Charakterisierung eines Ziegler-Natta-Modellkatalysators für die Polyethylen-Herstellung Untersuchungen mit ESR und IRAS bei der Präparation und Ethylen-Polymerisierung Dissertation zur Erlangung des Grades eines Doktors der Naturwissenschaften der Fakultät für Chemie der Ruhr-Universität Bochum von Jörg Schmidt aus Mülheim (Ruhr) Bochum und Berlin 2001 Tag der mündlichen Prüfung: 06.12.2001 Prüfungskommission: Vorsitzender: Prof. Dr. W. Sander Referent: Prof. Dr. H.-J. Freund Korreferent: Prof. Dr. M. Muhler Prüfer: Prof. Dr. W. Sander Die vorliegende Arbeit wurde im Zeitraum Juli 1997 bis März 2001 in der Abteilung Chemische Physik des Fritz-Haber-Instituts der Max-Planck-Gesellschaft in Berlin angefertigt. Danksagung Ich bedanke mich bei Herrn Prof. Dr. Hans-Joachim Freund für die interessante Themenstellung, die Betreuung und den gewährten Freiraum bei der Bearbeitung dieses Themas. Ebenfalls danken möchte ich Herrn Dr. Heiko Haman und Herrn Dr. Thomas Risse für ihre Unterstützung in fachlichen, organisatorischen und zwischenmenschlichen Bereichen. Mein Dank gilt Herrn Walter Wachsmann für die praktische Unterstützung meiner Experimente und der Literatur-Recherche und Herrn Dipl.-Phys. Mohsen Mozaffari-Afshar für die gute Zusammenarbeit in der Arbeitsgruppe. Ich bedanke mich bei allen Doktoranden, Technikern und Arbeitsgruppenleitern der Abteilung Chemische Physik am Fritz-Haber-Institut für die vielen kleinen Hilfen und Ratschläge, ohne die man in der Forschung nicht erfolgreich sein kann. Ebenfalls danke ich allen Mitarbeitern der Werkstätten und den Haustechnikern für die gute Unterstützung dieser Arbeit. Mein ganz besonderer Dank gilt meinen Eltern, die mir dieses Studium ermöglicht haben, und meinen Freunden für die vielen aufmunternden Worte. 1. EINLEITUNG 7 2. THEORETISCHE GRUNDLAGEN 9 2.1 Ziegler-Natta-Katalysatoren und Polymerisation 9 2.2 ESR-Spektroskopie 2.2.1 Das freie Elektron 2.2.2 Radikal-Moleküle – Molekulare Anisotropie 2.2.3 Farbzentren 2.2.4 Leitungsband-ESR (CESR) 2.2.5 Titan (+III) 2.2.6 Signalverbreiterung durch Dipol-Kopplung und Superaustausch 14 14 17 19 20 21 23 2.3 IR-Reflektionsabsorptions-Spektroskopie 2.3.1 Überblick 2.3.2 Lichtabsorption durch Molekülschwingungen 2.3.3 IR-Frequenzen und -Intensitäten adsorbierter Moleküle 25 25 26 27 2.4 Auger-Elektronen-Spektroskopie 2.4.1 Verfahren – Qualitative Messungen 2.4.2 Quantitative Messungen - Filmdicken 2.4.3 Quantitative Messungen - Stöchiometrie 30 30 31 32 3. EXPERIMENTELLES 35 3.1 Das UHV-System 35 3.2 Das ESR-Spektrometer 3.2.1 Überblick über das Gerät 3.2.2 Justage der Probe zur Messung 39 39 42 3.3 Das IR-Spektrometer 3.3.1 Überblick über das Gerät 3.3.2 Fourier-Transform-Infrarotspektroskopie (FTIR) 44 44 45 3.4 Das AES-/LEED-Spektrometer 48 3.5 Verwendete Chemikalien 50 4. EXPERIMENTELLE ERGEBNISSE 51 4.1 Das System MgCl2/Pd (111) 4.1.1 Einführung 4.1.2 Erzeugen des Magnesiumchlorid-Films 4.1.3 Bestimmung der Filmdicke und -struktur 4.1.4 Dichtigkeit des Films 4.1.5 Defektgenerierung im Magnesiumchlorid 53 53 55 58 60 61 4.2 Verankerung des Titan-Reaktionszentrums 4.2.1 Einführung 4.2.2 Verankerung durch Elektronenbeschuß bei Raumtemperatur 4.2.3 Verankerung durch Auffrieren 71 71 72 76 4.2.4 Chemischer Zustand des Titans 4.3 Aktivierung des Reaktionszentrums 4.3.1 Reaktion mit Trimethylaluminium (TMA) bei 40 K 4.3.2 Reaktion mit Trimethylaluminium (TMA) bei Raumtemperatur 4.3.3 Reaktion mit Triethylaluminium (TEA) 4.4 Polymerisierung von Ethylen 4.4.1 Durchführung und Charakterisierung 4.4.2 Reaktionsverlauf 4.4.3 Veränderung des Reaktionszentrums 5. ZUSAMMENFASSUNG 80 85 85 98 98 99 99 106 113 117 5.1 Übersicht über die Katalysator-Präparation 117 5.2 Ergebnisse 118 6. LITERATUR 121 1. EINLEITUNG 7 1. Einleitung Polyethylen und Polypropylen sind als moderne Kunststoffe aus dem täglichen Leben nicht mehr weg zu denken. Von Verpackungen über Gehäuse und Isolierungen bis hin zu fertigen Gebrauchsgegenständen reicht die Anwendung. Durch das Fehlen von Heteroatomen, insbesondere Halogeniden, in diesen Kohlenwasserstoffen gelten sie als besonders umweltfreundlich. Ein Großteil der Herstellung verläuft dabei in heterogener Katalyse. Seit den Entwicklungen Karl Zieglers und Giulio Nattas in den späten fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts finden hier die sogenannten Ziegler-Natta-Katalysatoren ihren Einsatz. Mit diesen Katalysatoren werden hohe Umsätze der Monomere und gleichzeitig die Ausbildung der Polymere als lange isotaktische Ketten erzielt [Bar87, Nat63]. Nach dem Ziegler-Natta-Verfahren werden heute im großtechnischen Maßstab lineares Niederdruck-Polyethylen, hoch-isotaktisches Polypropylen, kristallines Polystyrol und cis-1,4Polybutadien hergestellt [Bar87, Nat63]. Fast die gesamte Welt-Produktion von Polypropylen (50 Megatonnen/Jahr) wird mit Hilfe diesen Verfahrens hergestellt [Fin94, Mag00]. Die Identifizierung und Charakterisierung der Polymerisationszentren auf Substrat getragenen Katalysatoren wurde bisher meist auf indirekten Wegen wie Polymer-Produkt-Analysen versucht [Bar87, Dus93, Kim00c]. Angesichts der heterogenen Natur des Katalysators ist jedoch das Wissen über die Oberflächen-Eigenschaften von fundamentaler Bedeutung für die Beschreibung der aktiven Zentren und das Verstehen des Polymerisationsmechanismus [Gas87, Jen98]. Hierzu existieren frühere Arbeiten mit Elektronspinresonanz-Messungen [Übersichten in Bar87, Dus93], die jedoch alle Aufschlämmungen von Modellkatalysatoren mit organischen Lösungsmitteln untersuchten und zu unterschiedlichen Ergebnissen kamen. In der vorliegenden Arbeit wird ein neuer Modellkatalysator entwickelt, der einem Industriekatalysator der sogenannten dritten und vierten Generation ähnelt, und im Ultrahochvakuum und in Ethylen-Atmosphäre untersucht. Dieser Modellkatalysator besteht aus Titanchloriden und Aluminiumtrialkylen, wobei die Titanchloride auf einem Magnesiumdichlorid-Substrat verankert sind. Der Modellkatalysator polymerisiert Ethylen. Anhand dieses Modellkatalysators werden mehrere Fragen untersucht, die für die Modellierung zukünftiger Ziegler-Natta-Katalysatoren von entscheidender Bedeutung sind: 8 1. EINLEITUNG a) Welche Rolle spielt das Substrat Magnesiumchlorid für die Katalyse? b) Welchen Oxidationszustand besitzt das Titan während Präparation und Reaktion? c) Wie reagieren Titan und die Aluminiumtrialkyle miteinander? d) Welche Hinweise gibt es zum Reaktionsmechanismus? e) Welche Faktoren beeinflussen die Aktivität und den Aktivitätsverlust des Katalysators? Darüber hinaus werden einige weitere Aspekte diskutiert, die sich teilweise erst im Laufe der Untersuchungen als relevant erwiesen haben und daher nicht von vorneherein in den Fragenkatalog aufgenommen werden konnten. Hierzu zählt zum Beispiel die Charakterisierung von Fehlstellen im einkristallinen Magnesiumchlorid und ihre Wechselwirkung mit Verfahren und Stoffen, die für die Modellkatalysator-Herstellung eingesetzt werden. Für die Bearbeitung dieser Fragestellungen konnte auf die Elektronenspinresonanz und die Infrarotabsorptionsspektroskopie als Meßverfahren zurückgegriffen werden. Da mit dem Modellkatalysator im Ultrahochvakuum gearbeitet wurde, um eine störende Adsorption von Teilchen aus der Gasphase auf der Oberfläche zu vermeiden, konnten zusätzliche Meßmethoden eingesetzt werden: Auger-Elektronen-Spektroskopie, Beugung niederenergetischer Elektronen (LEED) und Thermische Desorption. 2.1 Ziegler-Natta-Katalysatoren und Polymerisation 9 2. Theoretische Grundlagen 2.1 Ziegler-Natta-Katalysatoren und Polymerisation Im Jahre 1953 fand Karl Ziegler einen Polymerisationsprozeß für Ethylen bei milden Reaktionsbedingungen unter Verwendung eines metallorganischen Mischkatalysators aus TiCl4 und Al(C2H5)3 [Zie53]. Giulio Natta setzte diesen und seine Modifikationen für Polymerisationen von Propylen und anderen Olefinen ein [Nat54], so daß die Katalysatoren aus einer Übergangsmetallverbindung und einer Hauptgruppenmetall-Alkylverbindung den Namen Ziegler-Natta-Katalysatoren bekamen. Der komplexe Katalysator besteht gewöhnlich aus Titanchloriden (TiCl4 oder TiCl3) und Aluminiumalkylen als Co-Katalysatoren. Bei den sogenannten Katalysatoren der ersten und zweiten Generation können die beiden Bestandteile teilweise gelöst in homogener Phase oder ungelöst in heterogener Phase vorliegen. Moderne Katalysatoren der dritten und vierten Generation verwenden heterogene Bedingungen, denn für Polymerisate hoher Taktizität aus αOlefinen ist eine Absorption der Titan-Komponente auf einer Oberfläche nötig [Nat63]. Technisch werden hierzu Titantetrachlorid und die Oberflächen von SiO2, MgO, Al2O3 oder MgCl2 als Substrate benutzt [Dus93]. Der Zutritt des Edukts Ethylen kann sowohl über die Gasphase als auch über organische Lösungsmittel, in denen der Katalysator aufgeschwemmt ist, geschehen. Die Gasphase wird vornehmlich industriell genutzt [Jej90], Aufschwemmungen häufig bei Laborsystemen. Typische Polymerisationsbedingungen sind [Alb96, Bar87, Kis85]: Temperaturbereich: 273 - 373 K (häufig 290 - 350 K) TiCl4/MgCl2-Mol-Verhältnis: 0,02 - 0,16 AlEt3/TiCl4-Mol-Verhältnis: 20 - 100 10 2. THEORETISCHE GRUNDLAGEN Abbildung 2.1: Titanchlorid auf Magnesiumchlorid-Träger (Modell) Die Entdeckung aktiven Magnesiumchlorids als idealem Träger für die Fixierung von Titantetrachlorid und seiner Derivate eröffnete ab 1975 neue Möglichkeiten im Bereich der ZieglerNatta-Katalyse [Bar87]; das aktive Magnesiumchlorid besteht aus gemahlenen Kristalliten und besitzt daher eine große Oberfläche. TiCl4/MgCl2-Systeme zeigen eine sehr hohe Aktivität [Dus93] und bieten für die Industrie den Vorteil niedriger Produktionskosten. Zwar sind sie für die Produktion isotaktischer Polypropylene ohne Zusätze nicht selektiv genug [Bar87], jedoch kann dies durch Zugabe geeigneter Lewis-Basen kompensiert werden. Für die PolyethylenHerstellung – insbesondere hochwertiger, unverzweigt langer PE-Ketten - sind sie direkt einsetzbar. Die Fixierung des Titantetrachlorids geschieht technisch durch gleichzeitiges Mahlen von TiCl4 mit Magnesiumchlorid (s. Abbildung 2.1). So kommt dieser Ziegler-Natta-Katalysator in der Industrie als Pulver und Granulat zum Einsatz. Der Katalysator ist hochempfindlich gegen polare Substanzen und gegen Sauerstoff und Wasser, so daß ein Luftzutritt vermieden werden muß [Nat63]. Durch das Mahlen kristallinen Magnesiumchlorids zur Fixierung des Titantetrachlorids kommt es zu einer Aufspaltung in kleine Kristallite, die über eine große Oberfläche mit vielen Defekten und unterschiedlichsten Kristallflächen teilweiser hoher Miller-Indizes [Kor99] verfügen. Man spricht von „aktivem Magnesiumchlorid“ [Bar87, Mag97]. Die ihm zugeschriebene Wirkung 2.1 Ziegler-Natta-Katalysatoren und Polymerisation 11 beruht nicht nur auf dem wirkungsvollen Feinverteilen des aktiven Titans [Kim00c], sondern auch auf einer elektronischen Wechselwirkung mit der aktiven Titan-Spezies, die die Polymerisationsaktivität erhöht [Gal83, Ger84]. Es wird angenommen, daß insbesondere die vier- und fünffach-koordinierten Magnesiumatome an den (110)- und (100)-Kristalloberflächen des MgCl2 das Titanzentrum binden [Dus93, Cor91, Bar87], da sie Komplexe mit Titanchloriden der Oxidationsstufen +II bis +IV bilden können [Bar87, Dus93]. Den Magnesium-Titan-ChloridKomplexen werden Elektronendichte-Verschiebungen zugeschrieben, deren Richtung aber sehr kontrovers diskutiert wird [Dus93]. Als nächster Schritt in der Katalysatoren-Herstellung nach dem Fixieren der Titankomponente folgt die Zugabe der aluminium-organischen Verbindung (Co-Katalysator) zur Aktivierung des Ziegler-Natta-Katalysators. Beim Mischen geht das Titan nach intermediärer Komplexbildung und Alkylierung gewöhnlich in eine niedrigere Wertigkeitsstufe (Ti3+ oder auch Ti2+) über [Bar87, Dus93, Nat63]. Dabei werden folgende Bruttogleichungen angenommen: allgemein TiCl4 + Al-R → R-TiCl3 + AlCl → TiCl3 + AlCl + R• für R = C2H5 2 TiCl4 + 2 Al-C2H5 → 2 TiCl3 + 2 AlCl + C2H4 + C2H6 Diese Reaktionsgleichungen konnten bisher nicht eindeutig verifiziert werden: Zwar sind die Alkylierung und Reduktion des Titans [Bar87] unbestritten, der Reaktionsverlauf und weitere Produkte jedoch nicht. Insbesondere das Entstehen von Alkylradikalen wird kontrovers diskutiert. Die Belege hierfür sind rar [The77], es fehlen insbesondere breit-angelegte ESRUntersuchungen, die gegenüber sonst üblichen chemischen Nachweisverfahren mit Radikalfängern den Vorteil haben, nicht in die Reaktion einzugreifen und den Reaktionsverlauf zu verfälschen. Maksimov und Mitarbeiter berichten 1974 von Radikal-Bildungen während der Reduktion von TiCl4 auf Siliziumdioxid-Gel mit einem ESR-Signal bei g = 2,0 [Mak74], geben aber keine weitere Beschreibung. Obwohl sie allgemein von Aluminiumorganylen als Reaktionspartner sprechen, ist zu vermuten, daß sie ihre Beobachtung unter Verwendung von Triisobutylaluminium machten. In späteren Veröffentlichungen findet sich diese Notiz nicht mehr. Für R = Ethylrest ist das Radikal bisher nicht beobachtet worden, wohl aber Ethan, Butan und Polyethylen als Folgeprodukt des sofort weiter reagierenden Ethylens [Nat63, The77]. Chemische Radikalnachweise blieben erfolglos [Vri61]. Daher nimmt man für Ethyl-Gruppen 12 2. THEORETISCHE GRUNDLAGEN die in der zweiten Reihe aufgeführte Disproportionierung an. Für Methylgruppen unterscheidet sich der Zerfall des Titaniumorganyls in Abhängigkeit von der chemischen Umgebung [The77]: In nicht koordinierenden Lösungsmitteln verläuft der Zerfall bimolekular unter Methan-Bildung [Vri61], unter Radikalbildung hingegen in koordinierenden Lösungsmitteln wie Äther oder Tetrahydrofuran [Bee59, Dya68]. Die Nachweise erfolgten chemisch, ESR-Spektren sind bisher nicht bekannt. Abbildung 2.2: Cossee-Mechanismus der Polyinsertion [Cos64] M steht für Metall, R für die wachsende Polymerkette, X für Anionen Der Mechanismus der Ziegler-Natta-Polymerisation ist bis heute ebenfalls nicht zweifelsfrei geklärt. Man kann wohl als gesichert annehmen, daß das Olefin sich bei der Polymerisation schrittweise unter cis-Öffnung der Doppelbindung in eine Metall-Alkylgruppen-Bindung einschiebt [Cor88, Nat63, Kei72, Ewe84]. Ein möglicher Mechanismus dieser Polyinsertionsreaktion wurde von Cossee vorgeschlagen (Abbildung 2.2) [Cos64]. Da sich das Olefin-Monomer in die Koordinationssphäre des Titans schiebt, spricht man auch von "Koordinativer Polymerisation" [Ulb78]. Die für die katalytische Aktivität notwendige Oxidationsstufe ist nicht geklärt, in der Literatur finden sich Hinweise für alle drei Oxidationsstufen +IV, +III und +II [Bar87, Dus93], wobei die mittlere favorisiert wird. Möglichweise sind auch zwei Oxidationsstufen katalytisch aktiv. Ebenfalls herrscht Unklarheit über weitere Effekte der Aluminiumalkyle neben der Reduktion und den Einfluß der durch sie erzeugten Alkylreste am Titan auf die Reaktion [Bar87, Dus93]. Die Abnahme der Reaktionsrate mit der Zeit ist eine der Haupteigenschaften der OlefinPolymerisation mit heterogenen organometallischen Katalysatoren [Cza99]. Die Kinetik der Polymerisation gehorcht einer Zerfallskinetik, das heißt, die Rate ist maximal zum Beginn des Polymerisationprozesses und nimmt dann kontinuierlich mit der Zeit ab. Ein solches Verhalten kann aus Diffusionsbeschränkungen des Monomer-Transports zum aktiven Zentrum resultieren ([Cza99] und dortige Referenzen). Ebenfalls ist aber auch eine chemische Deaktivierung der 2.1 Ziegler-Natta-Katalysatoren und Polymerisation 13 aktiven Zentren denkbar, ein Grund dafür könnte eine Reaktion der aktiven Zentren mit dem Alkylaluminium-Co-Katalysator sein. Zusätzlich existieren Hinweise, daß die Abnahme der Reaktionsgeschwindigkeit für die Polymerisation des Ethylens aus der Gasphase größer ist als die für die Polymerisation in Aufschwemmungen organischer Lösungsmittel [Jej90]. Trotz Jahrzehnte langer Forschung existiert bis heute keine eindeutige und befriedigende mikroskopische Beschreibung des katalytischen Zentrums [Mag95b, Mag96a]: Fragen nach Beweisen für die Rolle des Magnesiumchlorids für die Katalyse, des Oxidationszustands des Titans und seiner Veränderungen während Präparation und Reaktion sind noch zu beantworten. Auch der Mechanismus des Alkylierens der Titanchloride durch den Co-Katalysator Aluminiumalkyl und die folgende Reduktion unter möglicher Alkylradikal-Bildung ist noch nicht eindeutig geklärt. Gleiches gilt für die Wirkungsweise des Katalysators, den Reaktionsmechanismus. Untersuchungen zu diesen offenen Fragen werden vor allem durch zwei Eigenschaften des Ziegler-Natta-Katalysators erschwert: die Empfindlichkeit des Katalysators für Luft und Feuchtigkeit und das Resultat, daß nur ein kleiner Teil der eingesetzten Katalysatorsubstanz aktiv ist. Das Problem der Empfindlichkeit gegen Luft und Feuchtigkeit versuchen viele Arbeitsgruppen durch Verwendung organischer Lösungsmittel wie Hexan, Heptan, Toluen oder Tetrahydrofuran zu lösen. Unterschiedliche Lösungsmittel und Reaktionsbedingungen bei der KatalysatorHerstellung führen dabei jedoch zu uneinheitlichen Ergebnissen (s. zum Beispiel Überblicke von Barbé und Dusseault [Bar87, Dus93]) und erschweren die Beantwortung der obigen Fragen. Die Eigenschaft des Ziegler-Natta-Katalysators, daß nur ein kleiner Teil der eingesetzten Katalysatorsubstanz katalytisch aktiv ist, bereitet große Schwierigkeiten Der Prozentsatz dieses Teils kann nur abgeschätzt werden und mögliche weitere Eigenschaften, die ihn vom inaktiven Rest unterscheiden, sind nicht bekannt. Dies erschwert die Auswertung der in der Regel benutzten mittelnden Meß-Methoden. Beispielsweise ist bei einigen Ziegler-Natta-Katalysatoren der Anteil der aktiven Zentren, von denen das Kettenwachstum ausgeht, bezogen auf die Gesamtzahl der Titanatome zu kleiner als 1 % bestimmt worden [Nat58], für andere wurde bis zu 10 % berechnet [Nat63]. 14 2. THEORETISCHE GRUNDLAGEN 2.2 Elektronen-Spin-Resonanz-Spektroskopie (ESR) Die Elektronen-Spin-Resonanz (ESR) ist im Rahmen der Oberflächen-Wissenschaften noch kein gängiges Verfahren. Sie bietet aber große Möglichkeiten zur Untersuchung von Reaktionen, in denen paramagnetische Moleküle oder Kristallstrukturen entstehen. Bei geeigneten Systemen liefert sie nicht nur den Nachweis dieser Verbindungen, wie Radikale oder Kristalle mit Farbzentren, sondern auch Informationen über die chemische Umgebung der ungepaarten Elektronen. Um diese Informationen aus den ESR-Spektren erhalten zu können, müssen die Faktoren, die die Form des Spektrums bestimmen, bekannt sein. Sie werden im folgenden vorgestellt. Dazu wird zunächst die paramagnetische Elektronenspinresonanz am Beispiel des freien Elektrons eingeführt. Es folgt die Betrachtung der Einflüsse intramolekularer Wechselwirkungen, die die Gestalt des ESR-Spektrums wesentlich bestimmen. 2.2.1 Das freie Elektron und Intensitäten von Ensemblen Aus der Quantenmechanik ist bekannt, daß Elektronen einen Drehimpuls besitzen. Nach der klassischen Elektrodynamik verfügen sie aufgrund ihrer Ladung und ihres Drehimpulses über ein magnetisches Moment. Das magnetische Moment ist direkt verknüpft mit dem Bahn- und EigenDrehimpuls (Spin) des Elektrons. Im Falle des freien Elektrons ist nur der Eigen-Drehimpuls zu & & betrachten. Drehimpuls S und magnetisches Moment µ S sind über die Beziehung & g µ & µS = − e B S ! miteinander verknüpft und damit direkt proportional zueinander. Dabei sind ! das Plancksche Wirkungsquantum (h/2π, [Js]) und µB eine häufig verwendete Grundgröße des magnetischen Moments (Bohrsches Magneton µB = e ! /2me, [J/T]). Der sogenannte Landésche-g-Faktor ist eine teilchenspezifische, dimensionslose Konstante, die für den Fall reinen Spin-Magnetismus' des Elektrons den Wert ge = 2,002319 besitzt [Kos87]. & Bringt man das Elektron in ein homogenes Magnetfeld der Flußdichte B0 , so ist seine Energie von der Ausrichtung des magnetischen Moments zum äußeren Feld abhängig. Die Wechsel- 2.2 Elektronen-Spin-Resonanz-Spektroskopie (ESR) 15 & wirkungsenergie eines magnetischen Dipols µ S mit einem Magnetfeld ist klassisch gegeben durch & & E = − µ S ⋅ B0 = g µ & & = e B S ⋅ B0 ! Das Elektron als mikroskopisches Teilchen wird präziser durch die Quantentheorie beschrieben. & Nach der Quantentheorie besitzt ein Drehimpuls J bezüglich einer ausgezeichneten Achse z, die & hier durch die Richtung des Magnetsfeld B0 definiert wird, nur diskrete Einstellungsmöglichkeiten und damit diskrete Energiezustände. Diese sind gekennzeichnet durch die maximale Komponente in Feldrichtung Jz,max (in Einheiten von ! ) und die Quantenzahl mJ, die die Werte von –J bis J in ganzzahligen Schritten annehmen kann. Sie gibt damit die Komponente in Feldrichtung Jz von J an. Ein freies Elektron besitzt nur die beiden Einstellungsmöglichkeiten mS = −½ oder +½, da es keinen Bahndrehimpuls hat. Damit kann auch die Energie des freien Elektrons im homogenen Magnetfeld nur zwei Werte annehmen und die Energiedifferenz beträgt ∆E = ge µB B0. Dies wird als Zeeman-Effekt des Elektrons bezeichnet. Ein Übergang zwischen den beiden Energieniveaus kann durch Einstrahlen elektromagnetischer Strahlung der Energie hν = ∆E erzeugt werden: hν = ge µB B0. (Resonanzgleichung) Um ein ESR-Spektrum zu erhalten, kann man entweder die Stärke des äußeren Magnetfelds oder die Frequenz der Anregungsstrahlung variieren. Da die Frequenz im Bereich der Mikrowellenstrahlung liegt und dort technisch bedingt nicht einfach zu verändern ist, wird sie bei fast allen Spektrometern konstant gehalten und das Magnetfeld variiert. Für das Aufzeichnen der ESR-Spektren verwendet man die Lock-In-Technik, so daß die Signale in differenzierter Form erfaßt werden. Bei einem Ensemble ungepaarter Elektronen führt das äußere Magnetfeld durch Ausrichtung der magnetischen Dipolmomente zu einer magnetischen Polarisation (kurz meist Magnetisierung genannt) der zu untersuchenden Probe. Die Polarisation ist proportional zur Feldstärke, der Proportionalitätsfaktor heißt magnetische Suszeptibilität χ. Mikrowellenstrahlung zur Änderung der Polarisation stellt Bei der Verwendung von sie sich als komplexe 16 2. THEORETISCHE GRUNDLAGEN Hochfrequenzsuszeptibilität dar, deren imaginärer Anteil χ‘‘ die Strahlungsabsorption enthält. Gemessen wird dχ‘‘/dB0. χ‘‘ zeigt Proportionalität zu anderen Größen [Abr70]: χ' ' ~ N ⋅µ S T 2 Daraus kann man folgende Aussagen ableiten. a) Die Intensität des Meßsignals – die Strahlungsabsorption in Abhängigkeit des Magnetfelds – ist proportional zur Anzahl N der magnetischen Momente der Probe, die beim hier betrachteten Ensemble den ungepaarten Elektronen entsprechen. (Für ein typisches ESRExperiment im X-Band, 8 - 12 GHz, werden 1012 Spins benötigt.) b) Die Intensität zeigt Curie-Verhalten (1/T-Abhängigkeit). Abweichungen von diesem Verhalten weisen auf Wechselwirkungen der Spin tragenden Moleküle untereinander oder mit dem Substrat hin. Dabei kann es sich um magnetische oder chemische Modifikationen handeln. Letztere sind meist irreversibel. Zur Erhöhung der Nachweis-Empfindlichkeit sind tiefe Temperaturen erwünscht. Einer Intensitätserhöhung durch Erniedrigung der Temperatur sind allerdings Grenzen durch die Relaxation des Systems gesetzt, dem Abfließen der eingestrahlten Energie. Die eingestrahlte Energie muß möglichst rasch wieder abfließen, ansonsten befinden sich nach kurzer Zeit ebenso viele magnetischen Momente im angeregten Zustand wie im Grundzustand und die GesamtMagnetisierung ist null, das System kann keine Energie mehr absorbieren, es ist gesättigt. Die Relaxation erfolgt strahlungslos auf zwei Wegen. Im ersten Fall wird die Energie durch Kopplung an das Substrat, das sogenannte Gitter, weitergegeben. Die Rückkehr des Systems der magnetischen Momente in den Gleichgewichtszustand verläuft häufig exponentiell und ist durch die Spin-Gitter-Relaxationszeit t1 gekennzeichnet. Sie nimmt häufig mit sinkender Temperatur zu. Im zweiten Fall wird ein angeregter Spin-Zustand durch magnetische Dipol-Kopplung auf einen benachbarten nicht-angeregten Spin-Zustand übertragen (Spin-Flip). Dieser Relaxationsprozeß wird mit einer zweiten Relaxationszeit t2 beschrieben und ist in der Regel nicht temperaturabhängig. Bei eng benachbarten Spins ist t2 klein und es kommt zu homogener Linienverbreiterung des ESR-Signals, da die Linienbreite mit t2-1 korreliert. 2.2 Elektronen-Spin-Resonanz-Spektroskopie (ESR) 17 Um eine Sättigung des Spin-Systems bei Temperatur-Erniedrigung zu verhindern, kann die eingestrahlte Mikrowellen-Leistung P reduziert werden. Da die Intensität des ESR-Signals aber proportional zu P ½ und T -1 ist, kann eine Intensitätserhöhung durch Temperatur-Erniedrigung unter Umständen durch die Leistungsrücknahme wieder kompensiert werden. Im Experiment muß daher für jede Temperatur die Leistung, die zur Sättigung führt, bestimmt werden. 2.2.2 Radikal-Moleküle – Molekulare Anisotropie Ungepaarte Elektronen in Molekülen unterscheiden sich in drei für die ESR relevanten Punkten von freien Elektronen. Zum ersten differiert das lokale, am Spin wirkende Magnetfeld vom erzeugten äußeren, da es durch Abschirmung oder Magnetfeld-Beiträge magnetischer Dipole in der Molekülumgebung beeinflußt wird. Dieser Effekt ähnelt der sogenannten "chemischen Verschiebung" in der NMR-Spektrospkopie [Wei94] und führt zu Strahlungsabsorption bei anderen äußeren Magnetfeldstärken (genauer Magnetfeldflußdichten) als der des freien Elektrons, wenn die Strahlungsfrequenz konstant gehalten wird. Da das lokale Magnetfeld für die korrekte Resonanzbedingung nicht zugänglich ist, verwendet man zur Beschreibung in der Resonanzgleichung das äußere Magnetfeld und führt sogenannte effektive g-Werte ein [Wei94]. Der zweite und der dritte Unterscheidungspunkt geben durch das ESR-Spektrum wichtige Information zum Molekül selbst. Im Gegensatz zum freien Elektron sind die Elektronen von Molekülen an das Molekülgerüst gekoppelt, dadurch erhalten sie räumlich anisotrope Aufenthaltswahrscheinlichkeiten und einen vom besetzten Molekülorbital abhängigen Bahndrehimpuls. Der Gesamtdrehimpuls des Elektrons setzt sich aus Spin- und Bahndrehimpuls zusammen. Die Wechselwirkung mit elektromagnetischer Strahlung beim ESR-Experiment wird abhängig von der Kopplung und der Orientierung des einfach-besetzten Molekül-Orbitals zum äußeren Magnetfeld. Sie führt zu Verschiebungen des g-Werts und wird g-Wert-Anisotropie genannt. Die g-Wert-Anisotropie beruht somit auf einer Beimischung des Bahndrehimpulses zum reinen Spinmagnetismus. Der dritte Unterschied zum freien Elektron ist begründet in den Kopplungen der magnetischen Dipole der ungepaarten Elektronen mit den magnetischen Momenten der Atomkerne im Molekül. Durch Kopplungen unterschiedlicher Spin-Zustände kommt es zu einer Reihe von 18 2. THEORETISCHE GRUNDLAGEN Resonanzbedingungen bei der Variation des äußeren Magnetfelds im ESR-Experiment. Dies ist im Spektrum als Aufspaltung der ursprünglichen Resonanzlinie in mehrere Einzellinien zu beobachten, die sogenannte Hyperfein-Aufspaltung. Da die Aufspaltung allgemein anisotrop, also abhängig von der Orientierung des äußeren Magnetfelds zum Molekül ist, bezeichnet man diesen dritten Effekt als Hyperfein-Anisotropie. Die beiden letzten Effekte sollen nun kurz mathematisch dargestellt werden, da das ESRSpektrum nun nicht mehr durch die im vorhergehenden Abschnitt angegebene einfache Resonanzgleichung sondern mit Hilfe der Quantenmechanik zu beschreiben ist. Die g-Wert-Anisotropie bedingt, daß die Positionen der Resonanzen (bei Aufspaltungen die des Zentrums der Linien) von der Orientierung des Moleküls zum äußeren Magnetfeld abhängig sind. Die Beschreibung des ESR-Spektrums gelingt durch einen Hamiltonoperator H und die Einführung eines g-Tensors g, der den skalaren g-Wert des freien Elektrons ersetzt und eine orientierungsabhängige Beschreibung der Zeeman-Wechselwirkung ermöglicht. H= & µB & ⋅ S ⋅g⋅ B ! Der g-Tensor besteht im dreidimensionalen Raum aus 9 Komponenten und kann durch Transformation diagonalisiert werden. Der Tensor ist dann durch die Angabe der Hauptdiagonalelemente gxx, gyy und gzz vollständig charakterisiert. Die Hyperfein-Anisotropie wird durch einen Tensor A analog zur g-Wert-Anisotropie beschrieben. Der Hamilton-Operator erhält dadurch die Form H= & g g µ µ & & µB & ⋅S ⋅g⋅B + e N 2 B N ⋅S ⋅A⋅ I . ! ! & Hier sind µN das Kernmagneton, gN der Kern-g-Faktors und I der Kernspin. Verursacht der Kernspin des Atomkerns, an dem das ungepaarte Elektron lokalisiert ist, die Wechselwirkung, so spricht man von Hyperfeinwechselwirkung; handelt es sich um benachbarte Atome, wird sie Superhyperfeinwechselwirkung genannt. 