01|Überuns scinexx.de-DasWissensmagazin scinexx®-sprich['saineks],eineKombinationaus“science”und“next generation”-bietetalsOnlinemagazinseit1998einenumfassenden Einblick in die Welt des Wissens und der Wissenschaft. Mit einem breiten Mix aus News, Trends, Ergebnissen und Entwicklungen präsentiert scinexx.de anschaulich Informationen aus Forschung undWissenschaft. DieSchwerpunktthemenliegenindenBereichenGeowissenschaften, Biologie und Biotechnologie, Medizin, Astronomie, Physik, Technik sowie Energie- und Umweltforschung. Das Internetmagazin spricht allewissbegierigenUseran-obinBeruf,StudiumoderFreizeit. scinexx wurde 1998 als Gemeinschaftsprojekt der MMCD NEW MEDIA GmbH in Düsseldorf und des Heidelberger Springer Verlags gegründet und ist heute Teil der Konradin Mediengruppe mit dem bekannten Magazin Bild der Wissenschaft sowie den Wissensangeboten:wissen.de,wissenschaft.de,scienceblogs.de, natur.deunddamals.de. 02|Inhalt 01 02 ÜBERUNS INHALT 03 DNA SpurensucheimErbgut 04 IMPRESSUM 03|DNA SpurensucheimErbgut VONNADJAPODBREGAR MitihremStrukturmodellderDoppelhelixsetztendie NaturwissenschaftlerJamesWatsonundFrancisCrick1953das großePuzzlederDNAzusammen.Seitdemhabenwireinegenaue VorstellungvomräumlichenAufbauunsererErbinformation. HAPPYBIRTHDAYDNA W ie“zweiClowns”dieWissenschaftrevolutionierten:“Ich glaube, nur wenige Entdeckungen waren von so perfekter Schönheit,” so beschrieb James Watson vor rund 60 Jahren ein mehr als zwei Meter hohes Metallgerüst aus Pappe und Drähten, das einer schraubenförmig gewundenenStrickleiterglich-dieDoppelhelix. FrancisCrickundJamesWatson©MarjorieMcCarty,PLoSBiology/CC-by-sa2.5us Auf einer knappen Seite, illustriert lediglich durch eine einzige Abbildung,veröffentlichteerzusammenmitFrancisCrickam25.April 1953 in der Zeitschrift “Nature” den Modellvorschlag für die räumliche Struktur unseres Erbguts, der Desoxyribonukleinsäure (DNA). Es schien, als wären sich die beiden Forscher der zukunftsweisenden Bedeutung ihres Modells ziemlich sicher, denn schon im zweiten Satz wiesen sie auf “die neuartigen Eigenschaften vonbeträchtlichembiologischenInteresse”hin. KeineLustaufChemie Doch zugetraut hätte den beiden “wissenschaftlichen Clowns”, wie derBiochemikerErwinChargaffsiedamalsbezeichnete,einesolche Entdeckung zunächst niemand. Hochbegabt, schrieb sich James WatsonschonimAltervon15JahrenanderUniversitätvonChicago zum Biologiestudium ein. Sein Interesse galt damals vor allem der Vogelwelt und so drückte er sich erfolgreich um jeden Chemie- und Physikkurs.Daherwareswenigverwunderlich,dassseineKenntnisse aufdiesemGebieteherbescheidenausfielen,alsderdamalserst23jährige Zoologe im Herbst 1951 an das Cavendish Laboratory ins britische Cambridge kam. Dort traf er auf den 13 Jahre älteren britischenPhysikerFrancisCrick,derseineKollegenvorallemdurch sein dröhnendes Lachen nervte. Der Institutsleiter Sir Lawrence Bragg fasste Cricks bisheriges Forscherdasein damals mit den Worten zusammen, dass “Francis nun schon ununterbrochen geredethabe,undsogutwienichtsvonentscheidendemWertdabei herausgekommensei.” WettlaufderWissenschaftler Bereits 1949 hatte Erwin Chargaff nachgewiesen, dass in der DNA die Basen Adenin und Thymin sowie Cytosin und Guanin jeweils im Verhältnis eins zu eins, möglicherweise paarförmig vorliegen. Jetzt galt es herauszufinden, wie die Basen zueinander angeordnet sind und wie sie zusammengehalten werden. Im November 1951 hörte Watson - zunächst eher desinteressiert - einen Vortrag der Physikerin Rosalind Franklin vom nahegelegenen Londoner King's College, in dem sie ihre jüngsten Röntgenbeugungsaufnahmen der DNA präsentierte. Er war begeistert von ihrer Idee, die DNA könnte möglicherweiseineinergewundenenHelixstrukturvorliegen,dieaus zwei, drei oder vier Windungen besteht. Zurück in Cambridge versuchte er zusammen mit Crick diese Struktur nachzubauen. BasierendaufchemischenGleichungenvermutetensieeinenAufbau aus drei Ketten, die schraubenförmig von Magnesium-Ionen zusammengehaltenwerden,dessenMolekülarmenachaußenzeigen würden. AusFehlernlernen Doch Watson hatte nicht richtig aufgepasst und so berechneten sie die chemische Struktur ihres Modells schlichtweg falsch. Ein Zusammentreffen mit Rosalind Franklin und dem Biophysiker Maurice Wilkins aus London wurde zur Blamage auf ganzer Linie. Der Verriss durch die Kollegen war gnadenlos. Die RöntgenbeugungsmusterderDNA© von diesen beiden Forschern Franklin/Golsing,Nature171,738-740 (1953) zuvor gemachten Röntgenbilder zeigten deutlich, dass entgegen Watsons und Cricks AnnahmedietragendenKettennichtinnenliegenkonnten,unddass