46 11. Chemische Kinetik 11.1. Ziel und Gegenstand Aufklärung der Zeitabhängigkeit chemischer Reaktionen. Ziel ist die Ermittlung des Reaktionsmechanismus (Unterteilung einer Gesamtreaktion in Elementarschritte). -Messung der Reaktionsgeschwindigkeit (Konzentrationsänderung pro Zeiteinheit) -Bestimmung der Temperaturabhängigkeit der Reaktionsgeschwindigkeiten. Beziehung zwischen Thermodynamik und Kinetik: In der Gleichgewichtsthermodynamik wird die Zeit nicht betrachtet! Die freie molare Reaktionsenthalpie RG gibt die Richtung an, in die eine Reaktion freiwillig verlaufen kann. Wenn eine Reaktion exergon ist, dann bedeutet dies nicht, dass diese Reaktion auch tatsächlich abläuft. Die Reaktionsprodukte sind zwar thermodynamisch stabiler als die Ausgangsprodukte, die Reaktion kann jedoch kinetisch gehemmt sein, vgl. z.B. Knallgasreaktion. Die Reaktivität (Reaktionsgeschwindigkeit) wird durch eine freie Aktivierungsenthalpie bestimmt. 11.2. Definitionen und Begriffe Die Reaktionsgeschwindigkeit r : AA BB ... CC DD ... r 1 d[A] A dt 1 d[B] B dt ... C r d[C] dt 1 dC ; (i A,B,C,...) i dt D d[D] dt Ausgangsstoffe (Edukte) verschwinden, Endstoffe (Produkte) werden gebildet. Die Reaktionsgeschwindigkeit hängt im allgemeinen von der Temperatur und von den Konzentrationen der beteiligten Spezies ab: r k(T) f([A],[B],[C],[D],...) Reaktionsmechanismus: Folge von Elementarreaktionen, die die Reaktionspartner eingehen um Produkte zu bilden. Bei einer Elementarreaktion sind Edukt und Produkt durch ein einziges Potentialmaximum getrennt. Die Mehrheit chemischer Reaktionen sind komplizierte Folgereaktionen. Häufig existiert unter den Teilreaktionen eine relativ langsam ablaufende, diese heißt geschwindigkeitsbestimmende Reaktion (Steuerschritt). Reaktionsordnung: formale Größe im Geschwindigkeitsgesetz Allgemeinem Zeitgesetz: Gesamtreaktionsordnung: n A B ... M i r k[A] A[B] B[C] C ... i r k[A][B][C] ... n ... Häufig findet man A C , B C usw.; ,, sind die Ordnungen bezüglich der jeweiligen Reaktanden. Die Werte sind oft nicht ganzzahlig, ^Hinweis auf komplizierten Mechanismus. Molekularität: Anzahl der im Elementarschritt miteinander reagierenden Teilchen (Moleküle). 47 Ordnung und Molekularität können sich unterscheiden. Sie stimmen überein für Elementarreaktionen. Monomolekulare Reaktionen: z. B. Zerfallsreaktionen (radioaktiver Zerfall). Bimolekulare Reaktionen: sehr häufig. Trimolekulare Reaktionen: extrem selten da Dreierstoß sehr unwahrscheinlich. Pseudoordnung: Konzentration eines Reaktionspartners bleibt konstant und kann mit der Geschwindigkeitskonstante zusammengefasst werden (Erniedrigung der Ordnung!). Beispiele für komplexe Reaktionen (Typeneinteilung) : a) Reversible Reaktionen k1 A k -1 k2 A + B B k 21 oder k2 A C B k1 b) Parallelreaktionen C+D k -2 A + B C k3 k 22 D D c) Einfache Folgereaktionen k1 A R e a k tio n e n A + B R e a k tio n e n A + B k2 B .... C m i t v o r g e la g e r t