| 150 | 2.3 Pflanzengesellschaften in der Stadt

Werbung
Ökosysteme
A
A
B
1 Pflasterritzen-Pflanzengesellschaft.
A Pflanzen siedeln in Ritzen; B Breitwegerich
2.3 Pflanzengesellschaften in der Stadt
Dichter Verkehr, belastete Luft, extreme Erwärmung und Trockenheit, versiegelte und verdichtete Böden, rascher Wasserabfluss und dichte Verbauung … all dies lässt vermuten, dass die Stadt ein artenarmer Lebensraum ist.
So ist es überraschend, dass in der Stadt über 400 Pflanzenarten vorkommen – viel mehr als im angrenzenden Umland.
Ökologische Nischen in der Stadt
Die Stadt bietet auf kleinstem Raum sehr unterschiedliche Bedingungen.
Lebewesen, die sich auf diese Umweltbedingungen spezialisieren, besetzen
ökologische Nischen. Ein Beispiel dafür sind die Pflanzen der Pflasterritzen
und des Straßenrandes. Auf dem Pflaster fließt Wasser rasch ab, es erwärmt sich schnell, Fußgänger und Fahrräder gehen und fahren darüber.
Pflanzen, die hier vorkommen, haben sich darauf spezialisiert. Um Trockenheit zu ertragen, besitzen sie kleine Blätter, die wenig Wasser verdunsten
lassen. Einige Pflanzen wurzeln tief, um Wasser und Mineralsalze aus größerer Tiefe zu holen. Der Breitwegerich ist ein Beispiel für eine trittfeste
Pflanze. Er liegt eng dem Boden an, die Blattadern sind elastisch und fest
A
B
| 150 |
2 Straßenrand-Pflanzengesellschaft.
A Artenvielfalt am Gehsteigrand; B Weißer Steinklee
und er kann sich rasch regenerieren. Die Pflanzen in den Pflasterritzen bilden die PflasterritzenPflanzengesellschaft.
Einen Meter weiter am Straßenrand
ändert sich der Pflanzenbewuchs
rasch. Der Boden ist hier aufgeschüttet, sandig-verfestigt und mineralstoffreich. Diese Stellen sind
meist stark besonnt. Hier ist zum
Beispiel der Steinklee zu finden. Er
gehört zur Straßenrand-Pflanzengesellschaft.
Schattenseite
Mauerpfeffer
Streifenfarn
Moos
Efeu
Brennnessel
Gänsefuß
3 Pflanzen an einer Mauer
Mauer-Pflanzengesellschaften
finden sich auf alten, verwitterten
Mauern, wie etwa Stadtmauern in
alten Städten. Dort finden sich unterschiedliche ökologische Nischen
auf kleinstem Raum. Der Boden vor
der Mauer ist meist mineralstoffreich und feucht. Hier findet man
Brennnesseln und Giersch.
Trocken-heiß und mineralstoffarm
ist dagegen der obere Mauerabschluss, die Mauerkrone. An diese ungünstigen Lebensbedingungen ist z. B. der Mauerpfeffer angepasst. In seinen dickfleischigen
Blättern kann er Wasser speichern.
Ökosysteme
In den Fugen der sonnenbeschienenen Seite der Mauer siedeln das
Zimbelkraut und die Mauerraute.
Die feucht-kühle Schat­tenseite bevorzugen der Braune Streifenfarn,
Efeu und Moosarten.
Zu den pflanzenarmen Standorten
der Stadt gehört das Schotterbett
von Gleisanlagen. Wassermangel,
Humusarmut und Hitze wirken sich
hier aus. Meist kommen nur wenige
Pflanzenarten vor. Zu diesen Pflanzengesellschaften des Bahndamms
gehört z. B. der Beifuß.
Sonnenseite
Steinbrech
Zimbelkraut
Mauerraute
Giersch
A
4 Pflanzengesellschaft des Bahndamms.
A Artenarmer Standort; B Gemeiner Beifuß
Steppen, auf Felsen, in Wäldern, an Seen oder auf Wiesen vorkommen.
Dazu zählen viele Baum­arten der Parks, z. B. die Rosskastanie.
Pflasterritzen, Steinmauern, Bahndämme, Brachflächen sind unterschiedliche Kleinbiotope in der Stadt. Sie ermöglichen die große Artenvielfalt. Um
diese zu erhalten ist es notwendig, die Biotope zu schützen. Gefährdet werden diese durch Asphaltflächen statt Pflasterungen, Betonmauern statt
Steinmauern, Einsatz von Unkrautvernichtungsmitteln auf Bahndämmen,
Versiegeln von Brachflächen.
Kleinlebensräume der Stadt sind durch Trockenheit oder Nässe, Mineral­
stoffmangel oder -reichtum, Hitze oder Kälte gekennzeichnet. Dies bietet
zahlreichen Pflanzenarten mit unterschiedlichen Ansprüchen Ansiedlungs­
möglichkeiten. Sie besetzen jeweilige ökologische Nischen.
1 W
Viele Pflanzenarten findet man auf
brachliegenden Industrieflächen. Der
Boden ist hier mineralstoffreich und
kann Regenwasser halten. Zunächst
besiedeln Pflanzen wie das Weiden­
röschen und verschiedene Gräser­
arten die Flächen.
Nach einigen Jahrten wachsen
Holzgewächse wie Weiden und Birken. Die Unterschiede in Bebauung, Kleinklima, Boden und Bewässerung haben eine vielgestaltige Pflanzenwelt in der Stadt hervorgebracht. Oft haben sich Pflanzen verbreitet oder wurden angebaut, die sonst nur in Wüsten, in
B
Betrachte die Abbildung 3. Nenne vier unterschiedliche Bereiche einer Mauer.
Zähle die jeweiligen Standortbedingungen und Pflanzen auf, die dort wachsen.
5 Weidenröschen
| 151 |
Herunterladen