Alkohol und Drogen sind schlechte „Beifahrer“

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Informationen und Tipps für die Schule
Ausgabe 24, Juli 2003
ADAC signale
Fakten und Hintergründe (S. 2 – 6), Tipps für die Praxis (S. 7 – 8)
In dieser Ausgabe:
❑ Unfallzahlen
Alkohol und Drogen sind
schlechte „Beifahrer“
Es sind längst nicht mehr nur Alkohol-Unfälle, die in der Diskussion stehen. Es besteht
kein Zweifel, dass die Zahl der durch „andere berauschende Mittel“ bedingten Unfälle
und Verkehrsauffälligkeiten weit höher ist als die amtlichen Statistiken bis jetzt ausweisen konnten.
❑ „Berauschte“ Verkehrsteilnahme
❑ Alkohol
❑ Medikamente
❑ Drogen
❑ Ursachen für jugendlichen
Drogenkonsum
❑ Tipps für die Praxis
Die Entwicklung von Drogenkonsum und Suchtverhalten verläuft auch in Deutschland Besorgnis erregend.
Das Angebot von illegalen Drogen und illegal herge-
und immer mehr Designerdrogen auf den Markt drängen, die vor allem von jüngeren Autofahrern konsumiert werden.
ker ihren Beitrag zur Suchtprävention liefert. Sie muss
ihre Möglichkeiten voll ausschöpfen, um Jugendlichen
die Gefahren der Drogeneinnahme und Sucht/Abhän-
stellten Aufputschmitteln war noch nie so groß wie
heute.
Die Gründe sind vielfältig
gigkeit vor Augen zu führen und der Verführung
Jugendlicher zum Alkohol- und Drogenkonsum entgegenzuwirken.
Als beunruhigend muss auch gewertet werden, dass
das Einstiegsalter der Konsumenten für weiche und
harte Drogen seit Jahren sinkt. Bei den sehr jungen
Konsumenten spielen die so genannten Partydrogen
eine beängstigend große Rolle.
Immer mehr jüngere Menschen haben offensichtlich
Schwierigkeiten, persönliche und soziale Konflikte
sowie schulische bzw. berufliche Problemsituationen
zu bewältigen. Auch In-sein-wollen und Gruppenzwang können dann dazu verleiten, zu glauben, dass
Alkohol, Medikamente oder Drogen die „Retter aus
Bei dieser Präventionsarbeit leistet die Verkehrserziehung wichtige Beiträge, da die Aspekte der Gesundheits-, Sozial- und Sicherheitserziehung eine Rolle
spielen, die Bezüge sind somit vielfältig.
Die Zahl der Verkehrsunfälle unter Drogeneinfluss ist
im Jahr 2001 gegenüber dem Vorjahr wieder angestiegen, dies gilt auch für die Zahl der Todesopfer. Die
Steigerungszahlen bei Unfällen unter Drogeneinfluss
der Not“ sind.
sind wohl darauf zurückzuführen, dass immer neue
Wird die ganze Thematik auch gerne als privates bzw.
familiäres Problem angesehen, so ist es dennoch
unbedingt notwendig, dass auch die Schule noch stär-
Wirkungsvolle Aufklärung und Suchtprävention ist auf
die Mitwirkung der Eltern, der Lehrkräfte und der Ausbilder in den Beruflichen Schulen angewiesen, so dass
hier der Zusammenarbeit von Schule, Elternhaus und
Ausbildungsbetrieb besondere Bedeutung zukommt.
ADACsignale
FAKTEN UND HINTERGRÜNDE
Unfallzahlen
Alkoholunfälle: Zahlen
0,3 Promille angenommen.
Im Jahr 2001 ereigneten sich in Deutschland 64.400
alkoholbedingte Unfälle im Straßenverkehr. Das waren
gut 5 % weniger Alkoholunfälle als im Jahr 2000. Bei
25.700 (- 6 %) Alkoholunfällen mit Personenschaden
wurden 33.500 (- 6 %) Verkehrsteilnehmer verletzt
und 909 (- 11 %) getötet.
Zeitliche Verteilung der Alkohol-Unfälle mit Personenschaden
Allkoholunfälle mit Personenschaden nach Tageszeit in %
22-24 Uhr
20-22 Uhr
18-20 Uhr
16-18 Uhr
14-16 Uhr
12-14 Uhr
10-12 Uhr
08-10 Uhr
06-08 Uhr
04-06 Uhr
02-04 Uhr
00-02 Uhr
Damit starb 2001 jeder 8. Verkehrstote (13 %)
an den Folgen eines Unfalls, bei dem mindestens ein Unfallbeteiligter alkoholisiert war.
Alkoholeinfluss spielte bei 7 % aller Unfälle mit Personenschaden eine Rolle.
0,0%
den schwer und 1.004 leicht verletzt. Die Zahl der bei
Drogenunfällen im Straßenverkehr Getöteten stieg in
den vergangenen 10 Jahren um 150 %, wobei allerdings nicht auszuschließen ist, dass diese Steigerungsrate in erster Linie Folge der erhöhten Aufklä-
6,0%
8,0%
10,0%
12,0%
14,0%
16,0 %
Getötete nach Drogenfahrten
Bei der Unfallursache „Drogenkonsum“ scheint die
Statistik nicht die Realität widerzuspiegeln, denn bei
70
Verkehrstote gesamt
Die Zahl der Verunglückten stieg in den letzten
10 Jahren von 498 (1990) auf 1.653 (2001). Experten
gehen aber von einem viel höheren Anteil aus. 2001
ereigneten sich in Deutschland 1.080 Verkehrsunfälle,
bei denen nachweislich illegale Drogen eine Rolle
gespielt haben. Dabei starben 63 Personen, 586 wur-
4,0%
Etwa 44 % aller alkoholbedingten Unfälle ereignen sich an Wochenendtagen. Schließt man den Freitagabend mit
ein, so kommt man auf weit über 50 % der registrierten Unfälle. Besonders gefährlich sind die Abend- und Nachtstunden mit 64 % der Alkoholunfälle.
Drogenunfälle: Zahlen
lediglich 0,1 % aller Verkehrsunfälle mit Personenschaden sollen „andere berauschende Mittel”, also
Medikamente oder Drogen, „im Spiel“ gewesen sein.
2,0%
16.000
60
14.000
50
12.000
40
10.000
30
8.000
20
6.000
Getötete nach Drogenfahrten
Als Alkoholunfälle im Straßenverkehr werden Unfälle
bezeichnet, bei denen mindestens einer der Beteiligten alkoholisiert war. Alkoholeinfluss wird von der
Polizei ab einer Blutalkoholkonzentration (BAK) von
10
4.000
0
2.000
1975
1985
1995
2001
rungsquote ist.
