Typhlogobius californiensis (Meergrundel; Gobiidae; 363) ist als Adultus blind, während die Jungfische noch funktionstüchtige Augen haben. - Augenlos sind die Gymnophiona (Blindwühlen; 371) und z.B. der 'Grottensalamander' Typhlotriton spelaeus (Ambystomatoidea; 372). Beispiele primitiver Lichtsinnesorgane Die Larve der Brachiopoda (107) besitzt ein lichtempfindliches Zellaggregat, das als Augenfleck bezeichnet werden kann. Der Rüssel der Bdelloida (Rotifera; 117) zeigt 2 solcher Strukturen. Die Colurellidae (Rotifera; 117) tragen 2 Augenflecke am Räderorgan. Einige Segmente des Polychaeten Polyophthalmus pictus (Opheliida; 157) zeigen Augenflecke. Echiniscus blumi (Tardigrada°Heterotardigrada; 165) und Hypsibius stenostomus (Eutardigrada; 165) tragen Augenflecke auf der Cuticula. Bei den Kinorhyncha (118) befinden sich hinter dem Mundkegel rot pigmentierte Lichtsinnesorgane. Das Integument der Cephalopoda (148) führt lichtempfindliche Zellen. Die Haut der Oligochaeta (160) reagiert auf Lichtreize (Hautlichtsinn). Es sind zwar Sehzellen als abgewandelte Neuronen vorhanden, spezielle Lichtsinnesorgane fehlen jedoch. An den Armspitzen der Asteroidea (Seesterne; 309) befinden sich einfache Sehorgane, entweder in der Form eines Augenflecks (mit Retina!), oder als Becherauge mit Linse (s.u.). Die Synaptidae (Holothuroidea; 315) besitzen Gruppen von Lichtsinneszellen an der Tentakelbasis. °E-2.7.2.1. Pigmentbecherocellus, Grubenauge Der Pigmentbecherocellus besteht aus 1 oder mehreren Pigmentzellen, die einen Becher bilden (invers), in die sich die Sinneszelle(n) vorwölbt (vorwölben). Beim Grubenauge sind die ins Epithel gruben- oder napfförmig eingesenkten Sinneszellen dem Licht zugewandt (evers) und nach dem Körper hin von Pigmentzellen unterlagert. Sehzellepithel bildet besonders bei mehr differenzierten Augen eine Retina. Hydrozoa. Im Gegensatz zu den sessilen Polypen besitzen die frei schwimmenden Quallen bestimmte Zellaggregate als Lichtsinnesorgane. Die perzipierenden Zellen werden von Pigmentzellen umgeben und basal abgeschirmt. An den Sinneskolben von Aurelia aurita (103) befinden sich Aggregate lichtempfindlicher Zellen. Die Sinneszellen sind flächig ausgebreitet oder becherförmig eingestülpt (Platten- bzw. Becherauge). Die Augen der Cubozoa (Würfelquallen; 104) bestehen aus Sclera, Linse und Retina. Die Sipunculida (108) und die meisten Tardigrada (Bärtierchen; 165) weisen Pigmentbecherocellen auf. Die Augen der Plathelminthes (109) bestehen aus einem subepidermalen Pigmentbecher, in dessen Höhlung sich die Sehzellen 'glockentierähnlich' erstrecken. Die erregungsleitenden Nervenfasern liegen ausserhalb des Organs. Polycelis (Turbellaria; 109) besitzt eine sehr grosse, im Querschnitt halbmondförmige Pigmentzelle, darunter Sinneszellen mit grossem Kern. Die Amphistomida (Trematoda; 111) haben 2, die Notocotylida 2 oder 3 Ocellen. Augen sind bei den Heteronemertini (Anopla; 114) vorhanden; unter den Monostilifera (Enopla) hat z.B. Amphiporus viele, Prostoma 6-8, Tetrastemma 4 Augen. Rotifera (117). Das Cerebralauge von Trichocerca rattus ist ein inverses Auge aus einem sensorischen Neuron und einer akzessorischen Zelle mit vielen Pigmentkörnern, die zu einer becherförmigen Schicht angeordnet sind (CLÉMENT 1975). Mollusca. Bei den Polyplacophora (128) können Pigmentbecherocellen aus Aestheten (vgl. E-2.7.1.) hervorgehen, wobei deren Kappe zur Linse wird. Patella (129) besitzt ein einfaches Grubenauge mit Sinnes- und Pigmentepithel. Haliotis (Meerohr; 129) zeigt ein tiefer eingesenktes Becherauge, dessen Öffnung von einem subepithelialen Gewebswulst eingeengt wird, sodass ein 'Lochkameraauge' vorliegt. Die Augenhöhle ist mit gallertigem Sekret angefüllt. Viele Gastropoda besitzen kleine punktförmige Augen an der Basis (Land- und Wasserschnecken, Basommatophora; 136), oder an der Spitze der einziehbaren Fühler (Landschnecken, Stylommatophora; 138). Das Sehorgan der Stylommatophora (138) entspricht einem Linsenauge. Nach aussen ist die Linse, die aus mehreren konzentrisch angeordneten Kugelschalen gebildet wird, von einer Reihe zylindrischen Epithels abgegrenzt. Über dem Auge ist die Epidermis zu Corneaepithel differenziert. Das Linsenepithel ist nach innen zur becherförmigen Epithelschicht mit Sinnes- und Pigmentzellen ausgebildet. Die Augen der Turmschnecke Cecilioides acicula (Stylommatophora; 139) sind pigmentlos, die Augen des Höhlen bewohnenden Zospeum alpestre (Ellobioidea; 137) rückgebildet. Die Retina der Nudibranchiata (135) enthält grosse Pigmentzellen und 'Rezeptorzellen' (HUGHES 1970). Beide Zellarten sind mit Mikrovilli besetzt. Bei den Bivalvia (142) kommen Augen meist nur an den Mantelrändern vor. Arca noae (die 'Arche Noahs', Arcidae; 143) besitzt am vorderen Mantelrand Grubenund Becheraugen, viele 'zusammengesetzte' Augen sind über den Mantelrand verteilt. Marine Muscheln, wie Mytilus (143), besitzen an den Kiemenfilamenten solitäre Grubenaugen. Cardium (143) zeigt Blasenaugen an der Siphomündung. Pecten (143) besitzt am Sinnesrand, der vom Mantelepithel gebildet wird, Linsenaugen mit 2 hintereinander liegenden Retinae. Unter den Cephalopoda (148) zeigt Nautilus als weiter entwickeltes Grubenauge mit Retinulazellen ein 'Lochkamera-Auge' mit einem komplexen Myeloidkörper, ausserdem Pigment (BARBER & WRIGHT, 1969). Periokulär befindet sich das Rhinophor, d.i. ein Zellsack unter dem Auge, mit einem sich nach aussen öffnenden Porus. Höher organisierte Formen haben ein hoch entwickeltes Linsenauge (E-2.7.2.3.). Annelida. Bei den Polychaeta (154) kommen Pigmentbecherocellen solitär oder in Gruppen vor (Sabellida, 158; Branchiomma bombyx bis 20 Paar). Nereis besitzt ein Blasenauge, die Alciopidae (155) haben 2 Linsenaugen. Hirudo medicinalis (164) zeigt einen tief in die Epidermis ragenden Pigmentkelch, dessen Lumen mit unregelmässig gestalteten Sinneszellen angefüllt ist. Die Onychophora (167) besitzen ausser dem Blasenauge am Grund der Antennen Augen mit einem dioptrischen Apparat, der mit einer kegelstumpfförmigen Linse ausgestattet ist. Eine Schicht von Sinneszellen bildet die Retina, die linsenwärts mit Stäbchen besetzt ist. An Juvenilstadien lässt sich die Entwicklung des Auges aus dem Grubenauge verfolgen. Diplopoda. Bei einigen Nematophora (245) werden Grubenaugen unterhalb der Cuticula angelegt; eine schwarze Pigmentschicht kleidet die Gruben an ihrer Rückseite aus. Arthropoda in E-2.7.2.2. Bei den Chaetognatha (303) befindet sich ein Augenpaar am Ht.kopf. Das Auge ähnelt in seinem Aufbau dem Turbellarierauge, liegt unter der Epidermis und besteht aus mehreren mit ihrer Konvexseite aneinander liegenden Pigmenbtbechern mit Retinazellen. Das Rhabdom Letzterer, d.h. die Mikrovilli der Sehzellen insgesamt, ist dem Bechergrund zugekehrt. Tunicata. Der Ocellus der Ascidienlarve (Ascideacea; 317) besteht aus einer Pigmentkappenzelle zwischen Linse und Retina, einem Linsensystem mit Vesikeln in der Konkavseite der Pigmentkappe und Mitochondrien, sowie Retinazellen mit tubulären Fortsätzen und linsenwärts mit einer photorezeptorischen Membran. Am Gehirn der Pyrosomida und Desmomyaria (Feuerwalzen und Salpen; Thaliacea; 318) befindet sich ein Pigmentbecherocellus. Acrania. Bei Branchiostoma lanceolatum (319) befinden sich Pigmentbecherzellen am Zentralkanal. Es bestehen weitgehende strukturelle Übereinstimmungen mit Photorezeptorzellen von Anneliden und Mollusken. Myxinoidea. Die Augen von Myxine und Bdellostoma (Schleimaale; 321) sind einfache Becheraugen ohne Linse, Iris und Augenmuskeln. Ergänzungen CG=Cerebralganglion Sipunculida Phascolosoma agassizii (108). Die beiden cerebralen Ocellen sitzen jeweils am inneren Ende des okulären Tubus, einer Invagination, die die Höhle des Ocellus mit der hinteren Oberfläche des Kopfes verbindet (HERMANS & EAKIN, 1969). Die säulenförmigen Halszellen des Tubus enthalten längs ausgerichtete Tonofilamente, die in Mikrovilli auslaufen. Von den Apices dieser Zellen gehen auch Zilien aus. An der Basis des okulären Tubus sind 2 Säulenzelltypen nachweisbar, nämlich a) die Stützzellen, b) die Sehzellen als die Photorezeptoren. Die Stützzellen enthalten Granula aus melaninähnlichem Material, entsprechend dem pigmentierten Anteil des Ocellus; auch sind Tonofilamente und Mikrovilli vorhanden. Die Sehzellen führen u.a. viele Mikrotubuli und Zilien. Plathelminthes Dugesia dorotocephala (Turbellaria; 109). Ein Pigmentbecher aus 1 Zellschicht schliesst das Rhabdom ein (CARPENTER et al., 1974). Die (bipolare) Sehzelle besteht aus dem Perikaryon, dem Axon, einer 'dendritischen Extension' und Mikrovilli. Die Sehzelle enthält Mitochondrien und einen Golgiapparat. Vom photorezeptorischen Teil gehen efferente Nervenfasern aus. Letztere bilden Synapsen mit dendritischen, nach oben gerichteten Fortsätzen der Sehzelle unterhalb des Rhabdomerenkonus*. *Auge vom Rhabdomer-Typ mit (langen) Mikrovilli, ohne regulären Ciliarapparat Rotifera Asplanchna brightwelli (117). Das Auge besteht aus einer becherförmigen Pigmentzelle und einer irregulären Sinneszelle (EAKIN & WESTFALL, 1965). In der Höhlung der Pigmentzelle liegen dünne Lamellen, die wie die Blätter eines Kohlkopfs angeordnet sind. Ein Ciliarapparat ist nicht vorhanden, weswegen das Auge dem Rhabdomerentyp zugeordnet wird (vgl. Fussnote oben). Unter den photorezeptorischen Fortsätzen befindet sich eine Reihe von Mitochondrien. Vom basalen Ende der Sinneszelle geht eine lange Nervenfaser aus, die Granula und Tubuli enthält. Mollusca Im Tegmentum des Polyplacophoren Onithochiton neglectus (128) befinden sich viele kleine Becheraugen (BOYLE 1969). Jedes Auge liegt in einer Tasche und ist von Pigment umgeben, das von der Schale abgesondert wird. Es sind eine Linse, eine Retinazellschicht und ein Nervus opticus vorhanden. Der Nerv durchbricht die Schale durch den Sehkanal. Im Zentrum der Retinazellen befindet sich, gemäss der Rhabdomerenstruktur des Auges (s.o.), eine Ansammlung von Mikrovilli. Am Rande des Rhabdomers befinden sich Zilien vom 9+2 Muster. Von den peripheren Zellen des Augenbechers gehen grosse membranähnliche Gebilde aus, d.h. die Lamellenkörper aus Strukturelementen der Zilien. Aplysia californica (Seehase; Gastropoda; 134). Das Auge besitzt Sehzellen mit Vesikeln, die wahrscheinlich vom Golgikomplex ausgehen (JACKLET et al., 1972). Rhabdomeren (s.o.) sind gegen die Linse ausgerichtet. Zellfasern bilden einen Neuropil der Retina. In Letzterem befinden sich als 'Neuriten' Zellfortsätze mit dichten Vesikeln. Zwischen den Fasern des Neuropils sind Synapsen nachweisbar. Die Pigmentzelle zeigt ein kurzes distales Segment mit Mikrovilli, rudimentäre Zilien, viel rER, Golgistrukturen und Mitochondrien. An distalen Segmenten befinden sich öfter Desmosomen zwischen Pigment- und Sehzellen. Das Auge von Hermissenda crassicornis (Nudibranchiata; 136) besteht aus 5 grossen Sehzellen, jede apikal mit einem Bündel von Rhabdomeren (EAKIN et al., 1967). Basal ist ein Neurit vorhanden, der zum Nervus opticus führt. Die Substruktur zeigt einen Golgiapparat, rER und Mitochondrien. Die Linse besteht aus einer sphäroiden Masse von osmiophilem, granulärem Material. Kleine Epithelzellen bilden eine Cornea über der Linse. Eine Bindegewebskapsel umschliesst das Auge. Pecten maximus (Kammmuschel; 143). Die Rezeptorenoberfläche der distalen Retinazellen wird aus Lamellen gebildet, die wiederum von äusseren Membranen abgeflachter Zilien vom 9+2 Muster und mit Basalkörper gebildet werden (BARBER et al., 1967). Vom distalen Ende jeder Zelle geht ein Axon aus, das zur Basalmembran unter der zelligen Linse verläuft, um sich dann dem Nervus opticus anzuschliessen. Unter der proximalen Retina befindet sich eine Reflektorschicht (Argentea), darunter eine Pigmentschicht. Die + miteinander verzahnten Corneazellen weisen distal Mikrovilli auf. Die Fortsätze der Gliazellen steigen zwischen den Retinazellen auf. Im Zytoplasma des 'hellen Bereichs' der Sehzelle sind wenige Mitochondrien, Lamellen, Granula und Vesikel vorhanden. Im distalen Zellbereich befinden sich viele Mitochondrien, eine Golgistruktur, Vesikel, Lamellen und Granula, im proximalen Zellbereich auch Filamentbündel. Liocranchia reinhardti (Cephalopoda; 150). Der Kopffüsser, der in grösseren Meerestiefen lebt, besitzt Riechlappen im Sinne einer 'optischen Drüse', nämlich den Lobus pedunculus und den L. subpedunculus (MESSENGER 1967). Gewebe und parolfaktorische Vesikel als Photorezeptoren sind mit den Tractus optici assoziiert, die die Lobi optici mit dem CG verbinden. Die Vesikel bilden zu jeder Seite des CG Reihen, ebenso zwischen dem CG und den Lobi optici. In jedem Vesikel befinden sich Pigmentbecher. Rezeptorenbereiche im visuellen System von Loligo (Decabrachia; 149) zeigen mehrere Zellarten (YOUNG 1973). Die grösste Zelle zeigt Dendritenfelder, die einige mm lang sind und hauptsächlich entlang der dorso-ventralen Achse des Lobus opticus verlaufen. Die Felder stehen in Kontakt mit den Faserenden des N. opticus. Die Zellkörper der Neuronen befinden sich in einer inneren Körnerschicht. Annelida Nereis virens (Polychaeta; 155). Im photorezeptorischen Teil der Sehzellen ist eine Membran mit vielen Mikrovilli vorhanden, die auf die der benachbarten Zellen übergreifen (DORSETT & HYDE, 1968). Die Linse befindet sich auf feinen Filamenten oder Stäbchen. Es ist ein prominentes Axialfilament nachweisbar, Zilien fehlen. Das Auge von Branchiomma vesiculorum (Sabellida; 158) weist 2 Zellarten auf: Eine oberflächliche Linsenzelle sowie eine grosse, tiefer angeordnete Rezeptorzelle aus 2 Segmenten (KRASNE & LAWRENCE, 1966). Das untere Segment der Rezeptorzelle enthält ca. 450 scheibenförmige membranöse Säcke, die den Membranen von Zilien entsprechen, deren Basalkörper eine 9+0 Anordnung der Fibrillen zeigen. Lange Mitochondrien füllen das Zytoplasma des oberen Segments aus. Lumbricus terrestris (Oligochaeta; 162). Die Sehzellen entsenden kleine Nervenäste zum CG (RÖHLICH et al., 1970). Das zentrale intrazelluläre Lumen, das Phaosom, ist mit Mikrozyten angefüllt. Einige Zilien sind vorhanden und häufig gER um das Phaosom. Die Sehzellen sind von Gliazellen und Gliafortsätzen umgeben. Der Golgiapparat ist meist peripher gelagert, d.h. nahe an der Zellmembran. Die Mitochondrien sind klein. Desmosomenähnliche Strukturen verbinden die Gliafortsätze mit den Sehzellen. Das Auge des Egels Helobdella stagnalis (Hirudinea; 163) besteht aus einem zelligen Pigmentbecher, der eine kompakte Masse von Sehzellen umgibt (CLARK 1967). Im Zytoplasma der Pigmentzellen befinden sich Granula, eine Golgistruktur, Mitochondrien und rER. Die Sehzellen zeigen mikrovillöse Rhabdomeren*. In der Nähe der Rhabdomeren-Mikrovilli befindet sich gER. Das perinukleäre Sehzellplasma zeigt einen Golgikomplex, Elemente von gER und rER, sowie viele Mitochondrien. Proximal verjüngt sich die Zelle und setzt sich in einen Neurit fort. Mehrere Neuriten bilden, entsprechend der Anzahl Sehzellen, den N. opticus. *Auge vom Rhabdomer-Typ mit (langen) Mikrovilli, ohne regulären Ciliarapparat Onychophora Peripatus (167). Die Retina besteht aus Pigment- bzw. Stützzellen und Sehzellen (EAKIN & WESTFALL, 1965a). Jede Sehzelle trägt am distalen Ende einen Fortsatz mit Reihen langer, regelmässig angeordneter Mikrovilli (Rhabdomeren, ~Arthropodenauge). An der Basis der Rezeptorenfortsätze befinden sich rudimentäre Zilien. Das Axon der Sehzelle verläuft durch die Augenkapsel und dringt über den N. opticus ins CG vor. Die Cornea besteht aus 2 Cuticularschichten (alte und neue Schicht), jeweils Epi- und Procuticula. Dann folgen die äussere Zellschicht, die Kollagenschicht, die innere Zellschicht und die Linse. Die Stützzellen sind über Desmosomen mit den Sehzellen verbunden. In beiden Zellarten sind Mitochondrien zu finden. Chaetognatha Sagitta scrippsae (Aphragmophora; 303). Im Zentrum des Auges des kalifornischen Pfeilwurms befindet sich eine sternförmige Pigmentzelle mit Büscheln photorezeptorischer Fortsätze der Sehzellen zwischen den 'Armen' (EAKIN & WESTFALL, 1964). Jeder Fortsatz besteht aus einem tubulären Segment mit längs orientierten Mikrotubuli, sowie basal einem konischen Körper aus 'Strängen' und grossen Granula. Jener Körper wird vom apikalen Teil der Rezeptorzelle becherförmig umhüllt. Der Becherrand trägt Mikrovilli. °E-2.7.2.2. Augen der Arthropoda Der Übergang vom Einzel- zum Komplexauge wird besonders beim urtümlichen Insekt Lepisma saccharina (253) deutlich, wo sich das Auge aus nur 12 Ommatidien in noch relativ lockerem Verband zusammensetzt. Das Naupliusauge der Crustacea ist vornehmlich das Lichtsinnesorgan der Larven (Nauplius, Metanauplius), bleibt aber bei vielen adulten Formen als Medianauge (s.u.) erhalten. Beim F der Corycaeidae und Sapphirinidae (Copepoda; 207) besitzt das Naupliusauge 1 Paar Cornealinsen. Die Ostracoda (202) haben selten Komplexaugen, meist nur ein Naupliusauge, die Branchiura (210) Komplexaugen (ohne kutikuläre Linsen) und ein Naupliusauge. Den Copepoda (204) fehlen generell die Komplexaugen. Bei den Cirripedia (212) ist häufig ein Naupliusauge vorhanden; die Cypris-Larve weist ausser dem Naupliusauge ein Komplexauge auf. Auch die Cypris der Thompsoniidae (Rhizocephala; 214) besitzt Komplexaugen. Vom Naupliusauge der Crustacea (s.o.) abgesehen verfügen die Arthropoda (168) i.a. über A. Ocellen (Punkt- oder Einzelaugen) Die Cornea überdeckt Sensillen, die ein einschichtiges Retinaepithel darstellen. Die Begrenzung der Sensilleneinheit (Sensorium) gegen die Epidermis kann von Pigmentzellen gebildet werden. Der Dioptrische Apparat wird entweder a) von einer dicken, bikonvexen Cornealinse repräsentiert, oder b) von einem grobzelligen Linsenkörper, über und unter dem sich jeweils ein aus Corneagenzellen gebildetes, einschichtiges flaches, bzw. hohes zylindrisches Epithel ausbreitet; die obere Schicht (Aussenschicht) ist von einer dünnen Cuticula überzogen (^ Cornea). B. Komplexaugen (Facettenaugen). Es handelt sich im Wesentlichen um die Augen der Mandibulata (197). Das Auge setzt sich aus vielen Einzelaugen (Ommatidien) zusammen, die keilförmig-sechskantig sind und sich gesamthaft zu einer Kugelschale formieren. Im Ommatidium befindet sich eine Gruppe von Sehzellen (Retinula) mit nach innen gerichtetem Stäbchensaum. Die Stäbchen (Rhabdomeren) ^ lichtbrechendem Stab, dem Rhabdom. Gegen das dermale Epithel hin sind die Augen durch die Augenkapsel, d.h. eine tiefe Einfaltung der Epidermis, begrenzt, gegen den Lobus opticus durch eine Basalmembran. Jedes Ommatidium zeigt von aussen nach innen: - die uhrglasförmig vorgewölbte Cornea, - 4 kegelig zu einem Pseudokonus vereinte Kristallzellen, - die Sehzellen, die sich um das axiale Rhabdom anordnen. Pigment ist in den Sehzellen oder in speziellen Pigmentzellen vorhanden, d.h. in Hauptpigmentzellen, die die Kristallzellen umhüllen, in Nebenpigmentzellen nahe der Cornea, oder in 'Retinapigmentzellen', die basal zwischen den Ommatidien angeordnet sind. Nach der Länge des Rhabdoms und der Pigmentverteilung werden unterschieden: - Appositionsauge. Die Rhabdomspitze berührt den Kegel der Kristallzellen. Die einzelnen Ommatidien sind ihrer gesamten Länge nach durch Pigment gegeneinander abgegrenzt. Die Lichtstrahlen fallen nur parallel der Längsachse des Rhabdoms ein. Insekten mit diesem Augentyp verfügen daher über ein Raster- oder musivisches Sehen. - Superpositionsauge. Die mittleren Ommatidienabschnitte sind nicht gegeneinander durch Pigment abgegrenzt. Die Rhabdome bleiben kurz und zeigen eine grosse Distanz zu den Kegelspitzen. Es wird eine Beugung der einfallenden Lichtstrahlen in benachbarte Ommatidien möglich. Daher ist dieser Augentyp charakteristisch für dämmerungsaktive Insekten, sowie für im Wasser lebende Arthropoden. Die seitliche Begrenzung des Auges wird bei vielen Insekten vom Tapetum lucidum überdeckt, das beim Dämmerungssehen das einfallende Licht reflektiert und den Rhabdomeren zuleitet. Beim 'Tagauge' tritt an die Stelle des Tapetum lucidum eine Pigmentlage. Die Grundeinheit des Insektenauges bilden also mit einem Stäbchensaum versehene Zellen, die sich als Sensillen um das Rhabdom ordnen, das aus den Rhabdomeren (Stäbchen) gebildet wird. Neben den Sensillen wird die optische Einheit durch lichtbrechende Strukturen (^ dioptrischer Apparat) und Pigmentzellen gebildet. Die Cuticula über den Augen wird durchsichtig klar und somit zur Cornea. Details CHELICERATA Viele Formen besitzen komplexe Seitenaugen. Bei Limulus (169) ist, ausser 2 grossen Seitenaugen mit 4-20 Retinulazellen, ein Paar kleiner Medianaugen vorhanden. Jedes Medianauge besitzt eine grosse Linse, die aus der Cuticula hervorgeht. Die darunterliegende Epidermis ist vitrös ('Glaskörper'). Die Sehzellen umgeben ein Rhabdom. Epidermiszellen trennen die Ommatidien des Komplexauges voneinander. Der dioptische Apparat besteht aus der cornealen Cuticula mit nach innen gerichteten Coni und einer darunter liegenden Epidermis (vgl. Ergänzung). Bei den Arachnida (170) kommen Ocellen, Haupt- und Neben-(Lateral-)augen vor. Euscorpius carpathicus (Scorpiones; 170) besitzt 5 Rhabdomeren aus tubulären Einheiten der Retinula (BEDINI 1967). Die Thelyphonida (Geisselskorpione, 171) haben 2 Medianaugen mit gut entwickelter Linse. Auch einige Formen der Cheliferidae (Pseudoskorpione; 179) besitzen Linsenaugen, ebenso die Solifugae (Walzenspinnen; 180). Bei den Acari (Milben; 182) befinden sich Lateralaugen am Tarsus des 1. Laufbeins. Die Acariformes (185) können Ocellen mit Linsen aufweisen. Die Ocellen der Eylaidae (Hydrachnidia; 188) befinden sich in Chitinkapseln ('Brillenbildung'). Die Opiliones (194) tragen auf dem Prodorsum 1 Paar Hauptaugen. Das Auge der Phalangiidae (195) enthält eine kutikuläre Linse, einen Glaskörper mit Kristallkegelzellen und eine Retina. Die Augen der Pantopoda (196) besitzen eine kutikuläre, bikonvexe Linse, darunter einen Glaskörper. Zwischen der wenigzelligen Retina und der Pigmentschicht befindet sich das Tapetum lucidum. MANDIBULATA CRUSTACEA (197) Neben den schon erwähnten Median- oder Naupliusaugen sind meist laterale Komplexaugen vorhanden, die aber z.B. bei den Copepoda (204) und Cirripedia (212) fehlen. Die aus den Naupliusaugen (s.o.) hervorgegangenen Medianaugen ^ Pigmentbecherocellen und treten i.a. in Dreiergruppen auf. Ein Ocellus ist ventrad, die beiden anderen sind laterad ausgerichtet. Bei wenigen Ostracoda und Copepoda ist eine Linse vorhanden, die aber wahrscheinlich nicht aus der Cuticula hervorgeht. Die Komplexaugen der Cyclestheriidae (Onychura; 198) sind miteinander verschmolzen. Den Isopoda, Amphipoda und Cumaceae fehlt das Medianauge. Anostraca, Notostraca, Isopoda, z.T. auch Cladocera und Amphipoda besitzen Appositionsaugen. Besonders 'lichtstarke' Superpositionsaugen sind bei Tiefseebewohnern zu finden. Daphnia (200) besitzt 11 Ommatidien /Auge, Leptodora (199) ca. 150. Beim Copepoden Copilia quadrata (207) ist das Rhabdom vollständig von Pigmentgranula umgeben; es sind 5 Rhabdomeren vorhanden (WOLKEN & FLORIDA, 1969). Die Komplexaugen der Bathysquilloidea (216) und mancher Tanaidacea (Scherenasseln; 224) sind rückgebildet, ebenso die Augen des Höhlenbewohners Stygiomysis (Mysidacea°Stygiomysidae; 218). Die Komplexaugen der Pancarida (217) sind rückgebildet oder fehlen. Bei Pseudomma (Mysidae, 218) sind die Augenstiele zu einer Platte verwachsen. DIPLOPODA Die Chilognatha (244) besitzen Komplexaugen oder einfache Augen, die in ihrem Grundbauplan dem Insektenauge gleichen. CHILOPODA Die Lichtsinnesorgane der Hundertfüsser (249) sind i.a. Ocellen. Die Scutigeromorpha (249) verfügen über Komplexaugen. Einige Julida (246) haben mächtige kegelförmige Linsen, aber nur wenige Sehzellen. INSECTA Die Collembola (Springschwänze; 253) besitzen ausser Ocellen Komplexaugen mit maximal 8 Ommatidien. Die Embioptera (Tarsenspinner; 256) haben kleine Komplexaugen, aber keine Ocellen. Ocellen fehlen auch den Notoptera (Grillenschaben; 257), die Komplexaugen sind rückgebildet oder fehlen zusätzlich. Ocellen fehlen z.B. auch den Dermaptera (Ohrwürmer; 257) und Tipulidae (Schnaken; Nematocera; 291), sind selten bei den Coleoptera (Käfer, 269). Die Siphonaptera (Flöhe; 296) haben weder Komplexaugen noch Ocellen; manchmal sind jedoch kleine 'Seitenaugen' vorhanden. Geflügelte Isoptera (Termiten; 258) haben Komplexaugen, dazu 1 Paar Ocellen. Die Komplexaugen der Cylindrachaetidae (Zylindergrillen; Caelifera; 260) sind rückgebildet. Geflügelte Psocoptera (Staubläuse; 261) und Thysanoptera (Fransenflügler; 263) haben ausser den Komplexaugen 3 Ocellen. Ergänzungen Chelicerata Limulus polyphemus (Xiphosura; 169). Am dioptrischen Apparat des Lateralauges fallen besonders 4 Zelltypen auf: 1) Guanophoren, zwischen Cuticularconi mit Guanin als reflektierender Schicht. 2) Distale Pigmentzellen, die sich den Cuticularconi seitlich anschliessen und eine Schicht um das darunter liegende Ommatidium bilden, sowie Bündel von Mikrotubuli, Pigmentgranula und einen gut ausgebildeten Golgiapparat enthalten. 3) Proximale Pigmentzellen an der Basis des Ommatidiums. 4) Conuszellen zwischen abgeflachter Spitze der Cuticularconi und dem Scheitel des Ommatidiums, verankern die Retinulazellen in der Cuticula. Weiteres z.B. bei FAHRENBACH (1968, 1969). Im Protocerebrum befinden sich neurosekretorische Zellen (vgl. E-2.6.4.) innerhalb der Biegung des Zentralkörpers, dem Assoziationszentrum für Signale aus den Lateral- und Medianaugen (FAHRENBACH 1973). Efferente Fasern, vornehmlich von nicht spezifizierten neurosekretorischen Zellen des CG ausgehend, verlaufen durch die Sehnerven und enden an Pigment und Rezeptorzellen; ihre Enden sind Synapsen ähnlich (vgl. E-2.6.3.). Im Rhabdom von Mitopus morio (Arachnida°Opiliones; 195) befinden sich Mikrovilli, die sich von den Plasmamembranen der 4 Retinulazellen ableiten, die das Rhabdom umgeben (CURTIS 1969). Organellen der Retinulazellen sind Mitochondrien, Lysosomen, wenig ER, Vesikel, eine auffällige Golgistruktur und Pigmentgranula. Crustacea Feinstruktur des Naupliusauges von Sapphirina (Copepoda°Gymnoplea; 207): Die ventrale Einsenkung ist mit rotem Pigment bedeckt, die lateralen Einsenkungen führen rotes und schwarzes Pigment (ELOFSSON 1969). Die 'schwarzen Zellen' enthalten zahlreiche Fibrillen und reflektierende Kristalle; sie stehen in enger Verbindung mit den grossen Retinulazellen. Die Tapetenzellen der 3 Einsenkungen bilden 'Kristallplatten'. Die ventrale Einsenkung und die 4 kleinen Zellen der lateralen Einsenkungen enthalten einige Retinulazellen mit Mikrovilli (~Rhabdomeren), die parallel zum einfallenden Licht ausgerichtet sind. Die Membran der Retinulazellen stülpt sich tief in die Zelle vor und steht mit Mitochondrien in Verbindung. Astacus astacus (Flusskrebs; Decapoda; 238). Die Retinula des Komplexauges besteht aus 8 Zellen (KREBS 1972). Die 7 Hauptzellen besitzen viele Pigmentgranula, randständiges gER, kleine Golgi-Vesikel, Mitochondrien, multivesikuläre und multilamelläre Körper nahe dem Rhabdom. Desmosomenähnliche Strukturen verbinden die Zellen untereinander. Eine 8. Zelle, die Tapetumzelle, enthält einen grossen unregelmässig gestalteten Kern, Mitochondrien, ER, Ribosomen, Pigmentkörper und Vesikel. Das Rhabdom führt durch die Retinula, vom Ende des Kristallkörpers bis zur Basalmembran. Homarus (Decapoda; 238). Das spindelförmige Rhabdom ist eine kompakte Masse aus Mikrovilli, die von den 7 umgebenden Retinulazellen ausgehen (RUTHERFORD & HORRIDGE, 1965). Die mikrovillären Tubuli sind in flachen, sattelförmigen Platten angeordnet, die entlang der optischen Achse übereinander geschichtet sind. Das Rhabdom ist offensichtlich von den Zellen durch Membransysteme getrennt, sowie durch Zisternen des ER der Retinulazellen. Das Auge von Ocypode cursor (Brachyura; 242) besitzt 7 'reguläre' Retinulazellen und eine 8., 'irreguläre' Retinulazelle (KUNZE 1967). Die Krabbenspinne Libinia emarginata (Brachyura; 241) zeigte nach Dunkeladaptation perinukleär und basal Pigmentgranula in den Retinulazellen (EGUCHI & WATERMAN, 1967). Das Rhabdom hatte dabei keine Lageänderung erfahren, ebenso waren keine Veränderungen im Feinbau der Mikrovilli zu beobachten. Im multivesikulären Körper kam es nach Lichtadaptation zu einer Zunahme von ER und Ribosomen. Leptodora kindtii (Cladocera; 199). Die Retinulazellen des Komplexauges führen viele Mitochondrien und Vesikel (WOLKEN & GALLIK, 1965). Die Feinstruktur der Rhabdomeren zeigt dicht gepackte Tubuli, die je nach dem Schnittwinkel Lamellenstruktur aufweisen können. Insecta Periplaneta americana (Blattodea; 258). Der Feinbau der achtzelligen Retina deutet einen 'eukonischen' Appositionstyp an. Jedes Ommatidium besteht aus einem distalen dioptrischen Apparat mit Cornea und 4 Zellen, die den kristallinen Conus bilden (BUTLER 1973). Das Ommatidium ist distal von 2 primären Pigmentzellen, proximal von verschiedenen akzessorischen Pigmentzellen umgeben. Locusta (Caelifera; 260). Im dunkel-adaptierten Auge befinden sich ER-Zisternen nahe dem Rhabdom, die um Letzteres eine Zone mit vermindertem Brechungsindex bilden (°HORRIDGE & BARNARD, 1965). Im hell-adaptierten Auge ist diese Struktur vakuolig im Plasma dispergiert und anstelle des ER umgeben Mitochondrien das Rhabdom. Pteronemobius heydeni (Sumpfgrille; Ensifera; 259). Der dioptrische Apparat der Ommatidien besteht aus einer kutikulären Linse, sowie aus dem Kristallkegel mit seinen 4 jeweils Mitochondrien führenden Zellen (WACHMANN 1970). Letztere Zellen bilden 8 basalwärts gerichtete Fortsätze, dazu 4 laterale und 2 zentrale. Die lateralen Fortsätze, die auch bei anderen Insektenarten vorkommen, erstrecken sich zwischen den Retinulazellen bis zur Basalmembran; in ihrem proximalen Bereich sind sie erweitert und stehen miteinander in Kontakt, in ihrem gesamten Verlauf enthalten sie Mikrotubuli, an den Kontaktstellen zusätzlich Pigment. Die zentralen Fortsätze bilden den dünnen Ausläufer der Kegelbasis, der vom Rhabdom umhüllt wird. Apis mellifera (Hymenoptera; 289). Die Retina zeigt in einem oberen Querschnitt durch ein Ommatidium 8 Retinulazellen, die sternförmig um das Rhabdom angeordnet sind (VARELA & PORTER, 1969). Der Komplex ist von langen Pigmentzellen umgeben. In den Retinulazellen befinden sich Pigmentgranula und fibrilläre Fortsätze, sowie Mitochondrien. Die Rhabdomeren bestehen aus vielen Mikrovilli, die von der Innenwand der Retinulazellen ausgehen. Jede Retinulazelle steht mit dem Rhabdomer über Desmosomen in Kontakt. Im mittleren Querschnitt zeigen die Retinulazellen Mitochondrien, Golgistrukturen, lamelläre Körper, Zisternen von glattem ER, rER und freie Ribosomen. Über dem Ommatidium liegt der dioptrische Apparat mit kristallinem Conus und vielschichtiger kutikulärer Linse. Die 'mittlere' Retina der Diptera (290) besteht aus 3 Schichten (TRUJILLO-CENÓZ 1965): 1) Gefensterte oder multiple Chiasma-Region, mit Tracheen und photorezeptorischen Axonen, die gegen die plexiforme Schicht hin verlaufen; 2) unipolare Zellsoma-Schicht, mit 2 Neuronentypen (I und II); 3) (äussere) plexiforme Schicht, (~ optische Hülsen), wobei jede Hülse als Synapse aufgefasst werden kann. 3 Arten von Neuroglia: - Satellitenzellen, umhüllen die unipolare Zelle ; - grosse Neurogliazellen (^ Cajalzellen), zwischen den 'optischen Hülsen'; - marginale Gliazellen, umhüllen die Neuronen . Die Ommatidien enthalten jeweils 8 Photorezeptorzellen, 6 davon mit Rhabdom (MELAMED & TRUJILLO-CENÓZ, 1968). Das Zytoplasma der Rezeptorzellen enthält viele Mitochondrien, Vesikel, ER und dense bodies. Drosophila virilis (294). Das Komplexauge zeigt ein Rhabdomer aus 2 Segmenten (YASUZUMI & DEGUCHI, 1958): 1) distales Segment von homogener Struktur; 2) proximales Segment von lamellärem oder polygonal-retikulärem Bau. Das Komplexauge von Calliphora (295) zeigt ein Muster aus ca. 5400 aneinandergrenzenden, vier- bis sechskantigen Abschnitten, mit quadratisch erscheinender Augenmitte (SEITZ 1971). Die Retinula besteht aus 8 Sinneszellen, von denen jede einen Fortsatz oder ein Axon zum 1. optischen Ganglion entsendet. °E-2.7.2.3. Auge der Cephalopoda Einige Cephalopoden haben einfache Grubenaugen (vgl. E-2.7.2.1.), andere grosse Linsenaugen mit Lidbildung. Ontogenetisch als Einstülpungen des Integuments entstanden, sind die Augen in ihrem Bau dem Auge der Vertebrata analog (~Konvergenz). Die Pigmentschicht ist dem Licht zugewandt (evers). Die Linse ist nicht zellig strukturiert. Retina von Octopus vulgaris (151). Im Zytoplasma des proximalen Segments befinden sich viele Mitochondrien, wenig gER, freie Ribosomen und multivesikuläre Körper, supranukleär ein Golgiapparat (YAMAMOTO et al., 1965). Zwischen den proximalen Segmenten befinden sich einige Gliafasern, die in der Nähe der Basalmembran besonders gut ausgebildet sind. Das proximale Segment fällt durch ein myelinähnliches lamelläres Membransystem mit variierender Periodizität auf. Die Rhabdomeren bestehen aus dicht gepackten Tubuli und befinden sich im distalen Segment. Das Zytoplasma der Stützzellen erscheint juxtanukleär feingranulär; es enthält ausser Pigmentgranula, Mitochondrien, gER und eine Golgistruktur. Die axonischen Fortsätze der Sehzellen sind dicht gebündelte Mikrotubuli (TONOSAKI 1965). Die Axon-Kollateralen der Sehzellen bilden präsynaptische Knospen mit vielen Vesikeln. °E-2.7.2.4. Auge der Vertebrata Das Vertebratenauge entsteht aus einer Ausstülpung des Zwischenhirns (Diencephalon). Die Pigmentschicht ist vom Licht abgewandt: Inverses Auge. Petromyzon (321) besitzt, im Gegensatz zu Myxine und Bdellostoma (Myxinoidea, 321), wie die höher organisierten 'Fische' eine kugelige Linse. Sclera und Chorioidea sind gut entwickelt. Das Auge ist subepidermal angelegt, die Epidermis über der Cornea durchscheinend geworden. Die Retina weist Stäbchen und Zapfen auf. Augenlider und -drüsen fehlen. Der Schnitt durch das typische Wirbeltierauge zeigt eine runde (Pisces) oder ovale Linse, über die sich die durchscheinende Cornea wölbt. Dazwischen liegt die vordere Augenkammer. Posterior befindet sich die Iris in der Form einer Blende vor der Linse (s.u.). Die Linse wird von einem Ring aus Zonulafasern gestützt. Den Raum zwischen Linse und Iris bildet die hintere Augenkammer. Nach innen folgt der Glaskörper (Corpus vitreum) aus einer Gallertmasse. Die hintere Augenhöhle wird von einem schwarz erscheinenden Pigment ausgekleidet (Melanin, in Melanosomen gebildet), vor dem sich die Retina ausbreitet. Am anterioren Pol tritt der Sehnerv (Nervus opticus) aus und führt zum ZNS. Der Bulbus oculi, d.i. das komplette Auge ('Augapfel'), ist i.a. durch 4 Muskeln beweglich (Mm. recti, Mm. obliqui); eine Ausnahme bilden Arten mit 'Teleskopaugen' (Tiefseefische). Die wesentlichen Anteile des Bulbus: - Sclera (Harte Haut, Lederhaut). Geflecht aus Bindegewebsfasern (Kollagen u. elastische Fasern), bzw. aus Knorpel; leitet in die Dura mater des Nervus opticus über; setzt sich vorn in die Cornea fort und bildet zusammen mit Letzterer die Tunica externi bulbi. Steht in Verbindung mit einer Schleimhaut, der Konjunktiva (Bindehaut; Tunica conjunctiva), die die hintere Fläche der Augenlider überzieht. - Cornea (Hornhaut). Entsteht ektodermal aus Epithel der Neuralleiste. Nach innen folgt die Lamina limitans anterior; es folgt die 'eigentliche Cornea', die Substantia propria corneae, aus parallel verlaufenden Bindegewebslamellen. Nach innen folgt weiter die Lamina limitans posterior; gegen die Augenkammer durch Endothel abgegrenzt; Gefässe fehlen, es sind aber Lymphspalten vorhanden. - Chorioidea (Gefässe führende Aderhaut). Von der Sclera durch den perichoriodalen Lymphraum getrennt; nach innen folgen Lamina vasculosa mit grossen Gefässen, Lamina choriocapillaris mit Kapillarnetz, Lamina basalis (sogen. Glashaut) als Grenzmembran gegen das Pigmentepithel. Tapetum lucidum bei dämmerungs- und nachtaktiven Tieren. Die Chorioidea bildet im vorderen Teil des Auges die Iris (Regenbogenhaut) mit der Pupille als einer verstellbaren Blende. Die Iris besteht von vorn nach hinten aus einschichtigem Endothel, vorderer Grenzschicht, Stroma oder Gefässschicht mit Bindegewebe und Pigmentzellen (die bei albinotischen Formen fehlen), hintere Grenzschicht, Pigmentschicht (fehlt bei 'Albinos'), Limitans iridis. - Linse. Bei den Landtieren i.a. bikonvex und verformbar (Akkomodation durch Krümmung), bei im Waser lebenden Tieren z.T. (bei Fischen fast stets) kugelförmig und nicht verformbar (Akkomodation durch Veränderung des Abstands Linse-Retina*). Aus meist langen kernhaltigen Fasern; ältere zentrale Teile oft ohne Kerne. Vd.fläche von prismatischem bzw. kubischem Epithel bedeckt. Kapsel aus elastischem Bindegewebe (Kollagenfasern), über Zonulafasern mit dem Corpus ciliare verbunden; das Fasersystem (Zonula ciliaris, Ciliarmuskeln) bewirkt die Veränderungen der Linse im Verlauf einer Akkomodation. *vgl. 'Mehr Details', unten: Linsenmuskeln bei Fischen u. Amphibien - Corpus vitreum (Glaskörper). Gallertige Masse, in eine Kapsel eingehüllt; gelegentlich Blutzellen. Beim embryonalen Auge wird das C.v. von einer Arterie (Arteria hyaloidea) versorgt. - Retina (Netzhaut). I.a. aus mehreren Schichten, deren innerste aus Nervenfasern und Ganglien besteht. Lichtempfindliche Pars optica und lichtunempfindliche Pars caeca mit Pars ciliaris und Pars iridica retinae. Die Rezeptorenschicht wird vom Pigment-Epithel (Stratum pigmentosum) überdeckt. An der Austrittsstelle des Sehnervs (Nervus opticus) fehlen Rezeptoren ('blinder Fleck'). Bei Fischen, Amphibien und Sauropsiden kommt es bei Änderung der Lichtverhältnisse zu Pigmentverschiebungen. Stäbchen und Zapfen, oder nur Stäbchen (z.B. bei Raja (326), den Insectivora (426) und Koboldmakis (430)), nur Zapfen (z.B. bei den Scandentia (Spitzhörnchenartige; 428)). Am Ende der Sehachse des Auges (direkter Lichteinfall) befinden sich, gegebenenfalls, im Gelben Fleck (Macula lutea) nur Zapfen. Im Zentrum des Gelben Flecks befindet sich die Sehgrube (Fovea centralis). Retina-Schichten (maximal), von aussen nach innen: - Tapetum nigrum (Stratum pigmentosum, Pigmentepithel) - Neuroepitheliale Schicht der Stäbchen bzw. Zapfen (Stratum - Membrana limitans externa (Stratum limitans externum) - äussere Körnerschicht (Stratum nucleare externum) - äussere retikuläre Schicht (Stratum plexiforme externum) - innere Körnerschicht (Stratum nucleare internum) - innere retikuläre Schicht (Stratum plexiforme internum) - Ganglienzellschicht (Stratum ganglionare) - Nervenfaserschicht (Stratum neurofibrare) - Membrana limitans interna (Stratum limitans internum) neuroepitheliale) Der Sehnerv (Nervus opticus) wird von den Hirnhäuten Pia mater, Arachnoidea und Dura mater umhüllt. Vor dem Eintritt ins Grosshirn überkreuzen sich die Nn. optici im Chiasma opticum. Details 'PISCES' Die knorpelige Sclera kann bei manchen Arten durch Kalkeinlagerung versteift werden. An der Aussenfläche der Chorioidea befindet sich die Licht reflektierende Argentea. Von der Chorioidea geht ein Fortsatz aus (Processus falciformis), der an seinem distalen Ende mit dem Musculus retractor lentis in Verbindung tritt. Die Distanz Linse-Retina wird durch letzteren Muskel, oder durch einen ventralen und dorsalen M. protractor lentis variiert. Die Retina der Elasmobranchii (Haie und Rochen; 323) besteht aus 3 Zellschichten und enthält meist Stäbchen und Zapfen (bei Raja (326) nur Stäbchen). Ausser den 'Seitenaugen' ist ein Medianauge vorhanden. Das Auge der Anablepidae (Vieraugen; Cyprinodontiformes; 348) ist zum Sehen unter und über dem Wasserspiegel in ein oberes und unteres Sehloch unterteilt; auch die Retina ist zweigeteilt. Bei den Loricariidae (Harnischwelse; 339) befindet sich im oberen Teil des Auges ein zapfenförmiges Gebilde zur Pupillenkontraktion. AMPHIBIA Die Sclera besteht wie die der Fische aus Knorpel. Bei den Urodela verläuft der Musculus protractor lentis durch einen Spalt der Chorioidea. Die Anura haben 2 Linsenmuskeln. Das Auge kann durch den M. retractor bulbi bewegt werden. Die Iris des rückgebildeten Auges des Grottenolms Proteus anguinus (372) bildet eine Inversion. Die innere Wand geht in die Retina über. Sclera und äussere Schicht der Chorioidea verschmelzen zu einer Zelllage. Die Innenschicht der Chorioidea bildet, in der Form einer Zwischenmembran, die Fortsetzung des äusseren Irisblatts. REPTILIA Bei den Reptilien mit Ausnahme der Schlangen (Serpentes, 388) erfolgt, wie bei den Vögeln und Säugern, Akkomodation durch eine Formänderung der Linse mittels Ciliarmuskeln. Die Krokodile besitzen ein Tapetum lucidum. Die Retina der 'Tagtiere' zeigt überwiegend Zapfen; in der Retina der Krokodile sind Stäbchen und Zapfen zu etwa gleichen Anteilen vorhanden. Die Sehzellen enthalten gelegentlich farbige Ölkugeln. Von der Chorioidea her dringt ein Processus papillaris in die hintere Augenkammer vor. AVES Die Sclera ist i.a. stark verknorpelt und zeigt in ihrem vorderen Abschnitt Verknöcherungen. Das Äquivalent des Processus papillaris der Reptilien ist der Pecten oculi. Das fächerförmige Gebilde befindet sich + gegenüber der Eintrittsstelle des Sehnervs in die Retina und ragt ins Corpus vitreum vor, bei den Passeres (412) bis nahe an die Linse. Der Pecten enthält Gefässe, Gliazellen und Pigment. MAMMALIA Die Sclera besteht nur bei den Monotremata ('Kloakentiere'; 421) aus Knorpel, bei den übrigen Mammalia aus straffem Bindegewebe. BEISPIELE FÜR RÜCKBILDUNGEN Bei stets im Boden lebenden Vertebrata sind die Augen z.T. stark rückgebildet (Maulwurf, Nacktmull). Die winzigen Augen des adulten Kapgoldmulls (Chrysochloris asiatica; Chrysochloridae, 426) sind völlig vom Fell überzogen. Den Augen der adulten Beutelmulle (Notoryctoidea, 423) fehlen Linse und Iris; der Nervus opticus ist rückgebildet. Die Augen der Bagridae (Stachelwelse; 340) und des Höhlen bewohnenden Blindfischs Amblyopsis speleaeus (Amblyopsidae, 344) sind von Haut überwachsen; anstelle des Bulbus ist nur Fettgewebe vorhanden. Die rückgebildeten Augen der Gymnophiona (Blindwühlen; 371) befinden sich unter dem Integument. Beim Brunnenmolch Typhlomolge (372) liegt das Auge, wie bei Petromyzon (321), unter der Haut und ist linsenlos, eine 'Retina' zeigt weder Stäbchen noch Zapfen. Die Larve des Grottenolms (Proteus anguineus; 372) besitzt zunächst noch, neben Körperpigment, winzige Augen; beim pigmentfreien Adultus scheinen die Augen dann nur noch als Punkt durch die Haut. Das Auge von Astyanax mexicanus (Teleostei; 338) entspricht einer kleinen in die Orbita eingesenkten Zyste; meist fehlt die Linse und es besteht eine Retina-Atrophie. AUGENLIDER, NICKHAUT Histologisch entsprechen Augenlider weitgehend der Cutis. Bei den Schlangen (Serpentes, 388) und beim Gecko (Gekkonidae, 384) verwachsen oberes und unteres Lid zu einer durchscheinenden 'Brille'. Die Augenlider des Mäusefetus verwachsen um den 15. Tag der Gestation miteinander. Die Fusion schreitet vom inneren und äusseren Lidwinkel aus nach der Mitte der Lidspalte fort (HARRIS & McLEOD, 1982). Neben dem Augenlid wird bei Reptilien und Vögeln, sowie bei manchen Amphibien, eine muskulöse Nickhaut (Membrana nictitans) gebildet. AUGENDRÜSEN In den Conjunctivalraum der Landtiere münden, je nach Spezies, verschiedene Augendrüsen, z.B. die Hardersche Drüse und die Tränendrüse. Sphenodon (381) und die Krokodile (391) besitzen keine Tränendrüsen. Bei den übrigen Reptilien wird die Tränenflüssigkeit, wie bei den Vögeln und Säugern, durch den Ductus nasolacrymalis in die Nasenhöhle abgeleitet. Ergänzungen zu E-2.7.2.4. Petromyzon marinus (321). Das Stroma der 'Brille' besteht aus 40 Kollagenlamellen, dazwischen liegen die Stromazellen (van HORN et al., 1969). Zwischen 'Brille' und Cornea befindet sich ein dünnes mukoides Gewebe. Die Cornea besteht aus regulär angeordneten Kollagenlamellen und ist von einer Schicht flacher Zellen und deren Basalmembran eingeschlossen. Im anterioren Teil dieser Zellschicht ist das ER hoch entwickelt. Chondrichthyes Squalus (Dornhai; Elasmobranchii; 323). In vielen Sehstäbchen sind die äusseren und inneren Segmente ausser durch eine Zilie über eine direkte zytoplasmatische Brücke miteinander verbunden (STELL 1972). Die Stäbchen führen ein Zentriolenpaar. Jedes Centriol enthält 9 Triplets von Mikrotubuli. Von einem Centriol geht die Zilie aus. Stäbchen und Zapfen weisen charakteristische präsynaptische Lamellen auf. Osteichthyes Die Photorezeptoren von Hiodon alosoides (Goldauge; Hiodontidae; 331) sind in Bündeln von Pigmentepithel mit Reflektor (Harnsäurekristalle) oder Tapetum lucidum angeordnet (BEST & NICOL, 1979). Jedes Bündel enthält 60 Rezeptoren, wovon ca. 30 Coni entsprechen. Fortsätze des Pigmentepithels umschliessen die Bündel der Stäbchen und Zapfen. Poecilia (Guppy; Cyprinodontiformes; 348). In bestimmten Conusabschnitten der Retina konnte die Bildung von Öltröpfchen aus Mitochondrien verfolgt werden (BERGER 1966). Reptilia Coleonyx variegatus (Squamata°Sauria; 384). Die Retina dieses Geckos enthält nur Stäbchen (DUNN 1966). Die Lagen der äusseren Rezeptorsegmente entsprechen einer Membran aus 5 Schichten. Äussere und innere Segmente stehen jeweils durch eine Fibrille von zilienähnlicher Struktur in Kontakt. Die Stäbchen sind nach einem bestimmten Muster angeordnet, d.h. in alternierenden Einzel-, Doppel-, und Dreierreihen (DUNN 1966a; DUNN 1966b). Mammalia Cricetus (Hamster; Rodentia°Myomorpha; 438). Die Hardersche Drüse lässt gewisse Geschlechtsunterschiede erkennen (BUCANA & NADAKAVUKAREN, 1972). So zeigen die meisten Drüsenzellen des M grosse, die des F kleine Vakuolen. Bei beiden Geschlechtern kommen helle und dunkle Zellen vor. Letztere führen viele Ribosomen. Membranbildungen sind in der Form von Golgistrukturen oder als konzentrisch verlaufende Lamellen vorhanden. Beide Zellarten zeigen beim M marginale Tubulusaggregate, die häufig mit Mitochondrien assoziiert sind. An den Apices der Sekretionszellen befinden sich bei beiden Geschlechtern Mikrovilli. Oryctolagus cuniculus (Kaninchen; Lagomorpha; 444). Die (tubulo-acinösen) Tränendrüsen im LM (KÜHNEL 1968): Sekret absondernde Endstücke münden in intralobuläre Ausführgänge; Schaltstücke, wie auch Streifenstücke, fehlen. Das Epithel der Endstücke ist zylindrisch oder kegelförmig; die Zellen reagieren schwach PAS-positiv. Basale Zellabschnitte enthalten rER und Mitochondrien; supranukleär befindet sich der Golgiapparat. Im oberen Teil der Zelle befinden sich die zahlreichen dunklen Sekretvakuolen, die konfluieren und zur völligen Verdrängung des Zytoplasmas führen können. Das Epithel der Gänge ist kubisch bis zylindrisch; die Zellen verjüngen sich zum Lumen hin, das das Sekret aufweist. Felis catus (Hauskatze; Carnivora°Feloidea; 447). Die Tränendrüse ist von einer dicken Kapsel aus Bindegewebe mit vielen Fibrozyten umhüllt (KÜHNEL 1968). Das Drüsenparenchym wird durch Bindegewebssepten unterteilt. Die Drüsen adulter Tiere weisen Ansammlungen von Lymphozyten auf. Zwischen Drüsenepithel und Basalmembran befindet sich Myoepithel. Die Endstücke der Drüsen zeigen grosse helle und kleine dunkle Zellen. Das supranukleäre Zytoplasma enthält die Sekretvakuolen, zwischen denen sich viele Ribosomen ausbreiten. Mikrovilli ragen ins Zelllumen. rER und Mitochondrien sind nur spärlich vorhanden. Intra- und interlobuläre Ausführgänge sind mit kubischem bis zylindrischem Epithel ausgekleidet. Streifenstücke fehlen. Das Zylinderepithel der Ausfuhrgänge zeigt nur wenige Mitochondrien. Tupaia glis (Primates°Prosimii; 428). Die Pigmentepithelzellen enthalten viele Mitochondrien, auffallend dichte Granula und reichlich gER (SAMORAJSKI et al., 1966). Die Innenstruktur der äusseren Rezeptorsegmente entspricht doppelmembranigen Scheiben oder Sacculi. Einige Sacculi gehen kontinuierlich in die Zellmembran über. Der ellipsoide Teil des Conus der inneren Rezeptorsegmente besteht aus einer dicht gepackten Masse mit sehr grossen Mitochondrien. Das innere Segment des Conus enthält rER, eine Golgistruktur und lysosomenähnliche Gebilde. Die langen grossen Kerne sind radial ausgerichtet. Es ist keine Fovea centralis* zu erkennen. Es besteht eine einzige Reihe von kurzen und dicken Zapfen. *Zentrum der nur Zapfen führenden Macula lutea Primates - Anthropoidea Die Feinstruktur der Affenretina zeigt äussere Segmente der Fovea-Zapfen* von 40 m Länge und 0,9 m Breite (DOWLING 1965). Sie bestehen aus Bündeln membrangebundener Querscheiben von ca. 140 A° Dm, die von einer Plasmamenbran umgeben sind. Die inneren Segmente sind ca. 30 m lang und an der Basis 2,5 bis 3 m, an der Spitze 1,5 m breit. Sie enthalten, besonders im distalen Teil des Segments, viele Mitochondrien. Die terminalen Pediculi weisen viele synaptische Kontakte auf. *Fovea centralis ^ Zentrum der Macula lutea Bei Macaca mulatta (431) sind die Photorezeptoren zur Zeit der Geburt bereits voll entwickelt. Am 100. Tag der Gestation besteht das Pigmentepithel aus einer einzigen Schicht kuboider Zellen mit gER, wenig rER und wenigen Mitochondrien. An Tag 125 ist eine Zunahme von rER und Mitochondrien zu verzeichnen. °E-2.7.2.5. Scheitelauge (Parietalauge) Als ein 'akzessorisches Auge' besitzen die Rhynchocephalia (381) und die Sauria (Echsen; 383) ein subkutanes, gut entwickeltes Scheitel- oder Parietalauge, wie es im Übrigen auch bei den Petromyzonta (Neunaugen; 321) vorhanden ist. Das Scheitelauge liegt in einer Lücke der Schädeldecke, bildet eine dorsale Ausstülpung des Diencephalon und enthält eine Pseudolinse und Rezeptoren mit ableitenden Nervenfasern, sowie Pigment und ein Corpus vitreum. Scleroporus occidentalis (Squamata°Sauria; 383). Das System des retinalen Photorezeptors besteht aus 9 doppelten Fibrillen, die von einer Hülle umschlossen sind (EAKIN & WESTFALL, 1960). Die Rezeptoren enthalten einen Golgiapparat, ER und Mitochondrien. Die Pigmentzellen zeigen apikal Mikrovilli, Mitochondrien und die Pigmentgranula. Die Retina des Scheitelauges der Blindschleiche (Anguis fragilis, 386) enthält Photorezeptoren, die den retinalen Zapfen des 'Seitenauges' vieler Vertebrata ähneln (PETIT 1968). Die Aussenglieder der retinalen Photorezeptoren bestehen aus übereinander geschachtelten Plättchen und werden in ihrem apikalen Teil durch die Makrophagen des Augenlumens abgebaut. Das Paraboloid (Teil des gER) erfährt je nach der Intensität des einfallenden Lichts zyklische Veränderungen. Die synaptischen Verbindungen zwischen den Photorezeptorzellen und den Ganglienzellen sind neurosensorischer Art. Der von den Ganglienzellen ausgehende Nervus parietalis besteht aus marklosen Nervenfasern. °E-2.7.2.6. Leuchtorgane (LO) Der Leuchtvorgang beruht auf Biolumineszenz mit (sekundäre B.) bzw. ohne symbiontischen Bakterien. Das Prinzip der Biolumineszenz ist die Oxidation von Luciferin unter der Mitwirkung des Enzyms (Katalysator) Luciferase. Für die Bereitstellung der nötigen Energie ist ATP von Bedeutung. Zum Anlocken von MM tragen z.B. die FF der Lampyridae (Leuchtkäfer; Cantharoidea; 271) LO am Abdomen. Strukturen der Lichterzeugung sind äussere oder innere Epithelien und deren Derivate in der Form von Drüsen, oder eines abgewandelten Linsenauges (z.B. Pyrotheutis; Cephalopda; 149). EVERTEBRATA Die LO der Cephalopoda (148) bestehen aus drüsigem Hautepithel ohne Lumen und Ausführöffnung der Zellen, mit Pigment, Reflektoren und Sammellinse (abgewandeltes Linsenauge z.B. bei Pyrotheutis; 149). Sepiola (Dibranchiata; 149) trägt eine Leuchtdrüse auf dem Tintenbeutel. Die Kalmare i.w.S. (149) haben häufig LO, die z.B. bei den Leucoteuthidae in grosser Zahl vorhanden sind. Die Tomopteridae (Polychaeta; 155) besitzen LO an den Säumen der Parapodien. LO sind kennzeichnend für die Euphausiidae (Leuchtkrebse i.e.S.; 234). Bei Cypridina und Vargula (Ostracoda°Myodocopa; 202) sezerniert eine Oberlippendrüse Leuchtsekrete. Larve und F Imago der Lampyridae (Leuchtkäfer; Cantharoidea; 271) besitzen abdominale LO. Bei Photinus pyralis (auch M mit LO) sind Aggregate von Leuchtzellen nachgewiesen worden, die von Tracheen durchzogen werden und einen Reflektor mit kristallführenden Zellen aufweisen. CHORDATA Die Pyrosomida (Feuerwalzen; Tunicata°Thaliacea; 318) besitzen ein LO. LO sind bei Dornhaien (Elasmobranchii°Squalidae; 323) zu finden, so z.B. bei Etmopterus spinax (Schwarzer Dornhai) und Isistius brasiliensis, einem stachellosen Ektoparasiten an Fischen und Walen. Bei den Anomalopidae (Blitzlichtfische; Beryciformes; 350) befindet sich unterhalb der Augen je ein Bakterien führendes, 'Blitzlicht' erzeugendes LO. Paratrachichthys atlanticus (Trachichthyidae; 350) besitzt im Analbereich Bakterien führende LO mit Reflektor und Pigmentschicht. Siphamia versicolor (Apogonidae, Kardinalbarsche; 357) verfügt über ein LO mit Reflektor und Pigmentschicht vor dem Beckengürtel. Das LO zeigt eine Verbindung zum Darm. Transparente Längsmuskeln dienen als Lichtleiter. Bei Collichthys crocea (Sciaenidae; Adler- oder Umberfische; 358) tragen die Bauchschuppen Leuchtorgane. In den LO der Leiognathidae (Ponyfische; 358) bildet das Epithel einen Ring um den Ösophagus. Träger von LO sind die in der Tiefsee vorkommenden Stomiatiformes (Grossmaulfische; 343). Das grosse LO der Malacosteidae (Zungenkiemer; 343) ist suborbital platziert. Andere Tiefseebewohner mit LO sind z.B. Lestidium atlanticum (Aulopiformes°Paralepididae, 344) und die Myctophiformes (Laternenfischartige; 344), bei Letzteren ein wichtiges taxonomisches Merkmal. Die ventralen LO der Myctophidae (344) enthalten eine Linse; linsenlose LO sind über den ganzen Körper verteilt. °E-2.7.3.0. Stato-akustischer Sinn Gleichgewichtsorgane (statische Organe) dienen der Wahrnehmung der Körperlage im Raum. Die Organe des Gehörsinns zur Perzeption von Schallwellen stehen bei den Vertebrata mit den Gleichgewichtsorganen in Verbindung, bzw. das Hörorgan ist dem Gleichgewichtsorgan integriert. Bei der Erregung der Sinneszellen werden 'mechanische' Schwingungen in (elektrische) Aktionspotenziale umgesetzt. °E-2.7.3.1. Evertebrata STATOCYSTEN CG=Cerebralganglion Es handelt sich um mit Flüssigkeit angefüllte, meist sackförmige Gebilde, in denen sich 1 oder mehrere i.a. kugelförmige, zellige Statolithen aus CaCO3 befinden. Letztere wirken zur Richtungsbestimmung der Körperbewegung usw. auf Nerven führende Sinneshärchen eines Epithels ein. Beispiele des Vorkommens von Statocysten - Am Schirmrand der Trachylida-Meduse (Cnidaria, 100) und gegenüber der Mundöffnung der Ctenophora (105). - Bei den Acoelomorpha (Plathelminthes; 109) im CG. - Häufig bei Mollusca (127), fehlen allerdings den Aculifera (Amphineura; 127). Bei den Bivalvia (142) in Verbindung mit dem CG. Cephalopoda (148) mit 2 Statocysten in der Kopfkapsel. - Bei manchen Malacostraca (215), den Mysidae (Schwebgarnelen; 218) am Endopodit der Uropoden; bei den Anthuridae (Isopoda; 231) befindet sich 1 Statocyste am Pleotelson. Die Statocyste(n) der Eucarida (234) sind in der Antennula u/o am Schwanzfächer lokalisiert. Die Statocyste der Decapoda (236) ist im basalen Glied der Antennula zu finden. - Bei den Holothuroidea (Seegurken und Seewalzen; 315) im Mundbereich. Ergänzungen Ctenophora Die Statocyste von Pleurobrachia pileus (Meerstachelbeere; Cydippea; 105) besteht aus einem bilateralsymmetrisch angelegten polsterförmigen Epithel, das von einer Cupula überwölbt wird (KRISCH 1973). Die Cupula besteht aus Zellen, die mit 'Balancer'-Zilien verbunden sind. Unter der Cupula befindet sich der Komplex der intrazellulären Statolithen. Es sind Zilien mit stark modifizierter zwiebelförmiger Wurzel vorhanden, die speziell auf Vibrationen reagieren. Im mittleren Bereich des Sinnesepithels befinden sich 4 Gruppen von Lamellenkörpern, die von Zellfortsätzen umgeben sind und viele sekretorische Granula und Mikrotubuli enthalten. Das basale Epithel besteht aus 2 Zellarten: a) Dichte kuboide Zellen, die überwiegend Stammzellen sind. b) Verlängerte 'helle' Zellen, deren Fortsätze besonders reich an Mikrotubuli sind. Mollusca Aplysia californica (Seehase; Gastropoda°Nudibranchiata; 134). Die Feinstruktur der Statocyste zeigt 13 Neuronen, dazwischen Gliazellen (COGGESHALL 1969). Die langen Fortsätze enthalten Tonofibrillen. Die Wandzellen stehen über Desmosomen miteinander in Verbindung, die Stützzellen zeigen andere Arten von Bindungen. Pomacea paludosa (Gastropoda°Streptoneura; 130). Der statische Nerv der Statocyste besteht aus einer grossen Anzahl 'nackter' Axone mit 0,2-0,5 m DM (STAHLSCHMIDT & WOLFF, 1972). Viele Axone sind durch Gliazellen zu Bündeln zusammengefasst. Das Epithel der Statocyste umfasst 2500-3000 Sinneszellen, die von kleinen Stützzellen umgeben sind. Letztere besitzen Mikrovilli und 30-40 Zilien mit 9+2 Muster der Filamente. Octopus vulgaris (Dibranchiata°Octobrachia; 151). Die Statocyste zeigt unipolare, bipolare und multipolare afferente Neuronen (COLMERS 1977). Zwischen den (sekundären) sensorischen Zellen (Haarzellen) und den afferenten Neuronen befinden sich 2 Formen von Synapsen mit unterschiedlichen postsynaptischen Fortsätzen (vgl. E-2.6.3.): a) Fingerförmige Fortsätze, in jeder Haarzelle; b) meist flache Fortsätze. CHORDOTONALORGANE (CTO) Zu beachten sind die in E-2.7.1. erwähnten Skolopidien der Insekten, die gemäss ihrem Bau Mechanorezeptoren sind, aber hauptsächlich Schallwellen perzipieren dürften. Spezielle CTO sind die Johnstonschen Organe der Insekten mit Geisselantennen. Die Organe registrieren Luftströmungen, Erschütterungen, auch Schall, und nehmen die Fluggeschwindigkeit wahr. Sie bestehen aus einem Hohlzylinder aus Skolopidien, verlaufen parallel zur Antennenachse, liegen dem zweiten Antennenglied (Pedicellus) an und sind distal an einem Gelenk aufgehängt. Das proximale Ende setzt sich in den Antennennerv fort. Andere besonders differenzierte CTO des Rumpfes (z.B. an beiden Seiten des vordersten Abdominalsegments der Caelifera; 260) und der Tarsen sind die Tympanalorgane. Mittels einer gespannten dünnen Haut (Tympanum) reagieren die Organe auf Schalldruck. An der Innenseite des Tympanum befindet sich eine Tracheenblase. Die Organe sind kennzeichnend für Schall erzeugende Insekten (vgl. E-2.7.3.3.). °E-2.7.3.2. Vertebrata Das statoakustische Organ besteht aus einem System von flüssigkeitsgefüllten Bogengängen und Hohlräumen, dem Labyrinth. Das Organ geht aus den beiden Ohrplakoden, d.s. ektodermale Sinnesplatten, hervor. Myxine (Myxinoidea, 321) besitzt einen vertikalen Bogengang (Labyrinthbogen) mit 2 Ampullen, die in einen gemeinsamen Saccus communis münden. Im Epithel der Ventralwand befinden sich Aggregate von Nervenzellenden (Macula acustica communis). Bei Petromyzon (321) sind 2 vertikale Bogengänge vorhanden. Von den Fröschen (Anura, 373) ab ist ein Mittelohr vorhanden, mit Paukenhöhle (Cavum tympani), Trommelfell (Membrana tympani), ovalem Fenster (Fenestra ovalis) und Eustachischer Röhre (Tuba Eustachii). Letztere verbindet die Paukenhöhle mit dem Rachenraum. Die Übertragung der Schallwellen erfolgt durch die Columella (Stapes) auf die Fenestra ovalis des Innenohrs. Paukenhöhle und Trommelfell fehlen jedoch besonders den Urodela (372), manchen Anura (373) und den Schlangen (Serpentes, 388). Das Innenohr der Tetrapoden leitet sich vom Seitenorgansystem der Fische ab (E-2.7.1.). Aus der 1. Kiementasche geht der äussere Gehörgang (Meatus acusticus externus) hervor. Das Hyomandibuare der Fische ist die Ausgangsstruktur der Schall übertragenden Columella (Stapes). OSTEICHTHYES Das Ohrlabyrinth umfasst den Utriculus und den Sacculus. Der Utriculus bildet die 3 Bogengänge (Canales semicirculares; 2 vertikal, 1 horizontal ausgerichtet). Der Sacculus ist zu einer kaudalen Aussackung (Lagena) differenziert. Die Bogengänge sind basal zur Ampulle erweitert. An der Basis der Ampullen befinden sich die Cristae, die den Sinneshügeln von Seitenorgansystemen gleichen (vgl. E-2.7.1.). Das System des Ohrlabyrinths erreicht bei Jungstadien (wie auch noch bei adulten Haien) durch den Ductus endolymphaticus die Körperoberfläche. Im Bereich der Nervenendigungen ('Sinneshügel'; Maculae) von Utriculus, Sacculus und Lagena (Macula communis, M. sacculi und M. lagenae) befinden sich die Gehörsteinchen (Statolithe, Otolithe; s.u.). Bei den Otophysi, mit u.a. den Karpfenfischen (Cypriniformes; 336), den 'Welsen' (Siluriformes; 339) und den Salmlern (Characiformes; 338), steht das Ohrlabyrinth, d.h. der perilymphatische Raum (Sinus perilymphaticus) am Ende des Ductus endolymphaticus aus den beiden Sacculi, über den Weberschen Apparat mit der Schwimmblase in Verbindung. Jener Apparat besteht aus einer Reihe Weberscher Knöchelchen, die den ersten 3 oder 4 Wirbelanlagen entstammen und sich zu beiden Seiten der vorderen Wirbelsäule befinden. Ein hebelförmiger Knochen dieser Reihe, das Scaphium, liegt dem Sinus perilymphaticus an und überträgt die Schallwellen. AMPHIBIA Den Urodela (372) fehlt das Mittelohr. Anstelle der Columella (Stapes) übernimmt ein Operculum die Schallleitung zum Innenohr. Bei den Anura (373) sind Trommelfell und Columella vorhanden (vgl. Einführung oben). Generell verbindet bei den Amphibien ein Ductus perilymphaticus, der häufig in einem Saccus lymphaticus endet, den perilymphatischen Raum mit der Schädelhöhle. SAUROPSIDA, MAMMALIA Das Gehörorgan der Testudines und Serpentes (Schildkröten und Schlangen; 378, 388) zeigt im Prinzip die Merkmale des Anurenohrs. Den Schlangen fehlen jedoch Aussenohr, Trommelfell, Paukenhöhle und Eustachische Röhre. Der knöcherne Übertragungsapparat entspricht bei den Sauropsiden, wie bei den Anuren, der Columella (Stapes). Bei den Crocodylia, Aves und Mammalia (391, 393, 420) wächst die Lagena zum Ductus cochlearis (Schneckengang) aus und wird von der Papilla basilaris durchzogen; am Ende des Ductus befindet sich die Macula lagenae. Bei Krokodilen, Vögeln und primitiven Säugern entspricht der D. cochlearis gleichwohl noch einem Ductus rectus (d.h. verläuft noch gerade). An Längsschnitten durch die Schnecke ist die Scala vestibuli zu erkennen, vom Ductus cochlearis durch die Reissnersche Membran getrennt (Membrana oder Paries vestibularis beim Säuger, Tegmentum vasculare bei den Sauropsiden). In den Ductus cochlearis ragt das Cortische Organ (s.u.). Zwischen dem häutigen Labyrinth und der knöchernen Kapsel, dem knorpeligen oder knöchernen Labyrinth befindet sich ein System von Lymphräumen. Bei den Mammalia (420) bildet sich im Kopfektoderm nach dem Schluss des Neuralrohrs die Ohrplakode. Die knöchernen Elemente des Innenohrs, nämlich Hammer (Malleus), Amboss (Incus) und Steigbügel (Stapes), gehen aus dem Visceralbogensystem (Anlage des Viscerokranium) hervor und sind zwischen Trommelfell (Membrana tympani) und ovalem Fenster (Fenestra ovalis) als Hebelapparat zwischengeschaltet. Die Scala tympani wird gegen die Paukenhöhle durch die Membran der Fenestra rotunda begrenzt und steht durch den Aquaeductus cochleae mit dem Subarachnoidalraum in Verbindung. Die Scala vestibuli leitet in den Sacculus und Utriculus umgebenden perilymphatischen Raum über und ist durch die Membran der Fenestra ovalis gegen das Mittelohr hin abgeschlossen. Sacculus und Utriculus kommunizieren über den Ductus endolymphaticus. Die Verbindung vom Sacculus zum Ductus cochlearis stellt der Ductus reuniens dar. Die Otolithen zum Registrieren der Körperhaltung- bzw. -stellung sind Kalkkonkremente mit konzentrisch angeordneten 'Jahresschichten' und in den Maculae sacculi et utriculi der Mammalia lokalisiert. Ergänzende Anmerkungen zur Histologie des Innenohrs der Mammalia Der Ductus cochlearis mit dem Cortischen Organ erstreckt sich schneckenartig gewunden (Hörschnecke, Cochlea) zwischen 2 Perilymphräumen, der Scala tympani und der Scala vestibuli. Die Reissnersche Membran (Membrana vestibularis) trennt die Scala vestibuli vom Ductus cochlearis. Vom unteren Ende der Membrana vestibularis aus, über dem kuboiden Epithel des Limbus spiralis, erstreckt sich zungenartig die azelluläre Membrana tectoria. Die Membran überdeckt den Sulcus spiralis internus und eine Reihe hoch spezialisierter Zellen, die den Sinneshügel bilden: - Haarzellen sind die eigentlichen Sinneszellen, deren Fortsätze, die Stereovilli*, gegen die Membrana tectoria ausgerichtet sind: *aus Actinfilamenten; in der älteren Literatur als Stereozilien bezeichnet a) Innere Haarzelle über der inneren Phalangenzelle; nicht kontraktil, ER schwach ausgebildet. b) Äussere Haarzellen über den äusseren Phalangenzellen (Deiterssche Zellen); kontraktil, gut entwickeltes ER. - Stützzellen sind a) Innere und äussere Pfeilerzellen mit intrazellulären Filamenten. Zwischen äusserer Sinneszelle und äusserer Pfeilerzelle befindet sich der Nuelsche Raum, zwischen den Pfeilerzellen der Cortische Tunnel. b) Innere Phalangenzellen und Deiterssche Zellen (äussere Phalangenzellen), bilden die entsprechenden Basen der Haarzellen. c) Die Hensenschen Zellen sind hoch zylindrig und schliessen sich den Deitersschen Zellen an. d) Auf die Hensenschen Zellen folgen die Claudiusschen Zellen mit Gegen die Scala tympani wird das Cortische Organ durch die Lamina basilaris abgegrenzt, der Ductus cochlearis durch die (tympanale) Belegschicht aus flachem Epithel. Ergänzungen zu E-2.7.3.2. Lampetra (321). Die Sinneshaarzellen im Labyrinth der Ammocoetes-Larve zeigen (nicht eigenbewegliche) Stereovilli mit einem Axialfilament (LOWENSTEIN & OSBORNE, 1964). Kin(et)ozilien, d.s. 