Darfur Ein Krieg um Macht, Ressourcen und Identität

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GIMo
Gießener Monitoringgruppe
Janina Eckhoff , Philipp Kumria, Corinna Sinkowicz, Saskia Thorbecke
Darfur Ein Krieg um Macht, Ressourcen und Identität
Hintergründe und Perspektiven.
Editorial
Dieses Dossier zum Konflikt in Darfur entstand im Rahmen eines studentischen Monitoring-Projekts am Institut für Politikwissenschaft der
Justus-Liebig-Universität Gießen, unter der Leitung von Prof. Dr.
Hanne-Margret Birckenbach.
Das Monitoring-Projekt wurde initiiert von der Kooperation für den
Frieden. Die Intentionen dieses Projekts liegen in der zivilen Konfliktbearbeitung sowie in der Gewalt- und Kriegsprävention. Mit Hilfe
der Veröffentlichung von Dossiers soll der Öffentlichkeit ein ziviler
Umgang mit Konflikten nahe gebracht werden. Die Kooperation für
den Frieden hat unter Federführung von Prof. Dr. Andreas Buro derzeit vier Dossiers veröffentlicht: Dossier I
sier II
Der Iran-Konflikt, Dos-
Der Türkisch-Kurdische Konflikt, Dossier III - Der Israel-
Palästina-Konflikt und Dossier IV
Der Afghanistan-Konflikt.
(http://www.koop-frieden.de)
Die Giessener Monitoringgruppe (GIMo) nahm die Leitgedanken des
Monitoring-Projekts auf und verfasste fünf weitere Dossiers zu den
Konflikten: Migration von Afrika in die EU, Tibet-China, Tschetschenien, Die Kurdenfrage(n) in allen vier Siedlungsstaaten und Darfur.
(http://www.uni-giessen.de/cms/gim)
Das vorliegende Dossier soll über den Konflikt in Darfur sowie über
dessen Gewaltträchtigkeit informieren und anhand praktischer Handlungsoptionen Möglichkeiten für eine zivile Lösung aufzeigen. Übergeordnet wollen die Autor_innen damit einen Beitrag zu einer internationalen Kultur der zivilen Konfliktbearbeitung leisten.
1
Inhalt
Einleitung
Einleitung
Die Region Darfur im Westen des Sudans
ist seit 2004 nicht mehr aus den Schlagzei-
Erster Teil: Hintergrund des
Darfur-Konfliktes
1. Der Sudan
2. Die Rolle der sudanesischen
Akteure und ihre Interessen
3. Die Rolle der internationale
Akteure und ihre Interessen
4. Interessen und Ziele der
Akteure im Überblick
len der internationalen Presse wegzuden2
ken. Vertreter internationaler Organisationen sprechen inzwischen von der größten
16
Opferzahlen seit dem Völkermord in Ru21
anda
33
1994.
Schätzungsweise
bis
zu
300.000 Menschen sind in diesem Bürgerkrieg seit 2003 ums Leben gekommen,
Zweiter Teil: Konfliktebenen
über zwei Millionen Menschen wurden aus
5. Konfliktebenen in Darfur
6. Genozid in Darfur
34
37
ihrer Heimat vertrieben. Überfälle auf Dörfer, Vergewaltigungen, wahlloses Erschie-
Dritter Teil: Handlungsoptionen für
eine zivile Konfliktbearbeitung
ßen von Alten und Kindern sowie das
Prinzip der verbrannten Erde haben die-
7. Road Map
8. Mögliche zivile Handlungsoptionen Deutschlands
38
sen Konflikt auf ein Gewaltniveau geho-
45
ben, das kaum vorstellbar ist.
Anfangs wurde das Ausmaß der Katastro-
Eine Auswahl von Webadressen
zur weiteren Information
phe in Darfur von der Weltöffentlichkeit
48
Abkürzungsverzeichnis
49
Literaturangaben
50
kaum zur Kenntnis genommen. Dann verbreiteten die westlichen Medien relativ
unreflektiert die Nachricht, dass in Darfur
der erste Völkermord des 21. Jahrhunderts
stattfände: Ein arabisch-islamistisches Re-
Gießener Monitoringgruppe (GIMo)
gime würde ihm nahestehende arabische
Kontakt:
[email protected]
Stämme bewaffnen, um die schwarzafrikanische Bevölkerung Darfurs zu ermorden.
Homepage:
http://www.unigiessen.de/cms/fbz/fb03/institute/institutfur-politikwissenschaft/gim/
Doch der Konflikt ist deutlich komplizier-
Projektkoordination und Redaktion:
Markus Schupp
schen
Gießen im September 2008
um Darfur zu verstehen, ist ein genauer
ter als es die Welt wahrhaben will. In Darfur findet nicht lediglich ein Kampf zwiArabern
und
Afrikanern
statt.
Um die Hintergründe des Konfliktes in und
1
Blick in die Geschichte der Region erfor-
ben. Erneut droht dieser wichtigen Organi-
derlich. Dieses Ziel wird mit dem ersten
sation, vor allem in Hinblick auf ihre Ta-
Teil dieses Dossiers verfolgt. Dabei wird
tenlosigkeit während des Völkermordes in
ersichtlich, dass die Ursachen der Gewalt-
Ruanda, ein Versagen.
eskalation vielschichtiger Natur sind. Ras-
Im dritten Teil dieses Dossier sollen im
sisch-kulturelle Faktoren spielen zwar eine
Rahmen einer Road Map Handlungsper-
bedeutsame Rolle, doch regionale, natio-
spektiven für die verschiedenen Akteure
nale und internationale Ursachen sind
aufgezeigt werden, um die tiefer liegenden
ebenso zu berücksichtigen. All diese As-
Konfliktursachen zu bearbeiten. Hierdurch
pekte werden im zweiten und zu Beginn
sollen mittelfristig weitere Eskalationen
des dritten Teils dieses Dossier in der Kon-
vermieden und langfristig Friedensper-
fliktanalyse dargestellt.
spektiven eröffnet werden.1
Aufgrund des vorherrschenden Ausmaßes
an extremer Gewalt muss man sich bewusst machen, dass es in der gegenwärti-
Erster Teil:
gen Situation kaum möglich ist, die Gewalt
Hintergrund des Darfur-Konfliktes
in Darfur und damit das andauernde Leiden der Zivilbevölkerung kurzfristig zu
stoppen. Dass Anliegen dieses Dossier
1. Der Sudan
liegt vielmehr darin, dass Bewusstsein der
Öffentlichkeit für die Komplexität des
Ansichten eines Vielvölkerstaates
Konfliktes in Darfur zu stärken. Dieses
Der Sudan ist flächenmäßig der größte
Bewusstsein ist eine notwendige Voraus-
Staat in Afrika und umfasst eine Bevölke-
setzung, um für die konkreten Umstände in
rung von etwa 35 Millionen Einwohnern.
Darfur, aber auch im Gesamtsudan, geeig-
In sozioökonomischer Hinsicht kennzeich-
nete Friedensmaßnahmen zu entwickeln.
nen enorme regionale Entwicklungsgefälle
Darüber hinaus widmet sich das Dossier
das Land. Während das ökonomische und
der Rolle der Vereinten Nationen. Bis heute hat die Völkergemeinschaft keine effek-
1
An dieser Stelle wollen wir uns ganz herzlich bei
Prof. Dr. Hanne-Margret Birckenbach, Prof. Dr.
Andreas Buro und unseren Kommiliton_innen aus
dem Seminar für die Unterstützung und Anregungen bedanken. Des Weiteren gilt unser Dank Mohamed Majzoub Fidiel von Practical Action Sudan und Gudrun Kramer vom Institute of Integrative Conflict Transformation and Peacebuilding für
ihre Hilfe sowie UNEP, Human Rights Watch und
der UNO für die Bereitstellung des Bild- und Kartenmaterials.
tiven Maßnahmen gefunden, um das Morden in Darfur zu beenden. Es soll daher
auch darüber aufgeklärt werden, welche
Umstände zur bisherigen Handlungsohnmacht der Vereinten Nationen geführt ha2
politische Zentrum um die Hauptstadt
Sudans diente dabei Jahrhunderte lang als
Khartum (Nil-Region) ein relativ hohes
Reservoir arabischer Sklavenjäger und -
Versorgungsniveau hinsichtlich Infrastruk-
händler. Bis heute spiegelt sich die Ge-
tur, Bildungseinrichtungen und medizini-
schichte der Sklaverei in den Beziehungen
scher Versorgung aufweist, leben die Men-
zwischen den Flussarabern und den afri-
schen in den abgeschiedenen Regionen in
kanischen Stämmen in Form eines kultu-
einfachsten Verhältnissen und oftmals oh-
rellen Rassismus bzw. eines arabischen
ne jegliche staatliche Unterstützung zur
Überlegenheitsanspruches wieder.
Befriedigung ihrer Grundbedürfnisse2.
Im sudanesischen Staatsgebiet werden neIn kultureller Hinsicht ist der Sudan ein-
ben dem Arabischen und Englischen über
zigartig. Aufgrund der enormen territoria-
100 afrikanische Sprachen gesprochen.
len Ausdehnung verbindet der Sudan zwei
Ethnologen schätzen, dass über 500 ver-
völlig
das
schiedene Stämme den Sudan bevölkern.
arabisch, muslimisch geprägte Nord-Afrika
Etwa 70% der Bevölkerung sind Muslime.
und das schwarzafrikanisch, christlich do-
Trotz dieser Vielfalt von Sprachen und
minierte subsaharische Afrika. Seit 1956
Kulturen, wird der Sudan von der herr-
dem Beginn der formellen Unabhängigkeit
schenden Klasse ausschließlich als isla-
von Großbritannien
wird der riesige
misch-arabischer Staat verstanden und
Zentralstaat ununterbrochen von einer ara-
äußerst repressiv und stark zentralistisch
bisch geprägten Staatsklasse dominiert, die
regiert. Seit der Unabhängigkeit ist die
sich aufgrund ihres Siedlungsraumes ent-
Politik der verschiedenen Zentralregierun-
lang des Nils selbst als Flussaraber
be-
gen gekennzeichnet von einer extremen
zeichnet. Dieses Verständnis zur politi-
ökonomischen und sozialpolitischen Ver-
schen Führung entstand aus einem histo-
nachlässigung
risch gewachsenen Herrschaftsanspruch,
wodurch fortwährend ein Kampf um
der bis in das 14. Jahrhundert hineinreicht.
Macht, Identität und Verteilung der Reich-
Ab diesem Zeitpunkt breitete sich der Is-
tümer geschürt wird. Diese Politik betrifft
lam von der arabischen Halbinsel bis nach
die abgelegene Region Darfur in besonde-
Nordafrika aus und etablierte sich dort als
rem Maße und ist ein wesentlicher Auslö-
dominierende Religion. Der Süden des
ser für den Darfur-Konflikt.
verschiedene
Kulturkreise:
2
Zu diesen Grundbedürfnissen zählen Überleben,
Wohlbefinden, Identität und Freiheit (Galtung
2007, S. 15, 117, 186).
3
aller
Peripherie-Gebiete,
Abbildung 1: Karte Sudan (Quelle UNO)
4
Der Nord-Süd-Konflikt im Sudan
regierung im Jahre 1983 die Scharia als
Der Krieg in Darfur kann nicht losgelöst
allgemein verbindliche islamische Rechts-
von den Entwicklungen in anderen Lan-
grundlage im gesamten Sudan einführen
desteilen verstanden werden. Im gesamtsu-
wollte, brach erneut ein Bürgerkrieg aus.
danesischen Kontext betrachtet, ist der
Angeführt wurde die Rebellion im Süden
Darfur-Konflikt auch Ausdruck einer Krise
durch die SPLM/A (Sudan People's Libe-
des postkolonialen Staates Sudan. Der Su-
ration Movement/Army) unter John Ga-
dan ist in seiner heutigen Form ein Produkt
rang. Durch die kriegerischen Auseinan-
kolonialer Grenzziehung. Mit dem Ende
dersetzungen starben schätzungsweise über
des Kolonialismus wurde die gemischt
zwei Millionen Menschen, vorwiegend
afrikanisch-arabische Bevölkerung, ohne
Zivilisten. Damit gehört der innersudanesi-
eine Entwicklung eines größeren inneren
sche Nord-Süd-Konflikt zu einem der
Zusammenhalts der einzelnen Völker, völ-
schlimmsten Bürgerkriege auf dem afrika-
lig unvorbereitet in die Unabhängigkeit
nischen Kontinent. 2005 wurde zwischen
entlassen. Schon unmittelbar nach Grün-
der SPLM/A und der Zentralregierung,
dung des Sudans (1956), kam es in den
unter Mitwirkung der Internationalen Ge-
südlicheren Regionen zu kriegerischen
meinschaft, über ein erneutes Friedensab-
Auseinandersetzungen. Der Süden des Su-
kommen (CPA; Comprehensive Peace
dans ist im Gegensatz zum vorwiegend
Agreement) entschieden. Mittels eines Re-
arabisch-islamisch geprägten Norden von
ferendums wurde für das Jahr 2011 die
christlich-animistischen
schwarzafrikani-
vollständige Unabhängigkeit der Region
schen Stämmen bewohnt, die sich gegen
Südsudan sowie einen hälftigen Anteil an
die politische, kulturelle sowie sozioöko-
den nationalen Öleinnahmen für die Ent-
nomische Unterdrückung der Araber aus
wicklung der Region in Aussicht gestellt.
dem Norden zur Wehr setzten. Eine ge-
Es besteht jedoch Anlass zur Sorge, dass
walttätige Entladung erfuhr dieser sudane-
dieser Frieden zwischen Norden und Süden
sische Nord-Süd-Konflikt ab 1963, als
zerbricht, da beide Seiten sich bezüglich
sich im Süden Guerilla-Aktivitäten bilde-
der Einhaltung und Umsetzung des Frie-
ten. Durch Friedensverhandlungen, die
densabkommens zerstritten haben. Darüber
1973 mit dem Friedensabkommen von
hinaus könnte auch die Aussicht auf eine
Addis Abeba in der Gewährung von Teil-
Unabhängigkeit des Südens entscheidende
autonomie für den Süden mündeten, konn-
Auswirkungen auf den Ausgang des Dar-
te ein fragiler und temporärer Friedenszu-
fur-Konfliktes haben. Gelingt dem Süden
stand hergestellt werden. Als die Zentral-
eine erfolgreiche Entwicklung, könnte dies
5
sezessionistischen Bestrebungen in Darfur
arabischer Herkunft. Ihre Vorfahren sind
neuen Auftrieb geben und somit den end-
im 18. Jahrhundert aus dem Niltal einge-
gültigen Zerfall des Sudans bedeuten. Es
wandert.3 Trotz der unterschiedlichen Her-
ist daher ersichtlich, dass ohne Befriedung
kunft unterscheiden sich die Bewohner
des Südens auch für die Region Darfur
Darfurs nicht im äußeren Erscheinungsbild
kaum Aussichten auf einen nachhaltigen
und ebenso nicht in ihrer Religion, alle
Frieden bestehen.
sind Muslime. Dennoch spielen die ethnischen Unterschiede eine gewichtige Rolle
für den späteren Konfliktverlauf.
Konfliktdynamiken im historischen
Kontext
Aufgrund der unterschiedlichen Lebens-
Die Provinz Darfur liegt im Westen des
weise war das Zusammenleben der Stäm-
Sudans und grenzt an Tschad und Libyen.
me stets von Wasser- und Landnutzungs-
In der ethnisch äußerst heterogenen Region
konflikten geprägt. Jedoch wurden diese
leben etwa sechs Millionen Menschen, die
durch traditionelle Mechanismen gelöst,
sich aus über 80 verschiedenen Stämmen
beispielsweise mittels Schlichtung durch
zusammensetzen. Eine eindeutige Unter-
die Stammesführer oder Hochzeiten zwi-
scheidung der verschiedenen Ethnien auf-
schen den Angehörigen unterschiedlicher
grund ihrer Kultur und ihres äußeren Er-
Stämme. Diese Mechanismen wurden je-
scheinungsbildes ist unmöglich, obgleich
doch nicht mehr tragfähig, als sich der
die Lebensweise und die ursprüngliche
Konflikt verschärfte. Sowohl Nomaden als
Herkunft der Stämme eine wichtige Rolle
auch Bauern sind auf das knappe, fruchtba-
für die Konfliktentwicklung spielen.
re Land angewiesen. Durch andauernde
Der trockene Norden Darfurs ist traditio-
Trockenperioden und zunehmende Wüs-
nell das Gebiet kamelzüchtender Nomaden
tenbildung verschärften sich die Konflikte.
oder
Rinderzüchtende
Die Folgen der Trockenheit waren verhee-
Nomaden durchqueren den fruchtbaren
rend. Die Nomaden waren gezwungen ihre
Süden. Im Westen leben sesshafte Bauern.
traditionellen Wege zu verlassen und im-
Die meisten dieser Bauern gehören dem
mer weiter in die Gebiete der sesshaften
größten Stamm, den Fur an. Sie bezeich-
Bauern auszuweichen, um ihre Existenz zu
nen sich selbst als Schwarzafrikaner und
sichern. Zu der Heterogenität der Ethnien
sind auch Namensgeber für die Region
kommen somit die Überlebensinteressen
Dar-Fur, was übersetzt
von Bauern und Nomaden als Konflikt-
Halb-Nomaden.
