Fachbereich Chemie, Pharmazie und Geowissenschaften Abteilung für Lehramtskandidaten der Chemie Praktikumsskript zu sieben Versuchsgruppen Sommersemester 2008 - Wintersemester 2008/09 _____________________________________________________________________________ INHALTSVERZEICHNIS _____________________________________________________________________________ Vorbemerkungen .............................................................................................................. 1. 11 Schulversuche mit Namen .......................................................................................... 13 1.1 „Springbrunnenversuch“ ........................................................................................ 14 1.2 „Ölfleckversuch“ ................................................................................................... 15 1.3 „Thermitversuch“ .................................................................................................. 17 2. Experimente in der Projektion .................................................................................. 19 a) mit der Videokamera 2.1 „Chemischer Garten“ ............................................................................................. 11 b) mit dem gekippten OH-Projektor und Demonstrationsspiegel 2.2 Elektrolyse einer Kaliumiodidlösung ...................................................................... 13 2.3 Tücken einer Projektion ........................................................................................ 13 2.4 Gasentwicklung in der Projektion (Natrium in Wasser) .......................................... 14 c) auf dem Lichttisch des OH-Projektors 2.5 Gas-Lösungsübergang als Prozess ......................................................................... 14 2.6 Die Reduktion von Kaliumpermanganat ................................................................ 15 2.7 Fraktale Abscheidung von Silber ........................................................................... 16 3. Modellversuche ........................................................................................................... 17 3.1 Modellversuche zur Kinetik ................................................................................... 18 3.2 Das Hebermodell zum chemischen Gleichgewicht .................................................. 23 3.3 Ein Modellversuch zur maximalen Nutzarbeit ........................................................ 25 4. Computerunterstütztes Experimentieren .................................................................. 28 4.1 Leitfähigkeitstitration ............................................................................................ 31 4.2 pH-Wert-Messung (bei einer nucleophilen Substitution) ........................................ 33 4.3 Eine photometrische Untersuchung der Kinetik ..................................................... 34 5. Das Arbeiten mit Gasen - Redoxreaktionen .............................................................. 37 5.1 5.2 5.3 5.4 6. Analyse und Synthese des Wassers ............................................................................ 42 6.1 6.2 6.3 6.4 7. Reduktion von Kohlenstoffdioxid durch Magnesium .............................................. 38 „Kerzentreppenversuch“ ........................................................................................ 38 Bildung von Stickoxiden …………………………………………………….......... 39 Der Sauerstoffgehalt der Luft ................................................................................ 41 Die Elektrolyse von Wasser (Hofmann’scher Zersetzungsapparat) ......................... 43 Die Solar-Wasserstoff-Technologie im Modellexperiment ..................................... 44 Die Synthese des Wassers (Eudiometer) ................................................................ 45 Zünden eines Wasserstoffballons ……………........................................................ 46 Darstellung und Bromierung eines Alkens ................................................................ 48 7.1 Die Darstellung des Alkens: Isobuten ................................................................... 49 7.2 Die Bromierung des Alkens ................................................................................... 50 _____________________________________________________________________________ VORBEMERKUNGEN _____________________________________________________________________________ Die Kistenversuche und deren Intention Die sieben Versuchsgruppen, für die das vorliegende Skript und eine feste Ausrüstung gestellt werden, werden während des Semesters jeweils innerhalb eines halben Tages durchgeführt. Zwei Praktikanten1 arbeiten jeweils zusammen. Die Hauptintention der Versuchsgruppen ist die Reaktivierung und Festigung von praktischen Fertigkeiten beim Umgang mit technischen Apparaturen und speziellen Experimentalaufbauten. Hierzu zählen etwa das Arbeiten mit Gasen und Gasflaschen, mit elektrischen Geräten, mit Geräten zur Projektion, mit Modellen oder mit dem Computer. Die Aus- und Bewertung der Experimente Protokolle zu den Kistenversuchen werden nicht erstellt. Stattdessen wird die Auswertung von folgenden Maßnahmen geleitet: 1. Einige theoretische Auswertungen, insbesondere Berechnungen und graphische Auftragungen, z. B. mit einer Tabellenkalkulation, werden am Versuchstag direkt durchgeführt. 2. Am Versuchstag wird ein Gespräch mit dem Assistenten geführt. Dabei spielen sowohl die theoretischen Grundlagen, die theoretische Auswertung als auch die Beurteilung der Einsatzfähigkeit und Einsatzmöglichkeiten im Unterricht eine entscheidende Rolle. Unter der Rubrik „Ergänzungen zum Unterrichtseinsatz“ sind zu jeder Versuchsgruppe unterrichtsbezogene Fragestellungen notiert, die mit dem Assistenten besprochen und diskutiert werden. Hier gibt es meist keine richtigen oder falschen Antworten, sondern nur gut begründete oder weniger gut begründete Analysen. 3. Es wird vorausgesetzt, dass die Praktikanten zum Versuchstag über die theoretischen Grundlagen des Experiments und über den Einsatz im Unterricht optimal informiert sind. Bei unzureichender Vorbereitung werden die Versuche an einem anderen Tag durchgeführt. Praktikumsbuch Als einbändiges Praktikumsbuch wird empfohlen: KARL HÄUSLER, HERIBERT RAMPF, ROLAND REICHELT; Experimente für den Chemieunterricht; Verlag Oldenbourg; 2. Aufl. 1995. Das Buch wird im Skript mit "HRR" zitiert. 1 Im Folgenden wird bei den Personengruppen stets die männliche Form gewählt. Vorbemerkungen 2 Praktikumsordnung 1. 2. 3. 4. Beim Experimentieren ist eine Schutzbrille zu tragen. Rauchen, Essen und Trinken sind im Labor nicht gestattet. Unbefugten ist der Zutritt zum Praktikumsraum nicht erlaubt. Jeder Praktikant ist für den ordnungsgemäßen Zustand seines Arbeitsplatzes sowie des übernommenen Inventars verantwortlich. Beschädigungen von Institutseigentum werden auf Kosten des Urhebers behoben. 5. Das Arbeiten mit übelriechenden, stark giftigen oder aggressiven Substanzen, die als Gase frei werden können, darf nur unter den Abzügen vorgenommen werden. 6. Entliehene Bücher und Zeitschriften dürfen nur auf den Schreibplätzen und nicht auf den Labortischen benutzt werden. 7. Das Praktikum wird mit der ordnungsgemäßen Abgabe des Arbeitsplatzes und ausgeliehener Geräte abgeschlossen. Betriebsanweisungen Die Betriebsanweisungen zum sicheren Arbeiten im Schulversuchspraktikum bestehen aus 1. der Laboratoriumsordnung und den Betriebsanweisungen des anorganisch-chemischen Praktikums. 2. den Sicherheitsbelehrungen zum anorganisch-chemischen Praktikum und einer Sicherheitsbelehrung, die Teil des Praktikumsseminars zum Schulversuchspraktikum ist. Das Arbeiten mit Stahlflaschen Grundlegende Handgriffe und Sicherheitsmaßnahmen bei der Benutzung von Gasflaschen können dem zugehörigen Seminarskript (Kapitel 4) und dem Praktikumsbuch „HRR“ (S. 8-10) entnommen werden. Sie sind bei fast allen Versuchsgruppen erforderlich. _____________________________________________________________________________ 1. VERSUCHSGRUPPE: SCHULVERSUCHE MIT NAMEN _____________________________________________________________________________ Geräte in der Kiste: zu 1.1 1 Rundkolben mit Schliff (500 mL), Korkring; mit Korkring 1 Tropftrichter mit Schliff, Druckausgleich und seitlichem Ansatz 1 kleiner Glastrichter 1 Schlauch (ca. 0,5 m lang) 1 Handpumpe (alternativ: Peleusball) 5 Klammern 6 Muffen 2 Rundkolben (2 L 1 1 1 1 1 1 1 bzw. 3 L) mit dazu passend: einfach durchbohrter Gummistopfen zweifach durchbohrter Gummistopfen Glasrohr (ca. 75 cm lang) gebogenes Glasrohr Plastikstopfen Brenner mit Schlauch Pulvertrichter zu 1.2 1 1 1 1 Mikrobürette (10 mL) Kristallisierschale (Ø = 19 cm) kleiner PVC-Trichter Bürettenklammer 1 Messzylinder (5 mL) 1 Lineal mit mm-Skalierung 1 Sieb zu 1.3 3 1 1 1 1 1 1 1 Bechergläser (100 mL) Mörser mit Pistill Blumentopf aus Ton Eisenring Spatel Rolle aus Pappe Bogen Pappe Schere 1 Uhrglas (Ø = 5 cm) [Pulvertrichter aus 1.1] 1 Magnet 1 Feile 1 Pinzette 1 Hammer 1 Tiegelzange 1 Rolle Tesafilm Chemikalien: zu 1.1 Ammoniumchlorid (Xn) 50 %ige KOH (C) 1 %ige Phenolphthalein-Lösung zu 1.2 Stearinsäure in Hexan (6 mg pro 100 mL Lösung), F, Xi Bärlappsporen kleine Spritzflasche mit Aceton zu 1.3. Eisen(III)oxid Aluminiumgrieß Sand (mit Vorratsbehälter) Magnesiumspäne (F) Magnesiumband Ausleihen: 3 Stative 1 Topf mit Sand 1. Versuchsgruppe: Schulversuche mit Namen 4 Vor Beginn der Versuchsgruppe werden 15 g Eisenoxid zu Versuch 1.3 bereits in den Trockenschrank (bei 120 °C) gestellt. 1.1 „Springbrunnenversuch“ (Löslichkeit und Basizität von Ammoniak) Versuchsaufbau: Ammoniak Kalilauge Handpumpe Ammoniumchlorid 1. Tropftrichter (mit Druckausgleich und seitlichem Ansatz), Rundkolben und Schlauch werden im Abzug wie abgebildet zu einem Gasentwickler zusammengebaut und mit zwei Klammern am Stativ befestigt. Unter dem Kolben steht ein Bunsenbrenner. 2. In einen zweifach durchbohrten Gummistopfen ist erstens ein ca. 75 cm langes Glasrohr, dessen eine Seite zu einer Düse ausgezogen ist, und zweitens ein kürzeres gebogenes Glasrohr, an dem eine Handpumpe befestigt wird, gedreht (s. Abbildung). Dieser Stopfen passt auf einen 3 L-Kolben (in der Abb. unten), der mit einer Klammer am Boden des Stativs befestigt wird. Das lange Glasrohr ist so tief hereinzudrehen, dass es beim Aufsetzen des Stopfens bis fast auf den Boden des Kolbens reicht. Dieser Kolben wird mit Wasser, das mit einigen Tropfen Phenolphthaleinlösung versetzt ist, vollständig gefüllt. Auf der anderen Seite des großen Glasrohres wird ein einfach durchbohrter Gummistopfen angebracht, der auf den weiteren, allerdings trockenen 2 L-Kolben (in der Abb. oben) passt. Das Glasrohr soll an diesem Ende jedoch nur ca. 3-4 cm über dem Gummistopfen überstehen. Versuchsdurchführung: Im Abzug werden zu 26 g NH4Cl (0,5 mol) im Kolben des Gasentwicklers 100 mL 50 %ige Kalilauge (ca. 1 mol KOH) getropft. Durch vorsichtiges Befächeln mit kleiner entleuchteter Bunsenbrennerflamme wird die Freisetzung des Ammoniaks grob gesteuert. Der trockene 2 L-Kolben, der mit der Öffnung nach unten an einem Stativ befestigt ist, wird mit Ammoniakgas gefüllt. (Bis zum nächsten Versuchsschritt kann der Kolben auch vorübergehend mit einem Stopfen verschlossen werden.) 1. Versuchsgruppe: Schulversuche mit Namen 5 Der Kolben wird anschließend auf den vorbereiteten oberen Stopfen des langen Glasrohres herabgelassen und verschlossen. Er wird mit einer Klammer am Stativ befestigt. Mit der Handpumpe wird etwas Wasser in den oberen Kolben hochgedrückt, bis eine Fontäne („Springbrunnen-Effekt“) von selbst beginnt. Sofort ist dann die Handpumpe zu entfernen, da ansonsten kein Wasser nachströmen könnte. Wie rein war das hergestellte gasförmige NH3 im Kolben? Information und Sicherheit: 1 L Wasser löst bei Zimmertemperatur ca. das 700-fache seines Eigenvolumens an Ammoniak. Aufgrund einer Implosionsgefahr ist darauf zu achten, dass nur Rundkolben und keine schadhaften Gefäße verwendet werden. Die durchbohrten Stopfen sind nicht zu klein zu wählen, da ansonsten die Gefahr besteht, dass sie in das Glasgefäß gesaugt werden. Ergänzungen zum Unterrichtseinsatz: Wie würden Sie in der Sekundarstufe I die selbsttätige Fontäne erklären? Lohnt sich die Demonstration dieses Versuchs im Unterricht? Wenn ja, unter welchen inhaltlichen Aspekten? 1.2 „Ölfleckversuch“ (Bestimmung der Avogadro-Konstante) Theoretische Grundlagen: Eine Stearinsäurelösung in einem niedrig siedenden Lösungsmittel bildet nach dem Auftropfen auf eine Wasseroberfläche einen großen Fleck, der sich nach dem Verdampfen des Lösungsmittels zu einer monomolekularen Schicht der Fettsäure zusammenzieht, in der alle Moleküle gleich ausgerichtet sind. Diese Schicht kann durch vorheriges Aufstreuen von Bärlappsporen in ihrer Ausdehnung sichtbar gemacht werden. (Alternativ wird Kohlepulver, Talkum oder Schwefelpulver vorgeschlagen.) Bei tropfenweiser Zugabe der Fettsäurelösung ist der Flächenzuwachs pro zugegebenem Tropfen der Lösung zunächst annähernd konstant. Die Bärlappsporenschicht wird dabei immer weiter zurückgedrängt, bis die Sporen sich allseitig berühren. Ein weiteres Auftropfen von Fettsäurelösung bewirkt danach praktisch keinen Flächenzuwachs mehr, da der Widerstand der Bärlappsporen nun dazu führt, dass sich mehrere Schichten der Fettsäuremoleküle übereinanderschieben. Versuchsdurchführung: Eine flache Kristallisierschale (Durchmesser 25 - 30 cm) auf einem weißen Blatt Papier wird etwa 1 cm hoch mit Leitungswasser gefüllt. Für die Bestimmung der Fläche ist es günstig, ein Blatt mit cm-Skalierung zu verwenden (z. B. ein kariertes Papier), so dass man in der Durchsicht die Längen direkt ablesen kann. Ersetzt man das Blatt durch eine transparente Folie mit cmSkalierung, lässt sich das Experiment auch mit dem Overhead-Projektor demonstrieren. 