China – Länderanalyse Februar 2008 - Der Host

Werbung
China – Länderanalyse Februar 2008
Hauptstadt: Peking
Staatsform: Kommunistischer Staat
Einwohner: 1.314,5 Mio. (2006)
Amtssprachen: Chinesisch (Mandarin)
Bruttoinlandsprodukt in EUR (2007f): 2380 Mrd.
Bruttoinlandsprodukt pro Kopf in EUR (2007f): 1800
Währung: Yuan (CNY) bzw. Renminbi (RMB)
Mitgliedschaften: BIS, IAEA, IBRD, IWF, SOZ, UN, UN-Sicherheitsrat, WTO, ASEAN (Dialogpartner)
Autor: Mario Wattaul
+43-1-53135-403
Internet: www.investkredit.at
e-mail: [email protected]
Research
Seite 1
13.02.2008
Inhaltsverzeichnis
1.
2.
3.
Kommentar ................................................................................................. 3
Stärken-/ Schwächenprofil .......................................................................... 5
Volkswirtschaftliche Kennzahlen................................................................. 6
3.1 Aktuelle Konjunktur & Ausblick............................................................. 6
Aktuell ......................................................................................................... 6
Ausblick....................................................................................................... 7
3.2 Marktpotential....................................................................................... 8
3.3 Wettbewerbsfähigkeit ......................................................................... 13
3.4 Außenwirtschaft.................................................................................. 18
Historische Trends und Ausblick Exportsektor ......................................... 21
3.5 Staatsverschuldung............................................................................ 26
3.6 Private Verschuldung ......................................................................... 27
3.7 Stabilität.............................................................................................. 28
3.8 Geldpolitik und Finanzmarkt............................................................... 31
Geldpolitik ................................................................................................. 31
Geld- und Anleihenmarkt .......................................................................... 33
Aktienmarkt ............................................................................................... 34
4. Bankensystem .......................................................................................... 36
4.1 Struktur............................................................................................... 36
4.2 Aktuelle Entwicklungen ...................................................................... 38
5. Energiesektor............................................................................................ 41
6. Rahmenbedingungen/Weiche Faktoren ................................................... 44
6.1 Rechtssicherheit................................................................................. 44
6.2 Investitionsklima/ Unternehmensumfeld ............................................ 44
6.3 Arbeitsmarkt & Humankapital............................................................. 47
6.4 Steuern............................................................................................... 47
6.5 Korruption........................................................................................... 47
6.6 Politik.................................................................................................. 48
6.7 Terrorismus und Sicherheit ................................................................ 51
6.8 Infrastruktur ........................................................................................ 51
7. Bonität: Ratings und Risikoeinschätzung.................................................. 53
8. Externe Faktoren – Weltkonjunktur & Ölpreis........................................... 54
9. Quellen...................................................................................................... 55
Research
Seite 2
13.02.2008
1. Kommentar
ATTRAKTIVITÄT
Der chinesische Markt besticht mit seiner enormen Größe, der Bevölkerungszahl und der noch immer
sehr niedrigen Wirtschaftsleistung pro Kopf. Eine sehr hohe Investitions- und Sparquote galten bislang
als Garant für zukünftige Wirtschaftsleistung. Da das bisherige chinesische Wirtschaftsmodell an
seine Grenzen stößt, sollte sich das Wachstum bis 2011 auf 7-8% J/J verlangsamen. Dennoch bleibt
die Wachstumsrate im internationalen Vergleich hoch. Um ein dauerhaft hohes Wachstum generieren
zu können, ist es für China zunehmend wichtig höherwertigere Produkte herzustellen. Aufgrund einer
zu erwartenden Änderung in der wirtschaftspolitischen Ausrichtung ist mit einem relativen
Bedeutungsverlust des Exportsektors zu rechnen. Gleichzeitig sollte das Wachstum zukünftig stärker
vom Binnenkonsum getrieben sein. Exportseitig ist mit einem stärkeren Vordringen Chinas in
technologisch höherwertige Produktklassen zu rechnen. Die Direktinvestitionen sollten an Bedeutung
verlieren. Unter einer längerfristigen Perspektive (Zeitraum > 5 Jahre) verschlechtert sich die
Attraktivität aufgrund der demografischen Entwicklung und der Umweltzerstörung. Aufgrund seines
diplomatischen Auftretens und der Unterlassung von politischen Forderungen gegenüber
afrikanischen Regimen konnten die Chinesen sich als bedeutender Direktinvestor in Afrika etablieren
und sich damit den Zugang zu wichtigen Ressourcen sichern.
RISIKO
Bonität
Die drei Ratingagenturen bewerten das Länderrisiko Chinas unterschiedlich. Während Fitch und
Moody’s Investor Service dieses bei A+ (bzw. A1) sehen, sieht S&P das Rating um einen Notch tiefer,
bei A liegen. Allerdings ist der Ausblick bei S&P positiv. Insgesamt und aufgrund der historischen
Entwicklung scheint daher die Gesamtnote von 2,75 angebracht. Fitch hat am 6. November 2007 sein
Fremdwährungs-Staatenrating aufgrund verbesserter fiskalischer Rahmenbedingungen und einer
geringeren Wahrscheinlichkeit, dass der Staat den Großbanken unter die Arme greifen muss um
einen Notch von A auf A+ und das Lokalwährungsrating entsprechend von A+ auf AA- angehoben.
Der Ausblick für beide Ratings wurde mit “stabil” festgesetzt. Um die starke externe
Zahlungsbilanzposition Chinas zu reflektieren hat Moody's Investors Service am 26. Juli 2007 sein
langfristiges Fremdwährungsanleiherating um einen Notch von A2 auf A1 angehoben. Moody’s hob
auch den Trend in der Staatsverschuldung und den Fortschritt bei wirtschaftlichen Reformen positiv
hervor. Der Ausblick wurde mit “stabil” festgesetzt. Auch wurden substantielle Fortschritte bei der
inneren Finanzstärke und der Aufsicht über die großen staatlichen Geschäftsbanken erzielt. Der
Country Ceiling für Fremdwährungs- als auch Lokalwährungseinlagen bzw. Anleihen wurde ebenfalls
von A2 auf A1 angehoben. Der entsprechende Ausblick wurde mit „stabil“ festgesetzt. S&P hat am 26.
Juli 2007 sein Fremdwährungs-Staatenrating von A für China bestätigt, den Ausblick jedoch von
„neutral“ auf „positiv“ angehoben. Das bisherige Rating besteht seit 27. Juli 2006. Damals wurde die
Anhebung mit der starken Vermögensposition Chinas gegenüber dem Ausland, dem
Wachstumspotential, und dem verbesserten fiskalischen Rahmen begründet.
Wirtschaftliche Stabilität
Aufgrund der nach wie vor hohen Abhängigkeit vom Export, vor allem gegenüber den USA und Japan
und einer sich abzeichnenden Abkühlung der Weltkonjunktur, haben sich die konjunkturellen
Risiken für China spürbar erhöht. Zudem hat sich das Land in den letzten Jahren von einem reinen
Assembler zum Hersteller höherwertiger Konsumprodukte und Maschinen transformiert, was seine
Sensibilität gegenüber externen Konjunkturschwankungen merklich erhöht hat. Die Struktur des
Wachstums ist aufgrund der nach wie vor planwirtschaftlichen Festsetzung der Zinsen durch die
Zentralbank und der Kreditvergabepraxis der Banken gegenüber Staatsbetrieben hin zu
Überinvestitionen, vor allem im schwerindustriellen Bereich und dem Bausektor, verzerrt. Allerdings
sollten die gestiegenen Mindestreserveanforderungen der Notenbank nun erstmals bei den
Research
Seite 3
13.02.2008
Geschäftsbanken zu greifen beginnen. Das gegenwärtige Inflationsproblem ist primär angebotsseitig
und hier vor allem auf landwirtschaftliche Probleme (Dürren im In- und Ausland) zurückzuführen.
Allerdings handelt es sich hier um Ausnahmesituationen, welche nur vorübergehend bestehen sollten.
Da der Yuan seinen Aufwertungstrend voraussichtlich mittelfristig fortsetzen wird, sollte dies die
Importpreise dämpfen und so zur Inflationsbekämpfung beitragen. Ansteckungsgefahren durch
eventuelle Währungskrisen in Schwellenländern sehen wir als gering an. Darüber hinaus verfügt das
Land gegenwärtig über die höchsten Devisenreserven der Welt. Die Abhängigkeit von ausländischen
Kapitalzuflüssen ist daher gering. Die Haushaltssituation des Staates gilt als gut. Auf
Sektorenebene zeigt lediglich der Finanzsektor eine erhöhte Krisenanfälligkeit. Das Bankensystem
konnte in den vergangenen Jahren wesentliche Reformschritte vorweisen. Dennoch gibt es Risiken
aufgrund etwaiger Kreditausfälle. Die potentielle Gefahr liegt nach wie vor im Bereich der stark
expandierenden Kreditvergabe. Die rasch steigenden Devisenreserven und die solide
Haushaltssituation erlauben es dem Staat den Banken im Falle einer Verschlechterung ihrer Situation
zu Hilfe zu kommen. In diesem Zusammenhang sind die Entwicklung der Not leidenden Kredite, der
Aktien- und der Immobilienpreise genau zu beobachten. Nach dem Boom der vergangenen Jahre
könnte der Aktienmarkt einbrechen und das Finanzsystem destabilisieren.
Politische Stabilität
Zu den größten Vorteilen Chinas zählt die interne Stabilität des politischen Systems. Mittelfristig ist
nicht mit einer Änderung der politischen Ausrichtung zu rechnen. Staatspräsident Hu Jintao und
Premierminister Wen Jiabao gelten in der kommunistischen Partei Chinas als konservativ und etabliert
und konnten in den vergangnen Jahren ihre Position festigen. Eine Gefährdung durch interne Konflikte
ist in diesem autoritären Regime unwahrscheinlich, vor allem solange es die entsprechenden
wirtschaftlichen Resultate liefert. Entscheidend für die politische Stabilität in den kommenden Jahren
ist, dass die rückständigen Regionen im Norden und Westen am Wachstum partizipieren und sich die
dortigen Lebensbedingungen verbessern. Extern haben sich die politischen Risiken in den letzten
Jahren reduziert, nachdem sich in der Frage um das nordkoreanische Atomprogramm eine Lösung
abzeichnet, die USA nicht mehr bedingungslos an der Seite Taiwans stehen, und die Spannungen
wegen des Leistungsbilanzüberschusses gegenüber den USA zunehmend amerikanischem
Pragmatismus gewichen sind. Auch die Beziehungen zum Rivalen Indien haben sich verbessert.
China versucht sich in der Region als verantwortungsvolle Großmacht zu etablieren, was ihm bislang
gut gelungen ist. Mit dem nördlichen Nachbar Russland zeichnet sich ein Zweckbündnis ab, welches
primär darauf abzielt die amerikanische Dominanz zu brechen.
Rahmenbedingungen
Die Rahmenbedingungen für die Wirtschaft sind zwiespältig. Zu den Hauptschwächen Chinas gehört
die Korruption. Diese ist vor allem auf Lokalebene stark ausgeprägt und einer der Hauptgründe für
das bislang schwache Bankensystem des Landes. Ein großer Missstand ist nach wie vor die fehlende
Transparenz sowohl im Geschäftsleben als auch bei politischen Entscheidungen. Die geplante
Öffnung des Dienstleistungssektors (Eisenbahn, Telekommunikation, Flugverkehr) würde eine
spürbare Dynamik in diesen unterentwickelten Sektor generieren und das Wirtschaftswachstum auf
eine breitere Basis stellen. Der Zugang zum chinesischen Bankensektor für ausländische Banken gilt
nach wie vor als sehr schwierig. Auch die unzureichende Liberalisierung der Kapitalverkehrsbilanz ist
ein Schwachpunkt der chinesischen Wirtschaftspolitik. Im Bereich Eigentumsrechte
(Enteignungsrisiko), freier Warenverkehr und Staatshaushalt ist China im internationalen Vergleich
vorbildhaft. Die politische Einschätzbarkeit Chinas ist sehr gut. Instabilität könnte sich bestenfalls
aufgrund sozialer Unruhen infolge schwerer wirtschaftlicher Probleme ergeben. Solange dies jedoch
nicht gegeben ist, sollte das politische System stabil bleiben. In wirtschaftlicher Hinsicht hat sich die
Einschätzbarkeit in den letzten Jahren stark verbessert, sie bleibt aber weit hinter europäischen
Standards. Insbesondere die Transparenz wirtschaftspolitischer Entscheidungen ist nicht gegeben.
Die Informationslage zu chinesischen Firmen ist, sofern diese nicht im Ausland gelistet sind, relativ
dürftig. Auf Unternehmensebene agiert das Management weitgehend aus Eigenmotiven, corporate
governance befindet sich noch in den Kinderschuhen. Wirtschaftliche Statistiken werden nach wie vor
durch das Ausland kritisch betrachtet, jedoch hat sich deren Qualität in den vergangenen Jahren
zunehmend verbessert. Positiv ist die hohe mediale Präsenz Chinas.
Research
Seite 4
13.02.2008
2. Stärken-/ Schwächenprofil
Stärken
Schwächen
Langfristig / strukturell
ƒ
ƒ
ƒ
ƒ
ƒ
Langfristig / strukturell
Die chinesische Wirtschaft hat sich in den
vergangenen Jahren weiter geöffnet
Der Aufbau eines leistungsfähigen
Exportsektors erforderte die Modernisierung
des chinesischen Wirtschaftssystems
Spar- und Investitionsquote sind sehr hoch
und relativ ausgeglichen
Bankensektor beginnt sich zu öffnen
Hohes Wachstum in technischer Effizienz und
Arbeitsproduktivität
ƒ
ƒ
ƒ
ƒ
ƒ
ƒ
ƒ
Kurzfristig / konjunkturell
ƒ
ƒ
ƒ
ƒ
ƒ
ƒ
ƒ
ƒ
ƒ
Hoher Zufluss an ausländischen
Direktinvestitionen
Indikatoren für außenwirtschaftliches
Gleichgewicht deuten auf geringe
Ansteckungsgefahr hin - ein hoher
Leistungsbilanzüberschuss macht das Land
immun gegenüber Währungskrisen
Geringe Auslandsverschuldung bei hohen
Währungsreserven
Noch gut ausgebildete und relative billige
Fachkräfte verfügbar
ƒ
Kurzfristig / konjunkturell
ƒ
ƒ
ƒ
ƒ
ƒ
ƒ
ƒ
ƒ
Research
Die Umweltzerstörung bedroht die
längerfristigen Wachstumsperspektiven
Chinas
Kapital/Investitionsbasiertes Wachstum
langfristig nicht aufrechtzuerhalten
Shift von Assembler hin zu Herstellung
höherwertigerer Produkte – erhöhte
Exportelastizität als Funktion der
Weltkonjunktur
Kreditvergabe erfolgt nicht entsprechend dem
eingegangenen Risiko
Hohe Anzahl versteckter Arbeitsloser – vor
allem in der sanierungsbedürftigen
Staatsindustrie
Fachkräftemangel
Ineffizienter Ressourceneinsatz – hoher
Energieverbrauch pro BIP-Einheit
Abhängigkeit von ausländischen Rohstoffen
Überalterung aufgrund der 1-Kind-Politik
Korruption
Ineffiziente Verwaltung
Soziale Unruhen sind aufgrund der
zunehmenden Unterschiede in der
chinesischen Gesellschaft nicht
auszuschließen
Konflikt mit Taiwan kocht immer wieder auf
Seite 5
Regierung hat bislang keinen Weg gefunden
die Wirtschaft abzukühlen
Steigender Lohndruck aufgrund mangelnder
Fachkräfte
Mögliche Spannungen mit USA wegen
Wechselkurs
Gefährdung des chinesischen Exports durch
Protektionismus der Handelspartner
Yuan-Bindung/ widersprüchliche Geldpolitik
Steigende Nachfrageelastizität – Wachstum
wird abhängiger vom Ausland
Nach wie vor stark abhängig vom Export
Risiken am Aktien- und Immobilienmarkt
haben sich merklich erhöht
13.02.2008
3. Volkswirtschaftliche Kennzahlen
3.1
Aktuelle Konjunktur & Ausblick
Aktuell
Das Wirtschaftswachstum, das in den vergangenen Quartalen stets im 2-stelligen Bereich lag, hat
sich im 3. und 4. Quartal 2007 leicht abgeschwächt und betrug 11,5% J/J bzw. 11,2% J/J (Q2 07:
11,9%). In der Vergangenheit wurde das Wachstum primär vom Exportsektor und den
Investitionsausgaben getragen. Das Wachstum konnte auf den Investitionssektor und teilweise auf
den privaten Konsum verlagert werden, der Beitrag des Außensektors ist etwas zurückgegangen. Für
das Gesamtjahr 2007 ergibt sich eine Wachstumsrate von 11,4% J/J. Die Wertschöpfung stieg im
Jahr 2007 entsprechend auf 2380 Mrd. € (2006: 2108 Mrd.). Im Jahr 2006 betrug das
Wirtschaftswachstum laut Global Insight 11,1% J/J, nach 10,4% J/J im Jahr zuvor. Für die ersten 3
Quartale des Jahres 2007 ergibt sich ein Wachstum des Agrarsektors um 4,3% J/J, in der Industrie
um 13,5% J/J und im Dienstleistungssektor um 11% J/J. Die Ausrüstungsinvestitionen konnten in den
ersten 3 Quartalen um 25,7% J/J zulegen, diese Rate ist um 0,2% niedriger als jene im 1. Halbjahr
2007. Die Investitionen im Immobilienbereich beschleunigten sich auf 30,3% nach 28,5% im ersten
Halbjahr. Die Exporte konnten mit einer Rate von 27,1% J/J zulegen, nach 27,6% im ersten Halbjahr.