Die meisten Alkohol-Unfälle bei den 18- bis
25-Jährigen
Junge Erwachsene sind die zentrale Risikogruppe im
Straßenverkehr. Nach vorläufigen Zahlen für 2002 gab
es in Deutschland zwar die wenigsten Toten (6.832)
im Straßenverkehr seit 1953, dennoch ein trauriges
Ergebnis für die jungen Fahrer: 21,4 % (102.629) aller
verunglückten und fast ein Drittel der tödlich verunglückten Pkw-Nutzer (1.260, dies entspricht über
31,4 %) waren zwischen 18 und 25 Jahre alt. Diese
Bilanz ist umso erschreckender, wenn man bedenkt,
dass der Anteil dieser Altersgruppe an der Bevölkerung nur 7,9 % beträgt.
2 ADACsignale
Dazu kommt: 11 % der jungen Kraftfahrer sind für
mehr als 30 % der Alkoholunfälle verantwortlich und
bei fast 75 % aller von Fahranfängern verursachten
tödlichen Unfälle ist Alkohol im Spiel.
26 % dieser alkoholisierten Unfall-Beteiligten waren
zwischen 18 und 25 Jahre alt, weitere 23 % gehörten
der Gruppe der 25- bis 34-Jährigen an, 24 % waren
rund 8 mal so hoch aus wie der der weiblichen,
obwohl die Zahl der alkoholisierten Fahrerinnen
bedauerlicherweise im Steigen ist.
Mecklenburg-Vorpommern trauriger
Spitzenreiter
Männer – Frauen
Die niedrigsten Anteile der bei Alkoholunfällen Verunglückten wurden in Hamburg (5,2 %), Berlin (5,5 %)
und Nordrhein-Westfalen (5,8 %) ermittelt. Deutlich
höher als im Bundesdurchschnitt von 6,9 % waren die
Anteilswerte in Mecklenburg-Vorpommern (10 %), im
Der Anteil der an Unfällen mit Personenschaden
beteiligten alkoholisierten männlichen Fahrer fällt
Saarland (8,6 %) sowie in Brandenburg, Hessen und
Sachsen-Anhalt mit jeweils 8 %.
zwischen 35 und 45 Jahre alt, die restlichen waren
über 45 Jahre alt.
FAKTEN UND HINTERGRÜNDE
„Berauschte“ Verkehrsteilnahme
Sicheres Fahren setzt voraus, dass Gefahren rechtzeitig erkannt werden, um auf sie angemessen
reagieren zu können. Es ist fast unvorstellbar, wie viele Informationen und Sinneseindrücke ein
Fahrzeuglenker innerhalb weniger Sekunden, oft sogar in Sekundenbruchteilen, aufnehmen und
verarbeiten muss. Diese Höchstleistung ist oft schon im nüchternen Zustand schwer zu erbringen.
• Mit zunehmender Alkoholkonzentration
verstärken sich Ausfallerscheinungen
enorm.
Voraussehbare Konsequenzen
Fakt ist, dass Alkohol, Medikamente oder Drogen die
Fahrtüchtigkeit und das Verhalten eines Fahrers stark
beeinflussen. Meistens begleiten den Konsum solcher
Wind. Schwere und oft tödlich endende Unfälle sind
die Folge.
Eine durchtanzte Nacht, unter Einwirkung von Licht-
Substanzen auch noch Müdigkeit oder Pseudoeuphorie, seelische Belastungen oder Stress. Wer sich in diesem Zustand ans Steuer setzt, handelt unverantwortlich und kommt mit dem Gesetz in Konflikt. Es drohen
nicht nur im Schadensfall und bei Körperverletzung
hohe Geldbußen, Gefängnisstrafen und Fahrerlaubnis-
und Laserstrahlen, kann das Wahrnehmungs- und
Reaktionsvermögen zusätzlich erheblich beeinträchtigen. Gefährlich ist auch eine völlig unterschätzte
Müdigkeit, die in fröhlicher und ausgelassener Stimmung zu gefährlicher Selbstüberschätzung führen
kann. Kommt dann Alkohol- und/oder Drogenkonsum
entzug mit all den damit verbundenen Konsequenzen,
man riskiert auch den Verlust des Versicherungsschut-
hinzu, ist die Mischung hochexplosiv. Unter solchen
Voraussetzungen ist vom Fahren abzusehen und lieber
zes sowie zivilrechtliche Folgen.
mit dem Taxi oder den öffentlichen Verkehrsmitteln
nach Hause zu fahren. Dort, wo dies nicht machbar
ist, sollten z. B. Fahrgemeinschaften gebildet werden.
Klar, dass der Fahrer „clean“ bleiben muss.
Mahnungen ernst nehmen
Wie die Unfallstatistik der Polizei beweist, schlagen
vor allem junge Autofahrer die Warnungen in den
• Bereits geringe Mengen Alkohol können z.B.
das Konzentrations- und Wahrnehmungsvermögen beeinflussen. Entfernungen werden nicht mehr richtig eingeschätzt, die
Reaktionsfähigkeit lässt nach, die Risikobereitschaft steigt.
• Medikamente und Drogen können die Fahrtüchtigkeit ebenso wie Alkohol beeinflussen.
• Risikoreich sind bei Drogen spätere, unvorhergesehene Rauschzustände (sog. Flashbacks).
• Besonders gefährlich kann die Wechselwirkung von Alkohol, Medikamenten und
Drogen sein.
• Eine fachliche Beratung über Dosierung
und Auswirkungen von Medikamenten ist
deshalb für die sichere Teilnahme am Straßenverkehr unerlässlich.
Regelung bei Drogen
Seit dem 01.08.1998 gilt laut § 24a Abs. 2
StVG: Es handelt u. a. derjenige ordnungswidrig, der unter Wirkung von Heroin, Morphin,
Cannabis, Kokain, Amphetaminen oder Designer-Amphetaminen (wie z. B. Speed und
Ecstasy) ein Kraftfahrzeug im Straßenverkehr
führt. Eine Bestrafung wegen Verstoßes gegen
das Betäubungsmittelgesetz kommt hinzu.
Noch keine festen Grenzwerte
Zur Beurteilung der Fahrtüchtigkeit gibt es, anders als
beim Alkoholkonsum, hinsichtlich Drogen- und Medikamentenmissbrauchs noch keine gesetzlich festgelegten Grenzwerte. Drogenkonsum ist nach Alkoholkonsum der häufigste Grund für eine MPU (siehe S. 4).