1. Versuchsgruppe: Schulversuche mit Namen 6 Auf die Wasseroberfläche werden Bärlappsporen über ein sehr feines Sieb sparsam gestreut. (Dazu eignet sich auch ein Stück Kunstseidenstrumpf, das wie ein Beutel geformt und mit einigen Bärlappsporen gefüllt ist.) Anschließend wird aus einer Bürette aus möglichst geringer Höhe ein Tropfen der Stearinsäurelösung auf das Zentrum getropft. Das Auftropfen muss "zügig" geschehen, weil sich ansonsten, wenn der Tropfen zu lange an der Bürettenöffnung hängt, bevor er abfällt, die Konzentration der Lösung durch Abdunsten des Lösungsmittels deutlich erhöht. Es ist günstig, den ersten Tropfen auf ein Uhrglas abzulassen oder mit einem Filterpapier abzustreifen. (Stearinsäurelösung: 6 mg Stearinsäure pro 100 mL Lösung in Hexan) Während des Versuchs sind Luftströmungen und Erschütterungen zu vermeiden. Der "Stearinsäurefleck" breitet sich langsam aus. Der Durchmesser des sich bildenden Kreises ist zu bestimmen. Da sich eher eine Ellipse als ein Kreis ausbildet, verwendet man den Mittelwert aus dem kleinsten und größten Radius. 1 Anschließend wird die Schale ausgeleert, zweimal mit etwas Aceton aus einer Spritzflasche und mehrfach mit Wasser gespült. Das Tropfenvolumen und damit die Menge Stearinsäure, die mit einem Tropfen aufgetragen wird, ergibt sich aus einer zusätzlichen Messung: Aus der Bürette wird 1 mL Fettsäurelösung in einen 5 mL-Messzylinder getropft und dabei die genaue Tropfenzahl für 1 mL festgehalten. Damit ist die Bürette "geeicht" und es lässt sich angeben, welcher Anteil eines mL einen Tropfen ausmacht. 1 Auswertung während des Praktikumstages: Berechnen Sie die Avogadro-Konstante nach folgender Auswertung. Vergleichen Sie in Punkt 2 beide Varianten a und b hinsichtlich ihres Ergebnisses und ihrer Vereinfachungen bei den Modellannahmen: 1. Berechnung des Flächenbedarfs für 1 mol Stearinsäuremoleküle: Die Stearinsäurelösung enthält: 0,06 mg Stearinsäure pro mL. Die Eichung der Bürette ergibt: n Tropfen pro mL. Die Masse Stearinsäure pro Tropfen beträgt dann: ... ? Mit der Masse Stearinsäure für einen Tropfen und der gemessenen Fläche ist zu berechnen, welche Fläche von einem Mol (284 g) der Stearinsäure bedeckt wird. 1 Zur Optimierung der Werte würde man die Messungen mehrmals wiederholen und die Ergebnisse mitteln. Da es bei den Kistenversuchen um die prinzipielle Vorgehensweise geht, wird darauf verzichtet. Auch könnte man die Ellipse anstelle der vereinfachten Vorstellung des Kreises wählen, da sie der Figur der sich ausbreitenden Schicht näher kommt. Die Fläche A einer Ellipse berechnet sich über den Zusammenhang A = a b (s. Abb.) Die Entscheidung zugunsten des Kreises fällt hier aufgrund der Vorkenntnisse der Schüler: Ihnen ist die Flächeninhaltsformel eines Kreises bereits am Ende der 10. Klasse bekannt. a b 1. Versuchsgruppe: Schulversuche mit Namen 7 2. Berechnung des Flächenbedarfs eines Stearinsäuremoleküls: Variante a (unter Verwendung der Messwerte) Ermitteln Sie über die Dichte der Stearinsäure ( = 0,845 g/mL) das Volumen V der reinen Stearinsäure, die sich in einem Tropfen der Lösung befindet. Fassen Sie den sich ausbreitenden Tropfen geometrisch als A Zylinder auf. Mit Hilfe der Volumenformel V = h . A (h = Höhe h des Zylinders, A = Inhalt der Grundfläche) lässt sich die Höhe h eines Stearinsäuremoleküls der monomolekularen Schicht bestimmen. Gehen Sie davon aus, dass das einzelne Molekül der Stearinsäure würfelförmig ist. Dann entspricht die vorhin berechnete Höhe h der Kantenlänge dieses Würfels. Welche Fläche nimmt dann das einzelne Molekül auf der monomolekularen Schicht ein? Variante b (unter Verwendung von Daten aus dem submikroskopischen Bereich) Für den Flächenbedarf eines Moleküls gehen wir vom Wert 27 . 10-16 cm2 aus. Erklären Sie diesen Wert anhand folgender Modellvorstellung: Beim Flächenbedarf eines Moleküls wird die Fläche eines Quadrats angenommen, dessen Seitenlänge sich als Summe aus dem Atomdurchmesser des Kohlenstoffs (154 pm) plus dem Abstand zweier C-H-Bindungen (218 pm) plus dem zweifachen Atomdurchmesser des Wasserstoffs (148 pm) errechnet. Es wird ein Quadrat anstelle eines Kreises verwendet, damit man insgesamt den Inhalt einer lückenlosen Fläche erhält, die kompatibel mit 1. ist. Die Avogadro-Konstante, also die Zahl der Moleküle pro Mol, ergibt sich dann jeweils als Quotient aus der Fläche für 1 Mol (aus 1.) und dem Flächenbedarf für ein Molekül (aus 2.). 1.3 „Thermitversuch“ Versuchsdurchführung: 1. Versuchsgruppe: Schulversuche mit Namen 8 Der Versuch wird im Abzug durchgeführt.2 Die Bodenöffnung eines Blumentopfs aus gebranntem Ton wird mit einem Stück Pappe abgedeckt. Eine Hülse aus Pappe ist zurechtzuschneiden und zusammenzukleben, so dass der Durchmesser 4-5 cm beträgt und die Höhe 1-2 cm niedriger als der Blumentopf ist. Der Blumentopf wird um die Hülse herum mit Sand aus dem Vorratsgefäß (und nicht aus dem Topf) ausgekleidet, so dass nur ein winziges Stück der Hülse übersteht. 15 g Eisen(III)oxid sind bereits im Trockenschrank bei 120 °C getrocknet worden. Dieses wird im Mörser sehr sorgfältig mit 5 g Aluminiumgrieß gemischt. Das Gemisch schüttet man über den Pulvertrichter in die Hülse und bedeckt es mit 2 g Magnesiumspänen. Den Blumentopf hängt man in einen am Stativ befestigten Eisenring über eine mit Sand gefüllte Blechwanne (oder Kochtopf) als feuerfeste Unterlage zum Auffangen des flüssigen Eisens. Das Gemisch lässt sich mit einem aufgesteckten Magnesiumband als Zündschnur zünden. Dabei sollte das Magnesiumband nicht sehr weit über den Rand der Papphülse hinausragen, da es ansonsten nach der Zündung umknicken kann. Bei ungünstigen Witterungsverhältnissen sollte es im Freien mit einem Kartuschenbrenner gezündet werden. Nach dem Zünden sofort zurücktreten und den Sicherheitsabstand einhalten! Bei erfolgreichem Verlauf tritt flüssiges Eisen aus. Zündet die Mischung nicht, so sollte man unbedingt 5 min. warten, bevor man mit einem neuen Magnesiumband einen weiteren Zündversuch startet. Nach dem Erkalten werden die produzierten Eisenstücke unter der Wasserleitung auf Raumtemperatur abgekühlt, (evtl. auf einem Ziegelstein) mit einem Hammer zerkleinert und mit einem Magneten geprüft. Der metallische Glanz zeigt sich, wenn man den dunklen Metallregulus mit einer Feile bearbeitet. Ergänzungen zum Unterrichtseinsatz: 1. Schaffen Sie einen technischen bzw. praktischen Anwendungsbezug, den man in den Unterricht integrieren könnte. 2. a) Welche Reduktionsmittel sind für Schulversuche im Rahmen der Redoxreaktionen (auf Sauerstoffbasis, 8. Klasse) geeignet, um Eisenoxid zu reduzieren? b) In welchen Schulversuchen kann umgekehrt Eisen als Reduktionsmittel dienen? Schlagen Sie hierzu in Schulbüchern nach. 2 Der Versuch kann in der Schule auch mit der dreifachen Menge im Freien durchgeführt werden (Literaturempfehlung für diesen Fall: 40 g Eisenoxid, 13 g Aluminiumgrieß und 5 g Magnesiumspäne zum Zünden). Der Mindestsicherheitsabstand vom Reaktionsgefäß beträgt dann 3 m. Alle Schüler tragen eine Schutzbrille. _____________________________________________________________________________ 2. VERSUCHSGRUPPE: EXPERIMENTE IN DER PROJEKTION _____________________________________________________________________________ Geräte in der Kiste: Allg. 1 Projektionsküvette 8 Tropfpipetten mit Gummihütchen 6 Petrischalen 1 Laborboy 1 Makrospatel 2 Mikrospatel zu 2.1 1 Becherglas 1 Holzstäbchen zu 2.2 2 Kupferelektroden 1 Schaumstoffstreifen zu 2.3 1 kleines Reagenzglas 1 Halterung für Reagenzgläser zu 2.4 [Reagenzglas und Halterung aus 2.3] 1 Spritzflasche mit Wasser 1 Pinzette zu 2.6 4 Wägeschiffchen 4 Erlenmeyerkolben (250 mL) 1 Messzylinder (100 mL) 1 Glastrichter zu 2.7 Kristallisierschale (Ø = 15 cm, Höhe = 2 cm) 2 Krokodilklemmen 2 Büroklammern FeCl2 . 4H2O CuSO4 . 5H2O FeCl3 . 6H2O NiCl2 . 6H2O MnSO4 . H2O Schmirgelpapier Chemikalien: zu 2.1 Wasserglas CoCl2 . 6H2O Co(NO3)2 . 6H2O zu 2.2 Phenolphthalein-Lösung (0,1 % in EtOH) Kaliumiodid (0,1 M) Stärkelösung zu 2.4 Cyclohexan (F; MAK 1050 mg/m3) [Phenolphthaleinlösung aus 2.2] Natrium (C) zu 2.5 konz. NH3 (C; MAK 35 mg/m3) Bromthymolblaulösung Salzsäure (2 M) (Xi) Natronlauge (0,5 M) (C) zu 2.6 KMnO4 (Xn, O) Natriumsulfit (Xi) NaOH (Plätzchen) zu 2.7 halbkonz. NH3 (C; MAK 35 mg/m3) [Silbernitratlösung aus 2.3] [Salzsäure (2 M) aus 2.5] (C) H2SO4 (6 M) (C) Ausleihen: 1 1 1 1 Videokamera mit Verbindungskabel Fernseher auf Fernsehtisch Overhead-Projektor Leinwand 1 Abfallflasche für Silber 2 Klammern mit Muffen 1 Spannungsquelle (0-250 V Gleichspannung) 1 1 4 2 Umlenkspiegel Voltmeter Kabel Stativ 2. Versuchsgruppe: Experimente in der Projektion 10 Vorbemerkung: Schwach ausgeprägte und von Schülertischen aus kaum erkennbare Effekte bzw. Experimente im Mikroansatz können gegebenenfalls per Videokamera plus Monitor oder per Overhead-Projektor (im Folgenden mit OHProjektor abgekürzt) plus Leinwand in aller Deutlichkeit und mit optimalen Beobachtungsmöglichkeiten für alle Schüler aufgezeigt werden. In dieser Versuchsgruppe soll untersucht werden, bei welchen Effekten die Vergrößerung eine eindrucksvolle, möglichst wenig verfälschte Darstellung von Details erlaubt und bei welchen Effekten mit Einbußen zu rechnen ist. Ergänzungen zum Unterrichtseinsatz: Die folgenden Fragestellungen sind während der Versuchsdurchführung zu untersuchen: 1. Experimente in der Projektion sind gelegentlich nur „Schauversuche“ (Beispiel: Versuch 2.1). Zählen Sie aus Schülersicht Vor- und Nachteile solcher „Schauversuche“ auf. 2. Beurteilen Sie bei einer Projektion die Demonstrationsmöglichkeiten a) von Farbeffekten (Versuche 2.1, 2.2, 2.5, 2.6), b) einer Gasentwicklung (Versuche 2.2, 2.4), c) eines Niederschlags bzw. einer Feststoff-Abscheidung (Versuche 2.1, 2.3, 2.6, 2.7) Unterscheiden Sie dabei die Projektion mit Videokamera und die Projektion mit OHP. 3. Welche Vor- und Nachteile hat a) die Projektion mit Videokamera (Versuchsgruppe a) gegenüber der Demonstration mit OH-Projektor (Versuchsgruppen b und c), b) die Anordnung mit gekipptem OH-Projektor (Versuchsgruppe b) gegenüber der Demonstration auf dem Lichttisch (Versuchsgruppe c)? 4. Bei welchen der sieben Versuche wäre a) die direkte Beobachtung in einem Lehrerdemonstrationsexperiment der indirekten Beobachtung auf dem Monitor oder der Leinwand vorzuziehen? b) die direkte Beobachtung in einem Schülerexperiment der indirekten Beobachtung auf dem Monitor oder der Leinwand vorzuziehen? (Berücksichtigen Sie hierbei, ob ein Schülerexperiment sinnvoll bzw. aufgrund einzuhaltender Sicherheitskriterien oder aufgrund der apparativen Möglichkeiten überhaupt realisierbar ist.) 2. Versuchsgruppe: Experimente in der Projektion 11 a) Demonstration mit der Videokamera 2.1 „Chemischer Garten“ Anschluss und Einstellung der Kamera: Die Kamera weist drei Buchsen auf: o o o Die mittlere obere Buchse wird mit dem Netzkabel versehen, die rechte Buchse bleibt unbenutzt (sie ist für eine Tonübertragung gedacht). In die linke Buchse, die mit „Video“ beschriftet ist, wird der gelbe Stöpsel des Verbindungskabels zum Fernseher gesteckt. Das andere Ende dieses Verbindungskabels wird mit dem Fernseher über das Scart-Kabel am unteren Eingang verbunden. Nach Anschluss von Kamera und Fernseher an das Stromnetz wird der Schalter der Kamera nach links, also in Richtung der Aufschrift „Video“, gedrückt (die andere Richtung ist für eine Ton-übertragung vorgesehen). In der mittleren Stellung des Schalters ist die Kamera nicht in Betrieb. Mit einer beliebigen Programmtaste der Fernbedienung (z. B. 1 ) startet man den Fernseher und durch Bedienen der Taste die gewünschte Bildübertragung. Die Scharfeinstellung der Kamera erfolgt mit der vorderen Drehvorrichtung an der Schutzkapsel der Linse, die Einstellung des Zooms mit der Drehvorrichtung dahinter. Für die Projektion eines farbigen Experiments (z. B. des „chemischen Gartens“) kann es auch günstig sein, die Farbeinstellung am Fernseher zu korrigieren. Man erreicht sie durch Drücken der Tasten „MENU“ und , so dass die Kategorie „Colour“ erscheint. Nachdem die Farbintensität mit den Tasten < und > optimiert worden ist, verlässt man den Regler durch erneutes Betätigen der „MENU“-Taste. Anmerkung für den Praktikumsblock in den Semesterferien: Die Kamera lässt sich zur Projektion von Experimenten auch an den Beamer anschließen, so dass ein noch größeres Bild erzeugt werden kann. Man geht in gleicher Weise vor: In die linke Buchse der Kamera, die mit „Video“ beschriftet ist, wird der gelbe Stöpsel des Verbindungskabels gesteckt. Das andere Ende wird mit der gelben Buchse „VIDEO 1“ an der oberen Leiste der Seitenfläche des Beamers verbunden. Der Beamer selbst wird zunächst über den Hauptschalter an der Seitenfläche und anschließend durch Drücken des Feldes „STANDBY/ON“ auf der Oberseite in Gang gesetzt. Zur Bildübertragung ist der Kanal umzustellen: Hierzu wird am Beamer auf den rechten Pfeil der Taste „MENU“ (auf der Oberseite) zweimal gedrückt, bis die Übersicht aller Kanäle erscheint (RGB 1, RGB 2, VIDEO 1, VIDEO 2, TEST, MUSTER). Durch Betätigen des unteren Pfeils der Taste „MENU“ kann man die Kanalwahl aktivieren (grün unterlegt) und ebenso den Kanal verschieben, bis „VIDEO 1“ angezeigt wird. Vorsicht beim Beenden des Beamers! Nachdem das Feld „STANDBY/ON“ mehrere Sekunden gedrückt worden ist, wartet man mit dem Betätigen des Hauptschalters so lange, bis die Kühlung beendet ist. Dies ist am abklingenden Geräusch zu erkennen. Ansonsten kann die teure Lampe des Beamers beschädigt werden. Versuchsdurchführung: In einem 250 mL-Becherglas wird handelsübliches Wasserglas (Alkalisilikat) im Volumenverhältnis 1:2 mit dest. Wasser verdünnt, so dass das Becherglas bis knapp unter den Rand gefüllt ist. Das Becherglas wird stabil auf dem Labortisch platziert. Jetzt wird die Kamera optimal und scharf eingestellt, so dass das Becherglas den Bildschirm ausfüllt. Hinter das Becherglas wird zur Kontrastierung weißes Papier als Hintergrund befestigt. 