Jorge Volpi wurde 1968 in Mexiko-Stadt geboren, wo er eine klassisch-humanistische Bildung genoss. War es sein ursprüngliches Berufsziel, Philosoph zu werden, so bestärkte ihn die Lektüre der großen mexikanischen Autoren Juan Rulfo, Carlos Fuentes und Octavio Paz, sich der Literatur zu widmen. Er studierte Jura und Literaturwissenschaften an der „Universidad Nacional Autónoma de México“ und promovierte in spanischer Philologie an der „Universidad de Salamanca“ in Spanien. Bis 1992 arbeitete er als Rechtsanwalt und zwischen 1992 und 1994 war er Sekretär des mexikanischen Generalstaatsanwaltes Diego Valadés. In den Jahren 1994 bis 1996 gründete Volpi, zusammen mit anderen mexikanischen Autoren seiner Generation, die literarische Gruppe „Crack“, deren Ziel die Rückkehr zu den literarischen Wurzeln der 68´er Generation, den Autoren des lateinamerikanischen „Booms“, war. Als „Generation des Bruchs“ wandten sie sich bewusst vom nordamerikanischen Neorealismus und Nachahmern des magischen Realismus ab. Von 1996 bis 2001 lebte Jorge Volpi in Salamanca. Seitdem ist er als Kulturattaché Mexikos in Paris tätig. Neben seiner schriftstellerischen Arbeit schreibt er regelmäßig für Zeitschriften wie „Leteras Libras“, „Viceversa“ und „Lettre International“. Gleichzeitig fungierte er als Juror beim Dublin-IMPAC Prize for Literature 2002. Jorge Volpi ist vor allem als Verfasser von Romanen und Essays bekannt geworden. Sein bislang erfolgreichstes Buch, „Das Klingsor-Paradox“, 1999, für das er im selben Jahr den renommierten spanischen Literaturpreis „Premio Biblioteca Breve“ sowie den französischen „Deux-Océans-Grinzane-Cavour-Preis" erhielt, stellt indes den Versuch dar, beide Gattungen zu vereinen. Wie andere postmoderne Autoren tritt auch Volpi für die Auflösung der gebräuchlichen Genregrenzen ein. Seine Leidenschaft für Physik hat den jungen mexikanischen Autor auf die Idee gebracht, die Geschichte der modernen Wissenschaft, die für ihn auch eine „Geschichte des Zufalls“ ist, am Beispiel der großen Physiker des 20. Jahrhunderts erzählerisch darzustellen. „Das Klingsor-Paradox“ ist die Geschichte einer Suche: Während der Nürnberger Prozesse 1946 gesteht ein angeklagter deutscher Forscher, dass Juden auf Geheiß eines ranghohen deutschen Forschers, genannt Klingsor, zum Zwecke wissenschaftlicher Forschung getötet wurden. Als ein junger amerikanischer Physiker und ein deutscher Mathematiker mit Nachforschungen über diese Person beauftragt werden, führt sie ihre Suche zu den wissenschaftlichen Größen der Zeit: Gödel, Einstein, Planck, Heisenberg... Die Juroren des „Premio Biblioteca Breve“ lobten an dem Werk des Mexikaners vor allem die „gelungene Verschmelzung der Wissenschaft mit Geschichte, Politik und Literatur zur Bildung dessen, was wir als Kultur bezeichnen“. Parallelen mit „Der Krieg am Ende der Welt“ von Mario Vargas Llosa, „Terra Nostra“ von Carlos Fuentes oder Umberto Ecos „Der Name der Rose“ sind darüber hinaus nicht zu verkennen. „Das Klingsor-Paradox“ ist der erste Teil einer Trilogie, die mit „El fin de la locura“ (2003; Ü: Das Ende der Tollheit) fortgesetzt wurde, und nun mit „No será la tierra“ (2006; Ü: Es wird nicht die Erde sein) abgeschlossen wurde. Volpi spannt in den letzten zwei Bänden einen Bogen zwischen Lateinamerika und Europa und thematisiert den sozialen Wandel der letzten Dekaden vor dem Hintergrund neuer technischer Entwicklungen und weltbewegender politischer Ereignisse wie z.B. dem Mauerfall Berlins. © internationales literaturfestival berlin