Das Pyramidenbuch Die Pyramiden „gebaut“ von oben nach unten Das Pyramidenbuch über die Bauweise der Pyramiden in Ägypten © Copyright 2016 dlpVerlag edition house Nuernberg/Germany Autor: Reinhold Pachowsky Immobilienexperte Titelfoto: Felix Peteranderl dlpVerlag edition house Nuernberg/Germany www.dlpverlag.de ISBN 9783938983430 2 Das Pyramidenbuch Inhalte / Vorwort Einleitung 1. Die Lage 2. Die Pharaonen Dynastie 3. Die Pyramiden Die Cheops-Pyramide Die Chephren-Pyramide Die Mykerinos-Pyramide Der Sphinx Warum wurden Pyramiden gebaut? 4. Erste Pyramiden Baumeister Imhotep Die Knickpyramide in Dashur Die Wüste und die Steinstruktur Der Nil und der Jahresrythmus 5. Das antike Ägypten Das Leben am Nil vor 4500 Jahren Typische Arbeitsgeräte u. Arbeitsweise Typische Bauweise mit Lehmsteinen Heutiges Nubisches Dorf Näh. Assuan Kleine Menschen und vegetarische32 Ernährung Ackerbau, Viehzucht und einfache Werkzeuge 6. Bisherige Bautheorien 1 Die Rampentheorie Das Rampenmaterial Gewicht und Transport der Steine Der Transport der Granitsteine Die Anordnung der Steine oben 2 Theorie: Die Wendelrampe 3 Die Maschinen-Theorie 4 Die Treppen-Theorie 7. Die bauliche Seite der Pyramiden Bau der Grabkammer in der Pyramide Der Sarkophag in der Grabkammer Seite 5 7 9 9 10 11 13 15 16 17 21 22 23 24 25 26 27 29 31 32 32 34 37 37 39 42 43 44 45 48 49 52 54 57 3 Das Pyramidenbuch 8. Eingriffe, Zerstörungen, Touristen 1 Die Arabische Zeit 2 Die Franzosen 3 Franzose de Maillet und Napoleon 4 Die britische Kolonisierung 9. Prinzipien des Bauens 61 62 63 65 66 69 Die Cheops-Pyramide, heute gebaut Bautechnische Prinzipien 1 Der Veranlasser (Bauherr) 2 Der Architekt – Baumeister 3 Das Fundament 4 Statische Funktionen - das Wichtigste 5 Kein Bauplan 6 Die praktische Organisation 70 71 71 72 73 75 76 78 10. Die Natur baut mit 1 Tafelberge 2 Wildes Giseh um 1800 11. Die Pyramidengeschichte 1 Die Lage 2 Querdenken 3 Meine Cheops-Geschichte 4 Baumeister Hemion 5 Die Bauorganisation 6 Die Arbeitsweise 12. Der „Bau“ der Pyramide 1 Erster Schritt 2 Zweiter Schritt 3 Dritter Schritt 4 Vierter Schritt 5 Fünfter Schritt 6 Sechster Schritt 7 Siebter Schritt 8 Achter Schritt 13. Die Beerdigung 14. Das Ergebnis 15. Sonstiges: Der Tempel in Luxor-Karnak Stichwörter Quellen 4 80 81 82 83 84 85 86 87 87 88 90 93 93 95 96 102 104 107 107 109 111 113 Das Pyramidenbuch Vorwort Die berühmten Pyramiden – ein Gebäude, eine Immobilie? Sie sind das Wahrzeichen von Ägypten und weltweit bekannt: Die Pyramiden in Ägypten und zwar in Gizeh bei Kairo. Sie sind etwa 4500 Jahre alt und wurden schon sehr oft untersucht. Offen war bisher die Frage, WIE sie gebaut wurden. Diese Frage bin ich, ein Immobilienexperte, aus der Sicht von Immobilien nachgegangen. Dies erscheint zunächst überraschend, aber wenn die Pyramiden entsprechend den bisherigen Theorien von unten nach oben, zum Beispiel nach der „Rampentheorie“ „ge-baut“ wurden, dann waren sie damals ein Neubau. Und damit wären sie auch heute noch ein Gebäude, also eine Immobilie. 5 Das Pyramidenbuch Aber ich kann schon vorab sagen: Die drei berühmten Pyramiden sind kein Gebäude und sie wurden somit auch nicht von unten nach oben „ge-baut“, sondern von oben nach unten geformt. Sie waren nämlich schon vorher da und zwar jeweils in der Form eines Tafelberges. Wenn sie damals neu gebaut worden wären, müssten ganz bestimmte Bedingungen gegeben sein, wie ich noch belegen werde. Denn natürlich habe ich mich jahrelang mit den Pyramiden ausführlich beschäftigt, d.h. viele wissenschaftliche Bücher gelesen, alle üblichen Bautheorien versucht, sie nachzuvollziehen, die Pyramiden besichtigt und den Nil vom Kairo bis zum Nasser See bereist, um mich mit der Situation vertraut zu machen. Unbestritten handelte es sich seinerzeit um eine wahrlich „riesige Aufgabe“, die genial gelöst wurde. Dies alles werde ich nachfolgend beschreiben und mit vielen Fotos belegen. Zunächst aber sehe ich die Pyramiden als eine „Ansammlung von Steinen“, deren Umstände es zu erforschen gilt. Folgen Sie mir nun bitte in das Ägypten vor 4500 Jahren und zur Frage, unter welchen Umständen riesige Pyramiden geschaffen wurden. 