2. Versuchsgruppe: Experimente in der Projektion 12 Anschließend verteilt man vorsichtig und gleichmäßig auf dem Boden des Gefäßes etwa erbsengroße Kristalle der bereitgestellten Schwermetallsalze (Cobaltchlorid und –nitrat, Kupfersulfat, Eisen(II)- und Eisen(III)-chlorid, Nickelchlorid, Mangansulfat). Eine Berührung des Spatels mit der Wasserglaslösung sollte möglichst umgangen werden; die Lage der Salzkristalle kann eventuell mit einem Holzstäbchen korrigiert werden. Vermeiden Sie stärkere Erschütterungen des Becherglases. Beobachtungsaufgabe: Was zeigt sich im Vergleich von Projektion und direkter Beobachtung? Achten Sie darauf, in welchem Maße die einzelnen Farben originalgetreu abgebildet werden. Information: Heben Sie den chemische Garten bis zu Versuch 2.3 auf. Möchte man in einem Schuleinsatz das Wachstum der Kristalle über mehrere Tage verfolgen und die Oberfläche des Wasserglases für einen Transport aushärten lassen, kann man anstelle des Becherglases auch ein Marmeladenglas verwenden und unverschlossen stehen lassen. b) Versuche mit gekipptem OH-Projektor und Demonstrationsspiegel Bei einer Projektion mit zweitem Spiegel ist es das Ziel, Gefäße im Strahlengang des Projektors seitlich zu durchleuchten. Dafür ist die Anordnung mit gekipptem OH-Projektor und einem Demonstrationsspiegel verwendbar: 2. Versuchsgruppe: Experimente in der Projektion 13 2.2 Elektrolyse einer Kaliumiodidlösung Versuchsdurchführung: 1 Eine schmale Projektionsküvette, die im Strahlengang des OH-Projektors steht, wird mit einer 0,1 M Kaliumiodidlösung gefüllt. Man versetzt die Lösung mit 6 Tropfen einer alkoholischen Phenolphthaleinlösung, rührt um und setzt zwei Kupferelektroden ein. Damit man in der Projektion die Gasbildung besser beobachten kann, ist es günstig, die Kupferelektroden an ihrem freien Ende Cu leicht umzubiegen. Die Gasblasen „verstecken“ sich dann nicht entlang der Elektrode, sondern können frei nach oben wandern (siehe Abbildung). Um eine Durchmischung der beiden Elektrodenräume einzuschränken, wird in die Küvette zur Abtrennung der Elektrodenräume ein mit der Iodid-Lösung getränkter Schaumstoffstreifen gestellt. An die Elektroden wird eine Gleichspannung von ca. 4 Volt angelegt. Beobachtungsaufgaben: - Die Elektrodenräume werden direkt und in der Projektion beobachtet. - Werden die Erwartungen gemäß Reaktionsgleichung erfüllt? - Nach wenigen Minuten ist ein vorsichtiges Umrühren in beiden Elektrodenräumen angebracht. Werden dadurch in der Projektion die chemischen Prozesse und die Effekte besser sichtbar? - In den Anodenraum werden wenige Tropfen einer Stärkelösung gegeben. Ergibt dies eine Verbesserung für die Wahrnehmung des Produktes? 2.3 Tücken einer Projektion Versuchsdurchführung: a) Stellen Sie in den Strahlengang des gekippten OH-Projektors den in Versuch 2.1 hergestellten „chemischen Garten“. Was zeigt sich im Vergleich von Projektion und direkter Beobachtung? b) In eine leere Projektionsküvette mit spezieller Reagenzglashalterung wird ein passendes Reagenzglas eingesetzt, das zur Hälfte mit Wasser gefüllt ist Die Projektion zeigt eine wenig geeignete Abbildung der Reagenzgläser. Was stört? Die Darstellung kann wesentlich verbessert werden, wenn die Projektionsküvette (nicht das Reagenzglas!) im erforderlichen Ausmaß mit Wasser gefüllt wird. Womit ist die Verbesserung zu begründen? Entsorgung und Säuberung: Geben Sie den gesamten Inhalt des „chemischen Gartens“ in den Schwermetallabfallbehälter. Spülen Sie das Becherglas sofort und ordentlich! Wasserglas hinterlässt nämlich nach dem Eintrocknen schwer entfernbare Flecken. 1 Anmerkung: Im HRR, Versuch 25.17, S. 192, ist die Elektrolyse einer Zinkiodidlösung im U-Rohr beschrieben. 2. Versuchsgruppe: Experimente in der Projektion 14 2.4 Gasentwicklung in der Projektion (Natrium in Wasser) Versuchsdurchführung: Für diesen Versuch benutzen wir die Projektionsküvette mit der Reagenzglashalterung von Versuch 2.3 b): Es wird ein Reagenzglas benutzt und die Küvette ausreichend mit Wasser gefüllt. Das Reagenzglas wird zur Hälfte mit Wasser, das mit einem Tropfen Phenolphthaleinlösung versetzt ist, gefüllt und mit der gleichen Menge Cyclohexan überschichtet, so dass beide Flüssigkeitsspiegel innerhalb des projizierten Bildausschnitts zu sehen sind. Danach gibt man mit der Pinzette ein kleines Stückchen Natrium in das Reagenzglas und beobachtet direkt und in der Projektion. c) Versuche auf dem Lichttisch des OH - Projektors Schneller umsetzbar als die Demonstration mit gekipptem OH-Projektor, jedoch mit eingeschränkter Auswahl an Experimenten, ist die Durchführung von Versuchen auf dem Lichttisch des OH-Projektors. Das relativ große Arbeitsfeld erlaubt es, gleichzeitig mit dem Experiment Skizzen und Beschriftungen abzubilden. 2.5 Gas-Lösungsübergang als Prozess Versuchsdurchführung: Die bereitgestellte Bromthymolblaulösung wird durch tropfenweise Zugabe der verd. Natronlauge bzw. der verd. Salzsäure grün eingestellt (Die Bromthymolblaulösung färbt sich gelborange im sauren und blau im alkalischen Milieu.) Anschließend wird eine Petrischale in ganz dünner Schicht mit dieser Bromthymolblaulösung gefüllt. Eine Tropfpipette ohne Gummikappe wird mit Hilfe eines Stativs plus Klammer so ausgerichtet, dass sich die Spitze ungefähr in der Mitte der Petrischale etwas über der Wasseroberfläche befindet (nicht eintauchen). Die Tropfpipette wird mit der Spitze in konz. NH3 getaucht und mit der Menge, die dabei aufgenommen wird, über der Wasseroberfläche eingespannt. 2. Versuchsgruppe: Experimente in der Projektion 15 2.6 Die Reduktion von Kaliumpermanganat Lösungen, die anzusetzen sind: KMnO4 NaOH NaOH H2SO4 Na2SO3 (50 mg in 100 mL Lösung) (Xn, O für KMnO4 als Festsubstanz) (6 M; 24 g in 100 mL Lösung) (C) (30 %ig) (C) (6 M; 33 mL konz. H2SO4 in 100 mL Lösung) (C) (2 g in 100 mL Lösung) (Xn) Versuchsdurchführung: Die Reduktion des Kaliumpermanganats führt je nach Reaktionsmedium zu unterschiedlichen Farbeffekten, die für eine Projektion benutzt werden können. Die folgenden Versuche sollen in Bezug auf die Demonstration der Farbeffekte über die Wahl der Reagenzmengen optimiert werden: a) In die erste Petrischale wird die KMnO4-Lösung in geeigneter Verdünnung und Schichtdicke als Vergleichslösung gefüllt. b) In die zweite Petrischale kommt eine analoge KMnO4-Lösung, die dann mit einer Pipettenfüllung der 6 M H2SO4 und danach tropfenweise mit der Na2SO3-Lösung versetzt wird. c) In die dritte Petrischale wird eine den Vorversuchen entsprechende KMnO4-Lösung gegeben, der tropfenweise Na2SO3-Lösung zugesetzt wird. Es wird sich in neutraler Lösung eine klare gelbbraune Färbung ergeben, die bei Sulfitüberschuss länger haltbar sein soll und allmählich eine Ausfällung ergibt. d) In der vierten Petrischale wird die KMnO4-Lösung mit mehreren Tropfen der 6 M Natronlauge versetzt; danach wird Na2SO3-Lösung eingetropft. Es soll ein Farbumschlag nach grün erfolgen, hervorgerufen durch MnO42 -Ionen. e) In der fünften Petrischale wird der KMnO4-Lösung das gleiche Volumen der 30 %igen Natronlauge zugesetzt. Nach Zugabe eines Tropfens der Na2SO3-Lösung sollen MnO43 Ionen und dadurch eine blaue Lösung entstehen. (Wird ein Grünton erreicht, so war zu viel Sulfit zugesetzt worden; es kann dann etwas KMnO4-Lösung zugetropft und vermischt werden.) Information: Die Reduktion des Kaliumpermanganats führt je nach Reaktionsmedium zu Mn2+ (sauer), Mangan(IV) (neutral) oder Mangan(V) bzw. Mangan(VI) (stärker alkalisch). Bei Reduktion im Alkalischen soll sich laut Literatur bei pH > 12,5 eine Blaufärbung und bei pH < 12 eine Grünfärbung ergeben. Aus der grünen Lösung soll allmählich MnO2 ausfallen. 2. Versuchsgruppe: Experimente in der Projektion 16 2.7 Fraktale Abscheidung von Silber Versuchsdurchführung: Ca. 100 mL 0,1 M AgNO3-Lösung werden tropfenweise mit halbkonz. NH3-Lösung versetzt, bis der braune Niederschlag wieder in Lösung gegangen ist. Diese Lösung füllt man in eine Kristallisierschale (Ø = 15 cm, Höhe = 2 cm) auf dem OH-Projektor. Als Anode (positive Elektrode) wird eine einfach aufgebogene Büroklammer ganz am Rand der Schale mit einer Krokodilklemme gehalten und vollständig in die Lösung gehängt. Als Kathode wird eine einfach aufgebogene Büroklammer in der Mitte der Schale so platziert, dass die Metallspitze auf die Oberfläche der Lösung aufgesetzt wird und sie gerade so berührt. Taucht die Spitze zu tief ein, erfolgt keine Fraktalbildung. Nach Einschalten des Stroms (Gleichstrom von 20 Volt) bildet sich augenblicklich an der Kathode eine fraktale Struktur des abgeschiedenen Silbers. (Nach dem Abheben der Struktur mittels eines untergeschobenen Rundfilters wäre der Versuch wiederholbar.) Entsorgung der Silberlösung: Die ammoniakalische AgNO3-Lösung wird mit verd. HCl angesäuert und danach in die Flasche für Silberrückstände gespült. Information: Für das tiefere Verständnis universeller Wachstums- und Selbstorganisationsprozesse in der Natur ist der von B. B. MANDELBROT vor nahezu zwei Jahrzehnten eingeführte Begriff Fraktal von zentraler Bedeutung, insbesondere im Rahmen der Chaostheorie. Fraktale haben häufig die Eigenschaft der Selbstähnlichkeit, d. h. ein Ausschnitt aus dem Fraktal unterscheidet sich vom gesamten Fraktal nur in seinem Maßstab, stellt also eine verkleinerte Kopie des Ganzen dar. Fraktale bilden sich etwa bei sehr raschen Kristallisationen (z. B. Schneeflocken), wobei eine Abscheidung an Eckpositionen begünstigt ist, weil dabei die frei werdende Energie besser abgeführt werden kann; dadurch „läuft die Struktur auseinander“. „Warum wird die Geometrie oft als kalt und trocken beschrieben? Einer der Gründe liegt in ihrer Unfähigkeit, die Gestalt einer Wolke zu beschreiben, eines Gebirges, einer Küstenlinie, eines Baumes. Wolken sind nicht Kugeln, nicht glatt, und der Blitz schlägt nicht in gerader Bahn ein ... Die Natur zeigt sich uns nicht einfach höher geordnet, sondern sie weist ein ganz und gar unterschiedliches Niveau von Komplexität auf. Die Zahl individueller Längenmaße in diesen komplexen Strukturen ist in jedem Sinne unendlich groß. Gerade die Existenz dieser Strukturen zwingt uns, jene Formen zu erforschen, die Euklid als formlos beiseite stellt, regt uns an, die Morphologie des scheinbar Amorphen zu untersuchen. Die Mathematiker haben diese Herausforderung bisher nicht angenommen, ja sie haben sich in zunehmendem Maße entschlossen, vor der Natur zu fliehen, indem sie sich mit Theorien befassen, die ohne jeden Bezug zu allem sind, was wir sehen und fühlen können.