10 Oktober 2012 Filmikone Ursula Andress: «Gibt es in der Schweiz keine berühmten Fussballer wie in Italien?» 12 Ursula Andress Superstar aus Ostermundigen management & branding Ursula Andress Weltstar aus Ostermundigen Die Bernerin Ursula Andress gehört zu den grössten Filmikonen Hollywoods. Am 3. November wird sie in Bern für «50 Jahre James Bond» geehrt. Im Vorfeld hat sie «persönlich» eines ihrer seltenen Interviews gewährt. Ein Gespräch über Sean Connery, Elvis Presley, James Dean und die grosse Liebe. Interview: Matthias Ackeret Bilder: Franco Marocco, Parwez Mohabat-Rahim und Keystone Frau Andress, wie fühlt man sich als berühmtester Schweizer Star? Sie übertreiben. Gibt es in der Schweiz keine berühmten Fussballer wie in Italien? Tennisspieler Roger Federer ist, glaube ich, noch berühmter als ich. Kennen Sie ihn persönlich? Leider nein. Aber er scheint mir nicht nur ein grosser Sportler, sondern auch ein grosser Mensch zu sein. Ogi und Blocher? Sie müssen entschuldigen, ich kenne die Schweizer Politik nicht wirklich. Dafür lebe ich zu lange im Ausland. Fragen Sie mich nach Sportlern oder Künstlern. Von den Politikern habe ich ohnehin fast nie eine gute Meinung. Warum? Die meisten Politiker, gerade bei uns in Italien, versprechen nur, bis sie gewählt sind. Anschliessend erinnern sie sich nicht mehr an ihre Versprechen. Sie leben heute in Italien. Der ehemalige Ministerpräsident Berlusconi gilt als grosser Frauenverführer. Ja, Berlusconi ist zumindest ein Mann (lacht). Seinen Hang zu jungen Damen möchte ich nicht kommentieren. Doch als Politiker hat er nicht mehr gestohlen als andere. Die Politik in Italien ist nun mal ein widerliches Gewerbe, vor allem für Menschen, die ehrlich arbeiten. Die meisten Parlamentarier vertreten nur ihre eigenen Interessen. Es ist wirklich traurig, in Italien bekommen die Pensionierten zwischen 400 und 600 Euro. Gleichzeitig wird alles teurer. Ich weiss nicht, wie die alten Menschen ihren ganzen Lebensunterhalt bezahlen können. Ein Politiker, der sein Amt lediglich drei Jahre ausübt, bekommt hingegen lebenslang eine Pension und kann daneben andere Tätigkeiten ausüben. Weil in Italien die Regierungen ständig ändern, wurden wichtige Bauten wie Autobahnen oder Spitäler gar nie fertiggestellt. Wer kommt schlussendlich für das ganze Fiasko auf? Das Volk. Ostermundigen jeweils sehr viel Schnee. Ich sehe mich immer noch, wie wir auf unseren «Stögelischuhen» ausrutschten. Doch auch Ostermundigen ist nicht mehr wie früher: In meiner Jugend gab es in unserem Dorf nur Velos. Wer heute nach Ostermundigen kommt, glaubt, er sei auf einer Autobahn. Das gefällt mir gar nicht. Wenn Sie zurückblicken: Was war für Sie die schönste Zeit Ihres Lebens? «Wenn man vom Herzen gesteuert wird, fasst man keine rationalen Entscheide.» Wie leben Sie heute? Ich lebe heute in einem Landhaus in Italien. Ich sage aber immer, ich lebe bei meiner Familie. Heute gibt es kein Land mehr, in welchem man leben kann. Heute ist alles so global. Ich fühle mich als Weltbürger. Ich bin wirklich froh, dass ich die Welt noch kennengelernt habe, als sie vielfältig war. Das heisst, Russland war Russland, Thailand Thailand. Heute ist alles verschmolzen. Ich mag dies nicht so. Viele Länder haben ihre Kulturen verloren. Aber in Ostermundigen fühlen Sie sich noch zu Hause? Selbstverständlich. In Ostermundigen könnte ich Ihnen heute noch meinen Schulweg zeigen. Ich weiss auch