Magnesium-IonenkauminderLageseien,dieseStrukturzutragen. Erwin Chargaff besuchte Watson und Crick im Juli 1952. Sein wissenschaftliches Urteil über die beiden Jungforscher war ebenfalls vernichtend:“EnormerEhrgeizundAngriffslust,vereintmiteinerfast vollständigenUnwissenheitundVerachtungderChemie”.Alsseidies nicht genug, verschlimmerte sich der wissenschaftliche Rückschlag durch die Nachricht, dass sich der renommierte Chemiker Linus Pauling jenseits des Atlantiks ebenfalls für den Aufbau der Erbinformation interessierte und einen Modellvorschlag ankündigte. DieZeitdrängte. Das Schlüsselerlebnis zum Erfolg kam dann durch eine eher beiläufige Geste: Ende 1952 zeigte Maurice Wilkins Watson und Crick im Vorbeigehen eine Röntgenstrukturanalyse seiner Kollegin Franklin–ohnederenWissen.Eswardie Aufnahme einer neu entdeckten StrukturformderDNA.Danachstandfür die beiden Forscher fest: Die DNA besteht aus zwei Ketten, die sich strickleiterförmig umeinander winden. Ihre Molekülarme, die jeweiligen komplementären Basen, werden dabei durch Wasserstoffbrückenbindungen zusammengehalten. Wie ein Puzzle ModellderDNA-Struktur©NIH setzten Watson und Crick nun ihr MetallgerüstderDoppelhelixzusammen. DieseVarianteüberzeugteauchdieschärfstenKritiker. RuhmundEhre Die Veröffentlichung des “Watson-Crick-Modells” der DNA-Struktur gilt vielen als die Geburtsstunde der molekularen Genetik. ZusammenmitMauriceWilkinsteiltensichJamesWatsonundFrancis Crick 1962 den Nobelpreis für Medizin und Physiologie zu je einem Drittel. Rosalind Franklin, deren Arbeit erst den entscheidenden Hinweisgab,gingdagegenleeraus.Siestarb1958imAltervonnur 37 Jahren an Gebärmutterkrebs und konnte den Ruhm ihrer langjährigenArbeitnichtmehrernten.FranklinundauchWilkinssind heute fast vergessen. Das Modell der Doppelhelix bleibt mit den NamenWatsonundCrickverbunden. DIESPRACHEDERGENE W iefunktioniertderInformationsaustausch? Seit 1953 ist die Grundstruktur unserer Erbsubstanz bekannt–undauch,dasssiedieBauanleitungfürall das beinhaltet, was uns ausmacht – vom Aussehen über unsere Gesundheit bis hin zu vielen anderen Eigenschaften. JedesBasenpaar,sovielwarschonfrühklar,entsprichtdabeieinem Buchstaben in dieser Bauanleitung. Aber wie wird aus dieser kryptischen Anleitung ein Lebewesen, und wie ein einzigartiges Individuum? Begeben wir uns auf Spurensuche. Nach Zusammentreffen einer mütterlichen Eizelle und eines väterlichen Spermiums besitzt jeder MenschinjederseinerZellenzweimal23Chromosomen.DieHälfte dieser mehr oder weniger X-förmigen Gebilde stammt von der Mutter, die andere aus dem Spermium und damit vom Vater. Die ChromosomensinddabeiimPrinzipnichtsanderesalsdiekompakt verstaute Lager- und Transportform unserer Erbinformation, der Desoxyribonukleinsäure (DNA). Stark komprimiert liegt unsere gesamte DNA zusammen mit Hüllstrukturen aufgeteilt auf die einzelnenChromosomenvor. ChromosomendesMenschen©NGHRI DieCodesonnezeigt,welcheBasensequenzwelcheAminosäureergibt©Mouagip/gemeinfrei BasenfolgealsBuchstabenimBuchdesLebens Die Buchstaben der genetischen Information sind die Basen Adenin (A),Guanin(G),Thymin(T)undCytosin(C).Sieverbindensichjeweils zuPaaren–A-TundC-G-undhaltensodiebeidenaußenliegenden Gerüststränge der DNA zusammen. Sie bilden quasi die Sprossen diesergenetischenStrickleiter.BetrachtetmannureinenStrangder DNAmitjeweilsdemzudiesemgehörendenSprossenteil,ergibtsich eine lange Reihe von Basenbuchstaben. Und in diesen steckt der genetische Code. Denn jeweils drei dieser Buchstaben zusammen ergebeneinWort:dieAngabe,welcheAminosäureanwelcherStelle in das zu produzierende Protein eingebaut werden soll. Und mehreredieserWörterergebeneinenSatz–dieBauanleitungfürein Protein.DieseMolekülewiederumsorgenalseineArtbiochemisches Mädchen für Alles dafür, dass Zellen und Gewebe entstehen, dass SignaleimKörperausgetauschtwerdenunddassunserStoffwechsel funktioniert. VOMGENZUMPROTEIN T ranskriptionundTranslation Wie aber wird aus der Bauanleitung ein Protein? Dies erfolgt in der sogenannten Proteinbiosynthese. Damit die InformationfüreinProteinausderDNAausgelesenwerden kann, muss das Erbgut an dieser Stelle zunächst entpackt werden. Die normalerweise als Doppelstrang vorliegende DNA teilt sich in zwei Einzelstränge auf. Die freien Ärmchen der Strickleitersprossen werdendadurchzugänglich.UndgenaudasistdasEntscheidende. Transkription:EineBoten-RNAwirderzeugt©NIH/NHGRI AmAnfangstehtdieKopie Denn jetzt können mit Hilfe von Enzymen genaue Kopien dieses Strangabschnitts entstehen, einfach indem sich an jedes freie Ärmchen wieder eine passende Base anlagert. Einziger