Vorlesungsskript „Physik“ (Physics) für ET/IT & TI HS Pforzheim, Fakultät für Technik Prof. Dr. Karlheinz Blankenbach Inhalt & Aufbau Kapitel Unterteilung Physikalische Einführung Herangehensweise, Einheiten Mechanik Schwingungen Wärmelehre „Experiment“ Balkenwaage Kinematik Autofahrt Dynamik Freier Fall Harmonische und Pendel erzwungene Schwingungen Resonanz Temperatur Wärmemenge Wärmetransport Kühlkörper Hookesches Gesetz Medien Strömungslehre Anhang Freier Fall als Statik Deformierbare Wellen / Optik Beispiele Feder Wellenausbreitung Reflexion Brechung, Beugung Linsen Basics, weitere Infos, … , Übungsaufgaben Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 Vektoren 1 Dieses Skript kann im Internet (www.hs-pforzheim.de, Homepage Blankenbach) heruntergeladen werden, dort sind auch Beispiel-Aufgaben aus Klausuren (Achtung: es waren verschiedene Hilfsmittel erlaubt, insofern haben die Aufgaben unterschiedliche Schwierigkeitsgrade) zu finden. Der Inhalt wurde komplett überarbeitet, ist aber im Wesentlichen kompatibel zu den ‚Vorgänger’-Vorlesungen. Um jedem etwas bieten zu können findet man bestimmt einige Druckfehler. Ferner ist's wie im richtigen Leben - ohne Gewähr. Relevante Begriffe werden auch Englisch angegeben „zum leichteren Lernen“ Physikbücher etc. zum Selbststudium und Verständnis & Übungsaufgaben Douglas C. Giancoli: Physik (deutsch), PEARSON Studium (DAS Buch fürs Leben! Das beste Phyikbuch für Nicht-Physik-Studenten, welches ich bisher gesehen habe. Viele Praxisbeispiele und Übungsaufgaben etc. sowie weiterführende Internetlinks.) Bohrmann et al.: Physik für Ingenieure, Verlag Harri Deutsch Haliday. Resnick, Walker: Haliday Physik, Wiley (übersichtlich mit Beispielen) Hering et al: Physik für Ingenieure, VDI Verlag Kuypers: Physik für Ingenieure, VCH Lindner: Physik für Ingenieure, Fachbuchverlag Leipzig-Köln Stroppe: Physik für Studenten der Naturwissenschaften, Hanser Verlag Schulz et al.: Experimentalphysik für Ingenieure, Vieweg Thuselt: Physik, Vogel (HS Pforzheim) Formel- und Tabellensammlung Kuchling: Taschenbuch der Physik, Verlag Harri Deutsch Stöcker: Taschenbuch der Physik, Verlag Harri Deutsch Java Applets: z.B. www.walter-fendt.de/ph14d (Stand Aug. 2011) ergänzend: Vogel: Vorkurs Physik, Springer (leider keine Neuauflage - Bibliothek) www.brueckenkurs-physik.de (Dies stellt nur eine Auswahl dar) Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 2 1. Einführung (Introduction) Traditionelle Physik Moderne Physik ‘unbelebte Natur’ Biophysik, Physiologie Mechanik Akustik Wärme Zusammenführung, sowie Elektrizität neue Effekte (z.B. Quanten-Hall-Effekt) Magnetismus Optik - Aufbau der Materie (Festkörperphysik, Atomphysik, Kernphysik, Teilchenphysik, Astrophysik) - Theoretische Physik (Quantenmechanik, Relativitätstheorie) Die traditionellen Abgrenzungen verschwimmen in der modernen Physik: Die Effekte in der Akustik und Wärmelehre werden auf die mechanische Deutung ‘Bewegung und Stöße von ungeladenen Teilchen’ zurückgeführt. Bsp: Schallwellenausbreitung durch fortschreitende Druckänderungen, welche aber wiederum Temperaturänderungen erzeugen (pV T) Licht wird als elektromagnetische Welle beschrieben; Optik und Elektromagnetismus (Funkwellen) beschreiben dieselben Phänomene. Ebenso sind Licht und Wärmestrahlung wesensgleich. Erhaltungssätze, wie der Energiesatz in der Mechanik oder die Ladungserhaltung in der Elektrotechnik, beruhen auf demselben Prinzip. Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 3 Neue Gebiete der Physik (ab ca. 1900): Aufbau der Materie (siehe unten) Festkörper-, Molekül-, Atom-, Kern- und Teilchenphysik Bsp: Festkörperphysik ist die Basis der Halbleitertechnik Theoretische Physik Mathematische (Weiter-)Entwicklung einer physikalischen Theorie Verifikation durch die Experimentelle Physik Bsp: ohne Einsteins Relativitätstheorie kein GPS-System, Empfängerpreis ab 100 € ! Aufgabe und Technische Anwendung der Physik / Ingenieurphysik : - systematische Untersuchung - Auffinden von Zusammenhängen - Rückführung komplizierter Vorgänge auf einfache Gesetzmäßigkeiten Bsp: - Materialeigenschaften (Dichte, spezifischer Widerstand, ...) folgen aus dem komplexen Aufbau der Materie - Gasdruck: Stöße von Molekülen an die Begrenzungswand - Formeln : z.B. Auto s = v t wichtig: Unterschied zwischen ‘mathematischen’ Formeln und experimentell ermittelten Formeln: mathematisch: Bewegung mit a = const. v = a t s = ½ a t2 Fit : Hookesches Gesetz F x ist empirisch, gilt nur für kleine x Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 4 1.1 Physikalische Größen (Units) Wert der physikalischen Größe = Zahlenwert * Einheit Bsp: t=5s Einheiten gemäß SI-System 1.1.1 Basisgrößen (SI-System) Basisgröße Größenzeichen Länge [l] Masse Basiseinheit Einheitszeichen Meter m [m] Kilogramm kg Zeit [t] Sekunde s El. Stromstärke [I] Ampere A Temperatur [T] Kelvin K Lichtstärke [I] Candela cd Stoffmenge [y] Mol mol englisch: l = length / m = mass / t = time, ... Umstellung physikalischer Einheit in der Praxis teilweise schwierig: Bsp: Automotor - Leistung PS kW Einheit in der Informationstechnik : 1 Bit Aus den 7 Basisgrößen werden alle anderen physikalischen Größen mit Formeln abgeleitet. Vergleich s.u. Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 5 1.1.2 Abgeleitete Größen (SI-System) Beispiel Geschwindigkeit Formel v Einheit s t m s Q=It Ladung As=C Weitere Bsp: N, J 1.1.3 Vorsätze für Maßeinheiten Vereinfachung physikalische Maßeinheiten mit Vorsilben : einfachere Schreibweisen bei sehr großen oder sehr kleinen Zahlenwerten: Zehnerpotenz Vorsilbe Kennbuchstabe 10-12 Piko p 10-9 Nano n 10-6 Mikro µ 10-3 Milli m 103 Kilo k 106 Mega M 109 Giga G Bsp: 0,001 m = 1 * 10-3 m = 1 mm Standardisierung der Einheiten ist wichtig ! Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 6 1.2 Messungen (Measurements) Physikalischen Formel müssen durch Experimente verifiziert werden! Voraussetzung: geeignete Meßgeräte Bsp: Längenmessung Meterstab : geringe Genauigkeit (auch Zollstock, Einheit !) Meßschieber: hohe Genauigkeit ca. 1/10 mm Meßaufgabe\-mittel Meterstab + Tafelbreite Durchmesser Stab (grobe Skalierung und Paralaxe) Meßschieber (Aneinanderreihen der Meßschiebermessungen) + Faustregel: - Maximalwert der Meßgröße kleiner als der Skalenendwert - Minimalwert etwa 10% des Skalenendwertes. Meßfehler statistische Fehler Systematische Fehler Beispiel Ablesen Messschieber "billiger" Meßschieber Fehlerreduzierung Wiederholtes Messen und Ablesen "teurer" Meßschieber Verfahren Statistik (Mittelwert, Beschreibung des Standardabweichung, ...) Meßverfahrens Gesamtfehler = statistische + systematische Fehler Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 7 1.3 Physikalische Methodik Experimentelle Physik (Ingenieurwissenschaften): 1. Beobachtung reproduzierbarer Vorgänge (Experimente) 2. Messung der relevanten Parameter 3. Aufstellen einer Formel 4. Verifikation der Formel mit Randbedingungen und Fehlern Beispiel: Freier Fall einer Stahlkugel 1. Beobachtung Kugel fällt immer Richtung Erde 2. Messung Falldauer t /s 2,0 Fehlerbalken übertrieben 1,6 1,2 0,8 0,4 0,0 0 2 4 6 8 10 12 Fallhöhe h /m 3. Formel durch Probieren und Fitten findet man: t const h mit const = 0,452 s m-0,5 4. Verifikation Der gefundene Zusammenhang gilt nur für eine Stahlkugel und ca. 500m über Meeresniveau. Deutliche Abweichungen bei einem Tischtennisball (Luftwiderstand) oder in sehr großen Höhen. Aber: Kann die Konstante besser beschrieben werden ? Sie hängt offensichtlich von der Erdanziehungskraft ab. Die exakte (ideale) Formel erhält man leichter aus der Theoretischen Physik, ausgehend von der Beschleunigung; siehe Kinematik: t 2h g bzw. h 1 g t2 2 Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 8 2. Mechanik (Mechanics) Mechanik ist ältester Teil der Physik Sachverhalte leicht sichtbar und greifbar, tägliche Erfahrung leichtes Erlernen der physikalischen Methodik und Denkweise Erste Erfahrungen: Pfeil + Bogen, Wurfmaschinen der alten Griechen und Römer Erste Beschreibung durch Newton ca. 1700 2.1 Einführung Mechanik: Gleichgewicht und Bewegung von Körpern im Raum unter dem Einfluß von Kräften 2.1.1 Einteilung Abgrenzung Beispiel Klassische Mechanik "Technik" Auto Relativitätstheorie hohe Geschwindigkeiten Elektron in Braunscher (Lichtgeschwindigkeit) Röhre, Astronomie Quantenmechanik "kleinste Körper" Atome, Moleküle, Kristalle Wellenmechanik Wechselwirkung von "rote Sonne" beim Auf- und elektromagnetischen Wellen mit Untergang Atomen, Molekülen, Kristallen Klassische Mechanik: - Grenzfall der Relativitätstheorie für kleine Geschwindigkeiten - Grenzfall der Quanten- und Wellenmechanik für große Körper Diese Vorlesung: Klassische Mechanik für Ingenieure Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 9 2.1.2 Klassische Mechanik (Classical Mechanics) Gebiete Inhalt Beispiel Statik Kräfte Balkenwaage Kinematik Bewegungsformen Autofahrt, Wurf Dynamik Kräfte als Ursache der Bewegung Freier Fall, Rakete, Arbeit, Energie, Leistung, Impuls Schwingungen Reale Beschreibung meist schwierig, deshalb vereinfachte Beschreibung durch Modellkörper 2.1.3 Modellkörper Definition Beispiel Massepunkt keine Ausdehnung,nur Masse Autofahrt (Kinematik) Starrer Körper Ausgedehnt, keine Verformung Balkenwaage (Statik, Dynamik) Elastischer Körper * Verformung Feder Ideale Flüssigkeit * keine Reibung Wasserströmung im Rohr Ideales Gas * kein Eigenvolumen Luftkompression (*): Mechanik Deformierbarer Medien Bedeutung der Mechanik: Vorhersage von (Bewegungs-) Zuständen, wenn der gegenwärtige Zustand (Anfangsbedingungen) bekannt ist. Beispiele: - Vorhersage der Ankunftszeit eines Autos aus Restentfernung und Geschwindigkeit - Kfz-Assistenzsysteme z.B. „Automatisches Gaswegnehmen“ bei Geschwindigkeitslimit auf Basis von Navigationskarten – hier: Berechnung wieviele Meter vor Schild ? Problem: Messung aller Anfangsbedingungen und externer Einflüsse, z.B. Flug eines Luftballons Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 10 Vorgehensweise zur erfolgreichen Lösung von Mechanik - Aufgaben - Skizze - Reibung ? - Modellkörper ? - Aufstellen der Bewegungsgleichung Fall: - Statik (a = v = 0) - Kinematik, Dynamik, Schwingungen Art: Translation , Rotation , Translation Rotation Falls nicht Statik, Bewegungstyp ? Kinematik Dynamik Betrachte nur a: - Kraftansatz F = 0 , M = 0 (typisch a gesucht) - Energieansatz Eges = const. (meist h oder v gegeben) - Impulsansatz p = const. (2 Körper stoßen aufeinander) -a=0 - a = const. - a const. typisch: v, a, t gegeben bzw. gesucht (Schwingungen immer mit Kraftansatz) - Koordinatensystem festlegen und in Skizze einzeichnen und Variablen anpassen - Lösung dann mit Differential s v ; s v a bzw. Integral v a dt ; s v dt a dt² - Anfangs- (t=0) bzw. Endbedingungen einsetzen PS.: Dies stellt lediglich eine allgemeine Übersicht dar. Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 11 2.2 Statik des Starren Körpers (Statics of Rigid Body) Definition: Körper mit genau definierter Form, welche sich nicht (nie) ändert Bsp: Stange, Quader Grenzfall: z. B. Lineal verbiegen Anwendung des Modellkörpers „Starrer Körper“ bei technischen Bau- und Maschinenteilen (Stein, Stange, ...) unter Vernachlässigung von Formänderungen (z.B. Biegung) Statik umfaßt Systeme, welche sich nicht (mehr) bewegen Bsp: Balkenwaage vor Auflegen Gewicht und wieder im eingeschwungenen (statischen) Zustand weiteres Bsp: Hausbau: Berechnung der Statik aber Dynamik Erdbeben Einsturz Definition Statik Ein Starrer Körper befindet sich im Gleichgewicht, wenn die Wirkung aller auf ihn angreifenden Kräfte Null ist. Kraft kann z.B. durch Drücken (Gewicht, Lineal), Ziehen (Schnur) und Gewicht auflegen (Balkenwaage) erzeugt werden. Ein Starrer Körper deformiert sich dabei nicht. Versuche: - 2 Seile an Körper: Kraft offensichtlich vektoriell - Balkenwaage Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 12 2.2.1 Kraft (Force) als Vektorielle Größe Die Kraftwirkung am Starren Körper hängt vom - Angriffspunkt (A, A') - Betrag (Größe) A' - Richtung F A 1N y des Kraftvektors F ab. F' Einheit der Kraft: [F] = N = kg m s² x JAVA Applett: Zerlegung einer Kraft in zwei Komponenten Kräfte – Angriffspunkt€ an Starrem Körper: - gemeinsamer Angriffspunkt : Schachtel mit 2 Schnüren in 1 Öse - unterschiedl. " : " " 2 Ösen Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 13 2.2.2 Kräfteaddition 2.2.2.1 Kräfte mit gemeinsamem Angriffspunkt Mehrere Kräfte z.B. 3 Seile an einer Befestigung F1 A Fr F2 Krafteck: Kraftvektoren parallel verschieben F3 zeichnerisch : Konstruktion mit "Krafteck" rechnerisch : Fr F1 F2 F3 ... Kräfteaddition Fr n i 1 Fi (MS - 1) JAVA Applett: Gesamtkraft mehrerer Kräfte (Vektoraddition) n Summationszeichen: S ai a1 a2 ... an i1 3 Bsp: S i 1 2 3 6 i1 Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 14 Fr 0 Gleichgewicht zweier Kräfte Versuch: - Tauziehen - Feder mit Gewicht Federkraft = Gewichtskraft F2 F1 FP la tte Fr F1 F2 0 (da Statik !) F1 F2 F1 F2 F G e w ich t Versuch: Gewicht auf Tisch / Lineal durchbiegen Im Gleichgewicht ist Kraft gleich Gegenkraft: FP = - FG FP + FG = 0 = Fr Konsequenz: Wenn ein Körper in Ruhe ist, können trotzdem Kräfte auf ihn wirken Newtonsches Grundgesetz der Statik Ein Kraft erzeugt eine gleich große Gegenkraft : actio = reactio besser: actio + reactio = 0 andere Formulierung: Ohne äußere Kraftwirkung verharrt ein Körper in Ruhe (oder er bewegt sich gleichförmig ( Kinematik) Grundgesetz der Statik FR = 0 bzw. Fi = 0 (MS - 2) Bsp: Ball auf einem Tisch rollen lassen (ist das noch Statik ?) Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 15 2.2.2.2 Hebelgesetz (Arm, Lever) Hebelgesetz l1 Die Abstände der Kräfte von der Resultierenden verhalten sich umgekehrt wie die Kräfte l2 G leichgew. Unterstützung F 1 F 2 JAVA Applett: Hebelgesetz F1 l 2 F2 l1 (MS - 3) Bsp: l1 l2 : Balkenwaage, Kinderwippe l1 >> l2 : Hebel zum Möbelanheben, Brechstange 2.2.2.3 Kraft auf Unterlage bei Schiefer Ebene FH FN h FG s Neigungswinkel tan = h / s Hangabtriebskraft FH = FG sin (MS - 4) Normalkraft FN = FG cos (Kraft auf Unterlage, relevant für Gleitreibung) JAVA Applett: Schiefe Ebene Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 16 2.2.3 Drehmoment (Torque) Was bewirkt Kraft auf drehbaren Körper ? Drehung Bsp: - Schraube anziehen mit Gabelschlüssel - Autoreifen: Drehmomentschlüssel - Automotor : Drehmoment M /Nm U / 1/min Wirkt auf einen drehbaren Starren Körper eine Kraft, so erzeugt sie ein Drehmoment. Drehmoment M r F [M] = Nm Das Drehmoment steht senkrecht auf r und F, (MS - 5) Anschaulich: da Vektorprodukt. Drehmoment Betrag: M r F sin l F - in Drehachsenrichtung - erzeugt Drehbewegung Kinematik der Rotation M D F A D Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 r 17 Beispiel zum Drehmoment (Übung) z 1m r 0 0 y M F r x 0 F 1N 0 1m 0 0 M r F 0 1N 0 0 0 1Nm Gleichgewichtsbedingung Rotation Ein drehbarer Starrer Körper ist im Gleichgewicht, wenn die Summe der angreifenden Drehmomente Null ergibt, d.h. er dreht sich nicht um seinen Drehpunkt. Bsp: Balkenwaage Grundgesetz der Statik für Rotation M i 0 n (MS - 6) i 1 das ist Schwerpunktsbedingung; vgl. F = 0 Hieraus folgt die Bedingung für den Schwerpunkt eines Starren Körpers. Der Schwerpunkt ist derjenige Aufhängepunkt, bei dem sich der Starre Körper unter dem Einfluß der Schwerkraft (Erdanziehungskraft) nicht dreht. Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 18 Schwerpunkt (Centre of Gravity) a Bsp: Hantel mit masseloser Stange m1 = m2 l1 l2 m1 m1 S Aus Gleichgewichtsbedingung und Hebelgesetz folgt: F1 0 F1 a 2 1 F2 2 a F2 Xs a x Herleitung des Schwerpunktes mit Drehmoment und Schwergewichtsbedingung: Gesamtdrehmoment = Summe der Einzeldrehmomente: M = 0 da r F genügen Beträge Nebenbed.: l1 + l2 = a M1 + M2 - Mswp = 0 m1 g x1 + m2 g x2 - (m1 + m2) g xs = 0 xs (x r) m1 x1 m2 x 2 m1 m2 Schwerpunkt xs m1 0 m2 a = a/2 m1 m2 Schwerpunkt (allgemein) xs y und z analog m x m i Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 i (MS - 7) i 19 Experimentelle Schwerpunktsbestimmung durch Ausbalancieren - Aufhängen - Unterlegen einer Stange / Walze Schwerpunkt: - Auto: Lastverteilung Vorderachse zu Hinterachse; z.B. Anfahrverhalten bei Schnee - wichtig bei Flugzeugen, Schiffen, Raketen , ... : "Lastverteilung" Antriebsloser Flug Auftriebskraft Hebelwirkung Gewichtskraft in Abh. von Schwerpunktlage ideal schwanzlastig kopflastig Einzelgeräte-Schwerpunkte während Konstruktionsphase über Drehmoment verkoppelt ergibt den Gesamtschwerpunkt. Anmerkung: Der Schwerpunkt kann auch außerhalb des Starren Körpers liegen. Bsp. Ring (Torus) Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 20 Übungsblatt Statik, Kräfte, Vektoren 2 1 1. Geben Sie Betrag und Richtung der Vektoren an: v 1 2 ; v 2 0 ; v 3 2 0 1 3 2. Addieren Sie die Kräfte bzw. Vektoren und geben Sie Betrag und Richtung an. a) und b) auch graphisch. 1 a) a ; b 1 3 1 2 1 3 1 b) a ; b ; c c) a 4 ; b 2 1 1 2 4 5 3 4 3. Zerlegen Sie die Kraft in 2 orthogonale Kraftvektoren (Rechnung und Zeichnung) F 2 4. Auf einen Starren Körper, welcher den Weg s zurücklegt wirkt die Kraft F . Wie groß ist die Arbeit? ([s] = m ; [F] = N) 2 a) s ; F 1 0 3 b) s ; F 2 1 1000 0 1 5 5. Berechnen Sie das Drehmoment und vergleichen Sie 4) und 5) . r ; F 2 6 6. Berechnen Sie die Hangabtriebskraft für einen Winkel von 30° und einen runden Körper der Masse 1 kg . 7. Berechnen Sie den Schwerpunkt: 3 gleiche Massen im gleichseitigen Dreieck und masselose Stangen 8. Bei welchem Flüssigkeitsstand ist die Standfestigkeit einer Getränkedose am größten, d.h. der Schwerpunkt am tiefsten? Idealisierung: Dünnwandige Zylinderdose, welche am Anfang ganz voll ist. Masse Dose < Masse Getränk (voll). Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 21 Übungsblatt Statik, Kräfte, Vektoren - Lösungen 1. Betrag v1 2 Richtung 0° (xy) v2 5 xy : 0° xz : 26,6° 2. 4 2 4 a) c ; b) c ; c) c 2 0 3 8 3. 4 0 Fx ; Fy 0 2 4. a) W = 8 Nm b) W = 0 Nm 5. 6. v3 14 xy (Azimut): 63,4° xy auf z (Elevation) 53,3° (Elevation : Vektor ( 5 /3) ) 0 M 0 M r F sin 5 61 sin13,5 4 M 4 M und W haben dieselbe Einheit aber Vektor und Skalar! FH = 5 N 7. für normale Gewichtsverhältnisse : xs = L/2 ; ys 0,3 L Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 22 2.3 Kinematik (Kinematics) Beobachtung: Körper bewegen sich: Ball, Auto, Karusell, ... Beschreibung dieser Bewegung durch die Kinematik = Bewegungslehre Definition: Die Kinematik beschreibt die Bewegung von Körpern, ohne die Ursache für die Bewegung zu betrachten. Bewegung eines Körpers kann beliebig sein, die geradlinige Bewegung d.h. die Translation ist der einfachster Fall. Bei krummlinigen Bewegungen können einzelne Abschnitte durch Kreisbewegungen d.h. Rotationen und Translationen angefittet werden. Beispiel: - Ballwurf eines Kindes: Kreisförmige Bewegung mit translativem Abwurf. - Geradeausfahrt auf Autobahn + kreisförmige Ausfahrt Allgemein: Krummlinige Bewegung angefittet durch Translation + Rotation s(t) D Translation R Rotation Massepunkt Solche Daten bilden die Grundlage in Navigationsdaten Modellkörper - Translation : Massepunkt - Rotation : Massepunkt an steifer, gewichtsloser Stange Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 23 Versuch drehende Balkenwaage Starrer Körper, der um einen Drehpunkt (vgl. Drehmoment) rotiert, führt eine Kreisbewegung aus. Kreisbewegung in der Technik ebenso wichtig wie Translation, da alle rotierenden Gegenstände wie Antriebsachsen, Ritzel, Räder, ... Kreisbewegungen durchführen. Arten Bewegung Koordinatensystem Beschreibung Translation Rotation (Translation) (Rotation) Geradlinig Drehung Rechtwinklig Polarkoordinaten Vektoren Skalare s Weg Drehwinkel (Def. über Bogenmaß) Modellkörper Massepunkt Massepunkt an gewichtloser, drehbarer Stange Bsp: Aufzug Karusell Grundlage: Ortsänderung im Bezugssystem Weg-Zeit-Diagramm Orts-Diagramm z s t = T0 t = T1 s r0 y r1 x T0 T1 t wichtig: geeignetes Bezugssystem: kartesische- - Polarkoordinaten ! Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 24 Relative Bewegungen Windstille ! Wie ist dieses Photo „entstanden“ ? Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 25 2.3.1 Geschwindigkeit (Velocity) Maß für Wegänderung pro Zeiteinheit : Geschwindigkeit Def.: Ortsänderung pro Zeiteinheit Geschwindigkeit v s t Differenz ds dt s (MK - 1) Differential v m s bzw. vektoriell v s Geschwindigkeit = Zeitableitung des Weges (path) Beispiele zur Ableitung (und Integration): (eindimensional) (Übung) geg. s(t) v ds s dt a dv v s dt Beschleunigungstyp 1 0 0 t 1 0 0 t² 2t 2 const t³ * 3t² 6t const sint cost -²sint = -² s Schwingung *: t³ z. B. bei Anlauf- bzw. Abbremsprofilen von Motoren Das Vorgehen von „links“ nach „rechts“ beschreibt die Ableitung. Das umgekehrte Vorgehen (Integration) ist auch möglich und wichtig (s.u.) Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 26 Weg kann durch zeitliche Integration der Geschwindigkeit berechnet werden: Aus (MK 1) : ds = v dt integrieren = umgekehrte Differentiation, daraus erhält man den Weg Herleitung: Weg berechnen, wenn v gegeben v = ds / dt | dt v dt = ds | s(t ) T1 v(t) dt s 0 T0 (MK - 2) Anwendung Flugzeug: Staudruck-Messgerät mißt nur die Geschwindigkeit Integration ergibt s ! Problem Integration und Variable t T1 s v t Herleitung für v = const. : s v dt v T1 T0 v T üblich T0 Achtung: übliche Definition: t als relative Zeit nach Meßbeginn !! Spezialfall: v v (t) , d.h. v = const: s (t) v t so s0 : Integrationskonstante, Weg zu Beginn bei T0 Beispiel: Auto mit v = 10 m/s = const. ; Zeitdauer 100 s ; so = 0 m T 100 s 100 s 1 m m s (t ) v (t ) dt s 0 10 s dt 10 s dt 10 ms 100 s 1000m T0 0 0 s vm t (MK - 3) d s va s dt (MK - 4) Def.: Mittlere Geschwindigkeit z.B. Berechnung durch Tripcomputer für t 0 : Def.:aktuelle Momentangeschwindigkeit z.B. Wert auf Tachometer Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 27 2.3.2 Beschleunigung (Acceleration) Was passiert, wenn sich Geschwindigkeit zeitlich ändert z.B. Auto anfährt ? Die Geschwindigkeit ändert sich mit der Zeit, d.h. ist zeitabhängig. Def.: Beschleunigung = Geschwindigkeitsänderung pro Zeiteinheit [a] = m/s Technik: a > 0 : Beschleunigung ; a v t Durchschnittswert dv dt v s (MK - 5) akt .Momen tan wert a < 0 : Verzögerung Zahlenbeispiele siehe obenstehende Tabelle zur Ableitung und Integration Elektrotechnik: Beschleunigung von geladenen Teilchen : Strahlung nach Maxwell - Gleichungen : Synchrotonstrahlung Geschwindigkeit und Weg können aus der Beschleunigung durch zeitliche Integration berechnet werden: Geschwindigkeit v (t ) a (t ) dt v0 (MK - 6) Weg s (t ) v (t ) dt s0 (MK - 7) Analog für Rotation, statt Weg s den Winkel verwenden (s.u.) ! Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 28 2.3.3 Translation (Translation {Motion}) Vereinfachung eindimensionale Betrachtung (1D): s s (o.B.d.A.) Def.: Bewegungstyp / -form Art Gleichförmig gleichmäßig ungleichmäßig beschleunigt beschleunigt a 0 const. const. v const. Lineare Änderung, v t const. Bsp. Auto 100 km/h Freier Fall Pendel es gibt nur 3 Arten der Translation (bzw. Rotation): 2.3.3.1 Gleichförmige Translation s Typ: a = 0 aus (MK - 6): v = vo va vo aus (MK - 7): s = vdt = vo t + C so t s = vo t + so (MK – 8) JAVA Applett: Bewegung mit konstanter Beschleunigung Beispiel: Bei einer Autofahrt mit konstanter Geschwindigkeit entspricht die Momentangeschwindigkeit der mittleren Geschwindigkeit, Formel s / t Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 29 2.3.3.2 Gleichmäßig beschleunigte Translation Versuch: - Ball fallen lassen - Wagen mit Gewicht und Umlenkrolle d.i. Freier Fall = gleichmäßig beschleunigte Bewegung s Typ: a(t) = const va Bsp.: Freier Fall t aus (MK – 6): v const. dt a t aus (MK - 7): s = vdt = atdt = ½ a t2 Formeln aus (MK - 6) und (MK - 7), so = 0 Geg. vo = 0 vo 0 a, t v = at v = at + vo s = 1/2 at² s = 1/2 at² + vo t v 2as v 2 a s vo2 a, s Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 (MK - 9) 30 2.3.3.3 Ungleichmäßig beschleunigte Bewegung Versuch Pendelschwingungen : Umkehrpunkt: Richtungsumkehr von Geschwindigkeit und Beschleunigung ungleichmäßig beschleunigte Bewegung Typ: a(t) const. ; a = a(t) Beispiel: Mechanische Schwingungen s v t a Anfangsbed. für t = 0 : s(0) = 1 ; v(0) = 0 geg: a cost v a dt sint s a dt 2 v dt cost s a , s s typ. für Schwingungen Beispiel (Übung) a kt Bem: [k] = m/s² 1 v a dt k t dt kt 2 2 1 1 s v dt k t 2 dt kt 3 2 6 Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 31 Beispiele einfacher Translationen: Freier Fall / Schiefer Wurf 2.3.3.4 Einfache Translationen im Erdfeld a = g = 9,81 m/s² 10 m/s² = const. gleichförmig beschleunigte Bewegung, Modellkörper : Massepunkt NB: - Erdoberfläche, s klein, kein Luftwiderstand, keine Erdrotation - g verringert sich mit zunehmenden Abstand von der Erdoberfläche (Übungsaufgabe) - g sehr exakt mit Pendeln meßbar, so daß Höhe über Meeresspiegel bestimmbar Dim Bez. Anfangsgeschwindigkeit * 1 Freier Fall voz = 0 Senkrechter Wurf voz > 0 nach oben z Voy = 0 y voz < 0 nach unten 2/3 Waagrechter Wurf vox 0 voz = 0 Schiefer Wurf vox und voz 0 x v 0x (*) : v 0 v 0 y v 0z y hier als konstant gewählt, ebenso liegt der Abwurfort im Ursprung ! Beides kann durch lineare Koordinatentransformation (und ggf. Drehung) immer erreicht werden. Bei Wurf mit Seitenwind ist y nicht konstant, also zu berücksichtigen ! Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 32 für die beiden Beispiele gilt : - a = g aus (MK - 9): v g t v0 - AB: v (t 0) 0 , s (t 0) 0 a) Freier Fall (Übung) Kinematik Energiesatz (Vorgriff) 1 s gt2 v 0 t s0 2 siehe Ekin = Epot s a g 1D mv2 mgh 2 für s0 0 und v 0 0 1 s gt 2 2 t v 2gs 2gh s v gt v2 2g v 1 v2 v2 s g 2 g 2 g 2g 1 v2 s gt 2 ; v gt ; s 2 2g (MK – 10) d.h. beide Wege führen zum selben Ziel ! Wenn aber Zeitabhängigkeit gefragt ist, kommt man nur mit kinematischen Methoden zum Ziel! Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 33 b) Wurf (Übung) vektorielle Betrachtung Zusammensetzung von - gleichförmiger Translation und - gleichmäßiger Beschleunigung (Freier Fall) z Anfangsbedingungen (t = 0) : 0 v ox 0 s0 0 ; v 0 0 ; a 0 0 0 v g oz unbeschl. Bew. gleichm. beschl.Bew. y g V0x x Achtung: rechtshändiges Koordinatensystem ! Rechengang: v = adt ; s = vdt v ox 0 v 0 0 v gt oz gleichförmig vox t s 0 v t oz gleichm.beschl. 0 vox t 0 0 1 2 1 2 voz t g t gt 2 2 (MK - 11) ! Probe: sz g Übung: Vereinfachen Sie obige Formeln für senkrechten Wurf nach oben und unten. Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 34 Bsp: Waagrechter Wurf voz = 0 (Übung) v0 X v 0 gt v0 X t s 0 1 g t2 2 Absolutgeschwindigkeit: v v v2x v2y v2z v(t) hier v02x g² t ² - t klein : v vx - t groß : v gt Fälle: bisher: alle Werte zeitabhängig, aber auf welche Bahn fliegt der Massepunkt ? Bahnkurve sx = vox t U (i) sz = - 1/2 gt² V (ii) aus (i) t = U / vox (i’) z (i’) in (ii) V g g U2 bzw. z x² 2 2 2 v ox 2 v ox t=0 v0x x das ist eine (Wurf-) Parabel z ~ x² vx Absolutgeschwindigkeit ist tangential zur Bahnkurve 2 v v( x, z) v ox g² x² 2 v ox (1') in v eingesetzt |v| vy v ~x v0x x JAVA Applett: Schiefer Wurf Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 35 Wie hoch ‚fliegt’ ein Skispringer ? Olympia-Schanzen Calgary Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 36 Übungsblatt Kinematik 1 1. 2 Autos fahren mit konstanter Geschwindigkeit von v1 = 80km/h und v2 = 100km/h auf der rechten bzw. linken Spur einer freien Autobahn. Zum Zeitpunkt t=0 ist das 1. Auto 250m vor dem 2. Auto. Nach welcher Zeit und Strecke hat das 2. Auto das 1. um 50m überholt? Lsg.: t=54s, s = 1500m 2. Der ICE erreicht eine Geschwindigkeit von 250 km/h innerhalb 600s. Zum Abbremsen benötigt er 140s, bei einer Notbremsung nur 60s. Wie groß sind die durchschnittlichen Beschleunigungen? Lsg.: a /m/s² : 0,116 / -0,5 / -1,16 3. Sie lassen einen Stein in einen sehr tiefen Brunnen fallen. Nach t Sekunden hören Sie den Aufschlag. Wie tief ist der Brunnen? Bis zu welcher Tiefe können Sie die Tiefe vereinfacht berechnen? Lsg.: Annahme t = 3,14s ==> h = 45m ; für 55m Fehler ohne Schallgeschwindigkeit 5% 4. Sie schießen eine Billardkugel über einen Tisch der Höhe 1m. Der Auftreffpunkt auf dem Boden ist horizontal 1m von der Kante entfernt. Wie groß war die Geschwindigkeit der Kugel an der Tischkante? Lsg.: v = 2,24m/s 5. Skispringen Obersdorf: Die (waagrechte) Absprunggeschwindigkeit beträgt 72km/h, die Landepiste hat ein Gefälle von 45°. Bei Vernachlässigung des Luftwiderstandes ist die Flugzeit und die Sprungweite (ohne Schanzentisch) gesucht. Lsg.: a = 113m ; t = 4s Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 37 2.3.4 Rotation Bsp: Pendel, drehbare Balkenwaage Modellkörper : Massepunkt an gewichtsloser, steifer Stange wichtigste Größe (analog zum Weg s): Drehwinkel (MK 12) = s /r s = r (angle of rotation) r = const. ; s(t) : Bogenmaß ; [] = rad 180° = karthesische Koordinaten Polarkoordinaten y s D x 2 Variable: x , y r 1 Variable , da r = const. Winkelgeschwindigkeit [] = rad/s Winkelbeschleunigung [] = rad/s² d t dt (MK - 13) d t dt (MK - 14) Alle Definitionen wie Translation , , sind Skalare, keine Vektoren !! Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 38 Zusammenführung Translation - Rotation (hier nur Skalare bzw. Beträge) Translation Rotation TR Weg s s=r Geschwindigkeit v v=r Beschleunigung a a=r (MK - 15) Bewegungsformen wie Translation : - gleichförmig =0 - gleichmäßig beschleunigt = const - ungleichmäßig beschleunigt const. Vektorielle Betrachtung v a für dt T2 Beschleunigung = Geschwindigkeitsdifferenz zeigt bei Bewegung in Gegenuhrzeigersinn ‚ins Blatt’ hinein Geschwindigkeit vr Tangential zur Bahn (MK - 16) Zentripetalbeschleunigung - zeigt zur Rotationsachse (Mittelpunkt) - meist nur Betrag: a = ² r interessant v2 a 2 r r (MK 17) Beschleunigung zeigt nach ‘innen’, die Kraftwirkung auf einen Körper, der sich auf einer Kreisbahn bewegt ist dann nach außen: Karussell, Satellit. Bedingung für Schwerelosigkeit : v²/r = g Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 39 Zentripetalkraft Ursache der Zentralbewegung (Beschleunigung in Richtung Zentrifugalkraft Mittelpunkt) JAVA Applett: Karussell (Zentripetalkraft) Zentripetalkraft D Zentrifugalkraft ist Trägheitskraft (Scheinkraft, nicht sichtbar von außen), welche der Zentripetalkraft entgegengesetzt ist, also vom Drehzentrum weg. Von lateinisch 'fugare' = fliehen Zentripetalkraft Zentrifugalkraft m v2 Fzp m 2 r ( m a) r Fzf Fzp (MK - 18) Zum Weiterlesen: Coriolis-Kraft Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 40 Bsp: Gleichförmige Kreisbewegung = const. ; = 0 z.B. gleichmäßig drehender Motor Drehwinkel aus konstanter Winkelgeschwindigkeit 1 Umdrehung d.h. 360° bzw. 2 entspricht 1 Periode Drehwinkel (entspr. s = v t ) t Periodendauer T f Frequenz 1 T 2 N = / 2 Anzahl der Umdrehungen Drehzahl 2 n N dN d N f t dt 2 dt 2 (MK - 19) Periodendauer wird bei großen Zeiten z.B. Erdumdrehung in 24 h verwendet, dagegen Frequenz bzw. Drehzahl bei kleinen Dauern: Motor 6000/min, HF-Technik 100 MHz JAVA Applett: Kreisbewegung mit konstanter Winkelgeschwindigkeit Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 41 Bsp: Gleichmäßig Beschleunigte Kreisbewegung = const. z.B. anlaufender Motor =t Winkelgeschwindigkeit (MK - 20) Drehwinkel = t = 1/2 t² Analog gleichmäßig beschleunigte Translation Rotation in karthesischen Koordinaten IM y co s Reell: (t ) ; r () R sin v r a D cos sin v tangential zu r v R cos a v s cos cos R v r a R sin sin a zeigt zur Drehachse (MK - 21) v r sin R RE x Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 42 Zusammenfassung Kinematik Art gleichförmig Gleichförmig Ungleichförmig beschleunigt beschleunigt Beschleunigung 0 konstant nicht konstant a = a(t) , = (t) nein nein ja v, const const * t v = a dt , = dt s, const * t 1/2 const * t² s = v dt , = dt alle Anfangswerte hier Null : vo = o = so = o = 0 s=r ;v=r ;a=r 1D - ggf. Vektoren verwenden Ableitungen, wenn s bzw. zeitabhängig gegeben: a v s ; Def. - aktueller Momentanwert aus Differenz - Mittel- bzw.Durchschnittswert aus Differential (t 0) Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 z.B. z.B. ds dt m t va 43 Übungsblatt Kinematik 2 1. Berechnen Sie die Bahngeschwindigkeit und die Umlaufdauer eines erdnahen Satelliten (g=const.). Erklären Sie die Schwerelosigkeit. Lsg.: T = 84min ; v = 8km/s 2. Sie sind im Projektteam für einen neuen Weltraumfilm. Um realistische Aufnahmen zeigen zu können, benötigen Sie natürlich Szenen in Schwerelosigkeit. Aus Budgetgründen können Sie natürlich keinen Raumflug (auch nicht mit einem Space Shuttle) chartern. Welche Möglichkeit bleibt Ihnen? Versuchen Sie dies ausgehend von Ihrer Erfahrung als Autofahrer bei Fahrten über eine Kuppe und dem schiefen Wurf (Fitten Parabel - Kreis) anzudenken. Lsg.: Kreisbahn ar = g mit v = 300m/s ; Viertelkreis 47s Filmzeit 3. Sie lassen eine Kugel (ohne Luftwiderstand) aus einem Ballon fallen, der sich in 30km Höhe befindet. Die Erdbeschleunigung ist höhenabhängig nach der Formel b = g(R/r)² mit g = 10m/s², Erdradius R = 6387km und r der Entfernung von Erdmittelpunkt. Wann und mit welcher Geschwindigkeit kommt die Kugel auf der Erdoberfläche auf. Vergleichen Sie dies mit der Rechnung mit konstanter Erdbeschleunigung 10m/s². Ansatz: g(R/r)² + a = 0. mit g=const: g = 10 m/s: t = 77,46s ; v = 774,6m/s, Zerlegen Sie die Fallhöhe in Intervall mit adaptierter Fallbeschleunigung. 4. Ein Motor erreicht nach 60s eine Drehzahl von 7200/min bei gleichmäßiger Beschleunigung. Ein an ihm befestigte Scheibe hat den Durchmesser 1,2m. Berechnen Sie die Winkelbeschleunigung, die Umfangsgeschwindigkeit nach 30s und die Anzahl der Umdrehungen nach 10s. Lsg.: = 12,6 1/s² ; v = 226m/s ; N = 100 5. Ein Motor hat 15s nach dem Anlaufen 500 Umdrehungen durchgeführt. Das Anlaufen ist während der ersten 5 Sekunden gleichmäßig beschleunigt und danach gleichförmig. Wie ist hoch ist die Drehzahl des Motors? Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 Lsg.: N = 40 1/s 44 2.4 Dynamik (Dynamics) Def.: In der Dynamik wird die Kraft als Ursache der Bewegung betrachtet, hier wird die Statik mit der Kinematik zusammengeführt. Inhalt: Bewegungsgleichungen - Energie - Impuls, .... Translation Rotation Modellkörper Massepunkt Starrer Körper Grundgesetz F=ma M=J Wagen mit Gewicht Motor Bsp Ziel: Bewegungsgleichung aufstellen ! 2.4.1 Translation 2.4.1.1 Newtonsche Gesetze (Newton's Three Laws of Motion) 1. Trägheitsgesetz Ein Körper bleibt in Ruhe oder er bewegt sich gleichförmig, wenn keine äußeren Kräfte auf ihn einwirken oder diese in Summe Null sind Beispiele: - Gegenstand hinlegen - aber : Erde dreht sich um sich selbst und um Sonne - Auto prallt auf Baum: Nicht angeschnallte Insassen „fliegen“ unbeschleunigt weiter; d.h. Auto wird beschleunigt, d.h. es wirken Kräfte Wirken Kräfte auf einen Körper, so ändert er seinen Bewegungszustand: Kraft und Masse aus Statik werden mit der Beschleunigung aus Kinematik: zusammengeführt im Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 45 2. Grundgesetz der Mechanik Speziell F ma m = const. (Newton) (MD - 1) allgemein d mv F p dt m const., p: Impuls d m v v ma Allgemeine Formulierung m v m v m dt = Massenänderung pro Zeiteinheit (Massenstrom) mit m Vgl: Strom in der ET: Ladung pro Zeiteinheit I = Q / t Fälle: - m = m(t) : Rakete - m = m(v) : relativistische Massenzunahme (Einstein) vereinfachte Formulierung: Um einen Körper zu beschleunigen, ist eine Kraft notwendig, die gleich dem Produkt aus Masse und Beschleunigung ist Versuch: Wagen mit Fallgewicht an Umlenkrolle: Gewichtskraft beschleunigt Wagen Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 46 3. Kraft erzeugt Gegenkraft aus der Statik: Summe aller Kräfte ist Null Fi = 0 ; Bsp. Gewicht auf Unterlage Erweiterung auf Dynamik: Bsp: - Fahrt im Auto/Zug mit konstanter Geschwindigkeit bei Fahrt in Kurve merkt man Kräfte bzw. beim Anfahren. = Kräfte in beschleunigten Bezugssystemen : sogenannte Trägheitskräfte - Anfahrt Zug: Flasche fällt vom Tisch - Gasballon in Auto, bremsen - wohin bewegt sich Ballon ? nach hinten, da Luft sich nach vorne bewegt (vorne größerer Luftdruck) Die Summe aller Kräfte ist auch bei einem bewegten Körper Null Dynamisches Gleichgewicht auch d’Alembertsches Prinzip (MD - 2) Fi = 0 (D'Alembert's Principle) Versuche: - Ball auf Wagen und diesen beschleunigen: Ball fällt runter wegen Trägheit - Ball mit Hand unterstützen : Gewichtskraft wird durch Hand kompensiert. Hand wegnehmen - Ball fällt. Wo bleibt das Pendant zur 'Handkraft' ? - Gewicht an Federwage * wird aus der Ruhe die Federwaage schnell nach oben gezogen, nimmt das angezeigte Gewicht zu * wird aus der Ruhe die Federwaage schnell nach unten bewegt, nimmt das angezeigte Gewicht ab Bsp. Aufzug: aufwärts fühlt man sich schwerer, abwärts leichter, aber Person fühlt sich unbewegt ! Deutung offenbar nur mit einer 'dynamisch' wirkenden 'trägen' Masse möglich ! Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 47 Trägheitskraft und Formulierung des d'Alembertsches Prinzipes Fb Ft 0 aus Fi 0 (d´Alembert) (MD - 3) Fb : beschleunigende Kraft, statisch, z.B.Gewichtskraft Ft = m a Ft : Trägheitskraft mit : m : Gesamtmasse des Systemes a : Beschleunigung des Systemes, für Statik a = 0, siehe NB Trägkeitskraft - Scheinkraft in beschleunigten Bezugssystemen (vgl. Zentrifugalkraft) - wirkt der Beschleunigenden Kraft entgegen NB: es kann auch mit Ft m a Fb gerechnet werden. Dann ist die Dynamik auf der linken Seite der Gleichung und die Statik auf der rechten Seite. Äquivalenzprinzip: Ist die träge Masse gleich der schweren Masse ? - träge Masse : Dynamik - Trägheitskraft - schwere Masse : Statik - Gewicht in Ruhe Die Äquivalenz ist im Rahmen höchster Meßgenauigkeiten als erfüllt nachgewiesen. Aufgabe der Dynamik: Bewegungsgleichung aus Kraftansatz / Energiesatz erstellen und lösen Mit Dynamik kann Beschleunigung berechnet werden, was mit der Kinematik nicht möglich ist. Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 48 Beispiele zum D'Alembertschen Prinzip (Übung) Freier Fall Kraftansatz Energieansatz (Vorgriff) 1) d’Alembert: F = 0 Eges = const Fb - Ft = 0 Ft = m a Epot = Ekin m (Massepunkt) 0 Start 2) Kräfte bestimmen Fb = m g = Fg m g x = ½ m v² Ft = m a (immer, '-' im Ansatz) x v 2 g x x FG 3) einsetzen mg-ma=0 a = g = x x(t);v(t) schwierig gleichmäßig beschl. Bewegung x = v = g t, x = ½ g t² x v 2 g x Der Kraftansatz berechnet aber das d'Alembertsche Prinzip die Beschleunigung des Systems ! Energieansatz erscheint 'leichter', ist aber deutlich aufwendiger aufwendiger, wenn s(t) und v(t) gesucht ! Das geht am besten mit dem Kraftansatz und Kinematik Der Kraftansatz liefert sowohl die Zeitabhängigkeiten als auch den Weg-GeschwindigkeitsZusammenhang. Wenn ein Ansatz nicht 'funktioniert', den anderen Ansatz verwenden ! Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 49 Beschleunigung von Wagen und Gewicht über Seilrolle (Übung) „Kochrezepet“ für Kraftansatz nach d’Alembert: F = 0 t=0 0 Ft 1) Fb - Ft = 0 2) Kräfte bestimmen x F b mW Fb = mG g mG Ft = (mw + mG) a F mw + mG = Gesamtmasse des Systems G 3) einsetzen mG g - (mw + mG)a = 0 JAVA Applett: 2. Gesetz von Newton (Fahrbahnversuch) a mG g mW mG Rest: Kinematik Weitere Berechnungen dann wie Kinematik gleichmäßig beschleunigte Translation Stimmt das Ergebnis ? Schnelle Prüfung von bei der Berechnung von Formeln: a) Stimmt die Einheit des Ergebnisses ? b) Ergeben die Extremfälle aus Gedankenexperimenten Sinnvolles und Schlüssiges ? angewandt auf obiges Beispiel: a) Einheit : [a]= m/s² b) Extremfälle - mw 0 :ag - mw >> mG : a 0 - mG = 0 :a=0 Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 50 2.4.1.2 Arbeit (Work) Die Kraftwirkung wird erst durch Bewegung des Körpers sichtbar, die Wirkung wird mit dem Begriff Arbeit erfaßt: 'umgangssprachlich': Arbeit = Kraft * Weg Bsp: Gewicht in Hand und laufen - keine Arbeit wird verrichtet, da Gewicht nur gehalten wird (Kraft Weg), Maßkrug-Haltewettbewerb Weg = 0; vergl. Übungsaufgabe Vektoren. Kraft F Arbeit - konstant - wegabhängig [W] = Nm = J W F s s1 W F(s) ds (MD - 4) so Wegabhängigkeit kann auch durch Summen mit konstanter Kraft ausgedrückt werden Bsp: Leiterwagen in der Ebene mit verschiedenen Reibungswerten wie Eis, Kies, Sand Arbeit ist ein Skalar, da vektorielles Skalarprodukt Die Arbeit bei konstanter Kraft ist ein Spezialfall der wegabhängigen Arbeit: s1 F = const. : F ds F s so SI-fremd : - kWh = 3,6 MJ - eV = 1,6 10 -19 (Energiewirtschaft) J (Atomphysik) Arten Beispiele (Vereinfachung: 1D) Hubarbeit Gewichtheben, Flaschenzug: Kraft kleiner - Weg größer : Arbeit = const. Beschleunigungsarbeit Anfahren Auto Reibungsarbeit Luftwiderstand, Quader auf schiefer Ebene Verformungsarbeit Feder spannen Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 51 Hubarbeit im Schwerefeld der Erde Annahme: g = const W hub F = const, Weg klein W hub ~ h Whub = F ds mit F = m g und s = h erhält man h Hubarbeit Whub = m g h (MD - 5) Versuche: - Wagen mit Seil und Fallgewicht über Umlenkrolle - Gewicht senkrecht hochheben mit Federwaage: Kraft * Weg = Arbeit - dasselbe auf Schiefer Ebene: Kraft kleiner, Weg länger Arbeit = konst. - Flaschenzug: durch Umlenkrollen wird die aufzubringende Kraft kleiner aber der (Zug-) Weg dafür entsprechend länger Arbeit gleich groß wie beim Hochheben ohne Seilzug. Benefit: Flaschenzug wirkt als 'Getriebe' für Muskeln, sodaß auch schwere Gegenstände hochgehoben werden können JAVA Applett: Flaschenzug Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 52 Beschleunigungsarbeit Wenn sich v ändert ist Beschleunigungsarbeit notwendig, sonst W = 0 da a = 0 und v = 0 Fall: a = const Fall: a const Fbeschl = m a = const W beschl = F ds = m ads W beschl = m a s m gleichmäßig beschleunigte Translation: v 2as dv ds dt V 2 ds m dv m v dv dt V1 nach a auflösen und einsetzen W beschl = m s v²/2s Wbeschl = ½ m v² Wbeschl = 1 m v 22 v12 2 Achtung: gilt nur, wenn Immer verwenden, wenn Anfangsgeschwindigkeit = 0 Anfangsgeschwindigkeit 0 Bsp: Wbeschl m = 2 kg v1 5 m s v2 6 m s (MD - 6) v 1 m s Wbeschl ~ v 2 1 Wbeschl m 36 25 11 J 2 nicht 1 m 12 1 J ! 2 v Bei nichtlinearen, hier quadratischen Gesetzen immer Differenz der Potenzen bilden, nicht die beiden Zahlen subtrahieren und dann potenzieren ! Nur bei linearen Gesetzen (z.B. Hubarbeit) kann einfach die Differenz gebildet werden. Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 53 Spannarbeit (Verformungsarbeit) z.B. bei Feder s1 Ws Aus W F(s) ds so Ws ~ x 2 mit s = x F = F(x) = FF = - D x (Hooke) x D : Federkonstante, [D] = N/m x2 1 D x ² xx12 x 22 x 12 2 → Ws D x dx x1 Spannarbeit x2 Ws FF dx x1 1 D x22 x12 2 (MD - 7) wobei x1/2 : Auslenkung aus unbeeinflußter Länge x = x2 - x1: aktuell gedehneter Weg + aus Sicht von außen - aus Sicht der Feder - x1 = 0 bei Auslenkung aus Ruhelage ; vgl. Beschleunigungsarbeit Beispiel : Kraft ist wegabhängig x; Spannarbeit 1. Bsp: ungespannte Feder um 1mm dehnen Ws = ½ D x² = ½ D 2. Bsp: vorgespannte (1mm) Feder um 1mm dehnen 2 Ws = D x dx 1 2 1 1 3 D x ² 1 D (4 1) D 2 2 2 nicht additiv wie bei Hubarbeit !! Energiespeicher gespannte Feder: Mine aus geöffnetem Kugelschreiber springen lassen Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 54 Reibungsarbeit Versuch : Würfel fallen lassen - dasselbe Schiefe Ebene: v geringer, da Reibung Reibung Fr Beispiel Festkörper µ FN Flüssigkeit v Strömungswiderstand (laminar) Gas v² Luftwiderstand (turbulent) Verformung Gleitreibung, FN : Auflagekraft, schiefe Ebene deform. Medien Feder spannen (MD - 8) Reibungsarbeit W r = Fr s (MD - 9) bei wegunabhängiger Reibungskraft Reibungsarbeit wird praktisch immer in Wärme umgewandelt. Bsp.: - 'glühende' Bremsscheiben Formel 1 - Schutzschild Raumfähren - Mikrowellenherd d’Alembertsches Prinzip mit Reibungskraft Fb - Fr - Ft = 0 (MD - 10) Reibung wirkt der beschleunigenden Kraft entgegen ; siehe Bsp. Freier Fall mit Reibung Reibungsphänomene komplex: - Luftwiderstand Auto im Windkanal optimieren - Luftwiderstand Golfball Beispiele sihe Differentialgleichungen (Mathe 2). Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 55 Beispiel Auto: - Verbrauch 5 l bei konstant 90 km/h : Motor- , Getriebereibung, Luftwiderstand, ... - Verbrauch 5 l bei konstant 90 km/h - 7 l bei konstant 120 km/h : Differenz höhere Luftreibung Höchstgeschwindigkeit hängt vom Luftwiderstand ab - Luftwiderstand (Richtwerte) Geschwindigskeitsbereich Reibung < 50 km/h vernachlässigbar 50 - 100 km/h 'naja', typ. ~ v > 100 km/h typ. ~ v² 2.4.1.3 Energie (Energy) Def: An einem Körper verrichtete Arbeit vergrößert dessen Energie, die wiederum in Arbeit umgewandelt werden kann. Energiesatz Eges = const. (MD - 11) [E] = J Eges (To) = Eges (T1) Ausnahme: Wärme kann nicht direkt in andere Energien umgewandelt werden: Stein kühlt sich von alleine ab und springt hoch ! Einheit wie Arbeit Energie kann nicht verbraucht sondern nur von einer Art in eine andere umgewandelt werden! kein Perpetuum mobile Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 56 Zusammenfassung und Übersicht zur Energie Energie - Formel Beispiel Arten Kinetisch Ekin = ½ m v² Ekin bei Autounfall Erot = ½ J ² Motor beim Energie- Energie- Speicher Transport (Translation) Rotation (2.4.2) Potentiell Schwungrad Auslaufen Epot = m g h Freier Fall (Erde) Speicher- Pumpstation kraftwerk Reibung Siehe Arbeit Luftwiderstand Wärme Ew = c m T Kochen Wasser- Fernwärme speicher Elektrisch Eel = U I t Leiter = Transport Akku von Energie !! Chemisch Strahlung E Hochspannungsleitung Reaktionswärme Benzin Tank Photosynthese, ‘Sonne’ em. Wellen Solarenergie, ?!? IR-Thermometer Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 57 Beispiel Kinetische Energie Setzt man die Kinetische Energie eines Autos bei 100 km/h zu 100 %, so verdoppelt sich diese bei 140 km/h !! Hierzu kommt noch die physiologische Belastbarkeit des Menschen, die angenähert ebenfalls quadratisch verlaufen könnte. Daraus folgt dann ein doppelt so hohes Risiko, wenn die Geschwindigkeit von 100 auf 120 km/h gesteigert wird. Kinetische Energie bei Autofahrt / -unfall Ekin /% 400 (100%= 100 km/h) 350 300 250 200 150 ~ v² 100 ~v 50 physiologische Belastung ~v²*v² 0 100 120 140 160 180 200 220 v / km/h Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 58 Translativer Energiesatz ohne Reibung Ekin(T0) + Epot(To) = Ekin(T1) + Epot(T1) mit Reibung (MD - 12) Ekin(T0) + Epot(To) + Ereib = Eges(T1) Bemerkungen - Ereib ~ W reib - Reibung ggf. bei T0 und T1 berücksichtigen - gilt nur in Gravitations- (mgh) und elektrischen (eE) Feldern wegen linearer Abhängigkeit ! - gilt z. B. nicht in Wasserströmung! Ernergie von A nach B kann dort wegabhängig sein. Bsp.: Energieumwandlung Epot1 Ekin Epot2 a) Würfel im Freien Fall a) b) Versuch : E pot1 W E h b) Würfel über schiefe Ebene E pot2 kin G Epot1 ist in beiden Fällen gleich, aber bei b) ist die erreichte Höhe h ( = Epot2) des Gegenstandes G geringer, da ein Teil von Epot2 in Reibungswärme umgewandelt wird. Weitere Verlust durch Aufprall. Reibungsenergie ist im mechanischen Sinne verloren ! Versuch: Ball / Blatt Papier fallen lassen Ball schneller obwohl E pot gleich Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 59 Bsp: Freier Fall ohne/mit Luftwiderstand (Übung) a) Energieansatz: Epot (To) = Ekin (T1) + Er (T1) mit Er = F s m g h = ½ m v² + k v² h k : Reibungskoeffizient v² (½ m + k h) = m g h mg h m kh 2 v Extremfälle: - keine Reibung (k = 0) : v - große Reibung ( k ) : 2 gh v0 aber : Wie groß ist a, Endgeschwindigkeit, s(t) ??? Integration nach Weg kompliziert, da der zurückgelegte Weg hier als h in der Formel steckt. Dasselbe gilt für die zeitabhängige Beschleunigung. b) Kraftansatz F = 0 Fb - Fr - Ft = 0 mg - kv² - m a = 0 (DGL 2. Sem), a = dv/dt ‘schlecht’ integrierbar, da a und v² gleichzeitig auftreten, aber Endgeschwindigkeit : a = v = 0 mg - k v² = 0 Extremwerte: v end mg k k 0 : vend k : vend 0 Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 60 Beispiel: Geschwindigkeit beim Freien Fall 50 v / m/s 40 30 20 10 mit Luftwiderstand 0 0 50 100 150 Fallweg / m v durch Luftwiderstand konstant : Beschleunigung a 0 weiteres Beispiel Energieansatz (Übung): Wagen mit Gewicht über Seilrolle (Kraftansatz s.o.) Epot = Ekin mG g h = ½ * (mw + mG) v² v 2 mG g h mw mG v = v(h) ! Grenzfälle analog Kraftansatz Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 61 2.4.1.4 Leistung (Power) Leistung ist ein weiterer Begriff aus demtäglichem Leben. „einfachste Formulierung“, gilt nur für W = F = v = const. : aus P P W Fv t W Fs ds F Fv t t dt [P] = W = J/s (Normierung auf Zeit) „früher“: Auto : PS ; 1 PS = 0,73 kW Leistung („Arbeit pro Zeit“) W t P 'genaue' Formulierung Durchschnitt t 0 dW dt (MD - 13) Momen tan Durchschnittsleistung Pm W t aktuelle Momentanleistung Pa dW W dt (Definitionen analog Kinematik Geschwindigkeit) erweiterte Betrachtung d W d( F s ) P dt dt F s F v 0 für F const kinetische und potentielle Leistung Pkin Ppot d Wkin d 21 m v(t )² dt dt d Wpot dt d m g x(t ) dt m const m const 1 dv² m m v v m a v F v 2 dt mg dx F x F v dt Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 62 Wirkungsgrad (Efficiency) Pnutz 1 Pgesamt (MD - 14) Pnutz = Pgesamt - Pverlust Pnutz : nutzbare, benutzte Leistung z.B: Auto Vortrieb : Beschleunigungsarbeit Pgesamt : Summe aller Einzelleistungen z.B. Auto: Vortrieb + Wärme + Lichtmaschine + Lärm, ... d.h. alles was Reibung, Geräusche, … verursacht, mindert ! Beispiel (Übung): Wieviel PS sind nötig, um Auto (m = 1,3 t) von 0 auf 100 in 9.2 s zu beschleunigen ? Pm = Wkin /t = ½ mv²/ 9,2 s = 55 kW 75 PS Prospekt VW GOLF FSI 150 PS : t = 9,2s 0.5 Wirkungsgradverminderung durch : - Reibung - Schaltzeiten - Leistungs - Drehzahl- Charakteristik : Motor gibt nur bei best. Drehzahl 150 PS ab - ... Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 63 „Leistung“ in der BWL Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 64 2.4.1.5 Impuls (Momentum) Beispiele: - Billard : 2 Kugeln aufeinander - Energieerhaltung - Zusammenstoß Autos: 2x Auto, Auto gegen Mauer, Baum,… Fälle: „weich“, „hart“, „bewegt auf ruhend“, … Versuche : Stöße von Stahlkugeln, Tischtennisbällen, Holz-, Styroporkugel Einfachste Vorstellung :2 Kugeln prallen aufeinander Modellkörper : 2 Massepunkte Impuls [p] = kg m/s = Ns p mv Näherung m const. p F , (MD - 15) al lgemeiner Fall allgemein: Vektor p JAVA Applett: - Elastischer und unelastischer Stoß - Newtons Wiege (Energie- und Impulserhaltung) Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 65 Einfachster Fall : 2 harte Kugeln prallen aufeinander eine ist vor dem Stoß in Ruhe Herleitung Impulserhaltung (auch zur Übung) a) Kraftansatz F = 0 b) Energieansatz Eges = const v = const. außer bei Zusammenprall Ekin vor = Ekin nach + Edeformation d.h. keine Beschleunigung Ft = 0 F1 + F2 = 0 d p1 d p2 0 dt dt d p1 p 2 0 dt 1 ½ m1v1² + ½ m2v2² = ½ m1v’1² + ½ m2v’2² ( 1: vor, 2 nach Stoß) p 1 p 2 d p (Edeformation hier Null) ' : nach dem Stoß dt mit p2 0 (Conservation of momentum) 0 (für m = const) p1 p2 p'1 p'2 c p1 p2 c Impulserhaltung dt m1 v1 + m2 v2 = m1 v’1 + m2 v’2 p1 p 2 const. dEges p const. (MD - 16) i i Bsp.: Stein vom Surfbrett nach hinten ins Wasser werfen Surfbrett bewegt sich vorwärts ! pStein = pSurfbrett Wasserreibung gering, vernachlässigt Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 p S te in p S u rfb re tt 66 allgemeine Impulsdefinition F aus (MD - 15) 1D, Vektoren ggf. ergänzen d p d (m v) v mv m m a v m dt dt Rakete Newton zeitlich veränderliche Masse: Massenstrom m t Durchschnitt dm dt (MD - 15') m akt .Momen tan wert Anwendungen z. B. - Verfahrenstechnik: 'konstante Zugabemenge pro Zeiteinheit' z.B. Schüttgüter, Flüssigkeiten - Auto: Kraftstoffeinspritzung m m t t - Rakete : Masse verändert sich durch rasches Verbrennen des Treibstoffes Massenstrom vergleichbar mit elektrischem Strom : I Q dQ Q t dt rein physikalisch gesehen gelten bei Transportvorgängen dieselben Gleichungen (s.o.), d.h. es ist 'egal', ob - Masse (Mechanik) - Ladung (ET) - Wärme (Kap. 3) - Wellen (Energie) (Kap. 5) transportiert wird. Man spricht in allen Fällen von einem Strom. Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 67 Sonderfälle (einfachste Modellvorstellungen): Masse Relevante Stoß Merkmal Größe Fall für Beispiele m1 = m 2 v2 = 0 Elastisch* ‘v’ wird v1’ = 0 Stahlkugeln, Billard, weitergegeben v2’ = v1 Reflexion an Wand Materialeigenschaften kleben aneinander, Bsp. Unelastisch* Gemeinsames v v1’ = v2’ = v1/2 bleibt Kugel in Schwamm. Ekin wird in Verformung umgewandelt Wärme Massenpunkte auf konstant Zentral p p ist hier ein Skalar Vektoreigenschaften Gerade, Modellkörper: Starre bzw. Nicht zentral p deformierbar Körper Billard, seitlicher Stoß, p ist hier ein Vektor p = dF/dt ändert m = m(t) Rakete sich m ändert sich Rakete gibt Treibstoff ab, v nimmt zu * : ideale Grenzfälle Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 68 Raketen zum Weiterlesen für Interessierte 2.4.1.6 ‘Raketenphysik’ einer Modellrakete Kinematik / Kraft- / Energieansatz Näherung : - m = const., da wenig Treibstoff im Vergleich zur Gesamtmasse - g = const., da niedrige Flughöhe - keine Reibung 2 Antriebsphasen: - mit Gasausstoß - ohne ‘’ h Antrieb -slos , nach Brennschluß 3 Flugphasen a) beschleunigte Bewegung b) Senkrechter Wurf nach oben c) Freier Fall nach unten b) und c) können zusammengefaßt werden, wenn Senkrechter Wurf mit Abwurfhöhe und geschwindigkeit verwendet wird. Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 beschl. senkr. Bewegung Wurf a b freier Fall t c 69 a) Start : beschleunigt (Brenndauer 5s), a = const.; senkrechter, beschleunigter Wurf : FAn - FG - Ft = 0 mit FAn : Startschub FAn – mg – ma = 0 Startbeschleunigung : a S FAn g m bei Brennschluß (t = 5 s) Geschwindigkeit : vBs = ast Höhe : hBs = 1/2 ast² hier Fan = 2N , m = 0,1kg as = 10 m/s² vBs = 50 m/s, hBs = 125m nach Brennschluß b) Senkrechter Wurf Max. Steighöhe: hmax = hbs + hsw hsw 2 vbs (z.B. aus Energiesatz v 2 g h ) 2g = 125m hmax = 250m nach Gipfelpunkt c) Freier Fall aus Energiesatz bzw. Kinematik : vauftreff 2 g hmax 70 m s tatsächlich geringer, da Reibung aber : Masse nicht konstant, also Impulsansatz Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 70 Impulsansatz Grundlage aus (MD - 15’): F d p d ( m v) v m v m v m a (*) m dt dt aus (*), falls keine äußere Kräfte F = 0 : v ma 0 m m(t) w m(t) v m m dv dm w | dt dt dt vRakete vGas = w x (DGL 2. Sem.) 1 1 dv dm | w m 1 1 dv dm w m v ln(m) C w Aus Anfangsbedingungen : t = 0 : v = 0 , m = mo (Startmasse) C = ln(mo) m v w ln o m mit m = m(t) z.B. m(t) = mo - kt > mBS bis hierher: parallel zur Erdoberfläche m bei Start nach oben : v w ln o g (h) t m Achtung g = g(h) ! max. Höhe: v integrieren, schwierig Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 71 Modellrakete: w = 1000 m/s, mo = 0,1 kg, mBS = 0,08 kg, t = 5 s vBS = 173 m/s aus Formelsammlung : hBS = 550 m (50 m/s Kinematik) (125 m Kinematik) d. h. Faktor 2 - 3 ‚mehr’ bei lediglich 20% Differenz der Masse (100 g → 80 g) zwischen (falschem) Kinematikansatz im Vergleich zu Impulsansatz ! m Reale Raketen v w ln o m w 3 km/s 1-stufig : typisch: mo 6 mBS vend 2w vBS 6 km/s also schneller als Treibstoffausstoß !! aber: Erreichen einer Erdumlaufbahn erfordert vmin = 8 km/s . Dies ist mit 1-stufiger Rakete nicht möglich, da das Massenverhältnis aus konstruktiven Gründen und der Treibstoff nicht beliebig optimiert werden können. Dies erreicht man aber bei gleichen Parametern (Startmasse, Nutzlast, Treibstoff) mit einer dreistufigen Rakete: Geschwindigkeit nach Brennschluß der i–ten Stufe: M M M vB w e ln 01 02 ... 0 Z MB1 MB2 MBZ . Das Argument des Logarithmus heißt „totales Massenverhältnis“ : Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 M0 MB 72 Im folgenden Rechenbeispiel werde dieselbe Nutzlast bei denselben Massen von Rakete und Treibstoff beschleunigt; w = 2,7 km/s. Einstufenrakete Dreistufenrakete Nutzlast Nutzlast MN = 0,04 t MH = 0,04 t 3. Stufe MR3 = 0,04 t ; MT3 = 0,20 t Rakete MR = 8,44 t Treibstoff Mt = 42,20 t 2. Stufe MR2 = 0,40 t ; MT2 = 2,00 t 1. Stufe MR1 = 8,00 t ; MT1 = 40,00 t MR = 8,44 t ; MT = 42,20 t Startmasse M0 = 50,68 t → Startmasse M0 = 50,68 t 1. Stufe Masse bei Zündung M01 = 50,68 t Brennschlußmasse MB1 = 10,68 t v1 = 4,21 km/s 2. Stufe Masse bei Zündung M02 = 2,68 t Brennschlußmasse MB2 = 0,68 t v2 = 3,71 km/s 3. Stufe Brennschlußmasse MB = 8,48 t Masse bei Zündung M03 = 0,28 t Brennschlußmasse MB3 = 0,08 t Brennschlußgeschwindigkeit vBS 2,7 km 50,68 ln s 8,48 v3 = 3,39 km/s Brennschlußgeschwindigkeit der 3. Stufe vBS = v1 + v2 + v3 vBS = 4,8 km/s vBS= 11,31 km/s Dies bedeutet: Mit einer einstufigen Rakete kann man keine Kreisbahn um die Erde erreichen, da die erste kosmische Geschwindigkeit (für eine Kreisbahn an der luftleer gedachten Erdoberfläche) bereits 7,9 km/s beträgt. Für das Verlassen des Erdschwerefeldes sind bereits 11,8 km/s nötig, die kosmische Geshwindigkeit der Erde („Fluchtgeschwindigkeit“). Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 73 Raketenstart und Flugstabilisierung Schwierigkeit beim Start : vo = 0 : instabil, da keine Ruderwirkung, Triebwerke schwenken ! besser bei Sylvesterraketen, da SWP unter Antriebsangriffspunkt SWP oberhalb Unterstützung : labil SWP Stabil, da SWP unterhalb Kraftangriff Seilrolle Kraft SWP SWP Kraft Kraft SWP Kraft analog Seiltänzer mit Stange bzw. Motorradartist Seil : 'Auflagekraft' SWP Weltraumraketen: komplexe Schubvektorsteuerung ( Triebwerk dreht sich – Vektorcharakter des Impulses ) erfordert schnelle Winkelmeß und Regelstrecken. Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 74 2.4.2 Rotation (Rotation) Anwendungen: Motor, Fahrdynamik, Fliehkraftregler, Modellkörper: Starrer Körper Versuch zur Fliehkraft Erreichen in diesem Versuch unterschiedlich schwere Kugeln bei gleicher Umdrehungsgeschwindigkeit dieselbe Höhe ? 2.4.2.1. Zentripetalkraft Zentrifugalkraft Bsp: Anpressdruck Karusell merkt Ausenstehender nicht , daher Typ 'Trägheitskraft, Scheinkraft' Zentripetalkraft Fr : ‘rückhaltende’ Kraft , Zentripetalkraft Fzp D r Praxis: meist nur Betrag interessant Zentrifugalkraft Fzf ist die Kraft, die ein mitrotierender Beobachter spürt (Fliehkraft) Zentripetalkraft Fzp Zentrifugalkraft Fzf m v2 Fr Fzp m a r v r m ² r FZf (MD - 17) Bem.: Fzp ~ ² Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 75 2.4.2.2 Dynamisches Grundgesetz Modellkörper: starrer Körper Translation Kraft F M Drehmoment Rotation : Drehmoment m1 Mg M i r i Fi r1 D m2 r2 Herleitung eindimensional 1D : F = m a rF=rma |r Dr | a = r (Winkelbeschleunigung) m M = (mr²) = J J : Massenträgheitsmoment (mass moment of inertia) aus Tabellen, Mehrfach-Integralen, bzw. experimentelle Bestimmung bei zusammengesetzten Körpern : Mges M i Ji Dynamisches Grundgesetz [J] = kgm² M J (MD - 18) M=0 (MD - 19) Vergleich Translation : F m a d’Alembertes Prinzip der Rotation Vergleich Translation : F = 0 Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 76 Tabelle Massenträgheitsmoment hier: Schwerpunkt auf Drehachse, sonst Unwucht, z.B. Autoreifen Messung des Trägheitsmomentes durch Drehschwingungen Kapitel Schwingungen Stabile Drehung um Hauptträgheitsachsen J mi ri 2 2 r dV i z Vol Kugel r massiv Jx Jy Jz 2 m r 2 5 dünne Schale Jx Jy Jz 2 m r 2 y 3 x Vollzylinder 1 1 1 m r 2 Jy Jz m r 2 m l2 2 4 12 Jx z dünner Stab (l >> r) Jx 1 1 m r 2 Jy Jz m l2 2 12 dünner Scheibe (l << r) 1 1 m r 2 Jy Jz m r 2 2 4 Jx ra y Jx l r i x Hohlzylinder 1 1 1 m ra2 ri2 Jy Jz m ra2 ri2 l2 2 4 3 dünnwandiger Hohlzylinder mit ra ri dünner Ring(ra ri, l << r) Jx 1 1 m r 2 Jy Jz m r 2 2 2 z Quader l b 1 m l2 h2 12 1 m b2 h2 12 Jy Jz 1 m b2 l2 12 h y x Jx Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 77 Drehpunkt außerhalb Schwerpunkt Bsp: Kugel an Seil – Pendel Starrer Körper m m d D d D SW P Satz von Steiner Ja = JSWP + m d² d : Abstand A - SWP (MD - 20) Bsp.: MP an gewichtsloser Stange Ja = m d² da JSWP = 0 (s.o.) 2.4.2.3 Arbeit und Energie bei Rotation Versuch: JoJo - Maxwellsches Rad - fallen lassen mit abgewickelter Schnur : Fall schnell, bleibt unten - fallen lassen mit aufgewickelter Schnur : Fall langsamer, kommt wieder hoch Untersuchung : Ekin JoJo < Ekin Kugel (da v geringer) Wo steckt Energiedifferenz ? Offenbar in der Rotation ! Epot Ekin + Erot Energiespeicher Rotation Anwendung : Schwungrad Golf ECO (ca. 1985) beim Bremsen Frage zur Systemauslegung (warum gibt’s das nicht mehr?) Arbeit Energieerhaltung Wrot = Md Ekin + Epot + Erot = const. (MD - 21) Rotationsenergie Leistung (vgl. Translation) Erot = 1/2 J ² P M Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 78 2.4.2.4 Impuls bei Rotation : Drehimpuls (Angular Momentum) Drehimpuls [L] = kg m² /s L J r p Drehmoment - Drehimpuls M L J J (MD - 23) 0 , falls J const. Drehimpulserhaltung L const. Bsp. Drehimpulserhaltung : - Einfangen eines rotierenden Satelliten ‚schwierig’, da Impulsübertrag auf Raumschiff - Kreiselstabilisierung, Richtung von L ist raumfest, Anwendung: Kreiselkompass Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 79 2.4.2.6 Transformation Translation - Rotation und Gegenüberstellung Mit der Tabelle erhält man aus der Translation die Formeln der Rotation durch „Buchstabentauschen“: Dies kann immer angewandt werden. s v a mJ FM pL (skalar, Vektoren ggf. ergänzen) Translation Variable/Formel Rotation Variable/Formel =s/r Weg s Winkel Geschwindigkeit v Winkelgeschwindigkeit Beschleunigung a Winkelbeschleunigung Masse m Massenträgheitsmoment J = mr² Kraft F = ma Drehmoment M = J Kraftansatz F = 0 Drehmomentansatz M = 0 Impuls Impulserhaltung Arbeit p = mv ; p F p = const. W = Fds Drehimpuls L = J ; L M Drehimpulserhaltung L = const. Arbeit W = Md Energie Ekin = 1/2 mv² Energie Ekin rot = 1/2 J² Leistung P=Fv Leistung P=M entsprechend verhalten sich alle weiteren Definitionen etc. Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 80 Übungsblatt Dynamik 1. Stellen Sie die Bewegungsgleichung eines Elektrons in einer Braunschen Röhre im Elektrischen und Magnetischen Feld auf. Tip: Zuerst Skizze, dann Kraft- oder Energieansatz. Formeln: Fel e E ; Epot e U ; Fmag e v B a) Bewegung in einem Elektrischen Feld mit einer Spannung von 30 kV (Elektron ruht zu v = 105 km/s Beginn). b) Ablenkung in einem Elektrischen Querfeld (Elektron bewegt sich senkrecht zum Feld der Länge d. Berechnen Sie die Geschwindigkeit und die Bewegungsform. Parabel c) Welche Bewegung beschreibt das Elektron in einem magnetischen Querfeld, in das es mit einer Geschwindigkeit v einfliegt. Wie sieht es hier mit der Arbeit aus? Kreis, Arbeit = 0 2. An einer Rolle sind mittels einer idealen Schnur 2 Gewichte der Massen m 1 und m2 befestigt. Berechnen Sie die Beschleunigung a) bei masseloser Rolle a b) bei massebehafteter Rolle mit Radius r a m1 m2 g m1 m2 m1 m2 m1 m2 J r2 g 3. Sie setzen mit Ihrem Auto zum Überholen an. Ihre Geschwindigkeit steigert sich hierbei innerhalb von 15s von 50 auf 90km/h; m = 1t. Berechnen Sie die Beschleunigungsarbeit (ideal) 216 kJ 4. Ihr Auto rollt in San Francisco mit 6m/s an Ihnen vorbei. Da Sie aber vorsichtshalber wegen des Gefälles von 4° die Handbremse angezogen haben, schätzen Sie den Reibungskoeffizienten µ mit 0,1 ab. Wie weit müssen Sie laufen? 61,2 m 5. Sie fahren an der Ampel mit Ihrem Auto (1000kg) mit einer Kraft von 4000N für 3s an und fahren 1s mit konstanter Geschwindigkeit weiter. Danach bremsen Sie mit 3000N. Zeichnen Sie den zeitlichen Verlauf der Momentanleistung, wann stehen Sie wieder? 8s Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 81 3. Schwingungen (Oscillation, vibration) Kinematik + Dynamik : beliebige Bewegungen (Translation, Rotation, krummlinig) mechanische Schwingungen: periodische Bewegung A periodisch = sich wiederholend t Bsp: Pendel, Feder Freier Fall ist keine Schwingung da nicht periodisch. Schwingungen treten überall, nicht nur in der Technik, auf: - Autofederung - Schwingungen von Maschinen z.B. Unwucht - EM - Schwingungen Funkwellen - Schwingungen bei Regelvorgängen - Gezeiten - Schwingungen von Gebäuden, Bauwerken, ... -... - Wirtschaft (Zinsen, Aktien,so genannter „Schweinezyklus“, ... s.u.) Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 82 Dax 1960 – 2011 In den „Boomjahren“(60-ziger und 70-ziger) praktisch konstant, danach steigende Kurse mit „Schwankungen“ Fragen: - Warum haben die (Zinssatz-) ‚Schwingungen’ ca. 2000 aufgehört ? - Warum ist der Zinssatz 2005 auf historischem Tiefstand ? Auffallend: Keine Schw(ank / ing)ungen beim DAX Schw(ank / ing)ungen beim Zinssatz und umgekehrt Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 83 3.1 Einführendes Beispiel: Mathematisches Pendel Vorkenntnisse : - Kräftezerlegung - Bewegung von Massepunkten - Newtonsche Gesetz - trigonometrische Funktionen Ziel : Grundlagen von harmonisch schwingenden Systemen Physikalische Beschreibung der beobachteten Schwingungen idealisiert durch Modellkörper: Mathematisches Pendel Pendel mit punktförmiger Masse und masseloser Stange im Gravitationsfeld Fadenpendel (Gewicht an dünnen Faden) als reales Beispiel für Mathematisches Pendel : Beobachtung: - periodische Bewegung um Ruhelage - Auslenkwinkel ändert sich - Ursache der Schwingung ist die Schwerkraft, da keine anderen Kräfte von außen wirken Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 84 Mathematisches Pendel mit relevanten Kräften und Definitionen l JAVA Applett: Fadenpendel m s FRK Ft FG = m g Eigenschaften des Pendels - oben beweglich aufgehängt - senkrecht nach unten Ruhelage - beliebige Auslenkung aber konstante Pendellänge l - punktförmige Masse m - Winkel aus Ruhelage - Massepunkt bewegt Kreisbahn mit Radius l - Weg aus Ruhelage : s = Bogenlänge - auf Massepunkt wirkt als einzige Kraft die Gewichtskraft FG = m g Vorgehen zur Bewegungsgleichung - Zerlegen der Gewichtskraft in 2 Teile - ein Teil in Fadenrichtung, wird von der Stange aufgenommen - 2. Teil ist tangential zur Bahn wirkt als rückstellende bzw. beschleunigende Kraft F RK in Richtung Ruhelage und ist für die Schwingung verantwortlich - Winkel der Kraftzerlegung in Dreiecken entsprechen dem Auslenkungswinkel Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 85 Kraftansatz d'Alembertsches Prinzip : F = 0 1) Fb - Ft = 0 2) beschleunigende = rückstellende Kraft aus Gewichtskraft und Auslenkwinkel Rückstellende Kraft Fb = FRK = m g sin (SW - 1) Ft m s Trägheitskraft (Beschleunigung = 2. Zeitableitung des Weges) Weg s entspricht Bogenlänge = Pendellänge * Auslenkwinkel s=-l s l Minuszeichen : entgegengesetzten Zählrichtungen von Kraft und Winkel l konstant, zeitliche Änderung nur Winkel Trägheitskraft in Abhängigkeit vom Auslenkwinkel Ft m l (SW - 2) 3) einsetzen (m fällt heraus) Bewegungsgleichung l g sin 0 (SW - 3) gesucht : (t) ? , das ist eine Differentialgleichung (Mathe II) für den Auslenkwinkel Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 86 Lösung von (SW - 3) wegen gleichzeitigen Auftretens von und sin kompliziert für kleine Schwingungsamplituden entspricht der Sinus ungefähr (im Bogenmaß) y Vergleich: y = sin(x) zu y = x 0,6 y=x 0,5 0,4 y = sin(x) 10° 0,3 0,2 0,1 0 0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 x /rad 0,6 bis 10° : Gerade und Sinusfunktion praktisch gleich kleine Auslenkung sin [] = rad rückstellende Kraft ist proportional zum Auslenkwinkel FRK Ersetzen in Differentialgleichung (SW – 3) von sin durch , ergibt Harmonische Schwingungsgleichung g 0 l (SW - 4) Lösung beschreibt zeitliche Bewegung des mathematischen Pendels bei kleinen Auslenkungen Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 87 Als Lösung gesucht : periodische Funktion, deren 2. Ableitung proportional zu der Funktion ist : f ~ f Idee: Sinus bzw. Cosinus - Funktion Experimente Pendel, aus dem Sand auf eine Folie herausrieselt. Bewegt man die Folie, zeigt sich der zeitliche Verlauf und der Abstand von der Ruhelage proportional zum Auslenkwinkel Sinusfunktion Messung des Auslenkwinkel mit Winkelsensor (Beschleinigungsmesser) zeigt ebenfalls einen sinusförmigen Verlauf Betrachtet man den Beginn des Experiments (Loslassen mit einem gewissen Anfangswinkel) kann die periodische Funktion nicht ein Sinus (ohne Phase) sein, da sin(0) = 0 ! also Cosinus, da cos(0) = 1 Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 88 Lösungsansatz (t) = o cos(ot) für zeitabhängige Winkeländerung (t) mit (SW - 5) - o : Anfangsauslenkung - o : ungedämpfte Kreisfrequenz (ideal, keine Reibung etc.) Schwingungsdauer T 1 2 ;f 0 f 0 2 Beweis durch Einsetzen in Harmonische Schwingungsgleichung: zuerst ableiten Geschwindigkeit ändert periodisch o o sin(o t) (SW - 6) Beschleunigung a o2 o cos(o t ) o2 (SW - 6') Mechanische Schwingungen sind ungleichmäßig beschleunigte Bewegungen ! Einsetzen in (SW - 4) o2 g g 0 02 l l Eigenfrequenz o o der Mathematischen Pendels Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 g l (SW - 7) 89 Physikalisch interessanter als Kreisfrequenz bei Pendeln ist die Schwingungsdauer, da meßbar T t T = 2 Schwingungen artverwandt mit Rotation : - Eine Periode entspricht 2 , hier * T Periodendauer Schwingungsdauer T - Versuch: Fadenpendel schwingen und kreisen lassen - kein Unterschied aus SW - 7 folgt damit Schwingungsdauer des Mathematischen Pendels bei TMP 2 kleinen Auslenkungen l g (SW - 8) Schwingungsdauer - proportional zur Wurzel aus Pendellänge - unabhängig von Masse und Amplitude Achtung: kleine Amplitude war Ansatz zum Finden der Lösung !! Versuch : Messung Pendellänge 1m / Wurzel aus 1/10 = 0,3 mal 6 = 2s Folgerung: Harmonische Schwingungen können durch eine Cosinusfunktion mit einer bestimmten Frequenz beschrieben werden. Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 90 Zusammenfassung (Klausur-relevant) Mathematisches Pendel mit Anfangsauslenkung (aus Kraftansatz): g 0 l 02 g 2 ; T l 0 Lösung: 0 cos o t Merkmale idealer harmonischer Schwingungen - Gleichung x o2 x 0 - Schwingungsdauer und Frequenz unabhängig von Amplitude - Rückstellende (= beschleunigende ) Kraft proportional Amplitude (Mechanik) FRk ~ x - o beschreibt die ‚Eigenschaften’ des schwingungsfähigen Systemes - o ist die ungedämpfte Eigenfrequenz des Systems Andere schwingende Systeme (Federpendel, elektrische Schwingkreise, etc.) werden ebenfalls mit dieser Gleichung beschrieben (ggf. mit anderen Variablen). Mittels Koeffizientenvergleich erhält man sofort Frequenz und Schwingungsdauer reale Systeme: Reibung, äußere, nichtlineare, ... Kräfte berücksichtigen (s.u.) Energieansatz, komplexer Lösungsansatz, Reibung etc. s.u. Hinweis: Lösungsmethoden kein Prüfungsstoff, nur Ergebnisse; mathematisches Lösungsverfahren Mathe DGL 2. Sem. Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 91 3.2 Übersicht allgemein: periodische Zustandsänderungen (Energieverschiebungen) Bsp. Pendel: Epot Ekin Epot (trotzdem Kraftansatz verwenden !) Gemeinsamkeit: rückstellende Komponente Anzahl der Komponenten Form Ausbreitung Bsp wenige Schwingung ortsfest Pendel 1 Körper Eigenschwingung o im Körper Stimmgabel viele Wellen Fortpflanzung Schallwelle Schwingungsart Harmonisch Anharmonisch Mathematische Beschreibung 1 Sinus bzw. Cosinus beliebig Bsp: Pendel, Rechteck, Ebbe, Flut LC - Schwingkreis Pulsschlag, EKG Schwingungsart ungedämpft gedämpft Annahmen ideal mit Verlusten, z.B. Reibung Bsp Math. Pendel Luftwiderstand, Federpendel Schwingungsart frei erzwungen Merkmal - System bleibt sich selbst überlassen - äußere Energiezufuhr - abklingende Amplitude - Resonanz Oszillator Resonator Bez.: Schwingungsüberlagerung Addition von Schwingungen 1D oder vektoriell Frequenz Richtung parallel senkrecht Gleich Verstärkung / Auslöschung Lissajous Verschieden Schwebung Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 92 3.3 Ungedämpfte Harmonische Schwingungen 3.3.1 Physikalisches Pendel wie 4.1: Kraftansatz, da Rotation mit Drehmomentansatz M = 0 MRK - MT = 0 Mathematisches Pendel Physikalisches Pendel Def.: Starrer Körper mit Drehpunkt und Schwerpunkt D D r r SWP SWP FRK FG Mathematisches Pendel (mit Drehmomentansatz M = 0, da quasi Rotation, s. o. ): - Drehmoment MT J - MRK r F r m g sin - Satz von Steiner: JA = Js + mr² (MD - 16) - Aufhängepunkt – Schwerpunkt = r Die Formeln gelten ebenso für Starren Körper, da Masse im Schwerpunkt ‘wirkt’ Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 93 dann analog zu (SW 1-4) : JA r m g 0 rmg 0 Ja vgl. o2 0 o2 Eigenfrequenz des Physikalischen Pendels o2 bei kleinen Auslenkungen r mg r mg JA Js m r ² (SW - 9) Kontrolle für Mathematisches Pendel und Vergleich mit (SW – 7): Massepunkt: Js = 0 o g r Technische Bedeutung: Experimentelle Bestimmung von Trägheitsmomenten Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 94 Zum Weiterlesen und als Beispiel (mechanische) Schwingungen mit dem Kraftansatz zu rechnen 3.3.2 Beschreibung des Mathematischen Pendels mit Energieansatz Ekin + Epot = const ; aus Anfangsbed. v oder h 1/2 mv² + mgh = const. mit - h l 1 cos l - klein: cos 1 – 1/2 ² h l ² / 2 - s = l und v = l v=0 nur E pot h Vorteile: v = v max - Vorzeichen von v „uninteressant“, da v2 nur E kin E kin + E pot - Ansatz einfacher Schwingungsgleichung des Mathematischen Pendels bei kleinen s ² Auslenkungen aus Energiesatz g s² const l (SW - 10) Einsetzen der Lösung aus Kraftansatz: s = so cos(wot) o² so² sin²(ot) + g/l so² cos²(ot) = const mit o² = g/l g/l so²[sin²(ot) + cos²(ot)] = g/l so² = const., da sin² + cos² = 1 g Vgl. Kraftansatz: x x 0 mit (SW-10) l aus (SW – 10) Energieansatz g d s ² s² const l dt g 2 s s 2 s s 0 l g s s 0 l - auch möglich, aber komplizierter in Lösung etc. - nicht üblich - inkompatibel mit LC-Schwingkreis Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 95 3.3.3 Korrekte Lösung der Harmonischen Schwingungsgleichung (zur Übersicht, Details Mathe 2) Problem bei Anfangsbedingungen (t = 0) - Auslenkung (Lageenergie) oder Geschwindigkeit (kin. Energie) - Auslenkung (Lageenergie) + Geschwindigkeit (kin. Energie) Allgemeine Harmonische x o2 x 0 Schwingungsgleichung Lösungsansatz : (SW - 11) x(t) = c1 cos(ot+) + c2 sin(ot+) c1, c2 Konstanten aus den Anfangsbedingungen „Allgemeine“ Lösung der Allgemeinen Harmonische Schwingungsgleichung Pendel x(t ) xo coso t Mit vo sino t o (SW - 12) - xo : Anfangsamplitude - vo : Anfangsgeschwindigkeit - o : Eigenfrequenz - : Phase - Geschwindigkeit v ~ x - Beschleunigung a ~ v ~ x o2 x (ungleichm. beschleunigte Bew.) In (SW - 12) setzt man die Anfangsbedingungen ein : - nur Anfangsauslenkung : vo = 0 (sin0 = 0) - nur Anfangsgeschwindigkeit : xo = 0 (cos0 = 1) - gemischt : vo und xo 0 Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 96 Allgemeine Lösung der Harmonischen Schwingungsgleichung (wichtig) - Gilt „immer“ für ungedämpfte harmonisch schwingende Systeme ! - Ist allgemeiner Fall der „mechanischen“ Lösung SW-12 x(t ) A coso t B sino t Mit (SW – 12‘) - A, B : Anfangsamplituden - o : Eigenfrequenz - : Phase Weiterlesen : Komplexe Lösung der Schwingungsgleichung. Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 97 3.3.4 Beispiele Harmonischer Schwingungen (Übung + Klausur) - Federpendel Feder anfänglich gedehnt Kraftansatz: F = 0 1) Fb - Ft = 0 FRK - Ft = 0 FFF = FRK Ft 2) Hooke: FRK = - D x = FF da in -x - Richtung Ft m x 3) x D x0 m x Ruhelage 0 o2 Feder anfänglich gestaucht 2) Hooke: FRK = + D x = FF da negatives x Ft m x , da in -x - Richtung Ft FFF = FRK Rest identisch Probe: - m : a 0 Ruhelage 0 x -D0:a0 JAVA Applett: Federpendel gilt auch für senkrechte Pendel Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 98 - Torsionspendel hier gilt nicht v = r ,da nicht konstant Hier: o = D Herleitung siehe Übungsaufgabe mit : MRK = - D und MT = J folgt : J D 0 J Ruhelage 02 - LC – Schwingkreis siehe E- Technik UC I 1 I 0 LC C 02 L I UC ebenfalls periodisch ! JAVA Applett: Elektromagnetischer Schwingkreis - Flüssigkeit in U-Rohr siehe Übungsaufgabe d' Alembert: FRK = - mbeschl g = Fb ( '-', da nach unten) FT = 0 mges z Flüssigkeit: mFL = A h FRK mges = A l , l : Gesamtlänge m ges mbesch = 2 A z (2, da über- & unterhalb z = 0) g z 2 z 0 l m beschl z Ft Vgl. Mathematisches Pendel o2 g l o2 Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 99 3.3.5 Zusammenfassung Mechanik harmonische Schwingungen (nur Beträge) Translation Rotation Ansatz F=0 M=0 Variable Weg x Winkel Rücktreibende Komponente FRK = cT x MRK = cR Trägheitskomponente FT = m x MT = J Eigenfrequenz Bem.: o2 cT m o2 cR J - Rücktreibende Komponente Auslenkung - Frequenz unabhängig von Amplitude 3.4 Gedämpfte Harmonische Schwingungen Einfluß von Reibung oder anderen Verlusten: Verringerung der Amplitude mit der Zeit Reibungsphänomene siehe Dynamik Als Einführung, relevant für Klausur sind die drei Fälle (Skizze, s.u.) Reibungsarten FR Gleitreibung viskos Newton FR proportional Normalkraft Amplitude lineare Abnahme, nicht geschlossen lösbar v x typ. exponentielle Abnahme (*) v2 Abnahme, DGL schwer lösbar (*): viskose Reibung entspricht einem Ohmschen Widerstand in ET ! Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 100 Bsp: Viskose Reibung z.B. Luftdämpfung eines Pendels bzw. R in LC-Schwingkreis, d.h. FR ~ x ˆ v d'Alembertscher Ansatz F = 0 Ft + FR + FRK = 0 Reibungskraft, siehe Tabelle Mechanisches System : x (SW - 13) b x 02 x 0 m 2 mit - b : Reibungskonstante - m : Masse Vereinfachung der Lösung mit Abklingkoeffizient : b 2m x 2 x 02 x 0 Lösung der DGL (Mathe II, hier nur zur Info) Ansatz: einsetzen: x(t) = xo et ² + 2 + o² = 0 "charakteristisches Polynom" Lösung der Quadratischen Gleichung: ² + 2 + o² = 0 1/ 2 j o2 ² (*) D o Folge: Frequenz einer gedämpften Schwingung ist kleiner als die der Ungedämpften ! Kontrolle: keine Dämpfung b = 0 ; = j o (siehe Ansatz) Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 101 3 Fälle aus (*) Bed: Schwingung Bem. Schwingfall o > ja Kriechfall o < nein Wurzel komplex Aperiodischer Grenzfall o = nein Wurzel Null Wurzel positiv (nur Dämpfungsanteil) Diese Skizze ist relevant: Schwingfall - gedämpfte Schwingfrequenz kleiner als Eigenfrequenz D 02 2 - exp. Abnahme (Einhüllende) der Amplitude : x ( t ) x o t e jD t e exp . Abnahme Schwingung - Wann ist Schwingung (Amplitudenverlauf ~ e t ) abgeklungen ? zur Vereinfachung : t = 0 : e0 = 1 für t > 0 : e-5 0,007 d.h. t 5 ist Restamplitude kleiner 1% Abklingdauer Tabkling Versuche : 5 (SW - 14) - LC-Schwingkreis - Pohlsches Drehpendel Zum Weiterlesen: anharmonische Schwingungen, Frequenzverdopplung z.B. Klirrfaktor im Audiobereich Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 102 3.5 Erzwungene Schwingungen Prinzip: Äußere Kraft bzw. Energie wirkt auf schwingungsfähiges System Relevant: „Physikalische Effekte“ wie z.B. Skizzen, nicht Formeln. Versuch: Drehpendel aus Kraftansatz Schwingungsgleichung für erzwungene Schwingungen x + 2 x + o2 x = Fext (SW - 17) Fext : - Äußere Kraft , Fälle siehe s.u. - Fext = 0 : Freie, gedämpfte Schwingung (s.o.) - Fext = 2 x : Kompensation der Reibung durch Äußere Kraftzufuhr z.B. schaukelndes Kind bei konstanter Amplitude anwachsende Amplitude : Resonanz s.u. Fext Kurzzeitig, einmalig Zeitverhalten Bsp. Pendel F ext „Anschub“- Anfangsbed. Danach gedämpfte (‚Schlag’) Schwingungen t Permanent F ext z.B. Stimmgabel, Börsencrash Dauernde Auslenkung Schwingungsdauer T = z.B. Festklemmen t Periodisch Wichtigster Fall F ext Anregung mit Eigenfrequenz bzw. „beliebig“ das ist Resonanz t Praxis: Mit einem ‚Schlag’ und Messung von Schwingfrequenz und Amplitude erhält man alles Systeminformationen wie o und Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 103 3.5.1 Viskos gedämpfte Schwingungen mit Sinusanregung Versuch : Drehpendel, LC-Schwingkreis JAVA Applett: Erzwungene Schwingungen (Resonanz) Schingungsgleichung mit Dämpfung und Äußerer Anregung Komplexer Lösungsansatz : x 2 x 02 x Fext j ext t e m (SW - 18) x x 0 e j ext t (Rechnung hier rein 'informativ , siehe Mathe II) einsetzen: x0 2ext j 2 ext 02 Maximalamplitude : x0 Resonanz 0 ext Re(x0): Fext m 2ext j 2 ext 2 0 x0 Fext m Fext 2 m ext Dämfung 0 bedeutet Amplitude , dies nennt man 'Resonanzkatastrophe' Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 104 Resonanzen - vermeiden, da Materialzerstörung (s.u.) - erwünscht z.B. Funkempfänger (LC-Schwingkreis) Meßtechnik : Bestimmung der Resonanzfrequenz Beispiel Schiffsantrieb: Video Tacoma - Bridge … praktische Anwendung : LC – Schwingkreis“ Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 105 Übungsblatt Schwingungen 1. Simulieren Sie Schwingungsphänomene mit dem Computer (z.B. EXCEL): Dämpfung - Erzwungene und anharmonische Schwingungen - Überlagerung 2. Weisen Sie nach, dass beim Mathematischen Pendel die Lösung des Kraftansatzes (vereinfacht s = so sin(wot) ) auch die Lösung des Energieansatzes (s'² + o² s² = const) ist. 3. Stellen Sie die Harmonische Schwingungsgleichung für ein Torsionspendel (siehe Vorlesung) auf und geben Sie die Eigenfrequenz an. Welche meßtechnische Bedeutung hat ein Torsionspendel? 4. Stellen Sie die Harmonische Schwingungsgleichung für eine Flüssigkeit in einem U-Rohr (siehe Vorlesung) auf, Eigenfrequenz ? 5. Sie bohren ein Loch durch die Erde (senkrecht, durch den Erdmittelpunkt). Wenn Sie einen Gegenstand hineinbringen und loslassen, wird er durch die Erdanziehungskraft hineingezogen ( a r g R mit R = 6400km, g = 10m/s², Abstand r vom Erdmittelpunkt, ohne Reibung etc.). a) Stellen Sie die Bewegungsgleichung auf und lösen Sie sie (Bewegungsform, relevante Parameter) b) Vergleichen Sie die Zeit, die der Gegenstand zu Durchqueren der Erde und zurück braucht mit der Umlaufzeit eines niedrigfliegenden Erdsatelliten (Übungsblatt Kinematik) "etwa gleich groß" 6. Wie groß ist die Schwingungsdauer einer langen Stange (Dicke vernachlässigen), die an einem Ende aufgehängt ist (harmonisch, ohne Reibung)? Vergleichen Sie dies mit einem Mathematischen Pendel. Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 Lsg: 2/3 eines gleichlangen M. P. 106 7. Ein Seil der Länge l und der Masse m liegt so auf einem Tisch, daß der längere Teil hinunterhängt. Nach dem Loslassen soll das Seil reibungsfrei über die Tischkante gleiten. Stellen Sie die Bewegungsgleichung und und vergleichen Sie diese "einmalige" Bewegung mit einer Harmonischen Schwingung. 8. Ein Teilchen der Ladung q und der Masse m befindet sich im homogenen Feld eines senkrecht zur Erde stehenden genügend großen Plattenkondensators (Abstand d). An diesem liegt eine Wechselspannung an, so daß eine Kraft F = qUmax/d cost horizontal und die Erdanziehungskraft vertikal wirkt. Stellen Sie die Bewegungsgleichung auf und integrieren diese. 9. Ein waagrecht liegender Harmonischer Federoszillator der Masse 1kg (Masse incl. Feder, Ansatz: waagrechtes Federpendel) und D = 100N/m befindet sich in seiner Ruhelage. Er wird von einer Kugel (10g) durchschlagen, die mit 500m/s auftrifft und mit 250m/s austritt. Berechnen Sie die Schwingungsamplitude nach dem Durchschlag des Geschosses (reibungsfrei). 25 cm 10. Ein unten mit Blei gefülltes Reagenzglas (Gesamtgewicht m) schwimmt senkrecht im Wasser. Zeigen Sie, daß das Reagenzglas harmonische Schwingungen (ohne Reibung) durchführt, wenn es etwas ins Wasser gedrückt und dann losgelassen wird. 11. Ein Federpendel besitzt zur Zeit t=0 eine Auslenkung von 5cm, die Geschwindigkeit 10cm/s und die Beschleunigung -20cm/s². Wie groß ist die Amplitude und die Kreisfrequenz der Schwingung? 7,07 cm 2 1/s 12. Ein 2-atomiges Molekül kann durch ein Feder-Masse-Modell beschrieben werden. 2 harte Kugeln der Einzelmassen 1,67 10-27 kg sind mit einer Feder (D = 510 N/m) verbunden. Achten Sie auf die Bewegung des Schwerpunktes, hier tritt sonst ein Faktor 2 auf ! a) Eigenfrequenz des Moleküls 1,24 1014 Hz b) In welchem Wellenlängenbereich liegt diese? c) Welche meßtechnische Bedeutung hat dies? Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 107 4. Wärmelehre (Thermodynamics) Das menschliches Temperaturempfinden ‚warm – kalt‘ ist im Vergleich zum Sehen nur ungenau physikalische Beschreibung der Temperatur notwendig 4.1 Temperatur (Temperature) Temperatur ist eine der 7 Basisgrößen [T] = K Vergleich Kelvin - °C K absoluter Nullpunkt °C 0 -273 77 -196 Schmelzpunkt H2O 273 0 Siedepunkt H2O 373 100 Siedepunkt N2 Schmelzpunkt Eisen Sonne innen Sonne außen 1.800 K 107 K 6 * 103 K (siehe Kap. Wärmestrahlung) Der „Erfinder“ & „Konkurrenten“ Celsius und Fahrenheit ^ Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 108 Temperaturangaben in technischen Spezifikationen (Specification) Betriebstemperatur (Operating Temperature) Temperaturbereich, bei dem das Gerät ohne Schaden zu nehmen betrieben werden kann Lagertemperatur (Storage Temperature) Temperaturbereich, bei dem das Gerät ohne Schaden zu nehmen gelagert werden kann, es ist hierbei nicht eingeschaltet und muss vor dem Einschalten in den Betriebstemperaturbereich gebracht werden. Unter Temperatur versteht man hier typischerweise die Temperatur der Umgebungsluft, die Temperatur im Inneren liegt höher. Beispiel aus der PC-Welt : Betrieb +10°C ... +35°C , Lagerung -40°C ... +65°C Typische Betriebstemperaturen : Bezeichnung Commercial Industrial (indoor) Industrial (outdoor) Bereich /°C +5 ... + 50 0 ... +70 25 ... +75 Automotive -35 ... +85 Military -55 ... + 125 Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 109 Messung durch temperaturabhängige Zustandsgrößen: Zustandsgröße Anwendung (Beispiel) Volumen Flüssigkeits-, Gasthermometer Längenaus- Bimetall-Thermostat dehnung (Kaffeemaschine) ungleiche Thermoelement Metalle (Verfahrenstechnik) Widerstand Pt100 – Messtechnik (Industrie) 'Farbe' des Pyrometer (rotglühender Stahl), emittierten siehe Diagramm Ausführung (Beispiel) Lichtes physikalisch – Temperaturstreifen chemisch - Flüssigkristalle reversibel - chemisch irreversibel (max. Temperatur) Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 110 4.2 Kalorimetrie (Calorimetry) Wärmemenge (Heat Quantity) Q c m T [Q] = J ('Energie') mit (WL - 1) C m : Masse, [m] = kg c : spezifische Wärmekapazität [c] = J / kg K , Werte s.u. C : Wärmekapazität eines bestimmten Körpers (= c m) T : Temperaturdifferenz, [T] = K Anmerkungen - eigentlich müßte die Formel Q lauten - Q nicht proportional T falls Phasenübergänge ! Energieformen können ineinander umgewandelt werden. Ausnahme: selbstständiges Abkühlen unter die Umgebungstemperatur Bsp: Stein kühlt sich ab und hüpft mit der gewonnenen Energie hoch (2. Hauptsatz Thermodynamik) Mischungstemperatur Bringt man verschiedene Stoffe mit unterschiedlicher Temperatur, spez. Wärmemenge etc. miteinander in Kontakt, so stellt sich die sogenannte Mischungstemperatur aufgrund der Energieerhaltung ein: mit m : Masse c : spez.Wärmekapazität T : Temperatur vor Mischen Beispiel TMisch c1 m1 T1 c 2 m2 T2 ... c1 m1 c 2 m2 ... (WL - 1') heißes (80°C) und kaltes (20°C) Wasser (je 1 kg) zusammengießen: 4,2 TMisch kJ kJ 1 kg 353K 4,2 1 kg 293K 646K kgK kgK 323K 50 C kJ kJ 2 4,2 1 kg 4,2 1 kg kgK kgK Übungsaufgabe: Welche Temperatur messen Sie, wenn Sie in 1l 80°C warme Luft einem 10g schweren Eisen-Temperaturfühler mit der Temperatur von 20°C bringen? ‚Unberechenbar’ : Ort und Temperatur der einzelnen Wassermoleküle zu jedem Zeitpunkt Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 111 Bsp.: Elektrische Energie (Arbeit, Work) Wärme (Heat) z.B. Herd oder elektrische Geräte mit der Leistung Pel = U I : W el = U I t = Q zu erwarten ist eine lineare Zunahme der Temperatur mit der Zeit: U I t = c m T T ~ t Dies wird experimentell nicht beobachtet (s.u.) ! Gründe: - Wärmeabgabe durch Wärmedurchgang durch Gehäusewand, Lüfter, Abstrahlung, ... - mögliche Phasenübergänge Die Meßkurve läßt sich sehr gut mit einer e-Funktion anfitten, d.h. vgl. Ladekurve RC-Glied Aufheizen einer LCD-Anzeigetafel T /°C lineare Zunahme Gleichgewichtstemperatur 50 45 Messung 40 35 exp - Fit 30 25 0 10 20 30 40 50 60 T nach Einschalten /min Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 112 Bsp.: Kinetische Energie in Wärme (Übung) Auto bremst von 108 km/h auf 0 km/h mit ABS (nicht blockierend) Ekin Q 1 m v2 Q 2 Folge: Bremsscheibe wird heiß, aber wie ändert sich hier T ? aus (WL - 1) Q c m T T Werte: Q cm mauto = 1000 kg mBremsscheibe = 2 kg v = 30 m/s 0 m/s (Achtung, siehe W kin) ceisen = 500 J/kgK T mAuto v2 2 c mBremsscheibe Einheiten: Achtung: kg2 m2 K K s 2 J kg kg m2 J s 2 T 450 K Dieser Effekt tritt auch bei langen Passabfahrten ohne Motorbremse auf, bzw. bei Autorennen mit vielen Kurven ! Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 113 4.2.1 Spezifische Wärmekapazität (Specific Heat Capacity) es gilt: - cp (p = const) - cV (V = const) - c = c(T) - c(0K) = 0 für Festkörper und Flüssigkeiten cp cV c für Gase cp > cV Material c/ Eisen J @ T 300 K kg K 500 Holz 2.000 Wasser 4.200 Luft cp 1.000 cV 720 Bestimmung (Messung) der spezifischen Wärmekapazität z.B. durch Mischungsexperimente (siehe Formel WL-1’ mit Dewar-Gefäß) Wärmekapazität eines Systemes, z.B. Gehäuse, Dewargefäß C=cm mit C = C1 + C2 + ... = Q T Anwendung bei Verbundgefäßen, z.B. Thermoskanne, dort wird C experimentell bestimmt. Messung durch Mischversuch: Tgemessen < Tmisch errechnet Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 114 Materialien besitzen spezifische Eigenschaften, die bei Temperaturänderungen oder anderen Wärmeeffekten zum Tragen kommen, siehe nachfolgende Tabelle. Wärmeeigenschaften ausgewählter Materialien Hier nur ungefähre Werte aufgeführt ! Spez. Wärmekapazität (300K) / Luft : 1 kJ kg K Aluminium Eisen Gold H20 0,90 0,45 0,13 4,2 650 1.500 1.060 0 400 280 70 967 946 205 2.500 2.700 2.700 100 11.000 6.300 1.700 2.250 23 12 14 kJ kg K Schmelztemperatur /°C spez. Schmelzwärme q / kJ kg Wärmemenge, um 1 kg von Zimmertemperatur zu schmelzen /kJ Siedetemperatur /°C spez. Verdampfungswärme r / kJ kg linearer Ausdehnungskoeffizient 106 / K Volumenausdehnungskoeffizient / 1 K Festkörper 10-5 Flüssigkeiten 10-4 Gase 10-3 Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 330 115 Bsp.: Geräteerwärmung (Übung) Wie lange braucht ein elektrisches Gerät zum Aufheizen auf eine maximal erlaubte Temperatur ? Leistung am Transistor (TO-3, Metall): U = 3V , I = 1A Kunststoffgehäuse 1l Luft , = 1,2 g/l To = 25°C, Tmax = 75°C -> T = 50K Welektrisch = QWärme UIt = c m T → T Q cm t t c Luft mLuft T UI 1000 0,0012 50 s = 20 s 31 stimmt das ??? - Einheit: [ t ] Bem: - J kg K 1 Ws s kg K 1 1 VA W t gemäß Erfahrung größer: Aufheizen von Transistor (Metall) und Gehäuse (Kunststoff) sowie Wärmeabstrahlung und Wärmeleitung des Gehäuses vernachlässigt, es wurde nur Erwärmung der Luft im Gehäuse berechnet ! (siehe oben, Aufheizen LCD-Tafel) - Rechnung mit Metall (10 g) und Kunststoff (100 g): t c M mM c K mK c L mL T U I 1800s 30 min. 450 0,01 1000 0,1 1000 0,0012 50 s 3 (Ausklammern von T erlaubt, da ‚Alles’ dieselbe Temperatur hat) - Wärmeleitungsverluste (Thermisches Gleichgewicht) berücksichtigen Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 116 4.3.1 Phasen fest flüssig gasförmig Form definiert Beliebig bel. Volumen def def. bel. Bsp Metall Wasser Luft Weitere Phasen : flüssigkristalline - und Plasma - Phase Ohne diese beiden gäbe es wohl keine flachen Displays!) Weiterlesen Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 117 4.3.2 Phasenübergänge (Phase Change, ~ Transition) Phasenübergang T steigend T fallend Fest (solid)- flüssig Schmelzen (melting) Erstarren (solodify) Sieden (boil) Kondensieren (condense) Sublimation (z.B. Schwefel) Desublimation Flüssig (fluid) - gasförmig fest – gasförmig (gaseous) Sublimationswärme = Schmelz- + Verdampfungswärme Energetische Betrachtung der Phasenübergänge T konstante Wärmemenge pro Zeiteinheit wird ständig zugeführt Verdampfungs T Versuche: Eiswasser, Wasser Schmelz T kochen, T bleibt eine zeitlang konstant ! Schmelzwärme Phasenübergang T steigend Wärmemenge aufwenden T fallend Wärmemenge wird frei Schmelz-, Erstarrungswärme Siede-, Kondensationswärme Qsm = q m Verdampfungswärme Q bzw. t (WL - 3) Qsd = r m q : spez. Schmelzwärme [q] = J/kg Werte siehe Tabelle Wärmeeigenschaften (s.o.) r: " Verdampfungswärme m : Masse Anwendung : Wärmepumpe - ext. Wärmeaufnahme: niedrigverdampfende Flüssigkeit - int. Wärmeabgabe : Kondensation an Heizflüssigkeit Kondensationswärme wird frei ! Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 118 Zur Info: Druck - Temperatur - Abhängigkeit Bsp: H2O p /Pa Schmelzdruckkurve 10 Wasser 6 Dampfdruckkurve " 1 at " Wasserdampf Eis 10 kritischer Punkt 2 Tripelpunkt Sublimationsdruckkurve 1 -100 0 100 300 T /°C Anmerkungen: Sublimationsdruckkurve Eis Wasserdampf; Beispiel Trockeneis Schmelzdruckkurve nahezu druckunabhängig, Bsp Eislaufen Dampfdruckkurve T-abhängig: Wasser kocht im Gebirge bei niedrigerer T als am Meer, Kavitation bei Schiffsschraube Tripelpunkt alle 3 Phasen existieren H20 : T = 273,16 K (T-Def.); p = 610,6 Pa kritischer Punkt nur unterhalb der kritischen Temperatur lassen sich Gase durch Druck verflüssigen Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 119 Schmelzen kann lange dauern bei guter Wärmeisolation: Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 120 4.4 Zustandsgleichungen (Constitutive Equitation) 4.4.1 Ideales Gas Gilt nur für hohe Temperaturen, pV=nRT da T 0 V = 0 bedingt (WL - 4) Mit - R = 8,3 J/Kmol Allgemeine Gaskonstante - n : Stoffmenge, [n] = mol - T : Temperatur in K Messverfahren siehe rechts, im Schlauch befindet sich eine Flüssigkeit JAVA Applett: Zustandsänderungen eines idealen Gases 4.4.2 Flüssigkeiten und Festkörper allgemein : V = V(T,p) d.h. Fkt mehrerer Veränderlicher: Linearisierung als Näherung Volumenveränderung V(T,p) = Vo ( 1 + T - p) (WL - 5) mit : Vo, To, po : Ausgangszustand laut DIN bei 20°C (293 K) V, T, p : aktueller Zustand T = T - To p = p - po Achtung: = Aktueller Wert - Ausgangswert : Volumenausdehnungskoeffizient [] = 1/K, hier isotrop d.h. (x) angenommen ! : Kompressibilität [] = 1/Pa Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 121 - Prinzipiell können diese Parameter richtungsabhängig sein, wie z.B. bei Verbundstoffen ! - und sind Temperatur-abhängig ! Typische Werte /1/K /1/MPa Festkörper 10-5 1 Flüssigkeiten 10-4 100 Gase 10-3 10.000 T und p verursachen V Maschinenbau: Gehäuse: V = const: T p Kraft F : Spannungen E-Technik: T-abhängige Parameter z.B. Widerstand in 'einem Gerät / Schaltung' nur Materialien mit gleicher T-Abhängigkeit verwenden! Näherungen: Volumenveränderung V(T) = Vo ( 1 + T) Vo ( 1 + 3 T) (WL – 5’) bei konstantem Druck, : Längenausdehnungskoeffizient Geometrie Bei langgestreckten Gegenständen, z.B. Stäben kann man vereinfachend nur mit der Längenausdehung rechnen oder falls nur eine Richtung für die Aufgabenstellung relevant ist. Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 122 L(T) = Lo (1 + T) Längenausdehnungskoeffizient (WL - 6) (Thermal Coefficient of Expansion, TCE) [] : / 1/K , üblich für T von 0 ... 100°C - ist temperaturabhängig, z.B. Platin (siehe unten) = (T) Tabellen meist für 20°C, da WL - 6 lineare Näherung ! - Materialwerte siehe Tabelle Bem.: - Concorde bei Mach 2,2: L 30 cm bei ca. 50m Länge - Blackbird-Triebwerk (re.) - (WL - 6) ist eine lineare Näherung (Polynomentwicklung) ! - Längenausdehnung L(T) = Lo (1 + T) - Hookesches Gesetz F(x) = (0 + Dx) - E-Technik R(T) = R25 (1 + T) Polynome werden zum Anfitten an experimentelle Werte verwendet. Diese linearen Gleichungen gelten nur für einen bestimmten und engen Bereich. Will mans genauer wissen: höheres Polynom, z.B. Platin : 6. Grad ! Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 123 Unterschiedliche Ausdehunungskoeffizienten führen zum Bruch bzw. Materialermüdung: Thermische Ausdehnung bei IC (-65°C ... +150°C) / 10 -6 K l / µm Vergußmasse 20 43 Polyimid Silizium Kleber Träger 40 3,5 40 86 7,5 86 17 37 10mm Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 124 4.5 Wärmetransport (Heat Transport) Art Charaktristik Wärmestrahlung (thermal radiation) Bsp em-Strahlung (meist IR) Wärmeströmung (thermal flow) Sonne, Mikrowelle, Lagerfeuer Konvektionsheizung (z.B. Luft), PC- Materialtransport Lüfter, Meer: kaltes Wasser unten, (Konvektion) oben warm Wärmeleitung (thermal conduction) erwünscht Energieübertragung : Kühlkörper unerwünscht : Thermoskanne Statt ‚thermal ...‘ wird im Englischen auch oft ‚heat ...‘ benutzt. 4.5.1 Wärmestrom (Thermal Flow) Wärmestrom auch Wärmeabgabe mit Q = c m T vgl. mit Strom und Ladung J W s Leistung Q dQ Q t dt (WL - 8) T c m T c m T cm Bsp. | Lüfter | Statisches Abkühlen | z.B. Gase, c(T) oder Phasenübergang zeitliche Abhängigkeit analog Kinematik ! 0, c 0 ) : Q = 90 J in t = 15 s = 6 W Bsp: - abkühlender Körper ( m - Gehäuselüfter mit permanentem Massenstrom 5 l/min, T = 20 K ( T 0 ) dm m 5 l , Wärmekapazität konstant : c 0 m dt t min T 1000 cm J kg 0,0012 5 20K 2 W kgK 60 s Solarkonstante (Äquator, senkrechter Einfall): qsolar = = 1,35 kW/m² A (Deutschland 0,7 kW/m²) Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 125 Analogie Wärmelehre - E-Technik Transport von 'Wärmeteilchen' im Vergleich zu geladenen Teilchen Die treibende Kraft für den Transport ist eine Potential- bzw. Temperaturdifferenz ! Wärmelehre E-Technik (Gleichstrom) T U Potentialdifferenz I Strom Rth R Widerstand R th T R 1 R th G T-Differenz Wärmestrom Wärmewiderstand Wärmeleitwert 1 eines Kühlkörpers' R thges Leitwert 1 R Rth ges = Rth Rges = R Serienschaltung 1 1 ... R th1 R th2 1 1 1 ... Rges R1 R2 Parallelschaltung C Kondensatorkapazität Mehrere Schichten 'Vergrößerung Ohmsches Gesetz U I Wärmekapazität C (Serien- und Parallelschaltung entsprechend) Gehäuse Isolierscheibe Kühlkörper Luft Betrachtung nur in diese Richtung THL TGeh. TIso TKk. TLuft Pel RLast = Abgabe an Umgebungsluft C : Wärmekapazität, R : Wärmewiderstand Vergleiche mit Aufheizkurve (S. 104) mit der Ladekurve U(t) der Kondensatorspannung eines RC-Schaltkreises. Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 126 2 Fälle des Wärmestroms : permanente Wärmeentwicklung ‚leicht‘ zu berechnen, d.h. (Wärme-) Kapazitäten werden vernachlässigt, nur Widerstände berücksichtigen. Annahme, dass der Aufwärmvorgang abgeschlossen ist. Typische Aufgabe: - Berechnung der Gleichgewichts-Temperatur - Berechnung eines Kühlkörpers Einschalt- und Abschaltvorgänge ‚komplexer‘, meist nur interessant bei kurzen Betriebsdauern (‚Ladezeit‘, danach Fall ‚permanent‘), z.B. HF-Teil Handy, da typischerweise 5 min. in Betrieb. Vgl. RC-Verhalten bzw. Einschalten LCD-Tafel Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 127 4.5.2 Wärmestrahlung (Thermal Radiation) auf der Erde in Luft und Wasser für kleinere Körper (z. B. ICs) meist vernachlässigbar im All: Wärmeabgabe nur über Strahlung möglich Bsp: Astronauten müssen mit Flüssigkeit gekühlt werden, da der Körper mehr Wärme erzeugt als durch Strahlung abgeführt werden kann, also ‘Wärmetod’ nicht ‘Kältetod’ ! Plancksches Strahlungsgesetz gilt genau genommen nur im All A T4 (WL - 9) mit = 5,7 10-8 W m2 K 4 (Stefan-Boltzmann - Konstante) = Emissionsvermögen : schwarzer Kühlkörper 0,9 ... 0,95 , weiße Fläche 0,5 A : Fläche des Schwarzen Körpers /m² [T] = K Achtung: Näherung, gilt nicht, wenn Wände etc. in der Nähe sind! Bei der Stahlerzeugung ist deutlich die Abhängigkeit der Farbe mit zunehmender Temperatur (Strahlung) zu erkennen: Rot (600°C) - Gelb (1100°C) - Weißglut (1300°C) Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 128 5.3 Wärmeströmung (Thermal Flow) - Transport von Materie, d.h. Wärmetransport durch Teilchentransport ! - meist aktiv, z.B. mit Lüfter oder Pumpe betrieben. - Konvektion: Strömung durch Dichteunterschiede, z.B. warme Luft steigt auf Wärmeströmung : Massenstrom (vgl. Impuls) m T : T-Differenz ausströmende - angesaugt Luft Q dQ cm T Q t dt (WL - 10) bzw. Flüssigkeit oder Gas Man kann mittels der transportierten Stoffmenge (z.B. Luft bei Lüfter, Angabe in m³/min) den Wärmestrom berechenen: Bsp: Wieviel Verlustleistung kann ein Lüfter aus einem elektrischen Gerät transportieren ? Lüfter mit 0,1 m3 min Beispiel Lüfter-Spec Luft : T = 30 K (ausgeblasene eingesaugte Temperatur) Dichte : 1,2 kg/m³ T =c m J 0,12 kg = 1000 30 K K kg 60 s = 60 W Bestellbezeichnung: Abmessungen: a x b (mm) 40 x 40 Bautiefe:c(mm) 25 d (mm) 32 e (mm) 4,5 Nennspannung VDC 24 Volumenstrom m ³/h 165 Luftdruck mm H2O 7,2 Stromaufnahme mA 340 Geräuschpegel dBA 44 Lagerungsart Kugellager Temperaturbereich -10 ... + 70 °C Lebensdauer in h bei 25°C 51.000 Lebensdauer in h bei 70°C 40.000 Zulassung Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 0410N-12 UL/CSA/TÜV 129 Anwendungen: In Schaltschränken ist die Temperatur ‚oben‘ am höchsten (Bauteile-Belastung !). Deshalb sollten oben (Abluft) und unten (Zuluft) Lüftungsschlitze angebracht sein. Zu beachten ist aber eine ‚Verschmutzung (Staub) des Gerätes und eine erhöhte Wasserempfindlichkeit. Achtung : Bei erhöhten Umweltanforderungen (z.B. wasserdicht) kommt eine Wärmeabfuhr durch Lüftung (Massestrom) nicht in Betracht. Die Wärmeleitung und die maximal erlaubte Bauteiltemperatur bestimmt dann maßgeblich die maximal erlaubte elektrische Verbrauchsleistung ! 4.5.4 Wärmeleitung (Thermal Conduction) Metall fühlt sich ‚kälter‘ als Holz in einem 20°C warmen Raum an obwohl beide Gegenstände gleich warm sind. Grund: Metalle haben eine höhere Wärmeleitfähigkeit und transportieren so die ‚Wärme‘ der Finger schneller ab, die (wärmeren) Finger kühlen sich also ab. Hauptfälle : - Wärmeleitung durch eine Wand sowie von Festkörper auf Fluid - Wärmedurchgang durch eine Wand - Wärmeabgabe eines Körpers durch Abkühlen bzw. bei 'ständiger' Heizung Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 130 4.5.4.1 „Reine“ Wärmeleitung durch Wand Welcher Wärmestrom fließt durch eine Wand bzw. TA welche Leistung wird durch eine Wand in Abhängigkeit vom Temperaturgefälle transportiert ? s A TB T U Achtung : Das folgende beschreibt nur einen T A Teilaspekt der Wärmeübertragung durch eine Wand, T B R Analogie s vollständig s.u. ! Wärmestrom analog Ohmschen Gesetz : x U T I R R th Hieraus folgt Wärmewiderstand [Rth] = K W Rth s : Wanddicke, A : Fläche : Wärmeleitzahl, [] = W Km s 1 A kA (WL - 11) (Materialeigenschaft) k : Wärmedurchgangszahl, k ; Anwendung z.B: Baubranche s Wärmeleitung Erhöhte Wärmeabgabe durch Vergrößerung der Oberfläche (Kühl- T k A (TA TB ) k A T A T R th s (WL - 12) körper, Rippen bei Elektromotoren) Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 131 Wärmedurchgangszahl „Normierung“ auf Dicke W [k] = K m2 k Wärmeleitzahl Material Werte für 300 K ! Eis 2,33 Wasser 0,6 Luft W Km Wärmedurchgangszahl k (WL - 13) / W K m2 0,025 Stahl 14 PVC 0,16 Kork 0,05 Ziegel Glas Beispiel: / s 1 1,5 (30 cm Hohlziegel) 0,8 5,6 (1 cm) (Doppelglas) Wie stark muß die Heizung einer Studentenbude sein ? Werte : Länge Außenwand 10 m (Ecke), 2,5 m hoch, 2 Außenwände, k = 1 W/Km² Innenwände, Boden, Decke vernachlässigt, da Hochhaus Temperatur 0°C außen, 20°C innen gewünscht = k A T = 1 W/Km² 25 m² 20 K = 500 W Bei einer Wand aus mehreren Schichten wird einfach die 'Serienschaltung' (vgl. ET) angewendet: Rthges = Rth1 + Rth2 + ... 'Parallelschaltung' : 1 R th ges 1 1 ... (Vergrößerung der ‚Durchgangsfläche’) R th 1 R th 2 Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 132 4.5.4.2 Wärmeleitung von Festkörper auf Fluid (Flüssigkeit, Gas) Welche Wärmeleistung wird von einem Festkörper auf ein Fluid abgegeben ? A FK hier geht nur der Wärmeübergangskoeffizient Fluid T TFK des Fluids ein ! T TFluid T = TFK - Tfluid x Wärmestrom durch Übergang FK - Fluid : Wärmeübergangskoeffizient, [] = W / m² K A T (WL - 14) = (vfließ, Medium) Wärmeübergangswiderstand FK - Fluid Rth s 1 vgl. Wärmedurchgangswiderstand Rth A kA Metall - Medium (WL - 15) / W/m²K Luft : ruhend 3 - 30 langsam 30 - 60 schnell 60 - 300 Wasser 1 A 500 - 5000 Wärmeübergangskoeffizient für strömende Luft längs einer ebener Wand 6 4 v 0,78 7 v für v 5 m s für v 5 m s multiplizieren mit Einheiten Bsp: - Motor: Wodurch unterscheiden sich Luft – Wasserkühlung ? Vorteile - Nachteile, ... - PC mit Wasserkühlung Hier vernachlässigt: Wärmeübergang FK auf FK Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 133 4.5.4.3 „Vollständiger“ Wärmedurchgang durch Wand Wärmeübertragung von Fluid durch Wand (hier Verbundwand) an Fluid Wärmeübergangskoeffizient von Wand 1 auf Wand 2 wird vernachlässigt. Innenwand 1 : Wärmeübergangskoeff. 1 T A A 1 s1 s2 2 T Wärmeleitung durch Wand 1 : Wärmeleitzahl 1 B Wärmeübergang Wand1 - Wand 2 vernachlässigt Wärmeleitung durch Wand 2 : Wärmeleitzahl 2 T Außenwand 2 : Wärmeübergangskoeff. 2 innen außen x I Elektrisches Ersatzschaltbild mit Strom I - Wärmewiderstand als Serienschaltung : Rth ges = Rth überA + Rth durch1 + Rth durch2 + Rth überB - Einzelwiderstände aus (WL - 15). - Funktioniert ebenso mit 1 oder mehreren Wandkomponenten. Wärmestrom innen außen : T T A T 1 s s 1 Rthges 1 1 1 1 1 2 1 A 1 A 2 A 2 A 1 k1 k 2 2 Näherung : T des Gesamtsystems (ist aber üblich) Beispiel (Übung): Zimmerwand (1 m² mit = 6 W/m²K ) mit 30 cm dicken Ziegeln, (k = /s = 1 W/m²K) und 1 cm Gips (k = /s = 2 W/m²K) innen. Temperaturdifferenz von außen nach innen 20 °C (20K). Gesucht : Wärmestrom und Verlustwärme pro m² bzw. s ? Wärmedurchgangswiderstand : 1 1 1 1 1 1 1 1 1 m² K K 1 R thges 1,83 W 1 k 1 k 2 2 A 6 1 2 6 W m² Wärmestrom pro m² : = T / Rth = 20 W / 1,83 = 11 W Verlustwärme pro m² und sec : Q = t = 11 J Bei 45 m² anrechenbarer Fläche und 2000 h p.a. Heizung einer Wohnung ergibt sich : = 500 W, Q = 1000 kWh, Heizkosten bei 0,4 €/kW : 400 € pro Jahr Beispiel Studibude (S. 123): 25 m² bei = 11 W entspricht ca. 275 W, nur ‚Wand’ ergibt 500 W Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 134 4.5.4.4 Wärmeabgabe Statisches Abkühlen - es wird keine Wärme nachgeliefert - T const, gesucht: T = T(t) ? Bsp: Eisenwürfel (Fe) - Anfangsbedingung : T(t = 0) = 70°C = 343 K Fläche des Würfels zur Luft hin: Fe 30 cm Luft ruhend 20°C 70°C A = 5 * (0,3 m)² = 0,45 m² Näherung: isoliert aufgeklebt - TEisen im Würfel räumlich konstant - Umgebungsluft erwärmt sich nicht - keine Volumenschrumpfung - keine Wärmestrahlung - Materialparameter seien T-unabhängig - cFK >> cFluid Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 135 Def.: Temperaturdifferenz : Tdiff = TEisen - TLuft = dQ / dt einerseits: T R th differentielle Schreibweise (Rth ist hier der Wärmeübergangswiderstand FK - Fluid) dQ = A Tdiff dt (Wärmeleitung) (i) dQ : differentielle Änderung der Wärmemenge Wärmeverlust in der 1. Minute für TKörper = const. Q5 W 0,45m² 50K 60 s 7 kJ m² K (vgl. mit Wärmestrahlung ! ) andererseits: dQ = c m dTdiff mit (im Eisenwürfel gespeicherte Wärmemenge) (ii) c = 0,55 J/gK m = V Energieerhaltung : - Wärme kann nicht verschwinden - Wärmeaufnahme der Luft = Wärmeverlust (-abgabe) des Eisenwürfels Summe aller Änderungen der Wärmemenge muß Null sein dQ = 0 mit (i) und (ii) folgt : dQauf + dQab = 0 - dQEisen = dQLuft Relevant (für „Wissen“ und Klausur): Ansatz & Ergebnis Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 136 Berechnung der Differenztemperatur: c m dTdiff A Tdiff dt dTdiff A Tdiff dt cm dTdiff A Tdiff cm ln Tdiff Tdiff k e vernachlässigt : - TLuft = TLuft (t) DGL 1. Ordnung (Mathe 2) dt A t C cm |e A t cm k aus Anfangsbedingung : Tdiff (t = 0) = TEisen(0) - TLuft (hier 50 K bzw. 50°C) k = TEisen(0) - TLuft Tdiff (TEisen( 0) TLuft ) e Tdiff A t cm t : Tdiff 0 TEisen TLuft dann herrscht thermisches Gleichgewicht TEisen(0) TLuft t - Bestimmung von (ggf. ln - Darstellung) Anwendung : - Hitzdrahtinstrument z B. als Luftmassenmesser in Vergasern Strom um T zu halten ~ zur Geschwindigkeit (Eichung notwendig) Vergleich mit Entladekurve RC-Glied R : Abflußwiderstand (Rth) ≡ 1/A C : Speicherelement (CEisen) ≡ c m UC Tdiff UC U0 e T E is e n C E is e n 1 t RC R th T L u ft R L u ft (k le in , K u rz s c h lu ß ) Benefit: Aufgaben aus der Wärmelehre können mit Schaltungssimulations-Software gelöst werden ! Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 137 Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 138 Praktisches Beispiel (Übung): In welchem Fall ist heißer Kaffee, welcher frisch in einen Styroporbecher gegossen wird nach 10 min. kälter ? Wenn die Milch sofort oder erst nach 10 min dazugegeben wird ? Werte für t = 0: Kaffee : TK = 70°C , mK = 100 g Milch : TM = 10°C , mM = 10 g TLuft = 20°C , cKaffee = cMilch = c Wärmekapazität und -leitung der Styroportasse vernachlässigt bzw. in TK enthalten (beim Eingießen war der Kaffee heißer) a) Milch sofort hinein Berechne TMisch c mK T = c mM T , dann Abkühlen cK mK (TK - TMisch) = cM mM (TMisch - TM) Kaffee wird kälter, Milch wärmer, cK mK TK + cM mM TM = (cM mM + cK mK)TMisch Mischtemperatur zweier Stoffe : TMisch TMisch W ; A 0,003m² ( Wasseroberfläche, da Kaffeetasse Styroporbecher demzufolg e vernachlässigt) m² K c 4200 J ; m 0,11 kg kg K const A 1 6 10 5 cm s Tdiff 45,5 K e const. t Tdiff 45,5 K e 0,04 44 K TKaffee nach 10 min 64°C b) Milch erst nach 10 min hinein (WL - 1') 0,1 kg 343K 0,01 kg 283K 337,5 K 65,5 C 0,11 kg 10 mit cK mK TK cM mM TM cK mK cM mM Tdiff 50K e 0,04 48K Erst Abkühlen, dann Mischen berechnen TK nach 10 min = 341 K = 68° C Hier ist das Abkühlen während 10 min. schneller, da die Temperaturdifferenz größer ist ! TMisch nach10min 0,1 kg 341K 0,01 kg 283K 336 K 63 C 0,11 kg Kaffee ist kälter, wenn man die Milch erst 'zum Schluß' dazugibt ! Weitere Überlegung: „Pusten“ erhöht Wärmeübergangskoeffizienten ! Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 139 Dynamische Wärmeabgabe = permanente Wärmeentwicklung und –abgabe (Bsp. Kochen) Beispiel: Kühlkörper mit Transistor und ständiger Verlustleistung Gleichgewicht : TKühlkörper = const. (erreicht bei Abschluß des Aufheizprozesses, vgl. LCD-Tafel, s.o.) Nebenbedingung : - großes Reservoir der umgebenden Luft, d.h. TLuft = const. - kein Lüfter Ziel: Berechnung des thermischen Widerstandes Rth des Kühlkörpers in Abhängigkeit von der (erlaubten) Bauteile- und der Umgebungstemperatur (andere Aufgabenstellung : Berechnung der Gleichgewichtstemperatur eines elektrischen Gerätes bei gegebenem thermischen Widerstand und elektrischer Verlustleistung) Einerseits: Q = U I t dQ = U I dt Q U I (*) Verlustleistung P mit U : Spannungsabfall am Bauteil andererseits: dQ T Q dt R th (**) mit T = (erlaubte maximale bzw. gewünschte) Bauteiletemperatur - Lufttemperatur (*) = (**) : UI T R th ; R th T PZufuhr Thermischer Widerstand des Kühlkörpers in Abhängigkeit von Leistung und Temperatur R th TBauelement TLuft T TLuft Bauelement ; R th R th Bauteil R th Isolierung, Wärmeleitpaste R th Kühlkörper UI Pelektrische Verlustleistung Bemerkung: - der Übergangswiderstand Kühlkörper - Luft 'steckt' in Rth - Rth wird üblicherweise im Datenblatt angegeben (s.u.) - Übergang Bauteil – Kühlkörper kann vernachlässigt werden, falls (die dringend empfohlene) Wärmeleitpaste eingesetzt wird. - TLuft stellt die maximal erlaubte Umgebungslufttemperatur dar, danach ist der Kühlkörper auszulegen ! Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 140 Bsp: TBE = 60°C (commercial 0 ... 70°C), TLuft = 40°C , U = 1V , I = 1 A R th TBauelement TLuft UI 20K K 20 1W W Praxis: Rth Rth (Kühlkörper) muß kleiner sein als Rth (berechnet) wegen Kontaktwiderstand (Rthcontact Reduktion durch Wärmeleitpaste) etc. / K/W 30 1 mm Alu 10 5 2 mm Alu 1 hier: minimal 30 cm² Alu 2 mm dick 10 30 thermische Widerstand bei gleicher Fläche A /cm² Kühlkörperfläche Rthcontact und PVerlust minimieren Warum ist für 1 mm dickes Alu der 100 punktförmige Wärmequelle größer ? Temperaturgefälle Wegen der dünneren Materialstärke kann die Wärme von einer punktförmigen Quelle (z.b. Transistor) in der Mitte nicht 'so gut' in Die Temperaturverteilung der Fläche ist Richtung Rand abgeleitet werden. Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 inhomogen 141 Einfaches Kühlkörperdatenblatt nichtlinearer Zusammenhang : - doppelte Kühlkörpergröße halber thermischer Widerstand Rth (50 mm) = 2,8 K/W aber Rth (100 mm) nicht Rth (50 mm)/2 - 'gilt auch für Preis' Grund: - Wärmeausbreitung von Punktquelle aus - Luftströmungsverhalten des Kühlkörpers (Einbauort und -lage beachten !) Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 142 Maximal erlaubte Verlustleistung eines kleinen IC-SMD-Gehäuses in Abhängigkeit von der - a) Umgebungstemperatur - b) Luftgeschwindigkeit und Platinenkühlfläche a) linearer Zusammenhang zwischen maximaler Verlustleistung und Umgebungslufttemperatur mit Gehäusetyp als Parameter b) nichtlinearer Zusammenhang zwischen maximaler Verlustleistung und Kühlfläche mit Parameter Strömungsgeschwindigkeit für 25 °C (wenig praxisrelevant, da T meist höher) Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 143 Berechnungen und Simulationen zur Temperaturverteilung sind wegen der Vielzahl von Parametern (Bauteile, Platine, Kühlkörper, Einbaulage, ...) und der dreidimensionalen Verteilung (mechanischer Aufbau, ...) sehr aufwändig. Die Ergebnisse sind mit Vorsicht zu genießen und sollten mit Messungen (z.B. IR bzw. Temperaturfühler oder –streifen) untermauert werden. Beispiel : Simulation einer DC/DC-Wandlerschaltung (http://power.national.com) Die Schaltung ‚reduziert‘ eine Eingangsspannung von 12 V auf 3,3 V und liefert ca. 2,5 A Ohne Kühlkörper Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 144 Mit Kühlköper Die heißesten Teile sind die Diode und der IC. Durch den Kühlkörper sinkt die Temperatur ‚nur‘ um 3 – 6 °C. Die lateralen Abmessungen der Platine erhöhen sich um jeweils ca. 12 mm ! Der Aufwand scheint hoch, es gilt aber zu beachten, daß bei einer Umgebungstemperatur von ‚nur‘ 30°C bereits Bauteile-Temperaturen von 60°C erreicht werden. Temperaturen /°C Diode Kühlkörper IC Ohne Mit Ohne Mit Umgebungs- 30 62 56 61 57 Temperatur 50 82 78 78 73 Zu beachten ist, daß die Simulation mit der Stromversogrung als einziges Bauteil durchgeführt wurde – in einem abgeschlossenen Gehäuse mit Verbrauchern erhöht sich die Temperatur, so daß hier mit einer ‚inneren‘ Umgebungstemperatur im Bereich 50°C zu rechnen ist. Kommerzielle Bauteile (0 ... +70°C) kommen dann bereits nicht mehr in Frage ! Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 145 Zur Info: Kleine Formelsammlung zur Elektronikkühlung (www.flomerics.de) Luftaustrittstemperatur aus einem zwangsbelüfteten Gehäuse P TAustritt TE intritt 3,1 V T : Lufttemperatur /°C TAustritt P : Elektrische Verlustleistung /W V : Volumenstrom des Lüfters /m³/h TEintritt Mittlere Lufttemperatur in einem geschlossenen Gehäuse TInnen TAußen P k Ak T : Lufttemperatur /°C P : Elektrische Verlustleistung /W k : Wärmedurchgangszahl, typisch k = 5,5 W/m²K Taußen Tinnen Ak : Wärmeübertragende Gehäusefläche (DIN 57660) Homogen bestückte Leiterplatte in freier Konvektion Mit Strahlung : P TPlatte TUmgebung 0,1 A 0,86 P Ohne Strahlung : TPlatte TUmgebung 0,3 A TPlatte 0,80 TPlatte : Durchschnittstemperatur der Platine /°C TUmgebung : Lufttemperatur /°C P : Elektrische Verlustleistung /W A : Fläche der Platine /m² TUmgebung Temperaturänderung bei Wärmedurchgang TWarm TKalt d P A T.. : Temperatur /°C P Twarm d : Schichtdicke /m : Wärmeleitfähigkeit des Schichtmaterials /W/mK P : Wärmestrom durch Fläche A /W d Tkalt A : Fläche des Wärmedurchganges /m² Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 146 4.6 Thermodynamik (Einführung) (Thermodynamics) Im Wesentlichen zum Weiterlesen, Relevantes ist mit Rahmen „markiert“ Aufgabe : Beschreibung makroskopischer (c, , , k, ...) Materieeigenschaften durch physikalische Größen aus Kristallgitter, Atom- und Moleküleigenschaften. Beispiele : spezifische Wäremleitfähigkeit, molare Wärmekapazität, … Grundlage Statistik, da sonst pro Mol ca. 1025 Gleichungen zu lösen wären ! Bsp: Wärmekapazität c Gase pro Freiheitsgrad 1 2 k B T c = c(T) c1atomig = 32 k B T : 3 x Translation, z.B. He c2atomig = 52 k B T : 3 x Translation + 2 x Rotation, z.B. H2 4.6.1 System-Definitionen Thermodynamische Systeme sind Materieansammlung, deren Eigenschaften durch Zustandsvariablen (z.B. V, E, T, p, z.B. p V = N R T Ideales Gas) beschrieben werden können. System Definition Formel keine Wechselwirkung (Ww) Ab- oder Materieaustausch geschlossenes (Teilchenzahl konstant) mit System Technisch angenähert - Eges = W = const - n = const. durch Dewar-Gefäß (Thermoskanne) der Umgebung; kein Wärmetransport Gesamtenergie (mechanisch, durch Strahlung oder elektrisch, ...) konstant Wärmeleitung Geschlossenes Energieaustausch mit der System Beispiel Umgebung zugelassen, jedoch kein Materieaustausch Offenes Energieaustausch und System Materieaustausch mit der Umgebung zugelassen - Eges = W const. - n = const - Eges = W const - n const Wärmebad, Kühlkörper Gehäuse mit Lüfter wie geschlossenes System mit Materialtransport Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 147 4.6.2 Zustands-Definitionen Gleichgewichtszustand - Zustand, welcher sich von selbst einstellt - 'Hineinlaufen' in den Gleichgewichtszustand meist ‘komplex’ (s.u. *) Bsp: Thermisches Gleichgewicht: Zusammenbringen zweier Teilsysteme im energetischem Kontakt (kein Materieaustausch), bis keine Energie mehr fließt (Nullter Hauptsatz der Thermodynamik), z.B. taktile Temperaturmessung (s.u. **) Stationärer Zustand wie Gleichgewichtszustand aber mit Energiefluß Bsp: - Warmhalteplatte T = const, aber elektrische Energiezufuhr - Aufheizen Elektronikgehäuse (s.o.) Beispiel : Gleichgewichtszustand (Steady State, Equilibrum) und das Hineinlaufen (*) In eine Wanne werden aus einem Bottich 50 l mit 20 °C kaltem Wasser hineingegossen. Es werden dann mit einem anderen Bottich 50 l mit 40 °C dazugegeben. In der Badwanne befinden sich nach Durchmischen 100 l Wasser mit einer Temperatur von 30 °C. Der Anfangs- (2* 50 l, 20 bzw. 40°C) und Endzustand (100 l mit 30°C) ist leicht berechenbar. Unberechenbar ist hingegen das Hineinlaufen in den Gleichgewichtszustand, d.h. die zeitliche und räumliche Verteilung der Temperatur. Die Wasserströme können beispielsweise mit gefärbten Wasser sichtbar gemacht werden (weiteres Beispiel: Milch in Kaffee gießen ohne Umzurühren ergibt minutenlanges Strömen der Milch vor Gleichgewichtsverteilung). Ferner ist es nicht möglich, den ursprünglichen Zustand (2 Bottiche mit je 50 l und 20 bzw. 40 °C) aus dem Gemisch zu extrahieren. Das Zusammengießen stellt also einen irreversiblen Prozeß (s.u.) dar. Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 148 Beispiel : Thermisches Gleichgewicht (**) (Thermal Equilibrum, - Balance) Die Temperaturmessung mit einem Thermometer geschieht dadurch, daß das zu messende Objekt in Kontakt mit dem Temperaturfühler gebracht wird. Nach einer gewissen Zeit stehen Objekt und Fühler im thermischen Gleichgewicht, d.h. sie besitzen dieselbe Temperatur. Dieser Prozeß, der einem Mischen entspricht, verfälscht das Meßergebnis : Konkretes Beispiel : Die Temperatur von 1 l Luft mit 330 K (z.B. per Infrarot-Messung bestimmt) soll mit einem Temperaturfühler aus Metall, der eine Temperatur von 300 K aufweist, gemessen werden. Wie groß ist die gemessene Temperatur in diesem Extremfall: c L mL TL c F mF TF c L mL c F mF aus (WL - 1') TMisch hier : - Luft mL = 1,2 g ; cL = 1 J/gK - Fühler mF = 10 g ; cF = 0,5 J/gK TMisch 1,2 330 5 300 K = 306 K 1,2 5 Damit der Fehler also klein bleibt, darf muß 'Beitrag' des Fühlers genügend klein sein ! Rein rechnerisch (theoretisch) könnte die wahre Lufttemperatur errechnet werden: nach T L auflösen, Tmisch wurde gemessen, ‚Rest’ bekannt. Nachteile: Luft wird abgekühlt, Messgenaiugkeit relativ gering. Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 149 4.6.3 Hauptsätze der Thermodynamik Nullter Hauptsatz der Thermodynamik Alle Systeme, die mit einem System im thermischen Gleichgewicht stehen, sind auch untereinander im thermischen Gleichgewicht. Zur Erlangung des thermischen Gleichgewichtes findet solange ein Wärmetausch (-transport) statt, bis die Temperaturen der betroffenen Systeme gleich sind. Das ist der Fall bei taktilen (berührenden) Temperaturmessungen ! Thermisches Gleichgewicht Dies gilt auch für mehrere Körper (Systeme). Achtung : Die Alle untereinander im thermischen Gleichgewicht ‚Umwelt’ ist hier nicht betrachtet ! Zur Verdeutlichung als Ring → Erster Hauptsatz (law) der Thermodynamik Die Änderung der Inneren Energie U eines Systemes bei einer beliebigen Zustandsänderung ist die Summe der mit der Umgebung ausgetauschten Arbeit W und der Wärme Q : U = W + Q . Üblich ist die differentielle Formulierung : Innere Energie = 'Mechanische Arbeit + Wärmemenge' dU = dW + dQ (WL - 16) dW < 0 : Arbeit, welche vom System geleistet wird dW > 0 : Arbeit, welche am System geleistet wird, z.B. Luftpumpe wird warm Folgerung: Es gibt kein Perpetuum mobile erster Art! (Maschine, welche dauernd Arbeit leistet, ohne die Umgebung zu verändern) Innere Energie gibt’s auch in der Elektrotechnik : Entladen Akku (reversibel), Batterie (irreversibel) Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 150 Zweiter Hauptsatz der Thermodynamik Wärme kann nur dann in Arbeit umgewandelt werden, wenn ein Teil der Wärme von einem wärmeren auf einen kälteres System übergeht (Wärmekraftmaschine). Wärme kann von einem kälteren auf ein wärmeres System nur mittels mechanischer Arbeit übertragen werden (Kältemaschine). Folgerung: Es gibt kein Perpetuum mobile 2. Art Durch Abkühlung kann Wärme nicht zu 100% in Arbeit umgewandelt werden ('Ein Körper kann nicht durch selbsttätige Abkühlung in die Luft springen') physikalische Formulierung über Entropie S (Maß für Ordnung) Entropie (Entropy) dS S J K dQ T (WL - 17) Je größer die Entropie S, desto größer die 'Unordnung' Fälle: dS = 0 reversibler Prozess, kann in beide Richtungen ablaufen dS > 0 irreversibel, Prozess läuft nur in eine Richtung ab, Unordnung nimmt zu dS < 0 nur möglich, wenn von außen Energie zugeführt wird. Ordnung kann also nur durch Energieaufwand erzeugt werden ! Abgeschlossene Systeme streben einen Gleichgewichtszustand an, der durch ein Maximum der Entropie gekennzeichnet ist. Mechanische und elektrische Systeme streben ein Minimum an potentielle Energie an (Stein fällt zur Erde / Ladungsdifferenzen gleichen sich aus) Alle Naturvorgänge verlaufen so, dass die gesamte Entropie aller beteiligten Systeme zunimmt. Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 151 Beispiele : - Durch Expansion des Weltalls wird dessen Ordnung kleiner, S nimmt also zu - Zusammenmischen zweier Wassereimer erhöht die Unordnung, da zuvor zumindest der Ort der Moleküle (Eimer 1 oder 2) festgelegt war, danach kann dies nicht mehr 'gesagt' werden (s.o.) Alternative Formulierung 2. Hauptsatzes dS 0 (WL - 18) Dritter Hauptsatz der Thermodynamik Die Entropie am absoluten Nullpunkt ist Null: S(0K) = 0 J/K Folgerungen: - die spezifische Wärmekapazität im Nullpunkt ist Null c (T=0) = 0 - der absolute Nullpunkt ist experimentell nicht erreichbar, 'Rekord' 10-6 K 4.6.4 Zustandsänderungen reversibel Durch Umkehr der Ablaufrichtung wird der Ausgangszustand wieder erreicht, ohne daß Energiezufuhr notwendig ist. Beispiele: Mechanisches Pendel, Entladen Akku irreversibel Eine Umkehr des Ablaufes ist von alleine nicht möglich. Dies betrifft alle Übergänge vom Nichtgleichgewicht ins Gleichgewicht. Beispiele: - Temperaturausgleich zweier Systeme 2 Eimer werden zusammengeschüttet. Ein Trennen in den Ausgangszustand ist nicht mehr möglich (s.o.) ! - Ein Akku lädt sich nicht von ‚alleine‘ auf. Durch elektrische Energiezufuhr kann aber der ‚Ausgangszustand‘ wiederhergestellt werden - Entladen Batterie Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 152 4.6.5 Thermodynamik Idealer Gase reversible Arbeit beim 1. Hauptsatz V2 Wrev p dV für p V = n R T Zustandsänderung (WL - 19) V1 Gleichung p - V - Diagramm p Isochor p const. T V p Isobar V const. T V p Isotherm Hyperbel p~1/V p V = const. Boyle Mariotte V p Adiabatisch hier cp p V = const cv 5 einatomiges Gas: 3 Blankenbach / PHYSIK ET/IT & TI / HS PF / 12.12.11 adiabatisch isotherm V 153 Zustandsänderung Isochor isobar isotherm adiabatisch polytrop Bedingung V = const p = const T = const S = const pV = const dQ = 0 Beispiel für Ideales Gas: Temperaturänderung in 'Luftpumpe' einem Behälter (frei) bei äußerer schnelle Prozesse Wärmebad Dewar-Gefäß T-Erhöhung Wärmeenergie Q = cv m T in nichtisolierten Systemen Q = cp m T Q=W Q=0 W = p V W = p V W = - cv m T dU = dW + dQ dQ = dW dU = - dW W=0 V2 Arbeit Wrev p dV V1 1. Hauptsatz (keine mechanische Arbeit, da V = const)) dU = dQ : Adiabaten- bzw. Polytropenkoeffizient dU = dW + dQ = 0 isobare Prozesse = 1 isotherme " isochore " sonst adiabatisch Blankenbach / Wärme + Thermodynamik / 12.12.2011 21:22:00 154 / 247 4.6.6 Carnotscher Kreisprozeß (Carnot Cycle) periodisch arbeitende Maschine mit Idealem Gas als Arbeitsmedium in einem Kreisprozeß als Idealisierung realer Kreisprozesse z.B. Motor Isotherm: T = const, p isotherme Expansion d p a adiabatische Kompression 1 (Hyperbel) V T hoch b adiabatische Expansion adiabatisch: pV = const, T const c isotherme Kompression T niedrig V Ziel: mechanische Energieerzeugung durch periodischen Wechsel zwischen warm und kalt ! Lernziel: „Wissen, dass es Carnot gibt + Grundprinzip“ Teilzyklen: Beschreibung a U = 0 Innere Energie konstant Wärme wird zugeführt (Isothermal heat supply) b Formel V Q N kB T ln 2 V1 durch Expansion geleistete Arbeit wird aus U entnommen, T sinkt W = U = cv m T (isentropic expansion) c wie a, nur Wärme wird abgegeben (Isothermal heat rejection) d wie b, nur T steigt (isentropic compression) nach einem Umlauf muß die Summe aller Parameter Null sein S Blankenbach / HS Pf / Physik Einfuehrung, Wellen, Optik / Stand WS 2010 dQ 0 T 155 dQ ; S Definition : Entropie d S T b dQ T a Entropie ist die bei der Temperatur T ausgetauschte Wärmemenge Energiebilanz W = - Q im Prozeß erzeugt Wärme = umgesetzte Wärmemenge Wärme(energie) wird in Arbeit umgewandelt Wirkungsgrad 1 [T] = K Tniedrig Thoch 1 (WL - 20) Wirkungsgrad ist hoch für große T- Differenzen reale Maschinen : real < carnot Der Carnotscher Kreisprozeß ermöglicht die Erzeugung von Arbeit durch Wärmetausch zwischen kalten und heißen Medien. Anwendung: Wärmepumpe, Kältemaschine, Motor Beispiel für Solarzellen bei Sonnentemperatur von 6.000 K : Tniedrig 1 300 K 95 % 6.000 K - Durch Sonnenstrahlung erwärmte Solarzelle : 1 400 K 93 % 6.000 K - Solarzelle bei Raumtemperatur : 1 Thoch Der theoretische Höchst-Wirkungsgrad verringert sich aufgrund der geringeren Temperaturdifferenz – Hochleistungs-Solarzellen werden deshalb mit einer Wärmeabfuhr versehen. Praktisch werden 10 – 20% erreicht. Blankenbach / HS Pf / Physik Einfuehrung, Wellen, Optik / Stand WS 2010 156 Anwendung des Carnotschen Kreisprozesses : Otto – Motor (nur zur Info) Beim Viertaktmotor werden vier Arbeitsgänge Ansaugen - Verdichten - Arbeiten - Ausstoßen in vier Bewegungen eines jeden Kolbens verrichtet. Bei allen Verbrennungsmotoren mit Ausnahme des Wankelmotors treiben die aufwärts – und abwärtsgleitenden Kolben über Pleuel eine Kurbelwelle an. Die Antriebskraft wird über die Kupplung, das Wechselgetriebe, die Kardanwelle, das Ausgleichsgetriebe und die Antriebswellen auf die Räder übertragen. Blankenbach / HS Pf / Physik Einfuehrung, Wellen, Optik / Stand WS 2010 157 Der Kreisprozeß im Otto – Motor soll durch folgenden Idealisierten Kreisprozeß angenähert werden: I Adiabatische Kompression des idealen Arbeitsgases vom Volumen V1, der Temperatur T1 und dem Druck p1 zum Volumen V2 II isochore Druckerhöhung, wobei das Gas mit einem Wärmebad der konstanten Temperatur T3 in Berührung gebracht und Temperaturausgleich abgewartet wird III adiabatische Expansion bis zum Anfangsvolumen V1 IV isochore Druckerniedrigung bis zum Anfangsdruck p1, wobei das Gas mit einem zweiten Wärmebad der konstanten Temperatur T1 in Berührung gebracht und Temperaturausgleich abgewartet wird p - V – Diagramm des Kreisprozesses p 3 II Die Ziffern 1 – 4 bezeichnen die Anfangszustände der vier Teilprozesse 2 W III 4 I V2 Blankenbach / HS Pf / Physik Einfuehrung, Wellen, Optik / Stand WS 2010 1 IV V1 V 158 Druck, Volumen und Temperatur für die Anfangspunkte der vier Teilprozesse 'Motorwerte' - Volumen aller Zylinder V1 = 1,5 dm³ V1 8 V2 - Kompressionsverhältnis - Umgebungstemperatur der angesaugten Luft T1 = 303 K - Umgebungsdruck der angesaugten Luft p1 = 1 bar - Höchsttemperatur des gezündeten Gemisches T3 = 1973 K , = 1,4 - cV konstant angenommen Anfangszustand 1 2 3 4 V /dm³ 1,5 0,1875 0,1875 1,5 p /bar 1,0 18,38 52,10 2,84 T /K 303 696,1 1973 858,9 Prozeß I Berechnung obiger Tabellendaten p1 V1 p2 V2 ; p2 p1 1 bar 81,4 18,38 bar V T2 T1 1 V2 II III IV p3 p2 1 T1 1 303 K 80,4 696,1 K T3 1973,0 K 18,38 bar 52,1 bar T2 696,1 K V p 52,10 bar p4 p3 3 3 2,84 bar 81,4 V4 T4 T1 p4 2,84 bar 303K 858,9 K p1 1 bar Blankenbach / HS Pf / Physik Einfuehrung, Wellen, Optik / Stand WS 2010 159 Gewonnene Arbeit pro Umlauf im p V – Diagramm Arbeit W Q23 Q41 Aufgenommene Wärmemenge Q23 m c v T3 T2 0 Abgegebene Wärmemenge Q41 m c v T1 T4 0 Wärmekapazität des Arbeitsgases Cv m c v Mit : m Cv p V c p V cv p V 1 p1 V1 1 1 ; Cv 1 1 v 1 1 T1 Rs T1 cp c v T1 1 Rs T1 105 1,5 103 Nm3 J 1,238 2 303 1,4 1 K m K Wärmemengen : Q23 1,238 Nm 1973 696,1 K 1580,3 J K Q23 1,238 Nm 303 858,9 K 688 J K W 1580,3 J 688 J 892,3 J Leistung des Viertakt – Motores bei einer Drehfrequenz f 4500 min1 P W f 4500 892,3 J 33,5 kW 2 60 2 s denn W wird während zweier Umdrehungen des Motors erzeugt ! Blankenbach / HS Pf / Physik Einfuehrung, Wellen, Optik / Stand WS 2010 160 Wirkungsgrad rev einer Carnot–Maschine, die mit den beiden Wärmebädern arbeitet : Thermodynamischer Wirkungsgrad rev T3 T1 1973 303K 84,6 % T3 1973K Effektiver Wirkungsgrad des 'realen' Motors : Effektiver Wirkungsgrad W Q23 1 Q41 T T 892,3 J 1 1 4 56,5 % Q23 T3 T2 1580,3 J aus den Formeln für die betreffenden Prozesse: folgt 1 I V T1 T2 2 V1 III V T4 T3 2 V1 I – III T1 T4 V2 T2 T3 V1 1 1 1 1 1 1 1 56,5 % 80,4 Der Wirkungsgrad hängt nur vom Kompressionsverhältnis ab ! Blankenbach / HS Pf / Physik Einfuehrung, Wellen, Optik / Stand WS 2010 161 Entropieerzeugung pro Umlauf im p - V – Diagramm geg.: Abgeschlossenes System aus Arbeitsgas und Wärmebehältern Die Entropie des Gases ändert sich bei einem Umlauf im p – V – Diagramm nicht, weil S eine Zustandsgröße ist. Für die Wärmebehälter / - speicher gilt : Abgabe bei T3 = konst.: S3 Q23 1580,3 J J 0,801 T3 1973 K K Aufnahme bei T1 = konst.: S1 Q41 688 J J 2,271 T1 303 K K Resultierende Entropie – Erzeugung: S S1 S3 2,27 0,80 J J 1,47 K K S > 0 , weil die Prozesse II und IV irreversibel sind. Blankenbach / HS Pf / Physik Einfuehrung, Wellen, Optik / Stand WS 2010 162 Entropieänderungen des Arbeitsgases bei den einzelnen Zustandsänderungen I – IV Adiabatische Prozesse I und III S = 0 Isochore Prozesse T SII Cv ln 3 T2 T SIV Cv ln 1 SII T4 mit Division von V T1 T2 2 V1 1 durch V T4 T3 2 V1 1 siehe Wirkungsgrad T1 T2 T4 T3 erhält man SII 1,238 J 1973K J 1,29 ln K 696,1K K Entropie S(T) – Temperatur - S III Diagramm IV II Der Wert von S(T1) braucht nicht bekannt zu sein. Die Kurven II und IV laufen I proportional zu ln(T) T1 Blankenbach / HS Pf / Physik Einfuehrung, Wellen, Optik / Stand WS 2010 T2 T4 T T3 163 Übungsblatt Wärmelehre 1. Zeigen Sie: V = Lxo Lyo Lzo ( 1 + T)³ Vo ( 1 + 3 T) 2. Eine Brücke hat eine Länge von 35,0 m bei - 30°C. Wie groß ist die von den Fugen ‘aufzufangende’ Längenänderung bei +50°C ( = 10 10-6 1/K) ? 28 mm 3. Ein Schwimmbad hat eine unveränderliche angenommene Grundfläche von 20m * 50m . Es wurde mit 10°C kaltes Wasser auf genau 10,0 m gefüllt. Um wie viel höher steht das Wasser nach dem Aufwärmen auf 30°C ( = 0,18 10-3 1/K) ? 36 mm 4. Das Wasser in einer Badewanne (V = 600l = 600kg) wird von 20°C auf 50°C mit einem Tauchsieder erwärmt. a) Welche Energie muss dem Wasser zugeführt werden ? 75 MJ b) Wie viel Kilowattstunden elektrischer Energie sind das ? 21 kWh 5. Thermisches Gleichgewicht als Ergänzung zu den Beispielen: a) Wie groß ist der Fehler, wenn der Fühler auf 325 K vorgewärmt wurde ? b) Wie viel Liter Luft muss mindestens vorhanden sein, damit der Messfehler bei Bedingungen wie im Skript (Fühler 10 g ; 300 K) kleiner als 0,5 K wird. Blankenbach / HS Pf / Physik Einfuehrung, Wellen, Optik / Stand WS 2010 164 5. Mechanik Deformierbarer Medien Deformierbare Medien: Körper, welche sich unter dem Einfluß äußerer Kräfte verformen (können). 5.1 Einteilung Phase Statik Dynamik Modellkörper Deformation Schwingungen deformierbarer Festkörper (Lineal) (Lineal an Tischkante) Hydro- Hydro- (Auftrieb Ball in Wasser) (Wasser in Rohr) Aero- Aero- (Heißluftballon) (Flugzeug) fest flüssig gas Ideale Flüssigkeit (*) Ideales Gas (*) (*) reibungsfrei Zusammenhang zwischen Modellkörper - Form und Volumen Bsp: Stab, Wasser in Glas, Ballon drücken Modellkörper Verschiebbarkeit der Teilchen (Moleküle, Atome) Festkörper keine Deformierbarer FK ‘schwer’ Ideale Fl. + Gas Modellkörper reibungsfrei Form Volumen Beispiel Def. Festkörper definiert def. Lineal Ideale Flüssigkeit beliebig def. Wasser in Glas bel. bel. Luftballon Ideales Gas Festkörper : Moleküle haben "feste" Positionen zueinander Fl. + Gase : Moleküle beliebig verschiebbar Blankenbach / HS Pf / Physik Einfuehrung, Wellen, Optik / Stand WS 2010 165 5.2 Druck Ein Gewicht der Masse m und der m Auflagefläche F übt über die Gewichtskraft F 'Druck' auf die Unterlage aus A F G Druck p [p] = N/m² = Pa (Pascal) Bsp: Wer übt größeren Druck aus ? F A (DM - 1) Elefant Nadel Masse m 5 to 1g Auflagefläche A 1 m² 0,1 mm² 50 kPa 100 kPa Druck p Blankenbach / HS Pf / Physik Einfuehrung, Wellen, Optik / Stand WS 2010 166 5.3 Feder als wichtigstes Beispiel für Deformierbare Medien und zur Erläuterung nichtlinearer Effekte F hier nur linearer Bereich, Weg x klein: Beispiel: Feder F ~ x x Hookesches Gesetz FF = - D x (DM - 2) D : Federkonstante ; [D] = N / m = kg / s² Aus F = 0: F =0 F Fa : äußere Kraft, entgegengesetzt FF Fa = 0 Fa + F F = 0 Fa > 0 F F 0 FF = - D x X Spannung – Dehnung Fa = D x p l : Anfangslänge, l : Längenänderung l : relativeLängenänderung l F l E A l =E (DM - 3) p : Druck [p] = N/m² = Pa E : Elastizitätsmodul (Youngscher Modul); [E] = Pa ; E-Modul Metalle: ca. 200 GPa : Spannung (Druck) : Dehnung A : Fläche im Normalzustand (da Verkleinerung) Hookesches Gesetz gilt nur für kleine Dehnungen Beispiel mit Metallen: = 200 GPa 0,1 m/ 100 m → p = = 0,2 GPa = 200 MPa Vergleich: normaler Luftdruck : 100 kPa = 1.000 hPa Blankenbach / HS Pf / Physik Einfuehrung, Wellen, Optik / Stand WS 2010 167 Spannungs - Dehnungs - Diagramm / Messmaschine Blankenbach / HS Pf / Physik Einfuehrung, Wellen, Optik / Stand WS 2010 168 5.4 Grenzflächeneffekte Kraftwirkung Kohäsion in Flüssigkeit Adhäsion Flüssigkeit - Festkörper Kräfte Benetzung keine Benetzung Adhäsion >> Kohäsion Adhäsion << Kohäsion Wasser Quecksilber Tropfen auf Oberfläche 'Wasser auf Autolack' Kapillarwirkung Beispiel Blankenbach / HS Pf / Physik Einfuehrung, Wellen, Optik / Stand WS 2010 169 5.5 Beispiele Deformierbarer Festkörper Deformationsart Formänderung Volumenänderung Bsp. Dehnung, Biegung ja ja Feder (+), Stütze (-),Balken nein ja allseitig, unter Wasser ja nein Nieten, Achsen, Kompression Scherung, Torsion (Drillung) Torsionsfederung 5.5.1 Dehnung F e l a s ti s c h A p l a s ti s c h F A B ru ch l l l i n e a r (H o o k )n i c h tl i n e a r l l Bereich Deformation Bsp : Kugelschreiberfeder elasitsch reversibel leicht dehnen plastisch bleibend stark dehnen Blankenbach / HS Pf / Physik Einfuehrung, Wellen, Optik / Stand WS 2010 170 Linearer Bereich: Hookesches Gesetz F l E A l (DM 2’) =E E : Elastizitätsmodul / Youngscher Modul [E] = Pa : Spannung / Druck : Dehnung A : Fläche im Normalzustand (da Verkleinerung) l : Länge, l : Längenänderung E-Modul Metalle: 200 GPa Biegung einseitige Einspannung, Last am Ende des Balkens : 0 'ideal' : s FG klein s G Zug D ru ck n e u tr a l e Fa s e r F = FG + F e ig e n Blankenbach / HS Pf / Physik Einfuehrung, Wellen, Optik / Stand WS 2010 171 Zur Info und zum Weiterlesen Querdehnung F d /2 bei Längs- und Querdehnung kann sich das Volumen ändern. Kompression V p V K (DM - 4) Kompressionsmodul [K] = Pa p Scherung F A z statt Strecke Winkel F G A (DM - 5) G : Schubmodul [G] = Pa y : Winkel (klein : tan = ) x Isotrop: Gx = Gy = Gz Anisotrop: Gx Gy Gz Bsp: Bleistift Blankenbach / HS Pf / Physik Einfuehrung, Wellen, Optik / Stand WS 2010 172 Torsion Sonderfall der Scherung M Verdrillung, klein Halten bei Antriebsachsen, Schrauben etc. F Kreisförmiger Querschnitt: klein M R4 (DM - 6) M=-D Hooke, Spiralfeder für Schwingungen M Drehmoment, R4 bringt "viel Steifigkeit" Blankenbach / HS Pf / Physik Einfuehrung, Wellen, Optik / Stand WS 2010 173 5.6 Beispiele für Flüssigkeiten und Gase Modellkörper: Ideale Flüssigkeit / Ideales Gas Eigenschaften : - Ideale Flüssigkeit : Form unbestimmt, Volumen bestimmt, Moleküle reibungsfrei verschiebbar - Gas: füllt jedes Volumen aus, Moleküle reibungsfrei verschiebbar Effekte: statische und dynamische Eigenschaften 5.6.1 Statik Druck: p = F / A wie Festkörper, nicht vektoriell, wirkt in alle Richtungen F in Druckgleichung nimmt wegen Eigengewicht zu ==> Auftrieb Schweredruck Flüssigkeit V=Ah p=mg/A=Vg/A h =gh (DM - 7) JAVA Applett: Schweredruck in Flüssigkeiten Folgerungen: - Flüssigkeitsspiegel horizontal wegen Schwerkraft - Hydrostatisches Paradoxon: Schweredruck unabhängig von Gefäßform (h = const.) h p = cons t Blankenbach / HS Pf / Physik Einfuehrung, Wellen, Optik / Stand WS 2010 174 - Kommunizierende Gefäße h = const. Falls unterschiedlich: Druckdifferenz bis h p = cons t ==> h=co ns t Druck ausgeglichen, dann aber h = const. "nichts" fließt mehr Ta n k M e ßr o h r - Staumauer p = F/A = g h Fh h F Uhren und Wassertiefe – Definitionen sind oft verwirrend ! Blankenbach / HS Pf / Physik Einfuehrung, Wellen, Optik / Stand WS 2010 175 Kompressibilität aus Festkörper: Druck bewirkt Volumenabnahme V p V Kompressibilität = 1/K Phase (DM - 8) [] = 1/Pa / 1/Pa Modell Starrer Körper fest 10 -11 (inkompressibel) -9 inkompressibel flüssig 10 gas 10-4 kompressibel Blankenbach / HS Pf / Physik Einfuehrung, Wellen, Optik / Stand WS 2010 176 Konsequenz aus Kompressibilität Kolbendruck p = const F1 F2 F1 / A1 = F2 / A2 A1 A2 Flüssigkeit Gas Modell Technik inkompressibel Hydraulik kompressibel Pneumatik Preßluft Anwendung: Kraftübertragung auch ‚um die Ecke’ wie bei elektr. Strom beliebig krumme Leitungen, Vorteil gegenüber mechanischem Gestänge Leitungsdichtigkeit: Hydraulik: kritisch, da Verschmutzung Preßluft: unkritisch, nur Druckverlust Blankenbach / HS Pf / Physik Einfuehrung, Wellen, Optik / Stand WS 2010 177 Schweredruck Gas Schweredruck Gas komplizierter als Flüssigkeit wegen Kompressibilität Säule komrimiert darunterliegendes Gas kompressibel, T = const: Barometrische Höhenformel: p = po e-Ch (DM - 9) po 100 kPa Druck am Boden C = 126 1/m Konstante real: T const : Internationale Höhenformel Wie ist dieses Bild entstanden ? Blankenbach / HS Pf / Physik Einfuehrung, Wellen, Optik / Stand WS 2010 178 Auftrieb entgegengesetzt Erdanziehungskraft Fo oben: kleinere Säule wie unten FA rechts-links: hebt sich auf Fu > Fo h Fl , V Fr = - Fl FA = Fu - Fo = mverdr g FG= A h g Fu =gV Newton, Masse verdrängtes Vol Dichte, Durchschnittswert (DM - 10) FG : FA Körper Beispiel > sinkt = schwebt Mostwaage < steigt Gas- , Heißluftballon Stein JAVA Applett: Auftriebskraft in Flüssigkeiten Ein U-Boot vom Boden kann nicht auftauchen da Fu fehlt ! Theoretisch, da in Praxis runder Rumpf Fo Fu = 0 Blankenbach / HS Pf / Physik Einfuehrung, Wellen, Optik / Stand WS 2010 179 Ideales Gasgesetz pV=nRT (DM - 11) pV=NkT n : Anzahl Mol, 1 Mol = 22,4 l z.B. 28g N2 R : Gaskonstante 8,3 J/Mol K N : Anzahl Teilchen k : Boltzmann Konstante 1,4 10-23 J/K [T] = K absoluter Nullpunkt : 0 K Ideales Gas nur Modell für höhere Temepraturen, da für T = 0 das Volumen Null wäre! Blankenbach / HS Pf / Physik Einfuehrung, Wellen, Optik / Stand WS 2010 180 5.6.2 Dynamik allgemein: M a s s e fl u ß m Strömungsfeld A1 komplex da vektoriell Ge s ch w . v A2 Transport von Materie durch Druckdifferenz analog: Ladung (Strom), Wärme Hydrodynamik Vorr: inkompressible Materie, gilt auch für Gase bis ca. 1/3 Schallgeschwindigkeit Materiestrom Volumen V=Avt Volumenstrom I = V / t = dV / dt = A v Massefluß m=V Massestrom m' = A v aus s = v t aus m / t Fluß durch Flächenelement: m' = A v dA analog anwendbar auf: - Ladungen (Strom) - Wärmetransport - Diffusion Blankenbach / HS Pf / Physik Einfuehrung, Wellen, Optik / Stand WS 2010 181 Durchfluß durch Röhren - technisch wichtigster Fall - Massen- und Volumenerhaltung: m = const. - da inkompressibel V = const. Kontinuitätsgleichung v1 A v = const v2 (DM - 12) A1 A1 v1 = A2 v2 A groß - v klein und umgekehrt A2 Bernoulli - Gleichung für horizontale Rohre parallel zur Erdoberfläche rechts: langsamer als links wegen z Kontinuitätsgleichung A2, v2 Bernoulli-Gleichung p2 p1 p + ½ v2 = po = const A1, v1 x Epot (DM - 13) + Ekin Die Bernoulli-Gleichung ist ein Erhaltungsgesetz, welches aus dem Energiesatz folgt. Druckmessung Rechts: Anwendung Staudruckmesser bei dynam. Druck Gesamtdruck Flugzeugen stat. Druck Blankenbach / HS Pf / Physik Einfuehrung, Wellen, Optik / Stand WS 2010 182 Anwendungen der Bernoulli - Gleichung 1. Auslaufen aus Gefäß p großes Volumen, v1 kleiner Ausfluß 1 h = const. h 2 Druck v2 p Ort Betriebs = Luftdruck Schweredruck Dynamischer Druck 1 2 p p gh 0 1/2 v1² 1/2 v2² v1 aus Kontinuitätsgleichung: A1 v1 = A2 v2 1/2 v2²( A2/A1)2 + g h = 1/2 v2² A2 << A1 : g h = 1/2 v² v 2gh analog Freier Fall 2. Parfümzerstäuber pLuft = p + 1/2 v² v pL p < pLuft Gewicht Wassersäule vernachlässigt Blankenbach / HS Pf / Physik Einfuehrung, Wellen, Optik / Stand WS 2010 183 Dynamischer Auftrieb Beispiel : Flügel po dyn. FA Weg länger v größer --> p kleiner Folge aus Bernoulli dyn. Auftrieb aus p = F/A Strecke länger, damit kein Vakuum hinter pu Flügel entsteht müssen beide Teile gleichzeitig ‘ankommen’ : Kinematik s = v t Bernoulli: po + ½ vo2 = pu + ½ vu2 p = ½ (vo2 - vu2) > 0 Fadyn = cA /2 A v2 (DM - 14) cA = Auftriebsbeiwert (vgl cW : Widerstandsbeiwert) Frage zu obiger Skizze: Warum bzw. wie kann ein Flugzeug auf dem Rücken fliegen ? Blankenbach / HS Pf / Physik Einfuehrung, Wellen, Optik / Stand WS 2010 184 Reale Strömungen mit Reibung zwischen Molekülen Fälle: laminar turbulent v nimmt zu rechenbar ‘komplex’ Laminare Strömung in Rohren Hagen-Poiseuillsches Gesetz r Flüssigkeitsstrom I = V / t R v I p/l R4 (DM - 15) l : Länge des Rohres p : Druckabfall entlang l Folgerung: - Durchflussvolumen besser durch R- als durch p-Erhöhung steigern, da R4 - Druckabfall in Rohren Ursache: Reibungsverluste Blankenbach / HS Pf / Physik Einfuehrung, Wellen, Optik / Stand WS 2010 185 Übungsblatt Deformierbare Medien 1. Eine auf einer Platte senkrecht stehende Feder mit der Feder-konstanten D = 100 N/m ist 5 cm gespannt. Auf Ihr liegt ein Gewicht (50g). Die Feder wird freigegeben, das Gewicht bewegt sich senkrecht nach oben. a) Welche Idealisierungen verwenden Sie? b) Welche Bewegungsformen treten auf? c) Welche Höhe oberhalb des Ruhezustandes der Feder erreicht das Gewicht? 