Land der Fur
bedeutet. Viele der Nomaden sind dagegen
3
6
Prunier 2007, S. 17-20.
elemente hinzu, die sich unvereinbar gege-
instrumentalisiert, um sich deren Wähler-
nüberstehen.
stimmen zu sichern.4
Die Geschichte der Region ist zudem
Eine solche Instrumentalisierung geschah
durch ihre geografische und politische Iso-
erstmals signifikant im Wahlkampf um die
lation von der Hauptstadt geprägt. Auf-
sudanesischen
grund mangelnder Infrastruktur haben die
1968. Interne Machtkämpfe führten zu
Bewohner Darfurs keine Möglichkeit an
einer Zweiteilung der seit 1965 regieren-
den Entwicklungen in der Hauptstadt teil-
den konservativen und islamtreuen Um-
zuhaben, geschweige denn ihre Interessen
mapartei
vorzutragen und diese zu vertreten. Diese
der Muslime) und hatten einen erbitterten
politische Isolation lässt sich bis in die
Wahlkampf zur Folge. Dieser wurde auf-
Kolonialzeit zurückverfolgen. Bis 1916
grund ähnlicher Wahlprogramme mit einer
war die Region ein unabhängiges Sultanat.
rassistisch-kulturellen Rhetorik aufgeladen,
Als der Sudan zum britischen Protektorat
um in Darfur unterschiedliche Wählerkrei-
wurde, verlor auch Darfur im Krieg gegen
se anzusprechen.5 Zwar wurden in Darfur
die Briten seine Unabhängigkeit. Anders
schon seit dem 17. Jahrhundert die Begrif-
als Khartum und die Nilregion, blieb die
fe Araber und Afrikaner benutzt, um
Provinz von den politischen und infrastruk-
die unterschiedliche Herkunft der Darfuris
turellen Entwicklungen durch die Koloni-
deutlich zu machen, sie wurden aber noch
alherren ausgeschlossen. Auch nach der
nie in so extremer Weise instrumentali-
Unabhängigkeit des Sudans 1956 änderte
siert. Vermehrte ethnische Spannungen
sich daran nichts, obwohl den Darfuris das
waren die Folge. In Darfur blieb die im
Ende der Marginalisierung immer wieder
Wahlkampf benutze Ethnisierung auch
von Präsidentschaftskandidaten verspro-
nach der Wahl bestehen und die Zentralre-
chen worden war. Die Politiker in Khartum
gierung führte ihre Politik der Vernachläs-
zeigten kein Interesse an den Bedürfnissen
sigung Darfurs fort.
der Darfuris, waren aber dennoch abhängig
Bereits nach einem Jahr Amtszeit wurde
von ihnen, weil die Darfuris zahlenmäßig
die neu gewählte Zivilregierung 1969
eine große Wählerschaft stellen. Die Poli-
durch einen Putsch gestürzt. Es folgte eine
tiker der verschiedenen Lager haben des-
16 Jahre währende Periode der Militärdik-
halb aus machtstrategischen Gründen die
tatur, die an den bestehenden Verhältnissen
unterschiedliche Herkunft der Darfuris
in Darfur nichts veränderte. Während der
4
5
7
Parlamentswahlen
von
(Gemeinschafts-/Nationalpartei
Prunier 2007, S. 53-58.
Prunier 2007, S. 58-60.
Diktatur verschärften sich die Spannungen
expansionistischen
zwischen Nomaden und Bauern zuneh-
arabisches Großreich geprägt. Der Deal
mend durch den inzwischen weit verbreite-
funktionierte: Al-Mahdi wurde im August
ten Rassismus. Arabische Nomaden und
1986
Präsident
schwarzafrikanische Bauern wurden zu
bewaffnete
Feinden . 1984 kam es infolge einer gro-
arabisierte
ßen Dürre zur Eskalation. Um sich bei-
Plänen
des
Arabern
Sudans.
daraufhin
ein
Gaddafi
systematisch
Darfuris und nutzte die
rassistisch-kulturelle
spielsweise vor den durch ihren Weide-
für
und
Rhetorik
Afrikanern
von
für seine
grund ziehenden Herden zu schützen, er-
politischen Pläne. Der Einfluss Gaddafis
richteten die sesshaften Bauern Zäune.
verhärtete die Zweiteilung der Bevöl-
Diese unterbrachen jahrzehntelang genutz-
kerung. Es kam vermehrt zu gewalttätigen
te Routen der Nomaden. In der Folge kam
Kämpfen.
es zu gewaltsamen Auseinandersetzungen
Der Tschad blieb nicht untätig: Das Re-
zwischen Nomaden und Bauern.
gime reagierte damit, dass es
Die Hungersnot und die ethnischen Span-
sche Stämme bewaffnete, um ein Gegen-
nungen in Darfur wurden von der Zentral-
gewicht gegen die bewaffneten Araber
regierung ignoriert. Ein militärisch unter-
herzustellen. So wurde in Darfur ein Stell-
stützter Bürgeraufstand in Khartum been-
vertreterkrieg zwischen Tschad und Libyen
dete die Diktatur und es wurden Neuwah-
ausgetragen, der die ethnischen Spannun-
len ausgerufen. Wie auch schon im Wahl-
gen weiter verschärfte. Darfur war von
kampf 1968 rückte Darfur in den Fokus der
diesem Zeitpunkt an nicht nur Schauplatz
zur Wahl stehenden Kandidaten.
für die innergesellschaftlichen Konflikte,
afrikani-
sondern auch für den zwischenstaatlichen
Einer der Kandidaten, Sadiq al-Mahdi,
Krieg zwischen Tschad und Libyen. Die
wendete sich an den libyschen Präsident
sudanesische Zentralergierung unternahm
Muammar Gaddafi, um finanzielle Unters-
ihrerseits nichts, um das Stammesgefüge
tützung für seinen Wahlkampf zu erhalten
wieder ins Gleichgewicht zu bringen.
und stellte im Gegenzug Darfur als
Während die Kämpfe in Darfur anhielten,
Rückzugsgebiet für die Truppen Gaddafis
putschte sich 1989 in Khartum der Militär-
im
damalige
offizier Umar Al-Bashir an die Macht. Sei-
schwarzafrikanisch-christliche Regime des
ne neue Regierung setzte die Vernachlässi-
Tschads
zur
gung Darfurs weiter fort. Im Frühjahr 2003
feindliche
Gesinnung
Kampf
gegen
das
Verfügung.
Gaddafis
gegenüber
dem
kam es zur offenen Rebellion von Befrei-
Tschad war wesentlich von Rassismus und
8
ungskämpfergruppen aus Darfur gegen die
auch auf die Probleme in Darfur zu len-
sudanesische Regierung.6
ken.7
Die Internationale Gemeinschaft8 hatte
jedoch andere Prioritäten. Sie konzentrierte
Überblick über die Ereignisse ab 2003
sich darauf, die Friedensverhandlungen
Im bewaffneten Kampf gegen die soziale,
zwischen der sudanesischen Regierung und
politische und ökonomische Marginalisie-
der SPLM/A nicht scheitern zu lassen, und
rung der Region Darfur haben sich zwei
verkannte zu diesem Zeitpunkt, wie eng
Befreiungsorganisationen formiert, die im
ein angestrebter Frieden im Südsudan mit
Wesentlichen an den militärischen Ausei-
dem immer gewalttätiger werdenden Kon-
nandersetzungen mit der Zentralregierung
flikt in Darfur zusammenhing. Auch die
beteiligt sind. Die deutlich größere, das
internationalen Medien waren mit der Be-
Sudanese
Movement/Army
richterstattung über andere Konflikte be-
(Sudanesische Befreiungsbewegung/ Be-
schäftigt, insbesondere mit dem im März
freiungsarmee; SLM/A), hatte sich Anfang
2003 begonnenen Irakkrieg. So konnte die
2003 aus verschiedenen Aufstandbewe-
sudanesische Regierung abseits der Welt-
gungen formiert, die schon seit den 1980er
öffentlichkeit
Jahren gegen die Zentralregierung in Khar-
gegen die afrikanischen Aufständischen
tum gekämpft hatten. Die zweite sich im
ausführen.
Aufstand gegen die Zentralregierung be-
Diese Angriffe dauern bis heute an. Zu
findende Befreiungsgruppe ist die Bewe-
ihnen gehören Bombenabwürfe auf Dörfer
gung für Gerechtigkeit und Gleichheit
in Darfur aus Armeeflugzeugen und an-
(JEM; Justice and Equality Movement).
schließende Überfälle durch von der Re-
Im April 2003 kam es zu einer gewaltsa-
gierung bewaffnete Söldnermilizen, den so
men Konfliktentladung durch die SLM/A.
genannten Janjaweed. Letztere plündern
Sie griff einen Flughafen nahe der Pro-
die Vorräte und Viehherden, foltern und
vinzhauptstadt Al-Fashir in Nord-Darfur
ermorden die Männer und Jungen, verge-
an, wobei Soldaten des sudanesischen Mi-
waltigen Frauen und Mädchen, zerstören
litärs getötet wurden. Der Zeitpunkt des
die Brunnen und brennen die Dörfer nie-
Anschlages war bewusst gewählt worden,
der. Die Überlebenden haben keine andere
um die internationale Aufmerksamkeit von
Möglichkeit, als von ihrem Land zu flüch-
Liberation
militärische Gegenschläge
den Friedensverhandlungen im Südsudan
7
Strube-Edelmann 2006, S. 13-14.
Als Internationale Gemeinschaft bezeichnen wir
hier und im Folgenden die Vereinten Nationen, die
Afrikanische Union und die Europäische Union.
8
6
Prunier 2007, S. 81-93.
9
ten.9 So kam es, dass mittlerweile zwei
keit der Vereinten Nationen (UN), der Af-
Millionen Menschen als Binnenvertriebene
rikanischen Union (AU) sowie der Europä-
innerhalb des Sudans auf der Flucht sind
ischen Union (EU). Erst dann begannen
und weitere 200.000 über die Grenze in
Bemühungen zur friedlichen Beilegung des
den Tschad flohen. Neben den Flüchtlin-
Konfliktes. Es wurden beispielsweise di-
gen gehen Schätzungen von etwa 300.000
verse Waffenstillstandsabkommen zwi-
getöteten Menschen10 und von über 2.000
zerstörten Dörfern11 aus.
Abbildung 2: Frauen in einem Camp für Binnenvertriebene in Darfur (Quelle: © UNEP 2007,
Sudan Enviromental Database)
schen der sudanesischen Regierung und
den
Darfur-Befreiungsbewegungen
ge-
Erst im Januar 2004 wurden die ersten
schlossen, größtenteils unter Vermittlung
Fernsehbilder von den Zerstörungen in
der AU. Um die Einhaltung dieser Verein-
Darfur gesendet. Die Ignoranz wich einem
barungen zu überwachen, wurden im April
öffentlichen Entsetzen.12 Unter dem öffent-
2004
lichen Druck stieg auch die Aufmerksam-
(AMIS; African Union Mission in Sudan)
Peacekeeping-Truppen der AU
in Darfur stationiert.13 Kaum in Kraft ge9
treten, wurden die Waffenstillstandsver-
Paschke 2005, S. 54-55, 57, 63-64.
Spiegel Online 22.04.2008.
11
Humanitarian Information Unit, U.S. Department
of State 2007.
12
Paschke 2005, S. 57-58.
10
13
UN, Sicherheitsrat 2004a, Resolutionen 1556;
UN, Sicherheitsrat 2004b, Resolution 1564.
10
einbarungen von beiden Seiten gebrochen
dass das DPA nur einseitig von der
und die Angriffe sowie die Vertreibungen
SLM/A-Gruppe
fortgesetzt. Auch die humanitäre Lage ver-
ni Minnawi
schlechterte sich, da internationale Hilfsor-
anderen Fraktionen schlossen sich nicht an,
ganisationen von der sudanesischen Regie-
da ihrer Auffassung nach unter anderem zu
rung daran gehindert wurden, nach Darfur
viele Vereinbarungen zu Gunsten der Re-
zu reisen. Darüber hinaus kam es zu Über-
gierung ausgefallen und zu großer Druck
fällen auf Mitarbeiter der INROs14 durch
seitens der Internationalen Gemeinschaft
Befreiungskämpfer. Als Darfur im Chaos
auf sie ausgeübt worden wäre.16 Weitere
zu versinken drohte, gelang es Vermittlern
offensichtliche Schwächen waren, dass
der AU dann doch, die sudanesische Re-
tiefer liegende Konfliktursachen, wie die
gierung und die Befreiungsbewegungen zu
Armut in Darfur, nicht thematisiert wur-
Friedensverhandlungen zu bewegen. Aus
den. Aus Angst, vor allem von Seiten der
diesen Verhandlungen resultierte das Dar-
Vereinten Nationen und der USA, der
fur Peace Agreement15 (DPA), welches
Friedensprozess im Südsudan könnte ge-
am 5. Mai 2006 in Abuja/Nigeria unter-
fährdet
zeichnet wurde. Inhalt dieses Abkommens
Mediatoren wichtige politische Entschei-
sind unter anderem Sicherheitsaspekte, wie
dungen für Darfur in die Zukunft. Die be-
beispielsweise die Implementierung von
troffene Bevölkerung selbst kam nicht zu
demilitarisierten Zonen rund um Binnen-
Wort. Viele Bürger empfanden die Verein-
flüchtlingscamps, ein erneutes Waffenstill-
barungen daher als aufgedrängt. Die Folge
standsabkommen, die Regelung der zu-
war, dass nach kürzester Zeit auch dieser
künftigen Macht- und Ressourcenvertei-
Vertrag von allen Seiten gebrochen wur-
lung und ein angestrebter Dialog- und Ver-
de.17 Auch die AMIS-Truppen, mit insge-
söhnungsprozess.
samt nicht einmal 8.000 Soldaten und Poli-
unter Führung von Minunterzeichnet wurde. Die
werden,
verschoben
AU-
zisten, brachten keinerlei Sicherheit und
Die Hoffnung auf einen Frieden wurde
Stabilität. Die Gewalt in Darfur dauerte an.
jedoch wieder enttäuscht. Das DPA wies
2006 beschlossen deshalb die Vereinten
große Schwächen auf. Im Verlauf der Ver-
Nationen die AMIS-Mission mit UN-
handlungen kam es innerhalb der Befrei-
Blauhelmsoldaten aufzustocken.18 Die su-
ungsbewegungen zu Zersplitterungen in
danesische Regierung lehnte einen solchen
einzelne Fraktionen. Sowohl die Schwä-
Vorgang mit Verweis auf die Souveränität
chen wie die Zersplitterung führte dazu,
16
Amnesty International 2006, S. 12, 14-15.
Öhm 2006.
18
UN, Sicherheitsrat 2006, Resolution 1706.
14
17
Internationale Nichtregierungsorganisationen.
15
Government of Sudan / SLM/A 2006.
11
der Staaten ab. Sie stellte den Darfur-
UN-Sicherheitsrat eine militärische Opera-
Konflikt als ein rein innerafrikanisches
tion zum Schutz der Flüchtlinge aus Darfur
Problem dar, welches nur durch die AU
im Osten des Tschads und im Nordosten
gelöst werden sollte und drohte, mit Ge-
der Zentralafrikanischen Republik be-
walt gegen UN-Blauhelmsoldaten vorzu-
schlossen (MINURCAT; United Nations
gehen. Erst Diplomatie und Druck der
Mission in the Central African Republic
Vereinten Nationen führten dazu, dass mit
and Chad).21 Diese Mission wird seit Mitte
Zustimmung der sudanesischen Regierung
2008 von den EUFOR-Truppen der EU
im Juli 2007 eine neue, gemeinsame Mis-
(European Union Force) durchgeführt und
sion von den UN und der AU beschlossen
ist auf eine Übergangsperiode von vorerst
wurde.19 Diese Hybridmission unter der
einem Jahr ausgelegt.
Bezeichnung UNAMID (African Uni-
der UN-Generalsekretär Ban Ki-moon be-
on/United Nations Hybrid operation in
kräftigt, dass es für Darfur nur eine politi-
Darfur) befindet sich seit Anfang 2008 im
sche Lösung geben kann, wenn ein lang
Aufbau.20
anhaltender und stabiler Frieden innerhalb
UNAMID wird die bisher größte und um-
der Bevölkerung Darfurs sowie zwischen
fangsreichste Friedensmission in der Ge-
den Befreiungsbewegungen und der Regie-
schichte der UN sein. Zum ersten Mal er-
rung geschaffen werden soll.23 Auf Betrei-
folgt eine Zusammenarbeit von AU und
ben der Darfur-Sondergesandten der UN
UN. Ihr Erfolg hängt vor allem von der
und der AU, wurde im Juni 2007 ein Plan
Mitarbeit und dem Wohlwollen der suda-
(Road Map) entwickelt, um die Friedens-
nesischen Regierung ab, da diese bei-
verhandlungen wieder aufzunehmen. Dies-
spielsweise jederzeit ihre Zustimmung
mal sollte auch der Bevölkerung Darfurs
zurückziehen und dadurch die Hybridmis-
und den bisher im DPA nicht vertretenen
sion scheitern lassen könnte. Parallel zu
Fraktionen die Möglichkeit gegeben wer-
UNAMID wurde im September 2007 vom
den, an den Friedensverhandlungen teilzu-
22
Gleichzeitig hat
nehmen.24 Auf dieser Grundlage wurde im
19
UN, Sicherheitsrat 2007a, Resolution 1769.
Bereitgestellt werden Soldaten und Polizisten
von: Ägypten, Äthiopien, Bangladesch, Bolivien,
Botswana, Burkina Faso, Burundi, China, Deutschland, DR Kongo, Fidschi, Finnland, France, Gabun,
Gambia, Ghana, Guatemala, Indonesien, Jamaika,
Jemen, Jordanien, Kamerun, Kanada, Kenia, Lesotho, Libyen, Madagaskar, Malawi, Malaysia, Mali,
Mauretanien, Mosambik, Namibia, Nepal, Niederlande, Niger, Nigeria, Norwegen , Pakistan, Philippinen , Ruanda, Sambia, Samoa, Schweden, Senegal, Sierra Leone, Simbabwe, Südafrika, Tansania,
Thailand, Togo, Tschad, Türkei, Uganda, USA und
dem Vereinigten Königreich.