“ (MANDELBROT 1) 1 Zitat aus: H. W. ROESKY, K. MÖCKEL; Chemische Kabinettstücke; Verlag Chemie (1994), Seite 7 (3. Exp.) _____________________________________________________________________________ 3. VERSUCHSGRUPPE: MODELLVERSUCHE _____________________________________________________________________________ Geräte in der Kiste: zu 3.1.1 1 Bürettenrohr (50 mL) Kapillaren verschiedener Länge 2 Bechergläser (250 mL) 1 Quetschhahn 1 Trichter 1 Stoppuhr 1 Spritzflasche mit Wasser zu 3.1.2 1 Geburtstagskerze mit Ständer (Länge 6 cm, 0,5 cm) zu 3.1.3 100 Centstücke zu 3.1.4 50 rote Kugeln in einer Kiste 50 blaue Kugeln in einer Kiste zu 3.1.5 2 Plastikschalen ohne Löcher 1 Plastikschalen mit 2 Löchern 1 Stück Vakuumschlauch 100 Stahlkugeln zu 3.2 Glasrohre mit verschiedenen Radien (2,5; 3 und 4 mm innerer Radius) 2 Messzylinder (100 mL) zu 3.3 6 Gewichte mit Halterung 1 Lineal Gummiringe Ausleihe: 2 Stative 3 Klammern mit Muffen 1 Bürettenklammer Gummi- oder PVC-Schläuche 1 Digitalwaage 1 Laptop mit Disketten 3. Versuchsgruppe: Modellversuche 18 3.1 Modellversuche zur Kinetik Vorbemerkung: Die Kinetik bezieht die Dimension Zeit in die Überlegungen und Untersuchungen chemischer Umsetzungen mit ein. Die Zeitabhängigkeit von Reaktionen ist häufig von entscheidender Bedeutung. Das betrifft technische Umsetzungen, aber auch physiologische Vorgänge. Es ist deshalb durchaus sinnvoll, Zeitabhängigkeiten chemischer Reaktionen in den Unterricht relativ früh einzubeziehen. Dabei stellt sich die Aufgabe, komplexe Zusammenhänge in Lernschritte aufzulösen und schrittweise zu erarbeiten. Ein Problem der Kinetik besteht darin, dass die Reaktionsgeschwindigkeit eine abgeleitete Größe und keine direkte Messgröße ist. Sie ist auch relativ unanschaulich, weil es bei chemischen Reaktionen normalerweise keine bewegten Objekte gibt. Einen vereinfachten Zugang stellt deshalb die Reaktionsdauer bis zu einem bestimmten Umsatz oder die Halbwertszeit dar. Weiterhin können Modellversuche die Experimente und Erörterungen begleiten und ergänzen. Kurzerläuterungen zur Reaktionsordnung: Bezeichnet man mit [A]t die Konzentration des Stoffes A nach t Zeiteinheiten und entsprechend mit [A]0 die Konzentration zu Beginn der Reaktion, so gelten die folgenden Zusammenhänge: Beschreibung Reaktion nullter Ordnung Reaktion erster Ordnung Reaktionsgeschwindigkeit ist unabhängig von der Konzentration des Ausgangsstoffes A Reaktionsgeschwindigkeit ist direkt proportional zur Konzentration des Ausgangsstoffes A differentielles Geschwindigkeitsgesetz integriertes Geschwindigkeitsgesetz *) Halbwertszeit T d[A ] = k . [A]t0 = k dt [A]t = k . t + [A]0 T= [ A]0 2k d[A ] = k . [A]t1 = k . [A]t dt ln [A]t = k . t + ln [A]0 T = ln 2 k *) geeignet zur graphischen Auftragung Auswertung während des Praktikumstages: Wählen Sie drei der fünf vorgeschlagenen Versuchsteile aus, die Sie am Praktikumstag durchführen und auswerten. Zu diesen drei Versuchsteilen soll sowohl das Geschwindigkeitsgesetz nach nullter Ordnung als auch das Geschwindigkeitsgesetz nach erster Ordnung überprüft werden, indem man entsprechend der vorletzten Zeile der obigen Tabelle zur Überprüfung der nullten Reaktionsordnung [A]t gegen t und zur Überprüfung der ersten Reaktionsordnung ln[A]t gegen t aufträgt. 3. Versuchsgruppe: Modellversuche 19 Welche Messgrößen in den Versuchsanordnungen jeweils der Konzentration und einer Zeiteinheit entsprechen, zeigt die folgende tabellarische Übersicht: Versuchsnummer [A]t = Konzentration (nach t Zeiteinheiten) eine Zeiteinheit 3.1.1 Volumen in der Bürette eine Sekunde 3.1.2 Masse der Kerze ohne Kerzenständer eine Sekunde 3.1.3 Zahl der Centstücke mit der Zahl nach oben ein Schüttelvorgang 3.1.4 Zahl der roten Kugeln eine Ziehung 3.1.5 Zahl der noch nicht durchgefallenen Kugeln sechsmaliges Hinund Herkippen Am Praktikumstag wird die graphische Auftragung unter Zuhilfenahme einer Tabellenkalkulation - und damit effektiv und zeitsparend - umgesetzt. Ein Laptop mit dem Programm EXCEL steht zur Verfügung. Speichern Sie die Diagramme für den anschließenden Ausdruck auf Diskette. Hinweise zur Auswertung mit Excel: A Zeit [s] 1 1 2 2 3 4 4 5 5 (erfundene Zahlenwerte) B C D E Messwert A(t) 40 61 84 91 lnA(t) Zeit [s] 1 2 4 5 kopieren =LN(B2) kopieren 1. Eingabe der Werte: Geben Sie bereits während der Versuchsdurchführung Ihre Werte in die ersten beiden Spalten ein: in die erste Spalte die Zeit, in die zweite Spalte den zugehörigen Messwert. 2. Transformation der Werte: Zur Berechnung von ln[A]t geben Sie in Tabellenzelle C2 die Formel =LN(B2) ein. Excel erfährt durch das Gleichheitszeichen die Aufforderung zur Durchführung einer Rechnung. Verändern Sie testweise und nur vorübergehend den Wert in Zelle B2 und Sie stellen fest, dass der Wert in Zelle C2 sofort angepasst wird. Mit Hilfe der Eingabe einer Formel kann man den entscheidenden Vorteil des Kopierens nutzen: Kopieren Sie die Formel aus C2 in die darunter stehenden Zellen derselben Spalte, indem Sie die untere rechte Ecke der Zelle C2 mit der Maus anklicken und – während Sie die Maus gedrückt lassen – den Rahmen der Zelle C2 nach unten über die anderen Felder ziehen. Die Formel aus C2 wird dann automatisch angepasst, z. B. greift Excel in Zelle C5 auf Zelle B5, aber nicht mehr auf B2, zurück. Dies können Sie – nach dem Anklicken der Zelle C5 – an der oberen Bildschirmleiste neben der Symbolkette x = verfolgen. 3. Erstellen des Diagramms: Markieren Sie mit der Maus gleichzeitig die beiden Spalten, deren Werte gegeneinander aufgetragen werden sollen. Bei der Auftragung von t gegen ln [A]t ist es daher günstig, die Spalten A und C zuvor in die Spalten D und E nebeneinander zu kopieren. Wählen Sie dann in der Bildschirmleiste „Einfügen“ den Befehl „Diagramm“ und dort unter „Diagrammtyp“ die Variante „Punkt (XY)“. Anschließend können Sie das Diagramm sinnvoll verfeinern und beschriften. 3. Versuchsgruppe: Modellversuche 20 4. Erstellen einer Ausgleichsgeraden mit Geradengleichung: Klicken Sie das entsprechende Diagramm mit der Maus genau einmal an. Wählen Sie unter der Bildschirmleiste „Diagramm“ den Befehl „Trendlinie hinzufügen“ und dort - in der Registerkarte „Typ“ den Trend-/Regressionstyp „Linear“ und - in der Registerkarte „Optionen“ das Feld „Formel im Diagramm darstellen“. Drücken Sie anschließend „OK“. 3.1.1 Das Kapillarflussmodell Erläuterungen: Für die Durchflussgeschwindigkeit in einer Kapillare gilt das Hagen-Poisseuillesche Gesetz: 4 dV = r p , dt 8 l wobei V das Volumen des fließenden Stoffes in der Kapillare, dessen Viskositätskoeffizienten, r bzw. l Radius bzw. Länge der Kapillare und p den Druck der auf der Kapillare lastenden Flüssigkeitssäule bezeichne. Bei gegebener Kapillarabmessung und gleicher Substanz ( = const.) gilt dann dV = const. . p, dt d. h. die Strömungsgeschwindigkeit ist dem Druck proportional und nimmt deshalb mit der Höhe der Flüssigkeitssäule ab. Wählt man nun eine Versuchsanordnung, bei der an ein Bürettenrohr über eine Schlauchverbindung eine Kapillare in waagerechter Stellung angeschlossen ist, so ist der Druck p proportional zur Höhe der Flüssigkeitssäule in der Bürette und wegen des konstanten Querschnittes der Bürette auch proportional zur jeweils vorhandenen Flüssigkeitsmenge V. Daher gibt es Konstanten k’ und k mit dV = k’ . p = k . V dt Aus dieser Vorüberlegung ließe sich bereits ableiten, ob sich theoretisch diese Versuchsanordnung als Modell für eine Reaktion nullter Ordnung oder als Modell für eine Reaktion erster Ordnung eignet. Bemerkung: Verschiedene Geschwindigkeitskonstanten bzw. Reaktionsgeschwindigkeiten lassen sich durch Variation der Kapillarabmessungen oder durch Verwendung von Flüssigkeiten mit unterschiedlichen Viskositätskoeffizienten simulieren. (Wasser mit = 1,002 g , Aceton mit = 0,316 g , Butanol mit = 2,62 g ) cm s cm s cm s In einer Vereinfachung entspricht dieser Vorschlag dem Versuch 35.11. im HRR (S. 255), bei dem die Viskositäten verschiedener Alkohole über einen Auslauftest aus einer Bürette qualitativ verglichen werden. 3. Versuchsgruppe: Modellversuche 21 Versuchsdurchführung: Es wird eine Bürette ohne Hahn verwendet, die seitlich in einer Olive endet. Zur Erleichterung des Ablesens sollte eine möglichst lange Kapillare gewählt werden. In einem Becherglas wird das auslaufende Wasser gesammelt. Die Kapillare muss waagerecht so eingespannt sein, dass der Wasserstand in der ausgelaufenen Bürette mit der untersten Bürettenmarkierung (50 mL-Markierung) übereinstimmt. Dazu ist ein Testauslauf durchzuführen und die Höhe der Kapillare einzuregulieren. Anschließend wird die Bürette bis zur Null-Markierung mit Wasser gefüllt. Mit einem Probelauf wird ein geeignetes Zeitintervall für die Messpunkte festgelegt. Mit dem Quetschhahn wird die Tropfgeschwindigkeit reguliert. Lesen Sie in Abhängigkeit von der Zeit t an der Bürettenmarkierung den Wert des bereits ausgelaufenen Volumens V ab. (Zum Zeitpunkt t = 0 hat V aufgrund der Skalierung der Bürette den Wert Null. Nach Beendigung des Auslaufens ist V = 50 mL.) Während V die Produktkonzentration und damit den Umsatz kennzeichnet, entspricht im Modell die Differenz V = 50 V der Konzentration [A]t. Dies ist dasjenige Volumen, das sich zur Zeit t oberhalb der 50 mL-Markierung der Bürette befindet und das damit alleine zum Druck der Flüssigkeitssäule beiträgt. 3.1.2 Abbrennen einer Kerze Versuchsdurchführung: Den Kerzenständer stellt man auf die Waage und tariert die Waage auf „Null“. Anschließend wird eine Geburtstagskerze zusammen mit dem Kerzenständer gewogen – die Anzeige gibt die „Netto“-Masse der Geburtstagskerze an. Man zündet die Kerze an und bestimmt alle 30 Sekunden ihr Gewicht. Es werden so viele Werte aufgenommen, dass eine graphische Auftragung möglich ist. 3.1.3 Münzenwurf Versuchsdurchführung: Als Ausgangszustand (Zeitpunkt Null) stellen wir uns vor, dass 100 Centstücke mit der Zahl „1“ nach oben auf der Tischplatte liegen. Anschließend werden 100 Cents in einem Becher sorgfältig geschüttelt und auf die Tischplatte geschüttet: Diejenigen Centstücke, die mit der Zahl nach oben sichtbar sind, werden ausgezählt und weiterverwendet. Man wiederholt diesen Vorgang mit der nun reduzierten Anzahl an Centstücken, und zwar so lange, bis nur noch fünf Cent oder weniger übrig bleiben. 3. Versuchsgruppe: Modellversuche 22 3.1.4 Kugeltausch Versuchsdurchführung: In einer Kiste befinden sich 50 rote Kugeln, in einer anderen Kiste 50 blaue Kugeln. Für die Simulation gelten die folgenden „Spielregeln“: Das Gefäß mit den roten Kugeln ist das Reaktionsgefäß. Hieraus erfolgen die Ziehungen. Bei jeder Ziehung wird „blind“, also mit verschlossenen Augen, genau eine Kugel gezogen. Wird eine rote Kugel gezogen, so wird sie gegen eine blaue Kugel ausgetauscht, die dann in das Reaktionsgefäß gegeben wird. Wird eine blaue Kugel gezogen, so wird sie unverändert in das Reaktionsgefäß zurückgelegt. Die Simulation wird spätestens beendet, wenn sich nur noch 25 rote Kugeln im Reaktionsgefäß befinden. Information: Man kann die Spielregeln vielfältig modifizieren: a) Simulation einer Reaktion 2. Ordnung: Hierzu zieht man jeweils zwei Kugeln. Ein Kugeltausch gegen zwei blaue Kugeln erfolgt nur dann, wenn man zwei rote Kugeln gezogen hat. b) Simulation einer Reaktionsfolge mit einem Zwischenprodukt: Man stellt die gleiche Anzahl Kugeln einer dritten Farbe, etwa gelb, bereit. Wie ursprünglich zieht man genau eine Kugel. Handelt es sich dabei um eine rote Kugel, so wird sie gegen eine blaue Kugel ausgetauscht. Wird eine blaue Kugel gezogen, so wird diese nun durch eine gelbe Kugel ersetzt. Unverändert werden nur die gelben Kugeln zurück in das Reaktionsgefäß gegeben. (Schema: rot blau gelb) c) Simulation einer Gleichgewichtsreaktion: Die ursprünglichen Spielregeln ändert man derart ab, dass man auch beim Ziehen einer blauen Kugel diese gegen eine rote austauscht. 3.1.5 Kugel-Loch-Modell Erläuterungen: Das Kugel-Loch-Modell stellt eine sehr starke Vereinfachung bezüglich einer chemischen Reaktion dar: A + B + Lösungsmittel P A B Lösungsmittel P = Kugel ( 5,5 mm) = Loch ( 9 mm) = Fläche zwischen den Löchern = durchgefallene Kugel Ein Nachteil des Modells ist die konstante "Konzentration" an B. Dieser Sachverhalt lässt sich mit der Annahme eliminieren, dass B in großem Überschuss gegenüber dem Partner A vorliegt und deshalb seine Konzentration bei der Reaktion praktisch konstant bleibt (die Reaktion lässt 3. Versuchsgruppe: Modellversuche 23 sich damit unabhängig von B betrachten). Im Geschwindigkeitsgesetz drückt sich dies wie folgt aus: d[A ] x y x = k1 . [A]t . [Löcher]t = k . [A]t dt wegen [Löcher] = konstant (wobei x die Reaktionsordnung bezüglich A und y die Reaktionsordnung bezüglich B beschreibe). Weiter ist zu beachten, dass es sich im Modell um eine irreversibel verlaufende Reaktion handelt. Ein chemisches Gleichgewicht lässt sich mit dieser Versuchsanordnung nicht darstellen. Kästen mit verschiedener Lochzahl ermöglichen Experimente mit verschiedenen Konzentrationen an B. Die Anfangskonzentrationen an A können variiert werden. Reaktionsfolgen lassen sich mit gestapelten Kästen, die jeweils mit Löchern versehen sind, darstellen. Versuchsdurchführung: Als Anfangsbedingungen werden gewählt: [A]0 = 100, [B]0 = 2, also ein Kasten mit 2 Löchern und 100 Kugeln. Damit beim Schütteln keine Kugeln das System nach oben verlassen können (Konkurrenzreaktion), deckt man die Versuchsanordnung mit einem weiteren Kasten ab. Nun wird das System sechs Mal über einem Stück Vakuumschlauch hin und her gekippt. Dieses sechsmalige Hin- und Herkippen stelle eine Zeiteinheit dar. Dann werden [A] oder [P] ([A] + [P] = 100) ausgezählt. Danach kippt man weitere sechs Mal hin und her und zählt erneut aus (= zweite Zeiteinheit). Dies setzt man bis zu einer Gesamtreaktionsdauer von sechs Zeiteinheiten (mit je sechs Kippbewegungen) fort. 3.2 Das Hebermodell zum chemischen Gleichgewicht Erläuterungen: Chemische Modellexperimente stellen stets nur eine reduzierte Verwirklichung der im Original ablaufenden Vorgänge dar. Die Reduktion kann dabei unter Umständen so stark sein, dass das Original kaum noch wieder zu erkennen ist. Gerade zum Hebermodell findet man zahlreiche Diskussionen über das Pro und Contra in gängigen fachdidaktischen Zeitschriften. Dieses Modell hat den Vorteil, dass es sich wegen des sehr einfachen Geräteaufwandes auch mit einer größeren Anzahl von Schülern in kleinen Gruppen als Schülerexperiment ausführen lässt. Es lässt sich für eine Reaktion nach 1. Ordnung verwenden und außerdem erweitern zu einem Modell für das chemische Gleichgewicht oder für eine Reaktionsfolge mit Zwischenprodukten. Versuchsdurchführung: Der erste Messzylinder ist mit 50 mL Wasser gefüllt, der zweite ist leer. Das Flüssigkeitsvolumen im ersten Messzylinder stellt die Konzentration des Edukts, das Flüssigkeitsvolumen im zweiten Messzylinder die Konzentration des Produkts dar. 3. Versuchsgruppe: Modellversuche 24 Um die Reaktion „ablaufen“ zu lassen, wird jetzt aus beiden Messzylindern unter Benutzung von Glasrohren unterschiedlichen Durchmessers umgefüllt, bis praktisch keine Veränderung mehr auftritt. Für jeden Hubvorgang werden beide Rohre bis auf den Boden des Messzylinders getaucht, mit einem Finger verschlossen und das fixierte Wasservolumen gleichzeitig in den jeweils anderen Messzylinder überführt. So ein Hubvorgang stellt eine Zeiteinheit mit den Anteilen der Hin- und Rückreaktion dar. Lesen Sie nach jeder Übertragungsoperation das Volumen in beiden Messzylindern ab und geben Sie Ihre Werte direkt in eine Datei der Tabellenkalkulation Excel ein: 1. Spalte: Zeit, 2. Spalte: Volumen in Messzylinder 1, 3. Spalte: Volumen in Messzylinder 2. Um die Zahl der Messwerte zu begrenzen, kann die Zahl der Hubvorgänge (d. h. die Zeiteinheiten), nach denen abgelesen wird, mit Fortschreiten der Reaktion stetig erhöht werden. Auswertung während des Praktikumstages: 1. Lassen Sie mit Hilfe der Tabellenkalkulation die Werte für beide Messzylinder in ein gemeinsames Diagramm graphisch auftragen (Volumen gegen Zeiteinheiten). Markieren Sie hierzu alle drei Spalten und wählen Sie in der Bildschirmleiste „Einfügen“ den Befehl „Diagramm“, dort unter „Diagrammtyp“ die Variante „Punkt (XY)“. Anschließend können Sie das Diagramm sinnvoll verfeinern und beschriften. 