25 cm d) Welche Maximalgeschwindigkeit erreicht das Gewicht, wo? 2. Ein Flugzeug hat ein Startgewicht von 100t. Wie groß muß die Flü-gelfläche minimal sein, damit das Flugzeug überhaupt abheben kann? a) statisch 10 m² b) dynamisch (vstart = 300 km/h , cA = 0,01) 22000 m² 3. Wie hoch ist die maximale Förderhöhe einer Saugpumpe (vgl. Saugen mit Spritze). Warum können Bäume höher wachsen? 10 m 4. Eine Feder der Länge L und der Federkonstanten D wird in der Mitte durchtrennt. Die beiden Hälften werden an ihren losen Enden ideal miteinander verbunden. Wie groß ist die Federkonstante D dieser 'Parallelschaltung', wenn vorher und nachher um dieselbe Strecke x gedehnt werden soll? D = 4D 5. Wie lange kann ein Stahldrahtseil, welches an einem Ende aufge-hängt ist, maximal sein, bevor es unter seinem Eigengewicht zer-reißt (Zugfestigkeit/Bruchspannung 0,7 kN/mm² , = 7 kg/dm³)? 10 km 6. Vergleichen Sie einen Vollstab mit einem Rohr bzgl. ihres Verhaltens bei Torsion (R = 2 cm). Bsp. Ri = 1,5cm: 30% weniger Steifigkeit, 56% weniger Gewicht Blankenbach / HS Pf / Physik Einfuehrung, Wellen, Optik / Stand WS 2010 186 6. Wellen (Waves) Wellen: - "Schwingungen", welche sich ausbreiten - räumliche und zeitliche Zustandsänderungen - Energietransport Versuche mit mechanischen und optischen Wellen im Internet : - http://www-pluto.informatik.uni- oldenburg.de/~geo/unterrichtsprojekte/physik/Schwingungen%20und%20Wellen/Wellenmaschine.html, - http://wwwfk.physik.uni-ulm.de/www_fk/german/OptikLinks/Optilink.htm Wer's genau wissen möchte: z.B. Langkau, Lindström, Schobel: Physik kompakt: Elektromagnetische Wellen, vieweg Anzahl der Form Ausbreitung Bsp Komponenten wenige Schwingung ortsfest Pendel 1 Körper Eigenschwingung im Körper Stimmgabel, Hui-Maschine Fortpflanzung Schallwellen (Akustik) 'stehende Wellen' viele Wellen Optik (em - Wellen) Beschreibung: Schwingung (Oscillation) Welle Darstellungsarten: y y 1 Ort x t t y Amplitude an einem Ort zu vielen Zeitpunkten 1 Zeitpunkt t Amplitude zu einem Zeitpunkt an x vielen Orten Ausbreitungsrichtung Blankenbach / HS Pf / Physik Einfuehrung, Wellen, Optik / Stand WS 2010 187 Mechanik, Akustik: Deformation greift auf Nachbarbereich über Fortschreiten der Deformation Welle benötigt Übertragungsmedium z.B. Luft oder Metall Bsp.: - Schallwellen, Oberflächenwellen (Wasser) - Versuch: Stimmgabel Eigenschwingungen Wellen Elektrotechnik (Funk), Optik : Elektromagnetische Wellen - funktioniert auch im Vakuum JAVA Applett: Elektromagnetische Welle Grundlage (Gleichungen „nur zur Info“) Wellengleichung - aus den Maxwellgleichungen - 3D mit Vektoren d2 1 d2 dx2 c2 dt2 (WE - 1) - c: Ausbreitungsgeschwindigkeit Problem: Randbedingungen allgemeine Lösung x ct (WE - 2) Gesucht: Funktion mit 2. Ableitung nach Zeit ~ 2. Ableitung nach Weg x Fälle (Wellenformen, s.u.): - Kugelwellen (freie Ausbreitung, z.B. Böller in Luft) - Ebene Wellen (z.B. Laserstrahl) - Wellen in Hohlleitern - ... Blankenbach / HS Pf / Physik Einfuehrung, Wellen, Optik / Stand WS 2010 188 6.1 Ebene Harmonische Wellen ‘einfachste’ Wellen mit kleiner, sinusmodulierter Amplitude sowie einer Richtung und Frequenz z.B. Laserpointer Ebene Harmonische Wellen 1D y = yo sin(t kx + ) vektoriell y yo sin t k x (WE - 3) mit Maximalamplitude yo Kreisfrequenz 2 1 1 ; 2 f ; T ; T f s Periodendauer T ; [T] = s Wellenzahl y yo 2 1 ; k k m Wellenlänge ; [] = m Phase (Bogenmaß) + : nach links fortschreitend Periodendauer T Wellenlänge 1 tx Wellental -berg (gem. DIN) Ausbreitung - : nach rechts fortschreitend Polarisation: „hier nicht betrachtet“, zum Weiterlesen Bestimmung von Werten aus Skizze : - Wellenlänge = 4 (cm) k 2 1 157 0,04 m m - Periodendauer = 4 (s) 2 1 1,57 4s s - Amplitude z.B. : yo = 4 cm (Unterschiedliche Einheiten für Mechanik, Akustik, HF, Licht) - Wellengleichung : y(t) 4 sin 1,57 t 157 x (mit den entsprechenden Einheiten) Blankenbach / HS Pf / Physik Einfuehrung, Wellen, Optik / Stand WS 2010 189 Frequenz und Wellenlänge sind über die Ausbreitungsgeschwindigkeit verknüpft: Ausbreitungsgeschwindigkeit (velocity of propagation) [c] = m/s c hängt ab von c=f (WE - 4) - Typ akustische- oder em-Wellen - Medium (z.B. Luft, Wasser, ...) - Frequenz (Dispersion, z.B. Spektralzerlegung Prisma) - Wellenart (s.u.) Bem.: - c ist Materialgröße - em Welle im Vakuum c o 1 300.000 km/s o o - co entspricht max. Geschwindigkeit gem. Relativitätstheorie - f bleibt konstant nach E = h , d.h. Wellenlänge 'passt' sich an Ausbreitungsgeschwindigkeit Beispiele Akustik (Schallgeschwindigkeit) Luft 330 m/s Eisen 5000 m/s Elektromagnetische Wellen Luft 300.000 km/s Glas 200.000 km/s (Lichtgeschwindigkeit) Blankenbach / HS Pf / Physik Einfuehrung, Wellen, Optik / Stand WS 2010 190 6.2 Wellenlänge und Frequenz (c = f ) (alle Angaben ca.-Werte) 6.2.1 Akustik cLuft = 330 m/s Bezeichnung Frequenzbereich Wellenlänge Infraschall < 20 Hz > 15 m Hörbereich 20 - 20.000 Hz 0,015 - 15 m Ultraschall > 20 kHz < 0,015 m 6.2.2 EM-Wellen Bezeichnung cLuft = 300.000 km/s Frequenz /Hz Wellenlänge - Strahlung 1019 3 10-11 m Röntgenstrahlung 1017 3 nm UV 1016 30 nm 5 * 1014 600 nm Infrarot 1013 30 µm Mikrowellen 1010 3 cm UKW 108 3m KW 107 30 m MW 106 300 m LW 105 3 km sichtbares Licht sichtbares Licht Frequenz /1012Hz Wellenlänge /nm Blau 630 475 Grün 550 550 Rot 460 650 Farbe Blankenbach / HS Pf / Physik Einfuehrung, Wellen, Optik / Stand WS 2010 191 Zur Info: „Beginn“ Typische Darstellungsweise von Wellen mit mehreren (vielen) Frequenzen: Spektrum Spektrum : Energie, Amplitude, Intensität, ... über der Frequenz bzw. Wellenlänge, ggf. logarithmisch Akustik Empfindlichkeit des menschlichen Ohres Übertragungskennlinie Lautsprecher 100 Phon Ohr: Kurven gleicher Lautstärke 50 Phon 1E+01 1E+00 1E-01 Schallintensität /W/m² 1E-02 1E-03 1E-04 1E-05 1E-06 1E-07 1E-08 1E-09 1E-10 1E-11 1E-12 1E-13 10 100 1000 10000 Frequenz /Hz Elektrotechnik / Hochfrequenztechnik Frequenzgang OP - Tiefpass HF - Spektrum Blankenbach / HS Pf / Physik Einfuehrung, Wellen, Optik / Stand WS 2010 192 Optik Empfindlichkeit des menschlichen Auges und LEDs und Laser Sonnenspektrum Glühlampe (A) und Normleuchtstoffröhre (D65) LCD-CCFL Problem des menschlichen Farbsehens: alle 3 Spektren werden als 'weiß' interpretiert ! Das bedeutet: Im Gegensatz zur 'deterministischen' Technik können hier unterschiedliche Eingangssignale dasselbe Ausgangssignal, nämlich 'weiß' hervorrufen. Blankenbach / HS Pf / Physik Einfuehrung, Wellen, Optik / Stand WS 2010 193 Definitionen bei Spektrallinien, Bandbreiten, ... Grenzfrequenz Tiefpass (low pass filter) Ua Ue Definition: 1 0,707 Abfall der Amplitude auf das 1 - fache ( 0,7) 2 bzw. um -3 dB des Maximalwertes fg Die zugehörige Frequenz wird als f Grenzfrequenz fg definiert. Bandbreite (bandwidth) / Güte rel. U a 1 Bandbreite B = fgo - fgu 0,707 Amplitudenabfall s.o. 'Güte' Q bei Schwingkreisen etc. mit Resonanzfrequenz fr : Q fr B Halbwertsbreite f gu fr f go m go f rel. A 1 typisch in der Optik, hier auch Linienbreite genannt 0,5 teilweise auch Definition mit 1/e bzw. halbe Fläche der Gesamtkurve gu Zur Info: „Ende“ Blankenbach / HS Pf / Physik Einfuehrung, Wellen, Optik / Stand WS 2010 194 6.3 Wellenformen Kugelwellen Geometrie Ebene Wellen Welle (weit weg) Theorie Beugung Welleneigenschaften berücksichtigen Bsp. 0 kleine Ab- Strahlen (Geometrische Optik) Wellencharakter vernachlässigt messungen - Sonne - Laser - China-Böller (in Luft) - Sonnenlicht auf Erde - Wasserwelle’ - Megaphon - Spalt Dies sind nur 2 ideale Fälle, es gibt viele weitere Abstrahlcharakteristik Formen Bsp.: Richtfunkantenne Antenne Geometrische Dämpfung bei Kugelwellen I (r ) ~ 1 r² Quellintensität breitet sich kugelförmig aus Beispiel : I(x = 1m) = 1 ; I(x = 2m) = 0,25 Blankenbach / HS Pf / Physik Einfuehrung, Wellen, Optik / Stand WS 2010 195 Es gibt auch noch andere Arten von Wellen: Wellenausbreitung nach dem Huygensschen Prinzip Jeder Punkt einer Welle ist Ausgangspunkt einer Kugelwelle. Eine neue Wellenfront ergibt sich aus der Überlagerung aller Kugelwellen. Hiermit lassen sich viele Wellenphänomene wie Reflexion, Brechung und Beugung in einfacher Weise quantitativ beschreiben. Wellenfront bei sehr vielen Kugelwellen JAVA Applett: Reflexion und Brechung von Lichtwellen (Erklärung Prinzip von Huygens) Blankenbach / HS Pf / Physik Einfuehrung, Wellen, Optik / Stand WS 2010 196 6.4 Wellenarten Longitudinal (Longitudinal) Transversal (Transversal) Akustik (Schall) (acoustics) - em-Wellen (Funk, Licht) Bsp. - Seil, Wasser Ausbreitung Auslenkung / „Medium erforderlich“ „geht im Vakuum“ || (parallel) (senkrecht) Fortpflanzungsrichtung 1 Zeitpunkt y niedriger Seil 2D hoher Druck y x p p N 0 t x Normaldruck y z Licht 3D y = po sin(t + kx) + pN x Longitudinalwellen breiten sich als Ausbreitungsrichtung 'Deformation' aus, die Amplitude hat dieselbe Richtung wie die E-Feld synchron und Ausbreitungsrichtung: senkrecht zu B-Feld - Stab nach Anschlagen Schwingungsrichtung Polarisation - Luft als Druckschwankungen Bsp.: - Polfilter - H bzw. V-Polarisation bei SAT-Signalen Blankenbach / HS Pf / Physik Einfuehrung, Wellen, Optik / Stand WS 2010 197 6.5 Wichtige Begriffe und Definitionen der Wellenlehre (hier vereinfacht für Ebene Wellen, Bezeichnungen und Abkürzungen s.o.): Intensität I = y² Quadrat der Amplitude (immer positiv) in der Optik Achtung rel. Wert Die Frequenz der Intensität ist (WE - 5) Intensität 1 0,5 wegen des 'Gleichrichteffektes' 0 scheinbar doppelt so groß wie 0 2 4 -0,5 die der Welle 6 Welle 8 sinx 10 x, t sinx^2 -1 Superpositionsprinzip nur kleine Amplituden, sonst nichtlineare Effekte yr = y1 + y2 + ... = yi (WE - 6) Interferenz Phänomene bei der Überlagerung von Wellen (siehe auch Gangunterschied) Gangunterschied (WE - 7) 2 k Bsp: 2 Wellen gleicher Frequenz und Richtung, 1D y1 = sin(t - kx) y y2 = sin(t - kx + ) yr = y1 + y2 = ? Rechenregel: x sin + sin = 2 sin[(+)/2] cos[(-)/2] yr = 2 cos[/2] * sin(t - kx + /2) Amplitude * ( hier 90°) Interferenzterm Blankenbach / HS Pf / Physik Einfuehrung, Wellen, Optik / Stand WS 2010 198 typische Werte /° /rad yr 0 0 2 0 90 /2 1,4 /4 180 0 /2 Bei der Überlagerung gelten für Wellen bzgl. Wellenlänge dieselben Gesetzmäßigkeiten wie für Schwingungen bzgl. ihrer Phase: Schwingungen Wellen m = 0, 1, 2, ... Gleichphasig konstruktive Interferenz = 0° =m Gegenphasig destruktive Interferenz = 180° 2 m 1 2 Verstärkung Auslöschung (WE - 8) Anwendung: - Beugung - Interferometrie (Michelson - Morley, Relativitätstheorie) - Lärmreduktion mit gegenphasiger Schallerzeugung JAVA Applett: Interferenz zweier Kreis- oder Kugelwellen Bsp: Gangunterschied bei 2 Quellen in einer Ebene ebene Wellen mit gleicher Frequenz und Wellenlänge ( 1 2 k1 k2 ) Ir = (y1 + y2)² P (binomische Formel) r1 = y1² + y2² + 2 y1 y2 erst quadrieren, dann summieren ! Q1 (Erklärung auch mit Pythagoras s.u.) r2 Phasendifferenz = (t -kr1) - (t -kr2 +) = k(r2 - r1) - = Gangunterschied Ir I1 I2 2 I1 I2 cos 2 2 y1 y2 Q2 unterschiedliche Länge von r1 und r2 Interferenzterm Blankenbach / HS Pf / Physik Einfuehrung, Wellen, Optik / Stand WS 2010 199 Beispiele für Interferenz Interferenz ebener Wellen Interferenz zweier radialer Wellen (Wasser) blau : Wellenberge Erläuterung der Überlagerungsformel mit Pythogoras (zur Info): I² = {y1 cos(1) + y2 cos(2)}² + {y1 sin(1) + y2 sin(2)}² = y²1 cos²(1) + 2y1 y2 cos(1) cos(2) +y²2 cos²(2) rr r2 + y²1 sin²(1) + 2y1 y2 sin(1) sin(2) +y²2 sin²(2) mit sin² + cos² = 1 und sin sin und cos cos = y²1 + y²2 + 2y1 y2 cos(1 - 2) r 2 1 1 y1 sin(1) y1 cos(1) Blankenbach / HS Pf / Physik Einfuehrung, Wellen, Optik / Stand WS 2010 200 6.5.1 Überlagerung von Wellen (Superposition) Parallele Überlagerung: Schwebung JAVA Applett: Schwebungen Beachte Einhüllende mit niedrigerer Frequenz Frequenzverhältnis 9:10 Amplitude t Frequenzverhältnis 1:10 Amplitude Signalfrequenz Überlagerung t Rundfunkübertragung : - AM : Amplitudenmodulation (s.o.) - FM : Frequenzmodulation (Sendefrequenz ist amplitudenabhängig) Vorteil: Signalschwankungen beeinflussen Empfang nicht Blankenbach / HS Pf / Physik Einfuehrung, Wellen, Optik / Stand WS 2010 201 Parallele Überlagerung von Wellen gleicher Frequenz Amplitude Gleiche Phase : Maximale Verstärkung 2 Überlagerung 1 0 0 5 10 15 -1 20 t -2 Amplitude Phase 180° (gegenphasig) : Auslöschung 2 Überlagerung 1 0 0 5 10 15 -1 20 t -2 beliebige Phase Amplitude 2 Überlagerung 1 0 0 5 10 -1 15 20 t -2 Bei senkrechte Überlagerung : Lissajous-Figuren, z.B. Oszi im x-y-Betrieb (Normal y-t) Blankenbach / HS Pf / Physik Einfuehrung, Wellen, Optik / Stand WS 2010 202 6.6 Reflexion und Brechung (Reflection and Refraction) Trifft eine Welle an der Grenze eines Medium auf ein anderes so wird sie völlig (z.B. Licht auf Spiegel) oder teilweise (Licht auf Wasser) reflektiert; der übrige Teil wird gebrochen; oder alles wird absorbiert (schwarze Oberfläche) Versuche: - Reflexion Laserstrahl Spiegel bzw. Leinwand - Brechung an Plastikplatten - Echo an Wand - Laser auf doppelte Fensterglasscheibe ergibt 4 sichtbare Reflexionen JAVA Applett: Reflexion und Brechung von Licht / Reflexion und Brechung von Lichtwellen (Erklärung Prinzip von Huygens) Bemerkungen: - Die nachfolgenden Gesetze gelten für akustische und em-Wellen. - Intensitätsverteilung Reflexion - Brechung kompliziert ! (z.B. Langkau, Lindström, Scobel: Physik kompakt: Elektromagnetische Wellen, vieweg) einfallender Strahl Reflexion c1 n1 ' diffuse Reflexion ideal Intensitätsverteilung Reflexion Bsp.: Luft c 2 n2 > n1 Glas Brechung Reflexion und Brechung treten auf, wenn eine Welle auf einen Übergang von einem Medium in ein anderes trifft. Die Intensitätsverteilung zwischen gebrochenem und reflektiertem Anteil ist nur mittels exakter Rechnung mit em-Wellen zu erhalten. Die räumliche Verteilung des reflektierten Anteils hängt von dem Material und der Oberfläche ab, wie z.B. bei Glas, Spiegel oder Leinwand. Blankenbach / HS Pf / Physik Einfuehrung, Wellen, Optik / Stand WS 2010 203 6.6.1 Reflexion Gerichtete Reflexion gilt nur Idealfall z.B. für Spiegel : Einfallswinkel = Ausfallswinkel = ' (WE - 9) (Reflexion nur in einer einzigen Richtung sichtbar) Problem: Intensitätsverteilung bei Reflexion und Brechung (s.u.) Anwendung Reflexion: Parabolspiegel Wellenrichtung umkehrbar verstärkter Empfang von Wellen (em / akustisch) z.B. Sat-Schüssel, Vogelstimmen-Mikro Empfänger / Sender 1 m² Antennenfläche 1 cm² Empfängerfläche Aussenden "gerichteter" Strahlen: Richtfunk (em), Megaphon, Autoscheinwerfer, Taschenlampe weitere: - Nierenlithotripter (Ellipse) - Funkwellen: Reflexion an oberen Luftschichten Überreichweiten (‘round the world in 0,1s’) - Katakaustik bei Reflexion an Kreis, z.B. Kaffeetasse Diffuse Reflexion bei ‚unebenen‘ Grenzflächen z.B. bei Leinwänden und Papier (Reflexion von allen Seiten sichtbar) s.u. Weiterer Reflexionseffekt : Bi-directional Reflection Distribution Function (BRDF) : Tritt z.B. bei Mähen (Fußballplatz) auf. Ist ein größeres Problem bei Weltraumgestützter Landwirtschaft-Beobachtung. Blankenbach / HS Pf / Physik Einfuehrung, Wellen, Optik / Stand WS 2010 204 6.6.2 Brechung Versuch: Reflexion Laserstrahl Beugung an Plastikplatten Brechung: Übergang von einem Medium in ein anderes Reflexion: = ' Lot n2 > n1 (unten optisch dichter) c1 > c2 (oben schneller) s1 c1 s2 Weg s 1 und s 2 in gleicher Zeit zurückgelegt in Medium 1 und 2 Wellenfront n 1 c1 Huygenssches Prinzip: n2 c2 unterschiedlicher zurückgelegter Weg in oberem und unteren Medium in derselben Zeit wegen c2 unterschiedlicher Ausbreitungsgeschwindigkeit Gilt sinngemäß auch für Reflexion ! JAVA Applett: Reflexion und Brechung von Licht Snelliussches Brechungsgesetz n: Brechungsindex (Index of Refraction) n sin n2 c 1 sin n1 c2 Optik (WE - 10) Akustik ( : Dielektrizitätskonstante) : Zusammenhang Optik - ET / hoch- niedrigfrequent Wellenlängen- bzw. Frequenzabhängigkeit : Dispersion: n = n() = n(f), z.B. Regenbogen Dielektrizitätskonstante : r = r(f) in der ET Bsp: Reflexion: Brechung: Bild im See, am Fenster, Echo, Reflexion an Fensterglas ca. 4% Stab ins Wasser, "Knick" Blankenbach / HS Pf / Physik Einfuehrung, Wellen, Optik / Stand WS 2010 205 Medium Brechungsindex für = 600 nm n = cvakuum / cmedium ; n = n() Glas 1,5 Luft 1,003 nVakuum = 1 Wasser 1,333 Diamant 2,4 Bsp: Luft Wasser = 30° = 22° zum Weiterlesen : Doppelbrechung (Birefringence) Blankenbach / HS Pf / Physik Einfuehrung, Wellen, Optik / Stand WS 2010 206 Totalreflexion (Total Reflectance) - tritt auf bei Übergang von optisch dichterem in optisch dünneres Medium - bei einem bestimmten Winkel wird der einfallende Strahl nur noch in der Grenzschicht geleitet - bei größeren Winkeln tritt der Strahl nicht ins dünnere Medium über Totalreflexion Anwendung: Prisma g Totalreflexion 45° dichter n1 dünner n2 < n1 sing n2 n1 Totalreflexion für alle g Lotwinkel hier 45° > g (38°) nur Reflexion, keine Brechung, Erklärung: komplexe Wellenoptik Medium Grenzwinkel zu Luft Diamant 23° Glas 38° Wasser 49° Blankenbach / HS Pf / Physik Einfuehrung, Wellen, Optik / Stand WS 2010 207 Anwendung der Totalreflexion Lichtleiter - Glasfaserkabel nicht, da Totalreflexion kann auch gebogen werden solange Totalreflexionsbedingung erfüllt bleibt 10 µm n1 n2 < n1 ‚Sprung‘ des Brechungsindexes Innen- typ. 62,5 µm Achtung: Unterschiedliche Laufzeiten ! ‚allmähliche‘ Änderung des Brechungsindexes typ. 62,5 µm ‚Sprung‘ des Brechungsindexes, typ. 9 µm, deshalb praktisch kein Reflexionseinfluß Blankenbach / HS Pf / Physik Einfuehrung, Wellen, Optik / Stand WS 2010 208 Intensitätsverteilung Bsp: Durchgang durch Glas durch- einfallend tretend reflektiert I 1 Luft Glas Luft reflektiert absorbiert reflektiert (übertrieben dargestellt) x Absorption durch Eindringen in Material I Intensitätsabnahme bei Ausbreitung in einem Medium üblicherweise als e-Funktion Vakuum absorbierenden Medium d Absorption : Absorptionskoeffizient [] = 1/m d : Eindringtiefe [d] = m Ageb Aein Aref ) ed (WE - 13) Der Absorptionskoeffizient ist wellenlängenabhängig : = () Beispiel: Der menschliche Körper ist für sichtbares Licht undurchdringbar, nicht aber für Röntgenstrahlung ! Blankenbach / HS Pf / Physik Einfuehrung, Wellen, Optik / Stand WS 2010 209 Reflexion in Abhängigkeit von der Einfallsrichtung n' n senkrechter Einfall : Re flexionsgrad r n' n 2 n' 1 Oberfläche gegen Luft r n' 1 2 typischer Wert Luft - Glas r 0,05 (5%) schräger Einfall : Blankenbach / HS Pf / Physik Einfuehrung, Wellen, Optik / Stand WS 2010 210 6.6.4 Wellenbetrachtung der Reflexion Festes Ende (mechanisch) bzw. optisch Loses Ende (mechanisch) bzw. optisch dichteres Medium dünneres Medium t t Phasensprung um keine Phasensprung Wellenknoten Wellenbauch Wellenknoten : Amplitude immer Null, auch Schwingungsknoten Wellenbauch : hier tritt die Maximalamplitude auf, auch Schwingungsbauch genannt Blankenbach / HS Pf / Physik Einfuehrung, Wellen, Optik / Stand WS 2010 211 Versuch: mechanische Transversal-Wellenmaschine (fest: unten festhalten bzw. lose) hieraus ergeben sich die Gesetze für Wellen in begrenzten Medien. Eine gute Simulation und Visulisierung in Internet findet sich unter : http://www.muk.uni-hannover.de/~finke/physlet/waves/wave_refl.html Zeitlicher Verlauf : Bei T = T/4 ist der Phasensprung um bei festem Ende zu erkennen Blankenbach / HS Pf / Physik Einfuehrung, Wellen, Optik / Stand WS 2010 212 6.7 Wellen in begrenzten Medien / Stehende Wellen Def: Wellen (hier 2) die gleichzeitig in entgegengesetzter Richtung das gleiche Medium durchlaufen überlagern sich zu einer stehenden Welle. Voraussetzung: Amplitude, Frequenz konstant und feste Phase Am häufigsten geschieht dies durch Reflexion einer ebenen Welle an einer Grenzfläche; dies gilt sowohl an dichteren/festen als auch an dünneren/losem Medium/Ende. Beispielrechnung: y1 = sin(t - kx) nach rechts y2 = sin(t + kx) nach links yr = y1 + y2 = 2 coskx sint Das ist eine Sinusschwingung mit ortsabhängiger Maximal-Amplitude (k = 2 /) y sin( t) = 1 2 sin( t) = 0 x cos(kx) = 0 Wellenknoten Simulation im Web : =1 2 -bauch - http://www.physiknetz.de/special/java/physik/phys/stlwellen.htm - http://www.schulphysik.de/physik/mech/swell/ Blankenbach / HS Pf / Physik Einfuehrung, Wellen, Optik / Stand WS 2010 213 JAVA Applett: - Stehende Welle (Erklärung durch Überlagerung mit der reflektierten Welle) - Stehende Längswellen Was passiert, wenn man beispielsweise eine Saite anzupft ? Die Phänomene der Eigenschwingung bei festem und losem Ende können sehr schön mit einem Stab oder Lineal ausprobiert werden. Blankenbach / HS Pf / Physik Einfuehrung, Wellen, Optik / Stand WS 2010 214 In einem Medium begrenzter Länge L kann sich eine Stehende Welle (zeitlich und örtlich konstante Überlagerung einer Welle mit sich selbst) nur ausbilden, wenn nachfolgende Bedingungen erfüllt sind: 'Enden' Eigenschwingung 1. Oberwelle Wellenlänge (Eigenfrequency)) (Second Harmonic) (Wave Length) A 2 freie W e lle n b a u c h L Bsp.: Leerrohr (WE - 14) -k n o te n x 2 feste Bsp.: Gitarrensaite 1 L ; f1 2f n 2L n1 fn c n n = 0, 1 , 2 Fest + frei n 4L 2n1 fn c n Bsp.: Blasen über