noch, mit welchen Problemen wir im Winter zu kämpfen hatten. Ich erinnere mich sehr gut an meinen alten Schulweg, den ich heute noch problemlos finden würde. Im Winter hatte es in Zweifelsohne die Sechzigerjahre. Damals sprühte alles vor Lust und Lebensfreude. Heute mag man an die Zukunft gar nicht denken. Es wirkt alles düster und depressiv. Eine Weltkrise, wie sie jetzt abläuft, habe ich noch nie erlebt. Denken Sie nur an Griechenland, Spanien oder Italien. Das einzige Land, das funktioniert, ist die Schweiz. Aber auch hier sollen die Leute ständig reklamieren, sagt man mir. Blicken wir nochmals auf Ihre Karriere zurück. Wann haben Sie zum ersten Mal realisiert, dass Ostermundigen zwar schön ist, aber doch nicht die ganz grosse Welt bedeutet? Das habe ich nie so wahrgenommen. Ich bin bei meinem Grossvater, welcher eine Gärtnerei betrieb, aufgewachsen. Ich war bereits als Kind sehr neugierig. Da ich immer wieder von zu Hause weggelaufen bin, musste mich die Polizei anschliessend wieder zurückbringen. Ich war schon ein bisschen verrückt: Bereits als kleines Kind wollte ich schwimmen lernen, ohne überhaupt richtig laufen zu können. Ich ging auch immer gerne in die Berge, weil ich dort einen Goldschatz vermutete. Trotzdem wollten Sie nicht in Bern bleiben? Mit siebzehn habe ich mich in den Schauspie- 13 10 Oktober 2012 ler Daniel Gélin verliebt und bin ihm nach Paris gefolgt. Deswegen wurde ich sogar von Interpol gesucht (lacht). Wenn man jung ist, erkennt man keine Gefahren. In Paris nahm ich Schauspiel-, Tanz- und Englischunterricht. Später arbeitete ich als Mannequin in Rom. Meine erste kleine Schauspielrolle erhielt ich 1955 in einem Casanova-Film. Dann bekam ich den Ruf aus Hollywood. Marlon Brando hat Ihnen in Amerika geholfen. Marlon Brando hat mir wirklich viel geholfen. Er war der Freund eines Freundes. Ich lernte ihn bereits in Rom kennen. Als ich bei Paramount unterschrieben hatte, war er der einzige Mensch, den ich in Amerika kannte. Er hat damals ein bisschen zu mir geschaut. Sie kannten wirklich alle Grossen des zwanzigsten Jahrhunderts ... Zur Person Ursula Andress wurde 1936 in Ostermundigen geboren. Ihren Durchbruch erreichte sie vor fünfzig Jahren als Bikini-Girl im ersten Bond-Film «James Bond jagt Dr. No». Für diese Rolle wurde sie mit dem Golden Globe ausgezeichnet und erreichte dadurch Weltberühmtheit. Später drehte sie mit Elvis Presley, Marcello Mastroianni, Jean-Paul Belmondo Ja, ich hatte sehr viel Glück in meinem Leben. Paramount wollte aus mir eine neue Greta Garbo machen. Wurde man damals von einer Filmfirma engagiert, musste man für sieben Jahre unterschreiben. In dieser Zeit lernte ich alle Grossen von Hollywood kennen. Sie müssen sich vorstellen, Hollywood war ein Dorf ... und anderen. 1965 erschien sie im Playboy. Heute lebt Ursula Andress in Italien. Sie hat einen Sohn. Wie Ostermundigen? Nein, nein, viel kleiner noch. Ich fühlte mich in Hollywood trotzdem nicht zu Hause. Ich war wie ein kleines Schulmädchen und habe dauernd rebelliert, wollte dort wieder ausbrechen. Schlussendlich habe ich meinen Paramount-Vertrag zurückgekauft. Wie haben Sie dies gemacht? Ich wollte mich einfach nicht für eine so lange Zeit verpflichten und konnte mich auch nicht dem Hollywood-System unterordnen. Es tönt zwar schön, Schauspielerin zu sein. In der Realität ist dies aber ein sehr harter Job. Die Freiheit war für mich immer das wertvollste