2.2 Elektronen-Spin-Resonanz-Spektroskopie (ESR) 19 Rotieren die Moleküle auf der Zeitskala des Experiments - bei Verwendung von MikrowellenFrequenzen um 10 GHz liegt sie im Mittel bei 10-10 s -, so ist die Orientierung der Moleküle nicht mehr konstant für die Zeitdauer der Messung. Die anisotropen Beiträge mitteln sich zu isotropen Komponenten und lassen sich dann wie folgt beschreiben: g iso = 13 ⋅ Tr (g) = 13 ( g xx + g yy + g zz ) Aiso = 13 ⋅ Tr (A) = 13 ( Axx + Ayy + Azz ) Hier bezeichnet Tr(Tensor) die Spur der zugehörigen Matrix. Die Gleichungen beschreiben den isotropen Grenzfall. Bei kleineren Rotationsfrequenzen ordnen sich zunächst die aus Kopplungen resultierenden zusätzlichen Resonanzlinien symmetrisch um die zentrale Resonanz an, bei weiterer Steigerung der Rotationsfrequenz werden die Linienformen symmetrisch. 2.2.3 Farbzentren Ionenkristalle wie das verwendete Magnesiumchlorid können ESR-aktive Fehlstellen mit ungepaarten Elektronen aufweisen. Diese Fehlstellen werden häufig durch Baufehler, Beschuß mit Röntgen- oder Teilchenstrahlung („radiative coloring“) oder Zusätze elementarer Alkalioder Erdalkalimetalle („additive coloring“, „doping“) erzeugt. Bei diesen Fehlstellen können Magnesium-Kationen oder Chlorid-Anionen im Ionengitter fehlen oder an Zwischengitterplätzen sitzen. Fehlt ein Chlorid-Anion, wird sein Platz zum Ladungsausgleich zuweilen von einem Elektron eingenommen. Derartige Fehlstellen werden als Farbzentren ("F center") bezeichnet, da die Elektronen einiger Farbzentren im Bereich sichtbaren Lichts angeregt werden können. Farbzentren können sich im Festkörperinnern oder an der Oberfläche befinden [Mur95]. Farbzentren, die nur ein einziges Elektron enthalten, sind aufgrund des ungepaarten Elektronenspins mit Hilfe der ESR nachweisbar. Solche Farbzentren können wie bei den Radikalmolekülen Hyperfeinwechselwirkungen mit den umgebenden Ionen oder g-Wert-Anisotropie aufgrund anisotroper Abschirmung durch das Kristallgitter bzw. räumlich ausgerichteter Elektronenorbitale zeigen. 20 2. THEORETISCHE GRUNDLAGEN 2.2.4 Leitungsband-ESR (CESR) Die thermische und elektrische Leitfähigkeit von Metallen entsteht durch jene Elektronen, die nicht an ein einzelnes Metall-Ion gebunden sind, sondern sich frei durch die Zwischenräume des Gitters bewegen können. Elektronen in diesem sogenannten Leitungsband können Paramagnetismus zeigen, wenn ihre Spins nicht gepaart sind; ihre ESR-Absorption (Conduction Electron Spin Resonance = CESR) unterscheidet sich jedoch von der ungepaarter Elektronen in molekularen Verbindungen. Ein Unterschied liegt im Verhalten der CESR-Intensität in Abhängigkeit von der Temperatur [Ort68], da sich zwei Effekte aufheben. Nur diejenigen Elektronen nahe des Fermi-Niveaus EF sind ungepaart und resonanzfähig, ihr Anteil an der Gesamtmenge der Elektronen ist proportional zu kT/EF. Da die Signalintensität für eine feste Anzahl ungepaarter Elektronen proportional zu (kT)-1 ist (s. Abschnitt 2.2.1), heben sich beide Effekte im Fall der CESR auf und die Signalintensität wird unabhängig von der Temperatur. Ein zweiter Unterschied kann die Lage und Form der Signale, insbesondere ihre Breite sein. Dies liegt an der besonderen Natur der Leitungsband-Elektronen. Der Einfluß des Bahndrehimpulses auf das magnetische Moment der Elektronen ist vernachlässigbar, da die Elektronen nicht festen Atom- oder Molekülorbitalen zugeordnet sind, sondern sich frei im Leitungsband bewegen. Daher werden die Spin-Bahn-Kopplungen klein sein und g-Werte bei dem des freien Elektrons (ge) liegen [Ays67]. Auf der anderen Seite können starke Spin-Gitter-Wechselwirkungen auftreten, wenn Schwingungs- und Translationsbewegungen der Elektronen mit den Gitterschwingungen gekoppelt sind. Zu einer Verbreiterung von Resonanzlinien im Spektrum kann es kommen, wenn die Leitungsband-Elektronen eine hohe Stoßrate untereinander aufweisen, da die hohe Stoßrate die Lebensdauer eines gegebenen Spinzustands verkürzt [Ays67]. Die Linienverbreiterung führt zu einer Verteilung der Gesamt-Intensität über einen großen Magnetfeldstärken-Bereich im Spektrum und erschwert den Nachweis von CESR-Signalen. Bei der Untersuchung massiver Metallproben kann die Sensitivität für CESR zusätzlich durch den „Skin-Effekt“ herabgesetzt werden [Ays67]: Aufgrund der elektrischen Leitfähigkeit kann das oszillierende Magnetfeld der elektromagnetischen Strahlung im Gigahertz-Bereich elektrisch leitende Metalle nur wenige Ångstrøm penetrieren [Ays67] (ca. 104 Å bei 10 GHz) und daher nur einen Teil der CESRfähigen Elektronen erreichen. Durch die Verwendung weniger Monolagen dicker Metallfilme wird der Skin-Effekt umgangen. 2.2 Elektronen-Spin-Resonanz-Spektroskopie (ESR) 21 2.2.5 Titan (+III) Die ESR-Spektroskopie ist eine sehr sensitive Methode für das Studium der Übergangsmetalle, da ihre d-Orbitale mit ungepaarten Elektronen besetzt sein können [Wec00]. Das Nebengruppenelement Titan verfügt im Grundzustand über 22 Elektronen mit der Elektronenkonfiguration [Ar] 3d2 4s2. In der Oxidationsstufe +III besitzt es ein ungepaartes dElektron ([Ar] 3d1), das Titan paramagnetisch werden läßt. Das Termsymbol des Grundzustand ist 2D, da die Spinquantenzahl S = ½ beträgt und der Bahndrehimpuls L = 2 ist. Der Gesamtdrehimpuls des Ti+3-Ions ergibt sich als Summe aus Spin und Bahndrehimpuls. Seine Quantenzahl J variiert von |L - S| bis |L + S|, im Fall von Ti3+ beträgt er also 3/2 oder 5/2, kurz geschrieben 2D3/2 und 2D5/2. Die beiden Zustände sind nicht entartet, sondern durch die Spin-Bahn-Kopplung energetisch verschieden [Wei94], der 2D3/2-Zustand liegt energetisch niedriger. In einem magnetischen Feld unterscheiden sich die Energien für zwei Orientierungen des Gesamtdrehimpulses durch die Energiedifferenz (s. Abschnitt 2.2.1) ∆E = g µB B0 ∆mJ. Der effektive Landésche g-Faktor g ist hier verschieden von ge. Im Festkörper ist das Titan-Ion von Anionen als Liganden umgeben, die ein elektrisches Feld erzeugen, das sogenannte Kristallfeld. Das Kristallfeld hebt zum Teil die Entartung der dOrbitale auf. So erzeugen kubische, tetraedrische und oktaedrische Symmetrien in Kristallfeldern einen dreifach entarteten T2-Zustand und einen zweifach entarteten E-Zustand. Für kubische und tetraedrische Symmetrien liegt der E-Zustand tiefer, bei oktaedrischer Symmetrie der T2-Zustand. Die Energieunterschiede sind für kubische und oktaedrische Felder vergleichbar, im tetraedrischen Fall deutlich kleiner [Poo72]. Durch eine zusätzliche Verzerrung des Felds kann es zu einer Erniedrigung der Symmetrie und zu einer weiteren Aufhebung von Entartungen kommen (Abbildung 2.3) [Wei94]. Der Grundzustand als energetisch am tiefsten liegendes Energieniveau besitzt bei völliger Aufhebung der Entartung kein Bahndrehmoment mehr [Ays67]. Man spricht von Auslöschung des Bahndrehimpulses ("quenching"). Daher ist der Spin S wieder wie im Fall des freien 22 2. THEORETISCHE GRUNDLAGEN Elektrons entlang dem äußeren magnetischen Feld gequantelt, und man erhält g-Faktoren nahe bei 2. Hier ist die Quantenzahl J also keine geeignete Quantenzahl zur Beschreibung des Systems. Abbildung 2.3: Energie-Aufspaltung des Titanions im Kristallfeld [Wei94] U bezeichnet die innere Energie, die Ziffern die Entartung der Niveaus. (a) oktaedrisches Feld, dann tetragonale Verzerrung (b) tetraedrisches Feld, dann tetragonale Verzerrung Die Spin-Bahn-Kopplung wirkt diesem Effekt des Kristallfelds entgegen und kann einen Bahndrehimpuls-Anteil erhalten [Ays67]. Sie führt zu Beimischungen verschiedener Orbitalniveaus zum Grundzustand. Das Ergebnis wird bestimmt durch das Verhältnis der Einflüsse von Kristallfeld und Spin-Bahn-Kopplung. Die Abweichung des g-Werts von ge kann betrachtet werden als Maß für dieses Verhältnis. In der ersten Periode der Übergangsmetalle dominiert die Wechselwirkung mit dem Kristallfeld gegenüber der Spin-Bahn-Kopplung [Poo72]. Hyperfeinwechselwirkungen sind mit zwei Isotopen des Titans möglich: IN = 5/2 besitzt eine natürliche Häufigkeit von 7,28 % und 49 47 Ti mit Kernspin Ti mit Kernspin IN = 7/2 eine natürliche Häufigkeit von 5,51 %. Die Kernspins verursachen im isotropen Grenzfall eine Aufspaltung des zugehörigen ESR-Signals in sechs bzw. acht Linien, so daß die der natürlichen Häufigkeit entsprechenden kleinen Anteile an der Gesamt-ESR-Intensität auf sechs bzw. acht Linien aufgeteilt werden; durch die daraus folgende schwache Intensität der einzelnen Linien sind solche Hyperfeinwechselwirkungen meist nicht meßbar. 2.2 Elektronen-Spin-Resonanz-Spektroskopie (ESR) 23 2.2.6 Signalverbreiterung durch Dipol-Kopplung und Superaustausch Die enge Nachbarschaft ESR-aktiver Ionen wie Titan (+III) kann zu Verbreiterungen der ESRSignale führen. Dadurch wird die Intensität über einen großen Feldbereich im ESR-Spektrum verteilt und die Signale können nur schwer vom Untergrund unterschieden werden. Zwei dafür verantwortliche Effekte sind die Dipol-Kopplung und der Superaustausch. Im Falle dipolarer Kopplung modifizieren die Titan-Ionen die auf sie wirkenden lokalen Magnetfelder gegenseitig. Das tatsächliche Resonanzfeld kann dann dargestellt werden als Summe aus dem äußeren Feld und einem lokalen dipolaren Anteil [Chi82] durch ein benachbartes paramagnetisches Titan-Ion (für isotropes g): B = B0 ± ¾ gµB (1 - 3 cos2θ)/r3 Dabei ist θ der Winkel zwischen dem Titan-Titan-Vektor und dem verwendeten äußeren Magnetfeld und r der Abstand der beiden Titanzentren. Im Falle von mehr als zwei Titanzentren ist über alle Zentren zu summieren. Bei zufälliger Orientierung der paramagnetischen Ionen kommt es über einen breiten Feldbereich zur Elektronenspinresonanz und somit zur Signalverbreiterung. Ein zweiter Effekt ist die Wechselwirkung durch Superaustausch. Austauschwechselwirkungen werden durch die elektrostatische Abstoßung benachbarter ungepaarter, also magnetischer Elektronen hervorgerufen und vom Grad der Überlappung der Elektronen-Orbitale bestimmt [Gri59, Ath93]. Sind die Atome, von denen die Elektronen stammen, nicht direkt benachbart, sondern wie Titan-Ionen bei Titanchlorid-Verbindungen über Chlor-Bindungen verbrückt, so spricht man von Superaustausch [Gri59, Chi82]. Die Wechselwirkung wird am stärksten sein, wenn die beiden ungepaarten Spins sich am nächsten sind. Daraus folgt, daß Wellenfunktionen, die der Lokalisierung der Spins in den p-Orbitalen der verbrückenden Chlor-Atome entsprechen, die größten Beiträge liefern [Gri59]. Diese Wellenfunktionen entsprechen angeregten Zuständen des Systems. Die Gesamtwellen-Funktion der Chlor verbrückten Titan-Ionen kann man sich 24 2. THEORETISCHE GRUNDLAGEN vereinfacht als ein Mischen des Grundzustands (a) dieses Systems mit einem angeregtem Zustand (b) vorstellen und durch eine Wellenfunktion ψ = α φ(a) + β φ(b), beschreiben [Chi82], wobei α >> β für nicht angeregte Systeme. Das sogenannte Austauschintegral J beträgt J = ψ 1 (1)ψ 2 (2) e2 ψ 1 (2)ψ 2 (1) r12 und liefert einen zusätzlichen Beitrag zum Hamilton-Operator. Die anisotropen Anteile dieses Beitrags führen bei Mittelung über alle Spins durch ihre Spanne von Resonanzen zu einer Linienverbreiterung in kristallinen Systemen von mehreren 10 000 G [Gri59]. Befinden sich die paramagnetischen Titan-Ionen in einer Ketten-Struktur (z. B. im TiCl3 [Dre75a]) – Ti – Cl – Ti – Cl – Ti, so sind Dipol-Kopplung und Superaustausch an den Enden vermindert [Dre75a]. Dies ist zum einen auf einen größeren Abstand der Titan-Ionen an den Enden zurückzuführen, der zu schwächerer Wechselwirkung führt. Für die Dipol-Kopplung gibt es noch einen zweiten Grund: Titan-Ionen im Innern der Kette erfahren eine Modifikation des lokalen Magnetfelds durch mehrere gleichweit entfernte magnetische Dipole; die Varianz der Modifikation ist daher größer als an den Enden der Kette und reicht von der Wirkung bei Parallelität aller Dipole bis hin zur Wirkung bei paarweiser Antiparallelität (Paarung). Die Verminderung von Dipol-Kopplung und Superaustausch an den Enden kann im ESRSpektrum wieder zu ausreichend schmalen Signalen führen, die vom Untergrund zu unterscheiden sind, wenn die Intensität groß genug ist. 2.3 IR-Reflexionsabsorptions-Spektroskopie 25 2.3 IR-Reflexionsabsorptions-Spektroskopie (RAIRS, IRAS) 2.3.1 Überblick Seit ihren apparativen Anfängen in den vierziger Jahren des letzten Jahrhunderts hat sich die Messung von Absorptionsspektren von Substanzen im Bereich der infraroten Strahlung (IRStrahlung) als Routinemethode in der qualitativen und quantitativen chemischen Analytik etabliert. Das Funktionsprinzip IR-Spektroskopie basiert auf der Absorption von Infrarotlicht durch dipolaktive Molekülschwingungen. Dies führt zu substanzspezifischen Absorptionsspektren, mit deren Hilfe Bestandteile unbekannter Proben bestimmt werden können. Gängige Vorlagen sind dabei Küvetten für Proben-Lösungen oder Preßlinge bzw. Tabletten aus Kaliumbromid (KBr) und Festproben. Zur Untersuchung adsorbierter Moleküle auf Oberflächen wurde die IR-Spektroskopie erstmals 1954 von Eischens verwandt [Eis54]. Diese Untersuchungen erfolgten in Analogie zu den klassischen Probenvorlagen als Transmissionsexperimente. Bei Untersuchungen von Adsorbaten auf Metalloberflächen hat sich mittlerweile die Reflexionsmethode durchgesetzt, da Metalle starke IR-Absorber sind. In Transmission können nur sehr dünne Folien verwendet werden und der Absorptionsanteil des Adsorbats ist klein gegen den des Metalls. Bei der Reflexionsmethode wird der IR-Lichtstrahl unter Ausnutzung der Metalloberfläche im streifenden Winkel (< 10 °) reflektiert und kann so mit den Adsorbaten wechselwirken. Sie funktioniert ebenfalls, wenn dünne Filme auf dem Metalleinkristallen aufliegen. In der Arbeitsgruppe wurde sie daher zunächst zur Untersuchung von Adsorbaten auf Metalloxid-Filmen eingesetzt [Dil96]. Die Infrarot-Spektroskopie ermöglicht, daß heutzutage neben Informationen zur Identität des Adsorbats auch Hinweise auf seine Wechselwirkung mit dem Substrat, auf die Natur des Adsorptionsplatzes und auf intermolekulare Wechselwirkungen gewonnen werden können. Dazu beigetragen hat die Entwicklung der Fourier-Transform-IR-Spektrometer, die eine hohe Auflösung und die Möglichkeit der rechnergestützten Aufsummierung von IR-Spektren zur Verbesserung des Signal-zu-Rausch-Verhältnisses bieten. 26 2. THEORETISCHE GRUNDLAGEN 2.3.2 Lichtabsorption durch Molekülschwingungen Die Anregung einer Molekülschwingung durch ein Strahlungsfeld läßt sich im Rahmen der zeitabhängigen Störungstheorie behandeln und dann aus "Fermis goldener Regel" ableiten [Atk83]. Sie besagt, daß eine durch die Koordinate x definierte Normalschwingung nur dann infrarot-aktiv ist, wenn ihr "dynamisches Dipolmoment" (∂µ/∂x)0 ungleich null ist. Die entsprechende Bewegung - die Auslenkung - muß also mit einer Änderung des Dipolmoments verbunden sein. (Neben Molekülschwingungen lassen sich auch Phononen im Inneren und an der Oberfläche von Festkörpern infrarotspektroskopisch beobachten. Sie wurden im Rahmen dieser Arbeit nicht untersucht.) Befindet sich ein infrarot-aktives Molekül in der Nähe einer Metalloberfläche, so beeinflußt dies die Beobachtbarkeit seiner Schwingungsmoden [Hay87, Hof83]. Dafür ist folgender Effekt verantwortlich. An der Metalloberfläche ist wegen ihrer Leitfähigkeit nur die Normalkomponente des elektrischen Felds von null verschieden. Dadurch kann nur der zur Oberfläche normal polarisierte Anteil des IR-Lichts wechselwirken und parallel zur Oberfläche orientierte dynamische Dipolmomente der Adsorbate werden durch das Substrat abgeschirmt - im Metall wird ein Bilddipol induziert; die Wirkungen von Dipol und Bilddipol löschen sich aus. Dies führt zur Oberflächenauswahlregel (MSSR, Metal surface selection rule): An Metalloberflächen sind nur Schwingungen entlang der Normalkoordinate z beobachtbar, die gleichzeitig ein dynamisches Dipolmoment senkrecht zur Oberfläche besitzen: (∂µ/∂z)0 ≠ 0. Elektromagnetische Strahlung, die nicht senkrecht auf eine Metalloberfläche trifft, kann in Anteile zerlegt werden, deren elektrischer Feldvektor senkrecht zur Einfallsebene (s-polarisiert) und parallel zur Einfallsebene (p-polarisiert) orientiert ist. Da der Feldvektor des s-polarisierten Anteils vor und nach der Reflexion parallel zur Oberfläche ausgerichtet ist, kann dieser Anteil keine Adsorbatschwingung anregen. Nur p-polarisierte Strahlung kann absorbiert werden. Für p-polarisierte Strahlung resultiert aus der Oberflächenauswahlregel eine Abhängigkeit des Absorptionsquerschnitts vom Einfallswinkel. Ebenfalls hängt die von einem Infrarotstrahl gegebenen Querschnitts ausgeleuchtete Probenoberfläche vom Einfallswinkel ab und damit auch die Zahl der zur Absorption zur Verfügung stehenden Dipole. Unter Ausnutzung der Fresnelschen Gleichungen, die Transmission und Reflexion elektromagnetischer Wellen an Oberflächen beschreiben, läßt sich zeigen, daß die größten Absorptionssignale bei 2.3 IR-Reflexionsabsorptions-Spektroskopie 27 Einfallswinkeln nahe 90 °, also unter streifendem Einfall, zu erwarten sind. Für Messungen mit Hilfe der Infrarot-Reflexions-Absorptions-Spektroskopie wird daher zumeist eine streifende Reflexionsgeometrie gewählt (s. Unterkapitel 3.3). 2.3.3 IR-Frequenzen und -Intensitäten adsorbierter Moleküle Die Schwingungsfrequenzen adsorbierter Moleküle weichen in der Regel von denen in der Gasphaseab. Für die Frequenz-Verschiebungen der Schwingungen adsorbierter Moleküle sind mehrere Ursachen verantwortlich, die unterschiedliche Beiträge leisten: a) die Kopplung des Moleküls an das (quasi) starre Substrat, analog einem einfachen Modell durch Federn gekoppelter Massen ("mechanische Renormalisierung"); b) die Polarisierung des Substrats durch das Molekül, dessen dynamische Dipole dann mit den Bilddipolen koppeln; c) chemische Effekte, also Änderungen der elektronischen Struktur des Moleküls, die von seiner chemischen Bindung an das Substrat herrühren; Bei geringen Bedeckungen mit IR-aktiven Molekülen können daher auch Abhängigkeiten der Schwingungsfrequenzen von der Natur des Adsorptionsplatzes beobachtet werden, was bei der Untersuchungen in der heterogenen Katalyse ausgenutzt wird. Mit zunehmender Adsorbatbedeckung treten oft weitere Änderungen der Schwingungsfrequenzen auf. Dies beruht auf Kopplungsphänomenen in der Adsorbatschicht: a) Mehrere Dipole gleicher Schwingungsfrequenz wechselwirken durch ihre elektrischen Dipolfelder miteinander, man spricht von "Dipolkopplung". Die Dipolkopplung führt zu einer Aufspaltung in symmetrische Schwingungen höherer und antisymmetrische Schwingungen niedrigerer Frequenz [Hol81]. Da das dynamische Dipolmoment der antisymmetrischen Schwingungen null ist, sind sie nicht IR-aktiv. Die Absorptionsfrequenz des Gesamtsystems ist daher höher als die eines einzelnen Moleküls. b) Die chemische Umgebung des einzelnen adsorbierten Moleküls und damit seine elektronische Struktur werden durch die Anwesenheit benachbarter Moleküle beeinflußt, es kommt zur "chemischen Verschiebung". Im Gegensatz zur Dipolkopplung hängt dieser Effekt nicht von 28 2. THEORETISCHE GRUNDLAGEN der Schwingungsfrequenz des beobachteten Moleküls ab, daher lassen sich die beiden Einflüsse durch Verwendung von Molekülen aus Isotopen der Elemente (Frequenzverschiebung) voneinander trennen. In kristallinen Adsorbaten mit mindestens zwei kristallographisch verschiedenen MolekülKonfigurationen in der Einheitszelle kann es durch das paarweise Wechselwirken von AtomPotentialen zu einer Aufspaltung in In-Phase- und Außer-Phase-Schwingungen kommen (Davidov-Aufspaltung, "factor group splitting") [Dav71]. Man beobachtet eine Aufspaltung in zwei benachbarte Frequenzen. Die Intensitäten der Absorptionsbanden bei hoher Bedeckung unterscheiden sich von Schwingung zu Schwingung und sind oftmals nicht proportional zur Anzahl der absorbierenden Dipole [Hof83, Hay87]. Die Dipolkopplung einer steigenden Anzahl gleichfrequenter Oszillatoren bewirkt eine Verminderung des Absorptionsquerschnitts pro Molekül aufgrund gegenseitiger Depolarisierung [Hof83]. Die gesamte Bandenintensität steigt also nicht linear mit der Bedeckung der Oberfläche sondern kann sogar sinken. Enthält die Adsorbatschicht zwei Spezies mit geringfügig unterschiedlicher Frequenz, so hat die Dipolkopplung darüber hinaus einen spektralen Intensitätstransfer ("intensity borrowing") von der nieder- zur höherfrequenten Absorptionsbande zur Folge. 2.3.4 IR-Spektren von Polymeren Obwohl Polymer-Moleküle mehrere Zehntausend Atome enthalten können, ist ihr IR-Spektrum weniger kompliziert, als durch die Menge der vorhandenen Bindungen zu erwarten ist. Der Grund hierfür ist, daß ein Homopolymer aus einer großen Anzahl chemisch identischer Einheiten besteht [Bow89]. Dadurch wird die Komplexität des IR-Spektrums merklich reduziert. Man kann dies verstehen, wenn man sich vergegenwärtigt, daß die sich wiederholenden Einheiten eines Polymers typischerweise Dimensionen im Bereich 10-9 m besitzen, während die Wellenlänge der IR-Strahlung, die von den schwingenden Molekülen absorbiert wird, gewöhnlich größer als 2 ∙ 10-6 m ist. Es gibt demnach viele Wiederholungseinheiten innerhalb 2.3 IR-Reflexionsabsorptions-Spektroskopie 29 einer Wellenlänge, und die Wechselwirkung des Polymer-Moleküls mit der Strahlung wird daher von der Summe der Wechselwirkungen über viele Wiederholungseinheiten abhängen [Bow89]. Wenn die Polymerkette völlig regelmäßig in einem kristallinen Bereich des Polymers ist, gibt es nur einen kleinen Teil in der Menge möglicher Schwingungsmoden, in der alle Wiederholungseinheiten in der Kette in Phase schwingen. Die anderen Moden sind molekülspezifische stehende Wellen mit alternierenden Phasen entlang der Kette; die Wechselwirkung der einzelnen Wiederholungseinheit des Polymers mit der IR-Strahlung wird dann über die Länge der Kette ausgelöscht und die Schwingungsmoden bleiben IR-inaktiv. Somit gehören die IR-aktiven Schwingungsmoden zu einer Gruppe von Moden, bei der alle Wiederholungseinheiten in Phase schwingen („factor group modes“) [Bow89]. Bei einer unregelmäßigen Kette in einer nicht-kristallinen Region eines Polymers sind alle normalen Schwingungsmoden denkbar, da hier keine molekulare Symmetrie herrscht. Wegen der geometrischen Unregelmäßigkeiten sind die chemischen Wiederholungseinheiten nicht länger auch physikalische Wiederholungseinheiten, so daß sich auch die Kopplungskräfte zwischen den Wiederholungseinheiten unterscheiden [Bow89]. Daher erhält man häufig eine gute Näherung, wenn man jede chemische Einheit als ein separates Molekül in seiner eigenen Umgebung betrachtet, besonders wenn die betrachteten Schwingungen hauptsächlich Bewegungen der Seitengruppen und wenig Bewegungen der Atome des Kettenstrangs enthalten. Gruppenschwingungen zu Dann sind erwarten, breite wobei die IR-Absorptionlinien Verbreiterungen von aufgrund den von kleinen Frequenzunterschieden der beteiligten Atomgruppen durch ihre unterschiedliche physikalische Umgebung herrühren [Bow89]. Die Breite dieser Absorptionslinien ist jedoch gewöhnlich klein im Vergleich zu den Peaks, die den unterschiedlichen Schwingungsarten der Wiederholungseinheiten entstammen [Bow89]. Die kleinste chemische Wiederholungseinheit des Polyethylens ist die Methylen-Gruppe, während die kleinste physikalische Einheit aus zwei Methylen-Gruppen besteht, da Polyethylen eine Zick-Zack-Kette bildet. 30 2. THEORETISCHE GRUNDLAGEN 2.4 Auger-Elektronen-Spektroskopie (AES) 2.4.1 Verfahren – Qualitative Messungen Mittels Auger-Elektronen-Spektroskopie (AES) können Informationen über die chemische Zusammensetzung im Bereich der Probenoberfläche gewonnen werden. Dazu wird die Oberfläche des Kristalls mit Elektronen hoher kinetischer Energie (2,5 keV) beschossen. Diese ionisieren die Oberflächen-Atome in kernnahen Schalen, die darauf in einem Relaxationsprozeß die entstandenen ”Löcher” mit Elektronen höherer Schalen besetzen. Bei der Relaxation freiwerdende Energie kann als elektromagnetische Strahlung (Röntgenfluoreszenz) oder durch Aussendung eines zweiten Elektrons aus dem Atom abgegeben werden (Auger-Elektronen). Auger-Emission ist also ein Zwei-Elektronen-Prozeß mit einem doppelt ionisierten Endzustand. Die kinetischen Energien der Auger-Elektronen sind elementspezifisch, da sie auf den spezifischen Energieabständen der Schalen beruhen. So ist eine Element-Identifizierung möglich. Die Energien der Auger-Elektronen liegen im Bereich von dreißig bis einigen hundert Elektronenvolt, so daß die Ausdringtiefen der Auger-Elektronen wenige zehn Ångstrøm betragen [Sea79]. Die so erhaltenen Informationen stammen damit nur aus einigen wenigen Atomlagen an der Oberfläche des Kristalls. Davis gibt die Empfindlichkeit eines gängigen Auger-Elektronen-Spektrometers mit zylindrischem Analysator (CMA) mit 0,02 – 0,2 Atomprozent einer Monolage an (Silber als Standard) [Dav76]. Das in dieser Arbeit verwendete Gerät ist wegen seines Gitter-Analysators (RFA) rund eine Größenordnung unempfindlicher und benötigt laut Hersteller-Angaben ungefähr 1,3 Atomprozent unter vergleichbaren Bedingungen. 2.4 Auger-Elektronen-Spektroskopie (AES) 31 2.4.2 Quantitative Messungen - Filmdicken Belegt man eine Oberfläche mit zusätzlichen Lagen gleicher oder fremder Atome, so wird das Auger-Signal der vormaligen Oberflächen-Atome abgeschwächt. Diese Abschwächung ist abhängig von der Dicke der Lagen und kann zu deren Bestimmung genutzt werden. Dabei wird häufig eine Exponentialfunktion zur Beschreibung der Abschwächung verwendet [Sea79]. Bedampft man beispielsweise eine Palladium-Oberfläche mit Magnesiumchlorid, so kann über die Abschwächung des Palladium-Auger-Signals I Pd nach der Bedampfung die Dicke der Magnesiumchlorid-Schicht mit folgender Gleichung (2.4a) [Sea79] bestimmt werden. d MgCL2 = λ MgCl2 (E Pd ) ⋅ 0,74 ⋅ ln I 0, Pd I Pd (2.4a) Der Faktor 0,74 ist ein empirisch gefundener Wert, der dem Akzeptanzwinkel der beim vorliegenden Experiment verwendeten Optik Rechnung trägt. Die Abschwächungslänge λ MgCl2 (E ) ist charakteristisch für die kinetischen Energie der ausgesendeten Auger-Elektronen Pd und die chemische Natur der Schicht. Seah und Dench fanden sogenannte universelle Kurven für die Abschwächungslängen von Elementen, Oxiden, Halogeniden und organischen Schichten [Sea79]. Empirisch konnten sie dafür Gleichungen bestimmen und geben für anorganische Verbindungen (modifiziert für Halogenide) an [Sea79]: λ Hier trägt λ MgCl2 MgCl2 (E ) = 2170 E (E ) Pd Pd −2 Pd + 0,89 aE Pd (2.4b) die Einheit Monolagen, EPd bezeichnet die Elektronen-Energie des Auger-Palladium-Signals in eV sowie a die Dicke einer Monolage in nm. Die Monolagen-Dicke a kann auch nach einem von Seah angegebenen Verfahren ohne Berücksichtigung der Kristallstruktur [Sea79] nach 1027 ⋅ M a= ρ ⋅n⋅ NA (2.4c) 32 2. THEORETISCHE GRUNDLAGEN abgeschätzt werden (Größen: Molmasse M in g/mol, Dichte ρ in kg/m³, Anzahl n der Atome in der Molekülformel und Avogadrozahl NA). Für Magnesiumchlorid erhielte man 0,612 nm, das ist etwas größer als die in der Literatur zu findenden gemessenen und berechneten Werte 0,56 - 0,59 nm [Bas82, Fai97, Fer63]. 