'Flimmerhärchen' aus Mikrotubuli, enthalten Mitochondrien, einen Golgiapparat und Lysosomen. Eine Basalmembran trennt die Schwannsche Zelle von der Sinneszelle. Apikal befindet sich eine Kutikularplatte. Mammalia Rattus rattus (Rodentia°Myomorpha; 439). Der laterale vestibuläre Nucleus besteht aus multipolaren Neuronen (SOTELO & PALAY, 1968). Die distalen Segmente einiger Dendrite weisen Vesikel auf, die Glykogenpartikel und Mitochondrien enthalten. Die Deitersschen Zellen mit kleinen Nisslkörpern, Nisslsubstanz mit randständigen Zisternen des ER, sowie vielen Ribosomen, stehen in engem Kontakt mit Fortsätzen der Astroglia und synaptischen Enden. Selten sind Oligodendrogliazellen mit den Deitersschen Zellen assoziiert. Cavia porcellus (Meerschweinchen; Rodentia°Caviomorpha; 443). Vom apikalen Ende der inneren Haarzellen des Cortischen Organs gehen 4-5 Reihen von Stereovilli (vgl. Fussnote oben) aus (DUVALL et al., 1966). Das äussere Epithel der Membrana tympani ist zweischichtig. Die Oberfläche besteht aus kernlosen squamösen Zellen und amorphem Material. Die Basalschicht entspricht dem Stratum spinosum der Haut. Das innere Epithel besteht aus einer einzigen Schicht flacher Zellen, die über Desmosomen und Tight junctions miteinander verbunden sind (JOHNSON et al., 1968). Insgesamt sind nur wenige Organellen vorhanden. Das Bindegewebe besteht aus einem Fasergerüst. einschichtig Die Granula der Sekretionszellen im Epithel sind stets von einer Membran umgeben (HAYE 1973). Die Basalzellen zeigen desmosomenähnliche Bindungen. Die squamösen Epithelzellen der Bulba enthalten wenige Mikrovilli und pinozytotische Einbuchtungen. °E-2.7.3.3. Schall erzeugende Organe ARTHROPODA Zahnleisten an den Chelipeden befähigen den marinen Krebs Trizopagurus strigatus (Decapoda°Diogenidae; 240) zur Stridulation. Beim Saftkugler Loboglomeris haasi (Diplopoda°Oniscomorpha; 244) sind die Femora des M mit einer Schrillfläche ausgestattet. Schrillleisten an den Telopoden sind beim M der Sphaerotheriidae (244) nachweisbar. M und F der Ensifera (Langfühlerschrecken; 259) besitzen Stridulationsorgane an den Vd.-(Deck)flügeln (Gryllidae: nur beim M). Die Stridulationsorgane der Caelifera (Kurzfühlerschrecken; 260) befinden sich bei M und F an den Vd.flügeln (Reiben der Ht.beine an den Vd.flügeln zur Lauterzeugung). Den Tetrigidae (Dornschrecken; Caelifera; 260) fehlen Zirp- und Hörorgane. Stridulationsorgane und entsprechende Hörorgane kommen auch bei einigen Formen der Heteroptera (Wanzen i.w.S., 264) vor, z.B. bei der nur 2,5 mm messenden Micronecta minutissima (Corixidae, 264) und werden auch für die Siphonaptera (Flöhe; 296) angegeben. Bei den Auchenorrhyncha (Zikaden; 266) besitzt das M (bei 'Kleinzikaden' auch das F) häufig Trommelorgane am ersten Abdominalsegment, dicht dabei die Gehörorgane (Tympanalorgane; vgl. E-2.7.3.1.). Ein Trommelorgan befindet sich auch am Thorax der Noctuidae (Eulen; Lepidoptera; 300) und Arctiidae (Bärenspinner; 301). VERTEBRATA Das M der Sciaenidae (Adler- oder Umberfische; 358) besitzt meist Trommelmuskeln über der Schwimmblase. Lauterzeugung der Ephippinae (Spatenfische; 358) erfolgt mit Hilfe der Schlundzähne und der Schwimmblase. Auch die Anabantoidei (Kletterifischartige; 364) erzeugen Laute mit den Schlundzähnen. Beim Maulbrüterwels Arius felis (Ariidae, 340) ist Stridulation mit der Brustflosse und der Schwimmblase möglich. Die zweikammrige Schwimmblase der Triglidae (Knurrhähne; 353) kann der Lauterzeugung dienen. Schall erzeugende Organe der Amphibia, Sauropsida und Mammalia entsprechen i.a. dem Kehlkopf und werden in E-2.8.4. berücksichtigt. °E-2.7.4.0. Chemischer Sinn Der 'Chemische Sinn', der Geruchs- und Geschmackssinn umfasst, ist wahrscheinlich der phylogenetisch älteste Sinn. Die Signale werden von Chemorezeptoren wahrgenommen. °E-2.7.4.1. Evertebrata Bei den Cnidaria (099) sind einfachste Chemorezeptoren nachweisbar. Das Ausstossen der Fangfäden erfolgt intensiver nach Gabe von Fleischstückchen als bei Berührung mit einem Metall- oder Glasstab. Mit Ausnahme der Adenophorea besitzen die Nematoda (120) als wahrscheinliche Chemorezeptoren Phasmiden in einer taschenförmigen Vertiefung der Schwanzregion. Amphiden sind laterale, Zilien tragende Einsenkungen der Cuticula (bei den Secernentea (121) nur schwach entwickelt, bei den Trichosyringida (120) rückgebildet). Chemorezeptoren befinden sich an den Saugnäpfen und in der Mundhaut der Cephalopoda (148). Hermiodice carunculata (Feuerwurm; Polychaeta°Amphinomida; 154) besitzt ein Nuchalorgan, d.i. ein Wimperwulst über den Vd.segmenten. Solche Organe kommen bei vielen Polychaeta, z.B. den Spionida (156) und Maldanidae (Capitellida, 157) in der Form von Wimperfeldern, bewimperten Gruben bzw. Wülsten vor und dienen vor allem der Prüfung der Nahrung. Die Chemorezeptoren von Araneus diadematus (Araneidae, 175) und Lycosa punctulata (Lycosidae, 176) sind Haarsensillen an den distalen Segmenten der Extremitäten (FOELIX & CHU-WANG, 1973a). Die Chemorezeptoren der Acari (182) sind Sinneshaare mit Porensystemen. Die Ixodida (184) besitzen ein Hallersches Organ am Tarsus des 1. Laufbeins; das Organ dient auch der Perzeption von Temperatur und Feuchtigkeit. Die Anostraca (Crustacea; 201) haben kurze Sensillen als Chemorezeptoren. Die Chemorezeptoren der Copepoda (204), der Malacostraca (215), der Tanaidacea (Scherenasseln, 224), Isopoda (Asseln, 225) und Decapoda (235) sind als Haarsensillen (Aesthetasken) auf der Antennula lokalisiert. Aesthetasken befinden sich u.a. auch am Endglied der Antennula der Oniscidea (Landasseln, 228). Geschmacksorgane der Insecta (251) befinden sich am Epipharynx, auf den Palpen und auch an den Tarsen. Die Cuticula eines 'Schmeckhaars' besitzt an dessen Spitze einen Porus. Riechhaare befinden sich auf Antennen u/o Palpen, oder Labellen (beim Wasserkäfer Hydrophilus nur auf den Palpen). Riechhaare können von vielen Poren und Tubuli durchsetzt sein. Ergänzungen Tenodera angustipennis (Mantodea; 258). Die Organe des chemischen Sinns des Antennenflagellums (beim M 40'000 mit 134 Subsegmenten, beim F 10'000 mit 107 Subsegmenten) der Fangschrecke (SLIFER 1968): Das terminale Subsegment besitzt eine dünnwandige transparente Blase, die gelegentlich Blutzellen enthält. Im Übrigen sind 5 Arten von Sinnesborsten unterschiedlicher Wanddicke als Chemorezeptoren zu finden. Bombyx mori (Seidenspinner; Lepidoptera; 301), olfaktorische Sensillen (STEINBRECHT 1973): Die langen und halblangen Sensillae trichodeae I werden jeweils von 2 Sinneszellen innerviert, deren Dendriten nahezu unverzweigt bleiben. Die grossen Sensillae basiconicae haben meist 3, die kleinen nur 1 Sinneszelle(n); ihre Dendrite verzweigen sich büschelförmig beim Eintritt ins Sinneshaarlumen. Die halblangen Sensillae trichodeae II werden so wegen ihrer Form bzw. Grösse bezeichnet, sind aber den Sensillae basiconicae im Innervierungstyp ähnlich. In der Sinneshaarwand befindet sich ein erregungsleitendes Porensystem. Porentubuli reichen bis ins Haarlumen. Auf der Antenne des M sind die langen Sensillae trichodeae I am zahlreichsten vorhanden. °E-2.7.4.2. Chordata RIECHORGANE Das Riechorgan der Petromyzonta (321) besteht aus Riechsäcken, die durch ein Septum voneinander getrennt und mit Sinnesepithel ausgekleidet sind. Sie münden mit einem unpaarig angelegten schlauchförmigen Gang aus. Die Vergrösserung der Oberfläche des Sinnesepithels erfolgt durch Faltenbildung. Die Riechorgane der Teleostei bestehen aus dorsalen paarigen Riechsäcken mit gefaltetem Epithel. Es sind eine Einströmöffnung und eine Ausströmöffnung vorhanden. Die Geruchsorgane der Amphibienlarven gleichen anatomisch denen der Fische. Bei den an Land lebenden Vertebrata besteht eine Verbindung des Riechorgans mit der Mundhöhle unter Ausbildung innerer Nasenöffnungen (Choanen). Bereits bei den Amphibien wird die Trennung in einen respiratorischen und einen olfaktorischen Teil des Nasenepithels eingeleitet. Die Gesamtfläche des Riechepithels kann bei Makrosmaten (z.B. Hund, Pferd) beträchtliche Ausmasse annehmen. Schleimdrüsen sorgen für die regelmässige Befeuchtung des Riechepithels. Die bindegewebige Lamina propria unter dem Riechepithel enthält tubuläre Drüsen (Glandulae olfactoriae). Das Riechepithel der Sauropsida entspricht histologisch im Grossen und Ganzen dem der Mammalia. Die wesentlichen Elemente sind: - Überwiegend zylindrische Stützzellen - Riechzellen, die in Gruppen je eine Stützzelle umschliessen; der apikale Fortsatz ist mit feinen Zilien (Riechhärchen) besetzt; basal setzt sich die Zelle in eine Nervenfaser fort. - (Meist) kegelförmige Basalzellen. Bei den Vögeln schreitet die Bildung der Nasenmuscheln (Conchae) fort. Der Nasenvorhof wie die Pars respiratoria sind mit Plattenepithel ausgekleidet. Das Riechepithel der Hydrophiinae (Seeschlangen; 390) ist rückgebildet. Ergänzungen Lampetra fluviatilis (321). Das olfaktorische Epithel besitzt bipolare Sinneszellen mit kurzen Zilien, die in einem Ring auf der Spitze des Dendriten angeordnet und in Einstülpungen der Oberflächenmembran eingeschlossen sind (THORNHILL 1967). Es sind 2 Regionen zu unterscheiden: 1) proximale Region mit typischer Zilienstruktur; 2) distale Region mit nur einzelnen peripheren Fasern. Ausser den olfaktorischen Zilien sind (andere) Mikrovilli vorhanden. Vom Basalkörper der Zilie gehen 1 oder mehrere Ausläufer aus. Zwischen den Zellmembranen am Apex der Stützzellen, sowie zwischen Neuronen und Stützzellen sind Desmosomen nachweisbar. Nahe der Epithelbasis befinden sich die birnenförmigen Basalzellen mit Vesikeln von gER und vielen freien Ribosomen. Die Zilien der Stützzellen zeigen das typische 9+2 Muster. In den Stützzellen sind Tonofilamente und häufig Einschlüsse vorhanden; supranukleär ist ein gut entwickeltes ER erkennbar. Osteichthyes Carassius auratus (Cyprinoidea; 336). Die REM-Untersuchung der olfaktorischen Rezeptoren im Riechepithel des Goldfischs zeigt in der Regio olfactoria mehrere entsprechende Zellgruppen (BREIPOHL et al., 1973). Auf den Lamellen der Riechrosette befinden sich Sinneszellareale mit Gruppen von Flimmerzellen (~Kinozilien). Die Oberflächenstruktur der olfaktorischen Drüsen zeigt a) Becherzellen, b) Drüsen mit ballonartigen Vorwölbungen der distalen Zellpole, die weit über das Epithel hinausragen (BREIPOHL et al.,1973a). Die olfaktorischen Strukturen von Phoxinus phoxinus (Elritze; 336) und Gasterosteus aculeatus (Dreistachliger Stichling; 351) formieren sich zu einem Kranz von 4-6 Zilien und Rezeptoren mit Mikrovilli, bei Phoxinus mit einer Verjüngung zu den Sinnesstäbchen hin; daneben sind Stützzellen vorhanden (BANNISTER 1965). Die Sinneszellen sind über Tight junctions und Desmosomen miteinander verbunden. Mammalia Mus musculus (Rodentia°Myomorpha; 439). In den Endstücken des Riechepithels der Maus befinden sich dunkle sekretreiche neben hellen sekretarmen Zellen (BREIPOHL 1972). Die Sekretionszellen der Bowman-Drüsen erstrecken sich über die Lamina propria hinaus bis in die untersten Anteile des Kernlagers im Riechepithel. Beim Austritt der Bowman-Drüsen aus dem Riechepithel in die Lamina propria konfluieren die Basalmembranen dieser Gewebsanteile. In den apikalen Teilen des Riechepithels wird der Ausführgang von den benachbarten Sinnes- und Stützzellen durch eine 'Interzellularfuge' getrennt. Die Epithelzellen der Ausführgänge sind über Desmosomen miteinander verbunden. Rattus rattus (Rodentia°Myomorpha; 439). Feinstrukturelle Merkmale des Flimmerepithels der Nasensepten (STOCKINGER 1963): Die Flimmerzellen zeichnen sich durch viele Pinozytosevakuolen aus. Wie die indifferenten Zellen besitzen sie lange Zytoplasmafortsätze, die die Mikrovilli überragen. Die Becherzellen sind an ihrer Basis wurzelartig verzweigt und in benachbarte Zellen eingesenkt. Im Weiteren sind Ersatzzellen zu erkennen. In der Trachea der Ratte wird eine chemorezeptive Sinneszelle vermutet (LUCIANO et al., 1968). Es dürfte sich dabei um paarweise angeordnete Bürstenzellen mit eng stehenden, gleichmässig gestalteten Mikrovilli handeln, deren Axialfilamente sich zwischen vielen apikalen Vesikeln innerhalb des Zellkörpers fortsetzen. Ein Golgiapparat, Mitochondrien, rER und freie Ribosomen, sowie Glykogengranula und Lipid sind nachweisbar. Die Bürstenzellen treten entlang ihrer seitlichen Oberfläche mit Nervenfasern in Kontakt, die viele Vesikel, Mitochondrien, ER und Mikrotubuli enthalten. Die Bürstenzellen treten auch mit Dendriten in Kontakt und bilden afferente Synapsen bzw. epithelioneurale Verbindungen. GESCHMACKSORGANE In der Mundhöhle, an den Barteln oder am Rumpf der Fische sind Sinneszellgruppen im Verbund mit Stütz- und Deckzellen becherförmig ins Epithel eingesenkt. Bei den Salmoniden Salmo trutta und S. salar (342) befinden sich Chemorezeptoren in der Form von Endplatten in der Mundhöhle und in den Kiemen (De KOCK 1963). Barteln sind ein besonderes Kennzeichen der Siluriformes ('Welse'; 339; vgl. E-1.4.1.1. und Ergänzungen). Die Geschmacksknospen der Lurche (372, 373) sind tief ins Epithel der Mundhöhle eingesenkt und bilden einen apikalen Porus. Beim Frosch (Rana, 374) nimmt die Geschmacksscheibe die dorsale Oberfläche der fungiformen Geschmackspapille ein (DeHAN & GRAZIADEI, 1971). Neben den fungiformen sind filiforme Papillen vorhanden. Am Ende der Papillen sind säulenförmige Epithelzellen zu erkennen, die z.T. Zilien tragen. Die Reptilia besitzen Geschmacksorgane an Gaumen, Zungenrand und Zungenunterseite, die Aves an Gaumen, Zungengrund und Mundboden, jeweils an unverhornten Stellen. Ihre höchste Differenzierung haben die Geschmacksknospen bei den Mammalia erfahren. Sie sind besonders an der Zunge lokalisiert, können aber auch an Gaumen und Kehldeckel vorhanden sein. Im vorderen Abschnitt der Zunge dominieren pilzförmige Papillen (Papillae fungiformes). Einsenkungen am Zungengrund bilden die Papillae foliatae, in der Mitte des Zungengrundes die Papillae circumvallatae, am hinteren Seitenrand der Zunge die Papillae filiformes. Die Papillae vallatae sind von einem Wall und einem Graben umgeben, in den das Sekret seröser Drüsen einfliesst. Ergänzungen Clarias batrachus (Froschwels; 340) und Kryptopterus bicirrhis (Indischer Glaswels; 339). Zum Feinbau der Geschmacksknospen in den Barteln dieser Welse vgl. z.B. WELSCH & STORCH (1969): 1) Basale und marginale Übergangszellen zum Epidermisepithel; 2) basale, ovale und helle Zellen, möglicherweise Vorstufe von 3.; 3) langgestreckte helle Zellen mit schmalem villösem Ausläufer erreichen die Oberfläche der Epidermis und enthalten gut entwickelte glattwandige Membransysteme, sowie viele Mitochondrien; 4) langgestreckte dunkle Zellen, erreichen ebenfalls die Oberfläche der Epidermis und führen Faserbündel und Sekretionsgranula. An den basalen Abschnitten von 3. und 4. sind Synapsen nachweisbar, sodass diese beiden Zellarten die eigentlichen Rezeptoren darstellen dürften. Rana (Anura°Neobatrachia; 374). Die fungiforme Papille ist von einer Schicht Mikrovilli bedeckt (DeHAN & GRAZIADEI, 1971). Die Begleitzellen sensorischer Zellen zeigen Mikrovilli, Mitochondrien und ein perinukleäres Golgisystem; sie werden z.T. von Plasmafortsätzen der sensorischen Zellen umfasst. Es besteht ein synaptischer Kontakt mit sensorischen Nerven. Ambystoma mexicanum (Axolotl; Urodela; 372). Die Geschmacksknospen der Zunge zeigen 4 Zellarten (FÄHRMANN & SCHUCHARDT, 1967): 1) Wenig differenzierte Randzellen; das ER ist schwach entwickelt; es sind freie Ribosomen, wenige Mitochondrien und gelegentlich Golgikomplexe zu erkennen. 2) Basale granulierte Zellen mit elektronendichtem Kern; ER und Golgistruktur unauffällig; Hauptmenge der Granula infranukleär. 3) Hohe Zellen vom Typ A ^ Stützzellen. 4) Hohe Zellen vom Typ B ^ Rezeptoren. Die Zellen vom Typ 1 und 2 gelten als Ersatz- oder Reservezellen. 3) und 4) bilden mit den apikalen Ausläufern die Oberfläche des Sinnesfeldes. Die B-Zellen stehen mit der Zungenoberfläche in Verbindung. Ihre Kerne sind stark gefaltet, ER und Golgistruktur gut entwickelt. In der supranukleären Zone befinden sich viele helle bläschenförmige, sowie dunkle stäbchenförmige Elemente. Ausserdem sind dichte Fibrillenbündel und Mikrovilli vorhanden. Die Innervierung erfolgt durch dünne marklose Nervenfasern, die an mehreren Stellen durch die Basalmembran in die Geschmacksknospe vordringen. Eine C-Zellschicht mit Mikrovillibesatz bildet den apikalen Abschluss an der Epitheloberfläche. Der Golgikomplex dieser Zellen ist gut entwickelt. Rattus rattus (Rodentia°Myomorpha; 439). Papillae fungiformes der Rattenzunge zeigen (FARBMAN 1965): 1) Spindelförmige periphere Zellen (Rezeptorenzellen) mit tubulären Filamenten, die bis zum Geschmacksporus reichen; apikal mit Mikrovilli; Zytoplasma mit filamentösem Material. 2) Basale Zellen, die sich in der Nähe von Nervenfortsätzen befinden; Golgiapparat >als in den peripheren Zellen; viele Mitochondrien, Vesikel und Vakuolen. Oryctolagus cuniculus (Lagomorpha; 444). Die Papillae foliatae der Kaninchenzunge weisen 2 Zellarten auf, die apikal mit Mikrovilli besetzt sein können (MURRAY & MURRAY, 1967): 1) Schmale dunkle Zellen mit Centriolen und Granula. 2) Breitere, helle Zellen werden von den dunklen Zellen eingeschlossen und stehen über eine synaptoide Bindung in engem Kontakt mit Nerven. JACOBSONSCHES ORGAN (JO; Organon vomeronasale) Das JO ist ein Geruchsorgan bei Tetrapoden. Die Zunge wird in das JO eingeschoben und nimmt Geschmack- bzw. Duftstoffe auf. Bei den Krokodilen, Vögeln, marinen Säugern und manchen Primaten wird das JO embryonal angelegt und kann als 'Rudiment' erhalten bleiben. Bei den Urodela (Schwanzlurche; 372) wird ein Teil der den Riechsäcken aufliegenden Nasenrinne zum JO, das ebenfalls Sinnesepithel trägt. Das JO der Squamata (Schlangen und Echsen; 382) entwickelt sich zu einem gegen die Nasenhöhle abgegrenzten Gebilde, das mit der Mundhöhle kommuniziert, d.h. es liegt dann in einer Tasche des Mundhöhlendachs. Das JO (soweit vorhanden) der Mammalia tritt über den Ductus nasopalatinus mit der hinteren Gaumenregion der Mundhöhle in Verbindung. Aves und viele Mammalia (z.B. Insectivora, 426; Rodentia,438; Tarsiidae; 430) verfügen, in Homologie zum JO, über eine blindsackförmige Ausstülpung des Riechepithels. Ergänzung EM-Untersuchungen zur Mucosa des JO der Eidechsen z.B. bei ALTNER & MÜLLER (1968). °E-2.8.0. Atmungssysteme Der 'äusseren Atmung', d.h. der O2-Aufnahme bzw. CO2-Abgabe im umgebenden Medium, dienen verschiedene Körperpartien bzw. spezielle Organe. Bei den Amphibia, Echinodermata und Annelida z.B. ist die Haut als Atmungsorgan lebenswichtig. Besonders bei höher organisierten Formen erfordert die respiratorische Oberfläche der Atmungsorgane eine intensive Durchblutung. Die Kiemen der Polychaeta, Mollusken, Krebse, Fische, Frosch- und Krötenlarven, das Tracheensystem der Insekten, die Fächerlungen der Spinnen (z.B. Amblypygi, Geisselspinnen; 171) und die Lungen adulter Anuren, der Sauropsiden und Säuger sind speziell differenzierte Atmungsorgane. Die Embryonen der Embiotocidae (Brandungsbarsche; 360), die in Ovarialhöhlen heranwachsen, nehmen Sauerstoff über ihre Flossen auf. EVERTEBRATA Den Placozoa (096), Porifera (097), Cnidaria (099) und Ctenophora (105) fehlen speziell differenzierte Atmungsorgane. Bei den Porifera (097) sorgen Kanalsysteme für die Durchströmung des Organismus mit O2 führendem Wasser. Auch den Tentaculata (106), Aschelminthes (116), Acanthocephala (119), Nematomorpha (124), Pantopoda (196), Copepoda (204), Scaphopoda (141), Cirripedia* (212), Myzostomida (159), Pauropoda** (248) und Pogonophora (304) fehlen spezielle Atmungsorgane. *mit Ausnahme der Thoracica (212): Faltige Anhänge im Mantelraum der Balanomorpha (212) entsprechen 'Sekundärkiemen' **mit Ausnahme der Hexamerocerata (Tracheen; 248) Die Mantelränder der Eulamellibranchiata (Bivalvia; 144) sind häufig zu Siphonen (Atemrohre) verlängert. Bei den in Sediment, Holz u.a. bohrenden Petricolidae (Heterodonta; 146) sind die Siphonen z.T., die Siphonen der Mactroidea (146) z.T. oder gänzlich miteinander verwachsen. Die langen Siphonen der Myidae (Klaffmuscheln; 147) umgibt eine gemeinsame kutikuläre Hülle. Bei marinen Nudibranchiata (135) übernehmen gut durchblutete Anhänge der Haut eine Kiemenfunktion. Die Onchidiidae (Soleolifera; 136) besitzen am Rücken büschelige Atemanhänge. Bei den Echiurida (152) findet eine Atmung durch die Kloakenwand statt, bzw. der Endabschnitt des Mitteldarms ist zur Atemfläche erweitert (Xenopneusta). Für die an Land lebenden Annelida (153; z.B. Lumbricus) ist die Hautatmung kennzeichnend, wobei die Epidermis Kapillarnetze aufweisen kann. Die Polychaeta (154) als Meeresbewohner besitzen als Atmungsorgane häufig nur Ausstülpungen der Körperhöhle, die vaskularisiert sein können (Vgl. E-2.8.1.1.). Die Atmungsorgane der Onychophora (167) gehen als Büschel langer Kapillaren von einem Atemvorhof aus, der in die Epidermis eingesenkt ist. Crustacea. Bei den Podocopida (203) trägt die Mandibel bzw. die Maxilla (2. Maxille) meist, die Maxillula (1. Maxille) stets eine Atemplatte (vgl. E-1.3.3.). Insecta Donacia (Schilfkäfer; 277), sowie die Larven der Stechmückengattung Mansonia (Culicidae; 291), tragen am Unterleib ein sägeähnliches Anhangsorgan, mit dem sie Luft führende Stängel von Wasserpflanzen anschneiden. Das Abdomen der Stechmücken-Larven (291) zeigt allgemein ein terminales Atemrohr. Besonders lang ist das Atemrohr der in Schlamm lebenden Ptychoptera contaminata-Larve (Gefleckte Faltenmücke; Nematocera; 291). Die Notonectidae (Heteroptera; 264) besitzen behaarte Atemrinnen an der Bauchseite. Bei den Naucoridae (Schwimmwanzen; 264) trägt die gesamte Körperoberfläche einen Haarfilz zur Luftaufnahme. Das Abdomen der Nepidae (Wasserskorpione; Heteroptera; 264) endet mit einem langen Atemrohr ('Schnorchel'). Die Eier von Nepa tragen Atemfortsätze. Die Belostomidae (Riesen-Wasserwanzen; Heteroptera; 264) haben am Abdomenende 2 Atemröhren. Die Larve von Eristalis tenax (Syrphidae; 293) besitzt eine lange, ausfahrbare Atemröhre. Die Atmung der Echinodermata (307) erfolgt über dünnwandige Gebilde der Haut (z.B. Papulae bei den Asteroidea (309)), oder Darmanhänge (Holothuroidea, 315; s.u.). Echinoidea (312): Zonen der Mundhaut (Peristomealmembran) ^ bei manchen Arten Kiemenäquivalenten. Die Irregularia tragen Kiemenfüsschen auf der Körperoberfläche. Die Spatangoida (314) atmen über ein besonderes Kanalsystem ('Atemschornstein'). Bei den Dendrochirota, Aspidochirota und Molpadonia (Holothuroidea, 315) sind reich verzweigte Wasserlungen Teil einer Erweiterung des Enddarms. Die Wasserlunge ist von einem Kapillarnetz mit follikelförmigen Erweiterungen umsponnen, die Blutzellen enthalten. Kiemen im Speziellen in E-2.8.1.1.; Tracheen in E-2.8.2. VERTEBRATA Bei vielen Fischen (z.B. Callichthyidae; Panzerwelse; 339) ist zusätzlich zur Kiemenatmung Darmatmung zu beobachten. Die Periophthalmidae (Schlammspringer; 363) haben verschliessbare Kiemendeckel. An Land erfolgt die Atmung über Mund- und Kiemenhöhle, auch Hautatmung ist möglich. Die Flossen von Monopterus albus (Reisaal; Synbranchiformes; 351) können als Atmungsorgane wirken (vgl. E-1.4.2.1.). Bei den Dipnoi (Lungenfischen; 368) besteht Lungenatmung (bei Lepidosiren ausschliesslich) alternativ zur Kiemenatmung. Die Larven besitzen, wie die Amphibienlarven, Federkiemen. Die adulten Sirenoidea (Armmolchähnliche; 372) besitzen Kiemen und Lungen. Bei den stets im Wasser lebenden Amphiumidae (Aalmolche; 372) persistieren die Kiemenöffnungen. Adulte Ambystomatidae (Querzahnmolche; 372) haben i.a. Lungen und keine Kiemen. °E-2.8.1.0. Kiemen Kiemen sind die Atmungsorgane stets im Wasser lebender Evertebrata, der Fische und Amphibienlarven, können aber auch als Ausscheidungs- bzw. osmoregulatorische Organe, oder als Nahrungsfilter (Muscheln) wirken. Um eine optimale respiratorische Oberfläche zu erreichen, sind die Kiemen in Blättchen oder Fieder usw. aufgeteilt, gitterartig durchbrochen (viele Muscheln), u/o bilden einen Kiemenkorb (Tunicata, 317), bzw. einen Kiemendarm (Enteropneusta, 306). °E-2.8.1.1. Evertebrata MOLLUSCA Den Solenogastres (127) fehlen echte (primäre) Kiemen, ebenso den Patelloidea und Cocculinoidea (129). Die Patellidae tragen an der Unterseite des Mantels einen Kranz langer Kiemenfäden als 'Sekundärkiemen'. Die Muschelkieme (Bivalvia, 142) besteht aus einem Schaft mit lateralen und medialen Reihen V-förmiger Filamente, die von Gefässen durchzogen sind. Haupttypen: A. Fadenkiemen (Filibranchien). Eine äussere und innere Reihe von Kiemenfäden (Filamente) ragen, von einem Schaft aus, auf jeder Körperseite in die Mantelhöhle. Speziell bei den Filibranchiata (143) bilden + miteinander verhakte aufsteigende Filamentschenkel eine Lamelle. B. Blattkiemen (Eulamellibranchien). Benachbarte Kiemenfäden (Filamente) sind über Gewebebrücken miteinander verbunden; ausserdem bestehen Querbänder. Die beiden Blattkiemen der Unionoidea (144) sind hinter dem Fuss miteinander verwachsen. Bei Unio (144) sind die o.g. Brückenbindungen so zahlreich vorhanden, dass die Filamentreihe als doppelwandige Lamelle erscheint, die von Poren durchsetzt ist. Das Innere des Kiemenkorbs bildet den Interlamellarraum. In den Quer- und Längsverbindungen verlaufen viele Blutgefässe. Die Atmungsorgane der Protobranchiata (142) sind zweiseitig gefiederte Kammkiemen (Ctenidien). Die Cephalopoda (148) besitzen am Vd.rand der Mantelhöhle fadenförmige Kiemen, d.h. 2 Paar bei den urtümlichen Tetrabranchiata (148), 1 Paar bei den Dibranchiata ('Tintenschnecken', 149). ANNELIDA Die Polychaeta (154) besitzen entweder Kiemen, oder nur einfache Ausstülpungen der Körperwand. Die Kiemen der Arenicolidae (Capitellida, 157) befinden sich an der Basis von Notopodien (vgl. E-1.3.7.1.) der mittleren Körperregion. Die oft in pergamentähnlichen Röhren lebenden Chaetopteridae (Spionida; 156), sowie die Parergodrilidae (Cirratulida, 157) sind kiemenlos. Bei Juvenilstadien der Ctenodrilidae (Cirratulida, 157) können (noch) Kiemen vorhanden sein. ARTHROPODA CHELICERATA Die blattförmigen Kiemen von Limulus (Xiphosura; 169) sind ektodermale Ausstülpungen. CRUSTACEA Die einfach gebauten Kiemenblättchen des marinen Krebses Ligia oceanica (228) zeigen, wie z.B. auch die von Gammarus pulex (219) ein lockeres, von weiten Kapillaren durchzogenes Epithel. Bei den Amphipoda (219), Syncarida (217) und Eucarida (234) übernehmen die Epipoditen der Thorakopoden Kiemenfunktion (vgl. E-1.3.7.1.). Bei den Eucarida (234) überwölbt eine Carapaxfalte die Kiemenhöhle über den Extremitätenbasen. Der Carapax der Decapoda (235) ist zu den Extremitätenbasen herabgezogen und bildet so eine Kiemenkammer. Die Kiemen befinden sich an den Thorakopoden und haben einen Schaft mit zu- und abführendem Hämolymphkanal. Die Innenfläche der Carapaxwände (Branchiostegite) sind zusätzliche Atemflächen. Fadenkiemen (Trichobranchien) sind bei den meisten Astacidea (238), den Stenopodidea (236) und den Palinura (239) vorhanden, Blattkiemen (Phyllobranchien) bei den Brachyura (Krabben, 241), Faden- oder Blattkiemen bei den Anomura (239; Blattkiemen z.B. bei den Galatheidae). Birgus latro (Palmendieb; Paguroidea°Coenobitidae; 240). Die Kiemen der pelagischen Larven werden zu Gunsten eines 'Organs zur Luftatmung' rückgebildet. Den Branchiura (Crustacea; 210), die temporär an Fischen und Froschlarven parasitieren, fehlen Kiemen. INSECTA Die Larven einiger Tipulidae (Nematocera; 291) besitzen Kiemenbildungen mit einem System 'hydrophober Stukturen', dem Plastron (HINTON 1966). 'Tracheenkiemen' sind vorhanden bei - den Ephemeridenlarven (254) als abdominale Ausstülpungen des einschichtigen Coelomepithels. - der Libellenlarve (Odonata; 255). - den Anisoptera (Grosslibellen; 255), am Abdomen bzw. im Enddarm(Darmatmung). - den Laven der Plecoptera (Steinfliegen; 256) am Thorax. - Spätstadien der Larven der Megaloptera (Schlammfliegen; 280). HEMICHORDATA Die Enteropneusta (306), sowie einige Pterobranchia (Cephalodiscidae, 305), zeigen Kiemenöffnungen im Pharynxbereich. Ergänzungen Crustacea Der Querschnitt durch ein Kiemenblättchen von Carcinus maenas (242) zeigt an den Enden keulenförmige Verdickungen. Die flachen Epithelzellen umschliessen einen Hohlraum. Im angrenzenden Abschnitt ist das Kiemenblättchen mit weitlumigem Parenchym angefüllt. Es folgen in perlschnurartiger Aufreihung grosse, Blutzellen führende Kapillaren, deren Wände aus schmalen Zellen mit länglichen Kernen bestehen. Eine kutikuläre Schicht überzieht die Oberfläche der Kiemenblättchen. Gammarus (Amphipoda; 219). Der Feinbau der Kiemenepithelzelle zeigt apikal verzweigte Mikrovilli, viele grosse Mitochondrien und basale Einfaltungen der Zellmembran. Astacus leptodactylus (Decapoda°Astacura; 238). Das Kiemenepithel zeigt irreguläre Mikrovilli, die bis ins Zytoplasma reichen (BIELAWSKI 1971). Die basale Membran dringt ins Zytoplasma vor und bildet dort ein dichtes Membransystem. In der äusseren Zytoplasmaschicht befinden sich viele Mitochondrien, die parallel zum Membransystem angeordnet sind und mit diesem oft in dichtem Kontakt stehen. Wenige Ribosomen, wenig ER und spärliches Golgimaterial sind vorhanden. Austrothelphusa (Holthusiana) transversa (Decapoda; 242). Kiemen und 'Lunge' (E-2.8.3.) der Krabbe lassen neben den Säulenzellen in den Kiemenlamellen 1 Epithelschicht erkennen (TAYLOR & GREENAWAY, 1979). Die Blut/Wasser-Distanz beträgt etwa 4-8 m (Cuticula 2-3 m, Zelle 2-5 m). Im subapikalen Zytoplasma befinden sich viele Mitochondrien. Im Kiemenschaft lagern Nephrozyten (vgl. E-2.12.1) Exkret ab. Jede Kieme besitzt eine epibranchiale und eine hypobranchiale Arterie, die sich in den Lamellen verzweigen. Die vielschichtige Endothelwand der Arterien bildet eine longitudinal ausgerichtete Intima. Grössere Arterien haben eine äussere Kollagenschicht. Arterienscheide und -intima fehlen den terminalen Kapillaren. °E-2.8.1.2. Chordata Die Kiemenspalten der Tunicata (Manteltiere; 317) öffnen sich zum Peribranchialraum hin, in den auch der Enddarm und oft auch die Gonaden einmünden (Egestionssipho, Ausströmöffnung). Bei Sidnyum turbinatum (Ascidia°Aplousobranchia; 317) haben mehrere Einzeltiere (Zooide) der Kolonie, die von einem gemeinsamen Mantel umgeben sind, eine gemeinsame Egestionssipho. Die Atemzonen des Kiemendarms der Petromyzonta (321) liegen in einer Aussackung des Vd.darms (Wassergang), von der die Kiemenspalten ausgehen. Der Kiemendarm (vgl. E-2.11.2.0.) besteht aus dem dorsalen Nahrungsgang (Ösophagus-Äquivalent) und dem ventralen Kiemengang. Die Kiemenbögen bilden den Kiemenkorb. Die Fischkieme ist generell ein bedeutendes osmoregulatorisches Organ. CHONDRICHTHYES (322) Es sind meist 5 Kiemenspalten vorhanden, wobei die erste dem Spritzloch (Spiraculum) entspricht. Spritzlöcher fehlen den adulten Holocephali (328) und können auch bei den Hexanchiformes (323; mit den Grauhaien (Hexanchidae)), den Lamnidae (Makrelenhaie; 324) und Carcharhinidae (325) rückgebildet sein bzw. fehlen. Die Kiemenbögen der Cetorhinidae (Riesenhaie; Elasmobranchii (Haie und Rochen); 324) tragen Fortsätze, die einen Reusen-(Filter-)apparat darstellen. OSTEICHTHYES (329) Die Knochenfische besitzen i.a. 4 oder 5 Kiemenpaare. Bei den einen Arten münden die Kiemenöffnungen einzeln nach aussen, bei den anderen befinden sich die Kiemen in einer gemeinsamen Kiemenhöhle unter Rückbildung der Interbranchialsepten. Ein Stab aus hyalinem Knorpel bildet das Zentrum des Kiemenbogens. Das Bindegewebe der Kiemenblätter, das sich unter dem zylindrischen Epithel ausbreitet, ist reich vaskularisiert. CHONDROSTEI Die Larven der Polypteriformes (Flösselhechte; 329) haben äussere Kiemen ähnlich denen der Molche, während die Adulti Lungenatmung aufweisen (vgl. E-2.8.4.). TELEOSTEI: KIEMEN UND AKZESSORISCHE ATMUNGSORGANE Die Welse (Siluriformes; 339), die in sauerstoffarmem Wasser leben können, haben zur Vergrösserung der gesamten Atemfläche Ausstülpungen der Mundhöhle. Die Anabantidae (Kletterfische; 364) besitzen mit einer nackenwärts gelegenen Ausbuchtung der Kiemenhöhle ein akzessorisches Atmungsorgan zur Sauerstoffversorgung ausserhalb des Wassers (z.B. Anabas, der Kletterfisch). Die Kiemen der Synbranchiformes (Kiemenschlitzaale; 351) sind rückgebildet. Beim Indischen Kiemenschlitzaal (Monopterus cuchia; 351) stehen 2 lungenförmige Säcke mit der Kiemenhöhle in Verbindung. Aus dem Epibranchiale des 1. Kiemenbogens geht z.B. bei den Channidae (Schlangenkopffische; 353) und den Anabantoidei (Kletterfischartige; 364) das labyrinthähnliche Suprabranchialorgan hervor. Das akzessorische Atmungsorgan ^ mehrschichtigem Epithel mit vielen Kapillaren. Die Clariidae (Kiemensackwelse; 340) können während Trockenperioden von Kiemenauf Luftatmung umstellen, wobei der obere Raum der Kiemenhöhle einem akzessorischen Atmungsorgan entspricht. Beim Sackkiemer Heteropneustes fossilis (340) reicht ein solcher Luftsack von der Kiemenhöhle bis in die Schwanzregion. Das Oberflächenepithel der Teleosteerkieme enthält meist 3 Zellarten: 1) einfache Epithelzellen, reich an rER; 2) Schleim bildende Zellen; 3) Chloridzellen. Zwischen Stützgewebe in Fischkiemen und dem Retikuloendothel der Säuger bestehen strukturelle Ähnlichkeiten (HUGHES & WEIBEL, 1972). Die Blutgefässe der Fischkiemen sind, wie die Sinus der Lymphknoten, von Zellen umgeben, die mit feinen, argyrophilen* Bindegewebsfasern in Kontakt treten, die wiederum hauptsächlich aus Kollagen bestehen. *Darstellung durch Silberimprägnation AMPHIBIA, REPTILIA Kiemen sind für Amphibienlarven kennzeichnend. Der Axolotl (Ambystoma mexicanum, 372) besitzt auch als Adultus Kiemen. Die Seymouriomorpha (377), fossile Reptilien aus dem Perm, wiesen als Jungstadium äussere Kiemen auf. Die in vieler Hinsicht noch amphibienähnlichen Stammreptilien (Cotylosauria; 377) bilden die Kiemen während der Embryonalentwicklung zurück. Ergänzungen Acrania (319) Die Ränder des pharyngealen Kiemenkorbs von Branchiostoma californiense sind von Epithelzellen bedeckt, die eine Kontinuität mit den Zellen des Atrium bilden (BASKIN & DETMERS, 1976). Die pharyngealen Zellen tragen Zilien, die Atriumzellen sind mukös. Chondrichthyes Scyliorhinus canicula (Kleingefleckter Katzenhai; Carcharhiniformes; 325). Die Kiemen zeigen ein Kapillarnetz im Interbranchialseptum, das mit afferenten Kiemenarteriolen in Verbindung steht (WRIGHT 1973). Die Struktur der Wände des Corpus cavernosum zeigt Glatte Muskulatur, gestützt von einer Basalmembran und Bindegewebe, begrenzt von Endothelzellen, die phagozytierende Partikel enthalten. Es sind prä- und postlamelläre Gefässe sowie Sphinkteren vorhanden. Osteichthyes Die 4 Kiemenbögen von Gadus pollachius (345) sind mit Doppelreihen von Filamenten versehen (HUGHES & GRIMSTONE, 1965). Von den Filamenten gehen Sekundärlamellen aus, die aus + homogenem Epithel bestehen; dazwischen befinden sich grosslumige Stützzellen (Säulenzellen). Zwischen den Stützzellen sind Kapillaren mit Blutzellen erkennbar. Unter dem Epithel befindet sich eine Basalmembran. Oberer und unterer Rand der Stützzellen sind zu dünnen, parallel zum Epithel verlaufenden Flügeln ausgezogen (HUGHES & GRIMSTONE, 1965). Die Kapillaren haben, wie z.B. Gallengänge, keine eigene Wand. Im Zellkörper befinden sich Mitochondrien mit wenigen Cristae, rER und gER, keine klare Golgistruktur, freie Ribosomen. Das Zytoplasma der Epithelzellen führt reichlich Mitochondrien. Besonders in den marginalen Zellen sind grosse Vakuolen vorhanden. Salmo gairdneri (Salmoniformes; 342). Die respiratorische Oberfläche der Forellenkieme (Kiemenfilament) zeigt kammförmige Wölbungen, die sekundäre Lamellenoberfläche zusätzlich Mikrovilli (HUGHES 1979). Über die Struktur der Sekundärlamellen liegen SEM-Untersuchungen vor, z.B. von OLSON & FROMM (1973). Die Säulenzellen zeigen beim Kletterfisch Anabas testudinensis (Perciformes; 364) eine ähnliche Substruktur wie die anderer Teleosteer (HUGHES & MUNSHI, 1968). Den Blutkanälen der Kieme entsprechen infraepitheliale Kapillaren aus regelmässig angeordnetem Endothel. Die Endothelzelle enthält einen prominenten Kern und viele Mitochondrien. Eine Basalmembran umschliesst die Zellen kappenförmig. Die Kiemen des 'Froschfischs' Opsanus tau (Batrachoidiformes; 346) zeigen eine Basalmembran mit besonders dicker Kollagenschicht (HUGHES & GRAY, 1972). Die Wasser/Blutschranke umfasst a) die äussere Epithelschicht, b) einen Lymphraum, c) die innere Epithelschicht, d) eine Basallamina aus 2 fibrösen Schichten, e) die Kollagenschicht. °E-2.8.2. Tracheen, Trachealorgane ONYCHOPHORA Die Atemöffnungen von Peripatopsis (167) führen zu Atemvorhöfen, die Einstülpungen des Epithels sind; an deren Basis sind die Einmündungen der Tracheenschläuche (Stigmen) zu erkennen. ARACHNIDA Besonders Grossformen der Acari (182) besitzen Röhrentracheen. Die Acariformes (185) weisen Sekundärtracheen auf, die in Verbindung mit den Gelenkpfannen (Acetabula) stehen. Tracheen fehlen den Acaridida (192) und Eriophyoidea (Gallmilben; 187). Die Hydrachnidia (Wassermilben; 188) besitzen mehrere voneinander unabhängige Tracheen, die eine Strecke lang unter der Cuticula verlaufen; 1 oder 2 Zweige erreichen jeweils ein Organ (MITCHELL 1972). Stigmen fehlen, d.h. die Diffusion der Atemluft dürfte hauptsächlich durch die dünne Cuticula erfolgen. Vergleichbare Verhältnisse werden für Larven und Nymphen verschiedener Insektenarten beschrieben. Die Tracheen der Opiliones (194) münden mit 1 Paar Stigmen auf dem 8. Sternit. Kennzeichnend für die Ricinuclei (Kapuzinerspinnen, 181) sind Siebtracheen mit einem Vorhof. Die Pseudoscorpiones (178) haben Büscheltracheen, die Arachnida (170) Fächerlungen* ('Buchlungen') u/o Röhrentracheen. Fächerlungen sind z.B. auch bei den Scorpiones (170) und Thelyphonida (Geisselskorpione, 171) vorhanden. Die Araneae (172) besitzen ausser dem vorderen Paar Fächerlungen häufig ein hinteres Paar Röhrentracheen. Die Neocribellata (173) haben Fächerlungen und Röhrentracheen. Entsprechendes gilt für die Amblypygi (171), mit Stigmen an Opisthosoma-Segmenten. *Häufig als Fächertracheen bezeichnet CRUSTACEA Die Exopoditen der Pleopoden (vgl. E-1.3.7.1.) an Land lebender Isopoda (Oniscidea; 228) tragen Atemfelder bzw. Trachealorgane. Bei den Tylidae (228) und vielen anderen Familien der Oniscidea (z.B. Oniscidae, Cylisticidae, Armadillidiidae; 229) sind die Respirationsflächen der Exopoditen von Pleopoden zu Trachealorganen eingestülpt. DIPLOPODA Die Juliformia (246) besitzen sklerotisierte Tracheentaschen mit distal einmündenden, unverzweigten Tracheen. CHILOPODA Die Tracheen der Notostigomorpha (249) ^ dichotom verzweigten Kapillaren. Die Pleurostigomorpha (249) besitzen Röhrentracheen mit Stigmen an den Laufbeinsegmenten. Das Tracheensystem der Scolopendromorpha (250) und Geophilomorpha (250) zeigt Anastomosen, wie sie i.a. bei geflügelten Insekten (Pterygota, 254) vorkommen. INSECTA 'Tracheenkiemen' in E-2.8.1.1. Das Tracheensystem besteht überwiegend aus Röhrentracheen mit Stigmen an Thorax und Abdomen und erstreckt sich bis in die Gewebe. Die feinsten Tracheenzweige bilden ein subkutanes Netzwerk, überziehen Organe und dringen ins Darmepithel und die Muskulatur vor. In der Muskulatur sind Anastomosen möglich. Bei der Larve lässt sich der Verlauf der Tracheen von den Stigmata der einzelnen Segmente aus verfolgen. Die Atemöffnung ist von einem Kutikularring umgeben; basal befindet sich ein weiterer kutikulärer Ring oder Wulst. Im Ganzen setzt sich die Epidermis einschliesslich der Cuticula in den Atemvorhof (Atrium) fort. Die das Tracheensystem auskleidende Cuticula (Intima) geht nach innen in eine immer dünner werdende Chitinschicht über, ist aber längs der Trachee zu einer Spirale verdickt, die ein Kollabieren verhindert. Grosse Tracheenäste werden von einem Epithelmantel aus einer Schicht polygonaler Zellen umhüllt. Das Tracheensystem der Collembola (Springschwänze; Apterygota; 253) ist meist rückgebildet oder kann ganz fehlen (Arthropleoma). Auch bei den Aleyrodina (Mottenschildläuse, Weisse Fliegen; 268) ist das Tracheensystem rückgebildet. °E-2.8.3. Atemhöhlen der Evertebrata Die Mantelhöhle der Ampullariidae (Viviparoidea; 130) ist gemäss der amphibischen Lebensweise dieser Blasenschnecken in eine Kiemen- und Lungenhöhle unterteilt. Es ist eine lange Atemsipho vorhanden. Die Atemhöhle der Pomatiasidae (Land-Deckelschnecken; 130) ist gefässreich, die Kieme rückgebildet. Im Epithel der Atemhöhle der 'Lungenschnecken'* befinden sich Inseln Pigment führender Zellen. Reich verzweigte Blutkapillaren nehmen den Sauerstoff auf. Über dem Epithel der vaskularisierten Atemhöhle kreuzen sich Muskelfaserzüge. Bei Wasserschnecken können an die Stelle des Gefässnetzes Sekundär- oder Ersatzkiemen in der Form von Hautlappen treten (z.B. bei Planorbis; 137). Reste von Primärkiemen sind bei den Siphonariidae (136) zu erkennen. *Basommatophora (136) + Stylommatophora (138), früher als 'Pulmonata' zusammengefasst Am Pleotelson der Valvifera und Bathynataliidae (Isopoda; 230, 231) befindet sich eine ventrale Atemkammer (vgl. E-1.3.1.). Bei den Tanaidacea (Scherenasseln; 224) dient die Carapaxhöhle der Atmung. Die Branchiostegite von Austrothelphusa (Holthusiana) transversa (Decapoda; 242) bilden lungenähnliche Kammern mit innerer kutikulärer Auskleidung (TAYLOR & GREENAWAY, 1979). Die Epidermiszellen sind extrem dünn. °E-2.8.4. Respirationstrakt der Vertebrata LUFTRÖHRE (Trachea) und KEHLKOPF (Larynx) Am Eingang der Luftröhre befindet sich der Kehlkopf, der hauptsächlich ein Organ der Lauterzeugung ist. Der typische Kehlkopf der Säuger wird von Ring-, Schild-, Stell- und Kehldeckelknorpel (Verschluss des Kehlkopfs durch die Epiglottis) gebildet. Ring- und Stellknorpel sind schon bei den Froschlurchen (Anura, 374) vorhanden. Der Kehlkopf der Alouattinae (Brüllaffen; Cebidae; 430) ist beim M zum Brüllapparat modifiziert. Die Luftröhre des Trompeterschwans (Cygnus c. buccinator; 399) ist extrem lang und 'darmförmig'. Der eigentliche Kehlkopf der Vögel ist zu Gunsten der Syrinx (~unterer Kehlkopf) rückgebildet. Grundelemente der Syrinx sind verknöcherte Tracheal- und Bronchial(halb)ringe. Am unteren Ende der Trachea vereinigen sich 2 Membranen, die inneren Paukenhäute, zur Membrana semilunaris (Halbmondfalte), die einen knöchernen Fortsatz (Pessulus) überzieht. Eine äussere Paukenhaut spannt sich zwischen auseinanderweichenden Bronchial(halb)ringen an der Gabelung der Trachea. Namentlich bei den Singvögeln wird durch die Einwirkung von Muskulatur eine variable Spannung der Paukenhäute und damit die Stimmmodulation ermöglicht. Ein mehrreihiges Flimmerepithel mit Becherzellen, Basalmembran und Lamina propria kennzeichnet allgemein die Schleimhäute des Respirationstrakts der an Land lebenden Vertebrata. Die Mucosa der Luftröhre und des Kehlkopfs besteht aus der Tunica mucosa und der Submucosa. Der Schnitt durch die Submucosa zeigt vaskularisiertes Bindegewebe und eine Knorpelschicht. Im kehlkopfnahen Bereich der Luftröhre ist die Lamina propria konisch verdichtet und erstreckt sich kegelförmig in den Kehlkopf hinein; die oberen Ränder bilden die Stimmbänder (Ligamenti vocalia). Die Submucosa weist Schleimdrüsen auf. Unter der Submucosa sind Knorpelspangen als Stützelemente der Luftröhre angeordnet. Die Stützelemente greifen an ihren Enden übereinander, sind gegeneinander verschiebbar und durch Bindegewebe abgegrenzt. LUNGE Die Lunge ist das (primär) paarig angelegte Atmungsorgan der Luft atmenden Wirbeltiere, das sich vom embryonalen Kiemendarm ableitet (ventrale Ausstülpung des Vd.darms) und entwicklungsgeschichtlich auf die Schwimmblase der Holostei verweist (vgl. E-2.8.5.). Bei den Polypteriformes (Flösselhechte; Chondrichthyes; 329) dient das Spritzloch (Spiraculum, 1. Kiemenspalte) der Luftzufuhr in die sackförmigen, paarig angelegten und vorn gekammerten Lungen. Die Larven haben äussere Kiemen (vgl. E-2.8.1.2.) Die Lunge mancher adulter Amphibien zeigt im Vergleich mit der Sauropsiden- bzw. Säugerlunge einen recht einfachen Bau. Während die Lunge der Urodela (372) lediglich (noch) als ungegliederter Beutel erscheint, weist sie bei anderen Amphibien bereits eine deutliche Septierung auf, wie sie auch für die Reptilienlunge kennzeichnend ist. Der Axolotl, Ambystoma mexicanum (Amphibia°Urodela; 372) besitzt auch als Adultus noch Kiemen. Batrachoseps attenuatus (Urodela°Plethodontidae; 372) ist der lungenlose 'Kalifornische Wurmsalamander'. Bei den Gymnophiona (Blindwühlen; 371) und i.a. auch bei den Schlangen (Serpentes; 388) ist, in Anpassung an den langgestreckten Körper, nur die re, 'gestreckte' Lunge voll funktionsfähig, während die li Lunge rückgebildet ist. Die Vogellunge ist dorsal mit dem Thorax verwachsen; ventral befindet sich ein bindegewebiges Diaphragma. Der Bronchialbaum bildet, im Gegensatz zur Säugerlunge, kein blind endendes System von sich sukzessiv verengenden Kalibern. Vom unteren Kehlkopf (~Syrinx) gehen die beiden Bronchien 1. Ordnung aus. Von einer Erweiterung an deren Ende (Vestibulum) zweigen dorsale und ventrale Bronchien 2. Ordnung ab, die über Parabronchien (Lungenpfeifen; Bronchien 3. Ordnung), einem System feiner Röhren mit homogenem, flachem Epithel, kommunizieren. Am Ende der Bronchien befinden sich Luftsäcke, die sich im Körper ausbreiten und bis in die Röhrenknochen erstrecken können. Besonders bei Singvögeln können akzessorische Parabronchien vorhanden sein. Die Säugerlunge ist im Prinzip eine alveoläre Drüse und in Lappen aufgegliedert, an die sich die Lungenläppchen (Acini, ~Bronchioli alveolares respiratorii) als Drüsenendstücke anschliessen. Die Aufzweigung der Bronchien führt zur Bildung eines Bronchialbaums (Arbor bronchialis); Nebenbronchien gliedern sich wiederum in die Bronchioli terminales. Das System der Aufzweigung endet jeweils mit den 2 oder 3 Alveolargängen (Ductuli alveolares), die sich zu den Alveolen, den eigentlichen Strukturen des Gasaustauschs, erstrecken. Die Bronchien zeigen ein Flimmerepithel mit Becherzellen in der Mucosa, eine Lamina propria, Tunica muscularis, Glandulae bronchiales, sowie solitäre Lymphknötchen und Knorpelspangen. In den feinsten Bronchioli ist elastischer Knorpel nachweisbar. Die Mucosa ist drüsenlos, die Muscularis stark entwickelt. Das respiratorische Epithel der Alveolen setzt sich aus grossen kernlosen Platten zusammen, sowie aus kleineren kernhaltigen Zellen, die mit den Kapillaren in Verbindung stehen. 2 Alveolen sind jeweils durch ein gemeinsames Septum aus einer homogenen Bindegewebsschicht gegeneinander abgegrenzt. An der Oberfläche der Septen breitet sich ein Kapillarnetz aus. Die respiratorische Oberfläche der Lunge ist mit einem Lipoproteinkomplex, dem Surfactant als einem Anti-Atelektase-Faktor* überzogen. *wird im Golgiapparat und im ER der Pneumozyten aus Kohlenhydraten, Proteinen und Phospholipiden gebildet Ergänzungen Aves Anser (Gans; Anseriformes; 399). In der Lunge befindet sich innerhalb vieler Atriumoder Peribronchialzellen osmiophiles Material in Zisternen des rER, auch sind Einschlusskörper nachweisbar (LAMBSON & COHN, 1968). Mammalia Rattus rattus (Rodentia°Myomorpha; 439). Die Alveolen der Lunge enthalten lamelläre Körper im granulären Pneumozyt und in Makrophagen(CAULET et al., 1968) Lamellen der kleinen Alveolarzellen bedecken die Kapillaren der Alveolarwand. Jene sehr dünnen Zellausläufer enthalten, wie die Endothelzellen, mikropinozytotische Bläschen, Mitochondrien und rER. Zwischen Endothel- und Alveolarzellen befinden sich Kollagenfibrillen und elastische Fasern, die ein Netz um die Alveolen bilden. Gelegentlich werden Bürstenzellen beobachtet, apikal mit kurzen Mikrovilli und mit viel Glykogen im Zytoplasma; vermutlich handelt es sich um Chemorezeptoren. Mus musculus (Rodentia°Myomorpha; 439). Das Bindegewebe der Tunica propria der Bronchiolen adulter Mäuse enthält eine Basalmembran, Fibroblasten, Kollagenfibrillen, elastische Fasern und Filamente. Das respiratorische Epithel zeigt (MATULIONIS & PARKS, 1973): 1) Säulenförmige Zellen mit Zilien und Mikrovilli an der Oberfläche und mit deutlicher Schichtung im Innern, d.h. einer ektoplasmatische Region mit wenigen Organellen und einer Zone mit vielen tubulären und vesikulären Strukturen, gefolgt von jeweils einer Mitochondrien-, Ribosomen- und Golgizone. 2) Sekretionszellen mit Aggregaten von Tröpfchen und erweiterten Zisternen von rER in einigen Zellen. 3) Zwischenzellen, schmal und keilförmig, ohne spezielle Differenzierung. 4) Basalzellen, wie Typ 3 ohne spezielle Differenzierung, aber gelegentlich mit Desmosomen. Respiratorisches Epithel der embryonalen und neugeborenen Maus (WOODSIDE & DALTON, 1958). Die kapillären Endothelzellen gleichen denen der Adulti. Von einigen Epithelzellen reichen viele Mikrovilli in die Alveolen hinein. Die äussere Kernhülle der alveolären Epithelzellen zeigt eine Kontinuität mit den Membranen des rER. In manchen jener Zellen befinden sich Einschlusskörper. Kollagen und elastische Fasern sind von späten Fetalstadien ab häufig nachweisbar. Homo. Das Bronchoepithel des Menschen zeigt Ringlamellen, die der Zellkernhülle kappenförmig aufgelagert sind (FRASCA et al., 1967). Die Zellen sind zylindrisch und mit Zilien versehen; rER dürfte mit den Ringlamellen in Verbindung stehen. °E-2.8.5. Schwimmblase der Fische (SB) Die ein- bis mehrkammrige SB entsteht als Ausstülpung des Vd.darms und füllt sich mit Gas, wobei das 'spezifische Gewicht' des Fischkörpers dem umgebenden Wasserdruck angeglichen wird (hydrostatische Funktion). Eine SB ist z.B. bei den Acipenseridae (Störe i.w.S.; 330) und i.a. bei den Holostei (Neopterygii, 330) vorhanden. Beim Knochenhecht Lepisosteus (330) u.a. Holostei, dient die SB mit gut durchbluteter vergrösserter Oberfläche als akzessorisches Atmungsorgan und mag als ein Vorläufer der Lunge gelten. Bei den meisten Süsswasser-Teleostei (331; Physostomen) besteht eine Verbindung zwischen der SB und dem Vd.darm (Ductus pneumaticus). Bei den übrigen Teleostei (Physoklisten; z.B. Perciformes, Barschfische) wird der Ductus in einer Frühphase der Entwicklung rückgebildet. Die SB der Lophotidae (Einhornfische; 349) ist dreikammrig. Die erste Kammer enthält Gasdrüsen und Wundernetze (Retia mirabilia), die beiden hinteren Kammern umschliessen einen 'Tintensack', der eine melaninartige Flüssigkeit enthält. Eine SB fehlt z.B. den Cottidae (Groppen; 353). Latimeria chalumnae (Crossopterygii; 368) besitzt anstelle der SB einen 'Fettsack', der wahrscheinlich eine entsprechende hydrostatische Aufgabe erfüllt. Die SB dient auch der Übertragung von Schallreizen in Verbindung mit dem stato-akustischen Sinn* (E-2.7.3.2.). Bei den Karpfen und Welsen liegt der SB ein hebelförmiger Knochen des Weberschen Apparats (vgl. E-2.7.3.2.) zur Wahrnehmung von Druck- und Schallwellen auf. *Bei den Clupeomorpha (334) besteht eine Verbindung der SB mit dem Ohrlabyrinth. Ergänzungen Die SB der Physoklisten Fundulus heteroclitus (Zebrakärpfling; 348), Gadus morrhua (G.callarias; Dorsch; 345) sowie Opsanus tau (ein Froschfisch; Batrachoidiformes; 346) ist durch eine besondere Zellart mit komplexen Faltungen in der paravaskulären Zone gekennzeichnet (COPELAND 1969). Mit der Golgizone kommunizieren Gas erzeugende Strukturen. 'Aktive Zellen' weisen Mikrovilli auf. Salmo gairdneri (342). Die SB der Regenbogenforelle zeigt Epithelzellen mit und ohne Zilien (BROOKS 1970). Die zilienfreien Zellen besitzen Vesikel mit mukösem Material. Eine ähnliche Substanz befindet sich an der Oberfläche des SB-lumens. Osmiophile, lamelläre Körper ähneln den Zytosomen der Alveolenzellen der Vertebratenlunge. Grosse Interzellularräume scheinen das abgegebene Gas aufzunehmen. °E-2.9.0. Gefässsysteme Gefässsysteme einschl. speziell differenzierter Kreislauforgane dienen der Zirkulation der Körperflüssigkeiten (Hämolymphe, Blut) zur Versorgung der Gewebe mit Sauerstoff bzw. Nährstoffen und Hormonen, sowie dem Abtransport von Schadstoffen. Bei Evertebrata und Vertebrata besteht die Wand der Blutkapillaren durchweg aus flachen Endothelzellen. °E-2.9.1. Evertebrata Spezielle Gefässsysteme fehlen den Bryozoa (Ektoprokta; 106), Plathelminthes (109), Aschelminthes (116), Acanthocephala (119), Nematomorpha (124), Capitellidae (Polychaeta; 157) und den Myzostomida (159). Dagegen besitzen manche generell einfach organisierte Formen, wie z.B. die Nemertini (114), ein Blutgefässsystem. OFFENES SYSTEM Das Blut (die Hämolymphe) fliesst i.a. über eine Arterie in einen offenen Raum, das Hämozöl, das bei einigen Formen, z.B. Krebsen, sehr voluminös sein kann. Vom Hämozöl aus umströmt das Blut die Gewebe. Die Brachiopoda (107) haben einen offenen Kreislauf mit einem zwischengeschalteten kleinen Herz. Bei den Mollusca (127) ist ein dorsales schlauchförmiges Gefäss mit einer Anschwellung, dem 'Herz', vorhanden. Ursprüngliche Schneckenformen (Archaeogastropoda, 129) weisen 2 Herzvorhöfe auf. Die Scaphopoda (141) zeigen ein offenes System ohne eigentliche Blutgefässe. Das Herz der Bivalvia (142) ist von einem Perikard (fehlt den Anomioidea (143)) umgeben und hat eine Herzkammer (Ventrikel), sowie eine re und li Vorkammer. Es sind eine vordere und eine hintere Aorta vorhanden. Arterien münden in Lakunen; von dort gelangt die Hämolymphe in den Sinus venosus. Die Onychophora (167) besitzen einen Herzschlauch im dorsalen Perikardialsinus. Ein Septum trennt das 'Röhrenherz' von der Körperhöhle. Vom 1. Beinpaar bis zum vorletzten Segment sind paarige Ostien vorhanden. ARTHROPODA ARACHNIDA Das Herz der Araneae (172) ist im Fall von Fächerlungen schlauchförmig mit reich verzweigtem Arteriensystem, im Fall von Röhrentracheen kürzer und die Gefässe sind weniger verzweigt. Das Gefässsystem der Pseudoscorpiones (178) ist stark rückgebildet; am Herz befinden sich Ostien. Die Acari (182) weisen selten ein Herz auf (fehlt z.B. bei den Uropodina (184) und den Acaridida (192)). Soweit vorhanden, zeigt das Herz Ostien, sowie eine vordere und hintere Arterie. Das Herz der Opiliones (194) hat 2 Paar Ostien. Es sind Kopf- und Schwanzaorta vorhanden. PANTOPODA (196) Das Herz, das Thorax und Cephalosoma durchzieht, weist bisweilen Ostien auf. CRUSTACEA Ein Herz fehlt den Cladocopa (Myodocopida; 202) und den Cirripedia (212). Bei den Copepoda (204) ist selten ein Herz vorhanden. Unter den Podoplea (205) haben nur die Misophrioidea ein Herz. Das Herz der Branchiura (210) ist schlauchförmig mit 1 Ostienpaar. Es ist eine Aorta nachweisbar. Die Aorta anterior der Cumacea (223) bildet über dem Magen ein kontraktiles 'Kopfherz' (Cor frontale). Das Herz der Decapoda (235) liegt im Perikardialsinus, der + eine Vorkammer darstellt. ANTENNATA (243) Das Blutgefässsystem besteht hauptsächlich aus dem Dorsalgefäss mit einer Ringmuskelschicht. Die Progoneata (243) besitzen ein schlauchförmiges Herz mit vielen Ostien, sowie ein Arteriensystem. INSECTA (251) Das Dorsalgefäss besteht aus dem caudal blind endenden röhrenförmigen Herz mit segmental angeordneten Ostien, sowie der Aorta. Die Einströmostien entsprechen Ventilklappen, die sich nach innen öffnen. Die Aorta führt zu den Corpora cardiaca im Kopf (vgl. E-2.13.1.). Die Herzwand zeigt auf ihrer Aussenseite eine dünne Bindegewebsschicht, der nach innen die Ringmuskelschicht (Muscularis) folgt. HEMICHORDATA (305). Das Herz der Pterobranchia (305) und der Enteropneusta (306) ist in die Perikardhöhle eingeschlossen. Bei beiden 'Klassen' erstreckt sich unter dem Stomochord ein mit Podocyten besetztes Glomerulargefäss (Gefässknäuel). Es sind jeweils ein dorsomedianes und ventromedianes Gefäss vorhanden. ECHINODERMATA (307) Bei den Echinodermata ist ein Blut(lakunen)gefässsystem ohne Endothel vorhanden, mit Amöbozyten bzw. Coelomozyten (vgl. E-2.9.3.1.). Vom Dorsalgefäss der Holothuroidea (Seegurken und Seewalzen; 315) zweigen z.T. pulsierende Gefässe ab. Bei den Asteroidea (309) breitet sich ein Blutlakunennetz über den Magenblindschläuchen aus. Wassergefässsystem s.u. GESCHLOSSENES SYSTEM Die Tentaculata (106) weisen ein geschlossenes Gefässsystem auf, ebenso die Echiuroina und Heteromyota unter den Echiurida (152). Das Kreislaufsystem der Cephalopoda (148) ist weitgehend geschlossen. Das schlauchförmige Herz wird von einem Perikard umschlossen, das allerdings bei den Octopoda stark rückgebildet ist. Das Blut wird vom arteriellen System über Kapillaren ins venöse System geleitet. Bei den Pogonophora (Bartwürmer; 304) sind 1 dorsales und 1 ventrales Längsgefäss vorhanden. Letzteres erweitert sich im Kopflappen (Protosoma) zu einem Herz. WASSERGEFÄSS-SYSTEM DER ECHINODERMATA (307) Als Äquivalent zu einem Blutgefässsystem ist ein mit Flüssigkeit gefülltes Röhrensystem vorhanden, das unter den Holothuroidea (Seegurken und Seewalzen; 315) allerdings nur bei den Elasipoda vorkommt. Ein Ringkanal umgibt den Vd.darm, von dem 5 Radiärkanäle in die Arme bzw, zum After ziehen. Die Radiärkanäle enden blind in Endtentakeln. Ergänzungen zu E-2.9.1. SR=Sarkoplasmatisches Retikulum ER=Endoplasmatisches Retikulum gER=Glattes ER rER=Raues ER zur Muskulatur im Allgemeinen vgl. E-2.5.1. Annelida Feinbau der Blutgefässe von Hirudo medicinalis (164; HAMMERSEN & STAUDTE, 1969). Die Wandschichten des segmental gegliederten, paarig angelegten und kontraktilen Seitengefässes sind mit einer kontinuierlichen Zellschicht ausgekleidet, die an einigen dünnen Stellen gefenstert ist. Die Zellen sind mittels Hemidesmosomen in einer Basalmembran verankert, untereinander über Desmosomen verbunden. Lumenwärts sind diesem 'Vasothel' bläschenarme zellige Elemente aufgelagert (C-Zellen), die durch schmale Fortsätze mit den B-Zellen verzahnt sind. Das subendotheliale Bindegewebe besteht aus einem Netz feiner Filamente. Die Media besteht aus einer inneren Schicht längs verlaufender und einer äusseren Schicht ringförmig verlaufender Muskelzellen. Beide Zellarten zeigen ein zentrales Sarkoplasma mit vielen Mitochondrien und wenig ER. Das ER ist von Fibrillenstrukturen umgeben; jede dieser Fibrillen ist aus Sarkomeren aufgebaut, die Aund I-Bande erkennen lassen. Unter der Zellmembran erweitern sich Sarkotubuli zu Zisternen, in deren Bereich das Plasmalemm häufig Einfaltungen zeigt. Die Adventitia enthält viele Bündel markloser Axone, wovon es 3 Arten gibt: 1) führt Mitochondrien und Mikrotubuli, sowie membranbegrenzte Korpuskel; 2) erscheint weitgehend leer; 3) sehr gross, mit myelinähnlichen Formationen. Arenicola marina (157). Die Herzwand des Wattwurms besteht aus Myoepithel (JENSEN 1974). Unter der Kollagenschicht der Lumenseite der Basallamina können sich gelegentlich Blutzellen befinden (vgl. E-2.9.3.1.). Die Myofibrillen bestehen aus dicken und dünnen Filamenten. Verstreut sind Z-Körper vorhanden. Das SR bildet ein Netz. An der Lumenseite der Zellen sind die Myofibrillen mit dem Sarkolemm über Hemidesmosomen miteinander verbunden. Ein echtes Endothel fehlt. Mollusca - Cephalopoda (149) Die Blutgefässe des Nervensystems zeigen ein unvollständiges Endothel, aber eine kontinuierliche Basalmembran (BARBER & GRAZIADEI, 1967a). Perizyten stehen in Kontakt mit den Gliazellen. Ein Endothel begrenzt das Lumen der Kopfaorta. Es sind eine dicke Basalmembran, sowie je eine Schicht zirkulärer und longitudinaler Muskelfasern vorhanden. Sepia officinalis. Das Herz zeigt eine weitgehende Differenzierung der quer- und schräggestreiften Muskulatur (SCHIPP & SCHÄFER, 1969). Die Sarkomeren gliedern sich in Z-, B- und I-Bande; die Z-Bande bestehen aus Teilelementen. Ein sarkotubuläres System verläuft in Längs- und Querrichtung; daneben besteht ein T-System, das mit der Körperhöhle kommuniziert. Nervenendigungen mit Sekretgranula und Vesikeln treten mit den Muskelzellen in synaptischen Kontakt. Endothel kleidet das Herzlumen unvollständig aus. Das die Herzwand begrenzende Coelomepithel weist Mikrovilli auf. Arthropoda Limulus polyphemus (Xiphosura; 169). Der Herzmuskel zeigt in seiner Substruktur lange Sarkomeren, breite B-Bande, irreguläre Z-Linien; M-Linien und H-Zonen fehlen (LEYTON & SONNENBLICK, 1971). Die Oberfläche des Sarkolemms wird durch Interzellularräume beträchtlich vergrössert. Ein SR umgibt jede Muskelfibrille. CRUSTACEA Procambarus clarkii (Decapoda°Astacidea; 238). Die Substruktur des Myokards zeigt Desmosomenbindungen zwischen Adventitia-Zellen (HOWSE et al., 1971). Unter der Adventitia liegt eine Basalmembran aus dichter Substanz, die viele feine Filamente enthält. Die Myokardzellen sind 'gestreift'. Der grösste Teil des Zytoplasmas, der Kern, die Glykogengranula und die Mitochondrien liegen in der Zellperipherie. Die Myofibrillen bestehen aus dicken und dünnen Filamenten. Ein T-System und ein gut entwickeltes SR sind nachweisbar. Elemente dieser Organellen bilden Dyaden in Höhe der H-Bande, Triaden in Höhe der Z-Bande der peripheren Myofibrillen. Terminale Nervenendigungen reichen tief in die Myokardzellen hinein. Ein Endokard fehlt. INSECTA Die Perikardzellen nehmen Fremdproteine auf; offenbar findet jedoch keine Phagozytose von Bakterien statt (WIGGLESWORTH 1970). Pinozytose ist über die ganze Zelloberfläche verteilt. Das Zytoplasma ist reich an Lysosomen und Residualkörpern. Drosophila melanogaster (Diptera; 294). Die Perikardzellen zeigen ein perinukleäres rER, einen Nucleolus, grosse Vakuolen, sowie kleine Vakuolen mit Einschlusskörpern (MILLS & KING, 1965). Die Zellen sind an bestimmten Stellen eingebuchtet; in den Buchten verlaufen glatte Muskelfasern. Bei ca. 50'000-facher Vergrösserung im EM erscheint die Zytoplasmamembran stark invaginiert. Von den Invaginationsstellen gehen 'Pinosomen' aus, als lange, unregelmässig geformte Tubuli, oder als Sphäroide. Enteropneusta Glossobalanus minutus (306). Die endothellosen Gefässe des Eichelorgans zeigen eine basale Lamina aus dünnen Fibrillen (WILKE 1972). Die äussere Schicht der Gefässe ist ein Coelomepithel mit podozytenähnlichen Zellen, den Coelomozyten. Das Zytoplasma der Epithelzellen der Glomeruluskapillaren ist von gER und rER überzogen und enthält viele Vesikel, Lysosomen und viele Mitochondrien. Jede Epithelzelle besitzt mindestens eine Zilie. Ausläufer der Epithelzellen stehen in Kontakt mit benachbarten Zellen. Interzelluläre Verbindungen sind Desmosomen und Tight junctions. °E-2.9.2.0. Chordata Das Herz der Tunicata (317) liegt hinter dem Kiemendarm. (Endothelfreie) Bindegewebslücken dienen als Gefässe des offenen Systems. Das Gefässsystem von Branchiostoma (Acrania, 319) ist geschlossen. Hauptgefässe sind eine Aorta dorsalis und eine paarige Vena cardinalis. Auch ist ein venöses Blut führender Sinus venosus vorhanden, sowie eine Kiemenarterie und kontraktile Kiemenherzen. Ein Pfortadersystem führt zum Leberblindsack. Die Myxinoidea (Schleimaale, Inger; 321) besitzen kontraktile Venenabschnitte im Schwanz. Nachdem das sauerstoffreiche, arterielle Blut der Fische das Kapillarnetz der Kiemen durchflossen hat, gelangt es in die Aortae epibranchiales, um dann von den beiden Aortenwurzeln (Radices aortae) aufgenommen zu werden. Näheres in E-2.9.2.1. Die Art der Blutversorgung der Organe der übrigen Vertebrata entspricht prinzipiell der der Fische. Bei den (meisten) adulten Amphibien, den Sauropsiden und Säugern tritt an die Stelle des Kiemenkreislaufs der Lungenkreislauf. Ergänzung Branchiostoma lanceolatum (Acrania; 319). Dorsale und ventrale Aorta, sowie die subintestinale, die hepatische, die Kardinal- und Lateralvenen gleichen sich weitgehend in ihrem Feinbau (CASLEY-SMITH 1971). Es herrscht ein typisches Vertebrata-Endothel vor, das jedoch dicker ist und mehr ER enthält. Fenestrierte Gefässe und 'echte' Lymphgefässe fehlen. °E-2.9.2.1. Blut- und Lymphgefässe der Vertebrata BLUTGEFÄSSE Es sind 3 Haupttypen von Blutgefässen zu unterscheiden: Arterien, Venen und Kapillaren. Die Gewebeschichten der Arterien und Venen sind, von aussen nach innen: - Tunica externa (Adventitia): Lockeres Bindegewebe, in dem kollagene und elastische Fasern verlaufen. Bei höher organisierten Vertebrata kommen die Vasa vasorum ('Gefässe der Gefässe') hinzu. - Tunica media (Media): Elastische Membranen und Glatte Muskulatur. Bei kleineren Gefässen ist den Muskelsträngen ein Netz elastischer Fasern eingefügt; gegen die Adventitia durch die Membrana elastica externa abgegrenzt. - Tunica interna (Intima): Endothel, Bindegewebe und Muskelfasern; bei Arterien durch die Membrana elastica interna gegen die Media abgegrenzt; wegen ihrer Öffnungen wird letztere Membran auch als Membrana fenestrata bezeichnet. Die Wand der Venen ist wesentlich dünner als die der Arterien, bei oft nur undeutlicher Abgrenzung der Schichten gegeneinander. Die Wand der Kapillaren besteht nur aus Endothel. Arterien vom 'elastischen Typ' sind die Aorta und die Arteria pulmonalis. Arterien vom 'muskulären Typ' einschliesslich der Arteriolen regulieren die Blutzufuhr zu den Organen. Die Hauptschlagader (Aorta) der Fische entspringt dem Truncus arteriosus (Osteichthyes: Bulbus arteriosus). Die Aorta ventralis ist paarig oder unpaarig angelegt; von ihr gehen, je nach Anzahl der Kiemen, die Arteriae branchiales aus. Kaudal der Kiemenregion münden Letztere in die A. dorsalis. Die beiden Aa. carotides führen das Blut aus dem Kiemenbereich zum Kopf. Abdomenwärts erstrecken sich die A. subclavia, coeliaca, mesenterica, ovospermatica, sowie die Aa. renales und iliacae caudalis. Die Aorta ventralis der Chondrichthyes (322) führt zu den 5 Paar Kiemenbogenarterien. Bei den Sauropsiden (Reptilien und Vögel) gehen die Carotiden vom rechten Aortenbogen aus; der Truncus arteriosus teilt sich in 2 Aortenwurzeln und die Lungenarterie auf. Bei den Therapsida (säugerähnliche Reptilien; 392) und den Mammalia gehen die Carotiden vom linken Aortenbogen aus; der Truncus arteriosus ist meist in je eine Aortenwurzel und Lungenarterie aufgeteilt. Die Gefässe, die das sauerstoffarme Blut zum Herz zurückleiten, stellen das Venensystem dar: Venae cardinales anteriores und Vv. posteriores; 2 Äste der Vena caudalis führen durch die Niere. Aus der Leber führt die Vena hepatica Blut in den Sinus venosus. Die 'inneren' Venen der Sphenisciformes (Pinguine; 395) nehmen nach dem 'Gegenstromprinzip' Wärme aus dem Blut der dicht anliegenden Arterien auf. Weitlumige Kapillaren sind die Sinusoide, in deren Blutstau Makrophagen Fremdmaterial aufnehmen können. In die Sinusoide münden Kapillaren als 'Austauschgefässe'. Diese Gefässformation befindet sich besonders im Bereich richtungändernden Verlaufs der Muskelfasern und kommt nicht im Papillarmuskel vor. In weiten interstitiellen Räumen zwischen subendothelialer und perimuskulärer Basalmembran befinden sich Bindegewebszellen oder unregelmässig angeordnete Kollagenbündel. In enge Räume schieben sich Fortsätze von Fibrozyten ein. Gelegentlich kommen im Interstitium Schwannsche Zellen vor, die an Endothelzellen grenzen. Intramyokardiale Sinusoide bei Hund und Ratte sind mit Endothel ausgekleidet und zeigen eine kontinuierliche Basalmembran (LUNKENHEIMER & MERKER, 1973). In sekretorischen Drüsen kommen fenestrierte Kapillaren vor. Im Zytoplasma befinden sich Poren, die meist von einer Membran verschlossen sind (KARNOVSKY 1968). In den Nierenglomeruli und der Leber der Mammalia sind jene Poren jedoch offen. Die Aufgabe der mikropinozytotischen Vesikel der Kapillarendothelien besteht im Transport gelöster Metaboliten aus dem Blut durch die Zelle ins Gewebe, sowie von Ausscheidungsprodukten auf dem selben Weg zurück. LYMPHGEFÄSSE Die Gefässwand besteht aus Endothelzellen über einer Basallamina, die von Kollagenfasern umhüllt ist. Lymphherzen der Teleosteer und Amphibien sind Gefässe mit Muskelfasern. Es ist anzumerken, dass im ZNS der Vertebrata keine Lymphgefässe vorhanden sind. Ergänzungen zu E-2.9.2.1. Osteichthyes Beim Thunfisch (Thunnus; Perciformes°Scomberomoridae; 364) strömt zwecks Wärmeaustausch Blut vom dicht unter der Cutis liegenden Wundernetz (Rete mirabile) in tiefer gelegene Muskelschichten. Die aglomeruläre Niere von Pleuronectes microcephalus (Heterosomata; 366) besitzt Arteriolen mit epitheloiden Zellen in der Media (BOHLE & WALVIG, 1964). Beim Elasmobranchier Squalus acanthias (Acanthias vulgaris, 323) konnten in den Nierenarteriolen keine Epithelzellen nachgewiesen werden. Amphibia Das Gefässendothel von Bufo arenarum (375) und dem Frosch Leptodactylus chaquensis (375) zeigt Filamentbündel, pinozytotische Vesikel, sowie Granula (PIEZZI et al., 1969). Das Carotislabyrinth der Anuren Bufo marinus, Hyla aurea und Neobatrachus pictus (375), das dem Carotiskörper der Mammalia entspricht, besteht aus einer Hauptkammer und einem Plexus sinusoideus (ROGERS 1966). Im intervaskulären Stroma des Plexus befinden sich B- und C-Zellen, mit denen Nerven offensichtlich Synapsen bilden (vgl. E-2.6.3.). Aves Die Media der elastischen Gefässe von Schwan, Drossel und Star besteht aus glatten Muskeln, die durch 'elastische Netze' zu Schichten zusammengefasst werden, d.h. aus muskulären Zylindersystemen, die mit Bindegewebslagen alternieren (BÜSSOF 1973). Die Zylinder werden gegeneinander versetzt und bilden so ein sich überlappendes Plattensystem. Die Bindegewebslagen setzen sich aus kollagenen Fasern, Fibrozyten und Lagen elastischer Fasernetze zusammen. Die Adventitia besteht aus kollagenen Fasern, Fibrozyten und einem elastischen Fasernetz. Passer domesticus (412). Die Kapillaren des Pecten oculi (vgl. E-2.7.2.4.) des Haussperlings bestehen aus Endothelzellen und einer perivaskulären Membran (JASINSKI 1973). Das Plasmalemm der basalen und luminalen Oberfläche ist stark gefaltet, was eine Vergrösserung um das 20-fache bewirkt. Die Endothelzellen überlappen sich an ihren Rändern und bilden Zonulae adhaerentes. Mammalia Bau der venösen Kapillaren, der Venulae und der kleinen Sammelvenen der Mammalia z.B. bei RHODIN (1968): 1) Venöse Kapillaren mit dünnem, gelegentlich gefenstertem Endothel, Perizyten. 