Oktober 2007 die erste Runde der wieder
20
aufgenommenen
Friedensverhandlungen
zwischen den verschiedenen Befreiungsgruppen und der sudanesischen Regierung
21
UN, Sicherheitsrat 2007b, Resolution 1778.
Tull 2008, S.1.
23
Ki-moon 15.09.2007.
24
AU / UN 2007.
22
12
mit Hilfe eines AU/UN-Mediatorenteams
stellt, die Kämpfer der JEM zu unterstüt-
im libyschen Sitre abgehalten. Doch schon
zen.27
im Vorfeld hatten einzelne Fraktionen der
Auch auf internationaler Ebene hat sich der
SLM/A und JEM die Teilnahme an der
Druck auf Al-Bashir verstärkt. Zum ersten
Friedenskonferenz abgelehnt.25 Sie kriti-
Mal in der Geschichte des Internationalen
sierten unter anderem eine mangelhafte
Strafgerichtshofs hat sein Chefankläger
politische Agenda seitens der AU und UN
Moreno Ocampo am 14. Juli 2008 Haftbe-
bezüglich eines nachhaltigen Friedenspro-
fehl gegen einen amtierenden Staatspräsi-
zesses sowie die fortdauernde Unsicherheit
denten beantragt. Omar Al-Bashir wird
für die Zivilbevölkerung in Darfur. Solan-
beschuldigt, Völkermord, Verbrechen ge-
ge nicht durch einen glaubwürdigen Waf-
gen die Menschlichkeit und Kriegsverbre-
fenstillstand von Seiten der sudanesischen
chen gegen die Bevölkerung in Darfur be-
Regierung ein angemessenes Maß an Si-
gangen zu haben. Ob die Anklageschrift
cherheit gegeben sei, würden die beiden
von der Vorverfahrenskammer des IStGH
Befreiungsgruppen keine weiteren Gesprä-
akzeptiert wird, muss noch entschieden
che aufnehmen.
26
werden.28
Der Fortgang der Frie-
densverhandlungen ist daher ungewiss.
Die sudanesische Regierung, die sich in
der von Darfur aus weit entfernten Hauptstadt bisher sicher fühlte, steht zunehmend
unter Handlungsdruck. Anfang Mai 2008
schafften es Kämpfer der JEM für wenige
Tage bis in die an Khartum angrenzende
Stadt Omdurman gewaltsam vorzudringen.
Ziel des direkten Angriffs war es, Macht
und Stärke für einen möglichen Regierungssturz zu demonstrieren. Die sudanesische Regierung brach darauf hin die diplomatischen Beziehungen zum Tschad ab,
da sie der tschadischen Regierung unter-
25
Saoub 28.10.2007.
Sudan Tribune 24.10.2007; Sudan Tribune
20.01.2008.
26
27
28
13
FAZ.NET 12.05.2008.
Darnstädt 14.07.2008.
Zeittafel
14. bis 18. Jahrhundert
Wanderbewegungen arabi-
1984/85
Eine große Dürre mit folgender Hungersnot
scher Nomaden durch Darfur und
verschärft vorhandene Konflikte. Volksunruhen in
Durchmischung der Ethnien.
Khartum leiten das Ende der Militärdiktatur alNumeris ein.
1916
Das bisher unabhängige Sultanat Darfur wird
zusammen mit dem Sudan zur britischen Kolonie.
1986
Bei Neuwahlen wird Sadiq al-Mahdi zum
sudanesischen Präsident gewählt. Als Finanzier des
1956
Unabhängigkeit des Sudans von Großbritan-
nien. Darfur wird Teil des sudanesischen Staates.
Wahlkampfes erhält Gaddafi die Kontrolle über Darfur, von wo aus er den Tschad bekämpft und arabische
1958 Erste demokratische Wahlen im Sudan.
Darfuris aufrüstet. Im Gegenzug rüstet der
Tschad
afrikanische
Darfuris auf. Dies führt zu
einem Stellvertreterkrieg und einer hohen Waffen1963
Erste gewaltsame Auseinandersetzungen im
dichte in Darfur.
Nord-Süd-Konflikt.
1989
seit 1965
Die konservative und islamtreue Umma-
Partei (Gemeinschafts-/ Nationalpartei der Muslime)
Der Militäroffizier Umar Hasan Ahmad Al-
Bashir gelangt durch einen Putsch an die Macht und
ist bis heute Präsident des Sudans.
stellt die Regierung.
1993
1968
Im Wahlkampf (sudanesisches Parlament)
wird verstärkt eine rassistische Rhetorik in Darfur
Die USA stufen den Sudan als Förderer des
Terrorismus ein, da die sudanesische Zentralregierung
Osama bin Laden Unterschlupf gewährt.
verwendet.
1994
1969
Dschafar Muhammad al-Numeri wird durch
einen Militärputsch Präsident.
Eine Neugliederung der territorialen Verwal-
tungsgrenzen des Sudans schränkt die politische Mitbestimmung Darfurs weiter ein.
Die EU beschließt ein Waffenembargo.
1973
Das Friedensabkommen von Addis Abeba
gewährt dem Südsudan Teilautonomie.
1997
Die USA erlassen ein umfassendes Wirt-
schaftsembargo gegenüber dem Sudan.
1975
Libyens Präsident Gaddafi greift den Sudan
an, um einen Zusammenschluss beider Länder zu
2000
Die Befreiungsbewegung JEM veröffentlicht
erreichen und seine Pläne eines Großarabischen Rei-
das Black-Book.
ches umzusetzen.
18. April 2003
1983
Der Flughafen nahe der Provinz-
Die sudanesische Zentralregierung führt das
hauptstadt Al-Fashir in Nord-Darfur wird von Befrei-
islamische Rechtssystem Scharia ein, worauf ein er-
ungskämpfern aus Darfur angegriffen. Dies markiert
neuter Bürgerkrieg im Südsudan folgt.
den offiziellen Beginn des Darfur-Konfliktes.
14
September 2003
Die AU vermittelt ein Waffenstill-
2006
Durch interne Machtkämpfe im Vorfeld und
standsabkommen zwischen Befreiungskämpfern und
während der Friedensverhandlungen zersplittern die
Zentralregierung, dieses wird jedoch von beiden Sei-
Befreiungskämpfer entlang ethnischer Linien in meh-
ten nach 45 Tagen gebrochen.
rere Fraktionen.
Januar 2004
April 2006
Erste Fernsehbilder der Zerstörung
Darfurs werden auf CNN gesendet.
Tschadische Befreiungskämpfer versu-
chen von Darfur aus die tschadische Regierung zu
stürzen, worauf die Beziehungen zwischen Tschad
April 2004
Peacekeeping-Truppen (AMIS) der AU
und Sudan zum Erliegen kommen.
werden in Darfur stationiert.
5. Mai 2006
22. Juli 2004
Das Darfur Peace Agreement (DPA)
Erstmalig werden die Ereignisse in
wird in Abuja/Nigeria von der Zentralregierung und
Darfur durch den US-Kongress als Genozid bezeich-
einer Fraktion der Befreiungskämpfer (Kommandeur
net.
Mini Minnawi) unterzeichnet.
Oktober 2004
Eine Beobachterkommission der UN
nimmt ihre Arbeit auf.
9. November 2004
August 2006
Kommandeur Mini Minnawi wird
persönlicher Berater von Präsident Al-Bashir.
Die AU vermittelt ein weiteres
Waffenstillstandsabkommen.
November 2006
Eine gemeinsame Hybridmission
von UN und AU wird mit Zustimmung der Zentralregierung beschlossen.
2005
Das Friedensabkommen (CPA) zwischen der
südsudanesischen
Befreiungsbewegung
(SPLM/A)
Juni 2007
Die Darfur-Sondergesandten der UN und
und der Zentralregierung wird auf den Weg gebracht.
der AU entwickeln eine Road Map.
Januar 2005
Anfang 2008 UNAMID befindet sich im Aufbau.
Die UN-Untersuchungskommission
wirft der sudanesischen Zentralregierung und den
Janjaweed
Verbrechen gegen die Menschlichkeit
Februar 2008
Tschadische Befreiungskämpfer grei-
vor. Auch den Befreiungskämpfern werden Kriegs-
fen die Hauptstadt N Djamena an, um den Präsidenten
verbrechen angelastet.
Idriss Déby zu stürzen; die tschadische Regierungsarmee verhindert dies mit Hilfe französischer Truppen
Juni 2005
In Abuja/Nigeria wird eine Prinzipiener-
und Kontingente der Befreiungskämpfer aus Darfur.
klärung als Grundlage eines Friedensabkommens
unterschrieben. Der Internationale Strafgerichtshof
Mai 2008 JEM greift die Stadt Omdurman an.
beginnt mit der Untersuchung der Geschehnisse in
Darfur ab dem 1. Juli 2002.
14. Juli 2008
Am IStGH wird Haftbefehl gegen den
sudanesischen Präsidenten beantragt.
2011
In einem Referendum soll über die Unabhän-
gigkeit des Südsudans entschieden werden.
15
2. Die Rolle der sudanesischen Ak-
ter lediglich Aussagen über allgemeine
teure und ihre Interessen
Grundbedürfnisse und mögliche Interessen
der Darfuris treffen kann. Diese wären:
Frieden, Sicherheit und Unversehrtheit, ein
Für ein umfassendes und tiefgehendes
Ende der Marginalisierung, Wohlstand,
Konfliktverständnis ist es wichtig, mög-
Verwirklichung individueller Lebenspläne,
lichst alle am Konflikt beteiligten Akteure
politische Stabilität, Aufarbeitung von
zu beachten. Nur so ist gewährleistet, dass
Traumata, Wiedergutmachung etc.
alle Konfliktparteien auf dem langen Weg
der Konfliktbearbeitung adäquat miteinbe-
Der Blickwinkel und die Erfahrung der
zogen werden. Hierfür ist es grundlegend,
Darfuris sind jedoch für den Frieden in
ihre Interessen und Ziele zu kennen, die im
Darfur essentiell. Die Fédération Internati-
folgenden Abschnitt dargestellt werden.
onale des Ligues des Droits de l Homme
(FiDH) hat deshalb im Juni 2007 etwa 30
Interviews mit Darfuris in Flüchtlingsla-
Die Darfuris
gern im Tschad geführt.29 Auf diese Weise
Die Darfuris werden nicht durch eine adä-
werden Meinungen und Interessen der be-
quate Interessensvertretung repräsentiert.
troffenen Bevölkerung erkennbar. Die in-
Ohne ein repräsentatives Gremium ist es
terviewten Flüchtlinge haben eine genaue
jedoch schwierig, etwas über die Interessen
Vorstellung von ihren Rechten und den
und Motivationen der Bevölkerung zu er-
Bedingungen für einen Friedensprozess.
fahren. Die Befreiungskämpfer der SLM/A
Der Schutz durch die AU wird als unzurei-
und JEM erheben zwar den Anspruch, für
chend bezeichnet und so wird der UN die
das Wohl und im Namen der Darfuris zu
Rolle des Stabilisators zugeschrieben. Die
kämpfen, inwiefern die Bevölkerung den
Stationierung von UN-Truppen wird bei
bewaffneten Kampf akzeptiert oder befür-
den Flüchtlingen als paralleler Prozess zur
wortet, ist jedoch unklar. Ebenso haben
Rückkehr in ihre Heimat und einer Aus-
sich die propagierten Ziele der Befreiungs-
söhnung auf lokaler Ebene beschrieben.
kämpfer seit ihrer Formierung verändert
Um ein Zusammenleben in der Zukunft zu
und spiegeln bei weitem nicht die hetero-
ermöglichen, wird die Aufarbeitung der
genen Bedürfnisse der Bevölkerung wie-
Verbrechen durch den Internationalen
der.
Strafgerichtshof gefordert. Hier stehen
Häufig mangelt es an detaillierten Informa-
Wiedergutmachungszahlung für den Ver-
tionen über den Willen der gesamten Be-
29
völkerung, so dass der westliche Beobach-
Fédération Internationale des Ligues des Droits
de l Homme 2007.
16
lust von Vieh und Häusern im Vorder-
cherlich kein Zufall, da der Süden gegen
grund, aber auch die zahlreichen Verge-
die Zentralregierung erfolgreich den mili-
waltigungen, von denen laut Amnesty In-
tärischen Aufstand wagte.
ternational Mädchen und Frauen in Darfur
Im Zuge der bewaffneten Auseinanderset-
besonders betroffen sind, werden von den
zung mit der Zentralregierung und im Vor-
Flüchtlingen häufig thematisiert.30 Die Be-
feld der Verhandlungen eines umfassenden
fragten sehen Darfur zudem als Teil eines
Friedensvertrages, kam es 2006 innerhalb
föderalen Systems in dem alle Sudanesen
der SLM/A zwischen den rivalisierenden
den gleichen Rechten und Pflichten unter-
Kommandeuren zu Machtkämpfen, die
stellt sind und vor allem die gleiche Chan-
schließlich zur Spaltung der Bewegung
ce auf Bildung und Entwicklung haben.
entlang der ethnischen Grenzen führten.
Mini Minnawi vom Stamm der Zaghawa
spaltete sich im Vorfeld der Unterzeich-
Die Befreiungsbewegungen
nung des Darfur Peace Agreements (DPA)
SLM/A und JEM
mit einigen seiner ihm loyalen Kämpfer ab,
Das Sudanese Liberation Movement/Army
da sich weitere Flügel der SLM/A weiger-
(SLM/A) hat seine Wurzeln in den Auf-
ten, den Friedensvertrag mit der Zentralre-
standsbewegungen gegen die Zentralregie-
gierung zu unterschreiben. Als Entlohnung
rung und der ihr nahestehenden Milizen
für die Unterzeichnung wurde der Kom-
Ende der 1980er Jahre. Anfangs formierte
mandeur Minnawi im August 2006 in die
sie sich unter dem Namen Darfur Liberati-
Hauptstadt Khartum berufen, um ein Amt
on Front und kämpfte für eine Sezession
als persönlicher Berater von Präsident Al-
der Region Darfur, bis sie sich schließlich
Bashir anzutreten.31
2003 ihren heutigen Namen gab. Gleich-
Mittlerweile ist die ehemalige SLM/A in
zeitig vollzog sie einen ideologischen
unzählige
Wandel. Seit dem tritt sie nicht mehr für
macht die Lage in Darfur zunehmend un-
ein unabhängiges Darfur, sondern für einen
übersichtlicher. Die rivalisierenden Frakti-
föderalen, demokratischen Gesamtsudan
onen bekämpfen sich aus Machtbestrebun-
ein und versteht sich als nationale Befrei-
gen nun auch gegenseitig. Darüber hinaus
ungsbewegung aller Sudanesen. Nicht zu
sind sie auch an Überfällen auf Hilfsorga-
verwechseln ist sie mit der fast gleichna-
nisationen beteiligt, um Fahrzeuge, Aus-
migen südsudanesischen Befreiungsbewe-
rüstungsgegenstände und Lebensmittel zu
gung SPLM/A. Der ähnliche Name ist si-
erbeuten.
30
31
Amnesty International 2004.
17
Fraktionen
Prunier 2007, S. 211-216.
gespalten.
Dies
Die Spaltungen innerhalb der Befreiungs-
eindeutig erkennen, welche genaue Vor-
bewegung dokumentieren die Dominanz
stellung sie von einem zukünftigen Sudan
von klientelistischen Strukturen zu Guns-
hat. Für Aufsehen sorgte die JEM im Jahre
ten eigener Interessen und die ständig wie-
2000 durch die Veröffentlichung eines so
derkehrende Ethnizität im politischen und
genannten Schwarzbuches.32 Darin wird
sozialen Gefüge Darfurs. Auslöser für die
versucht, die strukturelle Marginalisierung
Spaltung der Befreiungskämpfer war ne-
der Region Darfurs anhand der Besetzung
ben den erwähnten internen Machtkämpfen
von öffentlichen und politischen Ämtern
zudem die Frage, wie mit den Inhalten des
durch Darfuris im Gesamtsudan zu doku-
DPA umzugehen sei. Einige der Befrei-
mentieren.
ungskämpfer forderten die Vereinigung der
Es scheint ein offenes Geheimnis zu sein,
Provinzen zu einem einheitlichen Bundes-
dass die JEM dem sudanesischen Isla-
staat Darfur und deutlich höhere finanzielle
mistenführer Turabi ideologisch sehr nahe
Entschädigungen für die Vertriebenen als
steht und viele Turabi-Anhänger die JEM
im Friedensabkommen zugesagt sowie auf
unterstützen. Turabi war beim Militärcoup
zentralstaatlicher Ebene das Amt des Vize-
1989 Chefideologe der NIF (National Is-
präsidenten. Khartum wollte dem aus
lamic Front), welche die Macht im Sudan
Gründen des Machterhaltes jedoch nicht
eroberte und anschließend die Regierung
entgegenkommen. Dies hatte zur Folge,
Al-Bashirs installierte. Unter seiner Füh-
dass sich einige der verbliebenen Fraktio-
rung wurde die Islamisierung des Sudans
nen, die das DPA nicht unterschrieben hat-
mit der Verankerung der Scharia entschei-
ten, kurz nach dem Inkrafttreten des Frie-
dend vorangetrieben. Turabi wurde auf-
densvertrages zu einem losen Bündnis zu-
grund einer Spaltung innerhalb der Isla-
sammenschlossen und den bewaffneten
misten in Khartum bei der Auslegung des
Kampf gegen die Zentralregierung wieder
politischen Islams, vom sudanesischen
aufnahmen.
Präsidenten 1999 entmachtet und verfolgt.