Unterschied: Statt Thymin bindet sich an das Adenin die Base Uracil. Verbunden sind diese neu kombinierten Basen ebenfalls über einen Gerüststrang, diesmal aber der sogenannten Ribonukleinsäure (RNA).IstdieKopiefertig,trennenEnzymediesenStrangsamtseinen Basen von der DNA ab und es ist eine transportfähige Kopie dieses Erbgutabschnitts entstanden, die sogenannte Boten- oder Messenger-RNA (mRNA). Dieser Schritt des Kopierens und UmschreibenswirdalsTranskriptionbezeichnet. ÜbersetzunginEiweiß-Bausteine DochdasisterstderAnfang.JetzttransportiertdiemRNAdaskurze Stück kopierter Erbinformation aus dem Zellkern in das Zellplasma zudenRibosomen,den“Proteinfabriken”derZelle.Siebestehenaus zwei unterschiedlich großen Untereinheiten, zwischen die sich die mRNA einschiebt – wie ein Tonband am Tonkopf wandert die mRNA nun Stück für Stück an einer Art Ableseeinheit vorbei. Sie liest aus, welchedreiBasen–unddamitwelchesWortdesgenetischenCodes –jeweilsvorliegen. Gleichzeitig sammeln sich an den Ribosomen zahlreiche Bausteine für das zukünftige Protein: Aminosäuren, an die jeweils ein kurzes Stück RNA angekoppelt ist, das genau drei Basenbuchstaben umfasst.WieeinEtikettverrät Translation:DerBasencodewirdin Aminosäurenübersetzt©NIH/NHGRI dieser Code, welche AminosäureandieserTransport-RNA(tRNA)hängt.ImRibosomwird nun jeweils der zum Code der ausgelesenen mRNA passende Aminosäurebaustein angedockt und mit der im Code als nächstes folgenden Aminosäure verbunden. So entsteht nach und nach eine Kette aus miteinander verbundenen Aminosäuren – ein Polypeptid, das dann zur nächstgrößeren Einheit verkoppelt wird, dem Protein. ErstdurchdiesenProzessderÜbersetzungdesgenetischenCodesin eine Aminosäureabfolge, die sogenannte Translation, kann die DNA ihreFunktionerfüllen. LESENIMBUCHDESLEBENS D as Humangenom Projekt und seine Anfänge: Es ist der 26. Juni 2000. US-Präsident Bill Clinton hat zusammen mit seinem britischen Amtskollegen Tony Blair zu einer außerordentlichen Pressekonferenz ins Weiße Haus gebeten. Das Thema ist nichts weniger als der Stoff, der uns zu Menschen macht: unser Genom. Denn Clinton und nach ihm die Vertreter zweier konkurrierender Forschergruppen - eine staatlich, eine privat - verkünden nun offiziell die Entschlüsselung unseres Erbguts. ScheintBuchstabensalat,istaberderCodedesLebens©SXC EinMeilensteinfürdieMenschheit Sowohl die Wissenschaftler des internationalen Humangenomprojekts (HGP) als auch der Gentech-Pionier Craig Venter mit seiner Firma Celera haben eine erste Version vom “Buch des Lebens” dekodiert. Sein Text besteht aus gut drei Milliarden scheinbar willkürlich aneinander gereihten Buchstaben - endlosen Wiederholungen der Basen Adenin, Cytosin, Guanin und Thymin. Welche Worte diese Buchstaben aber formen und welche Sätze, wo sichwelcheFunktionseinheitendesErbgutsverbergen-alldasistzu diesemZeitpunktnochunklar.Dennochistdamiteinentscheidender Meilenstein der Genforschung erreicht. Entsprechend vollmundig sprichtClintoninseinerRedevoneiner“neuenÄradergenetischen Medizin”. Die Entzifferung des Genoms werde neue Wege eröffnen, Krankheitenvorzubeugen,siezudiagnostizierenundzuheilen.Zwar sei die vorliegende Sequenz erst der erste Schritt zur vollen Entschlüsselung des menschlichen Genoms. Aber mit Hilfe dieser ersten Erkenntnisse werde es zukünftig leichter sein, auch die Funktionen und damit den Inhalt des Codes lesen zu lernen. Die VerkündungderEntschlüsselungsorgtfüreinenormesMedienecho rundumdieWelt:ZeitungenzeigenaufihrenTitelseitenAusschnitte ausdemgenetischenBuchstabensalatundfeierndenMeilensteinals gewaltigenFortschrittderMenschheit. Aufregend, machbar… aber nicht 15 Jahre früher allerdings hatte das Ganze noch ganz anders ausgesehen. 1985 trommeltederBiologeRobert Sinsheimer ein paar auf dem Feld der Genetik erfahrene Kollegen auf dem Campus der University of California in Santa Cruz zusammen und machte ihnen einen IsolierungderErbsubstanzDNA©Harald Frater ungewöhnlichen Projektvorschlag: Warum nicht versuchen, das menschliche Genom zu sequenzieren? Die Reaktion war ebenso einmütig wie eindeutig: Mutig, aufregend - aber schlicht nicht machbar. Zu mühsam ist das Dekodieren selbst kleiner DNAAbschnittezudieserZeitnoch,zuunfassbargewaltigdieseAufgabe. DennochlässtdieIdeeeinenderbeteiligtenForscher,WalterGilbert von der Harvard University, nicht mehr los. Er hat gemeinsam mit einem Kollegen rund zehn Jahre früher als erster eine Methode entwickelt, um den genetischen Code auszulesen - wenn es ums Sequenzieren geht, kennt er sich aus. Wieder und wieder sprechen