2) Postkapilläre Venulae, die mit zunehmendem Dm mehr Perizyten und Fibroblasten enthalten. 3) Sammelvenen mit vollständiger Perizyten- und Fibroblastenschicht und gelegentlich mit glatten Muskelfasern. 4) Muskelvenen, bei denen fast alle periendotheliale Zellen glatte Muskelzellen sind, die sich überlappen oder manchmal 2 Schichten bilden. 5) Kleine Sammelvenen, die eine prominente Media aus kontinuierlichen Schichten glatter Muskelzellen aufweisen. Bei ca. 20% der Kapillarquerschnitte aus Lunge und Herz von 'Schlachtvieh' befinden sich Endothelzellen, die mit der Plasmamembran filamenthaltiger Zellen in Kontakt stehen (EPLING 1966). Jene Zellen verlaufen durch die Basalmembran ins Bindegewebe; sie enthalten ausser den Filamenten viele zytoplasmatische Fortsätze, pinozytotische Vesikel, Caveolen, Mitochondrien, ER und freie Ribosomen. Rattus rattus (Rodentia°Myomorpha; 439). In der Aorta befinden sich Desmosomen zwischen den glatten Muskelfasern und der elastischen Membran (KEECH 1960). Die Tunica media enthält nur glatte Muskelfasern, die Intima nur Endothelzellen. Das Sarkolemm ist schwach entwickelt. Zum Feinbau der Aorta vgl. u.a. PEASE & PAULE (1960). Mus musculus (Maus; Rodentia°Myomorpha; 439). Postkapilläre Venulae zwischen Kapillaren der Cortex und Paracortex und efferente Venen, oder auch die Hilusregion von Lymphknoten, zeigen ein hohes Endothel mit vielen Mitochondrien, Golgistrukturen, multivesikulären Körpern und dense bodies (WENK et al.,1974). Lymphozyten (vgl. E-2.9.3.0.) befinden sich solitär oder in Gruppen in der Venenwand. Die meisten Lymphozyten passieren das Endothel und liegen den Perizyten an. Letztere sind durch eine Basalmembran von den Epithelzellen getrennt; sie weisen nicht immer einen Kern auf, besitzen wenige Mitochondrien, freie Ribosomen, rER und wenig Golgisubstanz. Zwischen den Perizyten befinden sich Kollagenfasern. Die Endothelzellen der Sinusoide 5 Tage alter Mäuse zeigen einen grossen Kern, wenige Mitochondrien, rER und einen Golgiapparat (JÉZÉQUEL et al., 1965). Die Organisation der Blutkapillaren im Muskel von Zwerchfell, Myokard, Zunge und Ht.extremität von Hamster (Cricetus; 438) und Meerschweinchen (Cavia porcellus; 443) schliesst eine dreischichtige Kapillarwand ein (BRUNS & PALADE, 1968). Endothel, eine Basalmembran mit zugeordneten Perizyten, sowie eine Adventitia sind nachweisbar. Die abgeflachten Endothelzellen enthalten viele membrangebundene Vesikel. Zonulae occludentes verbinden die Zellen untereinander. Die Perizyten entsenden Pseudopodien durch das innere Blatt der Basalmembran und erreichen das Endothel in den Maculae occludentes. Die Adventitia ist eine diskontinuierliche Schicht mit Makrophagen, Fibroblasten und Mastzellen (E-2.10.0.) sowie Fibrillen und amorpher Substanz. Cavia porcellus (Rodentia°Caviomorpha; 443). Die mesenterialen Lymphgefässe zeigen einen ungleichmässigen Bau der Wand, bedingt durch die Anordnung der Gefässklappen (SCHIPP 1965). Verzweigte glatte Muskelzellen sind eng miteinander verflochten; Syncytien fehlen. Periphere Plasmasäume und -fortsätze enthalten viele Mitochondrien. Das zentrale Myofilament entspricht einem Achsenfaden. Die Innervation geht von einem Nervenplexus der Adventitia aus. Die Lemnoblasten* des Plexus umschliessen vegetative Axone, deren Endabschnitte mit der glatten Mediamuskulatur eine synaptische Bindung eingehen. Der Feinbau der Lymphkapillare zeigt in der Kapillarlichtung und gegen den Perikapillarraum gerichtete Mikrovilli und grössere pseudodopodienähnliche Ausstülpungen. Es sind vielgestaltige grosse Kerne, rER, Mitochondrien und Zell-Zell-Bindungen zu finden. *embryonale Vorstufen der Schwannschen Zellen Camelus (Artiodactyla°Tylopoda; 451). Die Blutkapillare ist von einer dünnen Kollagenschicht umgeben, Letztere von Interzellularsubstanz; Fensterbildungen fehlen (MONTGOMERY et al., 1964). Die Wand selbst besteht aus Lagen dicker Endothelzellen mit reichlich Zytoplasma, grossen Kernen, Mitochondrien und kleinen Pinozytosebläschen. Homo. Die peripheren Lymphgefässe (z.B. am Fussrücken) zeigen eine diskontinuierliche Wandstruktur, indem muskelärmere mit muskelreicheren Abschnitten alternieren (OEHMKE 1968). Die Basis der ('zweigipfligen') Lymphgefässklappe liegt dabei im muskelärmeren Bereich. Lymphgefässe und Lymphklappen haben ein einschichtiges Endothel, das zur Verankerung im subendothelialen Bindegewebe stachelartige Forsätze trägt. Die Tunica media besteht aus einem Geflecht eng miteinander verzahnter glatter Muskelzellen. °E-2.9.2.2. Herz der Chordata Das Herz ist ein muskulöses Hohlorgan, das die Strömung der Hämolymphe bzw. des Blutes steuert. Herzmuskel speziell in E-2.5.2. Mit aufsteigender Entwicklungsstufe zeigt das Herz die Tendenz zur Kammerung. Bei den Vögeln und Säugern sind, als Voraussetzung für die Warmblütigkeit (Homoiothermie), beide Kammern (Ventrikel) vollständig voneinander getrennt. Die übrigen Vertebraten sind wechselwarm (poikilotherm) und das Blut beider Herzkammern wird durchmischt. Bei den Krokodilen ist jedoch eine Scheidewand vorhanden. Das Fischherz ist in Atrium und Ventrikel gegliedert. Bei Haien und Lungenfischen ist ein Bulbus cordis, sowie ein Conus arteriosus mit 7 Klappen vorhanden. Das Herz der Chondrichthyes (322) befördert nur venöses Blut; spezielle Strukturen sind Sinus venosus, Atrium und Ventrikel. Das Herz von Latimeria chalumnae (Crossopterygii; 368) zeigt einen primitiven Bau mit annähernd linear angeordeneten Kammern. Bei den Amphibien sind li und re Vorkammer (Atrium sinister, A. dexter) durch ein Septum weitgehend voneinander getrennt. Der Ventrikel ist besonders bei den Urodela durch viele Septen unterteilt. Die Vorkammern (Atria) der Reptilien (re Atrium i.a. >li) sind beim adulten Tier durch ein Septum vollständig getrennt. Ins li Atrium mündet der Stamm der Vv. pulmonales. Dorsad ist ein Septum interventriculare ausgerichtet, das bei den Krokodilen (Crocodylia, 391) wie eine Fortsetzung des S. interatriale erscheint und li und re Ventrikel bis auf das Foramen Panizzae an der Basis der Aortenbögen voneinander trennt. Aus dem li Ventrikel geht der re Aortenstamm (Truncus aorticus dexter) hervor, aus dem re Ventrikel der Truncus pulmonalis und der li Aortenstamm (T. a. sinister). Bei den Vögeln und Säugern sind Körper- und Lungenkreislauf völlig voneinander getrennt. Eine Besonderheit des Vogelherzes ist u.a. dass beide Lungenvenen nicht mit einem gemeinsamen Stamm (Truncus pulmonalis), sondern getrennt ins li Atrium münden. Beim höher organisierten Säuger münden 4 Vv. pulmonales ins li Atrium (gemeinsamer Truncus 'noch' bei den Monotremata (421) vorhanden). Besonders an den Ein- und Austrittsstellen der Gefässe befinden sich als Ventilsysteme Herzklappen, die in ihrem Bau prinzipiell den Venenklappen entsprechen. Im Einzelnen: Mitralklappe und Trikuspidalklappe der Atria; z.B. eine Klappe des Lungenarterienstammes. Die Klappen entstehen aus segelförmigen und ähnlich gestalteten Auswüchsen des Endokard. Histologie des Vertebratenherzes: - Epikard; bindegewebige Grundschicht und Endothel. - Myokard; Muskelgewebe (vgl. E-2.5.2.); Bindegewebe, Nerven und Blutgefässe. - Endokard; einschichtiges Plattenepithel (Endothel), das einer Basallamina aus kollagenen und elastischen Fasern aufliegt. Das Herz der Petromyzonta (321) wird von einem knorpeligen Perikard umschlossen. Ergänzungen Pleuronectes platessa (Osteichthyes°Heterosomata; 366). Der Sinus venosus besteht aus einer dünnwandigen Kammer aus bindegewebiger Matrix, in der der Plexus des parasympathischen Herzganglions und Bündel myokardialer Zellen liegen (SANTER & COBB, 1972). In der sino-aurikulären Verbindung befindet sich ein Nervenkomplex. Mammalia Die endotheliale Grenzschicht der Herzklappen wird von einer einfachen Schicht flacher Zellen gebildet (KÜHNEL 1965). Benachbarte Zellabschnitte können sich streckenweise überlagern. An den interzellulären Kontaktflächen kommt es zu Verzahnungen. Im Zytoplasma der Endothelzellen der Aortenklappen und der Mitralklappe (Valvula mitralis) befinden sich einige Mitochondrien, ER und viele Vesikel. Basales und apikales Plasmalemm zeigen pinozytotische Einsenkungen. Auffallende fibrilläre Strukturen entsprechen Tonofilamenten und sind besonders im infranukleären Bereich anzutreffen. Die Endothelzellschicht liegt einer Basalmembran auf. Im Bindegewebe des subepithelialen Raums befinden sich Fibrozyten und Histiozyten als flach ausgebreitete Zellen mit langen Fortsätzen, die oft bis an die Basalmembran reichen und sich dort verbreitern. Die eigentliche Fibrosa der Klappen besteht aus dicht gefügten Bündeln kollagener Fibrillen, die eine typische Querstreifung mit einer Periodik von 600 A° aufweisen. Rattus rattus (Rodentia°Myomorpha; 439). Sinusoide kommen bei der Ratte häufiger in der li als in der re Kammer vor; sie sind kontinuierlich mit Endothel ausgekleidet (NOACK et al., 1973). Das Zytoplasma der Endothelzellen weist offenbar kaum Organellen und keine Zonulae occludentes auf, dafür aber schmale Säume als Kontaktstrukturen. Im Sinusknoten von Mensch und Hund befinden sich marginale Myokardzellen, sowie Hauptzellen des Sinusknotens (P-Zellen-analog), die heller als die Myokardzellen sind und wenige Myofibrillen und Mitochondrien aufweisen (JAMES et al., 1966). Zwischen beiden Zellarten bestehen Übergangsformen. °E-2.9.3.0. Geformte Bestandteile des Blutes und der Lymphe °E-2.9.3.1. Evertebrata Die Blutzellen des (geschlossenen) Gefässsystems der Tentaculata (106) führen Hämoglobin. Das farblose Blut der Brachiopoda (107) enthält keine geformten Bestandteile. In der Körperflüssigkeit der Kinorhyncha (118) sorgen Amöbozyten für O2- und Stofftransport. Mollusca. Schnecken und Muscheln weisen im Bindegewebe Porenzellen auf, die Hämocyanin bilden und speichern können. Bei den Bivalvia (142) sind Amöbozyten meist in allen Körperregionen vorhanden. Solen, Pectunculus, Cardita und Arca führen Erythrozyten. Im Magen von Ostrea edulis (Auster; 144) sind Amöbozyten zu finden. Die Zellen der Coelomflüssigkeit der Echiurida (152) enthalten i.a. Hämoglobin (Ausnahme: Echiurus echiurus). Bei Urechis caupo sind Erythrozyten nachweisbar. Polychaeta (157). Im Bereich der Herzwand des Wattwurms Arenicola marina (157) befinden sich Chloragogzellen (~Speicherzellen), sowie Hämatozyten, in denen Hämoglobin gebildet wird (vgl. z.B. JENSEN 1974). Der Blutfarbstoff der Flabelligerida (157) ist Chlorocruorin. In der Coelomflüssigkeit der Tardigrada (165) befinden sich Speicherzellen, die bei juvenilen Formen eine subepidermale Schicht bilden, sich dann aber ablösen. Die Hämolymphe der Onychophora (167) führt Hämozyten. Das aus der Spermatophore austretende Sperma gelangt bei Paraperipatus mit Hilfe leukozytenähnlicher Coelomozyten ins Coelom des F. ARTHROPODA Blutzellen von Limulus polyphemus (Xiphosura; 169) werden als granuläre Hämatozyten bezeichnet. In der Blutflüssigkeit der Arachnida (170) sind 4 Arten von Hämatozyten nachweisbar. Bestandteile des Blutes der Crustacea (197) sind z.T. phagozytierende Hämatozyten mit gut entwickeltem ER. Die Cumacea (223) führen Hämolymphe mit amöboiden Zellen (Amöbozyten). Ein Hämoglobin führendes Pigment ist bei Lernaeocera branchialis (Siphonostomatoidea°Pennellidae; 209), einem z.B. am Schellfisch parasitierenden Krebs, nachweisbar. INSECTA In der Körperhöhle sind Aggregate von Perikardzellen und Önozyten nachweisbar. Die Perikardzellen entstammen dem Mesoderm, sind meist zwei- bis mehrkernig und besonders im Perikardialsinus, aber auch im Herzlumen und entlang der Aorta zu finden. Die Önozyten entstehen aus dem Ektoderm des Abdomens und entsprechen eingesenkten Epithelzellen. Während der häufigen Bildung von Agglomeraten geht die Bindung an die Epidermis verloren. Das Zytoplasma der Önozyten ist dicht, enthält kleine Kerne und gelegentlich kristalline Einschlüsse. Charakteristisch für das Insektenblut allgemein sind grosse Fettzellen (Adipohämozyten) mit randständigen Lipidtropfen. In juvenilen Stadien treten kleine Hämatozyten mit grossem Kern auf. Später werden amöboid bewegliche Formen beobachtet, die sich in Mikro- und Makronucleozyten teilen. Meist befinden sich die Blutzellen nahe beim Coelomepithel. Die Membran der Granulozyten weist Filopodien (Bündel plasmatischer Stränge) auf. Das Zytoplasma enthält viele freie Ribosomen. Filopodien sind ebenso bei den Sphaerulozyten vorhanden, deren besonderes Kennzeichen intrazytoplasmatische Globuli sind. Koagulozyten kommen besonders bei Heuschrecken vor. Nach Zerstörung des Integuments durch eine Verletzung koaguliert Hämolymphe, die Koagulozyten wandern zur Wunde und bilden durch Verklumpen einen vorläufigen Wundverschluss, bis sich eine neue Epidermisschicht gebildet hat (TRENCZEK 1992). Auch kann vorübergehend Melanin abgelagert werden. Eine perinukleäre Zisterne ist ein spezielles Organell jener Zellen. Im Blut der Schabe Blaberus discoidalis (Blattodea; 258) sind phagozytierende Zellen nachweisbar (MORAN 1971). ENTEROPNEUSTA Die Coelomozyten von Glossobalanus minutus (306) haben pseudopodienförmige Ausläufer und zeigen Verbindungen vom stark gelappten Kern und den Mikrotubuli, die sich von den Zilien zur Kernmembran erstrecken. ECHINODERMATA (307) In den Coelomhöhlen und -kanälen sowie den Blutlakunen zirkulieren viele amöboid bewegliche Coelomozyten (Amöbozyten, vgl. E-2.9.1.) als Phagozyten und Elaeozyten. Letztere können z.B. bei den Holothuroidea (315) Hämoglobin enthalten. Bei Cucumaria sind Erythrozyten nachweisbar. Holothuria leucospilata zeigt amöboide Coelomozyten (ENDEAN 1958). Im Epithel des Seeigels Centrostephanus longispinus (312) befinden sich amöboid bewegliche Pigmentzellen (WEBER & DAMBACH, 1972). In Mundregion, Pharynx, Ösophagus und Magen von Ophiuroiderma panamensis (311) befinden sich Amöbozyten mit grosser zentraler Vakuole (SCHECHTER & LUCERO, 1968). Ergänzungen Mollusca Lymnaea stagnalis (Basommatophora; 137.). Blutzellen ^ z.T. Amöbozyten (STANG-VOSS, 1970; SMINIA, 1972). Gelegentlich lagern sich Amöbozyten zu Zellverbänden zusammen, was einen Wundverschluss nach Verletzungen bewirken soll (STANG-VOSS 1970). Lamellidens corrianus (144). Im Blut dieser Süsswassermuschel sind neben Amöbozyten acidophile und basophile Zellen vorhanden (NARAIN 1972). Priapulida Priapulus caudatus (125). Der im Meer lebende 'Priapswurm' besitzt eine blutähnliche Coelomflüssigkeit mit roten Blutkörperchen und Amöbozyten (~Leukozyten) (MATTISSON & FÄNGE, 1973). Die Erythrozyten sind bikonvexe Scheiben mit einem Kern; das Zytoplasma zeigt wenige Organellen, auffallend sind jedoch marginale Bänder von Mikrotubuli. Die Amöbozyten sind < Erythrozyten, das Zytoplasma ist reich an Organellen: Tubuli, lysosomenähnliche Körper, ER, Mitochondrien, Golgi, Vesikel, Granula. Annelida Bei Polycirrus (158) sind Erythrozyten gefunden worden, bei Amphitrite johnstoni (158) Coelomozyten (ovale Scheiben mit grossem Kern einschl. Nucleolus), dazu grössere Zellen mit pseudopodienförmigen Fortsätzen (DALES 1964). Bei Lumbricillus-Arten (161) kommen 2 Arten amöboider Coelomozyten vor, die ER mit Einschlüssen aus einem Mucopolysaccharid-Protein-Komplex aufweisen (RICHARDS 1980). Lumbricus terrestris (162). Die Coelomozyten dieses Regenwurms bestehen aus Basophilen, Acidophilen, Neutrophilen, Granulozyten und Chloragogzellen (Elaeozyten) mit charakteristischen Einschlüssen, wie Lipid u.a. (STEIN et al., 1977; LINTHICUM et al., 1977). Ausser den Chloragogzellen (Ausnahme: Eisenia) haben alle Zellen grosse Pseudopodien. Übliche Organellen sind Mitochondrien, ER, Golgi, Vesikel und Granula. Im Coelom der Hirudinea (163) befinden sich einzelne phagozytierende Zellen. Crustacea Orconectes viridis (Decapoda; 238). Neben kleinen und grossen Granulozyten sind hyaline Zellen mit zentralem, stark basophilem Kern und vielen Mitochondrien zu finden (WOOD & VISENTIN, 1967). Eriocheir sinensis (Brachyura; 242). Elemente des Blutes der Wollhandkrabbe (BAUCHAU & DE BROUWER, 1972): 1) Rund-ovaler Hämatozyt mit voluminösem zentralen Netz, an dessen Peripherie sich Chromatinmassen ausbreiten; die perinukleäre Membran ist mit Poren durchsetzt; 2) semigranulärer Hämatozyt, ebenfalls mit voluminösem Netz, 1 oder 2 Golgistrukturen und nierenförmigem Kern; 3) ovaler Granulozyt, mit meist zweilappigem Kern, peripherem gER, perninukleärem ER, Golgiapparat, Ribosomen, Mitochondrien, Lysosomen, Granula und Mikrotubuli an der Periperie des Zytoplasmas. Insecta Locusta migratoria und Gryllus bimaculatus (260; 259). Der Ausstrich der Blutflüssigkeit zeigt Granulozyten, Koagulozyten mit Stäbchen und fibrillären Körpern, sowie Plasmatozyten (HOFFMANN 1970; HOFFMANN et al.,1968,1968a,1968b). Bei den Plasmatozyten handelt es sich um langgestreckte Zellen mit gefingerter Oberfläche; sie sind reich an freien Ribosomen, ER und Mitochondrien, während der Golgiapparat nur schwach entwickelt ist. Die bei Locusta migratoria vorhandenen Önozytoide entsprechen frei beweglichen Önozyten, d.h. grossen Zellen mit kleinem Kern und gebündeltem tubulären Material. Das Zytoplasma zeigt wenige Zisternen von rER, wenige Mitochondrien und freie Ribosomen. Die hämopoetischen Organe von Locusta migratoria (260) und Gryllus bimaculatus (259) gleichen phagozytärem Gewebe entlang des dorsalen Diaphragma (HOFFMANN 1970). Die Blut bildenden Stammzellen bestehen aus zahlreichen 'Retikularzellen' mesodermalen Ursprungs. Entlang des dorsalen Diaphragmas befinden sich (HOFFMANN et al., 1968,1968b): 1) Retikuläre Zellen, deren Zytoplasma feine Vesikel und Vakuolen enthält (Pinozytose, Phagozytose), sowie wenig rER und Golgisubstanz, viele freie Ribosomen und Mitochondrien; 2) hämatopoetische Inseln, deren Zellen über Desmosomen miteinander verbunden sind; die Golgistruktur ist auffälliger als bei 1. Zwischen beiden Zellarten gibt es Übergangsformen. Melolontha melolontha (273). Es werden 6 Typen von Hämatozyten unterschieden (DEVAUCHELLE 1971). Besonders auffällig sind die Podozyten, d.s. grosse Zellen mit vielen pseudopodienförmigen Fortsätzen, sowie die Granulozyten mit acidophilen Einschlüssen. Im larvalen Gewebe befinden sich zwischen den grossen Perikardzellen im Dorsalteil des Abdomens hämatopoetische Herde (BREHÉLIN 1973). Calliphora erythrocephala (Diptera; 295). Plasmatozyten, Önozytoide und Thrombozytoide* zirkulieren in der Hämolymphe der Larven und Puppen (ZACHARY & HOFFMANN, 1973). Der Plasmatozyt der Larve enthält viele freie Ribosomen, ausserdem rER und ein paar lysosomenähnliche Körper; der Golgiapparat ist nur schwach entwickelt. In älteren Larven sind Plasmatozyten zahlreicher vorhanden und im Zytoplasma sind Granula zu erkennen. *Kernlose Zytoplasmafragmente zerfallender Hämatozyten und 'nackte' Kerne. Ephestia kuehniella (Mehlmotte; 300). An Hämatozyten ist Phagozytose beobachtet worden (°GRIMSTONE et al., 1967). Im Übrigen enthalten die Blutzellen einen Golgiapparat, Mitochondrien, Lipideinschlüsse, Mikrotubuli, Lysosomen und eine 'pinozytotische' Vakuole. Echinodermata Asterias rubens (Asteroidea; 310). Das Zytoplasma der Coelomozyten ist stark vakuolisiert (BARGMANN & BEHRENS, 1963). Mitochondrien befinden sich in Kernnähe. °E-2.9.3.2. Chordata Das pigmentfreie Blut der Acrania (mit Branchiostoma, 319) enthält keine geformten Bestandteile. Von den Petromyzonta ab ist das Blut durch 2 Hauptzellarten gekennzeichnet: 1) die + formkonstanten Erythrozyten; 2) die farblosen Leukozyten einschl. der Lymphozyten. Daneben sind Thrombozyten (Blutplättchen) vorhanden, die für die Blutgerinnung an Wunden sorgen und reichlich Actin enthalten. Im Fischblut kommen die Spindelzellen vor, die meist grosse Kerne besitzen. Zum Feinbau der Blutzellen der Teleosteer vgl. z.B. WEINREB (1963) und FEY (1965). ERYTHROZYTEN (EZ) Ausser im peripheren Blut sind EZ in den parenchymatösen Organen vorhanden, besonders in der Milz, bei Teleosteern auch im intertubulären Gewebe der Niere, bei den Mammalia vermehrt in der Leber. In Milz und Leber der Säuger sind degenerierende EZ nachweisbar. Der EZ ist (meist) scheibenförmig, oder im Umriss rund bis oval*. Der kernführende EZ zeigt in Seitenansicht meist ein bikonvexes, der kernlose ein bikonkaves Profil. 'Relativ' grosse EZ haben die Elasmobranchier und Urodelen. Die EZ der Teleosteer und Sauropsiden sind mittelgross, die der Mammalia meist sehr klein. Die Anzahl der EZ pro ml Blut ist i.a. umgekehrt proportional ihrer Grösse. Besonders bei den Vögeln und Säugern ist die Anzahl EZ pro Volumeinheit (M meist >F). Eine Relation EZ-zahl bzw. EZ-grösse/ Körpergrösse scheint nicht zu bestehen. Besonders bei den poikilothermen Vertebrata ist eine deutliche Inkonstanz der Erythrozytenzahl zu beobachten, bedingt durch Änderungen der Aktivität im Wechsel der Jahreszeiten (u.a. Winterschlaf) oder des Standorts. Bei manchen Mammalia (Pferd, Hund) kann die EZ-zahl bei erhöhter Aktivität (Laufen, Springen) um 10% oder mehr erhöht werden. *Mammalia: Camelidae (451) Die im Blut zirkulierenden EZ der (adulten) Mammalia einschl. der Monotremata ('Kloakentiere'; 421) sind i.a. kernlos und, bei fehlender Proteinsynthese, kurzlebig. Beispiele für Kernlosigkeit von EZ bei den übrigen Vertebrata: Der adulte Teleosteer Maurolicus muelleri (343); ca. 2% der EZ von Triturus alpestris sind kernlos (372; FEY 1965), beim Karpfen 0,1%. Der ausgewachsene Eisfisch Chaenocephalus aceratus (Perciformes°Notothenioidei; 361), der in Bodennähe tiefer antarktischer Fjorde lebt, weist weder Hämoglobin noch EZ auf; die roten Blutzellen werden im Larvenstadium rückgebildet. Eine extrem grosse Kiemenoberfläche, ein grosses Herz und weite Gefässe befördern genügend Sauerstoff für die eingeschränkte Aktivität des Fischs. Im EM zeigt der EZ der Chordata i.a. eine Doppelmembran und die meisten StandardZellorganellen wie Golgiapparat, Mitochondrien, Mikrotubuli und ER. Den kernlosen Erythrozyten der Säuger fehlt allerdings ein ER. Das Gerüstprotein Spektrin verleiht der Zellmembran des EZ der Camelidae (451) eine besondere Festigkeit*. *Stark schwankende osmotische Verhältnisse mit Bezug auf den Wasserhaushalt Im Knochenmark der Mammalia (E-2.10.4.) sind (noch) kernhaltige EZ zu finden, die aus den Erythroblasten hervorgegangen sind. In der fetalen Leber sind Herde einer Erythropoese (vgl. Hämatopoese) zu finden. LEUKOZYTEN Die Hauptformen der weissen Blutzellen sind 1. Granulozyten - Neutrophile, d.h. weder acidophile noch basophile polymorphkernige Zellen (Stabkernige oder Segmentkernige) - Acidophile (Eosinophile) mit zweilappigem Kern - Basophile; relativ selten, mit unregelmässig geformtem Kern. Dank ihrer Eigenschaft Fremdkörper einschliesslich Krankheitserregern zu phagozytieren, werden die Granulozyten auch als Mikrophagen bzw. Makrophagen bezeichnet. Bei den Urodela (372) befinden sich Granulozyten hauptsächlich unter der Bindegewebskapsel der Leber, bei den Anura (373) dagegen in der Submucosa des Darms und im Nierenstroma (Mesonephros). n2. Lymphozyten Die nur passiv beweglichen formkonstanten Lymphozyten sind ausser im peripheren Blut vor allem in lymphatischen Geweben und Organen anzutreffen (Lymphknoten, Milz, Thymus). Es gibt a) Mikrolymphozyten mit grossem runden Kern und geringem Plasmaanteil, b) Makrolymphozyten mit grösserem Plasmaanteil. Hinzu kommen Monozyten mit eingebuchtetem, bohnenförmigem Kern. Ergänzungen zu E-2.9.3.2. Perophora viridis (Tunicata; 317) weist 8 Arten von Blutzellen auf: u.a. Amöbozyten, Lymphozyten und Phagozyten (FREEMAN 1970). Die Thrombozyten des Hundshais Galeorhinus laevis (Mustelus canis; Triakidae; 325) zeigen eine charakteristische, überwiegend perinukleäre Anordnung von Mikrotubuli (SHEPRO et al., 1966). Weiterhin sind Mitochondrien, ER und freie Ribosomen nachgewiesen worden. Polyodon spathula (Löffelstör; Acipenseriformes; 330) besitzt Lymphozyten in 3 Grössenkategorien, dazu acidophile und neutrophile Leukozyten (CLAWSON et al., 1966). Osteichthyes Salmo gairdneri (342). Ein 'Segregationsapparat' der Erythrozyten besteht aus einem Granulum mit 8 längs orientierten Lamellen (FEY 1965). Die Zahl der Mitochondrien nimmt mit der Reife der Erythrozyten zu. Die Erythrozyten des Dorschfischs Gadus pollachius (345) enthalten ausser dem Kern gelegentlich Mitochondrien, ein gering ausgebildetes rER, sowie ein marginales Band aus 6-10 Mikrotubuli. Aves Die Myelozyten von Haushuhn (Gallus; 400) und Taube (Columba; 404) sind acidophil oder basophil, besitzen ein ER, einen grossen Golgiapparat, sowie 'globuläre' und 'fibrilläre' Granula (°CAMPBELL 1967). Die Bildung der Erythrozyten erfolgt aus intravaskulären, die Bildung der Leukozyten aus extravaskulären Hämozytoblasten. Die Lymphozyten des Huhns zeigen ausser dem Kern (mit Nucleolus) Pseudo- und Lobopodien, schwach entwickeltes ER, einen Golgiapparat und wenige Mitochondrien. Die Organellen der Monozyten sind u.a. deutlich ausgeprägte Golgistrukturen, ER, Filamente, Lipid, Mitochondrien und Pinozytosevakuolen (ENBERGS & KRIESTEN, 1968). Mammalia Die Megakaryozyten besitzen einen band- oder ringförmigen Kern, sowie pseudopodienförmige Fortsätze, aus denen die Thrombozyten hervorgehen. Megakaryozyten aus der Rattenmilz zeigen eine perinukleäre, intermediäre und marginale Zonierung des Zytoplasmas (HAN & BAKER, 1964). In der perinukleären Zone befinden sich der Golgiapparat, die Ribosomen, das ER und die Mitochondrien, in der mittleren Zone Granula und ein stark ausgeprägtes gER, in der marginalen Zone nur wenige Organellen. Die Organellen der Thrombozyten entsprechen annähernd denen der Intermediärzone der Megakaryozyten, dazu kommen Vesikel. Die Thrombozyten von Mensch und Kaninchen zeigen pseudopodienförmige Fortsätze, wenige Mitochondrien, eine Golgistruktur, Mikrotubuli, Vakuolen und Glykogenpartikel (°BAK et al., 1969). Rattus rattus (Rodentia°Myomorpha; 439). Aus dem Ductus thoracicus der Ratte gewonnene kleine Lymphozyten zeigen 2 Zellarten: 1) Helles Zytoplasma, kleiner, oft gelappter Kern und viele Organellen; 2) vermutlich 'Altersstufe' von 1), mit dichtem Zytoplasma, grossem runden Kern und fast keinen Organellen (HEBEL & LIEBICH, 1969). Mus musculus (Rodentia°Myomorpha; 439). In der Milz sind Makrophagen mit einem Kern von 20-30 m bzw. 12-15 m Dm vorhanden. Die Zellen zeigen ausserdem 2 nucleolusähnliche Zonen, peripheres Chromatin, Mitochondrien, rER, gER und einen Golgiapparat (°SWARTZENDRUBER & CONGDON, 1963). Die frühe Entwicklung der Thymuslymphozyten beim 10 bis 13 Tage-Mäusefetus unterscheiden sich von den Thymusepithelzellen durch ihre runde Form, grössere Nucleoli (HOSHINO et al., 1969). Erste Lymphozyten treten an Tag 11 im Mesenchym auf, das die 3. Pharynxtasche umgibt. Homo. Die Basophilen enthalten einen Golgiapparat, ER, Mitochondrien, Ribosomen und Mikrotubuli (ZUCKER-FRANKLIN 1967). Beim 4 bis 5 Monate alten Embryo sind intrasinusoidale Erythrozyten mit schwach ausgebildetem Golgiapparat und kleinen Mitochondrien, ER und Ribosomen zu erkennen (HOYES et al., 1973). Beim Neugeborenen sind in Erythroblasten und Erythrozyten siderophile, d.h. Eisen anzeigende Granula, die Siderozyten, nachweisbar (BRÜSCHKE et al., 1963). Ähnliche Befunde haben Blutproben von Ratten in der Perinatalperiode ergeben. HÄMATOPOESE Ausgangsstruktur der Blutbildung ist die pluripotente Stammzelle, aus der die Vorstufen der differenzierten Blutzellen hervorgehen. Der hepatischen Phase der Hämatopoese der Mammalia, d.h. der Blutbildung in der Leber, folgt die myeloide Phase, d.h. die Blutbildung im Knochenmark (E-2.10.4.) parallel zur Differenzierung des knöchernen Skeletts. Der Vorgang schliesst Prozesse der Zellproliferation und der Differenzierung ein. Pluripotente Stammzellen im embryonalen Dottersack bzw. der fetalen Leber, später des Knochenmarks, teilen sich a) zu lymphoiden Zellen, aus denen sich die C- und T-Lymphozyten entwickeln, b) zu myeloischen Zellen, von denen sich die Erythrozyten, die Megakaryozyten, Granulozyten und Monozyten herleiten. Aus den Megakaryozyten entstehen die Thrombozyten. Die Grundformen der Leukopoese sind die Myeloblasten mit basophilem Zytoplasma. Aus ihnen gehen die Myelozyten hervor, die mit ihren acidophilen, basophilen oder neutrophilen Granula die unmittelbaren Vorläufer der Leukozyten sind. Die Fischniere ist ein Blut bildendes Organ. Der Pronephros des Karpfens (Cyprinus carpio, 336) zeigt Hämatopoese (SMITH et al., 1970). In der Leber des Säugerfetus befinden sich Hämatopoeseherde (vgl. z.B. NAGEL 1968): - Vorstufen der Erythrozyten (Erythropoese): Hämozytoblast, basophiler, polychromatischer und acidophiler Erythroblast, Retikulozyt, kernhaltiger Erythrozyt - Vorstufen der Leukozyten (Granulozytopoese): Hämozytoblast, Myeloblast, Promyelozyt, Myelozyt, Metamyelozyt und Granulozyt - Thrombozyten Beim menschlichen Fetus sind in der Leber vom 2. bis zum 7. Monat der Schwangerschaft hämatopoetische Zellpopulationen nachweisbar, die von den späteren Populationen im Knochenmark noch völlig verschieden sind (THOMAS et al., 1960). Details zur Hämatopoese Die hämatopoetische Stammzelle enthält, wie besonders bei den Rodentia und Primates nachweisbar, einen runden Kern mit 1 oder 2 Nucleoli, viele Ribosomen, Mitochondrien und Vesikel; dagegen fehlen Golgistrukturen, ER und Lysosomen (°DICKIE et al., 1973). Zur Bildung der Granulozyten beim Kalifornischen Wurmsalamander Batrachoseps attenuatus (Urodela°Plethodontidae; 372) vgl. CAMPBELL (1969). Mus musculus (Rodentia°Myomorpha; 439). 5 Tage alte Mäuse zeigen Hämozytoblasten im Disse-Raum der Leber (JÉZÉQUEL et al., 1965). Es sind erythropoetische Inseln vorhanden, die im Kontakt mit den Hepatozyten stehen. Die Hämozytoblasten sind extrem voluminöse Zellen mit grossem Kern, der 1 oder 2 Nucleoli zeigt. Ribosomen treten solitär oder im Aggregat auf. Selten ist ein rER vorhanden, Mitochondrien und Golgiapparat sind Standardorganellen. Die basophilen Erythroblasten zeichnen sich durch einen gut entwickelten Golgiapparat aus und führen sehr viele Ribosomen. Die polychromatischen Erythroblasten haben ein dichtes Hyaloplasma; die Ribosomen sind häufig von einem Hof (Halo) umgeben. Interchromatine Verdichtungen werden als Nucleolusäquivalente gedeutet. Gelegentlich sind Aggregate von Ferritin zu erkennen. Den acidophilen Erythroblasten fehlen die Nucleoli gänzlich. Voll ausgereifte Erythrozyten sind frei von Organellen. Der Myeloblast ist eine grosse Zelle mit Golgikomplex und einem Nucleus mit 1 oder 2 Nucleoli. Der Promyelozyt ist <Myeloblast, der Nucleolus ist unscheinbar oder fehlt. Der Kern des Myelozyts ist hantelförmig oder gelappt. Im Disse-Raum (s.o.) befinden sich auch Megakaryozyten, mit grossen gelappten Kernen und einem voluminösen Zytoplasma mit sehr vielen kleinen Mitochondrien, dichten Granula, gER und rER. Von diesen Zellen lösen sich wenige Blutplättchen von 3-4 m Dm ab; sie erscheinen oval u/o bikonkav. Beim 8 Tage alten Jungtier sind von Hepatozyten umgebene leukopoetische Inseln festzustellen. °E-2.10.0. Lymphatische Gewebe und Organe Die Abwehr von Fremdorganismen erfolgt bei den Evertebrata im Besonderen durch Phagozytose bzw. Enzyme (z.B. Lysozym). 'Echtes' lymphatisches Gewebe fehlt den Myxinoidea (Schleimaale; 321) und Chondrichthyes (Knorpelfische; 322). Aggregate lymphoider Zellen sind jedoch in verschiedenen Organen vorhanden, so im Pronephros (Kopfniere). Ein ausgeprägtes Lymphsystem ist bei den Osteichthyes (Knochenfische; 329) vorhanden. 2 Lymphbahnen verlaufen parallelel zur Wirbelsäule. Die Lymphe, eine farblose bis milchig-trübe Flüssigkeit, fliesst aus den Sinus pericardiales ins Venensystem ab, hauptsächlich in die Vena cardialis. Einige Fischarten (Aal, Hecht, Schleie) besitzen Lymphherzen, die Frösche (Anura°Ranidae; 373, 374) dorsale Lymphsäcke. Besonders bei den Säugern sind Lymphknoten vorhanden, die in den Körperregionen, besonders aber im Bereich des Verdauungstrakts lokalisiert sind. Lymphgefässe gleichen anatomisch Blutkapillaren bzw. Venen (vgl. E-2.9.2.1.). Anmerkung: Als grösstes Organ des Körpers ist die Haut des Menschen nicht nur eine Schutzhülle und für die 'Hautatmung' von einiger Bedeutung, sondern erfüllt auch eine aktive immunologische Funktion (vgl. u.a. EDELSON & FINK, 1985). MASTZELLEN Mastzellen kommen vorwiegend in lockerem Bindegewebe, in Nervengewebe und Schleimhäuten vor und entstehen aus den gleichen myeloiden Stammzellen wie die basophilen Granulozyten (E-9.3.2.). Die Granula enthalten Heparin, Chondroitinsulfat und Histamin. Die Zelloberfläche weist Immunoglobulin-E-Rezeptoren zur Bindung von Fremdproteinen (Antigene) auf. In Dura und Leptomeninx von Mensch, Meerschweinchen und Ratte, aber auch bei Triturus vulgaris (372), Rana esculenta (374) und Podarcis (Lacerta) muralis (386) befinden sich Mastzellen hauptsächlich in der Peripherie von Blutgefässen (OLSSON 1968), ausserdem im Stroma des Plexus chorioideus von Mensch, Affe, Hund, Schwein, Schaf und Rind, im Pinealkörper des Menschen und anderer Mammalia, besonders auch in der Pars nervosa der Hypophyse von Hund und Rind, schliesslich im peripheren Nervensystem vieler Säuger, bei Hühnern und Fischen. Zur Morphologie der Mastzellen bei Schlangen vgl. z.B. SOTTOVIA-FILHO (1974). Details und Ergänzungen zu den Mastzellen Triturus pyrrhogaster (Urodela°Salamandroidea; 372). Bei diesem Molch sind Mastzellen in der Iris nachgewiesen worden (SETOGUTI 1969). Unter dem EM zeigen diese Zellen ein ER, Mikrofibrillen, einen Golgiapparat, Lysosomen, Mitochondrien und freie Ribosomen. Rattus rattus und Cricetus (Rodentia°Myomorpha; 439, 438). Die Mastzellen aus Gewebe der Rattenzunge sowie der Backentasche bzw. dem Omentum vom Hamster enthalten viele Granula und fingerförmige Fortsätze der Zellwand. Der Kern zeigt eine mit Poren durchsetzte Doppelmembran. Die Zelle enthält ausserdem Mitochondrien und Golgistrukturen. Die Granula der Rattenmastzelle entstehen im Golgiapparat in der Form von Progranula, die in einer Membran zu aggregieren scheinen und so dichte Stränge bilden können (COMBS 1966). Bis zum 11. Tag post partum befinden sich die Mastzellen des Rattenhirns gehäuft ausschliesslich in der Pia mater, in der Choroidfissur und im Plexus chorioideus (LAMBRACHT-HALL et al., 1990). Zunächst besteht eine geringe Metachromasie (Toluidinblau). Später wandern die Mastzellen entlang der Blutgefässe der Fimbria, des Hippocampus und des Thalamus in den dorsolateralen und posterolateralen Kern des Thalamus ein. Mus musculus (Rodentia°Myomorpha; 439). Mastzellen sind besonders häufig in der Zunge nachweisbar, seltener (als z.B. bei der Ratte) in den Lymphknoten (MAJEED 1994). Die Mastzellen aus der Lunge des Meerschweinchens (Cavia porcellus; Rodentia°Caviomorpha; 443) zeigen beträchtliche Unterschiede in ihrer Grösse; sie sind rund, oval oder spindelförmig und enthalten Mikrovilli, bis zu 10 Mitochondrien, einen eher unauffälligen Golgiapparat, viele Vakuolen, Vesikel, Aggregate freier Ribosomen, gelegentlich rER, sowie ein Centriol (TAICHMAN 1970). °E-2.10.1. Lymphfollikel und Lymphknoten Lymphfollikel (Lymphknötchen; Folliculi lymphatici) sind Aggregate aus Lymphozyten. Der Lymphfollikel, der bereits von einer Bindegewebskapsel umschlossen ist, wird zum sekundären Lymphknoten (Lymphonodus) mit weissen Blutzellen. Vom Bindegewebe der Kapsel ziehen Trabekel ins Innere des Lymphknotens. Die periphere Schicht erscheint kompakt und hebt sich als Rinde (Cortex) vom Mark (Medulla) ab. Subkapsulär wird ein weitmaschiger Randsinus erkennbar. REPTILIA Bei Chelydra serpentina (Schnappschildkröte; Cryptodira; 378) befinden sich lymphoide Aggregate in der Schlundregion (~Tonsillen), ebenso axillär und inguinal, auch im Darmtrakt, in der Lunge und der Niere (BORYSENKO & COOPER, 1972). AVES Bei den meisten Vögeln sind die Lymphknoten nur schwach ausgebildet, dem 'Säugertyp' entsprechende Lymphonodi sind nur bei Wasser- und Stelzvögeln nachweisbar. Gelegentlich können sich Aggregate von Lymphzellen z.B. in der Leber oder in der Lunge bilden, sodass in diesen Organen eine atypische Anzahl Lymphknoten vorhanden sein kann. In der Bursa Fabricii, die aus Darmepithel hervorgeht und aus Cortex und Medulla besteht, sind verschiedene Stadien der Lymphozytopoese nachweisbar (ACKERMAN & KNOUFF, 1959). Die Lymphfollikel weisen undifferenzierte Epithelzellen auf. Nach innen hin sind kleine und grosse Lymphozyten, sowie 'Blast'-Zellen zu finden. Die sekretorische Zelle in der Medulla ist länglich, das Zytoplasma dunkel, mit 1-2 langen Fortsätzen, die Granula enthalten (OLAH & GLICK, 1978). MAMMALIA Im Dünndarmepithel ist zwischen Solitärknötchen (Lymphonodi solitarii) und Peyerschen Haufen (Folliculi lymphatici aggregati) zu unterscheiden. Letztere sind durch Bindegewebssepten aufgeteilt. Am Übergang Mundhöhle/ Verdauungstrakt befinden sich die Tonsillen, die prinzipiell wie die Lymphknoten aufgebaut sind. Ergänzung Mus musculus (Rodentia°Myomorpha; 439). Poplietale* Lymphonodi-Zellen gelten als Antikörper bildende basophile zytoplasmaarme Zellen (CUNNINGHAM 1968). * 'im Kniebereich' Die lymphoiden Follikel der Peyerschen Haufen des Dünndarms zeigen 4 Zonen (SOBHON 1971): 1) Keimzentrum, 2) Zone kleiner Lymphozyten, 3) Interfollikulärzone, 4) subepitheliale Zone. Im Keimzentrum befinden sich retikuläre Zellen, Makrophagen und Lymphozyten (Details s.u.). Viele Makrophagen befinden sich in der subepithelialen Zone, wo ausserdem Plasmazellen vorhanden sind. Die interfollikuläre Zone zeigt hauptsächlich kleine Lymphozyten, Makrophagen, Plasmazellen und post-kapilläre Venulae. Die grossen, zytoplasmareichen Lymphozyten des Keimzentrums zeigen viele freie Ribosomen, prominente Nucleoli, kleine Mitochondrien an dem einen Kernpol, Anzeichen von rER und eine mässig entwickelte Golgistruktur (SOBHON 1971). Die mittelgrossen Lymphozyten haben weniger prominente Nucleoli, weniger Mitochondrien und rER, die kleinen Lymphozyten grosse Aggregate von Heterochromatin im Kernzentrum, ausserdem kein ER, aber viele freie Ribosomen, wenige Mitochondrien und eine schwach entwickelte Golgistruktur. Die (häufig hufeisenförmigen) Makrophagen zeigen blasige Kerne mit locker angeordnetem Chromatin und prominenten Nucleoli, die tief eingeschnürt sein können. Die Mitochondrien sind klein und rund; es sind reichlich rER, viele Lysosomen und eine gut entwickelte Golgistruktur zu erkennen. Die retikulären Zellen erscheinen sternförmig, euchromatisch, bei geringem Gehalt an Heterochromatin; rER, freie Ribosomen, kleine Mitochondrien und eine prominente Golgistruktur sind nachweisbar. In der Interfollikulärzone umhüllen Kollagenbündel die Gefässe. °E-2.10.2. Milz Die Milz ist ein meist langgestrecktes Organ im Bereich des Vd.darms und als zentrales Lymphknotenäquivalent in die Blutbahn eingeschaltet. Sie dient vor allem bei den Mammalia der Blutspeicherung; es sind aber auch Herde der Blutbildung (Osteichthyes, Anura, u.a.) bzw. des Blutabbaus nachweisbar. Wie die Lymphknoten besteht die Milz in ihren Bindegewebsanteilen aus einer Kapsel und einem Gerüstwerk mit der Pulpa. Weisse Blutzellen (weisse Pulpa) sammeln sich um die Blutgefässe zu Milzknötchen (Malpighi-Körperchen), die den Lymphfollikeln entsprechen. Die rote Pulpa besteht überwiegend aus Erythrozyten und füllt die Räume zwischen Trabekeln und Malpighi-Körperchen aus. Das 'Zellnetz' wird von Retikulumfasern gestützt. Weg des Blutes in der Milz: Am Hilus tritt die Arteria lienalis ein, deren Äste in die Milzknötchen vordringen. Die 'Follikelarterien' verzweigen sich nach dem Austritt aus den Knötchen. Jedes Ästchen schwillt durch vermehrte Anlagerung retikulären Gewebes zu einer Hülse an (Hülsenkapillare) und läuft in die Endkapillare aus. Es ist anzunehmen, dass sich das Blut nicht direkt aus den Endkapillaren ins Retikulum ergiesst, sondern zunächst in weite Sinus ('venöse Kapillaren') geleitet wird. Das Blut wird dann von der Pulpavene aufgenommen und gelangt durch die Trabekelvenen in die Vena lienalis. Die Wände der Milzsinus bestehen aus syncytialem Endothel (Netzendothel). Je nach Bedeutung der Milz als Blutspeicherorgan können ins bindegewebige Gerüstwerk Muskelfasern eingestreut sein, d.h. die Lumina der Sinus können durch Sphinkteren geändert werden. Bereits die Chondrichthyes (Knorpelfische; 322) haben eine Milz. Bei den Osteichthyes (Knochenfische; 329) ist die Milz vorwiegend ein Organ der Lymphozytenbildung. Bei den Anura (375) findet die Blutbildung hauptsächlich in der Milz statt. Auch bei vielen Eidechsen ist die Milz das primäre Blut bildende Organ. Bei Triturus cristatus (372) sind verschiedene Stadien der Erythropoese beobachtet worden (TOOZE & DAVIES, 1967). Hülsen und Endkörperchen sind bei Teleosteern, Schildkröten, Vögeln und Säugern zu finden, nicht aber z.B. bei Boa constrictor (388; LORETI 1969). Die Milz dieser Schlange ist in Lappen (Lobi) gegliedert, die durch intralobuläre Septen voneinander getrennt sind. Die Kapsel besteht aus kollagen-elastischen Lamellen ohne Muskelelemente, die Pulpa hauptsächlich aus lymphoiden Zellen. In der Kapsel und in den Septen sind Histiozyten zu finden. Die Sinusoide der Milz zeigen in ihrem Feinbau ein extrazelluläres amorphes Material. Das Lumen der venösen Sinus wird von Uferzellen begrenzt, die sich von den Gefässendothelien besonders durch ihre grössere Dichte unterscheiden. Sie liegen einer Retikulinschicht auf, die eine inkohärente Basalmembran bildet. Das Zytoplasma ist reich an Mitochondrien, ferner sind Golgikomplexe, Vesikel und Lysosomen vorhanden. Ergänzungen Reptilia Die Milz der Schnappschildkröte (Chelydra serpentina; Cryptodira; 378) zeigt Trabekel mit grossen Blutgefässen (BORYSENKO & COOPER, 1972). Die rote Pulpa besteht aus einem System von Sinusoiden mit Zellen des peripheren Bluts. Mammalia Die rote Pulpa bildet bei Ratte, Meerschweinchen und Hund Sinusoide, deren Wände aus Makrophagen und Retikulumzellen bestehen (GALINDO & FREEMAN, 1963). Das Stroma der weissen Pulpa besteht aus je 2 Arten von Makrophagen und Retikulumzellen. Mus musculus (Rodentia°Myomorpha; 439). In den Keimzentren der Milz sind 2 Zellarten nachweisbar (SWARTZENDRUBER & HANNA, 1965): 1) Grosse Lymphozyten mit vielen freien Ribosomen, wenig ER, wenigen Mitochondrien, gering entwickeltem Golgiapparat, grossem Kern mit Nucleoli. 2) Kleine Lymphozyten mit mehr Mitochondrien, weiter entwickeltem Golgiapparat und 1 Kern mit vielen Chromatinaggregaten. Das Netz des extrazellulären Retikulum besteht aus einer amorphen Substanz und enthält gelegentlich Retikulinfibrillen (GALINDO & IMAEDA, 1962). Die freien Zellen der Pulpa sind Lymphoblasten, Lymphozyten und Plasmazellen. Felis catus (Carnivora°Feloidea; 447). Die Hülsenkapillaren der Milz sind gut gegen die rote Pulpa abgegrenzt (ZWILLENBERG & ZWILLENBERG, 1963). Hauptmerkmal des Kapillarendothels ist ein filamentreiches Zytoplasma. Ausser den Endothelzellen zeigen die Hülsenkapillaren Schwannsche Zellen und Axone markloser Nerven, sowie Erythrozyten und Thrombozyten. Ähnliche Filamentbildungen sind bei Hund und Pferd zu finden. °E-2.10.3. Thymus Inseln lymphatischen Thymusgewebes, bzw. ein Thymus als kompaktes Organ, sind bei den Petromyzonta, Selachiern, Teleosteern, Amphibien, Sauropsiden und Säugern vorhanden. Beim juvenilen Säuger gliedert sich der Thymus in Läppchen aus Rinde und Mark (Cortex, Medulla). Während die Rindenregion reich an Lymphozyten ist, weist das Mark nur wenige Lymphozyten auf. Degenerierende Markzellen erscheinen als abgeflachte, ineinander geschachtelte oder schalenförmige, zu Aggregaten zusammengeschobene Zellen: Hassallsche Körperchen. Die Vasa lymphatica afferentia durchbrechen die Kapsel und münden in den Randsinus, von welchem die Sinus ausgehen, die bis ins Zentrum des Organs reichen. Die Vasa lymphatica afferentia münden in das Vas lymphaticum efferens, das gemeinsam mit einer Arterie und Vene im Hilus einmündet. Mit zunehmendem Alter wird der Säugerthymus zu Fettgewebe mit Restinseln von Thymuszellen umgebildet (Involution). Mäuse zeigen deutlich eine kontinuierliche altersabhängige Zellgrösse des Thymus (SALINAS et al., 1972). Beim menschlichen Fetus und dem Neugeborenen entspricht die prinzipielle Struktur des Thymusparenchyms einem schwammförmigen Maschenwerk, lose in der Cortex, dicht in der Medulla, mit 2 Arten epithelialer Retikulumzellen (HIROKAWA 1969). Details, Ergänzungen Reptilia Der Thymus von Chelydra serpentina (Schnappschildkröte; 378) setzt sich aus mehreren kleinen Lappen zusammen, deren jeder durch Trabekel unterteilt ist (BORYSENKO & COOPER, 1972). Die Cortex enthält kleine Lymphozyten, die Medulla überwiegend grosse acidophlile Zellen. Ophidia (389). Bei den Schlangen befinden sich im Thymus lymphoide Zellpopulationen, ähnlich wie bei den Mammalia. Es besteht ein epitheliales Netz mit Lymphozyten. Crotalus atrox (Klapperschlange; 390) und Lampropeltis getulus (389). Das Zytoplasma der Epithelzellen enthält viele Tonofilamente und Desmosomen; die Kerne zeigen prominente Nucleoli (BOCKMAN & WINBORN, 1967). In der Medullärzone kommen Myoidzellen vor. Aves Gallus gallus (Galliformes; 400). Zum Feinbau des Thymus vgl. z.B. FRAZIER (1973): 1) Die Lymphozyten sind zahlreicher in der Cortex als in der Medulla vertreten und bilden die wichtigste Komponente des Thymusgewebes. 2) Die Epithelzellen zeigen eine variable Morphologie. 3) Die Retikulumzellen in Cortex und Medulla besitzen lange Zytoplasmafortsätze und stehen über Desmosomen miteinander in Kontakt. 4) Die Myoidzellen sind auf die Medulla beschränkt. In der Medulla sind auch häufig inter- und intrazelluläre Zystenbildungen der Epithelzellen nachweisbar, ebenso Epithelzellen mit vielen intrazytoplasmatischen Gebilden*. Undifferenzierte Epithelzellen der Medulla bzw. kortiko-medullärer Bereiche zeigen wenige Zytoplasmafibrillen oder Desmosomen. *u.a. wahrscheinlich Hassallsche Körperchen Mammalia Mus musculus (Rodentia°Myomorpha; 439). Als Beispiel der Entwicklung des lymphatischen Systems der Mammalia eignet sich besonders der Thymus des Mäusefetus (vgl. u.a. MANDEL 1970). Am 13-Tage-Fetus sind hauptsächlich undifferenzierte Epithelzellen und einige Lymphoblasten zu beobachten, an Tag 15 der Pränatalentwicklung kortikale Epithelzellen. An den Tagen 17 und 18 wird die Trennung in Cortex und Medulla mit der Ausbildung gut vaskularisierter Zonen deutlich. In der Cortex kommen viele lymphoide Zellen vor (kleine Lymphozyten?). Die Thymusepithelzelle des 14-Tage-Fetus zeigt viele Ribosomen in kleinen Aggregaten, wenige Mitochondrien, gelegentlich Zisternen von rER und kleine Golgizonen, Desmosomen und Tonofibrillen. Die Lymphoblasten enthalten keine Desmosomen und Tonofibrillen; es sollen jedoch, zumindest bis zum 18. Tag, 'virusähnliche Partikel' vorhanden sein, entweder peripher, oder innerhalb der Zisternen des rER. Am 15./16. Tag sind in den Epithelzellen freie Polysomen und Golgistrukturen zu erkennen. Postnatal sind viele Hassallsche Körperchen vorhanden und die Cortex ist, im Gegensatz zur Medulla, frei von undifferenzierten und sich teilenden Epithelzellen. In der Medulla befinden sich auch zystische Epithelzellen mit randständigem Kern; häufig sind Mikrovilli vorhanden. In beiden Zonen kommen Makrophagen vor. Mus rattus (Rodentia°Myomorpha; 439). Zum Feinbau vgl. u.a. DUIJVESTIJN & HOEFSMIT (1981). Fibroblasten bzw. Fibrozyten, Granulozyten und Mastzellen sind im mesenchymalen Anteil des Thymusgewebes vorhanden; die Reifung der Thymozyten dürfte in den retikulären Epithelzellen erfolgen. Cavia porcellus (Rodentia°Caviomorpha; 443). Wie beim Mäusethymus zeigen die Hassallschen Körperchen das typische Lamellenmuster (KOHNEN & WEISS, 1964). Retikuläre Zellen bilden Schichten um zentrale Elemente verschiedener Struktur; es kommt zu Kerndegenerationen und intrazellulärer Fibrillenbildung. Zwischen Epithelzellen und lymphozytären Zellen sind Desmosomen vorhanden, was auf den epithelialen Charakter des Retikulums hinweist (IZARD 1966,1966a). In der Medulla gehen einige Epithelzellen in Hassallsche Körperchen über, parallel zu einer vermehrten Anzahl an Tonofibrillen (IZARD 1966a). Nach MANDEL (1968) fällt die Hauptphase der Bildung der Hassallschen Körperchen in die Zeit der Fetalentwicklung, d.h. Tage 35-46 der Gestation. Die Korpuskeln bestehen dann aus Zellinseln, die einem keratinisierten, squamösen Epithel entsprechen. Später werden einige Korpuskeln von polymorphkernigen Leukozyten infiltriert. °E-2.10.4. Knochenmark Das Knochenmark (Medulla ossium) der Vertebrata ^ retikulärem Bindegewebe, das Hohlräume der Knochenmasse ausfüllt. Bei den juvenilen Mammalia ist das rote Knochenmark Blut bildend. Beim Adultus verwandelt sich das rote Mark in den Schäften der Röhrenknochen in fettreiches gelbes Mark, die Blutbildung (E-2.9.3.2.) erfolgt dann nur noch in den distalen Abschnitten (Epiphysen). °E-2.11.0. Verdauungssysteme Ein Verdauungssystem umfasst die Weiterleitung aufgenommener Nahrung zum Verdauungstrakt, d.h. bei höher organisierten Formen zum Darmtrakt nebst Anhangsorganen (Speicheldrüsen i.w.S., Mitteldarmdrüse, bzw. Leber und Pankreas). °E-2.11.1. Evertebrata Porifera (097). Die Nahrungsaufnahme erfolgt über ein Filtriersystem, mit Ansaugen des Nahrungspartikel ('Detritus', Protozoen, Algen) führenden Wasserstroms durch Kapillarkräfte und Geisselschlag. Verwertbare Nahrung wird als Ganzes durch Phagozytose von den Nährzellen (Gastralzellen) aufgenommen, die i.a. Choanozyten (vgl. E-2.0.) sind. Gelegentlich dienen Dermalzellen aushilfsweise als Nährzellen. Bei den Archaeozyten dürfte es sich um 'Transportzellen' handeln. Nicht verwertbare Partikel werden aus dem Gastralraum ausgestossen. Der Gastralraum der Homocoela (Calcaria) wird von den Choanozyten ausgekleidet. Bei den Heterocoela befinden sich die Choanozyten in Radialtuben oder in Geisselkammern (so z.B. bei Leucosolenia). Die Kammern stehen mit dem Gastralraum über Kanäle in Verbindung. Cnidaria (099). Die durch die Nesselzellen eingefangene Nahrung wird unter Bewegung der Tentakeln in den Gastralraum befördert. Wie bei den Porifera (s.o.) liegt ein entodermales Gastralepithel vor. Das Epithel besteht aus zylindrischen, begeisselten Zellen (Nährzellen) mit dazwischen liegenden unbegeisselten, keulenförmigen oder ovalen Zellen mit körnigem Inhalt. In einem 'Darmepithel' befinden sich resorbierende Epithelmuskelzellen (Myoepithel); apikal sind Zilien und Pseudopodien vorhanden. Während Hydra (100) einen ungegliederten Gastralraum besitzt, gehen bei den grossen marinen Medusen vom Zentralmagen mit Ektoderm ausgekleidete Kanäle aus (z.B. bei Aurelia; 103), bzw. zweigen Radiär- und Ringkanäle ab (z.B. Eucopium). Die Verdauung der Beute, die überwiegend aus Krebsen und Fischen besteht, erfolgt primär extrazellulär, d.h. wird im Gastralraum in Fragmente zerlegt, die dann phagozytär verarbeitet werden. Bei Aurelia als Planktonfresser werden die Partikel direkt von den Gastralzellen aufgenommen. Der Gastralraum der Anthozoa (101) ist mit >4 Mesenterien (Septen) ausgestattet; bei den Octocorallia (102) sind 8 Mesenterien vorhanden. Eine Unterteilung des Gastralraums in Gastraltaschen liegt bei den Scyphozoa (103) und Cubozoa (104) vor. Bei manchen stockbildenden Polypen ist eine Spezialisierung der Nahrungsverarbeitung erkennbar: Fangpolypen nehmen die Beute auf und leiten sie an die Fresspolypen weiter. Chlorohydra (100) verdankt ihren Namen Grünalgen der Gattung Chlorella (015), die als intrazelluläre Symbionten im Entoderm vorkommen. HÖHER ORGANISIERTE FORMEN Das Gastrovaskularsystem der Tentaculifera (Ctenophora; 105) stellt ein röhrenförmiges Kanalsystem dar. Für die Rotifera (117) ist ein spezielles Räderorgan mit Wimperkrone, das auch der Fortbewegung dient, kennzeichnend. Der Magen der Habrotrochidae (117) ist mit einer protoplasmaähnlichen Masse gefüllt. Filtrierer bzw. Strudler mit Tentakelkranz sind die Kamptozoa (Entoprokta; 126). Mund- und Afteröffnung befinden sich im 'Kelch' (Atrium), in den auch die Exkretionskanälchen (Protonephridien; vgl. E-2.12.1.) einmünden. Der Verdauungstrakt der Loricifera (118) besteht aus einem Buccalkanal, in den Speicheldrüsen einmünden, sowie einem muskulösen Pharynx. Die Mundöffnung des Adultus trägt ein Stilett. In der Reihenfolge sind Ösophagus, Mitteldarm und Enddarm (mit After) zu unterscheiden. Mollusca. Die Kiemen der Bivalvia (142) sind nicht nur Atmungsorgane, sondern auch Einstrudel- bzw. Siebapparate für Nahrungspartikel. Echinodermata. Das Verdauungssystem der Holothurie Cucumaria elongata (315) gliedert sich in Pharynx, Ösophagus, Magen und Darm (mit Kloake). ZUNGE Eine Zunge ist z.B. schon beim Blutegel (Hirudo medicinalis; 164) vorhanden und ^ Stempel mit Saugwirkung. Polyplacophora (128), Gastropoda (129) und Scaphopoda (141) haben eine Reibebzw. Raspelzunge (Radula), deren Zähnchen aus einer homogenen chitinigen Masse bestehen. Die Radula der Kegelschnecke Conus imperialis (132) besteht aus blattförmig aufgerollten Chitinstrukturen (KOHN et al., 1972). Die 'toxoglosse' Radula der Conoidea (132) weist meist 2 Seitenzähne auf, die in der Form von Kanülen mit einer Giftdrüse in Verbindung stehen. Die Eulimoidea (Aglossa; 131), die Aglajidae (Philinoidea; 133) und die Phyllidoidea (Nudibranchiata; 135) haben keine Radula. Die Radula z.B. der Pyramidelloidea (133) ist rückgebildet. Bei den Insecta (251) kommen Haupt- und Nebenzungen (Glossae und Paraglossae) als paarige Fortsätze der Unterlippe (Labium) vor. Die Zungen können mit dem Labialpalpus (Lippentaster) zur Ligula verwachsen sein. ÖSOPHAGUS, PHARYNX Bryozoa (Ektoprokta; 106). Das Ösophagusepithel ist, im Gegensatz zum Pharynxepithel, unbewimpert. Plathelminthes. Die Turbellaria (109) besitzen i.a. einen röhrenförmigen Pharynx mit Muskelfasern. Den im Darm von Holothurien vorkommenden Nemertodermatida (109), manchen Trematoda (110; z.B. Notocotylida, 111) und Acoelomorpha (109) fehlt der Pharynx. Nematoda. Die Tylenchida und die Spirurina (121, 123) z.B. haben Ösophagusdrüsen. Der Ösophagus der Ascaridida (122) endet oft in einem Bulbus. Mollusca. Der Pharynx der Goniodoridoidea (Nudibranchiata; 135) ist mit einem Saugkropf ausgestattet. Der Ösophagus der Bivalvia (142) zeigt Wimper- und Drüsenzellen. Unter den Cephalopoda (150) besitzen die Octobrachia einen Ösophagus. Annelida. Manche Opisthopora (Clitellata; 162) haben einen ösophagealen Kaumagen. Der Ösophagus von Lumbricus terrestris (162) zeigt Längssepten. Den Pharynx von Hirudo medicinalis (164) kleidet eine Cuticula aus. Der Pharynx der kiefer- und rüssellosen Pharyngobdelliformes (Schlundegel; 164) durchzieht den ganzen Körper und erscheint im Querschnitt Y-förmig. Der Pharynx der Tardigrada (165) besteht aus Mundrohr und Saugapparat. Pharynx und Ösophagus sind kutikularisiert. Pharynx und Ht.darm der Onychophora (167) und Arthropoda (168) sind i.a. mit Chitin ausgekleidet. Der Ösophagus der Solifugae (Walzenspinnen, 180) ist chitinisiert. Die Ricinuclei (Kapuzenspinnen, 181) besitzen ein Pharyngealskelett mit Saugpumpe. Der Pharynx der Acari (182), der Opiliones (194) sowie der Hemiptera (264) hat die Funktion einer Saugpumpe. MAGEN, DARMTRAKT Manche Bryozoa (106) besitzen einen Kaumagen, der von einer Ringmuskulatur umschlossen ist. Das Magen-Darmsystem erscheint im Ganzen U-förmig. Es ist ein Caecum vorhanden. Die Afteröffnung befindet sich ausserhalb des Tentakelkranzes, nahe der Mundöffnung. Ähnlich ist der Magen-Darmtrakt der Tentaculata (106) gebaut. Die Verdauung findet wahrscheinlich intrazellulär in der Magenwand statt. Der Magen-Darmtrakt der Brachiopoda (107) endet in einem After oder blind. Seitlich des Magens befinden sich paarige Verdauungsdrüsen. Plathelimthes. Bei den Turbellaria (109) ist zu unterscheiden zwischen Ordnungen mit stabförmigem, unverzweigtem Darm (Neorhabdocoela), sowie solchen mit dreiästigem Darm (Tricladida), oder stark verzweigtem Darm (Polycladida, 109). Beide Schenkel des Y-förmigen Darms der Tricladida umschliessen in der hinteren Körperhälfte den Pharynx und die M Gonaden. Der Mitteldarm der Seriata (Polycladida) zeigt Divertikel. Das Darmepithel der Turbellaria besteht aus Verdauungszellen und Begleitzellen; insbesondere das Epithel der Polycladida (109) ist mit Zilien besetzt. Das Darmäquivalent der Acoelomorpha (109) ^ Syncytium*, das nach einem Verdauungsprozess ausgeschieden werden kann; ein After fehlt i.a. *Verschmelzen einkerniger Zellen zum vielkernigen (polyenergiden) Protoplasmakörper Der Darm der Trematoda (110) ist i.a. gabelig verzweigt. Der Verdauungstrakt der in Meeresfischen parasitierenden Didymozoida (110) ist + rückgebildet. Nemertini. Der Darm der Hoplonemertini (Enopla; 114) zeigt Divertikel. Selbst die mikroskopisch kleinen Gnathostomulida (115) haben einen Darmkanal. Die Rotifera (117) besitzen als Fortsetzung des Pharynx einen kutinisierten, sackförmig erweiterten Vd.darm, den Kaumagen (Mastax). Letzterem schliesst sich der eigentliche Verdauungstrakt an, der mit bewimpertem Epithel ausgekleidet ist. Der Darmkanal kann beim M, besonders beim Zwerg-M der Monogononta, fehlen. Den in Vertebrata parasitierenden Acanthocephala (119) fehlen Verdauungsorgane. Das Darmepithel der Nematoda erscheint relativ homogen. Das Epithel von Ascaris (122) zeigt mehrere Zonen: Bürstensaum; weitgehend homogene Zellen, gelegentlich mit Vakuolen, die den Saum durchbrechen; Zellen mit Granula, Vesikel, Kern. Der Enddarm ist kutinisiert. Der Verdauungstrakt der fadenförmigen Nematomorpha (124) ist stark rückgebildet. Im Magen der Kamptozoa (Entoprokta; 126) findet die Verdauung durch Exozytose (~eigentlich 'äussere' Verdauung) statt. Mollusca. Der Mitteldarm der Gastropoda (129) ist bei phytophagen Arten wesentlich länger als bei carnivoren. Häufig wird eine magenartige Ausweitung des Darmtrakts angetroffen, die mit einer kutikulären Schicht ausgestattet sein kann. Vom Magen führt ein Ausführgang aus Epithelzellen zur Mitteldarmdrüse (s.u.). Bei manchen Arten ist ein Kaumagen vorhanden, in den Steinchen aufgenommen werden können. Der Darmkanal der Scaphopoda (141) zeigt eine magenartige Erweiterung. Der Vd.darm der Bivalvia (142) entspricht einem 'rückgebildeten Schlundkopf' mit Radula und Drüsen. Zilien befördern die Nahrung in den Mitteldarm. Am Magensack ('Blindsack') fällt ein röhrenförmiger Magenstiel auf, der sich durch eine Längsfalte in 2 Stockwerke teilt: a) Kristallstielgang oder -sack mit Drüsen, die einen Schleimstab (Kristallstiel aus Mukoprotein) formen; b) Ausführgang. Der Enddarm führt meist durch das Herz. Eine Cuticula kleidet den sehr grossen Muskelmagen der Poromyoidea (147)aus. Cephalopoda (148). Der vordere Teil des Magens ^ Muskelmagen und ist mit einer Cuticula ausgekleidet, der hintere Teil ^ bewimpertem Caecum. Beide Teile kommunizieren über ein schmales Rohr. Der Mitteldarm der Echiurida (152) ist mit einer ventralen Flimmerrinne ausgestattet. Annelida. Die Lumbricidae (Clitellata°Opisthopora; 162) haben Kropf und Muskelmagen. Der Verdauungstrakt von Lumbricus terrestris zeigt im Längsschnitt caudad einen zweiteiligen Magen, der Darm im Querschnitt eine dorsale Einfaltung (Typhlosolis). Eine Längsmuskelschicht umgibt den Darm auf seiner gesamten Länge. Mitunter dienen Blindsäcke der Speicherung von Nahrung, so z.B. bei Hirudo medicinalis (164). Der Mitteldarm der Onychophora (167) weist, im Gegensatz zum Darmtrakt vieler Arthropoden (s.u.), keine Blindsäcke auf. Bei den Arthropoda sind im Darmtrakt häufig Blindsäcke und Divertikel zu finden. CHELICERATA Limulus (Xiphosura; 169) besitzt einen chitinisierten Vd.darm sowie einen mit einer Cuticula ausgekleideten Kaumagen. Der ektodermale Vd.darm der Arachnida (170) dient während der extraintestinalen Verdauung als Saugpumpe. Bei den Araneae (Webspinnen, 172) treten stark verästelte Divertikel mit vielen Alveolen auf; ein dorsaler Blindsack dient als Kottasche. Die Rektalblase des Serianus-M (Pseudoscorpiones°Olpiidae; 178) ist in eine Spinndrüse umgewandelt (vgl. E-1.3.5.). Vom Mitteldarm der Solifugae (Walzenspinnen, 180) im Prosomabereich gehen Blindsäcke aus; im Opisthosoma befindet sich ein Divertikelpaar. Der vordere Mitteldarm der Acari (182) ist magenartig erweitert. Vom Mitteldarm der Opiliones (194) zweigen Blindsäcke ab. Der Mitteldarm der Pantopoda (196) weist paarige Divertikel auf, die bis in die Extremitäten reichen. CRUSTACEA Im Kopf der Notostraca (198) ist ein weit verzweigtes Caecum vorhanden. Das F der an Polychaeten parasitierenden Herpyllobiidae (Copepoda; 208) besitzt einen wurzelartig verzweigten Darmkanal. An den Mitteldarm der Cirripedia (212) schliessen sich Caeca an. Die in Decapoda parasitierenden Rhizocephala (Wurzelkrebse; 214) sind darmlos; ein 'Wurzelgeflecht' umspinnt das Wirtsgewebe (vgl. E-1.2.6.). Der hintere Vd.darm der Malacostraca (215) dient als Vorverdauungs- und Filtrierapparat. Die Tanaidacea (Scherenasseln; 224) haben einen Kaumagen, ebenso die Euphausiacea (Leuchtkrebse; Eucarida; 234) und die Decapoda (235), Letztere in Kombination mit einem Filtermagen. ANTENNATA (TRACHEATA) Der Vd.darm der Pauropoda (Wenigfüsser; 248) wirkt als Saugorgan. Der Enddarm weist eine weite Rektalblase auf. Insecta. Der Darm zeigt i.a. eine Gliederung in Vorder-, Mittel- und Ht.darm. Unter der chitinigen Schicht des Vd.