Fachhochschule Südwestfalen | Campus Soest Fachbereich Maschinenbau- und Automatisierungstechnik SG Design- und Projektmanagement | Wintersemester 2016 Bachelor Thesis Identifikation der eingesetzten Methoden und Tools im Produktmanagement - Eine empirische Untersuchung Zur Erlangung des akademischen Grades Bachelor of Arts (B.A.) Name | Olga Gol Matrikel Nr. | 10033489 Adresse | Feldstr. 9a, 59494 Soest Telefon | 0176 996 450 37 E-Mail | [email protected] Erstprüfer | Prof. Dr. phil. Ulrich Kern Zweitprüfer | Julian Unzner (geb. Zenker) Abgabedatum | 22.02.2016 Bachelor Thesis Inhalt Abbildungsverzeichnis ............................................................................................................................ II Tabellenverzeichnis ................................................................................................................................ II Abkürzungsverzeichnis .......................................................................................................................... III 1 Einleitung ............................................................................................................................................. 1 1.1 Problemstellung ............................................................................................................................ 1 1.2 Aufgabenstellung und Ziel der Arbeit............................................................................................ 2 1.3 Methoden und Vorgehensweise ................................................................................................... 3 2 Begriffsdefinitionen und theoretische Grundlagen ............................................................................ 3 2.1 Geschichtlicher Hintergrund des Produktmanagements .............................................................. 4 2.2 Definition Produktmanagement.................................................................................................... 4 2.3 Grundlegende Aufgaben im Produktmanagement ....................................................................... 6 2.3.1 Aufgaben im Produktlebenszyklus ......................................................................................... 7 2.3.2 Struktur der Aufgaben im Produktmanagement ................................................................... 9 2.4 Organisatorische Eingliederung des Produktmanagements ........................................................ 9 2.5 Zukünftige Entwicklungen im Produktmanagement ................................................................... 11 3 Empirische Untersuchung .................................................................................................................. 11 3.1 Wahl der Informationsquelle sowie Erhebungsmethode ........Fehler! Textmarke nicht definiert. 3.2 Auswahl der Umfrage-Partner .................................................................................................... 12 3.3 Aufbau und Inhalt der Umfrage .................................................................................................. 12 3.4 Vorstellung der Ergebnisse der Umfrage .................................................................................... 13 4 Die bewährtesten Methoden und Tools im Produktmanagement .................................................. 20 4.1 Methoden und Tools zur Analyse der Umwelt............................................................................ 21 4.2 Methoden und Tools zur Analyse des Unternehmens ................................................................ 22 4.3 Methoden und Tools zur Analyse des Marktes ........................................................................... 25 4.4 Methoden und Tools zur integrierten Analyse des Marktes und des Unternehmens ................ 27 4.5 Methoden und Tools zur Lösung von Problemen und Entwicklung neuer Ideen ....................... 29 5 Fazit und Ausblick .............................................................................................................................. 33 Quellenverzeichnis ............................................................................................................................... 35 Ehrenamtliche Erklärung ...................................................................................................................... 38 Anhang .................................................................................................................................................. 39 I Bachelor Thesis Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Dimensionen eines Produktes ........................................................................................... 5 Abbildung 2: Kernaufgaben im Produktmanagement ............................................................................ 7 Abbildung 3: Produktmanagement in der Linienorganisation .............................................................. 10 Abbildung 4: Produktmanagement in der Matrixorganisation ............................................................. 10 Abbildung 5: Anzahl der dpm-Abschlüsse ............................................................................................. 14 Abbildung 6: Methoden und Tools zur Analyse der Umwelt ................................................................ 16 Abbildung 7: Methoden und Tools zur Analyse des Unternehmens .................................................... 16 Abbildung 8: Methoden und Tools zur Analyse des Marktes ............................................................... 17 Abbildung 9: Methoden und Tools zur integrierten Analyse des Marktes und Unternehmens ........... 18 Abbildung 10: Methoden und Tools zur Lösung von Problemen und Entwicklung neuer Ideen.......... 18 Abbildung 11: Kategorisierte Methoden und Tools im Produktmanagement ...................................... 20 Abbildung 12: Szenario-Technik ............................................................................................................ 21 Abbildung 13: Schritte der Konkurrenzanalyse ..................................................................................... 22 Abbildung 14: ABC-Analyse ................................................................................................................... 24 Abbildung 15: Erfahrungskurvenkonzept .............................................................................................. 25 Abbildung 16: Idealtypischer Produktlebenszyklus............................................................................... 27 Abbildung 17: Aufbau der SWOT-Analyse ............................................................................................. 28 Abbildung 18: BCG-Portfolio ................................................................................................................. 29 Abbildung 19: Design Thinking nach HPI School of Design ................................................................... 30 Abbildung 20: Kernelemente des Design Thinking................................................................................ 30 Abbildung 21: Methode 635.................................................................................................................. 32 Tabellenverzeichnis Tabelle 1: Struktur der Aufgaben im PM ................................................................................................. 9 II Bachelor Thesis Abkürzungsverzeichnis bzw. beziehungsweise BCG Boston Consulting Group CEO Chief Executive Officer d. h. das heißt dpm Design- und Projektmanagement KMU kleine und mittelständische Unternehmen PM Produktmanagement SGE strategische Geschäftseinheit SGF strategisches Geschäftsfeld u. a. und andere z. B. zum Beispiel III Bachelor Thesis 1 Einleitung Angesichts der sich ständig wechselnden Bedürfnisse von Kunden, der Veränderungen bei den angewandten Technologien und der Wettbewerbssituation auf dem Markt, sind die kontinuierliche Verbesserung der vorhandenen Produkte sowie die Weiterentwicklung neuer Produkte zur absoluten Notwendigkeit für das Überleben eines Unternehmens geworden.1 Die Vielzahl der Kundenwünsche und das Bestreben der Unternehmen, diese optimal zu erfüllen, führt bei den meisten Unternehmen zu einer starken Ausweitung der Sortimente.2 Aufgrund der großen Produktbandbreite kommt die Frage auf, wer da noch den Überblick behalten soll, wenn z. B. im Unternehmen Philips parallel Rasierer, Bügeleisen und Flachbildfernseher produziert werden?3 In der heutigen Zeit erscheint es daher mehr als sinnvoll, eine Organisationseinheit in die Unternehmensstruktur zu integrieren, die sich um alle anfallenden Aufgaben eines Produktes kümmert. Durch diese Einführung eines Produktmanagements zentralisiert ein Unternehmen alle Aktivitäten und Entscheidungen rund um ein Produkt und entlastet somit die oft überlastete Primärorganisation, die häufig aus der Produktion, dem Marketing und dem Vertrieb besteht.4 Dieser sogenannte Produktmanager, als „Unternehmer für sein Produkt“, ist der Motor für den Erfolg seiner Produkte. Als Kenner seines Produktes bzw. seiner Produktpalette, kennt er den Markt für das Produkt sowie die Zielgruppen, die es ansprechen sollte.5 Unternehmen, die die Fähigkeit besitzen kundenorientierte Produkte zu entwickeln, diese erfolgreich am Markt zu positionieren und den Produktlebenszyklus optimal zu gestalten, sind die Gewinner. Demnach nutzen diese Unternehmen im Produktentwicklungsprozess diverse Kreativitätsmethoden wie z. B. das Brainstorming bzw. Brainwriting, analysieren ihre Zielgruppen, führen Stärken-Schwächen Analysen durch und prüfen akribisch, inwieweit ihre Produkte konkurrenzfähig sind. 1.1 Problemstellung Produktmanager übernehmen eine wichtige Mittlerrolle zwischen dem Vertrieb, Marketing und der Produktentwicklung. Gegenüber der Produktentwicklung vertreten sie die Kunden, die bestimmte Wünsche bzw. Bedürfnisse haben und gegenüber dem Kunden repräsentieren sie die Produktentwicklung.6 1 Vgl. Kotler u. a. (1999), S. 478 Vgl. Herrmann/Huber (2013), S. 1 3 Vgl. Gnida (2012), S. 16f. 4 Vgl. Gnida (2012), S. 17 5 Vgl. Herrmann/Huber (2013), S. 1 6 Vgl. http://produkt-manager.net/2010/anforderungen-produktmanager/ (05.02.2016) 2 1 Bachelor Thesis Dieses Beispiel zeigt, dass Produktmanager/innen je nach Orientierung unterschiedliches Fach- und Methodenwissen benötigen, wie z. B. die Kundenerfahrung, Methoden zur Produktnutzenanalyse, Methoden zur Bestimmung des Marktvolumens, Markenpolitik und sämtliche Kundenbefragungstechniken.7 „Methodisches Vorgehen gehört zur Kern-Kompetenz von Kreativen.