2.4.3 Quantitative Messungen - Stöchiometrie Nach McGuire kann die atomare Konzentration cX eines Elements X in der Oberfläche aus der AES-Intensität IX bestimmt werden [McG79]: IX sX cX = I ∑ sA A A (2.4d) Die Gewichtungsfaktoren sA sind aus Messungen gegenüber Silber als Referenz bestimmt worden und in den Standard-AES-Atlanten angegeben. Für Titan findet man sTi = 0,45, für Chlor sCl = 1,05 [Dav76]. Bildet man das stöchiometrische Verhältnis, so erhält man für Titanchloride cTi I s = Ti ⋅ Cl cCl I Cl sTi Die Intensität ist bestimmt durch die Ausdringtiefe der Auger-Elektronen im jeweiligen Material, die durch die Abschwächungslänge gekennzeichnet ist (s. Abschnitt 2.4.2). Wenn sich das betrachtete Material vom Material, das zur Referenz-Messung gegen Silber verwendet wurde, unterscheidet, wird ein Korrektur-Faktor F eingeführt [Fai97]: cTi cCl 1 1 − exp − λ Ti ITi sCl ITi sCl = ⋅ ⋅F = ⋅ ⋅ I Cl sTi I Cl sTi 1 1 − exp − λ Cl (2.4e) Zähler und Nenner des Korrekturfaktors entsprechen einer geometrischen Reihe, die entsteht, wenn man von der Oberfläche, aus der die Auger-Elektronen austreten, ausgehend die Intensitätsbeiträge der übereinanderliegenden Einzellagen im Kristallgitter addiert. Dabei ist zu berücksichtigen, daß die Signal-Intensität tieferliegender Lagen durch darüberliegende Lagen abgeschwächt wird; die Abschwächung läßt sich nach Umstellung von Formel (2.4a) berechnen. 2.4 Auger-Elektronen-Spektroskopie (AES) 33 Nach dem in 2.4.2 vorgestellten Verfahren wurden die Abschwächungslängen in TiCl4 zu λCl = 5,4 Monolagen und λTi = 7,8 Monolagen berechnet, damit ergibt sich F = 0,72. 3.1 Das UHV-System 35 3. Experimentelles 3.1 Das UHV-System Die verwendete Apparatur ist in Abbildung 3.1 skizziert. Sie besteht aus einem oberen Kammerteil mit konventioneller Ultra-Hoch-Vakuum-(UHV)-Technik und zwei unteren Meßbereichen: einem für das Messen von Infrarot-Reflexionsabsorption (RAIRS,IRAS) und einem zweiten darunter für die Elektronen-Spin-Resonanz (ESR). Zunächst werden diese drei Bereiche der Kammer beschrieben, danach der Probenaufbau für die Messungen erläutert. Abbildung 3.1: Skizze der verwendeten Apparatur unter Bereich (grau) ESR-Komponenten gekennzeichnet durch Elektromagnet; mittlerer Bereich (dunkelgrau) Infrarot-Spektrometer (von links IR-Interferometer, Spiegelkammer, Meßkammer in vertikaler Hauptkammer-Achse, 2. Spiegelkammer mit Detektor); oben (hellgrau) UHV-Präparationsbereich mit Hauptkammer und Pumpen; Einfügung rechts: Probe in Quarzfinger und MW-Resonator mit Aufhängung am HeliumKryostaten Im UHV-Kammerteil wird durch eine Pumpeinheit aus Turbomolekular- (Pfeiffer TMU 260 und TMU 065), Ionengetter- (Physical Electronics 2098242; 240 l/s) und Titansublimationspumpe (Vacom Subli-Con 50) ein Basisdruck von 1 ∙ 10-10 mbar erreicht, der mit einem Ionisationsvakuummeter (Arun Microelectronics Limited AIG17G) gemessen wird. Eine Drehschieberpumpe (Edwards E2M8) pumpt sowohl den Feinvakuum-Bereich der 36 3. EXPERIMENTELLES Turbomolekularpumpen als auch die Drehdurchführung des Manipulators. Für Drücke bis 1 000 mbar wird ein Kapazitätsdruckmeßgerät (MKS Baratron 121A) verwendet. Die Gaseinleitungssysteme werden durch ebenfalls durch eine Turbomolekularpumpe (Pfeiffer TMU 071P) und eine Drehschieberpumpe (Edwards RV8) evakuiert. Drücke von 10-9 mbar bis 10-1 mbar werden mit einem Kombinationsmeßgerät (Kaltkathode und Wärmeleitung; Balzers Compact Fullrange PKR 251) gemessen, darüber kann bis 100 mbar wieder ein Kapazitätsdruckmeßgerät (MKS Baratron 222B) verwendet werden. Die Gaseinleitung in die UHV-Kammer erfolgt über drei Gasdoser, von denen sich zwei im oberen Kammerbereich und einer im IR-Meßbereich befinden. Sie besitzen Blenden mit einem Durchmesser von 10 µm sowie eine Austrittsöffnung am Ende eines 10 cm langen zylindrischen Rohres mit einem Durchmesser von 1 cm. Dadurch wird der Vordruck des Dosers (im mbar-Bereich) um den Faktor 10-6 am Austritt, der vor die Probenoberfläche gebracht wird, reduziert. Üblicherweise steigt der Hintergrund-Gasdruck dabei auf 10-7 mbar an. Zur Analytik bietet die Kammer eine LEED-/Auger-Einheit (Vier-Gitter-Optik, Omicron SPECTALEED) und ein Massenspektrometer (Hiden Analytical HAL 201). Für die Bedampfung der Probenoberfläche mit Metallen oder Magnesiumchlorid steht ein elektrischer Tiegelofen (Eigenbau der Abteilung) mit einer Austrittsblende von 1 cm Durchmesser zur Verfügung. Unterhalb des Haupt-Rezipienten schließt sich die IR-Spektroskopie-Ebene an. In Bezug auf Kammerbauteile besteht sie im wesentlichen aus einem CF-63-Stahlrohr als UHV-Meßkammer, an dessen Längsseite zwei UHV-dichte und IR-durchlässige KBr-Fenster im Winkel von 170 ° angeschweißt sind. Unterhalb der IR-Meßkammer bildet ein weiteres CF-63-Stahlrohr den Anschluß des ESRSpektrometers durch einen angeflanschten schmalen Quarzfinger aus Suprasil-Glas (Heraeus). Dieser Quarzfinger ermöglicht die Verbindung von Ultra-Hoch-Vakuum (innen) mit dem ESRSpektrometer in Raumatmosphäre (außen) (s. Detailzeichnung in Abbildung 3.1 ). Der Quarzfinger ist zentrisch an einen Glas-Metall-Übergang angeblasen und besitzt einen Außendurchmesser von 11 mm, der durch die maximale Weite der Bohrung des Hohlraumresonators vorgeben ist. Seine Wandstärke beträgt lediglich 0,7 mm. Für den Meßbetrieb wird der Resonator übergeschoben und mechanisch an der Kammer fixiert. Neben präziser geometrischer Fertigung und UHV-Dichtigkeit ist an den Quarzfinger die Anforderung der ESR-Reinheit zu stellen, das heißt, er darf keine magnetischen 3.1 Das UHV-System 37 Verunreinigungen, wie zum Beispiel paramagnetische Ionen oder Fehlstellen wie Farbzentren, enthalten, die Störsignale im ESR-Spektrum hervorrufen. Durch den Manipulator kann die Probe präzise in das schmale Innere des Quarzrohrs eingeführt und in den Resonator gesenkt werden. Der speziell auf die Bedürfnisse der ESR-Spektroskopie zugeschnittene Probenaufbau ist in Abbildung 3.2 zu sehen. Er befindet sich an einem Heliumkryostaten im Manipulator, der eine präzise horizontale Translation von +/- 12 mm in x- und y-Richtung, eine vertikale Verschiebung von 800 mm und eine freie Rotatation um die vertikale Achse erlaubt. Abbildung 3.2: Probenaufbau An den Probenaufbau werden eine Reihe von speziellen Anforderungen gestellt, die einerseits durch Vakuumtechnik und Kristall-Reinigung, andererseits durch die ESR-Meßtechnik bedingt sind. Der Probenaufbau muß schlank gefertigt sein, um in den Quarzfinger zu passen, sollte keine störenden magnetischen Eigenschaften haben und muß thermischen Belastungen ohne mechanische Veränderungen, wie Verdrehungen und Verbiegungen, standhalten. Er muß das 38 3. EXPERIMENTELLES Heizen des Kristalls auf bis zu 1 000 °C und eine Temperaturmessung erlauben. Der Aufbau sollte für eine gute Kühlleistung im Tieftemperaturbereich Wärme zum Heliumkryostaten gut ableiten. Beim Heizen des Kristalls ist für Präparationen und Messungen im Hochtemperaturbereich die Wärmeableitung zum Kryostaten hingegen unerwünscht. Die besonderen Ansprüche zur Wärmeleitung werden durch die Montage eines speziell geformten Basiselements aus Saphir an den Heliumkryostaten befriedigt. Als raumsparende, thermisch widerstandsfähige und zugleich leitende Halterungen des Probenkristalls sind zwei 1 mm dicke genau ausgerichtete Wolframdrähte in zwei eng benachbarte Bohrlöcher dieses BasisSaphirs eingepreßt. Metall ändert durch seine elektrischen Eigenschaften zwar die Form der stehenden Welle im Hohlraum-Resonator, bietet aber wegen seiner Stromleitfähigkeit, seinen Verarbeitungseigenschaften und seiner Festigkeit über den großen genutzten Temperaturbereich Vorteile. Wolfram verfügt über keine bisher bekannten störenden magnetischen Eigenschaften. Die Wolframdrähte halten über eine 0,3 mm dicke angeschweißte Wolframdrahtschlinge den an den Rändern fein geschlitzten Palladium-Probenkristall. Die exakt in die Schlitze eingespannte Schlinge dient zusätzlich als direkte Heizung des Kristalls. Da sie auch für die Wärmeableitung beim Kühlen der Probe verantwortlich ist, kann hier als Material trotz der hohen Ansprüche an die Schweißtechnik nur Wolfram verwendet werden, das auch eine ausreichende Festigkeit garantiert. Zusätzlich ist es auch möglich, den Palladium-Probenkristall durch Elektronenstoß zu heizen. Die Spannungsversorgung für das Heizen wird über Tantal-Drähte realisiert, die im oberen Drittel der Wolframhalter mit eigens entwickelten Klemmen angeschlossen sind. Die Temperaturmessung erfolgt über ein Thermoelement. Dieses sollte ebenfalls keine störenden magnetischen Eigenschaften besitzen und muß über einen Temperaturbereich von Heliumtemperatur bis 1 300 K einsetzbar sein. Daher wurde ein Nickelchrom-Konstantan-Thermopaar (Typ E) ausgewählt. Das Thermoelement ist direkt auf der oberen Schmalkante des Probenkristalls angeschweißt, um den bestmöglichen thermischen Kontakt zur Probe zu leisten. Um die Wolframsteher und die Drähte des Thermoelements elektrisch zu isolieren und die mechanische Festigkeit des Aufbaus zu erhöhen, werden sehr engsitzende Korundkeramiken über sie geschoben und mit 0,1 mm feinem, geschmeidigem Konstantan-Draht durch fest sitzende kleine Drahtschlingen genau fixiert. Die Keramiken und Zuleitungen sind aus Gründen der Übersichtlichkeit nicht eingezeichnet. 3.2 Das ESR-Spektrometer 39 3.2 Das ESR-Spektrometer 3.2.1 Überblick über das Gerät Zur Aufnahme der Spektren wurde ein ESR-Spektrometer Bruker EMX-1105 (Bruker-Physik, Karlsruhe) verwendet, wobei als Elektromagnet jedoch ein Varian V-3603 zum Einsatz kam, der mit Hilfe eines Präzisionsschienensystems unter die UHV-Kammer gefahren werden kann. Magnetfeld- und Mikrowellensteuerung sowie die Meßdatenerfassung erfolgten über einen Personal Computer mit dem Programm EMX 2.1 des Spektrometer-Herstellers. Ein Schaltbild des verwendeten ESR-Spektrometers ist in Abbildung 3.3 zu sehen. Es besteht im wesentlichen aus einer Mikrowellenbrücke mit Absorptionmessung, einem Hohlraumresonator (Cavity), in dem sich die Probe befindet, einem 12"-Hochstrom-Elektromagneten sowie einer Magnetfeld-Regelung. Im folgenden werden die wichtigsten Baugruppen beschrieben. Die verwendete Mikrowellenbrücke arbeitet mit zwei Gunn-Dioden, deren Kern ein spezielles Halbleiter-Element bildet. Der Gunn-Effekt, der Anfang der 1960er Jahre von J. B. Gunn entdeckt wurde [Enc00], ist eine Hochfrequenz-Oszillation des Stroms beim Durchfließen bestimmter halbleitender Festkörper wie Galliumarsenid (GaAs), Indiumphosphid (InP) oder Cadmiumsulfid (CdS). Dieser seltene Effekt tritt bei diesen Materialien beim Anlegen einer geeigneten Spannung auf. Sie bewirkt, daß ein Teil der Leitungselektronen in einen Zustand geringerer Mobilität gezwungen wird, so daß Stromfluß und Leitfähigkeit absinken. Der Halbleiter verhält sich dabei nicht homogen, sondern weist zeitlich veränderliche Domänen unterschiedlicher Leitfähigkeit auf, so daß es ortsabhängig zum Über- oder Unterschreiten der Schwellenspannung für den Effekt kommt. Daraus resultiert die Hochfrequenz-Oszillation des Stroms, die über Schwingkreise als Mikrowellenstrahlung abgestrahlt werden kann. 40 3. EXPERIMENTELLES Abbildung 3.3: Schematischer Aufbau des ESR-Spektrometers Gunn-Dioden zeichnen sich durch ein sehr geringes Rauschen aus. Sie besitzen jedoch die Eigenschaft fast aller Mikrowellen-Quellen, daß ihre Ausgangsleistung nicht einfach variiert werden kann; daher wird ein verstellbarer Abschwächer benutzt, der den gewünschten Teil der Leistung präzise abblockt. Durch die Verwendung eines Resonanzprozesses zur Mikrowellen-Erzeugung ergibt sich der Nachteil, daß die Mikrowellen-Quelle nur für einen engen Frequenzbereich einsetzbar ist. Daher wird zur Erfüllung der Resonanzbedingung für den Elektronenspin nicht die Frequenz der Mikrowellenstrahlung (MW) variiert, sondern die Aufspaltung der Spinzustände durch lineare Änderung des Magnetfelds verändert. Die Messungen wurden im Bereich des X-Bands - MW-Strahlung mit einer Frequenz zwischen 9 und 10 GHz - durchgeführt. Die Wellenlängen liegen im Bereich von 2 bis 3 cm. Bei diesen Frequenzen muß von dem Elektromagneten ein Feld von etwa 3.300 G erzeugt werden, um Resonanz für einen g-Faktor von 2 zu erhalten. 3.2 Das ESR-Spektrometer 41 Die Messung der MW-Absorption der Probe erfolgt über eine Kristalldiode. Da Kristalldioden erst oberhalb einer gewissen Strahlungsleistung ein lineares Verhalten und ihr Empfindlichkeitsmaximum erreichen, muß die Diode vorgespannt werden, wenn das ESRSpektrometer in sogenannter "kritischer Kopplung" - das heißt ohne Strahlungsreflexion des Hohlraumresonators - betrieben wird. Dazu wird die Strahlung der Gunn-Diode in einen Probenund einen Referenzarm aufgespalten, wie Abbildung 3.3 zeigt. Vor der Weiche, die in Proben- und Referenzarm aufspaltet, befindet sich ein Isolator, der wie ein elektrisches Ventil, eine Diode, wirkt und die Mikrowellen-Quelle vor möglicher reflektierter Strahlung schützt. Im Probenarm durchläuft die Strahlung zunächst den oben erwähnten Abschwächer, mit dem die Strahlungsleistung für die Probe zwischen der Ausgangsstrahlungsleistung der Gunn-Diode von 200 mW und einer Abschwächung von 60 dB eingestellt werden kann. Bei den ESR-Messungen wurden 20 mW (10 dB) als maximale Leistung gewählt, bei der sich noch keine Sättigungseffekte einstellen. Die Mikrowellenstrahlung passiert einen Zirkulator, der sie in den Hohlraumresonator leitet. Hier wird ein Rechteckresonator Typ TE102 verwendet, wobei TE für transversal elektrisch - die Art des elektromagnetischen Feldes - und die Indizes für die Form der sich ausbildenden Mode stehen. Sie beschreiben dabei die Variation des elektrischen Feldes entlang der x-, y- und zAchse in Einheiten der halben Wellenlänge. Der Vorteil eines Hohlraumresonators ist die Speicherung von mehr Energie in einer Resonanzstruktur (Resonanzüberhöhung) im Vergleich zu sich frei ausbreitenden Wellen. Durch die Geometrie des Resonators wird dem Feld eine charakteristische Form aufprägt: Am Ort der Probe ist der magnetische Anteil der Strahlung maximal, der elektrische hingegen minimal (Knotenebene durch die Probe). Metallisches Material im Resonator führt wegen seiner elektrischen Leitfähigkeit, die den Betrag des elektrischen Feldvektor auf null zwingt, zu einer Verbiegung der Modenstruktur. Daher darf die Probe nur eine geringe Dicke haben. Die eingesetzten Kristalle haben die Form rechteckiger Scheibchen mit den Maßen 6 mm * 10 mm * 1,5 mm (B * H * D). Da sich in der x-y-Ebene eines rechteckigen Hohlraumresonators eine Knotenebene des elektrischen Felds ausbildet, bietet er den Vorteil einer geringen Störung des Felds durch die flache rechteckige Probe. 42 3. EXPERIMENTELLES Die vom Resonator reflektierte Strahlung passiert wiederum den Zirkulator, der sie zur Kristalldiode umleitet. Nach der Diode wird sie über den Zirkulator in den Sumpf weitergeführt, der sie in Wärme umwandelt. Zu Beginn des Experiments wird zur Einstellung der Resonanzbedingung für das System aus Mikrowellenquelle, Probenarm und Resonator mit Probe zunächst die Mikrowellenfrequenz auf die experimentellen Bedingungen abgestimmt. Sie wird durch die dielektrischen Eigenschaften der Probe und des Resonators sowie der geometrischen Anordung der Probe innerhalb des Resonators beeinflußt. Die genaue Justage wird im folgenden Unterkapitel beschrieben. Durch eine Irisschraube läßt sich die reflektierte Leistung des Resonators im Idealfall bis auf null reduzieren. Bei dieser sogenannten kritischen Kopplung ist die reflektierte Leistung des Resonators dann unabhängig von der eingestrahlten, für diese Bedingung ist die Empfindlichkeit des Experiments maximal. Die ESR ist von sich aus keine oberflächensensitive Spektroskopie - die Ausrichtung auf Oberflächen-Prozesse wird durch den Ausschluß von ESR-Signalen aus dem Festkörper-Innern erreicht. Dies geschieht in der Regel durch Vergleichsmesssungen. 3.2.2 Justage der Probe zur Messung Zu Beginn wird der Probenkristall ins Zentrum der vorgegebenen x-y-Ebene gebracht und in den breiteren oberen Teil des Quarzfingers abgesenkt. Man fährt ihn in die Längsachse des Fingers und senkt ihn vorsichtig in den schmalen Teil ab. Das Absenken erfolgt unter dauernder Sichtkontrolle und stufenweise, um das freie Schwingen des Kristalls, das durch vorsichtiges Anregen über den Manipulator erzeugt wird, zu beobachten und Kontakt mit den Quarzwänden auszuschließen. Nachdem der Kristall sich in der mittleren Höhe des Hohlraumresonators befindet, wird seine xy-Position für die gewünschte Mikrowellen-Resonanz eingestellt. Dazu läßt man das Meßprogramm fortlaufend die Strahlungsabsorption über die MW-Frequenz zwischen 9 und 10 GHz abbilden. Die korrekte reproduzierbare Position ist erreicht, wenn die Resonanzfrequenz minimal ist. Danach erfolgt das Vorspannen der Kristalldiode für die Absorptionsmessung sowie 3.3 Das IR-Spektrometer 43 die Justage der reflektierten Leistung über Verbesserung der Positionierung, das Einstellen von Phasenverschiebung zwischen Meß- und Referenzarm sowie die Anpassung der Irisöffnung. 44 3. EXPERIMENTELLES 3.3 Das IR-Spektrometer 3.3.1 Überblick über das Gerät Zur Aufnahme der Infrarot-Absorptionsspektren wurde ein FTIR-Spektrometer BIO-RAD FTS40 VM verwendet, die Vakuumausführung eines handelsüblichen Kompakt-IR-Spektrometers für Probenküvetten oder -tabletten. Das Spektrometer wird kontinuierlich über eine Drehschieberpumpe Edwards RV 5 evakuiert, um störende Absorption durch atmosphärisches Kohlendioxid oder Wasser zu verhindern. Während der Messungen durchströmt Stickstoff als Inertgas das Spektrometer, der durch den Betrieb eines Michelson-Interferometer mit Luftkissenbahn anfällt. Der Enddruck liegt dadurch im Bereich 10-1 mbar. Abbildung 3.4: Aufbau des IR-Spektrometers (Schema) Die Ankopplung des IR-Spektrometers an die Vakuumkammer geschah durch einen Umbau des Spektrometers und die Verwendung einer UHV-Meßkammer. Beim Umbau wurde der interne IR-Detektor stillgelegt, ein KF-Flansch an das Vakuumgehäuse angeschweißt und ein Spiegel im Gerät entnommen, so daß der IR-Lichtstrahl entlang der Hauptachse des Flansches ausgesendet wird. Er durchläuft eine erste Spiegelkammer, die an das Spektrometer angeflanscht ist, die UHV-Meßkammer und eine zweite Spiegelkammer, um danach im Flüssig-Stickstoff gekühlten MCT-Detektor absorbiert zu werden. 3.3 Das IR-Spektrometer 45 Die Spiegelkammern dienen der Fokussierung des IR-Strahls. Beide können über KF-Flansche mit der UHV-Meßkammer verbunden oder während des Kammer-Ausheizens auch entfernt werden. Eine hochgenaue Repositionierung wird bei der ersten Spiegelkammer über ein Präzisionsschienensystem, auf dem sie gemeinsam mit dem Spektrometer fixiert ist, gewährleistet, bei der zweiten durch eine Einsetzschablone auf dem Träger. Während die erste Spiegelkammer über das IR-Spektrometer evakuiert wird, ist die zweite im Betrieb mit an die Drehschieberpumpe der UHV-Kammer angeschlossen. Die UHV-Meßkammer besteht im wesentlichen aus einem CF-63-Stahlrohr, an dessen Längsseite zwei UHV-dichte und IR-durchlässige KBr-Fenster im Winkel von 170° angeschweißt sind. Befindet sich die Probe in Meßposition, so betragen Ein- und Aufallswinkel des IR-Strahls 5° zur Probenoberfläche. 3.3.2 Fourier-Transform-Infrarotspektroskopie (FTIR) Das verwendete Spektrometer ist ein heute übliches Fourier-Transform-Infrarotspektrometer (FT-IR). Im Unterschied zu Gitterspektrometer wird in solch einem Gerät das IR-Licht auf seinem Weg von der Quelle über die Probe zum Detektor nicht fortlaufend monochromatisiert, sondern der Detektor nimmt die gesamte IR-Intensität zweier Strahlanteile auf, die zeitabhängig unterschiedlich miteinander interferieren. Über die Fourier-Transformation des Detektor-Signals wird schließlich ein IR-Spektrum berechnet. Das Herzstück eines solchen Spektrometers stellt ein Michelson-Interferometer dar, dessen Strahlengang schematisch in Abbildung 3.5 dargestellt ist. Das von der Quelle kommende polychromatische Infrarotlicht fällt auf einen Strahlteiler, der die Strahlung je zur Hälfte reflektiert und durchläßt. Die beiden Anteile werden von einem feststehenden und einem beweglichen Spiegel zum Strahlteiler zurückgeworfen, wo sie wieder überlagert werden, so daß es zur Interferenz kommt. Die Auslenkung x des beweglichen Spiegels aus der Position gleich langer Interferometer-Arme bestimmt den optischen Wegunterschied s = 2 x. Der Detektor mißt die gesamte transmittierte Infrarot-Intensität IIR(s) in Abhängigkeit Wegunterschied s. Die Funktion IIR(s) wird als Interferogramm bezeichnet. vom optischen 46 3. EXPERIMENTELLES Abbildung 3.5: Schema des Michelson-Interferometers [Fra00] Abbildung 3.6: Vom Interferogramm zum Spektrum [Fra00] Ist die Länge beider Interferometerarme gleich (x = 0, ZPD, Zero path difference), kommt es zur konstruktiven Interferenz aller spektralen Anteile des Infrarotlichts, außerhalb der Nullposition hingegen werden durch destruktive Interferenz spektrale Anteile ausgelöscht die Gesamtintensität am Detektor ist kleiner. Dies führt in der Regel zu symmetrischen Interferogrammen mit Interferenz bedingten Oszillationen beiderseits des Zentrums, wenn keine weiteren Phasenverschiebungen durch optische Effekte auftreten. 3.4 Das AES-/LEED-Spektrometer 47 Das gesuchte Einstrahl-IR-Spektrum erhält man nun durch Fourier-Transformation des Interferogramms. Die Position des beweglichen Spiegels im Interferometer wird ständig durch das Interferenzmuster der Strahlung eines He-Ne-Lasers gemessen. Durch dessen hohe Frequenzstabilität ist hohe Präzision der Spiegelabstände gewährleistet und damit über die Fourier-Transformation eine hohe Stabilität der Wellenzahlskala selbst über längere Zeiträume sichergestellt. Jedes IR-Spektrum ist neben der Absorption durch die eigentliche Probe auch noch durch die Emissionseigenschaften der Quelle, die Abbildungseigenschaften der optischen Elemente und durch die Absorptionscharakteristik des Detektors bestimmt. Um die Effekte außerhalb der Probe auszuschalten, wird bei herkömmlichen IR-Spektrometern mit einem Vergleichsstrahl gearbeitet, bei Oberflächen sensitiver IR-Spektroskopie hingegen mit einem Vergleichsspektrum einer geeigneten Probe. Durch Quotientenbildung erhält man so das Transmissions-, durch anschließende Logarithmierung das Absorptionsspektrum. Mit dem verwendeten BIO-RAD FTS-40 VM konnten IR-Spektren von 700 bis 4000 cm-1 bei einer Auflösung von 2 cm-1 aufgenommen werden. Zur Datenakquisition und -Transformation wurden ein PC und das Programm WIN-IR 4.14 von BIO-RAD benutzt. 48 3. EXPERIMENTELLES 3.4 Das AES-/LEED-Spektrometer Bei diesem Experiment wurde eine kombinierte Auger-LEED-Optik der Firma Omicron verwendet, deren Aufbau Abbildung 3.7 zeigt. Zur Aufnahme der über den gesamten Raumwinkel emittierten Auger-Elektronen (neben elastisch gestreuten Primärelektronen und inelastisch gestreuten Sekundärelektronen) wird der Kristall hemisphärisch mit einem Schirm umgeben. Zwischen Schirm und Probe befinden sich vier ebenfalls halbkugelförmige Gitter, die einen sogenannten „Retarding-Field-Analyzer“ (RFA) bilden. Das innerste Gitter sorgt durch Erdung für einen feldfreien Raum um den Kristall, die beiden nächsten wirken durch ihr variables negatives Potential U1 als Hochpaßfilter und reflektieren langsame Elektronen. Als Paar reduzieren sie die durch die begrenzte Größe der Gittermaschen hervorgerufenen Feldinhomogenitäten eines einzelnen Gitters. Das vierte Gitter schützt den Kollektor-Schirm vor kapazitiven Aufladungen, die zu einer Erhöhung des Signal-Untergrunds führen würden, und verhindert ein Durchgreifen der Hochspannung am Schirm auf die Paßgitter. Abbildung 3.7: Schema der LEED-AES-Optik Beim Durchfahren des Potentials U1 zeigen sich die von Auger-Elektronen stammenden Signale als Stufen auf einem relativ hohen konstanten Untergrundstrom aus Sekundärelektronen. Daher wird Lock-In-Technik verwendet, um den hohen konstanten Untergrund zu diskriminieren. Aus 3.5 Verwendete Chemikalien 49 diesem Grund erhält man in den Spektren die erste Ableitung der Emissionen von AugerElektronen. In dieser Arbeit wurde mit Hilfe der AES der Nachweis von Verunreinigungen im PalladiumKristall, wie Schwefel und Kohlenstoff, geführt. Zusätzlich wurde das Aufbringen von Magnesiumchlorid, Titantetrachlorid und Aluminiumalkylen sowie das Entstehen eines kohlenstoffhaltigen Films beobachtet. Dies wird ausführlich im Kapitel Experimentelle Ergebnisse beschrieben. Mittels LEED werden Informationen über den Grad der Ordnung von Strukturen in atomaren Dimensionen erhalten. Die de-Broglie-Wellenlängen der verwendeten Elektronen im Bereich von 10 bis 300 eV liegen bei einigen Ångstrøm, so daß ihre Streuung an periodischen Strukturen wie Atomgittern zu Interferenzerscheinungen ähnlich denen in der Röntgenbeugung führt. Das Beugungsbild beschreibt die Struktur im reziproken Raum. Da die Ein- und Ausdringtiefen der Elektronen bei diesen Energien gering sind, wird nur die Ordnung weniger Atomlagen an der Oberfläche abgebildet. Für LEED-Messungen kann dieselbe Optik wie bei der AES verwendet werden, sie wird nur anders elektronisch verschaltet. Blenden und Wehneltzylinder sorgen für eine ausreichende Monochromasie des Elektronenstrahls. Ein elektrisches Linsensystem erlaubt seine Fokussierung auf die Probenoberfläche. Die elastisch gestreuten Elektronen werden auf den Schirm reflektiert. Wieder sorgt das erste Gitter für einen feldfreien Raum um die Probe. Wie bei der AES werden langsame Elektronen, das sind hier die inelastisch gestreuten, durch den Hochpaß ausgefiltert. Das vierte Gitter schirmt den Kollektor, der auf positivem Potential von einigen Kilovolt liegt, ab. Der Glasschirm ist beschichtet und phosphoresziert beim Auftreffen der beschleunigten Elektronen. So kann von der Rückseite das Beugungsbild beobachtet werden. Mit der Beugung niederenergetischer Elektronen wurde in dieser Arbeit der Ordnungsgrad der PalladiumOberfläche und des aufgedampften Magnesiumschloridfilms überprüft. 50 3. EXPERIMENTELLES 3.5 Verwendete Chemikalien Die Gase wurden wie geliefert eingesetzt. Die Magnesiumchlorid-Perlen wurden in einer Handschuhbox unter Wasserausschluß und Argon-Atmosphäre gemörsert und umgefüllt. Die Befüllung des Verdampferofens geschah an Luft unmittelbar vor dem Anpumpen der UHVKammer. Titantetrachlorid und die Aluminiumalkyle wurden unter Helium-Schutzatmosphäre in einer Plexiglasglocke mit Glasspritzen in die verschließbaren Teflon- bzw. Edelstahl-Ampullen umgefüllt. Alle Teile wurden vorher in einem Trockenofen behandelt. Argon (Ar) 6.0, 99,99990 %, AGA Ethen (C2H4, Ethylen) 3.5, 99,95 %, Linde Magnesiumdichlorid (MgCl2), wasserfrei 99,9%, Perlen -10 mesh, Alfa Aesar, Art.-Nr. 35 707, Charge K03H01 Titan(IV)chlorid (TiCl4, Titantetrachlorid), flüssig 99,999 % (metallbasierend), Alfa Aesar, Art.-Nr. 22 979, Charge G09J55 Triethylaluminium (Al(CH2CH3)3, TEA, Triethylalanat), flüssig 95 %, Alfa Aesar, Art.-Nr. 030 717, Charge 0198300 Triemethylaluminium (Al(CH3)3, TMA, Trimethylalanat), flüssig 97 %, Aldrich, Art.