- und Ht.darms befindet sich jeweils ein einschichtiges Epithel. Das Pharynxepithel zeigt lumenwärts einen Stäbchensaum, das Rhabdonium, mit apokriner, merokriner oder holokriner Sekretion. Basal befinden sich Regenerationszellen, solitär oder in Konglomeraten. Im Verdauungstrakt scheint keine Phagozytose stattzufinden. Der Mitteldarm ist frei von Schleimdrüsen. Im Ht.darm sind Ring- und Längsmuskeln nachweisbar. In den Enddarmwänden befinden sich Rektalpapillen zur Wasserresorption. Ein Darm kann bei der Larve vorhanden sein, bei der Imago, die keine Nahrung aufnimmt, jedoch fehlen (z.B. Ephemeridae, 254). Phytophage haben einen Vd.darm einschliessllich Pharynx, Ösophagus, Kropf und Kaumagen (Proventriculus), sowie einen Mittel- und Ht.darm. Jeder Abschnitt des Verdauungstrakts kann durch Ventilklappen (Valvae) oder Schliessmuskeln (Sphinkteren) verschlossen werden. Kropf und Kaumagen der Termiten (Isoptera; 258) ~ Blattodea (258). Der ektodermale Enddarm bildet häufig eine Gärkammer mit Bakterien und Flagellaten. Bei den Termitidae besiedeln Amöben statt Flagellaten den Enddarm. Der Abbau der cellulosehaltigen Nahrung erfolgt im Blinddarm. Die Ensifera (Langfühlerschrecken; 259) haben einen Kaumagen. Ein Abschnitt des Mitteldarms an Pflanzen saugender Insekten wie Zikaden und 'Pflanzenläuse' (Auchenorrhyncha u. Sternorrhyncha; 266, 267) ist zu einer grossen Filterkammer erweitert. Bei den Imagines der Strepsiptera (Fächerflügler; 279) und der Planipennia (Plattflügler; 281) endet der Darm blind. Den adulten Pogonophora (Bartwürmer; 304) fehlt der Darmkanal. Die Aufnahme gelöster organischer Stoffe erfolgt über das Integument. Bei den Jungformen ist noch ein durchgehender Kanal vorhanden. Hemichordata (305). Der U-förmige Darmkanal der Pterobranchia ist der Körperform angepasst. Der Mitteldarm ist zum Magen erweitert. Der Kiemendarm der Enteropneusta (306) dient ausser der Atmung der Nahrungsfiltration. Ausstülpungen der Darmwand ^ Leber(blind)säcken. Der Darmkanal der Echinodermata (307) ist bei den Haarsternen, Seeigeln und Seegurken bzw. Seewalzen (Crinoidea, 308; Echinoidea, 312; Holothuroidea, 315) eine lange Röhre, bei den Seesternen und Schlangensternen (Asteroidea, 309; Ophiuroidea, 311) + sackförmig. Die Asteroidea (Seesterne; 309) besitzen in der Pylorusregion viele Blindschläuche ('Pylorusdrüsen'). Enddarm und After fehlen den Ophiuroidea (Schlangensterne; 311). Im Verdauungstrakt der Holothuroidea (Seegurken und Seewalzen; 315) sind Amöbozyten nachweisbar. PERITROPHISCHE MEMBRAN (PM) Die Bildung einer PM durch Elamination von Mitteldarmepithel ist im Tierreich weit verbreitet (PETERS 1968), so auch bei einigen Tunicata (Chordata; 317). Bei vielen Tierspezies (bes. Arthropoden, Anneliden und Mollusken), die feste Nahrung aufnehmen, wird die PM im Intestinaltrakt während des Verdauungsprozesses gebildet. Die PM besteht aus einer an Mucoprotein (Glykoproteinen) reichen Matrix, der besonders bei den Insekten Chitinfibrillen eingefügt sind, die eine arttypische Textur bilden können (Streuungs-, Waben- oder Gittertexturen). Die PM der Diptera entsteht aus Zellen des vd. Mitteldarmbereichs, die reich an rER sind. Beim Moskito Stegomyia (Aedes) aegypti (291) ist eine PM schon bei der frisch geschlüpften Larve nachweisbar (RICHARDS & RICHARDS, 1971). Unter den Crustacea bilden z.B. die Thoracica (Cirripedia; 212) eine PM. Bei Annelida und Mollusca enthält nur die PM ursprünglicher Arten Chitin. Bei den höher organisierten Mollusca (127), den Sipunculida (108), Enteropneusta (306) und Echinoidea (312) besteht die PM nur aus einer Grundsubstanz. SPEICHELDRÜSEN UND DERIVATE In den Pharynx der Gastropoda (129) und Bivalvia (142) münden Ausführgänge von Drüsen, die sich aus grosslumigen Epithelzellen zusammensetzen. Die Hypobranchialdrüse der Muricoidea (132) liefert den Purpurfarbstoff. Bei den Cephalopoda (148) sind 2 Paar Speicheldrüsen vorhanden. Die Speicheldrüsen der Onychophora (167) sind umgebildete Nephridien. Die Parasitiformes (Acari, 182) weisen acinöse Speicheldrüsen auf. Die Maxillarnephridien primitiver Antennata (243; E-2.12.1.) können bei höher organisierten Formen zu Speicheldrüsen umgewandelt sein. Die Speicheldrüsen der Insecta (251) münden i.a. in die Mundhöhle. Die Speicheldrüse der Psocoptera (Staubläuse, 261) bildet eine Spinndrüse. MITTELDARMDRÜSE (MDD), HEPATOPANKREAS Die MDD der Evertebrata zeigt teilweise Funktionen der Leber der Vertebrata, besonders als Bildungsstätte von Enzymen. MOLLUSCA Die MDD der Gastropoda (129), Bivalvia (142) und i.a. der Cephalopoda (148) besteht zum grossen Teil aus phagozytierendem Verdauungsepithel. Die MDD der Scaphopoda (141) ist gelappt. ARTHROPODA Die Arachnida (170) haben eine MDD. Bei den Crustacea (197) mit Magen-Darmtrakt ist i.a. eine tubuläre MDD (Hepatopankreas) vorhanden. Bei den Insecta kann anstelle einer MDD Epithel bzw. ein Fettkörper vorhanden sein. ECHINODERMATA Die Asteroidea (309) haben in jedem ihrer 5 Arme eine MDD, in der Phagozytose stattfindet. Ergänzungen zu E-2.11.1. MDD=Mitteldarmdrüse Porifera Ephydatia fluviatilis (Silicea; 098). Der Choanozyt zeigt im Zytoplasma einzelne Zisternen von ER sowie kontraktile Vakuolen, deren Inhalt in die Geisselkammer mündet (BRILL 1973). Es sind Mitochondrien, eine Geissel mit Basalkörper, sowie Nahrungsvakuolen nachweisbar. Der Kragen ^ Verbund von Mikrovilli; an der Basis befindet sich ein feinmaschiges Netz von Mikrofibrillen. Rotifera Philodina (117). Der Magen ^ Syncytium (MATTERN & DANIEL, 1966). Im Lumen des Schlundes befinden sich Zilien. Der Schlund selbst wird von einer einheitlichen Membran begrenzt, darunter liegt eine Zone mit Fasern, die in ein Terminalnetz auslaufen. Plathelminthes Das Darmepithel von Polycelis tenuis (Turbellaria°Seriata; 109) führt Einschlusskörper mit Membranrelikten (BOWEN et al., 1974). Phagozytierende Zellen zeigen Gruppen von Mikrovilli nahe der Zell-Zell-Bindungen, sowie eine mehrfach gefaltete Basalmembran. Fasciola hepatica (Trematoda; 111). Die Oberfläche des Darmepithels ist mit vielen Mikrovilli besetzt (THORSELL & BJÖRKMAN, 1965). Mitochondrien treten in Reihen auf, parallel zu Lamellen des rER. In ihrer Sekretionsphase zeigen die Lamellen apikal dichte Granula; die Organellen degenerieren. Gorgodera amplicava und Haematoloechus medioplexus (Trematoda; 111). Der Feinbau der Caeca zeigt in der zytoplasmatischen Umgrenzung des Lumens ein gut entwickeltes ER, einen prominenten Golgikomplex, dichte membrangebundene Granula und viele Mitochondrien (DIKE 1967). Bei G. amplicava ragen fingerförmige Villi ins Lumen. Mollusca - Gastropoda Trinchesia granosa (Nudibranchiata; 136). Die MDD ist durch 4 Zellarten (A-D) gekennzeichnet (SCHMEKEL & WECHSLER, 1968). A ist undifferenziert und befindet sich meist an der Epithelbasis. Das Zytoplasma ist reich an freien Ribosomen, das ER kaum entwickelt, Zilien oder Mikrovilli fehlen. B ^ Verdauungszellen. Das apikale Plasmalemm zeigt Mikrovilli und wenige Zilien. Nahrungsvakuolen, Pinozytosevesikel, ein schwach entwickeltes ER, Lipoidtropfen und ein Golgiapparat sind nachweisbar. Die Typ C-Zellen reichen gelegentlich bis zum Lumen. Das basophile Zytoplasma ist stark entwickelt und führt gER, viele Golgizonen und grosse Vakuolen; gelegentlich sind Mikrovilli vorhanden. D ^ Exkretionszellen mit dunklen Granula-Vakuolen; es sind Mikrovilli, aber keine Zilien vorhanden. Lymnaea stagnalis (Basommatophora; 137). Im einschichtigen Epithel der MDD sind 6 Zellarten (A-F) zu erkennen, daneben gelegentlich mukoide Zellen (ARNI 1974). Typ A-Zellen sind, wie bei Trinchesia granosa (s.o.), undifferenziert. Apikal befinden sich Mikrovilli. Der längliche Kern liegt basal. Das Zytoplasma enthält viele Mitochondrien, wenig gER und Ribosomen. Die Typ B-Zellen, die eigentlichen Verdauungszellen, enthalten viele Nahrungsvakuolen. Apikal befindet sich ein hoher Saum von Mikrovilli. Die Typ C-Zellen zeigen Vakuolen mit feinkörnigem, osmiophilem Material. Das gER ist gut ausgeprägt. Im apikalen Zytoplasma befinden sich Mikrotubuli. Typ D-Zellen geben Granula ins Drüsenlumen ab. Apikal befinden sich Mikrovilli. Typ E-Zellen führen viel Glykogen und osmiophile Tropfen, sodass das Zytoplasma 'randständig' erscheint. Typ F ist durch wenig Zytoplasma und apikale Zytosomen gekennzeichnet. Helix aspersa (Stylommatophora; 140). Die 4 Zelltypen der MDD sind (SUMNER 1965): 1) Die dünnen Zellen sind undifferenziert und scheinen die Grundform der 3 übrigen Zellarten darzustellen. 2) Die Verdauungszellen zeigen phagozytotische Vesikel. 3) Die Kalziumzellen zeichnen sich durch einen prominenten Golgiapparat aus, sowie durch einen hohen RNA-Gehalt des Zytoplasmas. Kalzium führende Partikel nehmen den grössten Teil der Zelle ein. 4) Die Exkretionszellen bestehen hauptsächlich aus einer grossen Vakuole, die von wenig Zytoplasma umgeben ist. Die Vakuole enthält 1 oder mehrere Lipofuscingranula. Arthropoda MDD von Limulus polyphemus (Xiphosura; 169. HERMAN & PREUS, 1972): Die apikalen Verdauungszellen (L-Zellen) der Tubuli zeigen Pinozytose und viele intrazytoplasmatische Einschlüsse, wie Lipid und Ca-haltige Partikel. Es bestehen Anzeichen einer apokrinen Sekretion. Die Körnerzellen (E-Zellen) der Tubuli mit merokriner Sekretion führen viel ER. Interlobuläre R-Zellen enthalten viele Mikrovilli, rER und gelegentlich Dictyosomen. Die MDD der Crustacea (197) besteht i.a. aus resorbierenden Zellen mit basalem Labyrinth, die viel rER und Fibrillen enthalten (DAVIS & BURNETT, 1964). Apikal befinden sich Mikrovilli. Die Drüsentubuli sind von einem Netz quergestreifter Muskelzellen umgeben. Das Epithel zeigt 4 Zelltypen: 1) Apikale Zellen mit homogenem, stark basophilem Zytoplasma; 2) nächstfolgende Zellen, gelegentlich mit kleinen Vakuolen und Granula, und Kernen >die der apikalen Zellen; 3) Zellen mit grossen Vakuolen, prominentem Nucleolus und streifenförmigen basophilen Strukturen; 4) proximale Zellen mit meist kleinen Kernen und z.T. pyknotischer Membran. INSECTA Apis mellifera (Hymenoptera; 289). Der Pharynx der Honigbiene zeigt einzellige Drüsen, die in einen langen Ductulus auslaufen (BEAMS et al., 1959). Das stark basophile Zytoplasma enthält viel ER, Mitochondrien, Golgistrukturen sowie intrazelluläre Tracheolen. Die Epithelzellen des Insektendarms sind reich an ER und Mitochondrien. Das basale Plasmalemm ist meist stark gefaltet; apikal befinden sich Mikrovilli. Ein dünner Belag von Mucopolysaccharid bedeckt das Plasmalemm. Die Rektalpapillen zeigen eine gabelartig gefaltete, subkutikuläre Zellmembran; es sind Mitochondrien und Desmosomen vorhanden. Locusta migratoria (Caelifera; 260). Die Mitteldarmzellen (~MDD) zeigen nach Nahrungsaufnahme nach 40-stündiger Hungerperiode folgende Veränderungen (HEINRICH & ZEBE, 1973): Die Zytoplasmadichte nimmt ab, das intrazelluläre Membransystem entwickelt sich extensiv, die Zisternen des rER und die Dictyosomen treten besonders hervor. Aus den Mikrovilli der Zellen des Ventriculus und der Caeca gehen grosse und kleine Vesikel hervor. Die Membran einiger Zellen des Caecumepithels reisst apikal auf und der Zellinhalt ergiesst sich ins Darmlumen. Der Apex der übrigen Caecumepithelzellen schwillt an und Teile des homogenen Zytoplasmas werden ins Darmlumen ausgestossen. Chironomus riparius (Nematocera; 291). Die Zuckmücke besitzt ein dorsales und ein ventrales Paar Analpapillen. Eine dünne, mehrfach gefaltete Cuticula erstreckt sich über die dicke, syncytiale Epidermis. In die Papillen ragen Axone. Die Zellen enthalten Mitochondrien, Mikrotubuli und Golgistrukturen. Bei der Kriebelmücke Melusina (Simulium; Nematocera; 291) läuft das apikale Plasmalemm der Drüsenzelle in viele Mikrovilli aus (MacGREGOR & MACKIE, 1967). Die Basalmembran ist gleichmässig dick; rER ist nachweisbar, Golgikomplexe stehen mit den Sekretgranula in Kontakt. Periplaneta americana (Blattodea; 258). In der Speicheldrüse sind Lobi, Lobuli, Acini und Ductuli vorhanden (KESSEL & BEAMS, 1963). Die Parietalzelle zeigt eine zentrale Region mit intrazellulärem Ductulus. Letzterer ist von Mikrovilli der Plasmamembran umgeben. An der Basis von Mikrovilli befinden sich zahlreiche Mikrovesikel und Mitochondrien. Die Zymogenzelle enthält sekretorische Massen. Enteropneusta Harrimania kupfferi (306). In einem bestimmten Bereich des ventralen Epithels wurde eine choanozytenähnliche Zellart gefunden (N¢RREVANG 1964). Das aus einem Ring von Mikrovilli ('Kragen') hervortretende Flagellum zeigt eine 9+2 Struktur. Es besteht eine weitgehende Identität mit den Choanozyten der Schwämme und Choanoflagellaten. Echinodermata Cucumaria elongata (Holothuroidea; 315). Der Verdauungstrakt zeigt ein seröses Epithel mit Zilien (Coelomepithel). Zirkuläre und longitudinale Muskeln sind um den Magen am besten ausgebildet (FISH 1967). In allen Epithelzellen, die der Verdauung dienen, befinden sich Ablagerungen von Lipid. Der Verdauungstrakt steht in enger Verbindung mit dem Haemalsystem; es sind 2 Hauptsinus vorhanden, Sinus dorsalis und S. ventralis. Unter dem Coelomepithel befinden sich ausser den Muskeln Amöbozyten. TINTENDRÜSEN DER CEPHALOPODA Bei den Dibranchiata (149) ist als entodermaler Divertikel eine Tintendrüse vorhanden, die i.a. (z.B. bei den meisten Octopodoidea; 151) in einen Tintenbeutel, d.i. eine unpaarig angelegte Aussackung des Enddarms, mündet. Die Tinte ist ein melaninhaltiges Sekret (Sepia). °E-2.11.2.0. Chordata Für die Tunicata (Manteltiere; 317) ist ein tonnenförmiger Kiemendarm mit 2 bis vielen Kiemenspalten (vgl. E-2.8.1.2.) kennzeichnend. Längs des Kiemendarms verläuft ventral die Hypobranchialrinne mit Schleim erzeugenden Drüsen (Endostyl mit Schleimstab). Die Nahrungspartikel werden über ein Wimpernband zur Epibranchialrinne (Dorsalorgan) befördert, von dort über den Ösophagus zum Magen. Sessile Tunicata (317) haben meist einen U-förmigen Darm; der After liegt somit nahe der Mundöffnung. Der Kiemendarm von Branchiostoma (Acrania, 319) entspricht in seinem Bauprinzip dem der Tunicata (317). Das Epithel des Verdauungstrakts ist zylindrisch, mit länglichen, basalen Kernen und zentralen Vakuolen. Die Basis der Mucosa bildet eine einfache Bindegewebsschicht. Apikal zeigen die Epithelzellen einen nach HE-Färbung blauen Saum, der sich aus Wimperreihen zusammensetzt. Innerhalb der Darmabschnitte ist eine Differenzierung der Gewebe in verschiedene Zellarten kaum erkennbar. Der als Mitteldarmdrüse bezeichnete Epithelschlauch, der mit dem Darm kommuniziert, weist über der bindegewebigen Basalmembran langgestreckte Zellen auf. Die Kerne sind basal, mehrere z.T. konfluierende Vakuolen apikal angeordnet. Am Zellende inseriert eine Geissel. Die Hypobranchialrinne (Endostyl) zeigt ein schmales Epithel. Das Epithel der Epibranchialrinne besteht aus zylindrischen Zellen mit medianer Rinnenbildung und Bewimperung. Der Kiemendarm der Petromyzonta (Agnatha; 321) besteht aus dem dorsalen Nahrungsgang ('Ösophagus') und dem ventralen Kiemengang. Die Kiemenbögen sind zum Kiemenkorb verschmolzen (vgl. E-2.8.1.2.). Die Ammocoetes-Larven sind Strudler. Weiteres unter Ergänzungen. Ergänzungen Branchiostoma (Acrania, 319). In der Hypobranchialrinne (Endostyl) sind 6 Zonen nachweisbar (WELSCH & STORCH, 1969a; u.a.): Die Zonen 1, 3 und 6 zeigen Zilien tragende Zellen, die in Säulen angeordnet und reich an Saurer Phosphatase sind. Die Zellen der Zonen 2, 4 und 5 sind reich an Esterasen und enthalten rER und Sekretgranula, die z.T. schleimige Konglomerate bilden. Zone 4 führt zudem Lipid. Ausser 'Granula' führt das Endostylepithel Lysosomen und Mitochondrien. Zisternen des rER sind in Kernnähe angeordnet; der Golgiapparat ist gut entwickelt. Das Epithel der Epibranchialrinne umfasst a) sehr schmale Zellen mit chromatinreichem Kern, apikal mit Zilien und Mikrovilli; b) Zellen mit sehr grosser Vakuole. Lampetra japonica (Petromyzonta; 321). Das Endostyl der Ammocoetes-Larve enthält 5 Zellarten (EGEBERG 1965; FUJITA & HONMA, 1968): 1) In dorsalen und ventralen Lobuli mit gut entwickeltem rER, das den grössten Teil des Zytoplasmas einnimmt. 2) Zylindrisch mit vielen Zilien und Mikrovilli, freien Ribosomen und Glykogenpartikeln. 3) Jod-Zellen mit wenigen Zilien, Mikrovilli und gut entwickeltem rER, von dem einige Elemente mit der Golgistruktur in Verbindung stehen; im apikalen Zytoplasma befinden sich kleine Vesikel. 4) Glykogenpartikel und kleine Vesikel sind über die ganze Zelle verteilt, ER und freie Ribosomen kaum vorhanden. 5) Begrenzen die Endostylkammer, sind abgeflacht oder kuboid und enthalten viele kleine Vesikel und Glykogen. °E-2.11.2.1. Zähne AGNATHA (321) Die Zähne der Petromyzonta (321) Petromyzon marinus und Polistotema stoutii bestehen aus Hornsubstanz (TROTT & LUCOW , 1964). Die Zähne der ersten Art bestehen aus 3 epidermalen Keratinkegeln, die der zweiten aus 1 Keratinkegel, in dessen Innern ein Epithelzapfen die zentrale Hauptmasse des Zahns bildet. Die fossilen Psammosteus und Pteraspis (Heterostraci; 321) besassen oberflächliche Dentinhöcker aus schwammartigem und basal-lamellärem Aspidin. Die Substanz, die während der Bildung der Höcker offenbar keinen Umbau erfahren hatte, ähnelt strukturell dem Dentin. GNATHOSTOMATA (321) Die Chondrichthyes (Knorpelfische, 322) tragen 'Mundzähne' auf den Kieferrändern, d.h. auf Zahnleisten. Die Zähne der Elasmobranchii (323) bestehen aus Hornsubstanz. Es zeigt sich bereits hier ein Trend zur Heterodontie, d.h. es kommen verschiedene Zahntypen mit z.T. unterschiedlicher Funktion beim Beutegreifen vor. Der Kiefer der Heterodontidae (Doggenhaie; 324) trägt vorne mehrspitzige Zähne, hinten Mahlzähne. Die Kiefer der meisten Osteichthyes (329) sind zahnlos. Auf den Schlundknochen der Cypriniformes (336) befinden sich in Reihen angeordnete, artspezifische Schlundzähne. Der Mahlstein der Cyprinidae (Karpfen; 336) ist eine hornartige Struktur an der Schädelbasis. Die Elopidae (Frauenfische; 332) sind Planktonfresser mit Bürstenzähnen auf Kiefer, Gaumen und Zunge. Ähnliche Zähne weisen Kiefer und Gaumen der Kurtoidei (Kurterartige; 363) auf. Die Lippen des 'Saugmauls' einiger Loricariidae (Harnischwelse; 340) tragen hornige Zähnchen zum Abraspeln von Algenbewuchs an Steinen, Aquarienscheiben u.a. Die unteren Schneidezähne der Chauliodontidae (Vipernfische; 343) sind gross und dolchförmig. Die Sparidae (Meerbrassen; 357) haben (oft meisselförmige) Schneidezähne, Fangoder Mahlzähne. Mahlzähne kommen z.B. auch bei den Myleinae (Scheibensalmler; 338) vor. Bei den Centrarchidae (Sonnenbarsche; 357) sind Gaumen, Zunge und Kiefer mit Bürstenzähnen besetzt; daneben sind Schlundzähne vorhanden. Die Zähne der Scaridae (Papageifische; 360) sind + miteinander verwachsen. Die Zähne der Ostraciontidae (Kofferfische; 367) und der Dipnoi (Lungenfische; 368) sind zu einer Platte verschmolzen, ebenso die unteren Schlundzähne der Pomacentridae (Riffbarsche; 360). Bei den Labridae (Lippfische; 360) trägt eine Platte aus den unteren Schlundknochen meist Zähne, die mit den oberen Schlundzähnen einen Mahlapparat bilden (Pflasterzähne). Die Zähne der Tetraodontoidei (Kugelfischartige; 367) bilden einen Schnabel, der sich in jedem Kiefer von 2 Zahnplatten herleitet. Bei den Crossopterygia (Quastenflosser; 368; mit Latimeria chalumnae) ist die Zahnoberfläche i.a. gefaltet. Gemäss dem Bau ihrer Zähne gelten die fossilen Rhipidistia als Vorfahren der ältesten Amphibien (Labyrinthodontia, 370) und damit der Tetrapoda. Zähne aus Knochensubstanz gehen auf die Plakoidschuppen des Hautskeletts von Knorpelfischen (z.B. Squalus; 323) zurück. Vgl. E-2.2.4. Viele Schlinger unter den Anura, d.h. manche Kröten (z.B. Pipa; 373), sind zahnlos. Bei den Fröschen (Diplasiocoela, mit Ranidae; 374) fehlen i.a. die Zähne des Unterkiefers. Im Übrigen besitzen die Amphibien + einheitlich gestaltete Kegelzähne, die bei den Urodela (372) an allen Kieferknochen vorkommen können. 'ECHTE' ZÄHNE - DER REPTILIA UND MAMMALIA Das Gebiss der Reptilien und Säuger erfüllt häufig eine Doppelfunktion: Nahrungsaufnahme und Verteidigung. I.a. befinden sich Zähne an Ober- und Unterkiefer. Am Zahnschliff ist der Schmelz mit seinen Parallelstreifen und faserigen Verbindungen zum Dentin zu erkennen. Die Hauptmasse des Zahns besteht aus kollagenen Fibrillen und Knochengewebe. Die Dentin bildenden Zellen, die Odontoblasten, liegen als Zellschicht der Pulpa auf und entsenden lange Plasmafortsätze in das Dentin, die Dentinkanälchen ausfüllend. In der Pulpa befinden sich Blutgefässe und Nerven. REPTILIA Peteinosaurus (392), ein Insekten jagender Flugsaurier, trug nadelförmige Zähne, Placerias (392) lange Eckzähne zum Ausgraben von Wurzeln. Der Flugsaurier Ctenochasma (392), besass zu einem Seihapparat kammartig angeordnete Zähne. Die Reisszähne der Fleischfresser sind meist einheitlich spitz und häufig deutlich nach hinten gerichtet (Schlangen, Krokodil). Die Zähne der Krokodile (Crocodylia, 391) sind jeweils in eine Höhlung des Kiefers (Alveole) eingesenkt (thekodont). Dem Kieferinnenrand seitlich aufsitzende Zähne sind für die Squamata (Echsen und Schlangen; 382) kennzeichnend (pleurodont). Bei den Schlangen (Serpentes; 388) befinden sich Zähne an Maxillare (oft mit Giftzähnen), Pterygoid, Palatinum und Dentale; die Zähne des Praemaxillare sind meist rückgebildet. Bei den Elapidae (Giftnattern; 390; mit Kobras, Mambas, Seeschlangen) und Viperidae (Vipern u. Ottern; 390) befinden sich hinter dem eigentlichen Giftzahn vorn im Kiefer (proteroglyph) mehrere nachwachsende Zähne. Zum Öffnen der Eihülle dient bei den Squamata (382) der Eizahn, der dem Praemaxillare aufsitzt. MAMMALIA Nach ihrer Funktion bei der Nahrungsaufnahme bzw. -zerkleinerung zur Vorbereitung der Verdauung, werden unterschieden: Schneide-, Reiss- und Mahlzähne. Die Mahlzähne haben eine besondere Bedeutung bei nicht wiederkäuenden Pflanzenfressern (Elefant). Die Kronen der Mahl- (Backen)zähne, d.h. die Kauflächen, zeigen Reliefstruktur zur Unterstützung des Zermahlens der Nahrung. Dem Rind fehlen die oberen Schneidezähne; im Gegensatz zum Pferd reisst es beim Weiden das Gras mit der Zunge ab. Ratten, Mäuse u.a. Nager besitzen im Ober- und Unterkiefer je ein Paar grosse und scharfe Nagezähne, die bei Abnutzung nachwachsen. Das Gebiss der Soricidae (Spitzmäuse; 427) ^ einem Scherenapparat. Bei den Rodentia (Nager; 428) trägt jede Kieferhälfte 1 Incisivus als Nagezahn (s.o.). Canini (Schneidezähne) fehlen, daher besteht ein weites Diastema zwischen den Incisivi und den Molaren. Die Incisivi der Rhizomyidae (Wurzelratten; 439) sind Grabwerkzeuge. Schneide- und Eckzähne des Vampirs Desmodus rufus (432) sind scharfe Schneidewerkzeuge. Einige Säuger haben Stosszähne (Elefanten, Walross; Proboscidea, 455; Odobenus abesus; 448) oder Hauer (Wildschwein, Sus scrofa; 450). Bei fossilen Zahnwalen (Odontoceti, 457) wird der Übergang vom heterodonten Gebiss an Land lebender Carnivoren zum homodonten Gebiss mit einheitlicher Zahnform deutlich. Die heutigen Delfine (457) besitzen ein fast gänzlich homodontes Gebiss. Die heutigen Schildkröten (Chelonia, 378) und die Vögel (Aves, 393) sind zahnlos. Die Schildkröten der Trias hatten (noch) Zähne, ebenso die Vögel der Kreide (Odontornithes, 393). Unter den Säugern sind das Schuppentier (Manis; Pholidotida, 437) und Ameisenbären, wie Myrmecophaga und Tamandua (Myrmecophagidae, 437), zahnlos, ebenso die adulten Bartenwale (Mysticeti; 458). Der Unterkiefer des Finnwal-Embryo (Balaenoptera physalus ) trägt viele Zahnkeime, die während der Entwicklung der Barten resorbiert werden. Ferner sind der Schnabeligel (Tachyglossus aculeatus, 421) und das Schnabeltier (Ornithorhynchus anatinus, 421) zahnlos. In der jeweiligen Embryonalphase werden jedoch Zähne angelegt. Beim adulten Gürteltier Dasypus novemcinctus (436) fehlen Schneide- und Eckzähne; die verbleibenden Zähne sind schmelzlos und erscheinen im Ganzen rückgebildet. Ergänzungen Reptilia Caiman sclerops (Crocodylia; 392). Der Zahn zeigt einen alveolären Bau, enthält Zement und ein periodontisches Ligament (BERKOVITZ & SLOAN, 1979). Letzteres enthält sensorische Nervenendigungen und Blutgefässe sowie viele dicht gepackte Kollagenfaserbündel (SEM). Eine dünne Zementschicht liegt über der Wurzel. Fibroblasten im Ligament zeigen verzweigte Fortsätze, gER, Mitochondrien, eine Golgistruktur, sowie intrazytoplasmatische Vesikel. Mammalia Rattus rattus (Rodentia°Myomorpha; 439). Die Zellen der Papillarschicht des Schmelzorgans des Incisivus sind während ihrer Entwicklung reich an Mitochondrien, freien Ribosomen und Tonofibrillen (KALLENBACH 1966). Die breiten Interzellularräume werden von Mikrovilli ausgefüllt, die in Verbindung mit den Ameloblasten treten. Zytoplasmatische Fortsätze stehen über Desmosomen miteinander in Verbindung. Die Cementoblasten der Molaren zeigen rER, Polyribosomen, einen Golgikomplex und wenige Lysosomen (JANDE & BÉLANGER, 1970). Bei den Cementozyten ist der Golgikomplex verkleinert, die Anzahl Lysosomen erhöht. °E-2.11.2.2. Mundhöhle, Zunge, Ösophagus, Magen und Darmkanal Die Mundhöhle (MH) geht aus einer Einsenkung des Ektoderms (Stomodaeum) hervor. Die MH der Petromyzonta entpricht etwa dem hinteren Teil der MH höher organisierter Vertebrata. Oberer und unterer Mundrand können Lippen bilden. Eine spezielle 'Mimische Muskulatur' macht z.B. die Primatenlippe besonders beweglich. Das Munddach insbesondere der Tetrapoda wird von den paarigen Choanen durchbrochen. Besonders bei den Mammalia geht der Harte Gaumen caudad in den Weichen Gaumen über, einer bindegewebigen muskulösen Platte. Ein mehrschichtiges Plattenepithel bedeckt die Schleimhäute von Mund und Gaumen. Bei Fischen und Amphibien kommt Flimmerepithel vor, wobei die vaskularisierte Mucosa als ein akzessorisches Atmungsorgan dienen kann. Backentaschen (BT) sind ein besonderes Merkmal der Cricetinae (Echte Hamster; Myomorpha; 438) und der Cricetomyinae (Hamsterratten; Muridae; 439). Die Cercopithecinae (Meerkatzen; 431) haben grosse BT. BT sind auch bei Fische fressenden Fledermäusen, den Noctilionidae (Microchiroptera; 433), zu finden. Die Heteromyidae (Taschenmäuse; 441) haben äussere BT. Gaumendach und Zunge der Toxotitae (Schützenfische; 358) bilden eine Spritzdüse. Barten der Wale Der V-förmige Oberkiefer der adulten Bartenwale (Mysticeti, 458) trägt lange Hornplatten, die Derivate der Gaumenleisten sind. Die Hornsubstanz der Barten ('Fischbein') ist häufig von tubulärer Struktur; am distalen Ende der Barten bildet ein Netzwerk von Fransen den eigentlichen Seihapparat. ZUNGE Die Zunge (Lingua) ist ein stark muskularisiertes Schmeck- und Tastorgan am Mundhöhlenboden (vgl. E-2.7.4.2.). Zudem ist die Zunge ein wichtiges Organ zur Nahrungsaufnahme u/o zur Beförderung der Nahrung in den Schlund. Die Zunge der Petromyzonta (321) dient als Saugorgan und, unter Benutzung der kleinen Zähne, als Raspel. Bei den meisten Fischen entspricht die Zunge einer unbeweglichen Verdickung des Mundhöhlenbodens. Dort, wo eine Einspeichelung der Nahrung erfolgt, sind Zungendrüsen vorhanden, so bei Säugern, Fröschen und Salamandern (vgl. E-2.11.2.3.). Kröten (Bufonidae, 375) besitzen i.a. keine Zunge. Die Zunge vieler Insektenfresser, z.B. der Ameisenbären Myrmecophaga tridactyla und Tamandua tetradactyla (437) ist lang, die des Chamäleons (Chamaeleo, 384) dazu weit ausschleuderbar. Die Zunge der Plethodontidae (mit Plethodontinae ('Waldsalamander') und Desmognathinae ('Bachsalamander'); 372) ist häufig gestielt und ausschleuderbar (z.B. Bolitoglossa (Pilzzungensalamander; Plethodontinae; 372)). Macroclemys temminckii, die Geierschildkröte (378), ködert am Grund von trägen Gewässern Fische mit einem wurmähnlichen, rötlichen Fortsatz der Zunge. Die Zunge der Schlangen (Serpentes; 388) und Warane (Varanidae; 387) ist i.a. lang und distal zweizipflig (vgl. Jacobsonsches Organ E-2.7.4.2.). Der Vd.teil der Vogelzunge ist meist verhornt. Die Picinae (Spechte i.e.S.; Picidae; 411) haben eine weit vorstreckbare Zunge, die an der Spitze Widerhaken trägt; entsprechend lang sind die Zungenbeinhörner. Die Zunge der Nektar saugenden Loris (Psittaciformes°Trichoglossinae; 405) trägt i.a. einen pinselartigen Borstenbesatz. Die meist + röhrenförmige Zunge der Nektar saugenden Drepanididae (Kleidervögel; 417) ist oft vorne ausgefranst (Nektarsauger). Die Zunge der Meliphagidae (Honigfresser; 417) ist an der Spitze in Hornfasern aufgeteilt, der Zungenrand bildet eine lange Rinne. Die Tarsipedidae (Honigbeutler; Marsupialia; 424) besitzen eine 'Pinselzunge' mit Fadenpapillen. Auch die Röhrenzunge der Kolibris (408) ist hier zu erwähnen. Die Zunge der Langzungen-Fledermäuse (z.B. Glossophaga soricina; Phyllostomidae; 434) trägt vorne bürstenartig angeordnete Papillen (zum Aufnehmen von Nektar bzw. Pollen). Der Zungenrücken der Hystricidae (Erd-Stachelschweine; 442) trägt ein Raspelorgan. Bei den Scadentia (Spitzhörnchenartige; 428) dient eine 'Unterzunge' (Sublingua) als Putzorgan für die Schneidezähne. Das Zungengewebe besteht grösstenteils aus Bündeln quergestreifter Muskulatur (E-2.5.2.). Die Schleimhaut wird von Plattenepithel über einer Bindegewebsschicht gebildet. Papillen in der Schleimhaut entsprechen Geschmacksknospen (E-2.7.4.2.) und serösen bzw. mukösen Drüsen (E-2.11.2.3.). ÖSOPHAGUS Der Ösophagus zeigt i.a. eine mehrschichtige Lamina epithelialis mucosae (s.o.). Bei Säugern kann das Epithel verhornt, bei Elasmobranchiern und Amphibien mit Zilien besetzt sein. Das Schopfhuhn (Opisthocomus hoazin, 400) aus dem Amazonasgebiet besitzt einen riesigen Kropf, der Kauarbeit leistet. Die Columbidae (Tauben i.w.S.; 404) füttern ihre Jungen mit einem Kropfsekret, der 'Kropfmilch'. Die Flamingos (Phoenicopteriformes; 397) füttern die Jungvögel mit einem roten Sekret aus dem Ösophagusepithel. Der Vormagen der Muroidea (438) ist mit verhorntem Epithel ausgekleidet. MAGEN Der Magen der Fische ^ häufig nur einem histologisch wenig spezialisierten Vorhof des Vd.darms. Der 'echte' Magen ist in eine Cardia-, Fundus- und Pylorusregion unterteilt. Das Epithel dieser Regionen ist unterschiedlich gestaltet, wobei das Cardiaepithel zum Ösophagusepithel überleitet. Das Fundusepithel ist drüsig und schlauchförmig in die Propria mucosae eingebettet und erstreckt sich bis zur Muscularis mucosae. Das Epithel ist durchweg einschichtig prismatisch mit basalen Zellkernen. Den mit basischen Farbstoffen anfärbbaren Hauptzellen sind kleine abgerundete, azidophile, Salzsäure bildende Belegzellen aufgelagert. In den Halsstücken der Krypten befinden sich muköse Nebenzellen. Das Epithel des Pylorus erscheint + homogen. Zur Histologie des Magenepithels der Sauropsiden liegt eine Übersicht z.B. von GABE (1972) vor. SPEZIELLE FORMEN DES MAGENS Unter den Fischen besitzen die Mugiloidei (Meeräschenartige; 359). einen Muskelmagen ('Kaumagen'), der Steinchen aufnimmt. Besonders bei Körner fressenden Vögeln ist der Pylorus des Kaumagens von einer starken Muskellage umgeben. Im Magen vieler Arten befinden sich Steinchen zum Zerreiben grober Nahrungsteile. Der Muskelmagen der Struthioniformes ('Strausse'; 393) ist dreiteilig. Mammalia: Der Magen - Pflanzen fressender Säuger ist i.a. mehrteilig. Beim Stummelaffen Colobus (431) entsprechen die beiden ersten Abschnitte einer Gärkammer. - der Wiederkäuer (Rind, Schaf, u.a.) ist in Pansen, Netz-, Blätter- und Labmagen unterteilt. Die 3 vorderen Abschnitte leiten sich vom Ösophagus ab. Der Labmagen ^ Standard-Mammaliermagen und bildet mit seinem dünnflüssigen Inhalt die vorläufige Endstufe der Nahrungsverarbeitung. - der Macropodidae (Kängurus i.w.S.; 424) besteht meist aus dem Vormagensack, dem Magentubus und dem Ht.magen. - von 'Blutleckern' (z.B. Vampir Desmodus rotundus, 434) gleicht einem gewundenen Schlauch. - der Cetacea (Wale; 456) ist dreiteilig. Auf den drüsenlosen Vormagen folgt der Hauptmagen; in den hinteren Abschnitt mündet die Pförtnerdrüse. DARMTRAKT Die Oberflächenvergrösserung erfolgt i.a. auf 3 Arten, und zwar durch - die Länge - die Anzahl Zotten (Villi) - Mikrovilli. Übersicht der Gewebeschichtung des Darmtrakts bei höher organisierten Vertebrata (von innen nach aussen): - Tunica mucosa, mit dem Epithel (Lamina epithelialis mucosae), der Lamina propria mucosae aus Bindegewebe, und der Lamina muscularis mucosae, einer i.a. dünnen Muskellage. - Tela submucosa; 'Verschiebeschicht' aus lockerem Bindegewebe. - Tunica muscularis; innere zirkuläre Muskelschicht, dünne Bindegewebsschicht, äussere longitudinale Muskelschicht. - Tela subserosa; i.a. dünne Schicht aus Bindegewebe und Endothel. - Tunica serosa (Serosa); äusserste Darmschicht, aus einschichtigem Plattenepithel (Coelothel). Der Mammalier-Darm zeigt in der Regel eine Gliederung in Dünn- und Dickdarm. Der Darm Pflanzen fressender Säuger ist sehr lang und kann ein Vielfaches der Körperlänge erreichen; der Darm der Fleischfresser ist i.a. kurz. Je nach ihrer Lage im Dünndarm (Duodenum bzw. Jejunum) zeigen die Zotten (Villi) eine charakteristische Form. Absorptionszellen, muköse Becherzellen und enterochromaffine Zellen bilden die einzige Schicht des Zottenepithels. Die absorbierenden Zellen sind gross, zylindrisch, mit basal liegendem Kern; apikal befinden sich viele Mikrovilli. Die apikale Plasmamembran, welche die Mikrovilli umgibt und die in direktem Kontakt mit dem Lumen steht, besteht aus 3 Lamina. Zwischen Plasmamembranen benachbarter Zellen bestehen Tight junctions. Die Mikrovilli sind z.B. beim Menschen 0,5-1 m lang und sollen die absorbierende Oberfläche einer Zelle um das Achtfache vergrössern (TRIER 1967). Das überwiegend einschichtige Epithel des Dickdarms (Colon) zeigt einen breiten Kutikularsaum. Zwischen den Epithelzellen befinden sich die Becherzellen. Zotten und Krypten sind regelmässiger angeordnet und kürzer als im Dünndarm. Der Mastdarm (Rektum) zeigt analwärts eine starke Ringmuskelbildung (Sphinkter internus, umgeben vom Sph. externus). Der Canalis analis der Säuger umfasst 3 Zonen: - Entodermale Zona columnaris mit einem Netzwerk dünner blutgefüllter Räume. - Zona intermedia als mehrschichtiges Plattenepithel, sowie Talgdrüsen. - Zona cutanea, leitet zum Integument über; verhorntes Plattenepithel, Talgdrüsen. Die Anordnung der Darmmuskulatur entspricht den Funktionen des Verdauungsvorgangs: Peristaltik durch Verengung von Lumina durch zirkuläre, Kontraktion durch longitudinale Muskeln. Die Bindegewebsschichten sind i.a. reich an Gefässen und enthalten z.T. auch Nerven. In den muskulösen Teilen der Darmwand sind autonome Nervengeflechte nachweisbar, der Meissnersche Plexus (Plexus submucosus) und der Auerbachsche Plexus (Plexus myentericus); Netze von Nervenfasern verbinden die beiden Plexus miteinander. Die herbivoren Rheiformes (Nandus; 393) besitzen lange Blinddärme, wie z.B. auch die Körner fressenden Charadriiformes (402), die Phoenicopteriformes (Flamingos; 397) als Planktonfresser, sowie die Galliformes (Hühnervögel i.e.S.; 400) als überwiegende Allesfresser. Analog zu den Termiten (Isoptera; 258) steht bei manchen Säugern (Pferd, Equus; 449), die cellulosehaltige Nahrung abbauen, der Darm mit einem geräumigen Caecum in Verbindung. Das Caecum des Koala (Phascolarctos cinereus; 423), der sich in seinem natürlichen Habitat ausschliesslich von Eukalyptusblättern ernährt, ist 3-4 mal so lang wie das Tier selbst. Blinddarmkot dient der Ernährung älterer Jungtiere. In der Schleimhaut des Verdauungstrakts kommen APUD-Zellen* vor, ein diffuses endokrines System, dem auch die Inselzellen des Pankreas (E-2.13.2.6.) und die C-Zellen der Schilddrüse (E-2.13.2.3.) zugeordnet werden. Die Zellen haben einen grossen Kern und produzieren Polypeptidhormone. *amine precursor uptake and decarboxylation Ergänzungen Chondrichthyes Bei Squalus acanthias (Dornhai; Selachii; 323) befindet sich zwischen einem hinteren Darmabschnitt und der hinteren Körperwand die Rektaldrüse mit a) äusserer fibromuskulärer Kapsel; b) innerer Region mit Übergangsepithel, die den Zentralkanal begrenzt und grosse venöse Sinus bedeckt; c) einer Zwischenschicht mit Sekretionstubuli (BULGER 1963). Osteichthyes Ictalurus (Ameiurus) nebulosus (Brauner Zwergwels; Siluriformes; 340). Im 'Magen' sind muköse und glanduläre Zellen mit Zymogengranula vorhanden; Letztere sind proximal konzentriert (GAS & NOAILLAC-DEPEYRE, 1978). Das Darmepithel zeigt ein basales Bindegewebe, das in der Form von Strängen in die Zotten aufsteigt, um sich dort unter Umschliessung von Kapillaren zu verzweigen. Die Epithelzellen sind schmal zylindrisch mit basalem Zellkern. Innerhalb der Zotten erscheinen die Zellen + homogen. Barbus conchonius (Cyprinoidea; 336.). Der Verdauungstrakt zeigt 3 Zellzonen (ROMBOUT 1977): 1) Lipid absorbierende Zone (65-75%); 2) Protein absorbierende Zone (25-35%); 3) Wasser- bzw. Ionen absorbierende Zone (<5%). Zwischen den intestinalen Epithelzellen befinden sich 4 Arten endokriner Zellen, allerdings nur wenige in der Protein absorbierenden Zone. Die Zellen sind argyrophil*, d.h. ~Neuronen. *Darstellung durch Silberimprägnation Latimeria (Crossopterygii; 368) besitzt einen Spiraldarm, der dem archaischer Knochenfische gleicht. Amphibia Alytes obstetricans (Geburtshelferkröte; Anura°Archeobatrachia; 373). Im Darmepithel der Larve ist eine + vesikuläre Struktur des ER zu erkennen (HOURDRY 1969). Das supranukleäre Zytoplasma enthält viele Mitochondrien, in Kernnähe befinden sich einige Golgikomplexe. Die Stammzellen, die an der Basis des Epithels liegen, enthalten viele Ribosomen. Aves Gallus gallus (Galliformes; 400). Die Duodenalkrypte des Huhns weist Schleimzellen auf, sowie endokrine Zellen und Lymphozyten (HODGES & MICHAEL, 1975). In jedem Mikrovillus ist ein Bündel vieler feiner Fibrillen zu finden, die ins apikale Zytoplasma ziehen. Die Kryptenzellen stehen über junctional complexes, gelegentlich auch über Desmosomen, miteinander in Verbindung. Mammalia Rattus rattus (Rodentia°Myomorpha; 439). Im Bereich der Parietalzellen des Magens befinden sich inter- und intrazelluläre Kanälchen, die von Mikrovilli umsäumt sind (LAWN 1960). Es sind Mitochondrien mit dicht gepackten Cristae und dichter Matrix vorhanden, sowie ein mit den Mitochondrien verknüpftes ER. Mus musculus (Rodentia°Myomorpha; 439). Eine EM-Untersuchung des Ösophagusepithels der neugeborenen Maus zeigt Golgi und rER in Verbindung mit der Bildung von 'Schleimgranula' (PARAKKAL 1967). Mit zunehmendem Wachstum wird das Epithel mehr und mehr keratinisiert. Keratohyaline Granula bilden sich in den Zellen der Mittelschicht (6-8 Schichten bei der neugeborenen, 20 bei der adulten Maus), die zur Oberfläche wandern. Die oberflächliche Hornschicht besteht dann aus einer mit Filamenten angefüllten Masse. Das Magenepithel des Mäuseembryo ist einschichtig. Die Differenzierung in Hauptund Belegzellen erfolgt ca. 2 bis 3 Tage vor der Geburt (SCHÜNZEL 1965). Das Epithel besitzt dann in seinem Fundusteil 3 Zellarten (HELANDER & EKHOLM, 1959): 1) mit interzellulären sekretorischen Kanälchen (Canaliculi), sowie vielen Mitochondrien und Vakuolen; 2) mit apikalen, vielen grossen Granula; 3) mit grossen runden Granula. Letztere Zellen ^ sekretorischen Zymogenzellen. Im Pylorusteil sind die Zellen lateral durch Interdigitation mit ihren Nachbarzellen verbunden (°HELANDER 1964). Mitochondrien und ein perinukleärer Golgiapparat sind vorhanden, apikal Mikrovilli. Weitere Organellen sind Granula, freie Ribosomen und fibrilläre Elemente. Die Interzellularräume sind häufig dilatiert. Im distalen Colon befinden sich enterochromaffine Zellen (SCHOFIELD & SILVA, 1968). Die Plasmamembran bildet eine kontinuierliche Schicht. Am freien Zellsaum befinden sich Mikrovilli, in der apikalen Zellregion kommen Desmosomen vor. Die Kernhülle ist dreischichtig und weist Poren auf. Die übrigen Organellen sind Mitochondrien, gER und rER, Ribosomen und Golgi. Mustela putorius f. furo (Frettchen; Carnivora°Mustelidae; 445). Die mukösen Magenzellen zeigen Desmosomen, Golgistrukturen und sekretorische Kanälchen der Parietalzelle (STEPHENS & PFEIFFER, 1968). Zymogengranula füllen den apikalen Teil der Zelle aus. Homo Das Magenepithel des Menschen enthält in den Halszellen apikales Plasmalemm und vom Glykokalyx umgebene Mikrovilli, während die Mikrovilli der Scheitelzellen nackt erscheinen (RUBIN et al., 1968). Die Grubenzellen führen Aggregate aus Zymogengranula Die Biopsie eines menschlichen Magenfundus zeigte Oberflächenzellen mit Mikrovilli (ROSA 1965). In den Schleimzellen befanden sich viele Granula, Vakuolen und ein Golgiapparat, in den Parietalzellen intrazelluläre Kanälchen, Vesikel und wenige Mitochondrien. Die Zymogenzellen führen Sekretionsvakuolen und ein gut entwickeltes ER. Das ER ist in den Hauptzellen stark entwickelt und füllt häufig als rER einen Grossteil des Zelllumens aus. Zwischen den Lamellen des Retikulums befinden sich viele freie Ribosomen. Oberhalb des Nucleus befinden sich der Golgiapparat und Sekretgranula. Die Belegzellen sind durch viele Mikrovilli gekennzeichnet, die ein interzelluläres System von feinen, stark verzweigten Kanälen durchdringen und bis zum basalen Plasmalemm reichen. Das Zytoplasma enthält viele Mitochondrien, Golgi und Lysosomen. In 'reifen' Zellen verdrängt ein ausgedehntes tubuläres Membransystem die übrigen Organellen zum apikalen Zellpol hin. Darm der Mammalia - detaillierte Zytologie Beim Säuger geht aufgenommenes Material innerhalb der Mikrovilli der duodenalen Kryptazellen in die fibrilläre ektoplasmatische Zone über (terminales Netz), die frei von den üblichen Zellorganellen ist. Unterhalb des Netzes ist das Zytoplasma jedoch dicht mit Organellen angefüllt. Benachbarte Zelloberflächen sind miteinander verzahnt und weisen Tight junctions oder Desmosomen auf. I.a. trennt das Plasmalemm als dünne elastische Membran die Zelle vom extrazellulären Raum. Mikrovilli sind von einer fein granulierten Schicht (Glykokalyx) bedeckt. Stets ist eine Basallamina vorhanden, die Kapillaren umschliesst. Die Organellen der absorbierenden Zellen des Duodenum sind Mitochondrien, wenige Lysosomen (apikal), gER und rER, eine gut erkennbare supranukleäre Golgistruktur, gelegentlich Mikrotubuli, sowie eine bestimmte Anzahl freier Ribosomen (TRIER 1967). Der Bindegewebsanteil des villösen Gewebes enthält eine Vielfalt zellulärer Elemente: Plasmazellen, Lymphozyten, Eosinophile, Mastzellen, glattes Muskelgewebe, myelinfreie Nervenfasern, schliesslich Blutkapillaren und Lymphgefässe, die der Basalmembran der absorbierenden Zellen dicht anliegen. Kennzeichnend für die Lamina propria des Dünndarms von Ratte (Rattus rattus; Rodentia°Myomorpha; 439) und Kaninchen (Oryctolagus cuniculus; Lagomorpha; 444) sind mesenchymatöse, fibroblastähnliche Zellen. Das Zytoplasma dieser Zellen ist wenig dicht, das ER bildet wenige voluminöse Säcke (PITHA 1968). Mit Hilfe des SEM und TEM konnten die Oberfläche der Mikrovilli des Jejunum von Ratte, Hamster und Hund berechnet werden (ANDERSON & TAYLOR, 1973). Die Werte lagen bei 0,419 m2 für die Ratte; 0,573 m2 für den Hamster und 0,751 m2 für den Hund. Je grösser die Mikrovilli-Oberfläche ist, desto geringer ist die Populationsdichte der Villi, d.h. pro villöse Einheit ist die Oberfläche bei den 3 Spezies von ähnlicher Grösse. Oryctolagus cuniculus (Lagomorpha; 444). Während der Tage 21-30 der Gestation zeigt der Darm des Kaninchens einen starken Zuwachs der Oberfläche der Mucosa (DEREN et al., 1965). An Tag 21 sind noch keine Villi und zytoplasmatische Invaginationen vorhanden, jedoch unregelmässige apikale Strukturen (die frühe Mikrovilli darstellen könnten), Mitochondrien, ein Golgiapparat, freie Ribosomen und wenig ER. An Tag 30 sind die Villi sehr gross und scheinen das Darmlumen auszufüllen. Sus scrofa (Artiodactyla°Suidae; 450). Das Schweine-Jejunum zeigt während der ersten 6 Lebenswochen Mikrovilli der Epithelzellen, deren Ausläufer bis in die sonst organellenfreie apikale Zone der Zelle reichen (SIBALIN & BJÖRKMAN, 1966). Die Mitochondrien sind zahlreich und unregelmässig in Reihen angeordnet. Nach Aufnahme von Kolostrum kommt es beim Jungtier zu einem Anschwellen der Vesikel und Vakuolen. Gegen die Interzellularräume hin zeigt die Plasmamembran viele Kaveolen. Mit zunehmendem Alter werden die Interzellularräume enger. Das Darmepithel des Schweinefetus zeigt eine mehrschichtige Entwicklungsphase mit zunächst undifferenzierten Zellen mit grossem Kern und wenigen Mitochondrien, sowie eine einschichtige Phase mit Reduktion des Kernvolumens, mehr zytoplasmatischen Substrukturen und Mikrovilli am Zellapex (KARLSSON 1972). Die Mikrovilli scheinen beim Schwein früher aufzutreten als bei vergleichbaren Entwicklungsstufen von Ratte und Maus. °E-2.11.2.3. Speicheldrüsen u.a. Drüsen im Verdauungstrakt An Land lebende Vertebrata zeigen Formationen von Drüsengewebe im Bereich der Zunge und des Darms, die die Nahrung einspeicheln, vor allem aber Verdauungsenzyme absondern. Zur Bauchspeicheldrüse (exokriner Teil des Pankreas) vgl. E-2.11.2.5. Nach Bau und Funktion sind die Speicheldrüsen der Mammalia - serös: Plasma dicht, homogen, enge Lichtungen; dünnflüssiges Sekret - mukös: Plasma schaumig, weite Lichtungen; zähflüssiges Sekret - gemischt: Seröser Teil halbmondförmig, dem mukösen Teil aufgelagert; weite Lichtungen. Die Glandula parotis (Ohrspeicheldrüse) ist eine seröse, alveoläre und zusammengesetzte Drüse. Aus jeder Endkammer führt ein feiner Gang, das Schaltstück I, mit flachem bis kubischem Epithel. Mehrere dieser Abschnitte münden ins Schaltstück II; darauf folgt ein erweiterter Gang mit prismatischem Epithel. Die Ausfuhrgänge vereinigen sich zu den Ductus parotidei. Die Glandula submandibularis ist eine gemischte Drüse mit serösen und alveolären, z.T. mukösen und alveotubulären Endstücken. Die Endkammern der gemischten Glandula sublingualis (Unterzungen-Speicheldrüse) sind mukös und alveotubulär. Häufig werden seröse Zellen oder Schleimzellen ohne Sekret basalwärts abgedrängt und bilden so die Ebner- oder Gianuzzi-Halbmonde. Im Bereich der Geschmackspapillen (Papillae vallatae) der Zunge befinden sich die serösen Ebnerschen Spüldrüsen. Im Duodenum befinden sich unter der Muscularis die Brunnerschen Drüsen (Glandulae duodenales; vgl. Ergänzungen). Im Bindegewebe der Zotten, dem Zottenstroma (Tela submucosa) verlaufen Kapillaren. Basal dehnt sich der zentrale Zottenraum aus. Zwischen den Zottenwurzeln aller Darmabschnitte sind die Lieberkühnschen Krypten (Glandulae intestinales) eingesenkt, die in ihren basalen Abschnitten die Lysozym produzierenden Panethschen Körnerzellen enthalten. In den genannten Darmdrüsen sind häufig Kernstrukturen anzutreffen, die entweder in Teilung oder in Auflösung (Karyolysis) begriffen sind. Das toxische Sekret der solenoglyphen Giftschlangen (z.B. Vipern; Serpentes; 390) wird in der Parotisdrüse gebildet. Ergänzungen Rattus rattus (Rodentia°Myomorpha; 439). Die Zytoarchitektur der Ebnerschen Spüldrüse ist der der Glandula parotis und des exokrinen Pankreas ähnlich. Basal besitzt die Drüsenzelle viel rER; nahe dem Kern befindet sich ein gut ausgebildeter Golgikomplex, apikal sind Sekretionsgranula nachweisbar (HAND 1970). Mit dem Golgiapparat treten 'dense bodies' in Kontakt, die Lysosomen entsprechen dürften. Es sind viele Mitochondrien vorhanden, gelegentlich auch Desmosomen. Innerhalb der Basalmembran wurden Myoepithelzellen gefunden. Von Letzteren und von den Drüsenzellen gehen Nervenfortsätze aus. Die Ductuszellen haben einen runden Kern, ER, Mitochondrien, freie Ribosomen, eine gut entwickelte Golgistruktur, wenige lysosomenähnliche Partikel, sowie Filamentbündel. Die Speicheldrüsen führen, wie im Übrigen auch die Tränendrüsen (vgl. E-2.7.2.4.), mukoide Granula in den sublingualen und submaxillären (bzw. lakrimalen) Alveolen (SCOTT & PEASE, 1959). Zwischen der Basalmembran und den Epithelzellen befinden sich freie Nervenendigungen. In den sublingualen und submaxillären Acini (wie auch im Sekretionsgang der Tränendrüse) ist Myoepithel nachweisbar. Die Sekretionsgranula der Submaxillardrüsen stehen mit dem Golgiapparat und dem rER in Verbindung (LUZZATTO et al., 1968). Erinaceus europaeus (Insectivora; 427). Die tubulo-acinären Zellen vom 'gemischten Typ' der Submandibulardrüse des Igels sind über Desmosomen miteinander verbunden (TANDLER & MacCALLUM, 1972). Der Kern erscheint in den serösen Zellen weniger kompakt als in den mukösen; eine Golgistruktur ist nachweisbar. Die mukösen Zellen führen Golgi, viele freie Ribosomen und manchmal ER. Felis catus (Carnivora°Feloidea; 447). Die Submandibulardrüse zeigt mehr Mitochondrien und gER in den serösen Zellen (dunkle 'Halbmondzellen') als in den mukösen 'hellen Zellen' (SHACKLEFORD & WILBORN, 1970). In beiden Zellarten erscheinen Sekretionströpfchen zuerst als vergrösserte Golgi-Vesikel und treten dann mit den Zisternen des gER in Verbindung. Die mukösen Zellen enthalten distal viele Granula; die serösen Zellen weisen wenige Vesikel auf. Myoepithel ist im Bereich beider Zellarten reichlich vorhanden. Zwischen den Sekretionszellen und den Myoepithelzellen befinden sich Nervenendigungen. Brunnersche Drüse(n) (BD) Mus musculus (Maus; Rodentia°Myomorpha; 439). Die Struktur der BD entspricht ihrer gemischt serös-mukösen Funktion. Die Zellen enthalten viele Mitochondrien, reichlich rER, Granula und eine gut ausgebildete Golgistruktur (FRIEND 1965). Mitochondrien, ein rER und Mikrovilli sind ebenso nachweisbar. Die Zellen sind über Desmosomen miteinander verbunden. Rattus rattus (Rodentia°Myomorpha; 439). Das basale Zytoplasma der BD zeigt Mitochondrien, gER und viele Ribosomen (LEESON & LEESON, 1966). Im apikalen Zytoplasma befinden sich variierende Konzentrationen heller Sekretionstropfen mit Tendenz zum Konfluieren. Die Zellen stehen über Desmosomen miteinander in Kontakt. Oryctolagus cuniculus (Lagomorpha; 444). Die BD sind in der Submucosa konzentriert. Es sind 2 Zellarten nachweisbar (LEESON & LEESON, 1967): 1) Seröse Zellen mit Ansammlungen von rER im basalen Zytoplasma und Sekrettropfen im apikalen. 2) Muköse Zellen mit wenig rER aber gut entwickelter supranukleärer Golgistruktur. Felis catus (Carnivora°Feloidea; 447). Zur Feinstruktur der BD vgl. z.B. MOE (1960). Homo. Die Zellen der BD des Menschen sind mukös, mit kleinen, basal angeordneten Kernen (LEESON & LEESON, 1968). Es sind Mitochondrien, ein rER und freie Ribosomen, sowie Mucintropfen nachweisbar. °E-2.11.2.4. Leber Die Leber ist eine Anhangsdrüse des Mitteldarms, mit der Synthese von Glykogen und Proteinen (z.B. Fibrinogen) als Hauptfunktionen. Auch ist die Leber ein Speicherorgan für Glykogen und, besonders bei Fischen, für Fette (Tran). Auch Vitamine (besonders A) können in der Leber kumulieren. Die Biotransformation von Stoffwechselprodukten und Fremdstoffen, Entgiftung von Ammoniak, sowie ein wesentlicher Anteil am körpereigenen Abwehrsystem sind weitere wichtige Aufgaben der Drüse. In der Leber des Säugerfetus findet Blutbildung (Hämatopoese) statt. Die Leber der Myxinoidea (Schleimaale; 321) zeigt einen tubulären Bau und gleicht somit einer exokrinen Drüse. Die Petromyzonta (321) besitzen eine Speicherleber mit angestautem Pigment und, je nach Entwicklungsstatus, ein Muralium duplex bis M. multiplex, wie es bei Euvertebrata vorkommt (s.u.). Details unter Ergänzungen. Die Chondrichthyes (Knorpelfische; 322) besitzen eine grosse Leber mit Gallenblase. Die Leber der Selachii (323) gleicht einer weitgehend homogenen Parenchymmasse mit Fettspeicherung, die von Sinusoiden durchsetzt ist. Parenchym, das von Blutgefässen verschiedenster Kaliber durchzogen wird, bildet die Hauptmasse der Leber höher organisierter Vertebrata. Jeder Zweig der Vena portae wird von 2 oder mehr Arterienzweigen begleitet, die anastomosierend in einen Plexus übergehen. Die Zentralvene mündet in die Sublobularvene, diese in die Sammelvene (Vena hepatica). Die Leber der Knochenfische, Amphibien und Reptilien zeigt keinen Läppchenbau, sondern vielfach verzweigte Zellbalken, die von Blutkapillaren umsponnen werden. Osteichthyes Brachydanio rerio (336) und Gambusia affinis (Moskitofisch; 348). Im Sinusepithel, das den Hepatozyten anliegt, entsteht aus Einfaltungen des Plasmalemms ein 'peri-sinusoidaler Raum' (WEIS 1972). Zwischen den Hepatozyten bestehen desmosomale Bindungen. In den Hepatozyten befinden sich Agglomerate feiner Filamente. Die Leber von Anguilla japonica (333) ist, wie die der Myxinoidea (s.o.), eine tubuläre Drüse. Mammalia und Aves: Die Parenchymzellen zwischen den Gefässen bilden einschichtige Zellwände oder Platten (Muralium simplex), vorwiegend zweizellige Schichten bei den übrigen (Eu)vertebrata (Muralium duplex). Zwischenräume in der Form von Lakunen oder Kanälen bilden in ihrer Gesamtheit das Leberlabyrinth. Der peri-sinusoidale oder peri-kapilläre Zwischenraum (Disse-Raum) ist + spezies-spezifisch. Im Disse-Raum besteht eine direkte Kommunikation zwischen den Kapillaren und den Sinusoiden. Letztere sind mit Endothel ausgekleidet. Namentlich die Schweineleber (Sus scrofa; Artiodactyla; 450) zeigt im LM eine deutliche Strukturierung: Mehrere Platten bilden im Querschnitt ein Vieleck, das von einer dünnen Bindegewebsschicht umschlossen ist. Diese Einheit ist das Leberläppchen. Interlobuläres Bindegewebe grenzt die Läppchen gegeneinander ab. Das Zentrum eines Läppchens wird jeweils von einer Arterie und Vene (Arteria bzw. Vena interlobularis), sowie einem Gallengang durchzogen, der mit kubischem bis prismatischem Epithel ausgekleidet ist. Die 3 Gefässe stellen die Glissonsche Trias dar. KUPFFERSCHE STERNZELLEN In den Interseptalabschnitten der Leber befinden sich als spezialisierte Phagen die 'Kupfferzellen'. Die Zellen gehen aus dem Endothelplasmodium hervor, durch eine Umstrukturierung der Kerne und nachfolgender Abgrenzung des sich differenzierenden Zytoplasmas (WOLF-HEIDEGGER & BEJDL, 1953). Nach und nach löst sich die Zelle von der endothelialen Sinusoidwand ab, um schliesslich als 'freier Endozyt' nur noch mit dünnen Fortsätzen im Endothelplasmodium verankert zu sein. Die Kupfferzelle besitzt i.a. einen prominenten juxtanukleären Golgiapparat und Mitochondrien. GALLENBLASE Die Mucosa zeigt ein hohes prismatisches Epithel. In der Muscularis sind radiär, longitudinal und transversal angeordnete Muskeln zu erkennen. Es ist eine Serosa vorhanden. Ergänzungen Agnatha Myxine glutinosa (Myxinoidea; 321). Die Lebertubuli sind in dichten Formationen angeordnet (MUGNAINI & HARBOE, 1967); 3-8 Hepatozyten umgeben ein Zentrallumen; Lumina zwischen den Zellen deuten die endothellosen Gallenkapillaren an. Die Parenchymzellen besitzen einen grossen runden Kern mit Nucleolus. Im Zytoplasma befinden sich Lipidtropfen. Die Tubuli können + von Blutlakunen, oder von endothelialen Lamina begrenzt sein. Desmosomen und Tight junctions sind nachweisbar, sowie viele Mitochondrien und ein Golgikomplex. Im Ganzen gesehen dürfte die Leber überwiegend ein Lipidspeicher sein. Die Ductulus-Zellen haben einen grossen Kern und wenig Mitochondrien. An ihrem apikalen Pol befinden sich Mikrovilli, die wiederum Axialfilamente aufweisen. Die Glykogenpartikel sind im Plasma verstreut; Golgi unauffällg. Lampetra zanadreai (Petromyzonta; 321). Die Leber der Ammocoetes-Larve zeigt einen prominenten Nucleolus, sowie rER und gER, viele Mitochondrien und einen Golgiapparat. Die Zellen der Gallengänge besitzen viele Mikrovilli, die Zellen der Gallenkanälchen Zonulae occludentes, Zz. adhaerentes und Maculae adhaerentes (Desmosomen). Amphibia Bei Bufo bufo (Anura; 375) ist eine jahreszeitlich bedingte Änderung im Feinbau der Hepatozyten, besonders in Bezug auf das ER, beobachtet worden (BANI 1965). Aves Gallus gallus (Galliformes; 400). Die Leber des Hühnerembryo enthält unterschiedliche Mengen Glykogen, das oft in Form dichter Granula auftritt (KARRER & COX, 1961). In der Leber des 6 Tage alten Kückens sind bereits Gallengänge nachweisbar. Die Blutkapillaren zeigen ein kontinuierliches Endothel. Beim 8-Tage-Embryo befinden sich diskontinuierliche Endothelzellen in Teilung und es kommt zur Bildung von Erythroblasten (interkapilläre Erythropoese). Die Hepatozyten des wenige Wochen alten Hühnchens enthalten grosse Kerne mit 2 oder mehreren irregulären Nucleoli (HODGES 1972). Die Zellen werden von einer 'Standard'-Plasmamembran begrenzt, die in Kontakt mit dem Interzellularraum, den Gallenkanälchen, oder dem Disse-Raum stehen. Gelegentlich sind kleine Areale einer Membranfusion (~Maculae occludentes) auszumachen. Die Gallenkanälchen werden von der apikalen Oberfläche der Hepatozyten gebildet. Es sind Tight junctions, aber keine Desmosomen nachweisbar. Die begrenzende Membran der Gallenkanälchen bildet viele zylindrische Mikrovilli. Am Gefässpol oder an der Basis der Zellen erstreckt sich die Zellmembran unter der Bildung von Mikrovilli, die in den Disse-Raum reichen. Der Kern liegt meist nahe dem Gefässpol der Zelle. Weitere Organellen sind Mitochondrien, Peroxisomen (microbodies), Lysosomen, reichlich rER, wenig gER, und ein Golgikomplex. Intrazelluläre Einschlüsse sind u.a. Lipidtropfen. Die Sinusoide werden von einer diskontinuierlichen Schicht flacher Endothelzellen ausgekleidet, von denen irreguläre Kupfferzellen ausgehen. Mammalia Charakteristische Komponenten der Hepatozyten sind ein Golgiapparat mit der 'flachen Seite' zu den Gallengängen, rER und gER und Mitochondrien, die im allgemeinen rund und deren Cristae kurz und häufig tubulär sind; Glykogen ist + über die ganze Zelle verteilt (ELIAS & SHERRICK, 1969). Die Uferzelle steht strukturell zwischen Endothelzelle und Phagozyt und kommt auch in den venösen Sinus der Milz und der Lymphknoten vor. Rattus rattus (Rodentia°Myomorpha; 439). Das zentrale Zytoplasma des Leberläppchens (Lobulus) zeigt verschiedene Zonen (REITH et al., 1968). In der Peripherie des Lobulus fällt eine relativ grosse Zahl an Lysosomen pro Flächeneinheit auf. Der Anteil der Mitochondrien-Anschnitte beträgt an der Plasmaoberfläche zentral 12,3 %, periportal 19,3 %. Im Übrigen sind morphologisch unterschiedliche Populationen von Mitochondrien zu finden (BERGER 1973). Polyribosomen aus 12 oder mehr Einzelribosomen, die über ein schmales Band miteinander verbunden sind, waren nachweisbar (DASS & BAYLEY, 1965). Es wird eine Einteilung der Ribosomen in 3 Klassen von Untereinheiten vorgeschlagen, wobei die kleinste 250 A° lang und 100 A° breit ist. Das gER ist schwächer ausgebildet als das rER und kommuniziert mit der Kernhülle. Die Zellmembran ist nach ihrer Kapillarseite und den Gallenkanälchen hin mit Mikrovilli besetzt. Lysosomen und dense bodies sind Standardorganellen der Leber, auch Mikrotubuli und Mikrofilamente sind im Zytoplasma nachweisbar. Die nucleinsäurefreien Peroxisomen befinden sich in der Nähe des Golgiapparates. Das Glykogen macht 5-10% oder mehr des Zellvolumens aus. Bei der trächigen Ratte liegt eine proportionale Volumzunahme des rER vor; erst ist ein Anstieg, dann ein Abfall des Ribosomenvolumens zu beobachten (HOPE 1970). Während der Laktation werden dann Standardwerte erreicht, jedoch bei ausgeprägter Hypertrophie des Parenchyms. Das Verhältnis Nucleus-Zytoplasma ist bei den Hepatozyten der neugeborenen Ratte zu Gunsten des Nucleus ausgeprägt. Zum Wurftermin zeigen fast alle Hepatozyten kompakte Glykogenvorräte. Die Gallengänge sind in den ersten 8 Lebensstunden erweitert; es sind häufig bereits wenige, kurze Mikrovilli vorhanden. Nach dem 5. Tag post partum sind dann viele Mikrovilli nachweisbar. Mus musculus (Rodentia°Myomorpha; 439). Das Gallenblasenepithel der Maus zeigt Hauptzellen, Bürstenzellen, Wanderzellen und Zellen mit basalen Granula (LUCIANO 1972). Zellen im Ductus hepaticus communis und im Ductus cysticus sind den Hauptzellen ähnlich (LUCIANO 1972a). Besonders im Ductus choledochus sind Mukoid absondernde Zellen vorhanden. Im Parenchym bilden microbodies eine fein granuläre Matrix mit limitierender Membran (°DAEMS 1966). In den Hepatozyten befinden sich Lipideinschlüsse, die Beziehungen zum Golgikomplex und zum ER aufweisen (PARKS 1967). Cavia porcellus (443). In der Leber des Meerschweinchens sind Tight junctions (Zonulae occludentes), Zonulae adhaerentes und Desmosomen nachweisbar; vgl. FARQUHAR & PALADE (1963). Oryctolagus cuniculus (Lagomorpha; 444). Ein besonderes Merkmal des Feinbaus der Gallenblase sind komplexe Kanäle zwischen benachbarten Epithelzellen (TORMEY & DIAMOND, 1967). Apikal befinden sich viele Mikrovilli; auffällig sind die zahlreichen Mitochondrien. Canis familiaris (Carnivora°Canoidea; 446). Die Kerne der Kupffer-Zellen sind unregelmässig gestaltet (BOLER 1969). Die äussere der beiden Kernhüllen zeigt einige Ribosomen. Mitochondrien und ER sind rar. Im Weiteren sind grosse Phagosomen in unterschiedlichen Mengen, Zytosomen in konstanten Mengen vorhanden. Ein Teil der Phagosomen und Zytosomen führt Aggregate von Mikrotubuli. Primates (429) Beim Rhesus (Cynomolgus) sind deutliche individuelle Unterschiede im Bau der Hepatozyten zu beobachten (KENNEDY 1979). Die Oberfläche ist im allgemeinen glatt, mit nur wenigen lateralen Interdigitationen. Kurze Mikrovilli ragen in die Gallengänge und Disse-Räume. In der Nähe der Kanälchen befinden sich Desmosomen. Der grosse Kern ist meist zentral lokalisiert. Gelegentlich treten doppelkernige Hepatozyten auf. Der Kern enthält viel helles Euchromatin, vereinzelt auch dichtes Heterochromatin, sowie einen auffälligen Nucleolus. Das Zytoplasma zentrilobulärer Zonen zeigt einen mässigen Glykogengehalt, wodurch es zur Kompression von Organellen kommen kann. Die Mitochondrien sind gewöhnlich rund oder verlängert und haben tubuläre Cristae. Es sind rER, gER, eine schwach entwickelte Golgistruktur und gelegentlich Lysosomen nachweisbar. Das gER zentrilobulärer Hepatozyten ist manchmal erweitert. Es werden 2 Arten periportaler Hepatozyten unterschieden: A) entspricht den zentrilobulären Hepatozyten, B) enthält im Vergleich mit A mehr Organellen. Die Zellen in den Sinusoiden zeigen häufig ein gefenstertes Endothel mit prominenten Disse-Räumen, in denen sich die Fett speichernden Ito-Zellen befinden. °E-2.11.2.5. Exokrines Pankreas Das Pankreas ist eine exokrin-endokrine Drüse. Der hier berücksichtigte exokrine Anteil sezerniert den Bauchspeichel, der Verdauungsenzyme enthält. Bei Lampetra fluviatilis (Petromyzonta; 321) ist ein solches exokrines Gewebe in der Form von Zymogenzellen ins Darmepithel eingestreut (WINBLADH 1966). Das Pankreasgewebe der Teleostei (331) ist innerhalb der Portalkanäle angeordnet (Hepatopankreas) und von einer Bindegewebskapsel umhüllt. Die kleinen Drüsenschläuche (Acini) münden in die Gallengänge. Bei den Bufonidae (Kröten; 375) existieren Übergangsformen zwischen den (exokrinen) Acinuszellen und den (endokrinen) Inselzellen (PRIETO-DÍAZ et al., 1967), bei der Ente (Anas; Anseriformes; 399) Übergangsformen zwischen Acinuszellen und A2-Inselzellen (acino-insuläre Transformation; BJÖRKMAN & HELLMAN, 1964; vgl. auch E-2.13.2.6.). Das Pankreas des 8-Tage-Hühnerembryo besteht aus einer weitgehend homogenen parenchymatischen Masse mit teilweise noch unvollständig ausgebildeten Acini (MACHINO 1966). Das Pankreas der Mammalia gleicht in seiner Grundstruktur der Glandula parotis, also eine alveolären Drüse. Im Zentrum der Acini befinden sich flache schmale Zellen, die Schaltstücke. Sekretrohre fehlen. Das Pankreas entwickelt sich, wie die Leber (E-2.11.2.4.), aus dem Epithel des primitiven Darmrohrs. Heterotopisches Pankreasgewebe kann als Rudiment im Verdauungskanal verbleiben. Details zum Pankreas der Mammalia Rattus rattus (Rodentia°Myomorpha; 439). Der Golgiapparat ist, wie in Sekretionszellen allgemein, gut entwickelt. Es sind osmiophile Vakuolen und Granula, sowie Stachelsaumvesikeln nachweisbar. Die Sekretgranula gelangen zwischen die Doppelmembranen des rER und werden zum apikalen Zellpol transportiert, wo ihre Membran mit dem Plasmalemm verschmilzt. Mus musculus (Rodentia°Myomorpha; 439). Die Acinuszellen enthalten häufig Einschlüsse die in enger Beziehung zum rER, zum Golgifeld und zu den Mitochondrien stehen (BANNASCH 1966). Es handelt sich möglicherweise um ein Prosekret der Zymogengranula. Equus caballus (Perissodactyla°Hippomorpha; 449). Untersuchungen des exokrinen Pferdepankreas zeigen 5 Zellarten (FORSSMANN 1976): 1) Polygonale B-Zellen im Zentrum, mit Granula, die von einer feinen Membran umgeben sind. Eine Golgistruktur, Mitochondrien und ER sind vorhanden, ferner hantelförmige Einschlüsse, die als primäre Lysosomen, und polymorphe Einschlüsse, die als residuale Lysosomen oder Lipofuscin gedeutet werden können. 2) C-Zellen, die peripher in der Insel verteilt sind und helle Granula besitzen, eine gut entwickelte Golgistruktur, Mitochondrien und ein ER. 3) E-Zellen; ebenso meist peripher. Der Golgiapparat ist gut entwickelt, Mitochondrien und ein ER sind vorhanden. 4) G-Zellen. Marginal, mit dicht gepackten Granula, ER und Mitochondrien in der Zellperipherie oder in Kernnähe. Eine gut entwickelte Golgistruktur und freie Ribosomen sind nachweisbar. 