“8 In vielen Unternehmen ist ein Sammelsurium an Methoden und Tools vorhanden, die im Produktmanagement Verwendung finden und Fakt ist auch, dass jedes Unternehmen mit anderen Methoden arbeitet. Oftmals wird es im Tagesgeschäft einfach vergessen bzw. es ist keine Zeit dafür vorhanden, die Methoden und Tools, die in der Praxis verwendet werden, so zu pflegen und zu dokumentieren, dass sie für jeden einzelnen bei Bedarf leicht zugänglich sind. Das aber sollte definitiv jedem Unternehmen, die Zeit, die es in Anspruch nimmt, Wert sein. Weil die Ermittlung, Sammlung und Dokumentation von Kennzahlen, mit denen ein Unternehmen tagtäglich sein Geschäft vollzieht, die gleiche Wichtigkeit besitzt, wie z. B. die persönlichen Daten der Mitarbeiter, ist es notwendig dieses Vorgehen auch auf die Methoden im Produktmanagement zu übertragen. 1.2 Aufgabenstellung und Ziel der Arbeit Diese Bachelor Thesis verfolgt das Ziel, darzustellen, welchen Stellenwert das Produktmanagement in der heutigen Zeit hat, in der die Produkte so einem kurzen Lebenszyklus unterliegen, dass man denken könnte, man wechselt diese jeden Tag, wie ein Paar Strümpfe. Darüber hinaus soll durch die Bachelor Thesis hervorgehen, welche Methoden, Tools und Instrumente in den Unternehmen, in denen das Produktmanagement fest verankert ist, Anwendung finden. Gibt es eventuell Methoden, die so bewährt sind, dass sie jedes Unternehmen verwendet? Kommen vielleicht durch die Umfrage neue Methoden und Tools hervor, die wir im Rahmen des Design- und Projektmanagement Studiums nicht gelehrt bekommen haben? Methoden wie z. B. die SWOT-Analyse, die Portfolioanalyse oder die Konkurrenzanalyse werden wahrscheinlich vielen Unternehmen eher bekannt sein und Verwendung finden als z. B. Methoden wie das Design Thinking, die 635-Methode oder die Methode Value Net. Hier gilt es zu erfassen, welche Methoden die beliebtesten und am häufigsten genutzten sind. Eine wichtige Frage, die es im Rahmen der Umfrage zu klären gilt, ist „Welche Wichtigkeit haben Methoden und Tools in Ihrem Unternehmen“? Diese Frage gibt eindeutige Rückschlüsse darüber, inwieweit die gelehrte Theorie mit der Praxis in den Unternehmen übereinstimmt. 7 8 Vgl. http://produkt-manager.net/2010/anforderungen-produktmanager/ (05.01.2016) Kern/Kern (2005), S. 114 2 Bachelor Thesis Mit Hilfe der letzten Frage: „Was würden Sie aufgrund ihrer bisherigen beruflichen Erfahrung unserem dpm-Studiengang (im Sinne eines Verbesserungsvorschlags) empfehlen?“ soll der dpm-Studiengang durch die konstruktive Kritik der Absolventen eine Qualitätsverbesserung der Module erfahren und somit weiterhin perfektioniert werden. 1.3 Methoden und Vorgehensweise Bei den Methoden werden die empirisch-quantitative und hermeneutisch-qualitative Methode unterschieden. Die empirisch-quantitative Methode ist eine Methode, die ihren Gegenstand durch eigene Erfahrung (empirisch) erkundet, z. B. durch Beobachten, Beschreiben, Analysieren oder statistische Erhebungen. Das Ergebnis dieser Methode sind für eine Aufgabenstellung relevante quantitative Daten. Zu den hermeneutisch-qualitativen Methoden gehören z. B. Inhaltsanalysen und Interpretationen von Texten, Interviews, Formensprache usw. Diese Methodik versucht Sinnzusammenhänge herzustellen und ein Verständnis zu begründen. Beide Methoden können produktiv zusammenwirken, indem z. B. wie in dieser Bachelor Thesis, quantitative mit qualitativen Ergebnissen kombiniert werden.9 Zu Beginn der Arbeit geht es, zusammen mit der Einleitung, um die Problemstellung, sowie das Ziel und die Aufgabenstellung der Bachelor Thesis. Weiterhin wird die angewandte Methodik und Vorgehensweise vorgestellt. Der zweite Teil der Bachelor Thesis handelt von Begriffsdefinitionen und den theoretischen Grundlagen des Produktmanagements. Im dritten Teil kommt es zur empirischen Untersuchung. Dafür wird ein Fragebogen erstellt, der den ehemaligen dpm-Studenten, die mittlerweile im Produktmanagement bzw. im Innovationsmanagement arbeiten, per E-Mail-Link geschickt wird und diese bezüglich der eingesetzten Methoden und Tools in ihren Unternehmen befragt werden. Nachdem im dritten Teil der Bachelor Thesis alle 10 Fragen ausgewertet wurden, kommt es im vierten Teil zur Beschreibung und Darstellung derjenigen Methoden und Tools, die in den Unternehmen am häufigsten Anwendung finden. 2 Begriffsdefinitionen und theoretische Grundlagen Das zweite Kapitel behandelt Begriffsdefinitionen und -erklärungen (z. B. die Definition des Produktmanagements) sowie weitere theoretische Grundlagen, die für die anschließende Untersuchung relevant sind. 9 Vgl. http://www4.fhswf.de/media/downloads/fbma/download_7/professorinnen/kern/modulskripte/wissenschaftliches_arbeiten_ 1/3_Hinweise_zum_wissenschaftlichen_Arbeiten_21-06-2013-1.pdf (01.02.2016) 3 Bachelor Thesis 2.1 Geschichtlicher Hintergrund des Produktmanagements Erstmalig wurde das Konzept des Produktmanagements 1927 bei Procter & Gamble (USA) entwickelt. Die neue Pflegeserie mit dem Markennamen „Camay“ konnte sich am Markt nicht durchsetzen, da die geplanten Umsatzerwartungen und Marktanteilziele weitestgehend verfehlt wurden. Die bestehenden Probleme am Markt wurden durch interne Konflikte verstärkt und konnten aus der Perspektive der einzelnen Funktionsbereiche des Unternehmens nicht bewältigt werden.10 Unterschiedliche Prioritäten unterbindeten eine zufrieden stellende Gesamtlösung. Zur Klärung und Lösung der vorhandenen Probleme wurde der damalige junge Manager Neil H. McElroy, der später CEO des Unternehmens wurde, dazu beauftragt, sämtliche externe und interne produktbezogene Aktivitäten und Angelegenheiten (operativ und strategisch) zu koordinieren und zu steuern. Schnell führte dieser Ansatz zum gewünschten Erfolg und das Unternehmen entschied sich dazu, dieses Vorgehen unternehmensweit einzuführen. Hierzu wurden die Produkte in Produktgruppen eingeteilt und entsprechend den Produktmanagern zugeordnet.11 Bald darauf führten auch Unternehmen wie Libby (heute gehört diese Marke zum NestléKonzern) und General Electric das Produktmanagementsystem ein. In deutschen Unternehmen fand das System nicht von Anfang an die nötige Akzeptanz. Das Produktmanagement fand hier keinen Platz, da die deutschen Unternehmen noch nicht auf die spezielle marketingbezogene Denk- und Handlungsweise ausgerichtet waren.12 Unternehmen, die dennoch das neue System des Produktmanagements ausprobiert hatten, mussten mit vielzähligen Problemen rechnen. Die Ursache der Fehlschläge ist vor allem darin zu sehen, dass das Produktmanagement für alles und nichts eingesetzt wurde. Es war eine Art Instrument, das nach Bedarf und Meinung eingesetzt wurde.13 In den letzten 15 bis 20 Jahren ist die Entwicklung des Produktmanagements mittlerweile auch in Deutschland mit immensen Schritten vorangekommen und ist heute ein unersetzlicher Bestandteil vieler Unternehmen14 2.2 Definition Produktmanagement „Der Begriff „Produktmanagement“ setzt sich aus den beiden Wörtern „Produkt“ und „Management“ zusammen.