-Nr. 25,722-2 4. EXPERIMENTELLE ERGEBNISSE 51 4. Experimentelle Ergebnisse Das Ziel dieser Arbeit ist eine Untersuchung des Titan-Oxidationszustandes im Verlauf von Katalysator-Herstellung und -Einsatz, des Zusammenspiels von Titanzentren mit dem Magnesiumsubstrat, der Reaktion des Titans mit dem Aluminiumalkyl sowie eine Charakterisierung der Ethylen-Polymerisierung durch den Modellkatalysators. Die KatalysatorHerstellung wurde dazu im Ultra-Hoch-Vakuum durchgeführt, das den Katalysator nicht nur vor Wasser- und Luftzutritt sowie Kontaminationen schützt sondern auch zusätzliche Untersuchungs- und Modifikationsmethoden bietet. So dient LEED zur Charakterisierung der Oberflächen-Ordnung, AES zur Elementanalyse, und Ionen- und Elektronenbeschuß können zur Oberflächen-Reinigung und -Veränderung eingesetzt werden. Alle Methoden basieren auf der Verwendung von Elektronen im Raum und benötigen das Vakuum für ausreichend große freie Weglängen dieser Elementarteilchen. Zur Untersuchung der Oxidationstufe +III des Titans eignet sich die Elektronenspinresonanz (ESR), da hier ein d1-System mit einem ungepaarten Elektron vorliegt. Sie ermöglicht ebenfalls die Untersuchung spezieller Fehlstellen im Magnesiumchlorid-Substrat des Katalysators sowie während der Titanalkylierung intermediär gebildeter Alkylradikale. Untersuchungen zur Reaktion des Titantetrachlorids mit Aluminiumalkylen und zur Polymerisation wurden durch Adaption eines Infrarot-Spektrometers an die UHV-Kammer ermöglicht (s. Abschnitt 3.3), da über Schwingungsanregungen in den organischen Molekülen Aussagen über ihre Struktur und Bindung gemacht werden können. Der zu untersuchende Katalysator wurde so gewählt, daß er die reaktiven Eigenschaften des industriellen Typs widerspiegelt, gleichzeitig aber weniger komplex ist, um durch Experimente eindeutigere Antworten auf die aufgeworfenen Fragen zu erhalten. Dazu wurde der in der Katalysatoren-Forschung häufig angewendete Übergang vom Pulver zur planaren, möglichst geordneten Modell-Oberfläche gewählt [Ert99, Fre00, Gun97]: Verankerung Titantetrachlorid und Aluminiumalkylen auf einkristallinem Magnesiumchlorid. von 52 4. EXPERIMENTELLE ERGEBNISSE Ein solcher Modellkatalysator birgt aber noch Nachteile für die elektronenspektroskopischen Verfahren, die das UHV ermöglicht. Magnesiumchlorid-Einkristalle sind Isolatoren und laden sich oberflächlich bei Elektronenbeschuß auf. Daher wurde ein dünner Film aus Magnesiumchlorid verwendet, der auf einem leitenden Metall aufgewachsen wurde. Filme dieser Art ermöglichen den Ladungsabfluß durch Elektronen-Tunneln und bieten gleichzeitig die im Katalysator typischen Eigenschaften des Substrats [Ert99, Fre00, Gun97]. Bei der Entwicklung dieses Modellkatalysators konnte auf Vorarbeiten der Arbeitsgruppe G. Somorjai zurückgegriffen werden (siehe [Kor99] und dortige Referenzen), die Magnesiumchlorid-Filme auf Gold erzeugten. Ihr Verfahren konnte jedoch nicht identisch übernommen werden, vielmehr mußten mehrere Modifikationen vorgenommen und entwickelt werden. Die für den Ziegler-Natta-Katalysator notwendige Einbettung des Titans als Reaktionszentrum in einen Magnesiumchlorid-Film, der epitaktisch auf einem Metallkristall aufgewachsen ist, erfordert einen mehrstufigen Präparationsprozeß mit Defektgenerierung im Film. Weitere Schritte sind für die Aktivierung des Titanzentrums durch Reduktion und Alkylierung notwendig. In den folgenden Abschnitten werden nun die Herstellung eines geordneten MagnesiumchloridFilms auf einem Palladium-Metallkristall, die Defektgenerierung im Film, die Verankerung des Titanzentrums, seine Reaktion mit Trimethylaluminium und Triethylaluminium sowie die Ethylen-Polymerisation des fertigen Modell-Katalysators untersucht. Jede Präparationsstufe wurde gesondert untersucht, da sie zum einen in der Literatur bisher nicht so beschrieben war, zum anderen das Katalysator-System durch die Präparation fortlaufend an Komplexität zunimmt und vorhergehende Stufen verstanden sein müssen, um neue Meßergebnisse zu erklären. Bei der Untersuchung der Präparationsstufen erwies sich die Herstellung des Modellkatalysators als Einweg-Präparation: Keine Präparationsstufe kann einzeln rückgängig gemacht werden, der fertige Katalysator ebenfalls nicht in eine Vorstufe zurückgesetzt werden. Dies führt in der Regel dazu, daß mißlungene Präparationsstufen einen völligen Neubeginn der Arbeit erfordern, die mit der sorgfältigen Reinigung des Metallträgers und ihrer Überprüfung beginnt. 4.1 Das System MgCl2/Pd (111) 53 4.1 Das System MgCl2/Pd (111) 4.1.1 Einführung Magnesiumchlorid hat drei kristalline Formen [Bar87, Bas82, Dus93, Pau29]. Bei der Beschreibung der Kristall-Strukturen werden in der Regel nur die Gitteranordnungen der Chlorid-Anionen betrachtet: Die häufigste ist die kubisch-dichteste α-MgCl2-Form mit doppelten Chlorlagen (... ClMgCl-ClMgCl ...) und interstitiellen Mg2+-Ionen in sechsfacher Koordination (Abbildung 4.1). Die Struktur kann aus einem fcc-Kristallgitter wie bei Natriumchlorid erhalten werden, wenn jede zweite Kationen-Schicht eleminiert wird. Ebenfalls existieren eine thermodynamisch weniger stabile hexagonal-dichteste β-Form und eine rotatorisch ungeordnete Version dieses Kristall, δ-MgCl2. Sie lassen sich nur durch besondere Verfahren darstellen [Bas82]. Alle Formen sind durch starke ionische Bindungen innerhalb der Lagen und schwächeren vander-Waals-Kräften zwischen angrenzenden Lagen charakterisiert. In der Gasphase existieren MgCl2-Moleküle. Fairbrother et al. [Fai97, Fai98] fanden, daß einkristalline Magnesiumchlorid-Filme auf der (111)-Oberfläche eines Palladium-Einkristalls erzeugt werden können. Durch LEED und AES zeigten sie, daß MgCl2 bei erhöhter Temperatur geordnet in einem Schicht-für-Schicht-Modus auf Pd (111) aufwächst, sobald eine geordnete Monolage auf der Palladium-Oberfläche verankert ist [Fai97]. Ihre Präparationsangaben ließen sich jedoch nicht auf das Experiment der vorliegenden Arbeit anwenden, sondern mußten modifiziert werden: Der Wachstumsprozeß bei dieser Arbeit ist zweistufig und verwendet andere Temperaturen für das Palladium-Substrat und die Magnesiumchlorid-Verdampfungsquelle. Ebenfalls bestand das Interesse, einkristalline Filme höher als 4 Monolagen aufzuwachsen. 54 4. EXPERIMENTELLE ERGEBNISSE Abbildung 4.1: Struktur des α-Magnesiumchlorids Modelle nach Wells, Wyckhoff und Pauling [Wel84, Wyc63, Pau29] oben links fcc-Gitter mit Auslassung jeder zweiten Kationlage (Magnesium grau, Chlor weiß) oben rechts Kugelmodell mit Projektion der hexagonalen (111)-Oberfläche (Mg schwarz) unten auseinandergezogene Projektion mit oktaedrischer Koordination der schwarzen Magnesium-Kationen durch weiße Chlor-Anione 4.1 Das System MgCl2/Pd (111) 55 4.1.2 Erzeugen des Magnesiumchlorid-Films Um eine geordnete Monolage als Basis für einen geordneten MgCl2-Film zu erhalten, muß die Oberfläche des Palladiumkristalls zunächst gereinigt werden. Die Art der Reinigung geschah in Abhängigkeit von den Verunreinigungen, die durch AES festgestellt wurden. Frische Palladium-Kristalle zeigen technisch bedingt Kohlenstoff- und schwer entfernbare Schwefel-Verunreinigungen. Oberflächlicher Schwefel kann durch Oxidation mit Sauerstoff bei erhöhter Temperatur zwar entfernt werden, diffundiert bei folgenden Heizprozessen aber immer aus dem Kristallinnern erneut an die Oberfläche. Daher wurden frische Palladium-Kristalle ein bis fünf Tage bei 820 K mit Argon-Ionen einer kinetischen Energie von 1000 eV gesputtert und nach wenigen Stunden sowie am Ende bei 1080 K über 5 - 10 min getempert, um Oberflächen-Defekte auszuheilen, die durch das Sputtern entstanden waren. Im Laufe mehrerer Versuchsreihen verarmten die Kristalle so stark an Schwefel, daß diese Prozedur nicht mehr notwendig war. In diesem Fall gelang die Reinigung durch mehrstündiges Sputtern mit Argon-Ionen und anschließendem Ausheilen bei 1080 K. Der Vollständigkeit halber sei hier bei den Reinigungsmethoden erwähnt, daß durch dieses Verfahren auch Chlor-Verunreinigungen entfernt werden konnten, die durch das Experiment hervorgerufen wurden. Diese Chlor-Verunreinigungen blieben nach Desorption des Modellkatalysators oberhalb von 695 K auf der Palladium-Oberfläche zurück. Die Güte der Palladiumkristall-Oberfläche wurde mit LEED und AES überprüft (s. Abbildung 4.2 oben und Abbildung 4.3). Palladium zeigt Signale bei 325 eV (MNN, größte Intensität), 275 eV und 242 eV, Verunreinigungen durch Schwefel finden sich bei 152 eV, durch Chlor bei 181 eV, durch Sauerstoff bei 503 eV. Nur schwer konnten Verunreinigung durch Kohlenstoff detektiert werden, da ihr Signal bei 272 eV durch das benachbarte breite des Palladiums überdeckt wird. Große Kohlenstoffmengen führen aber zu einer deutlich sichtbaren Signalverformung. Aus den LEED-Aufnahmen wird die Gitterkonstante aPd zu aPd = 2,73 Å ± 6 % 56 4. EXPERIMENTELLE ERGEBNISSE Abbildung 4.2: LEED-Struktur der Pd(111) und MgCl2-Oberfläche (1 Monolage (4 x 4) und dicker Film); Grafiken zeigen reziprokes (oben) und reales Gitter des MgCl2; Intensitätserhöhung im (4 x 4)-Muster durch Koinzidenz: 4 aPd = 3 aMgCl2 4.1 Das System MgCl2/Pd (111) 57 berechnet und stimmt mit dem von Linde und Borelius gefundenen Wert von 2,74 Å gut überein [Lin27]. Auf die so vorbereitete Palladium-Oberfläche wurde in zwei Stufen ein geordneter Magnesiumchlorid-Film aufgewachsen. Als geeignete Quelle erwies sich eine mit Magnesiumchlorid gefüllte Knudsen-Zelle, die molekulares MgCl2 verdampft. In der ersten Stufe wurde der Palladium-Kristall auf 700 K temperiert und aus der 810 K warmen Knudsen-Zelle über 30 - 60 Minuten bedampft. Auf diese Weise wuchs eine geordnete Monolage MgCl2 auf, da die Oberflächen-Temperatur für eine ausreichend große Beweglichkeit der MgCl2Moleküle sorgte. Hiernach wurde der Kristall in einer zweiten Stufe auf 610 K abgekühlt und über 5 Stunden aus der 870 K warmen Knudsen-Zelle bedampft. Während der Bedampfung stieg der Druck in der Kammer in den mittleren 10-8-mbar-Bereich, was durch Massenspektrometrie des Restgases auf Wasserstoff-Freisetzung aus dem Magnesiumchlorid zurückgeführt werden konnte, da nach vollständiger Verdampfung des MgCl2 der Wasserstoff-Partialdruck wieder sank. Die Temperaturen müssen auf wenige Kelvin genau eingehalten werden. Eine zwischenzeitliche Überheizung des MgCl2-Verdampferofens und/oder Abkühlung des Palladiumkristalls während des Bedampfens führen zu Baufehlern in der Kristallstruktur des Films, die im Abschnitt 4.1.5 untersucht werden. Zur Erhöhung der nutzbaren Oberfläche wurde bei einigen Katalysator-Präparationen auch die ebenfalls orientierte Rückseite des Palladium-Kristalls mitbenutzt. Die MgCl2-Bedampfung geschah dann in folgender Weise: 1. Stufe Vorderseite, 1. Stufe Rückseite, 2. Stufe Rückseite, 2. Stufe Vorderseite. 58 4. EXPERIMENTELLE ERGEBNISSE Abbildung 4.3: Augerspektren im Verlauf der Katalysator-Präparation (von unten nach oben, Primär-Energie 2,5 keV, Emission 14 µA); 181 eV Cl, 242 eV/275 eV/325 eV Pd, 272 eV C, 380 eV/410 eV Ti 4.1.3 Bestimmung der Filmdicke und -struktur Nach dem Bedampfen war optisch keine Veränderung der Palladium-Oberfläche zu erkennen. Struktur und Qualität des Films wurden mit LEED, die Dicke mit AES bestimmt. Im LEED-Bild zeigt sich für dicke Filme eine hexagonale Struktur (Abb. 4.2 unten), die nach optischen Vergleich zu der des Palladiums nicht verdreht ist - die kristallographische Orientierung des geordneten Films ist also parallel zur Orientierung der Palladium-(111)-Einheitszelle (Abbildung 4.2). Dünne Filme von der Dicke einer Monolage zeigen die schon von Fairbrother gefundene (4 x 4)-Struktur (Abbildung 4.2 mitte) [Fai97] mit einer Intensitätserhöhung bei den Reflexen im Abstand ¾ der reziproken Gitterkonstante des Palladiums gemessen vom (0 0)-Reflex. Die Gitterkonstante aMgCl2 des hexagonalen Gitters wurde zu 4.1 Das System MgCl2/Pd (111) 59 a MgCl2 = 3,52 Å ± 6 % berechnet und ist damit 3 % kleiner als die von Ferrari et al. bzw. Fairbrother et al. gefundenen Werte 3,632 Å und 3,64 Å [Fer63, Fai97]. Die Abweichung kann durch Positionierungsungenauigkeiten der Probe und der LEED-Optik, die direkt die Projektion des Beugungsbilds auf den Schirm beeinflussen, erklärt werden. Die gefundene Gitterkonstante entspricht der (100)-Oberfläche des α-Magnesiumchlorid-Einkristalls [Fer63, Fai97], die Chlor terminiert ist. Fairbrother konnte die gefundene (4 x 4)-Struktur für Filme der Dicke einer Monolage durch Koinzidenz in den Oberflächen-Strukturen von Magnesiumchlorid (100) und Palladium (111) erklären [Fai97]: Für die Atomabstände ai gilt 4 aPd = 3 a MgCl2, dadurch fallen die Positionen jedes dritten Chlor-Anions mit denen jedes vierten Palladium-Atoms zusammen. Abbildung 4.4 zeigt die danach vorgeschlagene Filmstruktur. Abbildung 4.4: Epitaktischer Magnesiumchlorid-Film auf Pd (111) nach Fairbrother [Fai97] links Draufsicht, rechts Seitenansicht. Die Palladium-Oberflächen-Atome, die Chlor-Anionen und Magnesium-Kationen sind als Hohlkreise bzw. schwarze und graue Kreise dargestellt. Mit Hilfe der Auger-Elektronen-Spektroskopie (Abbildung 4.3) wurde die Zusammensetzung der obersten Atomschichten untersucht. Nach der Bedampfung findet sich ein deutliches ChlorSignal (181 eV), das größte Palladium-Signal (325 eV) ist noch sichtbar. Signale des Magnesiums liegen außerhalb des quantitativ auswertbaren Meßbereichs des Auger-ElektronenSpektrometers, da das Signal bei 32 eV nur als Schulter unter den mehrfach gestreuten energiearmen Elektronen zu sehen und das zweite Signal bei 1174 eV technisch bedingt zu intensitätsschwach ist. Bei großen Bedeckungen kann Magnesium jedoch qualitativ als kleines Signal bei 45 eV nachgewiesen werden. 60 4. EXPERIMENTELLE ERGEBNISSE Über die Abschwächung des Palladium-Auger-Signals I MgCl2 nach der Bedampfung wurde nach Gleichungen (2.4a) bis (2.4c) die Dicke der Magnesiumchlorid-Schicht bestimmt. Aus (2.4b) und (2.4c) ergab sich zunächst für die Abschwächungslänge λ MgCl2 (325 eV ) = 6,22 nm, also ungefähr 10 Monolagen (s. Abschnitt 2.4.2). Dies deckt sich mit den universellen Kurven für die Abschwächungslängen [Sea79]. Bei der Orientierung (100) der Magensiumchlorid-Oberfläche besteht jede Monolage aus zwei parallelen Chlorschichten mit der dazwischen liegenden Magnesiumschicht (vgl. Abb. 4.4 rechts) und ist somit unpolar. Übliche Abschwächungen der Auger-Signalintensität des Palladiums betrugen 55 - 78 %, so daß die Magnesiumchlorid-Schichten 6 - 12 Monolagen hoch sind. Fairbrother et al. erzielten eine maximale Schichtdicke von 4 Monolagen. 4.1.4 Dichtigkeit des Films Die Dichtigkeit des Magnesiumchlorid-Films wurde mit Hilfe thermischer Desorption von Kohlenmonoxid (CO) überprüft. CO adsorbiert bis 500 K auf Palladium-(111)-Oberflächen, wobei die maximale Bedeckung und die Gitterstruktur des CO auf der Oberfläche temperaturabhängig sind [Guo89]. Zur Adsorption von CO auf Magnesiumchlorid waren keine früheren Arbeiten in der Literatur zu finden. Vergleichend sollen daher Ergebnisse von CO auf Natriumchlorid- und MagnesiumoxidOberflächen herangezogen werden. Wichtendahl untersuchte die CO-Desorption von MgO (100) und fand eine Multilagen-Desorption bei 29 K sowie eine Monolagen-Desorption bei 45 und 58 K [Wic99]. Die Existenz zweier Monolagen-Desorptions-Maxima wird auf einen Phasenübergang der CO-Bedeckung bei 45 K zurückgeführt, bei dem die CO-Dichte auf der Oberfläche abnimmt. Fügt man den Magnesiumoxid-Filmen Defekte durch Beschuß mit ArgonIonen (Sputtern bei 2 kV) zu, so verschmieren die beiden Monolagen-Desorptions-Maxima über ein breites Temperatur-Intervall. Wichtendahl erklärt dies mit der Bindung des Kohlenmonoxids an Defekten, die stärker ist als diejenige zur perfekten Oberfläche. Heidberg et al. untersuchten CO-Adsorption auf Natriumchlorid-Filmen [Hei85, Hei91]. CO adsorbiert in Multilagen unterhalb von 25 K, oberhalb dieser Temperatur bilden sich Inseln von 4.1 Das System MgCl2/Pd (111) 61 Multilagen auf der CO-Monolage. Von 35 K bis 77 K existiert nur die Monolage. Tegenkamp beobachtete CO-Adsorption bis 115 K an Stufenkanten eines NaCl-Films [Teg00]. Zur Dichtigkeitsuntersuchung des Magnesiumchlorid-Films auf dem Palladium-Substrat wurden bei 35 K Probentemperatur in drei verschiedenen Versuchen 6, 36 und 72 Langmuir auf die Oberfläche aufgefroren und die Probe mit einer Heizrate von 2 K/s vor dem Massenspektrometer aufgewärmt, bis sie schließlich 560 K erreichte. Zu Beginn der Temperatur-Rampe bei 35 K desorbiert viel CO; es ist jedoch nicht zu unterscheiden, ob es nur von der Kristall-Heizschlinge und ihrer Umgebung stammt oder auch von CO-Multilagen auf dem MgCl2-Film. Bei allen drei Messungen zeigte sich ein einziges Signal gleicher Größe bei 70 K. Dieses Signal kann der Adsorption einer Monolage CO auf dem vollständig dichten MgCl2-(100)-Film zugeordnet werden. Für die Zuordnung zur Monolage spricht die Unabhängigkeit des Signals von der angebotenen CO-Menge, eine MultilagenAdsorption würde mit der Menge korrelieren. Für die Dichtigkeit des Films spricht das Fehlen von Desorptionsmaxima bei Temperaturen um 500 K und darüber, bei denen CO von Palladium (111) desorbieren würde. In Analogie zu den Ergebnissen auf Magnesiumoxid- und Natriumchlorid-Filmen läßt sich ein geordneter defektarmer Magnesiumchlorid-Film vermuten, da weder ein zweites Desorptionsmaximum noch eine Schulter gemessen wurden. Gewißheit können hier weitergehende Untersuchungen mit gezielter Defektgenerierung erbringen. 4.1.5 Defektgenerierung im Magnesiumchlorid Im Verlauf der Präparation des Ziegler-Natta-Modellkatalysators zeigte sich die Notwendigkeit einer Erzeugung von Defekten im Magnesiumchlorid-Film zur Verankerung der TitanReaktionszentren. Wie im Kapitel “Theoretische Grundlagen” beschrieben, ist bekannt, daß einige Defekte wie Farbzentren, die ungepaarte Elektronen enthalten, ESR-aktiv sind. Für die Interpretation eines ESR-Spektrums nach der Titan-Verankerung muß daher bekannt sein, ob Anteile dieses Spektrums von Defekten stammen oder das gesamte Spektrum nur von Titanzentren erzeugt wird. 62 4. EXPERIMENTELLE ERGEBNISSE Aus diesen Gründen wurde die Defektgenerierung zunächst untersucht. Der MagnesiumchloridFilm kann auf verschiedene Weise defektiert werden und mehrere Arten von Defekten aufweisen. Es zeigt sich eine Abhängigkeit zwischen der Behandlung des Films und der vorherrschenden Art der Defekte. 4.1.5.1 Baufehler Die von der Idee her einfachste Art der Defektgenerierung geschieht durch nicht-epitaktisches Wachsen des Films beim Bedampfen der Palladium-Oberfläche mit Magnesiumchlorid. Vornehmlich durch Temperatur-Abweichungen während des Bedampfens oder nicht ausreichend gereinigte oder geordnete Oberflächen entstehen Baufehler in der Kristallstruktur des Films. Die Temperatur-Abweichungen sind charakterisiert durch zwischenzeitliche Überheizung des MgCl2-Verdampferofens und/oder Abkühlung des Palladiumkristalls um wenige Kelvin. Diese Baufehler führen bei großer Menge zu unscharfen LEED-Reflexen und einer Aufhellung des Hintergrunds. Ein Tempern des Films bis kurz unter die Desorptionstemperatur der Multilage von 650 K ergab keine Verbesserung, längeres Tempern oder Tempern bei höherer Temperatur führte schließlich zur erwarteten Desorption. Dies ist in Übereinstimmung mit dem Strukturbild von ClMgCl-Schichten: Durch die schwachen van-der-Waals-Kräfte zwischen den Schichten liegt die Desorption ganzer Schichten energetisch tiefer als das Ordnen innerhalb der Schichten, in denen starke ionische Wechselwirkungen herrschen [Bas82, Fer63]. War die unterliegende Monolage ausreichend geordnet, konnte nach Desorption erneut ein Wachstum geordneter Multilagen versucht werden. Die Bedampfung des Palladiumkristalls mit Magnesiumchlorid bei nicht konstanten Temperaturen erzeugte Filme, die nicht nur unscharfe LEED-Reflexe sondern auch ein 4 G schmales ESR-Signal bieten bei 50 K, wie es Abbildung 4.5 zeigt. Das gefundene ESR-Signal liegt bei g = 2,002; es befindet sich damit im Bereich des g-Werts des freien Elektrons (ge = 2,0023). Bei Magnesiumchlorid sind unter den Fehlstellen ESR-aktive Farbzentren denkbar, da ein fehlendes, einfach geladenes Chlorid-Anion durch ein einzelnes ungepaartes Elektron ersetzt 4.1 Das System MgCl2/Pd (111) 63 werden kann, um die elektrische Neutralität des Kristalls zu erhalten. Aufgrund der CdCl2Schichtstruktur des Magnesiumchlorids wäre ein solches Farbzentrum im Abstand von 2,53 Å von drei Magnesiumkationen und im Abstand von 3,64 Å von sechs Chloridanionen umgeben, mit denen Wechselwirkungen denkbar wären. Abbildung 4.5: ESR-Spektren bei 50 K von Defekten im Magnesiumchlorid-Film: unten: MgCl2-Film mit Baufehlern, oben: MgCl2-Film ohne Baufehler nach Sputtern bei 40 K mit Argon-Ionen (Ekin = 150 eV) Für Alkali- und Erdalkali-Halogenide, die mit Röntgen-, Gamma-Strahlen oder Elektronen bestrahlt wurden, sowie für Magnesiumoxid sind Resonanzen von Farbzentren mit g ≤ ge beschrieben [Kin83, Fry75, Har73 und dortige Ref., Gia94]. Ebenfalls wurde zusätzlich zu Farbzentren auch CESR von Metall-Clustern in SrCl2 und LiF bei g = ge beobachtet [Fry75, Har73], die sich nach Angabe der Autoren durch Koagulation von Elektronen-ÜberschußZentren gebildet hatten – womöglich ist damit eine elektroneninduzierte Reduktion des Metalls 64 4. EXPERIMENTELLE ERGEBNISSE gemeint. Im Experiment der vorliegenden Arbeit ist die Reduktion von Magnesiumkationen beim Verdampfen und Kondensieren von MgCl2 unwahrscheinlich, weil kein starkes Reduktionsmittel zugegen ist und Energie nicht eingestrahlt wird. Da eine Reduktion der Magnesiumkationen durch Fehlstellen-Elektronen vorsichtig denkbar wäre und sich auch Oberflächenreaktionen deutlich von denen der Festkörper unterscheiden können, sollen die Möglichkeit der CESR diskutiert werden und durch einen Vergleich der paramagnetischen Eigenschaften von Fehlstellen und CESR-aktiven Metall-Clustern eine Zuordnung der bei den MgCl2-Filmen gefundenen ESR-Signale erfolgen. Dazu wird zunächst die CESR von Metall-Clustern betrachtet. Für kleinste Metallpartikel liegt ihr g-Wert um ge [Fry75, Har73], dies wurde auch für Vergleichsmessungen an Magnesium gefunden [Hal86, Not78]. Nur für diese kleinsten Partikel wurden schmale Halbwertsbreiten beobachtet [Hal86, Har73, Fry75]. Die Intensitäten der CESR sind auf die Metallmenge bezogen sehr klein [Not78] und bei größeren Halbwertsbreiten kaum detektierbar. Bis hierhin paßt das ESR-Signal des defekthaltigen MgCl2-Films in diesen Rahmen, es fällt aber heraus, wenn man die Abhängigkeit der Intensität von der Temperatur betrachtet: Sie zeigt annähernd CurieVerhalten bei Erwärmen auf 250 K, während man für CESR keine Abhängigkeit erwarten würde. Es ist daher anzunehmen, daß es sich bei den ESR-Signalen in den auf Palladium aufgewachsenen MgCl2-Filmen nicht um CESR handelt. Intensitäts-Temperatur-Verhalten und Linienlage passen zu den paramagnetischen Farbzentren in Alkali- und Erdalkali-Halogeniden sowie Magnesiumoxid. Die Halogenide zeichnen sich durch Gauss-förmige Signale aus mit Halbwertsbreiten von 40 bis einigen Hundert Gauß [Kin83, Fry75, Har73 und dortige Ref.], also deutlich breiter als das hier beobachtete Signal. Bei einigen Halogeniden konnte ein Zusammenhang zwischen der Halbwertsbreite und der FehlstellenKonzentration hergestellt werden: Hohe Konzentrationen führen zu großen Halbwertsbreiten. Giamello und Mitarbeiter beschreiben für Magnesiumoxid verschiedene Farbzentren mit ESREigenschaften, die von denen der zitierten Halogenide abweichen und dem gemessenen ESRSignal ähneln [Gia94]: Oberflächen-Farbzentren zeigen 1 – 1,5 G schmale Signale axialer Symmetrie um g = 2,001, Farbzentren direkt unter der Oberfläche liegen bei g = 2,002 und scheinen isotrop. Im Magnesiumoxid-Festkörper liegende Farbzentren zeichnen sich durch ein symmetrisches Signal bei g = 2,0023 aus, das durch den vorherrschenden s-Orbital-artigen 4.1 Das System MgCl2/Pd (111) 65 Grundzustand des Fehlstellenelektrons mit geringer Spin-Bahn-Kopplung mit den umgebenden Magnesium-Kationen erzeugt wird. Hyperfein-Wechselwirkung der Oberflächen-Farbzentren mit den umgebenden MagnesiumKationen wird von Giamello nur bei maximaler Empfindlichkeit des ESR-Spektrometers beobachtet. Dies ist auch zu erwarten, da das Magnesium-Isotop 25Mg mit Kernspin IN = 5/2 nur eine natürliche Häufigkeit von 10,13 % besitzt. Der Intensitätsanteil aller hyperfeinaufgespalteten Signale an der Gesamt-Intensität wird in Abhängigkeit des A-Tensors auf mehrere Linien aufgeteilt, so daß die Intensität einer einzelnen Linie schnell unter die Nachweisgrenze des ESR-Spektrometers fällt. Es verwundert daher nicht, daß im hier diskutierten ESR-Spektrum des MgCl2 diese Aufspaltungen nicht beobachtet werden können. Das diskutierte ESR-Signal in defekthaltigen MgCl2-Filmen auf Palladium gleicht in Lage und Breite einem Farbzentren-Signal, wie es insbesondere im Festkörper-Innern beim Magnesiumoxid beobachtet wird. Eine Hyperfein-Aufspaltung wird weder durch die umgebenden Magnesium-Kationen noch die Chlorid-Anionen der nächsten Koordinationssphäre beobachtet. Da eine spätere Titantetrachlorid-Adsorption unter Elektronenbeschuß zu einer Intensitätsverminderung des ESR-Signals auf 60 % führt, liegt es nahe, daß nur ein Teil der Baufehler nahe genug der Oberfläche ist, um mit Titantetrachlorid und den Elektronen wechselwirken zu können. Der Großteil befindet sich in tieferen Schichten. Es erstaunt, daß der Anteil der Baufehler, der mit TiCl4 wechselwirken kann, im ESR-Spektrum kein eigenes Signal zeigt. Dies würde man von Baufehlern in der Oberfläche erwarten, da ihre chemische Umgebung sich von der im Festkörper unterscheidet und ihre Symmetrie ebenfalls herabgesetzt ist im Vergleich zu Fehlstellen im Festkörper-Innern. Eine mögliche Erklärung wäre die Annahme, daß diese Baufehler sich nicht direkt in der obersten Schicht, sondern in den ersten Schichten darunter befinden und die Reaktion mit TiCl4 über diese Entfernung wirken kann, indem nach Chlorabgabe des TiCl4 an den MgCl2-Film Chlorid-Ionen im Film in Richtung Fehlstelle verschoben werden und die Fehlstelle selbst durch ein benachbartes Chlorid-Ion besetzt wird (Domino-Effekt). 