e m k 1 k -1 G le i c h g e w i c h t k 2 A B m i t n a c h g e la g e r t e m k 2 d) Kettenreaktionen C + P G le i c h g e w i c h t k 3 D P k -3 o h n e V e rzw e ig u n g S ta rtr e a k ti o n K e t t e n f o r t p f la n z u n g A 2 2 A A + B C D C K e tte n a b b r u c h + D E + A + A 2 B + A + D A 2 A + A m it V e rz w e ig u n g n X X n S ta r tr e a k ti o n X X X X X X X 48 Das Zeitgesetz ( Geschwindigkeitsgleichung) beschreibt die Abhängigkeit der Reaktionsgeschwindigkeit von den Konzentrationen der Reaktanden als Funktion der Zeit. Es kann bei Annahme eines bestimmten Mechanismus immer aufgestellt werden, muß aber experimentell überprüft werden. Zeitgesetze sind stets Differenzialgleichungen (oder Systeme von Differenzialgleichungen), die nur in einfachen Fällen durch Integration lösbar sind. Lösungsweg: Trennung der variablen Konzentration und Zeit, Integration in den Grenzen von t=0 bis zur Zeit t bzw. Anfangskonzentration bis zur Zeit t. 11.3. Halbwertszeiten, einfacheZeitgesetze Die Halbwertszeit t1/2 ist die Zeit, in der die Hälfte der Ausgangskonzentration eines Edukts C0,i umgesetzt wird. Sie hängt charakteristisch von der Reaktionsordnung ab und ist nur bei Reaktionen erster Ordnung unabhängig von der Anfangskonzentration. Bei anderen Ordnungen hängt sie von den Anfangskonzentrationen ab (folglich auch der Zeit oder dem Umsatz). Die Geschwindigkeit von Reaktionen nullter Ordnung (n=0) hängt (scheinbar!) von keiner Konzentration ab. Ursache kann ein vorgelagerter schneller Prozeß sein, der die eigentlichen Reaktanten für die geschwindigkeitsbestimmende Reaktion in ihre Konzentration zeitlich konstant hält. Weitere Möglichkeiten:Die Geschwindigkeit wird durch einen äußeren Fluß bestimmt, offenes Reaktionsgefäß mit zeitlich konstanter Zugabe von Reaktanten, Photoreaktionen in bestimmten Fällen; Absorption von Gasen in Lösungen, Reaktion von Gasen an Festkörperoberflächen (Transportphänomene). dCA r k0 ; dt CA k0 ; dC kodt ; P A P CA,0 k A 1 Reaktionen 1. Ordnung: dC A dt CA k1CA ; dC A P CA CA k1 dt ; P CA dCA P C2 A CA o dt k1t 2.303 2k0 C A CA,0 k0t ; CA CA k1t ; C A CA e dCB dt t k2 dt ^ P 0 k1t 0 0 logCA ; t1/2 0 ln2 k1 k A B 2 Produkt(e) ; 2A Reaktionen 2. Ordnung: dC A ln 0 0 C0 Produkt(e) t logC A r t1/2 k2C A Cb ; 1 dC A 2 k2CA 2 dt 1 1 k2t ; CA CA 0 k2 Produkt(e) t1/2 1 k2 C A 0 49 Zusammenfassung: Ordnung Zeitgesetz 0. Ordnung AP d[A] k0 dt 1.Ordnung d[A] k1[A] dt 2. Ordnung 2A P (A2) AB P n. Ordnung 1 d[A] k2[A]2 2 dt d[A] k2[A][B] dt 1 d[A] k2[A]n A dt Integrierte Form Halbwertszeit [A] [A]0 k0t [A] [A]0e k1t 2k0 1 2n11 [A]n1 [A]0n1 (n1)knt t 1 ln2 k1 1 2k2[A]0 1 Ct 1 [A]0 1 1 2k2t [A] [A]0 Größenart C 1t 1 n1 (n1)kn[A]0 (n1) C n1t 1 50 11.4. Größenordnung von Reaktionsgeschwindigkeiten Reaktionsgeschwindigkeiten umfassen Zeitbereiche von Femtosekunden bis zu geologischen Zeiträumen. Die Meßmethode muß stets der zu untersuchenden Geschwindigkeit angepaßt