Es muss zur Verwirklichung einer Straftat (§§315c
Abs. 1 Ziff. 1, 316 StGB) anhand der vorliegenden
Ausfallerscheinungen im konkreten Einzelfall nachgewiesen werden, dass der betreffende Führer eines
Fahrzeugs nicht mehr in der Lage war, dieses sicher zu
führen.
tung gemäß §14 Fahrerlaubnisverordnung angeordnet. Diese Praxis ist geändert worden. Danach ist der
alleinige Besitz von geringen Haschischmengen kein
Das Bundesverfassungsgericht hat die Voraussetzungen für einen Test präzisiert. Der Besitz von geringen
Mengen an Haschisch ist demnach kein ausreichender
ausreichender Grund für einen Drogentest bzw. den
Entzug der Fahrerlaubnis.
Hinweis für Fahren unter Drogeneinfluss. Dagegen
kann die Polizei bei Cannabis-Resten im AutoAschenbecher davon ausgehen, dass der Fahrer unter
Einfluss der Droge am Steuer saß.
Haschisch-Besitz kein Grund für
Führerschein-Entzug
Wer nüchtern, aber mit wenigen Gramm Haschisch im
Auto erwischt wird, ohne dass Hinweise für einen
Bislang wurde bereits bei Besitz von Haschisch die
Fahreignung angezweifelt und eine MPU-Begutach-
Konsum vorliegen, darf nicht zu einem Drogentest
(zwecks Führerscheinentzugs) gezwungen werden.
Zwei Stunden nach ein bis zwei Joints entspricht das
Unfallrisiko in etwa dem von 0,5 bis 0,8 Promille.
ADACsignale 3
FAKTEN UND HINTERGRÜNDE
Alkohol
Alkoholhaltige Getränke gehören seit Jahrhunderten zur Geselligkeit und Fröhlichkeit
dazu und erfahren so eine außergewöhnlich
positive gesellschaftliche Wertschätzung.
Alkohol hat aber bereits in geringen Mengen
Auswirkungen auf das zentrale Nervensystem
und beeinflusst das Wahrnehmungs- und
Reaktionsvermögen. Alkoholkonsum vor oder
sogar während der Fahrt ist immer wieder
Ursache von Verkehrsunfällen mit zum Teil
erheblichen Sach- und/oder Personenschäden.
Alkoholische Getränke – ausgenommen Wein – sind
mit einer Alkoholsteuer belegt, durch die der Staat
jährlich rund 4 Milliarden Euro einnimmt. Für die
Alkoholwerbung wird in Deutschland ca. 1/2 Milliarde
die Nacht zecht, der ist selbst „am Morgen danach"
noch nicht ganz nüchtern. Auch unter günstigen Voraussetzungen werden pro Stunde nur etwa 0,1 Promille abgebaut.
Je nach Konstitution, Größe und Gewicht vertragen
Menschen Alkohol völlig unterschiedlich: Mehr als
0,3 Promille kann man schon leicht im Blut haben,
wenn man nur einen halben Liter Bier oder ein Viertel
Wein trinkt.
Alkoholisierte Fahrer riskieren – neben dem Führerschein und einer möglichen MPU –, dass die Versicherung nicht zahlt, wenn es zu einem Unfall kommt.
Mitfahrer oder andere Geschädigte können, wenn sie
bei einem solchen Unfall verletzt werden, Schmerzensgeld vom Fahrer fordern. Da kann es schnell pas-
Medikamente
Immer häufiger und bedenkenloser wird in
allen Schichten und Altersklassen nach Pillen
oder Tropfen gegriffen. Die Tendenz zur
Selbstmedikation steigt ebenfalls. Häufig werden auch schon bei Kindern und Jugendlichen
Arzneimittel gegen Stress eingesetzt. Die
möglichen Auswirkungen auf die Verkehrsteilnahme werden vielfach nicht bedacht oder
unterschätzt.
Schnelle Hilfe bei einer Erkältung versprechen Husten- und Grippemittel aus der Apotheke. Was viele
Verkehrsteilnehmer nicht wissen ist, dass auch
scheinbar harmlose Medikamente die Fähigkeit zur
sieren, dass aus Freunden Prozessgegner werden. Zu
den empfindlichen Strafen kommen so ganz erhebliche Kosten dazu. Und das schon ab 0,3 Promille!
Verkehrsteilnahme zum Teil deutlich herabsetzen können. Viele Arzneimittel haben neben den erwünschten
auch unerwünschte Wirkungen.
Mit so viel Promille
(0,3
steigt das Unfallrisiko
Alkohol zeigt Wirkung)
• Rund ein Fünftel aller Medikamente, die sich derzeit
geschätzt.
0,5
0,6
doppelt
3-fach
Wie stark Alkohol das Leistungsvermögen beeinträchtigt, davon haben viele nur einen grobe Vorstellung.
Neben den in der Abbildung unten aufgezeigten Wirkungen kommen hinzu:
0,8
1,0
1,2
1,4
1,6
4-fach
8-fach
10-fach
20-fach
36-fach
Euro ausgegeben. Alkoholmissbrauch verursacht aber
auch erhebliche volkswirtschaftliche Schäden wie
Produktionsausfälle, Belastung des Gesundheitswesens und natürlich Verkehrsunfälle. Die Gesamtkosten
hierfür werden auf 15 bis 40 Milliarden Euro p. a.
• Einschränkung der Selbstkritik
• Abbau von Hemmungen
• Erhöhung der Risikobereitschaft
• Nachlassen der Bewegungskoordination
• Steigerung von Aggressionen
• Fehleinschätzungen von Gefahren
All diese Beeinträchtigungen kommen im Verkehr
schon ab kleinen Mengen Alkohol zum Tragen. Kör-
Was ist eine MPU?
Die medizinisch-psychologische Untersuchung (umgangssprachlich auch „Idiotentest“ genannt) ist ein
behördlich oder gerichtlich angeordnetes Verfahren,
mit dem geprüft wird, ob ein „Verkehrssünder“ geeignet ist, im Straßenverkehr ein Fahrzeug zu führen.
Dabei geht es im Wesentlichen nicht um die Überprüfung von Wissen oder Können, sondern um die „charakterliche Eignung“. Zur medizinisch-psychologischen
auf dem Markt befinden, können beispielsweise das
Reaktionsvermögen beeinträchtigen.
• Vorsichtige Schätzungen gehen davon aus, dass
schon bei jedem fünften Verkehrsunfall Medikamente im Spiel sind. Genauere Zahlen gibt es nicht,
denn es kann nach einem Unfall schwer entschieden
werden, ob ein Autofahrer unter Schock oder unter
Medikamenteneinwirkung steht. Die Wirkung von
Medikamenten auf den Autofahrer kann ähnlich
fatal sein wie die von Alkohol.
