Unterwasserpflanzen, DEGA 24/2005

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PFLANZEN + SORTIMENTE
Hottonia palustris
U
nterwasserpflanzen werden oft als unentbehrlich
für die Filterung in
Schwimmteichen bezeichnet.
Doch darf nicht übersehen werden, dass sie auch zu Problemen führen können: in die
Schwimmzone abdriftende Teile sind beim Baden hinderlich.
Absterbende Partikel erhöhen
die Verschlammungstendenz.
Am ehesten ist der Einsatz von
Unterwasserpflanzen in ausgelagerten Regenerationszonen
sinnvoll.
Die tatsächliche Wirkung
submerser Pflanzen in der Wasserklärung ist durchaus umstritten. Die Minimierung von
Nährstoffen durch direkten
Entzug im Zuge des Aufbaus eigener Biomasse ist wohl eher
marginal. Die wirklich wesentlichen Abbauvorgänge des gelösten Stickstoffs und Phosphats
sind an mikrobielle Aktivität
(Nitrifizierung-Denitrifizierung) beziehungsweise chemische Vorgänge (Phosphat-Ausfällung) gekoppelt.
Dennoch gehen von untergetaucht lebenden Pflanzen erhebliche Beeinflussungen der
Wasserchemie aus, vor allem,
wenn hartes Wasser vorliegt.
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Submerse Pflanzen für Schwimmteiche
Ein Leben unter Wasser
Wenn von Wasserpflanzen die Rede ist, geht es zumeist um
Schwimmblattpflanzen und Stauden der Röhrichtzone. Dass sich
im Schwimmteich ein Teil des pflanzlichen Lebens unter Wasser
abspielt, zeigt Prof. Dr. Wolfram Kircher in seinem Beitrag.
Dort ist nur wenig Kohlenstoffdioxid gelöst, dafür liegt ein
hoher Gehalt an Hydrogencarbonationen (HCO3-) im Gleichgewicht mit diversen Kationen
– vor allem Ca2+ und Mg2+ –
vor. Viele Unterwasserpflanzen
sind in der Lage, bei CO2Mangel dieses HCO3- in ihrer
Photosynthese als Kohlenstoffquelle zu nutzen. Während des
Assimilationsprozesses wird
dann OH- freigesetzt, das zu erheblichem Anstieg des pHWerts führen kann. Zusammen
mit Ca-Ionen kann diese Hydrogencarbonat-Assimilation
auch zur Ausfällung von Kalk
führen. Viele typische Hartwasserpflanzen, wie Myriophyllum
spicatum, Elodea canadensis,
viele Potamogeton-Arten, einige Armleuchteralgen und Wattealgen, erhalten dadurch
graue, krustige Kalküberzüge.
Drei Strategien
Jürgel Schwoerbel unterscheidet in seinem 1999 erschienenen Buch „Einführung in die
Gewässerlimnologie“ drei Typen von Unterwasserpflanzen
bezüglich ihres Vermögens,
HCO3- zu assimilieren:
1. Scenedesmus-Typ: eine Reihe von Grünalgen verwertet
besonders HCO3- sehr effizient.
So wurde bei der Alge Scenedesmus eine 25-mal höhere
aus "Deutscher Gartenbau – DEGA" 24/ 2005
Aufnahme gemessen als von
Kohlenstoffdioxid. Solche Algen finden besonders in hartem
Wasser gute Entwicklungsbedingungen.
2. Elodea-Typ: Obwohl CO2
besser verwertet wird als
HCO3- können Vertreter dieser
Gruppe grundsätzlich beide
Kohlenstoffquellen erschließen. Viele wichtige Unterwasserpflanzen sind hier zuzuordnen, wie etwa Elodea canadensis, Myriophyllum spicatum,
Ceratophyllum demersum, Ranunculus- und PotamogetonArten, einige Armleuchter-Aalgen und Vertreter der Grünalgen-Gattungen Spirogyra und
Cladophora.
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stehendem, wo durch Entzug
von Ionen eine Verarmungszone um die Pflanzen ensteht. Bewegtes Wasser führt permanent
neue Nährstoffe an die absorbierenden Oberflächen heran.
In durchströmten Regenerationszonen herrschen daher für
viele submerse Arten günstigere Wachstumsbedingungen als
im meist ruhenden Wasser der
Schwimmbereiche.
Groenlandia densa
Am Grund wurzelnde
Unterwasserpflanzen
Der Wasserschlauch, Utricularia vulgaris, bildet
kleine Fangbläschen aus
Myriophyllum spicatum
3. Fontinalis-Typ: Das Brunnenmoos Fontinalis antipyretica, sowie Hottonia palustris,
Callitriche palustris und Myriophyllum alternifolium können
nur freies CO2 verwerten. Dies
erklärt, warum diese Arten in
hartem Wasser nicht überlebensfähig sind.
Eher im
Regenerationsbereich
Noch relativ neu sind Erkenntnisse über allelopathische Eigenschaften von Unterwasserpflanzen. Es handelt sich dabei
um die Absonderung chemischer Verbindungen, zum Beispiel Polyphenole, die das
Wachstum von Algen hemmen.