“15 Es gibt mehrere Möglichkeiten den Produktbegriff zu definieren. Heute hat sich der generische Produktbegriff nach Kotler durchgesetzt, der unter einem Produkt alles versteht, 10 Vgl. Aumayr (2013), S. 2 Vgl. Aumayr (2013), S. 2 12 Vgl. Großklaus (2009), S. 9 13 Vgl. Großklaus (2009), S. 9f. 14 Vgl. Großklaus (2009), S. 10 15 Herrmann/Huber (2013), S. 4 11 4 Bachelor Thesis was einer Person angeboten werden kann, um dessen Bedürfnis oder Wunsch zu befriedigen.16 Im Allgemeinen wird ein Produkt in verschiedene Komponenten untergliedert. Der Produktkern steht für die essentiellen Eigenschaften des Produktes. Auf dem Produktkern aufbauend besitzt ein Produkt einen Zusatznutzen.17 Die Produkte der Süßwarenmarke Haribo erzielen in bestimmten Verkaufszeiträumen eine Spende für Organisationen wie z. B. „Herz für Kinder“ und erfüllen damit neben ihrer Kernleistung („Gummibärchen“ als Süßigkeit) die Zusatzleistung als sozial und nachhaltig zu gelten.18 Die dritte Produktkomponente ist das Produktäußere. Hierzu zählen z. B. die Verpackung, das Design und die Qualität. Aufbauend auf den materiellen Komponenten schließen sich die produktnahen Dienstleistungen wie z. B. eine kostenlose Lieferung, Aufbau und Installation sowie Garantie und Gewährleistung an. Abbildung 1: Dimensionen eines Produktes 19 Der Begriff „Management“ ist von zwei Perspektiven geprägt. Zum einen wird „Management“ als Institution verstanden und andererseits - davon deutlich zu unterscheiden - als Komplex von Aufgaben, die zur Steuerung von Organisationen erledigt 16 Vgl. Meffert/Burmann/Kirchgeorg (2012), S. 386 Vgl. Weber (2015), S. 2 18 Vgl. Weber (2015), S. 2f. 19 Vgl. http://www.presentationload.de/produktmanagement.html (08.02.2016) 17 5 Bachelor Thesis werden müssen. Demnach werden eine „institutionelle Perspektive“ und eine „funktionale Perspektive“ in der Managementlehre unterschieden.20 Mit Management als Institution ist der Personenkreis gemeint, der in Organisationen mit Anweisungsbefugniss betraut ist. Dieser Personenkreis ist unterschiedlich breit gefächert. Während man früher an die Hierarchiespitze dachte, sind es heute in der Regel alle Personen, die mit Steuerungsaufgaben betraut sind.21 Unter der funktionalen Perspektive versteht man - unabhängig von bestimmten Positionen und Personen - die Aufgaben, die zur effektiven Steuerung des Leistungsprozesses erfüllt werden müssen. Wie und wem die Steuerungsaufgaben zugeteilt werden, bleibt bezüglich dieser Perspektive erst einmal offen.22 Mit dem zusammengesetzten Begriff „Produktmanagement“ ist demnach ein Managementkonzept gemeint, das auf die Notwendigkeit der funktions- und bereichsübergreifenden Steuerung und Koordination von Produkten oder Produktgruppen ausgerichtet ist.23 Produktmanagement ist also die Übernahme sämtlicher Aufgaben, die für die Betreuung eines Produktes bzw. einer gesamten Produktgruppe notwendig sind und ist somit als eines der Teilbereiche des Marketings anzusehen.24 Das Ziel eines guten Produktmanagements ist es, die verschiedensten Kundenbedürfnisse mit den Produkten eines Unternehmens zu erreichen und zu befriedigen.25 2.3 Grundlegende Aufgaben im Produktmanagement Der Produktmanager ist verantwortlich für sein Produkt bzw. seine Produktgruppe und damit zuständig für alle Lebensphasen - von der Ideenentwicklung über die Markteinführung bis hin zum Relaunch oder der Produktelimination. Dazu gehört im Allgemeinen: Marktbeobachtung und -analyse Entwicklung von Ideen für Produktneuentwicklungen oder Produktoptimierungen Umsetzung der Ideen / Koordination produkt- und marktbezogener Maßnahmen Optimierung / Überprüfung des Markterfolgs26 Die Abbildung 2 zeigt die grundlegenden Aufgaben (Kernaufgaben) im Produktmanagement. 20 Vgl. Steinmann/Schreyögg/Koch (2013), S. 6 Vgl. Steinmann/Schreyögg/Koch (2013), S. 6 22 Vgl. Steinmann/Schreyögg/Koch (2013), S. 6 23 Vgl. http://www.cobocards.com/pool/en/cardset/15vpw0313/online-karteikarten-sm-amp-pm/ (13.02.2016) 24 Vgl. Gnida (2012), S. 10 25 Vgl. Gnida (2012), S. 10 26 Vgl. Ammon (2009), S. 7 21 6 Bachelor Thesis Abbildung 2: Kernaufgaben im Produktmanagement 27 2.3.1 Aufgaben im Produktlebenszyklus Ein Produkt, das ewig hält, gibt es nicht. Die sich immer ändernden Umweltbedingungen und vor allem die sich daraus ableitenden veränderten Bedürfnisse und Kundenwünsche tragen ausschlaggebend dazu bei, dass Produkte im Allgemeinen einer befristeten Lebensdauer unterliegen.28 „Der Produktlebenszyklus, dessen Beschreibung maßgeblich auf den Ökonom Raymond Vernon zurückgeht, wird in der Betriebswirtschaftslehre in vier Phasen unterteilt:“ 29 Dazu zählen die Einführungs-, Wachstums-, Reife-, und Degenerationsphase. Da ein Produktmanager zusätzlich als Aufgabe hat, Produktneuentwicklungen voranzutreiben, wird im Folgenden auch die Entwicklungsphase erläutert: 1. Entwicklungsphase Während der Entwicklungsphase müssen zwei große Aufgabenstellungen bewältigt werden. Die erste besteht darin, das Produkt zur Marktreife zu bringen. Die zweite wichtige Aufgabe ist es, das Time-to-Market, die Zeit von der Produktidee bis zur Markteinführung, mit möglichst hoher Genauigkeit zu planen. Jeder ungeplante Schritt, jede vergessene Maßnahme und unbedachte Konsequenz rächen sich in Form von empfindlichen Störungen.30 27 Eigene Darstellung Vgl. Gnida (2012), S. 10f. 29 Gnida (2012), S. 11 30 Vgl. Matys (2011), S. 137 28 7 Bachelor Thesis 2. Einführungsphase In der Einführungsphase wird, wie es der Name verrät, das Produkt in den Markt eingeführt. Kennzeichnend für diese Phase sind ein erheblicher Kaufwiderstand sowie relativ hohe Verluste, die durch den niedrigen Umsatz und die hohen Herstellungs- und Investitionskosten bedingt sind. Die Konzentration des Produktmanagers liegt in dieser Phase bei den verkaufsfördernden Maßnahmen, wie beispielsweise der Werbung. In der Einführungsphase stellt sich heraus, ob das Produkt fähig ist am Markt zu bestehen.31 3. Wachstumsphase Wenn ein Produkt am Markt eingeführt wurde und ohne nennenswerte Unterstützung weiter wächst, so befindet es sich in der Wachstumsphase. Diese Phase ist gekennzeichnet durch Umsatzbeschleunigungen bei weiterhin hohen Werbungskosten, wobei nach wie vor das Hauptaugenmerk auf der Preispolitik liegt.32 Während in der Einführungsphase meist noch Monopoltendenzen und wenig Konkurrenz spürbar waren, ändert sich dies sehr einschneidend in der Wachstumsphase. Die Konkurrenz versucht das innovative Produkt sowie die dazugehörigen Strategien zu kopieren und somit kostengünstig davon zu profitieren.33 Dies wird als „Free-Rider-Effect“ bezeichnet und im Deutschen sind darunter sogenannte Trittbrettfahrer bzw. Schwarzfahrer zu verstehen, die einen Nutzen aus Gütern, Einrichtungen oder Handlungen ziehen, ohne sich an den Kosten zu beteiligen.34 4. Reifephase Sobald sich der Umsatz und das Wachstum des Produktes auf dem Höhepunkt befinden, ist das Produkt in der Reifephase des Produktlebenszyklus angelangt. Die Reifephase ist die profitabelste Phase, da die höchsten Umsätze erreicht werden und die Ausgaben verhältnismäßig niedrig sind.35 5. Degenerationsphase In der Degenerationsphase gehen die Absatzzahlen eines Produktes unumkehrbar zurück und die Lebensdauer des Produktes neigt sich ebenfalls dem Ende zu. Es gibt in dieser Phase zwei Alternativen. Entweder wird das Produkt aus dem Markt genommen oder es erfolgt eine Neuauflage des Produktes, ein sogenannter Relaunch.36 31 Vgl. Gnida (2012), S. 11 Vgl. Gnida (2012), S. 11 33 Vgl. Gnida (2012), S. 12 34 Vgl. http://www.wirtschaftslexikon24.com/d/trittbrettfahrer/trittbrettfahrer.htm (17.01.2016) 35 Vgl. Gnida (2012), S. 12 36 Vgl. Gnida (2012), S. 12 32 8 Bachelor Thesis 2.3.2 Struktur der Aufgaben im Produktmanagement In Anlehnung an Prof. Dr. Ulrich Kern lässt sich eine Struktur der Aufgaben im Produktmanagement ermitteln. Demnach gibt es bestimmte Aufgaben, die in der Produktentwicklung, in der Produktvermarktung sowie in der Phase, in der das Produkt seiner Rückführung entgegenläuft, anfallen.37 Tabelle 1: Struktur der Aufgaben im PM 37 Für alle drei Phasen - Produktentwicklung, Produktvermarktung und Produktrückführung gilt, dass Produktmanager/innen eine Kombination aus kreativer Kompetenz, technischem Wissen und ökonomischem Know-How benötigen. So lässt sich das Nutzenpotenzial sowohl für den Kunden als auch für den Markt voll ausschöpfen.38 2.4 Organisatorische Eingliederung des Produktmanagements Es gibt verschiedene Möglichkeiten, das Produktmanagement als Organisationseinheit in bestehende Unternehmensstrukturen anzusiedeln. Eine optimale Eingliederung hängt individuell vom jeweiligen Unternehmen ab. Entscheidend ist, dass der Produktmanager mit den nötigen Kompetenzen ausgestattet ist, die er zur Erfüllung seiner Aufgaben braucht.39 In kleinen und mitteltändischen Unternehmen ist eine direkte Unterstellung der Geschäftsleitung gängig.40 Für den Produktmanager ist dies mit einer beträchtlichen Anhebung seines Status im Unternehmen verbunden. Sofern aber die Anzahl der Produktmanager zu groß und damit 37 Vgl. http://www4.fh-swf.de/media/downloads/fbma/download_7/professorinnen/kern/modulskripte/ produktmanagement/Innovationsmanagement_Produktmanagement.pdf (08.02.2016) 38 Vgl. http://www4.fh-swf.de/media/downloads/fbma/download_7/professorinnen/kern/modulskripte/ produktmanagement/Innovationsmanagement_Produktmanagement.pdf (08.02.2016) 39 Vgl. Matys (2011), S. 29 40 Vgl. Matys (2011), S. 29 9 Bachelor Thesis die Führungsebene im Unternehmen zu breit angelegt ist, kann das ein Problem für eine einheitliche und zielorientierte Willensbildung darstellen.41 Abbildung 3: Produktmanagement in der Linienorganisation 42 In großen Unternehmen hingegen sind Produktmanager oft der Marketing-, Verkaufs- oder Entwicklungsabteilung unterstellt.43 In dieser sogenannten Matrix-Organisation können einerseits leicht Konflikte entstehen aufgrund von unterschiedlicher aufeinandertreffender Interessen, andererseits werden Entscheidungen immer aus zwei Perspektiven getroffen und sind somit fundierter.44 Für den Produktmanager ergibt sich in der Matrixorganisation die Aufgabe, seine Produktplanungen (Absatz, Umsatz, Deckungsbeitrag, Kosten, Budget und Ressourcenzuteilung) mit den Funktionsmanagern und der Unternehmensleitung bzw. mit dem Marketingdirektor abzustimmen.45 Abbildung 4: Produktmanagement in der Matrixorganisation 