3.2 Korrosion zementgebundener Baustoffe • Lösender Angriff Lösender Angriff auf Beton u. a. zementgebundene Baustoffe durch Säuren kalklösende Kohlensäure austauschfähige Salze weiches Wasser Fette und Öle Oberflächliche Umwandlung und Abtrag von schwerlöslichen in leichtlösliche Verbindungen Betonaggressivität von Wässern nach DIN 4030 Parameter Angriff schwach stark sehr stark Art 6, 5 - 5,5 5, 5 - 4,5 < 4,5 L CO2 in mg/L 15 - 30 30 - 60 > 60 L NH4+ in mg/L 15 - 30 30 - 60 > 60 L Mg2+ in mg/L 100 - 300 300 - 1500 > 1500 L, T SO42- in mg/L 200 - 600 600 - 3000 > 3000 T pH-Wert L = lösender Angriff T = treibender Angriff Angriff durch Säuren Starke Säuren (H2SO4, HNO3, HCl) lösen alle Hydratationsprodukte des Zementsteins auf 3 CaO ⋅ 2 SiO2 ⋅ 3 H2O + 6 HCl CSH-Phase, schwer löslich 3 CaCl2 + 2 SiO2 + 6 H2O leicht löslich in sauren Abwässern Bildung aus H2S durch Schwefelsäurebakterien in Abwasserrohren H2S + 2 O2 2 H+ + SO42in der Luft aus SO2, NOx durch nitrifizierende Bakterien aus NH3, NH4+ oder (NH2)2CO NH3 + 2 O2 H+ + NO3- + H2O nitrifizierende Bakterien bis in 15 cm Tiefe des Sandsteins Auflösung des CaCO3 Biogene Schwefelsäurekorrosion (BSK) Anaerober Bereich - SOB1), Sulfatreduktion in Gegenwart org. Stoffe Org. Stoffe + SO42- 2- S + CO2 + H2O Aerober Bereich - SRB2), H2S-Oxidation in Gegenwart von Luftsauerstoff H2S + 2 O2 2 H+ + SO42- H2SO4 Wasserwechselzone Luft H2S SO42-, R-SH c(O2) < 0,1 mg/L HS- Sielhaut bewirkt lösenden (0,5 - 10 mm/a) und treibenden Angriff 1) schwefeloxidierende Bakterien 2) sulfatreduzierende Bakterien Sinkstoffe Grubenwässer in Erz- und Braunkohlegebieten Aus den Grundgesteinen Pyrit und Markasit wird durch Verwitterung und mikrobielle Umsätze Säure freigesetzt. Die Seen weisen vielfach pH-Werte zwischen 2,3 und 3,5 auf! FeS2 + 3½ O2 + H2O 2 Fe2+ + ½ O2 + 5 H2O Fe2+ + 2 H+ + 2 SO422 Fe(OH)3 + 4 H+ Schwache Säuren (Huminsäuren, Milchsäure, Fruchtsäure, Kohlensäure) greifen nur reine Calciumverbindungen an, z. B. CaCO3 und Ca(OH)2 in Böden (Huminsäuren in Humus, Torf, Braunkohle) HS –H + M+ HS–M + H+ in Moorwässern Molkereien, Lebensmittelindustrie 1 2 5 7 Saurer Regen neutral pH-Wert 6 Milch Reines Wasser Blut 8 9 10 11 basisch Ammoniakwasser Kalkartiger Boden Wiesenboden Flachmoorboden Mischwaldboden Sumpfwiesenboden Backpulver Bodenreaktion und pH-Werte verschiedener mitteleuropäischer Böden1) 4 Sauberer Regen Hochmoorboden Tomatensaft sauer 3 Essig Enslinn, Krahn, Skupin, 2000 1) Magensaft 12 pH-wert des Bodenwassers pH-Wert-Veränderung im Bodenwasser bei fortgesetztem Eintrag von Säure (Bliefert, 2002) Carbonat-Pufferbereich: 8 H+ CO32- HCO3- ( H+ CO2) 6 Tonminerale (T) im Austauscher-Pufferbereich: T–O-M+ + H+ 4 T–O-H+ + M+ M+ = Na+, K+, Ca2+, Mg2+ Al-Pufferbereich: [Al6(OH)15]3+ + 15 H+ + 21 H2O 6 [ Al(H2O)6]3+ 2 Fe-Pufferbereich: FeOOH + 3 H+ + 4 H2O [ Fe(H2O)6]3+ gesamte Säure im Boden Säurefeste Fußböden Fußbodenbeschichtung, Stoffauswahl entsprechend Beanspruchung Epoxidharz Vinylesterharz keramische Platten, Problem Fugenmörtel Furanharzkitte Keine Verwendung von zementhaltigem Fugenmörtel Mörtel auf Basis Kaliwasserglas als Bindemittel (Füllstoff Quarz, Steinkohlenflugasche, enthält amorphes SiO2 u. a. Oxide) K2[SiO3] ⋅ aq + CO2 [SiO2] ⋅ aq + K2CO3 Reinigung mit Heißwasser und Industriereiniger (pH-Wert beachten!) Empfindlichkeit gegen Reinigungsmittel und Alkalien! Angriff von kalklösender Kohlensäure1) Gefügelockerung und Zerstörung durch CaCO3-Entzug 1) Henning, Knöfel, 2002 Angriff von überschüssiger, freier Kohlensäure Kalk - Kohlensäure – Gleichgewicht CO2(aq) + H2O + CaCO3(s) Ca2+ + 2 HCO3- Gesamtkohlensäure gebundene Kohlensäure freie Kohlensäure CO32-, HCO3- CO2, H2CO3 zugehörige freie, stabi- überschüssige freie lisierende Kohlensäure Kohlensäure Je höher die Wasserhärte, um so mehr zugehörige, freie (stabilisierende) Kohlensäure ist erforderlich, um das Hydrogencarbonat in Lösung zu halten. In hartem Wasser wirkt erst ein höherer Gehalt an freier Kohlensäure schädigend als in weichem Wasser. Zusammenhang zwischen überschüssiger und stabilisierender Kohlensäure1) Kalk - Kohlensäure – Gleichgewicht CO2(aq) + H2O + CaCO3(s) Ca2+ + 2 HCO3- 1) Henning, Knöfel, 2002 Verhinderung der Schutzschichtbildung Ausbildung von Kalk-Rost-Schutzschichten (FeCO3, Fe2O3, CaCO3) nur in sauerstoffhaltigen, nicht zu weichen, fließenden Wässern (Wasserleitungsrohren). Austauschfähige Salze Mg2+, NH4+ Ca2+ 2 NH4Cl + CaCO3 (NH4)2CO3 + CaCl2 löslich Fette und Öle Fett + Ca(OH)2 löslich Ca-Seife + Glycerin H2C O(O)C R1 H2C OH HC O(O)C R2 HC OH H2C O(O)C R3 H2C OH Verseifung von Fetten 2 H2C O(O)C R1 HC O(O)C R2 + H2C O(O)C R3 H2C 3 Ca(OH)2 HC H2C OH OH + 3 Ca(OOC—Rn)2 OH Ca-Seife • Treibender Angriff Prinzip der Rissbildung durch schädliche Treiberscheinungen: Eindringen von Stoffen in erhärteten Beton Chemische Reaktion mit vorliegenden festen Ausgangsstoffen (Mineralphasen) Volumen der Neubildung > Volumen der Ausgangsstoffes Entstehende Spannungen > Festigkeit des Betons Wichtige Treibreaktionen gelöste Sulfate + CAH Sulfattreiben Wasser + CaO Kalktreiben Wasser + MgO Magnesiatreiben Wasser + Alkalien des Zementes Opal, Flint, Grauwacke Alkalitreiben (AKR) Sulfattreiben1) 3 CaO ⋅ Al2O3 + 3 (CaSO4 ⋅ 2 H2O) + 26 H2O 3 CaO ⋅ Al2O3 ⋅ 3 CaSO4 ⋅ 32 H2O sekundärer Ettringit 1) nach Henning, Knöfel, 2002 Kalk- und