2. Theoretische Überlegung: Welche der im Modellsystem beobachtbaren Größen entsprechen a) der momentanen Geschwindigkeit der Hinreaktion bzw. Rückreaktion, b) der Geschwindigkeitskonstanten, c) der Gleichgewichtskonzentrationen? Information: Um eine Reaktionsfolge mit einem Zwischenprodukt zu simulieren, würde man drei Messzylinder (stellvertretend für Edukt, Zwischenprodukt und Endstoff) verwenden und wie folgt vorgehen: Der erste Messzylinder wäre mit Wasser gefüllt, der zweite und dritte Messzylinder wären zu Beginn leer. Dann würde man aus dem ersten Messzylinder Wasser mit einem weiten Rohr in den zweiten Messzylinder und gleichzeitig aus dem zweiten Messzylinder mit einem etwas engeren Rohr Wasser in den dritten Messzylinder überführen. Zwei derartige Hubvorgänge stellen eine Zeiteinheit dar. 3. Versuchsgruppe: Modellversuche 25 3.3 Ein Modellversuch zur maximalen Nutzarbeit Die maximale Nutzarbeit, die einem System mit potentieller Energie entnommen werden kann (z. B. einer Batterie ihre potentielle chemische Energie), ergibt sich bei reversibler Reaktionsführung. Ein Modell soll das Prinzip der Annäherung an eine reversible Führung am Beispiel der potentiellen Energie eines gereckten Gummibandes, das benutzt wird, um Nutzarbeit zu leisten, zeigen. Versuchsbeschreibung: Sechs Gewichte werden von einem Gummiband gehalten. Die in diesem System enthaltene potentielle Energie, die benutzt werden kann, ein Gewicht zu heben, soll in unterschiedlichem Ausmaß genutzt werden. 1) Grenzfall ohne Gewinnung von Nutzarbeit: Die sechs Gewichte werden heruntergenommen; das Gummiband schnerrt zusammen. Es wird praktisch keine Nutzarbeit (zum Heben der Gewichte) gewonnen; der Ablauf wird irreversibel geführt. 2) Übergang zur Gewinnung von Nutzarbeit: Nur einzelne Gewichte werden nacheinander heruntergenommen. Die verbleibenden Gewichte der Masse m werden eine jeweils kleine Strecke gehoben, die durch Messen der Bodenhöhe h vor und nach dem Herunternehmen der Gewichte erfasst werden muss. Nutzarbeit = m . h . g [J = kg . m2/s2] mit g = 9,81 m/s2. 3) Grenzfall mit maximaler Nutzarbeit: Es werden winzig kleine Gewichtsanteile heruntergenommen. Damit wird immer ein maximaler Gewichtsanteil um kleine Strecken gehoben. Die Versuchsführung ist für diesen Grenzfall reversibel. Die Nutzarbeit entspricht der Integration dieses Vorganges. Versuchsdurchführung: 6 Gewichte von je ca. 100 g stehen zur Verfügung. Es sollen damit vier Versuchsreihen mit unterschiedlicher Nutzarbeit ausgeführt werden. Die Höhen hi der Gewichte sind zu messen, d. h. der Abstand der Labortischplatte von der Bodenfläche des unteren der anhängenden Gewichte. Dabei bezeichnet der Index i die Anzahl der anhängenden Gewichte. 1 m gibt diejenige Masse der gehobenen bzw. verbleibenden Gewichte an, durch die folglich eine Nutzarbeit geleistet wird. Zum Verständnis der Bezeichnungen ist die folgende Abbildung zu Versuchsteil c) aufschlussreich: 1 Man kann die Höhen auch jeweils zwischen anderen Punkten, z. B. von der Labortischplatte bis zum unteren Ende des Gummibandes, bestimmen. Die Messmethode muss jedoch in allen Versuchsteilen konsequent weitergeführt werden. Keinesfalls darf die Höhe des oberen Gewichts von der Laborttischplatte gewählt werden, da ansonsten auch die Dicke der Gewichte mitbetrachtet würde! 3. Versuchsgruppe: Modellversuche 26 Abbildung zu Versuchsteil c) h0 – h2 h2 – h4 h4 – h6 Tischplatte h6 m = 0,4 kg m = 0,2 kg h2 – h4 h4 – h6 m = 0 kg h0 – h2 a) einmalige Gewichtsentnahme: Es werden alle sechs Gewichte auf einmal entfernt. Bestimmen Sie die Höhendifferenz h = h0 – h6 von der Ausgangsposition (h6) bis zum Endzustand (h0). Bei diesem Vorgang wird keine Nutzarbeit gewonnen (m = 0 kg). b) zwei Gewichtsentnahmen: Es werden zweimal je drei Gewichte entfernt. Die zuerst verbleibenden drei Gewichte werden um h = h3 – h6 gehoben, wobei Nutzarbeit gewonnen wird (m = 300 g = 0,3 kg). Für den zweiten Vorgang ergibt sich keine Nutzarbeit (m = 0 kg). c) drei Gewichtsentnahmen (siehe obige Abbildung) Gemäß obiger Abbildung werden dreimal je zwei Gewichte entfernt. Dadurch werden vier Gewichte um h4 – h6 und zwei Gewichte um h2 – h4 gehoben. Die insgesamt gewonnene Nutzarbeit ergibt sich als Summe der Nutzarbeit aus diesen beiden Prozessen. Das Entfernen der letzten beiden Gewichte ergibt wieder keine Nutzarbeit. d) sechs Gewichtsentnahmen: Es wird sechsmal immer nur ein Gewicht entfernt. Bei fünf der sechs Hebevorgängen ergibt sich eine Nutzarbeit. Auswertung während des Praktikumstages: 1. Übertragen Sie die folgende Tabelle sinnvoll in eine EXCEL-Tabelle und ergänzen Sie. Lassen Sie, wenn möglich, die Werte durch Eingabe einer Formel mit Hilfe von EXCEL berechnen. Beachten Sie die Einheiten. 3. Versuchsgruppe: Modellversuche 27 Anzahl der Gewichtsentnahmen Masse, die angehoben wird m [in kg] Höhendifferenzen h [in m] Nutzarbeit (Einzelbeträge) [in J] Nutzarbeit (Summe) [in J] a) 1 0 h0 – h6 ... ... b) 2 0,3 0 h3 – h6 h0 – h3 ... ... c) 3 0,4 0,2 0 h4 – h6 h2 – h4 h0 – h2 ... ... d) ... ... ... ... ... 2. Tragen Sie mit Hilfe von EXCEL die insgesamt gewonnene Nutzarbeit (letzte Spalte der Tabelle) graphisch gegen die Anzahl der Gewichtsentnahmen auf (vier Datenpunkte). 3. Ermitteln Sie aus der Auftragung durch Extrapolation den Wert der insgesamt zu gewinnenden Nutzarbeit für zwölf 50 g-Gewichte (also insgesamt 600 g = 0,6 kg), von denen immer nur ein Gewicht entfernt wird. Welchen Wert erhalten Sie schätzungsweise für den Grenzfall der maximalen Nutzarbeit 0, 6 maximale Nutzarbeit = 9,81 h dm = … ? 0, 0 Ergänzungen zum Unterrichtseinsatz: Wählen Sie aus allen Modellen der Versuchsgruppe 3 eines aus, das Sie im Unterricht am ehesten einsetzen würden, und begründen Sie, was Ihnen an diesem Modellversuch gefällt und was das Modell im Unterricht leisten kann. Wählen Sie andererseits mit Begründung auch ein Modell aus, das Sie im Unterricht am ehesten nicht einsetzen würden. In welchen Punkten (z. B. bei der Durchführung, bei der Auswertung) ist der Modellversuch möglicherweise schwieriger zu verstehen und komplexer gestaltet als der zu demonstrierende Sachverhalt? _____________________________________________________________________________ 4. VERSUCHSGRUPPE: COMPUTERUNTERSTÜTZTES EXPERIMENTIEREN _____________________________________________________________________________ Geräte in der Kiste: zu 4.1 1 6 2 2 1 Messkolben (50 mL) Bechergläser (250 mL) Vollpipetten (5 mL) Vollpipetten (10 mL) Vollpipette (50 mL) 1 1 1 1 1 Messzylinder (100 mL) Peleusball Trichter, klein Stoppuhr kleiner Rührmotor mit Rührkern zu 4.2 1 Kolbenpipette (5 mL) 1 Kolbenpipette (2 mL) 3 Bechergläser (50 mL) 3 Kolbenpipetten (1 mL) zu 4.3 2 Vollpipetten (10 mL) 2 Erlenmeyerkolben (100 mL) 2 Reagenzgläser mit Ständer 2 Küvetten (kleine Reagenzgläser) 1 kleiner Spatel [Peleusball aus 4.1/2] Chemikalien: zu 4.1 0,1 M NaOH (Xn) Phenolphthalein-Lösung ca. 0,1 M HCl ca. 0,1 M Essigsäure zu 4.2 Ethanol (p. a.) (F) [0,1 M NaOH aus 4.1] tert.-Butylbromid (F) zu 4.3 5.10-5 M Kristallviolett-Lösung (Xn) 0,5 M NaOH (C) Ausleihen: PC mit Monitor und Drucker Software AD-Wandler (ADW-16) RGB-Anschlusskabel RS-232 Übertragungskabel 3 Klammern mit Muffen Perfusor pH-Meter Leitfähigkeitsmessgerät mit Kabel Einstabmesskette 3 Colorimeter CO 65 mit Filter Nr. 6 Stativ 4. Versuchsgruppe: Computerunterstütztes Experimentieren 29 Vorbemerkung: Dem Vordringen der Computer in fast alle Lebensbereiche des Menschen sollte nicht eine Verweigerungshaltung im Bereich der Schule gegenüber stehen. Der Schüler hat einen Anspruch darauf, aktuelle Bezüge in seinem Unterricht wiederzufinden. Im Übrigen ist eine kritische Auseinandersetzung mit diesem Medium höher zu bewerten als eine kritiklose bis euphorische Übernahme von neuen Technologien. Neben der gesellschaftlichen Relevanz dieses Themas ermöglicht es der Computer, den Ablauf des Chemieunterrichts in bestimmten Einsatzbereichen zu erleichtern. Vorteile des Computers bei der Messwerterfassung: 1. Anzeige von Messwerten und Graphen Der Computer lässt sich über einen AD-Wandler an nahezu jedes Gerät mit einem Gleichspannungsausgang anschließen. Der Messwert kann so erfasst und auf einen Großbildschirm, z. B. einen Fernseher, für jeden Schüler sichtbar übertragen werden. Auch die graphische Darstellung des Verlaufs einer Messgröße ist möglich. Gerade bei Messreihen kann das Aussehen des Graphen wesentlicher als die einzelnen Zahlenwerte sein. 2. Verarbeitung der Werte Ermittelte Messwerte lassen sich abspeichern, ausdrucken, vor allem aber ohne großen Zeitaufwand umrechnen (z. B. mit einer Tabellenkalkulation). Nicht immer sind nämlich die am Messgerät angezeigten Werte selbst wichtig, oft müssen z. B. Differenzen oder ein Logarithmus gebildet werden. Gleichartige Umrechnungen vieler Tabellenwerte sind zeitraubend, fehlerträchtig und alles andere als motivierend und lenken oft vom eigentlichen Versuchsergebnis ab. Allerdings sollte der Schüler die PC-unterstützten Umrechnungen nicht als „Black-box“ gebrauchen, sondern die Rechenoperationen zumindest nachvollziehen können. Mit dem Computer besteht außerdem die Möglichkeit, mehrere Messreihen aufzunehmen und zum Vergleich in einem gemeinsamen Koordinatensystem graphisch exakt darzustellen. 3. Zeitraffer und Zeitlupe Mit dem Computer lassen sich sowohl schnelle als auch extrem langsame Vorgänge gut verfolgen. So sind Langzeitmessungen möglich, ohne den Unterricht durch andauerndes Ablesen von Messwerten zu stören. Auch bei einer raschen Reaktion, deren Ablauf in Abhängigkeit von der Zeit erfasst werden soll, eröffnet die Registrierung mit dem Computer eine intensivere und detailliertere Besprechung und Diskussion der Ergebnisse, die ansonsten aufgrund der Messwertdichte eventuell überhaupt nicht zugänglich wären. Allein vom Zeitaufwand lässt sich bei einem klassischen Verfahren mit der Analyse von Einzelproben eine solche Messwertdichte in der Schule auf keinen Fall realisieren. Das kürzest mögliche Zeitintervall zwischen zwei Messungen hängt von der Arbeitsgeschwindigkeit des Rechners und des AD-Wandlers ab. Mit dem in unseren Versuchen verwendeten ADW-16 können maximal 6,5 Messwerte pro Sekunde ermittelt werden. Allerdings hängt die Aufzeichnungsgeschwindigkeit auch von der verwendeten Software ab. Je umfangreicher der Programmablauf ist, desto weniger Messwerte können pro Sekunde ermittelt werden. Beispielhaft sollen diese für eine Messwerterfassung typischen Punkte in den Versuchen 4.1 bis 4.3 bei einer Leitfähigkeits-, bei einer pH-Wert- und bei einer Extinktionsmessung demonstriert werden. 