41 Vgl. Großklaus (2009), S. 22f. Vgl. Matys (2011), S. 31 43 Vgl. Matys (2011), S. 29 44 Vgl. Ammon (2009), S. 15 45 Vgl. Großklaus (2009), S. 19 46 Vgl. Matys (2011), S. 31 42 46 10 Bachelor Thesis 2.5 Zukünftige Entwicklungen im Produktmanagement Eine Untersuchung bei mehr als 100 erfolgreichen Unternehmen, darunter auch viele TOPUnternehmen mit weltweitem Rang, hat ergeben, dass Unternehmen mit einem professionellen Produktmanagement schneller wachsen und höhere Erträge erwirtschaften, als ihre Wettbewerber. Sie zeigen eine kunden- und marktorientierte Produktentwicklung auf, setzten sich intensiver mit Kundenproblemen auseinander und kennen die Bedürfnisse ihrer Kunden besser, als andere Anbieter.47 Neben der stetigen Globalisierung der Märkte gibt es zahlreiche weitere Entwicklungen, die auf das heutige Produktmanagement einwirken, wie z. B. die Veränderung des Kaufverhaltens. Grundsätzlich sollte der Produktmanager diese Entwicklungen kennen, um erfolgreich zu sein. Eine der radikalsten Veränderungen ist die Verpflichtung zur Spitzenleistung. Wer mittelmäßig ist, gerät immer stärker unter Druck. Um Spitzenleistungen erbringen zu können, muss der Produktmanager Veränderungen antizipieren und darüber hinaus Mitinitiator der Veränderung sein.48 Me-too-Produkte bringen eindeutig zu geringe Stückzahlen und zu schwache Deckungsbeiträge. Markterfolg ist immer mit marktgerechten Produkten verknüpft.49 Das Produktmanagement der Zukunft wird den Sortimenten erfolgreicher Unternehmen gleichen. Es wird ebenso wie die Unternehmen facettiert, individuell und für den Anwender oder Nutzer in höchstem Maße wertsteigernd sein. Die entsprechende Ausprägung wird beeinflusst von unternehmensinternen und unternehmensexternen Faktoren.50 Die unternehmensinternen Faktoren sind dabei solche, die aus dem Unternehmen heraus eine Wirkung auf das Produktmanagement ausüben, wie z. B. die interne Organisation, die Unternehmenskultur sowie die Effizienz.51 Als externe Faktoren werden solche bezeichnet, die ohne jeglichen Einfluss des eigenen Unternehmens auf die Zukunft des Produktmanagements einwirken sowie dessen Struktur und Entwicklung beeinflussen. Das sind Faktoren wie z. B. die Globalität, der Kunde, der Lieferant und zuletzt der Faktor Information.52 3 Empirische Untersuchung Im dritten Kapitel geht es um die empirische Untersuchung bezüglich der eingesetzten Methoden und Tools im Produktmanagement. Es werden die grundlegenden 47 Vgl. http://peterkairies.de/wp-content/uploads/Produktmanagement_mit_Zukunft.pdf (09.02.2016) Vgl. Großklaus (2009), S. 370 49 Vgl. http://peterkairies.de/wp-content/uploads/Produktmanagement_mit_Zukunft.pdf (09.02.2016) 50 Vgl. Großklaus (2009), S. 371 51 Vgl. Großklaus (2009), S. 371ff. 52 Vgl. Großklaus (2009), S. 379ff. 48 11 Bachelor Thesis Rahmenbedingungen wie z. B. die Auswahl der Umfrage-Partner sowie der Aufbau und Inhalt der Umfrage thematisiert. Zum Schluss werden die Ergebnisse der Online-Befragung beschrieben und grafisch dargestellt. Bei der Wahl der Informationsquellen wird unterschieden zwischen der Primärforschung (Field Research) und der Sekundärforschung (Desk Research).53 Im Rahmen der empirischen Untersuchung kommt die Primärforschung in Form einer Befragung zum Einsatz. Der Begriff „Befragung“ kennzeichnet eine Form der Datenerhebung, bei der die befragte Person durch verbale oder andere Stimuli zu Aussagen über den Erhebungsgegenstand veranlasst wird.54 Jede in der Praxis vorkommende Befragung ist durch die Kriterien Standardisierungsgrad, Art der Fragestellung sowie Kommunikationsform charakterisiert.55 Bei dem Standardisierungsgrad handelt es sich um eine standardisierte Befragung, da ein verbindlich einzuhaltender Fragebogen existiert. Es handelt sich bei der Art der Fragestellung sowohl um offene, als auch geschlossene Fragen. Die Kommunikationsform stellt eine Online-Befragung dar. 3.2 Auswahl der Umfrage-Partner Bei der Umfrage zur Identifikation der eingesetzten Methoden und Tools im Produktmanagement wurden dpm-Absolventen befragt, von denen sich viele mitten im Berufsleben und bestenfalls im Produktmanagement befinden. Des Weiteren waren Absolventen, die möglicherweise im Innovations- bzw. Brandmanagement arbeiten, eine weitere Zielgruppe der Befragung. 3.3 Aufbau und Inhalt der Umfrage Als Online-Umfrage-Tool kommt Survey Monkey zum Einsatz. Besonders für Anfänger ist das Erstellen einer Umfrage mit diesem Tool sehr leicht. Es werden unterschiedliche Fragetypen wie Multiple Choice Fragen, Fragen mit Rangfolgeskala sowie Auswahlmatrizen zur Verfügung gestellt. Die Dienste von Survey Monkey sind in vier Paketen mit unterschiedlichen Funktionsumfängen erhältlich. Für die Bachelor Thesis kam das Basispaket zum Einsatz, das kostenlos ist und 10 Fragearten sowie 100 Befragungen beinhaltet.56 53 Vgl. Bruhn (2014), S. 97 Vgl. Böhler (2004), S. 85 55 Vgl. Böhler (2004), S. 85 56 Vgl. http://www.pcwelt.de/ratgeber/Die_sieben_besten_Online-Umfragetools_-Fuer_kleine_Uuternehmen8237293.html (21.01.2016) 54 12 Bachelor Thesis Wie bei der Erstellung von Fragebögen üblich, startet der Fragebogen mit einer offenen Frage zur Person. Darauf folgen zwei weitere offene Fragen. Die vierte Frage bezieht sich auf den eigentlichen Teil der Bachelor Thesis, nämlich auf die eingesetzten Methoden und Tools im Produktmanagement. Diese wurden mit fünf unterschiedlichen Kategorien verknüpft. Zum einen Methoden und Tools zur Analyse der Umwelt, des Unternehmens, des Marktes sowie zur integrierten Analyse des Marktes und des Unternehmens. Die letzte Kategorie bildet die Methoden und Tools zur Lösung von Problemen und Entwicklung neuer Ideen. Zusätzlich können die Befragten das Feld „Sonstiges“ anwählen und dort weitere, nicht genannte Methoden und Tools aufschreiben. Bei der Frage neun ist es von großem Interesse zu erfahren, welche Wichtigkeit Methoden und Tools in den Unternehmen haben, in denen die ehemaligen dpm-Absolventen arbeiten. Diese Frage ist eine Skalenfrage, bei der die Befragten zwischen sehr wichtig (1), weniger wichtig (3) und gar nicht wichtig (5) auswählen können. Zum Abschluss kommt eine offene Frage zum Einsatz, bei der die Absolventen aufgrund ihrer bisherigen beruflichen Erfahrung dem dpm-Studiengang einen Verbesserungsvorschlag geben können. 3.4 Vorstellung der Ergebnisse der Umfrage Bei der Umfrage handelt es sich sowohl um quantitative, als auch um qualitative Ergebnisse. Bei den quantitativen Ergebnissen handelt es sich um die Fragen vier bis neun. Hier wurden die eingesetzten Methoden und Tools im Produktmanagement erfragt. Wie man dem Anhang entnehmen kann, waren Mehrfachnennungen möglich. Es handelt sich hierbei nicht um „entweder-oder“ sondern um „sowohl-als-auch“ Antworten. Insgesamt haben bei der Umfrage 20 dpm-Absolventen teilgenommen. Mehr als 100 Absolventen hatten die Umfrage erhalten. Grundsätzlich bestand die Möglichkeit, eine Frage zu der man keine Antwort hatte, weil sie eventuell nicht verstanden wurde, zu überspringen. Frage 1 Bei der ersten Frage der Umfrage „Identifikation der eingesetzten Methoden und Tools im Produktmanagement“ handelte es sich zum Einstieg um die offene Frage „In welchem Monat und Jahr haben Sie Ihr dpm-Studium abgeschlossen“? 20 der über 100 Befragten haben auf diese Frage geantwortet. Die untere Grafik zeigt die Jahre, in denen die 20 Befragten mit ihrem Studium fertig geworden sind. In welchem Monat genau die Studenten ihr dpm-Studium abgeschlossen haben, kann man der Umfrage im Anhang entnehmen. 13 Bachelor Thesis Abbildung 5: Anzahl der dpm-Abschlüsse 57 Frage 2 In der nächsten Frage ging es darum, zu erfahren, wann und vor allem in welcher Branche die Absolventen berufstätig sind. Diese Frage haben ebenfalls 20 der Befragten beantwortet. Einer der Befragten gab an, seit 2007 in der Werbebranche tätig zu sein. Drei der Befragten gaben an, seit dem Jahr 2013 in der Maschinenbauindustrie, Konsumgüterindustrie und in der Software-Branche tätig zu sein. Bezogen auf das Jahr 2014 haben 7 Absolventen geschrieben, dass sie unter anderem in den Bereichen Sanitärtechnik, im Produktmanagement für Brandschutzsysteme, in der Automobilbranche sowie im öffentlichen Dienst tätig sind bzw. einer Selbstständigkeit nachgehen. Zwei der Absolventen, die im Jahr 2014 ihr dpm-Studium abgeschlossen haben, haben auf die Frage, in welcher Branche sie berufstätig sind, nicht geantwortet. Fünf der 20 Studenten sind im Jahr 2015 mit ihrem Studium fertig geworden und sind derzeit im Projektmanagement, in der Lebensmittelbranche (Bio-Lebensmittel, Süßwaren/Schokolade), im Bereich der Papeterie/Geschenkartikel, im Bereich Sicherheit (Zweiradsicherheit (Fahrradhelme und schlösser)) sowie im Konsumgüterbereich angesiedelt. Des Weiteren sind einige dabei, die sich derzeit in einem Masterstudiengang befinden und nebenbei z. B. als Werkstudent im Bereich Projektmanagement oder in der Sanitärbranche tätig sind. Frage 3 Bei der Frage 3 sollten die Absolventen angeben, in welcher der drei Phasen des Produktmanagements - Produktentwicklung, Produktvermarktung, Produktrückführung - sie schwerpunktmäßig tätig sind. Darüber hinaus sollten sie in ca. fünf Sätzen ihre Aufgaben im Unternehmen beschreiben. Von den 20 Befragten haben zwei diese Frage übersprungen. Es waren insgesamt sieben Absolventen dabei, die in der Phase der