PFLANZEN + SORTIMENTE Hottonia palustris U nterwasserpflanzen werden oft als unentbehrlich für die Filterung in Schwimmteichen bezeichnet. Doch darf nicht übersehen werden, dass sie auch zu Problemen führen können: in die Schwimmzone abdriftende Teile sind beim Baden hinderlich. Absterbende Partikel erhöhen die Verschlammungstendenz. Am ehesten ist der Einsatz von Unterwasserpflanzen in ausgelagerten Regenerationszonen sinnvoll. Die tatsächliche Wirkung submerser Pflanzen in der Wasserklärung ist durchaus umstritten. Die Minimierung von Nährstoffen durch direkten Entzug im Zuge des Aufbaus eigener Biomasse ist wohl eher marginal. Die wirklich wesentlichen Abbauvorgänge des gelösten Stickstoffs und Phosphats sind an mikrobielle Aktivität (Nitrifizierung-Denitrifizierung) beziehungsweise chemische Vorgänge (Phosphat-Ausfällung) gekoppelt. Dennoch gehen von untergetaucht lebenden Pflanzen erhebliche Beeinflussungen der Wasserchemie aus, vor allem, wenn hartes Wasser vorliegt. 14 Submerse Pflanzen für Schwimmteiche Ein Leben unter Wasser Wenn von Wasserpflanzen die Rede ist, geht es zumeist um Schwimmblattpflanzen und Stauden der Röhrichtzone. Dass sich im Schwimmteich ein Teil des pflanzlichen Lebens unter Wasser abspielt, zeigt Prof. Dr. Wolfram Kircher in seinem Beitrag. Dort ist nur wenig Kohlenstoffdioxid gelöst, dafür liegt ein hoher Gehalt an Hydrogencarbonationen (HCO3-) im Gleichgewicht mit diversen Kationen – vor allem Ca2+ und Mg2+ – vor. Viele Unterwasserpflanzen sind in der Lage, bei CO2Mangel dieses HCO3- in ihrer Photosynthese als Kohlenstoffquelle zu nutzen. Während des Assimilationsprozesses wird dann OH- freigesetzt, das zu erheblichem Anstieg des pHWerts führen kann. Zusammen mit Ca-Ionen kann diese Hydrogencarbonat-Assimilation auch zur Ausfällung von Kalk führen. Viele typische Hartwasserpflanzen, wie Myriophyllum spicatum, Elodea canadensis, viele Potamogeton-Arten, einige Armleuchteralgen und Wattealgen, erhalten dadurch graue, krustige Kalküberzüge. Drei Strategien Jürgel Schwoerbel unterscheidet in seinem 1999 erschienenen Buch „Einführung in die Gewässerlimnologie“ drei Typen von Unterwasserpflanzen bezüglich ihres Vermögens, HCO3- zu assimilieren: 1. Scenedesmus-Typ: eine Reihe von Grünalgen verwertet besonders HCO3- sehr effizient. So wurde bei der Alge Scenedesmus eine 25-mal höhere aus "Deutscher Gartenbau – DEGA" 24/ 2005 Aufnahme gemessen als von Kohlenstoffdioxid. Solche Algen finden besonders in hartem Wasser gute Entwicklungsbedingungen. 2. Elodea-Typ: Obwohl CO2 besser verwertet wird als HCO3- können Vertreter dieser Gruppe grundsätzlich beide Kohlenstoffquellen erschließen. Viele wichtige Unterwasserpflanzen sind hier zuzuordnen, wie etwa Elodea canadensis, Myriophyllum spicatum, Ceratophyllum demersum, Ranunculus- und PotamogetonArten, einige Armleuchter-Aalgen und Vertreter der Grünalgen-Gattungen Spirogyra und Cladophora. www.dega.de stehendem, wo durch Entzug von Ionen eine Verarmungszone um die Pflanzen ensteht. Bewegtes Wasser führt permanent neue Nährstoffe an die absorbierenden Oberflächen heran. In durchströmten Regenerationszonen herrschen daher für viele submerse Arten günstigere Wachstumsbedingungen als im meist ruhenden Wasser der Schwimmbereiche. Groenlandia densa Am Grund wurzelnde Unterwasserpflanzen Der Wasserschlauch, Utricularia vulgaris, bildet kleine Fangbläschen aus Myriophyllum spicatum 3. Fontinalis-Typ: Das Brunnenmoos Fontinalis antipyretica, sowie Hottonia palustris, Callitriche palustris und Myriophyllum alternifolium können nur freies CO2 verwerten. Dies erklärt, warum diese Arten in hartem Wasser nicht überlebensfähig sind. Eher im Regenerationsbereich Noch relativ neu sind Erkenntnisse über allelopathische Eigenschaften von Unterwasserpflanzen. Es handelt sich dabei um die Absonderung chemischer Verbindungen, zum