4. Versuchsgruppe: Computerunterstütztes Experimentieren 30 Über die Messwerterfassung hinaus findet der Computer in den folgenden unterrichtlichen Situationen Anwendung: Simulation Der Computer lässt sich zur Simulation physikalischer und chemischer Phänomene einsetzen, z. B. - bei der Simulation großtechnischer Verfahren (Ein solcher Einsatz kann sich als sinnvoll erweisen, wenn bei der Simulation Versuchsparameter geändert werden können oder wenn der apparative Aufwand bei der experimentellen Durchführung in keinem Verhältnis zum Ergebnis stünde.) - bei Modellversuchen (beispielsweise zur kinetischen Gastheorie) Molekülmodellierungen Molekülmodellierungen sind modellhafte Abbildungen berechneter komplizierter Molekülstrukturen oder Orbitale. Im Schulbereich wird vielfach eine einfache dreidimensionale Darstellung verwendet, bei denen die Atomsorten als unterschiedlich große, farbcodierte Kugeln dargestellt werden; die benötigten Bausteine - Atome und funktionelle Gruppen kann der Benutzer nach eigener Wahl zusammenbauen. Lernprogramme Fertige Lernprogramme werden für alle Fächer angeboten. Sie erheben den Anspruch, für einen handlungsorientierten Unterricht geeignet zu sein. Leider verlangen sie von den Schülern oft nicht sehr viel mehr das Ausfüllen von Lücken und unterscheiden sich dann kaum von einem kleinschrittig aufgebauten Arbeitsblatt. Vorteile, die solche Lernprogramme dennoch bieten können, die allerdings auch nicht überschätzt werden dürfen, sind: - individuelle Anpassung an das Arbeitstempo und die Arbeitsweise der Schüler, - Wahl des Schwierigkeitsgrads bei der Stoffaneignung, - sofortige Selbstkontrolle der Ergebnisse, - Sekundärmotivation über die Arbeit mit dem Medium Computer. Programmierung Mit ausreichenden Programmier-Kenntnissen, z. B. in der Programmiersprache PASCAL, können die Schüler selbst Programme zur Auswertung experimentell ermittelter Werte erarbeiten. Das Erstellen eines Programms bedeutet zunächst einmal intensive Auseinandersetzung mit der Struktur des Problems. Diese Beschäftigung kann den Lernerfolg nachhaltig verstärken. 4. Versuchsgruppe: Computerunterstütztes Experimentieren 31 4.1 Leitfähigkeitstitration Erläuterungen: Titrationen sind ein wesentlicher Bestandteil der analytischen Chemie. Normalerweise wird im Chemieunterricht nur eine klassische Endpunkttitration, z. B. mit Indikatoren, durchgeführt. Diese lässt sich visuell gut aufarbeiten und ist vom Zeitbedarf günstiger als eine diskontinuierliche Titration über die Leitfähigkeit, den pH-Wert oder die Temperatur. Das fortlaufende Stoppen der Titerzugabe und Ablesen eines Messwertes ist zeitaufwendig und für Schüler wenig attraktiv. Wichtigster Nachteil einer Endpunkttitration ist aber, dass der zeitliche Verlauf der Messgrößen (wie z. B. die Leitfähigkeit) nicht verfolgt werden kann. Der Computer liefert die Möglichkeit, Messwerte in kleinen Zeitabschnitten aufzuzeichnen und innerhalb kurzer Zeit auszuwerten. Da der Computer nur in der Lage ist, Messdaten in Abhängigkeit von der Zeit aufzuzeichnen, muss bei der Titration das Volumen zugegebener Lauge, Säure oder sonstiger Titerlösungen in Form einer Zeitangabe ausgedrückt werden. Hierfür wählen wir einen sogenannten „Perfusor“ mit einer gesteuerten Spritze. Dieses Gerät liefert innerhalb eines festen Zeitintervalls immer dasselbe Volumen und wird im Krankenhaus zur genauen und kontinuierlichen Dosierung von Infusionslösungen eingesetzt. 1 Vorbereitungen: Die Spritze des Perfusors wird mit 0,1 molarer Natronlauge gefüllt. Die Zutropfgeschwindigkeit wird am Gerät auf 99 mL/h eingestellt. Aus diesem Wert ist zu berechnen, wie viele Sekunden für das Auslaufen von 100 mL Titerlösung benötigt werden. Denn in der Parametertabelle des Computerprogramms muss dieses Ergebnis anschließend eingegeben werden: Die Parametertabelle erscheint durch Anklicken des entsprechenden Feldes in der Registerkarte am unteren Bildschirmrand; die Eingabe erfolgt dort unter der Rubrik „Zeit für 100 x-Achseneinheiten“. Bedienung des Computerprogramms Es empfiehlt sich vorab, die folgenden Bedienungsschritte durchzuführen, ohne dass dabei bereits titriert wird („Leerdurchlauf“). 1. Löschen bisher erstellter Messdaten: Durch Anklicken des Feldes Rücksetzen in der linken Bildschirmleiste werden alte Messdaten entfernt. Dies sollte vor jeder Aufnahme einer neuen Messreihe geschehen. Ausnahme bilden die drei Messreihen in Versuch 4.2, deren zugehörige Diagramme miteinander verglichen und daher zwischenzeitlich nicht gelöscht werden sollen. 2. Beginn der Messung: Durch Anklicken des Feldes Aufzeichnen werden augenblicklich die ersten Messwerte erhoben. 1 Aussortierte Geräte werden von Krankenhäusern auf Anfrage abgegeben. Steht ein solcher Perfusor nicht zur Verfügung, setzt man häufig eine gleichlaufende Bürette ein, die innerhalb eines festen Zeitintervalls unabhängig von der Füllhöhe immer das gleiche Volumen liefert. Eine große Flasche mit großem Durchmesser und mit einem Auslauf nach unten ist für diese Verwendung besonders zweckmäßig. Die Titrierlösung tropft durch eine Kapillare gleichmäßig aus, solange sich der Flüssigkeitsspiegel in der Vorratsflasche nicht stark ändert. Vor der Durchführung des Experiments ist dann die Auslaufzeit für ein fest definiertes Volumen aus der gleichlaufenden Bürette zu ermitteln 4. Versuchsgruppe: Computerunterstütztes Experimentieren 32 3. Beendigung der Messung: Durch Anklicken des Feldes Esc in der linken Bildschirmleiste (bzw. durch Drücken der EscTaste) kann die Messung abgebrochen werden, sofern die Titration beendet ist. 4. Anzeigen der erstellten Graphik: Durch Anklicken des Feldes aktuelle Graphik in der linken Bildschirmleiste - nach Beendigung der Messung - erhält man die graphische Auftragung der Messwerte. 5. Anzeigen der gemessenen Werte: Durch Anklicken des Feldes Wertetabelle in der Registerkarte am unteren Bildschirmrand lassen sich die Messwerte anzeigen und gegebenenfalls über das Tabellenkalkulationsprogramm Excel weiterverarbeiten (wie in Versuch 4.3). Versuchsdurchführung: a) Leitfähigkeitstitration einer starken Säure mit einer starken Base: 10 mL der Salzsäure unbekannter Konzentration (ca. 0,1 mol/L) werden in einem 250 mLBecherglas vorgelegt und mit 100 mL dest. Wasser verdünnt. Die Elektrodenflächen sollten gut mit der Lösung bedeckt sein. Die Vorlage wird mit einigen Tropfen Phenolphthaleinlösung versetzt, um den Umschlagspunkt auch visuell anzuzeigen. Die Lösung muss gut gerührt werden, so dass eine gleichmäßige Verteilung erreicht wird. Das Leitfähigkeitsmessgerät wird durchgehend im Messbereich 10-3 belassen und keinesfalls geändert. Um einen gleichmäßigen Zulauf zu ermöglichen, sollte der Perfusor bereits vor der Messung gestartet worden sein. Man beginnt mit der Messung, sobald der erste Tropfen Natronlauge die Säure erreicht. Anmerkung: Die Zutropfgeschwindigkeit ist unabhängig davon, ob die Kanüle in die Flüssigkeit hineinragt oder oberhalb des Flüssigkeitsspiegels gehalten wird. b) Leitfähigkeitstitration einer schwachen Säure mit einer starken Base: Die Messung aus a) wird mit Essigsäure statt Salzsäure wiederholt. Auswertung während des Praktikumstages: Die graphische Auftragung der Messwerte gegen den Laugenverbrauch soll jeweils ausgedruckt und diskutiert werden. Die Konzentration der Salzsäure und der Essigsäure werden berechnet. 4. Versuchsgruppe: Computerunterstütztes Experimentieren 33 4.2 pH-Wert-Messung (bei einer nucleophilen Substitution) Vorbemerkung: Der Mechanismus der SN1- und SN2-Reaktionen wird in der Schule häufig mit der alkalischen Hydrolyse von Alkylhalogeniden eingeführt. Die alkalische Hydrolyse von tert.-Butylbromid ist ein Beispiel für eine SN1-Reaktion. Die Abhängigkeit der Reaktionsgeschwindigkeit von der Polarität des Lösungsmittels unterstreicht das Vorliegen einer ionischen Zwischenstufe. Versuchsdurchführung: Vorbemerkung: Die Verbindungskabel zum AD-Wandler werden an die Buchsen auf der Rückseite des pHMeters angeschlossen. Der Perfusor wird bei diesem Experiment nicht eingesetzt! Becherglas Nr. 1 Nr. 2 Nr. 3 Ethanol 21 mL 17 mL 20 mL Wasser 1 mL 5 mL 2 mL Natronlauge (0,1 M) 1,5 mL 1,5 mL 1,5 mL tert.-Butylbromid 1,5 mL 1,5 mL 1,5 mL Ethanol, Wasser und Natronlauge werden gemäß der beiden Spalten Nr. 1 und Nr. 2 der obigen Tabelle in zwei Bechergläsern vorgelegt und gut gemischt. Die pH-Messkette wird jetzt in das erste Becherglas gestellt und mit einer Klammer am Stativ befestigt. Die Computeraufzeichnung wird gleichzeitig mit der Zugabe von tert.-Butylbromid gestartet. Um eine gute Durchmischung zu erreichen, muss sofort nach Zugabe des tert.-Butylbromids gut umgeschwenkt bzw. gerührt werden. Die Messung kann beendet werden, sobald der pH-Wert im sauren Bereich liegt. Die graphische Auftragung der pH-Werte gegen die Zeit soll zu beiden Messreihen ausgedruckt werden, wobei anschließend die Daten nicht durch Anklicken des Feldes Rücksetzen gelöscht werden sollen. Nach Beendigung der zwei Messungen sollen die beiden Graphen zum Vergleich in einem gemeinsamen Koordinatensystem angezeigt und ebenfalls ausgedruckt werden. Dies geschieht durch Anklicken des Feldes in der linken Bildschirmleiste. Auswertung während des Praktikumstages: 1. Interpretieren Sie die Ergebnisse und beziehen Sie sich dabei auf den Reaktionsmechanismus. 2. Wie müsste sich der Kurvenverlauf ändern, wenn man die Messung mit einem weiteren Becherglas, das gemäß Spalte Nr. 3 der obigen Tabelle befüllt ist, wiederholt? 4. Versuchsgruppe: Computerunterstütztes Experimentieren 34 4.3 Eine photometrische Untersuchung der Kinetik Bei Reaktionen, die mit einer Farbänderung verbunden sind, lässt sich der zeitliche Verlauf mit Hilfe eines Photometers verfolgen. Der Einsatz eines Computers kann sich dabei als sinnvoll erweisen, da sich mit ihm Zeit-Umsatz-Kurven auch von relativ raschen Reaktionen aufzeichnen lassen. Auf diese Weise soll am Beispiel der Reaktion von Kristallviolett mit Hydroxidionen die Abhängigkeit der Reaktionsgeschwindigkeit von der Konzentration aufgezeigt werden. Theoretische Einführung: Das Reaktionsschema lautet: Das Geschwindigkeitsgesetz, in dem die Reaktionsgeschwindigkeit v mit den sich ändernden Konzentrationen bei einer gegebenen Temperatur verknüpft ist, lautet hier („Krist“ abgekürzt): v = d[Krist ] = k1 [Krist ] x [OH ] y dt mit einer Konstanten k1. Wenn ein hoher Überschuss an Lauge (0,5 M NaOH) eingesetzt wird, bleibt die HydroxidionenKonzentration während der Reaktion nahezu konstant. Die Reaktionsgeschwindigkeit hängt dann nur noch von der Kristallviolettkonzentration ab: v = d[Krist ] = k [Krist ] x dt mit einer Konstanten k. Der Exponent x stellt die Ordnung der Reaktion bezüglich der Kristallviolettkonzentration dar. Man erhält bei einem hohen Laugenüberschuss für diese Reaktion eine Kinetik 1. Ordnung (x = 1). Die integrierte Form des Geschwindigkeitsgesetzes 1. Ordnung lautet dann: ln[Krist ] t = k t + ln[Krist ]0 , wobei [Krist]t die Kristallviolettkonzentration zur Zeit t und [Krist]0 entsprechend zu Beginn angibt (vgl. Erläuterungen zu Versuch 3.1). Da die Reaktionsgeschwindigkeit unter den gegebenen Bedingungen nur von der Kristallviolettkonzentration abhängt und das Additionsprodukt mit OH -Ionen farblos ist, kann die Reaktion colorimetrisch über die Farbänderung verfolgt werden. Gemessen wird die Transmission T (in %), die mit der Extinktion E über den folgenden Zusammenhang verknüpft ist: E = lgT (Beispiel: Transmission T = 5 % bedeutet T = 0,05 und damit E = lg0,05.) 4. Versuchsgruppe: Computerunterstütztes Experimentieren 35 Die Extinktion E ist der jeweiligen Konzentration an Kristallviolett direkt proportional und kann deshalb in das Geschwindigkeitsgesetz eingesetzt werden: ln E t = k t + ln E 0 Wird lnEt gegen t aufgetragen, erhält man bei Reaktionen 1. Ordnung eine Gerade mit der Steigung k (k = Geschwindigkeitskonstante) . Versuchsdurchführung: a) Messung der Transmission Mit der 0,5 M NaOH wird auf 100 % Transmission am Messgerät eingestellt. Zur Bestimmung der Zeit-Umsatz-Kurve werden 10 mL Kristallviolettlösung der vorgegebenen Konzentration in einen 100 mL-Erlenmeyerkolben und 10 mL Natronlauge in ein Reagenzglas pipettiert. Beide Lösungen werden anschließend im Erlenmeyerkolben vereinigt, kurz umgeschwenkt und außerhalb des Gerätes in die Küvette überführt (zu 2/3 gefüllt). Die Messung wird sofort gestartet und - sobald die Transmission einen konstanten Wert (nahe 100 %) erreicht hat - direkt beendet. b) Bearbeitung der gemessenen Werte mit ‚Excel’ Ziel ist es, nach einer Reaktion 1. Ordnung graphisch aufzutragen. Aus der Steigung der Geraden soll die Geschwindigkeitskonstante k und anschließend die Halbwertszeit ermittelt werden. Um die Möglichkeiten des Computers sinnvoll und optimal zu nutzen, sollen die Messwerte direkt am Versuchstag und zeitsparend mit der Tabellenkalkulation ‚Excel’ ausgewertet werden: B 1 2 3 4 5 6 7 8 Zeit [s] 1 2 3 4 5 6 7 (erfundene Zahlenwerte) C D E F Transmission 40 61 75 84 91 96 99 Extinktion Zeit [s] 1 2 3 4 5 6 7 ln(Extinktion) = LOG10(C2/100) kopieren =LN(D2) kopieren Es folgen einige Kurzanleitungen zur Tabellenkalkulation ‚Excel’. Die Ausführungen gelten, falls Ihre Tabelle in Spalte B die Werte für die Zeit und in Spalte C die Werte für die Transmission aufweist, und orientieren sich damit an der oben abgebildeten Tabelle. 4. Versuchsgruppe: Computerunterstütztes Experimentieren 36 Lassen Sie in Spalte D die Extinktion aus der Transmission errechnen: 1. Schritt: Geben Sie in Tabellenzelle D2 die Formel = LOG10(C2/100) ein. Das Computerprogramm erfährt durch das Gleichheitszeichen die Aufforderung zur Durchführung einer Rechnung, nämlich: „Dividiere die Zahl, die in Zelle C2 steht, durch 100, bilde hiervon den dekadischen Logarithmus und ändere das Vorzeichen.