Sprudelflasche 1 4 L ; f1 3f 3 Obige 'Bilder' erhält man durch Erfüllen der Randbedingungen (fest, lose) unter Berücksichtigung von Wellenknoten (Intensitätsminimum) und -bäuchen (Intensitätsmaximum) sowie Einpassen der Wellenlängen bzw. deren Bruchteilen. Anwendung: - Musikinstrumente (z.B. Orgelpfeifen, Klavier, Gitarre) - Optik : Resonator, Laser - Antennen (z.B. UKW : 100 MHz 3 m /4-Antenne l = 75 cm) Warum singen Männer lieber in der Badewanne (L = 1,8 m) , Frauen im WC (L = 1 m) ? Resonanz mit 2 festen Enden: Männer haben eine tiefere Stimme größere Wellenlänge f1 c ergibt Stehende Welle für Badewanne mit 180 Hz bzw. WC mit 330 Hz, etc. L Blankenbach / HS Pf / Physik Einfuehrung, Wellen, Optik / Stand WS 2010 215 Warum kann man Musikinstrumente unterscheiden, auch wenn sie alle denselben Ton (z.B. Kammerton 440 Hz) spielen ? Die unterschiedliche Verteilung der Oberwellenintensitäten 'macht' den Klang eines Musikinstrumentes (Skizziert, real keine scharfen Peaks). rel. Lautstärke fo Trompete 2fo 3fo 4fo rel. Lautstärke 5fo fo Horn 2fo 3fo 4fo Frequenz Frequenz rel. Lautstärke fo Oboe 2fo 3fo rel. Lautstärke 4fo 5fo Frequenz 5fo fo Blankenbach / HS Pf / Physik Einfuehrung, Wellen, Optik / Stand WS 2010 Clarinette 2fo 3fo 4fo 5fo Frequenz 216 6.8 Doppler - Effekt (Doppler Effect) (zur Information) - tritt auf, wenn sich Wellenerreger (Quelle) und Beobachter relativ zueinander bewegen - Effekt: Frequenzänderung Versuch: Simulation am PC, bewegte Stimmgabel auf Pendel JAVA Applett: Doppler-Effekt Es gibt 2 Fälle a) Ruhende Quelle, bewegter Beobachter v fB fQ 1 B c + : Beobachter nähert sich der Quelle (WE - 15) - : Beobachter entfernt sich von Quelle r uh en de Q ue lle T : Z e i t zw is ch e n 2 W e ll e n b ä u c h e n T = T = r uh en de r B eo ba ch ter c v b ew e gte r B eo ba ch te r c + v Frequenz relativ zur ausgesandten Frequenz Doppler Effekt : Ruhende Quelle - Bewegter 2 B entfernt sich B nähert sich 1,5 1 0,5 0 0 0,2 0,4 0,6 0,8 1 Geschwindigkeit relativ zur Ausbreitungsgeschwindigkeit Bsp: Zug - Übergangs-Glocke fQ = 440 Hz (a) ; vB = 30 m/s , c = 330 m/s Zug nähert sich: fB = 480 Hz ; Zug entfernt sich: fB = 400 Hz Blankenbach / HS Pf / Physik Einfuehrung, Wellen, Optik / Stand WS 2010 f = 80 Hz Terz 217 b) Bewegte Quelle, ruhender Beobachter fB + : Quelle entfernt sich vom Beobachter - : Quelle nähert sich zum Beobachter fQ v 1 Q c (WE - 16) b e w e g te Q u e lle ru he n d er B e ob a ch te r v pro Zeiteinheit kommen mehr Wellen an als bei ruhender Quelle Doppler Effekt bei bewegter Quelle ist nichtlinear : 2 Doppler Effekt : Bewegte Quelle (Q) Frequenz relativ zur ausgesandten Frequenz Frequenz relativ zur ausgesandten Frequenz Doppler Effekt : Bewegte Quelle (Q) Q entfernt sich Q nähert sich 1,5 1 0,5 0 0 0,2 0,4 0,6 0,8 20 Q entfernt sich Q nähert sich 16 12 8 4 0 1 0 Geschwindigkeit relativ zur Ausbreitungsgeschwindigkeit 0,2 0,4 0,6 0,8 1 Geschwindigkeit relativ zur Ausbreitungsgeschwindigkeit Bsp: Verkehrs-Radar fQ = 10 GHz , vQ = 30 m/s , c = 3 108 m/s Beispiel: fB = 10,000001 GHz f = 1 kHz - Durchbrechen der Schallmauer (s.u.) - Einsatzfahrzeuge (Martinshorn) Anwendung: - Geschw. Messung Radar - Astronomie zur Bestimmung von Planetengeschwindigkeiten Blankenbach / HS Pf / Physik Einfuehrung, Wellen, Optik / Stand WS 2010 218 Obige Gesetze für den Doppler Effekt gelten - für akustische und em-Wellen - nur Spezialfall : Quelle und Beobachter auf einer Geraden, einer ruht, anderer bewegt sich! Doppler-Effekt, falls sich Quelle und Empfänger nicht auf einer Geraden bewegen v cos fB fQ 1 Q c mit als Winkel zwischen Geschwindigkeitsvektor der Quelle und der Verbindungsgeraden Quelle – Empfänger. Blankenbach / HS Pf / Physik Einfuehrung, Wellen, Optik / Stand WS 2010 219 Machscher Kegel () / Schallmauer (Sonic Barrier) Bei schnell fliegenden Flugzeugen entsteht der sog. Machsche Kegel, dessen Spitze beim Durchbrechen der Schallmauer 'durchstoßen' wird, d.h. 'der Schall kommt nicht mehr nach !' ‚Klappt‘ auch im Wasser : Blankenbach / HS Pf / Physik Einfuehrung, Wellen, Optik / Stand WS 2010 220 7. Optik (Optics) 7.1 Anwendung von Reflexion und Brechung in der Optik Effekt: Reflexion und Brechung Richtungsumlenkung Spektralzerlegung durch Dispersion n = n(): gilt auch für Linsen und das Auge Unschärfe bei Farbbildern ! spektral zerlegt weiß Dispersion Prisma Reflexion an Spiegel Blankenbach / HS Pf / Physik Einfuehrung, Wellen, Optik / Stand WS 2010 221 7.1.1 Optische Effekte in der Atmosphäre Prinzip: wellenlängenabhängige Brechung des Sonnenlichtes (Dispersion) Himmelsblau Sonnenauf- / untergang w eiß Luft w e iß L u ft E rd e Erde Rayleigh - Streuung (vereinfachende Erklärung) Regenbogen (Rainbow) w e iß 42° weiß Regentropfen Sonne rotationssymmetrisch Hauptregenbogen 42° 1 Reflexion Nebenbogen 52° Farbabfolge umgekehrt 2 Reflexionen (intensitätsschwächer) Blankenbach / HS Pf / Physik Einfuehrung, Wellen, Optik / Stand WS 2010 222 Regenbogen Wie ist dieses Bild entstanden ? Blankenbach / HS Pf / Physik Einfuehrung, Wellen, Optik / Stand WS 2010 223 Spektrum des weißen Sonnenlichtes inkl. Treibhausproblematik (CO2) Spektralzerlegung von weißem Licht Der rechte und linke Rand (li.) erscheint dunkel, da das Auge dort relativ unempfindlich ist im Gegensatz zu Photodioden (re). Die Spektralzerlegung (d.h. Zerlegung nach 'Frequenzen' - Analogie zur Fouriertransformation) geht auch mit (optischen) Spalten oder Gittern ! Blankenbach / HS Pf / Physik Einfuehrung, Wellen, Optik / Stand WS 2010 224 7.2 Geometrische Optik Definition / Näherung: - Licht breitet sich strahlenförmig und geradlinig aus, - 'Licht' besitze keine Welleneigenschaften, d.h. 0 Bsp: Laser und Sonnenlicht erfüllen die Näherung gut Grenze der Geometrischen Optik: kleine Abmessungen im Bereich der Wellenlänge, z.B. Spalte Näherung dicke Linsen (real) dünne Linsen Prinzip von Linsen (lens): durch geschickte Formgebung unter Anwendung der Brechung (s.o.) werden nutzbare Effekte erzielt ! Wichtigste Linsenformen bikonvex Bikonkav Sammellinse Zerstreuungslinse Zerstreuungslinse Sammellinse Symbol Funktion: (Normalfall) Umgebung optisch dünner " " dichter Nur zur Info: Effekte an Linsen Erwünscht Entsteht durch Abhilfe Brechung + Reflexion - Vorder- und Rückseite Vergütung Absorption - molekulare Absorption Spezialglas Streuung - Verunreinigungen Hochreines Glas Dispersion - Material Spezialglas Thermische Ausdehnung - Material Spezialglas Optimierungsmöglichkeiten meist nicht gleichzeitig realisierbar Blankenbach / HS Pf / Physik Einfuehrung, Wellen, Optik / Stand WS 2010 225 Beispiel Blankenbach / HS Pf / Physik Einfuehrung, Wellen, Optik / Stand WS 2010 226 Allgemeine Regeln zur Linsenkonstruktion (DIN 1335) - Lichtrichtung von links nach rechts - Gegenstand: y (früher G) - Bild y' (früher B) - y-Achse nach oben positiv - f Brennweite - F Brennpunkt - a Gegenstandsweite (früher g) - a' Bildweite (früher b) - Lichtweg umkehrbar Abbildungsgleichung nur je ein Brechungsindex 1 1 1 f a' a für Linse und Umgebung (OP - 2) Abbildungsmaßstab Abbildungsgleichung Bildweite a' 10 8 6 Objektiv : Objekt reell, Bild reell, umgekehrt 4 Objekt virtuell, Bild reell, aufrecht 2 0 -10 -8 -6 -4 -2 0 -2 2 4 6 8 10 Gegenstandsweite a -4 -6 Lupe : Objekt reell, Bild virtuell, aufrecht -8 normiert auf f = +1 -10 Blankenbach / HS Pf / Physik Einfuehrung, Wellen, Optik / Stand WS 2010 227 7.2.1 Sammellinse als Dünne Linse Kennzeichen: Brennweite f > 0 ; z.B. + 30mm - Parallelstrahl F' - (Brennpunkts-) Strahl Konstruktionsprinzip: - Gegenstandsstrahl durch Optische Achse behält Richtung bei Fall Konstruktion y' a<f optische F virtuell, Lupe vergrößert, F' aufrecht f a' a y 2f Beispiel y Achse f < a < 2f Bild reell, F' Projektor vergrößert, F y' umgekehrt f a' a a > 2f reell, y F' F 2f Fernrohr verkleinert, y' umgekehrt f a a' JAVA Applett: Bilderzeugung durch Sammellinsen Die Linsen sind mit ihrer Form gezeichnet, die Konstruktion vernachlässigt aber ihre Dicke ! Blankenbach / HS Pf / Physik Einfuehrung, Wellen, Optik / Stand WS 2010 228 7.2.2 Zerstreuungslinse Kennzeichen f < 0 ; z.B. - 30 mm Anwendung z.B. Galileisches Fernrohr Aufrechtes virtuelles Bild ; verkleinert y' y Konstruktionsprinzip: F' F - Parallelstrahl mit Strahl von F (Brennpunkt) ausgehend f a - Gegenstandsstrahl durch Optische Achse unverändert a' weiterer Linsentyp: Fresnel-Linsen (flach, z.B. Overhead-Projektor, Campingbus, Leuchtturm) Links Strahlengang : Entscheidend für die Wirkung einer Sammellinse ist nicht deren Dicke, sondern die Oberflächenkrümmung. Im Prinzip stellt die Fresnel-Linse eine konvexe Sammellinse dar, bei der außerhalb der Mittellinse nur dünne ‚Oberflächenteile‘ verwendet werden Mitte Draufsicht Rechts Anwendung bei Leuchttürmen als 360° Linse Blankenbach / HS Pf / Physik Einfuehrung, Wellen, Optik / Stand WS 2010 229 7.2.3 Linsensysteme (zur Information) Zweck Vergrößerung: Mikroskop, Lupe kleine Gegenstände ; Fernrohr kleine Winkel Limitierung: Beugung (Wellencharakter kann nicht vernachlässigt werden, s.u.) Lupe (Magnifier) Vergrößerung der Lupe v s f mit s als deutliche Sehweite des unbewaffneten Auges üblicher Wert : s = 25 cm Die Lupe ist das einfachste optische Instrument zur Vergrößerung von Gegenständen, die sich Endlichen befinden. Am einfachsten wird der Gegenstand in der Brennebene einer Sammellinse positioniert. Diese Lupenlinse verwandelt dann die Lichtstrahlen von allen Gegenstandspunkten zu Parallelstrahlen, die von der Augenlinse wieder auf ihre bildseitige Brennebene abgebildet werden. Damit wir dieses Bild scharf sehen, muß die Augenlinse so akkomodiert sein, daß sich diese Brennebene gerade auf der Ebene der Retina befindet. D.h. wir stellen unser Auge auf das Sehen von Gegenstände im Unendlichen ein. Die ist die Ruhestellung des Auges und daher am wenigsten anstrengend. Blankenbach / HS Pf / Physik Einfuehrung, Wellen, Optik / Stand WS 2010 230 Mikroskop (Microscope) Vergrößerung des Mikroskopes v ts fObjektiv fOkular mit s als deutliche Sehweite des unbewaffneten Auges üblicher Wert : s = 25 cm Das Mikroskop vergrößert den Sehwinkel. Bei einem Mikroskop (2* Sammellinse) ist ein Gegenstand sehr nahe am Brennpunkt der sog. Objektivlinse, es wird ein stark vergrössertes Bild erzeugt. Dieses Bild (Zwischenbild) wird in einer Ebene im Abstand t vom zweiten Brennpunkt des Okulars erzeugt. Dieses Zwischenbild wird von der zweiten Linse (Okular) weiterverarbeitet. Das Okular ist so plaziert, dass das von der ersten Linse erzeugte Bild genau auf seinem Brennpunkt erzeugt wird. Die Strahlen aus der er-sten Linse, dem Objektiv, werden nun so gebrochen, dass sie divergent sind. Dies entspricht der Lupen - Funktion. Das Auge formt wieder ein reelles Bild, das nun aber sehr stark vergrössert ist. Fernrohr (Telescope) Vergrößerung des Fernrohres v fObjektiv fOkular Je größer die Objektivbrennweite und je kleiner die Okularbrennweite desto (Keplersches Fernrohr) größer die Vergrößerung. JAVA Applett: Keplersches Fernrohr Annahme : Gegenstände befinden sich im Unendlichen, d.h. die Lichtstrahlen von diesen Gegenständen erreichen das Fernrohr als Parallelstrahlen. Die Objektivlinse ist eine Sammellinse, die ein reelles Bild des Gegenstands in ihrer bildseitigen Brennebene entwirft. Dieses Zwischenbild liegt in der Brennebene der Okkukarlinse. Blankenbach / HS Pf / Physik Einfuehrung, Wellen, Optik / Stand WS 2010 231 7.3 Beugung (Diffraction) Geometrische Optik: : Wellenausbreitung mit geradlinigen Strahlen 7.3.1 Prinzip Exp: Laser - Licht geradlinig - Geräteachse - kreisrunder Fleck auf Wand -Schirm Spalt in Strahlengang Geom. Optik: kleinerer Fleck aufgrund Abschattung Spalt verkleinern: Aufweitung mit helle und dunkle Streifen Beobachtung: - Abweichungen von der geradlinigen Ausbreitung an Hindernissen - Licht als Welle Mathematische Behandlung komplex. Qualitatives Verständnis: Überlagerungs- und Ausbreitungseigenschaften von Wellen mit - Superpositionsprinzip Überlagerung mehrerer Wellen an einem Ort analog Überlagerung von Schwingungen I = I1 + I2 + I3 + ... -Interferenz: Wechselwirkung einer Welle mit sich selbst Extremfälle 2 Wellen gleicher Frequenz - effektiver Gangunterschied = 0 in Phase max. Verstärkung - Einzelamplituden gegenphasig = /2 : Auslöschung --Ausbreitung von Lichtwellen - Huygensches Prinzip: Bsp: Wasserwellen - hineingeworfener Stein Blankenbach / HS Pf / Physik Einfuehrung, Wellen, Optik / Stand WS 2010 232 Abweichung von Geometrischer Optik x Licht als Welle xmax geom. optischen Instrumente mit endlichen Optik Öffnungsweiten: Beugung beschränkt 0 Beugung Auflösungsvermögen a Spalt Beugungsart a, b Licht Fresnel klein divergent parallel a, b < ggf. Sammellinsen Fraunhofer b Schirm Beschreibung Komplex Winkel 'einfach' 7.3.3 Fraunhofersche Beugung 7.3.3.1 Einzelspalt Beugungswinkel gebeugte Wellenfront A einfallende Wellenfront d = BC = d * sin C B Gangunterschied der Randstrahlen Näherung: Spaltbreite d << Spaltlänge l nicht gebeugte Wellenfront JAVA Applett: Beugung von Licht am Einfachspalt Blankenbach / HS Pf / Physik Einfuehrung, Wellen, Optik / Stand WS 2010 233 Erklärung für die dunklen Stellen Auslöschung ! A min Auslöschung ! d/2 B C Huygensches Prinzip: Oberer und mittlerer sowie mittlerer und Jeder Punkt im Spalt ist Quelle einer neuen unterer Strahl sind gegenphasig und Elementarwelle. Am Hindernis werden die löschen sich somit aus ! Wellen abgelenkt Auslöschung bei Abstand d/2 BC = d.h. Gangunterschied = /2 BC: = d sinmin = 1. Minimum Bsp: d = 10 min 6° Geometrische Optik d >> oder 0 Strahlen weiteren Minima Gangunterschied ganzzahliges Vielfaches von Minima (dunkel) n = d sinmin (OP - 3) Beugungsordnung n = 1, 2, ... Blankenbach / HS Pf / Physik Einfuehrung, Wellen, Optik / Stand WS 2010 234 Beobachtung Versuch : Zwischen Minima helle Stellen : Maxima A Verstärkung ! max Auslöschung ! d/3 C B 3 2 Superpositionsprinzip: Gangunterschied zwischen max. Verstärkung und Auslöschung /2 Maxima (hell) (n + 1/2) = d sinmax Beugungsordnung n = 0, 1, 2, ... (OP - 4) Die Intensität der Beugungsmaxima - noch deren Verlauf können aber (rein geometrisch) nicht hergeleitet werden. Zu vermuten ist aber ein geringere Helligkeit des 1. Maximums, da sich die beiden unteren Strahlen auslöschen ! Blankenbach / HS Pf / Physik Einfuehrung, Wellen, Optik / Stand WS 2010 235 Beispiel Chip einer- Digitalkamera - Chip 5 mm breit = 1000 Pixel, d.h. 1 Pixel = 5 µm breit - Linsendurchmesser d = 5 mm (als Spalt) - Abstand Linse - CCD : b = 10 mm - Annahme: Heller Spot in Pixelmitte - Trifft das 1. Beugungsmaximum ein danebenliegendes Pixel ? Entspricht der Ort für das erste Maximum (xmax) der Pixelbreite (5 µm) ? - Geometrie : tan = xmax/b 1. Maximum 1 /2 = d sinmax =d tan für kleine Winkel : 1/2 = d xmax / b grünes Licht : 0,550 µm /2= 5mm xmax / 10mm xmax = 0,55 µm d.h. Pixelpitch liegt um einen Faktor von 10 über dem 1. Beugungmaximum ! selbst wenn gebeugtes Licht auf ein benachbartes fällt, wäre die Intensität max. 5% des durchgehenden Strahles (s.u.). Dies wird relevant, wenn ein Pixel 100% 'hell' und das benachbarte ganz 'dunkel' sein soll, was üblicherweise nur bei Testbildern vorkommt. Beugung von polychromatischem Licht polychromatisch: Licht mit 'vielen' verschiedenen Wellenlängen, z.B. Sonnenlicht jede Wellenlänge wird an einen anderen Orte gebeugt, d.h. weißes Licht wird ‘farbig’ analog zur Spektralzerlegung durch Dispersion (s.o.) Blankenbach / HS Pf / Physik Einfuehrung, Wellen, Optik / Stand WS 2010 236 Intensität winkelabhängiger Intensitätsverlauf nicht ermittelbar aus den bisherigen Überlegungen mathematische Herleitung aus Kirchhoffschen Formeln ist komplex, nachfolgend vereinfacht: z Berechne die in P ankommende Wellen (auf '1' normierte Amplitude) : P r0 + d/2 r1 : y1 = sin(t - kr1) r1 0 ro : yo = sin(t - kro) Gangunterschied Gangunterschied = z sin mit z als Koordinate r1 mit r0 ausgedrückt - d/2 r1 = sin(t - k{ro + }) r1 = sin(t - kro – k z sin) Überlagerung aller Elementarwellen des Spaltes: - Aufsummieren aller Wellen - für 'sehr viele' Wellen Übergang Summe - Integral : (Vgl. Herleitung Integral durch Ober- und Untersummen von Rechtecken) Blankenbach / HS Pf / Physik Einfuehrung, Wellen, Optik / Stand WS 2010 237 d 2 d 2 1 y sint kro k z sin dz cos t kro k z sin ksin d d 2 2 1 kd kd sin cos sin cos ksin 2 2 mit cos(-) - cos(+) = 2 sin sin y I 2 kd sint kro sin sin ksin 2 kd sin sin 2 sint kro d kd sin 2 sinx y~ d x Geometrische ~ Optik 1 x2 Beugung 5% kd d mit x sin sin 2 xmax 0 x Intensitätsverlauf Einzelspalt 2 hyperbolische Abnahme der Helligkeitsmaxima mit 1/x² sinx I~ x x = 0 nach L'Hopitalscher Regel I = 1 d x sin x entspricht Formel für Minima * wegen Sinus (OP - 6) (I(0) 1) Zum Weiterlesen: Babinetsches Prinzip Öffnungen und Hindernisse haben komplementäre Beugungsbilder Versuch Spalt mit Draht vertauscht es ergibt sich dasselbe Beugungsbild, nur ist 'hell' und 'dunkel' vertauscht Blankenbach / HS Pf / Physik Einfuehrung, Wellen, Optik / Stand WS 2010 238 7.3.3.2 Gitter (Grid) Versuch: Einzelspalt - breite Streifen Gitter: scharfe Punkte, groß = Hauptmaxima Verstärkung :Gangunterschied = analog Minimum Einzelspalt A Verstärkung ! g >> d : Spaltbreite << Spaltabstand Spalte = Punktquellen g C max d B Hauptmaxima beim Gitter m = 0, 1, 2, ... m = g sinmax (OP - 7) durchgehender Strahl m = 0 = Hauptmaximum 0. Ordnung Anwendung : - Messung von - Strukturuntersuchungen mit Röntgenstrahlung Kristallgitter Bsp: Gesucht: Beugungswinkel für Maximum 1. Ordnung bzw. Wellenlänge aus Ort g = 1/500 mm, m = 1 , = 500 nm xmax = g sinmax max = arcsin(/g) = arcsin(500 10-9 500 10-3) 0 = arcsin(0,25) 0,25 b max 15° Schirm tanmax = xmax / b und = g sinmax Blankenbach / HS Pf / Physik Einfuehrung, Wellen, Optik / Stand WS 2010 239 Zum Weiterlesen: Moiré - Streifen werden erzeugt durch zwei nicht deckungsgleich aufeinanderliegende Gitter Teilungsmoiré Die Gitterkonstanten sind leicht unterschiedlich - also 'verstimmt'. Wie bei einer niederfrequenten Schwebung (s.o.) im Zeitbereich tritt hier eine 'niedrigere' Ortsfrequenz auf. Moiré-Streifenabstand: aM g2 g1 g2 g1 am Verdrehungsmoiré entstehen, wenn 2 Gitter mit gleicher Gitterkonstante um den Winkel gegeneinander verdreht sind. Moiré-Streifenabstand: aM g am Auftreten der Moiré-Streifen bei Bildschirmen mit 'festen' Pixelraster (= Gitter) und Darstellung von Bildinhalten mit gitterähnlicher Struktur - 'Pepita' - Anzüge im Fernsehen - schlechter Abgleich / Einstellung bei LCD-Videobeamern mit Analogeingang - Digitale Bildaufnahme (Foto, Scanner [Pixel per Inch]) und Wiedergabe (Pixelraster) Blankenbach / HS Pf / Physik Einfuehrung, Wellen, Optik / Stand WS 2010 240 Moire bei sw-Bildern aufgrund von Rasterung. Beispiel: Eingescanntes Bild bei hoher Scan-Auflösung (links) und bei ScanAuflösung im Bereich der Druckauflösung (rechts) Moiré verursacht bei Farbbildern außerdem Farbrauschen Vergrößert Original Bilder mit Digitalkamera von Bildschirm Blankenbach / HS Pf / Physik Einfuehrung, Wellen, Optik / Stand WS 2010 Streifenmuster 241 Zusammenfassung Fraunhofersche Einzelspalt Gitter Beugung (viele Spalte / mm) I I Intensitätsverlauf geometrische Optik geometrische Optik Beugung 0 xmax 0 x xmax x 2 sinx I~ ; ( I(0) 1 ) x Formel für Maxima x arctan max b 1 sin n 2 d n = 1, 2, 3, ... scharfe, diskrete Maxima (OP - 2) sin n g (OP - 3) g: Abstand Gitterlinien d: Spaltbreite b : Abstand Spalt Schirm Fouriertransformation als Analogie zur optischen Beugung mathematische Transformation eines y(t) Rechtecksignales im Zeitbereich | F(f) | Fouriertransformation Spaltfunktion im Frequenzbereich t f Beugungsbild eines Spaltes entspricht Fouriertransformation eines Rechteckes mit der Durchlässigkeit (0 1 0) Die geometrische Optik erzeugt ein schmales und scharfes Rechteck, hier als Linie dargestellt Blankenbach / HS Pf / Physik Einfuehrung, Wellen, Optik / Stand WS 2010 242 Gegenüberstellung von Fouriertransformation und Beugung Fourier / Beugung Zeit- / Ortsbereich Frequenz- / Wellenlängenbereich A A Rechtecksignal ... ... Gitter t, x A Frequenz, Wellenlänge A 2 Reckeckimpulse Doppeltspalt t, x A Frequenz, Wellenlänge A 1 Rechteckpuls Einzelspalt t, x Frequenz, Wellenlänge Hieraus ist ersichtlich, daß das zugrundeliegende physikalische Prinzip dasselbe ist ! Blankenbach / HS Pf / Physik Einfuehrung, Wellen, Optik / Stand WS 2010 243 Bsp: Beugung an Linsen begrenzt das Auflösungsvermögen Fernrohr auf 2 dicht benachbarte Sterne (Lichtquellen) gerichtet Beugung führt zur Verbreiterung der Bilder im Grenzfall überlagern sich dicht benachbarte Zentral-Maxima nur 1 hellen Fleck ; Analoges gilt für das Mikroskop Intensität Beugungsbild zweier benachbarter Quellen Überlagerung Licht zweier benachbarter Objekte z.B. Sterne Überlagerung in einem verbreiterten Linse 'Punkt' Bildebene praktisch nicht unterscheidbar ! Fernrohr 2 dicht benachbarte Sterne 2 Lichtquellen Beugung Verbreiterung der Bilder Grenzfall überlagern sich dicht benachbarte ZentralMaxima nur 1 hellen Fleck (Mikroskop analog) Beugungsbild einer Linse mit 2 Lichtquellen (z.B. Sterne) ‚Rutschen‘ die Lichtquellen enger zusammen (unten links und rechts) können Sie nicht mehr unterschieden (‚aufgelöst‘) werden ! Blankenbach / HS Pf / Physik Einfuehrung, Wellen, Optik / Stand WS 2010 244 Anwendung der Beugung - Messtechnik - Röntgenuntersuchung (Werkstoffkunde) Bsp: DNA (Watson-Crick) Materialuntersuchungen mit Röntgenstrahlen Voraussetzung: Beugung am Punktgitter Bragg-Bedingung für konstruktive Interferenz muß erfüllt sein: n = 2 d sin d mit n = 1, 2, 3, ... Laue-Aufnahme von NaCl schwarze Punkte = Interferenzen Blankenbach / HS Pf / Physik Einfuehrung, Wellen, Optik / Stand WS 2010 245 Beispiel für Untersuchungen mit Beugung: Muskel Blankenbach / HS Pf / Physik Einfuehrung, Wellen, Optik / Stand WS 2010 246 Übungsblatt Wellen/Optik 1. Berechnen Sie die erhöhte Eingangsleistung eines Parabolspiegels (A = 1m²) für einen 1cm² großen Empfänger bei parallel einfallender Strahlung. Wie hoch ist der Gewinn (dB) bei 1W Leistung. Versuchen Sie die geometrischen Verhältnisse mittels Computer nachzubilden (y=x², Tangentensteigung - Reflexionsbedingung). 60dB 2. Zeichnen Sie das Reflexionsbild für einen Halbkreis für senkrecht einfallende parallele Strahlen (Katakaustik). Gut zu erkennen bei seitlich beleuchteter Kaffetasse. 3. Zeichnen Sie die Winkel für das 1. Maximum eines Einzelspaltes für die Wellenlänge 300nm 500nm und 700nm in Abhängigkeit von der Spaltbreite (0-30mm) auf. Warum wird bei der Waferbelichtung möglichst kurzwelliges Licht verwendet? Berechnen Sie dies für eine Leiterbahnbreite = Leiterbahnabstand von 0,5µm und einen „Schirm“abstand (Masken Waferabstand) von 1mm in Abhängigkeit von . Optimierungsmöglichkeiten ? 4. Sie wollen die Wellenlänge von monochromatischem Licht mit einem Gitter bestimmen. Bei einer Gitterkonstanten von 10000 (Linien/cm) messen Sie im Abstand von 1m hinter dem Gitter einen Abstand von 0,5m zwischen dem Hauptmaximum und dem 1. Maximum. ? 477nm 5. Vergegenwärtigen Sie sich die Beugungserscheinungen an einem Doppelspalt ausgehend von dem Huygensschen Prinzip. 6. Skizzieren Sie einzeln die 3 Fälle für die Sammellinse und vergleichen Sie. 7. Welche Extremfälle treten beim Auftreffen von Licht auf eine keilförmige Platte auf a) monochromatisch b) polychromatisch (Beugung und Keilwinkel vernachlässigen) Blankenbach / HS Pf / Physik Einfuehrung, Wellen, Optik / Stand WS 2010 247