• 80 Prozent aller Verkehrsteilnehmer, die Medikamente einnehmen, wissen nicht, dass ihre Fahrtüchtigkeit dadurch beeinflusst werden kann.
Am nächsten Morgen immer noch nicht
nüchtern
Untersuchung muss, wer:
• alkoholisiert (immer bei mehr als 1,6 Promille, evtl.
auch eher) oder unter Drogen-/ Medikamenteneinfluss gefahren ist
Ob ein Medikament die Verkehrstüchtigkeit beeinträchtigt, hängt von verschiedenen Faktoren ab.
Wichtig ist zum Beispiel, wie der Körper das Präparat
aufnimmt. Dabei spielen Alter, Geschlecht, Körperbau
und Gewicht eine entscheidende Rolle. Aber auch
Grunderkrankungen, Dosierung und Einnahme weite-
Vielen ist auch nicht bewusst, wie lange Alkohol im
Körper bleibt und das Fahrvermögen beeinträchtigt.
Der Abbau geschieht recht langsam: Wer bis spät in
• mit stark überhöhter Geschwindigkeit gefahren ist
• es aus anderen Gründen auf mehr als 18 Punkte im
Verkehrszentralregister in Flensburg bringt
rer Medikamente sind von Bedeutung. Manche Präparate schränken die Fahrtüchtigkeit nur kurz nach der
Einnahme ein, andere wiederum über einen längeren
perliche oder seelische Beeinträchtigungen verstärken
die Wirkung des Alkohols zusätzlich.
Wirkung des Alkohols auf das Gehirn
☛ Verschlechterung des Wahrnehmungsvermögens
☛ Falsche Entfernungseinschätzung
☛ Rotschwäche
☛ Gestörte Hell-/ Dunkelanpassung
☛ Verminderte Reaktionsfähigkeit und Aufmerksamkeit
☛ Gleichgewichtsstörungen
☛ Tunnelblick
4 ADACsignale
Zeitraum. Deshalb ist es wichtig, die Arzneimittelgruppen zu kennen, bei denen Vorsicht geboten ist.
Wichtig: Bestimmte Medikamente können sich auch
gegenseitig beeinflussen. So kann beispielsweise das
ansonsten relativ harmlose Vitamin C die Wirkung von
barbiturathaltigen Medikamenten verstärken. Noch
unheilvoller ist die Wechselwirkung von Alkohol und
Medikamenten. Alkohol kann den Verbleib von Medikamenten im Körper verlängern – auch wenn Alkohol
erst Stunden nach der Medikamenteneinnahme konsumiert wird.
FAKTEN UND HINTERGRÜNDE
Drogen
Schon bei relativ niedrigen Geschwindigkeiten,
wie z. B. im Stadtverkehr bei 30 km/h, bedeutet
eine leicht verzögerte Reaktion einen Unterschied von mehreren Metern, bis man das Fahrzeug zum Stehen bringt. Meter, die entscheidend sein können. Besonders gefährlich ist,
dass sich viele Fahrer trotz verminderter Fahrtüchtigkeit noch fit für den Straßenverkehr
halten. Ein trügerisches Gefühl, denn mit einem
Hustenblocker im Blut kann die Reaktion um
20 Prozent langsamer sein.
• Schmerzmittel und Antirheumatika
Starke Schmerzmittel können zu Benommenheit
oder extremen Stimmungsschwankungen führen. In
einigen Fällen verengen sich die Pupillen, wodurch
besonders das Sehen im Dunkeln erschwert wird.
Problematisch ist auch das in manchen Schmerzmitteln enthaltene Koffein: Es muntert zunächst auf,
kann dann aber zu plötzlicher Ermüdung führen.
• Barbiturate
Starke Schlafmittel sind oft auch am nächsten Tag
noch wirksam. Wenn man also morgens Auto fahren muss, sollten die Tabletten auf keinen Fall erst
spät in der Nacht eingenommen oder gar nachdosiert werden.
Ähnlich wie Alkohol und Medikamente verringern
auch Drogen die nötige Leistungsfähigkeit beim
(Auto-)Fahren. Insbesondere die sowieso schon stark
gefährdete Personengruppe der 18- bis 25-jährigen
Fahrer konsumiert vermehrt Drogen, fühlt sich aber
noch fahrtüchtig und setzt sich ans Lenkrad.
Das Bundeskriminalamt registriert immer mehr Erstkonsumenten von Ecstasy, seit 1995 hat sich die Zahl
fast verdreifacht, wobei mit einer hohen Dunkelziffer
gerechnet werden muss.
Krampfanfällen. Besonders im Zusammenwirken mit
Alkohol tritt rasch Fahruntüchtigkeit ein.
• Aufputschmittel
können Unruhe und starke Erregbarkeit bewirken.
Die besondere Gefahr dabei ist, dass die aufputschende Wirkung nach einiger Zeit durch Müdigkeit
abgelöst werden kann und man dann – womöglich
am Steuer! – einschläft. Derartige Substanzen sind
Problem des Nachweises
übrigens auch in einigen Schlankheitspillen (so
genannte Appetitzügler) enthalten.
fahrer immer wieder aus folgenden Gründen:
- Mangelhafte Kenntnisse der noch ungeschulten
Polizeibeamten und vielfach auch der Ärzte über die
• Einige Medikamente gegen Muskelverspannungen enthalten Substanzen, die beruhigend wirken
Wirkung von Drogen und Medikamenten, insbesondere über das Erscheinungsbild der Betroffenen.
- Mangelnde Kenntnisse über die Wechselwirkung von
Medikamenten und Drogen, insbesondere im Zusam-
und dadurch ebenfalls das Reaktionsvermögen beeinträchtigen können.
• Hustenblocker
haben oft einen dämpfenden Einfluss auf das zentrale Nervensystem. Bei derartigen Präparaten –
selbst bei rezeptfreien – muss man mit einer Beeinträchtigung des Fahrvermögens rechnen, vielfach
sind sie – wie z. B. auch Stärkungsmittel oder homöopathische Mittel – selbst alkohol- oder codeinhaltig.
• Bei der Einnahme von Psychopharmaka
ist vor allem anfänglich die Wirkung auf die Psyche
besonders stark. Vom Autofahren sollte in dieser
Zeit abgesehen werden. Mittel mit Wirkung auf die
seelische Verfassung haben üblicherweise zentral
dämpfende Eigenschaften, die durch andere Arzneimittel oder schon kleinste Mengen an Alkohol noch
verstärkt werden.
• Medikamente gegen Augenkrankheiten
Sie können die Sehleistung so stark herabsetzen,
dass man sich auf keinen Fall ans Steuer setzen
sollte.