erundallmählichaucheinigeMitstreiterindenfolgendenJahrenmit Kollegen,mitVertreternderstaatlicherForschungseinrichtungenund Politikern. Doch vor allem die prospektiven Geldgeber bleiben skeptisch:Was,wennsichamEndeherausstellt,dassdasGanzeden gigantischen Aufwand nicht wert ist? Sollte man nicht vielleicht erst malmitdemErbguteineseinfachen,unkomplizierterenOrganismus anfangen,wiebeispielsweiseeinemBakterium? WETTLAUFUMSGENOM D ieEndphasedesHGP:VenterversusNIH Nach viel hin und her und politischen Manövern ist es dann endlich soweit: 1988 lassen sich die US National Institutes of Health (NIH) breitschlagen, ein Projekt zur EntschlüsselungdesmenschlichenErbgutszukoordinieren.AlsLeiter bestimmen sie keinen geringeren als James Watson, einen der beidenEntdeckerderDoppelhelix-StrukturderDNA. StreitumKrankheitsgene Doch der Anfang ist schleppend. Immer wieder brechen Streitigkeiten darüber LagedesdefektenGensbeiXSCID©NHGRI aus,obmannichtliebererstgezieltnach Krankheitsgenen suchen sollte, statt mühsam alles zu sequenzieren. Ein Genetiker am National Institute for Neurological Disorders and Stroke (NINDS) tut sich hier besonders hervor:CraigVenter.ErundseinKollegenhabeneineneueMethode entwickelt, mit der sie Genfragmente mit bisher unerreichter Geschwindigkeitaufspürenkönnen-allerdingsohnederenFunktion zu kennen. Dennoch sind die Leiter der NIH zunächst begeistert, denn einmal patentiert, könnten sich diese Gene zu barem Geld machen lassen, so hoffen sie. Watson wehrt sich und protestiert öffentlichgegenden“AusverkaufdesErbguts”.Dasbleibtnichtohne Folgen:ImApril1992verliertWatsonseinenPostenalsProjektleiter undwirdvonFrancisCollinsabgelöst. NurschleppendeFortschritte 1993ziehtCollinseineeherkläglicheBilanz:GehedieSequenzierung im bisherigen Tempo weiter, könne man nicht vor dem Jahr 2005 damit rechnen, fertig zu werden. Schuld daran sind einerseits nur langsame Fortschritte in der Automatisierung der Entschlüsselung und zu wenig Geld für die Entwicklung und den Kauf modernster Sequenzierer. Andererseits aber auch die Vorgabe, mit möglichst 99,99-prozentiger Genauigkeit zu arbeiten. Immerhin beteiligen sich inzwischen immer mehr Forschungseinrichtungen, auch anderer Länder, an dem Unterfangen. Wachgerüttelt werden die HGPForscher und Verantwortlichen dann 1995 - durch Craig Venter. Dieser, inzwischen bei einer privaten Firma tätig, veröffentlicht nun das erste Erbgut eines kompletten Organismus, der Mikrobe Haemophilus influenzae. Und hat, dank modernster Computertechnik, dafür nur ein Jahr gebraucht. Aber auch Collins und die HGP-Forscher kommen allmählich voran - wenngleich noch immerlangsameralsvielenliebist. SequenziergeräteamNIHimJahr2001©NIH/NHGRI KopfanKopf-Rennen 1998 dann folgt der nächste Venter-Coup: Vor einem Jahrestreffen vomGenforschernverkündetderForschervollmundig,erwerdeeine neueFirmagründenundmitihrinnurdreiJahrendasmenschliche Genom entschlüsseln - und zu einem Bruchteil des für das HGP veranschlagten Geldes. Helfen soll ihm dabei eine neu entwickelte, automatisierte Sequenziermaschine. Jetzt müssen Collins und seine Leutereagieren.SechsMonatespäterkündigensieihrerseitsan,nun eineverschärfteGangartvorlegenzuwollen.Schon2003statt2005 solldasgesamteGenomentziffertsein.UndbiszumFrühjahr2001 wollemanzudemeinerund90ProzentgenaueersteArbeitsversion desErbgutsveröffentlichen.DerWettlaufzwischenCraigVenterund seinerFirmaCelerawirdnunzueinemKopf-an-KopfRennen.Hinter den Kulissen allerdings wird bereits über eine gütliche Einigung verhandelt. Der Vorschlag seitens des HGP: Beide Projekte sollen ihre erste Version gleichzeitig auf einer gemeinsamen Pressekonferenz vorstellen und gleichzeitig publizieren. Dies geschiehtdannam26.Juli2000auch.Publiziertwirddannallerdings strengnachProjektengetrennt:DasHGPveröffentlichtimbritischen Magazin “Nature”, Venter und sein Team bei der US-Konkurrenz “Science”. Inzwischen kennen die Forscher weit mehr als nur die grobe Buchstabenfolge unseres Erbguts. Und längst existieren für vieleErbkrankheitenundgenetischbedingteErkrankungenGentests, die die Diagnose erleichtern - wie von Clinton 2000 prognostiziert. Eines aber sorgte für Rätselraten, je mehr Gene man identifizierte: Auf der gesamten rund drei Milliarden Basenpaare langen DNA des Menschen lagen nur rund 23.000 Gene - und dazwischen gab es langeBereiche,derenFunktionmannichtkannte. JUNK-DNA V om Schrott zum Steuerpult: Jedes Gen, bestehend aus einerbestimmtenAbfolgederBasenpaareCytosin,Adenin, Guanin und Thymin, enthält Informationen, um ein bestimmtes Protein zu produzieren. Es ist quasi die Bauanleitung für diese wichtigen