6 Das Pyramidenbuch Einleitung Die drei berühmten Pyramiden Die Wurzeln der Menschheit liegen im mittleren Afrika und von dort aus sind die Menschen ausgezogen in die weite Welt. Ägypten liegt nicht weit und deshalb kann man davon ausgehen, dass das Land um den Nil schon vor vielen Tausenden von Jahren vor den Pyramiden besiedelt wurde. Und insofern verwundert es auch nicht, dass in Ägypten schon vor 4500 Jahren eine erste Hochkultur entstand. Dieses Buch beschäftigt sich (nur) mit der „Pyramidenzeit“, die „Altes Reich“ genannt wird. Die verschiedenen Perioden muss man strikt auseinander halten. Die Tempel in Luxor und die dortigen Pharaonengräber zum Beispiel wurden etwa 1000 Jahre später gebaut. Man beachte also 7 Das Pyramidenbuch die Zeit! Für die Pyramiden muss man sich gedanklich in eine Zeit vor 4500 Jahren zurück versetzen und dies ist nicht leicht. Wie kam ein König – die Bezeichnung Pharao entstand erst viel später – seinerzeit eigentlich auf die Idee einer Pyramide? Diese, von jeder Seite dreieckige, in der Spitze steile, aufsteigende Form und trotzdem insgesamt ein Quadrat, das genau im Winkel steht, ist schon für sich genommen revolutionär gegenüber den sehr schlichten Lehmhäusern des Volkes. Und warum stehen die drei Pyramiden in einer Wüste und damit in einer damals unwirtlichen Gegend abseits des Geschehens? Fragen über Fragen. 8 Das Pyramidenbuch 1. Die Lage Die Orte der damaligen Zeit: Gizeh, Sakkara, Memphis Als Immobilienexperte sehe ich immer zuerst auf die Lage. Die Pyramiden liegen in Gizeh bei Kairo. Vor rd. 4500 Jahren gab es Giseh und Kairo nicht. Die damalige Hauptstadt des „Alten Reichs“ (2640 - 2465 VOR Chr.) war Memphis, ca. 28 km von den Pyramiden entfernt. Memphis muss eine schöne, grüne Stadt unter Palmen gewesen sein und hatte eine große Bedeutung als „Stadt des Herrschers“ mit Tempeln, Verwaltungsgebäuden usw. Dort befand sich der Sitz der Pharaonen dieser Zeit. 2. Die Pharaonen Dynastie Die Pyramiden wurden im „Alten Reich“ der 3. bis 6. Dynastie gebaut. In dieser Zeit gab es folgende 9 Das Pyramidenbuch Pharaonen: * Cheops (bis ca. 2528 vor Christus), * Sohn Djedefe (angefangene Pyramide in Abu Roash), * Bruder Chephren (bis ca. 2494 vor Christus) * Sohn Mykerinos (bis ca. 2471 vor Christus). Jeder Pharao (König) muss sich sich selbst als einen Gott angesehen haben und zwar in Bezug auf den Glauben an Götter und auch in allen weltlichen Dingen. Sein Wort war Gesetz. Und jeder Tod führte auch zu einem Machtwechsel, der sicher viel stärker war als das heute bei jedem König oder Kaiser ist. Man nannte ihn eigentlich „König“, denn das Wort „Pharao“ wurde erst 1000 Jahre später in Luxor eingeführt. Es gab also einen König als absoluten Herrscher, der seinem Volk sagte, was es zu tun und zu lassen hatte. Das ist ja auch heute noch in vielen Ländern der Welt nicht anders. Ein deutliches äußeres Zeichen dieser Macht waren die Pyramiden. 