Die JEM kann daher auch als Vetoakteur
Die zweite Befreiungsgruppe ist die Be-
gegen das Al-Bashir-Regime gesehen wer-
wegung für Gerechtigkeit und Gleichheit
den, das mit dem Eintreten in den bewaff-
(JEM; Justice and Equality Movement),
neten Aufstand versucht, die Regierung
welche einen anderen ideologischen Hin-
Al-Bashir zu destabilisieren.
tergrund als die SLM/A aufweist. Sie rekrutiert sich überwiegend aus Islamisten und
32
Das Schwarzbuch ist auf der Homepage der JEM
aufrufbar unter: http://www.sudanjem.com/sudanalt/english/books/books.htm.
lässt in ihren politischen Erklärungen nicht
18
Trotz der aktuell unübersichtlichen Lage in
Die sudanesische Zentralregierung und
Darfur, auch bezüglich der dortigen Prota-
die ihr nahestehenden Milizen
gonisten, sollen im Folgenden die Hauptin-
Die sudanesische Zentralregierung geht
teressen der Befreiungsbewegungen darge-
mit aller Härte gegen die Aufstandsbewe-
stellt werden. Sie umfassen:
gung der Befreiungskämpfer vor. Die Vorgehensweise und die Wahl der militäri-
> Die sozioökonomische Entwicklung
schen Mittel sind dabei völlig unverhält-
Darfurs und damit die Beendigung der
nismäßig. Khartum setzt bei der Bekämp-
chronischen Vernachlässigung der Re-
fung der Befreiungsbewegungen vorwie-
gion durch die Zentralregierung;
gend auf
> Die Möglichkeit der aktiven politi-
Hilfe einer rassistisch-kulturellen Rhetorik
schen Mitgestaltung durch etwaige
für ihre Zwecke instrumentalisiert werden.
Formen der Dezentralisierung von
Für ihren Kampf gegen die Befreiungsbe-
Machtstrukturen (z.B. durch mehr Fö-
wegungen stattet die Regierung ihre Miliz
deralismus und Autonomie);
arabisierte
die Janjaweed
Stämme, die mit
mit Waffen aus und un-
> Die gesicherte Rückkehr der vertrie-
terstützt deren Angriffe finanziell und lo-
benen Zivilbevölkerung in ihre Heimat,
gistisch. Die Janjaweed sind bekannt für
die durch einen gezielten Wiederauf-
ihre extremen Menschenrechtsverletzun-
bau der zerstörten Dörfer und Siedlun-
gen, die sich vor allem gegen die Zivilbe-
gen unterstützt wird;
völkerung richten.
> Eine angemessene Entschädigung der
Die Interessen der Zentralregierung wer-
Kriegsopfer für alle materiell und im-
den von der Furcht geleitet, dass der Sudan
materiell erlittenen Schäden.
durch
ständige
Zentrum-Peripherie-
Konflikte auseinander bricht und somit die
Die Frage nach den konkreten Zielen der
Herrschaft der arabisierten Elite des Lan-
Befreiungsbewegungen ist aufgrund ihrer
des unmittelbar bedroht wird. Das Vorge-
Zersplitterung und der damit in kausalem
hen der Regierung muss daher im Zusam-
Zusammenhang
zahlreichen
menhang mit den Entwicklungen des
Partikularinteressen nur schwer zu beant-
Nord-Süd-Konfliktes gesehen werden, der
worten. Es zeigt sich hingegen deutlich,
zur faktischen Autonomie des Südsudans
dass diese Zersplitterung wesentlich zu der
geführt hat. Als die Zentralregierung sich
schlechten Sicherheitssituation in Darfur
mit der SPLM/A in Verhandlungen für
beiträgt.
einen umfassenden Friedensvertrag zur
stehenden
Lösung des Nord-Süd-Konfliktes befand,
19
eröffneten die Befreiungskämpfer in Dar-
der sich seit Jahrzehnten verschlechternden
fur eine zweite Front, die aus der Perspek-
ökologischen Lage in Darfur betroffen und
tive Khartums eine erhebliche Bedrohung
deshalb sehr empfänglich für rassistisches
der gegenwärtigen Herrschaftsverhältnisse
Gedankengut. Das macht sie für die Regie-
darstellte und gezielt das Zentrum der
rung in Khartum zu einem leicht mobili-
Macht in Khartum bedrohte. Das oberste
sierbaren Hilfsmittel zur Aufstandsbe-
Ziel der sudanesischen Regierung war da-
kämpfung.
her die Sicherung der Herrschaft der
Unter den Milizen befinden sich aber auch
Flussaraber . Dieses Herrschaftsdenken
unpolitische Banditen und Kriminelle, die
ist eine Folge des rassistisch-kulturell ge-
für wenig Geld bereit sind, sich für die
prägten Überlegenheitsanspruches der Elite
Interessen der Zentralregierung einspannen
in Khartum.
zu lassen. Tatsache ist, dass von den Jan-
Die Interessen der Janjaweed sind nicht
jaweed weiterhin eine enorme Gefahr für
eindeutig kategorisierbar. Zum größten
die Zivilbevölkerung ausgeht und ihre im
Teil rekrutieren sich die Milizen aus
DPA verankerte Entwaffnung in keiner
Stammeszweigen der Rizzeiqat, einer no-
Weise vollzogen wurde.
madisch lebenden
arabisierten
Ethnie.
Viele Angehörige der Rizzeiqat sind von
Abbildung 3: Zeichnungen zeugen von den schweren Traumata, die die Janjaweed mit ihren Überfällen
auf die Dörfer bei den Kindern hinterlassen haben. (Quelle: © Human Rights Watch, htp://www.hrw.org)
20
3. Die Rolle der internationalen
und Kontingenten der Befreiungskämpfer
Akteure und ihre Interessen
aus Darfur.
Der Konflikt im Tschad und speziell der
Neben den sudanesischen Akteuren neh-
Angriff auf die Hauptstadt haben verschie-
men zusätzlich unterschiedliche internatio-
dene Dimensionen. Die innenpolitische
nale Akteure Einfluss auf den Darfur-
Stabilität des Tschad wird, seit seiner Un-
Konflikt. Es ist daher wichtig, auch deren
abhängigkeit von Frankreich (1960) von
Interessen und Ziele zu kennen, um sie in
Befreiungsbewegungen und gewaltsamen
die Konfliktbearbeitung mit einbeziehen zu
Regierungsumstürzen erschüttert. Die Füh-
können. Diese werden im Folgenden auf-
rer der drei großen Befreiungsbewegungen
gezeigt.
bekleideten einst hohe Ämter im Tschad
und forderten diese Macht gewaltsam zurück, ähnlich wie einst Idriss Déby selbst.
Tschad
Die Ereignisse im Februar erschütterten
Seit 2006 herrscht im Tschad erneut Bür-
Débys Militärdiktatur jedoch nur vorder-
gerkrieg.33 Flüchtlinge aber auch Befrei-
gründig, da Frankreich und auch die UN
ungskämpfer, Janjaweed und Waffen pas-
hinter Déby stehen. Vielmehr ermöglichte
sieren unkontrolliert die Grenze Tschad-
es der innenpolitische Notstand dem Dikta-
Darfur. Die Befreiungsgruppierungen bei-
tor Déby, oppositionelle Konkurrenz und
der Krisenregionen nutzen jeweils den an-
Menschrechtsaktivisten verhaften zu las-
deren Staat als Rückzugsgebiet. Die Ver-
sen.
hältnisse in der Region sind unübersicht-
Eine weitere Dimension ist der Kampf der
lich und die Übergriffe der Janjaweed, aber
einzelnen Staaten um die Vorherrschaft in
auch die vielen Flüchtlinge belasten die
der gesamten Region (Tschad, Sudan,
tschadische Bevölkerung neben interethni-
Zentralafrikanische Republik, Äthiopien,
schen Spannungen zunehmend.
Kongo). Vor allem der Sudan versucht die
Im Februar 2008 erfuhren die Aktivitäten
Region zu destabilisieren und die Eliten
der Befreiungsgruppen einen erneuten Hö-
der angrenzenden Staaten zu kontrollieren.
hepunkt: Tschadische Befreiungskämpfer
Hierfür unterstützt der Sudan destruktive
griffen die Hauptstadt N Djamena an, um
Vorhaben, beispielsweise den Überfall auf
den Präsidenten Idriss Déby zu stürzen.
N Djamena und auch die jeweiligen Be-
Die tschadische Regierungsarmee verhin-
freiungsgruppen
derte dies mit Hilfe französischer Truppen
seiner
Nachbarstaaten.
Aber auch Déby ringt um die regionale
33
De Waal 06.02.2008.
21
Vorherrschaft. Er unterstützt beispielswei-
Libyen
se die Befreiungskämpfer in Darfur, unter
Libyen wird seit der Revolution 1969 von
anderem wegen gleicher Stammeszugehö-
Oberst Muammar al-Gaddafi im Stil eines
rigkeit. Das erneute Aufflammen des Bür-
Diktators regiert. Durch seine antiisraeli-
gerkrieges im Tschad bedeutete für den
sche und vor allem antiamerikanische Au-
Sudan einen Gewinn an militärstrategi-
ßenpolitik sowie die Unterstützung von
schem Handlungsfreiraum. Der Tschad
terroristischen Netzwerken und dem kon-
musste seine militärischen Kontingente,
stanten Versuch seinen Nachbarstaaten
mit denen er den Präsidenten der Zentralaf-
panarabische
rikanischen Republik und die Befreiungs-
führte Gaddafi das Land in die internatio-
kämpfer in Darfur unterstützte, zurückzie-
nale und regionale Isolation. Die USA bra-
hen und hinterließ ein Machtvakuum. Dies
chen 1981 die diplomatischen Beziehun-
nutzte der Sudan, um seine Angriffe in
gen aufgrund terroristischer Anschläge ab.
Darfur zu verstärken.34
1993 verhängte der UN-Sicherheitsrat
Strukturen
aufzuzwingen,
Sanktionen gegen Libyen, da Gaddafi sich
Die im September 2007 beschlossene
weigerte,
EUFOR-Mission im Tschad stellt einen
Attentates35 auszuliefern.
weiteren Faktor in der Tschadkrise dar.
Mit Hilfe afrikanischer Vermittler gelang
EUFOR wurde von Frankreich forciert, um
es Gaddafi 1999 die Beilegung der Lo-
die Grenzregion Tschad-Darfur zu stabili-
ckerbie-Affäre ohne Gesichtsverlust einzu-
sieren und in erster Linie die Flüchtlings-
leiten, was zu einer Aussetzung der UN-
lager im Tschad zu schützen. Déby stimm-
Sanktionen führte. Gaddafis Abkehr von
te, wenn auch zögerlich, der Mission zu.
der Idee eines panarabischen Staates eröff-
Aus Sicht des Sudans schränkt eine Statio-
nete ihm die Annäherung an afrikanische
nierung europäischer Soldaten die eigenen
Partner. So trug er beispielsweise zur
Handlungsspielräume und die der tschadi-
Gründung der Afrikanischen Union bei,
schen Befreiungskämpfer ein. Vor diesem
die in der libyschen Stadt Sirte beschlossen
internationalen Hintergrund ist der Über-
wurde.36 Auch seine Haltung gegenüber
fall auf N Djamena zu beurteilen: Eine
dem Westen änderte sich. Zum Beispiel
verschärfte Sicherheitslage sollte die Imp-
beteiligte sich Libyen nach den Anschlä-
lementierung der EUFOR stoppen.
gen des 11. Septembers 2001 umgehend
35
34
die
Täter
des
Lockerbie-
Terroristisch motivierter Bombenanschlag auf ein
US-amerikanisches Verkehrsflugzeug am
21.12.1988 über Lockerbie/Schottland, bei dem alle
Insassen getötet wurden.
36 Auswärtiges Amt 2008a.
De Waal 06.02.2008.
22
mit Geheimdienstinformationen an der
mittlers einzunehmen und Libyen zum
Antiterrorkoalition der USA und stellte
Konferenzort für Gespräche zwischen Be-
somit seine Abkehr vom Terrorismus her-
freiungsbewegung und Regierung zu ma-
aus. Gaddafi erklärte des Weiteren 2003
chen. Den Friedensprozess in Darfur zu
seinen Verzicht auf Massenvernichtungs-
unterstützen und sogar in seinem Land
waffen und öffnete Libyen für internatio-
einzuleiten, bietet Gaddafi die Aussicht auf
nale Inspekteure.
internationale Reputation.
Gaddafis Verhalten wurde von der EU und
der UN als positiv bewertet, so dass die
Bundesregierung unter Kanzler Schröder
China
2004 die diplomatischen Beziehungen zu
Die Volksrepublik China hat vor allem
Libyen wieder aufnahm.37 Des Weiteren
ökonomische und machtpolitische Interes-
hat Libyen seit Januar 2008 für zwei Jahre
sen im Sudan. Diese Interessen sind einer
einen Sitz im UN-Sicherheitsrat als Nicht-
allgemeinen außenpolitischen Neuorientie-
ständiges Mitglied inne.
rung Chinas infolge der politischen und
ökonomischen Isolation nach dem Ti-
Seit seiner Loslösung aus der Isolation sind
an'anmen-Massaker
Gaddafis politische Ziele vermehrt davon
China begann damals, sich vor allem afri-
geprägt, internationales Ansehen und An-
kanische und lateinamerikanische Staaten
erkennung zu erlangen sowie verlässliche
als Handelspartner zu suchen, die von den
wirtschaftliche Kontakte zum Westen zu
USA und der EU unter anderem wegen
knüpfen. Gaddafi war durch seine Interes-
Verstößen gegen die Menschenrechte iso-
senspolitik in der Vergangenheit maßgeb-
liert worden waren. So schaffte China es,
lich am Darfur-Konflikt beteiligt. Diese
die eigene Isolation und diejenige der Part-
negative Einflussnahme wandelte sich mit
nerländer zu nutzen, um dort politische und
Libyens Rückkehr auf die internationale
ökonomische Interessen frei von westlicher
Bühne. Seine Haltung zum Konzept der
Konkurrenz, allen voran der USA, durch-
westlichen Demokratie veränderte sich
zusetzen. Besonders in politisch instabilen
allerdings nicht und es bleibt zudem un-
Staaten, in denen Korruption, mangelnde
klar, inwiefern libysche Waffen im Tschad
Rechtssicherheit und weit verbreitete Kri-
und in Darfur immer noch eingesetzt wer-
minalität herrschte, sahen sie ihre Chance,
den. Augenscheinlich ist dagegen Gaddafis
enge und exklusive Kooperationen einzu-
dringliches Anliegen die Rolle des Ver-
gehen.38
37
38
Auswärtiges Amt 2008b.
23
Tull 2005, S. 5-15.
1989
zuzuordnen.
Der Sudan trat daher nicht nur wegen sei-
tausch vergeben. China gilt für den Sudan
ner militärdiktatorischen Regierung und
als wichtigste Alternative zu den westli-
der politischen Unsicherheit durch den
chen Staaten. Im Gegensatz zu China,
Jahrzehnte
Nord-Süd-
knüpfen westliche Staaten ihre Kapitalin-
Konflikt in den Fokus Chinas, sondern
vestitionen an Bedingungen, wie etwa die
auch deshalb, weil er sich in den 1990er
Einhaltung der Menschenrechte. China
Jahren als Unterstützer des Terrors iso-
dagegen versteht sich als ein Vertreter des
liert hatte.39 Als ein weiterer wichtiger
Souveränitätsprinzips und will sich nicht in
Faktor kam Ende der 1990er Jahre hinzu,
die innenpolitischen Belange wie fehlende
dass im Sudan enorme Mengen an Öl er-
Demokratie, Verletzung der Menschen-
schlossen worden waren, an denen China
rechte oder den Umweltschutz eines Staa-
aufgrund
tes einmischen. Auf dieser Grundlage lehnt
andauernden
seines
rasanten
Wirtschafts-
wachstums Interesse hat.
China auch die Forderungen nach einer
Seit 1999 liefert der Sudan jährlich über
deutlicheren Positionierung zu Darfur ab,
60% seiner Erdölproduktion an China.
wie sie beispielsweise von (I)NROs gefor-
Allein im ersten Halbjahr 2004 konnte ein
dert wird. Stattdessen will China mit sanf-
Erlös von 1,1 Mrd. US-$ eingenommen
ter Diplomatie Einfluss auf die sudanesi-
werden. Dieses Geld macht einen Großteil
sche Regierung nehmen. Diese Strategie
der gesamten Staatseinnamen des Sudans
wird im Sicherheitsrat der Vereinten Nati-
aus und wird zudem zu einem nicht uner-
onen deutlich spürbar. Dort nutzt China als
heblichen Teil in das Militär investiert, um
ständiges Mitglied seine Einflussmöglich-
die Kontrolle über die Erdölfördergebiete
keiten, indem es mit dem Einsatz seines
im Südsudan aufrecht zu erhalten und um
Vetorechts drohte um Resolutionsentwürfe
die hohen Kriegsausgaben zu decken.40
abzuschwächen, in denen beispielsweise
China investiert dagegen infolge dieser
der sudanesischen Regierung auf Initiative
exklusiven Ölzugänge enorme Summen,
der USA konkrete Sanktionen angedroht
beispielsweise in den Auf- und Ausbau der
werden sollten. Dies verdeutlicht einmal
sudanesischen Infrastruktur. Darüber hin-
mehr, wie schwierig es ist, im Sicherheits-
aus ist China neben Russland der wichtigs-
rat an einer konstruktiven Konfliktlösung
te Waffenlieferant für den Sudan. Außer-
zu arbeiten, wenn dort zwei Weltmächte
dem werden
Kredite, zinslose
ihre entgegengesetzten Machtinteressen
Darlehen oder Geschenke für Entwick-
verfolgen. Insgesamt betrachtet profitiert
lungszusammenarbeit oder Personalaus-
China von diesem politischen Beistand, bei
39
dem neben dem Ziel der Energiesicherheit,
40
weiche
Power 30.08.2004.