Funktionsträger unseres Organismus. Schnell wurde aber klar, dass weite Bereiche unsers Erbguts eben keine offensichtlichen Bauanleitungen enthielten. Sie schienen aus unsinnigen, teilweise vielfach wiederholten, funktionslosen DNA-Abschnitten zu bestehen. Als „Junk-DNA“ Schrott-DNA - bezeichneten Wissenschaftler demzufolge diese Abschnitteauch. MillionenBasenpaare-undnurzweiProzentdavonkodierenProteine©NIH NurzweiProzentechteGene? Doch als sich Genforscher den Anteil der verschiedenen Teile unserer DNA genauer anschauten, wurden sie stutzig: Denn unser Erbgut besteht im Prinzip sogar aus fast nur “Junk”: 44 Prozent der DNAbestehtausWiederholungen-zahllosenKopienvonGenenund Genbruchstücken. Weitere gut 52 Prozent sind auf den ersten Blick völlig sinnlos, kodieren auf jeden Fall keine Proteine. Das aber bedeutet im Endeffekt: Nur zwei bis vier Prozent unserer DNA enthalten tatsächlich proteinkodierende Gene. Wozu aber dient der ganze Rest? “Wieso die Evolution abgesehen von diesen GensequenzenUnmengenannutzloserDNAerhaltenhat,warlange ein Mysterium”, erklärt Ewan Birney, der leitende Koordinator des EncyclopediaofDNAElementsProjekts(ENCODE).2004lieferteeine StudieimmerhineineersteAntwortaufdieseFrage.“DieWüstelebt” -unterdiesemTitelberichtetenUS-amerikanischeForschervoneiner erstaunlichenErkenntnis:Vielenicht-kodierendeAbschnittederDNA sind alles andere als untätig. Ganz im Gegenteil: Sie enthalten Sequenzen, die andere Gene an- oder abschalten können und dies übergroßeDistanzenhinweg. “Müll”alsRegulator? Damit könnte der vermeintliche“Müll”imErbgut sogar eine ziemlich entscheidende Rolle in der Regulation der Genaktivität spielen - und zumindest in Teilen erklären, warum selbst Organismen mit bis auf wenige Prozent identischen Labormaus:IhrErbgutistdemunsrigen Genen so grundlegend sehrähnlich©NCI verschieden sind wie Mensch und Maus oder Mensch und Affe. Und noch etwas entdeckten die Forscher des Lawrence Livermore National Laboratory (LLNL) und desGenomeInstitute(JGI):InderJunk-DNAgibtesAbschnitte,dieim Laufe der Evolution relativ stabil geblieben sind, und solche, die erheblichen Veränderungen durchgemacht haben. Die stabilen „Wüstenregionen“, die einer Umorganisation widerstehen und sich durch wiederholte Junk-DNA-Sequenzen schützen, enthalten eine große Anzahl von nicht-kodierenden regulatorischen Elementen. „Es gibt viele Hinweise darauf, dass stabile Genwüsten eine Art Schatztruhen multipler Genregulations-Elemente sind, die die komplexe Funktion der benachbarten Gene schützen“, erklärt Ivan Ovcharenko, Bioinformatiker am LLNL und Leiter der Studie. Die veränderlichen Genabschnitte hingegen, die etwa zwei Drittel der Genwüsten ausmachen und nahezu 20 Prozent des gesamten Genoms umfassen, „könnten tatsächlich ohne jede biologische Funktion sein und deuten so darauf hin, dass ein erheblicher Anteil des Erbguts nicht essenziell ist.“ So zumindest glaubte Ovcharenko nochimJahr2004. GIGANTISCHESSTEUERPULT D ie Junk-DNA kontrolliert unser Erbgut: 2011 aber brach das bisherige Bild einer in großen Teilen überflüssigen Junk-DNA dann endgültig in sich zusammen. Denn Forscher des internationalen ENCODE-Projekts entdecktenErstaunliches:InWirklichkeitbildetfastdiegesamteJunkDNAeingewaltigesSteuerpultfürunserErbgut:SieenthältMillionen molekularer Schalter, die unsere Gene nach Bedarf an- und abschalten können - und dies auch dort, wo zuvor nur instabile Wüstevermutetwurde. MillionenSchalterim“Müll” In einer umfangreichen Karte hielten die Forscher fest, wo welche Steuerelemente liegen und wie sie verteilt sind. Dabei zeigte sich, dass die Kontrollschalter oft unerwartet weit weg von dem Gen liegen, das sie steuern. Aufgrund der komplexen dreidimensionalen Form, mit der die DNA-Stränge aufgerollt und umeinander gewundensind,könnensiesichjedochtrotzdemnahekommenund ihre regulierende Wirkung ausüben. “Unser Genom ist ganz offensichtlich nur lebendig mithilfe von Schaltern: Millionen von Abschnitten, die bestimmen, ob Gene an- oder ausgeschaltet sind”, fasst Birney die aktuellsten Ergebnisse des ENCODE-Projekts zusammen. “Wir beginnen nicht nur zu verstehen, wo bestimmte Geneliegen,sondernauch,welcheSequenzendiesekontrollieren.” NeueGeneausderJunk-DNA Dass die Junk-DNA aber keineswegs nur regulierende Funktionen übernimmt,entdeckteeinedeutscheForschergruppevorkurzem.Sie fandenbeiMäuseneinGenaufChromosom10,dasneuauseinem zuvor funktionslosen DNA-Abschnitt entstanden sein musste. Mit HilfevonErbgutvergleichendatiertendieWissenschaftlerdieGeburt dieses neuen Gens auf eine Zeit vor rund 2,5 bis 3,5 Millionen Jahren.DurcheinezufälligeAbfolgevonMutationeninderJunk-DNA musste sich damals allmählich dieses Gen gebildet haben. „Unser neuentdecktesGenistdaseinzige,dassichinderMitteeineslangen nicht-kodierenden Chromosomenabschnitts befindet”, sagt Fabian StaubachvomMax-Planck-InstitutfürEvolutionsbiologieinPlön.