“ (Die Division durch 100 ist erforderlich, um die Transmission in Prozent, also auf Hunderstel, umzurechnen.) Sollte als Ergebnis die Zahl Null in der Zelle erscheinen, ist die Zahl der Dezimalstellen zu erhöhen: die zugehörige Formatierung erreicht man über die rechte Maustaste. Verändern Sie testweise und nur vorübergehend den Wert in Zelle C2; Sie stellen dann fest, dass der Wert in Zelle D2 sofort angepasst wird. Mit Hilfe der Eingabe einer solchen Formel kann man den entscheidenden Vorteil des Kopierens (2. Schritt) nutzen: 2. Schritt: Kopieren Sie die Formel aus Zelle D2 in die darunter stehenden Zellen derselben Spalte, indem Sie die untere rechte Ecke der Zelle D2 mit der Maus anklicken und - während Sie die Maus gedrückt lassen den Rahmen der Zelle D2 nach unten über die anderen Felder ziehen. Die Formel aus Zelle D2 wird dann automatisch angepasst; z. B. greift das Computerprogramm in Zelle D5 auf Zelle C5, aber nicht mehr auf C2 zurück. (Dies können Sie - nach dem Anklicken der Zelle D5 - an der oberen Bildschirmleiste neben der Symbolkette × = verfolgen.) Kopieren Sie die Daten aus Spalte B in Spalte E. Wiederholen Sie analoge Schritte zur Vervollständigung der Tabelle, wie sie oben angedeutet ist (Spalte F). Erstellen Sie ein Diagramm, das ln(E) in Abhängigkeit von der Zeit darstellt: Markieren Sie dazu mit der Maus die beiden Spalten E und F. Wählen Sie in der Bildschirmleiste „Einfügen“ den Befehl „Diagramm“ und dort unter „Diagrammtyp“ die Variante „Punkt (XY)“. Anschließend können Sie das Diagramm sinnvoll verfeinern und beschriften. Lassen Sie in das betreffende Diagramm eine Ausgleichsgerade hineinlegen und deren Geradengleichung bestimmen: Klicken Sie dazu das entsprechende Diagramm mit der Maus genau einmal an. Wählen Sie unter der Bildschirmleiste „Diagramm“ den Befehl „Trendlinie hinzufügen“ und dort - in der Registerkarte „Typ“ den Trend-/Regressionstyp „Linear“ und - in der Registerkarte „Optionen“ das Feld „Formel im Diagramm darstellen“. Drücken Sie anschließend „OK“. _____________________________________________________________________________ 5. VERSUCHSGRUPPE: DAS ARBEITEN MIT GASEN – REDOXREAKTIONEN _____________________________________________________________________________ Geräte in der Kiste: Allg. 2 gebogene Glasröhrchen mit Düse (für Stahlflaschen) 1 Bunsenbrenner mit Gasschlauch 1 Tiegelzange 1 Spatel 1 Schere zu 5.1 1 Becherglas (250 mL) 1 Standzylinder 1 Glimmspan zu 5.2 1 großes, breites Becherglas 1 DC-Kammer 1 Glasplatte 1 treppenartig geknickter Blechstreifen 3 Teelichter (Kerzen) zu 5.3 2 Kolbenprober (100 mL), dazu passend 1 Dreiwegehahn 1 Reaktionsrohr; dazu passend: 2 durchbohrte Stopfen mit Glasrohrstücken zu 5.4 1 Vierhalskolben mit 2 Verbindungsstücken 1 Waschflasche 1 Peleusball 2 Graphitelektroden mit Schraubverbindung 1 Tropfpipette Chemikalien: zu 5.1/2 CO2-Flasche Sand zu 5.3 Kupferspäne (oder Kupferdrahtnetz) zu 5.4 Bromthymolblaulösung Magnesiumband 0,1 M NaOH (Xi) Ausleihe: 2 Stative 4 Klammern mit Muffen 2 kleine Klammern 1 Vakuumschlauch Gummi- oder PVC-Schläuche 1 Hochspannungstransformator (50 und 23000 Windungen) 1 Netzgerät (25 V; 12 A) 4 Kabel 5. Versuchsgruppe: Das Arbeiten mit Gasen – Redoxreaktionen 38 5.1 Reduktion von Kohlenstoffdioxid durch Magnesium Versuchsdurchführung: Zuerst stellt man einen langsamen Gasstrom von CO2 aus der Stahlflasche ein. Anschließend wird der Boden eines Standzylinders mit Sand bedeckt. Dann wird dieses Gefäß mit CO2 gefüllt und dabei mit einem brennenden Glimmspan der Füllstand kontrolliert. In den mit CO2 gefüllten Standzylinder wird ein am Bunsenbrenner entzündetes Magnesiumband (ca. 10 cm) mit der Tiegelzange eingeführt. Magnesium Kohlenstoffdioxid Ergänzungen zum Unterrichtseinsatz: Nennen Sie mindestens eine Fragestellung, die - als Thema einer Unterrichtsstunde - vom Lehrer aufgeworfen und die dann anhand des Versuchs untersucht und überprüft werden könnte. Welche Klassenstufe betrifft jeweils diese Fragestellung? Beantworten die von Ihnen gemachten Beobachtungen die vorgeschlagene Fragestellung ausreichend? 5.2 „Kerzentreppenversuch“ Versuchsdurchführung: (angelehnt an „HRR“, Versuch 22.4, S. 166) Auf einen treppenartig geknickten Blechstreifen, den man - wie abgebildet - in eine DC-Kammer führt, stellt man insgesamt drei Teelichter. In ein großes Becherglas wird CO2 aus der Stahlflasche eingeleitet. Dann „gießt“ man zügig das CO2 über der DC-Kammer an der Seite mit der am niedrigsten angebrachten Kerze aus, so dass die Kerzen der Reihe nach von unten nach oben erlöschen. Dabei soll ein Großteil der Becherglasöffnung mit einer Glasplatte abgedeckt werden, damit das CO2 nicht zu großflächig ausströmt und alle drei Kerzen gleichzeitig löscht. Gegebenfalls muss man CO2 in das Becherglas zum Ausgießen nachfüllen. Ergänzungen zum Unterrichtseinsatz: Schaffen Sie einige vor allem praktische Anwendungsbezüge dieses Experiments, die man in den Unterricht integrieren könnte. 5. Versuchsgruppe: Das Arbeiten mit Gasen – Redoxreaktionen 39 5.3 Bildung von Stickoxiden Versuchsaufbau: Elektroden Pumpe oder Peleusball Glaskolben Trafo BromthymolblauLösung 25 V / 12 A Die Apparatur wird gemäß Abbildung aufgebaut (Die vier durchbohrten Stopfen werden durch zwei Verbindungsstücke aus Glas und zwei Schraubverbindungen an den Elektroden ersetzt.) Die in den Vierhalskolben hineinragenden Graphitelektroden sollen einen Abstand von ca. 1-2 mm aufweisen. Sie werden mit den Polen eines Hochspannungstransformators und diese mit einem Netzgerät zur Erzeugung von Wechselspannung (Symbol ~) verbunden. Mit Hilfe des Transformators (50 und 23000 Windungen, s. „Information“ unten) soll die Netzspannung auf ca. 5.000 V angehoben werden. In der Waschflasche befindet sich destilliertes Wasser, versetzt mit einigen Tropfen Bromthymolblau-Lösung. Die Lösung in der Waschflasche ist mit der bereitgestellten 0,1 M NaOH tropfenweise auf neutral (grüne Färbung) oder sehr schwach alkalisch (blaue Färbung) einzustellen; das verwendete destillierte Wasser ist nämlich gegebenenfalls schwach sauer. Versuchsdurchführung: Vorsicht beim Umgang mit Hochspannung! Lebensgefahr! Gute Isolierung beachten! Niemals beide Elektroden gleichzeitig berühren! Erst einschalten, wenn die Apparatur vollständig aufgebaut ist! Unbedingt ausschalten, wenn Veränderungen vorgenommen werden! Die am Netzgerät regulierte Spannung wird langsam auf ca. 10 Volt erhöht, bis ein kräftiger Funkenstrom überschlägt (bei der erzeugten Hochspannung). Wenn sich die Kugel mit braunem Gas gefüllt hat, wird abgeschaltet und erst danach die Pumpe angestellt oder der Peleusball bedient, so dass ein leichter Gasstrom durch die Waschflasche hindurch erzeugt wird . Informationen zum Transformator: Ein Transformator besteht aus zwei Spulen, einer Primärspule mit der Windungszahl N1 und einer Sekundärspule mit der Windungszahl N2, die entweder auf den Schenkeln eines einfach geschlossenen Eisenkerns oder auf dem mittleren Schenkel eines zweifach geschlossenen Eisenkerns sitzen. Legt man an die Primärspule eine Wechselspannung U1 an, so wird in der Sekundärspule eine Wechselspannung U2 induziert, für die die folgende Beziehung gilt: 5. Versuchsgruppe: Das Arbeiten mit Gasen – Redoxreaktionen 40 U2 N = 2. U1 N1 Bei U1 = 10 V und den Windungszahlen 23000 und 50 beträgt also die erzeugte Hochspannung 10 V 5.000 V. U2 = 23000 50 Diese Daten entsprechen dem im Schulversuchspraktikum verwendeten Transformator. Wie er über Kabel einerseits an die Spannungsquelle und andererseits an die Elektroden im Vierhalskolben angeschlossen wird, zeigen die folgenden Abbildungen: Anschluss an die Elektroden des Vierhalskolbens A Anschluss an die Elektroden des Vierhalskolbens E Ansicht von oben Diese Spule besteht aus 23000 Windungen Diese Spule besteht aus 50 Windungen Durch Anschluss der beiden Kabel an die linke untere Ecke und an die rechte obere Ecke wird der Transformator im obigen Experiment zu 100 % ausgenutzt. Würde man das obere Kabel tiefer stecken, so würde man die Netzspannung entsprechend nicht so stark anheben. VOLT 4 4 Anschluss an die Spannungsquelle 2 6 4 Ergänzungen zum Unterrichtseinsatz: Für welche alltäglichen Prozesse steht dieses Experiment Modell? Anschluss an die Spannungsquelle Ansicht von der Seite 5. Versuchsgruppe: Das Arbeiten mit Gasen – Redoxreaktionen 41 5.4 Der Sauerstoffgehalt der Luft Versuchsaufbau: Quarzrohr mit Kupfer 3-Wege-Hahn Versuchsdurchführung: Eine schulübliche "Luftanalyse“ benutzt Kolbenprober und Kupfer zur Bindung des Sauerstoffs bei erhöhter Temperatur. Machen Sie sich die Versuchsdurchführung anhand der Abbildung selbst klar: - Warum benötigt man zwei Kolbenprober? - Welche Funktion hat der an einer Seite des Reaktionsrohrs eingebaute Dreiwegehahn? - Warum wird das Reaktionsrohr erhitzt? Nach Versuchsende ergibt sich ein Messwert (1. Messwert) für den Sauerstoffgehalt, bei dem das tote Volumen der Apparatur als Fehler eingeht. Dieser Fehler wird völlig ausgeschlossen, wenn Sie folgendermaßen vorgehen: Lassen Sie hierzu nach dem Versuchsende, bei dem fast nur Stickstoff in der Apparatur vorliegt, diesen aus dem gefüllten Kolbenprober ab, und füllen Sie den Kolbenprober erneut mit genau 100 mL Luft. Danach wird das Reaktionsrohr noch einmal erhitzt. Die nach dem Abkühlen gemessene Volumenabnahme ist dann genau auf 100 mL Luft bezogen (2. Messwert). Ergänzungen zum Unterrichtseinsatz: Vor allem in der Orientierungsstufe wird zur Bestimmung des Sauerstoffanteils der Luft der sogenannte „Lichterschiffversuch“ eingesetzt (vgl. „HRR“ Versuch 6.7, S. 72). In einer besser funktionierenden und schneller realisierten Variante befestigt man (mit flüssigem Wachs) in der Mitte einer Glaswanne eine Kerze, so dass sie aufrecht steht. Anschließend gibt man gefärbtes Wasser in die Glaswanne. Stülpt man einen Standzylinder (oder eine kleinere verschlossene Gaso-meterglocke mit Skalierung) über die Kerze, steigt der Wasserstand innerhalb des Gefäßes höher als außerhalb. Dabei füllt der erhöhte Wasserstand ziemlich genau 1/5 des Standzylinders aus. Beurteilen Sie abschließend, ob dieser Versuch als Ersatz oder als Ergänzung zu dem von Ihnen durchgeführten Versuch 5.4 geeignet ist oder ob Sie ihn überhaupt nicht einsetzen würden. Untermauern Sie Ihr Urteil mit Vorteilen und Schwachstellen (auch fachlicher Art) des Experiments. _____________________________________________________________________________ 6. VERSUCHSGRUPPE: ANALYSE UND SYNTHESE DES WASSERS _____________________________________________________________________________ Geräte in der Kiste: zu 6.1 1 4 1 1 Hofmann’scher Zersetzungsapparat Kabel Becherglas (400 mL) Trichter zu 6.2 Vollständig zusammengebaute Apparatur: 1 Bunsenbrenner mit Gasschlauch 2 Reagenzgläser Glimmspäne 1 Stoppuhr Heliocentris Energiesysteme GmbH, Rudower Chaussee 5, 12489 Berlin zu 6.3 3 Explosionsbüretten mit Platinelektroden 3 Glaswannen 2 Bananenstecker 2 Glasrohrstücke (kapillar verengt) 1 Zündfunkengeber zu 6.4 Luftballons 1 Kerze, an einem langen Zeigestab befestigt lange Schnur Chemikalien: zu 6.1 Schwefelsäure (30 %-ig), Xi zu 6.3 H2-Flasche, F zu 6.4 [H2-Flasche aus 6.3] O2-Flasche, O Ausleihen: 1 Spannungsquelle 1 1 Ampèremeter 1 Voltmeter 1 Schutzscheibe Gummi- oder PVC-Schläuche 1 3 2 6 8 Stative Klammern (groß) Klammern (klein) Muffen Als Spannungsquelle verwenden wir für die Elektrolyse von Wasser ein Gerät, welches variabel max. 60 Volt Gleichspannung bei etwa 0,5 Ampère liefert. 6. Versuchsgruppe: Analyse und Synthese des Wassers 43 6.1 Die Elektrolyse von Wasser (Hofmann’scher Zersetzungsapparat) Versuchsdurchführung: Anstelle eines bei Elektrolysen häufig eingesetzten U-Rohres verwenden wir den Hofmann’schen Zersetzungsapparat (siehe Abbildung), der mit 30 %-iger Schwefelsäure als Elektrolyt befüllt wird. Hierzu öffnet man die Hähne der beiden Zersetzungsrohre und lässt durch die Kugel des mittleren Rohres langsam so viel Schwefelsäure einfließen, dass die beiden äußeren Schenkel bis in die Hähne gefüllt sind. Die Platinelektroden werden über ein Voltmeter und ein Amperemeter mit einer Spannungsquelle verbunden. a) die Zersetzungsspannung Die Spannung wird in 0,2 Volt-Schritten erhöht und jeweils die Stromstärke notiert. Nähern Sie sich dabei jedem 0,2-Volt-Schritt durch vorsichtiges Regulieren langsam von unten an, so dass der jeweilige Wert nicht kurzzeitig extrem überschritten wird. Nach dem Erreichen der Zersetzungsspannung (woran erkennbar?) wird die Messung mit der Aufnahme von drei weiteren Werten fortgesetzt. b) das Volumen der Gase Für die weitere Elektrolyse wird nun konstant eine Spannung von etwa 20 V eingestellt und die zugehörige Stromstärke notiert. Während der Elektrolyse werden die Volumina der sich bildenden Gase zehn Minuten lang minütlich abgelesen. Danach wird weiter elektrolysiert, bis sich der Kathodenraum fast ganz gefüllt hat. c) Nachweise der Gase „Knallgasprobe“: Das Gas, welches im Kathodenraum entsteht, wird durch die Knallgasprobe als Wasserstoff nachgewiesen. Man fängt dazu in einem Reagenzglas ca. 20 mL Gas auf und bringt sofort die Mündung des Reagenzglases senkrecht nach unten weisend an die Bunsenbrennerflamme. „Glimmspanprobe“: Im Anodenraum entsteht Sauerstoff. Man fängt ihn ebenfalls in einem Reagenzglas auf und führt rasch einen glimmenden Holzspan ein. Auswertung während des Praktikumstages: zu a) Tragen Sie die Messwerte per Hand graphisch auf (Stromstärke gegen Spannung), und diskutieren Sie den Verlauf kurz. Warum verwenden wir keine Natriumchloridlösung anstelle der Schwefelsäure? 