Auswärtiges Amt 2005; Tull 2005, S. 19.
24
machtpolitische Interessen eine entschei-
heitspolitischen, geostrategischen, macht-
dende Rolle spielen, allen voran die Etab-
politischen und energiesichernden Interes-
lierung Chinas als wichtige politische und
sen.
ökonomische Macht neben den USA.
41
Die amerikanische Regierung unter Präsident Bush (jr.) hat sich im Fall des DarfurKonfliktes zu einem der lautstärksten Kri-
Die Vereinigten Staaten von Amerika
tiker der sudanesischen Regierung hervor-
In den USA hat der Darfur-Konflikt eine
getan. So bezeichneten Präsident Bush, der
größere öffentliche Aufmerksamkeit als
US-Kongress und der ehemalige Außen-
z.B. in Deutschland. Sowohl die mediale
minister Powell die Vorgänge in Darfur als
Präsenz, als auch das zivilgesellschaftliche
Völkermord und heizten damit die De-
Engagement ist dort größer als in Europa.
batte um das Vorliegen eines Genozids43
So werden etwa breit angelegte Protestak-
an.44
tionen, Ausstellungen und Petitionsaufrufe
Von den USA ging auch meist die trei-
von Schülern und Studenten an den High-
bende Kraft bei der Einbringung neuer
schools und Colleges organisiert. Auch
Resolutionsentwürfe im UN-Sicherheitsrat
Hollywood-Schauspieler
George
aus, bei denen harte UN-Sanktionen gegen
Clooney und Mia Farrow betreiben breite
den Sudan oder ein militärisches Eingrei-
Öffentlichkeitsarbeit, indem sie beispiels-
fen in Darfur gefordert wurden. Auch die
weise nach Darfur reisen, Artikel schrei-
Untersuchungen der Geschehnisse in Dar-
ben, vor der UN sprechen oder für Kam-
fur durch den Internationalen Strafge-
pagnen werben. Dazu gehört auch die Ak-
richtshof45 wurden von den USA mitgetra-
wie
tion Sudan Divestment, die institutionelle
Anleger (z.B. staatliche Pensionsfonds und
43
Genozid (Völkermord) bezeichnet die vorsätzliche Ermordung, Ausrottung oder anderweitige
Vernichtung von Volksgruppen aufgrund ihrer
rassischen, ethnischen oder sozialen Merkmale,
ihrer Nationalität oder religiösen Überzeugung .
1948 verabschiedeten die UN dazu eine Konvention
über die Verhütung und Bestrafung des Genozids
(Schubert / Klein 2006, S. 318).
44
Auswärtiges Amt 2006; Grill 2006.
45
Der IStGH, mit Sitz in Den Haag, kann Individuen bei schweren Verbrechen wie Genozid, Verbrechen gegen die Menschlichkeit oder Kriegsverbrechen auf Grund des Rom-Statuts verurteilen. Der
Sudan hat den Gerichtshof bisher allerdings nicht
anerkannt (siehe http://www.icc-cpi.int/). Dennoch
hat der UN-Sicherheitsrat mit einer Resolution die
strafrechtlichen Untersuchungen der Vorgänge in
Darfur an den IStGH verwiesen (UN, Sicherheitsrat
2005, Resolution 1593).
Beteiligungsgesellschaften) dazu auffordert, keine Investitionen in sudanesische
oder im Sudan geschäftstätige Unternehmen zu tätigen. 42
Auf Regierungsebene lässt sich das Handeln der USA gegenüber dem Sudan als
ambivalent bezeichnen. Dies erklärt sich
durch die Vielfalt der humanitären, sicher41
Tull 2005, S. 9-20.
Mehr Informationen siehe
www.sudandivestment.org.
42
25
gen, obwohl sie den IStGH selbst nicht
Als ein weiterer wichtiger Aspekt gilt das
anerkennen.46
Interesse der USA an den in den 1990er
Jahren erschlossenen Ölquellen im (Süd-)
Die außenpolitischen Beziehungen zum
Sudan. Doch ohne einen stabilen Friedens-
Sudan gelten schon seit der Machtüber-
prozess in Darfur und einen anhaltenden
nahme Al-Bashirs als äußerst angespannt.
Frieden im Südsudan bleiben diese Zugän-
Der Sudan wurde 1993 unter der Regie-
ge auf Grund der selbst auferlegten Han-
rung des damaligen Präsidenten Bill Clin-
delssanktionen für die USA verschlossen.
ton als Förderer des internationalen Terro-
Hinzu kommt, dass die amerikanische Po-
rismus eingestuft. Die Folge war ein 1997
litik der Isolation und Eindämmung in der
erlassenes und bis heute andauerndes Wirt-
Zwischenzeit dazu führte, dass China un-
schaftsembargo gegen den Sudan (Execu-
gehindert Zugang zum Ölsektor im Sudan
tive Order 13067). Grundlage dafür war,
und eine Monopolstellung erreichen konn-
dass die sudanesische Regierung in den
te. Aus diesem Grund wird heute auch da-
1990er Jahren terroristische Netzwerke
von gesprochen, dass sich
gefördert und beispielsweise Osama bin
und Chinesen [ ] eine Schlacht um Afri-
Laden Unterschlupft gewährt hatte. Hinzu
kas Bodenschätze
kam die wachsende moralische Entrüstung
anderem auch die gegensätzliche Politik im
der amerikanischen Öffentlichkeit über den
UN-Sicherheitsrat erklärt, die ein gemein-
sudanesischen Nord-Süd-Konflikt.47 Die
sames Handeln im Darfur-Konflikt auf
USA sahen sich selbst in der Rolle der
internationaler Ebene bisher unmöglich hat
Verteidiger der Menschenrechte und setz-
werden lassen.
49
Amerikaner
liefern, was unter
ten sich aktiv für die Beilegung des Konfliktes ein. Dieses Engagement lässt sich
Ein großer Widerspruch zu den amerikani-
auch vor dem Hintergrund verstehen, dass
schen Bemühungen um einen Friedenspro-
im Südsudan überwiegend Christen leben
zesses in Darfur sind allerdings die engen
und einflussreiche christliche Lobbygrup-
Beziehungen des amerikanischen Nach-
pen in den USA großen Druck auf die
richtendienstes CIA (Central Intelligence
amerikanische Regierung ausübten und
Agency), dem FBI (Federal Bureau of In-
dies auch heute im Falle des Darfur-
vestigation) und dem U.S. Verteidigungs-
Konfliktes tun.48
ministeriums (DoD; United States Department of Defense) zu dem sudanesischen
Geheimdienst im Zuge des amerikanischen
46
Paschke 2005, S. 69-70.
Deng / Morrison 2001, S. 5-6.
48
Blunt 30.6.2004.
47
49
26
Thielke 15.11.2005.
nach 9/11.50 Auf
ren. Die UNAMID soll mit einem robusten
Grund dieser Antiterrorkoalition scheint
Mandat zum Schutz der Zivilbevölkerung
der Sudan sich in einer sicheren Position
ausgestattet werden.
gegenüber den USA zu fühlen.
Für die AU besteht ein großes Interesse
Anti-Terror-Kampfes
daran, den Sudan insgesamt zu stabilisieren, da der Darfur-Konflikt überregionale
Die Afrikanische Union
Auswirkungen hat und von ihm eine ge-
Die Afrikanische Union, die 2002 aus der
fährliche und destabilisierende Wirkung
OAU (Organisation for African Unity)
auf die Nachbarstaaten ausgeht. Darüber
hervorging, ist in Darfur seit April 2004
hinaus hat sich die AU bei ihrer Gründung
durch die Mission AMIS an der Konflikt-
dem Ziel der panafrikanischen Entwick-
lösung aktiv beteiligt. Dies zeigt, dass ver-
lung zu mehr Frieden und Stabilität durch
sucht wird, über gemeinsames Handeln
gemeinsame Verantwortung verpflichtet.
innerhalb der afrikanischen Staatengemeinschaft die Krise in Darfur beizulegen.
Anfangs galt das Mandat nur für die
Die Europäische Union und die
Überwachung
EUFOR-Mission
der
Waffenstillstandsab-
kommen, es wurde aber im Verlauf auch
Der Einfluss der Europäischen Union als
auf den Schutz der Zivilbevölkerung aus-
außenpolitischer Akteur auf den Sudan ist
gedehnt. Allerdings war AMIS finanziell,
im Darfur-Konflikt bisher als gering zu
personell und technisch so schlecht ausge-
bewerten. Die europäisch-sudanesischen
rüstet, dass auch die zweimalige Aufsto-
Beziehungen sind wechselhaft. Es lässt
ckung der Truppe (AMIS II und AMIS IIe)
sich insgesamt kein gesamteuropäisches
auf jetzt 7700 Mitglieder
nicht die ge-
zielgerichtetes und koordiniertes Handeln
wünschte Sicherheit bringen konnte. Die
gegenüber dem Sudan erkennen. Vor allem
Hilflosigkeit der AU wurde auch zuneh-
die Durchsetzung partikularer Interessen
mend von der Internationalen Gemein-
einzelner Mitgliedsstaaten, insbesondere
schaft
UN-
derer Frankreichs, in den sudanesischen
Sicherheitsrat im Juli 2007 die Resolution
Nachbarstaaten und ehemaligen französi-
1769 zur Überführung der AMIS in eine
schen Kolonien Tschad und Zentralafrika-
unter UN-Führung stehende Mission in
nische Republik, scheinen dies zu beein-
Darfur (UNAMID) verabschiedete. Ihr
flussen und eine einheitliche europäische
sollen etwa 26.000 Soldat_innen angehö-
Position zu erschweren.
50
erkannt,
so
dass
der
Ali 30.10.2007.
27
Die Europäische Union versucht vor allem
land, Ägypten und der AU, um ein ge-
über einen Dialog positiv auf die sudanesi-
meinsames politisches Handeln zu entwi-
sche Regierung einzuwirken und diese zu
ckeln. Im Vorfeld der Vorbereitungen die-
einer friedlichen Lösung des Darfur-
ser Konferenz fühlte sich die AU als ent-
Konfliktes zu bewegen. Sie unterstützte
scheidender Akteur nicht genügend mit
auch aktiv die Friedensgespräche für das
einbezogen, worauf diese von der Konfe-
DPA in Abuja und setzt sich für dessen
renz fern blieb. Auch die sudanesische
Umsetzung ein.51 Gleichzeitig verurteilte
Regierung lehnte eine Teilnahme ab. Dass
sie öffentlich die Menschenrechtsverlet-
diese Konferenz vor allem durch Frank-
zungen in Darfur und unterstützt die For-
reich forciert wurde, ist dabei kein Zufall.
derungen nach harten UN-Sanktionen ge-
Frankreich gehört innerhalb der EU zu den
gen den Sudan, wobei dies kein konse-
wichtigsten Akteuren im Länderdreieck
quentes Handeln nach sich zog.52
Sudan, Tschad und Zentralafrikanische
Nach 15-jähriger Unterbrechung wurde
Republik und verfolgt dort ganz eigene
2005,
Nord-Süd-
Macht-, Wirtschafts- und sicherheitspoliti-
Friedensschluss (CPA), die Entwicklungs-
sche Interessen.54 Auch die EUFOR-
hilfe wieder aufgenommen. Dies sollte
Mission im Tschad und der Zentralafrika-
eigentlich einen positiven Anreiz für die
nischen Republik zum Schutz der Flücht-
Umsetzung der Friedensvereinbarungen
linge aus Darfur wurde auf Drängen Frank-
bieten,53 führte aber im Gegenteil dazu,
reichs mobilisiert. Frankreich stellt, nach-
dass kein adäquater politischer Druck auf
dem es sich innerhalb der EU als proble-
den Sudan aufgebaut wurde, um die fort-
matisch erwies die angestrebte Truppen-
dauernden
Menschenrechtsverletzungen
stärke und die nötige Ausrüstung und Lo-
einzustellen und eine politische Lösung für
gistik zu erbringen, mit 2100 von insge-
den Konflikt in Darfur zu finden. Ein wei-
samt 3700 Soldat_innen das stärkste Trup-
teres Beispiel für einen fehlgeschlagenen
penkontingent.55 Nicht beteiligt sind die
Vermittlungsversuch liefert das Scheitern
europäisch wichtigen Staaten Großbritan-
der Pariser Darfur Konferenz im Juni 2007.
nien, Deutschland56 und Italien.
kurz
nach
dem
Dabei
Auf Betreiben des französischen Präsiden54
Die Zeit online 25.06.2007; Mehler 2008, S. 28,
34.
55
Das restliche Kontingent setzt sich aus irischen,
schwedischen, rumänischen, österreichischen, niederländischen und finnischen Truppen zusammen.
Belgien, Spanien und Griechenland leisten Beiträge
zu Logistik und Transport (Koungou 08.02.2008).
56
Deutschland stellt lediglich vier Offiziere für die
Planung und Führung der Operation für das Hauptquartier bei Paris und beteiligt sich finanziell zu
ten Nicolas Sarkozy, wurden gut ein Dutzend hochrangige Vertreter eingeladen,
unter anderem aus den USA, China, Russ51
European Union 2007.
International Crisis Group 2007.
53
European Commission 2007.
52
28
bedeutet die Doppelrolle Frankreichs als
Sudans versucht, in Gesprächen mit der
ehemalige Kolonialmacht und Unterstützer
Regierung Al-Bashir und durch Appelle an
des tschadischen Präsidenten Idriss Déby
die Befreiungsbewegungen Forderungen
und des zentralafrikanischen Präsidenten
nach einem Waffenstillstand zu stellen.
François Bozizé, die ihre Macht nur durch
Wie sich gezeigt hat, waren diese Forde-
Hilfe Frankreichs aufrecht erhalten kön-
rungen wenig substanziell, da sie nicht
nen,
des
ausreichend mit positiven Anreizen oder
tschadischen
politischem Druck hinterlegt waren. Zu
eine
enorme
EUFOR-Einsatzes.
Schwächung
Die
Kämpfer der Union der Kräfte für Demo-
den
zwischenstaatlichen
Beziehungen
kratie und Entwicklung (UFDD) sehen
Deutschlands und des Sudans gehören ne-
beispielsweise in der Mission keine neutra-
ben politischen Konsultationen und Ge-
le Friedenstruppe und haben den Kriegszu-
sprächen auch wirtschaftliche Beziehungen
stand mit Frankreich ausgerufen.57 Dieser
sowie der kulturelle Austausch. Großpro-
Einsatz trägt in dieser Form zu einer weite-
jekte wie die Erweiterung des sudanesi-
ren Verschärfung des Darfur-Konfliktes
schen Telekommunikationssektors sowie
sowie zu dessen Ausweitung und zuneh-
im Kraftwerksbau und im Luftfahrtsektor
mender Vermengung mit den Konflikten
beispielsweise ein neuer Flughafen für
der beiden Nachbarstaaten bei und fördert
Khartum
damit weder die dringend benötigte Si-
Handelsvolumen geführt. Der Sudan ex-
cherheit der Flüchtlinge noch eine politi-
portiert hauptsächlich Baumwolle und
sche Entspannung in der Region.
Gummi Arabicum nach Deutschland.59 Der
haben zu einem gestiegenen
deutsche Technologiekonzern Siemens zog
sich im Juni 2007 aufgrund der aktuellen
Deutschland
humanitären Lage zurück.60 Obwohl bila-
Die jetzige Bundesregierung unter Kanzle-
terale Wirtschaftsbeziehungen zwischen
rin Merkel sowie auch die vorherige unter
Sudan und Deutschland bestehen, nutzt die
Kanzler Schröder haben das Vorgehen des
deutsche Regierung diese Beziehungen
sudanesischen Militärs und der Milizen
nicht, um Druck auf die Regierung in
offiziell immer wieder stark kritisiert.
Khartum auszuüben.
Daneben haben ranghohe Politiker58 in den
Neben dem Interesse an wirtschaftlichen
vergangenen Jahren durch Besuche des
Beziehungen zu Deutschland, besteht im
Sudan auch ein Interesse an der deutschen
20% (=24 Mio. ) an den Gemeinkosten (Auswärtiges Amt 2008c).
57
Böhm 2007; Koungou 02.02.2008.
58
Z.B. Außenminister Fischer 2004 und Staatsminister Erler 2006.
Kultur. So vermittelte der Deutsche Aka59
60
29
Auswärtiges Amt 2007.
Welt online 18.01.2007.
demische Austauschdienst (DAAD) im
Bundestagsabgeordneten zum Thema ge-
Jahr 2005 178 sudanesische Studenten
macht. Dies hat aber nicht dazu geführt,
nach Deutschland. Seit 2000 sendet der
dass die deutsche Regierung eine Strategie
deutsche Sender Deutsche Welle in Khar-
entwickelt hat, um auf den Friedensprozess
tum
in Darfur einzuwirken. Die deutsche De-
mehrsprachige
Programme
aus
Deutschland.
batte war oft von einem möglichen Trup-
Diese Beziehungslinien verlaufen haupt-
peneinsatz geprägt und hat so die Mög-
sächlich zwischen Deutschland und der
lichkeit zu zivilen Ansätzen ausgeblendet.
Hauptstadt Khartum, es gibt aber auch Beziehungslinien in andere Regionen des
Landes.
