Gesundheit & Lebenshilfe Hämorrhoiden Tabuthema Hämorrhoiden Elisabethinen Klagenfurt Sie können jucken, brennen, nässen und bluten: Jeder Dritte über 50 Jahren bekommt früher oder später ein Problem mit den Hämorrhoiden – und doch spricht kaum jemand darüber. Trotz Schmerzen beim Toilettengang scheuen viele den Gang zum Arzt, weiß Primarius Dr. Wolfgang Smetanig. VON KATJA KOGLER Wenn sich Hämorrhoiden jedoch vergrößern und dadurch aus dem Enddarm hervortreten, können sie Beschwerden Als eine Hauptursache wie Blutungen, Druckgefühl, Juckreiz oder Nässen auslögilt die ballaststoffarme sen. Häufigstes Symptom ist Ernährung, ebenso wirken eine transanale Blutung: Es sich mangelnde Bewegung zeigt sich frisches, hellrotes und stundenlanges Sitzen Blut am Stuhl, am Toilettennegativ aus. papier, in der Unterwäsche oder auch in der Toilette. Hier täuscht die Vermischung mit Wasser oft einen massiven Blutverlust vor. Wie es zur Blutung kommt, erklärt Primarius Smetanig: „Durch die Verlagerung des Hämorrhoidalplexus werden durch harten Stuhl Scherkräfte auf ihn ausgeübt. Ein verstärktes Pressen bewirkt zusätzlich einen verstärkten venösen Blutstau, und dadurch kommt es zu einer weiteren Vergrößerung. Mit der Erosion Primarius Dr. Wolfgang Smetanig ist des Epithels des Hämorrhoidalplexus kommt Vorstand der Abteies zu Entzündungsprozessen und Blutunlung für Chirurgie am gen.“ Viele vertrauen dann darauf, dass sich Elisabethinen-Krankenhaus Klagenfurt. die Symptome von allein verbessern und die vergrößerten Hämorrhoiden sich wieder völlig rückbilden. Das ist allerdings nur selten der Fall. Schon bei den ersten Anzeichen eines Hämorrhoidalleidens sollte deshalb ein Facharzt 8 granatapfel 5 ∙ 2017 für Chirurgie mit Schwerpunkt auf Erkrankungen des Enddarms, ein sogenannter Proktologe, aufgesucht werden. Spiegelung gibt Aufschluss Die Untersuchung wird ambulant und ohne abführende Maßnahmen durchgeführt. Dabei erfolgt zuerst eine Inspektion der Haut um den After, beim Pressen kann ein Vorfall diagnostiziert und mit dem tastenden Finger der Schließmuskel beurteilt werden. Abschließend wird mit dem Proktoskop die Hämorrhoidalzone beurteilt. Dabei erkennt der Arzt, ob einzelne Hämorrhoiden vergrößert sind und er kann ausschließen, dass sich hinter den Beschwerden eine ernstere Erkrankung verbirgt. „Denn Blut im Stuhl, starkes Brennen und Nässen können auch Alarmsignale eines Darmkrebses sein“, so Smetanig. „Auch dermatologische Erkrankungen wie Pilzinfektionen oder Ekzeme gilt es auszuschließen.“ Die Untersuchung dauert wenige Minuten und verursacht keine Schmerzen. Ein größerer Eingriff ist erst erforderlich, wenn die Hämorrhoiden bereits nach außen getreten sind. Behandlungsmöglichkeiten Bei der Diagnose teilt der Facharzt auch den Schweregrad der Erkrankung mit und gibt Behandlungsempfehlungen. Hämorrhoiden ersten und zweiten Grades werden überwiegend konservativ (medikamentös oder mittels Verödung) behandelt, während Hämorrhoiden der Grade drei und vier meist operiert (vollständig entfernt) werden müssen. Leichte Beschwerden außerhalb dieser vier Grade können nach ärztlicher Abklärung auch selbst Fotos: EKH Klagenfurt, ClipDealer „Als Hämorrhoiden bezeichnet man ein Geflecht aus kleinen Blutgefäßen am Ende des Mastdarms, das sich je nach Durchblutung und Füllzustand ausdehnen kann und für den Feinverschluss des Afters zuständig ist“, weiß Primarius Dr. Wolfgang Smetanig, Vorstand der Abteilung für Chirurgie am ElisabethinenKrankenhaus Klagenfurt. Hämorrhoiden Viele vertrauen darauf, dass sich die Symptome von allein verbessern. Das ist allerdings nur selten der Fall. behandelt werden. Juckreiz ist dabei in den meisten Fällen das Hauptproblem. Hier sollten zusammenziehende oder juckreizstillende Cremes mit einem betäubenden Wirkstoff das Mittel der ersten Wahl sein. Zudem können entzündungshemmende Pflanzeninhaltsstoffe als warmes Sitzbad Erleichterung bringen. Je nachdem, wo die Beschwerden auftreten, gibt es Zäpfchen zum Einführen oder Salben für die äußere Anwendung. Das A und O bei der Selbstbehandlung ist die richtige Analhygiene: Übertriebene Pflege mit stark seifenhaltigen Reinigungsmitteln oder parfümierten Tüchern wäre kontraproduktiv. Nach dem Stuhlgang sollte vielmehr die Afterregion mit lauwarmem Wasser gereinigt und mit weichem Toilettenpapier abgetupft werden, alternativ können auch Babyöltücher verwendet werden. „Viele Patienten, die langjährige Beschwerden haben, bitten uns, die Hämorrhoiden vollständig zu entfernen. Genau das wollen wir aber nicht, weil die Hämorrhoiden ja Teil des Kontinenzorgans sind“, erklärt der Klagenfurter Mediziner. Die normal großen Hämorrhoiden funktionieren als Dichtring. „Würde man alle Hämorrhoiden entfernen, hätte der Patient ein Problem mit der Feinkontinenz.“ Ursachen „Ursächlich für das Auftreten von Beschwerden ist eine erblich bedingte Schwäche des Wenn sich die Hämorrhoiden, kleine Blutgefäße am Ende des Mastdarms, vergrößern und hervortreten, kann es zu Beschwerden kommen. Bindegewebes“, weiß Primarius Smetanig. Sie ist jedoch nicht die alleinige Entstehungsursache. „Als eine weitere Hauptursache gilt die ballaststoffarme Ernährung, ebenso wirken sich mangelnde Bewegung und stundenlanges Sitzen negativ aus. Auch eine Druckerhöhung im Mastdarm durch psychischen Stress oder durch eine Verstopfung kann zur Entstehung eines Hämorrhoidalleidens beitragen. Man neigt dadurch zu starkem und langem Pressen beim Stuhlgang. Dadurch kommt es zu einer Überdehnung des Beckenbodens und zu einer Lockerung der Verankerung der Hämorrhoidenpolster. Eine Schwangerschaft begünstigt die Entstehung der Hämorrhoiden – durch die hormonelle Umstellung ebenso wie durch die venöse Stauung bei größer werdender Gebärmutter kombiniert mit starkem Pressen während der Geburt.“ BUCHTIPP Im Buch Hämorrhoiden - Sprechen wir darüber beschreibt der Wiener Chirurg Friedrich Anton Weiser, wie Hämorrhoiden entstehen, wie die Erstuntersuchung durchgeführt und die Diagnose erstellt wird und er gibt einen Überblick über die Behandlungsmöglich­keiten. Ein eigener Abschnitt ist Hämorrhoidalleiden in bestimmten Lebenssituationen gewidmet, wie etwa während der ­Schwangerschaft (Verlagshaus der Ärzte, 128 Seiten, € 14,90). 9