Ma.st.be 03 - Physikalisch

Werbung
Leben
in der
Finsternis
Foto: OAR/National Undersea Research Program (NURP); NOAA
4
maßstäbe
Ein Brodeln in der Finsternis
11 000 Meter unter dem Meeresspiegel lauert der Abgrund. Kein
Sonnenstrahl dringt bis in diese
finsteren Tiefen vor, der Druck ist
bis zu 1100 mal größer als an Land.
An diesen Nahtstellen der Erdkruste spucken „Schwarze Raucher“
(Black Smokers) ihren über
300 Grad Celsius heißen Sud aus.
Er entsteht, wenn Meerwasser durch
Erdspalten versickert und in die
Nähe einer rund 1200 Grad Celsius
heißen Magmablase gelangt. Dort
erwärmt es sich und belädt sich mit
Schwefelwasserstoff, der für die
meisten Organismen giftig ist,
außerdem mit Metallen und Wasserstoff. Die Brühe steigt auf. Beim
Kontakt mit dem kalten Meerwasser
fallen Mineralien – Sulfide – aus,
die sich manchmal zu haushohen
Schloten rund um einen „schwarzen
Raucher“ ablagern. Außerdem
enthält der Sud große Mengen an
gelösten Schwefelverbindungen.
Alles in allem eine Umgebung, die
unbewohnbar erscheint.
Foto: OAR/NURP; College of William & Mary
Der Röhrenwurm Riftia pachyptila unternimmt keinerlei Anstrengungen, Nahrung aufzunehmen. Er
besitzt weder Mund noch Verdauungsorgane. Seine Nahrung bezieht er ausschließlich durch
Schwefel fressende Bakterien,
die er in den Zellen seines Körpers
beherbergt. Riftia versorgt seine
„Untermieter“ über Kiemen und
Kreislauf mit Sulfid und Sauerstoff. Diese Rohstoffe benötigen
die Bakterien für ihre Chemosynthese. Im Gegenzug liefern sie
ihrem Wirt Nährstoffe wie Zucker
und Aminosäuren.
Foto: OAR/NURP; Texas A&M Univ.
Ein Leben mit Schwefelfressern
Erst 1979 entdeckten Forscher in
den Tiefen nahe des GalapagosGrabenbruchs eine reiche Lebensgemeinschaft im Bereich der brodelnden Erdspalten. Über zwei
Meter lange Röhrenwürmer sowie
Muscheln, Krabben und Aalmuttern
schöpfen aus den schwefelhaltigen
heißen Quellen (Hot Vents) ihre
Lebenskraft. Dort lebt ihr „Futter“:
Chemosynthese-Bakterien. Anders
als die Lebewesen an der Sonne, die
Photosynthese betreiben können,
erzeugen sie Energie mit Hilfe von
chemischen Reaktionen. Die Bakterien oxidieren Schwefelwasserstoff. Durch die freiwerdende Energie wird Kohlendioxid aus dem
Meerwasser gebunden. Dabei
entstehen organische Moleküle.
Somit sind die Bakterien selbst
ernährend (autotroph); können also
ohne jede Zufuhr organischen
Materials überleben.
Lebensgemeinschaft
n
ott sehe
aDamit G tat, musste er n es.
r
e
e
t r
was
nd so ta
U
.
konnte,
n
e
h
c
ht ma
rlich Lic
tü
Röhrenwurm
Muscheln (Calyptogena spp.)