Die Importe wuchsen in den ersten drei Quartalen mit einer Jahresrate von 19,1% (H1 2007: 18.2%).
Nachdem das Wirtschaftswachstum von 1995 bis 2004 weit unter Potential wuchs, liegt das
chinesische Wirtschaftswachstum erst seit 2005 über seinem langfristigen Potentialwachstum. Es
kann daher noch nicht von extremen Überhitzungserscheinungen der chinesischen Wirtschaft
gesprochen werden.
Wirtschaftswachstum
Einzelhandelsumsatz
16%
30
Reales BIP-Wachstum (% J/J)
Potentialwachstum
14%
Einzelhandelsumsatz [% J/J]
25
12%
20
10%
15
8%
10
1990
1993
1996
Quelle: Global Insight
1999
2002
2005
20
07
20
06
20
05
20
04
20
03
20
02
20
01
20
00
19
99
19
98
19
97
0
0%
19
96
2%
19
95
5
19
93
4%
19
94
6%
-5
Quelle: Global Insight
In den letzten Monaten des Jahres 2007 zeigte sich eine Abschwächung der Exportwachstumsrate
was auf eine abkühlende Weltwirtschaft zurückzuführen sein dürfte. Sollte sich der Trend fortsetzen,
wovon wir ausgehen, ist mit einem niedrigeren Außenbeitrag zum chinesischen BIP und entsprechend
niedrigerem Wirtschaftswachstum zu rechnen.
Robust zeigte sich in den letzten Monaten des Jahres 2007 der Einzelhandel. Das entsprechende
Umsatzwachstum beschleunigte sich bis November 2007 auf 18,8% J/J. Allerdings dürfte die
steigende Inflationsrate dabei eine große Rolle gespielt haben.
Research
Seite 6
13.02.2008
Ausblick
Wettbewerbsfähigkeit
Marktpotential
Für 2008 und 2009 wird von Global Insight ein Wachstum von 10,4% bzw. 9,4% J/J prognostiziert.
Chinas nominelle Wirtschaftsleistung könnte demnach im Jahr 2008 jene Deutschlands übersteigen
und das Land damit zur drittgrößten Wirtschaftsmacht der Welt, hinter den USA und Japan,
aufsteigen. Noch bleibt unklar, wie weit sich die zuletzt vollzogene monetäre Straffung auf die
Investitionen auswirken wird. Zwar sind die Realzinsen nach wie vor negativ, was in Kombination mit
einem hohen Wirtschaftswachstum einen starken Investitionsanreiz schafft, doch könnte das
gestiegene Mindestreserveerfordernis durch die Notenbank die Banken nun zwingen ihre
Kreditvergaben einzuschränken, was gewisse Investitionsprojekte treffen würde. Aufgrund der weit
reichenden Korruption im chinesischen Bankensystem bleibt abzuwarten, wie effektiv die Vorgaben
zum Kreditwachstum und die Mindestreservesätze eingehalten werden. Der private Konsum
entwickelt sich positiv, sein Wachstum reicht jedoch noch nicht aus einen stärkeren Rückgang in der
Exportkonjunktur auszugleichen. Somit sollten trotz der gestrafften Geldpolitik und der internationalen
Kreditverknappung die Investitionen die wichtigste Stütze für das Wachstum der chinesischen
Volkswirtschaft in den kommenden Quartalen sein.
1994
Durchschnitt
1996-2005
2005
2006
2007
2008
2009
2013
Bevölkerung [in Mio.]
1198,5
1278,4
1307,6
1314,5
1322,1
1329,8
1337,5
1368,5
BIP, nominal [Mrd. €]
471,4
1401,5
1805,6
2108,4
2380,0
2717,0
3441,0
5943,6
BIP pro Kopf [€]
393
1091
1381
1604
1800
2059
2644
4648
BIP, reale Wachstumsrate [% J/J]
13,1
9,2
10,4
10,8
11,5
10,4
9,4
7,0
Bruttoinvestitionsquote in % des BIP
42,2
39,9
43,3
44,2
Bruttosparquote [in % des BIP]
44,0
42,8
49,0
50,3
50,7
50,9
50,7
49,2
Verhältnis Bruttospar-/Bruttoinvestitionsquote
1,04
1,07
1,13
1,14
Marktkapitalisierung in % des BIP
7,8
14,5
11,8
10,2
34,9
Wachstum Arbeitsproduktivität [% J/J]
21,0
20,2
19,5
Direktinvestitionen in % des BIP
6,0
3,4
3,5
3,0
Direktinvestitionen in % der Bruttogesamtinvestitionen
14,3
8,4
Exportwachstum, real [in % J/J]
Bestand Direktinvestitionen am BIP [in %]
8,1
6,7
21,0
20,6
Offenheitsmaß I [Außenhandel in % des BIP]
41,3
51,2
69,0
72,4
Realer Wechselkurs
81,5
99,8
98,5
100,8
102,8
Stabilität
Steuereinnahmen [in % des BIP]
Inflation [% J/J]
24,2
0,9
1,8
1,5
4,8
5,8
4,3
3,1
Wechselkurs zu EURO [Einheiten pro €]
10,24
9,03
10,20
10,01
10,42
10,50
9,46
8,04
7,61
6,96
6,44
5,94
-0,82
-0,88
-0,50
Wechselkurs zu USD [Einheiten pro $]
8,62
8,24
8,19
7,97
Devisenreserven [in Mrd. €]
44,60
350,89
661,00
851,69
17,6
15,7
40,8
56,2
58,3
59,8
9,9
11,4
11,8
431,4
271,7
159,4
147,9
598,7
443,8
405,7
M2 Wachstum [in % J/J]
Geldmenge M1/BIP [in %]
Geldmultiplikator (M2/M0) [in %]
Geldmenge M1/ Devisenreserven [in %]
Private
Staatsvers
Verschuldung chuldung
Außenwirtschaftliches Gleichgewicht
Geldmenge M2/Devisenreserven [in %]
Externe Schuldendienstquote im Verhältnis zum BIP
16,7
12,3
2,0%
Externer Schuldendienst/Exporte [%]
8,89
3,10
% Anteil Privat an langfr. Außenverschuldung
0,7%
37,9%
Außenverschuldung/Kreditvergabe Inland
20,1%
9,3%
Auslandsschuld, gesamt in % des BIP
18,0
12,5
kurzfristige Auslandsschuld in % der Reserven
33,0
18,0
Kurzfr. Außen-/Gesamtaußenverschuldung [in %]
17,4
52,6
Externer Zinsendienst/ Exporte [%]
3,82
0,74
% der Tilgung an externen Schuldendienst
0,57
Importdeckung der Devisenreserven [in Monaten]
6,7
13,0
15,7
17,1
Leistungsbilanz in % des BIP
1,24
3,73
7,17
9,45
Verschuldung öffentlicher Sektor in % des BIP
2,44
Budgetdefizit in % des BIP
-1,19
-1,66
-1,25
3,77
-0,70
Verschuldung des priv. Sektors bei Banken [% des BIP]
85,2
113,1
113,9
113,6
Verschuldunsgrad des privaten Sektors [% des BIP]
0,1
-0,88
Primärdefizit in % des BIP
Inlandskredit [Mrd. €]
Kreditwachstum % J/J
421,54
2,3
1839,82
2439,00
2886,91
16,0
10,7
16,3
Quelle: Global Insight
Research
Seite 7
13.02.2008
3.2
Marktpotential
Die Transformation der chinesischen Wirtschaft begann in den späten 70er Jahren unter dem
damaligen Führer Deng Xiaoping. Die Reformen führten in den darauf folgenden Jahrzehnten zu
einem rasanten Wirtschaftswachstum. Der langsame Übergang von einem Planwirtschaftssystem zu
einem marktwirtschaftlichen System vermied den Kollaps wie bei den Radikaltransformationen in
vielen osteuropäischen Ländern zu beobachten war. Durch die Schaffung sogenannter
Sonderwirtschaftszonen mit steuerlichen Anreizen konnten ausländische Unternehmungen in das
Land gelockt werden und damit wurde der für China wichtige Technologietransfer beschleunigt. Die
Produktion basierte zunächst auf arbeitsintensive Veredelungsproduktion, welche aufgrund der
niedrigen Löhne in China einen erheblichen Standortvorteil genoss.
Trotz einiger Überhitzungserscheinungen zählt das makroökonomische Umfeld zu den Stärken
Chinas. Nach wie vor bietet China mit seiner wachsenden Mittelschicht ein großes Absatzpotential
auch für ausländische Firmen. Daneben haben der WTO-Beitritt und der sich verbessernde Schutz für
Investitionen und Patente zu einer Verbesserung der Marktchancen westlicher Unternehmen
beigetragen. Die Größe des Landes, die Bevölkerungszahl und die noch immer sehr niedrige
Wirtschaftsleistung pro Kopf weisen auf ein enormes wirtschaftliches Potential hin. Eine sehr hohe
Investitions- und Sparquote gelten kurz- bis mittelfristig hierbei als Garant für zukünftige
Wirtschaftsleistung. Die Prognosen gehen mehrheitlich davon aus, dass sich die Wachstumsrate trotz
der Dämpfungsmaßnahmen von Seiten der chinesischen Regierung bis 2010 nur minimal
abschwächen wird.
Zusammensetzung des BIP nach Sektoren 2007
Landwirtschaft
11%
Bergbau & Energie
15%
Dienstleistungen
40%
Verarbeitendes
Gewerbe
34%
Quelle: Global Insight
Der Anteil des Agrarsektors an der Wirtschaftsleistung hat sich seit 1990 mehr als halbiert. Dennoch
ist sein Anteil im Vergleich zu Industrieländern noch relativ hoch. Aus Autarkiemotiven und der
Selbstdefinition Chinas als Arbeiter- und Bauernstaat ist die Stellung des Agrarsektors in der
Gesellschaft sehr hoch.
Research
Seite 8
13.02.2008
Zusammensetzung des BIP nach Sektoren
BIP pro Kopf
1800
100%
BIP pro Kopf [€]
Dienstleistungen
1600
Industrie
Landwirtschaft
80%
1400
1200
60%
1000
800
40%
600
400
20%
200
0
0%
1970
1975
1980
Quelle: Global Insight
1985
1990
1995
2000
1993
2005
1996
1999
2002
2005
Quelle: Global Insight
Die aktuelle Demographie in China ist noch äußerst günstig, da der „Mittelbau“ in der Alterspyramide
sehr groß ist und der Altenquotient sehr gering. Die Überalterungstendenz zeigt sich jedoch bereits in
einem Anstieg des Altenquotients. Eine sinkende Geburtenrate hat zudem auch die sozialen Kosten
für Kindererziehung stark reduziert. Längerfristig führt diese Entwicklung jedoch zu einer enormen
Kostenzunahme im Gesundheitswesen und im staatlichen Pensionssystem, da der derzeitige
Mittelbau dann verstärkt auf Unterstützung angewiesen sein wird, während gleichzeitig die Anzahl der
erwerbsfähigen Personen stark abnimmt.
Ein wesentlicher Schlüssel zur langfristigen Gewährleistung hoher Wachstumsraten ist eine
umfassende Reform des Finanzsektors. Nach wie vor fehlt China das für eine Markwirtschaft
wichtige Zustandekommen der Zinssätze durch Angebot und Nachfrage. Wegen der negativen
Realzinsen, kommt es zu einem unerwünschten Zwangssparen und einer Fehlallokation des Kapitals
zugunsten kapitalintensiver Sektoren und des Investitionssektors (=Verlängerung der
Produktionswege). Es kommt daher zu einer chronischen Überproduktion in diesen Sektoren bei
gleichzeitigem relativem Mangel im Konsumbereich. Die künstlich niedrig gehaltene Währung forciert
diesen Prozess noch.
Nach wie vor ist die Zusammensetzung des BIP einseitig und in Richtung Außenwirtschaftssektor
und Investitionen verzerrt. Um den nötigen Kapitalstock (hohe Abschreibungen!) aufrechtzuerhalten,
ist eine hohe Spar- und Investitionsquote erforderlich. Der private Konsum gilt daher als
unterentwickelt. Ein weiterer Grund für die hohe Sparquote ist die unzureichende
Finanzintermediation. Die staatlich bzw. teilstaatlichen chinesischen Banken vergeben die Kredite
bevorzugt an die marode Staatswirtschaft, der private Sektor dagegen muss einen Großteil der
Investitionen durch einbehaltene Gewinne finanzieren.
Um unter Beibehaltung der gegenwärtigen Wirtschaftsstruktur weiterhin hohe Wachstumsraten
generieren zu können, wäre ein weiterer Anstieg der Spar- und Investitionsquote erforderlich, was sich
dämpfend auf den chinesischen privaten Konsum auswirken würde. Da dies ab einen gewissen Punkt
nicht mehr möglich sein wird, ist davon auszugehen, dass das gegenwärtige Wirtschaftsmodell
längerfristig nicht aufrechtzuerhalten sein wird. Um eine höhere Nachhaltigkeit des Wachstums zu
erreichen, wäre es erforderlich den Anteil der Investitionen und des Exports relativ zu senken und den
privaten Konsum zu stärken. Gleichzeitig sollten auch die außenwirtschaftlichen Ungleichgewichte
abgebaut werden.
Die chinesische Regierung beabsichtigt unter dem Stichwort „harmonische Gesellschaft“ die
Qualität
des
Wirtschaftswachstums
von
einem
energiegetriebenen, exportorientierten,
kapitalintensiven Wachstum in ein sozial- und umweltpolitisch nachhaltigeres Wachstum (unter
Beibehaltung der hohen Wachstumsrate der Vergangenheit) zu transformieren.