“Der gleiche Abschnitt kommt auch in allen anderen uns bekannten Säugetier-Genomen vor. Aber nur bei Mäusen existiert dieses Gen.” Dass ein Gen theoretisch an einer bislang funktionslosen Stelle der DNA entstehen kann, hatten Forscher schon zuvor nicht ausgeschlossen, einen Beweis dafür gab es allerdings bisher nicht. Wie genau dieser Prozess vonstattengeht, konnten die Plöner Wissenschaftler ebenfalls feststellen: “Durch eine Reihe von SequenzanalysenkonntenwirkonkreteMutationenidentifizieren,die nurinderMausvorkommenunddiewirfürdiedenovo-Entstehung desGenesverantwortlichmachen”,sagtStaubach.Damitistklar:Die Zwischenräume zwischen den klassischen Genen sind alles andere als nutzlos. Sie sind stattdessen integraler und entscheidend wichtiger Teil unserer genetischen Ausstattung. Und auch in vielen Gentestsspielendiesenicht-kodierendenGenabschnitteheutelängst eineHauptrolle. MOLEKULAREKRIMINALISTIK E in DNA-Test klärt auf: Verbrecher aufgepasst! Kleinste Speichelreste an der Cola-Flasche und am Zigarettenfilter, einige Hautzellen unter den Fingernägeln oder Blutflecken an der Kleidung des Opfers - winzige Mengen davon reichen aus, um den Täter durch seinen genetischen Fingerabdruck zweifelsfreizuüberführen. ErgebniseinesDNA-Tests©NIH/NHGRI Verräterischer Ausgangspunkt sind in allen diesen Fällen Erbgutspuren, die dieser unwissentlich am Tatort hinterlassen hat. DenndiemeistenunsererKörperflüssigkeitenenthaltenauchZellen unseres Körpers - und mit ihnen auch unsere Erbinformation. Und wennwirmitderHandaneinerrauenOberflächeentlangschleifen odergekratztwerden,bleibenimmerauchHautzellenhängen-und auchdamitwiederunsereDNA.VerlierenwireinHaar,bleibtmitder HaarwurzelaucheinbisschenErbgutaufdemBodenliegen.Fürdie Ermittler sind diese Erbgutreste eine große Hilfe. Sie können ihnen verraten, ob beispielsweise ihr Verdächtiger auch wirklich der Täter war. Die Sache hat allerdings einen Haken: Für eine Analyse findet sich in den Tatortspuren viel zu wenig Erbmaterial. Denn um die entscheidendenDNA-Abschnittezuentschlüsseln,benötigtmaneine gewisse Mindestanzahl an Genmaterial. Lange Zeit war genau das der Grund, warum DNA-Analysen aus solchen Relikten unmöglich waren. Polymerase-KettenreaktionmachtDNA-Testserstmöglich Das aber änderte sich durch einen US-amerikanischen Chemiker, KaryB.Mullis.1983kameraufeineIdee,wiesichdiewenigenDNASpuren vermehren lassen könnten - und erfand eine der bis heute wichtigsten Methoden der Genetik und Biotechnologie: die Polymerase-Kettenreaktion(PCR). Das Prinzip ist denkbar einfach: Ein bis zu 3.000 Basenpaare langes DNAFragment wird zunächst auf 94bis96GradCelsiuserhitzt. Dadurch werden die Wasserstoffbrücken aufgespalten, die die Basen des Doppelstrangs VervielfältigungderDNAdurchPCR© Ygonaar/CC-by-sa3.0 zusammenhalten. Als Folge trennt sich die Doppelhelix in zwei Einzelstränge auf. Zur DNA-Lösung werden zusätzlich zwei sogenanntePrimergegeben.Sielagernsich-vorgegebendurchihre jeweiligeStruktur-anbestimmteStellenderDNA-Abschnitteanund dienenalsStartsignalfürdennächstenSchritt-dasKopieren.Dafür kommt ein ebenfalls hinzugesetztes, hitzestabiles Enzym, die Polymerase, ins Spiel. Bei einer Temperatur von 60 bis 70 Grad verknüpftsiefreiinderLösungherumschwimmendeDNA-Bausteine so, dass sie eine genaue Kopie der durch die Primer markierten Sequenz bilden. Damit liegt erneut ein Doppelstrang vor, die ursprüngliche Menge der Sequenzen hat sich verdoppelt. Nun geht das Ganze von vorne los: Die Doppelstränge werden aufs Neue voneinander getrennt und anschließend von der Polymerase mit neuen Hälften ergänzt. Durch die zigfach wiederholten Zyklen steigt die Anzahl der DNA-Fragmente exponentiell an. Ist die PCR durchgelaufen,istausdenwenigenReliktenvomTatorteineLösung mitmillionenfachenKopienderTäter-DNAgeworden. IndividuellesWiederholungsmuster Jetzt kann der eigentliche Test beginnen. Die Forscher vergleichen nunnichtdiegesamteSequenzdergefundenenDNA-daswäreviel zuaufwändigundzeitraubend.Stattdessenbetrachtensienurkurze Ausschnitte davon. Sie liegen in den nichtkodierenden Abschnitten des Erbguts und bestehen aus sich mehrfach wiederholenden Basenfolgen, den sogenannten “Short Tandem Repeats” (STR). Die STRsunterscheidensichinihrerAnzahlvonMenschzuMenschund sind damit ein individueller