GK Semantik SS15, Probeklausur 1 Probeklausur: GK Semantik (Murphy) 1 Arten der Bedeutung (1) Was ist die Ausdrucksbedeutung, Äußerungsbedeutung und kommunikativer Sinn des folgenden Satzes? [3 Punkte] Maria fragt Hans am 17.07.15 um 12.45: Hast du einen Bleistift? Lösung: Ausdrucksbedeutung: Der Sprecher fragt den Addressaten, ob dieser einen Bleistift besitzt. Äußerungsbedeutung: Maria fragt Hans am 17.07.15 um 12.45, ob er einen Bleistift hat. Kommunikativer Sinn: Maria will sich einen Bleistift von Hans ausleihen. (1) a. b. c. (2) Handelt es sich bei den kursiv geschriebenen Bedeutungen um eine Präsupposition oder eine Implikatur? Zeigen Sie das anhand eines geeigneten Tests. [4 Punkte] a. Die Suppe ist warm – Die Suppe ist nicht heiß1 b. Peter hat sieben Kinder – Es ist nicht der Fall, dass Peter acht Kinder hat c. Maria hat wieder geweint – Maria hat schon mal geweint Lösung (Nur ein Test ist nötig!): (2) a. b. c. 2 Die Suppe ist warm = Implikatur. bekräftigbar = Die Suppe ist warm, aber nicht heiß. aufhebbar = Die Suppe ist warm, sogar heiß Von Negation betroffen = Es stimmt nicht, dass die Suppe warm ist (. . . sie ist heiß) Peter hat sieben Kinder = Implikatur bekräftigbar = Peter hat sieben Kinder, aber nicht acht. aufhebbar = Peter hat sieben Kinder, wenn auch nicht acht. Von Negation betroffen = Es ist nicht der Fall, dass Peter sieben Kinder hat (. . . er hat acht). Maria hat wieder geweint = Präsupposition nicht bekräftigbar = Maria hat wieder geweint, #und sie hat schon mal geweint.2 nicht aufhebbar = Maria hat wieder geweint, #aber sie hat vorher nie geweint. Von Negation nicht betroffen = Es ist nicht der Fall, dass Maria wieder geweint hat (→ Maria hat schon mal geweint). Mengenlehre Drücken die folgenden Mengen mittels Mengenabstraktion aus: [3 Punkte] a. {blau, grün, orange, rot, . . . } b. {<Angela Merkel, deutsch>, <David Beckham, englisch>, <Kim Jong-Un, nordkoreanisch> <Barack Obama, amerikanisch>, . . . } c. JMannK(s) (3) Lösung: (3) a. 1 2 {x ∣ x ist eine Farbe} Beispiel geändert, weil die Antonymie ein Störfaktor war! Das Zeichen # bedeutet, dass der Satz zwar grammatisch ist (vgl. *), aber im Kontext unangemessen ist. GK Semantik SS15, Probeklausur b. c. (4) 2 {<x, y> ∣ y ist die Staatsangehörigkeit von x} oder {<x, y> ∣ x hat die Staatsangehörigkeit y}3 {y ∣ y ist ein Mann in s} [3 Punkte] Sind die folgenden Aussagen wahr oder falsch? a. {1, 2, 3} ∈ {4, 3, 2, 1} b. JTischK ⊆ JMöbelK c. {Sam, Bill, Mary} ⊆ {Mary, Sam, Bill} d. JBerlinK ∈ {y ∣ y ist eine Hauptstadt} e. JMaria schnarchtK(s) ⊆ JMaria schläftK(s) Lösung (keine Erklärung nötig!): (4) a. b. c. d. e. (5) falsch, weil die Menge {1, 2, 3} kein Element der Menge {4, 3, 2, 1}. Sie ist jedoch ein Element der Zweiermenge {4. {3, 2, 1}} aber diese ist eine ganz andere Menge. wahr. Wenn Tisch ein Unterbegriff von Möbel ist, dann ist JTischK ⊆(⊂) JMöbelK. Dieses bedeutet, dass alles, was ein Tisch ist, ist auch ein Möbelstück. wahr, da die Reihenfolge der Elemente einer Menge egal ist und jede Menge eine Teilmenge (aber keine echte Teilmenge!) von sich selbst ist. wahr. Die Bedeutung von JBerlinK ist die Entität Berlin, die sehr wohl ein Element der Menge der Hauptstädte ist. wahr. JMaria schnarchtK(s) ist die Menge der Situationen, in denen Maria schnarcht. JMaria schläftK(s) ist die Menge der Situationen, in denen Maria schläft. Wir können sagen, dass JschnarchenK ⊆ JschlafenK gilt, da (im Normalfall!4 ) man nicht schnarchen kann ohne zu schlafen. Also wie bei (b) darf es keine Situation geben, in denen Maria schnarcht aber nicht schläft. Geben Sie die charakterische Funktion für JLandK (χJLandK ) an in Bezug auf das folgende Universum: [2 Punkte] U = {Frankreich, Schule, Ball, Deutschland, Fahrrad} χJLandK = Lösung (keine Erklärung nötig!): (5) Die charakteristische Funktionen, ist eine Funktion, die jedes Element in einem Universum nimmt, und es auf den Wahrheitswert 1 bildet, wenn es in der entsprechenden Menge vorkommt, und sonst auf 0. Schule 1 Frankreich Ball 0 Deutschland Fahrrad Wichtig ist nur, dass das linke Element (x)= Person, das rechte (y) = Nationalität. Also wenn man das Paar <y, x> angibt, muss x und y die richtige Referenz haben: {<y, x> ∣ x ist die Staatsangehörigkeit von y} 4 Lassen Sie sich nicht von anderen marginalen (aber möglichen) Interpretationen verwirren, wo z.B. Maria ein Hund ist. Der Sinn der Klausur ist nicht, Sie auszutricksen ;-) 3 GK Semantik SS15, Probeklausur 3 Wir können dann diese Relation als eine Menge von geordneten Paaren angeben: χJLandK = {<Frankreich, 1>, <Schule, 0>, <Ball, 0>, <Deutschland, 1>, <Fahrrad, 0>} 3 Funktionen (6) Leiten Sie die Bedeutung des folgenden Satzes ab: (dass) Hans in Berlin arbeitet u } [5 Punkte] S w w w w DP w w w Hans w v VP PP V in Berlin arbeitet (s) ~ Jin BerlinK(s) = λPλx[P(x) ∧ x ist in Berlin in s ] Lösung: (6) JVPK(s) = JPPK(s)(JVK(s)) λPλx[P(x) ∧ x ist in Berlin in s ](λy[y arbeitet in s]) λx[λy[y arbeitet in s](x) ∧ x ist in Berlin in s ] λx[x arbeitet in s ∧ x ist in Berlin in s ] JSK(s) = JVPK(s)(JDPK(s)) λx[x arbeitet in s ∧ x ist in Berlin in s ](Hans) Hans arbeitet in s ∧ Hans ist in Berlin in s ] (7) Geben Sie den Typ der folgenden Funktionen an: a. λPλx[P(x) ∧ x ist in Berlin ] = b. λyλx[x liebt y] = [2 Punkte] Lösung: (7) a. b. 4 <<e, t>, <e, t>> <e, <e, t>> Quantoren (8) Geben Sie zwei mögliche Bedeutungen für den Satz Jkein Hund belltK(s) an: [3 Punkte] Lösung: Hier war es so gedacht, dass Sie nicht die Ableitung angeben, sondern nur die Endbedeutung des Satzes. Man kann die Bedeutung natürlich ableiten, wenn es Ihnen hilft, aber das wird nicht erwartet bei dieser Frage. (8) Es gibt zwei mögliche Bedeutungen: Einmal in der Prädikatenlogik = ¬∃x[x ist ein Hund in s ∧ x bellt in s] oder in der Mengenlehre = #(JHundK(s) ∩ JbelltK(s)) = Ø5 Andere Schreibweise = #(λx[x ist ein Hund in s] ∩ λy[y bellt in s]) = Ø 5 Bedeutet: Die Schnittmenge von JHundK(s) und JbelltK(s) ist die leere Menge. GK Semantik SS15, Probeklausur (9) 4 Leiten Sie die Bedeutung des folgenden Satzes bis zum S-Knoten ab: (dass) jedes Mädchen lacht u } w w w w w v S DP jedes Mädchen [5 Punkte] VP (s) ~ lacht Lösung: Es bleibt Ihnen überlassen, welche Quantorenbedeutung Sie annehmen wollen. Ich werde hier beide Möglichkeiten zeigen. Mengentheorisch: (9) JDPK(s) = JDK(s)(JNPK(s)) λQλP[Q ⊆ P](JMädchenK(s)) λP[JMädchenK(s) ⊆ P] JSK(s) = JDPK(s)(JVPK(s)) λP[JMädchenK(s) ⊆ P](JlachtK(s)) JMädchenK(s) ⊆ JlachtK(s) λx[x ist ein Mädchen in s] ⊆ λy[y lacht in s] Optionaler Schritt! Prädikatenlogik: (9) JDPK(s) = JDK(s)(JNPK(s)) λQλP∀x[Q(x) → P(x)](JMädchenK(s)) λP∀x[JMädchenK(s)(x) → P(x)] JSK(s) = JDPK(s)(JVPK(s)) λP∀x[JMädchenK(s)(x) → P(x)](JlachtK(s)) ∀x[JMädchenK(s)(x) → JlachtK(s)(x)] ∀x[λy[y ist ein Mädchen in s](x) → λx′ [x′ lacht in s](x)] ∀x[x ist ein Mädchen in s → x lacht in s] Optionaler Schritt! Optionaler Schritt!