Beispiel Polyphenole, die das Wachstum von Algen hemmen. Bei Chara, Stratiotes, Elodea, Ceratophyllum und Myriophyllum wurden derartige Effekte bekannt (zum Beispiel Planas et al., 1981; Gross, 1999; WiumAndersen, 1987). Die Wirkung erfolgt vor allem gegenüber planktonbildenden Algen, gegen Fadenalgen ist sie offensichtlich nicht so stark, als dass man hierdurch wirklich effizient eine Bekämpfung oder sichere Vorbeugung erreichen könnte. www.dega.de Für Fließgewässer typische Unterwasserpflanzen wie Ranunculus fluitans, Callitriche palustris oder Myriophyllum alternifolium gedeihen in stehendem Wasser oft schlecht. In fließendes Wasser mischt sich leichter Sauerstoff und Kohlenstoffdioxid ein, da durch Turbulenzen und Wellen an der Oberfläche ein intensiverer Austausch mit der Atmosphäre stattfindet. Weiterhin ist die Versorgung mit Nährstoffen in fließendem Wasser besser als in Bei der Pflanzung dieser Arten empfiehlt es sich, die Triebbasis etwas im Teichgrund zu verankern. Folgende Arten gehören zu dieser Gruppe: ➜ Elodea canadensis: Die Kanadische Wasserpest wird immer wieder als Unterwasserpflanze empfohlen. Durch ihr außerordentlich rasantes Wachstum ist sie ein sehr effizienter Sauerstofflieferant, doch entwickelt sie derart dichte Polster, dass sie selbst schwächere Arten von Seerosen verdrängen kann. Gegen ihre Verwendung spricht auch ihr Verhalten in der Natur als invasiver Neophyt. Sobald Elodea in Teichanlagen auftaucht, sollte sie umgehend entfernt werden; erst einmal etabliert, ist sie kaum mehr zu bändigen. ➜ Myriophyllum spicatum: Das Tausendblatt mit seinen haarartig feinen Fiederblättchen erscheint in der Regel spontan in Teichen mit hartem Wasser. Die unscheinbaren Blü- aus "Deutscher Gartenbau – DEGA" 24/ 2005 tenärchen stehen über dem Wasser. Dekorativer ist das quirlige Tausendblatt, M. verticillatum, das etwas kalkärmeres Wasser bevorzugt. ➜ Ranunculus circinatus: Während der echte WasserHahnenfuß, R. aquatilis, Schwimmblätter entwickelt, bleibt R. circinatus gänzlich untergetaucht. Wie alle WasserHahnenfuß-Arten ist er aber in der Regel nicht sehr beständig. ➜ Potamogeton-Arten: Laichkräuter sind – je nach Art – sehr spezifische Indikatoren für bestimmte Wasserqualitäten. Manche Arten wie P. crispus oder P. lucens fallen durch besonders attraktive Blattnervatur auf. Das starke Wachstum ist aber nicht zu unterschätzen. ➜ Groenlandia densa: Die den Potamogeton-Arten nahe stehende Pflanze entwickelt sehr dichte Bestände in mesotrophem Wasser. ➜ Chara- und Nitella-Arten: Armleuchter-Algen finden sich gelegentlich im Angebot der Wasserpflanzengärtnereien. Auf einen Kauf sollte man lieber verzichten, da selten genau die Wasserqualität im Teich vorliegt, die die erworbene Art wünscht. Bei klarem Wasser stellen sich die geeigneten Arten fast immer nach kurzer Zeit von selbst ein. Häufig genug entwickeln sie nach wenigen Jahren so große Bestände, dass regelmäßiges Abfischen empfehlenswert erscheint. ➜ Crassula recurva: Das südafrikanische Nadelkraut bildet 15 PFLANZEN + SORTIMENTE dichte Polster über und unter Wasser aus, allerdings frieren die emersen Partien regelmäßig im Winter zurück. Sehr hartes Wasser ist für das Gedeihen hinderlich. ➜ Hippuris vulgaris: Nur in sehr tiefem Wasser entwickelt der Tannwedel ausschließlich submerse Triebe, während er sonst eher als niedrige Röhrichtpflanze aufzufassen ist. Trotz des schachtelhalmartigen Aussehens handelt es sich um eine – wenn auch unscheinbar blühende – Samenpflanze. ➜ Eleocharis acicularis: Die Nadel-Simse wächst zu dichtem Unterwasserrasen heran. Am Ufer erscheint sie als Landform. ➜ Hottonia palustris: Die Wasserfeder gehört zu den begehrtesten Unterwasserpflanzen überhaupt. Leider gedeiht sie aber ausschließlich bei genug freiem Kohlenstoffdioxid, also in weichem Wasser. Leichter Schatten ist