Foto: Geomar-Institut Kiel
Auch die Muschelgattungen Calyptogena und Bathymodiolus leben
in einer Symbiose mit Schwefel oxidierenden Bakterien, die in ihren
Kiemen hausen. Sauerstoff und
Kohlendioxid erhalten die Bakterien
aus dem Wasser. Sulfide liefert ihnen die Muschel, die mit einer Art
Fuß im Sediment stöbert und das
aufgenommene Sulfid über ihren
Kreislauf bis in die Kiemen transportiert.
d die
rde. Un
E
d
n
u
l
me
er Tieott Him ar finster auf d
G
Anfang
f
u
nd
h
c
fang s
d es w
asser. U
„Am An st und leer, un bte auf dem W Und Gott
ht!
r wü
hwe
Erde wa Geist Gottes sc
ward Lic icht von der
s
e
d
n
U
t!
as L
der
rde Lich a schied Gott d ternis Nacht.
fe; und
e
w
s
E
ach:
Fins
r. D
1, 1-5)
Gott spr s Licht gut wa ht Tag und die
. Moses
1
(
a
.“
ic
d
g
L
s
a
s
s
T
sah, da
annte da rgen der erste
o
is und n
n
M
r
d
te
n
s
u
in
F
nd
.
aus Abe
ndioxid
Da ward
s Kohle licht als
u
a
h
c
li
h
n
auptsäc
s Sonne
v. Chr.
sphäre h n beginnen, da nthese kommt
00 000
o
0
tm
0
a
0
d
0
r
4
E
ane
tosy
steht die
den Oze irdischen Pho
Noch be obakterien in
r
e
s
ie
Mit d
yan
elt.
Doch C elle zu nutzen.
in die W
u
q
f
f
ie
to
g
s
r
r
e
e
n
E
au
Techd nach S
großen
nach un
n
e
in
e
ur roh
erdung
enschw h nicht mehr n
v. Chr.
M
r
0
e
0
d
0
t
c
0
r
is
he
det die
1 30
tus besc ihm braucht Fle len verschwin chen.
c
e
r
e
o
errs
Höh
Hom
ank
aus den as Feuer zu beh Nordschub. D
d
nologie zu werden und
in
t,
n
n
s ler
urde
n
gegesse it. Homo erectu us dieser Zeit w
e
a
lh
n
rstelle
Dunke
on Feue
(Reste v tdeckt.)
n
afrika e
428)
. 500 bis
a
c
(
i
.
a
r
n
h
e
.C
Klazom
.
5. Jh. v
oras von auf, dass alle .. Æ S. 7
g
a
x
a
n
A
e
s
e
h
T
stellt die
maßstäbe
5
Ein Leuchten in der Dunkelheit
Vom Grund des Ozeans geht es
langsam aufwärts in die mittleren
und oberen Regionen der Tiefsee.
Auch hier in rund 1500 Metern
Tiefe gibt es keinen blassen Schimmer von Sonnenlicht. Doch aus dem
Dunkel tauchen vereinzelt leuchtende Lebewesen auf: Fische, Quallen,
Krebse und Oktopusse „knipsen“
sich ihr eigenes Licht an.
Das Geheimnis des kalten
Biolichts
Das Phänomen heißt Biolumineszenz. Dabei wird das Protein Luziferin oxidiert, als Katalysator dient das Enzym Luziferase.
Durch diese Reaktion wird Biolicht
freigesetzt, aber kaum Wärme abgegeben. Hier ist die Natur der
menschlichen Technik um Längen
voraus. Zum Vergleich: Glühbirnen
können nur fünf Prozent der zugeführten Energie in Licht umsetzen.
Der Rest geht als Wärme verloren.
Biolumineszenz beruht auf der
Aktivität eigener Zellen (primäres
Leuchten) oder gelingt mit Hilfe
von eingelagerten Bakterien (sekundäres Leuchten), die z. B. mit Fischen in Symbiose leben. Die Bakterien sitzen zu Millionen in besonderen Drüsenzellen, den Photophoren. Dort werden sie über das
Blut mit Stärke und Sauerstoff
versorgt. Zum Ausgleich leuchten
sie ihrem Wirt.
„In dem unendlichen Dunkel hilft
das Biolicht, Beute anzulocken,
Feinde zu täuschen und abzuwehren
oder einen Fortpflanzungspartner zu
finden“, erklärt Thomas Soltwedel
vom Alfred-Wegener-Institut für
Polar- und Meeresforschung, Bremerhaven.