Gut. Ich erkannte schon früh, dass ich eine freie Seele bin, die nicht eingefangen werden kann. Wie haben die Amerikaner darauf reagiert? Natürlich mit Unverständnis. Die meisten meiner Schauspielerfreunde gaben alles auf, um ihren Traum zu realisieren. Ich tickte vollkommen anders. Paramount setzte grosse Hoffnungen in mich, ohne dass ich in einem Film je mit gespielt hätte. Die Angebote, 14 die sie mir machten, verwarf ich, gleichzeitig stellte ich neue Forderungen, die mir sogleich erfüllt wurden. Aber auch diese lehnte ich ab. Die Erwartungen, die Paramount in mich setzte, waren so gross, dass ich Angst bekam, daran zu zerbrechen und all meine Freiheit zu verlieren. Wie verbrachten Sie den ganzen Tag? Damals, in den Fünfzigerjahren, kannte ich niemanden, der arbeitete. Es war die Zeit der Dolce Vita in Rom. Da waren so viele Regisseure, die mich immer wieder, sogar auf offener Strasse, anhielten und fragten, ob ich in ihrem Film mitspielen wolle. Wie viele Filme damals, in den Fünfzigerjahren, wohl gedreht worden sind … «Ich ahnte bei Elvis schon bald, dass es nicht gut kommen würde. Er konnte kein normales Leben führen.» Und mit Paramount? Paramount schickte mich in die Schauspielschule, um mich auf meine Karriere vorzubereiten. Das hat mir aber nicht gepasst, sodass ich schon bald wieder ausgebrochen bin. Aber auch mit den Privatlehrern funkte es nicht wirklich. Nachträglich weiss ich gar nicht, woher ich mir dieses Freiheitsrecht herausnahm. Von 1954 bis 1955 war ich bei Paramount unter Vertrag, danach wechselte ich bereits für zwei Jahre zu Columbia. Auch dort war alles sehr kompliziert für mich. 1957 heiratete ich den Filmregisseur John Derek. Er war später auch mit Linda Evans und Bo Derek verheiratet. John war ein fantastischer Mann. Mit ihm bin ich um die Welt gereist. Er war auch ein wunderbarer Fotograf und fotografierte mich 1965 für den Playboy. Bis zu seinem Tod blieb ich eng mit ihm verbunden. Auch mit seinen späteren Frauen (lacht). 1962 rief mich erneut Columbia an und präsentierte mir eine Rolle, die so gut sei, dass ich sie nicht ablehnen könne. James Bond? Ja. Sie sagten mir, dass es sich um eine kleine Rolle in einem netten Spionagefilm von Ian Fleming handle. Dieser sei einer der Lieb- Ursula Andress Superstar aus Ostermundigen management & branding Dreamteam: Ursula Andress mit Elvis Presley. lingsautoren von John F. Kennedy. «Also», dachte ich mir, «dieses Mal kannst du nicht Nein sagen.» Ich mag mich noch gut erinnern, wie wir zusammen mit Kirk Douglas das Drehbuch studierten. Alle lachten. Meine Rolle bestand aus wenigen Worten und beschränkte sich auf das Herumrennen im weissen Bikini. «Okay», dachte ich mir, «da kann ja nichts falsch laufen.» Wie verliefen die Filmaufnahmen? Ian Fleming, der Autor von James Bond, war ein sehr interessanter Mann, der den ganzen Tag auf dem Set verbrachte. Eigentlich war er der richtige James Bond. Auch Sean Connery war äusserst zuvorkommend. Für mich war der Filmdreh von «Dr. No» eine sehr positive Erfahrung. Damals ahnte noch niemand, dass der Film so erfolgreich werden würde. Als die Dreharbeiten fertig waren, erwartete ich von den Produzenten Albert R. Broccoli und Harry Salzman eine Reaktion, doch ich wartete vergeblich. Ich ging nach Hause und war dann völlig überrascht, als mich Leute ganz begeistert anriefen, welche den Film gesehen hatten. Ich war wirklich überrascht, welches Echo meine