• Antihistaminika
Produkte gegen Allergien, Brechreiz und Reisekrankheit bewirken häufig Müdigkeit und können
abhängig von der Dosis, die Fahrtauglichkeit beeinträchtigen.
• Mittel gegen Diabetes
Besonders zu Behandlungsbeginn, aber auch im
Zusammenspiel mit anderen Medikamenten, kann
Unterzuckerung auftreten und zu Konzentrationsstörungen, Zittern, Angstgefühlen und Herzrasen
führen.
• Benzodiazepine
Diese Präparate dienen zur Beruhigung und Angstlösung und stellen eine Gefahr dar, denn angesichts
langer Halbwertzeiten von bis zu 24 Stunden können bei regelmäßiger Einnahme Dosiserhöhungen
im Körper entstehen. Es können dann Rausch, Verwirrtheit und Gleichgewichtsstörungen auftreten.
Entzugserscheinungen beim Absetzen treten zum
Teil verzögert ein (oft erst nach Wochen) und reichen von Unruhe und Angst bis zum Delirium und
Cannabis ist fast schon zu einer Alltagsdroge geworden und folgt auf Platz drei gleich hinter Alkohol und
Tabak. Dies schlägt sich auch bei den MedizinischPsychologischen Untersuchungen (MPU) nieder; der
Anteil der Drogen- oder Medikamentenkonsumenten
erhöht sich ständig.
• Blutdruck senkende Mittel
können zu Schwindel und zu starkem Blutdruckabfall in der Phase der Dosisfindung führen, beeinträchtigen aber auch generell oft die Fahrtauglichkeit.
• Alkoholhaltige Arzneimittel
sollen nicht eingenommen werden, wenn man noch
fahren muss.
Obwohl viele Polizeibeamte inzwischen geschult sind,
scheitert die Entdeckung drogenbeeinflusster Kraft-
menspiel mit bereits geringen Mengen an Alkohol.
- Kein spezifischer Atemgeruch wie beim Alkohol.
- Zum Teil kurze Wirkungsdauer von Drogen (und
Medikamenten); Symptome können bis zur ärztlichen Untersuchung bereits weitgehend abgeklungen
sein. Dadurch ergeben sich Diskrepanzen zwischen
polizeilichen Aussagen und ärztlichem Untersuchungsbefund.
Drogenschnelltests
In den letzten Jahren wurden immer öfter Autofahrer
in Massentests auf Drogen überprüft. Neue Messgeräte sollen den Nachweis erbringen.
So können z. B. mit einem nur etwas mehr als kugelschreibergroßen Testgerät Opiate, Kokain, Cannabis
und Amphetamine durch Abwischen von (Haut-)Oberflächen im Schnelltest angezeigt werden.
Kommt das Testgerät mit den Schweißperlen eines
Drogenkonsumenten in Kontakt, verfärbt sich ein weißer Streifen innerhalb weniger Minuten.
In diesem Fall muss der mögliche Drogenkonsument
zur Blutprobe. Erst dieses Resultat gilt als Beweismittel und kann zu einer Geldbuße oder zum Fahrverbot
führen. Bei nachgewiesener Fahruntüchtigkeit droht
die Entziehung der Fahrerlaubnis.
Der Drogenschnelltest ist derzeit in der Versuchsphase
und seine Beweisfähigkeit noch nicht völlig gesichert.
ADACsignale 5
FAKTEN UND HINTERGR
Illegale Drogen
Schnüffeln
Zum Konsum von Drogen zählt auch das Schnüffeln
von Lösungsmitteln und Klebstoffen. Denn diese Stoffe verursachen nicht nur schwere gesundheitliche
Schäden, sie schränken auch die Reaktionsfähigkeit
und damit die Fahrtüchtigkeit ein.
Cannabis
Zu den Cannabis-Präparaten gehören einerseits Marihuana (getrocknetes Gras, Blätter und Stängel der
Hanfpflanze) und andererseits Haschisch (besteht aus
dem Harz der Hanfpflanze). Marihuana und Haschisch
werden meist mit Tabak vermischt in einem „Joint“
geraucht. Seltener ist die Zugabe z. B. in Tees, Keksen
oder Kuchen oder das Rauchen in Wasserpfeifen.
Die Wirkung ist individuell sehr unterschiedlich. In
niedrigen Dosen bewirkt es meist ein subjektives
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Kokain zeigt sich in einer starken Erregung des zentralen Nervensystem, Über-
aktivität, Euphorie, sexuelle Erregung, Hemmungslosigkeit, Allmachtsgefühl und Sinnestäuschungen.
Wenn diese subjektiv als positiv empfundenen Symptome aufhören, wird oft ein depressions-ähnlicher
Absturz erlebt, der von Kopfschmerzen, Benommenheit und Ohnmacht begleitet sein kann.
Bei längerem Kokainkonsum kann sich sowohl eine
seelische als auch eine körperliche Abhängigkeit entwickeln. Dies gilt auch für Crack, eine chemische
Abwandlung des Kokains. Es handelt sich dabei um
mit Backpulver aufgekochtes Kokain. Diese Droge
kann bereits bei der ersten Anwendung abhängig
machen und ist deshalb zu einem großen Problem
geworden. Crack wird geraucht, wobei ein knackendes
stark psychisch und physisch abhängig.
Heroin wirkt euphorisierend, angst- und schmerzlösend und nach einem anfänglichen Hochgefühl stellen
sich angenehme und beruhigende Empfindungen ein.
Allerdings kommt es schnell zur Abhängigkeit. Die
Droge wird dann gebraucht, um ein einigermaßen
normales Funktionsniveau aufrecht zu erhalten und
um Entzugssymptome zu vermeiden – es müssen
immer höhere Dosen genommen werden, um diesen
Zustand zu erreichen. Somit dreht sich das Leben von
Heroinsüchtigen meist nur noch um die Beschaffung
der nächsten Dosis.
Die größte Gefahr bei der Heroinsucht ist eine Überdosis, welche das Atemzentrum im Gehirn lähmt und in
Wohlbefinden, gehobene Stimmung und Gesprächigkeit. Manche werden jedoch ängstlich, misslaunig und
Geräusch entsteht – daher auch der Name.
vielen Fällen zum Tod führt. Beim Absetzen von Heroin
empfindlich. Zu den körperlichen Veränderungen
gehören gerötete Augen, beschleunigter Puls, erhöhter Blutdruck, gesteigerter Appetit, Mundtrockenheit,
Benommenheit und Übelkeit. In hohen Dosen bewirkt
Cannabis Veränderungen in der Wahrnehmung,
Opiate
kommt es zu sehr starken körperlchen Entzugserscheinungen, die ca. eine Woche und länger dauern.