genetischer Fingerabdruck. Für den typischen DNA-Test im Kriminallabor werden in Deutschland acht STR-Systeme auf verschiedenen Chromosomen untersucht und zusätzlich ein geschlechtsunterscheidendes Merkmal. Das reicht immerhin aus, um eine zufällige Übereinstimmung des DNA-Profils weitgehend auszuschließen. Denn nach gängigen Schätzungen ist unser individuelles STR-Muster mit weniger einem unter einer Milliarde Menschen identisch. Die Ausnahme sind eineiige Zwillinge. Nach Vergleich des genetischen Fingerabdrucks vom Tatort und des Verdächtigen ist somit ziemlich klar, ob er dort Spuren hinterlassen hat oder nicht. Stimmen die Profile überein, kann er demnach der Tätergewesensein-seineeigeneDNAhatihnüberführt. VATERSCHAFTSTEST I st es ein “Kuckuckskind”?: Wer ist der Vater? Nicht immer ist dieseFrageaufAnhiebzubeantworten.DieMutteristleichtzu bestimmen,sieistschließlich-außerbeiLeihmüttern-diejenige, die das Kind auf die Welt bringt. Ihr Partner kann sich da weitaus weniger sicher sein. Was, wenn die Frau doch heimlich fremdgegangen ist? Oder wenn sie noch kurz vor ihrer Trennung vomPartnerschwangerwirdundihmdengemeinsamenNachwuchs schlicht verschweigt? Möglicherweise stellt sich dann die Frage nach der Vaterschaft erst Jahre später, wenn das Kind längst selbst erwachsenist. Auch bei solch ungeklärten Verwandtschaftsbeziehungen kann die DNA-Analyse helfen. Zahlreiche Labore weltweit bieten solche genbasiertenVaterschaftstestslängstauchüberdasInternetan.Das Prozedere für die Testwilligen ist dabei denkbar einfach: das Einschicken einer Speichelprobe, von ein paar Haaren mit Haarwurzel, dem mit Spucke bedeckten Babyschnuller oder einem gut durchkauten Kaugummi reicht. Im Labor wird dann aus diesen ProbenzunächstdieDNAisoliertundmittelsPCRvervielfältigt.Dann geht es zum eigentlichen Vergleichstest. Dafür werden ErbgutprobendesKindesund desVaters,bessernochauch der Mutter benötigt. Beim DNA-Test wird von diesen nicht das gesamte Erbgut, sondern nur die Basenabfolgevonrund15bis 20 Abschnitten verglichen. Auchhier,wiebeimDNA-Test der Rechtsmediziner, handelt es sich um Short Tandem Baby©IMSIMasterClips Repeats. Wie oft eine bestimmte Basenabfolge innerhalb eines solchen “STR-Markers” wiederholt wird, ist individuell unterschiedlich - wird aber von den Eltern auf die Kinder vererbt. An jedem Genort tragen sie zwei Varianten dieser Marker - einen von der Mutter und einen vom Vater. Die Wahrscheinlichkeit, dass zwei nicht verwandte Menschen das genau gleiche Muster von Wiederholungen an diesen Marken besitzen,liegtnachaktuellenSchätzungengeradeeinmalbeieinszu 100 Milliarden. Umgekehrt gilt eine Vater- oder Mutterschaft dann alsausgeschlossen,wennsichdasErbgutvonElternteilundKindsich andreiodermehrSTR-Markernunterscheidet. VONABISZ:KLEINESLEXIKONDERGENETIK A minosäuren Bausteine der Proteine. Es gibt 20 verschiedene Aminosäuren.IndenGenenistfestgeschrieben,inwelcher Abfolge die Aminosäuren zu einer Kette aneinandergehängtwerden,umeinProteinzubilden. Basen In der doppelsträngigen DNA sind die Basen Adenin (A) mit Thymin (T) und Cytosin (C) mit Guanin (G) nach dem Prinzip der komplementären Basenpaarung miteinander verbunden. In der einzelsträngigenRNAwirdThymindurchUracil(U)ersetzt. Chromosomen Träger der Erbinformation eines Lebewesens. Die Gesamtheit aller ChromosomendesMenschen,derChromosomensatz,beträgtinden Körperzellenzweimal23(46)Chromosomen. Codon Die Abfolge von drei Basen enthält die Information für eine Aminosäure. DNA Desoxyribonukleinsäure (engl. desoxyribonucleic acid), doppelsträngiges Molekül mit einem Rückgrat aus Zuckermolekülen (Desoxyribose) und Phosphatgruppen und einer linearen Abfolge von Basenpaaren. Die beiden Einzelstränge sind komplementär zueinander, verlaufen in antiparalleler Richtung und werden über Basenpaarezusammengehalten. DNA-Sequenz ReihenfolgederBausteineineinemDNA-Molekül. Dolly Berühmtes Klonschaf, das 1996 als erstes Säugetier aus einer einfachenKörperzelleeineserwachsenenSchafeshergestelltwurde. Gen Abschnitt auf der DNA, der die genetische Information zur Synthese eines oder mehrerer Proteine oder einer funktionellen RNA (z.B. tRNA) enthält. Bei Eukaryonten setzen sich Gene häufig aus codierenden Bereichen (Exons) und nicht codierende Einschüben (Introns)zusammen. Genetik Die Vererbungslehre genetischen Materials. Die klassische Genetik befasst sich mit der Vererbung von Merkmalen vor allem bei höheren Organismen. Die molekulare Genetik erforscht die grundlegenden Regeln der Vererbung auf molekularem Niveau. Die angewandteGenetikbeschäftigtsichmitderZüchtungwirtschaftlich