sein! Grobübersicht: Festkörperreaktionen, Molekülreaktionen: 102 s bis Jahre; Redoxreaktionen, Ionenreaktionen, Radikalische Reaktionen: 10-9 bis 10-2 s; Radikal-Rekombinationen, Neutralisationsreaktion, schnellste unimolekulare Reaktionen: 10-13 bis 10-10 s; (schneller sind Molekülschwingungen.) Beispiele: Reaktion k1 [s-1] k2 [dm3 mol-1 s-1] N2O5 NO2 + NO3 3 × 10-5 298 K Rohzuckerinversion 2 × 10-4 303 K; 0.5 M HCl Bedingung H2 + I2 2 HI 2 × 10-2 1010 Jahre 700 K 300 K Verseifung von Essigsäureethylester 4 × 10-2 283 K; 0.025 M NaOH Radikal-MolekülReaktionen . . . 102 In Lösung RadikalKombinationen . . . 109 H + + OH - H2O 1.5 × 1011 298 K Meßtechniken: Methode Klassische statische Verfahren Stömungsmethoden Relaxationsmethoden Blitzlichtphotolyse Sroßrohrverfahren NMR Ultrakurzzeitspektroskopie 10-12 10-8 10-6 10-4 100 | | | | | 104 | 10 8 [s] | 51 Diffusionskontrollierte Reaktionen Bimolekulare Reaktionen, deren Geschwindigkeit durch die Andiffusions der Reaktionspartner bestimmt ist. kdiff 8RT ; 3000 typisch: kdiff 1010 lmol 1s 1 11.5. Temperaturabhängigkeit der Reaktionsgeschwindigkeit Die Geschwindigkeit chemischer Elementarreaktionen ist stark von der Temperatur abhängig. Faustregel nach van`t Hoff: Eine Temperaturerhöhung um 10°C verursacht eine Steigerung der Geschwindigkeit um den Faktor 2-4. Diese Regel gilt für Elementarreaktionen unabhängig davon, ob diese exotherm oder endotherm verlaufen. Sie gilt im allgemeinen nicht, wenn Folgereaktionen vorliegen, deren Teilschritte vergleichbar schnell ablaufen, insbesondere dann nicht, wenn vor- oder nachgelagerte Gleichgewichtsreaktionen vorliegen. Dann ist es möglich, dass zumindest in begrenzten Temperaturbereichen, die Gesamt-Reaktionsgeschwindigkeit auch mit steigender Temperatur abnimmt. 11.5.1 Die Arrhenius- Gleichung wurde empirisch gefunden. Der Aktivierungsprozeß ist stets endotherm (Ea<0). Die Aktivierungsenergie muß den Molekülen zugeführt werden, um sie in einen reaktionsfähigen Zustand zu versetzen. Der präexpotentielle Faktor A (empirischer Faktor) ist (in dieser einfachen Näherung) Temperatur unabhängig, er hängt von der Geometrie (Struktur) der Reaktanten, dem Lösungsmittel (bei Reaktionen in Lösungen) ab. Die Reaktionsgeschwindigkeit und die Geschwindigkeitskonstante nehmen zu, wenn T ansteigt, Ea abnimmt und A ansteigt. ln k k Ae Ea RT ; lnk lnA Ea RT Anstieg : E a /R Ea 1 logk logA 2.303 R T 1/T 11.5.2. Ansatz aus der Stoßtheorie (Kollisionstheorie) Wenn Moleküle miteinander reagieren sollen dann müssen sie zusammenstoßen. Reaktion tritt jedoch nur bei solchen Zusammenstößen ein, bei denen die Reaktionspartner eine Mindestenergie besitzen (Aktivierungsenergie). Diese „reaktive Stoßzahl“ 52 ZC Ze Ea RT (Z: Gesamtstoßzahl). Unter Berücksichtigung eines sterischen Faktors P (Die Teilchen müssen auch in einer “passenden” Lage zusammenstoßen, damit sie reagieren können.) Ergibt sich eine dem Arrheniusansatz analoge