Bei Chara, Stratiotes, Elodea,
Ceratophyllum und Myriophyllum wurden derartige Effekte
bekannt (zum Beispiel Planas et
al., 1981; Gross, 1999; WiumAndersen, 1987). Die Wirkung
erfolgt vor allem gegenüber
planktonbildenden Algen, gegen Fadenalgen ist sie offensichtlich nicht so stark, als dass
man hierdurch wirklich effizient eine Bekämpfung oder sichere Vorbeugung erreichen
könnte.
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Für Fließgewässer typische
Unterwasserpflanzen wie Ranunculus fluitans, Callitriche
palustris oder Myriophyllum alternifolium gedeihen in stehendem Wasser oft schlecht. In
fließendes Wasser mischt sich
leichter Sauerstoff und Kohlenstoffdioxid ein, da durch Turbulenzen und Wellen an der
Oberfläche ein intensiverer
Austausch mit der Atmosphäre
stattfindet. Weiterhin ist die
Versorgung mit Nährstoffen in
fließendem Wasser besser als in
Bei der Pflanzung dieser Arten
empfiehlt es sich, die Triebbasis etwas im Teichgrund zu
verankern. Folgende Arten
gehören zu dieser Gruppe:
➜ Elodea canadensis: Die Kanadische Wasserpest wird immer wieder als Unterwasserpflanze empfohlen. Durch ihr
außerordentlich
rasantes
Wachstum ist sie ein sehr effizienter
Sauerstofflieferant,
doch entwickelt sie derart dichte Polster, dass sie selbst
schwächere Arten von Seerosen verdrängen kann. Gegen
ihre Verwendung spricht auch
ihr Verhalten in der Natur als
invasiver Neophyt. Sobald Elodea in Teichanlagen auftaucht,
sollte sie umgehend entfernt
werden; erst einmal etabliert,
ist sie kaum mehr zu bändigen.
➜ Myriophyllum
spicatum:
Das Tausendblatt mit seinen
haarartig feinen Fiederblättchen erscheint in der Regel
spontan in Teichen mit hartem
Wasser. Die unscheinbaren Blü-
aus "Deutscher Gartenbau – DEGA" 24/ 2005
tenärchen stehen über dem
Wasser. Dekorativer ist das
quirlige Tausendblatt, M. verticillatum, das etwas kalkärmeres
Wasser bevorzugt.
➜ Ranunculus
circinatus:
Während der echte WasserHahnenfuß,
R.
aquatilis,
Schwimmblätter entwickelt,
bleibt R. circinatus gänzlich untergetaucht. Wie alle WasserHahnenfuß-Arten ist er aber in
der Regel nicht sehr beständig.
➜ Potamogeton-Arten: Laichkräuter sind – je nach Art –
sehr spezifische Indikatoren für
bestimmte Wasserqualitäten.
Manche Arten wie P. crispus
oder P. lucens fallen durch besonders attraktive Blattnervatur
auf. Das starke Wachstum ist
aber nicht zu unterschätzen.
➜ Groenlandia densa: Die den
Potamogeton-Arten nahe stehende Pflanze entwickelt sehr
dichte Bestände in mesotrophem Wasser.
➜ Chara- und Nitella-Arten:
Armleuchter-Algen finden sich
gelegentlich im Angebot der
Wasserpflanzengärtnereien.
Auf einen Kauf sollte man lieber verzichten, da selten genau
die Wasserqualität im Teich
vorliegt, die die erworbene Art
wünscht. Bei klarem Wasser
stellen sich die geeigneten Arten fast immer nach kurzer Zeit
von selbst ein. Häufig genug
entwickeln sie nach wenigen
Jahren so große Bestände, dass
regelmäßiges Abfischen empfehlenswert erscheint.
➜ Crassula recurva: Das südafrikanische Nadelkraut bildet
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dichte Polster über und unter
Wasser aus, allerdings frieren
die emersen Partien regelmäßig
im Winter zurück. Sehr hartes
Wasser ist für das Gedeihen
hinderlich.
➜ Hippuris vulgaris: Nur in
sehr tiefem Wasser entwickelt
der Tannwedel ausschließlich
submerse Triebe, während er
sonst eher als niedrige Röhrichtpflanze aufzufassen ist.
Trotz des schachtelhalmartigen
Aussehens handelt es sich um
eine – wenn auch unscheinbar
blühende – Samenpflanze.
➜ Eleocharis acicularis: Die
Nadel-Simse wächst zu dichtem
Unterwasserrasen heran. Am
Ufer erscheint sie als Landform.
➜ Hottonia palustris: Die Wasserfeder gehört zu den begehrtesten Unterwasserpflanzen
überhaupt. Leider gedeiht sie
aber ausschließlich bei genug
freiem Kohlenstoffdioxid, also
in weichem Wasser. Leichter
Schatten ist günstig. In flachem
Wasser erreichen die gefiedertblättrigen Triebe die Oberfläche und kommen im Frühjahr zur Blüte – die bis über
30 cm hohen Etagendolden mit
rosa Blütenglöckchen verraten
die Verwandtschaft mit den
Primeln.