Fotos: Harbor Branch Oceanographic
6
maßstäbe
Licht als Lockmittel
Anglerfische besitzen Leuchtorgane, die wie eine Laterne vor ihrem
Maul baumeln. Jede Lichtquelle
weckt die Neugier. Die arglose
Beute nähert sich dem Glühen und
wird prompt verspeist. Ein Riesenmaul mit Vampirzähnen macht ein
Entkommen unmöglich. Auch
Staatsquallen nutzen Biolicht, um
Beute zu machen. Dabei setzen die
Winzlinge auf Teamarbeit: Hunderte
kleiner Einzeltiere bilden bis zu
40 Meter lange Lichterketten. Die
größere Oberfläche sorgt für einen
reichen Fang. Der Korallenfisch
Photoblepharon beherbergt in
seinen unter den Augen gelegenen
Leuchtorganen Bakterien, die
ununterbrochen leuchten. Durch
Bewegung seines Augenlids kann
der Fisch den Lichtfluss nach außen
regulieren. Eine Reflektor- und eine
Pigmentschicht schließen das Auge
nach hinten ab. Seine Leuchtorgane
erfüllen gleich mehrere Funktionen:
Sie unterstützen wie ein Scheinwerfer das Sehen des Fischs, locken
Beute an, wehren durch plötzliches
Aufblinken Feinde ab und senden
Signale an Fortpflanzungspartner
aus. Wissenschaftler vermuten, dass
sich die Tiere an artspezifischen
Lichtmustern erkennen.
Tricks zur Tarnung
Um in den finsteren Tiefen weitestgehend unsichtbar zu bleiben, haben
die Bewohner überwiegend eine
schwarze, silberne oder rote Haut.
Das Meerwasser absorbiert Rot
bereits in zehn Metern Tiefe aus
dem Farbspektrum des Lichts. Den
Garnelen nutzt ihr rotes Tarnkleid
allerdings wenig, wenn sie den Weg
eines Schwarzbauchs kreuzen. Die
Photophoren an seinen Augen
senden stark gebündeltes Rotlicht
aus. Der Räuber kann seine Beute
erspähen, bevor deren Strömungssensoren den Angreifer erfasst
haben. Einige Garnelen-Arten
wissen sich zu wehren, indem sie
Leuchtwolken ausstoßen und den
Feind blenden. Die Schrecksekunde
nutzen sie, um im Dunkeln unterzutauchen. Transparente Quallen oder
Tintenfische sind in der Finsternis
leicht zu durchschauen. Doch was
tun, wenn die eigene Beute im
Bauch verräterisch leuchtet? „Die
Tricks sind verblüffend“, sagt
Thomas Soltwedel. Einige Arten
ummanteln ihren Magen mit einer
lichtundurchlässigen Schutzschicht,
andere schimmern rot und übertünchen das bläuliche Licht.
Der Blitzlichtfisch dreht im Ernstfall einfach das Licht ab. Die Zellen
seines Leuchtorgans sitzen in halbkugeligen Kammern, die mit Reflektoren und Linsen ausgestattet
sind und die Strahlung wie einen
Scheinwerfer bündeln. Sitzt ihm ein
Feind auf der Flosse, klappt der
Blitzlichtfisch sein Leuchtorgan so
ab, dass kein Strahl mehr nach
außen fällt.
Licht zur Täuschung
In den oberen Regionen der Ozeane dämmert es
bereits. In einer Tiefe von 200 Metern sieht man
den ersten Strahl von Sonnenlicht. Dann trübt
sich der Blick. Silberbeilfische, die in der Dämmerzone leben, täuschen ihre Feinde mit
Leuchtorganen an Bauch und Seiten. Äußerst
geschickt ahmen sie das diffuse Restlicht nach.