Beziehung für k: k PZe Ea RT 11.5.3. Theorie des aktivierten Komplexes Grundidee: Die Reaktion verläuft über ein Zustand max. freier Enthalpie (Energie). Dieser äußerst instabile und extrem kurzlebige aktivierte Komplex zerfällt entweder in die Ausgangsstoffe oder reagiert zu den Produkten weiter. Der aktivierte Prozeß wird als im Gleichgewicht mit dem Reaktanten betrachtet und mit den Mitteln der Gleichgewichtsthermodynamik behandelt. RG C() G RG ¸C RH ¸C TRS ¸C RTlnK C RG C() Ausg. k kBT h e RG ¸C RT kBT h e RH 0C RS 0C RT e Endp. R Reaktionskoordinate Vergleich mit Arrhenius-Gleichung: A kBT h RS ¸C e R ; e RH ¸C RT e Ea RT 11.5.4. Reaktionsdiagramme, Reaktionskontrolle Reaktionsdiagramme stellen die Abhängigkeit der Reaktionsenergie/-Enthalpie oder alternativ der freien Aktivierungsenthalpie als Funktion des Reaktionsweges (Reaktionskoordinate) dar. Aus ihnen kann die Temperaturabhängigkeit der Reaktionsgeschwindigkeit qualitativ abgelesen werden, ebenso der geschwindigkeitsbestimmende Elementarprozeß dar r proportional k ist, wird der langsamste Prozeß bei gegebener Temperatur durch die höchste Aktivierungsenergie bestimmt. (Meistens! Man beachte auch den präexponentiellen Faktor!) 53 Beispiele für Reaktionsdiagramme elementarer Reaktionen: thermodynamisch: exotherm, endotherm, exergon, endergon E E Z H Z H Ea Ea A RH E RH A Reaktionsweg G Reaktionsweg G A Z R G =| Z RG E E R G =| RG A Reaktionsweg E Reaktionsweg Reaktionsdiagramme komplizierterer Reaktionen: Reversible Reaktion: Dissoziation schwacher und starker Säuren HA, z.B. Essigsäure, HCl k2 A B : C D k2 k2 G aA aH O 3 aHA aH O 2 HA H2O : A H3O k2 Ka =| G- 2 A - +H 3 O + eq logKa pK a =| G2 AH + H 2 O RG ¸ RTlnK a Reaktionsweg G Ka > 1 pK a < 0 Ka < 1 pK a > 0 k2 > k2 k2 > k2 =| G- 2 AH + H 2 O =| G- 2 A - +H 3 O + Reaktionsweg Ursache für die endergonische Natur der Reaktion ist die starke Entropieabnahme infolge der stärkeren Bindung von Wassermolekülen an die geladenen Ionen A- und H3O+ (höherer Ordnungszustand). Die Reaktionsenthalpie ist nur schwach exotherm. Bei starken Säuren ist die Reaktionsenthalpie stärker exotherm, mithin wird der Entropieeffekt überkompensiert. Wie bei jeder einfachen reversiblen Reaktion ist auch im Protolysegleichgewicht die Gleichgewichtskonstante als Quotient der Dissoziation und der Assoziationsreaktion zu formulieren: K khin krück 54 Konkurrenzreaktionen (Simultanreaktionen, Nebenreaktionen): 1. Irreversibel: k2 k1 C B k [B] [D] 1 [E] k2[C] E A D k C 2 2. Reversibel: k1 A : B k1 k1 > k1 » k2 ; BGC < BGB G | | | | G1 < G1 ; G1 < G2 A Kinetische Kontrolle : A B B G C Thermodynamische Kontrolle: A C Reaktionskoordinate Kinetische Kontrolle: Kann eine Spezies konkurrierend zu verschiedenen Produkten reagieren, dann wird das eine Produkt mit der größten Ausbeute entstehen, dessen Bildungsreaktion am schnellsten verläuft (niedrigste Aktivierungsenergie). Thermodynamische Kontrolle: Die Reaktionsprodukte