Bikiniszene ausgelöst hat. Bis heute. Die Bikiniszene hat Sie unsterblich gemacht. Es scheint so – und ich habe daran auch keinen Rappen verdient. Ärgert Sie dies? Schon ein bisschen, denn ich finde es nicht wirklich gerecht. Das Geld geht bis heute an die James-Bond-Verwertungsfirma. Diese bestimmt auch, ob man die Szene für Werbezwecke einsetzen darf oder nicht. Ich habe 15 10 Oktober 2012 die Erfahrung gemacht, dass es besser ist, Geld zu haben als keines. Wie viel ist ihre Szene in Dr. No wert? Es ist wahnsinnig, die Filmgesellschaft hat mit dem James Bond Milliarden verdient. Eine deutsche Bank wollte vor einigen Jahren mit Sean und mir für eine Altersversicherung werben. Wir sollten fünfzig Jahre später nochmals die Bikiniszene nachspielen, was ich sehr witzig fand. Schlussendlich dauerte die Verhandlung mit der James-Bond-Gesellschaft über ein Jahr. Jedes Komma und alles wurde geregelt. Es war so anstrengend, dass die Bank völlig entgeistert den Bettel hinwarf. Es hatte niemand mit diesem durchschlagenden Erfolg der Bikiniszene gerechnet? Nein, wirklich nicht. «Es hat niemand mit dem durchschlagenden Erfolg der Bikiniszene gerechnet.» Sie haben viele berühmte Menschen kennengelernt. Wie haben Sie beispielsweise Elvis Presley erlebt? Nach dem grossen Erfolg von «Dr. No» hat mich Paramount angerufen und meinte: «Ursula, nun schuldest du uns aber etwas.» Ich hatte ein bisschen ein schlechtes Gewissen, weil sie so gut zu mir waren und ich von ihnen bislang nur profitiert hatte, ohne einen Film mit ihnen zu drehen. Sie boten mir eine Rolle als junge russische Prinzessin an der Seite von Elvis Presley an. Ich zuckte zusammen und antwortete, dass ich mit jedem spiele, nur nicht mit Elvis Presley, den ich als ordinär empfand. Daraufhin schlug Paramount ein Treffen vor, zu welchem ich widerwillig ging. Doch ich hatte mich vollkommen geirrt: Elvis war unheimlich reizend, liebenswürdig und nett. Er entsprach überhaupt nicht seinem Image, welches er als Rock’n’Roller hatte. Elvis hatte soeben seinen Militärdienst in Deutschland beendet und verfügte über hervorragende Manieren. Auch hier zeigte sich, dass die grossen Stars privat oftmals ganz anders sind, als wir sie auf der Leinwand wahrnehmen. Ursula Andress mit ihrem langjährigen Lebenspartner Jean-Paul Belmondo. 16 Ursula Andress Superstar aus Ostermundigen management & branding Warum sind Sie dann nicht die neue Frau Pres- Sie haben James Dean an seinem letzten Tag ley geworden? im Jahre 1955 gesehen. Oh, mein Gott. Das war unmöglich, da ich zu jenem Zeitpunkt bereits verheiratet war. Trotzdem blieben wir befreundet. Jimmy wollte, dass ich mit ihm in seinem neuen Auto Richtung San Francisco fahre, um den Motor zu testen. Am Morgen um acht Uhr holte er mich ab. Gerade in diesem Moment kam John Derek, mein späterer Ehemann. Jimmy wusste, dass wir uns liebten, und ging alleine. Wenig später erfuhr ich, dass er tödlich verunfallt war. Das war ein Schock. Heute glaube ich, dass es Schicksal war. Wie haben Sie auf seinen Tod 1977 reagiert? Ich ahnte bei Elvis schon bald, dass es nicht gut kommen würde. Es ist unmöglich, ein normales Leben zu leben, wenn man so berühmt ist wie Elvis oder Michael Jackson. Elvis konnte nie in ein Kino oder Restaurant gehen. Sein ganzes Leben spielte sich im Studio, den Konzertsälen oder den Hotels ab, in denen er übernachtete. Er war immer von acht Bodyguards umgeben. Hatten Sie