Produktentwicklung tätig sind. Zusammengefasst ergeben sich in dieser Phase Aufgaben wie z. B.: 57 Planung und Steuerung von Neuproduktprojekten Definition und Umsetzung von Produktspezifikationen Eigene Darstellung 14 Bachelor Thesis Auswahl, Briefing und Betreuung von Designern und Agenturen Erstellung von Konstruktionen und Montage/Bedienungsanleitungen Planung, Gestaltung und Umsetzung von Produktpräsentationen am Point of Sale (POS) Durchführung von Schulungen, Kreativworkshops etc. Kommunikation mit externen Produzenten über Preise, Verpackungen etc. Trendrecherchen, Identifikation von Kundenbedürfnissen Messebesuche Entwicklung einer Vorgehensweise zum Change Management und Rollout Entwicklung von Prototypen zum Testen von Hypothesen In der Produktvermarktung sind insgesamt acht der Befragten tätig. In dieser Phase fallen folgende Aufgaben an: Gestaltung und Ausprägung der Marke in allen Marken-Kontaktpunkten Monitoring und Weiterentwicklung des Corporate Designs Markenkommunikation über die verschiedenen Kanäle (online sowie offline) Erstellung von Beiträgen für den Web-Blog Veranstaltungs- sowie Messeplanung Durchführung von Wettbewerbsanalysen Entwicklung von Kommunikationskonzepten Optimierung der Website aus Zielgruppensicht Da die grundlegende Aufgabe eines Produktmanagers darin liegt, sein Produkt bzw. seine Produktgruppe entlang des gesamten Produktlebenszyklus zu begleiten, ist eine exakte Trennung der Aufgabenbereiche oftmals nicht möglich. Das viel auch bei der Online-Umfrage auf, denn einige der Befragten gaben an, sowohl in der Produktentwicklung als auch in der Produktvermarktung zu arbeiten. In der Phase Produktrückführung ist keiner der Befragten angesiedelt. Frage 4 Die vierte Frage lautete: „Welche der aufgeführten Methoden und Tools verwenden Sie in Ihrem Unternehmen zur Analyse der Umwelt“? Diese Frage wurde von 16 Absolventen beantwortet und vier haben diese Frage übersprungen. Die Szenario-Analyse wird von sieben Befragten (43,75 %) verwendet. Die Delphi-Methode findet nur laut einer Person (6,25 %) Einsatz in der Praxis. Bei „Sonstiges“ (68,75 %) wurden Methoden und Tools aufgeführt wie z. B. Customer Journeys und Touchpoint Analysen, STEP/PEST oder die erweiterte Methode PESTEL sowie Trendanalysen. 15 Bachelor Thesis Abbildung 6: Methoden und Tools zur Analyse der Umwelt 58 Frage 5 Bei der fünften Frage ging es um die Methoden und Tools, die in den Unternehmen zur Analyse des Unternehmens eingesetzt werden. Insgesamt 18 Absolventen haben diese Frage beantwortet und zwei haben sie übersprungen. Die Konkurrenzanalyse und das Benchmarking teilen sich mit 77,78 % den Platz der am häufigsten eingesetzten Methoden zur Analyse des Unternehmens. Knapp dahinter liegt die Stärken-Schwächen Analyse mit 72,22 %. Bei zehn der Befragten (55,56 %) findet die ABC-Analyse in der Praxis Einsatz. Die Kernkompetenzanalyse, XYZ-Analyse und sonstige Methoden, wie z. B. World Café, finden bei drei der Absolventen (16,67 %) Einsatz. Sowohl die Gap-Analyse als auch die Wertkettenanalyse unterliegen einer sehr seltenen Nutzung. Abbildung 7: Methoden und Tools zur Analyse des Unternehmens 58 59 Eigene Darstellung Eigene Darstellung 59 16 Bachelor Thesis Frage 6 Methoden und Tools zur Analyse des Marktes - diese galt es in der sechsten Frage zu erfahren. 19 der 20 Absolventen haben diese Frage beantwortet. Eine Person hat diese Frage übersprungen. Mit 78,95 % wird die Zielgruppenanalyse bei 15 Absolventen eingesetzt. Die Lebenszyklusanalyse hat sechs Stimmen (31,58%) bekommen. Mit vier Stimmen (21,05 %) teilen sich das Erfahrungskurvenkonzept und sonstige Methoden den Platz, die aber intern sind und nicht genannt werden. Der Five-Forces Ansatz nach Porter hat mit 10,53 % bei 2 Befragten einen Platz in der Methode- und Toolbox für Produktmanager. Die Methode Value Net findet bei keinem der Unternehmen, bei denen die Absolventen arbeiten, Einsatz. Abbildung 8: Methoden und Tools zur Analyse des Marktes 60 Frage 7 Die Frage sieben beleuchtet die Methoden und Tools zur integrierten Analyse des Marktes und des Unternehmens. Diese Frage beantworteten 16 Absolventen. Vier haben diese Frage übersprungen. Vorgegeben wurden bei dieser Frage die SWOT-Analyse und die Portfolioanalyse (BCG-Ansatz). Mit glatten 75,00 % findet die SWOT-Analyse am häufigsten Einsatz in den Unternehmen, in denen die Absolventen arbeiten. Die Portfolioanalyse liegt mit 62,50 % relativ nah dahinter. Das Feld „Sonstiges“ (18,75 %) wurde angewählt von drei Befragten, jedoch haben diese keine Methoden aufgeschrieben. 60 Eigene Darstellung 17 Bachelor Thesis Abbildung 9: Methoden und Tools zur integrierten Analyse des Marktes und Unternehmens 61 Frage 8 Bei der Frage acht, handelt es sich um die letzte Frage, die die eingesetzten Methoden und Tools abfragt. Es handelt sich hierbei um Methoden und Tools zur Lösung von Problemen und für die Entwicklung neuer Ideen. Diese Frage wurde von 18 Personen beantwortet. Das Brainstorming (88,89 %) und das Brainwriting (61,11 %) belegen die vorderen Plätze. Das Design Thinking liegt mit neun Stimmen bei genau 50,00 %. Der morphologische Kasten wird von sechs Befragten in der Praxis eingesetzt. Mit 22,22 % liegt die Methode 635 auf dem Platz 5. Zusammen mit der Reizwortanalyse teilen sich „Sonstige Methoden“ (beide bei 11,11 %) den Platz 6. Die Methoden, die hier genannt wurden, sind 6 Hüte, Paradoxes Brainstorming, Facilitation, FMEA, die Lead User Methode, Six Sigma und die Methode World Café. Abbildung 10: Methoden und Tools zur Lösung von Problemen und Entwicklung neuer Ideen 61 62 Eigene Darstellung Eigene Darstellung 62 18 Bachelor Thesis Frage 9 Bei der vorletzten Frage ging es darum zu erfahren, welche Wichtigkeit Methoden und Tools in den Unternehmen haben. Diese Frage stellt eine Rangfolgenfrage dar und die Absolventen konnten zwischen sehr wichtig (1), weniger wichtig (3) und gar nicht wichtig (5) wählen. 18 Personen haben diese Frage beantwortet, während zwei sie übersprungen haben. Als „Sehr wichtig“ werden bei zwei Absolventen (11,11 %) die Methoden und Tools angesehen. „Weniger wichtig“ sind die Methoden hingegen für acht der Absolventen (44,44 %). Immerhin aber ist kein Unternehmen dabei, bei dem Methoden und Tools „gar nicht wichtig“ sind. Frage 10 Zum Abschluss der Umfrage kam eine offene Frage zum Einsatz. Diese lautete: „Was würden Sie aufgrund Ihrer bisherigen Erfahrung unserem dpm-Studiengang (im Sinne eines Verbesserungsvorschlags) empfehlen“? Von den 20 Personen, die an der Umfrage teilgenommen haben, sind insgesamt 16 auf diese Frage eingegangen und die restlichen vier haben die Frage übersprungen. Im Großen und Ganzen lässt sich feststellen, dass die Anmerkungen, die Empfehlungen und die Kritik relativ konstruktiv ausgefallen sind. Viele haben z. B. angemerkt, dass mathematische Methoden bzw. mehrere Module wie z. B. das Rechnungswesen hilfreich gewesen wären, um im Umgang mit betriebswirtschaftlichen Kennzahlen und Kalkulationen fit zu sein und vermehrt quantitative Aussagen tätigen zu können. Qualitative Bereiche wurden im Gegensatz dazu ausreichend im Studium behandelt. Ein weiterer Punkt bezog sich auf die Praxiserfahrung. Demnach empfehlen viele der dpmAbsolventen den jetzigen und zukünftigen Studierenden so viele Praktika zu absolvieren, wie möglich. Ein weiterer Ratschlag bezog sich auf Planspiele mit realistischen Themen, die denkbar wären für den Alltag in der Fachhochschule in Soest. Besonders sollte jemand, der ins Produktmanagement möchte, darauf achten, Praxiserfahrungen in diesem Bereich zu sammeln, da tatsächlich die Theorie und Praxis in KMU`s sehr stark voneinander entfernt sind und die Erfahrung eines Absolventen gezeigt hat, dass das Produktmanagement sehr vielschichtig ist und von Unternehmen zu Unternehmen sehr stark variiert. Besonders für den Bereich Produktmanagement, sollte laut zwei Absolventen ein größerer Fokus auf das Marketing und Brand Management gelegt werden. Darüber hinaus wäre das Modul „Innovationsmanagement“ in diesem Rahmen denkbar. Methoden wie Business Model Canvas, Value Proposition Design und Diskruptive Innovation sollten ebenfalls behandelt werden. 