von Konkurenzreaktionen entstehen in dem durch die thermodynamische Gleichgewichtskonstante bestimmten Verhältnis. Bei unendlich langer Reaktionszeit geht stets die kinetische Kontrolle in die thermodynamische Kontrolle über. Folgereaktionen mit Zwischenprodukten Bei Folgereaktionen sind häufig Zwischenprodukte, die während der Reaktion entstehen und wieder verbraucht werden, sehr kurzlebig. Sie erscheinen im Reaktionsdiagramm als schwach ausgeprägte (instabile Produkte, oder mäßig stark ausgeprägte Energieminima (metastabile Zwischenprodukte). Oft entziehen sich solche Zwischenprodukte wegen der geringen Konzentration und ihrer Kurzlebigkeit dem experimentellen Nachweis. A E B Edukt RH Produkt exothermen Reaktion Abbildung: Metastabiles A: Instabiles Zwischenprodukt Zwischenprodukt,B: einer zweistufigen 55 Beispiel: A X k1 : AX ; AX B k1 E Ea,2 > Ea,1 > Ea,1 > Ea,2 k2 < k1 < k1 < k2 k2 : ABX k2 E Ea,2> Ea,2 > Ea,1 > Ea,1 k2 < k2 < k1 > k1 Ea,2 Ea,2 Ea,1 Ea,1 AX+B AX+B A+X+B A+X+B AXB AXB Reaktionskoordinate Reaktionskoordinate Beispiel: Vorgelagertes Gleichgewicht 2 Fälle: k1 k2 k1 C A : B D k1 » k2 k2 » k1 rges KCk2[A][C] ; (n 2) rges k1[A] ; (n 1) 11.6. Wichtige Anwendungen - Katalyse 11.6.1. Begriffe - Grundlagen Katalyse bedeutet Änderung eines Reaktionsmechanismus infolge eines Katalysators. Ein Katalysator ist ein Stoff der - Die Reaktionsgeschwindigkeit erhöht in dem der die Aktivierungsenergie erniedrigt (Änderung des Reaktionsmechanismus). - Mit den Edukten reagiert und nach Ablauf der Reaktion unverändert wieder frei gesetzt wird (er wirkt deshalb in geringen Mengen), - bei reversiblen Reaktionen die Hin- und Rückreaktionen beschleunigt und mithin zur schnelleren Gleichgewichtseinstellung führt, aber - die Lage des Gleichgewichtes nicht verändert (keine Änderung der Standardgrößen). „Gegenteil“ eines Katalysators: Inhibitor Selektivität: der Katalysator beschleunigt nur bestimmte Reaktionen, d. h. nur bestimmte Endprodukte entstehen. Spezifität: der Katalysator wirkt nur auf bestimmte Substrate (Ausgangsstoffe) und/oder bestimmte Gruppen (funktionelle Gruppen) eines Moleküls. Katalysatorgifte, Vergiftung von Katalysatoren: Stoffe, die das Reaktionszentrum am Katalysator blockieren, bzw. fester an dem Katalysator gebunden sind als die Substrate, der 56 Katalysator wird infolge dessen unwirksam. Promotoren, Aktivatoren, Cokatalysatoren: Fremdzusätze, die die Wirksamkeit des Katalysators erhöhen (Synergieeffekt, wechselseitige Verstärkung) unkatalysiert : k1 A B : Produkte k1 katalysiert: 1.) E a,1 k1 E' a,2 A K : AK k1 A B K : ABK 2). AK B k1 A,B AK E' a,1 RH 0 P K P k2 ABK P K Reaktionskoordinate 11.6.2. Einteilung katalytischer Reaktionen, praktische Bedeutung Homogene Katalyse: Katalysator und Reaktanden liegen in derselben (homogenen Phase) vor. Homogenkatalysen sind in der Gasphase und in der Flüssigphase bekannt. Am bedeutsamsten sind Säure- und Basenkatalyse (s. u.). Mikroheterogene Katalyse (Biokatalyse, Enzymkatalyse): der Katalysator (= Enzym) und häufig auch das Substrat sind „Riesenmoleküle“, die kolloidal in wäßriger Phase vorliegen. Enzyme sind hochselektive, hochspezifische Katalysatoren, die bei Raumtemperatur und Normaldruck mit hoher Effizienz arbeiten. Entscheidende Bedeutung für das Leben! Heterogene Katalyse: der Katalysator ist fest, die Reaktanden liegen in der Gas- oder Lösungsphase vor. Vorteil gegenüber homogen Katalyse: leichte Abtrennbarkeit des Katalysators von den Produkten; große technische Bedeutung, z. B. Ammoniaksynthese Reformingprozesse (Erdöl). 80 % der chemischen A K +B P Produkte werden über heterogen katalysierte Reaktionen hergestellt. Autokatalyse C i 11.6.3. Autokatalyse (homogen oder heterogen) Wesensmerkmal: Katalysator bildet sich während der Reaktion und beschleunigt diese. Beispiele: - Selbstkondensation des Formaldehyds -Autoxidation von Kohlenwasserstoffen, Fetten (ranzig werden, Selbstentzündung) - Peroxide wirken als Katalysatoren -Hydrolyse von Essigsäure, Ethylesther in Wasser: Das bei der Hydrolyse entstehende Hydroniumkation wirkt als Katalysator. Produkte Edukte r Wendepunkt Maximum 11.6.4. Säure-Basen-Katalyse Viele Reaktionen organischer Verbindungen werden katalysiert durch 57 - H3O+ (H+) spezifische Säurekatalyse, - HA (beliebige Säure) Allgemeine Säurekatalyse, - OH- Spezifische Basenkatalyse, - B (beliebige Base) Allgemeine Basenkatalyse, - sowohl Säuren als auch Basen Allgemeine Säure- und Basenkatalyse. Säure-Katalyse Allgemeine Säurekatalyse: HK A + B k1 A + HK HA + H+ k -1 + B + K P HA + k2 + K- i Spezifische Säurekatalyse: + H+ P k -2 - k1, k1 < k2 r k1[HK][A] k M ki,1[HKi] HK k1, k1 > k2 r k2[HA ][B] da HA H2O ; H3O A KHA Basenkatalyse k1 AH + K k-1 A- + B HK+ k2 [H3O ][A] [HA ]eq ; r k2 KHA [H3O ][A][B] allgemeine Basenkatalyse: A- + HK+ r k1[K][AH] ; k M ki,1[Ki] i P- k-2 H+ + K spezifische Basenkatalyse: r k2[A ][B] ; A H2O : OH AH k [OH][AH] KA ; r 2 [OH ][AH][B] KA [A ] eq Säure- und Basenkatalyse ln k B asen k M kA,i[HKi] M kB,j[K´ j] i j Brœnstedt Katalysegesetz: (LFE- Beziehung) S ä ure n ki bKj ; lnki const lnKj pK 58 11.6.5. Heterogene Katalyse Teilschritte heterogener Reaktionen: 1. Andiffusion der Edukte zu Grenzfläche 2. Adsorption der Edukte an der Grenzfläche 3. Reaktion an der Grenzfläche ( diese hat aktive Zentren = Katalysator) 4. Desorption der Produkte 5. Abdiffusion der Produkte Langsamster Teilschritt (=Steuerreaktion) ist geschwindigkeitsbestimmend. Beispiele: Hydrierung von Olefinen H2 + C C H2 + 1/2 O2 Döbereiner Feuerzeug Ni H C C H H2O 11.6.6. Biokatalyse (Enzymkatalyse) Die Michaelis-Menten-Kinetik Bildung eines Enzym-Substrat-Komplexes: vorgelagertes Gleichgewicht r [ES]eq d[P] k2[ES] ; K ; [S]eq[E]eq dt K r rmax da [S]0 »[E]0 ; [ES] « [S]0 k [E] [S] 1 [ES] ; r 2 0 0 [S]0KM KM ([E]0[ES])[S]0 a) b) a) KM » [S]0 r k2[E]0[S]0 KM b) K M « [S]0 rmaxk2[E]0 [S]0