5) Die S-Zellen ('kleine Granulazellen') zeigen lange Zytoplasmafortsätze, in denen die Granula konzentriert sind. Häufig sind sehr viele Mitochondrien vorhanden, sowie freie Ribosomen. ER und Golgiapparat sind gut entwickelt. Saimiri sciurea (Totenkopfaffe; Primates°Platyrrhina; 430). Der kaudale Teil des Pankreas zeigt eine Differenzierung der Acinuszellen, der Ductus- und Inselzellen nach dem Erscheinen spezifischer Granula (WINBORN 1963). In C- und E-Zellen sind Lipidtropfen nachweisbar. In den Inseln befinden sich Nervenfortsätze mit synaptischen Vesikeln und Konglomeraten von Mitochondrien. Die Acinuszellen sind nur undeutlich durch Bindegewebe oder ein Retikulum von den Inselzellen (vgl. E-2.13.2.6) getrennt. In den agranulären Ductuszellen sind Lipidmassen und Mikrovilli vorhanden. Homo. Das Zytoplasma der Acinuszelle ist reich an 'B-Zytomembranen' (EKHOLM & EDLUND, 1959; THIERY & BADER, 1966). Es sind Granula, Mitochondrien und eine Golgistruktur nachweisbar. °E-2.12.0. Exkretionssysteme Exkretionssysteme sorgen für die Ausscheidung von Abbauprodukten des Stoffwechsels und körperfremder Schadstoffe. Die Hauptfunktionen der Organe sind Filtration und Transport der Exkrete. Eine weitere wesentliche Funktion der Organe ist die Osmoregulation. Häufig besteht eine Verbindung mit dem Genitalsystem, z.B. über gemeinsame Ausführgänge. Besonders bei den Euvertebrata steht das Exkretionssystem zudem in engerem Kontakt mit dem Kreislaufsystem ('Blut/Harn-Schranke'). °E-2.12.1. Evertebrata Den meisten Porifera (097), Cnidaria (099), Bryozoa (Ektoprokta; 106) und Nematomorpha (124) fehlen spezielle Organe, die Exkretstoffe eliminieren könnten. Auch die Pantopoda (196), die Pogonophora (304) und die Echinodermata (307) besitzen keine Ausscheidungsorgane. Die Tentaculata (106) besitzen paarige Nephridien, die mit Nephridioporen nahe der Afteröffnung nach aussen münden. Die mit Wimpern ausgekleideten Röhren befördern auch die Gameten. Bei den Brachiopoda (107) befinden sich 2 röhrenförmige Nephridien beiderseits des Darms. Das eine Ende ragt jeweils mit trichterförmiger Öffnung in die Körperhöhle (Nephrostom), das andere Ende in die Mantelhöhle. Der Exkretionskanal der Sipunculida (108) zeichnet sich durch ein hohes Epithel aus, das sich vom Coelomepithel abhebt. Die Nephridioporen münden nahe dem After nach aussen. Plathelminthes. Die 'Bachplanarien' unter den Turbellaria (109) besitzen 2 bis 4 Paar Kanäle, die das Mesenchym durchziehen und mit Poren nach aussen münden. Bei marinen Plathelminthen sind die Kanäle schwach entwickelt oder fehlen völlig (z.B. Acoelomorpha, 109). Unter den Trematoda (110) sind z.B. bei den Amphistomida (111), den Notocotylida (111) und den Monogenea Protonephridien nachweisbar. Protonephridien bestehen prinzipiell aus der Terminal-, Kanal- und Nephroporuszelle. Die Terminalzelle* bildet den Filter aus einer extrazellulären Matrix, die sich über einen zytoplasmatischen Hohlzylinder ausbreitet (XYLANDER & BARTOLOMAEUS, 1995). *'Solenozyt' der Polychaeta, mit langer Geissel Jede Proglottis der Eucestoda (113) enthält, ausser z.B. den Gonaden, einen Exkretionsapparat mit Terminalzelle und Wimperflammentrichter. Die Nemertini (114) zeigen ein verzweigtes Kanalsystem im Bereich des Vd.darms. Die Endzellen stehen mit Gefässen in Kontakt. Es sind Terminalorgane mit lang beflimmerten Basalzellen (Wimperflammenzellen) nachweisbar. Die Gnathostomulida (115) besitzen Protonephridien. Ausführgänge der Exkretionsorgane (i.a. Protonephridien) der Aschelminthes (116) können, wie die der Gonaden, in den Enddarm münden (Kloake). Bei den Rotifera (117) enden die Kanäle in Terminalorganen, wobei der Hauptast in eine Sammelblase unter dem Enddarm mündet. Die Kinorhyncha (118) besitzen 1 Paar Protonephridien. Die Protonephridien der Loricifera (118) stehen mit dem Genitalsystem in Verbindung. Einige Acanthocephala (119) haben spezielle Exkretionsorgane mit Wimperflammenzellen und Sammelröhren, die mit den Gonodukten kommunizieren. Das Exkretionssystem der Nematoda (120) besteht oft nur aus einer einzigen Zelle, der H-förmigen Riesenzelle mit dem Kern im Querstück. Wimpern (Zilien) fehlen. Die Priapulida (125) besitzen paarige Büschel von Protonephridien, die gemeinsam mit den Gonaden mit 2 Nephridioporen am Rumpfende ausmünden. Bei den Kamptozoa (Entoprokta; 126) münden 2 Protonephridien ins Atrium des Tentakelkranzes. Bei Urnatella sind im Bereich des Calyx und des Stiels Nephridioporen vorhanden. Das Exkretionssystem der Mollusca (127) besteht im Wesentlichen aus 1 Paar Metanephridien. Bei den Polyplacophora (128) gehen paarig angelegte Metanephridien mit einem Wimpertrichter vom Perikard aus. Die Niere der Gastropoda (129)* beginnt mit einem Wimpertrichter im Perikard, der sich in einen sackartig erweiterten Gang (Coelomodukt) fortsetzt. Letzterer öffnet sich mit einem Porus direkt, oder über einen Harnleiter (Ureter) in die Mantelhöhle. Die Nierensackwände sind zur Oberflächenvergrösserung mit Falten und Septen versehen, die Blutlakunen einschliessen. Bei manchen Arten befindet sich unter dem Mantelhöhlendach ein sekundärer Harnleiter. Das Epithel des Nephridiums besteht aus überwiegend kubischen 'Nephrozyten'. *Bei den Streptoneura (130) (noch) als Metanephridien paarig angelegt. Die Niere der Stylommatophora (138) befindet sich in paralleler Anordnung zum Herz, die Niere der Heterourethra und Sigmurethra am kaudalen Ende der Atemhöhle. Die Lumina der beiden (Meta)nephridien der Bivalvia (142) sind durch Septen voneinander getrennt und stehen über Wimpertrichter mit dem Perikard in Verbindung. Den paarig angelegten Nieren der Scaphopoda (141) fehlt eine Verbindung zum Perikard. Bei den Cephalopoda (148) stülpen sich Venenanhänge der Kiemengefässe in Nierensäcke vor, die an den Kiemenbasen nach aussen münden. Die Exkretionsorgane der Dibranchiata (149) gehen mit einem Wimpertrichter vom Perikard aus. Der Ausführgang reicht bis in die Nähe des Afters. Die Ausscheidungsorgane der Echiurida (152) sind Analschläuche, die über Wimpertrichter mit dem Coelom in Verbindung treten. Daneben sind im Vd.darm Metanephridien mit Wimpertrichter (Nephrostome) vorhanden; ein Nephroporus mündet ventral nach aussen. Die meist zahlreichen Exkretionskanäle der Annelida (153) ragen mit offenem Wimpertrichter (Nephrostom) ins Coelom. Vom Trichter aus führt ein gewundener Ductus im nachfolgenden Segment nach aussen. Der von Blutkapillaren umhüllte Nephridialkanal dient in bestimmten Segmenten auch dem Ausleiten der Geschlechtsprodukte, wobei der Trichter vergrössert sein kann (Gonostom). Der Exkretionskanal von Nereis (Polychaeta; 154) ist lang, geschlängelt, und von Blutgefässen umsponnen. Die Phyllodocidae (Polychaeta; 154) besitzen anstelle eines Wimpertrichters kolbenförmige Zellen mit langer Geissel. Saccocirridae und Polygordiidae (Polychaeta°Archiannelida; 159) weisen metamer angelegte Nephridien auf. Bei den Hirudinea (163) mündet der Wimpertrichter in eine Kapsel, in der sich Amöbozyten befinden. Über einen Nephridialkanal mit zwischengeschalteter Speicherblase mündet das System nach aussen. Bei Hirudo medicinalis (164) geht der Wimpertrichter von ampullenartigen Erweiterungen transversaler Verbindungskanäle aus. Onychophora (167). Paarig und segmental angelegte Nephridien ziehen in den Lateralsinus der Körperhöhle, d.h. einen mit Wimpern ausgestatteten Trichter (Nephrostom) mit sich anschliessendem Kanal. Das Kanalepithel ist mit Zilien besetzt. Über jedem beintragenden Segment und beiderseits des Herzes (Perikardzellen) befinden sich Nephrozyten zur Exkretablagerung. Die MM verfügen über Analdrüsen als Umbildungen von Nephridien. Die Ausscheidungsorgane der Arthropoda (168) sind in 1 oder 2 Körpersegmenten lokalisiert und treten i.a. als Antennendrüsen bzw. Maxillendrüsen auf. Für die Antennata sind die Malpighi-Gefässe kennzeichnend (s.u.). Die Coxaldrüsen der Chelicerata (169) sind umgebildete Nephridien. Bei Limulus entspringen die Coxaldrüsen der Wand der Coelomsäcke, die an der Basis der Laufbeinhüften ausmünden. Homologe Verhältnisse bestehen bei den Arachnida (170). Bei Letzteren sind ausserdem die Exkret speichernden Nephrozyten nachweisbar, die sich z.B. bei den Solifugae (Walzenspinnen; 180) im Perikard befinden. Neben Malpighi-Gefässen kommen bei den Amblypygi (Geisselspinnen; 171) Nephrozyten vor. Die Palpigradi (177) weisen Coxaldrüsen auf. Die Pseudoscorpiones (178) besitzen Coxaldrüsen und Nephrozyten. Im Epithel der Mitteldarmdivertikel sind Sekretkristalle zu finden. Neben Coxaldrüsen dienen auch bei den Acari (182) Mitteldarmzellen der Exkretion. Zum Nephridialkanal der Coxaldrüse der Opiliones (194) gehört ein sackförmiges Reservoir. Die Nephridialorgane der Crustacea (197) dürften den Metanephridien der Annelida homolog sein. Sie beginnen in einem Sacculus (Coelomsack), der sich in den Exkretionskanal fortsetzt. Vor ihrer Mündung sind die Kanäle häufig blasenförmig erweitert. Nephrozyten speichern Sekret; auch Kiemen und Darmepithel sind häufig sekretorisch bzw. osmoregulatorisch aktiv. Das wesentliche Exkretionsorgan der Notostraca (198), Cladocera (199) und Cirripedia (212) ist die Maxillendrüse (Schalendrüse) aus umgewandelten Nephridien, die an der Maxillenbasis mündet. Maxillendrüsen sind auch bei den Anostraca (201), Branchiura (210), Copepoda (204), Tanaidacea (Scherenasseln; 224) und Isopoda (Asseln; 225) zu finden. Die Misophrioida (Podoplea, 205), Mysidacea (Schwebgarnelen; 218), Amphipoda (Flohkrebse; 219), Decapoda (235) und Euphausiacea (Leuchtkrebse; Eucarida, 234) besitzen Antennendrüsen, die Ostracoda (202) eine Maxillendrüse oder eine Antennendrüse. Krebslarven haben meist 2 Paar Antennendrüsen bzw. Maxillendrüsen*, die in Segmenten der 2. Antenne und 2. Maxille ausmünden. *Copepoden-Nauplius mit Antennendrüsen, Leuchtkrebslarve (Euphausiacea) mit Maxillendrüsen Primitive Antennata (243) zeigen Maxillarnephridien, die bei höher organisierten Formen rückgebildet oder zu Speicheldrüsen umstrukturiert sein können. Am Übergang vom Mittel- zum Enddarm sind Malpighi-Gefässe (s.u.) vorhanden. Ausser den Malpighi-Gefässen besitzen die Chilognatha (244) paarig angelegte Nephridialorgane, die an der Maxillenbasis münden. Neben rudimentären Malpighi-Gefässen weisen die Pauropoda (Wenigfüsser; 248) 1 Maxillendrüse auf. Die Nephrozyten der Chilopoda (249) kommunizieren mit Hämolymphgefässen. Die Scutigeromorpha (249) und Lithobiomorpha (249) haben zusätzlich Maxillendrüsen (-nephridien). Solche Drüsen sind bei den Scolopendromorpha (250) nur bei Jungtieren vorhanden. Anstelle der Malpighi-Gefässe besitzen die Collembola (Springschwänze; Apterygota; 253) Labialdrüsen. Bei den Hymenoptera (282) erfolgt die Verpuppung meist in einem Kokon aus Labialdrüsensekret. Hemichordata. Das Rostralgefäss der Pterobranchia (Flügelkiemer; 305) ^ Exkretionsorgan. Bei den Enteropneusta (306) ist dem Perikard als vermutliches Ultrafiltrationsorgan ein Glomerulus vorgeschaltet, der mit Podozyten ('Füsschenzellen') bedeckt ist. Echinodermata (307). Das Coelomepithel enthält stellenweise Podozyten als mögliche Filtrationseinheiten. Die Exkretion erfolgt bei den Eleutherozoa (Seesterne, Seeigel; 309) über das Axialorgan. Ergänzungen Porifera Ephydatia fluviatilis (Silicea°Haplosclerida; 098). Als Pinakozyten bezeichnete Zellen bilden einen Nephridialapparat, dessen Funktionsuntereinheiten Tubuli, Radialkanäle, polymorphe Lakunen und Vakuolen (Diastole, Systole) sind (WEISSENFELS 1974). Ein gut entwickeltes rER, Mitochondrien und Granula sind nachweisbar. Plathelminthes Planaria (Turbellaria; 109). Der verlängerte Korb der Flammenzelle enthält die 'Wimperflammen' (McKANNA 1968). Dünne Regionen des Korbs sind durch Gruppen paralleler Schlitze gefenstert. Distal zur Flammenzelle bestehen die protonephridialen Tubuli aus mindestens 2 Zellen (McKANNA 1968a). Am proximalen Pol befinden sich Kaveolen mit Pinozytose. Zwischen pinozytotischen Vesikeln und grossen basophilen Granula befindet sich der Golgikomplex. Fasciola hepatica (Grosser Leberegel; Trematoda°Digenea; 111). Das Protonephridialsystem des Miracidium zeigt Flammenzellen mit grossem Kern, wenigen kleinen Mitochondrien im peripheren Zytoplasma, sowie Desmosomen (WILSON 1969). Der Exkretionsporus ist mit einem zytoplasmatischen Diaphragma bedeckt; an einigen Stellen befinden sich Poren. Ablagerungen im Atrium haben einen grösseren Dm als die Poren, was auf eine retenierende Funktion des Diaphragmas hinweist. Rotifera Das Protonephridium von Asplanchna priodonta (Asplanchnidae; 117) befindet sich im Coelom und umschliesst als syncytiale Masse den Protonephridialkanal (BRAUN et al., 1966). Der Kanal endet in einer (syncytialen) Blase mit feinen Muskelfasern. Terminalorgane sind die Flammenzellen. Gemäss einer weiteren Studie besteht das Protonephridialsystem aus 3-4 vielkernigen Zellen, die ein System von Tubuli ins Pseudocoel entsenden (WARNER 1969). Die bewimperte Zelle zeigt viele Mitochondrien, Golgistrukturen, Vakuolen, viel rER und freie Ribosomen. Die Kernhülle ist von einer rER-Schicht umgeben. Die Zilien entspringen an Basalkörpern in der apikalen Zytoplasmakappe. Der Feinbau der Flammenzelle zeigt bei Notommata copeus (Ploima; 117) am Ende der Ampulle eine Häufung von Mitochondrien (CLÉMENT 1968). Nahe der zentralen Höhlung des Bulbus wird die Ampullenkappe von einer dichten Platte begrenzt, in der >100 Zilien inserieren. Die Zilien sind durch Plasmabande miteinander verbunden und bilden so die 'Flamme'. Mollusca Lymnaea stagnalis (Basommatophora; 137). Das reno-perikardiale System dieser Schnecke zeigt im Ductus hohes, säulenförmiges Epithel, Zilien, Zonulae adhaerentes, einen prominenten Nucleolus, eine Golgistruktur, Mitochondrien und gER (WENDELAAR BONGA & BOER, 1969). Der Nierensack ist stark gefaltet, lamelläre und villöse Invaginationen ragen ins Lumen. Eine dünne Basallamina trennt das Epithel vom Retikulum aus Bindegewebszellen und Fasern. Das Epithel besteht aus säulenförmigen Nephrozyten mit vielen Mikrovilli, Zonulae adhaerentes, Mitochondrien, ER, Golgistruktur und Glykogen. Im Innern des Nierensacks befinden sich degenerierende Nephrozyten und Amöbozyten. Letztere sind auch zwischen den Epithelzellen zu finden. Arthropoda CRUSTACEA Procambarus blandingi (Malacostraca°Decapoda; 238). Das Nephridium (mit Antennendrüse) zeigt 6 Zonen (PETERSON & LOIZZI, 1973): 1) Die Zellen des Coelomsacks zeigen ein stark PAS-positives Zytoplasma mit wenig RNA und Protein. Die Kerne haben gelegentlich gegen das Plasmalemm gerichtete Fortsätze. Von den Zellen gehen basale Fortsätze aus; 2) die Zellen des Labyrinthabschnitts I sind säulenförmig, das Zytoplasma ist stark vakuolisiert und reich an Glykogen; 3) die Zellen des Labyrinthabschnitts II zeigen ein erweitertes Lumen und enthalten viel RNA. 2 und 3 mit PAS-positivem Bürstensaum. 4,5,6) Die Zellen der Nephridialkanäle I und II sind flach bis kubisch, die Zellen des Nephridialkanals III gross und säulenförmig. Pachygrapsus crassipes und Hemigrapsus oregonensis (Decapoda; 242). Nephrozyten enthalten kleine Vesikeln, grössere periphere Vakuolen und meist auch eine grosse zentrale Vakuole (WRIGHT 1964). CHILOPODA Im Lateralteil des Maxillarelements von Scutigera (249) befindet sich eine voluminöse Tasche (Sacculus), die mit dem Labyrinth verbunden ist (GABE 1967). INSECTA Onychiurus quadriocellatus (Collembola; 253). Das Zytoplasma der Podozyten* des Labialnephridium ist reich an Vesikeln mit lockerem Inhalt (ALTNER 1968). Im proximalen Abschnitt befinden sich Zellen mit Mikrovilli, einer Golgistruktur, gER und Lysosomen. *Grosse Zellen mit pseudopodienförmigen Fortsätzen Campodea chardardi (Diplura; 252). Jeder Teil der Labialniere besteht aus 3 Segmenten (FRANçOIS 1972): 1) Sacculus (Endsack), 2) gewundener Tubulus, 3) Ductus efferens. Die Zellen des Sacculus ^ typischen Podozyten mit vielen pinozytotischen Vesikeln, ER und einer Golgizone. Das Lumen enthält Bakterien. Die Zellen des Tubulus zeigen basale Faltungen. Im Einzelnen besteht der Tubulus aus dem: a) Verbindungsstück mit rER, vielen Mitochondrien, Lysosomen und Desmosomen; b) proximalen Segment mit vielen Mitochondrien, apikalen Mikrovilli, Lysosomen, Mikrotubuli und Lipideinschlüssen; c) intermediären Segment mit Mikrovilli < im proximalen Segment; d) distalen Segment mit vielen Mitochondrien, kurzen Villi am Zellscheitel, rER, Lysosomen, Glykogengranula und Desmosomen. Eine kutikuläre Intima kleidet den Ductus efferens aus. ABWEHRMECHANISMUS Pheropsophus africanus, Brachinus explodens (Carabidae; 270). Diese u.a. 'Bombardierkäfer' schiessen einen >100 °C heissen Strahl aus Chinon ab. An die Vorratsblase schliesst sich eine Reaktionskammer an, wo in Drüsen gebildete Enzyme zum Reaktionsgemisch hinzukommen. MALPIGHI-GEFÄSSE (MG) Arachnida (170), die Chilognatha (244), sowie die meisten Insecta (251) besitzen ausser evtl. Antennendrüsen usw. MG als schlauchförmige Anhänge des Mitteldarms, die blind z.B. im Coelom enden. Den Blattläusen (267) und den Opiliones (194) fehlen MG, ebenso einigen Sternorrhyncha (Pflanzenläuse; 267), z.B. den Aphidina (Blattläuse; 267), und den kurzlebigen Strepsiptera (Fächerflügler; 279). Im kubischen bis zylindrischen Epithel der MG der Arachnida und Insecta ist apokrine Sekretion nachweisbar. Die MG der Ricinuclei (Kapuzenspinnen; 181) befinden sich zwischen Darmdivertikeln. Bei den Acari (182) können MG ins Colon münden. Die Chilopoda (249) haben 1 Paar MG, die als blind endende Röhren bis in den Vd.körper reichen. Ergänzungen zu "Malpighi-Gefässe" Dacus oleae (Diptera; 294). Querschnitte durch verschiedene Regionen der MG (MAZZI & BACCETTI, 1963): Im distalen Teil (a) befinden sich tubuläre Invaginationen der Basalmembran bis etwa zur Mitte der Zelle; es sind ER und Mitochondrien vorhanden, lumenwärts Mikrovilli unterschiedlicher Grösse, dazwischen Vakuolen. Das Transitionssegment (b) enthält kleinere tubuläre Invaginationen der Basalmembran, ER, Mitochondrien, Lysosomen und kleine Mikrovilli. Im intermediären Segment (c) sind lange, gewundene Invaginationen der Basalmembran vorhanden; die Mitochondrien können unter Formänderung in die Mikrovilli vordringen; ER, Golgizonen, Lysosomen und Pigmentgranula sind nachweisbar; die Mikrovilli sind gross und gleichmässig lang. Das proximale Segment (d) enthält wenige, zum Teil einfach verzweigte Tubuli, Einstülpungen der Basalmembran, Mitochondrien, ER, Ribosomen, Lysosomen und Pigmentgranula; die langen und gleichförmig gestalteten Mikrovilli trennen apikal kleine Vesikeln ab. Der Harnleiter (e) zeigt eine dicke Basalmembran, Mitochondrien, ER, Ribosomen, Golgizonen, Lysosomen und Pigmentgranula, sowie kleine verzweigte Mikrovilli mit apikaler Abtrennung von Vesikeln. Die Ampulle (f) ist ebenfalls durch eine dicke Basalmembran gekennzeichnet, die weit ins Zytoplasma reichende, z.T. verzweigte oder gewundene Einstülpungen aufweist; es sind Mitochondrien, ER und ein Saum aus kleinen Mikrovilli vorhanden. Drosophila melanogaster (Diptera; 294). Das Plasmalemm der MG-Zellen zeigt Einfaltungen; Mitochondrien, ER und Vesikel sind nachzuweisen; Mikrovilli ragen ins Gefässlumen (SCHULTE 1972). In den Zellen des Anfangs- und Hauptstücks ist zum Lumen hin eine Aktivitätssteigerung der ATPase festzustellen, wobei das Enzym an Membranstrukturen gebunden ist. °E-2.12.2.0. Chordata Anstelle von spezialisierten Exkretionsorganen besitzen manche Tunicata (317) 'Speichernieren' mit Ablagerungen von Exkret im Bindegewebe. Bei Branchiostoma (Acrania, 319) liegen über dem Kiemendarm Paare metamer angeordneter Nephridien. Nephridialkanäle werden von einem Blutgefässnetz umsponnen und münden in den Peribranchialraum. Am Beginn der Nephridien befinden sich als Cyrtopodozyten* bezeichnete Zellen, die einen besonderen Typ von Geisselzellen darstellen. *'Reusengeisselzellen' (modifizierte mesotheliale Zellen), mitunter (nicht korrekt) als Solenozyten bezeichnet Weiteres in nachfolgender Ergänzung. Ergänzung Nephridium von Branchiostoma belcheri (Acrania, 319; NAKAO 1965). Der tubuläre Apparat ('Geissel'; s.u.) der Cyrtopodozyten (vgl. Fussnote oben) breitet sich von der Coelomoberfläche der Tubuli aus und dringt durch Öffnungen vor, die durch Fortsätze angrenzender Zellen gebildet werden. Dem Glomerulus fehlt das Endothel. Die Zellen der proximalen 'renalen Tubuli' scheinen gleichen Ursprungs wie die Cyrtopodozyten zu sein. Der grössere Teil des 'renalen Tubulus' liegt im subchordalen Coelom, an der Wand des Ligamentum denticulatum, mit trichterförmiger Öffnung. Der distale Teil kreuzt das Ligament und öffnet sich zum Peribranchialraum hin. Der Cyrtopodozyt zeigt 1 ovalen, von einer dreischichtigen Membran umgebenen Kern mit kleinem Nucleolus. Im Zytoplasma befinden sich ein paar Centriolen mit zentraler Geissel, ein Golgikomplex, gER, wenige Mitochondrien, sowie Granula. °E-2.12.2.1. Niere der Vertebrata Die Niere wird i.a. bilateral angelegt. Die Niere der Knochenfische ist zunächst in Kopfniere (Vorniere, Pronephros), Rumpfniere (Mesonephros) und Nach- oder Schwanzniere (Metanephros) gegliedert. Bei den Petromyzonta (321) und vielen Teleostei (331) wird der Pronephros zu einem lymphoiden Organ umgebildet. Die paarige Niere der Chondrichthyes (322) aus Mesonephros und Metanephros wird häufig als Opisthonephros zusammengefasst. Als bleibende Niere dient bis einschliesslich der Amphibien der Mesonephros, dessen Harnkanälchen an den primären Harnleiter (Urnierengang, Wolffscher Gang) anschliessen. Die Niere der Amniota entspricht dem Metanephros. Mit zunehmender Organisationsstufe bildet die Niere ein einheitliches Organ. Gegen eine kompakte Rindenzone grenzt sich + die Markzone ab, die sich in Form von Papillen ins Nierenbecken ausweiten kann. Die 'typische Niere' zeigt in der Übersicht ein System gewundener Tubuli. In der Rindenschicht ist die Lichtung der Tubuli überwiegend eng, in der Marksubstanz überwiegend weiter und die Tubuli sind weniger gewunden. Das Tubulusepithel ist in allen Abschnitten einschichtig. Zum besseren Verständnis der Funktion der hoch organisierten Niere ist die Durchblutung des Organs zu beachten. 2 Äste der Arteria renalis, die Arteriae interlobulares, ziehen zwischen den Markpapillen rindenwärts. Im Grenzbereich Rinde/Mark zweigen die Arteriolae medullares rectae ab, von diesen die Arteriolae afferentes, die zu den Glomeruli* überleiten. Aus dem Kapillarknäuel des Glomerulus gelangt das Blut durch die Arteriola efferens in das System der Venae arcuatae, die sich in die Vv. interlobulares fortsetzen. Letztere leiten in die Vena renalis über. *aglomeruläre Niere z.B. bei den Syngnathidae (Seenadeln; 352; vgl. Ergänzung) Der Glomerulus wird von der bindegewebigen Bowmanschen Kapsel umhüllt und bildet zusammen mit Letzterer das Nierenkörperchen (Corpusculum renis, Malpighi-Körperchen). Die Eintrittstelle der Gefässe in das Nierenkörperchen bildet den Gefässpol (der Austritt des Tubulus bildet den Harnpol). Aus dem Nierenkörperchen tritt bei Vögeln und Säugern (mit hypertonischem Harn) der gewundene Teil des Hauptstücks (Tubulus contortus I ^ pars convoluta). Auf die pars convoluta folgen die pars recta des Hauptstücks, ein Überleitungsstück (Intermediärer Tubulus), das Mittelstück mit pars recta und pars convoluta (Tubulus contortus II) und ein Verbindungsstück. Jeweils die pars recta und das Überleitungsstück bilden die i.a. U-förmige Henlesche Schleife mit einem ab- und einem aufsteigenden Teil. Die Schleife ist namentlich bei Wüstensäugern besonders lang (höchstmögliche Wasserresorption). Dem T.c. II folgt, über ein Verbindungsstück, das Sammelrohr. Bei den Elasmobranchii (323) verbindet ein langes Halsstück, bei einigen Teleostei (Siluris), den Amphibien und Sauropsiden ein kurzes Halsstück das Corpusculum renis mit dem Tubulus contortus I. Das gesamte Sammelrohrsystems macht die Hauptmasse des Nierenmarks aus. Die primären Sammelrohre zeigen kubisches, die sekundären Sammelrohre hohes prismatisches Epithel, wie auch die ausführenden Ductus papillares. Einzelne Zellen enthalten feine Granula. Vom Corpusculum renis bis zum Porus des Ductus papillaris erstreckt sich die funktionelle Einheit der Niere, das Nephron. Die Oberfläche der Schildkrötenniere ist stark gefurcht, die Schlangenniere langgestreckt, die Vogelniere dreilappig. Einige Säugerarten (z.B. das Pferd) haben 'zusammengesetzte' Nieren (Renculi). Erwähnenswert ist, dass der Stichling (Osteichthyes; Gasterosteus; 351) ein Nierensekret zum Nestbau verwendet. Die Niere der adulten Myxinoidea (321) zeigt von einem Glomus ausgehende Kanälchen, die nicht nach aussen führen. Bei Bdellostoma z.B. münden viele Kanälchen ins Perikard, gehen in den zentralen Gang über und stehen mit dem Venensystem in Verbindung. Beim adulten Petromyzon (321) fällt ein schmaler Glomus auf, der durch Verschmelzung ursprünglich getrennter Glomeruli gebildet wird. Von der Kapsel des Glomus gehen alle Nephrone mit einem bewimperten Halsstück aus. Details zur Zytologie der Niere Die Glomerulus-Kapillaren sind mit extrem dünnen Endothelzellen ausgekleidet. Das auffälligste Merkmal dieser Zellen sind die Poren oder Fenster, welche dem Blutplasma einen direkten Kontakt mit der Basalmembran verschaffen. Ein weiterer Zelltyp, die Mesangiumzellen, sind zwischen den Endothelzellen und der Basalmembran zu finden. Das die Bowmansche Kapsel auskleidende Epithel besteht aus flachen Zellen, die schmale zytoplasmatische Fortsätze aussenden (Podozyten), die der Basalmembran aufliegen; es kommt zur Verzahnung mit den Fortsätzen benachbarter Zellen. Einstülpungen des Plasmalemms der Tubuluszellen bilden das (basale) Labyrinth und bewirken eine Vergrösserung des subepithelialen Raums. An der Basis des Hauptstücks zeigen die Zellen einen Stäbchensaum, lumenwärts die Mehrzahl der Zellen einen Bürstensaum. Die übrigen Zellen öffnen sich lumenwärts unter Bildung kleiner Vesikeln. Die Steuerung der Ultrafiltration erfolgt im Bereich der Glomerulus-Kapillaren durch den Juxtaglomerulären Apparat, der aus Mesangialzellen, einer Macula densa, sowie 'Polkissen' gebildet wird. Der J. A. fehlt den Petromyzonta und Elasmobranchii (SOKABE & OGAWA, 1974), ein Mesangium den Amphibien und Sauropsiden, die Macula densa den Reptilien, letztere beide Strukturen den Teleostei. Ergänzungen Osteichthyes Nerophis ophidion (Seenadel; Syngnathiformes; 352). Die Tubuluszellen der aglomerulären Niere zeigen Spezialisierungen der Plasmamembran (OLSEN & ERICSSON, 1968). Apikal befinden sich Invaginationen der Plasmamembran, sowie Zilien. Alle Zellen besitzen einen Bürstensaum aus Mikrovilli. Reichlich gER, gut ausgebildete Golgizonen, Vesikel mit einheitlicher Membran, tubuläre Elemente und multivesikuläre Körper sind nachweisbar. Amphibia Juxtaglomerulärer Apparat von Bufo bufo (375). Der distale Tubulus, der zum ursprünglichen Glomerulus zurückkehrt, schliesst die afferente Arteriole ein; in dieser Region besteht ein enger Kontakt zwischen tubulärer und vaskulärer Wand (LAMERS et al., 1973). Die vaskuläre Wand enthält Granula führende Mediazellen. In dem Teil des Tubulus, der an die afferente Arteriole angrenzt, befindet sich eine Agglomeration von Kernen. Reptilia Crocodylus acutus (391). Der Glomerulus zeigt Endothel, eine Basalmembran und Epithel (DAVIS & SCHMIDT-NIELSEN, 1967). Im Endothel befinden sich granuläre Ablagerungen in Vakuolen, im Zytoplasma wenige Mitochondrien, kurze Segmente von gER, freie Ribosomen und Golgikomplexe. Das Zytoplasma bildet häufig lange Fortsätze, in denen sich kleine Poren in Verbindung mit membranähnlichen Strukturen befinden. Die Epithelzellen weisen eine grosse Zytoplasmamasse auf, kleine Mitochondrien, ER, viele freie Ribosomen, Vesikel, Filamente und Golgi. Der proximale Tubulus zeigt an seinen luminalen Zelloberflächen Mikrovilli, kleine Vesikel und Protrusionen des Zytoplasmas. An der lateralen Zelloberfläche befinden sich an der Basis von Mikrovilli kurze stäbchenförmige Gebilde, die in der apikalen Zone der Nachbarzellen ankern. Auch der distale Tubulus zeigt an seinen luminalen Zelloberflächen (irreguläre) Besätze von Mikrovilli, dazu Einstülpungen des Zytoplasmas und stäbchenförmige Gebilde der lateralen Zelloberfläche. Aves Die histologische Untersuchung der Niere von >100 Vogelarten verschiedener 'Ordnungen' zeigt u.a. Medullärlappen mit Sammelbecken und Henlescher Schleife (JOHNSON & MUGAAS, 1970). Gallus gallus (Galliformes; 400), Mesonephros des 8 Tage alten Hühnerembryo (GIBLEY & CHANG, 1967). Die Zellen des proximalen Tubulus zeigen runde, basal orientierte Kerne. Nahe dem Kern befindet sich der Golgikomplex. Weitere Zellelemente sind z.B. Mikrovilli. Unter der Basalregion befindet sich eine + homogene Membran. Weite Interzellularräume trennen benachbarte Epithelzellen an ihrer Basis. In diesen Regionen befinden sich ineinander übergreifende fingerförmige Fortsätze. Die Zellen des distalen Tubulus haben runde, zentral gelegene Kerne. Selten sind kurze Mikrovilli vorhanden. Die fingerförmigen Fortsätze treten weniger deutlich als im proximalen Tubulus in Erscheinung. Im Glomerulus zeigen die Membranen der Endothelzellen spaltförmige Poren. Mammalia Die juxtaglomerulären Zellen von Hund (Canis lupus familiaris; 446), Katze (Felis catus; 447) und Ratte (Rattus rattus; 439) sind metabolisch hochaktiv(HARTROFT & NEWMARK, 1961). Mitochondrien, ER und gelegentlich eine Golgizone sind in der 'hyperplastischen' Zelle nachweisbar. Falten der Plasmamembran dringen ins Zellinnere vor. Rattus rattus (Rodentia°Myomorpha; 439). Die intraarteriellen Polster am Ursprung der juxtamedullären afferenten Arteriolen zeigen ein Endothel unterschiedlicher Dicke mit vielen pinozytotischen Vesikeln, einer prominenten Golgizone, sowie freien und gebundenen Ribosomen (MOFFAT & CREASY, 1971). Von den Endothelzellen gehen lange Fortsätze aus, die in Kontakt mit den modifizierten glatten Muskelzellen im Innern der Polster treten. Die finger- oder sternförmigen Fortsätze sind grösstenteils ins interstitielle Gewebe eingebettet, das zerstreut osmiophile Partikel enthält. Eine 'inhomogene' Basalmembran umgibt die glatten Muskelzellen. Der proximale Tubulus contortus führt Zellen mit vielen, dicht gepackten Mikrovilli, die ins Lumen des Nephrons ragen (Bürstensaum). Das Innere dieser Mikrovilli enthält hexagonal angeordnete actinähnliche Filamente. Markersubstanzen, wie z.B. Ferritin, werden zwischen den Mikrovilli in Spalten und Gruben festgehalten. In der Nähe der Tubulusmündungen sind nach Substanzaufnahme Bläschen zu finden, die dann in die Zellschicht einwandern und sich zu Vesikeln vereinigen; ihr Inhalt verschmilzt zu Granula (Lysosomen?). In den tiefen Einfaltungen der Plasmamembran am basalen Zellpol befinden sich viele Mitochondrien. Die Epithelzellen liegen einer Basalmembran auf; das Zytoplasma enthält Mitochondrien, microbodies, Zytosomen und Golgisubstanz (ERICSSON & TRUMP, 1964). Die Basalmembran zeigt eine glatte Aussenfläche und eine Serie von transversal angeordneten inneren Kanten oder Cristae (WAUGH et al., 1967). Es besteht eine Interdigitation der Cristae mit Fortsätzen des Zytoplasmas Den Epithelzellen des distalen Tubulus contortus fehlt der Mikrovillisaum. Das Zytoplasma enthält viele Ribosomen und ein gut entwickeltes rER. Frühe EM-Untersuchungen haben gezeigt, dass das Endothel der afferenten und efferenten Gefässe (Vasa afferentia et efferentia) in seinem Feinbau sehr verschieden ist (LONGLEY et al., 1960). Die Kapillaren, die das Blut von den Papillen zurücksaugen, besitzen ein gefenstertes Endothel (peritubuläre Kapillare). Im Gegensatz zu den Epithelzellen besitzen die Interkapillarzellen sich verzweigende Fortsätze, dazwischen eine amorphe Interzellularsubstanz (LATTA et al., 1960). Die glomerulusnahen Abschnitte der o.g. Gefässe stehen in engem Konnex mit den Tubulusabschnitten, die proximal bzw. distal der Macula densa liegen (FAARUP 1965). Die fibrilläre Komponente des Zytoplasmas der Epithelzelle hat eine Stützfunktion. Am Apex aller tubulären Epithelzellen und unmittelbar unter dem Mikrovillisaum formiert sich eine Lage aus Fibrillen, wie sie auch in den Epithelzellen der Bowmanschen Kapsel vorkommt (CLERMONT & PEREIRA, 1966). Rattenniere im SEM (FUJITA et al., 1976). Aneinandergrenzende Pediculae (ohne verbindende Plasmabrücken) gehen von Podozyten aus. Die Basalmembran zeigt eine Schichtung. Die Lamina fenestrata des Endothelblatts teilt sich in die Areolae fenestratae auf. Die Poren dieser Kompartimente haben einen Dm von 30-150 nm. Vom Endothel können Mikrovilli ausgehen, von denen einige anastomosieren und so ein Netz bilden, das mit dem System der endothelialen Poren identisch sein mag. Der absteigende Teil der Henleschen Schleife besteht aus einer Schicht ineinandergreifender Zellfortsätze mit kleineren Vorwölbungen und Mikrovilli an der Lumenoberfläche der aufsteigende Teil zeigt nur wenige basale Vorwölbungen und kürzere Mikrovilli (OSVALDO & LATTA, 1966). Die interstitiellen Zellen der Medulla erinnern mit ihrer äusseren Zone an Fibroblasten und stehen mit Kollagen in Beziehung. Perinukleär befinden sich grosse Zisternen des ER. Die Zellen und ihre Fortsätze treten mit Kapillaren in Kontakt. Das Bindegewebe der Medulla enthält Fibroblasten bzw. Fibrozyten. Die metachromatisch reagierende Grundsubstanz enthält Fibrillenbündel, Filamente und Granula. Die Basalmembran der Bowmanschen Kapsel setzt sich direkt in die des Glomerulus fort (J¢RGENSEN 1967). Der 16-18 Tage alte Rattenfetus zeigt bereits eine deutliche Grenze Mark/ Rinde, sowie Corpuscula renis mit kurzen Tubulusstrecken (°MÜHLENFELD 1969). Am 18. Tag reichen Tubulusschleifen bis ins Mark; am 19. Tag sind im Mark weitlumige Ductus papillares mit grossen zylindrischen Zellen nachweisbar. Oryctolagus cuniculus (Lagomorpha; 444). Beim Kaninchenfetus ist das Nierenkörperchen am 15. Tag der Gestation zu erkennen. Der Übergang vom kapsulären zum tubulären Epithel erfolgt progressiv. Im Ganzen sind 4 Segmente zu unterscheiden: a) Nierenkörperhen, b) proximales Segment, c) distales Segment, d) Sammelkanal. Macaca mulatta (Rhesusaffe; 431). Mesangiale Zellen führen Lipofuscin die Endothelzellen Kristallkörper (ROSEN & TISHER, 1968). Zytosomen kommen in mesangialen Zellen, Epithel- und Endothelzellen vor. Homo. Die Feinstruktur des proximalen Tubulus zeigt in den grossen Zellen der Pars convoluta extensive laterale und basale Interdigitationen, sowie lange Mikrovilli (TISHER et al., 1966). Die Zytosomen weisen in der Apikalregion häufig 'dichte homogene' Körper auf. Die kürzeren Zellen der Pars recta haben eine mit kurzen Mikrovilli besetzte konvexe Oberfläche. Die juxtaglomerulären Zellen werden als modifizierte vaskuläre glatte Muskelzellen mit Myofilamenten beschrieben (BIAVA & WEST, 1966). So bestehen kontraktile Elemente, die direkt das Kaliber der afferenten glomerulären Arteriolen regulieren können. °E-2.12.2.2. Ableitende Harnwege Die Ableitung des Harns aus der Niere erfolgt über die Harnleiter (Ureteren). Bei vielen Arten münden die Harnleiter in eine Harnblase (Frösche, Schildkröten, Säuger). Eine grosse Harnblase als Wasserspeicherorgan besitzen z.B. die Kröten, die längere Trockenperioden überstehen müssen. Bei den meisten Vertebrata bildet der Pronephros den primären Harnleiter. MAMMALIA Die extrarenalen Harnwege, also Harnleiter, Harnblase und proximale Harnröhre zeigen (wie i.a. auch das Nierenbecken) ein Übergangsepithel (Urothel), das je nach Dehnung flach bis hoch erscheint. Es sind 3 Zelltypen nachweisbar, die die Basalmembran berühren: 1) diploide Basalzellen, 2) tetraploide Intermediärzellen, 3) grosse polyploide Deckzellen. Die Urethra feminina zeigt in ihrem kranialen Abschnitt Übergangsepithel (Urothel), kaudal ein mehrschichtiges Plattenepithel. In der Submucosa befinden sich gelegentlich solitäre Lymphknötchen und verästelte tubuläre Schleimdrüsen. Die Submucosa ist zu einem weitmaschigen Venennetz, dem Corpus spongiosum, aufgelockert. Die Mucosa der Urethra masculina besteht aus Epithel und Tunica propria. Meist ist ein mehrreihiges Prismenepithel vorhanden. In der Pars cavernosa senkt sich das Epithel zur Bildung der Lacunae urethrales ab. Das Venennetz stellt das Corpus spongiosum penis dar. Ergänzungen Amphibia Bufo (Anura; 375). Die Harnblase der Kröte besitzt squamöse Zellen (goblet cells), sowie Zellen mit auffallend vielen Mitochondrien (°PEACHY & RASMUSSEN, 1961). Das Zytoplasma der squamösen Zellen zeigt Mitochondrien, sowie rER, gER, Golgistrukturen und Vesikel, was auf eine Sekretion hinweist. Mammalia Rattus rattus (Rodentia°Myomorpha; 439). In den Zellen des Übergangsepithels des Ureters sind diverse Zell-Zell-Bindungen (u.a. Desmosomen) nachgewiesen worden (HICKS 1965). Mus musculus (Rodentia°Myomorpha; 439). Die oberste Schicht des dreischichtigen Übergangsepithels des Ureters enthält apikal Mikrofibrillen(WALKER 1960). Eine Golgistruktur, Mitochondrien und gER sind in allen 3 Schichten vorhanden. °E-2.12.3. Salz abscheidende Organe Besonders Tiere, die im oder am Meer u.a. Salz führenden Gewässern leben und somit stark salzhaltige Nahrung aufnehmen (z.B. Krebse, Fische, Möwen), verfügen über spezielle Einrichtungen zur Abscheidung von stark hypertonischer NaCl-haltiger Flüssigkeit im Rahmen einer Osmoregulation. ARTHROPODA - CRUSTACEA Gecarcinus lateralis (Decapoda°Reptantia; 242). Bei dieser Landkrabbe befindet sich Salz absorbierendes Gewebe zwischen den respiratorischen Lamellen der Kiemen in der Form als eines hohen, fingerförmig aufgeteilten Epithels (COPELAND 1968). Die Krabbe Callinectes sapidus (Decapoda; 242) besitzt ein spezielles Drüsenepithel, das der Salzabsorption dient und die respiratorischen Plättchen der Kiemen begrenzt (COPELAND & FITZJARRELL, 1968). Zwischen den Falten der Zelloberfläche befindet sich flockiges Material. Die lateralen Oberflächen der Zellen greifen ineinander. Der Raum zwischen jenen Membranen kommuniziert mit dem Hämolymphsystem des Epithels. Der Nauplius von Anostraca (201; z.B. Artemia salina) besitzt zur Salzabscheidung ein Nuchalorgan (Nackenorgan) mit bis zu 60 Epithelzellen, das später durch Epipoditen ersetzt wird. VERTEBRATA Die Salz abscheidende Rektaldrüse des Dornhais (Squalus acanthias; Selachii; 323) zeigt in ihrem zellulären Feinbau eine Plasmamembran mit vielen komplexen Plikaturen und villösen Strukturen; dazwischen befinden sich Aggregate von Mitochondrien (BULGER 1963). Die apikale Zellregion trägt Fortsätze, die Zelloberfläche Mikrovilli. Auf beiden Seiten des lamellären Blutsinus der Kiemen von Anguilla (Aal; 333) befinden sich Chloridzellen (Ionozyten) (GARCIA-ROMEU & MASONI, 1970). Die Chloridzelle von Salmo salar (342) ist kubisch bis säulenförmig. Basal sind häufig ER und viele Mitochondrien vorhanden, im juxtanukleären Zytoplasma ist Golgisubstanz nachweisbar (THREADGOLD & HOUSTON, 1964). Zum Feinbau der Chloridzellen der Regenbogenforelle Salmo gairdneri (342) liegen SEM-Untersuchungen vor, z.B. von OLSON & FROMM (1973). Das Operkularepithel von Fundulus heteroclitus (Cyprinodontiformes; 348) besteht bis zu 70% aus Chloridzellen. Amblyrhynchus cristatus, die Galapagos-Meerechse (Iguanidae; 383), besitzt 'Salzdrüsen' oberhalb der Augenhöhlen. Die Salz abscheidende Drüse der Seeschlangen (Elapidae°Hydrophiinae; 390) befindet sich unter der Zunge. Eine paarig angelegte 'Salzdrüse' ist besonders bei marinen Vögeln vorhanden, und zwar bei den Möwen (Laridae, 403), den Ruderfüssern (Pelecaniformes, 396), Röhrennasen (Procellariiformes, 394) und Seetaucherartigen (Gaviiformes, 394). Die verzweigte, tubuläre Drüse mit prismatischem 'Transportepithel' befindet sich in der Supraorbitalregion. Die Tubuli vereinigen sich zu einem Zentralkanal, der in die äussere Nasenöffnung mündet. °E-2.13.0. Endokrinium Das Endokrinium umfasst innersekretorische Drüsen, deren Sekrete (Hormone, 'Botenstoffe') über Körperflüssigkeiten bzw. den Blutkreislauf zum Zielgewebe gelangen. Im Gegensatz zu den inkretorischen Drüsen haben die exkretorischen Drüsen einen Ausführgang. °E-2.13.1. Insekten In den Intersegmentalhäuten vieler Arten befinden sich Drüsen endothelialen Ursprungs, die Pheromonzellen, deren Sekrete (Kohlenwasserstoffe) über Poren der Cuticula frei gesetzt werden. Ein bekanntes Beispiel ist das Bombykol, der Sexuallockstoff des Seidenspinner-F (Bombyx mori, 301). Die Prothorakaldrüsen treten bei juvenilen Insekten als paarige, gelappte Massen während der Häutungsperioden auf. Bei den Thysanura, Odonata und Phasmida z.B. liegen die Drüsen im ventralen Kopfabschnitt, bei den Blattodea, Coleoptera, Hymenoptera und Lepidoptera im Prothorax, wo sie verästelte Stränge bilden. Die epidermalen Exuvialdrüsen sondern die Exuvialflüssigkeit während der Häutung ab. Die Corpora cardiaca als Neurohämalorgane und die Corpora allata als neuroendokrine Drüsen werden im Abschnitt Neurosekretion (E-2.6.4.) berücksichtigt. °E-2.13.2.0. Chordata Bei den Petromyzonta (Neunaugen; 321) wird das Endostyl (vgl. E-2.11.2.0. und E-2.13.2.3.; Hypobranchialrinne) zur Thyreoidea (E-2.13.2.3.). Das Endostyl ist bei der Ammocoetes-Larve noch vorhanden und besteht aus 2 Hohlzylindern, deren Lumina mit dem Pharynx über eine enge Passage kommunizieren: Ductus hypobronchialis oder Ductus thyreoideus (EGEBERG 1965). Das Endokrinium der Vertebrata besteht aus Zellaggregaten innerhalb der Organe, oder aus differenzierten Drüsen ohne Ausführgang (inkretorische Drüsen). Die Abgabe der Botenstoffe erfolgt direkt in die Blutbahn. °E-2.13.2.1. Hypophyse Die Hypophyse ist das inkretorische Organ, das in engem Kontakt mit dem ZNS steht. Es sind zu unterscheiden: A. 'Hirnteil' (Processus infundibularis) mit dem Hypophysenstiel (Infundibulum) und der Neurohypophyse (Hypophysenhinterlappen, HHL) mit Neuroglia, Nervenfasern, Bindegewebe und Gefässen. Der HHL speichert Vasopressin (Adiuretin, ADH)* und Ocytocin**. *Im Hypothalamus gebildetes Peptidhormon; arterielle Vasokonstriktion, antidiuretisch **Beim Säuger im Hypothalamus gebildetes Uterus-kontrahierendes u. Laktation-stimulierendes Hormon B. 'Drüsenteil' (Adenohypophyse) von drüsig-medullärer Struktur, besteht aus der Pars distalis (Prähypophyse, dem Hypophysenvorderlappen, HVL), der Pars (Zona) intermedia (Zwischen- oder Mittellappen) und der Pars tuberalis (Trichterlappen) am Hypophysenstiel, der die Neurohypophyse mit dem Hypothalamus verbindet. Die Zellen sind in Strängen angeordnet und werden von einer Lamina umhüllt. Im HVL sind Zellen mit oder ohne Granula nachweisbar. Es ist ein gut entwickeltes Kapillarnetz vorhanden. In der Pars tuberalis befinden sich nur grosse, dicht granulierte Zellen. Die Pars intermedia ist durch basophile, frei im Bindegewebe liegende Zellen gekennzeichnet. Die wichtigsten Hormone der Adenohypophyse sind - Corticotropin (ACTH) - Corticoliberin (CRH), steigert die Ausschüttung von Corticotropin - Somatotropin (STH), das Wachstum stimulierendes Hormon - Melanotropin, aus der Pars intermedia, wirkt auf die Melanophoren, besonders bei Fischen und Amphibien Zur Bildung des HVL dringt das ektodermale Munddachepithel als Rathkesche Tasche bis zum Boden des Dienzephalon vor. Der HHL entsteht, indem eine Ausstülpung des Zwischenhirnbodens sich gegen jene Tasche vorschiebt. Der Zwischenlappen geht aus der Anlage des HVL hervor. Bei den Myxinoidea (321) mündet der Nasen-Hypophysengang in den Pharynx, ist bei den Petromyzonta (Neunaugen; 321) ohne Verbindung zur Mundhöhle. Die Hypophyse mancher Süsswasser-Teleostei (331) zeigt acidophile Zellen überwiegend in der rostralen Pars distalis (RAO 1969). Im proximalen Teil sind PASund AF-positive Zellen nachweisbar. Bei manchen Arten zeigt die Drüse Follikelstruktur Ergänzungen Osteichthyes Polypterus ornatipinnis (Flösselhecht; Actinopterygii; 329). Neurohypophyse und Saccus vasculosus zeigen eine apokrine Abgabe von Material durch die Ependymzellen (MARQUET et al.,1972). Protopterus annectus (Sarcopterygii°Dipnoi; 368). Die Hypophyse des Afrikanischen Molchfischs gleicht im Bau des distalen Lobus der Hypophyse der Amphibien, entspricht aber im Übrigen der typischen Fischhypophyse (KERR & van OORDT, 1966). Im distalen Lobus sind 3 Arten basophiler Zellen und 2 Arten acidophiler Zellen vertreten. Die zahlreich vorhandenen Typ-I-Basophilen sind rund bis oval. Die Typ-II-Basophilen erscheinen heller, länglich, der Kern befindet sich am einen Zellpol, der andere Zellpol grenzt an eine Kapillare. Die nur in geringer Anzahl vorkommenden Typ-III-Basophilen sind klein und rund und befinden sich hauptsächlich im terminalen Bereich des Lobus. Typ-I-Acidophile sind länglich-oval, mit dem Kern meist nahe am einen Zellpol. Typ-II-Acidophile zeigen eine geringe Affinität zu PAS und sind im posterioren Teil des distalen Lobus zu finden. Die meisten Zellen des Zwischenlappens enthalten verstreut PAS-positive Granula. Das Nervengewebe besteht aus einer fibrösen Matrix mit neurosekretorischen Granula und weist gelegentlich Pituizyten auf (mit Fortsätzen aus Ependymzellen). Im hypothalamo-hypophysären System befinden sich 'präoptische' Zellen mit Granula. Amphibia Xenopus laevis (Anura°Aglossa; 373). Im HHL des Krallenfroschs befinden sich 3 basophile und 2 acidophile Zelltypen (KERR 1965). Die Basophilen vom Typ I sind gross, vakuolisiert und zeigen eine Tendenz zur Agglomeration. II und III sind gut mit der Mallory-Färbung darstellbar (dunkelblau bzw. graublau). Die Acidophilen vom Typ I sind gross und stark granuliert, die vom Typ II klein. Bei Letzteren wird der Kern von einer Scheide 'granulären' Zytoplasmas umhüllt. Reptilia Anolis carolinensis (Squamata°Sauria; 383). Die Pars distalis der Eidechse zeigt 5 Arten granulärer Zellen (PEARSON et al., 1973). Eine Gonadotropin produzierende Zellart enthält Sekretionsgranula und Lipidtropfen. Nach Kastration der Tiere proliferiert das ER. Die Degranulierung ist mit der Hyperplasie von Mitochondrien assoziiert. Varanus exanthematicus und V. niloticus (Squamata°Sauria; 387). Der Hypophysenkomplex zeigt deutlich einen Dorsal-, Mittel- und Ventrallappen (NOUHOUAYI-BESNARD & CAMAIN, 1966). Aves Der HHL des Haushuhns zeigt im Zytoplasma ein variables ER, Golgi und Sekretionsgranula (PAYNE 1965). Mammalia LH (ICSH) = Luteinisierendes (Interstitialzellen stimulierendes) Hormon FSH = Follikelstimulierendes Hormon TSH = Die Schilddrüse stimulierendes Hormon (thyreotropes Hormon, Thyrotropin) Zur Neurosekretion vgl. im Besonderen E-2.6.4. Didelphis virginiana (Marsupialia; 422). Die Neurohypophyse des Opossums ist + gelappt und zeigt 3 Regionen (ROTH & LUSE, 1964): 1) Hilarregion, mit Bündeln von Nervenfasern und Axonen, die in die Palisadenregion führen, wo Nervenendigungen neurosekretorische Granula* enthalten. 2) Palisadenregion, mit Zytoplasmafortsätzen. 3) Septalregion, mit Kollagen, Fibroblasten, vielen kleinen Kapillaren, von angrenzendem Drüsengewebe durch eine Basalmembran getrennt. *In den Herring-Körpern, d.s. spindelförmige Anschwellungen der Fasern des Tractus hypothalamo-hypophysialis durch das Neurosekret Rattus rattus (Rodentia°Myomorpha; 439). Die somatotrope Zelle der Adenohypophyse (HVL) zeigt eine gut entwickelte Golgistruktur, Mitochondrien und rER. Die Sekretgranula entstehen aus Vakuolen mit osmiophilem Material aus der Golgisubstanz. Die gonadotrope Zelle zeigt einzelne oder konfluierende Granula, Mitochondrien, rER und Ribosomen. Im HVL ist der Abbau von Sekretgranula (~Hormone) durch Lysosomen zu beobachten, ein Vorgang, der als Krinophagie, einer spezifischer Art von Autophagie, bezeichnet wird. Die Pars intermedia zeigt in ihrem zentralen Teil Zellen mit Vesikeln und Vakuolen, aber keine Blutgefässe (KOBAYASHI 1965; HOWE & MAXWELL, 1968). Die Vesikel stehen in Verbindung mit der Golgistruktur und dem rER. Terminale Schwellungen der Axone ^ agranulären synaptischen Vesikeln. Die hellen Zellen mit den Sekretionsgranula sind plasmareich und enthalten ER und wenige Mitochondrien. Die kleinen dunklen Zellen führen wenige Mitochondrien und wenig ER, selten Vesikel. Die Neurohypophyse (HHL) erfährt während der Laktation und Aufzucht der Jungtiere feinstrukturelle Veränderungen (MONROE & SCOTT, 1966). Beim nicht laktierenden F ist mehr osmiophiles Material vorhanden, das Neurosekretion in den Vesikeln der Axone anzeigt. Beim laktierenden Tier ist die Anzahl jener Vesikel deutlich vermindert, d.h. die Anzahl leerer Vesikel erhöht; nach ca. einer Stunde ist jedoch eine Restitution beobachtet worden. Mesocricetus auratus (Syrischer Goldhamster; Rodentia°Myomorpha; 438). Die Basophilen des HVL zeigen FSH-Zellen in der Nähe von Gefässspalten, vesikuläres ER und Sekretionsgranula (DEKKER 1967). LH-Zellen enthalten ebenfalls solche Granula; das Zytoplasma erscheint filigranähnlich. Die TSH-Zellen weisen wenig ER und kleine Sekretionsgranula auf. Die FSH-Zellen enthalten Granula unterschiedlicher Grösse (GIROD & DUBOIS, 1965). °E-2.13.2.2. Pinealorgan (PO) Das Pinealorgan (Corpus pineale, Epiphysis cerebri; Zirbeldrüse, Epiphyse) wird als eine Ausstülpung des Epithalamus gebildet und hat ursprünglich eine sekretorische Funktion. Charakteristische Elemente des PO sind die Pinealozyten mit ihren Sekretgranula führenden Fortsätzen. Es bestehen Homologien zu Lichtsinneszellen der 'Pisces', Anura und Sauria (Parietal- oder Scheitelauge; E-2.7.2.5.). Bei den Rhynchocephalia (381) und Sauria liegt, wie bei den Petromyzonta (321), das PO in unmittelbarer Nähe des Parietalauges. Bei den übrigen Sauropsiden fehlt der rezeptorische Teil oder ist rückgebildet. Natrix natrix (389) und die Schildkröte Pseudemys (379) haben keine pineale Rezeptorzellen. Das PO der Mammalia ^ einer reich kapillarisierten endokrinen Drüse. Der rezeptorische Teil fehlt völlig. Im Alter können Kalkkonkremente u/o Zysten unter Degenerationserscheinungen auftreten. Details, Ergänzungen Chondrichthyes Scyliorhinus canicula (Elasmobranchii°Carcharhiniformes; 325). Das PO des Kleingefleckten Katzenhais stellt ein langes, dünnes Rohr dar, mit Endventrikel und Stiel. Das Parenchym besteht aus Rezeptorzellen, Glykogenspeicherzellen, Zellen mit dichten Granula, zytoplasmareichen Zellen und Ganglienzellen (RÜDEBERG 1968a,1969). Die Rezeptorzellen sind Sinneszellen mit gut entwickelten äusseren Segmenten, die dem Conus der Retina ähneln. Ihr basales Zytoplasma enthält reichlich juxtanukleäres rER und einen Golgikomplex. Das innere Segment zeigt ein Mitochondrien-Aggregat, das äussere Segment parallel verlaufende Scheiben und Vesikel. Die Stützzellen weisen irreguläre Mikrovilli gegen das Lumen hin auf; das Zytoplasma ist reich an gER. An den Verlängerungen der Sinneszellen befinden sich neuropilähnliche Zonen. Gelegentlich kommen Synapsen mit prae- und postsynaptischen Vesikeln vor. Osteichthyes Das schlauchförmige PO von Phoxinus phoxinus (336) ist stark vaskularisiert (OKSCHE & KIRSCHSTEIN, 1967). Die Sinneszellen entsprechen Zilien tragenden Photorezeptoren. Das Aussenglied der Sinneszelle besteht aus Plättchen, die durch multiple Invaginationen des Plasmalemms gebildet werden. Das PO von Sardina pilchardus sardina (334) besitzt Sinneszellen als Photorezeptoren, Stützzellen und Ganglienzellen, deren Axone in den Tractus epiphyseus übergehen (RÜDEBERG 1968). Amphibia Anura (373) (OKSCHE & HARNACK, 1963, 1963a). Das 'Stirnorgan' wird von der Epiphysenendblase kapselförmig umschlossen, von kollagenen Fasern, Fibrozyten, Melanophoren, sowie Histiozyten und Nerven aufgebaut und von Satellitenzellen begleitet. Die Zellarten insgesamt sind Sinneszellen, Ganglienzellen, Epithelzellen und ependymale Elemente. Die Sinneszellen bestehen aus a) dem Aussenglied aus scheibenförmigen Strukturen, die als Einstülpungen der Membran aufgefasst werden; gemäss ihrem Feinbau entsprechen die Sinneszellen retinalen Zapfen; b) dem birnenförmigen Innenglied mit Ellipsoidzone, mit Mitochondrien, einem Centriol und Basalknötchen mit Fibrillenapparat (~Zilien) und Lipoidtropfen. Desmosomen stellen die Verbindung zu den ependymalen Satellitenzellen her. Die Satellitenzelle weist die 'Standardorganellen' auf, dazu Mikrovilli bzw. Zilien. Reptilia Lacerta viridis und Podarcis (Lacerta) muralis (Squamata°Sauria; 386). Die Pinealozyten dieser Eidechsen sind prismatisch und bestehen aus 1.)einem supranukleären Teil, der dem Innenglied der Photorezeptoren entspricht, 2.) einem basalen Teil, der sich in mehrere Fortsätze aufteilt (WARTENBERG & BAUMGARTEN, 1968). Ein Innenglied besteht aus 2 Abschnitten, wobei der distale Abschnitt ins Lumen des Organs ragt. Der proximale Abschnitt enthält das Ellipsoid*, Golgi, rER und Granula. Die (rudimentären) Aussenglieder sind nur selten nachweisbar. Die basalen Fortsätze der Pinealozyten haben keinen synaptischen Kontakt mit den sensorischen Nervenzellen. Im PO von Podarcis (Lacerta) muralis kommen ausser den prismatischen Pinealozyten Stützzellen und basal gelagerte Nervenzellen (helle Zellen) vor. *Aggregat von Mitochondrien in Photorezeptoren Anguis fragilis (386). Das PO der Blindschleiche enthält Pinealozyten und Zwischenzellen (PETIT 1969). 3 Arten von Vesikeln richten sich polar nach den Blutgefässen aus. Die Fortsätze der Pinealozyten stehen mit der Basallamina in Verbindung. In der Nähe des Epiphysenepithels befinden sich efferente, sympathische Nervenfasern. Iguana (Squamata°Sauria; 383). Im PO von Jungtieren sind Aussenglieder der Sinneszellen zu erkennen, die Lamellenbildungen aufweisen (°OKSCHE & KIRSCHSTEIN, 1966). Aves Bei der Wachtel (Coturnix; 400) und dem Huhn (Gallus; 400) zeigen die Ependymzellen des PO apikal Zilien vom 9+2 Muster (BISCHOFF 1969). Die Sekretionszellen enthalten viele Granula. Die Photorezeptorzellen stehen am Basalrand in synaptischem Kontakt. Modifizierte Zilien verbinden den apikalen Zellteil mit einem membranösen Lamellenkomplex im Lumen des Follikels. Mammalia Rattus rattus (Rodentia°Myomorpha; 439). Das PO zeigt häufig chromatinarme, unregelmässig gestaltete Zellkerne; der Nucleolus ist jedoch gut ausgebildet. Es sind rER, Mitochondrien und Granula nachweisbar. Spezielle 'Stäbchenstrukturen' sind frei im Zytoplasma verstreut oder stehen mit dem Plasmalemm in Verbindung . Oryctolagus cuniculus (Lagomorpha; 444). Das PO zeigt eine deutliche Zonierung mit Medulla und Cortex, mit hellen und dunklen bzw. nur hellen Pinealozyten (ROMIJN 1973,1973a). Die Nervenfasern erreichen das PO entweder über perivaskuläre Räume der pinealen Gefässe, oder über die beiden Nervi conarii. Erinaceus europaeus (Insectivora; 427). Das PO des M zeigt im Feinbau der Pinealozyten 1 oder mehrere zytoplasmatische Fortsätze, die in einer terminalen Keule enden (PEVET & SABOUREAU, 1973). Im Perikaryon befinden sich Mitochondrien, gER, wenig rER, Ribosomen, Lipideinschlüsse und Lysosomen; vom Golgiapparat gehen Vesikel aus. Dichte dunkle Vesikel wandern in die terminalen Fortsätze ein. Die Pinealozyten von Katze und Makaken enthalten, wie auch die Gliazellen, Mitochondrien, eine Golgistruktur, gER, rER und Ribosomen (WARTENBERG 1968). Die Zelloberfläche zeigt Mikrovilli oder Kinozilien zur Ventrikelhöhle hin. °E-2.13.2.3. Schilddrüse (Thyreoidea; SD) Wie der Hypophysenvorderlappen (HVL) entsteht die SD aus dem Epithel des frühen Mundbereichs und ist dem Endostyl (Hypobranchialrinne*) der 'niederen' Chordata homolog (Branchiostoma, 319; Tunicata, 317; Petromyzon-Larve, 321). *ventraler Teil des Kiemendarms Das SD-Gewebe adulter Petromyzonta (321) ist dem Bindegewebe integriert. Bei den Osteichthyes (329) ist ausser dem kompakten Organ verstreutes Gewebe vorhanden. Die paarig angelegte SD der Amphibien und Vögel, sowie die meist unpaarig erscheinende SD der Reptilien und Säuger, befindet sich im Bereich der Luftröhre (Trachea) bzw. des Kehlkopfs. Die unpaarig erscheinende SD besteht jedoch i.a. aus 2 Lappen, die über einen Isthmus miteinander verbunden sind (so beim Menschen). Die SD-Hormone sind Thyroxin (Tetraiodothyronin, T4) und Triiodothyronin (T3). Beide Sekrete sind bis zu ihrer Freisetzung an das Thyreoglobulin, d.h. das Kolloid, gebunden. Die Epithelzellen der SD sind in Follikeln (~Alveolen, 'alveoläre Drüse') angeordnet, in deren Lumina sich das Kolloid befindet. Interfollikulär breitet sich lockeres Bindegewebe aus, das von Kapillaren umgeben ist. Bei jungen Ratten sind die Follikel noch nicht vollständig durch Bindegewebe, retikuläre Fasern oder Basalmembranen getrennt (ISLER et al., 1968). Innerhalb der Basalmembran der Follikel, oder im interfollikulären Bindegewebe, kommen die i.a. hell erscheinenden, keulenförmigen C-Zellen vor. Sie werden den APUD-Zellen (vgl. E-2.11.2.2.) zugerechnet und entstammen der Neuralleiste. Die Granula der hellen Zellen führen Calcitonin, Serotonin, Dopamin und Somatostatin. Details, Ergänzungen Petromyzonta Zum Endostyl der Ammocoetes-Larve (321) vgl. Ergänzungen zu E-2.11.2.0. Amphibia Bei den 3 Urodelenarten Ambystoma tigrinum, Necturus maculosus und Amphiuma means (372) zeigen die Follikelzellen ein kontraktiles Geflecht aus Zytoplasmafilamenten, das eine Formänderung der Zelle ermöglicht (LARSEN Jr. 1968). Ambystoma tigrinum (372), Triturus torosus und T. viridescens (372). Das Kolloid der grossen und kleinen Follikelzellen dieser Urodela ist schwach basophil (HERMAN 1960). In den kleinen Follikelzellen fallen flache Kerne und lumenwärts gerichtete Mikrovilli auf. Hynobius nebulosus (Winkelzahnmolch; Urodela°Cryptobranchoidea; 372). Zur Zeit der Fortpflanzung sind im SD-Zytoplasma Granula, Zytosomen, Kolloid-Tropfen, Vakuolen, zirkuläre Membrankomplexe, Mitochondrien, Golgi, gER, rER und freie Ribosomen nachweisbar (SETOGUTI 1973). Im LM-Bild besteht die SD aus 20 Follikeln mit Epithel unterschiedlicher Höhe der Zellen. Lumenwärts sind die Epithelzellen mit Mikrovilli besetzt. Xenopus laevis (Anura°Aglossa; 373). Die SD des metamorphosierenden Krallenfroschs zeigt ein Epithel, dessen Höhe die jeweilige Aktivität widerspiegelt, mit unterschiedlicher Menge an ER, Grösse der Golgistrukturen, Anzahl Mitochondrien und Zytosomen (COLEMAN et al., 1968). Mammalia Rattus rattus (Rodentia°Myomorpha; 439). Die Follikelzellen enthalten, neben dem gut ausgebildeten Golgiapparat, viele dichte Granula, rER, freie Ribosomen und Mitochondrien, mit strukturellen Übergängen zwischen den Golgimembranen und den Granula (WISSIG 1960; EKHOLM & ERICSON, 1968). Von den Apices der Epithelzellen erstrecken sich viele Mikrovilli ins Kolloid. Der Golgiapparat liegt perinukleär und führt Kolloidtropfen. Follikelzellen und perifollikuläre Kapillaren liegen einer kontinuierlichen Basalmembran auf. Das Kapillarepithel zeigt in bestimmten Arealen feine Poren. Die Zisternen des rER einer Follikelzelle können sehr stark erweitert sein und in bestimmten Plasmabereichen die übrigen Organellen verdrängen (NADLER et al., 1964; NÈVE et al., 1970). Die C-Zellen haben ein weniger dichtes Zytoplasma als die Thyreozyten (BLÄHSER & SCHNORR, 1972). Der Kern zeigt ein überwiegend aufgelockertes Chromatin und 1 oder 2 Nucleoli. Mitochondrien, in Kernnähe gER, 2-3 Lamellenpaare, Polysomen, eine Golgizone, Prosekretgranula und Sekretgranula am basalen Speicherpol, sowie Lysosomen sind nachweisbar. Cricetus auratus (Rodentia°Myomorpha; 438). Die SD des Goldhamsters zeigt schlauchförmige kolloidarme Follikel mit Thyreozyten und einem stark vaskularisierten Stroma (LIETZ 1973). Im Übrigen entsprechen die morphologischen Merkmale denen der Ratten-SD. Im apikalen Zytoplasma befinden sich viele Mikrovilli, die tief ins Kolloid hineinreichen, sowie ausgedehnte Golgikomplexe. Ausserdem sind multivesikuläre Körper vorhanden, daneben autophage Vakuolen, dense bodies und Mikrotubuli. °E-2.13.2.4. Ultimobranchialkörper (UBK) Bei den 'Nichtsäugern' bilden die C-Zellen der Schilddrüse (E-2.13.2.3.) ein eigenes Organ, den paarig angelegten UBK, mit Follikelstruktur bei manchen Fischen, sonst meist in Form unregelmässiger Zellstränge. Der UBK befindet sich bei den meisten Reptilien und Vögeln (z.B. Pseudemys s. elegans, Lacerta muralis, Passer domesticus, Sturnus v. vulgaris) in der Nähe der Parathyreoidea ('Nebenschilddrüse') oder des Thymus, weniger der Schilddrüse (SÉHE 1965). Heteropneustes fossilis (Kiemensackwels; Osteichthyes°Siluriformes; 340). Der UBK ist ein schmales ovales Gebilde auf beiden Seiten des Septum der Abdominalhöhle und des Sinus venosus und besteht aus Zellsträngen und Anhäufungen polygonaler Zellen (BELSARE 1974). Der UBK der Anuren Rana temporaria (374) und Bufo bufo (375) ist von einer Kapsel aus losem Bindegewebe umhüllt, die myelinhaltige wie myelinlose Nervenfasern enthält (COLEMAN 1970). Es sind ein Kapillarnetz und gelegentlich Mastzellen (E-2.10.0) vorhanden. Die Follikelzellen bilden ein Epithel. Die Basalmembran ist gefenstert und liegt über der Basallamina, darunter befinden sich Kollagenfibrillen. R. temporaria zeigt 1, Bufo bufo mindestens 2 Arten von Sekretionszellen, die sich durch die Grösse ihrer Granula unterscheiden. Für R. temporaria ist eine beachtliche Aggregation von Tonofilamenten zu verzeichnen. Bei der Schildkröte Pseudemys (379) sind viele sphäroide Follikel in das Bindegewebe eingestreut, das an die Aorta subclavia und die Carotiden grenzt. °E-2.13.2.5. Parathyreoidea ('Nebenschilddrüse'; PT) Die Glandula parathyreoidea entsteht aus Epithelkörperchen der Kiementaschen II-IV und wird bei allen Tetrapoden, d.h. von den Amphibien ab, angelegt. Die Drüse liefert das Parathormon und besteht vorwiegend aus Strängen von Epithelzellen. Es sind helle Hauptzellen von glykogenreichen und acidophilen dunklen Zellen zu unterscheiden. Stark acidophil und reich an Mitochondrien sind die 'oxyphilen' Zellen. Besonders die PT der Amphibien zeigt häufig Follikelstruktur. Details, Ergänzungen Xenopus laevis (Anura°Aglossa; 373). Die PT des Krallenfroschs führt, je nach Anfärbbarkeit mit Toluidinblau, helle und dunkle Epithelzellen (COLEMAN 1969). Es sind viele Mitochondrien vorhanden, eine Golgistruktur, rER, Mikrotubuli und, besonders in den dunklen Zellen, viele Ribosomen. Granula befinden sich häufig nahe der Golgistruktur. Pseudemys scripta und Chrysemis picta (Chelonia°Cryptodira; 379). Bei diesen Schildkröten bildet die PT Stränge aus hellen und dunklen Zellen mit den Standardorganellen (CLARK & KHAIRALLAH, 1972). Manchmal sind Zellen mit vielen Mitochondrien vorhanden, die andere Organellen überlagern können. In den dunklen Zellen ist parallel zu den Zisternen des rER kristallines Material abgelagert. Rattus rattus (Rodentia°Myomorpha; 439). Die Zellmembran der PT zeigt 2 dunkle osmiophile Schichten; dazwischen liegt eine helle Schicht. Mitochondrien, gER, Desmosomen und viele miteinander verzahnte Mikrovilli sind wesentliche Organellen. Helle und dunkle Zellen enthalten viel Glykogen. °E-2.13.2.6. Endokrines Pankreas Der endokrine Teil des Pankreas (inkretorische Inselzellen) ist anderen Geweben integriert, bei höher organisierten Formen in der Matrix des exokrinen Pankreas lokalisiert. Inselgewebe liegt solitär oder in Aggregaten vor. Das Inselgewebe von Lampetra fluviatilis (Petromyzonta; 321) ist in die Darmmucosa eingebettet (WINBLADH 1966). 3 Zellarten: 1) AF-positive granuläre B-Zellen; 2) Zelltyp von der Form leerer Vesikel, die den D-Zellen einiger Mammalia entsprechen; 3) Offenbar undifferenzierte Zellen, die in Typ 1 oder 2 übergehen können. Auch bei den Dipnoi (368) ist ein inkretorisches Pankreasgewebe in der Wand des Duodenum nachweisbar. Bei den Teleostei (331) kann das Gewebe zu einer grossen Insel agglomerieren und im Innern der Leber, in der Peripherie der Gallenblase oder im Mesenterium vorliegen. Von den Amphibien ab bilden die Langerhans-Inseln (LI) das + kompakte Inselorgan. Gemäss der Anfärbbarkeit werden A-, B- und D-Zellen unterschieden. I.a. sind die Insulin (und Amylin) bildenden B-Zellen (-Zellen) am häufigsten (bis zu 80% der Zellpopulation). In den A-Zellen (-Zellen) wird Glucagon, in den D-Zellen (-Zellen) Somatostatin* gebildet. Auch werden PP-Zellen (Polypeptidzellen) beschrieben. *Überwiegend im Hypothalamus gebildetes Peptidhormon; in den LI und der Magen/ Darmschleimhaut gebildetes Somatostatin wirkt hemmend bzw. regulierend auf die Sekretion von Insulin und Glucagon Die LI der Urodela (372) bestehen überwiegend aus B-Zellen; A- und D-Zellen sind mit bestimmten Färbemethoden nachweisbar (EPPLE 1966). Viele Inseln bestehen fast ausschliesslich aus Zellreihen entlang der Kapillaren. Die B-Zellen der Bufonidae (375) enthalten 2 oder 3 Arten von Granula (PRIETO-DÍAZ et al., 1967). Bei Natrix natrix (389). LI mit B-, A1-, A2- und D-Zellen sowie amphiphilen Elementen, erscheinen als Agglomerate im exokrinen Pankreas (TRANDABURU & CALUGAREANU, 1969). Die B-Zellen befinden sich vorwiegend entlang der Kapillaren. Dreidimensionale Modelle des Inselorgans von Ratte und Katze geben Aufschluss über die Blutversorgung des Gewebes (GOLDSTEIN & DAVIS, 1968). Danach bestehen die LI nicht aus Zellsträngen und -balken, sondern aus Zellmassen, die von anastomosierenden Kapillaren durchzogen werden. Bei Taube, Meerschweinchen und Hund sind B-, A- und D-Zellen nachweisbar (KOBAYASHI & FUJITA, 1969). Im Pankreas des Hundes wurden Akkumulationen von synaptischen Vesikeln und Mitochondrien festgestellt. Bei Hund und Meerschweinchen, nicht aber bei der Taube, treten von Schwannschen Zellen umschlossene Axone in Kontakt mit den Inselzellen. Beim Huhn treten freie Axonenden in Kontakt mit Membranen endokriner und exokriner Zellen (DAHL 1973). Ergänzungen LI=Langerhans-Insel(n) Das endokrine Pankreas der Larve von Lampetra planeri (321) bildet Knötchen an der Basis des Mitteldarmepithels und dem umliegenden Bindegewebe (TITLBACH & KERN, 1969). Beim ausgewachsenen Neunauge besteht die Hauptmasse des Inselorgans aus teilweise oder völlig granulafreien B-Zellen. Kapillaren befinden sich bei der Larve nur im lockeren Bindegewebe um die Inselknötchen, beim Adultus dringen die Kapillaren ins Innere der Inselstränge vor. Eine vergleichende Studie der LI diverser Vertebrata zeigt unterschiedliche Formen von Granula (SATO et al., 1966): Der Salamander Ambystoma, der Lurch Diemyctilus viridescens, ein Aal aus dem Kongogebiet (Amphiuma means), das Huhn (Gallus gallus), der Truthahn (Meleagris gallopavo), die Wistarratte (Rattus rattus), das Meerschweinchen (Cavia porcellus), das Schwein (Sus scrofa), der Hund (Canis familiaris) und die Katze (Felis catus). Besonders die B-Zellen erscheinen sehr variabel. Einige Zellen enthalten viele Sekretgranula und Golgi, wenig ER, Mitochondrien und Ribosomen, während andere Zellen nur wenige Sekretgranula, aber übrige Organellen offenbar in Vielzahl aufweisen. Zwischen beiden Extremen der Zellstruktur bestehen Intermediärstadien. Osteichthyes Cottus (Scorpaeniformes; 353). Im Inselgewebe der Groppe sind die B-Zellen der zentralen Region mehr osmiophil als die der peripheren Region (FALKMER & OLSSON, 1962). Die periphere Region besteht hauptsächlich aus 2 Zellarten: Granuläre Zellen, die den A-Zellen der Mammalia ähneln, sowie agranuläre Zellen. Beim 'Altwelt-Cichliden' Tilapia mossambica (361) ist das Inselgewebe sphärisch und kompakt innerhalb einer Kapsel (SIVADAS 1964). A-Zellen fehlen. Amphibia Bufo bufo (375). Das Inselorgan der Kröte weist B-, A- und D-Zellen auf (EPPLE 1966a). Die A-Zellen weisen eine schwache Granulation auf, die B-Zellen stark AF-positive Granula. Die D-Zellen sind argyrophil* und metachromatisch nach Färbung mit Toluidinblau. Im Weiteren sind agranuläre Zellen und amphiphile Zellen vorhanden, die nach Färbung mit Pseudo-Isocyanin fluoreszieren. *Darstellung durch Silberimprägnation Rana ridibunda (Anura; 374). 