3. Die Pyramiden Pyramiden wurden vermutlich als Grab verstanden. Sie könnten aber auch als eine „heilige religiöse Stätte“ verstanden worden sein, zum Beispiel als die „Wohnstätte für die Ewigkeit“ oder auch als der sichtbare Übergang vom Mensch zur Sonne, zum Himmel, zu den 10 Das Pyramidenbuch Göttern. Vier Pharaonen (Könige), drei Pyramiden Drei der vier Pharaonen-Könige haben sich mit diesen Pyramiden in der Tat ein Denkmal für die Ewigkeit gesetzt: Cheops-Pyramide (= große Pyramide) Chephren-Pyramide (= mittlere Pyramide) Mykerinos-Pyramide (= kleine Pyramide) Um diese drei Pyramiden geht es in diesem Buch, vorrangig aber um die große Cheops-Pyramide und vor allem um die Frage der Erstellung. Zunächst aber sollen sie genauer vorgestellt werden: Die Cheops-Pyramide Sie ist die älteste und größte bzw. höchste 11 Das Pyramidenbuch Pyramide von Gizeh und wird somit zu Recht als die Große Pyramide bezeichnet. Die Cheopspyramide 2015 Die Daten der Pyramide: Sie besteht aus geschätzten bzw. berechneten rund drei Millionen Steinblöcken, welche jeweils ein Gewicht von 2,5 t und mehr aufweisen. Sie war mit Kalksteinplatten verkleidet und hat: - eine Höhe von 146,6 m (heute 138,75m, weil die Spitze fehlt), im Vergleich: fast so hoch wie ein Hochhaus mit 50 Stockwerken (!) - eine Seitenlänge von 238,7 m Seitenlänge, im Vergleich: wie 40 übliche Reihenhäuser (!) 12 Das Pyramidenbuch - einen Neigungswinkel von 51°50‘, also deutlich steiler als ein Satteldach und nicht begehbar - eine Grundfläche von 53.000 Quadratmetern, also von ca. 13 Fussballfeldern - und ein Volumen von 2.583.283 m³ Volumen. Hier fehlt mir jeder praktische Vergleich. Sie ist genau nach den vier Himmelsrichtungen ausgerichtet und steht exakt im geometrischen Winkel. Die Bauzeit wird (bei einer schier unmenschlichen Tagesleistung) auf etwa 20 - 25 Jahre geschätzt. Die Fertigstellung des Baus wurde auf das Jahr um 2580 v. Chr. festgelegt. Um es nochmals deutlich zu machen: Es geht um einen Koloss, der 40 Reihenhäuser (nebeneinander) lang und in der Spitze 50 Stockwerke hoch ist. Und so steil, der er auf normale Weise nicht bestiegen werden kann. Die Chephren-Pyramide Djedefe, der Sohn des Cheops wollte - wie oft viele Söhne - seinen Vater übertrumpfen und zwar mit dem Bau einer noch höheren Pyramide und scheiterte kläglich. Als nächster kam Cheops Bruder Chephren zum Zuge. Die genaueren Umstände hierzu sind nicht bekannt. 13 Das Pyramidenbuch Die Chephren-Pyramide gilt als die zweithöchste unter den drei Pyramiden von Gizeh. Die Chephren-Pyramide in 2015 Trotzdem erscheint sie bei genauerem Betrachten höher als die Cheops-Pyramide, was aber auf ihren steileren Neigungswinkel von 53°10‘ und den etwas höher liegenden Untergrund zurückzuführen ist. Sie ist nur relativ wenig kleiner, denn sie hat eine - Höhe von 136,4 m Höhe das entspricht etwa 44 Stockwerken eines Hochhauses - eine Seitenlänge von 215,25 m, das entspricht etwa 35 Stadthäuser 14 Das Pyramidenbuch - einen Neigungswinkel von 53°10‘ sie ist also ebenfalls sehr steil und nicht begehbar - und ein Volumen von 2.211.096 m³. Sie wurde entsprechend ihres Namens wohl als Grabmal für Pharao-König Chephren erbaut. Soweit bekannt, wurde dieser auch hier bestattet. Er ließ vermutlich den riesigen Sphinx errichten (siehe nachfolgend). Die Mykerinos-Pyramide Die Mykerinos-Pyramide Sie ist die kleinste der drei Pyramiden von Gizeh, insgesamt gehört sie dennoch zu den TOP 10 der 15 Das Pyramidenbuch höchsten ägyptischen Pyramiden und sie wurde wohl auch als Grabmal und zwar für den PharaoKönig Mykerinos (= Sohn von Pharao Chephren) errichtet, welcher in der 4. Dynastie von etwa 2532 bis 2503 v. Chr. regierte. Sie hat eine - Höhe von 62 m (ursprünglich 65 m), das sind „nur“ etwa 21 Stockwerke - eine Seitenlängen von 102,2 m mal 104,6, also wie etwa 17 Reihenhäuser und - einen Neigungswinkel von 51°50‘, d.h sie ist optisch genau so steil wie die zwei anderen. Warum sie kleiner und damit bescheidener ist, werde ich noch als Vermutung belegen. Allerdings war auch die Dynastie zu Ende und es kamen deutlich schlechtere Zeiten. Im Inneren sind alle drei Pyramiden im Detail verschieden. Der Sphinx Vor den drei Pyramiden - vom Haupteingang aus gesehen - steht eine große Sphinx über deren Sinn und Zweck es