Aus Sicht eines Räubers, der aus der Tiefe nach
oben späht, löst sich die Körperkontur völlig
auf. Dabei kann der Silberbeilfisch die Intensität seines Lichts über neuronale Steuerung so
genau an die vom Auge gemessene Intensität
des Oberlichts anpassen, dass er von unten
gesehen stets unsichtbar bleibt.
Weiter werden wir nicht mehr aufsteigen. Hier,
wo die ersten Lichtstrahlen zu sehen sind,
endet unsere Reise durch die Welt der
Dunkelheit.
NICOLE GEFFERT
r aus
e
lskörpe
Himme fen wie die Erd rof
in g
en Sto
Sonne e
ie
denselb
d
s
s
a
i.
d
en und
elsen se iner der
bestünd d glühender F
1), e
er un
0 bis 37 orie des
6
iß
4
e
(
h
a
,
r
r
e
e
d
ß
b
nthe
in den
os von A llt eine Teilche
it
r
k
o
Atome
m
n
e
te
De
s
ll
,
o
s
n
tomiste
e diese
enstand
frühen A on jedem Geg Indem das Aug r.
V
tba
en.
uf.
Lichts a m ausschwärm egenstand sich azu die
u
G
d
a
a
in
R
e
h
n
t und
ird
35) t
leeere
immt, w (ca. 495 bis 4 ahlen aussende
n
r
h
a
w
s
Atome
Akraga es, das Lichtstr
les von
k
o
ist
d
e
e
g
p
u
Em
htet.
Das A
:
ie
r
o
e
Welt ric
Gegenth ie Objekte der
fd
Lehre
diese au
kles die
o
d
e
p
m
E
(Hades)
mt von
), Erde
a
r
im
.
e
n
r
r
H
h
e
(
b
t
C
f
ü
.
unterLu
2)
4. Jh. v
(Zeus), den Elementen ther.
4 bis 32
r
8
e
3
(
u
e
s
F
le
Ä
–
n
Aristote
in: den
menten
inen vo
vier Ele ) – und führt e lichen Körper e
n
e
d
n
vo
stis
der
unverän
sser (Ne
und Wa n, ewigen und
ne
bei
schiede
under“)
w
lt
e
W
„Achte
hr.
ros (das
297 v. C tturm von Pha
ch
eiht.
Der Leu ia wird eingew
r
m
Alexand
l Haitha
n Ibn A nnt)
a
s
a
H
l
A
rt
na
rhunde ysiker Abu Ali Ptolemäus“ ge
11. Jah
h
e
P
it
e
e
k
h
ti
w
c
„Z
Op “
bis
atz der
der der
Der ara
h
o
,
c
n
S
e
„
z
a
h
lh
uc
onieren
(auch A
einem B e Linsen funkti
s
in
t
ib
beschre d, wie optisch piegel.
9
n
arabols
Æ S.
zutreffe
ickelt P
tw
n
e
d
un
maßstäbe
7
Impressum
Herausgeber
Physikalisch-Technische Bundesanstalt
Braunschweig und Berlin
Redaktion
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, PTB
Postfach 3345, 38023 Braunschweig
Telefon: (05 31) 592-30 06
E-Mail: [email protected]
Redakteure: Jens Simon (jes, verantwortlich), Erika Schow (es),
freie Autoren: Almut Bruschke-Reimer (abr), Birgit Ehlbeck,
Julia Förster, Frank Frick, Nicole Geffert, Frank Grotelüschen,
Ute Kehse (uk), Jan Oliver Löfken (jol), Dörte Saße (ds)
Layout: Jörn-Uwe Barz
Grafik: Björn Helge Wysfeld
Bilder ohne Quellenangabe: PTB
Druck
Fischer Druck, Peine
Auszüge der „maßstäbe” im Internet unter www.ptb.de
© PTB. Alle Rechte vorbehalten.
Bei Nachdruck bitte Quellen- und Autorenangabe
sowie Information an die Redaktion.
Braunschweig, Februar 2003
Herunterladen