Research
Seite 9
13.02.2008
Ein Arbeitspapier der Weltbank vom September 20071 hat drei mögliche Szenarien für die weitere
wirtschaftliche Entwicklung Chinas untersucht. Das erste Szenario unterstellt eine Beibehaltung des
jetzigen Wirtschaftsmodells, das zweite Modell geht von einer Verlagerung der wirtschaftlichen
Prioritäten aus, darunter Reformen im Fiskal-, Finanz- und Preisfestsetzungssystem, im Arbeitsmarkt
und bei der Migrationpolitik. Aufgrund dieser Schwerpunktverlagerung würde sich der Bedarf an
Kapitalakkumulation drastisch reduzieren und sich die Produktivität erhöhen, da weniger Beschäftigte
im relativ unproduktiven Landwirtschaftssektor beschäftigt werden würden. Ein drittes Szenario geht
von noch größeren und radikaleren Reformanstrengungen im Bereich Umwelt und „sozialer
Gerechtigkeit“ aus. In diesem Szenario ergäbe sich jedoch eine starke Reduktion der langfristigen
Wachstumsrate.
Die steigende Kapitalintensität der Produktion macht eine stetig steigende Spar- und
Investitionsquote erforderlich. Das erzielte Wachstum war primär auf die gestiegene
Kapitalakkumulation zurückzuführen. Im Jahr 2006 belief sich die Bruttoinvestitionsquote bereits auf
45% und die Sparquote erreichte 51% der gesamten Wertschöpfung. Im Unterschied zu anderen
aufstrebenden Ländern wurden die Investitionen weitgehend durch inländische Ersparnisse des
Unternehmenssektors finanziert. Direktinvestitionen spielten jedoch eine große Rolle im
Technologietransfer. Daraus resultierte ein hoher Leistungsbilanzüberschuss der sich im Jahr 2006
bereits auf 9,45% des BIP belief.
Die Investitionen in den Kapitalstock wiederum wurden durch künstlich niedrig gehaltene Zinsen und
diverser nach unten verzerrter Inputpreise sowie einer unterbewerteten Währung zusätzlich gefördert.
Die Entwicklung des Dienstleistungssektors wurde bislang vernachlässigt. Die Entwicklung dieses
Sektors leidet unter Überregulierung und Beschränkungen sowie der Diskriminierung privaten
Konkurrenten.
Folgende Probleme ergeben sich unter Beibehaltung des gegenwärtigen kapitalintensiven
Wirtschaftsmodells:
-
Die Finanzierung der Investitionen ist langfristig nicht gesichert. Das gegenwärtige
Modell erfordert immer höhere Spar- und Investitionsquoten. Würde sich die
bisherigen Wachstumsraten fortsetzen, müsste die Sparquote in den kommenden
Jahrzehnten auf 50-60% ansteigen! (siehe übernächste Tabelle)
Quelle: World Bank China Research Paper No. 7, Rebalancing China’s
Economy — Modelling a Policy Package, September 2007
-
China, das bereits jetzt stark auf ausländische Rohstoffe angewiesen ist, würde
noch
stärker
von
ausländischen
Rohstoffen
abhängig.
Der
hohe
1
World Bank China Research Paper No. 7, Rebalancing China’s Economy — Modelling a Policy Package,
Jianwu He/ Louis Kuijs, September 2007
Research
Seite 10
13.02.2008
Ressourcenverbrauch und Schadstoffausstoß gefährden
Folgeschäden in China würden drastisch zunehmen.
die
Umwelt.
Die
-
Das kapitalgetriebene Wachstum generiert aufgrund der geringen Arbeitsintensität
nur wenig Beschäftigung, in Kombination mit der hohen Wertschöpfung ergeben
sich wachsende soziale Ungleichgewichte. Die Industrie ist vor allem im städtischen
Bereich konzentriert, die Landbevölkerung partizipiert nur wenig am Wachstum.
-
Der weitere Aufbau von Industriekapazitäten im verarbeitenden Bereich führt
tendenziell zu einem noch stärkeren Exportüberschuss Chinas.
Szenarien „Status quo“ und „moderate Neugewichtung“:
Verlauf Spar- & Investitionsquote (2005-2045) „Status quo“ und „moderate Neugewichtung“
Quelle: World Bank China Research Paper No. 7, Rebalancing China’s Economy —
Modelling a Policy Package, September 2007
Es wird ersichtlich, dass das bisherige Modell (Status quo) kaum fortführbar ist!
Szenario 2 („moderate Neugewichtung“), welches weitgehend mit den Vorschlägen der
chinesischen Regierung vom März 2007 übereinstimmt, erfordert eine wesentliche Stärkung des
privaten Konsums und des Dienstleistungssektors. In diesem Szenario hat der Dienstleistungssektor
einen höheren Anteil am Wirtschaftswachstum. Ausgehend von einem durchschnittlichen Anteil der
Industrie von 49% im Zeitraum 1993-2005 würde sich deren Anteil bis 2035 um 13 Prozentpunkte auf
36% reduzieren. Gleichzeitig würde sich der Anteil des Dienstleistungssektors an der
Gesamtwirtschaftsleistung um 20 Prozentpunkte erhöhen. Ausgabenseitig betrachtet ergäbe sich eine
spürbare Erhöhung des Wachstumsbeitrags der durch den privaten Konsum geleistet wird, bei
entsprechendem Bedeutungsverlust der Investitionen und des Exportsektors.
Research
Seite 11
13.02.2008
Wachstumspfade Szenario „Status quo“ und „moderate Neugewichtung“
Quelle: World Bank China Research Paper No. 7, Rebalancing China’s Economy — Modelling
a Policy Package, September 2007
Um dieses Ziel zu erreichen müssten folgende Maßnahmen getroffen werden:
-
Verlagerung der staatlichen Ausgaben weg von Investitionen hin zu Gesundheit,
Bildung und sozialer Sicherheit.
Derzeit beabsichtigt die Regierung, die Ausgaben für Bildung auf 4% des BIP anzuheben, und es
besteht das Versprechen der Regierung, in ländlichen Gegenden die Finanzierung von 9
Pflichtschuljahren zu tragen. Bereits beschlossen wurde auch die kostenlose medizinische
Grundversorgung. Eine umfassende Gesundheitsreform wird derzeit erarbeitet.
-
beschleunigte Öffnung und Reform des Finanzsektors um die Effizienz der
Kapitalallokation zu erhöhen und weniger investitionsgetriebenes Wachstum zu
generieren.
-
Schaffung einer Dividendenpolitik der staatlichen Unternehmungen und Verbesserung
der corporate governance, sodass der Hang zu Überinvestitionen der Staatsbetriebe
eingeschränkt wird.
Dies ist bereits für 2008 vorgesehen.
Setzung mehrerer preis- und steuerpolitischer Maßnahmen, die zum Ziel haben, die relative
Attraktivität zwischen Industrie und Dienstleistungssektor zugunsten letzterem zu verlagern:
-
Zulassung höherer Flexibilität
Leistungsbilanzüberschusses.
in
der
Wechselkursbildung
zum
Abbau
des
-
Veränderung der Inputpreise für das verarbeitende Gewerbe (Boden, Energie,
Wasser und sonstige natürliche Ressourcen), sodass diese stärker den relativen
Knappheiten entsprechen.
Bereits jetzt gibt es diesbezügliche Planungen in den Bereichen Industrie-, Fiskal- und Steuerpolitik,
welche auf einen verbesserten Umweltschutz abzielen, u.a. ist eine Kraftstoffsteuer geplant.
-
Beseitigung steuerlicher Anreizverzerrungen zugunsten der Industrie u.a. durch
Steuerbegünstigungen
von
Direktinvestitionen,
im
Bereich
des
Mehrwertsteuersystems und bei der Körperschaftssteuer.
Bereits beschlossen ist die Vereinheitlichung der Steuersätze für in- und ausländische Unternehmen.
Ein neuer Förderkatalog über die favorisierten Sektoren bei ausländischen Direktinvestitionen in
China ist seit 1. Dezember 2007 in Kraft. Laut NDRC zielt der neue Katalog darauf ab die industrielle
Research
Seite 12
13.02.2008
Struktur des Landes zu verbessern, Energie einzusparen, die Umwelt zu schützen; den exzessiven
Leistungsbilanzüberschuss zu reduzieren, die regionalen Ungleichgewichte zu reduzieren und die
nationale Sicherheit zu erhöhen. Der neue Katalog soll die Ansiedelung von Hightechindustrien und
von Firmen im Bereich neue Materialtechnologien fördern und die Ansiedelung von Unternehmen in
den Bereichen, in denen chinesische Unternehmen bereits über ausgereifte Produktionstechnologien
und hohe Produktionskapazitäten verfügen, hemmen. Im Dienstleistungsbereich wird verstärkt auf die
Ansiedelung von Outsourcingunternehmen und Logistik abgezielt. Im Bereich der
Ressourcenschonung und des Umweltschutzes sieht der Katalog eine verstärkte Förderung von
Recyclingbetrieben und erneuerbarer Energien, Schadstoffreduktionstechnologien ab. Die
Ansiedelung von Sektoren, welche starke Umweltzerstörung nach sich ziehen, wird stark
eingeschränkt oder verboten.
-
Beseitigung der verbliebenen Tätigkeitsbeschränkungen im Bereich des
Dienstleistungssektors. Aufbrechung von Monopolen und Oligopolen im
Dienstleistungsbereich.
Um den Wettbewerb zu intensivieren wurde am 30. August 2007 das erste Antimonopolgesetz
Chinas beschlossen. Dieses soll mit 1. August 2008 in Kraft treten und löst mehrere zersplitterte
Gesetze über Verbraucherschutz und unlauteren Wettbewerb ab.
Der Staatsrat hat bereits im März 2007 ein Papier veröffentlicht, welches eine Öffnung der
Dienstleistungssektoren (u.a. Telekommunikation, Eisenbahn und Flugverkehr) für private und
ausländische Wettbewerber vorschlägt, um so das Wachstum des Dienstleistungssektors anzuregen.
Erleichterung im Bereich der Personenfreizügigkeit und beim Grundstückserwerb. Dies zielt darauf
ab, die Migration zwischen Stadt und Land zu erleichtern und so die ländliche Armut zu lindern.
Wanderarbeiter sollten bei ihren Arbeitsstätten in den verstärkten Genuss von Sozialleistungen
kommen.
Institutionelle Reformen um lokalen Entscheidungsträgern stärkere Anreize und bessere Mittel zu
geben diese Reformen umzusetzen.
Szenario 3 (radikale Neugewichtung der Wirtschaftssektoren) zielt verstärkt auf den Bereich
Umweltschutz und „soziale Gerechtigkeit“ und hätte bedeutend höhere Kosten in Form von
entgangenem Wirtschaftswachstum. Die Wirtschaftsleistung in den energieintensiven Sektoren würde
sich bis 2035 gegenüber Szenario 2 um 15% reduzieren. Dieses Szenario sieht unter anderem die
beschleunigte Schließung von Fabriken und Minen mit veralteter Produktionstechnik, beschleunigte
steuerliche Abschreibung von Produktionsanlagen, Anhebung der Körperschaftsteuer auf 30% und
Verteilung der Mehreinnahmen an Niedrigeinkommensbezieher in den ländlichen Bereichen vor.
3.3
Wettbewerbsfähigkeit
Bedingt durch die seit 1994 bestehende Währungsbindung des Yuan gegenüber dem US-Dollar in
Kombination mit einem starken Disinflationstrend seit dieser Zeit hat die chinesische Währung real
abgewertet und so das rapide Wachstum der Exportindustrie gestützt. Diese Bindung bestand bis
Mitte 2005. Seither wird eine leichte Aufwertung gegenüber dem Dollar zugelassen. Aufgrund der
Handelsvorteile, die den Chinesen durch die Wechselkursentwicklung entstanden, musste bislang
externer Druck zur Beschleunigung dieses Aufwertungstrends auf die chinesische Regierung
ausgeübt werden.
Die hohe Exportabhängigkeit sollte sich, wie am sich abschwächendem Exportwachstum im Vergleich
zum BIP-Wachstum ersichtlich, in den nächsten Jahren schrittweise reduzieren. Dennoch bleibt der
Exportsektor eine wesentliche Stütze des chinesischen Wachstums und die Offenheit der
Research
Seite 13
13.02.2008
chinesischen Wirtschaft gegenüber dem Ausland nimmt
Auslandsinvestoren in den kommenden Jahren weiter attraktiv.
weiter
zu.
China
bleibt
für
In den vergangenen Jahren wurde von vielen Seiten die Befürchtung gehegt, dass die chinesischen
Unternehmen aufgrund steigender unausgelasteter Kapazitäten, steigenden Inputpreisen,
insbesondere Rohstoffen und Arbeit zunehmend unprofitabel wirtschaften und das chinesische
investitionsgetriebene und energieintensive Wachstum daher nicht aufrechtzuerhalten wäre. Trotz
gestiegener Faktorpreise kam es in den meisten Sektoren jedoch nicht zum befürchteten Rückgang
der Gewinnmargen, im Gegenteil, diese konnten bislang sogar zulegen.
Gewinnmargen in %
Quelle: World Bank China Research Paper No. 8: Raw material prices, wages, and profitability in China’s industry —
How was profitability maintained when input prices and wages increased so fast?, Oktober 2007
Umsatz, Gewinn Verarbeitende Industrie (Prozentänderung ggü. Vorjahr)
Quelle: World Bank China Research Paper No. 8: Raw material prices, wages, and
profitability in China’s industry — How was profitability maintained when input prices
and wages increased so fast?
Als Gründe für die Robustheit der chinesischen Unternehmensgewinne werden genannt: drastisch
gestiegene Effizienz in der Verarbeitung von Halbfertiggütern, ein starkes Wachstum in der
Arbeitsproduktivität gemessen in der Wertschöpfung pro Beschäftigten und ein Rückgang in der
Steuerlast gemessen als Anteil am Bruttowert der hergestellten Güter.2
Die Inputpreise haben sich seit dem Jahr 2002 signifikant erhöht. Im Durchschnitt stiegen diese im
betrachteten Zeitraum um 34%. Da jedoch der Preisanstieg sehr unterschiedlich ausfiel und
verschiedene Sektoren eine unterschiedliche Inputstruktur aufweisen, waren die Sektoren
unterschiedlich stark vom Preisanstieg betroffen. Im Kernbereich des verarbeitenden Gewerbes ist die
Differenz zwischen dem Preisanstieg bei Endgütern und jenen der Inputpreise von 4 Prozentpunkte im
Jahr 2005 auf 4,3 Prozentpunkte im Jahr 2006 angestiegen.3
Zwar stiegen auch die Preise der Endprodukte im selben Zeitraum, jedoch lag der Anstieg
wesentlich unter jener der Inputfaktoren, wodurch unter normalen Umständen ein starker Druck auf
die Gewinnmargen resultiert. Daneben gab es im gleichen Zeitraum einen starken Lohnanstieg von
2
World Bank China Research Paper No. 8: Raw material prices, wages, and profitability in China’s industry —
How was profitability maintained when input prices and wages increased so fast?, Song-Yi Kim, Louis Kuijs,
Oktober 2007
3
core manufacturing enthält nicht die Sektoren Bergbau, Kokerei, Gas- und Ölraffinierung,
Elektrizitätserzeugung, Wärmekraft und Wasserversorgung
Research
Seite 14
13.02.2008
durchschnittlich 10-15%, der ebenfalls Druck auf die Gewinnmargen ausgeübt hat. Dies alles wurde
aber durch die Zunahme der Produktivität mehr als ausgeglichen.
Die international in USD fakturierten Rohstoffpreise verzeichneten einen starken Anstieg seit 2002.
Bedingt durch den steigenden Ölpreis zogen die Yuan-basierten Preise im Zeitraum 2004-2006 um
durchschnittlich 29% an. Nicht-energetische Rohstoffe verzeichneten ebenfalls im Durchschnitt einen
Anstieg von 17%, wobei die Preise für Metalle und Mineralien sich im genannten Zeitraum um 36%
erhöhten.
