Mathematik und ihre Didaktik W. Neidhardt WS 05/06 Vorlesung Denken in Strukturen I - WS 2005/2006 • Mind-Mapping-Diagramm: Grundlegende Beweisprinzipien (Bew) - Elementare Zahlentheorie und Algorithmen (ElZT) - Aufbau des Zahlsystems (ZS) - Denken in Strukturen (DiS) - Aussagenlogik (Log) - Graphentheorie und Topologie (GuT) - Ausgewählte mathematische Themen (MaT) - Diskrete Mathematik (DM) DiS: | • Die Zahlenmengen IN, ZZ, Q und IR • Sind IN und ZZ gleichmächtig? Bijektive Zuordnungen. • Naive Mengendefinition nach Cantor • Mengen und ihre Elemente • Kartesisches Produkt von Mengen • Eigenarbeit: Mächtigkeit, Gleichheit, Teilmengen, Durchschnitts- und Vereinigungsmengen, mengentheoretische Differenz: [RS], S. 3 - 13 • DiS: - Wiederholung von Begriffen und Symbolen aus der Mengenlehre - Bew: Grundlegende Beweisprinzipien und -verfahren - Aufbau der Mathematik aus Axiomen, Definitionen und Sätzen - Tertium non datur - Direkter Beweis - mit Beispiel - Beweis durch Kontraposition - mit Beispiel - Widerspruchsbeweis • Bew: Grundlegende Beweisprinzipien und -verfahren • Widerspruchsbeweis - zwei Beispiele • DM: Das Schubfachprinzip – Definition und Beispiele – Die Socken des Prof. Mathemix – Gleiche Zahl von Bekannten: In jeder Gruppe von mindestens 2 Personen gibt es zwei, die die gleiche Anzahl von Bekannten innerhalb dieser Gruppe haben. – Größere Bekanntschaftskreise: Unter je 6 Personen gibt es stets drei, die sich paarweise kennen, oder drei, die sich paarweise nicht kennen (→ Eigenarbeit) • DM: Das Schubfachprinzip - Beispiele, Verallgemeinerungen – Entfernte Punkte im Quadrat - Welche Diagonalenlänge hat ein Quadrat der Seitenlänge a? Satz 1: Unter je 5 Punkten in einem Quadrat der Seitenlänge 2 gibt es √ 2, die den Abstand ≤ 2 haben. – Differenzen von Zahlen - Teilbarkeit in ZZ Satz 2: Unter je 6 verschiedenen natürlichen Zahlen gibt es stets 2, deren Differenz durch 5 teilbar ist. - Kategorien: 5 Restklassen bei Teilung einer Zahl durch 5 – Verallgemeinertes Schubfachprinzip: Seien m Objekte in n Kategorien eingeteilt. Gilt m > r · n, dann enthält eine Kategorie mindestens r + 1 Objekte. Beweis: → Eigenarbeit – Unendliches Schubfachprinzip: Teilt man eine unendliche Menge in endlich viele Kategorien ein, so gibt es mindestens eine Kategorie mit unendlich vielen Elementen. Beweis: → Eigenarbeit • DM: Färbungsmethoden → Eigenarbeit: [BZ]: S. 11 - 25 – Überdeckungen eines Schachbretts mit Dominosteinen: (a) Normales 8x8-Schachbrett → Lösung möglich (b) ”Verstümmeltes” Schachbrett → keine Lösung möglich (c) ”Doppelt verstümmeltes” Schachbrett → keine Lösung möglich – Verallgemeinerte mxn Schachbretter: Satz 1: Wenn m oder n ein Vielfaches von a ist, dann kann man ein mxn-Schachbrett lückenlos mit ax1-Dominosteinen überdecken. Satz 1 und Umkehrung von Satz 1 mit Beweis. Auch: → Eigenarbeit (Nacharbeit) Satz 3: Ein mxn-Schachbrett sei lückenlos durch eine Mischung aus 1x4und 2x2-Steinen überdeckt. Nach Tauschen eines 1x4- mit einem 2x2Stein ist eine Überdeckung unmöglich. Beweis: Ein 1x4-Stein überdeckt alle Farben, ein 2x2-Stein nicht.→ Eigenarbeit (Nacharbeit) • DM: Färbungsmethoden → Eigenarbeit: [BZ]: S. 11 - 25 – Monochromatische Rechtecke: Satz 1: Hat ein beliebig s/w-gefärbtes Schachbrett die Ausmaße 3x7 oder größer, so gibt es immer ein monochromatisches Rechteck. Beweis durch Testen aller möglichen Kombinationen gefärbter 3x1-Streifen. – Gitterpunkte in der Ebene: Satz 2: Die Gitterpunkte der Ebene seien mit 2 Farben gefärbt. Dann gibt es ein Rechteck, dessen Ecken alle die gleiche Farbe haben. Beweis: Mit Taubenschlagprinzip → Eigenarbeit: – Alle Punkte der Ebene: Satz 3: Alle Punkte der Ebene seien mit 2 Farben gefärbt. Dann gibt es ein gleichseitiges Dreieck, dessen Ecken alle die gleiche Farbe haben. Beweis: Mit Hilfe eines regulären 6-Ecks. Betrachtung von kongruenten Rauten im 6-Eck. Satz 4: Die Punkte der Ebene seien mit 3 Farben gefärbt. Dann gibt es 2 Punkte vom Abstand 1, die gleiche Farbe haben. Beweis: Mit Hilfe von zwei aneinanderhängenden gleichseitigen Dreiecken → Eigenarbeit: • Bew: Prinzip vom kleinsten Element Satz 1: Jede nicht leere, endliche Teilmenge von IN besitzt ein kleinstes