Magnesiatreiben1) CaO + H2O Ca(OH)2 MgO + H2O Mg(OH)2 1) nach Henning, Knöfel, 2002 Alkalitreiben1) (Alkali-Kieselsäure-Reaktion, AKR) 1) H2O nach Henning, Knöfel, 2002 Alkaliempfindlicher Zuschlag Einsatz von NA-Zement CEM I mit ≤ 0,6 % Na2O-Äquivalent, CEM III mit höherem Na2O Äquivalent, fein aufgemahlen H2O H2[SiO3]n + 2 NaOH Na2[SiO3]n + 2 H2O Alkaliempfindliche Zuschläge enthalten amorphe Kieselsäure Flinte, Opalsandstein, präkambrische Grauwacke, gebrochener Quarzporphyr Auch Alkalisalze können zum Alkalitreiben führen, da sie sich mit Ca(OH)2 zu Alkalihydroxiden umsetzen, z. B.: Na2SO4 + Ca(OH)2 2 NaOH + CaSO4 DAfStb-Richtlinie "Vorbeugende Maßnahmen gegen schädigende Alkalireaktion im Beton" Alkali-Richtlinie Umwelteinflüsse Feuchtigkeitsklassen (Angriffsgrad) Feuchtigkeitsklasse Abkürzung Beispiele trocken WO Innenbauteile Hochbau, Bauteile ohne Einwirkung von Niederschlag, Oberflächenwasser, Bodenfeuchte, keine ständige Einwirkung einer rel. LF > 80 % feucht WF Ungeschützte Außenbauteile Innenbauteile, auf die Luft einer rel. LF > 80 % einwirkt Bauteile mit häufiger Taupunktunterschreitung, massige Bauteile, deren kleinstes Maß > 0,50 m ist feucht + Alkalizufuhr von außen WA Bauteile mit Meerwassereinwirkung Bauteile mit Tausalzeinwirkung ohne zusätzl. hohe dynam. Beanspruchung Bauteile (Industrie, Landwirtsch.) mit Alkalisalzeinwirkung feucht + Alkalizufuhr von außen + starke dynam. Beanspruchung WS Bauteile unter Tausalzeinwirkung mit zusätzlicher hoher dynam. Beanspruchung (z. B. Betonfahrbahnen) Gesteinskörnung Klasse E I-O E II-O Alkaliempfindlichkeitsklassen Gesteinskörnungen Opalsandstein (einschließlich Kieselkreide) E III-O E I-OF E II-OF E III-S unbedenklich bedingt brauchbar bedenklich Opalsandstein (einschließlich Kieselkreide) und Flint E III-OF E I-S Einstufung hinsichtlich AKR unbedenklich bedingt brauchbar bedenklich gebrochene Grauwacke, gebrochener Quarzporphyr, gebrochener Oberrheinkies u. a. Körnungen unbedenklich bedenklich Vorbeugende Maßnahmen Beton mit z ≤ 330 kg/m3 Alkaliempfindlichkeitsklasse Feuchtigkeitsklasse WO WF WA E I-O keine keine keine E II-O keine keine NA-Zement E III-O keine NA-Zement WS Zemente mit begrenztem Alkaligehalt Austausch der Gesteinskörnung Austausch der Austausch der Gesteinskörnung Gesteinskörnung Beton mit z ≥ 330 kg/m3 Alkaliempfindlichkeitsklasse Feuchtigkeitsklasse WO WF WA E I-OF keine keine keine E II-OF keine NA-Zement NA-Zement E III-OF keine NA-Zement WS Zemente mit begrenztem Alkaligehalt Austausch der Gesteinskörnung Austausch der Austausch der Gesteinskörnung Gesteinskörnung Alkalireaktionen mit dolomithaltigem Zuschlag CaMg(CO3)2 + 2 NaOH CaCO3 + Na2CO3 + Mg(OH)2