Opium wird aus Schlafmohn gewonnen. Zunächst
erfolgt die Gewinnung von Rohopium durch horizon-
Amphetamine
manchmal kommt es zu Halluzinationen oder Wahn-
tales oder vertikales Anritzen der grünen Kapseln der
Pflanze rund 8 bis14 Tage nach dem Abfallen von
deren Kronblättern und danach das Abkratzen des
vorstellungen.
Cannabis kann zur Abhängigkeit führen, meist jedoch
„nur“ zur psychischen.
ausgetretenen, erhärteten und braun verfärbten
Milchsafts am nächsten Morgen. Rund 20.000 Mohnkapseln liefern 1 kg Opium.
Kokain
Zu den Opiaten gehören Opium, Morphium und Heroin. Morphium und Heroin werden aus Opium gewon-
Kokain wird aus den Blättern der Kokapflanze gewonnen und gehört zu den natürlichen Stimulanzien,
kann aber auch vollsynthetisch erzeugt werden.
Kokain vereint die Wirkung eines Aufputschmittels
nen. Heroin wurde ursprünglich als Ersatzmittel für
Morphium eingeführt und man nahm damals an, dass
es kein Suchtpotential besitzt. Dies stellte sich jedoch
Rechtliche Folgen
Alkoholgehalt
im Blut
Wenn keine Anzeichen für
Fahrunsicherheit vorliegen
ab 0,3 Promille
Wenn Anzeichen für
Fahrunsicherheit vorliegen
Wenn es zu einem
Unfall kommt
7 Punkte (VZR Flensburg)
Geld- oder Freiheitsstrafe
Führerscheinentzug
7 Punkte (VZR Flensburg)
Geld- oder Freiheitsstrafe
Führerscheinentzug
+ Schadenersatzforderungen
ab 0,5 Promille
4 Punkte (VZR Flensburg)
Geldbuße (250 € – 1.500 €)
Fahrverbot (1 – 3 Monate)
wie bei 0,3 Promille
wie bei 0,3 Promille
ab 1,1 Promille
7 Punkte (VZR Flensburg)
Geld- oder Freiheitsstrafe
Führerscheinentzug
wie bei 0,3 Promille
wie bei 0,3 Promille
4 Punkte (VZR Flensburg)
Geldbuße (250 € – 1.500 €)
Fahrverbot (1 – 3 Monate)
und u. U. Strafe nach
Betäubungsmittelgesetz
wie bei 0,3 Promille
wie bei 0,3 Promille
Drogen
In den meisten europäischen Ländern gilt ebenfalls die 0,5-Promille-Grenze. Insbesondere in den Ländern Osteuropas und in Schweden gelten noch strengere Regelungen. Die 0,0-Promille-Regelung gilt in Rumänien, Tschechien,
Ungarn, Lettland, Litauen und der Slowakei.
6 ADACsignale
Amphetamine sind synthetisch hergestellte Drogen,
die als Aufputschmittel dienen. Sie steigern die Leistungsfähigkeit und wirken euphorisierend. In hohen
Dosen oder über längere Zeit eingenommen können
sie zu Ruhelosigkeit und Schlafstörungen führen und
sogar Psychosen mit Wahnvorstellungen hervorrufen.
Es baut sich sehr schnell eine Amphetamintoleranz
auf, so dass man leicht in eine Abhängigkeit gerät.
Designerdrogen und Halluzinogene
Designerdrogen, also im Labor hergestellte Drogen,
sind in ihrer Wirkung völlig unkontrollierbar, da die
Zusammensetzung variiert.
Ecstasy (XTC) ist wegen seiner aufputschenden Wirkung und wegen seines relativ geringen Preises bei
jungen Konsumenten immer mehr gefragt. Die „Pillen“
sind zudem in der Disco-Szene leicht zu kriegen.
Auch LSD ist eine synthetisch hergestellte Droge und
gehört zu der Gruppe der Halluzinogene. LSD bewirkt
nach der Einnahme eine Intensivierung und Verzerrungen der Wahrnehmung, führt zu starken Sinnestäuschungen und unkontrollierten Handlungen. So werden beispielsweise Details überdeutlich wahrgenommen, Farben werden leuchtender gesehen oder
Geräusche werden deutlicher gehört. Menschen, Dinge
oder Figuren werden halluziniert. Körperlich kommt es
zur Erweiterung der Pupillen, Schwitzen, verschwommenem Sehen, Tremor und Koordinationsstörungen.
Etwa ein Viertel der LSD Benutzer erleben Sinnestäuschungen oder emotionale Veränderungen, auch
noch lange nachdem das LSD den Körper verlassen
hat. Dieses nennt man Flashbacks und sie können völlig unvorhersagbar noch Tage oder Monate nach der
letzten LSD-Erfahrung auftreten.
TIPPS FÜR DIE PRAXIS
„Alkohol und Drogen“
– ein Thema für alle
Verkehrserziehung beschäftigt sich schon lange nicht mehr nur mit der
Vermittlung von Regeln, sondern stellt den Verkehrsteilnehmer mit allen
seinen biologischen, physiologischen und psychologischen Facetten in
den Mittelpunkt. Bei den Themen Alkohol, Medikamente und Drogen
sind die Anknüpfungspunkte im Unterricht bei fast allen Altersstufen
und in vielen Fächern vielfältig und Verkehrserziehung deckt die drei
Bereiche der Gesundheits-, Sozial- und Sicherheitserziehung ab.
Konsumenten werden
immer jünger
Bereits 5 % der Zwölfjährigen
geben an, regelmäßig Alkohol zu
trinken, 7% greifen regelmäßig
zur Zigarette. Damit hat sich dieser Anteil in den vergangenen
zehn Jahren etwa verdoppelt.
Einen ähnlichen Anstieg verzeichnen auch die illegalen Drogen. Für 4 % der 15-Jährigen
gehört der Konsum von Haschisch zum Alltag. Der regelmäßige Konsum von Ecstasy ist im
gleichen Zeitraum von praktisch
Null auf 4% geklettert. Die Ergebnisse basieren auf einer repräsentativen Befragung von rund 2000
Kindern und Jugendlichen.
Folgende psychosoziale Motive, die eng
mit den psychischen und sozialen
Anforderungen des Jugendalters verknüpft sind, spielen eine wichtige Rolle:
• Erprobung von Grenzen und neuen
Erfahrungen
• Thrill und Nervenkitzel
• Stressbewältigung und Betäubung
• Möglichkeiten der Kontaktaufnahme
• Gruppenzwang/Peer Group: Integra-
Die Kenntnis möglicher „Gründe“ für
den Konsum verschiedener „Drogen“
erlaubt, gezielter die entsprechenden
sozialen und psychischen Faktoren bzw.