19 Bachelor Thesis 4 Die bewährtesten Methoden und Tools im Produktmanagement Das vierte Kapitel handelt von der Beschreibung und Visualisierung der Methoden und Tools, die im Produktmanagement Anwendung finden. Dargestellt werden alle bekannten Methoden und Tools, beschrieben werden jedoch nur die, die den Umfrageergebnissen zur Folge tatsächlich in der Praxis angewandt werden. In Anlehnung an Herrmann und Huber existieren spezielle Methoden mit deren Hilfe Unternehmen Informationen über interne und externe Rahmenbedingungen generieren können.63 Hierbei ergibt sich eine Einteilung der Methoden und Tools zur Analyse der Umwelt, des Unternehmens und des Marktes. Zudem existieren Methoden, die sich bewusst einer simultanen Betrachtung von Markt und Unternehmen zuwenden.64 Die zuletzt vorgestellten Methoden und Tools dienen der Lösung von Problemen und Entwicklung neuer Ideen. Abbildung 11: Kategorisierte Methoden und Tools im Produktmanagement 63 Vgl. Herrmann/Huber (2013), S. 48 Vgl. Herrmann/Huber (2013), S. 48 65 Eigene Darstellung 64 65 20 Bachelor Thesis 4.1 Methoden und Tools zur Analyse der Umwelt Es ist für Unternehmen elementar, sich die Situation ihres globalen Umfeldes zu vergegenwärtigen. Um einhergehende Veränderungen frühzeitig erkennen und deren Auswirkungen für das Unternehmen feststellen zu können, bietet sich z. B. die Methode Szenario-Analyse an.66 Szenario Analyse Mit ursprünglich militärischen Wurzeln hat die Szenario Analyse mittlerweile Anwendung in ökonomischen und gesellschaftlichen Fragestellungen gefunden. Ein klassisches Beispiel hierfür ist die strategische Unternehmensplanung für das Unternehmen Shell. Es hatte die Szenario-Technik weiterentwickelt, um die externe Instabilität und Unsicherheit der Ölbranche in den 70er Jahre mit der Erarbeitung von Handlungsoptionen bewältigen zu können.67 In erster Linie dient die Szenario Analyse, auch Szenario-Technik genannt, der Verbesserung der Handlungsfähigkeit, indem mögliche Alternativen vorsorglich qualitativ und quantitativ abgebildet werden. Es werden unterschiedliche Rahmenbedingungen berücksichtigt und dennoch wird auf Basis der gegenwärtigen Situation der Endzustand prognostiziert. Das Endergebnis der Szenario Analyse ist die Ableitung von sogenannten Best-Case- (Entwicklung im positiven Fall) und Worst-Case-Szenarien (Entwicklung im negativen Fall) sowie einer Normalentwicklung (Trendszenario).68 Abbildung 12: Szenario-Technik 66 Vgl. Herrmann/Huber (2013), S. 49 Vgl. Kerth/Asum/Stich (2015), S. 230f. 68 Vgl. Kerth/Asum/Stich (2015), S. 230 69 Kerth/Asum/Stich (2015), S. 231 67 69 21 Bachelor Thesis 4.2 Methoden und Tools zur Analyse des Unternehmens Für ein erfolgreiches Produktmanagement ist es nicht nur wichtig zu wissen, wie sich die Umwelt und der relevante Markt entwickeln, sondern es ist vielmehr auch von Interesse, wie die strategische Ausgangssituation eines Unternehmens aussieht. Methoden, die sich hierfür eignen sind: die Stärken-Schwächen Analyse, die Konkurrenzanalyse, das Benchmarking, die Kernkompetenzanalyse, die ABC- und XYZ-Analyse.70 Stärken-Schwächen Analyse Im Kern besteht die Stärken-Schwächen Analyse aus einem Profilvergleich. Dabei werden bestimmte ausgewählte Erfolgsfaktoren des eigenen Unternehmens zur Identifikation von Stärken und Schwächen in Relation zu den wichtigsten Wettbewerbern bewertet. Besonders interessant sind im Resultat des Profilvergleichs die Erfolgsfaktoren, bei denen ein besonderer Unterschied zum Wettbewerb besteht. Sollten diese Unterschiede zugunsten des eigenen Unternehmens ausfallen, d. h. unternehmensspezifische Stärken darstellen, sollten diese zu wertbringenden Wettbewerbsvorteilen ausgebaut werden. Im umgekehrten Fall können Verbesserungspotentiale identifiziert werden.71 Konkurrenzanalyse Die Konkurrenzanalyse ist ein Instrument, mit dem relevante Konkurrenten identifiziert und klassifiziert werden. Darüber hinaus werden die Stärken und Schwächen der Konkurrenz ermittelt. Die ermittelten Kenntnisse über Strategien und das vermeintlich zukünftige Verhalten der Konkurrenz dienen als eine wichtige Grundlage bei der Entwicklung eigener Strategien und sind zu berücksichtigen, um langfristige Wettbewerbsvorteile zu sichern.72 Abbildung 13: Schritte der Konkurrenzanalyse 70 Vgl. Herrmann/Huber (2013), S. 66 Vgl. Kerth/Asum/Stich (2015), S. 113 72 Vgl. Kerth/Asum/Stich (2015), S. 135 73 Vgl. Kotler u. a. (1999), S. 442 71 73 22 Bachelor Thesis Benchmarking Mit Hilfe des Benchmarkings werden bei der eigenen Zieldefinition die besten Unternehmen der Branche bzw. sogenannte Weltklassestandards als Orientierung herangezogen, um auf diese Weise von den besten Unternehmen zu lernen. Das Hauptziel dieses Vorgehens liegt darin, über diesen Vergleich eine Verbesserung des eigenen Unternehmens zu erreichen bzw. sogenannte Best Practices (führende Geschäftspraktiken) zu übernehmen.74 Das Benchmarking ist ein Instrument der Konkurrenz- bzw. Wettbewerbsanalyse, mit dessen Hilfe die Marktposition eines Unternehmens festgelegt, kontrolliert und verbessert werden soll. Die klare Differenzierung zur Konkurrenz- bzw. Wettbewerbsanalyse liegt darin, dass das Benchmarking nicht den Vergleich mit allen möglichen Konkurrenzunternehmen darstellt, sondern nur mit den Besten.75 Kernkompetenzanalyse Die Kernkompetenzanalyse ermöglicht einem Unternehmen, die besonderen Fähigkeiten zu identifizieren, die den Erfolg eines Unternehmens ausmachen. Durch bewusstes Wahrnehmen, Entwickeln und Nutzen der Kernkompetenzen kann ein Unternehmen seine Wettbewerbsposition effizient ausbauen, indem Leistungen angeboten werden, die auf besondere Weise die Bedürfnisse der Kunden befriedigen. Die Analyse legt dabei offen, mit welchen Produkten oder Dienstleistungen ein Unternehmen in der Vergangenheit erfolgreich war und welche Produkte und Dienstleistungen in der Zukunft von Bedeutung sein werden.76 Ein gutes Beispiel hierfür ist das Unternehmen Apple. Mit der Kernkompetenz im Bereich Zeitgeist und Design, hat es Apple geschafft sich sowohl in der Computerbranche, als auch in den Bereichen Musik und Mobilfunkgeräten am Markt zu positionieren. Das Beispiel von Apple zeigt jedoch, dass nicht allein die Generierung eines Wertes für einen Konsumenten von Wichtigkeit ist und zu einem Wettbewerbsvorteil führt. Von einem Wettbewerbsvorteil spricht man nämlich erst dann, wenn die Kernkompetenz selten und vom Konkurrenten schwer zu imitieren ist.77 ABC-Analyse Die ABC-Analyse ist ein Instrument zum Vorbereiten und Erleichtern von Entscheidungen und geht zurück auf H. Ford Dickie (General Electric Company). Der Titel „Shoot for Dollars, not for Cents“ vom Jahr 1951 ließ damals schon auf die Intention der Methode schließen. Demnach soll das Wichtige vom weniger Wichtigem getrennt werden.78 Die Methode baut auf der Pareto-Regel 80/20 auf, die besagt, dass ungefähr 20 % des Ressourceneinsatzes, Zeit, finanzielle Mittel usw. zu 80 % des Ergebnisses führen. 74 Vgl. Kerth/Asum/Stich (2015), S. 158f. Vgl. Kerth/Asum/Stich (2015), S. 159 76 Vgl. Kerth/Asum/Stich (2015), S. 52 77 Vgl. Herrmann/Huber (2013), S. 68 78 Vgl. Kerth/Asum/Stich (2015), S. 2 75 23 Bachelor Thesis Andersgesagt bedeutet das, dass effiziente Erzeugnisse bzw. Prozesse gesucht werden, die bei geringem Mengenanteil einen hohen Wertanteil ausmachen. Untersuchungsobjekte der Klasse A erreichen bei einem Mengenanteil von 5-15 % einen Wertanteil von ca. 60-85 %. Im Bereich der Klasse B sind Untersuchungsobjekte, die einen Mengenanteil von 20-40 % und einen Wertanteil von 10-25 % ausmachen. In der Klasse C sind Untersuchungsobjekte angesiedelt, die einen Mengenanteil von 50-75 % und einen Wertanteil von 5-15 % generieren. Grafisch dargestellt werden die Ergebnisse mit Hilfe einer Lorenz-Kurve (benannt nach dem amerikanischen Statistiker Max O. Lorenz, 1880-1962). Aufgrund der ungleichen Verhältnisse, die zwischen den Wert -und Mengenanteilen herrschen, entsteht eine konkav geformte Kurve. 79 Abbildung 14: ABC-Analyse 80 XYZ-Analyse Die XYZ-Analyse wurde anfänglich von Disponenten entwickelt, die die Bevorratung von unregelmäßigen und sporadischen Artikeln durch geeignete Dispositionsmethoden optimieren wollten. In der Literatur wird die XYZ-Analyse auch oft als RSU-Analyse bezeichnet. Der Buchstabe R steht dabei für regelmäßig, S für saisonal bzw. sporadisch und U für unregelmäßig. Grundlegend für die XYZ-Analyse sind historische Verbrauchsdaten der einzelnen Artikel. Mit Hilfe der Zeitreihen wird für jeden Artikel eine spezifische Verbrauchsschwankungskennzahl ermittelt. Diese ermöglicht eine Gewichtung der Artikel nach ihrer Verbrauchsstruktur und gibt nicht zuletzt Aufschluss über die Höhe der Volatilität der Nachfrage.81 79 Vgl. Kerth/Asum/Stich (2015), S. 3 Vgl. Kerth/Asum/Stich (2015), S. 2 81 Vgl. Kerth/Asum/Stich (2015), S. 8 80 24 Bachelor Thesis Die XYZ-Analyse teilt Artikel in drei Klassen ein. X-Artikel unterliegen einem regelmäßigen und konstanten Verbrauch. Y-Artikel hingegen haben einen unregelmäßigen Verbrauch. ZArtikel sind gekennzeichnet durch einen instabilen Verbrauch.82 Im Gegensatz zur der ABC-Analyse, die eine Wertegruppierung von Artikeln vornimmt, klassifiziert die XYZ-Analyse das Artikelsortiment eines Unternehmens gemäß der vorliegenden Verbrauchsstruktur.83 4.3 Methoden und Tools zur Analyse des Marktes „Bei der Analyse des relevanten Marktes spielen neben generellen Marktcharakteristika wie Marktvolumen oder Marktwachstum insbesondere Aspekte wie die Wettbewerbssituation beispielsweise die Wettbewerbsintensität oder das Verhalten der Konkurrenten eine Rolle“.84 Methoden die zur Analyse des Marktes in Frage kommen, sind: das Erfahrungskurvenkonzept, die Zielgruppenanalyse und die Lebenszyklusanalyse. Erfahrungskurvenkonzept Das Konzept der Erfahrungskurve beschreibt die Entwicklung der Stückkosten in Abhängigkeit von der hergestellten Ausbringungsmenge.85 Demnach sinken die Stückkosten um einen relativ konstanten Betrag von 20 bis 30 %, sobald sich die in kumulierten Produktionsmengen ausgedrückte Produkterfahrung verdoppelt.86 Abbildung 15: Erfahrungskurvenkonzept 82 Vgl. Kerth/Asum/Stich (2015), S. 9 Vgl. Kerth/Asum/Stich (2015), S. 8 84 Vgl. Herrmann/Huber (2013), S. 57 85 Vgl. Kerth/Asum/Stich (2015), S. 23 86 Vgl. Meffert/Burmann/Kirchgeorg (2012), S. 281 87 Kerth/Asum/Stich (2015), S. 24 83 87 25 Bachelor Thesis Der in der Literatur auch oftmals genannte Erfahrungskurveneffekt wurde erstmals gegen Ende der 1960er Jahre im Rahmen empirischer Untersuchungen der