66 4. EXPERIMENTELLE ERGEBNISSE 4.1.5.2 Elektronen-Beschuß Für die Präparation des Ziegler-Natta-Katalysators mußte der geordnet gewachsene Magnesiumchlorid-Film mit Elektronen beschossen werden, wie es im Abschnitt 4.2 diskutiert wird. Vor dem Beschuß zeigten die verwendeten Filme keine ESR-Signale. Verwendet wurden Elektronen einer kinetischen Energie von 1 000 eV, die als Strom von 30 µA 25 min lang von einer offenen Glühwendel in 5 cm Entfernung ausgesendet wurden. Die Entfernung wurde gewählt, um die Probe nicht unnötig stark zu heizen. Zusätzlich kam es bei der Aufnahme der Auger-Elektronen-Spektren zum Beschuß mit Elektronen einer Energie von 2 500 eV und einer Stromdichte von 700 µA/cm2. Dieser Strom traf aber bedingt durch die Querschnittsfläche des Elektronenstrahls nur rund 2 % der Probenkristalloberfläche. Beide Elektronen-Ströme führten im Augerspektrum zu einer Abnahme des Chlorsignals bei 181 eV. Daraus kann eine elektronen-stimulierte Desorption von Chlor gefolgert werden, die auch von der Arbeitsgruppe Somorjai beschrieben wurde [Rob98]. Das LEED-Bild zeigt in beiden Fällen nur noch intensitätsschwache unscharfe Reflexe - die langreichweitige Ordnung des Magnesiumchloridfilms ist demnach gestört. Aus diesen Gründen wurde die Aufnahme von Auger-Spektren auf zwei kurze Durchläufe beschränkt. Im ESR-Spektrum finden sich unter den oben genannten Bedingungen nach 25 min langem Elektronenbeschuß sowohl bei Raumtemperatur als auch bei 50 K keine ESR-aktiven Fehlstellen. Abbildung 4.6: Fehlstellensignal nach Elektronenbeschuß und TiClX-Deposition 4.1 Das System MgCl2/Pd (111) 67 In einem Experiment zur Deposition von TiCl4 auf dem Magnesiumchlorid-Film kam es zum Auftreten eines ESR-Signals, nachdem die Oberfläche 55 min lang bei Raumtemperatur sowie weitere 5 min bei 50 K mit Elektronen beschossen, TiCl4 aufgefroren und unter Desorption nicht chemisch verankerten TiCl4 wieder aufgetaut worden war. Dies führte im ESR-Spektrum bei 50 K zu einem schwachen Signal bei g = 2,002 (Abbildung 4.6) sowie einem Ti(+III)-Signal bei g = 1,93, das im Abschnitt 4.2.4 diskutiert wird. Die Intensität des Signals bei g = 2,002 zeigt wie beim Signal der paramagnetischen Baufehler eine Curie-Abhängigkeit von der Temperatur. In der Form erscheint es aber asymmetrischer. Führt man den Elektronenbeschuß eines neuen MgCl2-Films 50 min lang bei Raumtemperatur mit Titantetrachlorid-Hintergrunddruck (s. auch nächstes Kapitel) durch, findet sich dieses ESR-Signal nicht. Wie die Veränderungen in den LEED-Aufnahmen zeigen, werden durch den Elektronenbeschuß die langreichweitige Ordnung der Oberfläche des MgCl2-Films gestört und Fehlstellen erzeugt. Unter diesen Fehlstellen befindet sich nach 25 min Elektronenbeschuß keine für eine Detektion ausreichende Anzahl ESR-aktiver Farbzentren. Erst bei doppelt langem Elektronenbeschuß (50 min statt 25 min) ist im ESR-Spektrum ein Signal zu finden, dessen Lage bei ge als auch dessen Temperatur-Verhalten den im letzten Abschnitt diskutierten Baufehlern gleichen; daher handelt es sich auch hier um die Resonanz von Farbzentren. Das Nichtauftreten bei gleichzeitiger Anwesenheit von TiCl4 läßt auf einen Oberflächen-Prozeß schließen, bei dem es durch Adsorption und Reaktion des TiCl4 zu einer „Reparatur“ der Defekte kommt. Dies paßt zu den bereits zitierten Beobachtungen beim Magnesiumoxid für Oberflächen-Farbzentren. Zur weiteren Deutung der bei Elektronenbeschuß stattfindenden Prozesse sollen Experimente von Magni und Somorjai herangezogen werden [Mag95a], die mittels RöntgenphotoelektronenSpektroskopie (XPS) eine Reduktion des Magnesiums in Magnesiumchlorid-Filmen durch Elektronen-Beschuß einhergehend mit starker Chlordesorption beobachteten. Sie benutzten dazu einen 6 Monolagen hohen MgCl2-Film auf einer Goldfolie und Elektronen einer kinetischen Energie von 1 keV, verwendeten aber im Gegensatz zu den in dieser Arbeit vorgestellten Messungen einen fokussierten Strahl aus einer Elektronenkanone mit einer Stromdichte von 50 µA/cm2, mit dem die Oberfläche bei 330 K unter einem Winkel von 45 ° gerastert wurde. Im einzelnen ergab das Experiment, daß nach 30 min Elektronenbeschuß nur noch 10 % der ursprünglichen Chlormenge übrig waren. Im XPS-Spektrum verschoben sich während der 30 min Elektronenbeschuß das Magnesium- und das Chlor-Signal hin zu Signallagen bei 68 4. EXPERIMENTELLE ERGEBNISSE elektronenreicherem Magnesium in Magnesiumchlorid-Verbindungen. Am Ende konnte elementares Magnesium Ionenbeugungsspektroskopie nachgewiesen (ISS) wiesen werden. Magni und Durch Somorjai Hinzunahme von das des Verarmen Magnesiumschlorid-Films an Chlor unterhalb der Oberfläche nach, da diese Methode während der gesamten Untersuchung eine unveränderte Chlor-Terminierung der Oberfläche ergab. Das in dieser Arbeit beschriebene Experiment ohne fokussierenden Elektronenstrahl bei Raumtemperatur führte zu einer schwächeren Chlor-Desorption, die Chlor-Verluste lagen im 20%-Bereich. Dies zeigt erwartungsgemäß, daß die diffuse Elektronenbestrahlung deutlich ineffektiver ist als diejenige mit einem fokussierten Rasterstrahl. Die Reduktion von Magnesium ist auch bei diffuser Elektronenbestrahlung mit entsprechend schwächerer Effizienz denkbar, konnte aber durch CESR und andere an der Apparatur zur Verfügung stehende Meßmethoden weder nachgewiesen noch ausgeschlossen werden. Wie im vorigen Unterabschnitt diskutiert, sind die Intensitäten der CESR auf die Metallmenge bezogen jedoch sehr klein [Not78] und bei größeren Halbwertsbreiten kaum detektierbar. Die Reduktion von Magnesium unter ChlorDesorption bei Elektronenbeschuß ist eine Erklärung für die Abwesenheit ESR-aktiver Farbzentren. Durch die Reduktion des Magnesiums werden keine Elektronen zur Ladungskompensation in Chloridanionen-Fehlstellen benötigt und Farbzentren entstehen nicht. Der Elektronen-Beschuß erzeugt nicht-ESR-aktive Fehlstellen und eine Verminderung der langreichweitigen Ordnung der Oberfläche des MgCl2-Films, die sich in den Veränderungen der LEED-Aufnahmen äußern und wahrscheinlich durch die Chlor-Verluste hervorgerufen werden. Erst wenn - dem Ergebnis von Somorjai folgend - die Magnesium-Kationen im Inneren des Films weitestgehend durch Elektronenbeschuß reduziert sind, kommt es bei fortgesetztem Elektronenbeschuß zur Erzeugung ESR-aktiver Defekte in der oberen MgCl2-Filmschicht; dies könnte zu den im ESR-Spektrum beobachtbaren Farbzentren führen. Es erstaunt jedoch, daß diese wahrscheinlich an der Oberfläche sich befindenden Farbzentren nach Entstehen nicht vollständig mit TiCl4 reagieren, während sie es bei der Entstehung zu tun scheinen. Die Reduzierung der Magnesium-Kationen rückt noch eine weitere Möglichkeit für den Ursprung des ESR-Signals in den Blickwinkel: Mg(+I) besitzt ein ungepaartes 3-s-Elektron, das ESR-aktiv sein kann, keinen Bahndrehimpuls besitzt und abhängig von chemischen Umgebung einen g-Wert um ge besitzen sollte. Da der Kernspin des Magnesiumisotops 25 Mg jedoch ungleich null ist (5/2, Häufigkeit 10,13 %) , würde eine Hyperfein-Wechselwirkung mit 4.1 Das System MgCl2/Pd (111) 69 Aufspaltung der Resonanz in mehrere Linien zu beobachten sein. Diese Aufspaltung kann nicht beobachtet werden, so daß Mg(+I) als Ursprung unwahrscheinlich ist. 4.1.5.3 Beschuß mit langsamen Argon-Ionen Zu Beginn der Arbeit wurden mehrere Verfahren untersucht, um Titan (+IV) zu reduzieren; ein Verfahren war dabei der Beschuß mit langsamen Argon-Ionen aus einer Sputterkanone. Daher wurde auch die Wirkung dieser Argon-Ionen auf den Magnesiumchlorid-Film untersucht, der zuvor keine ESR-Signale aufwies. Um den Film nicht über Gebühr zu zerstören, wurden Argon-Ionen einer kinetischen Energie von rund 150 eV und einer Stromdichte von weniger als 1 µA/cm2 verwendet; die Positionierung von Sputter-Kanone und Kristall entsprach derjenigen bei der Kristallreinigung. Nach dreiminütigem Sputtern erhält man im ESR-Spektrum kein Signal. Beschießt man jedoch den Film zuvor 25 min lang bei Raumtemperatur mit Elektronen, wie im letzten Abschnitt angegeben, so findet man eine Gauss-förmige Resonanz bei g = 2,004 (Abbildung 4.5). Ihre Intensität ist deutlich stärker als diejenige bei Elektronenbeschuß, und sie ändert ihre Form bei Drehung des Palladiumkristalls nicht nachweisbar. Magni und Somorjai wiesen mit XPS nach [Mag95a], daß sich die Filmzusammensetzung unter Argon-Sputtern nicht ändert, Magnesium und Chlor also im Gegensatz zum Elekronenbeschuß im selben Maße aus dem Film herausgeschlagen werden. Die experimentellen Befunde lassen sich damit wie folgt erklären: Wenn Elektronen die Plätze der fehlenden Chlor-Anionen einnehmen, können sie als Farbzentren ESR-aktiv werden und die im ESR-Spektrum gefundene Resonanz hervorrufen, die denen durch Baufehler oder durch Elektronenbeschuß erzeugten gleichen. Diese Fehlstellen können gemäß dem experimentellen Befund ähnlich wie beim Elektronenbeschuß erst nach einer teilweisen Reduzierung des MgCl2Films durch Elektronenbeschuß erzeugt werden, treten aber zeitlich früher auf als bei reinem Elektronembeschuß. Das frühere Auftreten, die größere Intensität und die Abweichung des gWerts von dem der bisher betrachteten Farbzentren lassen sich durch die stärkere Defektierung der Oberfläche aufgrund höherer Effizienz beim Sputtern im Vergleich zum Elektronenbeschuß erklären: Argon-Ionen besitzen bedingt durch ihre Größe einen größeren Wirkungsquerschnitt, und wegen ihrer größeren Masse können sie mehr kinetische Energie auf die Anionen und 70 4. EXPERIMENTELLE ERGEBNISSE Kationen des Magnesiumchlorid-Films übertragen, da sich ihre Atommassen ähneln. Es kommt zur Ausbildung von kleinen „Einschlagskratern“ durch Sputtern mit Argon-Ionen. Die starke Defektierung der Oberfläche mindert ihre Ordnung und Symmetrie in größeren Ausmaß und erhöht die lokale magnetische Anisotropie der einzelnen Fehlstelle. Die Linienbreite, die hier beim Sputtern größer ist als bei den vorherigen Verfahren, hat ihren Ursprung in DetailUnterschieden dieser großen Fehlstellen. Diese Detail-Unterschiede führen zu ElektronenspinResonanzen über einen größeren Bereich des Magnetfelds. Möglicherweise enthält das ESR-Signal wegen seines höheren g-Werts auch Anteile einer intensitätsbedingt nicht auflösbaren anisotropen ESR-Struktur, wie sie Kinno fand nach γBestrahlung von rekristallisiertem MgCl2 [Kin83]. Er wies diesem Signal wegen der positiven Abweichung von ge einer Fehlstelle mit einer mehr als halb gefüllten Elektronenschale zu, dabei nahm er die Existenz von neutralen Chlor-Zentren (Cl0) als Basis für Lochfehlstellen – Kristallfehlstellen, bei denen an einem Platz ein Elektron fehlt - an, die das Analogon zu einem einzelnen Elektron bilden und so ESR-aktiv sind. Zur Erzeugung dieser neutralen Chlorzentren müßten die jeweiligen Chlorid-Anionen des Gitters durch Stoß oder direkte Redox-Reaktion mit den Argon-Kationen oxidiert werden. Auch das Herausschlagen elementaren Magnesiums könnte elementares Chlor zurücklassen, das als Lochfehlstelle ESR-aktiv ist. 4.2 Verankerung des Titan-Reaktionszentrums 71 4.2 Verankerung des Titan-Reaktionszentrums 4.2.1 Einführung Das Titan-Reaktionszentrum wurde in Form von Titantetrachlorid (TiCl4) auf das Substrat aufgebracht. TiCl4 ist bei Raumtemperatur und Normaldruck eine gelbliche Flüssigkeit von stechendem Geruch, einem Dampfdruck von 13 mbar und einer Dichte von 1,726 g/cm3. An Luft und im Kontakt mit Wasser zersetzt es sich exotherm zu Chlorwasserstoff und Titandioxid. Der Dampfdruck ist ausreichend, um TiCl4 über die Gasphase durch einen Doser auf die Probenoberfläche zu leiten. Alleiniges Einströmen gasförmigen Titantetrachlorids führt jedoch nicht zu einer mit AES meßbaren Adsorption, auch das Auffrieren bei Stickstoff- oder Heliumtemperatur und anschließendes Auftauen läßt kein TiCl4 zurück. Dies stellten auch Somorjai und Mitarbeiter fest [Mag95b], die die Desorptionstemperatur zu 174 K bestimmten und nur bei Mengen ab 450 L 1 - 2 % Titan nachweisen konnten. Das zeigt, daß das Titantetrachlorid auf der glatten geordneten Magnesiumchlorid-(100)-Oberfläche bei Raumtemperatur nicht haftet, für eine Verankerung sind entweder andere OberflächenOrientierungen oder Defekte auf der Oberfläche nötig. Daher wurden verschiedene Verfahren zur Deposition bei vorheriger oder gleichzeitiger Erzeugung von Kristalldefekten im Magnesiumchlorid-Film untersucht. Zur Beurteilung der deponierten Menge wurde die Auger-Elektronen-Spektroskopie genutzt. Dabei ist sowohl das Wachsen zweier Signale des Titans (387 eV, 418 eV) als auch eine Zunahme des ChlorSignals und eine Abschwächung des Palladium-Signals zu beobachten (Abbildung 4.3). Die nominelle TiCl4-Schichtdicke wurde nach Gleichung (2.4a) über die Abschwächung des Palladiumsignals bestimmt (λTiCl4 = 7,4 ML bzw. 2,2 nm bei abgeschätzter nomineller Monolagendicke nach Gleichung (2.4c) von 3,1 Å). Die Titan-Signale im AES sind sehr klein, da ihre relative Empfindlichkeit nur sTi = 0,45 (im Gegensatz zu Chlor sCl = 1,05) [PEI76] beträgt; zusätzlich dominiert das Chlor, da es erstens 72 4. EXPERIMENTELLE ERGEBNISSE stöchiometrisch bedingt im TiCl4 viermal häufiger als Titan vertreten und zweitens auch im darunterliegenden Magnesiumchlorid zu zwei Dritteln vorhanden ist. 4.2.2 Verankerung durch Elektronenbeschuß bei Raumtemperatur Die Deposition von TiCl4 bei Raumtemperatur gelingt bei gleichzeitigem Beschuß mit Elektronen einer kinetischen Energie von 1 000 eV und einem Strom von 30 µA. Es handelt sich um die gleiche Anordnung, wie im Abschnitt 4.1.5.2 beschrieben. Während des Elektronenbeschusses wurden über 25 min 1,2 ∙ 10-5 mbar TiCl4 auf der Probenoberfläche angeboten, dabei blieb die Oberfläche der Probe optisch blank. Bei sequentieller Vorgehensweise – erst Elektronenbeschuß, dann TiCl4-Atmosphäre bei Raumtemperatur – gelang die Deposition nach AES-Auswertung im Gegensatz zu den Ergebnissen von Magni und Somorjai nicht [Mag96a]. Zur Analyse der Titan-Chlor-Stöchiometrie der Gasphasen-Teilchen während der Deposition auf MgCl2 wurde das Massenspektrometer eingesetzt. Die vergleichende Untersuchung der TiCl4-Gasphase unter und ohne Elektronenbeschuß blieb aber erfolglos, da das Massenspektrometer nicht direkt vor den Doser-Austritt gefahren werden kann – es muß darüber hinaus Raum für die elektronenaussendende Glühwendel verbleiben - und die Mengen der einzelnen Fragmente nur knapp die Nachweisschwelle des Spektrometers (10-12 mbar) erreichten. Man darf davon ausgehen, daß der Großteil der Titanchloride an den Stahloberflächen, die sie zuerst treffen, haften bleibt. Zur Beschreibung der Menge der deponierten Titanchlorid-Verbindung wurde zunächst die Auger-Elektronen-Spektroskopie eingesetzt (Abbildung 4.7). Über die Abschwächung der Signalintensität des Palladiums (Gleichung 2.4a) wurden nominelle Schichtdicken bis 2 Monolagen bestimmt. Diese Abschätzung ist nur möglich für das Modell geschlossener, lagenweise wachsender Filme. Eine Untersuchung, ob hingegen ein Inselwachstum vorliegt, ist mit der hier zur Verfügung stehenden integrativen Methode AES an diesem Punkt nicht direkt möglich. Die AES erlaubt für homogene Materialien eine Abschätzung der Stöchiometrie der Elemente auf der Oberfläche. Bei Inselwachstum wäre der Chloranteil mehr als vierfach größer als der Titan-Anteil, da sowohl Chlor aus Titanchlorid-Verbindungen als auch vom MgCl2-Film detektiert wird. Leider gilt dies auch für die denkbare Bildung 4.2 Verankerung des Titan-Reaktionszentrums 73 gemischter Titan-Magnesium-Chloride, so daß eine Unterscheidung erst bei größeren Titanchlorid-Mengen möglich ist, die zu einer Aufsättigung der oberen Schichten des Magnesiumchlorid-Films mit Titan führen würden. Da die bisherige Depositionsmenge zu gering ist, erfolgt eine solche Abschätzung erst im nächsten Abschnitt. Aufgrund der notwendigen Oberflächendefekt-Erzeugung durch den Elektronenbeschuß während der TiCl4Deposition ist ein Insel-Wachstum wahrscheinlich. Abbildung 4.7: Auger-Spektren nach Titantetrachlorid-Deposition 1 TiCl4 mit Elektronenbeschuß bei 298 K 2 Fortsetzung nach Auffrieren von TiCl4 bei 50 K und Auftauen 3 obiger Zyklus wiederholt 4 Elektronenbeschuß bei 50 K und TiCl4-Auffrieren, danach Auftauen 5 Fortsetzung nach TiCl4 unter Elektronenbeschuß bei 50 K und Auftauen 6 bei 50 K gesputterter Film, TiCl4 unter Elektronenbeschuß bei 50 K nach Auftauen, ESRaktiv Nach den experimentellen Befunden ergibt sich, daß der gleichzeitige Elektronenbeschuß für die Deposition des TiCl4 notwendig ist. Aus dem Abschnitt 4.1.5 ist bekannt, daß Elektronenbeschuß zu einer Defekterzeugung im MgCl2-Film führt, die sich als Störung der langreichweitigen Ordnung des Films bemerkbar macht und mit einer Reduktion des Magnesiums in Schichten unterhalb der Oberfläche einhergeht. Bei Elektronenbeschuß über 50 min können schließlich ESR-aktive Farbzentren erzeugt werden. Wie im gleichen 74 4. EXPERIMENTELLE ERGEBNISSE Abschnitt berichtet, sind im ESR-Spektrum nach 50 minütiger Deposition von TiCl4 unter Elektronenbeschuß ohne vorherige Defektierung des MgCl2-Films keine ESR-Signale von Defekten des Magnesiumchlorids zu sehen. Dies läßt auf eine rasche und fast vollständige Ausheilung intermediär erzeugter Defekte durch Reaktion schließen. Es stellt sich die Frage nach den beteiligten Reaktionspartnern. Auf der Seite des MgCl2-Films kommen dabei Gitterfehlstellen des Kristalls als auch das gebildete elementare Magnesium unterhalb der Oberfläche in Frage. Auf der anderen Seite stehen das angebotene TiCl4 oder seine reduzierten Verbindungen (TiCl4-x), die in der Gasphase durch Elektronenbeschuß entstanden sein könnten. Diese Möglichkeiten sollen nun näher diskutiert werden. Magni und Somorjai berichten von gelungenen TiCl4-Depositionen ohne Elektronenbeschuß auf Magnesium-Filmen auf Gold [Mag96a]. Vergleichsmessungen mit einem MagnesiumFilm auf Pd (111) im Rahmen der vorliegenden Arbeit blieben jedoch erfolglos. Daher erscheint die Deposition über intermediär gebildete Magnesium-Partikel zwar unwahrscheinlicher, ist jedoch aufgrund des vom Festkörper abweichenden Verhaltens kleiner Teilchen mit großer Oberfläche an diesem Punkt nicht völlig auszuschließen. Auch wenn die Oberfläche des elementaren Magnesiums Titanchloride nicht direkt zu binden scheint, kann die Existenz reduzierten Magnesiums für die Bindung der Titanchloride notwendig sein. Nach den bisherigen Ergebnissen befindet sich dieses Magnesium unterhalb einer Magnesiumchlorid-Schicht, die die Grenzfläche zum Vakuum bzw. zur TiCl4-Atmosphäre bildet. Dies führt zu Elektronendichte-Verschiebungen und einer verminderten Koordination der Ionen in dieser Schicht, die eine Additionsreaktion mit TiCl4 möglich machen könnten. Die Vermutung zur Bedeutung des elementaren Magnesiums für die erfolgreichen Titanchlorid-Deposition läßt sich durch Vergleich mit Arbeiten von Somorjai und Mitarbeitern erhärten [Kor99, Mag96a, Mag96b], die die Deposition von TiCl4 auf Gold getragenen MgCl2-Filmen bei 330 K mit Hilfe winkelaufgelöster XPS und ISS untersuchten. Sie fanden zum einen, daß Titanchloride auch durch gleichzeitige Deposition elementaren Magnesiums auf dem Magnesiumchlorid-Film aufgewachsen werden können. Zum anderen ergab sich aus einer Vergleichsmessung, daß MgCl2-Filme nach einer Magnesium-Deposition weiterhin an der Vakuumgrenze aus einer MgCl2-Schicht bestehen, während sich unterhalb wie beim Beschuß von MgCl2 mit Elektronen eine Magnesiumschicht bildet – somit rekonstruiert die Filmoberfläche fortlaufend unter Magnesiumzugabe und reicht das Magnesium in tiefer liegende Schichten weiter. Da die Verhältnisse im Magnesiumchlorid- 4.2 Verankerung des Titan-Reaktionszentrums 75 Film denen beim Elektronenbeschuß gleichen, wird das Vorhandensein elementaren Magnesiums unterhalb der Grenzschicht für das Verankern als notwendig angesehen. Die in der Grenzschicht sich befindenden Magnesium-Ionen sind durch diese Umgebung den Gitterfehlstellen, die ebenfalls Magnesium-Ionen mit unvollständiger Koordinationssphäre und Elektronendichte-Verschiebungen aufweisen, ähnlich. Es liegt nahe, daß diese Eigenschaften maßgeblich verantwortlich sind für die Adsorption der Titanchloride auf einer Magnesiumchlorid-Oberfläche. Zur Frage der an der Adsorptionsreaktion beteiligten Titanchlorid-Verbindungen sollen nun weitere Ergebnisse der Arbeit von Somorjai und Mitarbeitern herangezogen werden [Kor99, Mag96a, Mag96b]. Bei der Untersuchung der Deponate mittels XPS fanden Somorjai et al. zwei Signale bei 458,5 eV und 456,3 eV, die sie TiCl4 bzw. TiCl2 zuordneten. Mittels Referenzmessungen von TiCl4-Depositionen auf Gold schlossen sie das Entstehen gemischter Magnesium-Titan-Chloride aus [Mag96b]. Die Winkelauflösung der XPS ergab, daß das 458,5-eV-Signal (TiCl4) von der Oberfläche her stammt, das zweite jedoch aus der Tiefe. ISSUntersuchungen zeigten, daß die Oberfläche zu jeder Zeit Chlor terminiert ist [Mag96a]. Dies führte zu einem Modell für das Aufwachsen, bei dem sich nach der Deposition TiCl2-Lagen auf dem MgCl2-Film befinden, die mit einer TiCl4-Monolage nach außen abgedeckt sind. Korányi und Somorjai treffen in ihren jüngeren Übersichten [Kor99] keine Aussagen mehr über die Epitaxie der Titanchloridlagen und die Menge der deponierten Titanchloride. In einer früheren Arbeit wurde mit AES eine maximale nominelle Filmdicke von 25 Å [Mag96b] gefunden, die sich bereits nach 17 min Depositionszeit einstellte und über 40 min nicht weiter zunahm. Für die Entstehung der mit XPS nachgewiesenen Titanchlorid-Verbindungen gibt es mehrere denkbare Möglichkeiten. Zum einen ist eine direkte Reduktion des Titanchlorids durch den Elektronenbeschuß bis zur Oxidationsstufe +II möglich. Dann bleibt aber fraglich, warum TiCl4 an der Vakuumgrenzfläche zurückbleibt. Zum anderen ist eine Disproportionierung nach elektronenstimulierter Reduktion des TiCl4 zu TiCl3 möglich: TiCl4 + e- → TiCl3 + Cl2 TiCl3 → TiCl2 + TiCl4 76 4. EXPERIMENTELLE ERGEBNISSE In diesem Fall entstehen zwar zunächst TiCl2 und TiCl4 zu gleichen Teilen, das TiCl4 kann aber wieder reagieren und weiteres TiCl2 erzeugen. Somit ist der zweite Fall wahrscheinlicher. Für ihn spricht auch das Auftreten von ESR-Signalen des TiCl3, die im folgenden Abschnitt 4.2.4 diskutiert werden. Wahrscheinlich ist die Menge an TiCl3 jedoch so gering, daß es im XPS zwischen den Signalen von TiCl2 und TiCl4 nicht zu detektieren ist und deshalb von Somorjai und Mitarbeitern nicht erwähnt wurde. Zusammen mit den Ergebnissen aus dem vorherigen Unterkapitel 4.1 zur Defektgenerierung mit Elektronen ergibt sich nun folgendes weiterentwickeltes Modell: Durch den Elektronenbeschuß der Oberfläche kommt es zur elektronenstimulierten Desorption der Oberflächen-Ionen des Magnesiumchlorid-Films, vornehmlich der Chlorid-Anionen. Dies erzeugt Fehlstellen an der Oberfläche des Magnesiumchlorid-Films, darunter ESR-aktive Farbzentren in Form von Chlorfehlstellen. Der Elektronenbeschuß führt ebenfalls zur einer Reduktion von Magnesium-Kationen zu elementarem Magnesium, das sich unterhalb einer Vakuum-Grenzschicht aus Magnesiumchlorid anreichert. Die Magnesium-Kationen an den Fehlstellen und in der Grenzschicht sind unterkoordiniert und in der Lage, Titanchloride aus der Gasphase zu adsorbieren. Die Adsorption geschieht unter Reaktion mit den Kationen und verhindert das Entstehen ESR-aktiver Farbzentren durch den Elektronenbeschuß. Die Depositon von mehr als einer nominellen Lage TiCl4 unter Elektronenbeschuß ist ebenfalls möglich, dabei wird es sich wahrscheinlicher um eine Reaktion denn um eine Kondensation handeln, da das deponierte Titanchlorid hauptsächlich aus Titandichlorid (TiCl2), das mit einer Schicht aus Titantetrachlorid (TiCl4) bedeckt ist, besteht, aber auch Anteile von Ti3+ enthält. 4.2.3 Verankerung durch Auffrieren sowie Sputtern In einem zweiten Schritt wurde TiCl4 nach der Raumtemperatur-Deposition auf die 40 K kalte Probe aufgefroren, um den Haftkoeffizienten der Oberfläche zu maximieren. Nach 5 min wurde die Probe aufgetaut und nicht-chemisch gebundenes TiCl4 desorbierte oberhalb von 175 K. Nach Auftauen auf Raumtemperatur läßt sich im Auger-Spektrum nur eine schwache Zunahme des adsorbierten Titans und Chlors auf der Oberfläche feststellen (Abbildung 4.9, Spektren 1 und 2), die Signalabschwächung bei Palladium ist deutlicher und 4.2 Verankerung des Titan-Reaktionszentrums 77 liefert nach Gleichung (2.4a) eine nominelle Dickenzunahme des TiCl4 im Bereich von drei bis acht nomineller Monolagen. Der Zyklus von TiCl4-Deposition bei Raumtemperatur unter Elektronenbeschuß, anschließendem Auffrieren und Auftauen zur Desorption kann wiederholt werden und führt zu weiter Erhöhung der Menge adsorbierten Titans, wie das Auger-Spektrum zeigt (Abbildung 4.7, Spektrum 3). AES-Signale des Palladiums können bei diesen TitanchloridMengen auf der Oberfläche nicht mehr nachgewiesen werden. Schätzt man die Menge adsorbierten Titans durch die Zunahme der Peak-zu-Peak-Höhe seines AES-Signals bei 380 eV über eine proportionale Abhängigkeit ab, so erhält man nominelle Schichtdicken von bis zu 12 Monolagen; der Meß-Fehler beträgt mindestens 30 %. Anstelle des zweistufigen Zyklus kann auch einstufig deponiert werden: Dann wird die Oberfläche bei 40 - 50 K in der selben TiCl4-Atmosphäre wie oben mit Elektronen einer kinetischen Energie von 1 000 eV über einen Zeitraum von 25 min beschossen. In der Ausbeute unterscheiden sich der ein- und der zweistufige Zyklus im Rahmen der Fehlergrenzen nicht, auch der einstufige Zyklus kann wiederholt werden und führt zu ähnlichen nominellen Schichtdicken wie der zweistufige (Abbildung 4.7, Spektren 4 und 5). Die weitaus größte Menge an TiCl4 konnte nach dreiminütigem Sputtern der frischen Magnesiumchlorid-Oberfläche bei 50 K mit langsamen Argon-Ionen deponiert werden (Abbildung 4.7, Spektrum 6). Verwendet wurden dazu Argon-Ionen einer kinetischen Energie bis 150 eV und einem Strom von weniger als 1 µA. Titantetrachlorid wurde bei 50 K unter Elektronenbeschuß aufgefroren; anschließend desorbierte wieder der Überschuß beim Auftauen. (Abbildung 4.7, Spektrum 6). Keine mit AES nachweisbare Deposition erfolgt, wenn TiCl4 zunächst auf einen defektfreien MgCl2-Film aufgefroren und anschließend mit Elektronen beschossen wird. Diese Beobachtungen unterstützen das im vorhergehenden Abschnitt entwickelte Modell für die Deposition von Titanchloriden auf MgCl2-Oberflächen. Das Ergebnis nach Sputtern zeigt, daß für die Deposition nicht nur die elektronenstimulierte Magnesiumreduktion sondern auch eine große fehlstellenreiche Oberfläche notwendig ist, wie sie sehr effektiv durch Sputtern erzeugt werden kann. Sputtern verursacht ein Aufrauhen der Oberfläche mit Schaffung vieler unterkoordinierter Magnesium-Atome als mögliche Reaktionsplätze. Auffrieren von TiCl4 ohne vorherige Defekterzeugung führt auch bei anschließendem Elektronenbeschuß zu keiner Deposition, da der aufgefrorene, viele Lagen hohe Titantetrachlorid-Film die gesamte 78 4. EXPERIMENTELLE ERGEBNISSE Oberfläche bedeckt und die Elektronen abbremst, so daß keine Defekte im MgCl2-Film erzeugt werden können. Die Depositionsmenge des Titans kann sowohl durch Auffrieren von TiCl4 als auch durch anschließende weitere elektronenstimulierte Deposition gesteigert werden. Dies läßt zwei Schlüsse zu: Das Auffrieren erlaubt die Absättigung unterkoordinierter Titanchloride auf der Oberfläche, so daß die Gesamt-Menge deponierter Titanchloride zunimmt. Eine weitere Deposition ist dann unter Elektronenbeschuß möglich, der Titan(IV)chlorid reduzieren kann. Für die Notwendigkeit einer elektronenstimulierten Reduktion des Titans für die weitere Deposition spricht noch ein zweiter experimenteller Befund: Das simultane Auffrieren und Elektronen-Beschießen bei 50 K erlaubt eine Deposition von Titan, deren Menge vergleichbar dem zweistufigen Prozeß ist. Zur Erklärung muß man berücksichtigen, daß beim Auffrieren die Filmdicke des TiCl4 über die Zeit zunimmt; die Elektronen werden mit fortschreitender Zeit so stark abgebremst werden, daß sie nicht mehr die bereits chemisch gebundenen Adsorbate erreichen und diese reduzieren können. Das führt dazu, daß die Bindung weiterer Titanchloride zum Erliegen kommt. Aus den zu Beginn des Abschnitts vorgestellten Messungen ist eine weitere Information zur Art des Aufwachsen der Titanchloride auf dem MgCl2-Film erhältlich. Mittels AugerElektronenspektroskopie kann ein Beleg für das Aufwachsen in Form von Inseln gefunden werden. Dazu wird die Stöchiometrie der Elemente Titan und Chlor auf der Oberfläche betrachtet. Bei der Auswertung der Auger-Elektronen-Spektren nach dem im Abschnitt 2.4.3 vorgestellten Verfahren ergibt sich, daß bei jedem Depositionsverfahren das Verhältnis von Titan zu Chlor das maximal erwartete 1:4-Verhältnis (TiCl4) übersteigt. Wurden beim letzten Depositionschritt zuletzt Elektronen verwendet, erhält man ein Verhältnis von 1 : 18 bis 1 : 19; war der letzte Schritt ein reines Auffrieren mit anschließendem Auftauen auf Raumtemperatur, so liegt es zwischen 1 : 8 bis 1 : 12. Es fällt also ein deutlicher Überschuß an Chlor in den obersten für die AES zugänglichen Schichten des Systems auf. Dieser Chlorüberschuß kann für dünne Filme durch Intensität aus den Chlorid-Anionen des darunter liegenden MgCl2-Films bedingt sein. Bei Filmdicken von rund 8 oder 12 nominellen Monolagen TiCl4 wird das Chlor-Signal der MgCl2-Oberfläche bei exponentieller Abnahme aber auf 23 % bzw. 11 % abgeschwächt, wenn man geschlossene TiCl4-Filme annimmt. Berücksichtigt man dieses Untergrund-Signal, so ergibt sich für 8 Monolagen hohe Filme 4.2 Verankerung des Titan-Reaktionszentrums 79 (Elektronen im letzten Depositionsschritt) ein Verhältnis von 1 : 10, bei 12 Monolagen erreicht es 1 : 16. Der Chloranteil bleibt also deutlich größer als der in bekannten stöchiometrischen Titan-Chlor-Verbindungen. Der Überschuß an Chlor erscheint noch größer, wenn man das einfache, hier zur Stöchiometrie-Abschätzung gewählte Modell von TiCl4Filmen verläßt und sich vergegenwärtigt, daß nach den bisherigen Ergebnissen die Adsorbate auf dem MgCl2-Substrat aus TiCl2 bestehen und lediglich mit einer Monolage TiCl4 bedeckt sind. Der große Chlorüberschuß kann durch ein Inselwachstum der Titanchloride auf dem Magnesiumchlorid-Film erklärt werden. Bei einem Inselwachstum sind die zwischen den Inseln liegenden Bereiche des Magnesiumchlorid-Films wenig oder überhaupt nicht von Titanchlorid-Verbindungen bedeckt. Die Auger-Elektronen-Spektroskopie, mit der die Stöchiometrie untersucht wurde, nimmt als Oberflächen sensitive Methode Information aus den Oberflächen nahen Schichten auf. Die gemessenen Intensitäten sind dabei gemittelt über glatte und gestufte Oberflächenanteile, Partikel-Höhen und Bereiche unterschiedlicher chemischer Zusammensetzung. Eine mathematische Entfaltung zum Erhalt eines OberflächenProfils ist so nicht möglich. In diesem Modell kann man sich vorstellen, daß der Anteil der Auger-Elektronen, der von Insel-Oberflächen emittiert wird, das gesuchte Titan-zu-Chlor-Verhältnis widergibt, während der andere Anteil, der von den zwischen den Inseln liegenden Oberflächen-Bereichen stammt, eine erhöhte relative Chlor-Konzentration durch Anteile aus nicht oder dünn bedecktem MgCl2 beisteuert. Unterstellt man, daß außerhalb der Inseln keine Titanchloride auf der Oberfläche haften, so liegt die relative Chlor-Konzentration hier bei eins. Für eine einfache Abschätzung der Bedeckung des MgCl2-Films mit Titanchloriden soll als Beispiel wieder TiCl4 herangezogen werden. Wären die Moleküle von TiCl4 und MgCl2 an ihren Kristalloberflächen gleich dicht gepackt, so muß ungefähr 22 % der MgCl2-Oberfläche von TiCl4 bedeckt sein, um ein Titan-zu-Chlor-Verhältnis von 1:18 zu erzeugen (ohne Berücksichtigung von MgCl2 unterhalb des TiCl4). Für eine Rate von 1:8 müßten 50 % bedeckt sein. TiCl4 ist bei Raumtemperatur eine Flüssigkeit und kristallographische Daten des kondensierten Zustands sind in der Literatur bisher nicht bekannt. Da die Dichten der Festkörper ungefähr gleich sind - ρ(MgCl2, 298 K) = 2,3 kg/dm³ [Bil21] und ρ(TiCl4, (s), 194 K) = 2,1 kg/dm³ [Bil32] - und sich die Molmassen um den Faktor 2 unterscheiden M(MgCl2) = 95,2104 g/mol, M(TiCl4) = 189,692 g/mol –, enthält ein Einheitsvolumen eines Kristalls doppelt soviel MgCl2- wie TiCl4-Moleküle, die Fläche eines Kubus‘ 1,6 mal so viele. 