Verhaltensweisen zu beeinflussen.
Da die Konsumenten von legalen und illegealen Drogen immer jünger werden, muss
die Prävention sehr früh einsetzen. Die Zusammenarbeit mit den Drogenberatungslehrkräften/Drogenbeauftragten ist hierbei sehr wichtig.
Suchtprävention ist zwar ein Bestandteil der Gesundheitserziehung, jedoch erhält
die sozialerzieherische Komponente besonderes Gewicht, wenn es um die schwierige Aufgabe geht, bei den Schülern positive Einstellungen zu Normen, Geboten und
Verboten zu entwickeln, sowie Verhaltensänderungen zu initiieren. Hierzu gibt es
eine Fülle von verkehrspädagogischen Bezügen.
Klasse 5 bis 10
Biologie:
Naturbedingt sind die Bezüge vielfältig,
die sich bei der Behandlung des
• Provokation
• Vorwegnahme von Erwachsenenverhalten
menschlichen Organsystems sowie der
Sinnes- und Nervenfunktionen herstellen lassen:
• Alkohol, Medikamente und Drogen als
Risikofaktoren
• Alkohol-Resorption, -Diffusion und
-Elimination
• Informationsaufnahme und -verarbeitung
• Beeinträchtigungen der visuellen und
akustischen Wahrnehmungsfähigkeit
• Verkehrsgerechte Körperverfassung
• Bewegung – Leistung verschiedener
Organsysteme
• Drogentherapie
alkoholische Getränke schon Kindern
bei z. B. Familienfeiern o. Ä. erlaubt.
Mit Medikamenten verhält es sich nicht
anders. Schule ist für viele Stress, weil
säumen, anstatt sie ins Bett zu stecken.
Für Kinder wird so der Griff zur Tablette
zu einer ganz normalen Sache.
Häufig wird Sucht mit Drogenkonsum gleichgesetzt. Das bedeutet aber eine unzulässige Einschränkung, da man auf sehr viele, recht verschiedene Substanzen (und
auch Handlungen) süchtig werden kann. Neben Drogen müssen vordringlich die
Aspekte Alkohol und Medikamente im Unterricht thematisiert werden.
tion in die Gruppe der Gleichaltrigen
• Rebellion gegen die Eltern
„Ars bibendi“ – schon die Römer
schätzten sie und nicht selten werden
Eltern Leistungen fordern, die von den
Kindern nur schwer erbracht werden
können. Nicht zuletzt deshalb werden
schon die Jüngsten mit Beruhigungsmitteln oder leistungsfördernden Präparaten voll gestopft. Oft „verordnen“
Eltern den Kindern auch z. B. Grippemittel, damit sie die Schule nicht ver-
Im Unterricht über das Thema Alkohol und Drogen reden?
Nicht leicht, aber in fast jedem Unterrichtsfach stecken viele
Möglichkeiten.
Physik:
Disco-Unfälle
Ein trauriges Kapitel sind die DiscoUnfälle. Die meisten Unfälle, bei denen
Jugendliche zwischen 15 und 25 Jahren
ihr Leben lassen, passieren im Zusammenhang mit Disco-Besuchen. Besonders in ländlichen Gebieten spielt der
„Disco-Tourismus“ eine wichtige Rolle.
Aber es werden nicht nur die Führerscheinneulinge verletzt oder getötet,
ganz oft sind die mitfahrenden Mädchen betroffen, die sich in keinster
Weise bewusst sind, wie unvereinbar
Alkohol- oder Drogengenuss und Autofahren sind, und somit unbekümmert in
Innerhalb der „Optik“ und „Mechanischen Energie“ bieten sich viele Möglichkeiten zu Exkursen an:
• Grunderscheinungen des Lichts
• Untersuchung des Sehvorgangs
• Dispersion und Farben
• Reaktionsweg, Bremsweg, Anhalteweg
Mathematik:
Interessante Ansätze gibt es hier bei
der Behandlung des Funktionsbegriffes
oder der linearen Funktionen und der
quadratischen Gleichungen:
• Teilstrecken des Überholweges und
ihre Berechnung
• Zusammensetzung und Berechnung
des Anhalteweges
• Erstellung und Auswertung von
Unfallstatistiken
Eine Behandlung des Themas „Alkohol“
bietet sich bei der Durchnahme von
Prozent-/Promille-Rechnungen an.
Deutsch:
Bereits in den Klassen 5 und 6 kann das
Verhalten anderer Verkehrsteilnehmer
anhand von Unfallberichten beschrieben und beurteilt werden. Erörterungen
zu den Themen „Alkohol und Drogen“,
„Risiko“, „Rücksicht“, „Aggression“ und
„Gruppenverhalten“ führen die Schüler
ab der 8. Klasse zu einer reflektierenden
Auseinandersetzung mit Suchtmitteln
und deren Auswirkungen. Unterstützt
wird dies durch die Analyse entsprechender Zeitungsberichte oder Werbetexte.
Religion/Ethik:
Bei der Behandlung nachfolgender Themenkreise entsteht ein enger Bezug zur
Drogenthematik:
• Leben in der Gruppe
• Konsum- und Freizeitverhalten
• Konflikte im Jugendalter
• Erfahrung von Identität
• Normen und Gebote
• Regelungen menschlichen
Zusammenlebens
• Verantwortung für sich und andere
• Erkennen von Drogenmissbrauch
das Fahrzeug ihrer Freunde einsteigen.
ADACsignale 7
TIPPS FÜR DIE PRAXIS
Praktische Tipps
Im Unterricht über das Thema Alkohol und Drogen reden?
Sozialkunde:
Musik:
Die Orientierung des Schülers in der
Gesellschaft muss das zentrale Thema
sein. Es gilt zu verdeutlichen, inwieweit
Gruppennormen und -sanktionen Ein-
Hier kann vor allem auf die Rockmusik
der Zeit um 1970 (Hippie-Kultur,
Woodstock-Generation) eingegangen
werden. Innerhalb eines Jahres waren
fluss auf das Verhalten des Einzelnen
haben können.
damals viele Stars der Rockmusik mehr
oder weniger direkt an Drogenkonsum
gestorben, und in ihrer Musik spiegelt
sich ihr „way of life“ wider.
Wirtschaft/Recht:
Im Unterricht sollen die rechtlichen und
wirtschaftlichen Folgen von alkoholbedingten Verkehrsunfällen behandelt
werden. Durch die Einladung eines
Richters in die Schule oder den Besuch
einer Gerichtsverhandlung kann den
Schülern sehr schnell deutlich gemacht
werden, welche Folgen eine Verkehrsteilnahme unter Alkohol oder anderen
Rauschmitteln nach sich ziehen kann.