➜ Callitriche palustris: Ebenfalls in weichem Wasser oder
bei freiem Kohlenstoffdioxid
können sich die Blattrosetten
des Wassersterns entwickeln.
Gern erscheinen sie bei leich-
LITERATUR
Planas, D., Sarhan, F., Dube, L., Goldmaire, H., u. Cadieux, C., 1981 : Ecological Signi-ficance of Phenolic Compounds of Myriophyllum spicatum. Verh.
Int. Verein. Lim-nol. 21, S. 1492–1496.
Gross, E.M.,1999: Allelopathy in
Benthic and Lithoral areas. Inderijt Dakshini, K.M.M., Foy, C.L. (Eds.), Principles
and Practices in Plant Ecology: Allelochemical Interactions. CRC Press, Boca
Raton, FL.
Schwoerbel, J., 1999: Einführung in die
Limnologie. 8. Auflage, G. Fischer-Verlag,
Stuttgart.
Wium-Andersen, S., 1987: Allelopathy
among aquatic plants. In: Arch. Hydrobiol. Beih. Ergebn. Limnol. 27, S. 167–172.
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Nur bei genügend eutropher Wasserqualität erscheinen die Rosetten der Wasseraloe im Sommer
über der Oberfläche und kommen zur Blüte
Blütenstand
von Utricularia
vulgaris
Groenlandia densa
bedrängt die ZwergSeerose Nymphaea
tetragona in einem
sehr kleinen Teich
ter Strömung (Bachläufe). Wertvoll sind sie besonders durch
immergrüne dichte Polster.
Frei schwimmende
Unterwasserpflanzen
Die weitgehend frei schwimmenden Arten werden einfach
in das Wasser gesetzt; ein Verankern ist nicht notwendig.
Den Winter verbringen sie in
der Regel als Überdauerungsknospen oder -rosetten (Turionen oder Hibernakeln), die auf
den Teichgrund absinken.
➜ Stratiotes aloides: Im Sommer sind die großen bromelienartigen Laubtrichter der
Wasseraloe oder Krebsschere
am Grund verwurzelt. Nur in
nährstoffreichem
Wasser
durchstoßen sie die Wasseroberfläche und entwickeln ihre
weißen Blüten. Im Herbst sterben die Wurzeln ab, die Rosetten überwintern am Teichgrund. Wenigstens 70 cm Wassertiefe sollten gewährleistet
sein, damit dicke Eisschichten
keine Blattschäden verursachen
können. In nährstoffarmen Regenerationszonen werden sie
daher in der Regel ganzjährig
untergetaucht bleiben.
➜ Ceratophyllum submersum
und C. demersum: Die beiden
heimischen Hornblatt-Arten
unterscheiden sich durch die
Gabelung der Blätter, sind sich
sonst aber sehr ähnlich. Als
Sauerstoffspender stehen sie
der wuchernden Wasserpest
nur wenig nach, lassen sich
aber wesentlich leichter im Bestand kontrollieren, da sie keinerlei Wurzeln entwickeln.
➜ Utricularia vulgaris: Der gemeine Wasserschlauch ist eine
begehrte Fleisch fressende
Pflanze. Die fadenförmigen,
fein zerfiederten Blätter sind
mit kleinen Fangbläschen besetzt, die kleine Wasserflöhe
oder andere Bestandteile des
Zooplankton erhaschen und
verdauen können. Dabei erschließt sich die Pflanze eine
zusätzliche Stickstoffquelle. Im
Juli stehen löwenmaulartige,
gelbe Blüten über der Wasseroberfläche. Utricularia gehört
aus "Deutscher Gartenbau – DEGA" 24/ 2005
zu den auf freies CO2 angewiesenen Arten.
➜ Fontinalis antipyretica: auch
das Quellmoos benötigt freies
CO2 zur Assimilation, hat also
in sehr hartem Wasser kaum
Entwicklungschancen. Die bis
zu 70 cm langen Triebe sind an
der Basis etwas durch Rhizoide
am Untergrund verhaftet. Etwas Wasserströmung und niedrige Temperaturen sind vorteilhaft für die Entwicklung.
➜ Riccia fluitans: Dieses Lebermoos entwickelt knapp unter der Wasseroberfläche treibende, kleine Kolonien, die
grünen Watteflocken ähneln.
Auch diese Art bevorzugt mäßig weiches Wasser.
➜ Lemna trisulca: Die untergetauchte Wasserlinse muss
nicht künstlich eingesetzt werden. In mesotrophem Wasser
mittlerer Härte wird sie spontan erscheinen. Oft wird sie
eher als lästig empfunden.
Text und Bilder:
Prof. Dr. Wolfram Kircher,
Hochschule Anhalt in Bernburg
www.dega.de
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