80 4. EXPERIMENTELLE ERGEBNISSE Innerhalb dieser groben Abschätzung genügen dann Bedeckungen von rund 35 % für das Verhältnis 1 : 18 und 80 % für das Verhältnis 1 : 8. Innerhalb des vorgestellten Modells eines Inselwachstum sind noch die unterschiedlichen Titan-zu-Chlor-Verhältnisse zu erklären, die sich in Abhängigkeit der Verwendung eines Elektronenbeschusses im letzten Depositionsschritt ergeben. Das größere Titan-zu-ChlorVerhältnis (1 : 8 bis 1 : 10) wird erhalten, wenn die Inseln durch Auffrieren von TiCl4 ohne Elektronenbeschuß entweder breiter werden, z. B. durch Abrundung ihrer Gestalt, und die dazwischen liegenden Bereiche weiter unbedeckt bleiben, oder die Inseln ihre Gestalt behalten und auf den dazwischen liegenden Bereichen eventuell schwächer adsorbierte Titanchlorverbindungen zurück bleiben. Das kleinere Titan-zu-Chlor-Verhältnis (1 : 18) entsteht durch den Elektronenstrahl, der nicht nur Defekte im Magnesiumchlorid zur Absorption erzeugt, sondern auch die Desorption schwächer gebundener Titanchloride von den Inseln der MgCl2-Oberfläche stimuliert (Elektronen-Stimulierte-Desorption = ESD), es kommt so zu einem "Säubern" der zwischen den Inseln liegenden Bereichen von schwach gebundenen Titanchloriden. 4.2.4 Chemischer Zustand des Titans In den letzten Abschnitten wurden die elektronenstimulierte Deposition als Ursache für die Erzeugung von mehrlagigen Titanchlorid-Inseln auf dem Magnesiumchlorid-Film herausgearbeitet und Reduktionsreaktionen des Titans formuliert. Neben den von Somorjai und Mitarbeiter durch Zuordnung von XPS-Signalen [Kor99] beobachteten Oxidationsstufen +II und +IV konnte mit ESR-Messungen dieser Arbeit die Oxidationsstufe +III nachgewiesen werden, die ein paramagnetisches d1-Zentrum darstellt. Bei einem Viertel der Experimente war nach Titan-Deposition ein ESR-Signal sichtbar. Dabei waren zwei verschiedene Arten zu unterscheiden, wie Abbildung 4.8 zeigt. Eine breite Resonanz bei g = 1,93 fand sich, wenn der MgCl2-Film ESR-aktive Farbzentren enthielt, die sowohl durch Baufehler als auch Teilchenbeschuß hervorgerufen werden. Eine schmalere Resonanz bei g = 1,96 trat bei MgCl2-Filmen ohne ESR-aktive Fehlstellen auf. Die beiden Resonanzen zeigen Curie-Verhalten und sind wegen ihrer geringen Intensität bei Raumtemperatur meist nur schlecht nachweisbar. Sie werden durch das in der 4.2 Verankerung des Titan-Reaktionszentrums 81 Vakuumkammer befindliche Restgas über 20 Tage in ihrer Intensität nicht vermindert; auch im weiteren Verlauf der Katalysator-Herstellung (Reaktion mit Aluminiumalkylen) kommt es nur selten zu Intensitätsabnahmen, jedoch nicht zu Intensitätszunahmen, Verschiebungen oder Formänderungen dieser Resonanzen. Eine Korrelation zur Aktivität des Modellkatalysators konnte nicht gefunden werden, ebenfalls kein experimenteller Auslöser für das Auftreten oder Fernbleiben eines ESR-Signals – notwendig war aber in jedem Fall die Deposition von Titan unter Elektronenbeschuß. Abbildung 4.8: ESR-Spektrum des Titans bei 50 K Zur Einordnung der gemessenen Signale gegenüber den in der Literatur beschriebenen müssen die unterschiedlichen Verfahren der Katalysator-Herstellung berücksichtigt werden. Andere Forschungsgruppen benutzten Aufschlämmungen von MgCl2 und TiCl4 in organischen Lösungsmitteln oder vermahlten beide Substanzen miteinander - sowohl in Ab- als auch in Anwesenheit organischer Lösungsmittel. Für Titan-organische Verbindungen sind Verschiebungen der g-Werte in Richtung g = 2 beschrieben [Bar62, Ser85]. Solche Verschiebungen sind bei den in der Literatur angegebenen Verfahren nicht auszuschließen, im hier betrachteten Fall jedoch sicher nicht vorhanden, da im Vakuum, also in Abwesenheit organischer Substanzen gearbeitet wurde. Daher können die gefundenden g-Werte 1,93 und 1,96 TiCl3 in gestörter oktaedrischer Umgebung (Literatur g = 1,94) bzw. in tetraedrischer Umgebung (Literatur g = 1,97) zugeordnet [Pey69, Sog81, Zak84 und dortige Referenzen] 82 4. EXPERIMENTELLE ERGEBNISSE werden. Diese Werte wurden an Ziegler-Natta-Katalystoren gemessen – bis heute herrscht jedoch Uneinigkeit darüber, ob und welches Signal mit einer Katalysator-Aktivität korreliert werden kann. Das ESR-Signal bei g = 1,93 entstammt TiCl3, das in MgCl2 oder in TiCl2 eingebaut ist und dadurch eine oktaedrische Chlor-Umgebung erhält. Der Einbau ist möglich, da sich die Kristallstrukturen des Magnesiumchlorids, des Titandichlorids und des Titantrichlorids gleichen: Die Kristalle bestehen aus Schichten, in denen das Metall sandwichartig zwischen zwei Lagen aus Chloridanionen liegt [Arl64] (s. Abbildung 4.1 rechts) und deren MetallChlor-Abstände für die drei Substanzen 2,51 bis 2,56 Å betragen [Bar87]. Für diesen Einbau ist eine stark defektierte MgCl2-Oberfläche nötig, da es nur beim Vorhandensein ESR-aktiver Farbzentren beobachtet werden kann. Es ist denkbar, daß diese Oberfläche neben einzelnen Gitter-Fehlstellen auch Krater und Zerklüftungen ausweist. Das Titan (+III) kann dadurch in das MgCl2 eingebettet und später durch TiCl2/TiCl4 abgedeckt werden. Eine tetraedrische Chlor-Umgebung des TiCl3, die das ESR-Signal bei g = 1,96 hervorruft, tritt auf, wenn das TiCl3 oberflächlich gebunden ist. Dies scheint der Fall bei weniger defektierten MgCl2-Oberflächen zu sein, die keine ESR-aktiven Farbzentren aufweisen. Die Position des TiCl3 an der Oberfläche liegt zunächst durch einen Entstehungsmechanimus – die Reduktion durch Elektronenbeschuß – nahe, da die Eindringtiefe der Elektronen auf die oberen Schichten begrenzt ist; jedoch bleibt die Frage, warum dies für den Fall einer defektreichen Oberfläche nicht zuzutreffen scheint, denn beide ESR-Signale wurden nicht gleichzeitig beobachtet. Für das Modell von Ti3+-Ionen, die sich an der Oberfläche befinden bzw. in MgCl2 eingebettet sind, sprechen auch Beobachtungen von Soga [Sog81]. Soga erhielt nach Mischen von MgCl2, AlCl(C2H5)2 und TiCl3 ⋅ 3 C5H5N (Pyridin-Lösung von TiCl3) in Heptan zunächst ein ESRSignal bei g = 1,94. Seine Intensität nahm unter Mahlen der Mischung ab und ein neues Signal bei g = 1,97 erschien. Soga folgerte, daß zunächst an der Oberflächliche sitzende Ti3+-Spezies durch Ionen-Austausch in den MgCl2-Kristall eingebaut werden. ESR-Signalbreiten werden in der Literatur kaum genannt und nur selten diskutiert. Durch Vergleich mit Literatur-Spektren [Bar62, Chi82, Pey69, Pol84, Sog81] bestätigt sich aber ein Trend, daß das ESR-Signal bei g = 1,93 breiter ist als jenes bei g = 1,96. Altymikov und Bartelink geben an, daß es durch (Super-)Austausch-Wechselwirkungen zwischen den Titanzentren zu Linienverbreiterungen kommt [Alt94, Bar62]. Dies führt dazu, daß ein bei 4.2 Verankerung des Titan-Reaktionszentrums niedrigen Titankonzentrationen hervorgerufen durch 47 Ti und 49 sichtbares 83 ESR-Spektrum mit Hyperfeinstruktur - Ti - bei höheren Konzentrationen und damit kürzen Titan- Titan-Abständen zu einer ESR-Resonanzlinie verschmiert. Dipol-Dipol-Kopplungen werden von den Autoren nicht als Ursache für Verbreiterungen angegeben, sind aber ebenfalls denkbar. Das Fehlen eines ESR-Signals in anderen Fällen von TiCl4-Depositionen läßt nicht den Umkehrschluß zu, es sei nach der Deposition kein Titan (+III) vorhanden. Es ist kein hinreichendes Kriterium. Von ESR-Untersuchungen an Ziegler-Natta-Katalysatoren in Aufschwemmungen ist bekannt, daß höchstens 20 % des durch Titration nachweisbaren Titan (+III) ESR-aktiv sind [Chi82]. Chien führt dafür drei Gründe an: a) kleine Spin-Gitter-Relaxationszeiten b) Dipol-Kopplung c) Superaustausch Kleine Spin-Gitter-Relaxationszeiten sind für 3d1-Ionen in symmetrischen Liganden-Feldern bekannt [Chi82]. Die Entartung des elektronischen Grundzustands in dieser Umgebung erlaubt schnelle Spin-Gitter-Relaxationen. Durch Absenkung der Temperatur kann die Relaxationszeit T1 vergrößert und eine Elektronenspinresonanz beobachtbar werden. Chien hält aus seinen Beobachtungen aber die Spin-Gitter-Relaxation als Ursache für unwahrscheinlich, da bei Temperaturabsenkung kein neues Signal im ESR-Spektrum zu beobachten und eine Koinzidenz mit vorhandenen Signalen ESR-aktiver Zentren unwahrscheinlich sei. Die Dipol-Kopplung kann wirken, wenn der Abstand mindestens zweier Titan-Ionen im Bereich weniger Ångstrøm liegt, z. B. bei einer Verbrückung der Titan-Ionen durch Chlor. Dann wird das tatsächliche Resonanzfeld durch das lokale Dipol-Feld modifiziert, wobei die Modifikation von der Orientierung der Dipole abhängig ist. Bei einer Zufalls-Orientierung der Dipole und einem Abstand der Titanatome um 3 Å können Linienverbreiterungen von 900 G errechnet werden [Chi82], die ein ESR-Signal nicht mehr wahrnehmen lassen. Ebenfalls kann eine solche Verbreiterung durch Superaustausch der Titan-Ionen über die Chlorbrücken erzeugt werden; der Superaustausch kann beschrieben werden als ein Mischen des 84 4. EXPERIMENTELLE ERGEBNISSE elektronischen Grundzustands und eines angeregten Zustands [Chi82]. Dies führt zu berechneten Linienverbreitungen von bis zu 2 * 105 G. Abbildung 4.9: Chlor-verbrücktes Titan (+III) bei Kettenstruktur [Dre75a] Zu ähnlichen Ergebnissen kamen auch Drent et al. Sie fanden bei β-TiCl3 ein breites ESRSignal bei g = 1,92, dessen Intensität einer Menge von nur 1 - 2 % der Titanionen entsprach [Dre75a] und erklärten dies mit einer Kettenstruktur von TiCl3 (Abb. 4.9), bei der nur die Kettenenden und Oberflächen ESR-aktiv sein können, weil Dipol-Kopplung und Superaustausch an den Enden vermindert sind (s. Abschnitt 2.2.6). Dafür spreche auch der gefundene g-Faktor um 1,92, der auf Ti(+III) in einer gestörten oktaedrischen Umgebung schließen lasse. Auch Poluboyarov et al. berichten bei ESR-Studien an Ziegler-NattaKatalysatoren, daß nur 1 - 2 % der Titanionen ESR-aktiv waren, fanden aber mehrere Signale [Pol84], die sie isolierten Titan-Ionen in ihren organischen Lösungsmitteln zuordneten. Kettenstrukturen von β-TiCl3 und Schichtstrukturen der anderen Modifikationen wurden bereits von Natta beschrieben [Nat61]. Sollten sie beim hier untersuchten Modellkatalysator auch vorliegen, so ist es wahrscheinlich, daß dieses Titan (+III) wegen Signalverbreiterungen durch Dipol-Kopplung und Superaustausch nicht im ESR-Spektrum nachgewiesen werden kann. 4.3 Aktivierung des Reaktionszentrums 85 4.3 Aktivierung des Reaktionszentrums Bei der technischen oder Labor-Herstellung des Ziegler-Natta-Katalysators wird zur Aktivierung des Reaktionszentrums das eingesetzte Titan alkyliert und reduziert. Für diese Reaktion werden üblicherweise Aluminiumalkyle (AlR3) und Aluminiumchloridalkyle (AlClxR3-x) benutzt. Diese vermögen Titan in der Oxidationsstufe +IV bis zu den Oxidationsstufen +III und +II zu reduzieren. Im Rahmen dieser Arbeit wurde die Reaktion mit Trimethylaluminium (TMA, AlMe3 = Al(CH3)3) und Triethylaluminium (TEA, AlEt3 = Al(CH2CH3)3) untersucht. Bei beiden Substanzen handelt es sich um selbstendzündliche Flüssigkeiten mit einem Dampfdruck von wenigen Millibar bei Raumtemperatur. Daher können sie über die Gasphase in die UHV-Kammer eingeleitet werden. TMA und TEA wurden über zwei alternative Verfahren der Katalysator-Oberfläche angeboten: Zum einen wurden sie über eine Doser-Blende vor die auf 40 K gekühlte Probe geleitet und aufgefroren, um durch lange Kontaktzeiten die erwünschte Reduktion zu erleichtern. Zum anderen wurde die Probe bei Raumtemperatur 15 h lang über die Doser-Blende begast.; das zweite Verfahren sollte die Gesamt-Stoßzahl der Aluminiumtrialkyle auf die Oberfläche durch lange Einwirkzeiten erhöhen, so daß ein Stoßzahlen-Bereich erreicht wird, der bei üblichen Herstellungen durch höhere Drücke in wenigen Sekunden erzielt werden kann. 4.3.1 Reaktion mit Trimethylaluminium (TMA) bei 40 K Unter Verwendung der Doser wurden auf jede Seite des Palladiumskristalls 3 400 L Trimethylaluminium (5 min 1,5 ⋅ 10-5 mbar) bei 40 K aufgefroren. Die Oberfläche wirkte weiterhin metallisch, ihr Glanz wich jedoch einem matten Erscheinungsbild. Eine Desorption erfolgte durch passives Auftauen über Nacht. 86 4. EXPERIMENTELLE ERGEBNISSE Abbildung 4.10: Infrarot-Absorptionspektrum des Trimethylaluminium-Films bei 40 K Mithilfe der IR-Absorptionsspektroskopie läßt sich das Trimethylaluminium bei 40 K als Film auf der Probe nachweisen (Abb. 4.10). Die beobachteten Absorptionsfrequenzen geben durch Vergleich mit Arbeiten von Kvisle und Ritter [Kvi84] an kondensiertem und matrixisolierten TMA und TEA weiteren Aufschluß über die an der Grenzfläche zu den getragenen TitanchloridInseln existierenden Spezies (Tabelle 4.1). Nicht nur die Lage der Frequenzen sondern auch Unterscheidung zweier Methylarten lassen auf dimeres Trimethylaluminium (d-TMA) schließen: Beim dimeren TMA bilden sich zwischen den Aluminium-Zentralatomen zwei Verbrückungen über Methylgruppen aus (Abb. 4.11). Diese Brücken-Methylgruppen (b-CH3) zeigen höhere Schwingungsfrequenzen bei den Deformationsschwingungen als die endständigen (terminalen) Methylgruppen (t-CH3). Abbildung 4.11: dimeres Trimethylaluminium (d-TMA) Weitere fünf Frequenzen finden sich im IR-Absorptionsspektrum, die nicht TMA-Spezies zugeordnet werden können. Die Signale bei 3002 und 1299 cm-1 wurden von Kvisle und Ritter 4.3 Aktivierung des Reaktionszentrums 87 Methan zugeordnet, das sich bei ihren Untersuchungen als thermisches Zersetzungsprodukt der TMA-Verdampfung bildete. Dieser Ursprung scheidet bei unserem Experiment aus, da das TMA nicht geheizt wird. Möglich bleiben eine Methan-Erzeugung durch Zersetzung des TMA an den Stahlwänden des Vorratsgefäß, der Zuleitungsrohre und der Kammer oder eine chemische Reaktion mit der Oberfläche des Katalysators. νbeob in cm-1 νref in cm-1 - 3171 - 3112, 3033 3002 3007 - 2987, 2920 C2H5-Radikal: Methylen-Deform. [Pac82] 2935 2936 CH3 asymmetr. Streckschwingung d-TMA 2889 2894 CH3 symmetr. Streckschwingung d-TMA 2870 2865 CH2/CH3 Streckschwingung Al-CH2-CH3 - 2853, 2842 C2H5-Radikal: Methyl-Streck. [Pac82] 2817 2832 CH3 2*asymmetr. Deformation d-TMA - 2780 CH3-Radikal [Mom95] 1469, 1457 1467,1457 1428 1435 (1440) Zuordnung [Kvi84] CH3-Radikal [Mom95] C2H5-Radikal: Methylen-Streck. [Pac82] CH4 CH3 asymmetr. Deformation Al-CH2-CH3 CH3 asymmetr. Deformation TMA (C2H5-Radikal [Pac82]: Methyl-Deform.) - 1402 CH3-Radikal [Mom95] 1377 1374, CH3 symmetr. Deformation Al-CH2-CH3, 1380, (1366) TiClx(CH3)y [Gra63], (C2H5-Rad. [Pac82]) 1299 1301 CH4 1252 1252 b-CH3 symmetr. Deformation d-TMA 1185 1196 t-CH3 symmetr. Deformation d-TMA 1175, 1138 C2H5-Radikal: Methyl-Deform. [Pac82] 913 916, 920 CH3 Rock oder C-C Streck. Al-CH2-CH3 772 768 b-CH3 Rock d-TMA 734 725 t-CH3 Rock d-TMA Bei TMA-mengenabhängigen IR-Untersuchungen zeigt sich, daß die Intensität der beiden Signale bei Adsorptionsmengen bis ungefähr 700 L konstant bleibt, während die Intensitäten der 88 4. EXPERIMENTELLE ERGEBNISSE TMA-Frequenzen zunehmen. Bei größeren Mengen findet man eine um 40 % schwächere Intensitätszunahme als im Rest des IR-Spektrums. Diese Ergebnisse legen zwei verschiedene Herkunftsarten für das Methan nahe: Bei großen TMA-Mengen handelt es sich um einen "Schmutz-Effekt" - Methan als Zersetzungsprodukt wird eingeschleppt. Bei kleinen TMA-Mengen ist dieser Effekt naturgemäß nur gering, hier muß Methan durch Reaktion des TMA im Katalysator-System entstehen. Die Signalintensität bei drei weiteren noch zu zuordnenden Frequenzen ist mengenabhängig. Diese Signale finden sich im IR-Spektrum des von Kvisle und Ritter ebenfalls untersuchten Triethylaluminium (TEA). Es liegt nahe, daß es sich hier um Ethyl-Aluminium-Bindungen handelt, die sich wie im Falle des Methans durch TMA-Zersetzung oder Katalysator-Reaktionen bilden können. Nach Auffrieren des Films aus Trimethylaluminium erhält man ein intensitätsstarkes ESRSpektrum, wie es Abb. 4.12 zeigt. Bei 40 K und einer Modulation von 2 G ergibt sich ein Multiplett um g = 2,000, bei dem die vier intensitätsstärksten Resonanzen einen Abstand von 23 G besitzen. Mit Ausnahme der Intensität ist das Spektrum in seinen Eigenschaften invariant gegenüber einer Rotation des Kristalls um seine lange Symmetrieachse. Die Intensitätsabnahme bei Drehung ist durch die abnehmende Güte des Mikrowellen-Resonators bedingt. Ein ESRSignal des Titans(+III) bei g = 1,96 oder kleiner - wie im letzten Abschnitt beschrieben - ist nicht zu sehen, falls es nicht schon vorher existierte; es würde bei einem Magnetfeld von 3500 G und größer liegen. Ein etwaiges Signal eines Titanalkyls um g = 2,00 ist nicht festzustellen, da die Titan(+III)-Signale intensitätsschwach sind und vom hier beobachteten intensitätsstarken Spektrum überdeckt sein könnten, dessen Herkunft nun diskutiert werden soll. Maksimov und Mitarbeiter berichten 1974 von Radikal-Bildungen bei Raumtemperatur während der Reduktion von TiCl4 auf Siliziumdioxid-Gel mit einem ESR-Spektrum bei g = 2,0 [Mak74], geben aber keine weitere Beschreibung. Wie im Abschnitt 2.1 beschrieben, gibt es Hinweise auf das Entstehen von Methyl-Radikalen bei der Reduktion von Titanchloriden in Abhängigkeit der chemischen Umgebung. Lage, Form und Abstände der vier intensitätsstärksten Resonanzen ähneln denen von Methylradikalen [Fes63, Jac68, Jen58, Mis97], bei dem das Resonanzsignal des freien Elektrons durch die Hyperfein-Wechselwirkung der drei Wasserstoff-Atome mit Kernspin ½ isotrop aufgespalten wird. Jen und Mitarbeiter zeigten, daß die Aufspaltung kaum durch die die Radikale umgebende Matrix beeinflußt wird und daher für Methyl-Radikale spezifisch ist [Jen58]. 4.3 Aktivierung des Reaktionszentrums 89 Abbildung 4.12: ESR-Spektrum nach TMA-Deposition bei 40 K Neben den vier intensitätsstarken Resonanzen zeigt das ESR-Spektrum noch weitere deutliche Strukturen, die durch das Vorhandensein von Methylradikalen nicht erklärt werden können (Abbildung 4.12). Ein weiterer Vergleich mit ESR-Spektren in der Literatur macht die Zuordnung des gesamten Spektrums möglich: Es handelt sich nicht um Methylradikale, sondern um Ethylradikale (s. Abbildung 4.13). Das Aussehen der in der Literatur abgebildeten Spektren ist durch die chemische Umgebung gekennzeichnet, in der die Ethylradikale erzeugt wurden. Die angeführten Spektren entstanden durch Bestrahlung aufgefrorenen Ethans bzw. Ethylchlorids. Deutlich ist die Übereinstimmung mit den Spektren von Ethylradikalen in Ethan- und Ethylchlorid-Matrizen zu erkennen (Abb. 4.13), die sich sehr ähneln. Die im Experiment erzeugten Ethylradikale befinden sich durch die Titan- und Magnesiumchloride an der 90 4. EXPERIMENTELLE ERGEBNISSE Oberfläche des Modellkatalysators bzw. der reich vorhandenen Methylgruppen in der dicken aufliegenden TMA-Schicht in einer ähnlichen Umgebung, die Chlor und Alkane enthält. Abbildung 4.13: ESR-Spektrum des Ethylradikals - Vergleiche Matrix: Ethan [Kaz63], Ethylchlorid [Ays62], Methylradikal [Shi74] Im Ethylradikal sind zwei Arten von Hyperfein-Wechselwirkungen des Radikal-Elektrons mit Kernspins zu erwarten: Zum einen befinden sich am α-Kohlenstoff-Atom zwei WasserstoffAtome mit Kernspin ½. Sind sie magnetisch äquivalent, so besteht eine isotrope Wechselwirkung und die einzelnen magnetischen Momente können durch ein gedachtes magnetisches GesamtMoment mit den Quantenzahlen Mα = -1, 0, +1 ersetzt werden, da die Kernspins parallel und antiparallel ausgerichtet sein können. Zum anderen befinden sich drei Wasserstoff-Atome am βKohlenstoff. Auch ihre Kernspins können mit dem ungepaarten Elektron wechselwirken und bei isotroper Wechselwirkung durch ein gedachtes magnetisches Gesamt-Moment mit den Einstellungen Mβ = -3/2, -½, +½, +3/2 ersetzt werden. Im Fall vollständig isotroper Wechselwirkungen wird man also 12 Linien im ESR-Spektrum erwarten, dies findet man experimentell für schnell rotierende Ethylradikale in flüssigen Ethan [Fes63]. Man erhält ein Quadruplett durch die Superhyperfein-Wechselwirkung des ungepaarten Elektrons mit den drei 4.3 Aktivierung des Reaktionszentrums 91 β-Wasserstoff-Atomen der Methylgruppe, wobei jede Linie in ein Triplett durch die HyperfeinWechselwirkung mit den beiden α-Wasserstoff-Atomen der Methylengruppe aufgespalten ist. Im Gegensatz zu einem solchen isotropen Spektrum sind die Linien der Matrix-Spektren verbreitert und überlappen. Die Rotation der Ethylradikale ist durch die Matrix eingeschränkt, sodaß anisotrope Anteile der Hyperfein-Kopplungen zwischen Radikal-Elektron und den Wasserstoff-Atomkernen zu einer Verbreiterung der Linien mit Überlappungen führen [Coc61]. Auch eine Linienverbreiterung durch Dipol-Dipol-Kopplungen aufgrund der hohen Konzentration der Ethylradikale ist wahrscheinlich, da das ESR-Spektrum zum einen sehr intensitätsstark ist, zum anderen eine Abnahme der im Spektrum zu unterscheidenden Strukturen (Abb. 4.13) bei Erhöhung der Titan-Konzentration beobachtet werden kann – wenn man an diesem Punkt der Diskussion unterstellt, daß die Radikale aus einer Reaktion des Titans mit dem TMA stammen. Nun bilden die vier intensitätsstärksten Linien im ESR-Spektrum ein Quadruplett. Ein relativ scharfes, nicht aufgespaltetes Quadruplett ist den vier Einstellungen des Gesamt-Moments der Wasserstoffatome am β-Kohlenstoff bei isotroper Wechselwirkung zuzuordnen und setzt gleichzeitig voraus, daß es einen Zustand der Kernspins der α-Wasserstoff-Atome gibt, bei dem diese isotrop mit dem ungepaarten Elektron wechselwirken [Coc61]. Dieser Zustand kann nach Cochran zwar nicht eindeutig einer Parallelität oder Antiparallelität der Protonen-Spins zugeordnet werden, aber er gewährt Einblick in die Dynamik des Moleküls. In diesem Zustand wird die Hyperfein-Anisotropie aufgehoben – es besteht vollständige magnetische Äquivalenz der beiden Protonen. Diese Bedingung kann nur erfüllt werden, wenn die (–CH2•)-Gruppe ausreichend schnell zwischen ihren verschiedenen Gleichgewichtspositionen wechselt, so daß die Hyperfein-Wechselwirkungen der beiden Protonen gemittelt werden [Shi74]. Das Wechseln zwischen den Positionen kann durch äußere Rotationen (Rotation des gesamten Moleküls) oder interne Rotationen um die Kohlenstoff-Kohlenstoff-Bindungsachse erfolgen. Aus sterischen Gründen wird die äußere Rotation behindert sein. Hinzu kommt, daß nur die interne Rotation zu einer isotropen und gleichstarken Hyperfein-Wechselwirkung der drei β-Wasserstoff-Atome mit dem Elektronen-Spin führt, wie sie das Experiment zeigt. Daher ist es sehr wahrscheinlich, daß eine schnelle Rotation der (–CH2•)-Gruppe um die Molekül-Hauptachse vorliegt [Coc61, Shi74]. 92 4. EXPERIMENTELLE ERGEBNISSE Nun sind zwei Fragen zu klären: 1. Handelt es sich bei der Radikal-Erzeugung um einen Prozeß an der Grenzfläche zwischen TMA-Film und der Titan-Magnesium-Chlorid-Oberfläche oder um einen Prozeß im TMAFilm? 2. Auf welchem Weg werden die Ethylradikale erzeugt, da in den Edukten keine Ethylgruppen vorliegen? Zur Beantwortung der ersten Frage wird ein Blindversuch herangezogen und ein Blick auf die Abhängigkeit der Intensitäten von der Präparation geworfen. Beim Blindversuch wurde TMA wie beschrieben auf einen mit Elektronen- und Argon-Ionen-Beschuß vorbehandelten Magnesiumchlorid-Film aufgefroren. Es zeigte sich kein Signal im ESR-Spektrum. Abbildung 4.14: Auftragung der ESR-Intensitäten der beiden Zentrallinien gegen die TMAAdsorptionszeit 4.3 Aktivierung des Reaktionszentrums 93 Beim vollständigen Modellkatalysator korreliert die Intensität der zentralen Resonanzen des ESR-Spektrums mit der auf dem Modellkatalysator verankerten Titan-Menge. Eine dreifach größere deponierte Titanmenge ergibt eine zweieinhalbfach größere ESR-Intensität. Es kann sich hier nicht um ein proportionales Anwachsen handeln, da sich nicht alles deponiertes Titan direkt an der Oberfläche befindet. So muß die Zunahme der ESR-Intensität geringer sein. Eine Erhöhung des TMA-Angebot führt ebenfalls zu einer Erhöhung der ESR-Signalintensität. Jedoch erhält man bei Auftragung der Signal-Intensität gegen die TMA-Menge (Abbildung 4.14) eine Sättigungskurve. Diese beiden Ergebnisse weisen auf einen Grenzflächen-Prozeß hin. An diesem GrenzflächenProzeß sind sowohl das Trimethylaluminium als auch das deponierte Titan beteiligt. Die erwartete Reaktion zwischen diesen beiden Partner ist eine Alkylierung durch Ligandenaustausch und eine folgende Reduktion des Titans, wie sie im Abschnitt 2.1 bereits beschrieben wurde. Um ein Radikal zu generieren, muß die Reduktion des Titans unter Abspaltung der Methylgruppe als Radikal verlaufen. TiCl4 + AlMe3 → Me-TiCl3 + AlMe2Cl Me-TiCl3 → TiCl3 + Me• Methylradikale können aber weder im ESR- noch im IR-Spektrum beobachtet werden. Die erzeugten Methylradikale müssen also vollständig weiterreagieren. Dies ist auch wahrscheinlich, da zum einen ihre Bildungsenthalpie stark endotherm ist (∆fH0(g) = +142 kJ mol-1, [Ker66]), zum anderen es sich um kleine kompakte Moleküle handelt, die auch bei tiefer Temperartur (oberhalb von 18 K) über ausreichende Rotations- und Bewegungsfreiheitsgrade verfügen. Dies wurde mit ESR nachgewiesen [Mor66] und führt dazu, daß eine mögliche kinetische Hemmung einer Reaktion verringert ist. Für die Methylradikale gibt es mehrere Möglichkeiten zur Reaktion: H3C• + •CH3 → H3C-CH3 (Rekombination) H3C• + H3C-CH3 → H3CH + •CH2-CH3 (Abstraktion von Wasserstoff) H3C• + ½ [Al(CH3)3]2 → H3C-H2C• + AlH(CH3)2 (Methylen-Abstraktion) Bei beiden letzten Reaktionsgleichungen entstehen die beobachteten Ethylradikale. Der erste Prozeß ist dabei ein Zweistufenprozeß (Rekombination und Abstraktion von Wasserstoff), bei 94 4. EXPERIMENTELLE ERGEBNISSE dem insgesamt drei Methylradikale verbraucht werden. Zur Reaktion müßten sie zum einen in ausreichender Menge, zum anderen in nächster Nähe entstehen. Angesichts der großen Signalintensität im ESR-Spektrum, die auch am guten Signal-zu-Rausch-Verhältnis erkennbar ist, ist ein solcher Prozeß sehr unwahrscheinlich. Wahrscheinlicher ist, daß die Methylradikale mit einem großem Reservoir von Reaktionspartnern effizient reagieren. Das größte Reservoir stellt hier der TMA-Film dar. Eine Ethylradikal-Erzeugung kann nun durch Abstraktion einer Methylgruppe des als Dimer vorliegenden Trimethylaluminiums geschehen. Dieser Vorgang ist in der Literatur bisher nicht beschrieben, aber auch nicht mit ESR bisher untersucht worden. Daher soll nun betrachtet werden, ob diese Reaktion energetisch spontan ablaufen kann. Während die Bildungsenthalpien für Methyl- und Ethylradikale bekannt sind (z. B. in [Ker66]), existieren nur wenige und sehr variierende Angaben zu den Aluminiumalkylen. Das National Institute for Standards and Technology führt dies vor allem auf die Schwierigkeit ihrer Bestimmung zurück [Nis00]; Messungen von Verbrennungsenthalpien in Kalorimetern versagen häufig, da die Metallanteile zu unterschiedlichen Oxiden oder anderen Produkten verbrennen. Auch quantenmechnische Berechnungen sind noch rar. Selbst für die vereinfachte GasphasenBruttoreaktion H3C• + Al(CH3)3 → H3C-H2C• + AlH(CH3)2 sind nur die Bildungsenthalpien der ersten drei Komponenten bekannt. Daten für Mono- und Dialkyl-Alane sind auch im Fall der Ethylgruppen nicht erhältlich. So muß die Abschätzung der Reaktionsenthalpie über einen Umweg erfolgen: Die Bildungsenthalpie der Ethylradikale liegt mit mit 108 kJ/mol [Ker66] um 34 kJ/mol tiefer als die der Methylradikale (142 kJ/mol [Ker66]) und ist damit nur wenig kleiner als die Differenz von 35 kJ/mol zwischen der Bildungenthalpie des Trimethylaluminium (-81 kJ/mol [Lea93, Ben88]) und der des Alans (AlH3)x (-46 kJ/mol [Lid95]), also des komplett mit Wasserstoff substituierten TMAs. Die gemischten WasserstoffAlkyl-Aluminate sind bekannt und darstellbar (siehe z. B. [Gme01]). Ihre Bildungenthalpien werden zwischen denen des extrem reaktiven Alans und des stabileren TMAs angenommen. Aufgrund dieser groben Abschätzung ist der Ablauf der obigen Reaktion energetisch möglich. Abschließend sollen noch weitere Eigenschaften des Modellkatalysator-Radikal-Systems untersucht werden. Das ESR-Spektrum der Ethylradikale ist nicht temperaturstabil. Seine Intensität nimmt mit steigender Temperatur stärker als nach dem Curie-Gesetz (1/T- 4.3 Aktivierung des Reaktionszentrums 95 Abhängigkeit) ab. Oberhalb von 80 K ist keine Intensität mehr nachweisbar. Diese Intensitätsabnahme ist nicht durch Desorption bedingt, denn ein Druckanstieg ist nicht zu verzeichnen. Nach Referenz-Messungen innerhalb der vorliegenden Arbeit desorbiert TMA oberhalb von 180 K von der Oberfläche. Die Intensitätsabnahme bis hin zum Verschwinden der Resonanz ist vielmehr durch Reaktion bedingt. Mit steigender Temperatur wird die Beweglichkeit der Ethylradikale so erhöht, daß sie durch Rekombination oder andere Reaktionen abreagieren. Hinzu kommt, daß der Diffusionsweg von der Grenzfläche mit den Titanchloriden bis zur Oberfläche des TMA-Films lang ist. Toriyama berichtet über die gleiche Beobachtung bei Methylradikalen in Methan oberhalb von 45 K [Tor79], Adrian fand 50 K als Grenzwert für Ethylradikale in Ethan/Jodwasserstoff [Adr94]. Die Temperaturen sind systemabhängig, da Ethylradikale auch in flüssigen Lösungsmitteln bei höheren Temperaturen nachgewiesen werden können. Die schnellere Rotation der Ethylradikale sollte im ESR-Spektrum zu schmaleren Linien führen. Dies konnte nicht beobachtet werden. Möglicherweise ist aber das Temperatur-Fenster zwischen dem Beginn von ESR-Veränderungen und der schnellen Abreaktion zu klein. Dies ist vergleichbar mit NO2-Radikalen auf Al2O3 [Sch95]. Bei ca. 75 K kommt es schneller zur Reaktion 2 NO2 → N2O4 als zu einer meßbaren Änderung der Linienform. Im Spektrum der temperatur-kontrollierten Desorption (TDS, Abbildung 4.15) lassen sich mit den Massen 30 und 29 Ethan und Ethyl-Gruppen nachweisen, jedoch finden sie sich auch im gleichen Verhältnis im eigenen Referenz-Massenspektrums des TMA. Dies gilt leider auch für die Massenzahl 58 des Rekombinationsprodukts Butan und die Massenzahl 56 der schon im IRSpektrum beobachteten Aluminium-Ethylgruppe. Hier ist keine weitere unterstützende Aussage zum Reaktionsablauf zu erhalten. 