viel Kontakt? Ja, wir haben bis zu seinem Tod sehr viel telefoniert. Er wollte immer nach Europa kommen und dabei auch meinen damaligen Lebenspartner, Jean-Paul Belmondo, kennenlernen. Dazu kam es leider nicht mehr. Waren Sie an seiner Beerdigung? Ich konnte nicht, die Presse und der ganze Rummel. Ich stand ihm sehr nahe, und er liebte es gar nicht, wenn man alles öffentlich machte. Die Headlines und Geschichten … das war nicht Jimmys Show. «Keiner war so charismatisch wie Belmondo.» Wie sind Sie mit dem Starrummel umgegangen? Der Starrummel war mir eigentlich immer zuwider. Deswegen wollte ich auch nie so berühmt werden. Ich habe Ihnen bereits vor unserem Gespräch erzählt, dass ich nicht gerne über mich selbst spreche. Ich war schon immer ein Einzelgänger, heute möchte ich am liebsten leben wie ein Eremit (lacht). Glücklicherweise habe ich eine innere Zufriedenheit gefunden. Auf Partys verzichte ich gerne. Auch mein Freundeskreis besteht aus sehr wenigen Menschen. Mit vielen Grössen waren Sie privat liiert. Trotzdem: Sie kannten die ganze Welt ... Wie erleben Sie die Filmwelt heute? Ich war im Golden Age in Hollywood und lernte all die grossen Stars wie Marilyn Monroe, Elizabeth Taylor, Bette Davis, Frank Sinatra oder Peter Sellers kennen. Mit einigen, wie Frank, Elvis und Peter, habe ich zusammengearbeitet. Später kam noch Marcello Mastroianni dazu. Auch ihn mochte ich sehr. Wenn ich in den Zeitungen lese, dass im Fernsehen ein neuer Hollywood-Film gezeigt wird, versuche ich, ihn anzuschauen. Es hat mich sehr gefreut, dass der französische Film «The Artist» den Oscar gewonnen hat. Mit James Dean waren Sie sogar enger befreundet. Ja, wir waren in den letzten drei Monaten vor seinem Tod sehr eng befreundet. Er war ein so netter und schüchterner Junge. Eines Tages rief mich sein Manager an und fragte mich, ob ich Jimmy kennenlernen möchte. Mit Jean-Paul Belmondo waren Sie acht Jahre zusammen. Das stimmt, keiner war so charismatisch wie Belmondo. Er ist ein Schauspieler, der sein Geschäft wirklich von der Pike auf gelernt hat und nicht einfach von der Strasse her kam, wie viele von uns. Vor einigen Jahren planten wir ein gemeinsames Projekt. Leider kam es nicht dazu, weil Jean-Paul teilweise gelähmt ist. Das macht ihm sehr zu schaffen. Haben Sie mit Schweizer Schauspielern Kontakt? Ich durfte in den Achtzigerjahren mit grossartigen Schweizer Schauspielern den Film «Klassezämekunft» drehen. Das war wunderbar. Maximilian Schell kenne ich sehr gut, von den Jüngeren ist mir gerade niemand präsent. Im Juni wurde in Bern eine Rose nach Ihnen benannt. 17 10 Oktober 2012 Ursula Andress als Schülerin in Ostermundigen … Die Gärtnerei Wyss in Ostermundigen hat das initiiert. Das hat mich, als Gärtnerstochter, sehr gefreut. Es ist in der heutigen schnelllebigen Zeit überhaupt nicht selbstverständlich, dass man sich noch an mich erinnert. Wir haben den berühmten JamesBond-Film 1962, also vor genau fünfzig «Man muss lieben, sonst macht das Leben keinen Sinn.» … und als Hollywood-Ikone. renbürgerin von Ostermundigen ernannt worden zu sein. Das war wirklich eine schöne Überraschung für mich. mehr Rechenschaft ablegen. In jedem Alter lebt man anders. Sie waren in den Beziehungen immer die Glauben Sie heute noch an die grosse Liebe? Stärkere? Ja, das ist ganz wichtig. Man muss lieben, sonst macht das Leben keinen Sinn. Wie will man ohne Liebe durch das Leben schreiten? Man kann