Weltmarktpreise, chinesische Großhandelspreise (% J/J)
Quelle: World Bank China Research Paper No. 8: Raw material prices, wages, and profitability
in China’s industry — How was profitability maintained when input prices and wages
increased so fast?, Oktober 2007
Insgesamt lag der Preisanstieg für Rohstoffe in China jedoch unter den entsprechenden
internationalen Teuerungsraten. Insbesondere die Preise für Aluminium, Stahl und Ölprodukte
stiegen in China nur unterproportional an. Der Anstieg für Ölprodukte fiel geringer aus, da die
chinesische Regierung über Preiskontrollen den chinesischen Markt von der internationalen
Entwicklung abschirmt. Im Bereich Stahl und Aluminium haben hohe Überkapazitäten im Inland die
Margen reduziert, was für verarbeitende Betriebe den Kostendruck reduzierte.
Aufgrund des starken Einsatzes von Metallen und den starken Anstieg bei Metallpreisen stellte sich
die relative Preisentwicklung im Bereich Maschinenbau am schlechtesten dar. In der Ölraffinerierung
und im Bergbau, welche nicht zum Kern des verarbeitenden Sektors gezählt werden, verzeichneten
die Verkaufspreise einen höheren Anstieg als die Inputkosten.
Research
Seite 15
13.02.2008
Gewichtete Rohstoffkosten (2002 =100)
Quelle: World Bank China Research Paper No. 8: Raw material prices, wages, and profitability in China’s industry —
How was profitability maintained when input prices and wages increased so fast?, Oktober 2007
Outputpreise (2002 =100)
Quelle: World Bank China Research Paper No. 8: Raw material prices, wages, and profitability in China’s industry —
How was profitability maintained when input prices and wages increased so fast?, Oktober 2007
Relative Preise (Input/Output) (2002 =100)
Quelle: World Bank China Research Paper No. 8: Raw material prices, wages, and profitability in China’s industry —
How was profitability maintained when input prices and wages increased so fast?, Oktober 2007
Research
Seite 16
13.02.2008
Zwei Gründe gab es die den Kosten- und Margendruck für die Unternehmen, welche aus den
gestiegenen Rohstoffpreisen und dem hohen Lohnwachstum entstanden, entschärften:
-
Der starke Rückgang in den Mengenverhältnissen der Halbfertigprodukte zu den
Endprodukten zeigt die stark gestiegene technische Effizienz der chinesischen
Unternehmen. Der Anteil der Halbfertigprodukte an den Fertiggütern zu konstanten
Preisen ging im Zeitraum 2003 bis 2006 von 74% auf 67% zurück. Insbesondere im
Maschinenbau kam es zu einer starken Erhöhung der technischen Effizienz.
Relatives Verhältnis Input/Outputpreise (in %)
Quelle: World Bank China Research Paper No. 8: Raw material prices, wages, and
profitability in China’s industry — How was profitability maintained when input
prices and wages increased so fast?, Oktober 2007
-
Daneben konnte die stark steigende Arbeitsproduktivität einen erheblichen Teil des
Lohnanstiegs abfangen, wodurch die Lohnstückkosten weniger stark anstiegen.
Wachstumsraten in Arbeitsproduktivität nach Sektoren (%)
Quelle: World Bank China Research Paper No. 8: Raw material prices, wages, and profitability in China’s
industry — How was profitability maintained when input prices and wages increased so fast?, Oktober 2007
Research
Seite 17
13.02.2008
3.4
Außenwirtschaft
In Relation zu seinem Bruttossozialprodukt ist China am Welthandel übermäßig präsent, was die
Bedeutung des Exportsektors für die chinesische Wirtschaft widerspiegelt.
Chinas wichtigster Handelspartner exportseitig ist seit kurzem die EU. Allerdings haben die USA
noch immer einen sehr hohen Stellenwert. Auch Japan hat in den vergangenen Jahren als
Absatzmarkt an Bedeutung verloren. Eine wichtige Rolle als Absatzmarkt spielen auch zunehmend
die ölexportierenden Länder des Nahen Ostens, Lateinamerika und Russland. Auf der Importseite
kommt Japan eine bedeutendere Rolle zu. China ist nach wie vor auf ausländische
Technologieimporte angewiesen und für japanische Maschinenbauunternehmen ein überragender
Absatzmarkt.
Wichtigste Ausfuhrgüter sind Büromaschinen, Textilprodukte, Kommunikationsausstattung und
Elektroartikel. Auch den Metallprodukten kommt ein hoher Stellenwert zu. Auf der Importseite sind die
Gütergruppen Halbleiter, Rohöl, Maschinen und Büromaschinen von Bedeutung. Beim Warenexport
sind vor allem arbeitsintensive Güterexporte dominierend. Aufgrund des rapide steigenden
Rohstoffeigenverbrauchs ist der Export von Rohölprodukten, Erzen und Nahrungsmitteln seit 1990
zurückgegangen.
Die Handelsbilanz hat sich seit 2003 stark verbessert und wies 2006 einen Rekordüberschuss von
knapp 174 Mrd. € aus. Dies entspricht rund 8,2% des BIP. Der steigende Handelbilanzüberschuss in
den letzten Jahren war eine Folge des starken Exportwachstums bei abnehmender Dynamik des
Importwachstums. Für 2007 wird ein leichter Rückgang des Handelsbilanzüberschusses auf 8,1% des
BIP erwartet und Global Insight prognostiziert bis zum Jahr 2011 einen stetigen Rückgang des
Handelsbilanzüberschusses auf 2,3% des BIP. Die private Nachfrage sollte die relative Bedeutung
des Handelsbilanzüberschusses in den kommenden Jahren allmählich reduzieren. Die Dynamik des
Exportwachstums sollte in den nächsten Jahren stark abnehmen, während die Importe weiterhin
robust hohe Wachstumsraten aufweisen sollten. Erste Abschwächungstendenzen in der
Exportdynamik waren schon in der 2. Hälfte des Jahres 2007 feststellbar. Einen wesentlichen
Unsicherheitsfaktor für den chinesischen Handelsbilanzüberschuss stellt die ausländische Nachfrage
in den kommenden Jahren dar. Die Wechselkurspolitik besitzt aufgrund der absoluten Kostenvorteile
Chinas derzeit noch eine geringe Bedeutung für die Handelsbilanzentwicklung.
Handelsbilanz
Dienstleistungsbilanz
4,5
40,0
Handelbilanz [in % des BIP]
4,0
Importe, Waren [in % des BIP]
35,0
Exporte, Waren [in % des BIP]
3,5
30,0
3,0
2,5
25,0
2,0
20,0
Dienstleistungsbilanz [in % des BIP]
1,5
15,0
10,0
1,0
Importe, Dienstleistungen [in % des BIP]
0,5
Exporte, Dienstleistungen [in % des BIP]
0,0
5,0
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
-0,5
0,0
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
-1,0
Quelle: Global Insight
Quelle: Global Insight
Im Bereich der Dienstleistungen musste in den vergangenen Jahren ein stetiges, hartnäckiges, wenn
auch kleines Defizit verzeichnet werden. Der chinesische Dienstleistungssektor ist nach wie vor
unterentwickelt, was diesen im internationalen Vergleich wenig wettbewerbsfähig macht. Die
Dienstleistungsbilanz sollte daher auch in den kommenden Jahren weiterhin negativ bleiben.
Allerdings gibt es von Seiten der chinesischen Regierung Initiativen um den Dienstleistungssektor zu
stärken, was sich positiv auf die Dienstleistungsbilanz der kommenden Jahre auswirken könnte.
Research
Seite 18
13.02.2008
Einkommensbilanz
Transferbilanz
1,40
2,50
Einkommensbilanz, netto
Einkommensbilanz, Aktiva [in % des BIP]
Einkommensbilanz, Passiva [in % des BIP]
2,00
Transferbilanz [in % des BIP]
1,20
Transferbilanz, Staat, netto [in % des BIP]
1,00
Transferbilanz, sonstige Sektoren, netto [in % des
BIP]
1,50
1,00
0,50
0,80
0,00
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
0,60
-0,50
0,40
-1,00
-1,50
0,20
-2,00
0,00
1996
-2,50
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
-0,20
-3,00
Quelle: Global Insight, IWF
Quelle: Global Insight, IWF
Die Einkommensbilanz hat sich aufgrund der zunehmenden Investitionen chinesischer
Unternehmungen im Ausland und steigender Zinseinkünfte aus ausländischen Wertpapieren in den
vergangenen Jahren systematisch verbessert. Zuvor wies die Einkommensbilanz aufgrund der
Repatriierung von Gewinnen durch ausländische Direktinvestoren ein stetiges Defizit auf. Für die
kommenden Jahre ist aufgrund der verstärkten Internationalisierung chinesischer Unternehmen und
steigender Devisenreserven mit einer weiteren Verbesserung der Einkommensbilanz zu rechnen.
Die Leistungsbilanz hat sich seit 2004 stetig verbessert. Wies diese im Jahr 2004 noch einen
Überschuss im Ausmaß von knapp 37 Mrd. € oder 3,6% des BIP aus, so betrug der Überschuss im
Jahr 2006 bereits rund 176 Mrd. € oder 9,5% des BIP. Für das Jahr 2007 wird ein leichter Rückgang
auf rund 9,1% des BIP erwartet. Global Insight prognostiziert jedoch in weiterer Folge eine mehr oder
weniger stetige Verschlechterung der Leistungsbilanz auf 1,7% des BIP bis zum Jahr 2011. Der
Rückgang ergibt sich aus einer erwarteten Verschlechterung der Handelsbilanz. Ein wesentliches
Risiko für diese Prognose stellt der weitere Verlauf der Weltkonjunktur und somit der ausländischen
Nachfrage dar. Insgesamt bereitet die prognostizierte Entwicklung der Leistungsbilanz aber noch
wenig Grund zur Sorge. Vielmehr kann von einer Normalisierung gesprochen werden.
Leistungsbilanz
Direktinvestitionen
5,0
12,0
Direktinvestitionen, netto [in % des BIP]
Leistungsbilanz, netto [in % des BIP]
Direktinvestitionen, Exporte [in % des BIP]
Direktinvestitionen, Importe [in % des BIP]
Handelbilanz [in % des BIP]
10,0
4,0
Dienstleistungsbilanz [in % des BIP]
Einkommensbilanz, netto
8,0
Transferbilanz [in % des BIP]
3,0
6,0
2,0
4,0
2,0
1,0
0,0
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
0,0
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
-2,0
-1,0
-4,0
Quelle: Global Insight
Quelle: Global Insight
Die Direktinvestitionen nach China im Jahr 2006 beliefen sich auf rund 62,3 Mrd. €, was rund 3%
des BIP entspricht. Seit 2003 zeigt sich erstmals ein deutlicher Trend hin zu Investitionen chinesischer
Firmen im Ausland. Im Jahr 2006 beliefen sich diese bereits auf 14,2 Mrd. € oder 0,7% des BIP.
Insgesamt ergibt sich daher für die Direktinvestitionsbilanz Chinas eine mehr oder weniger starke
Abnahme im Überschuss gegenüber dem Rest der Welt. Dies ist auf die verstärkten
Internationalisierungsbemühungen chinesischer Firmen zurückzuführen und die abnehmende relative
Bedeutung ausländischer Direktinvestitionen in China. Die zunehmende Kapitalverkehrsliberalisierung
und die Bemühungen der chinesischen Regierung die Bedeutung des Exportsektors zu reduzieren
lassen eine Fortsetzung dieses Trends erwarten.
Research
Seite 19
13.02.2008
Eine deutliche Ausweitung der Portfolioinvestitionen der Chinesen zeigte sich in den vergangenen
Jahren. Diese ergeben sich aus der zunehmenden Kapitalverkehrsliberalisierung und dem staatlich/strategischen Investitionsfonds. Auf der Verbindlichkeitsseite zeigt sich ebenfalls ein deutlicher
Anstieg. Dieser ergibt sich großteils aus dem chinesischen Aktienboom und dem starken Zufluss aus
dem Ausland in chinesische Aktien. Insgesamt zeigt sich ein deutlicher Überhang chinesischer
Portfolioinvestitionen im Ausland im Vergleich zu Portfolioinvestitionen durch Ausländer in China.
Chinas Devisenreserven haben in den vergangenen Jahren stark zugenommen und sind inzwischen
noch vor Japan, das bislang diese Stelle innehatte, weltweit die höchsten. Die Devisenreserven legten
alleine im Jahr 2007 um mehr als 460 Mrd. USD auf 1528,2 Mrd. USD zu. Entsprechend dem starken
Devisenzufluss betrug die Importdeckung, zur Abdeckung der zu leistenden Zahlungen für Importe
(in Monaten), Ende 2007 knapp 17 Monate. Dies ist im internationalen Vergleich sehr hoch und
beweist Chinas Fähigkeit, das bestehende Importniveau längere Zeit alleine durch die
angesammelten Devisenreserven zu finanzieren.
Devisenreserven
Struktur Auslandsverschuldung
80
25
1.800
Außenverschuldung/Kreditvergabe Inland in %
Devisenreserven [Mrd. USD]
Auslandsschuld, gesamt in % des BIP
1.600
70
kurzfristige Auslandsschuld in % der Reserven
20
1.400
60
1.200
50
15
1.000
40
800
10
30
600
20
400
5
200
10
07
1993
1996
1999
2002
2005
20
05
04
06
20
20
03
20
20
01
00
02
20
20
20
98
99
97
Quelle: Global Insight
19
19
96
19
19
94
95
19
19
0
0
19
93
0
Quelle: Global Insight
Die Außenverschuldung Chinas in Relation zum BIP hat sich in den letzten Jahren stark reduziert.
Dies ist nicht verwunderlich, zumal China über eine außerordentlich hohe Sparquote verfügt und das
Land entsprechend unabhängig von ausländischer Finanzierung ist. Seit 2002 befindet sich die
Außenverschuldung in Relation zur inländischen Kreditvergabe unter 10% des BIP, die
Auslandsverschuldung als Anteil am BIP stagnierte in den letzten Jahren im Bereich von 10-15% der
Gesamtwirtschaftsleistung. Einen deutlichen Rückgang verzeichnete die kurzfristige Verschuldung
in Relation zu den Devisenreserven. Dies ist aufgrund des hohen Handelsbilanzüberschusses
Chinas und damit verbunden den rasch wachsenden Devisenreserven nicht verwunderlich. Die
Risiken einer Zahlungsbilanzkrise sind damit als gering anzusehen.
Eine verringerte Auslandsverbindlichkeit des Staates wurde teilweise durch eine verstärkte
Verschuldung des privaten Sektors im Ausland kompensiert, der Privatanteil an den langfristigen
Auslandsschulden Chinas ist entsprechend angestiegen.
Research
Seite 20
13.02.2008
Struktur langfristige Auslandsverschuldung
Externer Schuldendienst
140
40%
120
35
14
Externe Schuldendienst [Mrd.€] - rechte Skala
Externe Schuldendienstquote in % des BIP - linke Skala
Externer Schuldendienst/Exporte [%] - linke Skala
% Anteil Privat an langfr. Außenverschuldung rechte Skala
Auslandsschulden, Privatsektor, langfristig
[Mrd. €] - linke Skala
Auslandsschulden, öffentlicher Sektor,
langfristig [Mrd. €] - linke Skala
35%
12
30
10
25
8
20
6
15
4
10
2
5
30%
100
25%
80
20%
60
15%
40
10%
20
5%
0
0
0
0%
1993
1996
Quelle: Global Insight
1999
2002
1993
1996
1999
2002
2005
2005
Quelle: Global Insight
Aufgrund der geringen Auslandsverschuldung und der hohen Bonität Chinas hat das Land nur einen
verhältnismäßig geringen Schuldendienst zu leisten. Das Verhältnis Schuldendienstquote in
Relation zu den Exporteinnahmen ist in den vergangenen Jahren nicht zuletzt aufgrund der enorm
angestiegenen Exportleistung stark zurückgegangen. 2005 betrug diese lediglich 3,1% der
Exporteinnahmen. Die Schuldendienstquote in Relation zum BIP belief sich im Jahr 2005 auf 1,2%
des BIP, das ist im internationalen Vergleich minimal. Aufgrund der im internationalen Vergleich
äußerst niedrigen Außenverschuldung in Relation zum BIP und dem geringen Aufwand für
Schuldentilgungen in Relation zu den Exporteinnahmen scheint eine Krise ausgelöst durch
abfließendes internationales Kapital sehr unwahrscheinlich. Im Fall Chinas ergibt sich eine Krise eher
aus dem Unwillen des Auslandes chinesische Importe aufzunehmen oder der beschränkten
Aufnahmefähigkeit für chinesische Güter.