Element. Beweis: → Eigenarbeit: [RS] Exkurs: Algorithmus - Was ist ein Algorithmus? - Algorithmus umgangssprachlich - Flussdiagramm - Programm - Beispiel für ein Flussdiagramm: Die ersten n geraden Zahlen Flussdiagramm zu Beweis von Satz 1: → Eigenarbeit: Übung Satz 2 (Prinzip vom kleinsten Element): Jede nicht leere Teilmenge von IN besitzt ein kleinstes Element. Beweis: → Eigenarbeit: [RS] Satz √ 3: 2 ist irrational. Beweis durch Widerspruch und mit Hilfe des Prinzips vom kleinsten Element. Satz 4 (Prinzip vom Maximum und Minimum): Jede nicht leere, endliche Teilmenge von IR besitzt ein größtes (und kleinstes) Element. Beweis: Analog zu Satz 1. • Bew: Das Beweisprinzip der vollständigen Induktion Unvollständige Induktion in den Naturwissenschaften am Beispiel Ohmsches Gesetz • Bew: Prinzip vom kleinsten Element Wiederholung √ √ √ und Vertiefung von Satz 3: 2 / 7 / a (a keine Quadratzahl) ist irrational. Beweis durch Widerspruch und mit Hilfe des Prinzips vom kleinsten Element. • Bew: Das Beweisprinzip der vollständigen Induktion Unvollständige Induktion in der Mathematik an Beispielen: Teiler von 120 Kreissehnengebiete Beweisprinzip der vollständigen Induktion: - Induktionsbasis - Induktionsschluss Beispiel: Für alle n ∈ IN gilt: Die Summe der ersten n ungeraden Zahlen ist immer gleich n2 . • Bew: Das Beweisprinzip der vollständigen Induktion Axiomensystem von Peano für natürliche Zahlen Speziell: Axiom 5: Das Induktionsaxiom Beispiele: 1) Für alle n ∈ IN gilt: Die Summe der ersten n ungeraden Zahlen ist immer gleich n2 . Beweisschritt n → n + 1 auf 2 Arten. 2) n X 1 1 < (2i − 1)(2i + 1) 2 i=1 Der Beweis scheitert beim Induktionsschluss. Satz: Für alle n ∈ IN gilt: Mathematische Experimente führen auf folgenden Hilfssatz: n 1 X 1 1 Für alle n ∈ IN gilt: − = 2 i=1 (2i − 1)(2i + 1) 2 · (2n + 1) Nach dessen Beweis (durch vollständige Induktion) ist auch der ursprüngliche Satz 2) bewiesen. • Bew: Das Beweisprinzip der vollständigen Induktion Satz: Für alle n ∈ {1, 5, 6, 7, 8, . . .} gilt: 2n > n2 Beweis durch vollständige Induktion. Dabei: Abschätzung von 2n2 = n2 + n2 > n2 + 2n + 1 für n > 3 • MaT: Folgen und Reihen - arithmetische Folge - arithmetische Reihe - arithmetisches Mittel - geometrische Folge - geometrische Reihe - geometrisches Mittel Fibonacci-Zahlen: Kaninchenvermehrung aus dem Buch Liber abaci von Leonardo von Pisa: (1) Im Monat 1 gibt es ein (neugeborenes) Kaninchenpaar (2) Jedes Kaninchenpaar wird im Alter von 2 Monaten gebärfähig (3) Jedes Kaninchenpaar bringt von da an jeden Monat ein neues Paar zur Welt (4) Die Kaninchen leben ewig und haben keine Raumprobleme Stammbaum der Kaninchen Rekursionsformel: fn+1 = fn + fn−1 Flächenrätsel: Warum sind das Reckteck (Seitenlängen a = 21 , b = 8) und das Quadrat (Seitenlänge c = 13) nicht flächengleich, obwohl sie scheinbar aus kongruenten Teilfächen bestehen. Zum Flächenrätsel: Die Simpson-Identität: fn−1 · fn+1 − fn2 = (−1)n • Log: Aussagenlogik - Aussage Aussageform Grundmenge, Lösungsmenge, allgemeingültig, teilgültig, unerfüllbar All- und Existenzquantor • MaT: Folgen und Reihen - Formel von Binet - Verallgemeinerte Fibonacci-Folgen - Wie kam Binet zu seiner Formel? - 2 Fibonacci-Folgen, die zugleich geometrische Folgen sind: √ an = a · ( 1+2 5 )n−1 √ bn = b · ( 1−2 5 )n−1 • MaT: Folgen und Reihen: Wie kam Binet zu seiner Formel? - 2 Fibonacci-Folgen, die zugleich geometrische Folgen sind: √ an = a · ( 1+2 5 )n−1 √ bn = b · ( 1−2 5 )n−1 durch Lösen der quadratischen Gleichung q 2 − q − 1 = 0. - Die Summe zweier (verallgemeinerter) Fibonacci-Folgen ist wieder eine FibonacciFolge. - Zwei Bedingungsgleichungen, die auf die Binet-Formel führen: (I) 1 = a + b √ √ 1+ 5 1− 5 (II) 1 = a · +b· 2 2 • Log: Aussagenlogik - Negation - Konjunktion • Log: LdL - Aussagenlogik - Disjunktion: auch Tautologie. - Implikationsverknüpfung: logische und inhaltliche Implikation mit Beispielen. • ZS/DiS: Unendliche Mengen - Hilberts Hotel → Eigenarbeit • Log: LdL - Aussagenlogik - Bijunktion: - Äquivalenz: logische und inhaltliche Äquivalenz mit Beispielen. • ZS/DiS: Unendliche Mengen - Bijektive Abbildung von Mengen - Wie kann man IN auf eine echte Teilmenge von IN abbilden?