Die Jugendlichen, die noch keinen Führerschein haben, sollten erfahren, dass
sie mit Sperrfristen belegt werden können, wenn sie alkoholisiert im Straßenverkehr „erwischt“ werden. Dasselbe
gilt bei Drogenauffälligkeit. Die Folge:
Mit Erreichen des 18. Lebensjahres
kann der Führerschein nicht sofort erworben werden.
Kunsterziehung/Werken:
Ab der 9. Klasse ist eine bildhafte Umsetzung von Empfindungen, Halluzinationen oder Rauschzuständen möglich.
Denkbar sind außerdem Plakatwettbewerbe im Rahmen von Anti-DrogenKampagnen.
Sport:
Schon in den unteren Klassen kann herausgestellt werden, in welchem Zusammenhang körperliche Fitness und Leistungsvermögen zu sehen sind. Bei
Übungen zur Bewegungskoordination,
motorischen Anpassungsfähigkeit und
Bewegungssicherheit sollte auf mögliche leistungsmindernde Faktoren eingegangen werden. Das Thema Doping
eignet sich sicherlich im sportlichen
Bereich als guter Einstieg.
Sportler und Prominente als positive
und negative Vorbilder können herangezogen werden, oder die Kampagne
„Keine Macht den Drogen“.
8 ADACsignale
• Egal ob Auto, Motorrad oder Fahrrad: Wer noch fahren will, sollte die Finger
von Alkohol, Medikamenten und Drogen lassen. Gar nicht erst anfangen ist besser! Die Wirkung ist immer unkalkulierbar, z. B. sind bei Alkohol 0,3 Promille
schnell erreicht! Der Konsum von Drogen ist auch außerhalb des Straßenverkehrs
ein gefährliches Spiel und ist neben der Suchtgefahr und der allgemeinen Strafbarkeit mit dem Führen eines Kraftfahrzeuges absolut unvereinbar.
• An Wechselwirkungen von Alkohol und Medikamenten denken!
• Bei der Einnahme von Medikamenten immer den Beipackzettel lesen! Wie heißt
es doch: Fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker!
• Vor der Feier entscheiden, wer fahren soll und deshalb „trocken“ bleibt!
• Nicht mitfahren, wenn der Fahrer getrunken hat, sondern versuchen, ihn vom
Fahren abzuhalten!
In der gymnasialen Oberstufe
und an Berufsschulen
Wenn man als Beifahrer merkt, dass der Fahrer angetrunken oder auch nur beschwipst ist, oder Drogen konsumiert hat, muss man ihn dazu bringen, das Auto
stehen zu lassen, denn auch als Beifahrer trägt man Verantwortung. Man kann
Dieser Altersstufe eröffnen sich auf
Grund der verstärkt einsetzenden mo-
sogar den Führerschein verlieren, wenn man den betrunkenen oder angetörnten
Fahrer nicht vom Fahren abhält!
• Fahrzeugführer nie zur Einnahme von Alkohol, Medikamenten und Drogen
animieren!
torisierten Teilnahme am Straßenverkehr ganz neue Freiräume, die zusätzliche Gefahren in sich bergen. Sie sind
jetzt nicht nur zu anderen Zeiten unterwegs, es steigt auch die Wahrscheinlichkeit, mit der scheinbar harmlosen
Droge „Alkohol“ sowie den harten Drogen und „Partydrogen“ nähere Bekanntschaft zu schließen. Die Schüler sollen
sich daher mit den psychischen und
physischen Unzulänglichkeiten des
Menschen als Unfallursache auseinander setzen und Folgerungen für das
eigene Verhalten ziehen können. Einsichten über die Beeinträchtigungen
des Leistungsvermögens und physikalische Gesetzmäßigkeiten werden über
den naturwissenschaftlichen Unterricht
vermittelt. In den sozialwissenschaftlichen Fächern können die vielfältigen
Rechtsfolgen und wirtschaftlichen Auswirkungen alkoholbedingter Unfälle
behandelt werden. Die Fächer Deutsch,
Religion oder Ethik decken den emotionalen und verhaltensorientierten
Bereich ab.
Projektarbeit:
Die Form der fächerübergreifenden Studien- oder Projekttage ist besonders
geeignet, um Jugendliche innerhalb
ihres sozialen Umfeldes zu mitverantwortlichen Handeln anzuhalten. Das
Thema „Drogen als Risikofaktoren im
Straßenverkehr“ bietet sich als Schuloder Klassenprojekt geradezu an.
• Alkoholfreie Getränke bei Feiern bereitstellen und anbieten!
• Jeder hat eine Mitverantwortung gegenüber seinen Gästen. Deshalb für sichere
Heimfahrt sorgen (Taxi, ÖPNV,...) oder eine Schlafgelegenheit organisieren!
In eigener Sache
In der Regel bieten wir zusätzliches kostenloses Informationsmaterial an. Wir haben
dieses Mal bewusst darauf verzichtet, da zur Alkohol-, Drogen- und Medikamentenproblematik viele Stellen gutes Material für Schulen anbieten. Hier nur eine Auswahl.
Verkehrsspezifische Seiten:
Deutscher Verkehrssicherheitsrat: http://www.dvr.de
Bund gegen Alkohol und Drogen im Straßenverkehr: http://www.bads.de
Bundesanstalt für Straßenverkehrswesen: http://www.bast.de
Allgemeine Informationen zur Drogenproblematik:
Bundesgesundheitsministerium: http://www.bmgesundheit.de/
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: http://www.bzga.de/
Deutsche Hauptstelle gegen Suchtgefahren
(Jahrbuch und Zeitschrift „Sucht“): http://www.dhs.de
Fachverband Drogen und Rauschmittel (Stellungnahmen und Publikationen
zu allgemeinen Drogenfragen): http://www.fdr-online.info/
Bundesverband der Elternkreise drogengefährdeter und drogenabhängiger Jugendlicher e. V. (BVEK): http://home.snafu.de/bvek/
Impressum
ADACsignale
Informationen und Tipps für die Schule
Herausgegeben von der ADAC Zentrale, München
Verantwortlich: Beate Pappritz, Leitung Verkehrssicherheitsprogramme (VSP)
Redaktion: Renate Rössle-Ståhl, Bereich VSP
Am Westpark 8, 81373 München, Tel: (089) 76 76 24 73 Fax: (089) 76 00 208
E-Mail: [email protected], Fotos/Graphiken: ADAC
Nachdruck und Kopien mit Quellenangabe gestattet. Ausgabe 24, Juli 2003
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