Historische Trends und Ausblick Exportsektor
In den vergangenen Jahren wurde der wachsende Handelsbilanzüberschuss durch den absoluten
Wettbewerbsvorteil Chinas (beinahe unerschöpflich, konkurrenzlos billiger Faktor Arbeit) und seiner
Wechselkurspolitik begründet, welche darauf ausgelegt war die Exportchancen chinesischer
Unternehmen im Ausland zu maximieren. Bedingt durch den derzeitigen Abschwung in den USA und
Japan wird darüber diskutiert, inwieweit sich dies auf das chinesische Wachstum auswirken könnte.
Entscheidend zur Beantwortung dieser Frage sind das Ausmaß und die Stabilität der chinesischen
Export- und Importelastizität. Sind diese im Hinblick auf externe Nachfrageschocks oder
internationaler Preise niedrig, dann hat eine Änderung der externen Bedingungen, wie beispielsweise
eine Wachstumsabschwächung im Ausland oder sich ändernde Wechselkurse, nur einen geringen
Effekt auf Chinas Wirtschaftswachstum und seinen Handelsbilanzüberschuss.
Nach einem Jahrzehnt kräftigen Wachstums ist China nun, hinter den USA und Deutschland, der 3.
größte Exporteur weltweit.
Research
Seite 21
13.02.2008
Chinas Exporte (USA, Japan, EU, ASEAN)
500
in Mrd. €
450
Exporte ASEAN
400
Exporte Japan
Exporte European Union
Exporte USA
350
300
250
200
150
100
50
0
1994
1995
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
Quelle: Global Insight
Aufgrund eines rapiden Exportwachstums und einer rückläufigen Dynamik im Importwachstum hat
sich gleichzeitig der Handelsbilanzüberschuss stark ausgeweitet.
Weltmarktanteile in %
Wachstumsraten Außenhandel (% J/J)
Quelle: IMF Working Paper (WP/07/266) China’s Changing Trade Elasticities, Jahangir Aziz, Xiangming Li, November
2007
Die wirtschaftliche Liberalisierung und Deregulierung, Privatisierung und der große Zustrom an
Direktinvestitionen haben den Anteil der verstaatlichten Kombinate am Gesamtexport Chinas in den
letzten Jahren stark reduziert. Betrug der Anteil dieser im Jahr 1995 noch rund 2/3, ist dieser bis 2006
auf rund 20% zurückgegangen.
Exporte nach Eigentümerstatus (in %)
Importe nach Eigentümerstatus (in %)
Quelle: IMF Working Paper (WP/07/266) China’s Changing Trade Elasticities, Jahangir Aziz, Xiangming Li, November
2007
Betrachtet man die Zusammensetzung der Exporte zeigt sich, dass der Anteil der
preisunelastischen Exportgüter, wie beispielsweise Grundstoffe, zwischen 1995 und 2006 von 15%
auf nur noch 3% zurückgegangen ist, jene typischerweise preissensitive Wirtschaftsgüter, wie
beispielsweise Maschinen und Elektronik, im selben Zeitraum von 20% auf 60% angestiegen ist.
Research
Seite 22
13.02.2008
Zusammensetzung der Exporte
Zusammensetzung der Importe
Quelle: IMF Working Paper (WP/07/266) China’s Changing Trade Elasticities, Jahangir Aziz, Xiangming Li, November
2007
Innerhalb der einzelnen Güterkategorien zeigt sich auch eine starke Tendenz hin zu
höherwertigeren Produktion, wobei sich zeigt, dass diese ebenfalls eine höhere Preiselastizität als
Low-Techprodukte aufweisen.
Sophistikation-Index Exporte
Sophistikation-Index für gesamten Außenhandel
Quelle: IMF Working Paper (WP/07/266) China’s Changing
Trade Elasticities, Jahangir Aziz, Xiangming Li,
November 2007
Quelle: IMF Working Paper (WP/07/214): The Shifting
Structure of China’s Trade and Production, Li Cui and
Murtaza Syed, September 2007
Einen starken Wandel gab es in den vergangenen Jahren im Handel mit chinesischen
Veredelungsprodukten. China galt in den 90ern noch als eine verlängerte Werkbank, welche
komplexe Inputs importierte und diese zu Konsumgütern für westliche Absatzmärkte verarbeitete.
Geänderte Wechselkurse bzw. die globale Nachfrage hatten in diesem Modell nur einen geringen
Einfluss auf die chinesische Handelsbilanz. Sinkende Exporte aufgrund einer nachlassenden
Weltkonjunktur oder aufgrund einer Aufwertung des Yuan zogen automatisch einen geringeren Bedarf
nach importierten Gütern nach sich, was die Handelsbilanz und das Wirtschaftswachstum
stabilisierten. Dies garantierte dem chinesischen Wirtschaftsmodell bislang hohe und vor allem stabile
Wirtschaftswachstumsraten.
Zwar liegt der Anteil des Handels mit Verarbeitungsgütern nach wie vor bei rund 50% der Exporte, der
Anteil der klassischen Assemblyexporte fiel bis 2006 jedoch auf rund 10%, eine Halbierung gegenüber
1992. Der Inlandsanteil an Nicht-Assembly Verarbeitungsexportgütern stieg im selben Zeitraum
jedoch von 20% auf 35%.
Research
Seite 23
13.02.2008
Entwicklungen Processing Trade (in %)
Quelle: IMF Working Paper (WP/07/266) China’s Changing
Trade Elasticities, Jahangir Aziz, Xiangming Li, November 2007
Gleichzeitig drangen die chinesischen Exporteure in höherwertige Produktkategorien vor, welche auch
zunehmend mittels inländischen Inputfaktoren hergestellt werden konnten. Der zunehmende Anteil
inländischer Inputs an den Endprodukten hat ebenfalls die Reagibilität der Produzenten im Hinblick
auf Wechselkursschwankungen erhöht. Bei einem niedrigen Inlandsanteil an den verarbeitenden
Exportgütern hat eine Wechselkursaufwertung nur einen geringen Einfluss auf den Export da dieser
negative Effekt inputseitig über eine verringerte Importrechnung weitestgehend kompensiert werden
kann. Dieser gegenläufige Effekt reduziert sich jedoch mit zunehmendem Inlandsanteil bei den
Inputfaktoren.
Daneben hat sich auch der Anteil der Maschinenbaugüter an den gesamten verarbeitenden Gütern
mehr als verdoppelt. Da der Absatz industrieller Güter stärkeren konjunkturellen Zyklen unterworfen
ist als beispielsweise jener der Konsumgüter, erhöht dies zusätzlich die Sensitivität der chinesischen
Exporte im Hinblick auf die relativen Preisniveaus (= realer Wechselkurs) und der ausländischen
Nachfrage.
Sektorale Zusammensetzung der Processing Exporte
Quelle: IMF Working Paper (WP/07/266) China’s Changing Trade Elasticities, Jahangir
Aziz, Xiangming Li, November 2007
Die Verschiebung von Assembly basierten Gütern hin zu hochwertigen Gütern hat auch eine
Veränderung der regionalen Handelsbilanzen zur Folge. Hatte China früher aufgrund der Einfuhr
von Halbfertigwaren ein hohes Handelsbilanzdefizit gegenüber der Region Südostasien, so ist dieses
seit einiger Zeit wieder tendenziell rückläufig.
Research
Seite 24
13.02.2008
Chinas regionale Handelsbilanz (in Mrd. USD)
Quelle: IMF Working Paper (WP/07/266) China’s Changing
Trade Elasticities, Jahangir Aziz, Xiangming Li, November 2007
Der IWF4 stellte im November 2007 fest, dass sich die aggregierte Exportelastizität des Landes
aufgrund der geänderten Zusammensetzung der Exportgüter, besonders im Hinblick auf die
Hochwertigkeit der chinesischen Exportgüter, signifikant erhöht habe. Damit wird die chinesische
Wirtschaft schwankungsanfälliger und abhängiger von Weltkonjunktur und realen Wechselkurs.
Das Arbeitspapier des IWF geht davon aus, dass sich die Elastizität im Hinblick auf die ausländische
Nachfrage im Zeitraum 2000-2006 im Vergleich zum Zeitraum 1995-1999 auf 4,3 von ursprünglich 3,6
und die Preiselastizität sich entsprechend von -1,3 auf -2 erhöht haben.
Die folgenden Abbildungen zeigen rollierende Regressionen für unterschiedliche Elastizitäten. Absolut
betrachtet hat sich die Exportelastizität im Hinblick auf die ausländische Nachfrage sowie dem
relativen Preisniveaus stark erhöht. Die Importelastizitäten im Hinblick auf die inländische Nachfrage
und das relative Preisniveau zeigen jedoch nur eine geringe Veränderung im selben Zeitraum, was mit
der nur geringen Veränderung in der Importzusammensetzung in Übereinstimmung gebracht werden
kann. Der Rückgang in der Importelastizität als Funktion der inländischen Nachfrage ist auf den
zunehmenden Einsatz inländischer Inputfaktoren (Kapital, Arbeit, Halbfertigwaren) zurückzuführen.
Nachfrageexportelastizität
Exportelastizität als Funktion des realen Wechselkurses
Quelle: IMF Working Paper (WP/07/266) China’s Changing Trade Elasticities, Jahangir Aziz, Xiangming Li, November
2007
4
IMF Working Paper (WP/07/266): China’s Changing Trade Elasticities, Jahangir Aziz, Xiangming Li,
November 2007
Research
Seite 25
13.02.2008
Importelastizität als Funktion der inl. Nachfrage
Importelastizität als Funktion der relativen Preise
Quelle: IMF Working Paper (WP/07/266) China’s Changing Trade Elasticities, Jahangir Aziz, Xiangming Li, November
2007
Innerhalb der einzelnen Branchen zeigen sich stark unterschiedliche Elastizitäten. Die
Exportelastizitäten sind stärker ausgeprägt als die Importelastizitäten, wobei die Exportelastizitäten
am stärksten in den Sektoren Industriegüter, Maschinenbau und Elektro-/Elektronik ausgeprägt sind.
Diese sind am niedrigsten im Bereich der Grundstoffe.
Sektorale Handelselastizität als Funktion der Nachfrage
Sektorale Elastizität des Handels als Funktion der Preise
Quelle: IMF Working Paper (WP/07/266) China’s Changing Trade Elasticities, Jahangir Aziz, Xiangming Li, November
2007
Aus der gestiegenen Nachfrageelastizität der chinesischen Exportgüter ergibt sich eine
stärkere Abhängigkeit der chinesischen Wirtschaft bezüglich der Weltkonjunktur. Ein 1%-iger
Rückgang in der externen Nachfrage hätte demnach einen 4½ Prozent-Rückgang in den chinesischen
Exporten beziehungsweise einen Rückgang von 0,75 Prozentpunkten im Bruttoinlandsprodukt zur
Folge. Aus der gestiegenen Exportpreiselastizität ergibt sich implizit, dass eine Reduktion in den
Exporten einer verringerten realen Aufwertung bedarf (Exportpreiselastizität: 1995−1999: -1.3;
2000−2006: -2). Es zeigt sich, dass der Effekt eines globalen Nachfragerückgangs weit stärker
wiegt als eine Änderung des realen Wechselkurses.
3.5
Staatsverschuldung
Das Staatsbudget verzeichnete im Jahr 2006 mit 148,3 Mrd. Yuan ein leichtes Defizit von 0,7% des
BIP. Laut chinesischem Finanzministerium lagen die Staatseinnahmen im Jahr 2006 bei 3.873,1 Mrd.
Yuan (~18,5% des BIP). Dies waren 9,3% mehr als zunächst budgetiert und 769,4 Mrd. Yuan oder
24,3% mehr als im Jahr 2005. Die Staatsausgaben beliefen sich im Jahr 2006 auf 4.021,3 Mrd. Yuan
(19,2% des BIP), 4,8% höher als zunächst budgetiert und 628,3 Mrd. Yuan oder 18,5% höher als im
Jahr 2005. Laut Finanzministerium wird das Defizit mit 245 Mrd. Yuan budgetiert, wobei sich die
Research
Seite 26
13.02.2008
Staatseinnahmen demnach auf 4.406.5 Mrd. Yuan (18,3% des BIP) und die Staatsausgaben auf
4,651,5 Mrd. Yuan (19,3% des BIP) belaufen sollen. Für das Jahr 2007 wird ein leicht höheres
Budgetdefizit von 0,9% des BIP erwartet. Es gilt jedoch zu berücksichtigen, dass in diesem Budget
nicht die staatlichen, oftmals verlustträchtigen Großbetriebe enthalten sind. Diese finanzieren ihren
Betrieb durch die Aufnahme von Krediten im staatlichen Bankensektor. Das offizielle Budgetdefizit fällt
daher geringer aus als das tatsächliche.
Budgetdefizit
1,0
0,5
Budgetdefizit in % des BIP - linke Skala
0,0
1993
1994
1995
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
-0,5
-1,0
-1,5
-2,0
-2,5
-3,0
Quelle: Global Insight
Die chinesische Staatsverschuldung in Prozent des BIP war Ende 2006 im internationalen Vergleich
mit 16,9% des BIP äußerst niedrig. Der Anteil der Zinszahlungen am Staatshaushalt ist sehr niedrig.
Dies ergibt sich zum einem aus der geringen Verschuldung und zum anderem aus dem niedrigen
Zinsniveau. Allerdings wird diese niedrige Verschuldung des Staates bei Berücksichtigung der
Sozialversicherungssysteme erheblich schlechter. Unter einer langfristigen Perspektive ist dieses
Defizit kritisch zu hinterfragen. Zum einem entstehen dem chinesischen Sozialsystem aufgrund der
rapiden Überalterung langfristig ein Finanzierungsproblem, zum anderen beruht das chinesische
Wirtschaftswachstum zu einem Gutteil auf dem Raubbau an der Umwelt. Die Beseitigung der Folgen
der Umweltzerstörung wird längerfristig jedoch zu höheren Kosten führen, welche den Staatshaushalt
dann verschlechtern sollten.
3.6
Private Verschuldung
Die inländische Verschuldung in Relation zum Bruttoinlandsprodukt ist für ein Schwellenland
außerordentlich hoch. Die hohe Verschuldung ergibt sich hauptsächlich aus den in der Vergangenheit
vergebenen Krediten zur Stützung der Staatswirtschaft und der hohen Sparquote. Demgegenüber ist
der Kreditanteil der privaten Haushalte an den Gesamtausleihungen weit geringer. Die gesamten
Aktiva des Bankensystems lagen Ende 2007 noch immer bei mehr als 200% des BIP, was
international gesehen außerordentlich hoch ist.
Die Kreditwachstumsraten haben seit 2005 stark an Dynamik gewonnen. Im September 2007 legten
die Forderungen der Banken gegenüber dem Privatsektor auf Jahressicht um 19,5% zu, die
entsprechende Inlandskreditvergabe stieg um 17,3% J/J.