3 Zellarten (LANGE 1967): I reagiert Glykogen-positiv und enthält nadelförmige Skretgranula. II ist stark acidophil und zeigt kugelige Sekretgranula, sowie nebenkernartige Konvolute des rERs. III reagiert Tryptophan-positiv und enthält längliche Sekretgranula. Reptilia Natrix natrix und N. tesselata (Squamata°Ophidia; 389). Die Hauptmasse der LI dieser 'Ringelnattern' liegt im milznahen Teil des Pankreas (TITLBACH 1968). Die LI bestehen aus verzweigten Bändern aus Zellen, die meist unmittelbar an das exokrine Pankreas grenzen. In die Inseln können dünne Ausfuhrgänge eingebaut sein. Es sind A-, B- und D-Zellen vorhanden. In den A-Zellen befinden sich grosse kugelige Granula mit osmiophilem Inhalt. Die Form der -Granula (B-Zellen) ist sehr von der angewandten Fixierung des Gewebes abhängig. Die -Granula (D-Zellen) sind argyrophil. Eine EM-Studie der LI von Natrix natrix (389) unterscheidet Typ-I bis Typ-IV Zellen (TRANDABURU & CALUGAREANU, 1969). Die Typ I-Zellen (^ B-Zellen) zeigen eine Agglomeration von chromatischem Material besonders in der Kernhülle. I.a. sind ein Nucleolus, sowie Mitochondrien und ein Golgikomplex nachweisbar. Das rER besteht aus parallel angeordneten Membranen mit Ribosomen. Viele freie Ribosomen sind ins Zytoplasma eingestreut. Typ II fällt durch leicht gelappte Kerne mit weitgehend gleichförmig verteiltem Chromatin auf. Es sind weniger Mitochondrien als bei I vorhanden. Sekretionsgranula sind von einer diskontinuierlichen Membran umgeben. Der seltene Typ III zeigt gelappte oder eingeschnürte Kerne mit ungleichmässig verteiltem Chromatin. Die Sekretionsgranula sind osmiophil und meist kleiner als die der Zellen vom Typ I und II. Nach Degranulation der 3 Zellarten treten Vesikel an die Stelle von Granula. Die Typ IV-Zellen zeigen lange, unregelmässig geformte Granula. Im Zytoplasma befinden sich feine Filamente und Glykogen. Aves Anas (Anseriformes; 399). Die LI der Ente zeigen B-Zellen mit kristalloiden Granula (BJÖRKMAN & HELLMAN, 1964). In den A1- und A2-Zellen befinden sich meist + runde Granula. In den A2-Zellen sind ER und Ribosomen gut entwickelt. Es existieren Übergangsformen zwischen A2- und exokrinen Zellen (acino-insuläre Transformation; vgl. E-2.11.2.5.). Im Pankreas des 8-Tage-Hühnerembryo wurden B-und A-Zellen nachgewiesen (MACHINO 1966). Mammalia Rattus rattus (Rodentia°Myomorpha; 439). Frühe EM-Studie (LACY 1961): Der Nucleus der B-Zelle ist i.a. von einer Doppelmembran umgeben Häufig ist ein prominenter Nucleolus vorhanden. Die Granula sind in glatte membranöse Säckchen eingeschlossen. Die Mitochondrien zeigen eine charakteristische Cristastruktur. Auch sind eine Golgizone und ein ER nachweisbar. In der LI der Albinoratte ist eine argyrophile A1-Zelle nachweisbar (FALLER 1969). Die kleinen, sehr dichten Sekretgranula liegen meist frei in Zisternenbuchten. Bei den zylindrischen A2-Zellen häufen sich die dichten Sekretgranula überwiegend am Gefässpol. Die B-Zellen erscheinen im Stadium der Granulabildung dunkel und sind reich an Ribosomen und Mitochondrien. Im Vorstadium der Sekretion erscheinen die Zellen hell, enthalten nur wenige Mitochondrien, jedoch sehr viele und dichte Granula. Es kommen Mischformen zwischen B- und D-Zellen vor, wie auch zwischen A1- und A2-Zellen. Zu den A-Zellen, vor allem dem A2-Typ, gibt es acino-insuläre Übergangszellen (vgl. E-2.11.2.5.). Mus musculus (Rodentia°Myomorpha; 439). Das ER der LI entspricht grossen glatten Vesikeln, die häufig mit Sekretionsgranula besetzt sind (De HOYOS-GUEVARA, 1969). In die B-Zellen sind einige rER-Membranen eingestreut. Die grossen runden Mitochondrien zeigen weite Cristae. Der Golgiapparat ist i.a. klein, oft gar nicht nachweisbar. Einige freie Ribosomen sind vorhanden, selten Lysosomen. Die runden Granula verteilen sich über die ganze Zelle. Die übrigen Zellen befinden sich in der Peripherie des Inselgewebes. Die A1- und A2-Zellen haben nur kleine Kerne, wenige freie Ribosomen und wenig ER. Die A1-Zellen machen >50% der 'Nicht-B-Zellen' aus. 30-40% der Zellen sind A2-Zellen. 10% der 'Nicht-B-Zellen' sind vom A3-Typ. Die F-Zellen (ca. 5% der Zellpopulation) sind + zylindrisch, mit einer gefalteten Membran und sehr vielen freien Ribosomen. Die Granula sind vielgestaltig; eine Membran umschliesst jedes Granulum ohne eine Halo frei zu lassen. Das Zytoplasma der D-Zellen (2-5% der Population) erscheint homogen; Granula fehlen meist völlig. Im EM-Bild sind rER, viele freie Ribosomen, Mitochondrien und ein gut entwickelter Golgikomplex zu erkennen. Die C-Zellen (ca. 1% der Population) sind die kleinsten Inselzellen und weisen kleine rundliche Kerne, wenige kleine Mitochondrien und freie Ribosomen auf, aber keine Granula. Die seltenste Form sind die E-Zellen (-Granula); ihr Zytoplasma ist sehr dicht, der Kern reich an Chromatin, der Nucleolus prominent, die Granula sind in der Kapillarregion angereichert. °E-2.13.2.7. Nebennieren (Glandulae suprarenales) NN=Nebenniere NNR=Nebennierenrinde NNM=Nebennierenmark Bei den Petromyzonta (321) liegen die einem NNM entsprechenden Zellen in den Wänden der hinteren Kardinalvenen und in der Peripherie des Herzes. Bei den Chondrichthyes (322) tritt das NNM als Interrenalkörper auf, bei den Teleostei (331) in der Form von Zellaggregaten im Bereich des Pronephros, bzw. in der Wand der hinteren Kardinalvene. Sind NN-Gewebe bei den Petromyzonta (321), den Haien (327) und höher organisierten 'Fischen' noch + verstreut vorhanden, kommt es von den Amphibien ab zu einer sukzessiven Annäherung von Interrenalkörper (~NNR) und Adrenalorgan (~NNM) zu einem kompakten Organ. Die NNR entstammt dem Coelomepithel, das NNM geht aus dem sympathischen Nervensystem hervor. Die Amphibien zeigen i.a. eine enge räumliche Beziehung von chromaffinen Zellen* und Interrenalzellen (Adrenalkörper an der Ventralseite der Niere). *Die Zellen des NNM werden wegen ihrer Eigenschaft sich mit Chromsalzen dunkel anzufärben chromaffine Zellen genannt. Es handelt sich um modifizierte Nervenzellen. Bei den Reptilien und Vögeln sind die Markzellen inselförmig in das Rindengewebe eingebettet. NN der Mammalia ist beim Adultus + deutlich in Rinde und Mark gegliedert. Die juvenile NN ist noch der Niere kappenförmig aufgelagert. Die die NN umgebende Kapsel (ausser bei Monotremata) besteht aus Bindegewebe und entsendet Stränge ins Innere der Drüse. Die NNR zeigt 3 Zonen: Subkapsulär die Zona glomerulosa (Z. arcuata) mit kleinen Zellen, darunter die Zona fasciculata mit grossen säulenförmigen Zellen, dann die Zona reticularis mit netz- oder balkenförmig angeordneten Zellsträngen. In der Perinatalperiode ist die Zona glomerulosa noch nicht ausgebildet (vgl. Ergänzung). Das NNM wird von prismatischen Epithelzellen (chromaffines (phaeochromes) Gewebe) aufgebaut, die dem Verlauf weiter Kapillaren folgen. Anmerkungen zur Hormonproduktion der NN NNR In der Z. glomerulosa entsteht u.a. das 'Mineralocorticoid' Aldosteron, das eine wesentliche Bedeutung für den Na+/K+ Haushalt hat. In den Zz. fasciculata et reticularis werden vor allem Glucocorticoide produziert; die Regulation geschieht über das ACTH (Corticotropin) der Adenohypophyse. Es werden vor allem Cortisol und Corticosteron gebildet, die die Gluconeogenese aus Aminosäuren fördern. In der Z. reticularis sind auch Androgene und geringe Mengen Östrogen nachweisbar. NNM Das Katecholamin Adrenalin (Epinephrin), das Hauptsekretionsprodukt der chromaffinen Zellen, entsteht aus der Aminosäure Tyrosin. Tyrosin wird nach dem Einschleusen in die Zelle in Dopa und dann in Dopamin umgesetzt. Letzteres wird in die chromaffinen Vesikel befördert und in das Katecholamin Noradrenalin übergeführt, das schliesslich aus den Vesikeln ins Cytosol gelangt (vgl. z.B. CARMICHAEL & WINKLER, 1985). Zu Adrenalin umgewandelt, wird es zur Speicherung in die Vesikel zurückgepumpt. Enkephaline, die als 'endogene Opiode' ausser im NNM im Darmtrakt und im Nervensystem vorkommen, sind Pentapeptide und werden aus Prä-Pro-Enkephalin an den Ribosomen des rER gebildet. Dort spaltet die Substanz ein 'Signalpeptid', die Prä-Sequenz, ab. Das verkürzte, jetzt als Pro-Enkephalin bezeichnete Molekül gelangt in den Golgiapparat, wird dort in die sich bildenden chromaffinen Vesikel eingeschleust und schliesslich in kleinere Teilstücke, darunter auch einige freie Enkephaline, gespalten. Chromogranin A* (CgA) ist ein 'saures Protein', das aus chromaffinen Zellen des NNM hervorgeht u.a. biogene Amine und Kalzium bindet. *auch als insulinähnlicher Wachstumsfaktor 1 definiert Die spezifischen Vesikel, die neben den Katecholaminen CgA, ATP u.a. speichern, durchlaufen einen Zyklus aus Exozytose und Endozytose. Die Vesikel wandern zur Zelloberfläche, verschmelzen mit der Plasmamembran (Exozytose) und entleeren dabei ihren Inhalt in die Blutbahn. Die Membran schnürt dann ein Vesikel ab und kehrt mit diesem zum Golgiapparat zurück (Endozytose), wo sie zur Produktion neuer chromaffiner Vesikel verwendet wird. Ergänzungen zur Histologie/Zytologie der NN NN der Natter Xenodon merremii (389; WASSERMANN & TRAMEZZANI, 1963): 1) Bandförmig, längs über die Oberfläche der Drüse verlaufend, mit Noradrenalin absondernden Zellen; Granula, die von 1 dünnen Membran umgeben sind. 2) Adrenalin absondernde Zellen, mit adrenokortikalem Gewebe vermischt; Granula. Schon frühe Untersuchungen der Feinstruktur des NNM der Mammalia haben gezeigt, dass dunkle Zellen mit osmiophilen Granula neben hellen Zellen mit weniger Granula vorhanden sind (°LEVER 1955). Es wurden Mitochondrien und Golgi nachgewiesen. Die Plasmamembran beider Zellarten ist + dreischichtig (ELFVIN 1965). An der Oberfläche der Drüsenzellen befinden sich synaptische Bindungen. Rattus rattus (Rodentia°Myomorpha; 439). Die Mitochondrien im NNM sind vielgestaltig (ERÄNKÖ & HÄNNINEN, 1960). Der Golgiapparat ist schwach entwickelt; es sind gERund rER vorhanden. Während der Perinatalentwicklung bilden sich NNM-Zellen als Markballen zwischen den dunklen Zellen der Cortex (RATZENHOFER & MÜLLER, 1967). In den Ballen sind die Zellen in netzähnlicher Struktur angeordnet. Manchmal sind Neuroblasten mit Nissl-Substanz vorhanden. Im EM zeigt die pränatale Medulla hauptsächlich unreife chromaffine Zellen oder Phaeochromoblasten, dazu wenige Neuronen, viele Axone, Schwannsche Zellen und 'vaskularisiertes' Bindegewebe. In den Axonen befinden sich Bündel von Neurofilamenten, Neurotubuli und gER, in den Neuronen grosse Mitochondrien. Phaeochromoblasten sind epithelartig angeordnet und führen rER, eine Golgistruktur, Mitochondrien, wenige Zytosomen. Anordnung und Struktur der Mitochondrien bzw. gER und Lipoid sind für jede der 3 Zonen der NNR charakteristisch (YOSHIMURA et al., 1968). Die Zona fasciculata zeigt Mitochondrien vom Tubulustyp (Igel: Sacculustyp), die Z. glomerulosa verschiedene Mitochondrienformen (WASSERMANN & WASSERMANN, 1974). Die Glomerulosa-Zellen zeichnen sich durch ein Netz von gER aus (YOSHIMURA et al., 1968). Der Beginn der Lipoidproduktion ist strukturell jeweils identisch mit anastomosierenden Anteilen des ER. Die Mitochondrien der Z. reticularis sind zu Fett speichernden lamellären Gebilden umgestaltet. Nach intraarterieller Perfusion mit Glutaraldehyd und Osmiumtetroxid werden Lipoidtropfen sichtbar, die vom gER oder den Golgi-Elementen ausgehen; grössere Tropfen sind von gER umschlossen (RHODIN 1971). In den Zz. glomerulosa et fasciculata der neugeborenen Albinoratte zeigen die Mitochondrien typisch lamelläre Cristae, in der Z. glomerulosa auch vesikuläre Cristae (NUSSDORFER 1970). In beiden Zellarten, jedoch häufiger in der Z. fasciculata, sind Lipoidtropfen und gER nachweisbar. Bis zur frühen postfetalen Entwicklungsphase fehlt noch die Z. glomerulosa. Eine Zona juxtamedullaris zeigt grosse helle und kleine dunkle Zellen (NUSSDORFER 1970a). Cricetus (Hamster; Rodentia°Myomorpha; 438). Die Zellen mit grossen Granula befinden sich am peripheren Rand der NNM-Medulla, die Zellen mit kleinen Granula überwiegend im Zentrum der Medulla (YATES et al., 1962). Weitere Organellen sind Mitochondrien, Golgi-Lamellen und Vesikel. Cavia porcellus (Meerschweinchen; Rodentia°Caviomorpha; 443), NNR. Nur in den Zellen der Zona glomerulosa ist rER nachweisbar (SHERIDAN & BELT, 1964). Die Mitochondrien sind in den 3 Zonen unterschiedlich gestaltet. In den inneren Zellen der NNR befinden sich viele Granula (~Peroxisomen) unter den Elementen des gER in den Zz. fasciculata et reticularis (BLACK & BOGART, 1973). Canis familiaris (Carnivora°Canoidea; 446). Das NNM des 1 Tag alten Hundes zeigt im EM 66% helle und 34% dunkle Zellen (CARMICHAEL & BLAIR, 1973). Die chromaffinen Zellen sind irregulär angeordnet. Ein mässig entwickeltes ER, einige freie Ribosomen und Polyribosomen sind nachweisbar. Zwischen den chromaffinen Zellen befinden sich häufig Ganglienzellen und Fortsätze von Nervenzellen. Dasypus novemcinctus (Xenarthra°Cingulata; 436). Bei einem fetalen Gürteltier sind Aggregate grosser Zellen mit wenigen Organellen nachgewiesen worden, sowie kleinere PAS-positive Zellen, die sich netzartig um die Blutgefässe anordnen (ENDERS et al., 1966). Macaca mulata (Catarrhina; 431). Das Zytoplasma der NNM-Zellen zeigt a) runde, dunkle und kompakte Vesikel (ca. 80%), b) längliche helle, 'fein granulierte' Vesikel (ca. 20%) (AL-LAMI 1969). Eine Golgistruktur ist vorhanden. Nervenendigungen, die teilweise von Schwannschen Zellen umfasst werden, stehen in synaptischer Verbindung mit chromaffinen Zellen, die sich nahe den Blutgefässen befinden. Saimiri sciurea (Totenkopfaffe; Platyrrhini; 430), NNR. Das gER steht in Juxtaposition zu den Mitochondrien, deren innere Membran entweder eine tubulo-vesikuläre oder lamelläre Struktur aufweist (PENNEY & BROWN, 1971). Es kommen verschiedene Arten von Lysosomen vor. Homo. Die NNR-Zellen des Menschen enthalten viele Mitochondrien, gER und rER (LONG & JONES, 1967). In allen 3 Zonen kommen Lysosomen und Lipoidtropfen vor, Glykogen in den Zz. glomerulosa et reticularis, Lipofuscin in den Zz. fasciculata et reticularis. In der fetalen NNR kommt es zu einer raschen Proliferation des tubulären gER und zur Vergrösserung des Golgisystems (°NUTT & JONES, 1970). °E-2.13.2.8. Stannius-Körperchen (SK) Bei den SK handelt es sich um Gewebsinseln im Schwanzbereich von Holostei (Neopterygii; 330) und Teleostei (331). Sie dienen hauptsächlich der Osmoregulation und können von Nierengewebe umschlossen sein. Die SK der Teleostei (331) sind reich vaskularisierte, drüsige Epithelstränge, die mit dem Mesonephros in Verbindung stehen. Die SK vom Aal Anguilla japonica (333) bestehen aus vielen ovalen oder polymorphen Lobuli, die lockeres Bindegewebe voneinander trennt, in das Blutkapillaren eingestreut sind (FUJITA & HONMA, 1967). Jedes Läppchen besteht aus säulenförmigen Sekretionszellen mit vielen Granula. Jedes Granulum ist von einer Membran umgeben, die sich von der Golgimembran herleitet. Es ist ein gut entwickeltes rER nachweisbar, das mit dem Golgifeld kommuniziert. Das Zytoplasma ist reich an Glykogenpartikeln. °E-2.14.0. Reproduktionsorgane (RO) Hier werden die der geschlechtlichen Fortpflanzung dienenden Organe berücksichtigt. Dabei sind innere RO und äussere RO zu unterscheiden. Letztere sind besonders bei den Mammalia als sekundäre Geschlechtsmerkmale ausgeprägt (vgl. E-1.2.3.). HERMAPHRODITISMUS (Zwittrigkeit; HA) Es werden M und F Gameten, d.h. Eizellen und Spermien im gleichen Tier gebildet. Fast alle Bryozoa (Ektoprokta; 106) sind Zwitter (Crisia getrenntgeschlechtig). Die Gnathostomulida (115), die Clitellata (160), Hirudinea (163) und Solenogastres (Mollusca, 127) sind Zwitter. Innerhalb einer Polychaeten-Gattung (Archiannelida, Polygordiidae; 159) ist die Art Polygordius lacteus getrenntgeschlechtig, P. triestinus ein Zwitter. Die Tentaculata (106) sind entweder zwittrig oder getrenntgeschlechtig. Prinzipiell ist zwischen Simultanzwitter und Konsekutivzwitter* zu unterscheiden. Sind die M Gonaden zuerst reif, besteht Protandrie, sind die F Gonaden zuerst reif Protogynie. *Simultan-HA bzw. Sequentieller HA Beim Simultan-HA werden Eier und Spermien gleichzeitig gebildet. Beispiele sind die Remipedia, die Petrarcidae und die meisten Cirripedia (Crustacea; 197, 211, 212). Auch bei Oligochaeta (160), sowie bei den Serranidae (Zackenbarsche; 356) ist häufig Simultan-HA zu beobachten Sequentieller HA: A. Beispiele für Protandrie: - Süsswasser-Bryozoa (Ektoprokta; 106). - Epitonioidea (Mollusca; 130). - Unter den meist getrenntgeschlechtigen Bivalvia (142) die Auster (Ostrea,144). - Unter den Polychaeta z.B. Platynereis massiliensis (Phyllodocida°Nereidae; 155) und Ophryotrocha puerilis (Eunicida°Dorvilleidae; 156). - Die Cymothoidae und einige Bopyridae (Isopoda°Cymothoida; 233), sowie Formen der Atyidae ('Süsswassergarnelen'; Caridea, 236) und die Nordseekrabbe Crangon crangon (Cridea°Crangonidae; 237). - Die Chaetognatha (303). - Manche Meerbrassen (Sparidae; 357). Bei den Termitoxenidae (Termitenfliegen; Brachycera; 293) tritt zuerst das 'kurzbäuchige' M auf, dann das 'blasenbäuchige' F. B. Beispiele für Protogynie: Manche Cestoda (Progynotaeniidae; 113), Polychaeta (156) und Gastropoda (129); Paratanaidae (Tanaidacea, Scherenasseln; 224), Thaliacea (Salpen; 318), einige Lippfische und Papageifische* (360), Fahnenbarsche (356) und Meerbrassen (Sparidae, 357). *z.B. Sparisoma rubripinna Bei den Kamptozoa (Entoprokta; 126) kommt Protogynie alternativ zur Protandrie vor. °E-2.14.1. Gonaden und Genitaltrakt der Evertebrata Schon bei den Porifera (097) und den Cnidaria (099) ist zu Gonaden differenziertes Gewebe + in der Form von Zellaggregaten nachweisbar. Im Gastralgewebe der Porifera können sich grössere, abgerundete Eizellen befinden, die von frei beweglichen Spermatozoen aufgesucht werden. Bei den Spongilliden entstehen, durch Metamorphose, die Spermatozoen aus den Choanozyten (Kragengeisselzellen). Bei Medusen befinden sich Ausstülpungen des Epithels als Keimzellen (Gameten) zwischen den beiden Zellschichten. Anmerkung: Für Polypen ist die 'vegetative Fortpflanzung' durch Knospung typisch; vgl. E-4.1.2. Die Gonaden der Tentaculata (106) befinden sich nahe dem Magen im hinteren Teil des Coeloms. Die meist getrenntgeschlechtigen Brachiopoda (107) besitzen paarig angelegte Gonaden. Ein Teil des Ovariums der Plathelminthes (109) ^ Vitellarium (Dotterstock), dessen Zellen Nährstoffe bzw. Substanzen zum Aufbau der Eihülle bilden. Die Abgabe der Eier nach aussen erfolgt durch einen paarig angelegten langen Ductus, der teilweise mit divertikelähnlichen Ausbuchtungen versehen ist. Unpaarige Anhangsorgane aus Epithel und Muskulatur sind vorhanden, sowie eine Vagina, die bei einigen Trematoda (z.B. Monogenea, 110) doppelt angelegt ist. Manche Turbellaria (109) produzieren grosse Eier (Oozyten) in einem Uterus. Der Nephridialkanal verläuft parallel zu den Genitalschläuchen. Der Hoden wird bei den Plathelminthes paarig oder unpaarig zwischen den Darmdivertikeln angelegt und ist schlauch- oder bläschenförmig. Die Geschlechtsgänge münden ins Atrium. Die Fortsetzung des M Ausführgangs (Vas deferens) bildet bei einigen Trematoda (Monogenea, 110) entweder einen Penis, dessen auffallendstes Gewebe Muskelfasern sind, oder ein penisähnliches Gebilde. Bei vielen Plathelminthes münden die M und F Geschlechtswege in den gleichen Vorhof (Genitalatrium), dessen Ausmündung sich in der Nähe des Saugnapfs befindet. Jedes Körperglied der Cestoda (113) besitzt ein Genitalsystem. F und M Geschlechtswege (Vagina bzw. Cirrusbeutel) können in ein gemeinsames Atrium münden. Das paarig verzweigte Ovar kommuniziert mit Drüsen, sowie mit dem unpaarigen Dotterstock und dem Uterus. Ein langer Gang führt nach aussen (Vagina). Der Hoden setzt sich aus Bläschen zusammen, die über das ganze Körperglied verteilt sind. Die Bläschen entleeren sich über Vasa efferentia ins Vas deferens, das sich in den Ductus ejaculatorius und dann in den Penis fortsetzt. Der D. ejaculatorius wird vom Cirrusbeutel umschlossen. Die Gonaden der meist getrenntgeschlechtigen Nemertini (114) erscheinen als paarig angelegte Längsreihen von Bläschen. Spezielle Paarungsorgane fehlen. Bei den Nematoda (120) sind Ovar, Ovidukt und Uterus vorhanden. Bei Trichinella spiralis (121) ist Ovoviviparie in der Darmwand des Wirts zu beobachten. Die Ausführgänge der Gonaden (Gonodukte) der Aschelminthes (116) können, wie das Exkretionssystem, in den Enddarm münden (Kloake). Auch bei den Nematomorpha (124) münden die Gonodukte in den Enddarm. Die sackförmigen Gonaden der Rotifera (117) stehen mit einfachen Ausführgängen in Verbindung, die, wie die Protonephridien, in den Enddarm (Kloake) münden. Das M mancher Arten besitzt einen ausstülpbaren Penis. Bei den meisten Arten sind in Regionen des Ovars Eier und eiähnliche Nährzellen (Oozyten und Oozytoide) zu unterscheiden. Keim- und Nährbereich entsprechen Ovar und Dottersack der Trematoden, das Dottermaterial ist jedoch syncytial und nicht zellig. Kinorhyncha (118), Acanthocephala (119) und Loricifera (118) haben paarige Gonaden. Die M Gonodukte der Acanthocephala enden in einem Penis. Die meisten Nematoda (120) sind getrenntgeschlechtig, wobei das M <F ist. Die Gonaden sind schlauchförmig. Ausführgänge des Hodens münden in die Kloake. Aus einer taschenförmigen Erweiterung der Kloake können kutikuläre Hakenbildungen (Spicula) ausgestülpt werden. Ein besonders langes Spiculum ist z.B. bei den Trichuroidea vorhanden. Die Gonaden der Kamptozoa (Entoprokta; 126) werden i.a. paarig angelegt. Die Gameten gelangen über einen Gonoporus ins Atrium. Mollusca Die Keimzellen der Aplacophora (127) gelangen über Gonoperikardialgänge ins Perikard, von dort in die Coelomodukte. Der Genitaltrakt Polyplacophora (128) mündet in die Kiemenrinne. Bei den Viviparidae (Sumpfdeckelschnecken; 130) ist der re Fühler zum Begattungsorgan umgebildet. Das M der Littorinoidea (130) besitzt einen grossen Penis hinter dem re Fühler. Der Ovidukt ist zu einem Uterus erweitert. Die Geschlechtsprodukte der 'Lungenschnecken' (136,138) werden durch den Gonodukt zur Mantelhöhle geleitet. Manche Schnecken besitzen je 1 M und F Zweig des Gonodukts, oder es ist ein Atrium vorhanden. Als Anhangdrüse fällt bei einigen Helix-Arten (140) der Pfeilsack auf (z.T. in Verbindung mit Schleimdrüsen), der pfeilförmige Gebilde ('Liebespfeile') enthält. Oozyten und Spermatozyten der zwittrigen 'Lungenschnecken' (136, 138) können entweder in allen, oder in bestimmten lokalen Abschnitten der Gonaden gebildet werden. Das Ovar von Viviparus contectus (Streptoneura°Monotocardia; 130) besteht aus einem langen, terminal verzweigten dünnen Schlauch, dessen Wand von einem Epithel aus Follikelzellen, sowie aus Oozyten aller Entwicklungsstadien gebildet wird (BOTTKE 1973). Die Gonaden der Bivalvia (142) sind paarig angelegt und münden i.a. mit Gonodukten neben dem Ureter in den Suprabranchialraum. Bei einigen Formen besteht eine Verbindung des Gonodukts mit dem Ausführgang des Exkretionssystems, sodass ein gemeinsamer Porus vorhanden ist. Die Gonaden der Cephalopoda (148) sind unpaarig angelegt und befinden sich in der Coelomhöhle. Eine besondere Anhangdrüse ('Prostata') wird vom Vas deferens durchzogen. Eine Samenblase ^ Erweiterung des Vas deferens. Besonders beim M der Decabrachia (149) dient ein Arm als Begattungsorgan (Hectocotylus); Entsprechendes gilt für die Incirrata (150). Die unpaarigen Gonaden der Echiurida (152) befinden sich am Coelothel, das die Körperhöhle auskleidet. Die Keimzellen werden in den Metanephridien gespeichert. Annelida. Die Keimzellen getrenntgeschlechtiger Polychaeta (154) sind Zellaggregate an den Coelomwänden, meist im Nephridialbereich. Bei Arten, die nur aus 2 Segmenten bestehen, werden die Gonaden im hinteren Segment angelegt. Bei einigen Arten kommen Kopulationsorgane (z.B. Parapodien bei den Pisionidae (Phyllodocida)) als sekundäre Geschlechtsorgane vor. Beim Alciopidae-F (154) ^ ein Gebilde aus vd. Dorsalcirren dem Receptaculum seminis. Ein chitinöser Penis ist bei den Histriobdellidae (Polychaeta°Eunicida; 156) vorhanden. Der Penis der Saccocirridae (Archianellida; 159) ist paarig angelegt. Bei den zwittrigen Oligochaeta (160) liegen die Ovarien hinter den M Segmenten. Sackförmige Einstülpungen der Epidermis stellen paarige Receptacula seminis dar. Der Ovidukt mündet an der kontralateralen, d.h. der kaudalen Seite des betreffenden Segments. Die Ausführgänge der Hoden münden in einen 'Gonodukt', der in einem Segment hinter den Ovarien mit einem Porus nach aussen mündet. Die Vasa deferentia der Megascolecidae (Clitellata°Opisthopora; 162) haben an ihrer Mündung je eine prostataähnliche Anhangsdrüse. Jedes Segment von Hirudo medicinalis (164) enthält einen paarig angelegten Hoden. Die Vasa deferentia sind an ihren Enden geschlängelt, vor der Einmündung in das Atrium ampullenartig erweitert. Die Ovarien bestehen aus mehreren Strängen, die den paarig angelegten Ovarialschlauch durchziehen. Dem Ovidukt schliesst sich eine Vagina an. Die unpaarig angelegten Gonaden der Tardigrada (Bärtierchen; 165) werden von wenigen grossen Epithelzellen umschlossen. Der Kopulationsapparat der M Porocephalia ist mit Cirrus und Cirrusbeutel ausgestattet. Das Keimepithel besteht aus wenigen flachen Zellen. Der Uterus der Porocephalia ist lang und röhrenförmig. Die Cephalobaenida (166) verfügen über einen grossen sackförmigen Uterus. Die Gonodukte der Eutardigrada münden, wie der Enddarm, in die Kloake. Die Gonaden der getrenntgeschlechtigen Onychophora (167) sind dorsale paarige Schläuche in der hinteren Körperhälfte. Die Ausmündung erfolgt zwischen dem letzten oder vorletzten Beinpaar nach aussen. Die Ovarien sind craniad oder caudad miteinander verschmolzen. Die beiden Ovidukte vereinigen sich zur Vagina. Das sehr kleine Ei von Peripatus trinitatis, das kaum Nährstoffe enthält, besitzt am einen Zellpol Gewebe, das fest mit der Uteruswand verwächst. Der Hoden geht caudad in eine Samenblase über, der ein gewundenes Vas deferens folgt. Bei den Arthropoda (168) leiten die Ausführgänge der Gonaden meist ins Atrium über, das mit Ektoderm ausgekleidet ist. Im Endteil der Gonaden befinden sich im Germarium (Keimstock) die Urkeimzellen, aus denen die Oozyten bzw. Spermatozyten hervorgehen (Oogenese, Spermatogenese). CHELICERATA (169) Die Gonaden werden primär als paarige Schläuche mit Ausführgängen angelegt. Die Araneae (Webespinnen; 172) haben eine chitinige Vagina und ein Receptaculum seminis. Der Hoden der Ricinuclei (Kapuzenspinnen, 181) weist ein phagozytierendes Drüsenepithel auf. Das Acaridida-F (192) besitzt eine Kopulationstasche (Bursa copulatrix). Beim Astigmata-M (192) ist ein sklerotisierter Aedeagus zur direkten Spermienübertragung vorhanden. Bei den Opiliones (194) bilden beide Schenkel des Ovars den U-förmigen Eierstock. Vom Vd.ende gehen Ovidukte aus, die sich zu einem ektodermalen Atrium vereinigen und so + einen Legeapparat bilden. Im Penisrohr, das von der Penisscheide umgeben ist, verläuft ein Ductus ejaculatorius (Mündung ins Atrium). PANTOPODA (196) Die paarigen Gonaden liegen dem Darm an, Ausläufer reichen bis in die Extremitäten; kaudal sind beide Schenkel meist miteinander verwachsen. CRUSTACEA (197) Die Gonaden werden primär paarig angelegt. Das Ostracoda-M (202) weist einen Ductus ejaculatorius (Zenkersches Organ) auf. Die Copepoda (204) besitzen ein Vas deferens und eine Samenblase. Das Vas deferens kann bei den Malacostraca (215) zum Penis oder zur Genitalpapille verlängert sein. Bei den Stomatopoda (Fangschreckenkrebse; 216) münden paarig angelegte Ovidukte ins unpaarige Receptaculum seminis. Bei vielen Decapoda (z.B. Dromiacea u. Archaeobrachyura; 241) und den Euphausiacea (Eucarida; Leuchtkrebse; 234) wird aus Sternal- und Coxalplatten eine Spermotheca (Thelycum) gebildet. Bei den Euphausiacea fügt sich ein Spermatophorensack in die Vasa deferentia ein. DIPLOPODA (244) Die äusseren F Geschlechtsorgane (Vulvae) bestehen aus Bursa und Operculum und sind z.B. bei den Synxenidae zum Ovopositor verlängert. Häufig ist ein Receptaculum seminis vorhanden. Beim M dienen meist die Gliedmassen des 7. Körperrings als Spermienüberträger. INSECTA (251) Das Ovarium ist meist in Ovariolen aufgegliedert, in denen die Vorläuferzellen der Oocyten lagern. Die Eier viviparer Sternorrhyncha (Pflanzenläuse; 267) werden im basalen Teil der (telotrophen) Eiröhren zunächst durch Nährzellen, dann über das einschichtige Follikelepithel ernährt, in das die Nährstoffe aus der Hämolymphe gelangen. Die Hodenschläuche zeigen undifferenzierte Apikalzellen, basalwärts häufig Kernteilungen der Vorstufen und Übergangsstadien zu den reifen Spermatozoen. Ein Penis ist i.a. bei den Pterygota (254) vorhanden und z.B. bei den Ephemeroptera (254) paarig angelegt. Das Libellen-M (Odonata, 255) besitzt ein sekundäres Kopulationsorgan einschl. Penis und Samentasche am 2. und 3. Abdominalsegment. Die Genitalöffnung (Mündung der Vasa deferentia) befindet sich am 9. Segment; das 10. Segment trägt zangenförmige Fortsätze. Die Ovidukte des F münden vor dem 9. Segment in eine Vagina. Bei den Heteroptera (Wanzen i.w.S.; 264) dient das 9. Abdominalsegment des M als Genitalkammer mit Kopulationsapparat. Laccifer lacca (Lack-Schildlaus; 268) hat verzweigte Ovarien, die den grössten Teil des Haemocoels einnehmen (DIKSHITH 1966). Beide Ovidukte verschmelzen zu einem einheitlichen Organ. Die Genitalkammer des Megaloptera-F (Schlammfliegen; 280) befindet sich über der Subgenitalplatte. Bei den Strepsiptera (Fächerflügler; 279) dient ein Spalt im Bereich von Kopf und Thorax als Begattungs- bzw. Geburtskanal. Das Ei der Tsetsefliege (Glossina; 295) wird nach der Entwicklung in der Eiröhre in die Vagina transportiert, die zum Uterus aufgetrieben wird. Die Larve nimmt aus dem Uterus Sekrete auf. Beim 'Ohrwurm' Hemimerus (Dermaptera; 257) bildet das Follikelepithel plazentaähnliche Schwellungen. Die Ovarien der protandrischen Chaetognatha (303) befinden sich im Rumpfabschnitt, die Hoden im Schwanzabschnitt. Die Spermienmasse setzt sich am Körper des gleichen oder eines anderen Individuums fest; die Spermien wandern dann zur F Geschlechtsöffnung. Die getrenntgeschlechtigen Pogonophora (304) besitzen je 2 Gonaden im Rumpfabschnitt. Bei allen radiärsymmetrischen Echinodermata (307) sind die Gonaden i.a. in Fünfzahl an Interradien vorhanden; sie enthalten Geschlechts- und Stützzellen. Die Gonaden der getrenntgeschlechtigen Echinoidea (Seeigel; 312) sind Ausbuchtungen des aboralen Metacoelkanals. Sie münden mit einem Porus auf den Genitalplatten aus. Die Regularia (312) besitzen entsprechend ihrer 'fünfstrahligen' Radiärsymmetrie 5 Gonaden. Die Gonadenwand besteht aus dem Keimepithel und einer Bindegewebsschicht mit parallel angeordneten Muskelfasern. Ein Coelomepithel (Coelothel) bildet die Aussenwand. Der Ausführgang zeigt ein bewimpertes Epithel. Das Keimepithel der getrenntgeschlechtigen Asteroidea (Seesterne; 309) wächst strangartig in die interradiären Aussackungen des Metacoelkanals ein. Auch bei den Ophiuroidea (Schlangensterne; 311) stehen die Gonaden mit dem Metacoelkanal in Verbindung. Das Keimepithel der Crinoidea (Haarsterne; 308) durchzieht strangartig die Arme und dringt in die einzelnen Verzweigungen ein. Die Gonaden der Holothuroidea (315) liegen in Einzahl parallel zur Körperlängsachse. Das Keimepithel dringt schlauchförmig ins Metacoel vor. Der Ausführgang durchzieht das Mesenterium und mündet auf der Oberfläche nach aussen. Tunicata. Die Gonaden der protandrischen bzw. protogynen Zooide der Pyrosomida-Kolonie (Feuerwalzen; Thaliacea; 318) befinden sich im Kloakenbereich. Die Embryonalentwicklung der Desmomyaria (Salpen; Thaliacea; 318) erfolgt an einer plazentaähnlichen Struktur im Bereich der Kloake. Acrania. Genitaltrakt von Branchiostoma (319): In der Wand des Peribranchialraums befinden sich paarig und segmental angeordnete Säcke mit Eizellen oder Spermien, die von Epithelschichten umschlossen sind; die Säcke wölben ins Coelom vor. Ergänzungen Die fingerförmige Geschlechtsdrüse von Helix pomatia (140) zeigt im Stadium der Geschlechtsreife rER mit ausgedehnten Zisternen und Gruppen grosser Dictyosomen über dem Kern (OVTRACHT 1967). Lumenwärts sind die Zellen mit Mikrovilli besetzt. Im Laufe eines Jahres (Winterruhe und aktive Phase) kommt es zu charakteristischen Änderungen bezüglich der Kernlokalisation, der Ausprägung des Golgiapparates und der Verteilung der Enzyme im Drüsenepithel (BÖRNCHEN 1967). In den Drüsenzellen, wie auch im Drüsenlumen, befinden sich Sekrettropfen aus Sauren Mucopolysacchariden und Proteinen. An der Sekretbildung sind der Golgiapparat mit den assoziierten Sauren Phosphatasen und die unterhalb der Kerne befindliche RNA beteiligt. Während der Bildung und der Abgabe des Sekrets variiert die Höhe des Drüsenepithels. Hirudo medicinalis (Annelida°Gnathobdelliformes; 164). Beim F besteht ein fein verzweigtes Kanalystem, das schmale Gänge und Endkammern zeigt. Der Ausführgang ^ unpaarig angelegtem und wenig verzweigtem Schlauch, der Oozyten enthält. Kontralateral der Ovaröffnung befindet sich der Porus eines unverzweigten Schlauchs ('Uterus'), der in seinem mittleren, verbreiterten Abschnitt Eier enthält. Die Vasa efferentia des paarigen und verzweigten Hodensystems münden in eine gemeinsame Samenblase, die mit einer Drüse in Verbindung steht. Eriocheir sinensis (Brachyura; 242). In den Ovarien der Wollhandkrabbe sind lipoidhaltige Hämatozyten nachgewiesen worden, deren Zytoplasma viele Mitochondrien sowie einen Golgiapparat enthält (BAUCHAU & DE BROUWER, 1972). Allgemein ist der Insektenhoden an seiner Pigmentierung zu erkennen. Das Epithel zeigt eine bestimmte Anzahl Follikel (bei manchen Dipteren nur 1 Follikel), die viele Zysten aufweisen, von denen jede Keimzellen enthält, die wiederum in polyvalente Epithelzellen eingebettet sind (PHILLIPS 1970). Die Anzahl Spermatiden ist + spezies-spezifisch (beträgt aber z.B. 256 bei den meisten Coleoptera und Lepidoptera). Beim Heranreifen der Spermien verlängern sich ebenso die Zysten. Die Köpfe der Spermien tauchen in die Masse der polyvalenten Epithelzellen ein. Bei den meisten Insekten gibt es goniale und meiotische Teilungen in den Puppen- oder Nymphenstadien. Daher enthalten die Hoden der Adulti nur Spermatiden und Spermatozoen (bei einigen kurzlebigen Imagines nur Spermatozoen). Glossina austeni (Diptera; 295). Im Ovar der Tsetsefliege, d.h. im Zytoplasma von Oozyten und Nährzellen, befinden sich intrazelluläre 'Bakterioide' als mögliche Umwandlungsprodukte von Symbionten, die im larvalen wie im adulten Mycetom vorkommen (HUEBNER & DAVEY, 1974). °E-2.14.2.0. Vertebrata Die Gonaden, zumindest deren Ausführgänge, stehen besonders bei den Euvertebrata in enger Beziehung zum Exkretionssystem. Die Bildung der Keimzellen (Gameten) erfolgt in den Keimepithelien. °E-2.14.2.1.0. Weiblicher Genitaltrakt °E-2.14.2.1.1. Ovarium (Ovar) Das Ovar(ium) wird paarig angelegt. Bei den Elasmobranchii (Haie und Rochen; 323) entwickelt sich jedoch nur das re Ovar, bei den meisten Vögeln und den Monotremata (421; mit dem Schnabeltier Ornithorhynchus anatinus, 421) wird nur das li Ovar voll funktionsfähig. Das Ovar besteht aus der - Rindenregion, ^ F Keimepithel, enthält in (sekundären) Keimsträngen die Oogonien (Ur-Eizellen), später die Oozyten; - Markregion mit lockerem, gefässhaltigem Bindegewebe. Das Ovar frisch geschlüpfter Formen bzw. Neugeborener enthält viele kleine Follikel, die später allmählich an Zahl abnehmen. An ihre Stelle treten grosse reife Follikel, die nach Ruptur der Bindegewebshülle nach aussen abgestossen werden. Sie werden durch das gefässhaltige Bindegewebe ersetzt, das bei Säugern und viviparen 'Nichtsäugern' die Gelbkörper (Corpora lutea) enthält, die Gestationshormone abgeben (Östrogene, Progesteron). Die kleinen oder primären Follikel sind von einschichtigem Epithel umgeben. Gegen das Bindegewebe ist das Follikelepithel durch eine Basalmembran abgegrenzt. Das Epithel der grössereren Sekundärfollikel ist mehrschichtig. Das Corpus luteum persistiert zunächst und vergrössert sich im Falle der Gestation, sonst erfährt es eine Rückbildung. Im Verlauf der Follikelreifung kommt es zu einer strukturellen Polarisierung des Eis auf dem Eihügel (Cumulus oophorus). Ovipare Vertebrata bilden anstelle des Gelbkörpers postovulatorische Follikel. Das Bindegewebsgerüst des Ovars ist weniger prominent, die Oozyten liegen dichter beieinander und sind grösser, oder umlagern einen mit Lymphe angefüllten Raum (Amphibien, Reptilien), bzw. kleine Lymphräume (Vögel). Details und Ergänzungen Osteichthyes Das Ovar von Clarias batrachus (Froschwels; Siluriformes; 340), enthält 3 Entwicklungsstadien der Oozyten (LEHRI 1968): 1) Unreife oder primäre Oozyten, mit indifferentem Zytoplasma, das später basophil wird. 2) Heranreifende Oozyten, mit Bildung von Dotter-Vesikeln im peripheren Zytoplasma. 3) Reife Oozyten, bei denen die Kernhülle verschwindet, das Dottermaterial an Menge zunimmt; um die Oozyten wird die Theka gebildet, sowie das Follikelepithel (Zona granulosa) und das Oolemm (Zona radiata). Die Theka besteht aus 3 Schichten: a) Äussere, dünne bindegewebige Schicht des Peritoneum; b) mittlere Schicht (Tunica albuginea) aus Bindegewebe, Muskulatur und Kapillaren; c) innere Schicht (Keimschicht) mit kuboiden Zellen; dringt häufig lamellenförmig ins Innere des Ovars vor. Bei Salvelinus fontinalis (Kanadischer Bachsaibling; Salmoniformes; 342) stehen die Follikelzellen junger Oozyten vor der Bildung der Zona radiata über Desmosomen miteinander in Kontakt (FLÜGEL 1964, 1967). Später sind Interzellularräume nachweisbar, während deren Bildung Fortsätze des Zytoplasmas erhalten bleiben. Die Z. radiata fast reifer Oozyten besteht aus Lamellen und wird von mehreren Kanälen durchzogen. Jeder Kanal wird von einem Mikrovillus des Oozyten zusammen mit 1 oder 2 Plasmafortsätzen der Follikelzellen eingenommen. Im späteren Verlauf der Entwicklung werden Mikrovilli und Follikelfortsätze abgebaut. Amphibia EM-Untersuchungen am Ei von Triturus vulgaris (Urodela; 372) haben belegt, dass die Bildung der Dottermasse in Verbindung mit der Golgistruktur und Vesikeln erfolgt, die von der Kernhülle ausgehen (SPORNITZ & KRESS, 1973). Xenopus laevis (Krallenfrosch; Anura; 373). In den primordialen Keimzellen befinden sich Balbiani-Körper*, die ebenso in den Oogonien und Diplotänstadien der Oozyten nachzuweisen sind (AL-MUKTHAR & WEBB, 1971). In Primordialzellen und Oogonien befinden sich juxtanukleäre Aggregate, die überwiegend aus Mitochondrien bestehen und als Vorläufer der Balbiani-Körper gedeutet werden. Die Primordialzellen haben einen gelappten Kern mit doppelschichtiger Hülle, die von Poren durchbrochen ist. Zumindest 1 grosser Nucleolus ist vorhanden. Das Zytoplasma ist reich an Vesikeln und führt ausserdem Mitochondrien, Lipidkörper und wenige Pigmentgranula; ein ER fehlt. *nucleolusähnliche Körper, die offenbar an der Dotterbildung beteiligt sind Mammalia Rattus rattus (Rodentia°Myomorpha; 439). Die Granulosa-Zellen des unreifen Follikels zeigen Mikrovilli und grössere zytoplasmatische Fortsätze, viele Mitochondrien, einen gut entwickelten Golgiapparat und ein schwach entwickeltes ER (BJÖRKMAN 1962). Das ER des reifen Follikels enthält kleinere Zisternen, gelegentlich Centriolen und Lipideinschlüsse in seinem basalen Teil. Die Golgistruktur wird in den postovulatorischen Stadien der Oogenese schwächer. Corpus luteum (Gelbkörper) der Ratte während verschiedener Funktionsphasen (BREINL 1967): Der Diöstrus zeigt Mitochondrien mit überwiegend tubulären Binnenstrukturen, reichlich gER und viele freie Ribosomen. Während des Östrus sind die Mitochondrien grösser, mit tubulärer bis zisternenförmiger Innenstruktur; es sind viele freie Ribosomen vorhanden. Am 8. Tag der Gestation ist eine weitere Schwellung der Mitochondrien zu beobachten und das Interstitium zeigt mikrovillöse Ausläufer der Luteinzellen. Am 17. Tag ist das gER sehr stark entwickelt. Das Innere der Mitochondrien erscheint dann weniger dicht als am 8. Tag, die Anzahl freier Ribosomen stark vermindert. Mus musculus (Rodentia°Myomorpha; 439). Die Follikelbildung während der Ovulation zeigt im SEM (°NILSSON & MUNSHI, 1973): 1) Superfizielle präovulatorische Follikel, mit basaler, intermediärer und apikaler Zone, wobei die Basalzone Epithelzellen mit Mikrovilli enthält; die Intermediärzellen sind flach und tragen ebenfalls Mikrovilli; die Apikalzone (Stigma) zeigt eine raue Oberfläche, aber keinen Mikrovillibesatz. 2) Die Oberfläche kürzlich gesprungener Follikel zeigt nur eine Apikal- und eine Basalzone, die in ihrem Bau vom Typ 1 verschieden sind. Beim Übergang von den Oogonien zu den Oozyten kommt es zu einer Zunahme der Anzahl Mitochondrien und der Golgikomplex gewinnt an Grösse. Es entstehen vielkernige Zellen, die über Interzellularbrücken miteinander verbunden sind (ODOR & BLANDAU, 1969). Cavia porcellus (Rodentia°Caviomorpha; 443). Die Oozyten des geschlechtsreifen F zeigen einen grossen Kern mit Nucleolus (ANDERSON & BEAMS, 1960). Viele Mitochondrien, aber nur wenig ER. Im Zytoplasma der primären Oozyten fallen besonders zahlreiche Vesikel und eine Golgistruktur auf. Die Plasmamembran schiebt sich in mikrovilliähnliche Fortsätze vor. Das Zytoplasma, das die Corona radiata bildet, besteht aus den gleichen Anteilen wie das der Oogonien und primären Oozyten, doch ist das ER offensichtlich hoch entwickelt. Die Zellen sind sternförmig und ihre Fortsätze enden an der Plasmamembran des Oozyten in der Form desmosomenähnlicher Bereiche. Die Zona pellucida dürfte aus einer homogenen amorphen Masse von relativ geringer Dichte bestehen. In jener Masse befinden sich die Mikrovilli des primären Oozyten und die Fortsätze der Follikelzellen. Zum Feinbau der Luteinzellen vgl. z.B. BOURNEVA (1973). Oryctolagus cuniculus (Kaninchen; Lagomorpha; 444). Die frühe Oozyte ist von einer einzigen Epithelschicht umgeben (ZAMBONI & MASTROIANNI, 1966). Meist sind 1 oder 2 prominente Nucleoli vorhanden, wenige meist sphäroide Mitochondrien im Aggregat, ER in Verbindung mit Mitochondrien oder Golgisubstanz. Die flachen Follikelzellen zeigen langgestreckte Kerne, wenige Mitochondrien und gelegentlich Golgisubstanz. Spätere Reifungsstadien der Oozyten zeigen mehr Mitochondrien und ein gut differenziertes rER. Nun sind 4-5 konzentrische Schichten von Follikelepithel vorhanden. Die Follikelzellen der beiden oozytennahen Schichten (Corona radiata) zeigen viele Fortsätze, von denen einige in die Vitellinmembran der Oozyten vordringen. Die Mikrovilli dieser Membran sind in der Nähe der Fortsätze dichter und länger als in anderen Regionen. Zwischen Corona radiata und Oozyten befindet sich die Zona pellucida. Die kortikalen Villi können miteinander verschmelzen (HADEK 1964). Sus scrofa (Artiodactyla°Suidae; 450). Die Luteinzelle ist gross, epitheloid und reich an Zytoplasma mit viel ER, Mitochondrien mit tubulären Cristae, Lipidtropfen und einer Golgistruktur. Lobodon carcinophaga und Hydrurga leptonyx (Krabbenfresser und Seeleopard; Pinnipedia°Phocidae; 448). Zum Feinbau des Corpus luteum vgl. z.B. SINHA & ERICKSON (1972). Während der Trächtigkeit sind 3 Arten von Luteinzellen zu beobachten: Typ I mit zentralem Nucleus und viel gER; II mit vielen Mitochondrien, wenig gER und Lipidtröpfchen; III ebenso mit vielen Mitochondrien, aber grossen Lipidtropfen. Homo Follikuläre Oozyten (BACA & ZAMBONI, 1967). Im Ruhestadium beträgt der Dm 50-70 m. Im kompakten Follikel sind Oozyte und Follikel durch viele interzelluläre Bindungen verknüpft. Der Nucleus ist gross und rund, das Chromatin fein granulär. Es sind 1 oder 2 fadenförmige Nucleoli vorhanden. Schnitte durch die Kernhülle zeigen eine charakteristische Ringstruktur. Die meisten Organellen sind perinukleär angeordnet. Die Mitochondrien enthalten wenige Cristae. Die Wachstumsstadien sind durch eine erhöhte Aktivität der Mitochondrien der Follikelzellen gekennzeichnet, die 3-5 konzentrische Reihen um die Oozyte bilden, die stark an Volumen zunimmt. Mit dem Einsetzen der Bildung der Zona pellucida erscheinen an der Plasmamembran vermehrt Mikrovilli, die sich über die ganze Oberfläche ausbreiten. Der Golgikomplex erfährt intensive Umwandlungen. Während der Meiosen kommt es zur Akkumulation von Follikelflüssigkeit. Dabei entstehen Lakunen, die zu einem einzigen Antrum folliculi konfluieren. Es kommt zur peripheren Dislokation der Oozyte mit den Follikelzellen, wobei immer noch eine enge Beziehung zwischen den Oozyten und dem inneren Follikelzellring (Corona radiata) besteht. Der Polarkörper ist gross, elliptisch und wird von einer kontinuierlichen Plasmamembran begrenzt. Es sind wenige unregelmässig angeordnete Mikrovilli vorhanden. Oogenese in E-2.14.3.3.1. Weitere Untersuchungen des Feinbaus von Oogonien und Oozyten liegen vor (BAKER & FRANCHI, 1967). Allgemein enthält der Nucleus primordialer Oozyten filamentöses Chromatin (GURAYA 1974). Das Ooplasma enthält die nucleolusähnlichen Vitellin-(Balbiani)körper. Die granuläre perinukleäre Substanz steht mit den Mitochondrien in Verbindung. Lipidkörper kommen in der Form von Granula oder Stäbchen vor. Die Luteinzelle des Menschen zeigt kurz vor der Geburt gER in Kontinuität mit atypischem rER, Mitochondrien und einer gut entwickelten Golgistruktur (GREEN et al., 1967). °E-2.14.2.1.2. Ovidukt (Eileiter), Uterus und Vagina Ein Ovidukt ist bei fast allen Gnathostomata (321; Chondrichthyes bis Mammalia) vorhanden. Der embryonale Ovidukt, d.h. der Müllersche Gang, erstreckt sich parallel zum Urnierengang (Wolffscher Gang). Beim Stör (Acipenser sturio; Chondrostei; 330) entspricht der Ovidukt einem Zweig des Urnierengangs. Bei den Elasmobranchii (Haie und Rochen; 323) bildet der Wimpertrichter der Müllerschen Gänge meist eine unpaarige Öffnung. Der Ovidukt wird beim M frühzeitig rückgebildet; Reste sind bei einigen Amphibienarten zu finden. Bei den Tetrapoda ('Landwirbeltiere') gelangen die vom Ovarium abgegebenen Eier ins Coelom und von dort durch den Fimbrientrichter in den Ovidukt. Der noch unreife Ovidukt des Hühnchens besteht hauptsächlich aus einer Schicht säulenförmiger Epithelzellen, die von Bindegewebe umgeben sind. Später kommen Drüsenzellen hinzu. Als eine Form von tertiärer Nährstoffversorgung* des Eis werden im Ovidukt u.a. Proteine sezerniert (Eiweiss des Sauropsideneis). *primäre und sekundäre Dotterbildung in E-2.14.3.1. Bei Teleosteern und Amphibien kann der Ovidukt distal uterusartig erweitert sein. Der grösste Teil des Ovidukts der Sauropsida entspricht einer muskulösen Tuba uterina. MAMMALIA UTERUS Der Uterus ist zweiteilig (Uterus bipartitus bzw. U. duplex) Maus, Ratte, Kaninchen), zweihörnig (Uterus bicornis; Insectivora, Pferd), oder einfach (Uterus simplex; höhere Primaten). Folgende Gewebsschichten sind zu unterscheiden: - Endometrium; besonders stark in der Cervix ausgebildet. Epithel im Corpus einschichtig, beflimmert. Cervix mit hohem Flimmerepithel; vaginawärts mehrschichtiges Plattenepithel. - Lamina propria. Corpus und Isthmus mit Bindegewebe und vielen Lymphozyten. Cervix mit stark entwickeltem Bindegewebe; tubuläre, bis in die Muscularis reichende Drüsen. - Muscularis, Myometrium. Flechtwerk von Muskelzellen. Bindegewebe und viele stark gewundene Blutgefässe (die Windung verhindert Reissen bei Dehnung). - Serosa. Plattenepithel (Vgl. Tunica serosa des Verdauungstrakts, E-2.11.2.2.). Das Uterusepithel erfährt im Verlauf des 'Zyklus' besondere Veränderungen: - Transformationsphase: Anschwellen der Mucosa, Vergrösserung der Drüsenschläuche. Im Bindegewebe werden dann grosse runde Zellen sichtbar, die gegen die Oberfläche wandern und Kontakt mit dem Bindegewebe der Lamina propria aufnehmen. Im Fall der Einidation kommt es zur Decidualisierung der Mucosa, sonst folgt die - Desquamationsphase mit Platzen der Blutgefässe. Die grossen runden Zellen zerfallen, das Epithel löst sich in + grossen Zellverbänden ab. - Regenerationsphase; wird mit neuer Proliferation des Mucosa-Epithels eingeleitet. Die basale Schicht der Mucosa bleibt unverändert. VAGINA Terminale Abschnitte der miteinander verwachsenen Müllerschen Gänge bilden bei den Eutheria den oberen (kranialen) Teil der unpaarigen Vagina. Den unteren (kaudalen) Teil bildet der Sinus urogenitalis . Die Vagina der Monotremata (Kloakentiere; 421) und Marsupialia (Beuteltiere; 422) wird doppelt angelegt; die Müllerschen Gänge bleiben getrennt. Die Marsupialia bilden aus den vorderen Abschnitten der Vaginae eine unpaarige Vaginaltasche (Sinus vaginalis), in die die beiden Uteri münden. Parallel zu den zyklischen Veränderungen des Uterusepithels (s.o.) erfolgt die des Vaginaepithels. Der Nachweis geschieht im Allen-Doisy-Test: In der Phase, in der das Endometrium für die befruchtete Eizelle aufnahmebereit wird, sind im Vaginalabstrich schollige kernlose Epithelzellen zu finden. Später treten mehr und mehr Blutzellen und Mucus auf, bis wieder ein regeneriertes kernhaltiges Epithel erscheint. Die Umwandlungsphasen des Epithels entsprechen dem Östruszyklus (Proöstrus-Östrus-Metöstrus-Diöstrus). Die Clitoris wird vom Sinus urogenitalis gebildet und ist dem Penis homolog (vgl. E-2.14.2.2.2.). Die Clitoris erreicht beim Klammeraffen Ateles (Cebidae; 430) + Penislänge. Ergänzungen Die kiemenlosen Larven von Nectophrynoides vivipara (Bufonidae; 375) ernähren sich vom Sekret der Schleimhaut eines uterusähnlichen Gebildes. Homo SEM-Untersuchungen des Endometrium zeigen eine Anhäufung Zilien tragender Zellen in der Nähe von Drüsenöffnungen (JOHANNISSON & NILSSON, 1972). Ausserdem sind solche Zellen vermehrt im zervikalen Teil des Fundusepithels vorhanden. Zilien und Mikrovilli unterliegen zyklischen strukturellen Veränderungen gemäss ihrer proliferativen oder sekretorischen Aktivitäten. Reife Deziduazellen sind von einer Schicht dichten extrazellulären Materials umgeben, die sich nicht von der Basallamina der Epithelzellen unterscheidet. Die Feinstruktur zeigt junctions zwischen Fortsätzen der gleichen Zelle, nicht aber mit benachbarten Zellen (LAWN et al., 1971). Prädeziduazellen können in der Spätphase des Menstruationszyklus Bindungen aufweisen, über die, wie z.B. bei der Maus, benachbarte Zellen kommunizieren. °E-2.14.2.2.0. Männlicher Genitaltrakt °E-2.14.2.2.1. Hoden (Testes) Der paarig angelegte Hoden* der wird von einer Bindegewebskapsel umhüllt. Bindegewebssepten trennen die Hodenkanälchen (Tubuli seminiferi) voneinander, die aus den primären Keimsträngen hervorgehen. *Beide Hoden der Petromyzonta (321) verwachsen miteinander Histologisch zeigt das Hodenkanälchen ein mehrschichtiges Keimepithel. Zentripetal sind die verschiedenen Reifestadien der Spermatogenese (Metamorphosestadien der Keimzellen) bis zu den reifen Spermien nachweisbar. Spezielle Stützelemente des Tubulus-Epithels sind die Sertolizellen. Sie sind den F Follikelzellen homolog, bilden eine 'Blut-Hodenschranke' und sind für die Ernährung der Spermatozoen wichtig. Im interstitiellen Bindegewebe befinden sich die Leydigschen Zwischenzellen. Spermatogenese in E-2.14.3.3.2. Bei den meisten Mammalia wölben sich vom Bauchfell aus paarige Skrotaltaschen vor, in die die Hoden einwandern (Descensus testis). Details, Ergänzungen Osteichthyes Entsprechend den Leydig-Zellen der Mammalia befinden sich bei der Schwarzgrundel Gobius niger jozo (Perciformes; 363) entlang des Mesorchium polyedrische Drüsenzellen mit gut entwickeltem gER, vielen Mitochondrien, einer Golgistruktur, 'Lipidtropfen' und Lipofuscin (COLOMBO & BURIGHEL, 1974). Amphibia Bei Rana (Anura; 374) geht der Mesonephros craniad in den epithelio-retikulären Fettkörper über. Letzterer tritt mit der M Gonade in Kontakt, besteht aus verästelten Zellen mit je einer Vakuole und ist mit Sinuskapillaren durchsetzt, deren locker strukturierte Wände aus Endothelzellen und Fortsätzen benachbarter Fettzellen bestehen (BARGMANN & von HEHN, 1969). Bei Lipidschwund erfolgt eine Umwandlung des Gewebes in Epithel. Reptilia Die interstitiellen Zellen von Lacerta vivipara und Anguis fragilis (386) enthalten reichlich gER, Mitochondrien und Lipidtropfen (DUFAURE 1968). Aves Gallus domesticus (Galliformes; 400). Die Feinstruktur der Sertolizellen des Hahns zeigt eine Entwicklung von der einfachen Säulenepithelzelle zu einer sternförmigen Zelle mit zytoplasmatischen Fortsätzen (COOKSEY & ROTHWELL, 1973). Der Kern führt einen Nucleolus. Es sind reichlich gER, wenig rER, viele freie Ribosomen, Mitochondrien, Golgi, Lipidkörper und Tight junctions vorhanden, sowie Vesikel nahe der Plasmamembran und Mikrotubuli an den Plasmafortsätzen. Die Leydigzellen sind einfache Mesenchymzellen, die Fibroblasten ähneln (ROTHWELL 1973). Der Kern zeigt deutlich einen Nucleolus. Aggregate von rER sind nachweisbar, sowie gER, Mitochondrien mit tubulären Cristae, Golgi, Lipid, Mikrotubuli und viele Lysosomen. Mammalia In allen M Keimzellen befinden sich Lipidtropfen, besonders während der Entwicklung der Spermatiden (BRÖKELMANN 1963). Im frühen Spermatid liegt der Chromatidkörper meist in der Nachbarschaft des Golgimaterials. Bei der Ratte sind die Keimzellen, mit Ausnahme der Spermatogonien, von den zytoplasmatischen Fortsätzen der Sertolizellen umgeben. Didelphis (Opossum; Metatheria°Marsupialia; 422). Die Leydigzellen zeigen viel gER, einen juxtanukleären Golgiapparat und häufig Pseudopodien (CHRISTENSEN & FAWCETT, 1961). Es sind 'mesenchymähnliche' Zellen und Makrophagen nachweisbar. Rattus rattus (Rodentia°Myomorpha; 439). Die fetale Leydigzelle (Tage 17-22 der Gestation) enthält gER, Lipid und Glykogen (KERR & KNELL, 1988). Nach der Geburt treten die Zellen mit interstitiellen Fibroblasten in Verbindung. Epithelzellen des Rete testis* der Ratte zeigen eine Basalmembran, die wiederum an Kollagenfibrillen anschliesst (LEESON 1962). Es sind Mitochondrien, gER, eine Golgistruktur und viele Vesikel vorhanden. *Kanälchen zwischen den Tubuli seminiferi recti und Ductuli efferentes, mit einer Schicht kubischen Epithels Mus musculus (Rodentia°Myomorpha; 439). Die Tubuli seminiferi zeigen eine äussere limitierende Membran aus externen und internen Lamellen, die eine Einzelschicht abgeflachter Zellen einschliesst (GARDNER & HOLYOKE, 1964). Beide Lamellentypen enthalten Fasern, die parallel zur Längsachse der Tubuli verlaufen. Die externe Lamelle wird von Bindegewebe bedeckt. Bei 6 Wochen alten Mäusen fallen im oberflächlichen Zytoplasma der Sertolizelle ER-Zisternen auf (FLICKINGER & FAWCETT, 1967). Sus scrofa (Artiodactyla°Suidae; 450). Das Zytoplasma der Leydigzellen des Ebers zeigt vor allem ein dicht gepacktes gER in einem System anastomosierender Tubuli (BELT & CAVAZOS, 1967). Wenige freie Ribosomen, Golgi, viele Mitochondrien und dense bodies sind nachweisbar, Mikrovilli ragen in die Interzellularräume benachbarter Zellen. Selten kommen Desmosomen vor, häufiger Membranfusionen benachbarter Zellen im Sinne von Maculae occludentes. Homo Die Sertolizellen zeigen eine Basalmembran, kristalline Körper (Charcot-Bottchner-Körper), lamelläre Körper, Kollagenfibrillen, rER und Mitochondrien, und stehen über Desmosomen miteinander in Verbindung (BAWA 1963). Im Kontaktbereich mit den Spermatiden zeigt das Zytoplasma viele Bläschen, reichlich Mitochondrien und viele dichte Einschlüsse (HORSTMANN 1961). Sobald sich das apikale Zytoplasma der Spermatiden zurückgezogen hat, ordnet sich das 'Sertoliplasma' um die Spermatiden an. Der Fetus zeigt von der 8. Woche der Entwicklung an ein Interstitium mit noch undifferenzierten Mesenchymzellen. In der 8.-14. Woche entwickeln sich die Leydigzellen, die dann bis zur 18. Woche noch die Hälfte der Gewebsmasse ausmachen und von denen viele bis zur Woche 41 degenerieren (PELLINIEMI & NIEMI, 1969). Die Zellen enthalten viel gER, in das Inseln parallel angeordneter, granulärer ER-Membranen eingebettet sind. Mitochondrien- und Golgi-ähnliche Strukturen sind vorhanden. Im Zytoplasma befinden sich ausserdem die Reinkeschen Kristalle (RUBIN et al., 1971). Mit Osmiumtetroxid fixierte Leydigzellen zeigen 3 Typen (De KRETSER 1967): 1) Unreife Zellen; 2) helle Zellen, mit tubulärem und vesikulärem ER und ohne Glykogen; 3) dunkle Zellen, mit reichlich tubulärem gER, Glykogen u.a. Partikeln. Zwischen Typ 2 und 3 scheinen Intermediärformen zu bestehen. °E-2.14.2.2.2. Ausführgänge Die Chondrichthyes (322) besitzen die Mesonephros-Kanäle Wolffscher Gang bzw. Müllerscher Gang, d.h. Derivate des Pronephros. Der Wolffsche Gang entspricht dem primären Harnleiter und dient dem Ausleiten der Spermien. Ein Teil des Wolffschen Gangs wird bei den Elasmobranchii (Haie und Rochen; 323) zum Nebenhoden (Epididymis) der distale Teil zum Harnleiter. Haie und Amphibien zeigen eine Verbindung des Hodens mit der Niere, wobei der mittlere Abschnitt des Mesonephros der Spermaabfuhr dient. Bei den Elasmobranchii (323) entspricht die Epididymis dem kranialen Teil der Niere, der Ductus deferens dem primären Harnleiter. Ähnlich liegen die Verhältnisse bei Urodela (Salamandra; 372). Bei Protopterus (368) leiten die Ductuli efferentes über die kaudalen Nierentubuli ab, sodass ein Harn-Samenleiter vorliegt. Der Hoden des Störs (Acipenser sturio; Chondrostei; 330) steht insofern in enger Verbindung mit der Niere, als die Ductuli efferentes in den mittleren Abschnitt der Niere (Mesonephros) münden. Auch beim Frosch (Rana; Anura; 374) münden die Ductuli efferentes in den Mesonephros. Der Hoden der Dipnoi (Lungenfische; 368) steht an seinem Ht.ende mit der Niere in Verbindung. Hoden und Ovidukt der Teleostei (331) haben einen eigenen Ausführgang, d.h. der Ductus spermaticus steht in keiner Beziehung zur Niere. Aus dem Hoden der Mammalia führen Ductuli efferentes in den Nebenhoden (Epididymis) mit Ringmuskulatur, Basalmembran und einschichtigem Flimmerepithel. Der Ductus epididymidis zeigt eine Ringmuskelschicht, eine Basalmembran und zweireihiges Epithel aus Basalzellen und Zellen mit langen Zilien. Die Fortsetzung des D. epididymidis bildet der Ductus deferens (Samenleiter) mit Tunica serosa und T. adventitia. Vor dem Eintritt in die Prostata erweitert sich der D. deferens zur Ampulle mit prismatischem Epithel. Die Ampulle wiederum setzt sich in den Ductus ejaculatorius fort. Als Ausstülpungen der Ampulle (terminale Anteile der Wolffschen Gänge) befinden sich zwischen Harnblase und Enddarm die geschlängelten Bläschendrüsen* (Glandulae vesiculosae). Mit Sekret gefüllte Drüsenkammern zeigen ein Zotten bildendes Epithel und münden in den Ductus deferens. *'falsche Samenblasen' Der Sinus urogenitalis des M Säugers wird zur Pars cavernosa urethrae, einer Röhre, die sich in den Penis fortsetzt. Histologie im Querschnittpräparat: Vena dorsalis penis, Arteria d. p.; Tunica albuginea, umschliesst das Corpus cavernosum; Urethra, mit dem Corpus spongiosum urethrae. °E-2.14.2.2.3. Anhangsorgane, Drüsen Die M Bufonidae (Kröten; Anura; 375) besitzen das möglicherweise aus rudimentären Ovarien hervorgegangene Biddersche Organ. Experimentell entstand nach Entfernen der Hoden aus dem B.O. ein funktionstüchtiges Ovar. Die Präputialdrüse der Mammalia ist eine modifizierte Talgdrüse (DANGELO & MUNGER, 1964). Beim Biber (Castor; Rodentia°Castoridae; 441) liefern grosse Präputialsäcke Bibergeil. Die Prostata, die Vorsteherdrüse des M Säugers, besteht aus serösem, alveotubulärem Gewebe, Bindegewebe und vielen Muskelzellen. Die Drüsenzellen sind kubisch oder prismatisch. Das Epithel ähnelt dem der Ductuli ejaculatorii und der Urethra. Die alveotubulären Bulbo-urethralen Drüsen (Cowpersche Drüsen) münden mit je 1 Ausführgang in die Urethra. Details, Ergänzungen Rattus rattus (Rodentia°Myomorpha; 439). Die acinären Zellen der Präputialdrüse zeigen ER, Golgi, Mitochondrien, Tonofilamente und Kristalloide (BEAVER 1963). Bei 12-19 Tage alten Rattenfeten sind säulenförmige Zellen des Wolffschen Gangs nachweisbar, die Mitochondrien, rER, einen kleinen Golgikomplex, sowie grosse membrangebundene dense bodies mit organellähnlichen Gebilden* enthalten (FLICKINGER 1969). *möglicherweise Fragmente degenerierter Zellen, die durch Phagozytose aufgenommen wurden Aus dem Wolffschen Gang entwickelt sich die Epididymis. Die Zellen enthalten dann Zisternen des rER, apikal reichlich gER, auch sind viele Mikrovilli vorhanden. Spezielle Untersuchungen z.B. bei MARTAN & RISLEY (1963). Das einschichtige Epithel der Prostata ist verschiedengestaltig, wobei die Zellen des Laterallappens denen der 'Bläschendrüse' ähneln (DAHL et al., 1973). Alle Acini werden von 4-6 Schichten glatter Muskeln eingehüllt. Nervenfasern stehen in enger Relation zu den Muskeln. In der Muskulatur sind i.a. je eine Schicht aus Fibroblasten und Bindegewebe nachweisbar. Organellen der Prostata sind Mitochondrien, Mikrovilli, Golgi, rER, Sekretionsgranula und Lysosomen; die Zellen stehen über Desmosomen miteinander in Verbindung (DAHL et al., 1973). Der Ventrallappen enthält viel rER und apikal einen gut entwickelten Golgiapparat. Die Zellen des Laterallappens bilden einen Bürstensaum aus Mikrovilli; apikal ist eine Akkumulation vieler Granula zu beobachten. Der Dorsallappen zeigt rER mit weiten Zisternen, aber keine Sekretionsgranula. Mus musculus (Rodentia°Myomorpha; 439). Das Myoepithel der Prostata zeigt grosse Kerne, wenig Mitochondrien, gER und viele Ribosomen (ROWLATT & FRANKS, 1964). °E-2.14.3.0. Gameten (eine Übersicht) Es handelt sich um die haploiden Keimzellen, die bei der Befruchtung zur diploiden Zygote verschmelzen. Im Tierreich sind i.a. die grossen unbeweglichen Makrogameten (Eizellen) von den kleineren, meist beweglichen Mikrogameten (Spermien) zu unterscheiden. Detail Mus musculus (Rodentia°Myomorpha; 439). Im Verlauf der Wanderung der Keimzellen während der Embryonalentwicklung zeigen die Urkeimzellen gelegentlich pseudopodienartige Fortsätze (CHIQUOINE 1954). In einer späteren Studie (JEON & KENNEDY, 1973) sind Zytoplasmaprotrusionen in den Zellkern, prominente Nucleoli, Golgi-Komplexe, viele Ribosomen, aber keine 'Pseudopodien' beobachtet worden. °E-2.14.3.1. Makrogamet: Eizelle (Oozyte) Das Zytoplasma der tierlichen Eizelle, das Ooplasma, ist in Endo- und Ektoplasma unterteilt und zeigt i.a. eine Polarität (Richtungsorganisation). Die Eizelle wird u.a. nach ihrem Gehalt an Dottersubstanz klassifiziert: oligolecithal (dotterarm; Echinodermata, Mammalia/Metatheria, polylecithal (dotterreich; Cnidaria, Cephalopoda, Arthropoda, Pisces, Sauropsida). Ein Extremfall stellt das alecithale Ei dar (manche Metatheria). In besonderen Fällen wird das Dottermaterial ausserhalb der Eizelle in Begleitzellen gespeichert (s.u.). Stets sind ein Nucleus mit mindestens einem Nucleolus, sowie Mitochondrien, Mikrosomen und Golgistrukturen vorhanden. Letztere sind für die Bildung von Dottermaterial von Bedeutung. Die Nährstoffanreicherung bzw. Dotterbildung kann geschehen* - primär (solitär) durch eigene Stoffwechselaktivitäten der Eizelle (Polycladida (109), Nemertini (114), manche Mollusca). - sekundär (nutrimentär). Hilfszellen (aus Oogonien oder Oozyten, oder aus somatischen Zellen des Ovars hervorgegangen) liefern Dottermaterial unter 'Follikelbildung' bei Insekten und Vertebraten. Bei Porifera (097) und Cnidaria (099) wird die Nährzelle vom Ei aufgenommen. *tertiäre Nährstoffversorgung im Ovidukt in E-2.14.2.1.2.; Furchung in E-4.5. EVERTEBRATA Bei den Ctenophora (105) ist die Dottermasse im polylecithal-telolecithalen Ei am einen Zellpol lokalisiert. Der Zellkern befindet sich im Ektoplasma, am gegenüberliegenden Pol. Die Eier von Lumbricus (Oligochaeta; 162) und Chaetopterus (Polychaeta°Spionida; 156) zeigen eine deutliche Zonierung des Ooplasma unter der Bildung von Polplasmen. Die Eier der Tricladida (109), Trematoda (111) und Cestoda (113) speichern Dottermaterial in speziellen Begleitzellen, den Dotterzellen. Es handelt sich dann um mehrzellige, ektolecithale Eier. Bei den Neorhabdocoela (109) verschmelzen die Dotterzellen zu einem Syncytium. Die Oozyten der höher organisierten Evertebrata sind in jeweils eine Bindegewebskapsel eingehüllte Aggregate aus Zellen unterschiedlicher Grösse, d.h. verschiedener Reifestadien. Arthropoda. Das Spinnenei (Arachnida; 170) zeigt ein Periplasma mit nach innen gerichteten Mikrovilli. Als Organellen des Ooplasmas fallen vor allem die Mitochondrien und das rER auf. Das Ei der Malacostraca (215) ist polylectithal-centrolecithal. Das i.a. centrolecithale Insektenei ist eine komplex organisierte polare Riesenzelle mit Ausgangsstrukturen (-'signalen') für die Organbildung (GUTZEIT 1990). In seinem Grundschema gleicht das Insektenei einer vom Periplasma gebildeten dünnen Hohlkugel. Das nach innen folgende Retikuloplasma enthält in seinen Zwischenräumen die Dottersubstanz (Deutoplasma) und umgibt das Zentroplasma. Die Eihülle besteht aus einer äusseren Lage, dem Chorion und der darunter liegenden Vitellinschicht. Beide Schichten werden von Follikelzellen gebildet. Letztere umhüllen die Eizelle während der Oogenese und sterben erst kurz vor der Eiablage ab. Gegen das Follikelepithel dringen Mikrovilli vor. Das Spermium gelangt durch die Mikropyle am vorderen Eipol. Ein halbkreisförmiger Kragen um das Operculum in der Nähe des Vd.pols entspricht einer Sollbruchstelle, die die Larve beim Schlüpfen aufstösst. Auf der Dorsalseite ansetzende Anhänge des Chorions (respiratorische Filamente), sowie Poren am hinteren Eipol dienen dem Gasaustausch. Abweichungen von der Norm zeigen z.B. die oligolecithalen Eier ovoviviparer Chalcididae (Erzwespen; 284). Dem Collembolenei (Collembola, 253) fehlt das Periplasma. An der Oberfläche des Eis von Stegomyia (Aedes) aegypti (291) ist Pinozytose beobachtet worden (°ROTH & PORTER, 1964). Eine Sonderbildung der Eihülle ist z.B. bei Chrysopa (Planipennia; 281) vorhanden: Ein Kittstiel ermöglicht das Anheften des Eis an Blätter. Das Ei der Echinodermata (307) ist