96 4. EXPERIMENTELLE ERGEBNISSE Abbildung 4.15: Thermodesorption des TMA-Films Nach Erwärmung auf Raumtemperatur läßt sich durch die Auger-Elektronen-Spektroskopie Kohlenstoff auf der Oberfläche deutlich nachweisen. Eine Quantifizierung ist jedoch wegen der Abwesenheit eines Schichtwachstums eines fehlenden Referenz-Signals des Palladiums nicht mehr möglich. Der Nachweis ist aber ein Indiz für die erfolgreiche Alkylierung des Titans. Möglicherweise ist auf dem Modellkatalysator nun eine alkylierte Titanoberfläche zu finden, die fähig ist zur Polymerisation von Ethylen, wie sie im nächsten Unterkapitel untersucht wird. Nach Verschwinden des intensitätsstarken Radikalmultipletts im ESR-Spektrum würde man das Auftauchen von Signalen der Titan(+III)-Alkyle um g = 2 erwarten, da durch Alkylierung des Titans (+IV) und der folgenden Radikalspaltung eine Reduktion zur Oxidationsstufe +III folgt. Ein Signal ist jedoch nicht zu beobachten. Das Fehlen dieses ESR-Signals kann auf zwei Gründen beruhen. Zum einen ist Trimethylaluminium in der Lage, Titan bis in die Oxidationsstufe (+II) zu reduzieren [McC72]. Als Zwischenschritt ist auch die Disproportionierung von Titan-(+III)-Ionen in Ti (+IV) und Ti (+II) denkbar. Titan (+II) ist nicht ESR-aktiv. Zum anderen kann die schon im Abschnitt 4.2.4 geführte Argumentation herangezogen werden: Titan(+III) in chlorverbrückten Dimeren und Konglomeraten ist wegen extrem breiter Resonanzlinien nicht sichtbar. Erst in Lösung wären Signale zu beobachten, wie sie von anderen Arbeitsgruppen auch gefunden wurden. 4.3 Aktivierung des Reaktionszentrums 97 Untersuchungen zur Oxidationsstufe des Titans in einem ähnlichen Modellkatalysator wurden von Koránji mit XPS-Messungen durchgeführt [Kor99]. Nach Alkylierung mit Triethylaluminium fand er neben TiCl4 vor allem TiCl2Et. Für eine weitere elektronenärmere Spezies mit schwächerer XPS-Intensität schlug er die Formel TiClEtn mit n = 1 und/oder 2 vor. Das Monoalkyl des Titan(+III)chlorids sollte mit ESR detektierbar sein, wenn es nicht Teil verbrückter Titan-Konglomerate ist. Ebenfalls sollte TiClEt2 zu sehen sein, hier wäre eine ChlorVerbrückung von Titan sterisch auch viel schwieriger. TiClEt ist wegen der Oxidationstufe +II nicht im ESR-Spektrum sichtbar. Durch den negativen Befund im ESR-Spektrum sind nur TiCl2Et und TiClEt bzw. analog TiCl2Me und TiClMe wahrscheinlich. Das erste könnte dabei in Form oberflächlich alkylierter Titanchlorid-Schichten existieren, so daß es für die ESR wie die zweite Verbindung unsichtbar bleibt. Nach Auftauen des Modellkatalysators kann das Multiplett-ESR-Spektrum durch erneutes TMAAuffrieren und vorheriges Ansputtern der Oberfläche mit Argon-Ionen von 150 eV Bewegungsenergie wiedererzeugt werden. Es werden bis zu 90 % der alten Intensität erreicht. Dies zeigt, daß nach Abtragung der alkylierten Oberflächen-Schicht neues Titan für die erforderliche Alkylierungs- und Spaltungsreaktion zugänglich ist, und liefert ein weiteres Indiz für einen Grenzflächenprozeß. Im Umkehrschluß muß unter der durch Sputtern entfernten alkylierten Titanschicht aber auch genügend Titan in einer Oxidationsstufe höher als +II vorhanden sein. Das bedeutet, daß entweder die Titanchlorid-Inseln auf dem MgCl2-Film eine dickere TiCl4-Außenschicht besitzen, als die von Somorjai angenommene Monolage (s. Unterkapitel 4.2), oder im Innern entgegen der Deutung von Somorjai aus TiCl3 bestehen oder daß es einen zweiten Prozeß gibt, in dem das Titan oxidiert wird. Dann würde es nur katalytisch wirken. Ein Oxidationsmittel für den zweiten Prozeß ist zwar nicht offensichtlich zugegen, jedoch sind die beim Sputtern vorkommenden molekularen Prozesse nicht vorhersagbar. Betrachtet man die XPS-Messungen vor dem Hintergrund der ESR-Ergebnisse, muß die Frage erlaubt sein, ob eine Zuordnung der sich überlagernden XPS-Signale zu ganzzahligen Oxidationsstufen des Titans zulässig ist und die Titanchloride in den Inseln nicht elektronenreicher sind. Sie könnten dann zwar reduziert werden, sind aber nicht ESR-aktiv. 98 4. EXPERIMENTELLE ERGEBNISSE 4.3.2 Reaktion mit Trimethylaluminium (TMA) bei Raumtemperatur Über die Doser-Vorrichtung wurde TMA auch bei Raumtemperatur vor die Oberfläche des Modellkatalysators geleitet. Dies geschah sowohl statt als auch nach Auffrieren von TMA bis zu 15 Stunden. Im ESR-Spektrum ließen sich in keinem Fall Signale nachweisen, im AugerSpektrum jedoch Kohlenstoff. Die Beobachtungen sind vor dem Hintergrund des im vorhergehenden Abschnitt entwickelten Modells erklärbar: Bei Raumtemperatur reagieren die entstandenen Methyl- und Ethylradikale so schnell ab, daß sie nach Ende der TMA-Deposition im ESR-Spektrum nicht nachweisbar sind. Wieder ist eine Alkylierung des Oberflächen-Titans anzunehmen, daß in seinem Schichtsystem jedoch ESR-inaktiv bleibt. 4.3.3 Reaktion mit Triethylaluminium (TEA) Unter denselben Bedingungen wie vorher wurde auch Triethylaluminium zur Reaktion auf der Oberfläche angeboten. Dabei konnten keine ESR-Resonanzen beobachtet werden, doch fand sich im AES wieder Kohlenstoff auf der Oberfläche und der erzeugte Katalysator war ebenfalls aktiv. Wahrscheinlich reagiert TEA wie schon früher vermutet nicht unter Radikalbildung mit der Oberfläche sondern unter sofortiger Disproportionierung [Bar87, Nat63]: AlEt3 + TiCl4 → AlEt2Cl + TiCl3Et 2 TiCl3Et → 2 TiCl3 + C2H4 + C2H6 Da Ethylradikale stabiler sind als Methylradikale, müßten sie bei einem radikalischen Verlauf wie im Falle der Alkylierung mit TMA im ESR-Spektrum nachweisbar sein. Das System mit TEA-Alkylierung verhält sich als Katalysator analog zu dem mit TMA alkylierten, daher ist zu schließen, daß bei der Alkylierung und Reduktion mit Triethylaluminium ein Reaktionsweg unter Ethyl-Disproportionierung statt Radikal-Abspaltung beschritten wird. 4.4 Polymerisierung von Ethylen 99 4.4 Polymerisierung von Ethylen 4.4.1 Durchführung und Charakterisierung Die Polymerisierung von Ethylen mit dem Modellkatalysator gelang bei Raumtemperatur und einem Hintergrunddruck von 15 bis 150 mbar, also einem Bruch des Vakuums. Das Ethylen wurde dem Katalysator über den Gasdoser der IR-Meßkammer zugeführt, wobei sich die Probe in der Meßposition des IR-Spektrometers befand. Aus technischen Gründen wurde die Polymerisation immer in dieser Position durchgeführt, dadurch wurde auch die für IRASMessungen notwendige Ortsstabilität der Probe gewährleistet. Die Dicke des Polyethylenfilms konnte über Auger-Elektronen-Spektroskopie oder optisch abgeschätzt werden; die Ergebnisse werden im nächsten Abschnitt vorgestellt, da sie vom Reaktionsverlauf abhängig sind. Der Nachweis von Polyethylen auf dem Modell-Katalysator gelingt über sechs IR-Schwingungen (Abb. 4.16; (Streckschwingungen bei 2852 cm-1 und 2924 cm-1 sowie die Dubletts der Deformationsschwingungen 1473/1463 cm-1 und der "Rocking"-Schwingungen 730/720 cm-1). Das produzierte Polyethylen ist vornehmlich kristallin. Kristallines Polyethylen zeichnet sich im Idealfall durch die durchgehende trans-Konformation der Methylen-Gruppen aus; gaucheDefekte führen zu Knicken der Kette und einer Zerstörung der Ordnung. νbeob in cm-1 νref in cm-1 Zuordnung 2924 2922 - 2926 CH2 asymmetr. Streckschwingung d-: kristallines PE mit ohne 2915 - 2920 gauche-Defekten [Ses97, Yam00, Zie92] 2852 2852 -2856 CH2 symmetr. Streckschwingung d+: kristallines PE mit ohne 2846 - 2850 gauche-Defekten [McK92, Sca94, Ses97, Yam00, Zie92] 1473 1470 - 1473 CH2 Deformationsschwingung orthoromb. PE a-Achse [Reb88, Sca94, Zie92, Tas65, Tob56] 1463 1463 CH2 Deformationsschwingung orthoromb. PE b-Achse [Reb88, Sca94, Zie92, Tas65, Tob56] 730 730 - 731 CH2 Pendeldeformation ("Rocking") orthoromb. PE a-Achse [Sny61, Zer89] 720 720 CH2 Pendeldeformation ("Rocking") orthoromb. PE b-Achse [Sny61, Zer89] und amorph [Sny63] 100 4. EXPERIMENTELLE ERGEBNISSE Abbildung 4.16: IR-Spektrum des erzeugten Polyethylens bei 10-5 mbar Die beiden höchsten Frequenzen 2924 und 2852 cm-1 können Methylen-Streckschwingungen zugeordnet werden. Mit ihrer Lorentzform und einer Halbwertsbreite von 14 bzw. 8 cm-1 entsprechen sie den Messungen anderer Arbeitsgruppen an Polyethylen [Pai77]. Bei 2895 cm-1 findet sich eine Schulter, die laut Seshadri und Mitarbeitern zwar typischerweise bei Polyethylen beobachtet wird, deren Herkunft aber ungeklärt ist [Ses97]. Für die symmetrischen und asymmetrischen Streckschwingungen werden in der Literatur bei einkristallinem Polyethylen Werte von 2849 und 2917 - 2918 cm-1 angegeben [Pai77], während die entsprechende Werte für Alkylketten mit langreichweitiger trans-Konformation typischerweise von 2846 bis 2850 bzw. 2915 bis 2920 cm-1 reichen [Ses97, Sny63, Sny82]. Im Gegensatz dazu zeigen Ketten wechselnder Konformation Werte um 2856 bzw. 2928 cm-1 [Ses97]. Es wird keine Aufspaltung in Frequenzen für reine trans-Konformationen und in Frequenzen für gauche- bzw. wechselnde Konformationen beobachtet sondern immer nur eine Frequenzverschiebung in Abhängigkeit der Ordnung. Snyder führt dies auf intermolekulare Schwingungskopplung und eine Torsions-Rotationsbeweglichkeit der einzelnen Polymerketten zurück [Sny82]. Im Vergleich mit der Literatur liegen die beobachteten Frequenzen von 2852 und 2924 cm-1 der hier erzeugten Polyethylen-Filme am oberen Rand der früher gefundenen Werte für vorherrschende trans-Konformation. Dies ist ein Indiz dafür, daß diese Polyethylenketten zwar 4.4 Polymerisierung von Ethylen 101 eine langreichweitige trans-Konformation aufweisen, jedoch einige gauche-Defekte enthalten [Pai77]. Gleiche Ergebnisse fanden auch Seshadri und Mitarbeiter bei der PolyethylenHerstellung durch Zersetzung von Diazomethan CH2N2 an Defekten auf (111)-Goldfilmen [Ses97]. Sie schrieben die gauche-Defekte gelegentlich auftretenden Knicken - zum Beispiel tgtoder gtg'-Defekten (t = trans, g = gauche) - und einer teilweise stattfindenden, selbstorganisierenden Kettenfaltung zu Lamellen zu, die typisch für Polyethylen-Kristalle sind [Bow89] (s. Abbildung 4.17). Abbildung 4.17: Lamellenbildung beim Polyethylen [Ses97] Auch Yamamoto und Mitarbeiter kamen bei Untersuchungen an n-C44H90 adsorbiert auf Goldoberflächen zu analogen Ergebnissen [Yam00]. Während die erste Monolage aus flach aufliegenden Alkanen bestand, fanden sie ab der zweiten Monolage ebenfalls gauche-Defekte, was sie als "gauche-Struktur" bezeichneten. Yamamoto schließt aus den IR-Auswahlregeln auch auf die Struktur: Die Oberflächen-Auswahlregel erlaubt nur die Beobachtung von Schwingungsmoden mit einem Übergangsmoment senkrecht zur Oberfläche. Die asymmetrischen und symmetrischen Methylen-Streckschwingungen besitzen bei all-trans Ketten Übergangsmomente, die senkrecht bzw. parallel zur Ebene des Kohlenstoff-Skeletts stehen [Yam00]. Da beide Schwingungen zu sehen sind, müssen die Methylengruppen zum Teil gekippt orientiert sein [Yam00]. Das bedeutet, daß das hier erzeugte Polyethylen entweder nicht vollständig planparallel zur Oberfläche des unterliegenden Palladium-Kristalls liegt oder nicht mit beiden Wasserstoff-Atomen der unteren Methylgruppen auf der Unterlage aufsitzt (Abbildung 4.18). Die Abweichungen von der Parallelität können zum einen durch die Topographie der zerklüfteten Titan-Magnesium-Chlorid-Oberfläche bedingt sein, zum anderen durch gauche-Defekte, die zu einer Art Wellenstruktur der Polyethylen-Kette führen. 102 4. EXPERIMENTELLE ERGEBNISSE Abbildung 4.18: Auswirkung der Methylengruppen-Anordnung auf das Dipolmoment der asymmetrischen Streckschwingung links: IR-inaktiv, µAS parallel zur Metalloberfläche rechts: IR-aktiv, Komponenente von µAS senkrecht zur Metalloberfläche Weitere Belege für kristallines Polyethylen sind bei den Deformationsschwingungen zu finden. Während eine breite Resonanz um 1468 cm-1 auf geringe Ordnung wie im flüssigen PE schließen ließe [Ago92, Hag87], bildet kristallines PE ein scharfes Dublett bei 1473 cm-1 und 1463 cm-1 aus [Sny61, Tas65, Tob56]. Das Dublett wird erzeugt durch ein orthorhombisches Kristallgitter mit zwei Ketten in der Einheitszelle (Abb. 4.19) [Sny61, Sny79, Hag87], die In-Phase- und Außer-Phase-Schwingungen zeigen (Davidov-Aufspaltung, "factor group splitting", [Dav71]). Dabei ist die erste Schwingung parallel zur a-, die zweite parallel zur b-Achse der Einheitszelle ausgerichtet [Kri56, Yam00]; es handelt sich hier nicht um eine Dipol-Dipol-Wechselwirkung sondern das paarweise Wechselwirken von Atom-Potentialen [Abb79]. Die schmale Halbwertsbreite von 3,5 cm-1 ist Indiz für eine gut entwickelte kristalline Struktur mit großer Korrelationslänge [Kri56, Pai77]. Beiden Schwingungen werden in der Literatur zusätzliche Intensität von anderen Phasen zugeschrieben: Yamamoto und Mitarbeiter ordnen die Frequenz 1473 cm-1 auch ihrer gaucheStruktur zu [Yam00], Snyder und Painter dem monoklinen Polyethylen [Hag87, Pai77]; während Agosti und Painter amorphem Polyethylen Banden um 1463 cm-1 zuordnen [Ago92, Pai77], gibt Snyder hierfür hingegen 1469 cm-1 an [Hag87]; Painter berichtet zusätzlich von einer 4.4 Polymerisierung von Ethylen 103 asymmetrischen Verbreiterung zu niedrigen Frequenzen [Pai77]. Letzteres ist beim hier erzeugten Polyethylen nicht zu beobachten. Abbildung 4.19 Kristallstruktur des orthorhombischen Polyethylens [Tad84] Die Güte des Polyethylen-Einkristalls kann mit Hilfe des Verhältnisses der Intensitäten R01473/1463 ermittelt werden. Aus theoretischen und experimentellen Arbeiten [Abb79, Zer89] ist bekannt, daß das Verhältnis für einkristallines orthorhombisches Polyethylen 1,233 beträgt, dies gilt aber für polarisierte IR-Strahlung unter einem Winkel von 42°; für azimuthal ungeordenete Orientierung beträgt es 1,54 [Yam00]. Das mit dem Modellkatalysator erzeugte Polyethylen zeigt ebenfalls ein Verhältnis von 1,54, wenn die Polymerisationsreaktion 140 Stunden lang durchgeführt wurde. Kam es zu einem Abbruch nach 48 h, so betrug das Verhältnis 1,75; bei einem Abbruch nach 12 h sogar 2,35. Die Linienbreiten sind bei allen Zeiten im Rahmen der Meßgenauigkeit gleich (4 cm-1). Es zeigte sich keine Abhängigkeit vom Druck. Hieraus können folgende Aussagen abgeleitet werden: Das hier erzeugte Polyethylen liegt nach ausreichender langer Reaktionszeit in Kristalliten mit azimuthal isotroper Orientierung parallel zur Oberfläche vor. Wahrscheinlich handelt es sich hier um die thermodynamisch stabile orthorhombische Struktur, die aber gauche-Defekte aufweist. Der Beginn des Wachstums findet auf einer zerklüfteten Titan- und Magnesiumchlorid-Oberfläche statt, dieser Topographie wird die Kette zunächst folgen müssen (Abb. 4.17). Dieses Wachstum erzeugt zu Anfang einen weniger geordneten Anteil des Polyethylens mit einem hohen Anteil an gauche-Defekten. Bei weiterem Kettenwachstum bilden sich darauf Polyethylenanteile mit vorherrschender transKonformation. Diese Ketten könnten in Lamellen-Faltungen wie bei Polyethylen hohen Molekulargewichts vorliegen (Abb. 4.17). Einen analogen Schluß zogen auch Seshadri und Mitarbeiter für Polyethylen-Herstellung aus Diazomethan-Zersetzung [Ses97]. Theoretische 104 4. EXPERIMENTELLE ERGEBNISSE Arbeiten von Sundararajan zeigen [Sun95], daß Kettenfaltung bei kristallinem Polyethylen zu Lamellen ab einer Kettenlänge von 150 Methylengruppen möglich ist, da dann die van-derWaals-Energie die Energie für die Deformationen der Dreh- und Bindungswinkel in den Faltungen kompensiert. In den in dieser Arbeit betrachteten Lamellen sind die PolyethylenKetten entweder nicht vollständig parallel zur Palladium-(111)-Oberfläche oder verkippt zu ihr, wie in Abbildung 4.18 zu sehen. Kennzeichen für eine kristalline orthorombische Struktur ist auch die Davidov-Aufspaltung der Pendelschwingung in das Dublett 720 und 730 cm-1 [Sny61]. Auch aus dem Intensitätsverhältnis dieser beiden Schwingungen könnten Rückschlüsse auf die Kristallstruktur gezogen werden, wobei zu beachten ist, daß auch monokline und amorphe Phasen Schwingungen bei ungefähr 718 bzw. 720 cm-1 zeigen [Sny63]. Die Schwingungen liegen aber am unteren Rand des spektralen Bereichs unseres IR-Spektrometers auf einem nicht glatten Untergrund und können daher nicht in dieser Weise ausgewertet werden. Bemerkenswert ist das Fehlen charakteristischer Schwingungsbanden in der Region von 720 - 1350 cm-1. Hier würde man Pendel-, Torsions- und eventuell Kippschwingungen der Wasserstoff-Atome der Methylengruppen erwarten. Das Fehlen der Schwingungsbanden liefert Informationen zur Länge der erzeugten Polyethylen-Ketten, ihrer Raum-Ausrichtung und Konformation: Kristalline n-Alkane zeigen in diesem Bereich typische Reihen von Signalen, die von gekoppelten Pendel-Torsionsschwingungen ("rocking-twisting", 720 - 1050 cm-1) bzw. TorsionsKippschwingungen ("twist-wag", 1150 - 1350 cm-1) herrühren [Sny63]. Die Anzahl und Breite der Signale nimmt mit steigender Kohlenstoff-Anzahl zu [Sny92], bis die Serien oberhalb von C20 zu intensitätsschwach für einen Nachweis im IR-Spektrum werden und nur eine Pendel- und eine Torsionsschwingung übrigbleiben (1176 cm-1, 1050 cm-1) [Nie61, Sas97, Sny92]. Diese Pendel- und Torsionsschwingungen zeigt auch kristallines Polyethylen; sie sind parallel zur Molekülachse polarisiert [Nie61] und daher wegen der Oberflächen-Auswahlregel nicht IRaktiv, wenn das Polyethylen parallel zur Oberfläche liegt. Wenn das Polyethylen parallel zur Oberfläche liegt, müssen die Methylengruppen wie in Abbildung 4.18 verkippt sein, da die asymmetrischen Streckschwingungen im IR-Spektrum zu sehen sind. Bei variierenden gauche- und trans-Sequenzen in Polyethylen werden um 1350 cm-1 zusätzliche Kippschwingungen beobachtet [Sny67], beispielsweise 1368 und 1306 cm-1 bei gtg'-Defekten 4.4 Polymerisierung von Ethylen 105 sowie 1353 cm-1 bei gg-Defekten [Ago92]. Dieser Bereich zeigt hier so gut wie keine Intensität. Dies spricht für vorherrschende trans-Konformation [Ago92]. Das Ausbleiben der symmetrischen Deformationsschwingung der Methylgruppen ("umbrella") bei 1375 cm-1 ließe bei isotrop verteilten Kohlenwasserstoffketten auf eine nur geringe Anzahl von endständigem Methyl schließen, was mit großer Länge gleichbedeutend ist. Bei isotroper Verteilung von C44H90 beträgt die Intensität der Schwingung nämlich ungefähr 10 % der Methylen-Deformationsschwingungen [Yam00]. Jedoch ist sie bei einer planparallelen Anordnung der Moleküle auf einer Metalloberfläche nicht sichtbar, da ihr Übergangsmoment parallel zur Symmetrieachse der terminalen Methylgruppe [Yam00] ist, die sich bei langen nAlkanen parallel zur Molekül-Hauptachse ausrichtet. Dadurch liegt das Übergangsmoment parallel zur Metall-Oberfläche und die Schwingung ist wegen der Oberflächen-Auswahlregel IRinaktiv. Da die Ausrichtung der Ketten bereits in dieser Art nachgewiesen wurde, kann keine Aussage über den Anteil der Methylgruppen getroffen werden. Aus den Informationen zum kristallinen und zum weniger geordneten Anteil der PolyethylenKetten läßt sich ein Modell für dessen Morphologie aufstellen. Der Beginn des Wachstums findet auf einer zerklüfteten Titan- und Magnesiumchlorid-Oberfläche statt, dieser Topographie wird die Kette zunächst folgen müssen. Dieses Wachstum erzeugt einen weniger geordneten Anteil mit mehreren gauche-Defekten. Bei ausreichender Länge der Polyethylen-Kette kommt es zu vorherrschender trans-Konformation und zu lamellenartigen Faltungen. Dabei können sich die Kettenabschnitte parallel anordnen und die orthorhombische Struktur anstreben. Mit zunehmender Länge der Kette, damit zunehmender Dicke der Lamellenschichtung und größerem Oberflächen-Abstand werden die Lagen glatter und die orthorhombische kristalline Struktur kann sich ausbilden. Die Polyethylen-Ketten sind zur Palladium-(111)-Oberfläche verkippt, wie es Abbildung 4.18 zeigt. Die Länge der Ketten kann nur nach unten abgeschätzt werden; sie beträgt mindestens 20 Methylengruppen. Über die Größe der Lamellen kann mit Hilfe der IR-Spektroskopie keine Aussage getroffen werden. Wang beschreibt in einem Übersichtsartikel zur RöntgenstrahlAnalytik, daß gewöhnliche Lamellen 1 - 25 µm lang und 50 - 500 Å hoch seien [Wan80]. Die gleiche Größenordnung für die Höhe gibt auch Bower an [Bow89]. Auf die Höhe wird im nächsten Abschnitt eingegangen. 106 4. EXPERIMENTELLE ERGEBNISSE 4.4.2 Reaktionsverlauf Der Reaktionsverlauf konnte durch Auswertung der IR-Frequenz 2852 cm-1 beobachtet werden, da während der Polymerisation unter Ethylen-Druck im Millibar-Bereich das IR-Spektrum des Ethylens alle anderen IR-Frequenzen des Polyethylens überdeckte. Um dem Lambert-BouguerGesetz gerecht zu werden, wurden die Absorptionssignale integriert. Ein Evakuieren der Kammer, also der Entzug von Ethylen, beendete die Reaktion; erneute Zuführung von Ethylen ließ sie nicht wieder starten. Die Polymerisierung wurde über 12 bis 150 h bei Raumtemperatur beobachtet. Vorversuche zeigten, daß auf den Modellkatalysator aufgefrorenes Ethylen beim Auftauen im Vakuum nicht polymerisierte. Einzelne Präparationen des Ziegler-Natta-Modellkatalysators erwiesen sich als inaktiv. Die aktiven Modellkatalysatoren unterschieden sich von ihnen durch intensitätsstarke EthylradikalESR-Signale bei der vorhergehenden Reaktion mit TMA bei 50 K. Kein aktiver Modellkatalysator zeigte vor Reaktionsbeginn ein TiCl3-ESR-Signal. Für die aktiven Katalysatoren ließen sich bei Raumtemperatur zwei verschiedene Verhaltensweisen bei der Polymerisierung des Ethylens in Abhängigkeit von der Defektierung der Oberfläche feststellen: Abbildung 4.20 und 4.21 zeigen die Auftragung der IR-Intensität der Streckschwingung bei 2852 cm-1 gegen die Reaktionszeit. In Abbildung 4.20 sieht man einen Verlauf der Polymer-Menge, der zunächst stark ansteigt, um dann einen Sättigungswert anzustreben; während in Abbildung 4.21 die Polymer-Menge ebenfalls zu Beginn stark ansteigt, dann aber einen fast linearen Verlauf nimmt. Beide Verhalten konnten bei einem Ethylen-Druck von 15 und 150 mbar sowie bei der Verwendung von TMA und TEA beobachtet werden. Selbstterminierend wie im ersten Fall zeigt sich die Reaktion, wenn die Präparation des Titanreaktionszentrums nur mit einer für die Verankerung notwendigen Defektierung des Magnesiumchlorids durch Elektronen durchgeführt wird. Das zweite Verhalten, bei dem die Reaktionsgeschwindigkeit abnimmt, um schließlich gegen ein konstanten Wert zu laufen, tritt bei starker zusätzlicher Defektierung der MgCl2-Oberfläche mit teilweise ESR-aktiven Farbzentren auf. 4.4 Polymerisierung von Ethylen Abbildung 4.20:Reaktionsverlauf I der Polymerisation (selbstterminierend) Auftragung der integrierten IR-Absorption bei 2852 cm-1 gegen die Reaktionszeit Abbildung 4.21:Reaktionsverlauf II der Polymerisation Auftragung der integrierten IR-Absorption bei 2852 cm-1 gegen die Reaktionszeit 107 108 4. EXPERIMENTELLE ERGEBNISSE Die Polymermengen nach gleicher Reaktionsszeit sind für die beiden Reaktionsverläufe sehr unterschiedlich. Wenn die erste Reaktion nach ungefähr 50 h abbricht, beträgt die Intensität der Polymerstreckschwingung nur ein Viertel der Menge, die das zweite Reaktionsverhalten zur selben Zeit zeigt. Weitere Abschätzungen können über die Auger-Elektronen-Spektroskopie oder Licht-Interferenz erhalten werden: Im Fall des dünneren Polyethylen-Films der ersten Reaktion bei weniger defektierter Oberfläche kann im AES neben einem starken Kohlenstoff-Signal auch noch ein Signal des Chlors beobachtet werden. Aus dessen Abschwächung kann nach oben bereits vorgestellten Verfahren eine nominelle Kohlenstoff-Dicke von 14,5 ML ± 20 % erhalten werden; die Abschwächungslänge λC(180 eV) wurde dabei zu 4,1 ML berechnet. Mit einer angenommenen Monolagenhöhe von der Hälfte des kleinsten Kristallabstands 4,93 Å im Polyethylen [Bun39] ergibt sich eine Filmdicke von 35,7 Å ± mind. 20 %. Die Schichtdicke des dickeren Films kann auf diese Weise nicht mehr abgeschätzt werden. Hier wurden aber Newton-Ringe infolge von Interferenz sichtbaren Lichts beobachtet. Für diese Wechselwirkung muß die Filmdicke mindestens im Bereich der Wellenlänge des sichtbaren Lichts, also um 600 nm liegen. Dies deckt sich mit einem Vergleich unserer IR-Intensitäten bei 2424 cm-1 mit denen von Seshadri und Mitarbeitern [Ses97], die für eine Absorption von 0,12 ein Siebtel unserer - eine Schichtdicke von 44,0 nm angeben. Daraus ergibt sich auch, daß die Dicke des dünneren Films viel zu klein abgeschätzt wurde: Wenn die IR-Intensität ein Viertel beträgt, muß sie um 150 nm liegen. Möglicherweise handelt es sich um uneinheitlich dicken Film, so daß das Auger-Spektrometer noch Chlorid in den dünneren Bereichen nachweist. Für die Abnahme der Reaktionsgeschwindigkeit bei der Polymerisation sind mehrere Modelle denkbar: Transport-Vorgänge