besondersertragreicherNutzpflanzenund-Tiere. GenetischerCode Der genetische Code ist eine Art Verschlüsselung, in der die Information auf der DNA gespeichert ist. Er ist bei allen Lebewesen, egal ob Pflanze, Tier oder Mensch durch eine Abfolge von je drei Basencodiert. GenetischerFingerabdruck Charakteristisches Muster des Erbmaterials, das nach der Behandlung mit den so genannten Restriktionsenzymen und zusätzlichen Analyseverfahren entsteht und für jeden Menschen unterschiedlichist. Genom DieGesamtheitallerGeneeinesOrganismusnenntmanGenom. Humangenomeproject Internationales Projekt unter der Trägerschaft verschiedener staatlicher Institutionen, welche die systematische Erforschung der Struktur,FunktionundRegulationvonmenschlichenGenenzumZiel hat. Keimzelle Geschlechtszelle eines Organismus (Eizelle, Spermium) ausgestattet mitdem“einfachen”Chromosomensatzvon23Chromosomen(beim Menschen). Klonierung Erzeugung genetisch identischer Individuen durch Zellteilung oder Kerntransplantation. Mutation Jede Veränderung des Erbgutes (z.B. Austausch einer Base; Umstellung einzelner DNA-Abschnitte; Einfügung zusätzlicher Basen; Verlust von Basen oder ganzen DNA-Abschnitten). Mutationen kommen in der Natur ständig vor (z.B. ausgelöst durch UV-Strahlen, natürlicheRadioaktivität)undsinddieGrundlagederEvolution. Nukleinsäuren DNAund/oderRNA Nukleotide Der DNA-Grundbaustein besteht aus einer Phosphatgruppe, einem ZuckerundeinerBase. Nukleus Zellkern der eukaryotischen Zelle und Träger der genetischen Erbinformation. Peptide Verbindungen,dieauszweiodermehrerenAminosäurenaufgebaut sind. Die Aminosäuren können unterschiedlich oder identisch sein. Man unterscheidet entsprechend der Anzahl der Aminosäuren zwischen Dipeptiden (zwei Aminosäuren), Tripeptiden (drei Aminosäuren), Oligopeptiden (zwei bis neun oder zehn Aminosäuren), Polypeptiden (zehn bis 99 oder 100 Aminosäuren) und Makropeptiden (ab 100 oder mehr als 100 Aminosäuren = Proteine). Polypeptid Ein Polymer (eine Kette) aus zehn bis 100 Aminosäuren, die durch Peptidbindungenverknüpftsind. Polymerase Enzym, das entlang einer Polynukleotid-Matritze ProteinbiosynthesederDNAkatalysiert. die Polymerase-Kettenreaktion(PCR) Enzymatische Vermehrung von DNA, um aus wenig Probenmaterial in Stunden genügend Material für die genetische Analyse der Nukleinsäuresequenzen zu gewinnen. Kary Mullis hat die Vervielfältigungstechnik1985entwickelt. Proteinbiosynthese Zelluläre Synthese von Proteinen; umfasst Transkription und Translation.OrtderProteinbiosynthesesinddieRibosomen.Proteine Eiweiße, Eiweißstoffe. Proteine sind vorwiegend aus 20 verschiedenenAminosäurenaufgebaut.ZudenProteinenzählenu.a. Enzyme,HormonesowieAntikörper. Proteom Gesamtheit aller Proteine einer Zelle, eines Organs oder einer Gewebsflüssigkeit. Purinbasen ZudenPurinbasengehörenAdeninundGuanin. Pyrimidinbasen ZudenPyrimidinbasengehöreninderDNACytosinundThyminund inderRNAUracil. Restriktionsenzyme Enzyme, die auf der DNA eine bestimmte Buchstabenabfolge erkennenunddieDNAdortschneiden(“DNA-Schere”). Ribonukleinsäure(RNA) “Kleine Schwester” der DNA. An der Proteinbiosynthese beteiligte einzelsträngige Nukleinsäuremolekül, wobei die Base Uracil (U) Thyminersetzt. Ribosom Die “Eiweiß-Fabrik” der Zelle. Die Ribosomen lesen die Gen-Kopie durchundstellendasentsprechendeProteinher. Telomere DNA-Stücke, die an den Enden der Chromosomen sitzen und keine Erbinformation enthalten, verkürzen sich bei jeder Zellteilung. Eine normaleZelleverträgtunbeschadetrund2.000Zellteilungen. Transkription DasÜberschreibenderDNAeinesGensinBoten-RNA(mRNA). Translation ProzessindenRibosomen,beidemdieBasensequenzdermRNAin dieAminosäuresequenzdesProteinsübersetztwird. Virus Biologische Struktur, bestehend aus Proteinen und Nukleinsäuren. Befällt andere Zellen, vermehrt sich darin und wirkt darum oft krankheitserregend. Viren haben keinen eigenen Stoffwechsel und sindaufeinensogenanntenWirtsorganismusangewiesen. Zelle Kleinste vermehrungsfähige Einheit. In den höheren Organismen liegtdieDNAalsChromosomenimZellkernverpackt. 04|Impressum scinexx.de-DasWissensmagazin MMCDNEWMEDIAGmbH Elisabethstraße42 40217Düsseldorf Tel.0211-94217222 Fax03212-1262505 www.mmcd.de [email protected] Geschäftsführer:HaraldFrater,[email protected] Chefredakteurin:NadjaPodbregar,[email protected] Handelsregister: Düsseldorf,HRB56568;USt.-ID.:DE254927844; FinanzamtDüsseldorf-Mitte Konzeption/Programmierung YOUPUBLISHGmbH Werastrasse84 70190Stuttgart M:info(at)you-publish.com Geschäftsführer:AndreasDollmayer ©2016byKonradinMedienGmbH,Leinfelden-Echterdingen