meist dotterarm (oligolecithal). Das Ooplasma besteht aus Ektoplasma und fibrillärem Endoplasma. Nach Zentrifugieren sind eine Ölschicht, Dottermaterial, Pigment und Endoplasma mit dem Zellkern zu erkennen. Das Ei des Seeigels (Echinoidea, 312) ist für die Entwicklungsphysiologie von spezieller Bedeutung. Tunicata. Das Ascidienei (Ascidiacea, 317) ist von einem Kranz sogen. Testazellen umgeben. Das Ooplasma zeigt eine deutliche Zonierung. VERTEBRATA Reifende Oozyten der Lampreten (Petromyzonta; 321) sind dicht mit Dotterplättchen angefüllt, die aus einem kristallinen Hauptkörper und einer nichtkristallinen oberen Schicht bestehen (°KARASAKI 1967). Die Eihülle mancher Haie (Chondrichthyes; 323) besteht aus einer hornähnlichen Substanz. Fortsätze der Hülle dienen dem Anheften des Eis an Tang. Leere Hüllen sind im Strandanwurf der Meeresküsten zu finden. Das Ei der Teleostei (331) zeichnet sich vor allem durch komplexe Membran- und Hüllbildungen aus. Die Eihülle besteht aus 2 Schichten, die von Kanälen durchzogen ist. Die äussere Schicht ist die osmiophile Zona radiata externa. Nach innen folgt die weniger dichte Zona radiata interna, mit regelmässigem Fibrillenmuster. Die Kanäle der Z. radiata enthalten jeweils einen Mikrovillus, der aus dem Ooplasma protuberiert. In der Spätphase der Oozytenreifung dringen bei den Salmonoidei (342) Fortsätze der Follikelzellen in die Kanäle ein und treten in Kontakt mit den Mikrovilli der Oozyten. Beim reifen Ei sind die äusseren Poren der Kanäle verschlossen (FLÜGEL 1967). Um das Ei bildet sich eine dicke Gallerthülle. Das unbefruchtete Amphibienei (370) zeigt bereits deutlich eine bilaterale Struktur des Dotters. Dabei bildet das helle oder weisse Material die vegetative Hälfte, das braune pigmentreiche Material die animale Hälfte. Der Eikern liegt in der Nähe des animalen Pols. Der Oozytenkern weist häufig mehrere tausend Nucleoli auf. Oozyte und Follikelzellen sind über Desmosomen miteinander verbunden. Das Sauropsidenei (Sauropsida, 376) ist durch die Membrana chalacifera mit Chalazabildung an den beiden Polen gekennzeichnet. Neben dünnflüssigem Eiweiss findet sich als Eihülle dichtes Eiweiss, das eine zusätzliche Nährsubstanz darstellt und in ähnlicher Beschaffenheit schon im Ei der Haie vorkommt. Die äussere Membran des Sauropsideneis besteht aus 2 Faserschichten, zwischen denen die Luftkammern gebildet werden. Die Kalkschale besteht aus 'Sphaerokristallen'. Häufig ist die Schale von einer Cuticula überzogen. Die Schale des Vogeleis entspricht einem Kegel- und Kalottenfachwerk (vgl. SCHMIDT 1965). Das Ei der Metatheria (422) ist alecithal bis oligolecithal. Soweit Dottermaterial überhaupt vorhanden ist, befindet es sich nahe dem animalen Zellpol und ist in eine Vakuole eingeschlossen. Die extrazelluläre Schicht zwischen Oozyte und Follikelepithel ist die i.a. zweischichtige Zona pellucida aus einer homogen erscheinenden Matrix. Oozyte und Follikelzellen stehen über Desmosomen miteinander in Verbindung. Die Zona radiata der Säugerpellucida tritt beim reifen Ei als Corona radiata hervor. Der Zellkern ist meist peripher lokalisiert; im Ooplasma sind Golgistrukturen zu erkennen, ausserdem ER, Mitochondrien und Vesikel. Ergänzungen zu E-2.14.3.1. Zur Struktur der Eihülle (Cortex) der Echinodermata (307) und Amphibia (370) vgl. z.B. SARDET & CHANG (1987). Je nach physiologischem Zustand sind zu beobachten: Veränderungen der Mikrovilli; Zytoskelett auf Actinbasis gebündelt, polymerisiert oder depolymerisiert; Vesikel mit Exo- oder Endozytose; Mikrotubuli und endoplasmatische 'Netze', die sich während der Reifung und Befruchtung reorganisieren. Cnidaria Eudendrium racemosum (Hydrozoa; 100). Im Eizentrum ist reichlich Dottermaterial gelagert (polylecithal-centrolecithal). Die Dottermasse wird im Innern von einem Plasmanetz durchsetzt (~allgemeines Kennzeichen des polylecithalen Eis). Plathelminthes Fasciola hepatica (Trematoda°Digenea; 111). Die primären Oozyten zeigen periphere Fortsätze, die in die Interzellularzone reichen (GRESSON 1964). Der Nucleolus der primären Oozyten zeigt vakuolisierte Areale, die Kernhülle Poren. In älteren Oozyten besteht eine Verbindung zwischen Nucleolus und Kernhülle. Die Cristae der Mitochondrien sind unregelmässig angeordnet. Mollusca Lymnaea stagnalis (Basommatophora; 137). Das Ooplasma ist deutlich differenziert. Nach dem Zentrifugieren zeigt das Eimaterial von oben nach unten folgende Schichtung: Lip(o)ide, Zytoplasma mit Mitochondrien, Nucleus mit Nucleolus, Glykogen, Protein mit Golgistrukturen und Dictyosomen. Viviparus contectus (Streptoneura; 130). Die Oozyten zeigen im Stadium I einen Kernpolymorphismus (BOTTKE 1973). Der Nucleolus nimmt Kontakt mit der Kernhülle auf und besteht aus einem zentralen fibrillären Bereich, sowie einem dünnen Saum ribosomenähnlicher Partikel. ER ist spärlich vorhanden; die Mitochondrien erscheinen schüsselförmig. Im Stadium II sind ein gut entwickeltes rER, eine Golgistruktur, grosse Nucleoli und andere Einschlüsse des Zellkerns zu erkennen. Stadium III zeigt Multivesikularkörper, ER, eine Golgistruktur, Lipidtropfen und Glykogen. Die Follikelzellen enthalten viele Vesikel, einen gut ausgebildeten Golgiapparat, spärliches rER, diverse Einschlüsse, sowie in Längsrichtung angeordnete Mikrotubuli. Annelida Bei Nereis pelagica (Polychaeta°Phyllodocida; 155) entstehen Vitellinkörper durch Konfluieren von Golgivesikeln (DHAINAUT 1970). Bei Eintritt der Geschlechtsreife treten Mucopolysaccharide auf. In diesem Stadium ist der Golgiapparat grossen Veränderungen unterworfen, indem es zur Dilatation der distalen Sacculae unter Abtrennung von Vesikeln kommt. In der reifen Oozyte bilden Mucopolysaccharide eine Rindenschicht. Die Dictyosomen werden ins Zytoplasmazentrum abgedrängt und degenerieren. Die Cortex des Eis besteht bei Nereis limbata (Polychaeta°Phyllodocida; 155) aus einer breiten Zone dicht gepackter Alveolen (FALLON & AUSTIN, 1967). Oozyten von Eisenia foetida (Clitellata°Oligochaeta; 162; LECHENAULT 1968). Eine doppelte Plasmamembran umgibt die kleinen, sphärischen primären Oozyten. Die meisten Organellen befinden sich in der basophilen Zellregion. Mitochondrien, rER und ein schwach entwickelter Golgiapparat sind vorhanden. Die Oozyten mittlerer Grösse haben dichte Granula in der Nähe der Kernhülle, sowie mehr und längere Mitochondrien als die primären Oozyten. Die grosse Oozyte, das 'Vitellinstadium', zeigt ein homogenes Nukleoplasma und fingerförmige Protoplasmafortsätze, steht jedoch nicht in Kontakt mit den Thekazellen. Das Vitellinmaterial besteht aus Proteingranula, Lipid und Glykogenpartikeln. Arthropoda CRUSTACEA Artemia salina (Anostraca; 201). Der Feinbau des Eis zeigt Mikrovesikel, Ribosomen und tubuläres rER (ANTEUNIS et al., 1964,1966). In Kernnähe befinden sich der Golgiapparat und ein Komplex aus Mitochondrien. INSECTA Im Ooplasma der Hymenoptera (282) kommen akzessorische Kerne vor. Kernporen sind mit Annuli versehen. Stets sind Ribosomen vorhanden. Das ER ist hauptsächlich in älteren reifen Oozyten ausgeprägt. Die Mitochondrien nehmen mit der Reifung an Zahl zu und bilden häufig Aggregate. Eine Golgistruktur ist i.a. vorhanden, jedoch häufig unauffällig. Pigmentgranula können auftreten. Drosophila melanogaster (Diptera; 294). Die Oozyte steht während der Oogenese in engem Kontakt mit Hilfszellen (GUTZEIT 1990). Oozyten, weitere Keimbahnzellen und somatische Zellen bilden den Follikel. Das Ovar ist in ca. 20 Ovariolen unterteilt, mit denen die verschiedenen Stadien der Entwicklung aufgereiht sind. An der Spitze, im Germarium, liegen die Stammzellen und die Zone mitotischer Teilung. Der Oozytenkern wandert während der Wachstumsphase ins Ooplasma ein, entlang der Dorsalseite des Follikels zum vorderen Follikelpol. Während der letzten Phase der Oogenese schrumpfen die Nährzellen zusammen und ihr Zytoplasma strömt in die Oozyte ein. Im Zytoplasma der Nährzellen sind dann Bündel von Mikrofilamenten vorhanden. Zwischen Oozyte und angrenzenden Follikelzellen befinden sich Gap junctions. Im Germarium wird eine Zelle des 16-Zellverbandes zur Oozyte, die zum posterioren Pol des Follikels wandert. Echinodermata Beim Schlangenstern Ophioderma panamensis (Ophiuroidea; 311) enthalten die Oozyten während der überwiegenden Zeit der Oogenese viele Kerne, die teilweise mit der inneren Schicht der Kernhülle in Kontakt treten (KESSEL 1968). In Golgi-Zisternen sind Dotter-Granula nachweisbar. Chordata Lampetra fluviatilis (Petromyzonta; 321). Im reifen Ei ist am einen Zellpol PAS-positives Material angehäuft. Die ganze Oozyte wird von einer PAS-positiven Schicht, der Zona pellucida, umgeben. An dem Pol, an dem das PAS-positve Material abgelagert ist, ist diese Zone dicker als am gegenüberliegenden Pol (°LARSEN 1970). Lampetra planeri zeigt ein sinusartiges Vordringen der äusseren Oozytenschicht gegen die Follikelzellen, ist + homogen und enthält einige Vakuolen (BUSSON-MABILLOT 1967). Die innere Oozytenschicht erscheint ebenso homogen, bei feiner Streifung. Die Zona pellucida besteht aus Polysacchariden, Proteinen, Glykogen, Glykolipid-Komplexen, sowie SH- und S-S -Gruppen; saure Mucopolysaccharide fehlen. Bei den Amphibien sind die Lipidtropfen, die den Dotter ausmachen, zunächst mit den Mitochondrien assoziiert, später frei im Zytoplasma verteilt. Bei Rana pipiens (Leopardfrosch; 374) sind entsprechend Lipochondrien nachweisbar. Die offenbar für die Dotterbildung bedeutsamen Balbianikörper bestehen beim Säuger hauptsächlich aus Golgi-Elementen. Häufig kommen parakristalline Strukturen vor. °E-2.14.3.2. Mikrogamet (Spermatozoon) Zum Auflösen der Eihülle tragen die Spermatozoen i.a. eine Kopfkappe, das Akrosom, das aus dem Golgiapparat der Spermatiden (vgl. E-2.14.3.3.2.) hervorgeht. Es handelt sich um ein Lysosom, u.a. mit Hyaluronidase und Proteinen. Ein besonderes Kennzeichen ist der Zytoplasmaschwund mit zunehmender Reifung des Spermatozoon. Die Spermatozoen vieler Crustacea (Phyllopoda, 198; Copepoda, 204; Malacostraca, 215) und Diplopoda (244) sind geissellos (aflagellat). Den unbeweglichen Spermien der Isoptera (Termiten, 258) fehlt der Schwanzfaden. Bei den Phyllopoda (198) und bei Nematoda (120) kommen amöboide Spermien vor, die während ihrer Entwicklung keinen Plasmaschwund zeigen und viele Mitochondrien enthalten. Durch ein langes Mitochondrion und parallel dazu verlaufenden Bündeln aus Mikrotubuli erhält das Spermium der Nematoda seine Schwanzform. Die Spermiengeissel der Plathelminthes (109) ist vom 9+1 Muster. Die Spermien der Streptoneura (Gastropoda; z.B. Opalia funiculata, 130) sind von grossen Nährzellen umgeben (Spermiozeugmen), die viele Mitochondrien enthalten. Bei den meisten Arten treten atypische Spermien auf, die befruchtungsunfähig sind (BULNHEIM 2000). Einen merkenswerten Spermiendimorphismus zeigen Epitonium eusculptum und E. eximium aus japanischen Küstengewässern. Das atypische Spermium ist flach, mit zugespitztem Vd.ende und + gelapptem Ht.ende; der eine der beiden Zipfel ist zu einem schmalen Flagellenschweif verlängert (BULNHEIM 2000). Zu Viviparus vgl. Ergänzung. Ergänzungen Cnidaria Das Spermatozoon von Hydra cauliculata (100) enthält ein aus 4 Mitochondrien gebildetes Mittelstück, zeigt aber offenbar kein Akrosom (MOORE & DIXON, 1972). Das Spermatozoon von Nausithoe (Scyphozoa; 103) zeigt einen grossen zentralen Kern, dem das PAS-positive Akrosom aufsitzt (AFZELIUS & FRANZÉN, 1971). 4 grosse Mitochondrien bilden das Mittelstück. Am posterioren Zellpol befinden sich 2 Zentriolen. Vom distalen Zentriol geht die Geissel aus, die dem 9+2 Schema entspricht. Nematoda Das geissellose (aflagellate) Spermium von Nippostrongylus brasiliensis (122) zeigt keine Akrosombildung, keine Golgizone und kein ER, besitzt aber ein Mitochondrion und mitochondrienähnliche Gebilde (JAMUAR 1966). Mollusca Viviparus malleatus (Mesogastropoda; 130) bildet 2 Arten von Spermatozoen (GALL 1961): 1) uniflagellat, mit 9 Chromosomen; 2) atypisch multiflagellat mit einem Chromosom. Beim fadenförmigen Spermium der Strandschnecke Littorina (130) umgibt der langgestreckte Kern röhrenförmig den Geisselschaft (BUCKLAND-NICKS 1973). Im Mittelteil des Spermiums fusioniert das Plasmalemm mit der äusseren Mitochondrienschicht unter Bildung eines Porensystems, das eine Verbindung mit der Aussenwelt herstellt. Dem Nucleus sitzt ein konisches Akrosom auf. Die Spermatozoen der 'Amerikanischen Auster' Crassostrea virginica (Filibranchiata; 144) sind durch einen Axialkörper gekennzeichnet, der sich vom proximalen Bereich des Nucleus bis zur Spitze des Akrosoms erstreckt (GALTSOFF & PHILPOTT, 1960). Annelida (153) Die Spermien zeigen eine deutliche Akrosombildung (COLWIN & COLWIN, 1961; FALLON & AUSTIN, 1967; DEFRETIN & WISSOCQ, 1974). Bei Hydroides hexagonus (Polychaeta°Sabellida; 158) besteht das Akrosom aus einem Vesikel, das von einer kontinuierlichen Membran umgeben ist. Die Mittelzone des Akrosoms bildet eine Tasche, in die der Apex des Kerns vordringt (COLWIN & COLWIN, 1961). Das Akrosom von Nereis limbata (Polychaeta°Phyllodocida; 155) ^ doppelwandigem hohlen Conus, in den die Spitze des Axialstabs eindringt (FALLON & AUSTIN, 1967). Tardigrada (165) Die Spermatozoen der Bärtierchen enthalten gewundene ('helikale') Kerne (YASUZUMI 1974). Arthropoda CRUSTACEA Die geissellosen (aflagellaten) Spermien von Cancer pagurus (Brachyura; 241) besitzen ein sphaeroides Akrosom, das vom Nucleus umschlossen wird (LANGRETH 1969). Die ebenfalls geissellosen Spermien von Procambarus clarkii (Cambaridae; 238) werden von PAS-positivem Material (~Akrosom) eingeschlossen (MOSES 1961). Auch das Kernmaterial breitet sich in der Spermatozoenhülle aus. Das reife Spermium enthält keine Mitochondrien. Das von membranartigen Gebilden umgebene Akrosom von Callinectes sapidus (Brachyura; 242) liegt in einer Vertiefung des Nucleus (BROWN 1966). INSECTA Drosophila melanogaster (Diptera; 294). Die Matrix des Akrosoms zeigt eine meist lamelläre Konfiguration. Echinodermata Das Spermatozoon - der Echinoidea (312) zeigt Akrosombildung. Das Mittelstück enthält ein einziges, das Geisselende ringförmig umgreifendes Mitochondrion (BERNSTEIN 1962). Es liegen 2 Centriolen vor, deren eines zum Basalkörper der Geissel wird (MARSHALL & LUYKX, 1973). - der Seegurke Leptosynapta clarki (Holothuroidea°Apoda; 315) zeigt eine 'granuläre' Akrosomregion mit konzentrischer Schichtung (ATWOOD 1974). Posterior befindet sich der Nucleus, der von grossen Mitochondrien umgeben ist. Das Mittelstück enthält ein Mitochondrion; gelegentlich ist Golgisubstanz vorhanden. Die Geissel zeigt das 9+2 Muster. - des Haarsterns Antedon petasus (Crinoidea°Comatulida; 308) ist klein und abgerundet; der Kern zeigt dicht gepackte Fibrillen, das Mittelstück Mitochondrien; es sind 1 oder 2 Centriolen vorhanden (AFZELIUS 1977). Chordata Ascidia nigra (Tunicata; 317) zeigt eine deutliche Akrosombildung (SCHABTACH & URSPRUNG, 1965). Der lange Kern wird von einem grossen Mitochondrion ringförmig umschlossen. Das Flagellum ist nach dem 9+2 Muster aufgebaut. Bei Lampetra planeri (321) fällt ein komplexes vesikuläres Akrosom auf; eine Kappenbildung unterbleibt jedoch (FOLLENIUS 1965; STANLEY 1967). Chondrichthyes Die Spermatiden von Squalus suckleyi (Elasmobranchii°Selachii; 323) zeigen ein kappenförmiges Akrosom, das mit einer Golgistruktur in Verbindung steht (STANLEY 1971). Im Weiteren sind eine helikale Nucleusform, sowie ein ebenfalls spiralig gewundener Axonemakomplex vom 9+2 Muster zu erkennen. Neben langen sind kleine runde Mitochondrien nachweisbar (STANLEY 1971a). Osteichthyes Das reife Spermatozoon des Australischen Lungenfischs Neoceratodus forsteri (Sarcopterygii°Dipnoi; 368) besteht im Wesentlichen aus einem sehr langen konischen Nucleus mit apikalem Akrosom. 2 dünne Stäbe begleiten den Zellkern vom basalen Ende des Akrosoms auf 4/5 seiner Gesamtlänge. Im Mittelstück befinden sich die beiden übereinander angeordneten Centriolen und die Mitochondrien. Eine Ringstruktur umgibt das proximale Geisselende. Zytoplasmafortsätze umschliessen die Achse des Flagellums (JESPERSEN 1971). Reptilia Die Spermien der Schildkröten (Chelonia; 378) zeichnen sich durch eine pyramidenförmige Akrosomkappe aus (KAPLAN et al., 1966). Letztere wird von einer dünnen Membran umschlossen, die sich weiter über Hals, Mittelstück und Schwanz des Spermiums erstreckt. Im Halsstück befinden sich die Centriolen, im Mittelstück Längsfilamente und die Mitochondrien. Das Schwanzstück zeigt die typische 9+2 Geisselstruktur. Mammalia Umfassende Untersuchungen über den Bau der Säugerspermatozoen ergaben gute Übereinstimmungen im allgemeinen Bauplan. Das Mittelstück ist durch ein meist spiralig ausgerichtetes Mitochondrion gekennzeichnet (FAWCETT 1965; PHILLIPS 1972). Im Akrosomenmaterial von Ratten- und Kaninchenspermien bestehen zonale Unterschiede im Feinbau, was auf spezies-spezifische Enzymmuster hinweist (PHILIPPS 1972). Bei Loris und Primaten können die Spermatozoen einen Subakrosomalraum, das 'Perforatorium' aufweisen (BEDFORD 1967). °E-2.14.3.3.0. Gametogenese Voraussetzung der sexuellen Fortpflanzung (Gamogonie) ist die Bildung der Keimzellen (Gametogenese), die primär durch genetische, sekundär durch hormonale Faktoren gesteuert wird. Die diploiden, ursprünglich extragonadalen Urkeimzellen (primordiale Keimzellen, Gonozyten) vermehren sich, nach Einwanderung in die Gonadenanlage, mitotisch zu Oogonien bzw. Spermatogonien, die dann Reifeteilungen (Meiosen) durchlaufen und haploide Keimzellen (Gameten) bilden. Prinzip der Gametogenese der Mammalia (KEMPER & PETERS, 1987; CHIQUOINE 1954): Die primordialen Keimzellen (Gonozyten) bilden sich im frühen Neurulastadium im Dottersackepithel. Es beginnt die Migration der Zellen in die hintere Darmregion und in die Mesenterien. Bei Maus und Ratte besteht ein undifferenziertes Blastemstadium der Gonadenentwicklung (JOST 1972). Am 14-Tage Embryo sind die präsumptiven Tubuli seminiferi im anterioren Teil des Hodens zu erkennen. Nahe der Tubuli des Mesonephros hüllen Agglomerationen grosser Zellen die Keimzellen ein. Beim 12-Tage Rattenembryo befinden sich die meisten Primordialzellen im Mesenchym, an Tag 13 in der Genitalleiste. Zum Ende der Zellmigration, d.s. bei der Ratte die Gestationstage 17/18, beginnt die 'kortikale Gametogenese' beim F und die 'medulläre Gametogenese' beim M Geschlecht. Frühe Oozyten bzw. die letzte Stufe der Prospermatogonien sind beim 17/18 Tage Fetus nachweisbar (HILSCHER 1981; MIETHING 1989). Detail Drosophila melanogaster (Diptera; 294). Die Keimzellen werden von interstitiellen Zellen umgeben, womit eine Pseudozyste entsteht (BAIRATI 1967). Die Aussenschicht besteht aus Epithel- und Muskelzellen, apikal sind die Reifungsstadien der Spermatogenese zu sehen. Für die Eiröhren werden 2 Haupttypen unterschieden: 1) Die panoistische Ovariole, d.h. das apikale Ende zeigt die primären F Keimzellen, basalwärts sukzessive in reife Eier überleitend. 2) Die meroistische Ovariole, d.h. es sind Ei- und Nährzellen vorhanden. °E-2.14.3.3.1. Oogenese Die Oogenese umfasst die Reifungsstadien der primären F Keimzellen ( ^ Oogonien) bis zur Bildung der Eizelle (Ovum). Aus dem Oogonium geht unter Mitose die (in der Prophase tetraploide) Oozyte 1. Ordnung hervor (Primärfollikel mit einschichtigem Epithel). Diese 'Eimutterzelle' kann im Dictyotänstadium über sehr lange Zeit bestehen. Nach einer Meiose entsteht die diploide Oozyte 2. Ordnung plus 1 Polkörper (Richtungskörper). Nach einer weiteren Teilung entsteht die definitive, haploide Eizelle (Ovum) + (meist 3) Polkörper. Die Oozyte 2. Ordnung erfährt eine Grössenzunahme durch die Einlagerung von Dottermaterial und umgibt sich bei den Vertebrata mit Follikelzellen in mehreren Schichten (Follikelepithel, Sekundärfollikel). Den Follikel umgibt eine Bindegewebshülle. Aus Sekundärfollikel entstehen die Tertiärfollikel (Graafsche Follikel). Die Eireifung insgesamt erfolgt in 3 Phasen: 1. Vermehrungsphase (Proliferationsphase). Bildung der Oogonien (Mitosen), dauert bei den Mammalia bis zur Geburt. 2. Wachstumsphase. Bildung der Oozyten, Einlagerung von Dottermaterial. 3. Reifungsphase. Übergang Oozyte 1 in Oozyte 2, Bildung der Eizelle. Bei der polytrophen Ovariole der Insekten wandern die Nährzellen zu mehreren, je eine Eizelle begleitend, in das Vitellarium. Bei der telotrophen Ovariole bleiben die Nährzellen im Endfach und über Nährstränge mit den basalwärts wandernden Eizellen verbunden. °E-2.14.3.3.2. Spermatogenese Spermatozoon ^ Spermium Die Spermatogenese umfasst die Stadien von der frühen Differenzierung der M Keimzellen (Spermatogonien) bis zur Reifung der Spermien (Spermiogenese). Im Verlauf der Spermatogenese der Metazoa (096) kommt es innerhalb einer bestimmten Norm zu Keimzellverlust (ROOSEN-RUNGE 1973). Es können degenerative Erscheinungen der Einzelzellen des Klons auftreten. Relativ häufig sind polymorphe Spermatozoen zu beobachten (vgl. E-2.14.3.2.). EVERTEBRATA Plathelminthes Bei Fasciola hepatica (Trematoda; 111) sind 4 Spermatidenstadien zu erkennen (GRESSON & PERRY, 1961): 1) Zellkern mit Hülle aus 2 Komponenten; meiste Mitochondrien in Kernnähe. 2) Elongation von Zelle und Kern. 3) Kern lang, fadenförmig, verstreute Mitochondrien, 2 Axialfilamente vom 9+2 Schema. 4) Kern mit + homogener Hülle. Nematoda Nippostrongylus brasiliensis (122). Im röhrenförmigen Hoden befinden sich unreife Spermatiden am einen, reife Spermatiden am anderen Pol (JAMUAR 1966). Jedes Spermatid zeigt einen prominenten Kern, 1 Paar Centriolen, ein Mitochondrion, Mikrotubuli, Ribosomen; eine Golgistruktur und ER fehlen. Mollusca Mytilus edulis (Filibranchiata; 143). In frühen Spermatiden der Miesmuschel gehen von der Golgistruktur präakrosomale Vesikel aus. Das ER zeigt einige Ribosomen, die im weiteren Verlauf der Spermatidenreifung wieder verschwinden (LONGO & DORNFELD, 1967). Arthropoda ARACHNIDA Die Mitochondrien von Euscorpius flavicaudis (Scorpiones; 170) erfahren im Verlauf der Spermatogenese eine Umwandlung in grosse Chondriosomen (ANDRÉ 1959). Die an Bufo marinus parasitierende Zecke Amblyomma dissimili (Acari; 184) besitzt Spermatiden mit einem auffallend grossen Gehalt an ER, sowie Dictyosomen, Mitochondrien und multivesikuläre Körper. In Kernnähe wird das Präakrosom gebildet (REGER 1962, 1963). Leiobunum (Opiliones; 195). Die Spermatiden enthalten rER, Golgikörper und Centriolen (REGER 1969). Im Verlauf der Spermatidenreifung erfährt der Kern eine Invagination, in die Granula und Centriolen einwandern. Aus einem Pol des nun tassenförmigen Nucleus entsteht ein membranartiges Gebilde aus Anteilen des ER und der äusseren Kernhülle. Die Mitochondrien befinden sich zunächst nahe dieser 'Membran' und werden dann dem Nucleus inkorporiert. CRUSTACEA Die Spermatiden der Decapoda (215) zeigen 4 Reifestadien (LANGRETH 1969). Den Spermatiden I fehlt offenbar eine Golgistruktur. Die Spermatiden II zeigen einen Komplex osmiophiler Membranen in Verbindung mit ER und sind von Nährzellen umgeben, die grosse, unregelmässig gestaltete Kerne und Golgistrukturen aufweisen. Jede Nährzelle umgibt mehrere Spermien. Mit fortschreitender Spermienreifung degenerieren die Nährzellen. Bei den Spermatiden III tritt das Membransystem deutlicher hervor; eine Akrosomenkappe ist vorhanden. Letztere erscheint bei den Spermatiden IV vergrössert. Eriocheir japonensis (Wollhandkrabbe; Brachyura; 242). Im Spätstadium der Differenzierung der Spermatiden erscheint der Nucleus konkav, das Karyoplasma fein alveolär (YASUZUMI 1960). Zwischen Zytoplasma und Nucleus befinden sich grosse Vesikel mit fibrillärem oder granulärem Inhalt; später bildet sich eine grosse Vakuole. Die Spermatogenese von Procambarus clarkii (Cambaridae; 238) umfasst 6 Stadien (MOSES 1961a): 1) Ohne Golgistruktur; 2) PAS-positive Granula als Präakrosom; 3) Kappenbildung des Akrosoms; 4) der Kern wird bikonkav und die Invagination der Akrosomenkappe beginnt; 5) Bildung der membranösen Zellhülle; 6) reifes Spermium Bei Pinnixa (Pinnotheridae; 242) dringt ein membranähnliches Gebilde, das sich vom ER und vom Nucleus ableitet, ins Invaginationsstadium des Akrosoms ein. Im reifen Spermium ordnen sich an der Basis des Akrosoms die Centriolen an. Die Mitochondrien stehen mit Teilen des Nucleus, die das Akrosom umschliessen, in Verbindung (REGER 1970). Die primären oder ovalen Spermatiden von Notodromas monacha (Ostracoda; 203) führen Karyomeren, die zu einem Kern verschmelzen. Die Mitochondrien lagern sich zu 'Nebenkernen' zusammen. Der Kern der sekundären oder spindelförmigen Spermatiden weist 3 granuläre Korpuskeln unterschiedlicher Grösse auf. Ein Kernbezirk umgibt sich mit einer Doppelmembran. Die Kernhülle bildet Auswüchse, die sich zu flügelförmigen Strukturen entwickeln, die wiederum aus je 2 Lamellen bestehen. So entstehen die schlauchförmigen Spermatiden, die in ihrer ganzen Länge von Kern, Nebenkern und Flügelstrukturen durchzogen werden. Den Flügeln wird eine Funktion bei der Bewegung der geissellosen Spermien zugeschrieben (ZISSLER 1969, 1969a); sie dürften Teilen des ER entstammen (YASUZUMI 1974). INSECTA Die reifen Spermien enthalten keine Ribosomen und keinen Golgiapparat (PHILLIPS 1970). Verfolgt man die Spermienreifung bis zu den Spermatiden zurück, so ist ein Übergang vom Golgikomplex über das blasige Präakrosom zum eigentlichen Akrosom zu erkennen. Bei Drosophila melanogaster (Diptera; 294) befinden sich in der apikalen Region des Hodens Stammzellen (primäre Spermatogonien), im mittleren Abschnitt sekundäre Spermatozyten und Spermatiden (RASMUSSEN 1973). Aufgrund ihres Feinbaus werden 11 Reifungsstadien der Spermatiden unterschieden (STANLEY et al., 1972). Im Gegensatz zu Locusta migratoria (260) ist hier in frühen Stadien ein Golgiapparat vorhanden. Aus dem Mitochondrien-Aggregat entsteht ein grosser Nebenkern. Das präakrosomale Vesikel entsteht innerhalb der Golgi-Lamellen nahe der Kernoberfläche. In einem mittleren Stadium der Spermatidendifferenzierung ordnet sich das Plasma an der Konkavseite des Kerns an. Tettigonia (Ensifera; 260). Jeder Spermatozyt der Heuschrecke enthält ER und viele Mitochondrien (KESSEL 1967). Das Flagellum beginnt mit einem proximalen Centriol. Viele Mikrotubuli treten in Kontakt mit einem perinukleären und pericentriolären Aggregat aus Granula. Für die Pilzmücke Sciara coprophila (Diptera; 291) werden die besonderen Elemente der Spermatidenreifung wie Akrosombildung, Centriolen, Mitochondrien und ein Axialfilamentkomplex beschrieben (PHILLIPS 1966). VERTEBRATA Osteichthyes Poecilia (Lebistes; Cyprinodontiformes; 348). In den Frühstadien der Spermatidenreifung bildet eine Satellitenstruktur des proximalen Centriols einen Lamellenkörper (GRIER 1973). Die Centriolen und der proximale Teil des Flagellums werden in einer Aussparung des Kerns gelagert. Der Golgiapparat erfährt eine Verschiebung und die Mitochondrien ordnen sich in charakteristischer Weise um das Flagellum vom 9+2 Typ an. Eine Akrosombildung war nicht nachweisbar. Aves Gallus domesticus (Galliformes; 400). Präakrosomen stehen beim Hahn in enger Beziehung zum Golgiapparat. Die Mitochondrien sind häufig insofern dimorph, als neben vielen Mitochondrien von Standardstruktur ein grosses ringförmiges Mitochondrion das Mittelstück des Spermiums bildet oder zu einem Nebenkern umgebildet wird. Der Kern erfährt mit zunehmender Reife der Spermatiden eine fortschreitende Kondensation des Chromatins und, oft unter Verlängerung, eine schraubige oder spiralige Umwandlung zum Spermienkopf. Reife Spermien sind im allgemeinen frei von ER und Ribosomen (vgl. NAGANO 1962). Mammalia Es liegt eine ausführliche Literatur zur Spermatogenese namentlich für solche Tierspezies vor, die zu Forschungszwecken eingesetzt wurden oder noch werden: Maus (Mus musculus. OAKBERG 1956; COMINGS & OKADA, 1972; VERGOUWEN et al., 1991), Ratte (Rattus rattus. ROOSEN-RUNGE & GIESEL, 1950; ROOSEN-RUNGE 1951; CLERMONT & PEREY, 1957; ZHENGWEI et al., 1990), Hamster (Cricetus; OUD & DeROOIJ, 1976), Meerschweinchen (Cavia porcellus. CLELAND 1951; CLERMONT 1960), Hund (Canis familiaris; FOOTE et al., 1972) und Rhesusaffe (Macaca mulatta; CLERMONT & LEBLOND, 1959; s.u.). Auch für die Nutztierzucht sind Untersuchungen der Spermatogenese von besonderem Interesse, so z.B. von Schwein (NICANDER & BANE, 1962) und Schaf (SCHULTE-WREDE & WETZSTEIN, 1972). Nach der Proliferation und Differenzierung der primären M Keimzellen entstehen die Spermatogonien als die eigentlichen Stammzellen der Spermatogenese (HILSCHER 1981; MIETHING 1989). Manis crassicaudata (Schuppentier; Pholidota; 437). Ein Präakrosomen-Granulum wird als Sekretionsprodukt der Golgikörperchen gedeutet (MATHUR & RATHI, 1966). Das Golgi/Akrosom-System besteht aus Glykolipiden. Die Mitochondrien sind granulär und reichern sich in den Spermatiden an. Der Nucleus ist gross und bläschenförmig. Basische Proteine und Saure Mucopolysaccharide bilden einen intranukleären Einschlusskörper. Die in den Spätstadien der Spermatiden deutlich hervortretende postnukleäre Region besteht aus cholinhaltigen Lipiden, Mukoproteinen und Proteinen. Rattus rattus (Rodentia°Myomorpha; 439). CLERMONT & PEREY (1957) haben eine quantitative Studie der Zellpopulationen der Tubuli seminiferi junger Ratten vorgelegt. Beim 15-21 Tage alten Fetus sind Gonozyten (primordiale Keimzellen; vgl. E-2.14.3.3.0) in der Zentralregion der Genitalstränge zu beobachten. Es ist ein grosser heller Kern mit fein verteiltem Chromatin und 2 oder mehreren Nucleoli nachweisbar. Bei der 4 Tage alten Ratte sind mehr Stützzellen vorhanden, in palisadenähnlicher Schicht auf der Basalmembran. Viele Gonozyten zeigen als Anzeichen von Degeneration einen blasigen Kern mit geschrumpfter Membran. Neben intakten und degenerierenden Gonozyten kommen Gonozytoide vor, mit 'pulverisiertem' Chromatin und 1 oder 2 Nucleoli. Beim 6 Tage alten Jungtier kommen B-, In- und A-Spermatogonien vor, beim 9-12 Tage alten dazu Spermatozyten I. Vom 15.-18. Tag sind die Nuclei der Sertolizellen 'regulär oval'; einige Zygotänstadien u/o frühes Pachytän sind nachweisbar. Die 23-26 Tage alte Ratte zeigt sämtliche Spermatozyten-Stadien; Spermatiden sind ab Tag 26 vorhanden. Oryctolagus cuniculus (Kaninchen; Lagomorpha; 444). Feinstruktur der Spermatogonien und der primären Spermatozyten (NICANDER & PLÖEN, 1969): Das Zytoplasma der Spermatogonien ist reich an freien Ribosomen; es sind geringe Mengen gER vorhanden, sowie Mitochondrien, eine Golgistruktur und pinozytotische Vesikel, gelegentlich auch dense bodies. Die B-Spermatogonien zeigen einen prominenten Nucleolus. Gelegentlich kommt es zur Agglomeration von Mitochondrien, ähnlich wie in den Spermatozyten. Nucleus und Zytoplasma der primären Spermatozyten nehmen während der meiotischen Prophase beträchtlich an Volumen und Dichte zu. Der Golgiapparat vergrössert sich ebenfalls und wird schliesslich zum Präakrosom. Das ER erzeugt viele kleine, überwiegend glatte Vesikel. In den Mitochondrienaggregaten kommt es zur Umbildung der inneren Struktur durch stark erweiterte Cristae ('mitochondriale Ribosomen'). Die meisten Spermatozyten enthalten einige Lysosomen. Die Nuclei der Pachytänstadien zeigen prominente Nucleoli. Bos primigenius forma taurus (Artiodactyla°Selenodontia; 453). Die Spermatogonien des Bullen zeigen 16 Akrosomenstadien; es sind B-, In- und A-Spermatogonien zu finden (KRAMER et al., 1964). Bei Typ A befindet sich der Golgikomplex im allgemeinen näher der Kernhülle als bei Typ B. Die Spermatogenese der Primaten (429) zeigt charakteristische Muster der Zellproliferation (°LEBLOND & CLERMONT, 1956). Macaca mulatta (Rhesusaffe; Catarrhina; 431). Differenzierung und Erneuerung der Spermatogonien werden ausführlich dargestellt (CLERMONT & LEBLOND, 1959). Bei A1 ist der Nucleus klein, sphäroid bis oval, bei A2 relativ gross, oval-länglich, mit dichterem Chromatin als bei A1. Bei B1 ist der Nucleus gross, oval, mit dunklen Chromatinflocken, bei B2 mehr rund, mit dichterem Chromatin. Der Nucleus von B3 erscheint rund und dunkel. Homo. Die Spermatogenese zeigt 2 Arten von B-Spermatogonien (CLERMONT 1966): Dunkle und helle Zellen, wobei die dunklen Zellen den '0-Spermatogonien' entsprechen. Zur Spermienreifung sind u.a. die Beziehungen zwischen der Präakrosombildung und dem aus vielen Lamellen bestehenden Golgifeld dargestellt worden (HORSTMANN 1961). Morphologische Variationen bestehen hauptsächlich im Sinne unterschiedlicher Ausdehnung der Halsregion der Spermien (HAFEZ & KANAGAWA, 1973). °E-2.15. Epithelien in der Übersicht Ein Epithel entspricht einem äusseren Deckgewebe, oder kleidet innere Organe aus, z.B. als Endothel. Epithelzellen treten im dichten Verband ohne Interzellularräume auf. Es bestehen reichlich Zell-Zell-Kontakte, besonders Desmosomen bzw. Tight junctions (vgl. E-3.4.). Zwischen Epithel und darunter liegendem Gwebe befindet sich i.a. eine Basallamina. Wie in vorangehenden Kapiteln angedeutet, sind einige Epithel-Haupttypen zu unterscheiden, wobei das Gewebe ein- oder mehrschichtig bzw. mehrreihig sein kann und 'Mischformen' auftreten können: - Plattenepithel. Einschichtig in den Atemwegen, in der Tunica serosa des Darms und im Endothel des Herzes; mehrschichtig in den Schleimhäuten von Mund und Gaumen, sowie in der Mastdarmwand. - Zylinderepithel. In den Tracheenwänden der Insekten, im Linsenkörper der Arthropoda, im Linsenauge der Stylommatophora (Gastropoda; 138), im Verdauungstrakt von Branchiostoma (319) und in den Kiemenblättern der Osteichthyes (329). - Kubisches E. In der Henleschen Schleife der Niere und im Rete testis. - Prismatisches E. In der Magenschleimhaut, in der Gla. parotis, in der Gallenblase u. im Gallengang, in der Urethra masculina (mehrreihig), im Nebennierenmark, in den Salzdrüsen mariner Vögel. - Kubisch-zylindrisches E.: Malpighische Gefässe der Insekten (251), Epidermis der Echinoidea (312), Linsenkörper der Arthopoda, Ausführgänge von Drüsen. - Kubisch-prismatisches E.: Einschichtig im Ependym (ZNS), Vd.fläche der Augenlinse. Ein 'dehnbares Übergangsepithel' speziell der Mammalia ist das Urothel der ableitenden Harnwege. Flimmerepithel (FE) ermöglicht den Transport von körpereigenen Zellen bzw. Fremdpartikeln. Der Respirationstrakt der Vertebrata besitzt reichlich mehrreihiges FE. Die Schleimhaut des Ovidukts weist Zilien tragende Epithelzellen auf. Ein FE ist im Nebenhoden (Epididymis) nachweisbar, ebenso im Cervixteil des Uterus ('Gebärmutterhals'). Ausser dem teils mehrschichtigen Plattenepithel (s.o.) befindet sich im Schlund von Fischen und Amphibien ein FE. Zu erwähnen sind hier auch 'beflimmerte' bzw. 'begeisselte' Epithelien der Deck- und Gastralschichten einfach organisierter Formen (Porifera, 097). Die Placozoa (096) sind dorsal mit einem begeisselten Plattenepithel versehen. Vgl. E-2.2.1. In kontraktilen Anteilen Sekret absondernder Drüsen kommt Myoepithel vor, dessen Zellen ektodermaler Herkunft sind und Glatten Muskelzellen entsprechen. Vorkommen z.B. in Schweissdrüsen, Milchdrüsen, Speicheldrüsen, Ösophagus-Drüsen (vgl. entsprechende Kapitel). °E-3.0. Spezielle Merkmale der Zelle Zelle allgemein in Dokument Grundzüge der Zellstruktur der Eukaryota in der Zusammenschau Anmerkung: In einigen im vorangehenden Text zitierten Publikationen werden Liposomen als Organellen aufgeführt. Hier wird der Terminus Liposomen durch 'Lipidtropfen' bzw. 'Lipidgranula' ersetzt, da es sich bei den Liposomen i.a. um künstlich hergestellte sphärische oder lamelläre Vesikel mit Lipiddoppelschicht als Membran handelt. Wegen ihrer Fähigkeit mit einer Zellmembran zu fusionieren werden solche Liposomen zur Einkapselung von DNA, Arzneistoffen u.a. verwendet. ZYTOPLASMA Das Cytoskelett ist ein intrazelluläres Filamentsystem aus Proteineinheiten. Actinfilamente bestimmen + die Form der Zelloberfläche. Intermediärfilamente sorgen für die 'mechanische' Festigkeit der Zelle Mikrotubuli sind für den intrazellulären Stofftransport von Bedeutung. SYNCYTIENBILDUNG Syncytien entstehen nach der Auflösung der Membranen (meist) einkerniger Zellen und bilden einen vielkernigen (polyenergiden) Zytoplasmakörper. Syncytien sind u.a. kennzeichnend für die Quergestreifte Muskulatur (E-2.5.0.) der Metazoa. Die Gewebe der Rotifera (117) können ein Syncytium darstellen, wobei einkernige Zellen zum vielkernigen (polyenergiden) Protoplasmakörper verschmelzen. Mit Ausnahme des Nervensystems zeigen die Gewebe der Tardigrada (165) Zellkonstanz in der Form einer Syncytiumbildung. Geisseln (Flagellen) und Zilien werden im Dokument 'Grundzüge der Zellstruktur' berücksichtigt. °E-3.1. Mitochondrien In Protein produzierenden Zellen stehen die Mitochondrien eng mit dem rER in Verbindung. Sie sind z.B. sehr zahlreich nahe den kontraktilen Muskelelementen und im braunen Fett. Die Zellen der Gattung Dicyema (Mesozoa°Rhombozoa; 095) besitzen lange Mitochondrien mit wenigen tubulären Cristae (RIDLEY 1968). Lange ciliäre 'Wurzelfasern' gehen anterior von Kinetosomen aus; es sind keine Kinodesmata oder Centriolen vorhanden. Bei der Wanderheuschrecke (Locusta migratoria; Caelifera; 260) beträgt der Mitochondrienanteil der Flugmuskulatur ca. 40 Volumprozent (Sprungmuskel ca. 90%), der Fibrillenanteil ca. 50 %. Einige Mitochondrien des Flugmuskels der Hornisse Vespa crabro (Hymenoptera°Aculeata; 288) werden von Tracheolen penetriert (AFZELIUS & GONNERT, 1972). °E-3.2. Zellkern Je nach Grösse des Kerns erscheint die Zelle 'kernbetont' oder 'plasmabetont'. 'Kernbetont' z.B. bei den kleinen Lymphozyten oder der Körnerschicht des Kleinhirns. 'Plasmabetont' sind z.B. viele Drüsenzellen, wobei eine scheinbar vermehrte Zytoplasmamasse durch gelöste Stoffe (Sekrete) entsteht. Im Besonderen sind hier Eizellen mit ihren z.T. enormen Plasmamassen zu erwähnen (z.B. Eier der Sauropsiden). In der Säugerleber sind häufig zweikernige Zellen nachweisbar. Solche Abweichungen können u.a. auf (patho)physiologische Veränderungen hinweisen. Ergänzungen Das diploide Chromosomenkomplement von Arbacia punctulata (313) besteht aus 44 Einheiten (°GERMAN 1966). Es sind 2 Chromosomenpaare von bestimmter Struktur vorhanden: 1) lang und subakrozentrisch; 2) kürzer, submediozentrisch. Dazu kommt eine 3. Gruppe mit kurzen Chromosomen. Die RNA-haltigen Chromosomenregionen von 4 Chironomidenarten (291) zeigen Bänder, Granula, Mikronucleoli, Nucleoli, Puffs und Balbiani-Ringe (KALNINS et al., 1964). Puffs sind Anzeichen von Genaktivierung. Die afrikanischen Frösche Pyxicephalus delalandii und Dicroglossus occipitalis bilden haploide und tetraploide Populationen (BOGART & TANDY, 1976). Eiseniella tetraedra (Lumbricidae; 162) ist polyploid. °E-3.3. Zellmembran Die Zellmembran ist eine dünne Schicht aus Lipiden und Proteinen. Die Lipid-Doppelschicht stellt für die meisten wasserlöslichen Moleküle eine Barriere dar. Am häufigsten kommen Phospholipide vor. Die Proteine ermöglichen den transzellulären Transport von Molekülen und sind generell für Interaktionen der Zelle mit der Umgebung verantwortlich. Teils verknüpfen bestimmte Proteine das Zytoskelett über der Lipidschicht mit benachbarten Zellen bzw. mit der extrazellulären Matrix. Den Lektinen, d.s. zuckerbindende Proteine an der Zelloberfläche, werden wachstumsmodulierende Eigenschaften zugeschrieben. Schnitte durch Extremitätenknospen 13 Tage alter Mäuseembryonen zeigen ein Bindungsvermögen von Lektinen in sich differenzierenden Geweben wie Perichondrium, prospektives Periost und Bindegewebe (MILAIRE 1991). °E-3.4. Zellkommunikation Die Tierzellen kommunizieren mittels chemischer Botenstoffe, direkt über Neurotransmitter, indirekt über Hormone; zwischen beiden Systemen gibt es Übergänge (SNYDER 1985). Besonders Epithelien (vgl. E-2.15.) sind reich an interzellulären Strukturen im Sinne von Zell-Zell-Kontakten: Gap junction. Verbindet das Zytoplasma benachbarter Zellen durch verschliessbare Kanäle, die die Passage von Ionen und nicht ionisierten niedermolekularer, wasserlöslicher Substanzen ermöglichen. Ein Anstieg z.B. der Ca-Konzentration im Zytoplasma kann zum Verschluss der G.j. führen. G.j. sind u.a. zu finden: Bei der Ratte im Braunen Fett, sowie in der Glatten Muskulatur des Jejunum, bei Drosophila (294) zwischen Eizelle und Follikelzelle. Bis zum 12. Tag der Gestation sind beim Mäuseembryo bereits alle aggregierenden chondrogenen Zellen der Extremitätenknospen über G.j. miteinander verbunden (ZIMMERMANN et al., 1982). Anmerkung: In Pflanzen sind anstelle von Gap junctions Plasmodesmen vorhanden (vgl. B-3.4.). Tight junction (Zonula occludens, ~Macula occludens). Dichte Annäherung bis Fusion der Oberflächen benachbarter Zellmembranen. Die äusseren Membranen verschmelzen, umgeben die Zellen gürtelförmig und schliessen den Interzellularraum (Versiegelung). T.j. sind schon bei Sarsia (Hydrozoa; 100) nachweisbar, bei höher organisierten Formen hauptsächlich in Epithelien, vor allem aber in Kapillarendothelien, in glatten Muskelfasern und Glia anzutreffen. Organe von Ratten und Meerschweinchen zeigen T.j. z.B. im Epithel des Jejunum (FARQUHAR & PALADE, 1963). Im proximalen Tubulus (Pars recta) der Niere besonders von Katze und Tupaia sind T.j. deutlich auszumachen (ROESINGER et al., 1978). T.j. sind, neben Desmosomen und Gap junctions, auch in der menschlichen Epidermis nachgewiesen worden (CAPUTO & PELUCHETTI, 1977), weiterhin in den Sertolizellen vom Huhn (Gallus), im Epithel der Froschhaut, in den Ommatidien von Limulus (169). Zonula adhaerens (adherens junction). Unterhalb einer Tight junction liegen sich in benachbarten Epithelzellen 'Adhäsionsgürtel' gegenüber. Den Zusammenhalt der Zellmembranen gewährleisten die Cadherine, d.s. Adhäsionsproteine, die von spezieller Bedeutung während der Morphogenese bzw. Organogenese sind. Intrazellulär befinden sich neben den Zonulae ahaerentes Bündel aus parallel zur Zellmembran ausgerichteten Actinfilamenten. Actin wiederum steht mit der Membran über 'Ankerproteine' (z.B. -Actinin und Vinculin) in Kontakt. Die Actinbündel sind über Cadherine und Ankerproteine zu einem 'transzellulären Netz' verknüpft. Zonula occludens und Zonula adhaerens können unter dem Begriff 'Junctional complex' (epitheliales Schlussleistennetz) zusammengefasst werden. Beispiel: Ependymzellen nahe dem Lumen des Zentralkanals im embryonalen und fetalen Rückenmark des Menschen (GAMBLE 1969). Desmosom (Macula adhaerens). Knopfförmige Kontaktstruktur aus Protein- und Glykoproteinkomponenten zwischen 2 benachbarten Zellen, die den Interzellularraum überbrückt. Intermediärfilamente benachbarter Zellen (in Epithelzellen i.a. Keratinfilamente) werden über Desmosomen miteinander verknüpft. A) Desmosomen ohne Beteiligung der Zellmembran - Septierte Desmosomen (Hydrozoa, Vertebrata); Epithelzellen durch feine Septen verbunden, die rechtwinklig zwischen den beiden benachbarten Membranen verlaufen. - Wabendesmosomen; Epithelzellen stehen durch bienenwabenähnliche Strukturen, die sich aus der Interzellularsubstanz herleiten, miteinander in Verbindung (Turbellaria, Insecta). B) Desmosomen mit Beteiligung der Zellmembran Leistenförmige Desmosomen; Leisten aus verschmolzenen Schichten der äusseren Plasmamembranen benachbarter Epithelzellen (stenoglosse Gastropoda). Das Hemidesmosom verbindet die Zellbasis mit der Basallamina bzw. der extrazellulären Matrix. Ergänzungen Die Nematozyten von Hydra litoralis (100), kenntlich am apikalen Cnidocil mit Stereozilien und der Basalscheibe mit 2 oder 3 kurzen Fortsätzen, zeigen desmosomale Bindungen an Epithel-Muskelzellen (WESTFALL et al., 1971). Das basale Zytoplasma der Epithelzellen von Lumbricus terrestris (Annelida; 162) steht mit dem unter der Basalmembran liegenden fibrösen Verband (Kollagenfasern) über Hemidesmosomen in Verbindung, in denen Tonofilamente nachweisbar sind. In den Epidermiszellen sind Zonulae adhaerentes und Desmosomen festzustellen, ausserdem stäbchenförmige Gebilde, die die Interzellularräume überbrücken. Die squamösen Zellen des Teleosteers Hippoglossoides elassodon (Pleuronectidae; 366) sind durch Desmosomen miteinander verbunden (BROWN & WELLINGS, 1970). In der Amphibienhaut kommen Tight junctions vor, und zwar zwischen Zellen der äussersten Stratum corneum-Schicht und im Stratum granulosum; dreiteiliger Komplex bei Larven aus Tight junctions und Zonulae adhaerentes (diese nicht bei Adulti), sowie Desmosomen (FARQUHAR & PALADE, 1965). Bei Bufo arenarium (375) bestehen desmosomale Bindungen zwischen den Sertolizellen, jedoch nicht zwischen Sertolizellen und Spermatozyten (BURGOS & VITALE-CALPE, 1967). Desmosomen verbinden die Zellen der Reptilienepidermis untereinander (ROTH & JONES, 1970). Oogonien und Satellitenzellen der Mammalia stehen durch desmosomale Kontaktzonen miteinander in Verbindung (MOTTA & van BLERKOM, 1974). Intrazytoplasmatische Tonofilamente von desmosomenähnlicher Struktur sind in der Leber des Mäuseembryo nachgewiesen worden (SUGISAKI & SAKAGUCHI, 1977). Dichte Bündel paralleler Filamente befinden sich perinukleär oder nahe der Plasmamembran in Zytoplasmabrücken. In einer späteren Studie (FLEMING et al., 1991) wird das Vorkommen von Desmosomen im Blastozystenstadium beschrieben. °E-4.0. Fortpflanzung (Reproduktion) und Stadien der Entwicklung Die Fortpflanzung entspricht einer 'Propagationsphase' der F0-Generation einer Art mit der Erzeugung neuer, eigenständiger Individuen (F1) und deren Heranwachsen zur neuen Elterngeneration. °E-4.1.0. Ungeschlechtliche (asexuelle) Fortpflanzung (UGF) Die UGF ist im Pflanzenreich weit verbreitet (vgl. B-4.1.0.), aber auch im Tierreich anzutreffen. Die Nachkommenschaft ist genetisch völlig mit dem Mutterorganismus identisch ('Klonierung'). E-4.1.1. Einzeller Die hauptsächliche Art der Fortpflanzung der Protozoa ist die Zweiteilung (mitotische Äqual- bzw. Inäqualteilung*) der Zelle. Bei einer multiplen Teilung erfolgt zunächst die Kernteilung, dann die Plasmateilung (Foraminiferen, Radiolarien, Sporozoen), manchmal unter Abstossen eines Restkörpers. *Bei Ciliaten (Suctoria; 094) wird die Teilung der Makronuclei häufig als eine Form von Amitose bezeichnet. Amoebina (089) vermehren sich ausser durch Zweiteilung auch durch Mehrfachteilung unter der Bildung einer Mitosespindel. Die Zellteilung erfolgt parallel zur Kernteilungsebene. Gelegentlich kommt es innerhalb einer Zyste zur Kernteilung ohne Zellteilung. Acanthamoeba bildet eine Zyste mit cellulosehaltiger Wand. Bei der mediterranen Aulacantha scolymantha (Radiolaria; 090) zerfällt der Inhalt der Zentralkapsel (Intracapsulum) in zweigeisslige Zoosporen, bzw. eine Tochterzelle verlässt das Gehäuse ('geschlossenes Gitter') und umgibt sich mit einem neuen Skelett. Die sessile Proterospongia (Flagellata, 088) bildet Zoosporen (Schwärmer), d.s. einzellige durch Geisseln bewegliche Fortpflanzungsstadien. Auch für die UGF der Foraminifera (091) ist die Bildung von Zoosporen kennzeichnend. Im Weiteren ist, unter Mehrkernbildung, der Zerfall einer Kammer in Tochterkammern zu beobachten. Noch innerhalb der Mutterschale werden die neuen Schalen gebildet. Die UGF-Generation von Rotaliella heterocaryotica (091) zeigt einen Kerndimorphismus. Die Myxosporidia (093), die als extrazelluläre Parasiten in Hohlorganen oder der Muskulatur von Fischen leben, bilden mehrzellige Sporen. Der Erreger der Nosemaseuche (Nosema apis; 093) der Honigbiene bildet Sporen mit ausschnellbarer Polkapsel mit langem, spiralig aufgerolltem Faden. Zysten- und Zoosporenbildung wird für den an Fischen parasitierenden Ichthyophthirius multifiliis (Ciliophora, 094) beschrieben. Während der Enzystierung von Colpoda steinii (Ciliophora; 094) scheinen die Mitochondrien kompakter und von ER umhüllt zu sein, und somit in engem Kontakt mit den Ribosomen zu stehen (TIBBS 1968). Solitäre Peritricha (Ciliophora, 094) können sich nach dem Prinzip einer Knospung vermehren. Die losgelöste Zelle schwimmt mit Hilfe eines Wimperkranzes als Telotroch umher. Beim in Kolonien lebenden Zoothamnium alternans lösen sich Makrozoide ab, die neue Kolonien bilden. Auch die an Krebsen haftenden Chonotricha (094; z.B. Spirochona gemmipara) und die Suctoria (z.B. Dendrocometes paradoxus; 094) zeigen Knospung, indem sich bewimperte Jungformen als Schwärmer von der Mutterzelle ablösen. Die marine Dendrosomides paguri (Suctoria) stösst Tentakelarme als Knospen ab. Während der Schizogonie z.B. bei Plasmodium falciparum (Coccidia; 092) zerfällt der Zellkern in 8-24 Tochterkerne. Jeder Tochterkern erhält eine Plasmahülle und wird zum Merozoit (Agamet), wobei ein Restkörper frei wird. Die Merozoiten reifen zu amöboid beweglichen Schizonten heran und bilden das 'endoerythrozytäre Stadium' der Entwicklung. Zur GF durch Gamogonie vgl. E-4.2.1. Die Coccidia Toxoplasma und Sarcocystis (092) vermehren sich u.a. durch Endodyogenie, d.i. eine spezifische Art der Zweiteilung. Nach der Fortpflanzungsperiode entstehen hunderte von Trophozoiten, die von einer gemeinsamen Zystenhülle umschlossen werden. Bei Sarcocystis erfolgen Endodyogenie und Schizogonie im 'Beutewirt' (Schlachtvieh), Gamogonie und Sporogonie im 'Fresswirt' (z.B. Hund). °E-4.1.2. Mehrzeller Die Axialzelle der Mesozoa (095) kann alternativ zu Keimzellen 'Embryonalzellen' zur UGF bilden. Die Placozoa (096) bilden durch Einschnürung Tochterorganismen; die abgetrennten Teile wachsen zu einem vollständigen Individuum heran. Hydrozoa. Anthopleura stellula (Anthozoa; 101) kann sich durch einfache Querteilung fortpflanzen. Die Scyphozoa (103) zeigen Medusenbildung durch Strobilation des Polypen. Der Stammpolyp (Scyphocaulus) kann sich bei der Stockbildung durch Abzweigung von Einzelpolypen vermehren. Auch der Polyp der Cubozoa (Würfelquallen; 104) trennt Einzelpolypen ab. Bei den Semaeostomea (Fahnenmundquallen; 103) kann ein Komplex embryonaler Zellen unter der Haftscheibe (Podozysten) einen Polyp bilden. Echinodermata. Manche Holothuroidea, Asteriodea und Ophiuroidea können sich durch einfache Querteilung vermehren. KNOSPUNG, SPROSSUNG, FRAGMENTATION Ficulina ficus (Korkschwamm; Porifera°Hadromerida; 097) u.a. Porifera bilden Gemmulae (Dauerknospen, 'Hibernakel'). Ähnliche Dauerknospen sind die Statoblasten der Bryozoa (Ektoprokta, 106). Die Dendrophylliina (Anthozoa°Madreporaria; 101) können sich durch extra- und intratentakuläre Knospung vermehren. Die UGF vieler Bryozoa (106) erfolgt durch Knospung der Einzeltiere innerhalb der Kolonie. Aspidosiphon (Sipunculida; 108) kann sich durch Paratomie, d.h. durch transversale Abschnürungen, vermehren. Paratomella rubra (Turbellaria; 109) pflanzt sich durch Kettenbildung (Paratomie) fort, in ähnlicher Weise z.B. auch Catenula (Catenulida). Die Nemertini (114) gliedern häufig Segmente ab. UGF ist bei den Kamptozoa (Entoprokta; 126) durch Knospung möglich, wobei das Entoderm nicht beteiligt ist. Auch die Phoronida (Hufeisenwürmer; 106) pflanzen sich, ausser durch Querteilung, besonders im Zusammenhang mit der Stockbildung durch Knospung fort. Bei Autolytus prolifer (Polychaeta°Phyllodocida; 155) bilden geschlechtslose Ammentiere an ihrem Ht.ende eine Kette von Stolonen, von denen neue Tiere abknospen. Bei den Eunicidae (Polychaeta; 156) löst sich bei Geschlechtsreife der Ht.körper ab, der die Gameten enthält. Die UGF der Naididae und Aeolosomatidae (Clitellata°Plesiopora; 161) erfolgt vorwiegend unter Bildung einer Sprossungszone. Die in Gallertröhren lebende Ripistes parasita (Naididae) bildet Ketten. Die Enchytraeidae können sich durch Fragmentation fortpflanzen. Bei Boschmaella balani (Rhizocephala; 214), die an der Seepocke Balanus improvisus parasitiert, findet eine innere Knospung statt. Bei den Pterobranchia (Flügelkiemer; Hemichordata; 305) können die Gonaden fehlen und die Fortpflanzung wird dann durch Knospung am Stielende oder an den Stolonen (bei den Rhabdopleuridae) ermöglicht. Sprossung wird, neben Querteilung, für Balanaglossus (Enteropneusta; 306) beschrieben. Der Seestern Linckia (309) zerfällt in Teile ('Arme'), aus denen neue Individuen entstehen. Die Ascidiacea (317) bilden durch Knospung Kolonien, in denen die Einzeltiere (Zooide) durch Stolonen miteinander in Verbindung treten. PARTHENOGENESE Eine spezielle Form der UGF ist die Parthenogenese ('Jungfernzeugung'), wobei die Nachkommenschaft aus unbefruchteteten Eiern entsteht. Parthenogenese ist bei den Rotifera (117), Cladocera (Crustacea; 199) und vielen Antennata (243) zu beobachten und z.B. bei den Phasmida (Gespenst- und Stabheuschrecken; 259), den Aphidina ('Blattläuse'; 267) und den Psychidae (Sackträger; Lepidoptera; 299) weit verbreitet. Die Hymenoptera-MM (282) z.B. entstehen aus unbefruchteten, haploiden Eiern (keine Meiose bei der Spermatidenbildung). Bei den Cladocera (199) sind viele F-Generationen anzutreffen, die Subitaneier im Brutraum tragen. Anmerkung. Eine 'künstliche' Parthenogenese kann bei Fröschen erzielt werden, indem mit einer Platinnadel angestochene ('aktivierte') Eier zu haploiden Nachkommen heranreifen. Lithium kann die Weiterentwicklung unbefruchteter Seeigeleier auslösen. °E-4.2.0. Geschlechtliche (sexuelle) Fortpflanzung (GF) Die Gameten der Tiere sind ausnahmslos Eier (Oozyten) bzw. Spermien (Spermatozoen). Es besteht eine obligatorische Oogamie. Das Verschmelzungsprodukt der haploiden Gameten ist die diploide Zygote. °E-4.2.1. Einzeller Wie bei den einzelligen Algen (B-4.2.1.) können sich die M u/o F Gameten mittels Zilien oder Geisseln fortbewegen. Sind die Gameten gleich gestaltet, liegt Isogamie vor, ist der F Gamet (Mega- oder Makrogamet) >M Gamet (Mikrogamet), Anisogamie. Beispiele: Die haploiden Gameten der Opaliniden, die den Flagellata zugeordnet werden (088), sind heterokont begeisselt und verschmelzen zur diploiden Zygote. Die Kernteilung kann ohne Zellteilung erfolgen, sodass vielkernige Individuen entstehen. Actinophrys sol (Heliozoa; 089) ist ein Diplont mit gametischer Meiose; + und -Gameten sind Geschwisterzellen (Autogamie). Die Axopodien retrahieren und die Zelle umgibt sich mit einer Gallerthülle (Enzystierung) innerhalb derer sich der Zellkörper durch Meiose in 2 haploide Tochterzellen, die Gamonten, teilt. Der Kern jedes Gamonten durchläuft eine Meiose, wobei je ein Geschwisterkern zugrunde geht. Die beiden Gamonten vereinigen sich zur Zygote (Pädogamie), die nach einer Ruhezeit zum diploiden Sonnentierchen auskeimt und somit zur vegetativen Phase des Entwicklungszyklus wird. Actinosphaerium eichhorni (089) weist bis 300 Kerne auf, von denen im Verlauf der GF viele aufgelöst werden. Darauf zerfällt die Zelle in einkernige Stücke, die sich jeweils mit einer Hülle umgeben (Primärzysten). Durch Mitose entstehen die Sekundärzysten, in denen dann die Meiose erfolgt. Haploide und diploide Stadien der Sporozoa (Apicomplexa; 092) können Schizogonien durchlaufen, d.h. rasche Folgen mit mitotischen Teilungen ohne Zellwachstum, aus denen infektiöse Sporen hervorgehen. Bei der Befruchtung verschmilzt der M Gamet (Mikrogamet mit Undulipodien und einem hoch organisierten Apikalkomplex) mit dem F Gamet (Makrogamet). Auf die Bildung der Zygote folgt die Entwicklung einer dickwandigen Oozyste, die ins Freie gelangt. In der Oozyste entstehen durch Sporogonie, d.i. eine rasche Folge von Meiosen, haploide infektiöse Zellen, die Sporozoiten. Die Zygote der Gregarinida wird unmittelbar zur Spore, die 8 Sporozoiten bildet. Bei den Schizogregarinida (z.B. Mattesia dispora) ist der Gamogonie i.a. eine Schizogonie vorgeschaltet. Die im Darmlumen des Wirts schlüpfenden Sporozoiten suchen das Wirtsgewebe auf und wachsen in den Zellen zu Schizonten heran. Die durch Schizogonie entstandenen Merozoiten können weitere Zellen befallen und zu Schizonten heranreifen. Während der Gamogonie erfolgt die Vereinigung der Gamonten im Innern der Wirtszelle. Dabei entstehen Gamontenzysten, die im Endstadium der Sporogonie die reifen Sporen enthalten. Die Sporogonie umfasst 2 Perioden: 1) Prophase der ersten Teilung, mit Chromosomenreduktion; der Kern streckt sich spindelförmig in die Länge; es folgt die Paarung homologer Chromosomen, woraus viele an der Peripherie liegende Kerne resultieren; der Plasmakörper zerfällt in Tochterzellen, die sich zu Sporen differenzieren. 2) Innerhalb der Sporen entstehen Sporozoiten; manchmal werden ganze Oozysten, manchmal nur Sporen auf den Wirt übertragen. Wenn Sporozoiten mit dem Speichel eines Blut saugenden Insekts übertragen werden, unterbleibt die Sporenbildung, d.h. die Sporogonie umfasst dann nur 1 Periode der Fortpflanzung, wobei in der Oozyste die Sporozoiten direkt gebildet werden. Im Gegensatz zu den Gregarinida durchläuft der Makrogamont der Coccidia keine Mehrfachteilung, sondern wird unmittelbar zum unbeweglichen Makrogameten. Der Mikrogamont zerfällt in viele mobile Mikrogameten, die meist begeisselt sind. Im allgemeinen liegt Oogametie vor, d.h. der F Gamont (Makrogamont) wird direkt zum Makrogameten umgebildet. Auch bei den Schizococcidia (z.B. Eimeria, Eimeridae) geht der Gamogonie eine Schizogonie voraus. Die Oozyste enthält 4 Sporen; in jeder Spore werden 2 Sporozoiten gebildet. Makro- und Mikrogameten der Haemosporidae entwickeln sich, wie bei den Eimeridae (s.o.), unabhängig voneinander. Die Schizogonie findet in Vertebrata statt, die Gamogonie und Sporogonie in Blut saugenden Dipteren, die die Sporozoiten mit ihrem Speichel übertragen. Es werden keine Sporen gebildet. Die Mikrogamonten durchlaufen eine Vielteilung, wobei 4 oder 8 'geisselförmige' Mikrogameten entstehen. Der Amöboidkeim (Amoebula) der Microsporidia (093) wächst zu einem vielkernigen Plasmodium heran, in welchem sich manche Kerne mit dichtem Zytoplasma umgeben und zu Sporoblasten werden. Innerhalb des Plasmodiums kommt es zur freien Zellbildung. Andere Kerne sind von Anfang an somatisch, d.h. nicht dem Reproduktionsprozess integriert. Für die Ciliophora (094) ist eine Gamontogamie unter Konjugation kennzeichnend. Die paarungsbereiten Gamonten bilden keine Gameten, sondern Gametenkerne. Am Beispiel von Paramaecium aurelia (094) kann gezeigt werden, dass unter Meiose 8 haploide Gonenkerne entstehen, von denen einer übrig bleibt und eine postmeiotische Mitose durchläuft, wobei der Stationärkern und der Wanderkern entstehen. Letzterer gelangt während der Konjugation über eine Zytoplasmabrücke in die Partnerzelle und verschmilzt dort mit deren Stationärkern. Es liegt somit eine wechselseitige Befruchtung mit Bildung eines Synkaryon vor, das sich zweimal teilt während sich die Konjuganten trennen. Aus den Tochterkernen der beiden Teilungen entstehen 2 diploide Mikronuclei und 2 Anlagen des + polyploiden Makronucleus. Bei der ersten auf die Konjugation folgenden Zellteilung werden die Makronucleusanlagen, ohne sich zu teilen, auf die Tochterzellen verteilt. Die Mikronuclei verdoppeln sich mitotisch. Gelegentlich liegt Autogamie vor, wobei eine Konjugation unterbleibt. Details betr. Paramaecium caudatum im Anhang zu E-4.7. °E-4.2.2. Mehrzeller Der F Gamet entspricht der immobilen Eizelle (Oozyte), i.a. >>M Gamet (Spermatozoon). Für die Placozoa (096), die am einfachsten organisierten Mehrzeller, wird neben der UGF eine GF mit Ei- und Spermienbildung angenommen. Innerhalb der Axialzelle der Mesozoa (095) befinden sich Axoblasten als Fortpflanzungszellen (Eier und Spermien beim gleichen Tier) mit jeweils 1 polyploiden Kern. Die frei lebende Generation der Orthonectida (095) ist der Gamont; der Agamont entwickelt sich zum vielkernigen Plasmodium. Bei den Rhombozoa wird der Agamet über ein Morula-Stadium zum bewimperten Agamont. ZYGOTE Die Zygote hat einen diploiden Chromosomensatz und geht aus der haploiden Eizelle nach Eindringen des haploiden Spermatozoenkerns hervor und trägt somit die gesamte genetische Information des Keims. Wie beim Menschen scheint bei den meisten Mammalia ein bestimmter Prozentsatz der Zygoten spontan zu degenerieren. Zumindest beim Menschen dürften die meisten Trisomien für die Zygote letal sein. °E-4.3. Implantation des Mammalierkeims Die Implantation der Blastozyste ins Uterusepithel setzt einen engen Kontakt mit dem maternalen Gewebe voraus. Die Bildung einer entsprechenden Decidua graviditatis geschieht unter Disintegration des uterinen Bindegewebes und der sich anschliessenden Vaskularisierung der Mucosa und Muscularis (BLOCH 1976; ROSSANT& FRELS, 1981). Am embryonalen Pol der Blastozyste dringen die Trophoblastzellen in die Uterusschleimhaut ein. Alle diese Vorgänge erfolgen unter hormonaler Kontrolle (u.a. PSYCHOYOS 1973). Es sind im Wesentlichen 3 Implantationstypen zu unterscheiden: - Exzentrische Implantation in einer Excavatio des Uterus bei Ratten und Mäusen. Die Blastozyste wird vom Epithel des Lumens umschlossen. - Zentrische (zentrale) Implantation bei Kaninchen und Pferd. Die Blastozyste verbleibt im Uteruslumen. - Interstitielle Implantation bei Primaten einschl. Schimpanse und Mensch, Meerschweinchen. Die Blastozyste wird gänzlich vom Endometrium umschlossen, die Uterusmukosa aufgelöst. Bei den Macroscelidoidea (Elefantenspitzmäuse; 428) erfolgt die Implantation exzentrisch-mesometral (grosse Ektoplazenta). Ergänzungen Rattus rattus (Rodentia°Myomorpha; 439) Zu den Mechanismen der Implantation: Die Fortsätze der Decidua dringen ins Uterusepithel ein (ENDERS & SCHLAFKE, 1967; TACHI et al., 1970; WELSH & ENDERS, 1987). Danach erfahren die Deciduazellen, die an die Stromazellen grenzen, degenerative, an Apoptose (vgl. E-4.5.) erinnernde Veränderungen (TACHI et al., 1970; WELSH & ENDERS, 1987; MOULTON & ELANGOVAN, 1981). Es kommt zur Kondensation des Zytoplasmas, zu Zellfragmentierung, Pinozytose und Phagozytose der Fragmente durch das Trophoblastgewebe unter zunehmender Aktivität lysosomaler Enzyme. In der Peripherie der Blastozyste bildet sich ein endometriales 'Ödem' und der Uterus wird mit neutrophilen polymorphkernigen Leukozyten infiltriert (LOBEL et al., 1967; TAWFIK et al., 1987). Das findet vorwiegend im Bereich des epithelialen Debris statt, während Eosinophile und Lymphozyten in der Peripherie der Deciduaknoten konzentriert sind. Folglich erinnert die Decidualisierung an inflammatorische Prozesse und kann so als der pro-inflammatorische Typ einer Gewebsreaktion interpretiert werden (LOBEL et al., 1967; HORAN 1971; TAWFIK et al., 1987; GUPTA et al., 1989). Zytokinetisch zeigt die Implantation Ähnlichkeiten mit der Invasion eines malignen Tumors, da auch im Trophoblast autonome Zellteilungen stattfinden. Das Uterusepithel zeigt am 2./3. Tag der Gestation an der Oberfläche des Lumens Mikrovilli und Plasmafortsätze (°LÖÖF et al., 1968). An den Tagen 4 und 5 herrschen breite Villi vor. Mus musculus (Rodentia°Myomorpha; 439). Am Uterusepithel wurden an Tag 3 der Gestation Mikrovilli an der Lumenoberfläche festgestellt, dazwischen grössere pilzförmige Plasmaprotrusionen (REINIUS 1967). Im apikalen Zytoplasma befinden sich viele Vesikel, Mitochondrien, ER und eine Golgistruktur. An Tag 4 der Gestation besteht ein Zellkontakt Blastozyste-Uterusepithel. Zu diesem Zeitpunkt ist eine Zona pellucida abgebaut. Im Trophoblast tritt eine embryonale Zelle mit 3-8 Epithelzellen in Kontakt (POTTS 1968). Im Trophoblast befinden sich viele Mitochondrien, kaum ER, gelegentlich Golgi, Glykogenpartikel. Die Verbindung Trophoblast-Endometrium zeigt 2 Phasen: 1) Beim 96-100 Stdn.-Embryo zeigt die Plasmamembran des Epithels gegen das Lumen hin Mikrovilli und Plasmafortsätze. 