wie Diffusionsbegrenzung oder Katalysator-Deaktivierung durch Vergiftung, Kohlenstoff-Ablagerung (Verkoksen, "Foulen") oder Sintern. Während die Katalysator-Aktivität bei der Deaktivierung linearen/exponentiellen, Polynom- bzw. hyperbolischen Zeitgesetzen gehorcht [But00], können Diffusionsbegrenzungen häufig durch eine Quadratwurzel-Funktion beschrieben werden. Bei der Untersuchung der Reaktionsgeschwindigkeit soll zunächst die zweite Art der untersuchten Ziegler-Natta-Modellkatalysatoren betrachtet werden, bei der die Reaktion kontinuierlich weiterläuft und nicht selbst abbricht. Die Modellkatalysatoren dieser Präparationen bestanden aus defektreicherem Magnesiumchlorid - entweder durch Baufehler 4.4 Polymerisierung von Ethylen 109 oder durch zusätzlichen Elektronen- und Argon-Beschuß bedingt, wie im Abschnitt 4.1 diskutiert. Die Auftragung der IR-Absorption gegen die Zeit in Abbildung 4.21 ähnelt einer Quadratwurzel-Funktion. Daher wurde zur Beschreibung der von Pannetier und Souchag beschriebene Ansatz der Diffusion durch eine Kruste [Pan67] getestet. Für den Stoffmengen-Transport des Edukts (Ethylens) durch eine Kruste des Produkts (Polyethylen) ergibt sich dne = D A dce/dx dt wobei D der Diffusionskoeffizient, A die Oberfläche und dce/dx der Konzentrationsgradient des Edukts in der Kruste sowie x die Ausdehnung der Kruste in Richtung der Flächennormalen ist. Der Konzentrationsgradient kann bei Annahme linearer Abnahme der Konzentration mit der Entfernung und schneller Reaktion an der Oberfläche hergeleitet werden nach dce ce ,∞ − ce ce,∞ , = = dx x x wobei ce,∞ die Konzentration des Edukts im weiten Abstand von der Kruste ist. Die Dicke x der Kruste ist proportional zur reagierten Stoffmenge ne des Edukts: x ∼ ne und x = V Vm ⋅ ne = A A Durch Einsetzen erhält man c e ,∞ D ⋅ A2 ⋅ dt Vm ne D ne dne = ⋅ A2 ⋅ ce,∞ dt Vm dne = ⇒ ne ⇒ t D ∫ n dn = ∫ V e e 0 0 ne 2 = ⋅ A2 ⋅ ce,∞ dt m D ⋅ A 2 ⋅ c e ,∞ ⋅ t Vm ⇒ 1 2 ⇒ ne = 2 D ⋅ A 2 ⋅ ce , ∞ ⋅ t Vm I IR ∝ ne ⇒ I IR = δ ⋅ t Hier ist IIR die Intensität der IR-Absorption. Für die Auftragung in Abbildung 4.21 erhält man bei der Anpassung der Kurve an die Meßpunkte δ = 4,61∙10-2 Skt. Da Anpassungen mit exponentiellen Funktionen nicht gelingen, liegt im Fall der defektreicheren Oberfläche am 110 4. EXPERIMENTELLE ERGEBNISSE wahrscheinlichsten eine Limitierung der Reaktionsgeschwindigkeit durch Diffusion vor. Das Verhalten der Reaktionsgeschwindigkeit ist also produktbedingt. Im hinteren Verlauf wird die Kurve zunehmend flacher; es wäre daher denkbar, das sich hier der Einfluß einer KatalysatorDeaktivierung zunehmend durchsetzt. Nun soll der erste Fall betrachtet werden, bei dem die Magnesiumchlorid-Oberfläche weniger Defekte aufwies. Die Kurve durch die Meßpunkte ist weitaus schwieriger zu beschreiben (Abbildung 4.20). Die eben benutzte Quadratwurzel-Funktion verläuft zu flach. Das gilt auch für die Anpassung von Exponential-Funktionen, wenn sie das Erliegen der Reaktion richtig beschreiben; geben sie den Reaktionsbeginn richtig wieder, laufen sie gegen zu hohe Asymptoten-Werte. Kombination aus exponentiellen Wachstums- und Zerfallsfunktionen führten zu Knicken und Einbuchtungen in den Kurven. Schließlich gelang die beste Anpassung über eine modifizierte Quadratwurzel-Funktion, die unter besonderen Vorgaben aus der Ratengleichung der Reaktion hergeleitet werden konnte. Dabei wurde von der Überlegung ausgegangen, daß die Verminderung der Reaktionsgeschwindigkeit nicht nur diffusions- sondern auch aktivitätsbedingt war. Eine Vergiftung des Katalysators durch Einschleppungen über die Gasphase ist unwahrscheinlich, da das Reaktionsverhalten sowohl bei 15 als auch bei 150 mbar beobachtet wurde und daher nicht druckabhängig wie die Menge der Katalysatorgifte ist. Besonders bei der Reaktion von Kohlenwasserstoffen [But00] ist als Grund für den Aktivitätsverlust ein sogenanntes Verkoksen des Katalysators bekannt, bei der sich kohlenstoffhaltige Ablagerungen auf den Reaktionszentren bilden und einen weiteren Zutritt von Edukten oder die Lösung von Produkten verhindern. In unserem Fall kann eine Verkoksung durch Ethylen angenommen werden, das am Katalysator zu anderen Produkten als Polyethylen reagiert: k 1 → k C2 H 4 + Ti − R C2 H 4 ⋅ Ti − R 2 → Ti − PE ← k −1 ↓ k3 W Im ersten Schritt der Reaktionskette muß Ethylen am Titan-Reaktionszentrum adsorbieren. Dann kann es weiter reagieren zu einem Teil des Polymers oder zu einem Koksbestandteil W. Es wird nun angenommen, daß das Gleichgewicht der Weiterreaktion im hiesigen Fall eindeutig auf der Produktseite liegt. Dies ist sinnvoll, denn die Zersetzung von Polyethylen an Ziegler-Natta- 4.4 Polymerisierung von Ethylen 111 Katalysatoren wurde bisher noch nicht beobachtet, für eine "Koks-Schicht" erscheint es ebenfalls unwahrscheinlich. Dann kann man folgende Stoffgleichungen aufstellen: d [Ti − PE ] = k 2 ⋅ [C2 H 4 ⋅ Ti − R] dt d [C2 H 4 ⋅ Ti − R] = k1 [C2 H 4 ][Ti − R] − k −1 [C2 H 4 ⋅ Ti − R] − k 2 [C2 H 4 ⋅ Ti − R] − k3 [C2 H 4 ⋅ Ti − R] dt = k1 [C2 H 4 ][Ti − R] − ( k −1 + k 2 + k3 ) ⋅ [C2 H 4 ⋅ Ti − R] Mit der Aktivität [Ti - PE] sei hier das Stoffmengenäquivalent der an den Reaktionszentren zu Polyethylen reagierten Ethylen-Monomere bezeichnet. Nun wird unterstellt, daß adsorbiertes Ethylen sofort reagiert; daher ist die Konzentration des Addukts klein und ihre zeitliche Änderung null: 0 = k1[C2 H 4 ][Ti − R] − ( k −1 + k 2 + k3 ) ⋅ [C2 H 4 ⋅ Ti − R] k [C H ][Ti − R] ⇔ [C2 H 4 ⋅ Ti − R] = 1 2 4 k −1 + k2 + k3 Dies wird in die erste Gleichung eingesetzt: d [Ti − PE ] k1k2 ⋅ [C2 H 4 ][Ti − R] = dt k −1 + k2 + k3 Diese Gleichung ist aus physikalischen Gründen nicht einfach auflösbar: 1. Durch Verkoksen nimmt die Anzahl der Reaktionszentren ab. Für die Verkoksung wird die Voorhies-Korrelation [Voo45] ckoks = a∙tb (a und b experimentell bestimmt) benutzt: [Ti − R] = [Ti − R]0 ⋅ (1 − a ⋅ t b ) Der Index Null bezeichne den Zeitpunkt t = 0. 2. Der Stofftransport des Ethylens zum Reaktionszentrum ist wie oben diffusionslimitiert. Das bedeutet für kleine Zeiten t, daß noch alle Reaktionszentren aktiv sind und die Reaktionsgeschwindigkeit rein diffusionskontrolliert ist (siehe die oben untersuchte zweite Art der Ziegler-Natta-Katalysatoren), während für große Zeiten t die Diffusionsgeschwindigkeit wegen der Deaktivierung der Reaktionszentren größer als die Reaktionsgeschwindigkeit ist. Dadurch konvergiert [C 2 H 4 ] zur Konstanten [C 2 H 4 ]∞ . Für große Zeiten t ergibt sich dann: 112 4. EXPERIMENTELLE ERGEBNISSE d [Ti − PE ] = K t →∞ ⋅ (1 − a ⋅ t b ) dt ⇒ [Ti − PE ]= K t →∞ (1 − a ⋅ t b )dt ⇒ [Ti − PE ] = K t →∞ (t − ba+1 ⋅ t b +1 ) Diese Funktion besitzt ein Maximum und kann daher für große Zeiten t zur Beschreibung des Reaktionsverlaufs, der zum Erliegen kommt, dienen. Der Grund für unterschiedliche Reaktionsverhalten bei Katalysatoren mit unterschiedlicher Oberflächen-Defektdichte kann im Substrateinfluß liegen, dem auch in der Literatur große Bedeutung, vor allem in Bezug auf stereospezifische Reaktionen, zugemessen wird. Aus den Ergebnissen des Unterkapitels 4.2 kann geschlossen werden, daß die Verankerung der TitanReaktionszentren auch Fehlstellen benötigt. Nun kann man spekulieren, daß sich diese Fehlstellen bei einer reich defektierten Oberfläche nicht nur auf einer sonst glatten Oberfläche befinden, sondern auch in Miniatur-Kratern sitzen, die durch fortgesetzten Elektronen- oder Argon-Ionen-Beschuß entstanden sein könnten. In diesen Kratern werden dem Titan verschiedene Kristallflächen zur Adsorption angeboten. Theoretische Arbeiten von Boero und Monaco zeigen, daß die Koordination von TiCl4 und TiCl3 auf MgCl2 (110) energetisch günstiger ist als auch MgCl2 (100) [Boe98, Mon00]. Die Verankerung eines Titansreaktionszentrum in einem solchen Krater hat sowohl sterische als auch möglicherweise elektronische Auswirkungen auf das Zentrum. In Bezug auf die sterischen Auswirkungen könnte die Form der Umgebung den Zutritt von Edukten auf bestimmten Stellen und quantitativ (Zutrittsbarrieren) begrenzen. Bei mehr oberflächlich liegenden Titan-Reaktionszentren wäre diese Regelung nicht gegeben. Durch ungehinderten Zutritt des Edukts Ethylen an das Zentrum von allen Seiten könnte es zu den Verkoksungsreaktionen und der damit raschen Aktivitätsabnahme des Katalysators kommen. Für eine Verifizierung dieser Spekulation könnte man Untersuchungen bei niedrigeren EthylenDrücken versuchen. Wenn die Verkoksung hauptsächlich Stoßzahl bedingt ist, müßte bei Druckreduzierung des Ethylens der Einfluß der Verkoksung zurückgehen. 4.4 Polymerisierung von Ethylen 113 4.4.3 Veränderung des Reaktionszentrums Die Veränderung des Reaktionszentrums wurde mit AES und ESR untersucht. Beide Verfahren erforderten dabei ein Vakuum in der Kammer, so daß sie nur post reactionem angewendet werden konnten. Bei der AES ergibt sich die Notwendigkeit eines Vakuums aus dem Einsatz von Elektronen als Sonden, bei der ESR ist sie im betrachten Fall technisch bedingt. Die Augerelektronen-Spektren zeigen deutliche breite Kohlenstoff-Signale um 270 eV. Im Fall der um 300 nm dicken Filme erscheinen keine weitere Signale, bei dünneren Filmen sind noch Chlor und Titan zu entdecken. Eine Abschätzung der Filmdicken über die Abschwächung der Chlor-Signale wurde bereits im letzten Abschnitt vorgenommen und erbrachte zu kleine Filmedicken; die Abschätzung funktioniert jedoch nur unter der Annahme geschlossener bzw. einheitlich dicker Filme. Aus diesen Ergebnissen kann man folgern, daß aktive Reaktionszentren von ihrem Produkt Polyethylen im Laufe der Reaktion vollständig bedeckt werden. Ein Teil des Titans und des Chlors ist davon zunächst ausgenommen. Hier könnte es sich um inaktive TitanZentren handeln, die erst später von Polyethylen aus benachbarten Reaktionszentren überdeckt werden. Die Elektronen-Spin-Resonanz zeigte verschiedene Phänomene. Alle aktiven Katalysatoren hatten bei der vorhergehenden Reaktion mit TMA bei 50 K intensitätsstarke Ethylradikal-ESRSignale erzeugt. Keiner der aktiven Katalysatoren zeigte vorher ein TiCl3-ESR-Signal, bei den inaktiven kamen beide Fälle vor. Nach erfolgreicher Polymerisation kann bei Raumtemperatur ein bis zu 20 G breites Resonanz-Signal bei g = 2,002 gefunden werden (Abb. 4.22 a). Es verhält sich isotrop und schwankt von Präparation zu Präparation stark in der Intensität sowie in der Breite zwischen 8 und 20 G. Die Intensität eines 20 G breiten Signals folgt bei TemperaturAbsenkung von 295 K auf 50 K nicht dem Curie-Gesetz, sondern verdoppelt sich nur. Nach dem Auftauen beträgt die Amplitude nur noch 75 % und die Halbwertsbreite ist auf 11 G abgesunken. Neben Asymmetrien in der Linienform bei einer anderen Präparation läßt dieses Verhalten auf ein zusammengesetztes Resonanzsignal schließen, dessen Komponenten alle um g = 2,002 liegen. Es werden mindestens zwei gauss- oder lorentzförmige Kurven gebraucht, um das Signal mathematisch zu beschreiben. Bei Auswahl einer gauss- und einer lorentzförmigen Kurve ergeben sich Halbwertsbreiten von 11 und 20 G für das Signal vor dem Abkühlen. 114 4. EXPERIMENTELLE ERGEBNISSE Abbildung 4.22: ESR-Spektren bei Raumtemperatur nach Ethylen-Kontakt a) aktiver Katalysator nach Polymerisierung b) Katalysator aus (a) nach Einfrieren und Auftauen c) aktiver Katalysator nach Polymerisierung d) Katalysator aus (c) nach TiCl4-Implantation e) inaktiver Katalysator, nach TiCl4-Implantation und Reduktion Bei einer reaktiven Präparation (Abb. 4.22 c), die nach der Polymerisation zunächst nur ein 8 G breites Signal bei g = 2,002 bot - also vermutlich die schmalere Komponente -, konnte durch Implantieren von TiCl4 in den PE-Film bei 50 K und Elektronenbeschuß analog zur Verankerung des Reaktionszentrums das einhüllende Resonanzsignal auf 12 G bei gleicher Temperatur verbreitert werden. Nach dem Auftauen auf Raumtemperatur zeigt sich deutlich ein 8 G schmales Signal aufgesetzt auf einem 20 G breiten (Abb. 4.22 d). Auch das schmale Signal konnte noch auf einem alternativem Weg erzeugt werden (Abb. 4.22 e): Bei einem gegenüber Ethylen inaktiv gebliebenem Modellkatalysator wurde erneut TiCl4 wie eben beschrieben verankert, mit TMA 4.4 Polymerisierung von Ethylen 115 reduziert und aufgetaut. Danach erhält man das 8-G-Signal. Der Katalysator blieb weiter inaktiv gegenüber Ethylen, das Signal nahm nach Ethylen-Kontakt an Intensität zu. Obwohl die Intensität der gefundenen ESR-Signale nicht mit der Reaktivität des Katalysators oder mit dem Reaktionsverlauf korreliert werden kann, fällt auf, daß beide ESR-Signale bei unreaktiven Präparationen ohne weitere Eingriffe nicht beobachtet werden können. Aus diesen Beobachtungen kann man ableiten, daß die breitere Signalkomponente (20 G) im ESR-Spektrum nach einer Polymerisation aus einer Wechselwirkung des Titans mit Polyethylen stammt, während die schmalere Komponente auf eine Wechselwirkung mit Ethylen schließen läßt. Da Hyperfein-Wechselwirkungen im ESR-Spektrum nicht beobachtet werden, können alkylartige Radikale mit α- und β-Wasserstoff-Atomen als Ursprung des ESR-Signals ausgeschlossen werden. Die Resonanzlage ist zwar identisch mit der für Fehlstellen in Ionenkristallen, doch ihr Entstehen ist hier nicht naheliegend. Vielmehr wird der Ursprung der Resonanzen bei den Titanzentren zu suchen sein, denn für die Alkyl- und Hydrid-Verbindungen des Titan-(+III) sind ESR-Signale mit g-Werten um g = 2 beschrieben [Bar62, Ser85]. Die Wechselwirkung des dreiwertigen Titans mit Ethylen bzw. Polyethylen kann demnach als Bindung verstanden werden. Die Reduktion des verwendeten TiCl4 geschieht bei den aktiven Katalysatoren durch die vorherige Reaktion mit Aluminiumalkylen zur Aktivierung des Katalysators, bei der nachträglichen Implantation von TiCl4 in den PE-Film zur Erzeugung der breiten ESR-Signalkomponente ist die Reduktion elektronenstimuliert, denn eine Reduktion durch Ethylen bzw. Polyethylen bei nachträglicher Zugabe ist unwahrscheinlich. Die Bindung zwischen Titan und Polyethylen ist ein Hinweis auf eine mögliche Beteiligung von Ti (+III) an der Katalyse der Ethylen-Polymerisation. Die stark organisch dominierte chemische Umgebung des Ti (+III) scheint notwendig zu sein für das Erhalten von ESR-Resonanzen, da vor der Reaktion keine Titan-Ionen ESR-aktiv sind. Aus den Ergebnissen der Diskussion zu ESR-inaktivem TiCl3 in Abschnitt 4.2.4 kann geschlossen werden, daß sich der Abstand der nun ESR-aktiven Titan-Ionen von ihren Nachbarn im Film oder in Inseln vergrößert haben muß, so daß die Linienbreite der ESR-Resonanzen ausreichend schmal für eine Detektion wurde. Für die These einer Notwendigkeit der Vergrößerung des Abstands sprechen auch die Experimente, bei denen die beiden ESR-Signale durch nachträgliches Implantieren von TiCl4 unter Elektronenbeschuß in einen PE- bzw. Ethylen-Film auf dem Katalysator erzeugt werden können, da bei diesem Implantieren keine geschlossenen 116 4. EXPERIMENTELLE ERGEBNISSE Titanchlorid-Kristalle sondern einzelne, im Aliphaten-Film eingeschlossene Titanchloride zu erwarten sind. Die Abstandsvergrößerung der Titan-Zentren kann durch eine Veränderung der Oberflächenstruktur der Titan-Deponate geschehen, bei der die Oberfläche aufreißt und rauh wird, so daß in den Zwischenräumen Ethylen bzw. PE hinzutreten können, oder/und durch ein Lösen von Titan aus dem Verbund der Titanchloride gefolgt von einem Einschluß in die aufliegende organische Schicht entstehen. Mit dem zweiten Modell läßt sich auch die Intensitätsabnahme des 20 G breiten Signals aus einer Titan-Polyethylen-Verbindung durch Abkühlen auf 50 K erklären: Wenn sich Titan (+III) im Polyethylen gelöst hat, ist es dem im Restgas der Kammer befindlichen Wasser zugänglich, das beim Abkühlen auf dem KatalysatorSystem kondensieren wird. Durch Reaktion der hydrolyse-empfindlichen Verbindung mit Wasser kommt es zur Oxidation und damit zur ESR-Inaktivierung. Weniger wahrscheinlich, aber als Erklärung für die ESR-Signalabschwächung auch denkbar ist eine Strukturveränderung des Polyethylens beim Abkühlen (event. Kristallisierung im Umfeld des Titanzentrums), die zu einer Schwächung der Wechselwirkung mit dem Titan führt; wenn dieser Vorgang nicht reversibel ist, könnte auch er zur beobachteten ESR-Intensitätsabnahme des breiteren Signals führen. Die obigen Beobachtungen erlauben keinen direkten Rückschluß auf die katalytische Aktivität der ESR-aktiven Titan-Spezies, da die katalytische Aktivität nicht mit der ESR-Intensität korrelliert. Sicher ist aber, daß Titan (+IV) vor der Reaktion durch Aluminiumalkyle alkyliert und reduziert werden muß und daß bei der Ethylen-Polymerisation singuläre, ESR-aktive Titan(+III)-Zentren mit Bindungen zu Ethylen und Polyethylen entstehen. Diese Zentren sind weiter voneinander entfernt, als Titan in TiCl3-Kristallen oder –Ketten. Ein Teil des dreiwertigen Titans löst sich dabei von der Katalysator-Oberfläche und wird im Polyethylen eingeschlossen. Da noch weitere, ESR-inaktive Zentren an der Polymerisation beteiligt sein müssen, stellt sich die Frage, ob es sich hier auch um Titan (+III) handelt, das wegen Cluster- oder Kettenbildung und der daraus resultierenden Linienverbreiterung im ESR-Spektrum nicht sichtbar ist. Auch weitere Oxidationsstufen des Titans – möglicherweise auch gebrochene – können an der Polymerisation beteiligt sein. Zur Lösung dieser Fragestellungen ließen sich zukünftig kombinierte XPS- und ESR-Messungen gut einsetzen. 5.1 Übersicht über die Katalysator-Präparation 117 5. Zusammenfassung 5.1 Übersicht über die Katalysator-Präparation Die Oberflächen-Reinigung des als Träger verwendeten Palladium-(111)-Kristalls von Schwefel geschieht durch mehrtägiges Argon-Sputtern (1 000 eV) bei 820 K, andere Verunreinigungen können auch durch mehrstündiges Sputtern bei Raumtemperatur entfernt werden. OberflächenDefekte werden danach durch Tempern bei 1 080 K über 5 – 10 min ausgeheilt. Die Güte der Palladiumkristall-Oberfläche wird mit LEED und AES überprüft. Magnesiumchlorid wird aus einer Knudsen-Zelle verdampft und in zwei Stufen als geordneter Magnesiumchlorid-Film aufgewachsen. In der ersten Stufe wird der Palladium-Kristall auf 700 K temperiert und aus der 810 K warmen Knudsen-Zelle über 30 - 60 Minuten bedampft. Nach Abkühlen des Kristalls auf 610 K wird er dann über 5 Stunden aus der 870 K warmen KnudsenZelle bedampft. Die Güte der Magnesiumchlorid-Films wird mit LEED, seine Dicke mit AES untersucht. Die Deposition von TiCl4 auf dem MgCl2-Film kann über zwei ähnliche Verfahren erfolgen. Im ersten Fall wird 1,2 ∙ 10-5 mbar TiCl4 25 min lang bei Raumtemperatur vor die Probenoberfläche geleitet bei gleichzeitigem diffusen Beschuß mit Elektronen (30 µA) einer kinetischen Energie von 1 000 eV. In einem zweiten Schritt wird TiCl4 bei gleichem Druck 5 min auf die 40 K kalte Probe aufgefroren und durch Auftauen nicht chemisch gebundenes TiCl4 desorbiert. Das zweite Verfahren ist einstufig: Dabei wird die 40 K kalte MgCl2-Oberfläche in der beschriebenen TiCl4Atmosphäre mit Elektronen 25 min lang beschossen, danach wieder aufgetaut. Beide Verfahren können zur Erzielung größerer Mengen wiederholt werden. Die Ergebniskontrolle erfolgt durch AES. Noch größere Depositionsmengen können durch vorheriges dreiminütiges Sputtern der frischen Magnesiumchlorid-Oberfläche bei 50 K mit Argon-Ionen einer kinetischen Energie bis 150 eV und einem Strom von weniger als 1 µA erzielt werden („weiches Sputtern“). Zur Aktivierung des Titans durch Alkylierung und Reduzierung werden über den Doser 3 400 L Trimethylaluminium oder Triethylaluminium (5 min 1,5 ⋅ 10-5 mbar) bei 40 K aufgefroren und nach möglicher Charakterisierung durch IRAS und ESR über Nacht durch passives Auftauen desorbiert. Zur Polymerisierung wird über einen Gasdoser Ethylen bei Raumtemperatur zugeführt bis zu einem Hintergrunddruck von 15 bis 150 mbar. Die Reaktionsgeschwindigkeit und die Güte des Polyethylenfilms werden durch IRAS-Messungen bestimmt. 118 5. ZUSAMMENFASSUNG 5.2 Ergebnisse In der vorliegenden Arbeit wird ein Modellkatalysator für die Ziegler-Natta-Katalyse entwickelt und untersucht. Die Präparation dieses Katalysators und ein Teil seiner Charakterisierung geschehen im Ultrahochvakuum (UHV). Für den Katalysator werden Magnesiumdichlorid als Substrat sowie Titantetrachlorid und Trimethylaluminium bzw. Triethylaluminium verwendet. Der Katalysator ist funktionsfähig und polymerisiert Ethylen. Das Substrat MgCl2 wird als dünner einkristalliner Film eingesetzt, der auf einem Palladium(111)-Metallkristall aufwächst, von Elektronen durchtunnelt werden kann und damit einen Ladungsabfluß beim Einsatz von Elektronen zur Charakterisierung (LEED, AES) und zur Katalysator-Präparation (gezielte Defekterzeugung) erlaubt. Das Aufwachsen des Films geschieht durch molekulares MgCl2 aus der Gasphase; sobald eine geordnete Monolage auf der Palladium-Oberfläche verankert ist, findet bei geeigneten Temperaturen ein Schicht-für-Schicht-Wachstum statt. Der MgCl2-Films ist defektfrei, geschlossen und 6 – 12 Monolagen dick; seine Oberfläche entspricht der (100)-Oberfläche des αMagnesiumchlorid-Einkristalls. Im Magnesiumchlorid-Film können auf zwei Weise Defekte erzeugt werden: Baufehler durch zu niedrige Bedampfungstemperaturen des Pd-Kristalls, Fehlstellen durch Teilchenbeschuß (längerer Beschuß mit Elektronen oder zusätzliches „weiches Sputtern“ mit höherer Effizienz). Unter den Defekten befinden sich ESR-aktive Farbzentren, die durch das Ersetzen von ChloridAnionen durch Elektronen entstehen können und ein schmales isotropes Signal bei g = 2,002 (2,004 nach Sputtern) ohne Hyperfein-Aufspaltung zeigen. Nur ein kleiner Teil dieser Farbzentren befindet sich nahe der Oberfläche und kann durch Adsorption von Molekülen ausgelöscht werden. Der Elektronenbeschuß führt bevorzugt zu einer Desorption des Chlors und wahrscheinlich zu einer Anreicherung reduzierten Magnesiums in oberflächennahen Schichten. Zur Deposition von Titantetrachlorid aus der Gasphase auf dem Magnesiumchlorid ist eine simultane Defektierung und Magnesiumreduktion durch Elektronenbeschuß nötig, eine vorherige Defektierung durch das „weiche Sputtern“ erhöht die Effizienz. Es entstehen keine ESR-aktiven Farbzentern, da die unterkoordinierten Magnesium-Kationen an Fehlstellen und in der Grenzschicht in der Lage sind, Titanchloride zu adsorbieren. Weiteres Titan wird unter elektronenstimulierter Titan-Reduktion deponiert, so daß sich Inseln bzw. Filme aus 5.2 Ergebnisse 119 Titandichlorid (TiCl2) bilden, das mit einer Schicht aus Titantetrachlorid (TiCl4) bedeckt ist, aber auch Anteile von Ti3+ enthält. Ein Teil dieses Ti3+ an besonderen Einzel-Plätzen zeigt breite ESR-Signale, die auf eine tetraedrische Umgebung an der Oberfläche bzw. auf eine oktaedrische nach Einbau in MgCl2- oder TiCl2-Kristalle schließen lassen, der andere Teil in Clustern und Ketten wegen Linienverbreiterung jedoch nicht. Die Depositionsmenge an Titan kann durch Auffrieren von TiCl4 sowie durch Wiederholung des Depositionsvorgangs erhöht werden und erreicht nominelle Schichtdicken von bis zu 12 Monolagen. Die Aktivierung des Modellkatalysators geschieht durch Alkylierung der Oberfläche mit Aluminiumtrialkylen: TiCl4 + AlR3 → R-TiCl3 + AlR2Cl. Die folgende Reduktion des Titans verläuft bei 40 K über zwei unterschiedliche Reaktionswege. Beim TMA treten als Zwischenprodukte Methyl- und Ethylradikale auf: H3C-TiCl3 → TiCl3 + •CH3 •CH3 + ½ [Al(CH3)3]2 → •CH2-CH3 + AlH(CH3)2 (Methylen-Abstraktion) Beim TEA hingegen verläuft die Reaktion ohne Radikalbildung: 2 TiCl3Et → 2 TiCl3 + C2H4 + C2H6 Die bei TMA intermediär entstehenden Methylradikale reagieren selbst bei 40 K so schnell weiter, daß nur Ethylradikale bei gleicher Temperatur im ESR-Spektrum nachgewiesen werden können. Oberhalb von 80 K wird die Beweglichkeit der Ethylradikale so erhöht, daß sie durch Rekombination oder andere Reaktionen abreagieren. Nach der Alkylierung ist im ESR-Spektrum kein Ti3+ nachweisbar; dies kann auf Linienverbreiterungen durch Cluster- oder Kettenbildung oder auf Reduktion in kleinere, eventuell auch gebrochene Oxidationsstufen zurückgeführt werden. Die Polymerisierung von Ethylen mit dem Modellkatalysator gelingt bei Raumtemperatur und einem Druck von 15 bis 150 mbar. Das erzeugte Polyethylen liegt nach ausreichend langer Reaktionszeit in Kristalliten mit azimuthal isotroper Orientierung parallel zur Oberfläche vor, sitzt aber nicht mit beiden Wasserstoffen der unteren Methylengruppen auf der Unterlage auf, da die Methylengruppen zum Teil gekippt orientiert sind. Zu Beginn des Wachstums der PE-Kette auf der zerklüfteten Titan-Magnesium-ChloridOberfläche wird ein weniger geordneten Anteil mit mehreren gauche-Defekten erzeugt, der an die Unterlage angepaßt ist. Bei weiterem Kettenwachstum kommt es zu Lamellen-Faltungen, paralleler Anordnung der Kettenabschnitte und unter vorherrschender trans-Konfiguration der 120 5. ZUSAMMENFASSUNG Methylen-Einheiten zur Ausbildung der orthorhombischen Kristallstruktur. Die Dicke der erzeugten Polyethylen-Filme beträgt bis zu 600 nm. Zwei Reaktionsverläufe können unterschieden werden: Bei defektreicherer MgCl2-Oberflächen liegt eine Limitierung der Reaktionsgeschwindigkeit durch die Diffusion des Edukts durch den Polyethylenfilm vor. Bei defektärmeren ist die Verminderung der Reaktionsgeschwindigkeit nicht nur diffusions- sondern auch aktivitätsbedingt und führt bis zum Stillstand der Reaktion. Die Ursache für den Aktivitätsverlust ist wahrscheinlich eine Verkoksung des Katalysators durch Ethylen-Zersetzung. Beide hemmenden Ursachen führen bei Ethylen-Entzug zu einer irreversiblen Beendigung der Reaktion. Die Katalysator-Deaktivierung durch Kohlenstoff-Ablagerung kommt durch den ungehinderten Zutritt des Edukts Ethylen an oberflächlich liegenden Titan-Reaktionszentren bei wenig defektierten MgCl2-Filmen zustande. Bei einer reich defektierten Oberfläche hingegen werden die Titanzentren nicht nur an Fehlstellen einer sonst glatten Oberfläche adsorbieren, sondern auch in Miniatur-Kratern sitzen. Die Verankerung eines Titansreaktionszentrum in einem solchen Krater hat sowohl sterische als auch möglicherweise elektronische Auswirkungen auf das Zentrum; unter die sterischen fällt die Begrenzung des Edukten-Zutritt auf bestimmte Stellen und in begrenzter Menge, so daß eine Ethylen-Zersetzung möglicherweise verhindert werden kann. Nur ein Teil des Titans ist aktiv in der Polymerisierung. Die aktiven Reaktionszentrum werden von ihrem Produkt Polyethylen im Laufe der Reaktion vollständig bedeckt; ihre Menge korreliert mit der Menge bei der Aktivierung erzeugter Ethylradikale. Zwei Arten von Titan-(+III)-Zentren sind nach der Reaktion ESR-aktiv, wobei eine Art an Polyethylen gebunden ist, die andere an Ethylen. Sie treten bei der Mehrzahl der Katalysator-Präparation auf, sind aber nicht mir der katalytischen Aktivität korrelierbar und auch durch elektronenstimulierte Implantation von TiCl4 in Ethylen bzw. Polyethylen erzeugbar. Bedingt durch ihre ESR-Signale müssen die Zentren singulär sein; ein Teil von ihnen hat sich von der Oberfläche entfernt und wurde ins Polyethylen eingeschlossen. 6. LITERATUR 121 6. Literatur [Abb79] S. Abbate, M. Gussoni, G. J. Zerbi, J. Chem. Phys. 70 (5), 3577 (1979), Infrared and Raman intensities of polyethylene and perdeuteropolyethylene: Factor group splittings [Abr70] A. Abragam, The Principles of Nuclear Magnetism, Clarendon Press, Oxford 1970 [Adr94] F. J. Adrian, J. Bohandy, B. F. Kim, J. Chem. 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Freund am Lehrstuhl für Physikalische Chemie I der RUB, ab 11/96 örtlich in der Abteilung für Chemische Physik des FritzHaber-Instituts in Berlin „Magnetische Eigenschaften von Metallpartikeln auf nicht-leitenden Oberflächen“ Studienabschluß 05/1997 Diplom-Hauptprüfung Promotion 07/1997 – 03/2001 Anfertigung der Dissertation unter Anleitung von Herrn Prof. Dr. H.-J. Freund in der Abteilung für Chemische Physik des Fritz-Haber-Instituts der Max-PlanckGesellschaft in Berlin