Die Arbeit von afrikanischen
und internationalen NROs in Darfur
Obgleich die deutsche Entwicklungszu-
In Darfur sind schätzungsweise vier Milli-
sammenarbeit mit der Regierung in Khar-
onen Menschen auf externe Hilfe angewie-
tum im Jahr 1996 beendet wurde, engagiert
sen.62 Diese Hilfe leisten vor allem interna-
sich das Bundesministerium für wirtschaft-
tionale
liche Zusammenarbeit und Entwicklung
(INROs) wie beispielsweise Action by
(BMZ) seit März 2006 im Rahmen des von
Churches Together (ACT International)
der Weltbank koordinierten Multi Donor
und Caritas Internationalis, Care Internati-
Trust Fund als Lead Agency. Der Schwer-
onal
punkt des deutschen Engagements liegt im
Schwerpunkt liegt vor allem auf einer
Bereich Wasser im Südsudan. Des Weite-
schnellen und unmittelbaren humanitären
ren fördert das BMZ die Reintegration von
Hilfe für die Binnenflüchtlinge, aber auch
Flüchtlingen im Südsudan.
für Menschen außerhalb der Flüchtlingsla-
Im Nordsudan und Darfur wird ausschließ-
ger. Dazu gehören der Zugang zu saube-
lich Nothilfe durch die deutsche Regierung
rem Trinkwasser, die Nahrungsmittelver-
finanziert, welche durch deutsche NROs
sorgung, die medizinische Versorgung, der
durchgeführt wird. So leistet die Welthun-
Bau von Notunterkünften, Schul- und
gerhilfe z.B. Nothilfe für Flüchtlinge und
Ausbildungsprojekte und die Versorgung
unterstützt diese mit Nahrungsmitteln,
mit wichtigen lebensnotwendigen Dingen
Hilfsgütern und Notunterkünften.61
wie Decken, Kochgeschirr, Kleidung und
Im deutschen Bundestag wurde der Krieg
Moskitonetzen. Darüber hinaus leisten aber
in Darfur immer wieder von verschiedenen
auch verschiedene afrikanische bzw. suda-
61
62
Auswärtiges Amt 2007.
30
Nichtregierungsorganisationen
oder
Oxfam
Oxfam 28.03.2008.
International.
Ihr
nesische NROs einen wichtigen Beitrag
den knappen Ressourcen Holz und Wasser
dazu, den Darfuris Hilfe zur Selbsthilfe zu
erarbeiten und bestimmte Techniken wie
ermöglichen, in dem sie lokale Organisati-
den Bau von kleinen Staudämmen oder
onen auf Gemeindebasis oder Graswurzel-
Terrassenbewirtschaftung zum Lebensmit-
projekte63 unterstützen. Hierzu zählen bei-
telanbau unterstützen.66
spielsweise die Einleitung eines Gemein-
Allerdings ist die Arbeit von INROs und
dedialogs über mögliche Konfliktlösungen
lokalen NROs aus unterschiedlichen Grün-
und die Unterstützung von lokalen Media-
den extrem erschwert. Das größte Problem
tionsbemühungen zur Stärkung traditionel-
ist die fehlende Sicherheit für Mitarbei-
ler Konfliktlösungsmechanismen.
64
Des
ter_innen, die fortlaufend von Befreiungs-
Weiteren werden Zentren aufgebaut, in
kämpfern, Soldaten oder Milizen angegrif-
denen Frauen, die Opfer sexueller Gewalt
fen werden.67 Allein im ersten Quartal
wurden, bei der Bearbeitung ihrer Trauma-
2008 wurden 84 Mitarbeiter_innen gekid-
ta geholfen wird. Dafür werden auch suda-
nappt, 18 angegriffen und drei getötet.68
nesische Frauen als Helferinnen und Bera-
Darüber hinaus wurden 75 Fahrzeuge ge-
terinnen für sexuell traumatisierte Frauen
stohlen, was den wegen der schwach aus-
ausgebildet.65 Es werden Gemeinschafts-
gebauten Infrastruktur ohnehin begrenzten
zentren aufgebaut, in denen u.a. Schulun-
Zugang zu den verschiedenen Gebieten in
gen zu Themen wie Menschenrechte und
Darfur zusätzlich erschwerte. Die dringend
Völkerrecht sowie Friedensaufbau durch-
notwendigen Flüge des UNHAS (United
geführt werden. Außerdem werden Flücht-
Nations Humanitarian Air Service), mit
linge dabei unterstützt, Möglichkeiten für
denen beispielsweise die benötigten Hilfs-
Einkommen
Tätigkeiten
güter in die Flüchtlingscamps transportiert
(Kleingewerbe) aufzubauen. Auch gibt es
werden, stehen vor dem Problem, dass
verschiedene
Landwirtschaftsprojekte,
keine ausreichenden finanziellen Mittel
welche die Nahrungsmittelproduktion auf
durch die internationalen Geberländer si-
selbständiger Basis ermöglichen sollen,
chergestellt werden.69 Weitere Schwierig-
sowie Projekte, die zusammen mit den
keiten entstehen durch die von der sudane-
Darfuris einen nachhaltigen Umgang mit
sischen Regierung gezielt eingesetzten
schaffende
bürokratischen Hürden, die die Arbeit der
63
INROs und NROs systematisch behindern.
Graswurzel bezeichnet [ ] ein(en) bildliche[r](en) Ausdruck [ ], der eine bestimmte Entstehungsform sozialer Bewegungen charakterisiert:
von unten nämlich und hierarchiefrei [ ]
(Lautmann 2007, S. 250).
64
Darfur Peace & Development (o.J.a).
65
Darfur Peace & Development (o.J.b); Medica
Mondiale 24.07.2007.
66
Practical Action 20.10.2005; Practical Action
03.03.2008a; Practical Action 03.03.2008b.
67
Refugees International 13.12.2007a.
68
OCHA 2008.
69
Oxfam 28.03.2008.
31
Obwohl 2004 ein so genanntes Moratorium
gegen Restriktionen zwischen der UN und
der sudanesischen Regierung geschlossen
wurde, welches beispielsweise die Visavergabe und Zugangserlaubnisse für Darfur erleichtern sollte, wird dieses von der
Regierung behindert. Die Nichtregierungsorganisationen sind dadurch zu langen
Wartezeiten, unnötiger Verwaltungsarbeit
und hohen zusätzlichen Kosten abseits
ihrer eigentlichen Arbeit gezwungen. Lokale NROs werden zusätzlich gezielt eingeschüchtert, indem ihre Registrierungen
willkürlich aufgehoben und ihre Büros
plötzlich geschlossen werden oder die Mitarbeiter mit rechtswidrigen Verhaftungen
und Folter rechnen müssen. Insbesondere
das Beobachten und Berichten über Menschenrechtsverletzung in Darfur kann zu
einer sofortigen Schließung der Hilfsprogramme führen.70
70
Refugees International 13.12.2007a; Refugees
International 13.12.2007b.
32
4. Interessen und Ziele der Akteure im Überblick
Akteur
Interessen und Ziele
Interne Akteure
Darfuris
Problem: Keine für alle gültige Evaluierung der Interessen und Ziele, aufgrund fehlender Informationen.
Zu gewährleisten sind: Menschenrechte, Unversehrtheit, Sicherheit, Wohlergehen.
SLMA und JEM als Befreiungsbewe- Übergeordnet können folgende Interessen festegestellt
gungen
werden:
Kampf für sozioökonomische Entwicklung, politischer
Partizipation, gesicherte Rückkehr der Vertriebenen
und eine Entschädigung der Kriegsopfer in Darfur.
Sudanese Liberation Movement/Army Föderaler demokratischer Gesamtsudan;
(SLMA)
Abspaltungen mit heterogenen Zielen bis hin zum
bewaffneten Kampf gegen die Zentralregierung.
Jusice and Equalitiy Movement (JEM)
Keine Eindeutigkeit ihrer Vorstellungen für ein zukünftiges Darfur.
Sudanesische Zentralregierung
1. Sicherung der Herrschaft der Flussaraber im
Sudan.
2. Angst vor Zerfall des Sudans, woraus eine radikale Bekämpfung aller Aufstandsbewegungen resultiert.
Janjaweed ( arabisierte , regierungsna- Keine klare Interessensbekundung, jedoch rassistisch
he Milizen)
aufgeladen, was es der Regierung leicht macht, sie
gegen die Aufstandsbewegungen zu mobilisieren.
Internationale Akteure
Tschad
Unterstützung der Befreiungsbewegungen im Sudan
durch die Regierung im Ringen um eine Hegemoniestellung in der gesamten Region Zentralafrika.
Libyen
Obgleich Gaddafis Interessenpolitik in der Vergangenheit negativen Einfluss auf den Darfur-Konflikt
nahm, bemüht er sich heute eine Rolle als Vermittler
zwischen den Konfliktparteien im Sudan einzunehmen.
China
Vorwiegend ökonomische und machtpolitische Interessen.
Blockadehaltung im Sicherheitsrat gegenüber Sanktionen gegen den Sudan.
Ambivalentes Auftreten der Regierung. Kritik der
USA
sudanesischen Regierung und Forderung nach UNSanktionen. Dem gegenüber stehen enge Verbindungen
von
CIA,
FBI
und
dem
USVerteidigungsministerium zum sudanesischen Geheimdienst im Antiterrorkampf nach 9/11.
Ebenso wie China hat auch die USA ökonomische
Interessen im Sudan, was auf einen Kampf dieser beiden Mächte um das sudanesische Öl schließen lässt.
Afrikanische Union (AU)
Europäische Union (EU)
Stabilisierung des Sudan durch aktive Beteiligung an
einer Konfliktlösung bei jedoch geringer personeller,
finanzieller und technischer Ausstattung.
Geringes Engagement der EU im Darfur-Konflikt.
Vorwiegend der Versuch einer positiven Einflussnahme über den Dialog mit der sudanesischen Regierung.
Frankreich
Deutschland
Eigene Wirtschafts- und sicherheitspolitische Interessen in der Region.
Hauptakteur und größter Anteil am Truppenkontingent
der EUFOR-Mission.
Obgleich der Kritik am sudanesischen Militär und den
Milizen, gibt es keine Strategie um auf den Friedensprozess in Darfur einzuwirken.
die Internationale Gemeinschaft selbst. Der
Zweiter Teil: Konfliktebenen
Sudan findet sich in einem Geflecht aus
unterschiedlichsten Interessen und Anfor-
5. Konfliktebenen in Darfur
derungen wieder. Einerseits droht die UN
mit Sanktionen und andererseits erfährt
Wie im ersten Teil dieses Dossiers gezeigt
Präsident Al-Bashir die Unterstützung von
wurde, gehen die Wurzeln des Darfur-
China,
Konfliktes bis an den Anfang des 19. Jahr-
einer
Vetomacht
im
UN-
Sicherheitsrat. Die Staaten Europas verfol-
hunderts zurück. Seine Ursachen sind von
gen in ihrer Außenpolitik ebenfalls stark
vielen unterschiedlichen Faktoren beein-
divergierende Eigeninteressen. Frankreich
flusst und führen durch Überlagerung und
zum Beispiel unterstützt den Tschad gegen
gegenseitige Verstärkung zu einer enormen
den Sudan und gefährdet damit die
Komplexität, die eine differenzierte Be-
EUFOR-Mission der EU im Tschad. Der
trachtung unabdingbar macht. Dies schließt
Sudan nutzt die Inkonsequenz der Interna-
auch die Konflikt-Akteure mit ihren unter-
tionalen Gemeinschaft zu seinem Vorteil
schiedlichen, teils extrem divergierenden,
und verzögert die Umsetzung von Resolu-
teils überschneidenden Interessen mit ein.
tionen oder Vereinbarungen mit der UN.
Um in der Fülle der Informationen alle
Zudem ist die Beziehung zwischen dem
wichtigen Faktoren für eine Konfliktbear-
Sudan und den westlichen Staaten von
beitung beachten zu können, sind im fol-
einer starken Asymmetrie geprägt, die in
genden Abschnitt noch einmal zusammen-
Verhandlungen zum Ausdruck kommt. Das
fassend die zentralen Ebenen des Darfur-
Verhalten des Sudans ist dementsprechend
Konfliktes analytisch dargestellt.
von einer Abneigung gegenüber Forderungen und Ratschlägen seitens des Westens
geprägt.
Internationale Ebene
Die Beziehung des Sudans zur Internationalen Gemeinschaft ist so heterogen wie
34
Nachbarstaatliche Ebene:
Peripherie-Konflikten in seiner territorialen
Tschad und Libyen
Integrität bedroht. Schon seit der Unab-
Die innenpolitische Lage sowie die außen-
hängigkeit mangelt es dem Sudan an einer
politischen Interessen der Nachbarstaaten
gesamtstaatlichen Politik, um das Entwick-
Darfurs
wirken sich
lungsgefälle zwischen Zentrum und Peri-
negativ auf die Lebensumstände und Le-
pherie zu beseitigen. In der Beziehung
bensverhältnisse in Darfur aus. Der tscha-
zwischen Zentralregierung und Peripherie
dische Bürgerkrieg und der nachbarstaatli-
werden die Bedürfnisse und Belange der
che Krieg zwischen Tschad und Libyen
Bevölkerung missachtet. Die Darfuris sind
wurde unter anderem auf dem Boden Dar-
innerhalb der zentralen und der regionalen
furs ausgetragen und traumatisierte die
Regierung seit jeher unterrepräsentiert oder
Darfuris. Hinzu kam die Instrumentalisie-
nicht vertreten und werden von der Zent-
rung der afrikanischen und arabischen
ralregierung als Bürger zweiter Klasse be-
Ethnien durch die Kriegsparteien. Die Fol-
handelt. Darfur ist mit einem Sechstel der
ge war eine verschärfte Abgrenzung der
gesamtsudanesischen
Ethnien, so dass Konflikte mit rassisti-
Präsidentschaftswahlen ein bedeutsamer
schem Hintergrund zunahmen und die ei-
Faktor und wird somit von den Kandidaten
gentlichen Ursachen überlagert wurden.
stark umworben. Ungeachtet dieser Be-
Außerdem trug die stetige Militärpräsenz
deutsamkeit werden Wahlversprechen über
sowie die enorm hohe Waffendichte zu
Mitbestimmung und Entwicklung nicht
einer Kultur der Gewalt und der Rassen-
eingehalten. Die Institutionen zur Entwick-
feindlichkeit bei.
lung Darfurs sind unterfinanziert und auch
Tschad und Libyen
Bevölkerung
bei
die Gelder aus internationalen Hilfsfonds
erreichen Darfur nicht. So verfügt die ReInnerstaatliche Ebene:
gion über eine mangelhafte Infra- und Ver-
Khartum und Darfur
sorgungsstruktur. Eine Beteiligung der
Eine der Hauptursachen des Darfur-
Darfuris an den Regierungsgeschäften, vor
Konfliktes liegt in der chronischen politi-
allem an den Einnahmen aus (Erdöl-) Res-
schen und ökonomischen Vernachlässi-
sourcen ist nicht gegeben.
gung der gesamten Region durch die Zent-
Der Darfur-Konflikt ist einer von vielen
ralregierung in Khartum. Es zeigt sich,
schwelenden Konflikten zwischen Regie-
dass Darfur diesbezüglich keine Ausnahme
rung und Peripherie; die Reaktion der Re-
im sudanesischen Staatsgefüge ist, denn
gierung auf den Aufstand in Darfur soll in
das gesamte Land ist von Zentrum-
diesem Kontext potentielle Befreiungsbe35
wegungen in anderen Regionen abschre-
nicht angemessen und können Konfronta-
cken. Die Zentralregierung fürchtet einen
tionen, die mit Automatikwaffen geführt
Machtverlust, daher ist ein integriertes
werden, nichts entgegensetzen. Zudem
Darfur und eine ausgeprägte kulturelle
verschärft der Rassismus die Verdrän-
Identität der Darfuris für Khartum eine
gungskämpfe, die es seit jeher gibt.
Bedrohung.
Ethnopolitisierung
Lokale Ebene:
Die Zugehörigkeit zu den Ethnien Ara-
Landfrage und Umweltprobleme
ber oder Afrikaner hängt von Zuschrei-
Die Konflikte auf der lokalen Ebene dre-
bungsprozessen durch das Individuum
hen sich um Ackerfläche, Weideland und
selbst, die Familie, den eigenen Stamm,
das knappe Gut Wasser. Die Bevölkerung
aber vor allem auch durch Außenstehende
Darfurs setzt sich aus Nomaden und sess-
ab. Die fragilen Identitäten der Darfuris
haften Bauern zusammen, wobei diese
bieten einen Angriffspunkt für die Instru-
Kategorien fließend sind, da vor allem
mentalisierung der Ethnie. Der Libysche
Mischformen in der Lebensweise bestehen.
Präsident Gaddafi, sowie sudanesische
Allgemein leben die arabischen Stämme
Politiker politisierten Ethnien, um ihre
nomadisch und die
als
Gefolgschaft zu mobilisieren und eine ge-
Bauern, wobei auch diese Einteilung nicht
waltbereite Wir-Gruppe gegen das kon-
erschöpfend ist.
struierte Andersartige zu schaffen. Die
Die Form der Landaufteilung in schach-
Ethnie wurde in den Fokus der Identitäts-
brettartige Parzellen ist für den Viehtrieb
bildung gedrängt. Durch eine rassistisch-
nachteilig und provoziert Konflikte zwi-
kulturelle Rhetorik wurden Unterschiede
schen Nomaden und Sesshaften. Die wach-
zwischen ehemals verflochtenen Gruppie-
sende Größe der Tierherden sowie der feh-
rungen innerhalb der Stammesgesellschaft
lende nachhaltige Umgang mit den Weide-
Darfurs überbetont. Die Marginalisierung
gründen trägt zur Wüstenbildung bei, was
und die dadurch entstehende Unzufrieden-
wiederum die landwirtschaftliche Nah-
heit vergrößerten die Angriffsfläche für
rungsmittelproduktion erschwert und ver-
den Rassismus. Dieser ist nicht nur ein
ringert. Hinzu kommt eine steigende Be-
Phänomen in denjenigen Perioden, in de-
völkerungszahl.
nen er gezielt geschürt wird. Nachdem die
Die traditionellen Konfliktlösungsmodelle
Instrumentalisierung ihren Zweck erfüllt
sind der Schwere der Spannungsinhalte
hat, politische Machthaber ihre Ziele
afrikanischen
36
durchgesetzt haben und Darfur wieder den
stellte sie fest, dass die Zentralregierung
Rücken kehren, gedeiht und wirkt der Ras-
keine systematische Politik des Genozides
sismus in Darfur weiter.
verfolgt, dass aber genozidale Einzelhand-
Obwohl der Konflikt in Darfur keine Aus-
lungen und Verbrechen gegen die Mensch-
einandersetzung zwischen Arabern und
lichkeit sowie Menschenrechtsverletzun-
Afrikaner
ist, spielt die Komponente
gen vorliegen, die durch den Internationa-
Ethnie eine tragende Rolle. Mit dem Kon-
len Strafgerichtshof (IStGH) verhandelt
strukt Ethnie sind eine Vielzahl weiterer
werden sollten.73 Mit Resolution 159374
Begrifflichkeiten wie wirtschaftliche Le-
ermöglichte es der UN-Sicherheitsrat dem
bensform oder Herkunft assoziiert. Durch
IStGH, seine Ermittlungen aufzunehmen.