auch keinerlei Unterlagen gibt. Man kann also ebenso nur Vermutungen anstellen und eine naheliegende ist, dass er als „beschützender Gott“ erstellt wurde. Es gibt allerdings auch Untersuchungen, wonach 16 Das Pyramidenbuch der Sphinx viel älter ist und schon vor den Pyramiden erstellt wurde. Der Sphinx, angeordnet vor den Pyramiden Klar scheint zu sein, dass er aus einem Felsblock heraus geschlagen wurde. Vor kurzer Zeit hat man von dort unterirdische Gänge und Räume gefunden. Diese sind allerdings noch nicht oder nur wenig erforscht. Der Sphinx könnte deshalb auch aus einer ganz anderen Situation heraus erstellt worden sein. Warum wurden die Pyramiden gebaut? Der Grund dürfte sein, dass es bereits eine ausgeprägte Totenkultur gegeben haben muss. Die Pyramiden spielten dabei eine besondere Rolle. Jedenfalls wurde der Tod als nichts Endgültiges, sondern als der „Übergang in die 17 Das Pyramidenbuch Finsternis“ oder auch zur Sonne und zum Himmel verstanden. Sonnenuntergang am Nil So wie die Sonne am Morgen wieder erscheint, kehren auch die Verstorbenen irgendwann wieder zurück und für diesen langen Weg sollten sie mit Beigaben versorgt sein. Das wird der Grundsatz des Glauben gewesen sein, was aber noch nicht die Pyramiden erklärt. Auffallend ist die aufsteigende, in den Himmel zeigende Form, ähnlich wie ein Zeigefinger. Und wenn man als Mensch den Zeigefinger erhebt, dann meistens bei etwas sehr Wichtigem. So könnten sie verstanden worden sein: Als weithin sichtbares Zeichen für etwas sehr Wichtiges. Der Tod ist noch heute in Afrika allgegenwärtig, denn Menschen jeden Alters sterben an 18 Das Pyramidenbuch Blutvergiftungen, Drogen, Unfällen, Mord und Krankheiten jeden Tag, jederzeit, jedenfalls mehr als anderswo. Der Tod ist Teil des Lebens, das war und ist noch immer der „Urglaube“ der dortigen Menschen. Dieses Verständnis ist wichtig, wenn man sich mit den Pyramiden beschäftigt. Wie es scheint, waren die Ägypter ein geistig weit entwickeltes Volk. Zwar hatten sie noch kein Rad erfunden, aber bereits eine Schrift, die Hyroglyphen. Vom Bau der Pyramiden ist allerdings nichts Schriftliches gefunden worden. Erst die 1000 Jahre späteren Tempel in Luxor wurden dicht beschrieben. Man muss sich also in Bezug auf das „sehr Wichtige“ mit Motiven beschäftigen, zum Beispiel der Macht. Die Wissenschaft geht davon aus, dass die Sonne die seinerzeit wichtigste Erscheinung und somit „Gott“ war: Sie geht am Morgen auf und am Abend zurück in die Finsternis. Dieser Ablauf war damals sicher unverständlich und unheimlich. Menschen brauchen eine Führung und möglichst klare Regeln. Das war die Position des Pharao, also des Königs. Aus seiner Sicht war somit das Motiv klar: „Ich bin der Göttliche“ bzw. „gottgleiche“ usw. und als solcher der Beschützer des Volkes. Deshalb brauche ich ein Grab, das „meine Größe“ für die 19 Das Pyramidenbuch Ewigkeit ausstrahlt. Die Umsetzung ist gelungen. Offenbar konnte er das Volk überzeugen, überreden oder zwingen, den ganzen Tag, bei enormer Hitze, für ihn an der Pyramide zu arbeiten. Vermutlich für wenig Lohn. Und sicher wird es bei diesen Großbaustellen auch Schwerverletzte und Tode gegeben haben. Es bedurfte einer Religion, und diese bestand aus dem Glauben an Götter. Vor allem die Sonne wurde verehrt, weil alles Leben von ihr abhängt und der Pharao-König war das Sinnbild der Sonne. Als Beschützer des Volkes konnte er diese Schutzfunktion nach seinem Tod nur ausüben, so glaubte man, wenn ihm das Volk für das Totenreich rechtzeitig eine geeignete „Treppe“ für den Aufstieg zur Sonne baute. Die Pyramide dürfte also das Sinnbild einer „ wichtigen Treppe in den Himmel“ gewesen sein. Durch das Bauwerk habe das Volk den Schutz des Königs auch weiter nach dessen Tod und damit einen Lohn für die Arbeit. 20