Research
Seite 27
13.02.2008
Kreditvolumen
Kreditwachstum
3500
30
50
Inlandskredit [Mrd. €] - linke Skala
Kreditwachstum % J/J - rechte Skala
Forderungen ggü. Privatsektor [% p.a.]
45
Inlandskreditvergabe [% p.a.]
3000
25
40
2500
35
20
30
2000
15
1500
25
20
10
15
1000
10
5
500
5
0
0
0
1993
1996
1999
2002
1993
1994
1995
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2005
Quelle: Global Insight
Quelle: Global Insight
Die Verschuldung der privaten Haushalte bei Banken lag im Jahr 2006 bei über 110% des BIP.
Die Verschuldung des privaten Sektors in Relation zum BIP war im Jahr 2005 aufgrund der hohen
Ersparnisse der chinesischen Haushalte und der privaten Unternehmen mit 2,3% des BIP im
internationalen Vergleich äußerst niedrig, was die Verschuldung der privaten Haushalte bei Banken
aus Sicht der Risikoeinschätzung relativiert.
Verschuldung privater Sektor
140
4,0
Verschuldung des priv. Sektors bei Banken [in % des BIP] -- linke Sk.
Verschuldunsgrad des privaten Sektors [% des BIP] - rechte Sk.
3,5
120
3,0
100
2,5
80
2,0
60
1,5
40
1,0
20
0,5
0,0
0
1995
1997
1999
2001
2003
2005
Quelle: Global Insight
3.7
Stabilität
Trotz enormen Wirtschaftswachstums, steigender Rohstoffkosten (insbesondere Rohöl) und hohen
Geldmengenwachstums befand sich die Verbraucherpreisinflation in den letzten Jahren auf sehr
niedrigem Niveau. Dies lässt sich mit dem Aufbau enormer Überkapazitäten im industriellen Bereich
und hohem Produktivitätswachstum erklären. Bedingt durch die Überkapazitäten fiel es den
chinesischen Betrieben, vor allem in den boomenden Bereichen Stahl, Aluminiumerzeugung, Zement
und Kupfer in den vergangenen Jahren äußerst schwer, gestiegene Kosten auf ihre Kunden zu
überwälzen. Gestiegene Rohstoffkosten konnten von den Unternehmen durch hohe
Arbeitsproduktivitätsfortschritte und verbesserte technische Effizienz im Ressourceneinsatz
weitgehend kompensiert werden. Daneben wurde die Inflation durch zahlreiche staatlich administrierte
Höchstpreise, welche weit unter dem Weltmarktniveau liegen, hintangehalten.
Der Inflationsdruck hat sich seit Mitte 2006 spürbar verschärft. Im November 2007 erreichte die
Teuerungsrate ihren vorläufigen Spitzenwert von 6,9% J/J. Die jüngste Inflationsentwicklung ist jedoch
nicht ausschließlich auf eine überhitzte Wirtschaft mit hohem Auslastungsgrad zurückzuführen,
sondern liegt primär in der Angebotsseite von landwirtschaftlichen Produkten begründet. Die
Überkapazitäten im industriellen Bereich erzeugen nach wie vor einen deflationären Sog. Der
weltweite Bioenergieboom und lokale Dürren haben zuletzt zu einem starken Anstieg im Preis von
Soja, Reis und Getreide geführt. Daneben haben sich die Fleischpreise in China in den vergangenen
Monaten drastisch erhöht. Da dies ein vorübergehendes Phänomen zu sein scheint, ist jedoch
Research
Seite 28
13.02.2008
mittelfristig wieder mit einem Nachlassen des Preisdrucks zu rechnen. Während der
Konsumentenpreisindex sich in den ersten 11 Monaten des Jahres 2007 lediglich um 4,6% J/J erhöht
hat, stiegen die Lebensmittelpreise im selben Zeitraum um 18,2% J/J an. Hierbei ist auch zu
bedenken, dass die Nahrungsmittel im Güterkorb der chinesischen Haushalte einen weit höheren
Anteil besitzen als dies in westlichen Industrieländern der Fall ist. Premierminister Wen Jiabao
kündigte im Januar 2007 die Absicht der Regierung an, die Preise für Ölprodukte, Erdgas und
Elektrizität in naher Zukunft einfrieren zu wollen, um so die Inflation einzudämmen. Die Regierung
beabsichtige bestimmte Preise, falls notwendig, nach oben zu begrenzen und die Erhöhung von
Gebühren des öffentlichen Verkehrs und für die Schulen einzufrieren und Schritte gegen etwaige
Preismanipulationen zu setzen. Jedoch wurde nicht spezifiziert, wie lange diese Maßnahmen
bestehen bleiben sollen. Dies ist der erste Schritt in Richtung staatlicher Festsetzung der Preise seit
Anfang der 90er.
Verbraucherpreise
Prognose
30
8
Inflation [% J/J]
7
25
6
5
20
Prognose
4
15
3
2
10
1
5
20
07
20
06
20
05
20
04
20
03
20
02
-1
20
01
20
00
0
0
-2
Quelle: Global Insight
1993
1996
1999
2002
2005
2008
2011
Quelle: Gloabl Insight
Global Insight sieht die Inflationsrate im Jahr 2008 im Jahresschnitt aufgrund der hohen
Nahrungsmittelpreise weiter auf 5,8% J/J (2007: 4,8%) steigen. Diese sollte sich in den nächsten
Jahren nur langsam zurückbilden. Für 2012 wird eine Inflationsrate von 3,5% J/J prognostiziert. Die
Inflation sollte auch aufgrund der stetigen Aufwertung des Yuan gegenüber dem Dollar aufgrund
niedrigerer Importkosten tendenziell wieder abnehmen.
Die chinesische Währung (Renmimbi) war bis Mitte 2005 mit einem fixen Wechselkurs von 8,28 an
die US-Währung angebunden. Nicht zuletzt aufgrund des heftigen Drucks seitens der US-Regierung
hat die chinesische Notenbank den Wechselkurs freigegeben, dieser wertet seither graduell
gegenüber dem US-Dollar auf. Der Aufwertungstrend erfolgt allerdings äußerst zögerlich und nicht in
dem Ausmaß, wie dies oft von anderen Ländern gefordert wird. Aufgrund der Bindung an den USDollar und der vergleichsweise niedrigen chinesischen Inflationsrate hat die chinesische Währung in
den vergangenen Jahren real gegenüber ihren Haupthandelspartnern ständig abgewertet. Dadurch
sind auch chinesische Produkte zunehmend wettbewerbsfähiger geworden. Zuletzt hat der Druck von
Seiten der USA, nicht zuletzt aufgrund der stark gestiegenen Importpreise, die chinesische Währung
aufzuwerten etwas nachgelassen, während sich der politische Druck von europäischer Seite aufgrund
des wachsenden Handelsdefizits mit China erhöht hat. Gegenüber dem Euro ergab sich aufgrund der
Dollarschwäche sogar eine Abwertung der chinesischen Währung in den vergangenen Jahren.
Aufgrund der zuletzt hohen chinesischen Inflation scheint sich der Widerwille von chinesischer Seite
gegen eine Aufwertung der Landeswährung etwas reduziert zu haben. Im Dezember 2007
verzeichnete die Währung gegenüber dem Dollar die stärkste Aufwertung seit Einführung des crawling
peg im Juli 2005.
Research
Seite 29
13.02.2008
Wechselkurse
Prognose
12,0
12
10,0
10
8,0
8
6,0
6
4,0
4
Prognose
2,0
2
Wechselkurs zu EURO, Periodenende [Einheiten pro €]
Wechselkurs zu EURO [Einheiten pro €]
Wechselkurs zu USD, Periodenende [Einheiten pro USD]
Wechselkurs zu USD [Einheiten pro $]
07
06
20
1993
1996
1999
2002
2005
2008
2011
20
04
05
20
03
20
20
01
02
20
00
20
20
98
99
19
19
97
96
19
19
94
95
19
19
0
19
93
0,0
Quelle: Global Insight
Quelle: IWF
Ein rascherer Aufwertungstrend gilt in den nächsten Monaten als wahrscheinlich, zumal dies dazu
beitragen sollte die überhitzte Wirtschaft abzukühlen bzw. die Inflationsentwicklung abzuschwächen.
Sollte sich die Weltwirtschaft in den kommenden Quartalen stärker als erwartet abschwächen und sich
auch die chinesische Wirtschaft spürbar abschwächen, ist mit einer Verlangsamung des
Aufwertungstrends zu rechnen.
Global Insight sieht den nominellen Wechselkurs zum US-Dollar bis 2011 graduell bis auf 6,03 Yuan
pro US-Dollar aufwerten. Bei einer Erholung des Dollars gegenüber dem Euro ergäbe sich gegenüber
dem Euro in den kommenden Jahren sogar eine noch stärkere Aufwertung des Yuans als gegenüber
der US-Währung. Bis 2011 würde der Wechselkurs demnach auf 8,35 Yuan pro Euro sinken.
Die Entwicklung der Geldmengenaggregate verlief in den letzten Jahren sehr volatil, jedoch
durchwegs mit hohen 2-stelligen Wachstumsraten. Trotz der Dämpfungsmaßnahmen der
chinesischen Behörden hat sich die Wachstumsdynamik zwischen September 2006 und November
2007 deutlich erhöht. Das hohe Wachstum ergab sich aus den hohen Devisenzuflüssen und der
zunehmenden Kreditaufnahme im Inland. Im November 2007 wuchs diese mit einer Jahresrate von
18,45%, verzeichnete aber im Dezember erstmals überraschend einen deutlichen Einbruch auf 16,7%
J/J.
Geldmenge
Geldmengenmultiplikator
14
24
Geldmultiplikator (M2/M0) [in %]
14
4
12
2
10
0
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
20
20
20
20
20
02
20
20
Quelle: Global Insight
07
6
06
16
05
8
04
18
03
10
01
20
20
12
00
Geldmenge M2 [% J/J]
22
Quelle: Global Insight
Entsprechend dem rapiden Geldmengenwachstum und der hohen Kreditvergabe hat sich der M2Multiplikator in den letzten Jahren stark erhöht.
Das Verhältnis des Geldmengenaggregats M2 zu Devisenreserven (M2/R) ist in den vergangenen
Jahren aufgrund des enormen Kreditwachstums stark angestiegen, was üblicherweise eine erhöhte
Krisenwahrscheinlichkeit anzeigt. Da das starke Geldmengenwachstum jedoch überwiegend durch
stark steigende inländische Kreditvergabe gespeist wird, relativiert sich die Aussagekraft dieses
Indikators etwas.
Research
Seite 30
13.02.2008
Geldmenge M2/Devisenreserven
Kreditwachstum
30
1400
Geldmenge M1/ Devisenreserven [in %]
Kreditwachstum % J/J
Geldmenge M2/Devisenreserven [in %]
1200
25
1000
20
800
15
600
10
400
5
200
0
0
1993
1996
Quelle: Global Insight
1999
2002
1994
2005
1997
2000
2003
2006
Quelle: Global Insight
Eine Verringerung des Kreditwachstums ist bislang kaum zu beobachten. Nachdem sich das
Kreditwachstum zwischen 2004 und 2006 deutlich beschleunigte, ging im Jahr 2007 die Dynamik nur
minimal auf 16,1% J/J zurück.
3.8
Geldpolitik und Finanzmarkt
Geldpolitik
Struktur
Die chinesische Geldpolitik zielt primär auf die Steuerung des Wechselkurses zum US-Dollar und die
Geldmenge. Als Steuerungsinstrumente werden hier sehr direktgreifende Maßnahmen wie
Kredithöchstgrenzen und die Mindestreserveerfordernis für Finanzinstitute verwendet. Seit 1999 gibt
es zudem indirekte Mittel wie Offenmarktoperationen zur Steuerung der Geldmenge und der Liquidität.
Aktuelle Entwicklung
Die chinesische Zentralbank verkündete am 20. Dezember 2007 einen weiteren Zinsschritt, welcher
ab dem darauffolgenden Tag effektiv wurde. Der 1-jährige Kreditzins wurde durch die People’s Bank
of China (PBoC) auf 7,47 % von zuvor 7,29% angehoben. Seit Jahresbeginn 2007 wurde dieser 6 Mal
um insgesamt 135 Basispunkte erhöht. Für Kredite mit längeren Laufzeiten und Hypothekenkrediten
blieben die Zinssätze unverändert. Im Jahr 2007 war dies der sechste Zinsschritt nach oben und der
erste Zinsschritt, nachdem die Notenbank ihren geldpolitischen Kurs von „prudent“ auf monetäre
Straffung änderte.
Am deutlichsten fiel die Zinsanhebung bei Spareinlagen mit einer Laufzeit kleiner als 1 Jahr aus.
Gleichzeitig wurde jedoch der Zinssatz für Sichteinlagen um 9 Basispunkte reduziert! Der Zinsschritt
mit der relativen stärkeren Anhebung der Einlagensätze zeigt, dass die Notenbank nun stärker
fokussiert ist die Inflation durch höhere Sparanreize einzudämmen als über höhere Kreditzinsen den
überhitzten Investitionssektor zu dämpfen.
Research
Seite 31
13.02.2008
Zinssatzänderung am 21. Dezember 2007 durch
People's Bank of China
Einlagensätze
3 Monate
6 Monate
1 Jahre
2 Jahre
3 Jahre
5 Jahre
Kreditsätze
6 Monate
1 Jahre
1-3 Jahre
3-5 Jahre
> 5 Jahre
Hypothekensätze
< 5 Jahre
> 5 Jahre
Veränderung
zuletzt
0,45
0,36
0,27
0,18
0,18
0,09
3,33
3,78
4,14
4,68
5,40
5,85
0,09
0,18
0,09
0,09
0
6,57
7,47
7,56
7,74
7,83
0
0
4,77
5,22
Der Mindestreservesatz wurde zuletzt am 25. Januar 2008 um 0,5 Prozentpunkte erhöht und soll
etwa 190 Mrd. Yuan aus dem Bankensystem entziehen. Dies war die 11. Anhebung seit Jahresbeginn
2007. Insgesamt wurde die Mindestreserve damit seit Beginn 2007 um 600 Basispunkte auf 15%
angehoben und ist auf einem historischen Spitzenwert angelangt. Gleichzeitig wurden für das Jahr
2008 Kreditobergrenzen angekündigt.
Ausblick
Es bleibt fraglich, ob die zuletzt ergriffene Anhebung der Einlagezinsen den gewünschten Effekt einer
Inflationsabschwächung hat. Bei der gegenwärtig hohen Inflation von rund 7% und Einlagezinssätzen
im Bereich von 3,33% – 5,85%, ergibt sich für Sparer eine negative Realverzinsung, was die
Attraktivität von Sparen signifikant reduziert und Alternativen, wie beispielsweise den Aktienmarkt,
attraktiver erscheinen lässt. Gleichzeitig bleibt fraglich, ob eine angebotsinduzierte Inflation durch
Zinsanhebungen effektiv unterbunden werden kann bzw. soll.
Auf der Kreditseite sind die Opportunitätskosten für Investitionsprojekte in Form von Kreditzinsen
ebenfalls sehr gering. Bei einem nominellen BIP-Wachstum von über 15% ergibt sich ebenfalls eine
stark negative reale Verzinsung, was den Anreiz für Investitionen tendenziell erhöht. Da der
chinesische Kapitalmarkt bislang noch weitgehend unterentwickelt ist und sich die Betriebe
weitgehend durch einbehaltene Gewinne refinanzieren, ist die chinesische Wirtschaft bislang nur
wenig zinssensitiv. Mehr als die Hälfte aller Investitionen erfolgt über einbehaltene Gewinne. Ein
weiterer Grund für die fehlende Zinssensitivität dieser Unternehmungen sind auch die mangelnden
Investitionsalternativen.