Boston Consulting Group (BCG) über die Preis- und Kostenentwicklungen in verschiedenen Branchen festgestellt.88 Das Erfahrungskurvenkonzept ist nicht als gesetzmäßige Kostenreduktion zu verstehen, sondern es stellt lediglich ein Kostensenkungspotenzial dar. Dieses Kostensenkungspotenzial lässt sich nur dann realisieren, wenn alle Lerneffekte, Produkt- und Verfahrensinnovationen etc. einer konsequenten Nutzung unterliegen.89 Zielgruppenanalyse Die richtige Zielgruppe zu finden, ist für Unternehmen essentiell, die ihre Produkte erfolgreich verkaufen möchten. Stammt eine Zielgruppe beispielsweise aus einer einkommensschwachen Schicht und das Unternehmen setzt einen zu hohen Preis für ein Produkt an, so wird es schnell Absatzschwierigkeiten bekommen.90 Als Zielgruppe werden Gruppen und Personen verstanden, die als potentielle Käufer für ein Produkt angesehen werden.91 Mit Hilfe der Zielgruppenanalyse soll ein detailliertes Bild der Bedürfnisse und Wünsche dieser Käufer ermittelt werden, damit die richtigen Entscheidungen für zukünftige Marketingaktivitäten getroffen werden können. Es sind nicht nur die ökonomischen Merkmale einer Zielgruppe (z. B. Einkommen, Kaufkraft, verfügbare Zeit) sondern auch qualitative Aspekte (z. B. Bereiche der Psychologie und Soziologie) zu betrachten.92 Lebenszyklusanalyse Die Lebenszyklusanalyse verfolgt das Ziel, ein Produkt in seinen Entwicklungsprozess einzuordnen, um so die Erfolgspotenziale für das Produkt ableiten zu können. Demzufolge wird der Entwicklungsprozess in verschiedene Lebenszyklen eingeteilt, die durch unterschiedliche Merkmale charakterisiert werden.93 Ihren Ursprung hat die ökonomische Lebenszyklusanalyse in der Evolutionstheorie. Es wurden schon in den 1950er Jahren biologische Lebenszyklen auf wirtschaftliche Fragestellungen übertragen. Als Betrachtungsgrößen kommen grundsätzlich viele verschiedene wirtschaftliche Konstrukte in Frage. So ist vielfach von Branchen-, Unternehmens- oder Markenlebenszyklen die Rede. Die populärste Form stellt jedoch die Produktlebenszyklusanalyse dar.94 88 Vgl. Meffert/Burmann/Kirchgeorg (2012), S. 281 Vgl. Meffert/Burmann/Kirchgeorg (2012), S. 281 90 Vgl. http://www.gruenderlexikon.de/checkliste/informieren/marktanalyse/zielgruppenanalyse (20.01.2016) 91 Vgl. Kerth/Asum/Stich (2015), S.129 92 Vgl. Kerth/Asum/Stich (2015), S. 129 93 Vgl. Kerth/Asum/Stich (2015), S. 15 94 Vgl. Kerth/Asum/Stich (2015), S. 15 89 26 Bachelor Thesis Die Grundlage für eine Produktlebenszyklusanalyse ist die Darstellung der Absatz- bzw. Umsatzentwicklung des Produktes im Zeitablauf. Der idealtypische Produktlebenszyklus wird in die vier Phasen - Einführung, Wachstum, Reife und Rückgang - eingeteilt. Trotzdem aber gibt es auch in der Literatur Differenzierungen in fünf und mehr Phasen.95 Abbildung 16: Idealtypischer Produktlebenszyklus 96 4.4 Methoden und Tools zur integrierten Analyse des Marktes und des Unternehmens Bei den Methoden und Tools zur integrierten Analyse des Marktes und des Unternehmens ist es sinnvoll, dass das Unternehmen nicht isoliert betrachtet wird, sondern im Kontext seines Wettbewerbsumfeldes. Aus dieser Erkenntnis heraus, haben sich Methoden und Tools wie die SWOT-Analyse und Portfolioanalyse entwickelt, die eine simultane Betrachtung der Entwicklung des Marktes und Unternehmens vornehmen.97 SWOT-Analyse Das Akronym SWOT steht für Strengths, Weaknesses, Opportunities und Threaths. Im Deutschen ist demnach eine Stärken-Schwächen-Chancen-Risiken-Analyse darunter zu verstehen.98 Die SWOT-Analyse bietet ein Analyseraster zur kontinuierlichen Entwicklung 95 Vgl. Kerth/Asum/Stich (2015), S. 16 Kerth/Asum/Stich (2015), S. 16 97 Vgl. Herrmann/Huber (2013), S. 76 98 Vgl. Kerth/Asum/Stich (2015), S. 174 96 27 Bachelor Thesis vielfältiger strategischer Optionen und berücksichtigt dabei unternehmensinterne sowie externe Rahmenbedingungen.99 Abbildung 17: Aufbau der SWOT-Analyse 100 Portfolioanalyse Die Portfolioanalyse ist ein Instrument, das der Bestimmung der zukünftigen Position und Koordination einzelner strategischer Geschäftsfelder dient. Unter einem strategischen Geschäftsfeld (SGF) oder auch strategische Geschäftseinheit (SGE) genannt, versteht man die gedankliche Zusammenfassung von markt- bzw. kundenbezogenen Tätigkeitsfeldern eines Unternehmens, z. B. einzelne Produkte bzw. ganze Produktlinien.101 Die Markttheorie und -praxis beinhaltet eine Vielzahl strategischer Portfolioanalysen. Eine „klassische Version“ der Portfolioanalyse stellt das Marktwachstums-Marktanteils-Portfolio der Boston Consulting Group (BCG) dar.102 99 Vgl. Kerth/Asum/Stich (2015), S. 174 Vgl. Kerth/Asum/Stich (2015), S. 174 101 Vgl. Herrmann/Huber (2013), S. 79 102 Vgl. Herrmann/Huber (2013), S. 80 100 28 Bachelor Thesis 103 Abbildung 18: BCG-Portfolio Aus der Analyse eines Unternehmens anhand des BCG-Portfolios lassen sich wichtige Erkenntnisse ziehen. Zum einen erhält man die strategische Situation der einzelnen Geschäftsfelder. So stellen z. B. Stars die Geschäftseinheit dar, die durch eine hohe Marktattraktivität und eine starke Wettbewerbsposition ausgezeichnet ist. Des Weiteren besteht die Möglichkeit Schlussfolgerungen über den finanziellen Bedarf und den Cash Flow der einzelnen strategischen Geschäftseinheiten abzuleiten. Beispielsweise stellen Cash Cows die wichtigste Finanzquelle eines Unternehmens dar. Als letztes eignet sich die Portfolioanalyse zur Ableitung von Normstrategien und zur Formulierung von strategischen Maßnahmen.104 4.5 Methoden und Tools zur Lösung von Problemen und Entwicklung neuer Ideen Die Methoden und Tools zur Lösung von Problemen und zur Entwicklung neuer Ideen stellen als Ideenlieferanten sogenannte Kreativitätstechniken dar, wie z. B. das Design Thinking, das Brainstorming, das Brainwriting, der morphologische Kasten und die Methode 635. Kreativitätstechniken sind Vorgehensweisen zur besseren Ausschöpfung des kreativen Potenzials und dienen der Überwindung von eingefahrenen Denkweisen.105 Design Thinking Das Design Thinking ist ein Konzept zur kreativen Problemlösung, das von David Kelley, Terry Winograd und Larry Leifer von der Stanford University aus Kalifornien stammt.106 103 Vgl. Bea/Haas (2009), S. 149 Vgl. Herrmann/Huber (2013), S. 81 105 Vgl. Herrmann/Huber (2013), S. 155 106 Vgl. http://xn--kreativittstechniken-jzb.info/kreativitaetsframeworks/design-thinking/ (18.01.2016) 104 29 Bachelor Thesis Es wurde kontinuierlich dem Stand der wissenschaftlichen Forschung angepasst. Das Prozessmodell nach HPI School of Design hat sich in der Praxis bewährt. Die Abbildung 19 zeigt die Schritte im Design Thinking Prozess.107 Abbildung 19: Design Thinking nach HPI School of Design 108 Der Grundgedanke des Design Thinkings ist, das interdisziplinäre Teams echte, herausragende Innovationen erschaffen können. Dabei werden im Design Thinking Prozess möglichst unterschiedliche Erfahrungen, Meinungen und Perspektiven hinsichtlich einer Problemstellung zusammengetragen.109 Die Abbildung 20 zeigt die Kernelemente des Design Thinkings, welche multidisziplinäre Teams, den iterativen Prozess und einen flexiblem Raum abbilden. Abbildung 20: Kernelemente des Design Thinking 107 110 Vgl. Rütten (2015), S. 156f. Vgl. Rütten (2015), S. 156 109 Vgl. http://xn--kreativittstechniken-jzb.info/kreativitaetsframeworks/design-thinking/ (18.01.2016) 110 Vgl. Meinel/Weinberg/Krohn (2015), S. 15 108 30 Bachelor Thesis Brainstorming Brainstorming (ursprünglich: using the brain to storm a problem) ist eine Methodik, um Ideen, Vorwissen und Assoziationen zu einem bestimmten Thema zu erfassen. 111 Es erfolgt in Form einer problemorientierten und moderierten Diskussion innerhalb einer Gruppe von fünf bis acht fachlich heterogenen Teilnehmern. Beim Brainstorming gibt es feste Regeln und demnach gliedert sich der Ablauf des Brainstormings in drei Phasen. In der ersten Phase, der Vorbereitungsphase geht es neben der exakten Formulierung des Problems vor allem um die Einführung in die Grundprinzipien und Regeln des Brainstormings. In der Hauptphase findet das eigentliche Generieren von Ideen und Lösungsvorschlägen statt. Die Ideen und Lösungsansätze werden in der letzten Phase, der Nachphase besprochen und sofern es möglich ist in Assoziationsketten durch die übrigen Teilnehmer weiterentwickelt.112 Brainwriting Eine Weiterentwicklung des Brainstormings ist das Brainwriting. Ebenso wie das Brainstorming zielt es auf die wechselseitigen Anregungen der Teilnehmer ab. Der Unterschied liegt darin, dass mögliche Lösungsvorschläge nicht wie beim Brainstorming mündlich diskutiert, sondern spontan von jedem Teilnehmer niedergeschrieben werden. Durch die schriftliche Fixierung jedes einzelnen Teilnehmers kommt es zu keiner Verzerrung der Ergebnisse.113 Das Brainwriting ist in der Praxis ebenfalls als 635 Methode bekannt. Anders als bei der Methode 635 kann das Brainwriting mit mehr als sechs Personen durchgeführt werden. Es geht nicht darum, dass jeder Teilnehmer jede Matrix bearbeitet. Stattdessen geht es vielmehr darum, so viele Ideen wie möglich zu finden.114 Morphologischer Kasten Der Morphologische Kasten ist eine Methode zur Strukturierung einer Vielzahl von Ideen und Lösungen. Das Ziel des Morphologischen Kastens ist es einen Sachbereich oder ein Problemfeld lückenlos und überschneidungsfrei nach bestimmten Kriterien zu gliedern.115 