Instrumentalisierung und Ethnopolitisie-
Die Arbeit des IStGH ist in vielerlei Hin-
rung werden verbindende Strukturen ver-
sicht wichtig. Der Gerichtshof kann unter
nachlässigt und konfligierende Eigenheiten
anderem die in den Medien kursierenden
auf ein konstruiertes Bild von Ethnie
Vorwürfe des Genozides verhandeln. Da-
komprimiert. Im Kampf um Ressourcen
mit schafft er eine Grundlage für das wei-
wie Erdöl, Wasser und Nahrung, sowie um
tere Handeln der UN aber auch für eine
Entwicklung und Einfluss überlagert der
sudanesische Aussöhnung und juristische
Rassismus die eigentlichen Ursachen für
Folgeprozesse auf nationaler Ebene.
den Konflikt in Darfur und das Auseinanderfallen des Sudans.
Mit der Beantragung des Haftbefehls gegen Al-Bashir am 14. Juli 2008 hat IStGHChefankläger Luis Moreno-Ocampo das
ihm vom UN-Sicherheitsrat übertragene
6. Genozid in Darfur
Mandat erfüllt. Sollte die Anklageschrift
vom IStGH akzeptiert werden, besteht al-
Im Oktober 2004 nahm die International
lerdings die Gefahr, dass sich Al-Bashir
Commission of Inquiry on Darfur71 auf
jeglicher Art von Kooperation mit der UN
Beschluss des UN-Sicherheitsrates (UN-
verweigern könnte. Auch wenn Frieden
Resolution 156472) ihre Arbeit auf, um die
und Recht langfristig Hand in Hand gehen
Frage eines Genozids in Darfur zu klären.
müssen, ist es fraglich ob die Anklage zu
In ihrem im Jahr 2005 vorgelegten Bericht
einem Zeitpunkt richtig gewählt ist, an
dem der Frieden in Darfur maßgeblich von
71 Internationale Ermittlungskommission für Darfur bestehend aus fünf Experten: Antonio Cassese
(Italien), Mohamed Fayek (Ägypten), Hina Jilani
(Pakistan), Dumisa Ntsebeza (Südafrika) and Therese Striggner-Scott (Ghana).
72
UN, Sicherheitsrat 2004b.
73 International Commission of Inquiry on Darfur
2005.
74
UN, Sicherheitsrat 2005.
37
der Kooperationsbereitschaft des sudanesi-
fristig trotzdem getan werden kann, ver-
schen Staatspräsidenten abhängt. Die UN
sucht im Folgenden eine Road Map für
verfolgt keine kohärente Strategie indem
einen nachhaltigen Frieden aufzuzeigen.
sie Frieden in Darfur einerseits durch Ko-
Ziel dieser Road Map ist es, eine Perspek-
operation und andererseits durch Konfron-
tive für kreative Lösungen zu öffnen. Da-
tation mit dem Präsident Al-Bashir zu er-
bei wird auf die unterschiedlichen Proble-
reichen versucht. Die Entscheidung der
me, Handlungsebenen und Akteure einge-
Vorkammer muss zeigen, ob die UN diese
gangen. Die Vorschläge erheben selbstver-
Strategie beibehalten wird.
ständlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sondern sind vielmehr ein Auszug
aus der Gesamtheit möglicher Friedensinitiativen.
Dritter Teil: Handlungsoptionen
für eine zivile Konfliktbearbeitung
Internationale Ebene
die Vereinten Nationen
7. Road Map
Die UN müssen bei einem Friedensprozess
im Sudan eine Schlüsselrolle spielen. Da
In den vorangegangenen Abschnitten die-
sie erneut bei der Lösung und Bewältigung
ses Dossiers wurde versucht aufzuzeigen,
einer
dass die Ursachen und Konfliktlinien in
internationalen Krisensituation zu
scheitern droht, steht für sie einiges auf
der Darfurkrise komplexer und vielschich-
dem Spiel. Ein Scheitern würde das Anse-
tiger Natur sind. Wenn es nun in diesem
hen der Vereinten Nationen weiter beschä-
Kapitel um Möglichkeiten einer zivilen
digen. Allerdings sind ihre Handlungs-
Konfliktbearbeitung geht, so muss vorab
spielräume und damit die Qualität ihrer
erkannt werden, dass das Morden in Darfur
Maßnahmen wie auch die Frage nach ei-
bislang nicht gestoppt werden konnte und
nem Erfolg von der Kooperation der UN-
dass es auch kurzfristig nicht zu stoppen
Mitgliedsstaaten abhängig. Die divergie-
sein wird. Dieses Eingeständnis der Ohn-
renden Interessen der Einzelstaaten ermög-
macht darf jedoch nicht darüber hinweg-
lichen der UN derzeit nur Handlungen auf
täuschen, dass Handlungsmöglichkeiten
der Basis unbefriedigender Kompromisse.
und Lösungskonzepte existieren. Diese
Die UNAMID-Mission ist nur ein Beispiel
sind jedoch kaum dazu in der Lage, die
für den fehlenden politischen Willen der
akute Gewalt in Darfur sofort zu beenden.
UN-Mitgliedsstaaten, den Darfur-Konflikt
Was seitens verschiedener Akteure lang38
ohne Betonung eigener Interessen anzuge-
Die Vereinigung der zersplitterten Be-
hen. Bereits vor der vollständigen Statio-
freiungsbewegungen zu einer politi-
nierung ist UNAMID zum Scheitern verur-
schen Bewegung. Die Lage in Darfur
teilt, da ihr bisher kein politisches Konzept
hinsichtlich der Befreiungskämpfer ist
zur Lösung dieses vielschichtigen Konflik-
so unübersichtlich, dass dies momentan
tes zugrunde liegt. Alleine die Implemen-
das größte Hindernis darstellt, über-
tierung der 26.000 Soldat_innen gestaltet
haupt
sich langwierig, da es zu erheblichen Ver-
lassen zu können. Die EU sowie alle
zögerungen hinsichtlich der Bereitstellung
wichtigen und einflussreichen Staaten
von Truppenkontingenten und Militäraus-
(USA, China) müssen den Befreiungs-
rüstung kommt. Davon abgesehen reicht es
bewegungen Anreize bieten, um eine
für den Erfolg der UN-Mission bei weitem
Verhandlungsbereitschaft zu erzeugen.
nicht aus, nur militärische Truppen ins
Die UN sollte diesbezüglich Vereini-
Krisengebiet zu entsenden. Es ist von ele-
gungskonferenzen logistisch und finan-
mentarer Bedeutung, die bestehende UN-
ziell unterstützen.
Mission
Friedensgespräche
stattfinden
in ein umfassendes politisches
Konzept einzubetten. Dabei muss die au-
Die effektive Überwachung eines wirk-
ßerordentliche Komplexität des Konfliktes
lichen und anhaltenden Waffenstill-
beachtet werden. Ein erster Schritt zu einer
standes aller im Konflikt beteiligten
langfristigen Konfliktbearbeitung wäre die
Akteure. Friedensverhandlungen wer-
Initiierung, Unterstützung und Überwa-
den in Gegenwart einer katastrophalen
chung eines erneuten Friedensprozesses
Sicherheitslage keine Aussicht auf Er-
zwischen den Befreiungsbewegungen aus
folg haben. Dies erfordert die vollstän-
Darfur auf der einen Seite und der sudane-
dige und sofortige Stationierung der
sischen Zentralregierung auf der anderen
UNAMID-Truppen.
Seite. Für einen nachhaltigen Frieden im
Sudan bedarf es umfassender politischer
Die Entwaffnung und vollständige
Lösungen auch über Darfur hinaus (Nord-
Demilitarisierung der Befreiungskämp-
Süd-Konflikt). Um eine politische Ver-
fer sowie Pro-Regierungsmilizen (Jan-
handlungsperspektive zu eröffnen, sind
jaweed), um ein Aufflammen der Waf-
jedoch einige Voraussetzungen unabding-
fengewalt zu verhindern. Um eine
bar und in der UN sollte geprüft werden,
Wiedereingliederung in die Gesell-
wie solche Vorraussetzungen gefördert
schaft zu ermöglichen, könnten Pro-
werden können. Diese umfassen:
39
gramme wie Work / Food for Weapons
beachten, um ihre Einwilligung und Be-
unterstützend initiiert werden.
reitschaft für eine politische Lösung des
Konfliktes zu gewinnen:
Langfristig sollte eine gemeinsame, multilaterale Politik der UN und der Internatio-
Die Ausstellung eines internationalen
nalen Gemeinschaft verfolgt werden. Nati-
Haftbefehls durch den IStGH gegen
onale Interessen einzelner Staaten dürfen
Staatspräsident
nicht in den Vordergrund gestellt werden.
Al-Bashir
wegen
Kriegsverbrechen bedroht massiv jegli-
Es zeigt sich, dass die Handlungsfähigkeit
che Friedensinitiativen in Darfur. Die
und letztendlich der Erfolg jeder UN-
UN benötigt unbedingt eine kohärente
Mission hochgradig abhängig ist vom Ein-
Strategie im Umgang mit der Zentral-
halten der Versprechen der Mitgliedsstaa-
regierung. Die Arbeit des IStGH muss
ten. Bei einem Scheitern der Mission darf
deshalb Teil des geforderten umfassen-
nicht die UN als Institution angezweifelt
den politischen Konzepts der UN für
werden, sondern ihre Mitglieder müssen in
Sudan/Darfur werden.
den Fokus der Kritik rücken.
Um Partikularinteressen der am Darfur-
Bei zukünftigen Verhandlungen sollte
Konflikt beteiligten Staaten zu diskutieren,
herausgestellt werden, welche konkre-
sollte in Afrika eine Konferenz nach dem
ten Vorteile eine Beendigung des Dar-
Modell der KSZE (Konferenz für Sicher-
fur-Konfliktes für die sudanesische
heit und Zusammenarbeit in Europa) mit
verschiedenen
Verhandlungskörben
Regierung hat und welche positiven
für
Zukunftsbilder eintreten können, bei-
unterschiedliche Problemfelder wie z.B.
spielsweise die Beendigung der außen-
die Waffenlieferungen aus China und
Russland
(das
bisherige
politischen Isolation, durch den ein er-
UN-
weiterter Handlungsspielraum auf au-
Waffenembargo ist in keiner Weise ein-
ßenpolitischer
gehalten worden) oder die Flüchtlings- und
und
wirtschaftlicher
Ebene ermöglicht wird oder Kontakt zu
Grenzproblematik zwischen Tschad und
neuen Investoren durch politische Sta-
Sudan etabliert werden. Die Initiative für
bilität, eine Vorbildfunktion für andere
die Installierung einer solchen Konferenz
afrikanische Länder, allgemeiner Fort-
sollte von der UN und AU ausgehen.
schritt und Wohlstand etc.
Bezüglich des schwierigen und problema-
Für einen möglichen Friedensprozess ist es
tischen Umgangs mit der sudanesischen
von elementarer Bedeutung, dass die inter-
Zentralregierung sind folgende Aspekte zu
40
nationale Staatengemeinschaft seinen Mit-
stehen, da diese die Gespräche von Tschad,
gliedsstaat China und dessen ökonomi-
Libyen und Sudan in einen übergeordneten
schen Interessen mit einbezieht. Der Ein-
Rahmen einbettet. Die Konferenzen sollten
fluss Chinas auf die sudanesische Zentral-
anfangs in einem neutralen Land stattfin-
regierung ist immens und kann daher für
den, könnten in der Folgezeit aber auch
den Frieden genutzt werden. China muss
abwechselnd in Tschad, Libyen und dem
im Sinne einer langfristig verlässlichen
Sudan abgehalten werden. Eine Kommis-
Erdölversorgung ein vitales Interesse an
sion aus Vertretern der drei Staaten und der
einem politisch stabilen Sudan haben.
AU sollte den Verlauf der behandelten
Themen beobachten und durch einen Evaluationsbericht publik machen.
Nachbarstaatliche Ebene:
Die Konferenzen der drei Staaten sollten
Tschad und Libyen
dazu genutzt werden, Grenzstreitigkeiten
Die politischen Beziehungen zwischen
beizulegen, den Grenzverkehr zu regeln
Tschad, Libyen und Sudan müssen durch
und Abkommen vorzubereiten. So ist ein
regelmäßige Konferenzen (beispielsweise
bilaterales
im Rahmen des KSZE-Modells) verbessert
Tschad und Sudan notwendig, um die
werden. Die AU sollte hierzu den Anstoß
grenzüberschreitenden Nomadenbewegun-
geben und mit den Beteiligten eine Agenda
gen zu regeln. Beim Überwachen der
mit einer gemeinsamen Zielformulierung
Grenze ist es angebracht, dass tschadische
ausarbeiten, die sich auf aktuelle Proble-
und sudanesische Grenzschützer zusam-
matiken bezieht. Frankreich sollte seine
menarbeiten und von Soldaten der AU
engen Beziehungen zum Tschad nutzen
unterstützt werden. Es ist zudem notwen-
welche bisher nur militärisch wahrgenom-
dig, die Waffenströme und grenzüber-
men wurden
und sie auf die Dialogebene
schreitende Gewalt zwischen allen drei
ausweiten, um den tschadischen Präsident
Ländern kontrolliert einzuschränken. Die
Déby zur Teilnahme an der Konferenz zu
UN und die AU müssen den Tschad auch
bewegen. Die Organisation sollte von der
bezüglich Versorgung und Schutz der
UN finanziell und bei Bedarf durch Exper-
Flüchtlingslager unterstützen. Hierbei dür-
ten unterstützt werden. Die Verantwortung
fen Konfliktpotenziale mit der umliegen-
für die Organisation könnte schrittweise an
den Bevölkerung nicht außer Acht gelassen
die dafür neu geschaffene Institution der
werden. Die EUFOR-Mission im Tschad,
drei Staaten abgegeben werden. Eine Be-
die derzeit die Flüchtlingslager schützt,
teiligung der AU sollte aber weiterhin be41
Abkommen
zwischen
dem
muss sich auf diese Aufgabe konzentrieren
bungen durchsetzten, die eine Lösung
(Stichwort politische Neutralität ).
des Konfliktes deutlich erschweren.
Die Aufarbeitung von Traumata und der
Eine gesamtstaatliche Lösungsorientie-
Abbau von Rassenfeindlichkeit durch den
rung ist also von entscheidender Be-
libyschen Militäreinfluss und den tschadi-
deutung.
schen Bürgerkrieg sind unentbehrlich.
Auch dies muss Teil einer gemeinsamen
Aus Sicht der Zentralregierung bedeu-
Strategie aller drei Länder sein. Vorausset-
tet dies, dass konkret über etwaige
zung für einen geschichtsbezogenen Auf-
Formen der Macht- und Wohlstandstei-
arbeitungsprozess ist allerdings ein stabiles
lung und stärkerer Autonomiegewäh-
zwischenstaatliches Verhältnis.
rung nachgedacht werden muss. So ist
vorstellbar, dass eine föderal organisierte Republik Sudan den Herausfor-
Innerstaatliche Ebene:
derungen einer so multiethnischen und
Khartum und Darfur
multilingualen Gesellschaft in viel bes-
Dem Zentrums-Peripherie-Konflikt in
serer Weise gerecht wird als in einem
den innerstaatlichen Beziehungen der
stark zentralistischen Staat. In Hinblick
Regionen untereinander muss mit ei-
auf Darfur wären folgende Maßnahmen
nem stärker dezentral aufgebauten
denkbar um die Marginalisierung der
Staatsgebilde begegnet werden. Spe-
Region zu beenden:
ziell in diesem Punkt wird ersichtlich,
Darfur erhält den Status eines Bundes-
dass eine nationale Konferenz aller In-
staates mit eigener gesetzgebender
teressensgruppen des Sudans diese
Gewalt und stärkerer finanzieller Au-
Fragen der zukünftigen staatlichen
tonomie, um die Probleme eigenver-
Ordnung behandeln muss. Nur eine po-
antwortlich angehen zu können.
litische Lösung über Darfur hinaus
kann im Sudan zu dauerhaftem Frieden
Freie und faire Wahlen spielen in Dar-
führen. 2011 ist im Südsudan ein Refe-
fur eine wichtige Rolle, um einer zu-
rendum über die Frage der Unabhän-
künftigen Selbstverwaltung die nötige
gigkeit oder des Verbleibs im sudanesi-
Legitimität zu verschaffen. Es besteht
schen Staat geplant. Entscheiden sich
aber die Gefahr, dass damit die Ethnie
die Südsudanesen für einen eigenen
bzw. Stammeszugehörigkeit wieder in
Staat, besteht die Gefahr, dass sich
den Vordergrund rückt und alte Kon-
auch in Darfur Unabhängigkeitsbestre-
flikte wieder aufbrechen. Eine Regie42
rung in Darfur sollte daher unbedingt
Zentralregierung sein, da das bisherige
aus Vertretern aller großen Stämme be-
DPA gescheitert ist.
stehen.