Aufgrund der hohen Reserven der chinesischen Banken wurden die mehrmaligen Anhebungen der
Mindestreserve bislang nicht schlagend. Es bleibt fraglich, ob die letzten Schritte durch die PBoC den
gewünschten Erfolg zeigen werden.
Die beste Methode die Investitionen und die Inflation zu bremsen und gleichzeitig die Wirtschaft auf
ein binnengetriebenes Wachstum umzustellen, wäre daher eine stärkere Aufwertung der
Landeswährung gegenüber den Haupthandelspartnern zuzulassen. Die zuletzt gesetzten Schritte, wie
die beobachtete beschleunigte Aufwertungstendenz des Yuans, scheinen auch darauf hinzudeuten,
dass dies politisch gewollt sei. Der PBoC entfiele die Aufgabe ständig die steigende Geldmenge zu
sterilisieren. Eine Aufwertung würde darüber hinaus die Agrarimporte verbilligen und so die Teuerung
im Bereich der Lebensmittel dämpfen.
Research
Seite 32
13.02.2008
Finanzmarkt
China
2007M7
2007M8
2007M9
2007M10
Devisenreserven [Mrd. USD]
1.385,20
1.408,64
1.433,61
1.455,00
Wechselkurs zu EURO, Periodenende [Einheiten pro €]
10,38
10,34
10,64
10,78
10,92
10,75
Wechselkurs zu USD, Periodenende [Einheiten pro USD]
7,57
7,55
7,51
7,46
7,40
7,30
Geldmarktzins [% p.a]
3,33
3,33
3,33
3,33
3,33
3,33
Realzinsen, kurzfristig [% p.a.]
1,26
0,65
1,03
0,68
0,32
0,51
Rendite Staatsanleihen, langfristig [% p.a]
7,38
7,56
7,83
7,83
7,83
7,83
2007M11
2007M12
1.528,20
Quelle: Global Insight
Geld- und Anleihenmarkt
Der chinesische Anleihemarkt gilt derzeit noch als klein und unterwickelt. In Verhandlungen erzielten
im Dezember 2007 die USA und China die Übereinkunft, dass es künftig ausländischen Unternehmen
gestattet ist, Aktien und Anleihen am chinesischen Markt zu emittieren. Dies ist aufgrund der enormen
Sparquote der Chinesen und den bislang unzureichenden Sparalternativen vor allem im
Anleihenbereich interessant und könnte in den kommenden Jahren zu einer spürbaren Belebung des
chinesischen Anleihemarkts führen.
Zinsen und Renditen seit 1992
Zinsstrukturkurve – Staatliche Nullkuponanleihen
18
5
Geldmarktzins [% p.a]
16
Rendite Staatsanleihen, langfristig [% p.a]
4,5
Einlagezinssatz [in %]
14
Kreditzins [in %]
12
4
10
8
3,5
6
3
4
2
2,5
1
Quelle: Global Insight
20
06
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
Laufzeit
20
07
20
05
20
03
20
04
20
01
20
02
20
00
19
99
19
98
19
97
19
96
19
95
19
94
19
93
0
Quelle: Reuters
Der chinesische Anleihenmarkt ist bei den kurzlaufenden Anleihen durch eine normale Zinskurve und
bei den langlaufenden Anleihen durch eine inverse Struktur geprägt. Im 2-jährigen Bereich ist die
Rendite mit derzeit5 3,70% sehr niedrig. Der Zinswendepunkt ergibt sich bei 11-jährigen Anleihen mit
einer Rendite von 4,62%. Die Rendite von Nullkuponanleihen mit 20 Jahren Restlaufzeit beträgt
derzeit 4,31%.
5
24. Januar 2008
Research
Seite 33
13.02.2008
Aktienmarkt
Aktienindices Shanghai A und B seit 1993
450
7000
Shanghai B-Share Index - linke Sk.
Shanghai A-Share Index - rechte Sk.
400
6000
350
5000
300
250
4000
200
3000
150
2000
100
1000
50
Ja
n.
06
Ja
n.
07
Ja
n.
08
Ja
n.
04
Ja
n.
05
Ja
n.
01
Ja
n.
02
Ja
n.
03
Ja
n.
99
Ja
n.
00
Ja
n.
96
Ja
n.
97
Ja
n.
98
0
Ja
n.
94
Ja
n.
95
Ja
n.
92
Ja
n.
93
0
Trotz Rekordwirtschaftswachstums gehörte der
chinesische Aktienmarkt 2004 und 2005 zu
den schwächsten weltweit. Dies lag unter
anderem an der Flut von Erstemissionen, der
Sorge über einen erneuten Ausbruch der
Vogelgrippe,
dem
Handelsstreit
über
Textileinfuhren nach Europa und den USA, den
staatlichen Maßnahmen zur Dämpfung des
Wirtschaftswachstums und vor allem den
Beschränkungen für ausländische Investoren.
Das Börsenklima hat sich jedoch seit
Jahresanfang 2006 erheblich verbessert.
Quelle: Reuters
In weiterer Folge kam es aufgrund der Chinaeuphorie im Ausland und dem dadurch bedingten
Kapitalzufluss aber auch aufgrund der mangelnden Geldanlagealternativen in China selbst zu einem
explosionsartigen Anstieg der Aktienkurse am Aktienmarkt in Shanghai und Shenzen. Die Bewertung
der chinesischen Aktien in Hongkong, wo Ausländer die Möglichkeit haben H-Aktien zu erwerben,
blieb dagegen relativ moderat. Chinesen war es bislang nicht erlaubt H-Aktien zu erwerben. Im Herbst
2007 zogen aber auch hier die Kurse deutlich an, nachdem am Markt über eine Liberalisierung dieser
Bestimmungen spekuliert wurde. H-Aktien notieren nach wie vor mit einem starken Diskont gegenüber
den A- und B-Aktien.
Die chinesischen Indizes zählten 2007 zu den stärksten Indizes weltweit. Bereits 2006 konnten Abzw. B-Aktien in Shanghai um 130,6% bzw. 110% zulegen und im Jahr 2007 verzeichneten diese
Indices einen weiteren Anstieg von 96% bzw. 181%. Ihre bislang historischen Höchststände ereichten
die Indices im Oktober 2007. Seit dem Höchststand von 6196,97 Punkten hat der Shanghai A-Aktien
Index bis Mitte Januar 2008, nicht zuletzt aufgrund der weltweiten Kreditkrise, jedoch mehr als 20%
verloren. Der Shanghai B-Aktien Index hat ebenfalls von seinem Höchststand von 384,12 bis Mitte
Januar 2008 mehr als 20% an Wert verloren. Belastet wurde der Markt im Januar 2008 auch durch
die Gerüchte wonach auch chinesische Banken aufgrund ihres Engagements am amerikanischen
Hypothekenmarkt Milliardenabschreibungen vorzunehmen hätten.
Das Kurs/Gewinn-Verhältnis der Indizes Shanghai SE Composite, Shanghai SE A-Shares,
Shanghai SE B-Shares und Hang Seng China Enterprise Index für 2008 liegt derzeit bei 42,76 bzw.
37,1; 78,13 und 17,68.6 Der Aufschlag der in China notierten Aktien gegenüber den in Hongkong
gelisteten Aktien erreichte im Januar 2007 mit 100% ein Rekordniveau und gilt als Indikator für
spekulative Exzesse am chinesischen Aktienmarkt.
Die Marktkapitalisierung der A-Aktien in Shanghai belief sich Ende Dezember 2007 auf rund 26.850
Mrd. Yuan (~€ 2.500 Mrd.). Dies sind rund 105% der chinesischen Wirtschaftsleistung im Jahr 2007.
Die entsprechende Marktkapitalisierung der B-Aktien belief sich auf 134 Mrd. Yuan (~ €12,5 Mrd.).
Ende Dezember 2007 notierten an der Shanghaier Börse 850 A-Aktien und 54 B-Aktien. Der starke
Kursanstieg hat die Marktkapitalisierung chinesischer Unternehmen dermaßen gesteigert, dass sich
nun etliche chinesische Firmen unter den teuersten der Welt befinden. Im November 2007 war
PetroChina die erste Aktie weltweit die jemals die 1000 Mrd. USD Marke an Marktkapitalisierung
überschreiten konnte. Neben Petrochina haben sich auch die Aktien der Unternehmen China Life,
Sinopec, ICBC, China Mobile zu internationalen Schwergewichten entwickelt.
6
Bloomberg 23.1.2008
Research
Seite 34
13.02.2008
Im Januar 2008 gab die China Securities Regulatory Commission bekannt, dass die Schaffung eines
Wachstumssegments ähnlich der amerikanischen Nasdaq im ersten Halbjahr 2008 geplant sei. Der
zu schaffende Markt zielt dabei auf kleine, innovative Unternehmungen ab und erfordert weniger
Auflagen als am Standardmarkt. Um gelistet werden zu dürfen ist ein Grundkapital von mindestens
30 Mio. Yuan (~ USD 4,2 Mio.) erforderlich.
Aufgrund der inzwischen hohen Bewertung der Aktien am Festland und eines Abflauens der
Gewinndynamik aufgrund der leichten konjunkturellen Abkühlung haben sich die Risiken am
chinesischen Aktienmarkt erhöht. Ein weiteres Risiko besteht auch in einer möglichen weiteren
Straffung der chinesischen Geldpolitik.
Hintergrund
Ursprünglich war die Hauptintention bei der Schaffung des
chinesischen Aktienmarkts, den Staatsbetrieben Zugang zum
Kapital der chinesischen Haushalte und ausländischer
Investoren zu verschaffen und so den Staatshaushalt zu
entlasten.
China Aktien werden häufig in drei Kategorien eingestuft: Ashares, B-shares und H-Aktien. A- und B-Aktien sind
ausschließlich Inländern zum Kauf vorbehalten.
A-Aktien sind nach chinesischem Recht gegründete
Unternehmungen die in Yuan notieren und bis vor kurzem
ausschließlich Inländern vorbehalten waren. Mittlerweile sind
diese jedoch auch für so genannte „qualified institutional
investors“ zugänglich. B-Aktien sind nach chinesischem
Recht gegründete Unternehmungen und werden in
ausländischer Währung in China gehandelt. In der
Vergangenheit waren diese ausschließlich Ausländern
vorbehalten.
H-Aktien
sind
Aktien
chinesischer
Unternehmungen, die an der Hongkonger Börse notieren. AAktien galten in der Vergangenheit als wenig liquide,
wodurch
sich
deren
Entwicklung
von
anderen
Aktiengattungen abkoppelte.
Research
Seite 35
13.02.2008
4. Bankensystem
4.1
Struktur
Das chinesische Bankensystem ist 2-stufig angelegt. Die Banken operieren unter der People’s Bank
of China (PBoC). Im April 2003 wurden die regulatorischen Funktionen der PBoC in die China Banking
Regulatory Commission (CBRC) transferiert. Die chinesische Notenbank ist weisungsgebunden. Ihre
Politik ist daher stark durch die Interessen der chinesischen Regierung beeinflusst. Der Bankensektor
wurde im Vorfeld des Beitritts zur WTO radikal reformiert, wobei dieser Prozess noch immer nicht
vollständig abgeschlossenen ist. In der Vergangenheit wurde dem chinesischen Bankensektor die
Verantwortung auferlegt mittels Krediten die marode Staatsindustrie am Leben zu halten. Dies hatte
eine starke Anhäufung an so genannten „faulen Krediten“ zur Folge.
Die Zinssätze kommen nach wie vor nicht durch den Marktmechanismus zu stande, sondern werden
den Banken durch die PBoC vorgeschrieben und die Zentralbank sorgt durch die Vorgabe von
Mindestreservesätzen und Kreditvergabeobergrenzen für eine starke Reglementierung des Marktes.
Aufgrund des hohen staatlichen Einflusses in der Kreditvergabe war und ist der Bankensektor durch
eine hohe Korruption geprägt. Die staatlichen Großbanken haben in Vorbereitung auf die neu
eintretende ausländische Konkurrenz mit Dezember 2006 ihren Kampf gegen Korruption verschärft.
Viele Banken verweisen auf den Umstand, dass sie ihr Risikomanagement/-IT verbessert haben und
sich ihre Kreditvergabepraxis geändert hat. Bis jetzt haben die Änderungen geringe Wirkung auf die
Vergabepraxis gezeigt. Im März 2006 stellte der IWF fest, dass die Banken nach wie vor bei der
Kreditvergabe die maroden staatseigenen Firmen favorisieren und daher kaum Rentabilität oder
Kreditrisiko in Betracht ziehen.
Trotz großer Aktienemissionen durch chinesische Staatsbanken in den letzten Jahren und der
Öffnung des Finanzsektors für ausländische Konkurrenten ist der Bankenmarkt in China nach wie vor
stark durch staatliche Finanzinstitute geprägt. An der Spitze des Bankensystem befinden sich die
großen, teilstaatlichen Geschäftsbanken: Agricultural Bank of China, Bank of China (BOC), China
Construction Bank (CCB) and Industrial and Commercial Bank of China (ICBC). Diese entstanden im
Zuge der Reform des Ein-Bankensystems Anfang der 1980er.
Verteilung Aktiva Bankensystem
Verteilung Passiva Bankensystem
Sonstige Institute
26%
Sonstige Institute
26%
Kommunale Banken
6%
Staatliche
Kommerzbanken
54%
Kommunale Banken
6%
Aktienbanken (JSCB)
14%
Aktienbanken (JSCB)
14%
Quelle: CBRC
Research
Staatliche
Kommerzbanken
54%
Quelle: CBRC
Seite 36
13.02.2008
Da de facto kein Anleihemarkt vorhanden ist und es für Unternehmen bislang kaum die Möglichkeit
gab Anleiheemissionen zu tätigen, ist der Kreditmarkt des Landes im internationalen Vergleich
überproportional groß. Die gesamten Aktiva des Bankensystems lagen 2007 noch immer bei mehr als
200% des BIP, was international gesehen außerordentlich hoch ist.
Bilanz Finanzinstitute Quartalsende September 2007
in Mrd. Yuan
Q1 2007
Q2 2007
Q3 2007
45.928,88
48.513,00
50.616,31
Aktiva
17,2
18,5
20,3
Wachstumsrate %J/J
Passiva
Wachstumsrate %J/J
43.544,42
16,3
45.953,50
17,7
47.836,97
19,4
Quelle: CRBC
Staatlich kontrollierte Kommerzbanken (SCB) machen nach wie vor über 50% der Gesamtaktiva
und Gesamtpassiva im Bankensystem aus. Ihre Bedeutung nimmt nur langsam aber stetig ab.
Daneben nehmen auch die 3 Förderbanken eine wichtige Rolle im chinesischen Bankensystem ein:
China Development Bank, China Export & Import Bank, Agricultural Development Bank of China.
Bilanz Staatliche Kommerzbanken Quartalsende September 2007
in Mrd. Yuan
Q1 2007
Q2 2007
Q3 2007
25.347,02
26.444,73
27.462,98
Aktiva
14,0
14,6
17,0
Wachstumsrate %J/J
55,2
54,5
54,3
Anteil in %
Passiva
Wachstumsrate %J/J
Anteil
23.930,42
12,8
55,0
24.991,76
14,1
54,4
25.889,85
16,3
54,1
* SOCB: Industrial and Commercial Bank of China (ICBC), Agricultural Bank of China (ABC), Bank of China (BOC),
China Construction Bank (CCB), Bank of Communications (BOCOM)
Quelle: CRBC
Aktienbanken (JSCB) verfügen über eine breitere Eigentümerstruktur als die staatlichen bzw.
teilstaatlichen SCB. Unter anderem weisen sie häufig eine Auslandsbeteiligung oder eine Beteiligung
einer ländlichen Kreditgenossenschaft auf.