2) Ab ca. 100 Stdn. verschwinden die Mikrovilli und die Epitheloberfläche wird sinusoid. Zytoplasmaausläufer schieben sich zwischen Gruppen von Epithelzellen ein. Spezielle Einschlüsse sind 'helle und dunkle Körper', jeweils mit Doppelmembran. °E-4.4. Plazenta Bei manchen Chondrichthyes (322) werden zwecks Ernährung des Embryos unter der Bildung einer Dottersackplazenta (z.B. beim Glatthai; Mustelus mustelus, Carcharhiniformes°Triakidae; 325) und beim 'Hammerhai' Eusphyrna blochii (Carcharhiniformes°Sphyrnidae; 325)) zottenähnliche Trophonemata in Ausbuchtungen des Ovidukts gebildet. Bei Myliobatis und Gymnura (Elasmobranchii; 327) dringen Trophonemata durch die Spritzlöcher der Jungtiere in deren Körper ein. Plazenta-analoge Strukturen mit 'Milch'absonderung vom Uterusepithel ist z.B. bei Dasyatis violacea (Violetter Stechrochen; Elasmobranchii; 327) zu beobachten. Bei den Syngnathinae, mit Syngnathus acus (Grosse Seenadel; 352), sind die Eier beim M in ein gefässreiches Epithel eingebettet, was auf eine primitive Plazentastruktur hindeutet. Bei den viviparen Xantusiidae (Nachtechsen; 390) kommt es zur Plazentabildung, ebenso bei Vipera berus (Kreuzotter; Viperidae; 390) und Thamnophis sirtalis (Gewöhnliche Strumpfbandnatter; Colubridae°Natricinae; 389). Plazenta der Mammalia - Placenta fetalis - Amnion, mit einschichtigem Epithel und Bindegewebe - Chorionmembran, mit dichter Bindewebslage - Chorionzotten, von Chorionepithel überzogen, erstrecken sich zur Placenta uterina; obere Schicht syncytial, untere einzellig. - Placenta uterina Die Basalschicht des Endometrium (Decidua) besteht aus den in E-2.14.2.1.2. erwähnten runden Zellen, den Riesenzellen, gefässhaltigem Bindegewebe und einer hyalinen Oberschicht, die zwischen Chorionzotten aufsteigt. Arterienäste des Uterus winden sich durch die Placenta uterina und dringen an den Septen in die Räume zwischen den Chorionzotten (intervillöse Räume) vor. Je nach Art des Kontaktes der mütterlichen und fetalen Plazenta und er Blutversorgung werden folgende Plazentatypen unterschieden: a) Epitheliochorial (Schwein, Pferd, Wal, Lemuren). Alle maternalen Gewebsschichten bleiben intakt. Maternales Endothel und Bindegewebe, maternales Uterusepithel, fetales Chorionepithel, fetales Endothel und Bindegewebe. b) Syndesmochorial (Ruminantier). Das Uterusepithel löst sich auf und Choriongewebe tritt in Kontakt mit dem maternalen Gewebe. c) Endotheliochorial (Hund, Katze, Bär, Elefant, Tupaia, Maulwurf). Die Decidua ist tief erodiert, das Chorionepithel tritt in Verbindung mit dem Endothel der maternalen Kapillaren. d) Haemochorial (Primaten, Seekühe, Flattertiere, Ameisenbär, Eichhörnchen, Maus). Das maternale Endothel fehlt. Das maternale Blut zirkuliert in Zwischenräumen, die mit Trophoblastgewebe ausgekleidet sind. e) Haemoendothelial (Ratte, Kaninchen, Meerschweinchen, Stachelschwein). Die Trophoblastschicht zwischen den fetalen Gefässen und dem mütterlichen Blut ist sehr dünn oder fehlt während der letzten Gestationsstadien. Der Trophoblast (das Chorionektoderm) gewährleistet als Vorstufe der Plazenta den frühen Stoffaustausch zwischen Mutter und Embryo. Der Trophoblast scheidet proteolytische Enzyme ab, welche die Degeneration des Uterusepithels einleiten und so die Implantation des Keims ins Endometrium ermöglichen. Die Region, die mit der Uterusmukosa in Kontakt tritt (basale Zellschicht + Zytotrophoblast), bildet den Syncytiotrophoblast, der amöboid in die Uterusmukosa eindringt und die degenerierenden Zellen umwächst. Die Zellen des Zytotrophoblasts bilden das extraembryonale Mesoderm. Allein der Zytotrophoblast ist zur Zellproliferation befähigt. Mesenchymatische Fibroblasten des Uterusgewebes werden zu Deciduazellen, die dann die Blastozyste (E-4.3.) umgeben. Ergänzungen Philander opossum (Marsupialia; 422). Die Zellen der urtümlichen chorio-vitellinen Plazenta des Opossums enthalten reichlich ER und Mitochondrien (ENDERS & ENDERS, 1969). Dasypus novemcinctus (Xenarthra°Cingulata; 436). Das Gürteltier besitzt eine villöse hämochoriale Plazenta (ENDERS 1960). Die Mikrovilli von Trophoblast und Uterusepithel sind miteinander verzahnt. Die Feinstruktur der Plazenta zeigt gut entwickelte Organellen der Sekretionszellen. Die Trophoblastzellen sind reich an Mitochondrien und rER. Alle Zellen besitzen einen gut entwickelten Golgiapparat. Der Bürstensaum des Trophoblasts entspricht Mikrovilli. Die Feinstruktur der Villi zeigt Zytotrophoblastzellen mit ER und Regionen feiner Filamente (ENDERS 1965). Mus musculus (Maus; Rodentia°Myomorpha; 439). Während der Gestation bleibt zwischen mesometraler Uteruswand und der ihr zugekehrten Oberfläche der Plazenta die Decidua basalis erhalten (BLOCH 1976). Um den 11. Tag der Gestation werden einzelne Deciduazellen gross und blasig und dringen in die Ringmuskelschicht des Uterus ein. Ein rascher Zusammenschluss der Zellen zu grösseren Aggregaten erfolgt an Tag 15. Dabei entsteht eine halbkugelige voluminöse Masse, die der Plazentakuppe aufliegt und im zentralen Teil mit ihr verbunden ist. Die blasigen Zellen sind jetzt rund und oval. Die Zellmasse wird von Blutgefässen durchzogen. Die Zone der Ringmuskelfasern degeneriert in ihrem grössten Teil. Einige Fasern bleiben jedoch erhalten und durchziehen das Aggregat: Es handelt sich um die Glandula myometralis, die als Narbe (brauner Körper) lange ausserhalb der beiden Uterusschenkel sichtbar bleibt. Cavia porcellus (Rodentia°Caviomorpha; 443). Die Plazenta besteht aus 3 morphologisch unterschiedlichen Zonen (DAVIDOFF & SCHIEBLER, 1970): 1) Interlobulär- und Randsyncytium, ohne fetale Kapillaren, mit gut entwickeltem ER; 2) Läppchenperipherie, reich an fetalen Kapillaren, ER und Mitochondrien; 3) häufig vakuolisiertes netzartiges Läppchenzentrum. Gegen Ende der Gestation zeigt das Amnion eine starke Verformung der Epithelzellen unter Bildung zungenartiger Fortsätze (PETRY & KÜHNEL, 1963). Es sind mehrkernige Zellen vorhanden. Reife Amnionzellen enthalten viele Tonofilamente, Golgi und ER, im Gegensatz zu frühen Stadien jedoch kaum Mitochondrien. Die Bindegewebszellen des Amnions im nabelnahen Bereich ^ Fibrozyten. Histiozyten und gelegentlich kleinere lymphozytenähnliche Formen sind weitere Zellarten. Amnion und Dottersack sind jeweils durch Mesothelien begrenzt. Der plazentanahe Abschnitt des Dottersacks weist zylindrische Zellen auf, der periphere Abschnitt kubische Zellen. Das Mesoderm des Dottersacks enthält Kapillarnetze. Die Mitochondrien des Dottersackepithels sind in Kernnähe gross und erfahren eine Umwandlung in Vakuolen. Oryctolagus cuniculus (Lagomorpha; 444). Die haemoendotheliale Plazenta zeigt unter Anwendung einer Fluoreszenz-Antikörper-Technik Riesenzellen des paraplazentalen Chorions (LARSEN & DAVIES, 1962). In dieser Region herrscht ein 'phagozytärer' Zytotrophoblast vor. Amnion und Allantoismembran bestehen aus 3 Schichten, wobei das Epithel der Innenschicht jeweils Desmosomen aufweist. Felis catus (Carnivora°Feloidea; 447). Die endotheliochoriale Plazenta der Katze zeigt in ihrem 'Membranaufbau' a) einen zellulären Trophoblast (Zytotrophoblast), b) einen syncytialen Trophoblast (Syncytiotrophoblast), Kapillaren, basale Lamina, Bindegewebe (WYNN & BJÖRKMAN, 1968). Die Zellen des Zytotrophoblasts enthalten grosse Mitochondrien, aber offenbar weniger ER und Golgisubstanz als der Syncytiotrophoblast. Desmosomen verbinden das zelluläre mit dem syncytialen Endothel. Das Zytoplasma des Syncytiotrophoblasts enthält viele Ribosomen und Lipidgranula, ER, Golgikomplexe und kleine runde Mitochondrien. Zwischen Syncytium und zellulären Trophoblast können Mikrovilli vordringen. Trophoblastgewebe umgibt auch die Riesenzellen, die viele kleine Mitochondrien, wenig ER und Golgisubstanz enthalten. Canis familiaris (Carnivora°Canoidea; 446). Der Syncytiotrophoblast zeigt ein dichtes Zytoplasma, viel rER, ein mässig entwickeltes rER, eine Golgistruktur, wenige kleine Mitochondrien, Lipidgranula und an Podozyten erinnernde Gebilde (WYNN & CORBETT, 1969). Der Zytotrophoblast erscheint weniger differenziert als das Syncytium, indem die Organellen überwiegend Ribosomen und 'konventionelle' Mitochondrien sind. Zellulärer und syncytialer Teil sind durch Desmosomen miteinander verbunden. Das Bindegewebe zwischen Trophoblast und Kapillaren besteht aus Kollagenfasern, Fibrozyten und Makrophagen. Die Zellen der mütterlichen Anteile des Trophoblasts enthalten ein gut entwickeltes gER und Mitochondrien; lumenwärts sind Mikrovilli vorhanden. Das Amnion weist 2 Zelltypen auf, die sich durch die Dichte ihres Zytoplasmas unterscheiden. Beide enthalten Mitochondrien und Tonofilamente, die 'dichteren' Zellen mehr Mikrotubuli, ER und Ribosomen. Die Amnionepithelzellen stehen über Desmosomen miteinander in Kontakt. An Tag 40 der Trächtigkeit entspricht das fetale Bindegewebe einem Syncytium mit gut entwickelten Fibroblasten und Kollagenfasern (ANDERSON 1969). Die Kapillaren des fetalen Bindegewebes besitzen Verzweigungen, die in die Trophoblastregion, mit Ausnahme der basalen Lamina, eindringen. Zytotrophoblasten persistieren in undifferenziertem Stadium und enthalten viele Polyribosomen, aber wenig rER. Das Syncytium enthält reichlich rER. Das mütterliche Endothel hypertrophiert beträchtlich und seine Zellen enthalten viele membranöse Organellen. An den Tagen 50-60 wird das Endothel dünner. Sus scrofa (Artiodactyla°Siudae; 450). Die materno-fetale Kontaktfläche der Schweineplazenta wird durch die Anordnung von Mikrovilli um das 10-fache vergrössert (BJÖRKMAN 1965). Die auf beiden Seiten vorhandenen dicken Basalmembranen verstärken die 'Plazentarschranke'. Equus caballus (Perissodactyla; 449). Ponystuten zeigen an den Tagen 46, 61 und 75 der Gestation ein sekretorisches Plazentaepithel über einer Basallamina (SAMUEL et al., 1977). Es sind Mikrovilli, rER und viel perinukleäres Golgimaterial vorhanden. An den Tagen 98, 101 und 150 haben die sekretorischen Zellen um 50% an Höhe zugenommen und das rER erscheint mehr prominent. In den Drüsenlumina ist dann dichtes flockiges Material vorhanden. An den Tagen 200, 250 und 300 zeigen die Apices mehr Sekretionsmaterial; degenerierende Zellen treten auf. Papio (Primates°Catarrhini; 431). Während der Fetalperiode ist keine echte Decidua capsularis vorhanden; es handelt sich um eine diskoidale, villöse und hämochoriale Plazenta (HOUSTON 1969). Es sind die 'üblichen' 2 Arten von Trophoblastgewebe zu unterscheiden: 1) Zytotrophoblast, überwiegend in Chorionplatten; 2) Syncytiotrophoblast. Die Villi des Chorions bestehen aus einer Doppelschicht von Trophoblastgewebe, mit dem Zytotrophoblastanteil innen und dem Syncytiotrophoblastanteil aussen. In den Chorionplatten und den Villi ist viel kollagenes Bindegewebe vorhanden, in den Basalplatten fibrinoides Material. Zu Beginn der Fetalperiode kommt es zu einer Dezidualisierung des Endometrium. Die Zytotrophoblastzellen der distalen Zottenspitzen breiten sich über die Oberfläche der Plazenta aus und bilden eine Schicht gegen das Stroma des Uterus. Das maternale Blut tritt ein und verlässt die intervillösen Räume durch Spalten der Zytotrophoblastschicht, die die Verbindung mit Arterien und Venen des Endometrium herstellen. Macaca mulatta (Catarrhini; 431). Die Villi der Plazenta bestehen aus einem vaskulären mesenchymalen Kern, der von inneren Zytotrophoblast-Schichten umgeben ist (LUCKETT 1970). Der Syncytiotrophoblast enthält reichlich rER und einen gut entwickelten Golgikomplex. Homo Nach 8 Wochen der Gestation zeigt die Plazenta, wie beim Pavian (s.o.), 2 deutlich voneinander zu unterscheidende Zellarten des Trophoblasts (ANDERSON & McKAY, 1966). Der Zytotrophoblast zeigt ein weit weniger dichtes Zytoplasma, spärliches rER, wenige Mitochondrien, grosse Vakuolen, die häufig Glykogen enthalten; häufig sind Desmosomen vorhanden. Der Syncytiotrophoblast trägt viele Mikrovilli. Das Zytoplasma ist von mittlerer Dichte und enthält viele Granula aus Ribonucleoprotein. Es sind rER, Mitochondrien, eine Golgistruktur und Vesikel nachweisbar. Unmittelbar vor der Geburt hat der Syncytiotrophoblast fast die gleiche Organisation des Zytoplasmas wie bei der '8-Wochen-Plazenta', die osmiophilen Granula sind jedoch in ihrer Zahl reduziert. Zytotrophoblastzellen der Langhans-Schicht sind weniger zahlreich vorhanden als in der frühen Schwangerschaft. Ein weiterer Trophoblastzelltyp ist die Riesenzelle mit multiplen Nuclei, gut entwickeltem rER, vielen Ribonucleoprotein-Granula, Mitochondrien und einem Golgiapparat. Der Zellrand entsendet villöse Fortsätze ins amorphe granuläre Material. Ähnlich sind die Zellen der Decidua vera et basalis aufgebaut, aber mit spärlichem rER, wenigen Mitochondrien und weniger Fortsätzen. Das Amnionepithel besteht aus 2 Formen mit Mikrovilli (THOMAS 1965): 1) Zytoplasma mit membrangebundenen Vakuolen, gut entwickeltem Golgiapparat und rER; 2) Zytoplasma mit Fibrillen, kleinem Golgikomplex, wenigen Mitochondrien und gER. °E-4.5. Embryogenese Die Embryonalentwicklung umfasst Phasen erster, intensiver Zellteilungen (vgl. Furchung) der i.a. durch Befruchtung 'aktivierten' Eizelle und die Bildung der Organanlagen (Organogenese, E-4.6.0.) durch spezifische Selektorgene. Während der Ontogenese, d.h. der Individualentwicklung des Organismus, sichert die epigenetische Homöostase den Austausch von Informationen, die das Differenzierungsgeschehen steuern. FURCHUNG, BLASTULA Während der Blastogenese erfolgt die Aufteilung des Eis in Blastomeren und die anschliessende Bildung einer Blastula (Blastozyste der Säuger, s.u.). Je nach der Masse und Verteilung des Dottermaterials entstehen charakteristische Furchungsmuster. Die Furchung ist prinzipiell A. Total (holoblastisch) - äqual (adäqual) beim dotterarmen (oligolecithalen) Ei der Mammalia; gleich grosse Blastomeren. - inäqual, mit Makromeren am 'vegetativen' Pol und Mikromeren am 'animalen' Pol. Z.B. die dotterreichen (polylecithalen) Eier der Amphibien, wobei die Dottermasse im plasmareichen 'animalen' Pol lokalisiert sein kann. In manchen Fällen gehen die grossen 'Entoderm-Makromeren' unter Freisetzung des Dottermaterials zugrunde; der Darm wird dann von speziellen Bereichen des Entoderms gebildet (z.B. bei Polycladida, 109). B. Partiell (meroblastisch) - diskoidal bei dotterreichen (polylecithalen) Eiern (Cephalopoda, Chondrichthyes, Osteichthyes, Sauropsida, Monotremata). Über der ungeteilten Dottermasse befindet sich die Keimscheibe. Kernteilungen im 'animalen' Bereich; Kern und dotterfreies Zytoplasma bedecken die Dottermasse kappenartig. - superfiziell bei den dotterreichen Eiern der Arthropoden, unter der Vielfachteilung des Zellkerns im Dotter führenden Plasmabereich. Dabei entstehen Tochterzellen, die in superfizielle Plasmaschichten vordringen. Auf diese Weise entsteht das einschichtige Blastoderm. Bei den Diplura (252) und Collembola (253) geht der superfiziellen Furchung häufig eine Totalfurchung voraus. Besonders bei den Crustacea bestehen z.T. Anklänge an die unten erwähnte Spiralfurchung. Bei sehr dotterreichen Eiern können vom Entoderm Dotterzellen abwandern (~Vitellophagen), die in die Bildung der Darmwand involviert werden oder zerfallen. Furchung gemäss den Teilungsebenen: Im Verlauf der Spiralfurchung, die bei den Mollusca (127) ausser den Cephalopoda vorherrscht, werden die Blastomeren gegeneinander verschoben, d.h. die Teilungsspindeln (s. Kernteilung) nicht parallel, sondern zur Eiachse hin geneigt angeordnet. Bei den Gastropoda (129) bedingt eine Verschiebung der Blastomeren die Rechtsbzw. Linkswindung des Gehäuses. Spiralfurchung kennzeichnet auch die acoelen Turbellaria (109), die Nemertini (114), Annelida (153) und Echiurida (152). Bei der Radiärfurchung sind die Blastomeren radiär zur Eiachse angeordnet (Echinoidea; 312). INSECTA - Details Das Insektenei durchläuft, wie oben erwähnt, meist eine superfizielle Furchung mit dem Ziel der Blastodermbildung. Im Furchungszentrum ist die Teilung des mit dem M Kern befruchteten Eikerns zu beobachten. Es folgen erneut Teilungen, wobei sich Tochterkerne als Furchungsenergide gegenseitig abstossen, oder sich mit dem Zytoplasma der Eioberfläche zum Blastoderm vereinigen. Letzteres entspricht einem einschichtigen Primärepithel und bildet 2 Blasteme: a) die extraembryonale Serosa; b) die Keimanlage. Bei Tenebrio molitor (276 ) gelangen 32 der 64 Furchungskerne in die Keimanlage. Die viviparen Strepsiptera (279) und die meist endoparasitischen Chalcidoidea (284) und Braconidae (Ichneumonoidea; 284) bilden ein Trophamnion aus einer + dicken Hülle; die Nährstoffaufnahme erfolgt aus dem Mutterinsekt bzw. dem Wirt. Bei Collembola (Apterygota; 253) ist die Furchung anfangs total-äqual (holoblastisch), d.h. die Eimasse befindet sich in Furchungszellen gleicher Grösse. Später ist die Furchung superfiziell (s.o.). Hemimetabolie: Ei plasmaarm und dotterreich, Tendenz zur Kurzkeimform (s.u.) und ausgeprägter Blastokinese. Holometabolie: Ei plasmareich mit auffälligen Differenzierungen, d.h. Bildung früher Zonen der Organentwicklung. Langkeime; die Blastokinese verläuft atypisch oder fehlt. Für Insekten mit deutlich hervortretendem Furchungszentrum ist der Kurzkeim kennzeichnend (z.B. Carausius; Phasmida; 259), der vom Zentrum der Differenzierung weit entfernt ist und aus dem Vd.kopf (mit oder ohne Kiefersegmente) und der 'präanalen' Segmentbildungszone besteht. Letztere erzeugt teloblastisch die Segmente (ähnlich der Trochophora der Anneliden). Beim Langkeim hingegen sind bereits im Blastodermstadium viele Segmente vorhanden, d.h. es besteht keine spezielle Segmentbildungszone. Das Furchungszentrum tritt weniger deutlich hervor und ist dem Differenzierungszentrum angenähert. Beispiele: Apis mellifera (Hymenoptera; 289), Ephestia (Lepidoptera; 300) und Drosophila (Diptera; 294). Ein Übergangsstadium zwischen Kurzkeim und Langkeim ist bei Chrysopa (Planipennia; 281) zu beobachten. Das Keimbahnplasma ist bei Drosophila (294) u.a. Arten am hinteren Eipol lokalisiert (GUTZEIT 1990). Es enthält RNA-haltiges granuläres Material und wird während der Embryogenese in Polzellen aufgenommen, die später in die Gonaden wandern, um dort zu Stammzellen der Gameten zu werden. EUTHERIA (425) Die dotterarmen (oligolecithalen) Eier durchlaufen eine totale äquale (holoblastische) Furchung, die im Ovidukt eingeleitet wird. Die Furchungszellen (Blastomeren) bilden die Morula; im Uterus der Maus z.B. befinden sich ca. 32 jener Zellen. MAMMALIA IM SPEZIELLEN Im Innern der Morula entsteht das Blastozöl (Blastula), aus welchem die Blastozyste (Keimblase; s.o.) hervorgeht. Die Blastozyste besteht aus - der äusseren Zellschicht (Trophektoderm), d.i. eine Art von Nährmembran (Chorionepithel), die mit den maternalen Geweben Kontakt aufnimmt und später den Trophoblast bildet, der den Keim mit Nährstoffen versorgt; - der inneren Zellmasse (Embryonalknoten oder Embryoblast), aus der der Embryo und die Embryonalanhänge (ausser dem Chorion) hervorgehen. Im Embryoblast entstehen Hohlräume, zwischen denen eine Zellplatte bestehen bleibt. Der obere Hohlraum wird von Ektoderm begrenzt und zur Amnionhöhle, der untere zum Dottersack, der von Entoderm ausgekleidet wird. Aus der zwischen Amnion und Dottersack gelegenen zweischichtigen Keimscheibe geht der Embryo hervor. In einem späteren Entwicklungsstadium dringen Zwischen Ento- und Ektoderm Mesenchymzellen ein, die von frühen Furchungszellen bzw. dem Trophoblast stammen und das embryonale Mesoderm bilden. Der Innenraum der Blastozyste, die Blastozystenhöhle, entspricht + dem Dottersacklumen der Sauropsiden, weswegen sie als atypische Blastula bezeichnet werden kann. Somit wird nicht die gesamte Blastula zum Embryo, wie es z.B. für die Maus im Detail beschrieben wird (FLEMING 1987). SPÄTERE ENTWICKLUNGSSTADIEN Beim 16-Zellstadium des Seeigels (Echinoidea; 312) sind als Ausgangszellen ektodermaler Gewebe 8 Mesomeren am 'animalen' Pol zu erkennen. Am 'vegetativen' Pol befinden sich die 4 Makromeren, die vorwiegend entodermales Gewebe bilden, sowie die 4 Mikromeren, aus denen mesenchymale Derivate entstehen. Die verschiedenen Zellarten des frühen postgastrulären Embryos der Schlammschnecke Lymnaea stagnalis (137) weisen im Ekto- und Entoderm Vakuolen mit perivitelliner Flüssigkeit auf, die Mesodermzellen jedoch nicht (ARNI 1974a). Im Bereich des Mitteldarms befinden sich Speicherzellen mit grossen Vakuolen; sie zeigen Mikropinozytose wie die übrigen Entoderm- und die meisten Ektodermzellen. In allen Zellarten sind Dottergranula vorhanden. Das 80-Zellstadium von Pauropus sylvaticus (Pauropoda; 248) entspricht noch einer Blastula; die Gastrulation erfolgt durch Immigration von Zellen. Bei der Immigration lösen sich Zellen des Blastoderms am 'vegetativen' Pol ab und dringen ins Keiminnere vor. In der dort entstandenen Zellmasse wird die Urdarmhöhle gebildet (u.a. auch bei Cnidariern). Die Primitiventwicklung der Insekten (251) wird mit der Bildung der Segmente und dem Coelom, d.h. der Körpergrundgestalt, sowie der Anlage des Darmtrakts und des ZNS abgeschlossen Die Larven der Strepsiptera (279), sowie pädogenetischer* Cecidomyiidae (Gallmücken; 291), entwickeln sich in der Körperhöhle ('Coelom') des F (Leibeshöhlenträchtigkeit). *Pädogenese: Parthenogenetische Eientwicklung im Larvenstadium (Parthenogenese in E-4.1.2.) POLYEMBRYONIE Besonders bei den Bryozoa (Ektoprokta; 106) und Ichneumonidae (z.B. Encyrtidae; 285) werden in einem frühen Entwicklungsstadium nach der Trennung von Blastomeren mehrere, genetisch identische Embryonen gebildet (eineiige Mehrlinge, Klon). Aus den Embryonen der Bryozoa werden dabei früh Sekundär- und Tertiärembryonen. Bei Cingulata (Gürteltiere; 436, mit Dasypus) können durch Sprossung embryonalen Gewebes gleichgeschlechtige eineiige Vier- bis Achtlinge entstehen. APOPTOSE Apoptose entspricht einem 'programmierten Zelltod' infolge intrazellulärer Proteolyse*, ein normaler Vorgang während der Embryogenese. Im Gegensatz zu nekrotischen Zellen verlieren apoptotische Zellen den Kontakt zu ihren Nachbarzellen, ihr Chromatin wird dicht und fragmentiert, dann schliesslich durch Lysosomen abgebaut. Nekrotische Veränderungen der Zellkomponenten (Organellen) beruhen auf erhöhtem Ca++ Influx zu zellulären Makromolekülen. Markante Beispiele sind die Entwicklung der Finger und Zehen, oder der Abbau des Schwanzes der Froschlurche während der Metamorphose. Im Hoden begrenzt Apoptose die Entwicklung der Keimzellen. Apoptose tritt z.B. auch während der Regression der Decidua auf, und zwar zunächst in der antimesometralen Region, dann progredient in der mesometralen Region des Uterus (vgl. u.a. HUG, 2000). Zu erwähnen ist hier auch der 'Neuronentod', d.h. das Zugrundegehen überschüssiger Neuronen während der Bildung des Nervensystems. Durch Apoptose entstandene Zerfallsprodukte werden phagozytiert. *Proteasen mit Cystein als aktivem Zentrum; zusammen mit Aspartat als Caspase bezeichnet. Die Aktivierung der Procaspasen erfolgt durch die Bindung an Adapterproteine. PROTOSTOMIA - DEUTEROSTOMIA Die Öffnung der Blastula (Blastoporus, Urmund) entwickelt sich bei den Protostomia (106) i.a. zur definitiven Mundöffnung; ein Nervensystem wird vorwiegend ventral angelegt. Die Mundöffnung der Deuterostomia (305; ab den Hemichordata) ist eine Neubildung, der Blastoporus wird zum After. LARVEN, JUNGSTADIEN Jungformen - gleichen in ihrer Grundgestalt dem Adultus und sind bald nach dem Schlüpfen bzw. der Geburt zu autonomen Handlungen befähigt, besonders Nestflüchter wie Reptilien, viele Vögel, Huftiere und Hase, oder zunächst eng an den Nistplatz gebunden wie Vögel, Kaninchen, Nager; - haben als Larven eine vom Adultus (bzw. von der Imago) völlig abweichende Gestalt: Seeigel, viele Insekten (Käfer, Schmetterlinge, Mücken, Fliegen), Amphibien. Die Entwicklung von der Larve zum Adultus (bzw. zur Imago) erfolgt im Verlauf Metamorphose (E-4.6.2.). Einige Larvenformen Die häufigste Larvenform der Tentaculata (106) ist die Actinotrocha. Die Embryonen der Bryozoa (Ektoprokta; 106) wachsen zu bewimperten Cyphonautes-Larven mit einem Ziliengürtel heran. Am Vd.ende entsteht ein Wimperschopf, am Ht.ende ein Haftorgan. Plumatella repens (Phylactolaemata; 106) bringt anstelle von 'echten' mit einem Wimperkranz versehenen Larven Primärpolypen hervor, die von einem bewimperten Mantel umhüllt sind. Larvenformen der Trematoda (110) sind die Zerkarien. Bei den Eucotylata z.B. (111) enzystieren die Metazerkarien in einer Schnecke, die Sporozysten generell in einem Gastropoden. Die Metazerkarien der Opecoeloidea enzystieren in Evertebrata, die Sporozysten dabei meist in Muscheln. Die Metazerkarien der Zoogonoidea enzystieren in Evertebrata, die Sporozysten speziell in Gastropoda. Die Hakenwimperlarve (Oncomiracidium) der Pectobothrii (Monogenea; 112) besitzt Kopfdrüsen, Pharynx und Darm. Die Primärlarve der Cestoda (113) ist das Coracidium bzw. die Oncosphaera mit 3 Hakenpaaren am Ht.ende. Die Zweitlarve (Cercoid) besitzt ein Haken tragendes Cercomer. Das Procercoid der Caryophyllidea lebt als Zwischenwirt in Oligochaeta, die Oncosphaera lebt im Freien. Das besondere Merkmal des 'Doppeltiers' Diplozoon paradoxum (Mazocraeinea; 110; an den Kiemen des Brassen) ist, dass nach Abschluss der Larvalperiode 2 Einzeltiere unter Verwachsung kopulieren. Die Trochophora gilt als der häufigste Larventyp der Polychaeta, besonders der Archiannelida (159; Protodrilidae, Polygordiidae), aber auch der Myzostomida (159). Die bewimperte Larve der Brachiopoda (107) und der Nemertini (114) ^ Trochophora der Polychaeta. Auch die Larve der Kamptozoa (Entoprokta; 126), der Mollusca (127) und der Echiurida (Urechidae mit 'echter' Trochophora; 152) ist vom Trochophora-Typ. Die (Trochophora-)Larven von Bonellia (Echiurida; 152), die nicht mit adulten FF in Kontakt kommen, werden zu FF, die Larven mit Kontakt zu quasi parasitierenden Zwerg-MM. Die Primärlarve (Protonymphe) der Pantopoda (196) besitzt die ersten 3 Extremitätenpaare. Entwicklungsstadien der Endeidae (196) sind (noch) mit Cheliceren und Pedipalpen ausgestattet. Bei den Rhizocephala (Wurzelkrebse; 214) werden kleine Cypris-Larven zu FF, grosse zu MM, die die Larvengestalt beibehalten. Am Ende der Embryonalentwicklung der Diplopoda (Doppelfüsser; 244) steht das madenförmige Pupoid-Stadium. Die Larven der Blattodea (258) sind zunächst madenförmig, um bereits nach der ersten Häutung die typische Schabengestalt anzunehmen. Für die Strepsiptera (Fächerflügler; 279) ist Larviparie kennzeichnend. Die frei lebende Primärlarve verfügt über Laufbeine und Mundwerkzeuge, wird dann zur madenförmigen Sekundärlarve mit Stummelfüssen. Das F verbleibt zeitlebens in der Puppenhülle. HAUPTFORMEN DER INSEKTEN-PUPPEN A. Pupa dectica. Sklerotisierte, meist bewegliche Mandibeln. Neuroptera, Mecoptera, Trichoptera, einige primitive Lepidoptera. B. Pupa adectica. Mandibeln nicht sklerotisiert, unbeweglich. - Pupa exarata. (Unbewegliche) Anhänge der Körperoberfläche. Meiste Coleoptera und Hymenoptera, Strepsiptera, Aphaniptera. - Pupa obtecta (Mumienpuppe). Anhänge durch verhärtende Exuvialflüssigkeit am Körperstamm befestigt. Freiliegende Integumentflächen stark sklerotisiert und pigmentiert. Brachycera, Nematocera, Lepidoptera. Anmerkung zur Entwicklung der Antennata (Tracheata, 243) 1. Anamerie (Anamorphose). Die aus dem Ei schlüpfenden Jungtiere der Diplopoda (244), Pauropoda (248), Symphyla (243), mancher Chilopoda (249; Lithobiomorpha) und Protura (252) weisen nur wenige Körperringe (~Segmente) auf. Die präanal erhalten gebliebene Bildungszone bringt postembryonal laufend neue Segmente hervor. 2. Epimerie (Epimorphose). Manche Chilopoda (249; Geophilomorpha (250), Scolopendromorpha (250), sowie sämtliche Insekten (251) ausser den meisten Protura, schlüpfen mit der endgültigen Anzahl Körperringe (~Segmente). Während der postembryonalen Entwicklung werden nur die Geschlechtsorgane gebildet, bei den Pterygota (254) ausserdem die Flügel; hier erfolgt die Epimorphose parallel zur Metamorphose (vgl. E-4.6.2.). Amniota (Reptilien und Vögel, Säuger) Das besondere Kennzeichen der Amniota (376) ist die Entwicklung der definitiven Organe im Embryo. Um den Embryo bilden sich die Eihäute als Doppelhülle; die äussere Membran ist das Chorion, die innere das Amnion, das die Amnionhöhle umschliesst, in der der Embryo heranwächst. Zwischen Chorion und Amnion bildet sich als Ausstülpung des embryonalen Enddarms die Allantois; eine 4. Membran ^ Dottersack. MAMMALIA Oryctolagus cuniculus (Lagomorpha; 444). Der Grundtypus der Entwicklung der Eutheria kann u.a. beim Kaninchen verfolgt werden. Aus einer Verdickungszone des Trophoblasts um die Keimanlage entsteht eine feste Verbindung mit der Uterusschleimhaut, nämlich der Bereich der späteren Plazenta. Der Trophoblast wächst innerhalb der Verdickungszone heran, wobei sich die Keimanlage in die Blastozyste einsenkt. Der über der Keimanlage ausgesparte Raum wird zur Amnionhöhle. Währenddessen stülpt sich die Allantois aus, deren Mesoderm sich an den Teil des Trophoblasts anschliesst, der die Plazenta bildet. Der (primäre) Dottersack behält Kontakt mit dem Trophoblast, aber das Lumen kollabiert und sein äusseres Blatt geht zusammen mit dem grössten Teil der Blastozystenwand zugrunde. Die Gefässe der Allantois, Arteria und Vena umbilicalis, dienen nun der Versorgung des Keims. Um diese Versorgungsbahnen bildet sich die Nabelschnur, indem das Amnion das Exozöl zurückdrängt und schliesslich Mesoderm und Amnionepithel das Gefässbündel samt Allantoisschlauch überkleiden. Der Dottersackkreislauf wird dann also vom Allantoiskreislauf abgelöst. Die Feinstruktur der Blastozyste zeigt Desmosomen zwischen Trophoblast und Entoderm (KIRCHNER & SEITZ, 1972). Die Oberflächenstruktur ist eingehend beschrieben worden (BERGSTRÖM & LUTWAK-MANN, 1974). Mus musculus, Rattus rattus (Rodentia°Myomorpha; 439). Beide Nagerspezies zeigen eine deutliche Abkürzung der Entwicklung. Die Blastozyste bildet einen Embryonalknoten, den Embryoträger. Dessen Trophoblastanteil geht später in die Plazenta über. Dort breitet sich unter dem Trophoblast die Entodermanlage aus. Im Embryoträger entstehen Hohlräume, die zur Trägerhöhle konfluieren. Der Träger schnürt in die Blastozyste hinein eine kleine Blase mit einem Teil der Trägerhöhle ab. Der Boden der Blase wird zum Epiblast, ihr Lumen zur Markamnionhöhle. Noch bevor sich die Blase abgelöst hat, erscheinen zwischen dem Träger und seinem Epidermisüberzug Mesenchymzellen. Sie füllen alsbald den Raum zwischen dem abgetrennten Bläschen und dem Träger aus und bilden durch Dehiszenz ein Exozöl. Die Keimscheibe, aus dem Boden der Markamnionblase und dem unterlagernden Entoderm entstanden, bildet den Embryo, dessen Mesoderm mit dem zuvor entstandenen extraembryonalen Mesoderm in Verbindung tritt. Sus scrofa (Artiodactyla°Suidae; 450). Die frühe Blastozyste zeigt dichte sphärische Gebilde im Nucleus (Nucleosphaeridin; fehlt in den Trophoblastzellen), ausserdem Mitochondrien, eine Golgistruktur, gER, Dottermaterial und Lamellenstrukturen (NORBERG 1973). Während der Zellteilung stehen die Mitochondrien häufig mit Dottermaterial in Verbindung. Im Morulastadium erscheinen die Mitochondrien verlängert. Die Oberflächenmembran der Blastomeren früher Stadien ist mit Mikrovilli besetzt, die in den Perivitellinraum und den Interzellularraum vordringen. Die Trophoblastzellen sind reicher an Organellen. Es setzt die Polarisierung der Zytoplasmastruktur ein, indem sie gegen das Uteruslumen hin weniger dicht erscheint. Alle Zellen zeigen zytoplasmatische Mikrofilamente; es bestehen Bindungen über Desmosomen. Macaca mulatta (Rhesusaffe; Primates°Catarrhina; 431). Der syncytiale Trophoblast ist das erste Gewebe, das ins Uterusepithel vordringt (ENDERS et al., 1983). Die basale Lamina des Uterusepithels stellt eine temporäre Barriere gegen das Vordringen des Trophoblasts dar. °E-4.6.0. Organogenese Vorbemerkung Die oberste 'Entscheidungsinstanz' über die Kaskade der Abläufe der Organentwicklung sind die Master-Gene. Die in der neueren Literatur häufig zitierte Homöobox bezieht sich auf Kontrollgene, die den Entwicklungsplan des Organismus über hunderte von anderen Genen steuern. Jede Zelle erhält von einem bestimmten Gen mindestens 2 Kopien. Eine solche Kopie kann frei mutieren, in den meisten Fällen zum 'Positiven' hin, d.h. mit verbesserter Proteinversion oder neuem Protein. ORGANOGENESE DER VERTEBRATA Auf das Blastulastadium folgt, nach der Gastrulation des Keims, die Entwicklung der Keimblätter. Das Gastrulationsprinzip der Vertebrata besteht zunächst in der Ausbildung der äusseren Keimschicht zur Epidermis und zur Anlage des Nervensystems. Die Zellen der Innenschicht kleiden den Darmkanal aus. Die zweite Phase der Gastrulation beginnt unter Ausbildung von Primitivstreifen, Primitivrinne und Hensenschem Knoten. Ein Invaginationsprozess in der Form wie er für die meisten 'Klassen' des Tierreichs kennzeichnend ist, fehlt den Mammalia. Die Keimblattentwicklung wird durch den Beginn der mRNA-Synthese eingeleitet; es tritt die erste G1-Phase des Zellzyklus auf. Die Organogenese erfolgt durch Determination, die von der Keimblattbildung unabhängig ist. Die Keimblätter haben also keine histogenetische Spezifität, da die gleiche Gewebeart sich aus verschiedenen Keimblättern entwickeln kann. A. Äusseres Keimblatt: Ektoderm (Ektoblast, Epiblast). Epidermis und epitheliale Auskleidung des Anfangs- und Endabschnitts des Verdauungstraktes, Anhangsgebilde der Epidermis (Haare, Schuppen), Zahnschmelz. Neuroektoderm: Nervensystem einschl. Retina, Derivate der Neuralleiste. B. Mittleres Keimblatt: Mesoderm (Mesoblast). Muskulatur, Bindegewebe, Knorpelund Knochengewebe, Blut- und Lymphgefässsystem, Urogenitaltrakt. Von dorsal nach lateral/ventral bestehen 3 Abschnitte. Dem Neuralrohr und der Chorda benachbart befinden sich verdickte Mesodermmassen, die Stammplatten, die auf jeder Seite eine Reihe von Somiten bilden. Urmesodermzellen trennen sich von einem wenigzelligen Entodermbereich ab und bilden im Verlauf von Teilungen paarige 'Urmesodermstreifen'. C. Inneres Keimblatt: Entoderm (Entoblast, Hypoblast). Epitheliale Auskleidung des Verdauungstrakts, Anteil an Leber und Pankreas, Lunge. Beim ursprünglichen Typ der Entodermbildung stülpt sich der 'vegetative' Teil der Blastulawand nach innen vor und tritt unter Gastrulation an die Stelle der primären Körperhöhle. Der Vorgang ist besonders deutlich bei den Porifera, Anthozoa, Echinodermata, Crustacea und Branchiostoma (Amphioxus) zu verfolgen. SOMITOGENESE Während der Entwicklung der Chorda dorsalis treten im Bereich des dorsalen Mesoderms, beiderseits des Neuralrohrs, Segmentierungen auf und es entstehen die Somiten (Ursegmente). Bei Maus und Ratte bilden sich die ersten Somiten (1-4) im Okzipitalbereich um den 8./9. Gestationstag (OSTROVSKY et al., 1988). Die ventralen Anteile des Mesoderm teilen sich nicht und bilden die an das Ektoderm grenzende Somatopleura und die dem Darm anliegende Splanchnopleura (Visceropleura), aus denen dann die Mesenterien bzw. das Peritoneum hervorgehen. Der zwischen den Pleuren liegende Hohlraum ist das Coelom. Die Somitenbildung wird durch Proteoglykane stimuliert (VASAN 1987). Differenzierungsvorgänge in den Somiten sind durch eine deutliche Zellproliferation im ventromedialen Bereich gekennzeichnet. Es bildet sich eine Zone aus lockerem Bindegewebe, das beträchtlichen Anteil am Aufbau des Embryo hat. Primäre Ursache der Differenzierung ist die unterschiedliche Aktivität der Gene in der Produktion von mRNA. Die Bildung z.B. eines Zehs geschieht über eine kaskadenartige Genaktivierung. Primär sind Gene für die Bildung der Gliedmassen vorhanden, darauf werden Gene zur Bildung der distalen Extremitätenteile (Hand, Fuss) aktiviert, dann für die Finger- bzw. Zehenbildung, usw. Während der Chondrogenese in den Somiten kommt es zu Interaktionen mit Komponenten angrenzender Gewebe wie dem Notochord (^ Chorda dorsalis; embryonale Körperachse) und dem Rückenmark. Die Auflösung der Somiten im Verlauf der Histogenese/Organogenese ist u.a. mit folgenden Schritten verbunden: Das Myodermatom bildet - das Myotom, das Material für die Anlage der Muskulatur liefert (s.u.: Myogenese); - das Dermatom, aus welchem die Dermis und das subkutane Gewebe hervorgehen. Epitheliale Zellverbände werden zum Sklerotom, das die Chorda dorsalis umschliesst und zum embryonalen Bindegewebe (Mesenchym) wird. Die Myogenese beginnt mit der Sklerotombildung aus proliferierenden Somitenzellen im Bereich der Chorda dorsalis. Die Myotomzellen bilden die Myoblasten, die sich entweder zu Muskelschläuchen oder zu Satellitenzellen differenzieren. Muskelplatten aus Myotommaterial bauen die somatische dorsale (epaxonische) und die ventrale (hypaxonische) Muskulatur des Körperstamms auf. Die viszerale Muskulatur entsteht aus der Seitenplatte (Splanchnopleura), die vornehmlich die Darmmuskulatur bildet. Aus dem Nephrotom gehen die Harnorgane hervor; es wird am Übergang der Somiten in die Seitenplatten gebildet. NERVENSYSTEM, AUGE Nach Abschluss der Gastrulation wird die Anlage des ZNS als Medullar- oder Neuralplatte vom Chordamesoderm-Komplex (Chorda dorsalis) im Ektoderm induziert. Durch Emporwölben der Neuralwülste, die nicht völlig vom präsumptiven Epidermis-Ektoderm abgetrennt werden, entsteht die Neuralrinne, schliesslich das Neuralrohr. Die sekundäre Gliederung des Neuralrohrs in einzelne Abschnitte, wie z.B. transitorische Neuronen, erfolgt unter induktiver Wirkung des darunter liegenden Mesoderms. Die Entwicklung des kaudalen Neuralrohrs beim Säuger wird ausführlich z.B. bei NIEVELSTEIN et al. (1993) beschieben. Aus den Zellen der Neuralleiste entstehen neuronale Strukturen, aber auch Mesenchym-, Knorpel-, Knochen- und Pigmentzellen. Die definitiven Teile des Gehirns werden in Form von Bläschen angelegt. Es besteht ein Zweibläschenstadium aus dem Prosencephalon mit prospektivem Telencephalon und dem die Augenblasen ausstülpenden Diencephalon (s.u.), sowie das Rhombencephalon (prospektives Mesencephalon und Metencephalon ^ Cerebellum) und Myelencephalon. Die Augenblase entsteht im frühen Embryonalstadium als Ausstülpung des Diencephalon. Unter Epidermiskontakt entsteht der Augenbecher, dessen Rand zum Pupillenrand und zur diesen umrahmenden Iris. Die Becherhöhle wird zur hinteren Augenkammer, die später vom Glaskörper (Corpus vitreum) ausgefüllt wird. Die neuroektodermale Retinaanlage mit invers liegenden Sehzellen wird von Pigmentepithel umhüllt. Die Linse entsteht durch Einstülpung der Epidermis des Kopfektoderms. Die Aderhaut (Choroidea) bildet sich aus peripherem Mesenchym, die Cornea aus bindegewebigen und epithelialen Anteilen der Augenanlage. Die Hauptphasen der Augenentwicklung werden durch Induktionsprozesse gesteuert. MESENCHYMDERIVATE IM SPEZIELLEN Das Mesenchym ist das von allen 3 Keimblättern, aber grösstenteils aus Mesoderm, gebildete pluripotente Grundgewebe der embryonalen Bindegewebs- und Epithelstrukturen. Es breitet sich um das Neuralrohr und die Chorda dorsalis aus und bildet den grössten Teil des Axialskeletts. Alle Binde- und Stützgewebe mit Ausnahme der Chorda dorsalis selbst (entodermaler Herkunft) gehen aus dem Mesenchym hervor. Beim Säuger bilden sich extraembryonal im Mesenchym der Dottersackwand sowie im Chorion Blutinseln, in denen sich die eigentlichen Blutzellen entwickeln. Nach der Rückbildung des Dottersacks entstehen die Blutzellen in verschiedenen mesenchymalen Organen, so in Niere, Milz und Thymus, oder auch in den Blutgefässwänden, später vor allem in der Leber (S¢RENSON 1963; McCUSKEY 1968; GASSMANN et al., 1995). Während der Perinatalperiode erfolgt beim Kaninchen die Erythropoese von Mesenchym- oder Retikulumzellen des Knochenmarks aus (KING & ACKERMAN, 1967). Zur Hämatopoese vgl. E-2.9.3.2. Ergänzungen zur Entwicklung der Lunge Die Rattenlunge zeigt am 16. Tag der Gestation die Anatomie einer Drüse; es besteht noch kein Kontakt zu den undifferenzierten Epithelzellen (NOACK & SCHWARZ, 1971). Am 22. Tag sind epitheliale Deckzellen, verschmolzene epitheliale und endotheliale Basalmembranen und stark abgeflachte Endothelzellen nachweisbar. In der fetalen Lunge des Menschen kommen 3 Arten endokriner Zellen vor (CAPELLA et al., 1978): P1 mit sehr kleinen Granula, häufig Golgisubstanz und ER; P2 mit grösseren Granula, P3 mit grossen Granula. Beim Adultus kommen zusätzlich PB-Zellen vor. Die P-Zellen ähneln neurosekretorischen Granula des Hypothalamus. °E-4.6.1. Wachstum der Organe und Organsysteme Artspezifische Form- und Proportionsänderungen während des heterochronen embryonalen und postnatalen Wachstums werden als ontogenetische Allometrie bezeichnet. Positive Allometrie bedeutet, gegenüber der Gesamtkörpermasse als Bezugsgrösse, ein beschleunigtes Organwachstum, negative Allometrie ein entsprechend verlangsamtes Wachstum. Zur Allometrie bei Mammalia vgl. u.a. SÝKORA et al. (1965), HRADIL et al. (1966), WILDT et al. (1966), TRIEB et al. (1976), LEWIS & ROSSANT (1982), GOEDBLOED (1972.). Zu beachten ist, dass bereits im Verlauf der Bildung der Präsomitenstadien die Embryonen sich durch eine grosse Variabilität ihres Entwicklungsstatus auszeichnen, wie am Beispiel des Rattenembryo gezeigt werden kann (FUJINAGA & BADEN, 1992). Variationen der Wachstumsprozesse sind die Folge lokaler Determination in Blastemen und Organanlagen. Beim frühen Mäuseembryo erfolgt die Regulation der Grössenzunahme simultan in allen Geweben, offensichtlich als Folge eines variierenden Zellzyklus (LEWIS & ROSSANT, 1982). Ein unter Insektenimagines 'ungewöhnliches' Weiterwachsen der Organe zeigt die Königin eines Termitenstaates, wobei besonders die Zahl an Ovariolen ständig zunimmt. °E-4.6.2. Metamorphose Die Metamorphose bezieht sich grosso modo auf die Entwicklung eines neuen Phänotyps im Verlauf der Umwandlung des larvalen zum adulten Organismus - unter der Umgestaltung der larvalen Organe bzw. Gewebe, die vom Adultus übernommen werden (z.B. Nervensystem); - durch Neuentwicklungen von z.B. Insektenflügeln, Lungen oder Genitalsystem. Metamorphosen verlaufen, zumindest bei höher organisierten Tieren, hormongesteuert, d.h. Steuerung des Gesamtsystems über ZNS-Instanz: Primär Juvenilhormon bei Insekten, Prolactin bei Amphibien; sekundär Ecdyson bzw. Thyroxin. Unter Vorbehalt kann die Metamorphose als eine Form sekundärer Embryogenese bezeichnet werden. Bei ausbleibender bzw. unvollständiger Metamorphose kann die Geschlechtsreife bereits im Larven- bzw. Juvenilstadium eintreten. Beispiele einer solchen Neotenie: Olme (Proteinae, 372), Querzahnmolche (Ambystomatidae (372), mit Ambystoma mexicanum, dem Axolotl). Bei den Insekten werden 2 Haupttypen der Metamorphose unterschieden: - Hemimetabol: Die Larve ist bereits der Imago ähnlich; es kommt häufig zu Häutungen; Neubildungen sind die Flügel und das Genitalsystem. Apterygota, Saltatoria, Blattodea, Isoptera, Heteroptera. - Holometabol: Weitgehende Umgestaltung der Gewebe bzw. Organe innerhalb der Puppenhülle. Coleoptera, Lepidoptera, Hymenoptera, Diptera. Beispiel einer Hypermetabolie (vorletztes Larvenstadium ^ Scheinpuppe): Meloidae (Ölkäfer; 276). Die Primärlarve ist campodeid, d.h. die Fortbewegung erfolgt mit Hilfe der Thoraxbeine. Die Tarsalkralle ist durch seitliche Fortsätze dreiteilig. Diese 'Triungulinuslarve' erklettert Pflanzen und lauert auf den Blüten Insekten auf. Auf verschiedene weitere Stadien folgt das Puppenstadium. Weitere Beispiele Die als Adulti sessilen Suctoria (Ciliophora; z.B. Dendrocometes paradoxus (094) an den Kiemenblättchen von Rivulogammarus pulex) durchlaufen in der Übergangsphase vom bewimperten Schwärmer zum Adultus insofern eine Metamorphose, als die Zilien reduziert und die Tentakeln gebildet werden. Unter den Cnidaria zeigen z.B. die Würfelquallen (Cubozoa, 104) die 'vollständige' Metamorphose des Polypen zur Meduse. Im Verlauf der Metamorphose der Tantulocarida (Crustacea; 210) entsteht das F unmittelbar aus der Tantulus-Larve; Thorakopoden und Abdomen werden abgestossen. Die juvenile Form von Birgus latro (Palmendieb; 240), die eine Schneckenschale bewohnt, atmet mit Kiemen. Beim Übergang zum Leben an Land entsteht in der Kiemenhöhle eine Form von Lungenepithel. Das frei bewegliche 'präadulte' F von Lernaea cyprinacea (Copepoda°Lernaeidae; 206) gleicht dem M. Das begattete F sucht den Wirt (Fisch oder Lurch) auf und erfährt dort eine tiefgreifende Metamorphose zum Acetabularia-ähnlichen Parasiten. Im Verlauf der Embryogenese der Insekten werden diploide 'Imaginal'-Zellen zum Aufbau des Adultus separiert. Die Imagines der Lepidoptera (Schmetterlinge, 298) besitzen mit dem einrollbaren Saugrüssel saugende, die Larven (Raupen) kauende Mundwerkzeuge. Einige Süsswasserbewohner unter den Petromyzonta (321) leben nach der Metamorphose der Ammocoetes-Larve im Meer, um als Adulti wieder ins Süsswasser zu wandern. Bei den Amphibien (370) kommt es während der Umbildung zum Adultus i.a. zum Abbau von Kiemen, Schwanz, Hornzähnen und Seitenorganen. Der japanische Riesensalamander Andrias japonicus (Urodela; 372) zeigt eine unvollständige Metamorphose. Die (äusseren) Kiemen werden zunächst rückgebildet und erst später abgestossen. Augen und Zähne bleiben zeitlebens die der Larve. °E-4.7. Generationswechsel (GW) GW bedeutet, dass eine Phase geschlechtlicher Fortpflanzung (GF) auf eine Phase ungeschlechtlicher Fortpflanzung folgt; z.B. Polyp/Meduse: Segelqualle Vellelina; Hydrozoa (100), Scyphozoa (103). Der Wechsel zwischen GF und Parthenogenese ist eine Heterogonie: Rotifera (117), Cladocera (119), Diplopoda°Polyxenidae (244), Phasmida (259), Sternorrhyncha (Pflanzenläuse, 267) und Coccinoidea (Schildläuse, 268); viele Hymenoptera (282) und Diptera (290); einige Reptilien (382). EINZELLER Die Foraminifera (091) zeigen einen heterophasischem GW* mit intermediärer Meiose. Bei einigen Arten wechselt der Gamont mit dem Agamont ab (Heterogonie). Beide Generationen sind entweder isomorph oder heteromorph. *Im Gegensatz zum homophasischen GW lösen beim heterophasischen (diphasischen) GW haploide und diploide Kernphasen einander ab. Patellina corrugata (091) ist gamontogam, d.h. die Gamonten (+ und -) schliessen sich zu einem Aggregat zusammen. Es folgt eine Reihe von Kernteilungen. Die Zytoplasmakörper der Gamonten treten aus ihren Schalen aus; jeder Körper zerfällt, je nach Anzahl Nuclei, in Teilstücke, von denen sich jedes in 2 Gameten teilt, die sich dann paarweise zu einer Zygote vereinigen, aus der wiederum vierkernige Agamonten entstehen. Von einer bestimmten Grösse ab bilden die Agamonten unter Meiose Gamonten. MEHRZELLER Beim GW der Cnidaria (099) sind (häufig sessile) Polypen und Medusen zu unterscheiden. Die Medusenbildung der Scyphozoa (103) durch Strobilation wird als Metagenese bezeichnet (vgl. E-4.1.2. und E-4.9). Die Anthozoa (101) haben meist nur eine Stöcke bildende Polypengeneration. Die Bildung von Tochtertieren durch stoloniale Knospung bei den Tunicata (Manteltiere; 317) erfolgt im Rahmen eines GW. Bei den Thaliacea (318) ist stets ein GW zu beobachten, unter der Bildung eines asexuellen Oozoids und eines sexuellen, 'kolonialen' Blastozoids. Der Stolo prolifer von Doliolum (Thaliacea°Cyclomyaria; 318) entspringen Blastozoide mit Nährtieren (Gasterozoide) oder Pflegetieren (Phorozoide); auch an der Stolo prolifer der Desmomyaria (Salpen; Thaliacea; 318) bilden sich Blastozoide. Die Malacobothrii (Trematoda; 110) und Sternorrhyncha-Arten (Pflanzenläuse; 267) sind weitere Beispiele für einen GW. °E-4.8. Regeneration Geschädigte oder alternde Zellen können beim Vielzeller durch totipotente bzw. multipotente Zellen nach deren Aktivierung ersetzt werden. Bei höher organisierten Tieren können dabei Restteile des Organ(ismu)s erhalten bleiben (Epimorphose). Eine Form von 'physiologischer Regeneration' ist das Abstossen und die Erneuerung von Epithelien (Darm, Haut usw.), sowie die Neubildung von Erythrozyten. Die Porifera (097) zeigen eine ausgeprägte Fähigkeit zur Regeneration. Experimentell kann aus isolierten, multipotenten Einzelzellen ein neuer Schwamm gebildet werden. Herausgetrennte Stücke einer Hydra (Hydroidea; 100) können zu einem neuen Polypen heranwachsen. Die Tentaculata (106) und die Annelida (153) zeichnen sich durch ein i.a. gutes Regenerationsvermögen aus. Auch ganze Organe können nach Verlust z.B. durch Verletzung oder 'Abwerfen' (Autotomie) ersetzt werden: Dugesia gonocephala (Turbellaria; 109) vermag einen abgetrennten Kopf neu zu bilden. Die enorme Regenerationsfähigkeit der Planarien ist Gegenstand der Erforschung von Stammzellen (PETER 2004). Der Rüsselapparat (Prostomium) der Echiurida (152) regeneriert nach dem Abwerfen. Bei Eunice viridis (Palolowurm; 156) kann sich die Ht.region (epitoke Region) von der atoken sterilen Vd.region lösen, die fehlende Segmente regeneriert. Lumbricus terrestris (160) kann das Prostomium und die ersten 4 Rumpfsegmente völlig regenerieren, Eisenia foetida die vorderen 8 Rumpfsegmente vollständig ersetzen. Die Laufbeine der Pantopoda (196) zeigen eine vorgebildete Bruchstelle zwischen dem 2. und 3. Beinglied. Die Decapoda (235) zeigen häufig eine Regeneration von Laufbeinen. Autotomie mit nachfolgender Regeneration der Beine an vorgebildeten Bruchstellen ist auch bei den Phasmida (Gespenst- und Stabheuschrecken; 259) zu beobachten. Die Enteropneusta (Eichelwürmer; Hemichordata; 306) können Eichel, Kragen und Rumpfhinterende neu bilden. Grosses Regenerationsvermögen mit Autotomie abgestossener Körperteile ist bei den Asteroidea (Seesterne; 309) und den Comatulidae (Haarsterne; Crinoidea; 308) zu beobachten. Bei einigen Holothuroidea-Arten (315), z.B. Holothuria und Mülleria, gehen von den Hauptstämmen der Wasserlunge die regenerationsfähigen Cuvierschen Schläuche aus, die zur 'Feindabwehr' aus dem Enddarm geschleudert werden können. Die Antennariodea (Fühlerfische; 347) können die abgebissene Köderattrappe regenerieren. Den Tunicata (317) wird eine grosse Regenerationsfähigkeit zugeschrieben. Bei Triturus vulgaris (372) ist die embryonale Eigenschaft der Blastembildung erhalten geblieben. Innerhalb einer Woche bildet sich über der Bruchstelle einer verlorenen Extremität Blastem, das wiederum zur neuen artspezifischen Extremität heranwachsen kann. Entsprechende 'Positionswerte' können durch Genaktivierung mit Retinsäure (Vitamin-A1-Säure) z.B. an Bruchstellen amputierter Gliedmassen verändert werden. Die Mammalia haben solche Positionswerte verloren. Es gibt keine spezifischen Gene für 'Arme und Beine', sondern nur solche, die während der Bildung der Gliedmassen aktiv werden. Exzisate von Extremitätenknospen der Maus können jedoch teilweise regenerieren, indem eine apikale Ektodermleiste gebildet wird (vgl. LEE & CHAN, 1991). Ergänzungen Nach Amputation des hinteren Teils der Schwanzflosse des Zebrakärpflings Fundulus heteroclitus (348) regeneriert die Flosse unter Blastembildung fast vollständig zu ihrer Normalform. Herzzellen von 7 Tage alten Hühnerembryonen liessen sich reaggregieren (SHIMADA et al., 1974). Die Aggregate bestanden aus abgerundeten Zellen, die in Reihen angeordnet waren und sich (nach 2 Stunden) z.T. verzweigten. Nach 12 Stunden waren die Zellen abgerundet und enthielten im Innern Muskelelemente. Abgeflachte squamöse Zellen bedeckten die Oberfläche des vielschichtigen Epithels. Interzelluläre Verbindungen waren nicht nachweisbar. Frühe Aggregate von Retinazellen zeigten anfangs (2 h) axonale und dendritische Auswüchse. Die Aggregation von embryonalen Retinazellen des Hühnchens konnte auch in einer älteren Studie dargestellt werden (MOSCONA 1968). °E-4.9. Entwicklungszyklen von Evertebrata GW = Generationswechsel UGF = Ungeschlechtliche (asexuelle) Fortpflanzung GF = Geschlechtliche (sexuelle) Fortpflanzung PROTOZOA Rhizopoda Polystomella crispa (Foraminifera; 091) Heterophasischer GW mit Wechsel von Agamogonie* zur Gamogonie. Auf die diploide UGF (Diplont) folgt die haploide GF (Haplont). 2 Isogameten vereinigen sich zum (diploiden) einkernigen Agamont, der wiederum zur Zentralkammer einer neuen Foraminifere wird und in dessen Zytoplasma durch 'agame' Teilungen sich viele Kerne bilden. Die Kerne umgeben sich mit Plasma und einer Schale und werden als unilokuläre Agameten entlassen. Durch die Bildung mehrerer Kammern werden jene Stadien zu Gamonten (Gametenmutterzellen). Im Gamont finden eine Meiose und mehrfache Kernteilungen statt. Die Kerne umgeben sich mit Zytoplasma und nach Bildung einer Geissel werden die so entstandenen Gameten ausgestossen. Die Gameten vereinigen sich paarweise zur Zygote, die nun die Zentralkammer eines neuen Gamonten darstellt. Da der Agamont <Gamont ist, wird zwischen mikro- und makrosphärischen Individuen unterschieden. *auch als monocytogener Fortpflanzungsmodus bezeichnet Sporozoa Lankesteria culicis (Gregarinida; 092) Hauptmerkmal ist die Agamogonie in der Form einer Sporogonie. Der Gamont tritt aus dem Darmepithel ins Darmlumen über, wo es zur Synzygie von jeweils 2 Gamonten kommt. Das Synzygium enzystiert in den Malpighi-Gefässen der Moskitopuppe*. Die nachfolgende Schizogonie geschieht in jedem Gamont unter der Bildung zahlreicher Nuclei. Aus Letzteren entstehen nach Abbau der Membran die Gameten. Durch Fusion von Gametenpaaren entstehen innerhalb der Synzygiumhülle die Zygoten. Im Verlauf der anschliessenden Sporogonie (innerhalb einer chitinösen Hülle) werden die primär einkernigen Sporen durch agame Teilungen achtkernig. Jeder der 8 Kerne wird zu einem Sporozoit, der von einer Moskitolarve aufgenommen wird. *Stegomyia (Aedes) aegypti (291) Plasmodium falciparum (Coccidia; 092); Malaria tropica Der Entwicklungszyklus des Infektionskeims beginnt in den Erythrozyten. Hier wachsen Agameten (Merozoiten) zu amöboid beweglichen Schizonten heran. Von nun ab sind 2 Wege der Entwicklung zu unterscheiden: 1) Schizogonie. Der Nucleus teilt sich in 8-24 Tochterkerne, das Chromatin verliert seine Kompaktheit. Jeder dieser Kerne umgibt sich mit Plasma und wird zum Merozoit, wobei ein 'toxischer Restkörper' zurückbleibt. Durch den Zerfall der Erythrozyten werden die Merozoiten frei und können das endoerythrozytäre Stadium des Entwicklungszyklus einleiten. 2) Gamogonie. Die Schizonten wachsen zu halbmondförmigen Gamonten heran, die zunächst latent im Darm der Fiebermücke (Anopheles; 291) verbleiben. Unter Abrundung der Zelle und unter Substanzspeicherung entstehen Makrogameten, die jeweils einen 'Empfängnishügel', oder, unter Zerfallsteilung, mobile Mikrogameten bilden. Nach der Kopulation eines Mikro- mit einem Makrogameten entsteht eine bewegliche Zygote, der Ookinet, der den Darm der Mücke durchbohrt. Die Zygote wird von einer Bindegewebskapsel umwachsen und setzt sich an der Darmaussenwand fest, um sich dann zum Sporont (Oozyste) abzurunden, der wiederum einkernige Sporoblasten bildet. Durch multiple Teilungen entstehen Sporozoite ('Sichelkeime'). Nach Platzen der Kapselwand werden die Sporozoiten frei und gelangen zunächst in die Körperhöhle, dann zu den Speicheldrüsen von Anopheles. Das Drüsenepithel wird von aussen her durchbohrt, sodass die Sporozoiten ins Lumen gelangen. Mit dem Insektenspeichel gelangen die 'Keime' ins RES des Menschen, wo sie insbesondere in der Leber einen Schizogonie-Zyklus (s.o.) durchlaufen. Nach dem Austritt von Merozoiten aus Zellen des RES leiten sie durch das Eindringen in Erythrozyten das endoerythrozytäre Stadium des Entwicklungszyklus ein. Ciliata Paramaecium caudatum (Holotricha; 094) Der wesentliche Prozess der GF ist der Austausch von Mikronucleus-Strukturen zwischen 2 morphologisch gleichen, physiologisch aber verschiedengeschlechtigen Individuen (+ und -) unter teilweisem Verschmelzen der Zellen (Konjugation, Gamontogamie). Der (diploide) generative Kern, der Mikronucleus, teilt sich mitotisch äqual. Nach einer weiteren, diesmal meiotischen Teilung, entstehen pro Konjugant 4 haploide Mikronucleus-Derivate mit je 1 Chromosom; 3 gehen zugrunde. Die sich anschliessende Mitose des verbliebenen Mikronucleus resultiert in einem stationären Kern, der im Konjuganten zurückbleibt, sowie in einem Wanderkern, der in den anderen Konjuganten übertritt. Stationärer Kern und Wanderkern verschmelzen jeweils miteinander (Amphimixis). So entsteht ein diploider zygotischer Nucleus (Synkaryon) und es kommt zu einer 'Entpaarung' der Konjuganten. Während einer folgenden ersten postzygotischen Teilung entstehen aus dem neu gebildeten Mikronucleus zunächst 4, dann 8 kleine Kerne, von denen wiederum 4 zu Makronuclei* werden (je 2 im Bereich der Zellpole), 3 sich auflösen und schliesslich 1 als Mikronucleus erhalten bleibt. Hierauf folgt, wiederum unter Äquationsteilung des Mikronucleus, eine Zweiteilung der Zelle. Somit enthält jede der beiden neuen Zellen 2 Makronuclei und 1 Mikronucleus. Nach Wiederholung dieses Teilungsprozesses ist die Struktur der Ausgangszelle wieder erreicht und der komplexe Ablauf der Gamontogamie kann von Neuem beginnen. *Vegetative oder somatische Kerne; im Gesamtablauf des Entwicklungszyklus teilt sich der Makronucleus nicht. PORIFERA Spongilla lacustris, Monaxonida-Spongillidae (098) Die UGF erfolgt durch 'Dauerknospen' (Gemmulae), die Trockenzeiten überdauern. Bei der Bildung jener Knospen aggregieren Archaeozyten und phagozytieren Amöbozyten, wobei Letztere doppelkernig werden. Das Zytoplasma wird mit dotterartigem Nährstoff angereichert. Unter ungünstigen Bedingungen kann der Schwamm in kleine Reduktionskörper zerfallen. Aus Agglomeraten verschiedenartiger Amöbozyten des Dermallagers und teilweise dedifferenzierten Choanozyten entsteht ein neuer Schwamm. Bei der GF entstehen die F Keimzellen aus Archaeozyten, die M aus Choanozyten. Die Beförderung der Spermatozoen zum Ei kann mit Hilfe der Amöbozyten erfolgen. Es entsteht eine frei schwimmende Larve, die nach Gastrulation und Schliessen des Blastoporus sessil wird und zu einem neuen Schwamm heranwächst. HYDROZOA Campanularia flexuosa, Hydroidea-Thecata (100) Die UGF erfolgt durch Knospung am Rumpf des Polypen. Die Knospe entsteht unter Ausbeulung der Körperwand unter der Beteiligung der 'klassischen' 3 Keimblätter, nämlich Ekto-, Meso- und Entoderm. Dabei dringt der Gastralraum in die Knospe vor. Neue, durch Knospung entstandene Polypen können im Fall der Stockbildung zeitlebens mit dem Mutterpolyp verbunden bleiben. Auch die geschlechtliche Medusengeneration entsteht durch Knospung. Am apikalen Pol der Medusenknospe senkt sich eine Entodermblase ein, der Glockenkern. Schliesslich kommt es zur Bildung der Glockenhöhle mit ektodermaler Auskleidung. Die Gonaden werden an den Radiärkanälen angelegt. Der Polyp entsteht als Oozoid aus einem Ei der Medusengeneration. ANTHOZOA Actinia equina, Hexacorallia-Actiniaria (101) Die UGF des Polypen erfolgt durch einfache Längsteilung. Die Keimzellen liegen in der Mesogloea; sie entstammen der Basis der Entodermzellen. Die Besamung der Eier erfolgt im Gastralraum. Nach einer Periode der Brutpflege werden die jungen Polypen aus dem Mundrohr ausgestossen. Die Entwicklung erfolgt über eine Blastula und eine Planula. Bei der Steinkoralle Pocillopora damicornis entstehen Tochterpolypen durch extratentakuläre Knospung. Der F Polyp von Sagartia troglodytes kriecht auf den M Polyp zu; die Besamung der Eier erfolgt im gemeinsamen Fussscheibenraum. SCYPHOZOA Aurelia aurita, Semaeostomea (103) Die UGF des Polypen erfolgt durch Strobilation, d.i. eine Querteilung, wobei eine Serie von Medusen entsteht. Die Mundscheibe des Polypen wird dabei zur Subumbrella der zuerst gebildeten Qualle. Basale Reststücke des Polypen können regenerieren und später erneut strobilieren. Knospung mit nachfolgender Ablösung der Tochterpolypen erfolgt überwiegend ausserhalb der Strobilationsperiode. Als Dauerstadien kommen Podozysten infrage, d.s. von kutikulären Hüllen umschlossene Gewebskomplexe an der Basis des Polypenrumpfs. Im Verlauf der GF gelangen die Gameten ins Gastralsystem und werden durch die Mundöffnung nach aussen entleert. Die Furchung ist holoblastisch, äqual und radiär. Schon während der Furchung dringen Zellen ins Blastocoel ein, was eine Delamination* der Morula andeutet. Das Entoderm entsteht durch Invagination des Keimblatts. *Blastodermzellen wandern ins Keiminnere. Dabei kann sich das Blastoderm in eine äussere Schicht (Ektoderm) und eine innere Schicht (Entoderm) teilen. Das erste Larvenstadium ist die Planula, aus der das Scyphistoma-Stadium, eine Art von Propolyp, hervorgeht. CTENOPHORA Beroe cucumis, Atentaculata-Beroida (105) Für die Melonenqualle ist keine UGF bekannt. Die ersten Entwicklungsstadien zeigen eine typische Mosaikfurchung mit streng determinierten Zellen. Die beiden ersten Furchungsteilungen entsprechen denen der Cnidaria, d.h. sind holoblastisch und äqual. Es besteht aber insofern eine Dissymmetrie des Keims, als die 1. Teilungsebene einem Magenniveau, die 2. einem Tentakelniveau entspricht. Vom 3. Teilungsschritt an ist die Furchung inäqual. Die 4. Teilung liefert das 8-Zell-Stadium mit Erscheinen der Mikromeren am animalen Pol. Durch äquale Teilung entstehen dann 16 Mikromeren. Das 16-Zell-Stadium besteht aus 8 Meridianen aus je einer Makromere und einer Mikromere. Die Makromeren bilden das Gastralsystem, die Mikromeren die Anteile des Ektoderms. Die Gastrulation erfolgt epibolisch, indem sich die Mikromeren des animalen Pols (Ektoderm) über die Makromeren (Entoderm) ausbreiten. Die Ektodermanlage überwächst Mikromeren und Makromeren des vegetativen Pols, sodass ein 'mesentodermales Archenteron' entsteht. PLATHELMINTHES TURBELLARIA Discocoelis tigrina, Polycladida (109) Die UGF erfolgt durch Zweiteilung; jede Körperhälfte wächst zu einem ganzen Strudelwurm heran (Architomie). Im Verlauf der GF durchlaufen die Eier eine Spiralfurchung, d.h. die Teilungsspindeln stehen stets schräg zur Längsachse des Keims. Bei den ersten beiden Teilungsschritten entstehen 4 Blastomeren (Makromeren), A-D. Während der folgenden 4 Teilungen bildet jede Makromere eine Mikromere, wobei 4 Mikromerenquartette entstehen: 1a-1d, 2a-2d, usw. Beim 2. bis 4. Teilungsschritt teilen sich auch die bereits vorhandenen Mikromeren. Die 4 Makromeren sowie die Mikromeren 4a-4c zerfliessen zu Nährsubstanz. Aus der Mikromere 4d geht der Mitteldarm hervor und bildet den Ursprung des gesamten Mesoblasts. Wimperlarve (Protrochula) ~Annelidenlarve. Dendrocoelum lacteum, Tricladida (109) UGF durch Teilung. Bei der GF bildet sich zunächst um jede Eizelle eine 2-schichtige Dotterzellkugel. Während sich die Blastomeren meridional teilen, verschmilzt die Dotterzellhülle zu einem Syncytium, an das sich benachbarte Dotterzellen anschliessen. Die Dotterzellkerne wandern an die Peripherie. Die Blastomeren liegen zunächst ohne jede Verbindung miteinander im Dotter und bilden 3 Grupen. 2 dieser Gruppen, a und b, bauen das Dottermaterial ab; dabei wandert a an die Peripherie des Dotters und bildet eine zellige Embryonalhülle, b schliesst sich zu einem Embryonalpharynx zusammen, der sich ebenfalls zur Peripherie vorschiebt. c erzeugt in einer späteren Phase der Entwicklung den Embryo, dessen Längsachse rechtwinklig zur Achse des schwindenden Embryonalpharynx verläuft. Wenigstens die ersten Teilungsstadien deuten eine Spiralfurchung an. TREMATODA Fasciola hepatica (111) Am Anfang des dreifachen GW des Leberegels bohren sich bewimperte Larven (Miracidien) auf nasser Wiese in eine Wasserschnecke ein. In diesem Zwischenwirt werden Zilien und Auge abgebaut. Es folgt die Abkapslung zur Sporozyste, deren Keimzellen eine Furchungsteilung (Meiose) durchlaufen. Die so entstehenden Redien wandern aktiv zur Mitteldarmdrüse der Schnecke. Sie erzeugen aus Keimzellen die 3. Generation, die Cercarien. Letztere verlassen den Zwischenwirt, enzystieren an Pflanzen unter Verlust des Schwanzes. Mit der Pflanzennahrung gelangt die Zyste ins Duodenum des Wirts, durchbohrt die Darmwand und dringt in die Gallengänge ein. Die Eier werden mit dem Kot an das Biotop der Schnecke abgegeben. ROTIFERA Keratella cochlearis; Monogononta, Ploima (117) Es besteht Heterogonie, d.h. ein Wechsel zwischen Parthenogenese und Zweigeschlechtigkeit. Parthenogenetische FF bilden den Hauptanteil der Populationen. Die amiktischen FF legen diploide Eier ab. Ein starkes Anwachsen der Population und aussergewöhnliche Umweltbedingungen können eine GF einleiten. Miktische FF bilden haploide Eier, die von haploiden MM besamt werden. So entstehen diploide Dauereier, aus denen dann wiederum amiktische FF hervorgehen. Das Auftreten von Mikromerenquartetten erinnert an eine Spiralfurchung. Die Gastrulation erfolgt durch Epibolie* (Ctenophora, Mollusca, z.T. Annelida). *Die grossen Blastomeren (Makromeren) am 'vegetativen' Pol gelangen durch Umwachsen der Mikromeren ins Keiminnere. NEMATHELMINTHES NEMATODA Ascaris lumbricoides, Ascaridida (122) Infektionsfähige Larven werden vorwiegend mit verunreinigter Nahrung aufgenommen. Die Eihüllen lösen sich im Dünndarm auf und die Larven wandern durch das Epithel. Später erfolgt der Transport durch Blut- oder Lymphgefässe in die Lunge. Nach Durchbrechen der Lungenkapillaren in Alveolen gelangen die Würmer ins Flimmerepithel der Atemwege, dann über den Ösophagus in den Dünndarm. Die Furchung ist streng determinativ. Zunächst erfolgt eine Eiteilung in die Somazelle S1 und die Propagationszelle P1. Die S1-Zelle wiederum teilt sich in die A- und B-Zelle. Letztere Zellen bilden den Ektoblast des vorderen und mittleren Körperabschnitts, d.h. vor allem Integument und Nervensystem. Die P1-Zelle erzeugt in 5 Teilungsschritten die Zellen S2-S5 und die Urgeschlechtszelle P5. S2-S5 bilden das Ektoblastem des Ht.körpers, das Meso- und Entoblastem, sowie den Vd.darm. ECHIURIDA Bonellia viridis, Echiuroina (152) Die Entwicklung folgt einer typischen Spiralfurchung. Die lecitotrophe Larve (ohne Mundöffnung) besitzt einen grossen Dottervorrat im Mitteldarm. >80% der frei schwimmenden Larven werden zu FF (metagene Geschlechtsbestimmung). Gelangt eine Larve auf das Prostomium eines F, so wird es zum Zwerg-M. Die MM wandern in F Metanephridien ein, wo es zur Befruchtung kommt. Das Prostomium des F gibt Substanzen ab, die die Entwicklung der Larven hemmen und die Ausbildung der M Organe fördern. ANNELIDA POLYCHAETA Nereis diversicolor (155) Am Anfang der Entwicklung steht eine typische Spiralfurchung. Bei der Gastrulation gelangen die Makromeren 4A-4D sowie die Mikromeren 4a-4d ins Innere des Keims und bilden den Urdarm. Die 4d-Zelle (Somatoblast) teilt sich in Urmesoblastzellen zu Seiten des Enddarms. Durch 'Sprossung' entsteht ein Paar ventraler Urmesoblaststreifen. Die Trochophora besitzt vorübergehend ektoblastische Organe oder solche Organe, die bei der Metamorphose das Material für die Organisation der Imago liefern, wie z.B. das Mesenchym, die ektoblastische Muskulatur, die Protonephridien und die Scheitelplatte, womit die Metatrochophora entsteht. ARTHROPODA CRUSTACEA-PHYLLOPODA Daphnia pulex, Cladocera (200) Die Determination der Zellen beginnt, wie bei den Annelida, bereits im ungefurchten Ei. Die Entwicklung erfolgt direkt (Epimerie), d.h. im Ei findet die komplette Entwicklung des Krebses statt. Es besteht Heterogonie, wobei sich parthenogenetische und zweigeschlechtige Generation einander abwechseln. Parthenogenetisch entstandene Subitaneier entwickeln sich, unter Ausbleiben der Reduktionsteilung, im Brutsack des F direkt zu jungen Daphnien. Im Fall von grossen und nährstoffreichen haploiden Dauereiern im Brutraum erfolgt die Furchung zwischen total und superfiziell. Aus jenen Eiern entwickeln sich FF, die sich parthenogenetisch fortpflanzen. Die temporäre 'Schrägstellung' der Mitosen im 4-Zell-Stadium zeigt Anklänge an die Spiralfurchung der Annelida. Erst im 8-Zell-Stadium werden Zellwände angelegt. Sind schliesslich 64 Zellen vorhanden, nimmt deren Zytoplasma nur noch den peripheren Teil der Furchungszellen ein. Der Dotter wird in lange, pyramidenförmige zentrale Zellabschnitte verschoben, in denen dann vom 128-Zell-Stadium an die Zellgrenzen verwischt werden. Somit entsteht keine Morula, sondern eine einheitliche zentrale Dottermasse. Letzterer liegt eine dotterlose dünne, kernhaltige Zellschicht auf. © Dr. H. Fritz