Für eine Neuverhandlung des DPA sollen
daher folgende Anregungen gegeben werden:76
Eine grundlegende Infrastruktur in
Darfur muss aufgebaut werden, die aus
internationaler Entwicklungshilfe und
Die UN und (I)NROs sollten die Er-
einem zweckgebundenem Fonds aus
kenntnisse von Fact-Finding-Missionen
Ölgewinnen der sudanesischen Regie-
nutzen, um Klarheit über die Interessen
rung finanziert werden könnte.
und Motive der Befreiungskämpfer, der
Regierung und vor allem der Darfuris
Eine mögliche Gestaltung des Entwick-
zu erhalten.
lungsfonds: Darfur könnte Schlüsselzuweisungen aus den nationalen Ölein-
(I)NROs sollten über ihre Kontakte
nahmen erhalten, beispielsweise gemäß
Verbindungen zu wichtigen Interessen-
des prozentualen Anteils an der Ge-
gruppen aufnehmen (Nichtunterzeich-
samtbevölkerung Sudans. Um sicher-
ner des DPA, regionale Akteure, Zivil-
zustellen, dass die Öleinnahmen in die
gesellschaft, Flüchtlinge, Stammesfüh-
Entwicklung der Region Darfur inves-
rer, Frauengruppen, Repräsentanten der
tiert würden und es nicht zu einer
IDPs (Internally Displaced Persons, al-
Zweckentfremdung der Mittel käme,
so Binnenvertriebene), um Positionen
könnte der Entwicklungsfonds in ein
auszuloten und eine Plattform für den
Revenue Management Program unter
Dialog bereitzustellen.
Führung der Weltbank integriert werden.75
Wahrheitskommissionen könnten die
Fronten aufweichen und ein Täter-
Grundlage dieser politischen Veränderun-
Opfer-Schema durch Dialoge ersetzen.
gen muss ein erneuter Friedensvertrag zwi-
Außerdem könnte eine Dokumentation
schen den Befreiungskämpfern und der
von Zeugenberichten durch Menschenrechtsorganisationen bei einer späteren
75
Aufarbeitungen helfen.
Anmerkung: In vielen Entwicklungsländern mit
bedeutendem Rohstoffsektor lässt sich ein Fluch
der Ressourcen beobachten. Diese Länder tendieren zu schlechter Regierungsführung, mangelnder
Rechenschaftspflicht, Vetternwirtschaft und Korruption, was wiederum zum Verharren in Armut
und Unterentwicklung führt. Diese Gefahr besteht
auch in Darfur.
76
In diesem Abschnitt wird auch auf einige Punkte
der AU-UN-Road Map (AU / UN 2007) Bezug
genommen; einige Vorschläge daraus wurden dafür
erweitert und in die Road Map integriert.
43
Lokale Ebene:
Regierung, die AU und UNAMID sollen
Landfrage und Umweltprobleme
zudem durch direkte technische Unterstüt-
Es ist unablässig Umweltprogramme in die
zung in ihrem Entscheidungsfindungspro-
Friedensmaßnahmen zu integrieren, da nur
zess von den Experten der UNEP unter-
so ein langfristiger Frieden in Darfur er-
stützt werden. Wichtig ist auch die Beteili-
möglicht werden kann. Es liegt an der UN
gung von lokalen Vertretern der Nomaden
und der AU ihre Maßnahmen durch Um-
und Bauern, damit sichergestellt werden
weltprogramme zu ergänzen. Zudem be-
kann, dass ihre Bedürfnisse bei der Ent-
darf es politischer Lösungen und prakti-
wicklung von Initiativen und Reformen
scher Maßnahmen, um den Wettstreit um
berücksichtigt werden. Gleichzeitig kön-
Land und Wasser abzumildern. Diese
nen sie durch ihr traditionelles Wissen das
Maßnahmen müssten eine Reform der Ag-
Wissen der Experten ergänzen.
rarpolitik und eine Stärkung der Umweltpolitik beinhalten, welches in erster Linie
die Aufgaben der sudanesischen Regierung
Zivilgesellschaft in Darfur
sind. Die sudanesische Regierung sollte
Der Blickwinkel und die Interessen der
aber wegen ihrer Handlungsunfähigkeit in
Darfuris sind für die Entwicklung des
diesem Entwicklungsprozess unterstützt
Friedens essentiell. Die Bevölkerung sowie
werden. Das Ergebnis der Reform muss
sudanesische und afrikanische NROs der
erreichen, dass nachhaltiger Ackerbau und
Graswurzelebene sollten am Friedenspro-
Nomadentum entstehen kann und die Ver-
zess und Wiederaufbau Darfurs langfristig
sorgungsmöglichkeiten der zurückkehren-
beteiligt sein, so dass vorhandene Struktu-
den Flüchtlinge gewährleistet werden. Da-
ren und Konzepte genutzt und intensiviert
zu ist es notwendig, dass Expertisen über
werden können. Voraussetzung für jede
den natürlichen Ressourcenzugang und
Art von NRO-Arbeit ist eine signifikante
Ressourcenmanagement
Verfügung
Verbesserung der Sicherheitslage. Damit
gestellt und in die politischen Reformen
afrikanische und sudanesische Programme
und Friedensinitiativen integriert werden.
eine große Wirksamkeit erzielen und hei-
Das Fachwissen soll von Fachorganisatio-
mische NROs ihre vielfältigen Potentiale
nen wie der UNEP (United Nations Envi-
nutzen können, sollte eine Vernetzung er-
ronment Programme) bereitgestellt und
folgen, die die jeweiligen Aktionskreise
daraufhin von der AU, UN und der suda-
dokumentiert und den Kontakt untereinan-
nesischen Regierung in ihren Umweltstra-
der erleichtert. Die AU würde einen sol-
tegien verwertet werden. Die sudanesische
chen Rahmen bieten.
zur
44
NROs und Organisationen, die sich für die
de anregen. Dabei könnte die UN durch
Rechte von Frauen einsetzen, sollten von
Vermittlung von Experten für spezifische
der UN und der AU durch finanzielle Hil-
Probleme Hilfestellungen leisten.
fe, aber auch durch Anerkennung ihrer
Wie oben beschrieben, ist der Darfur Kon-
Friedensarbeit gefördert werden. Auf die-
flikt mit rassistischen Motiven durchsetzt.
sem Weg können Frauen aktiv am Frie-
Es ist für den langfristigen Frieden daher
densprozess beteiligt werden und eine Re-
unbedingt notwendig, diese Konfliktdi-
duktion auf eine Opferrolle wird verhin-
mension aufzuarbeiten. Für die sensible
dert. Frauenorganisationen sind in Afrika
Auseinandersetzung sollten Muslime und
und im Sudan verstärkt vertreten. So sollte
Afrikaner (z.B. Wissenschaftler, Stammes-
die Deklaration der sudanesischen Frauen
führer, Religionsgelehrte) integriert wer-
für Darfur
77
von der UN und internationa-
den, damit rassistisches Verhalten im All-
len NROs78 befürwortet werden. Die dort
tag der Darfuris überwunden werden kann.
vertretenen Frauen könnten dabei unterstützt werden, Kontakte zu den Frauen im
gesamten Sudan, zu internationalen Frau-
8. Mögliche zivile
enorganisationen und den sudanesischen
Handlungsoptionen Deutschlands
Behörden herzustellen. Für die Aufarbeitung von Traumata durch sexualisierte
Die erarbeitete Roadmap richtet sich an die
Gewalt gilt es Experten von NROs in Dar-
verschiedenen sudanesischen und interna-
fur und den Flüchtlingslagern weiter zu
tionalen Akteure. Mit dem Ziel durch Be-
installieren und Helfer_innen vor Ort ver-
wusstseinstärkung für die Konfliktkomple-
mehrt auszubilden.
xität in Darfur sollen aber nicht nur den
Die Rückkehr der Flüchtlinge in die Hei-
sudanesischen und internationalen Akteu-
mat könnte von Anfang an durch NROs,
ren Bearbeitungsmöglichkeiten der Kon-
die UN und durch die AU begleitet wer-
fliktursachen ermöglicht werden. Vielmehr
den. Für ein konfliktfreies Zusammenleben
richtet sich das Dossier auch an die deut-
sind lokale Lösungen notwendig. Hier
sche Bevölkerung.
könnten regionale und nationale NROs
Zwar ist es durch die räumliche Distanz
Aufbauarbeit leisten und Interessenverbän-
und die Kriegssituation nicht einfach direkten Einfluss auf die Entwicklung des Frie-
77
Sudanese Women Declaration on Darfur:
http://www.fasngo.org/assets/files/AWCoD_2008/S
udnese_Women_Declaration_on_Darfur_
25.01.08.pdf.
78
Ein Ansprechpartner wäre hier die international
agierende NRO femmes africa solidarité:
www.fasngo.org.
dens in Darfur zu nehmen, durch zivilgesellschaftliches Engagement in Deutschland gibt es aber dennoch Möglichkeiten
45
mittels Druck und Anregungen auf (politi-
machen, die dort tätig sind, damit diese
sche) Entscheidungsträger zum Friedens-
ihre dortigen wirtschaftlichen und finan-
prozess in Darfur beizutragen.
ziellen Aktivitäten überdenken. Deutsch-
Zu diesen Entscheidungsträgern gehören
land muss seine internationalen Beziehun-
die Bundestagsabgeordneten eines jeden
gen zu anderen Regierungen einsetzten,
Wahlkreises. Jeder Bundestagsabgeordnete
um China dahingehend zu beeinflussen,
ist auf die Stimmen seines Wahlkreises
dass chinesische Waffenlieferungen in den
angewiesen und hat ein Interesse daran, die
Sudan ein Ende nehmen. Zusammen mit
Anliegen seiner Bürger_innen zu vertreten.
der
Deshalb
Deutschland
sollten
deutsche
Staatsbür-
Internationale Gemeinschaft muss
China davon überzeugen,
ger_innen ihre jeweiligen Bundestagsab-
seine
geordneten79 persönlich oder schriftlich
Zentralregierung zu nutzen, um den Frie-
dazu auffordern, sich im Bundestag dafür
densprozess voranzutreiben, denn auch für
einzusetzen, Darfur zu einem wichtigen
China sind stabile Verhältnisse im Sudan
Thema in der Bundespolitik zu machen
unerlässlich.
und die Beteiligung Deutschlands durch
Neben dem direkten Kontakt zu den deut-
diplomatische und finanzielle Ressourcen
schen Politiker_innen ist es wirksam, mit-
voranzutreiben. Auf diese Weise kann der
tels der Medien auf die Lage in Darfur
Friedensprozess in Darfur mit deutscher
aufmerksam zu machen. Durch eine häufi-
Hilfe gefördert werden.
ge und ambitionierte Medienberichterstat-
Durch den Anspruch der deutschen Regie-
tung kann dahingehend Einfluss auf die
rung, international Verantwortung über-
Bundesregierung ausgeübt werden, dass
nehmen zu wollen, ist es die Aufgabe der
diese sich beispielsweise nicht nur finan-
Regierung sich aktiv am Friedensprozess
ziell und logistisch am Friedenseinsatz der
in Darfur zu beteiligen. Deutschland sollte
UN beteiligt, sondern auch eine friedens-
sich als wichtige europäische Wirtschafts-
politische Strategie gegenüber dem Sudan
macht in Brüssel dafür einsetzten, dass die
entwickeln. In Briefen können die Redak-
EU ihre wirtschaftlichen Beziehungen zum
tionen von Zeitungen, Online- und TV-
Sudan nutzt, um die Regierung in Khartum
Nachrichten aufgefordert werden, ihre Be-
zu nachhaltigen Friedensinitiativen zu be-
richterstattung zu intensivieren und detail-
wegen. Weiter sollten
deutscher Politi-
liert zu Berichten, wie sich der Friedens-
ker_innen besonders solche Unternehmen
prozess in Darfur gestaltet. Die deutschen
auf die Verhältnisse im Sudan aufmerksam
Print-, Online- und TV-Medien können
79
einen Großteil dazu beitragen, inwieweit
Zu finden unter
http://www.bundestag.de/mdb/wkmap/index.html.
46
Beziehungen
zur
sudanesischen
Deutschland seiner internationalen Ver-
fältigsten Ideen für Friedensinitiativen ent-
antwortung nachkommt.
stehen. Demonstrationen, Vorträge, Dia-
Zusammen mit Schülern und Eltern kann
shows und Diskussionsforen könnten ein
im Rahmen von Projekttagen den Schülern
Anfang sein, um einen zivilgesellschaftli-
das Leben junger Menschen aus Darfur
chen Beitrag in Deutschland zum Frieden
nahegebracht werden, indem eine wissen-
in Darfur zu leisten.
schaftliche oder künstlerische Auseinandersetzung mit dem Krieg in Darfur stattfindet. Auf diese Weise kann bei jungen
Menschen ein Bewusstsein für Friedensarbeit entwickelt und ein Beitrag zum Friedensprozess in Darfur geleistet werden.
Neben Projekttagen an Schulen, sollten
sich auch Diskussions-Gruppen jeglicher
Art zum Thema Darfur gründen oder erweitern. Durch den Austausch mit Menschen, die sich ebenfalls für den Frieden in
Darfur engagieren wollen, können die viel-
47
Eine Auswahl von Webadressen zur weiteren Information
(Aktuelle) Informationen, Konfliktanalysen und Berichte über die Menschenrechtssituation in Darfur:
Amnesty International
www.amnesty.org
International Crisis Group
www.crisisgroup.org
Justice Africa
www.justiceafricasudan.org
Sudan Tribune
www.sudantribune.com
UN News Centre
www.un.org/news/
Internationale und afrikanische Nichtregierungsorganisationen sowie Internationale
Organisationen, die Informationen zu ihrer Arbeit in Darfur bieten:
Action by Churches Together Interna- www.act-caritas.org
tional und Caritas Internationalis
Action Against Hunger International
www.actionagainsthunger.org
Africare
www.africare.org
Darfur Consortium
www.darfurconsortium.org
Darfur Peace & Development
www.darfurpeaceanddevelopment.org
CARE
www.care.org
Darfur Reconciliation and Development www.drdodarfur.org
Organisation
GOAL
www.goalusa.org
International Medical Corps
www.imcworldwide.org
Medair
www.medair.org
Médecins Sans Frontières
www.msf.org
Oxfam International
www.oxfam.org
Plan International
www.plan-international.org
Practical Action
www.practicalaction.org
Save Darfur Coalition
www.savedarfur.org
International Save the Children Alliance
www.savethechildren.net
Strategic Initiative für Women in the Horn www.sihanet.org
of Africa
Sudan Organisation Againts Torture
www.soatsudan.org
Sudan Social Development Organisation
www.sudosudan.org
United Nations International Children s www.unicef.org
Emergency Fund
World Food Programme
www.wfp.org
48
Abkürzungsverzeichnis
AMIS
African Union Mission in Sudan (engl.) Mission der Afrikanischen Union im
Sudan
AU
African Union (engl.) Afrikanische Union
BMZ
Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
CIA
Central Intelligence Agency (engl.) Zentraler Nachrichtendienst der Vereinigten Staaten
CPA
Comprehensive Peace Agreement (engl.) Umfassendes Friedensabkommen
DAAD
Deutsche Akademische Austauschdienst
DoD
United States Department of Defense (engl.) Verteidigungsministerium der
Vereinigten Staaten
DPA
Darfur Peace Agreement (engl.) Friedensvertrag für Darfur
EU
Europäischen Union
EUFOR
European Union Force (engl.) Europäische Streitkräfte
FBI
Federal Bureau of Investigation (engl.) Bundesamt für Ermittlung der Vereinigten Staaten
FiDH
Fédération Internationale des Ligues des Droits de l Homme (fr.) Internationale Vereinigung der Ligen für Menschenrechte
IDP
Internally Displaced Persons (engl.) Binnenvertriebene
INRO
Internationale Nichtregierungsorganisation
IStGH
Internationaler Strafgerichtshof
JEM
Justice and Equality Movement (engl.) Bewegung für Gerechtigkeit und
Gleichheit
KSZE
Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa
MINURCAT United Nations Mission in the Central African Republic and Chad (engl.)
Mission der Vereinten Nationen in der Zentralafrikanischen Republik und
Tschad
NIF
National Islamic Front (engl.) Nationale Islamische Front
NRO
Nichtregierungsorganisation
OAU
Organisation for African Unity (engl.) Organisation für Afrikanische Einheit
OCHA
Office for the Coordination of Humanitarian Affairs (engl.) Amt für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten
SLM/A
Sudanese Liberation Movement/Army (engl.) Sudanesische Befreiungsbewegung/Befreiungsarmee
SPLM/A
Sudan People's Liberation Movement (engl.) Sudanesische Volks- befreiungsbewegung/Volkbefreiungsarmee
UFDD
Union of Forces for Democracy (engl.) Union der Kräfte für Demokratie und
Entwicklung
UN
United Nations (engl.) Vereinte Nationen
UNAMID
African Union/United Nations Hybrid operation in Darfur (engl.) Hybrider
Einsatz der Afrikanischen Union und der Vereinten Nationen in Darfur
UNEP
United Nations Environment Programme (engl.) Umweltprogramm der Vereinten Nationen
UNHAS
United Nations Humanitarian Air Service (engl.) Fluggesellschaft der Vereinten Nationen
USA
United States of America (engl.) Vereinigten Staaten von Amerika
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