6. Versuchsgruppe: Analyse und Synthese des Wassers 44 zu b) Verhalten sich die Volumina der frei werdenden Gase wie 2:1? Formulieren Sie die „Hypothese von Avogadro“, und erklären Sie, warum sie erforderlich ist, wenn man aus dem Versuchsergebnis (etwa im Unterricht) die Formel des Wassers als H2O bestätigen möchte. In der Sekundarstufe II kann man anhand der Abscheidungen beim Hofmannschen Zersetzungsapparat das erste Faradaysche Gesetz bestätigen und sowohl die Faraday- als auch die Avogadro-Konstante bestimmen: Die Faraday-Konstante entspricht der Ladung (in Coulomb) von 1 mol elektrischer Elementarladungen. Bezüglich des Experiments gibt dies die Ladungsmenge Q an, die zur Abscheidung von 1 mol H+-Ionen (in Form von Wasserstoff) erforderlich sind. Ermitteln Sie unter Berücksichtigung der registrierten Stromstärke denjenigen Wert für die Faraday-Konstante, den Ihr Experiment liefert (Literaturwert: 96500 C/mol; 1 C = 1 As). Berechnen Sie schließlich unter Verwendung der Elementarladung e = 1,6 . 10 die Avogadro-Konstante. 19 C auch 6.2 Die Solar-Wasserstofftechnologie im Modellexperiment Versuchsaufbau und Versuchsdurchführung: Mit der Apparatur lassen sich die Funktionsweisen von PEM-Elektrolyseuren und PEMBrennstoffzellen (PEM = Proton Exchange Membrane = Protonen-Austausch-Membran) demonstrieren. Ein Spannungsmessgerät wird angeschlossen, da maximal eine Spannung von 2 V eingestellt werden darf und eine Überschreitung zur Zerstörung der Apparatur führen kann. Wasservorratsbehälter Gasspeicher Elektrolyseur Brennstoffzelle 6. Versuchsgruppe: Analyse und Synthese des Wassers 45 Zur Durchführung wird die Solarzelle auf der Südseite außerhalb des Praktikumssaales aufgestellt. Die Wasservorratsbehälter und die Gasspeicher werden durch Schläuche miteinander verbunden und vollständig mit destilliertem Wasser gefüllt. Auf die Wasservorratsbehälter werden die Gummistopfen aufgesetzt. Die Solarzelle schließt man an den Elektrolyseur an, der mit dem Wasservorratsbehälter verbunden wird. Nach fünf Minuten werden die entwickelten Gasvolumina, die sich letztlich in den Gasspeicherröhren sammeln, ermittelt. 6.3 Die Synthese des Wassers (Eudiometer) Versuchsanordnung und –durchführung: Drei dickwandige, einseitig geschlossene Glasröhren (Explosionsbüretten bzw. Eudiometerrohre), die eine mL-Unterteilung haben, besitzen eingeschmolzene Platinstifte. Die Röhren werden mit Wasser gefüllt und tauchen mit der Öffnung nach unten mindestens 10 cm tief in je eine pneumatische Glaswanne. Bei der Versuchsdurchführung ist unbedingt zu beachten: Die Eudiometerrohre werden zweifach mit Klammern, die fest angezogen werden müssen, an Stativen befestigt! Schutzscheibe oder Abzug ist zu verwenden! Alle Anwesenden tragen eine Schutzbrille! Damit die Gase rein genug sind, müssen die Schlauchverbindungen vorher mit dem jeweiligen Gas gut gespült werden! Eine Sicherheitsflasche sollte bei der Gasentnahme entfallen. Die Glasdüse sollte spitz ausgezogen und der Gasstrom nur schwach sein, damit kleine Gasblasen einzeln dosiert werden können. Lassen Sie sich beim Einfüllen der Gase Zeit! Mit einer gebogenen Glasrohrdüse werden in die drei Eudiometerrohre (I) 4 mL, (II) 6 mL und (III) 8 mL Wasserstoff eingefüllt und die tatsächlich vorgelegten Mengen genau abgelesen. Genau abgelesene Volumina sind zur Interpretation des Versuchs viel wichtiger, als dass die angegebenen Werte genau erreicht werden. Danach gibt man in gleicher Reihenfolge (I) 6 mL, (II) 3 mL und (III) 2 mL Sauerstoff hinzu (Schlauch vorher spülen) und liest wieder genau ab. Nun werden die Buchsen der Platindrähte an den Zündfunkengeber angeschlossen und dieser durch Drücken aufgeladen. Wenn die Zündung nicht erfolgt, so dürfen die Kontakte auf keinen Fall berührt werden! Unter heftiger Explosion erfolgt die Zündung des Knallgasgemisches. Dabei darf kein Gas unten aus dem Eudiometerrohr entweichen. Wenn das geschieht, ist das Eudiometerrohr nicht tief genug eingetaucht worden. Nach der Reaktion werden die Restvolumina abgelesen. Auf die Nachweise der Restgase wird wegen der geringen Mengen verzichtet. Auswertung während des Praktikumstages: Welche Restvolumina sind, ausgehend von den tatsächlich eingefüllten Mengen, zu erwarten? Wie gut ist die Übereinstimmung mit dem experimentellen Ergebnis? 6. Versuchsgruppe: Analyse und Synthese des Wassers 46 6.4 Zünden eines Wasserstoffballons Versuchsdurchführung: Sicherheitshinweis: Warnen Sie alle Umstehenden, bevor Sie die Zündung vornehmen! Es wird einer Stelle des Experimentiertisches gearbeitet, an der sich rundum keine brennbaren Gegenstände oder Chemikalien befinden, da der Ballon mit großer Flamme verbrennt (alternativ: im Abzug). Man bläst einen Luftballon mit etwas Wasserstoff auf (Durchmesser ca. 15 cm), verknotet ihn und befestigt ihn mit einer dünnen Schnur am Tisch (z. B. an den Türgriffen des Unterschranks). Der Wasserstoffballon darf sich nicht zu nah an der Raumdecke befinden. Mit der an einem langen Zeigestab befestigten Kerze wird er entzündet. 1 Anwendung: Am 6. Mai 1937 ereignete sich ein folgenschweres Unglück: Das Luftschiff „Hindenburg“ war von Frankfurt aus zu einer 60-stündigen Fahrt über den Atlantik nach New York gestartet. Die Passagiere reisten darin so bequem wie auf einem Luxusdampfer, denn es war mit seinen 245 Metern mehr als zweimal so lang wie ein Fußballfeld. In seiner Hülle befanden sich beachtliche 200 Millionen Liter Wasserstoff. Zu der Zeit, als bereits der Landeplatz in Sicht kam, lag ein Gewitter über der Stadt. Kurz vor der Landung, beim Anflug auf den Ankermast, wurde eine Gaszelle undicht. Eine elektrostatische Aufladung der lackbeschichteten Außenhaut führte wahrscheinlich zu einer 1 Zur Steigerung des Effekts könnte man auch mehrere nebeneinander aufgereihte Luftballons aufhängen, so dass eine optisch und akustisch gut wahrnehmbare kleine Kettenreaktion erfolgt. 6. Versuchsgruppe: Analyse und Synthese des Wassers 47 Funkenbildung, die den ausströmenden Wasserstoff zur Zündung brachte. Was dann geschah, schilderte ein Reporter in einer Live-Übertragung für den Rundfunk: „Der Zeppelin gleitet auf den Landemast zu. Die ersten Taue fallen zu Boden. Man kann von hier aus direkt in die Gondeln sehen. Die Passagiere stehen an den Fenstern und winken. Sie hatten eine gute Fahrt über den Ozean… Was ist das? Feuer! Das Schiff brennt! Von hinten kommen Flammen heraus, sie erfassen das ganze Schiff! Es ist schrecklich! Das ganze Schiff brennt! Man kann nicht helfen! Jetzt stürzt das Heck auf die Erde, es schlägt auf. Menschen springen heraus. Es ist eine furchtbare Katastrophe! Da kommen die ersten Ambulanzwagen. Das Schiff ist ein einziges Meer von Flammen. Es ist etwas Furchtbares passiert: Das herrliche Schiff ist nur noch ein Gerippe. Wie viele Menschen mögen darin umgekommen sein?...“ Innerhalb von 30 Sekunden stand das 245 m lange Luftschiff in Flammen. 32 Menschen starben, wie durch ein Wunder überlebten 62 Passagiere und Besatzungsmitglieder. Ergänzungen zum Unterrichtseinsatz: Bringen Sie die Versuche der Versuchsgruppe 6 in eine mögliche unterrichtliche Reihenfolge zum Thema „Wasser“ in der neunten Jahrgangsstufe, bei dem u. a. „Wasserstoff als Energieträger“, „die chemische Formel von Wasser“ und „die Zweiatomigkeit einiger elementarer Gase“ behandelt werden sollen. Nennen Sie dazu Fragestellungen, die im Unterricht aufgeworfen werden können und die dann zu den vier Versuchen führen. Welche Versuche könnten dann ergänzt werden? Auf diese Weise sollen Sie ein kurzes Rahmenprogramm der genannten problemorientierten Unterrichtseinheit skizzieren. Die Sichtung von Schulbüchern kann hilfreich sein. „Gestern haben wir den Unterschied zwischen Wasser und Wasserstoff kennen gelernt.“ _____________________________________________________________________________ 7. VERSUCHSGRUPPE: DARSTELLUNG UND BROMIERUNG EINES ALKENS _____________________________________________________________________________ Geräte in der Kiste: zu 7.1 1 1 1 1 1 1 Gasometer (komplett 1000 mL) Thermometer (bis 100 °C) Erlenmeyerkolben (200 mL, mit Schliff) Gasableitungsrohr mit Schliff NS 29 großer Laborboy Kristallisierschale (Ø = 18 cm) zu 7.2 1 Saugflasche, 250 mL, überzogen mit Buchfolie 1 Hahn mit Stopfen für Saugflasche 1 Dreiwegehahn 4 Glasmurmeln oder Kieselsteine 1 1 1 1 1 1 Glaswanne (Ø = 20 cm) Becherglas (1000 mL) Rührkern gebogenes Glasröhrchen (mit Stahlwolle) Trichter Messzylinder (50 mL) 1 1 1 1 graduierte Pipette (0,2 mL) Becherglas (250 mL) Kolbenprober (100 mL) Pinzette Chemikalien: zu 7.1 tert. Butanol (F, Xn) konz. Schwefelsäure, C zu 7.2 Brom, C (MAK-Wert 0,7 mg/m3) Natriumthiosulfat (zur Entsorgung von Bromresten) Schlifffett NaOH-Plätzchen, C Ausleihen: 3 4 6 1 Stative Klammern Muffen Rührmotor mit Heizplatte Handschuhe 2 Stielkugeln Gummi- oder PVC-Schläuche 1 Digitalwaage (mit mindestens 2 Dezimalen) 7. Versuchsgruppe: Darstellung und Bromierung eines Alkens 49 7.1 Die Darstellung des Alkens: Isobuten Versuchsaufbau: Isobuten Versuchsdurchführung: Die Apparatur wird wie abgebildet aufgebaut. 40 mL tert. Butanol und 4 mL konz. H2SO4 werden in den Erlenmeyerkolben vorgelegt. Stopfen und Schlauchverbindungen zum Gasometer werden auf Dichtigkeit überprüft. Nun wird das Wasserbad auf der Kochplatte unter ständiger Temperaturkontrolle erhitzt. Unter Rühren entwickelt sich Isobuten bei 65-70° C (nicht über 75° C erhitzen!) Das entstandene Gas wird im Gasometer aufgefangen. Man verfährt dabei so, dass man zweimal 200 mL Gas auffängt und vollständig wieder ablässt (Spülen der Apparatur), bevor man anschließend 900 mL Isobuten im Gasometer sammelt. Mit einer kleinen Menge des Gases wird beim zweiten Spülgang an einer Austrittsdüse mit Rückschlagsicherung eine Brennprobe gemacht. 7. Versuchsgruppe: Darstellung und Bromierung eines Alkens 50 7.2 Die Bromierung des Alkens Versuchsaufbau: zum Gasometer (Alken) Versuchsdurchführung: Eine Stielkugel wird auf einer Waage (mit mindestens 2 Dezimalen) genau gewogen (Leergewicht = Wägung 1). Sie wird mit einer kleinen Menge Brom etwa bis zur Hälfte (maximal 0,6 g!) gefüllt. Den Abfüllvorgang im Abzug vornehmen! Vorsicht beim Abfüllen: Schutzhandschuhe tragen! Zum Füllen benutzt man zweckmäßigerweise eine fein ausgezogene Eppendorf-Pipette. Nach der Füllung mit Brom wird die Stielkugel abgeschmolzen und zurückgewogen, wobei das abgeschmolzene Stielende mitgewogen wird (Füllgewicht = Wägung 2). Danach wird die Apparatur wie abgebildet zusammengesetzt. Vorher gibt man drei dicke Glaskugeln mit hinein. Zunächst wird die Luft aus dem Reaktionsgefäß (Saugflasche) mit dem in 7.1 hergestellten Alken aus dem Gasometer verdrängt. Dazu werden aus dem Gasometer dreimal 100 mL Isobuten in den Kolbenprober gedrückt und anschließend aus dem Kolbenprober durch den geöffneten aufgesetzten Hahn der Saugflasche abgelassen. Nach Schließen des Hahns wird mit dem Kolbenprober eine ausreichende Menge Isobuten (90-100 mL) aus dem Gasometer gesaugt und der Gasometerhahn ebenfalls geschlossen. Da das gesamte Reaktionsgefäß mit dem Alken beschickt ist, muss sichergestellt sein, dass die Menge Brom, bezogen auf die Menge Isobuten im Kolbenprober, im Unterschuss vorliegt (159,8 mg Brom entsprechen 22,4 mL Isobuten.) Die Apparatur darf jetzt weder Über- noch Unterdruck haben (etwa durch Klemmen des Kolbenprobers). Das Volumen des Alkens im Kolbenprober wird genau abgelesen. Durch Schütteln wird danach die Stielkugel im Reaktionsgefäß von den Glaskugeln zertrümmert. Das Gefäß wird bis zur völligen Entfärbung des Broms geschwenkt. Schließlich ermittelt man das verbrauchte Volumen an Isobuten. 7. Versuchsgruppe: Darstellung und Bromierung eines Alkens 51 Entsorgung: Das entstandene Produkt 1,2-Dibrom-2-methyl-propan ist toxisch. Wir entsorgen es sofort durch eine alkalische Hydrolyse, bei der 1,2-Dihydroxy-2-methyl-propan entsteht. Dazu geben wir wässriges Ethanol und einige NaOH-Plätzchen in die Saugflasche, schwenken gut um und lassen mindestens 15 Minuten stehen (weitere Entsorgung über den Abguss). Aufgabe: Informieren Sie sich vorab über die in 7.1 und 7.2 ablaufenden Reaktionsmechanismen. Auswertung während des Praktikumstages: Über das Molvolumen des gasförmigen Alkens (22,4 L), das in 7.2 experimentell ermittelte Volumen des Alkens und die eingesetzte Menge Brom wird berechnet, wie viele Mol Brom sich mit einem Mol Alken umgesetzt haben. Ergänzungen zum Unterrichtseinsatz: Nennen Sie Vor- und Nachteile beim Unterrichtseinsatz dieses Versuchs gegenüber folgender Variante zur Demonstration einer elektrophilen Additionsreaktion: Man füllt in einen Standzylinder 1-Hexen und versetzt dieses tropfenweise mit Brom. Zusätzlich verwendet man in einem Vergleichsversuch n-Hexan anstelle von 1-Hexen. (wesentliche Beobachtungen: Die Entfärbung erfolgt bei 1-Hexen schlagartig und bei n-Hexan überhaupt nicht - höchstens erst dann, wenn man den Standzylinder belichtet. Außerdem beobachtet man dann bei n-Hexan die Bildung eines Nebels, der sich bei der Überprüfung mit einem Indikatorpapier als sauer erweist.)