Diese Methode wurde im Jahre 1956 vom Schweizer Astrophysiker Fritz Zwicky entwickelt und ist die bekannteste morphologische Methode. Unter dem Begriff „Morphologie“ ist dabei die Aufgliederung eines Problems hinsichtlich aller Parameter zu verstehen sowie die Suche nach neuen Kombinationen vorhandener Teillösungen.116 111 Vgl. http://methodenpool.uni-koeln.de/download/brainstorming.pdf (20.01.2016) Vgl. Vahs/Brem (2015), S. 288 113 Vgl. Vahs/Brem (2015), S. 289 114 Vgl. Rütten (2015), S. 167 115 Vgl. Disselkamp (2012), S. 161 116 Vgl. Disselkamp (2012), S. 161 112 31 Bachelor Thesis Das Resultat des Morphologischen Kastens ist eine Matrix, die auf der vertikalen Achse alle zu untersuchenden Parameter beinhaltet und auf der horizontalen Achse die verschiedenen Ausprägungen der einzelnen Parameter.117 Methode 635 Der Name der Methode 635 steht für 6 Teilnehmer, 3 Ideen und 5 Weitergaben. Jedes der sechs Teilnehmer erhält einen Formularbogen auf dem zunächst die Aufgabenstellung festgehalten wird. Als nächstes schreibt jeder Teilnehmer drei spontane Ideen in die dafür vorgesehenen Felder auf und gibt seinen Bogen an den Nachbarn weiter. Nun werden drei weitere Ideen aufgeschrieben. Die Ansätze, die auf dem Formularbogen stehen, können entweder weiterentwickelt werden oder es gibt noch die Möglichkeit sich von ihnen zu völlig neuen Ideen inspirieren zu lassen. So wird der Formularbogen, wie zuvor, in der gleichen Richtung weitergegeben. Nachdem am Ende fünf Weitergaben erfolgt und alle Bögen mit Ideen gefüllt sind, hat das Team in kurzer Zeit 90 Ideen generiert, die im letzten Schritt ausgewertet werden.118 Die Besonderheit an der Methode 635 ist, dass sie eine Weiterentwicklung des Brainstormings darstellt und auch Brainwriting genannt wird. Es wird davon ausgegangen, dass die Kreativität einer Gruppe steigt, wenn die Ideen von Teilnehmern aufgegriffen und weiterverarbeitet werden.119 Abbildung 21: Methode 635 117 120 Vgl. Disselkamp (2012), S. 162 Vgl. http://www.wissen.de/635-methode (25.01.2016) 119 Vgl. http://www.designmethodenfinder.de/method-635 (08.02.2016) 120 Vgl. http://www.designmethodenfinder.de/method-635 (08.02.2016) 118 32 Bachelor Thesis 5 Fazit und Ausblick Als Kenner seiner Produkte bzw. Produktgruppe ist der Produktmanager mit der Struktur seiner Aufgaben, die im Produktmanagement anfallen, vertraut. Sie sind kreativer, technischer und ökonomischer Natur. Es geht darum, neue Produkte zu entwickeln (Produktentwicklung). Es geht darum Produkte zu vermarkten (Produktvermarktung) und letztlich geht es um die Ausphasung eines Produktes (Produktrückführung). Für all diese Aufgaben gibt es die verschiedensten Herangehensweisen zur Findung von Lösungen. Eine der leichtesten Lösungen wird es jedoch sein, auf bestehende und bewährte Methoden, Tools und Instrumente zurückzugreifen. Fakt ist, dass ein methodisches Vorgehen für ein erfolgreiches Produktmanagement maßgeblich ist. Das Ziel der Bachelor Thesis bestand darin, zu identifizieren welche Methoden und Tools in den Unternehmen, in denen die ehemaligen dpm-Studenten mittlerweile arbeiten, verwendet werden. Zur empirischen Untersuchung wurde eine Online-Umfrage erstellt, die insgesamt 10 Fragen beinhaltet. Das Kernstück der Umfrage bezog sich auf die eingesetzten Methoden und Tools. Es wurden insgesamt 24 Methoden und Tools in bestimmte Kategorien - Analyse der Umwelt, Analyse des Unternehmens, Analyse des Marktes, integrierte Analyse des Marktes und des Unternehmens und Methoden zur Lösung von Problemen und Entwicklung neuer Ideen - eingeordnet und abgefragt. Darüber hinaus erhielten die Befragten die Möglichkeit in das Feld „Sonstiges“ Methoden einzutragen, die in der Umfrage nicht aufgeführt wurden. Die gängigsten Methoden und Tools sind, wie in der Aufgaben- und Zielvorstellung erwartet, die Zielgruppenanalyse (ca. 79 %) die SWOT-Analyse (ca. 75 %), die Stärken-Schwächen Analyse (ca. 72 %) und der BCG-Portfolio Ansatz (63 %). Bei den Kreativitätstechniken sind Methoden wie das Brainstorming (ca. 89 %) und Brainwriting (ca. 61 %) sowie das Design Thinking (50 %) diejenigen, die bei den Unternehmen verwendet werden, um neue Ideen für innovative Produkte zu generieren. Methoden, die in der Praxis so gut wie gar nicht verwendet werden, sind laut Umfrage der Five-Forces Ansatz nach Porter (11 %), die Gap-Analyse (6 %) sowie die Wertkettenanalyse (6 %). Die Methodik Value Net, auch bekannt als Konzept der Coopetition (es besteht eine Dualität aus Kooperation und Wettbewerb) bekannt, findet in keinem Unternehmen Anwendung. Die Umfrage brachte auch einige unbekannte Methoden wie z. B. die Touchpoint Analyse, World Café, 6 Hüte, Paradoxes Brainstorming, Lead User Methode und Six Sigma hervor. Diese Methoden haben eine große Relevanz für die Umfrage. Sie dienen als Erweiterung der Methoden- und Toolbox für das Produktmanagement und sind für diejenigen, die in der Zukunft im Produktmanagement arbeiten wollen, wichtig zu kennen. 33 Bachelor Thesis Die Frage neun der Online-Umfrage zielte darauf, zu erfahren, welche Wichtigkeit Methoden und Tools in den Unternehmen haben. Dabei ist der Einsatz von Methoden und Tools für 11 % der Befragten „sehr wichtig“. Als „weniger wichtig“ betitteln 45 % der Befragten die Methoden und Tools für das Produktmanagement. Keiner der 20 Befragten empfindet den Einsatz von Methoden und Tools als „gar nicht wichtig“. Die Grundaussage aus diesen Ergebnissen könnte demnach lauten: Die während des Studiums gelehrten Methoden und Tools haben scheinbar in der Praxis eine nicht so häufige Anwendung, wie man annehmen würde. Stellt sich zum Abschluss noch die Frage, ob Produktmanagementtools- und methoden zukünftig immer mehr an Wert verlieren oder ihre Verwendung noch intensiviert werden sollte? Dieser Frage könnte mit einer weiteren empirischen Untersuchung nachgegangen werden. Hier könnte die Befragungsgruppe erweitert werden, indem alle Unternehmen aus Südwestfalen bezüglich des Einsatzes und der Wichtigkeit der Methoden und Tools im Produktmanagement befragt werden. Als Resultat würde sich eine höhere Repräsentativität ergeben. Bei einer Stichprobe von 20 Befragten ist die Repräsentativität der Umfrage nicht gegeben. Das bedeutet, dass die Ergebnisse nicht empirisch untermauert sind, sondern nur eine Tendenz abgeben. Laut einer Befragungsperson sind die gelehrte Theorie und die gelebte Praxis im Produktmanagement sehr weit voneinander entfernt. Hier wäre es sehr hilfreich und interessant zu erfahren, inwieweit diese Aussage auch von anderen Absolventen, die im Produktmanagement tätig sind, unterstützt wird. Das könnte mit Hilfe von Interviews bestätigt bzw. dementiert werden. Zum Ende der Bachelor Thesis ist zu betonen, dass ein methodisches Vorgehen nicht nur maßgeblich für den Produktmanagementerfolg, sondern für alle Managementbereiche eines Unternehmens ist. Daher hat es sich umso mehr gelohnt, sich im Rahmen dieser Bachelor Thesis alle hier aufgeführten Methoden nochmal vergegenwärtigt zu haben. 34 Bachelor Thesis Quellenverzeichnis Fachliteratur Albers Sönke, Herrmann Andreas, 2007, 3., überarbeitete Auflage, Handbuch Produktmanagement, Strategieentwicklung - Produktplanung - Organisation - Kontrolle, Betriebswirtschaftlicher Verlag Dr. Th. Gabler | GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden Ammon Thomas, 2009, Produktmanagement, So optimieren Sie Produkte, Workflows und Marketing, Verlag C.H. 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Auflage, Praxishandbuch Produktmanagement - Grundlagen und Instrumente, Campus Verlag GmbH, Frankfurt/Main 35 Bachelor Thesis Meffert Heribert, Burmann Christoph, Kirchgeorg Manfred, 2012, 11., überarbeitete und erweiterte Auflage, Marketing - Grundlagen marktorientierter Unternehmensführung, Konzepte - Instrumente Praxisbeispiele Meinel Christoph, Weinberg Ulrich, Krohn Timm, 2015, Design Thinking, Wie man Ideen entwickelt und Probleme löst, Murmann Publishers GmbH, Hamburg Rütten Lukas, 2015, Kreative Mitarbeiter - Wegweiser für Führungskräfte zu mehr Kreativität und Innovation, Springer-Verlag, Berlin, Heidelberg Steinmann Horst, Schreyögg Georg, Koch Jochen, 2013, 7. 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(Hrsg.) Methodenpool Uni Köln, http://methodenpool.unikoeln.de/download/brainstorming.pdf, Abrufdatum: 20.01.2016, 16:56 Uhr Unternehmensberatung Peter Kairies, Produktmanagement mit Zukunft, http://peterkairies.de/wpcontent/uploads/Produktmanagement_mit_Zukunft.pdf, Abrufdatum: 09.02.2016, 15:03 Uhr 37 Bachelor Thesis Ehrenamtliche Erklärung Hiermit erkläre ich, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig, ohne Hilfe dritter Personen verfasst und keine anderen, als die angegebenen Quellen und Hilfsmittel benutzt habe. Alle Stellen, die wörtlich oder sinngemäß aus veröffentlichten oder nicht veröffentlichten Schriften entnommen wurden, sind kenntlich gemacht. Diese Arbeit hat in gleicher oder ähnlicher Form noch keiner anderen Prüfungsbehörde vorgelegen. Soest, 22.02.2016 Ort, Datum Unterschrift 38 Bachelor Thesis Anhang Fragebogen 39 Bachelor Thesis 40 Bachelor Thesis Umfrageergebnisse 41 Bachelor Thesis 42 Bachelor Thesis 43 Bachelor Thesis 44 Bachelor Thesis 45 Bachelor Thesis 46 Bachelor Thesis 47 Bachelor Thesis 48 Bachelor Thesis 49 Bachelor Thesis 50 Bachelor Thesis 51 Bachelor Thesis 52