günstig. In flachem Wasser erreichen die gefiedertblättrigen Triebe die Oberfläche und kommen im Frühjahr zur Blüte – die bis über 30 cm hohen Etagendolden mit rosa Blütenglöckchen verraten die Verwandtschaft mit den Primeln. ➜ Callitriche palustris: Ebenfalls in weichem Wasser oder bei freiem Kohlenstoffdioxid können sich die Blattrosetten des Wassersterns entwickeln. Gern erscheinen sie bei leich- LITERATUR Planas, D., Sarhan, F., Dube, L., Goldmaire, H., u. Cadieux, C., 1981 : Ecological Signi-ficance of Phenolic Compounds of Myriophyllum spicatum. Verh. Int. Verein. Lim-nol. 21, S. 1492–1496. Gross, E.M.,1999: Allelopathy in Benthic and Lithoral areas. Inderijt Dakshini, K.M.M., Foy, C.L. (Eds.), Principles and Practices in Plant Ecology: Allelochemical Interactions. CRC Press, Boca Raton, FL. Schwoerbel, J., 1999: Einführung in die Limnologie. 8. Auflage, G. Fischer-Verlag, Stuttgart. Wium-Andersen, S., 1987: Allelopathy among aquatic plants. In: Arch. Hydrobiol. Beih. Ergebn. Limnol. 27, S. 167–172. 16 Nur bei genügend eutropher Wasserqualität erscheinen die Rosetten der Wasseraloe im Sommer über der Oberfläche und kommen zur Blüte Blütenstand von Utricularia vulgaris Groenlandia densa bedrängt die ZwergSeerose Nymphaea tetragona in einem sehr kleinen Teich ter Strömung (Bachläufe). Wertvoll sind sie besonders durch immergrüne dichte Polster. Frei schwimmende Unterwasserpflanzen Die weitgehend frei schwimmenden Arten werden einfach in das Wasser gesetzt; ein Verankern ist nicht notwendig. Den Winter verbringen sie in der Regel als Überdauerungsknospen oder -rosetten (Turionen oder Hibernakeln), die auf den Teichgrund absinken. ➜ Stratiotes aloides: Im Sommer sind die großen bromelienartigen Laubtrichter der Wasseraloe oder Krebsschere am Grund verwurzelt. Nur in nährstoffreichem Wasser durchstoßen sie die Wasseroberfläche und entwickeln ihre weißen Blüten. Im Herbst sterben die Wurzeln ab, die Rosetten überwintern am Teichgrund. Wenigstens 70 cm Wassertiefe sollten gewährleistet sein, damit dicke Eisschichten keine Blattschäden verursachen können. In nährstoffarmen Regenerationszonen werden sie daher in der Regel ganzjährig untergetaucht bleiben. ➜ Ceratophyllum submersum und C. demersum: Die beiden heimischen Hornblatt-Arten unterscheiden sich durch die Gabelung der Blätter, sind sich sonst aber sehr ähnlich. Als Sauerstoffspender stehen sie der wuchernden Wasserpest nur wenig nach, lassen sich aber wesentlich leichter im Bestand kontrollieren, da sie keinerlei Wurzeln entwickeln. ➜ Utricularia vulgaris: Der gemeine Wasserschlauch ist eine begehrte Fleisch fressende Pflanze. Die fadenförmigen, fein zerfiederten Blätter sind mit kleinen Fangbläschen besetzt, die kleine Wasserflöhe oder andere Bestandteile des Zooplankton erhaschen und verdauen können. Dabei erschließt sich die Pflanze eine zusätzliche Stickstoffquelle. Im Juli stehen löwenmaulartige, gelbe Blüten über der Wasseroberfläche. Utricularia gehört aus "Deutscher Gartenbau – DEGA" 24/ 2005 zu den auf freies CO2 angewiesenen Arten. ➜ Fontinalis antipyretica: auch das Quellmoos benötigt freies CO2 zur Assimilation, hat also in sehr hartem Wasser kaum Entwicklungschancen. Die bis zu 70 cm langen Triebe sind an der Basis etwas durch Rhizoide am Untergrund verhaftet. Etwas Wasserströmung und niedrige Temperaturen sind vorteilhaft für die Entwicklung. ➜ Riccia fluitans: Dieses Lebermoos entwickelt knapp unter der Wasseroberfläche treibende, kleine Kolonien, die grünen Watteflocken ähneln. Auch diese Art bevorzugt mäßig weiches Wasser. ➜ Lemna trisulca: Die untergetauchte Wasserlinse muss nicht künstlich eingesetzt werden. In mesotrophem Wasser mittlerer Härte wird sie spontan erscheinen. Oft wird sie eher als lästig empfunden. Text und Bilder: Prof. Dr. Wolfram Kircher, Hochschule Anhalt in Bernburg www.dega.de