nicht ständig verliebt sein, denn wahre Liebe bedeutet auch Schmerzen und Verletzungen. Dabei stellt sich die Frage: Will man diesen Preis nochmals bezahlen? Überhaupt nicht. Ich war anfänglich immer die Stärkere, irgendwann hat es aber gekippt. Am Ende war ich immer der Sklave. Wirklich? Ja, wenn man vom Herzen gesteuert wird, fasst man keine rationalen Entscheide mehr. Aber haben Sie die absolute Liebe erlebt? Wie lieben Sie? Jahren, gedreht, und die Leute kennen ihn immer noch. Die Szene wird heute noch oft in Werbefilmen aufgegriffen. Für mich ist es auch eine grosse Ehre und Freude, zur Eh- 18 Ich hatte sehr leidenschaftliche Partnerschaften, in denen ich einen sehr hohen Preis zahlen musste. Heute bin ich allein und fühle mich sehr glücklich. Ich muss niemandem Ich hatte in meinem Leben viele grosse Lieben. Und bei jeder glaubte ich, sie sei für ewig. Ursula Andress Superstar aus Ostermundigen management & branding Claudio Righetti So «vermarktet» man Ursula Andress Der Berner Kommunikationsmanager Claudio Righetti «vermarktet» seit Jahren den Schweizer Filmstar Ursula Andress. Gegenüber «persönlich» erklärt er ihr Erfolgsgeheimnis. Interview: Matthias Ackeret Bilder: Parwez Mohabat-Rahim Herr Righetti, wie sind Sie eigentlich zu Ursula Andress gekommen? Seit vielen Jahren schon beraten wir parallel zu unserer PR- und Eventarbeit auch international bekannte Persönlichkeiten. Durch meine Zusammenarbeit im kulturellen Bereich mit dem Prinzen von Italien, Emanuele Filiberto von Savoyen, bin ich auf Ursula Andress gestossen. Es war für mich wie Liebe auf den ersten Blick. Natürlich professionell gesprochen. Markentechnisch gesehen: Wie viel ist Ursula siker inspiriert, wie zum Beispiel Tom Jones, Burt Bacharach oder Matthew Barney, die berühmtesten Fotografen der Welt, wie Avedon, Newton, Lord Snowdon, standen bei ihr an, um mit ihr arbeiten zu dürfen. Der italienische Meisterregisseur Franco Zeffirelli reiste mit Ursula Andress sogar nach Rio, und das nur, um ihr sein Kostüm für den Karneval dort auf den Leib anzupassen. Und erst kürzlich realisierte Bruce Weber mit ihr eine wunderbare Fotostrecke in der italienischen Vogue. Der Star Ursula Andress ist unendlich mal mehr als nur das «Bond-Girl». Andress heute wert? Frau Andress ist eine der ganz wenigen wirklich grossen Filmikonen Hollywoods. Wie Marylin Monroe oder James Dean hat sie sich im kollektiven Bewusstsein der Leute verankert. Oder anders gesagt: Sie brauchte mit ihrem Filmdebüt in «Dr. No» nur knapp neunzig Sekunden, um den Zeitgeist einer ganzen Generation zu prägen und unsterblich zu werden. Das macht einen grossen Star in meinen Augen aus: Man kann ihm nicht widerstehen. Noch heute erhält sie Tausende von Fanbriefen aus der ganzen Welt Doch wenn man Ursula Andress nur auf das Bild des Bond-Girls reduziert, wird man ihr nicht gerecht. die Dolce Vita als Protagonistin mitgeprägt und den Männern mit ihrer Erscheinung die Luft zum Atmen entzogen hat. Das hat schon etwas fast Übernatürliches (lacht). In London sieht man Ursula Andress natürlich auch als das Bond-Girl, aber auch als Schauspielerin mit vielen anderen Facetten – sie hat ja dort mit den ganz Grossen zusammengearbeitet, wie zum Beispiel Peter O’Toole, Sir Laurence Olivier oder Sir Christopher Lee. Der Film «Shee», in dem sie 1965 mit Christopher Lee gespielt hat, gilt heute als ein Fantasyfilm-Klassiker. Schwer zu sagen, ob wir mehr Autogrammwünsche mit Shee- oder Bond-Fotos erhalten. Wie wird Frau Andress denn zum Beispiel in Italien, wo sie lebt, oder in London, der Hei- Erkennt man ausserhalb der Schweiz Ursula mat der Bond-Filme, gesehen? Andress auf der Strasse? In Italien ist sie die unsterbliche Schönheit, die In Italien wie auch in London können wir Warum? Sie ist doch das Ur-Bond-Girl schlechthin, wurde sogar ganz offiziell zum «Besten Bond-Girl aller Zeiten» ernannt. Ich staune immer wieder, wie eindimensional Ursula Andress gerade hier in der Schweiz gesehen wird. Kaum jemand hat hier, nicht einmal im Ansatz, eine Vorstellung von ihrer Karriere. Die Andress hat in über dreissig Kinofilmen mitgewirkt und dabei mit den Grössten der Filmgeschichte zusammengearbeitet, sie hat grossartige Künstler und MuClaudio Righetti: «Ursula Andress ist mehr als nur als das ‹Bond-Girl›.» 19 10 Oktober 2012 kaum zehn Minuten unerkannt durch die Strassen gehen. Noch heute erkennt Ursula Andress jeder, und das obschon ihr letzter richtiger Kinofilm weit über zwanzig Jahre zurückliegt. In London musste ich mit Ursula Andress einige Male sogar in ein Taxi flüchten, weil wir von Autogrammjägern umstellt waren. Das alles ist ziemlich phänomenal, finde ich, für eine Person, die sehr zurückgezogen lebt, sich immer treu geblieben und auch sehr bescheiden ist. Ursula Andress möchte im Grunde kein Star sein und dem allem entfliehen. Darum setzen wir auch nur wenige Projekte mit ihr um, obschon ständige neue Anfragen eintreffen. Auch Interviewwünsche muss ich meistens absagen oder die Leute vertrösten, gerade heute zum Beispiel die Sunday Times. Sie haben mit vielen Persönlichkeiten wie Amanda Lear, Igor Ustinov, Prinz Emanuele Filiberto von Italien oder ganz zu Anfang Ihrer Karriere mit Rolf Knie zusammengearbeitet. Wie haben Sie den Kontakt zu diesen Persönlichkeiten hergestellt? Um es kurz zu sagen: Sie finden mich, nicht ich sie. Man kann diese Kontakte und das, was daraus erwächst, nicht planen. Das ergibt sich in der Regel aus Begegnungen und einer gewissen Reputation, die sich herumgesprochen hat. Alles beruht auf Stil und natürlich Vertrauen. Doch unsere Kernarbeit ist das Creative Management. Alles andere ist dem untergeordnet. Sie haben Ihre Agentur in Bern. Ist dies ein Vorteil oder ein Nachteil? Ich stelle immer wieder fest, wie schlecht Bern im Grunde vernetzt ist. Manchmal habe ich den Eindruck, wir leben hier wie Peter Pan in Neverland, einem Ort also, den niemand finden soll! Nicht selten muss ich ausländischen Leuten am Telefon erklären, dass wir uns ganz in der Nähe von Gstaad befinden, worauf diese dann antworten: «Oh, in the mountains.» Doch für mich ist der Standort kein Nachteil. Ich bin trotz allem gerne in Bern, und die, die mich finden wollen, finden mich auch hier. Zudem plane ich, auf der Welle der sehr erfolgreichen Lancie- rung des Hotels Schweizerhof letztes Jahr Bern zu helfen, sich als Hauptstadt im Kulturgesellschaftlichen besser zu positionieren. Dafür haben wir mit der Agentur Furrer Hugi & Partner das Eventformat «Gala de Berne» geschaffen. Die erste grosse Gala findet am 3. November zu Ehren von Ursula Andress statt, dies vor dem Hintergrund des fünfzigsten Filmjubiläums von James Bond. Und es wird auch das erste Mal sein, dass die zwei berühmtesten Bernerinnen, Ursula Andress und Michelle Hunziker, in ihrer Heimatstadt vereint sind. Anzeige 1/2 Inserat quer links 20