Bilanz Aktienbanken (JSCB) Quartalsende September 2007
in Mrd. Yuan
Q1 2007
Q2 2007
Q3 2007
5.690,29
6.423,93
6.879,17
Aktiva
22,5
30,1
34,6
Wachstumsrate %J/J
12,4
13,2
13,6
Anteil in %
Passiva
Wachstumsrate %J/J
Anteil
5.474,79
21,9
12,6
6.138,64
28,2
13,4
6.577,45
33,2
13,7
* JSCB: CITIC Industrial Bank, Everbright Bank of China, Huaxia Bank, Guangdong Development Bank, Shenzhen
Development Bank, China Merchants Bank, Shanghai Pudong Development Bank, Industrial Bank, China
Minsheng Banking Co. , Evergrowing Bank, China Zheshang Bank, China Bohai Bank
Quelle: CRBC
Research
Seite 37
13.02.2008
Bilanz Kommunale Banken Quartalsende September 2007
in Mrd. Yuan
Q1 2007
Q2 2007
Q3 2007
2.680,64
2.917,65
3.090,58
Aktiva
28,3
26,9
27,7
Wachstumsrate %J/J
5,8
6
6,1
Anteil in %
Passiva
Wachstumsrate %J/J
Anteil
2.549,12
27,1
5,8
2.780,00
25,9
6,0
2.918,88
25,8
6,1
Quelle: CRBC
Bilanz Sonstige Institute Quartalsende September 2007
in Mrd. Yuan
Q1 2007
Q2 2007
Q3 2007
12.210,93
12.726,69
13.183,58
Aktiva
19,4
19,6
19,0
Wachstumsrate %J/J
26,6
26,2
26,0
Anteil in %
Passiva
Wachstumsrate %J/J
Anteil
11.590,08
19,1
26,6
12.043,10
18,9
26,2
12.450,79
18,2
26,0
Quelle: CRBC
Per 31. Mai 2007 bestand das Bankensystem aus 3 Förderbanken, 5 staatlichen Kommerzbanken, 12
Aktienbanken,
113
Kommunale
Banken,
16.869
ländlichen
Kleinbanken,
70
Finanzierungsunternehmen, 54 Trust- und Investmentgesellschaften, 6 Leasingbanken, der Postbank
und ausländischen Banken.
Im Dezember 2006 wurden die Restriktionen für Auslandsbanken erheblich gelockert. Die Regierung
hob einige Beschränkungen für den Besitz von Banken durch Ausländer auf. Unter den
Auslandsbanken gibt es derzeit einen starken Trend zur Körperschaftsgründung unter chinesischem
Recht. Ein Hauptkritikpunkt dieser Banken nach der Öffnung des chinesischen Bankenmarktes sind
die oft widersprüchlichen regulatorischen Vorgaben durch den Staat und nach wie vor bestehende
Kapitalverkehrskontrollen. Wesentliche ausländische Banken in China sind: Citibank, HSBC, Goldman
Sachs, Standard Chartered und Morgan Stanley. Deren Geschäftsfokus liegt in den Bereichen der
Exportfinanzierung und dem Investmentbanking, allerdings gewinnt das Retail Banking zunehmend an
Bedeutung.
4.2
Aktuelle Entwicklungen
Im Januar 2008 wurden größere Unregelmäßigkeiten bei den Banken festgestellt. Diese betrugen
insgesamt 860 Mrd. Yuan (119 Mrd. USD), was ungefähr dem dreifachen Jahresgewinn der
chinesischen Großbanken aggregiert entspricht. Die chinesischen Großbanken verzeichneten laut
China Banking Regulatory Commission zusammen 2007 einen Jahresgewinn von 299 Mrd. Yuan. In
einer Veröffentlichung am 5. Juli 2007 wurde für 2006 ein aggregierter Vorsteuergewinn von 240,9
Mrd. Yuan angegeben. Laut China Banking Regulatory Commission betrugen die Aktiva aller Banken
per 31. 12. 2007 52,6 Billionen Yuan.
Research
Seite 38
13.02.2008
Quelle: Foreign Affairs Division International Department China
Banking Regulatory Commission, 17. Juli 2007, Melbourne
Gemäß offiziellen Angaben konnte der Anteil der notleidenden Kredite an dem
Gesamtkreditportfolio der Geschäftsbanken bis 30. September 2007 auf durchschnittlich 6,17%, von
28% im Jahr 2003 reduziert werden. Große Fortschritte konnten vor allem im Bereich der staatlichen
Großbanken erzielt werden. Deren notleidende Kredite an der Kreditsumme liegen nur noch leicht
über dem Durchschnitt der Banken insgesamt.
"Non Performing Loans" - Geschäftsbanken Ende-September 2007
Q1
Q2
Q3
Anteil an
Anteil an
Anteil an
Ausstehenden
Ausstehenden
Ausstehenden
gesamter
gesamter
gesamter
Betrag
Betrag
Betrag
Kreditvergabe
Kreditvergabe
Kreditvergabe
NPL Fünf-Kategorien Klassifikation
1245,57
6,63
1266,15
6,45
1251,78
6,17
Substandard
261,32
1,39
244,16
1,24
228,45
1,13
Doubtful
517,66
2,75
501,70
2,56
479,57
2,36
Loss
466,59
2,48
520,29
2,65
543,76
2,68
1161,42
7,02
1186,06
6,91
1174,18
6,63
1061
8,20
1087,51
8,14
1079,82
7,83
100,42
2,78
98,55
2,59
94,36
2,41
Kommunale Banken
65,96
4,52
62,59
3,95
60,72
3,67
Ländliche Kleinbanken
15,06
5,32
14,60
4,8
13,51
4,21
Ausländische Banken
3,13
0,62
2,90
0,51
3,38
0,54
nach Bankkategorie
Große Geschäftsbanken
staatlich Geschäftsbanken (SOCB)
Aktienbanken (JSCB)
Anmerkung:
1. Geschäftsbanken inklusive staatliche Geschäftsbanken, Aktienbanken, Kommunale Banken, ländliche Kleinbanken und ausländische
Banken.
Großbanken enthalten: state-owned commercial banks (SOCB) und joint stock commercial banks (JSCB).
SOCB enthalten: Industrial and Commercial Bank of China (ICBC), Agricultural Bank of China (ABC), Bank of China (BOC), China
Construction Bank (CCB) und Bank of Communications (BOCOM).
JSCB enthalten: CITIC Industrial Bank, Everbright Bank of China, Huaxia Bank, Guangdong Development Bank, Shenzhen Development
Bank, China Merchants Bank, Shanghai Pudong Development Bank, Industrial Bank, China Minsheng Banking Co. , Evergrowing Bank,
China Zheshang Bank und China Bohai Bank.
Research
Seite 39
13.02.2008
2007M7
2007M8
2007M9
Auslandsverbindlichkeiten Bankensektor [% p.a.]
2,87
10,87
10,06
Einlagezinssatz [in %]
3,33
3,60
Kreditzins [in %]
6,84
7,02
351,00
342,00
342,00
Spread Kredit- über Einlagezinssatz
2007M10
2007M11
2007M12
3,87
3,87
3,87
4,14
7,29
7,29
7,29
7,47
Forderungen ggü. Privatsektor [% p.a.]
17,96
18,69
19,46
Inlandskreditvergabe [% p.a.]
16,18
16,42
17,26
Fremdwährungskonten in % der Gesamtliquidität
28,16
29,00
28,65
Fremdwährungskonten in % aller Einlagen
30,30
31,23
30,91
Quelle: Global Insight
34
32
Bedeutend für das chinesische Bankensystem
sind auch die hohen Fremdwährungseinlagen.
Diese ergeben sich vor allem aus dem hohen
Leistungsbilanzüberschuss Chinas und der nur
teilweisen Sterilisierung des Dollarzuflusses
durch die PBoC.
30
28
26
24
22
Fremdwährungskonten in % der Gesamtliquidität
Fremdwährungskonten in % aller Einlagen
20
Jan 95
Jan 96
Jan 97
Jan 98
Jan 99
Jan 00
Jan 01
Jan 02
Jan 03
Jan 04
Jan 05
Jan 06
Jan 07
Quelle: Global Insight
Research
Seite 40
13.02.2008
5. Energiesektor
Der chinesische Energiesektor unterscheidet sich grundlegend vom globalen Energiemix. Während
weltweit der Schwerpunkt der Energieversorgung bei Erdöl liegt und Erdgas eine immer wichtigere
Bedeutung zukommt, setzte China bislang zur Deckung seiner Energie primär auf billige, inländische
aber auch sehr umweltfeindliche Kohle zur Generierung von Strom und Wärme. Aufgrund der
Umweltprobleme in China und des zunehmenden Individualverkehrs zeigt sich jedoch auch in China
eine zunehmende Bedeutung von Erdöl und Erdgas. Relativ unbedeutend werden auf absehbare Zeit
dagegen die Kernenergie und alternative Energien bleiben, trotz einer Vielzahl an geplanten
Reaktoren.
Energiemix 2006
Energiemix 2006 - Global
Wasserkraft
6%
Nuklearenergie
1%
Wasserkraft
6%
Erdöl
21%
Nuklearenergie
6%
Erdöl
36%
Erdgas
3%
Kohle
28%
Kohle
69%
Erdgas
24%
Quelle: BP Statistical Review 2007
Quelle: BP Statistical Review 2007
China ist, hinter den USA, seit kurzem der weltweit zweitgrößte Ölverbraucher und der drittgrößte
Rohölimporteur. Allerdings verfügt das Land nach wie vor über relativ hohe Ölreserven. Diese liefen
sich laut Oil & Gas Journal (OGJ) per Januar 2006 auf 18,3 Mrd. Fass. Die statische Reichweite
dieser Reserven betrug laut BP Statistical Review 2007 per Ende 2006, unter der Voraussetzung
einer konstanten auf gegenwärtigem Niveau befindlichen Produktion, noch 12 Jahre.
Die inländische Produktion hat in den vergangenen Jahren ein Plateau ausgebildet und die
Wachstumsraten sind nur noch gering. Die International Energy Agency schätzt die Produktion im
Jahr 2007 auf 3,8 Mio. Fass/Tag und für 2008 wird eine Produktion von 3,9 Mio. Fass pro Tag
prognostiziert.7
Ölangebot, Nachfrage, Bilanz
Statische Reichweite Reserven
100
10
Nachfrage
Produktion
Überschuss-/Defizit
8
90
80
70
6
60
4
50
40
2
30
0
1975
1978
1981
1984
1987
1990
1993
1996
1999
-2
2002
2005
2008
20
10
Quelle: BP Statistical Review 2007, IEA
7
Nicht-OPEC
Ex-Sowjetunion
Welt
OPEC
OECD
Norwegen
Großbritannien
Kanada + Ölsand
USA
Mexiko
China
Indonesien
Kanada
Ägypten
Malaysia
Oman
Algerien
Brasilien
Indien
Angola
Australien
Katar
Equador
Russland
Sudan
Nigeria
Libyen
Aserbaidschan
Saudi Arabien
Iran
Venezuela
Kasachstan
Kuwait
Irak
-6
Vereinigte Arab. Emirate
0
-4
Quelle: BP Statistical Review 2007
IEA Oil Market Report, Dezember 2007
Research
Seite 41
13.02.2008
Die Importquote Chinas wird daher in den nächsten Jahren weiter steigen und so Aufwärtsdruck auf
den weltweiten Ölpreis generieren. China ist seit 1993 mit steigender Tendenz Nettoimporteur von
Rohöl. Für 2008 ist bereits mit einer Importquote von über 51% zu rechnen. Die Importe kommen
hauptsächlich aus dem Nahen Osten, wobei durch den Bau alternativer Pipelines, insbesondere
Richtung Sibirien und in den kaspischen Raum und das starke Engagement chinesischer Ölfirmen in
Afrika versucht wird die Energieversorgung breiter zu diversifizieren.
Importquote
60%
50%
40%
30%
20%
10%
0%
1965
1970
1975
1980
1985
1990
1995
2000
2005
-10%
-20%
-30%
-40%
-50%
Quelle: BP Statistical Review 2007, IEA
Die Atasu-Alashankou Pipeline von Kasachstan nach China wurde Mitte 2006 mit einer Kapazität
von in Betrieb 1,7 Million Tonnen Rohöl genommen. Die Pipeline ist jedoch für eine Kapazität von 10
Mio. Tonnen pro Jahr (~200.000 b/d) ausgelegt. Das nach China transportierte Öl stammt aber bisher
aus Russland und dem Kumkol Feld (im Norden Kasachstans). Im September 2007 startete die
russische TNK-BP Rohöllieferungen nach China über die neue Exportroute von Atasu nach
Alashankou in China. Die Pumpstation in Atasu vermengt Rohöl das aus dem kasachischen Ölfeld
Kumkol kommt mit Rohöl aus der Region Westsibirien. Die Pipeline müsste weiter Richtung Westen
zu den neuen Ölfeldern an der kaspischen See herangeführt werden, um auch diese Region an China
anzubinden.
Der inländische Konsum belief sich laut International Energy Agency im Jahr 2007 auf 7,53 Mio.
Fass/Tag und für 2008 wird ein Verbrauch von 7,96 Mio. Fass pro Tag erwartet.8 Wie die Revisionen
für den Verbrauch zeigen, hatte der bisherige Ölpreisanstieg kaum Auswirkungen auf den
chinesischen Konsum. Der negative Preiseffekt auf die Ölnachfrage wird weitgehend durch den
Einkommenseffekt eines stark steigenden Bruttoinlandsprodukts kompensiert. Auch sind die
inländischen Ölproduktpreise weitestgehend staatlich administriert, wodurch die Profitabilität der
inländischen Ölfirmen bei gleichzeitig steigenden Einkaufspreisen für Rohöl leidet und diese wenig
Anreiz hatten den Markt zu versorgen, was sich in China dann des öfteren in Benzinrationierungen
bemerkbar macht. In der Vergangenheit zeigte sich des Öfteren sogar, dass genehmigte
Preiserhöhungen die Nachfrage beflügelten, da die Ölfirmen dadurch einen höheren Anreiz hatten,
diese zu bedienen. Es bleibt daher fraglich, inwieweit ein weiter steigender Ölpreis sich dämpfend auf
die chinesische Nachfrage auswirken wird. Erst bei einem sehr großen Preissprung oder einen
signifikanten Rückgang des chinesischen Wirtschaftswachstums ist mit einer Verlangsamung der
chinesischen Ölnachfragedynamik zu rechnen!
8
IEA Oil Market Report, Dezember 2007
Research
Seite 42
13.02.2008
Zusammenhang Wirtschaftswachstum/Ölnachfrage
IEA Monatliche Revisionen Verbrauch
8,50
20
2005
2006
2007
2008
8,00
15
7,50
10
7,00
5
6,50
6,00
0
1975
1978
1981
1984
1987
1990
1993
1996
1999
2002
2005
2008
5,50
-5
Ölnachfragewachstum (in % p.a.)
5,00
Jul
Wirtschaftswachstum, real (in % p.a.)
Okt
Jan
ex ante Schätzungen für Jahr t
-10
Quelle: BP Statistical review 2007, IEA
Apr
Jul
Okt
Jan
Nachfrageschätzungen für aktuelles Jahr t
Apr
ex post Schätzungen für Jahr t
Quelle: IEA
Die noch immer niedrige Wirtschaftleistung pro Kopf und der noch immer niedrige Ölverbrauch pro
Kopf zeigen das enorme Nachfragepotential in China in den kommenden Jahrzehnten.
BIP pro Kopf/ Ölverbrauch pro Kopf
BIP pro Kopf/ Ölverbrauch pro Kopf
35
40
35
Australia
Austria
Belgium
Canada
China
France
Germany
Greece
India
Indonesia
Ireland
Italy
Japan
Malaysia
Netherlands
New Zealand
Philippines
Portugal
Spain
Switzerland
Thailand
Turkey
United Kingdom
United States
China
30
Greece
India
25
Ölverbrauch in Fass pro Kopf
Ölverbrauch in Fass pro Kopf
30
USA
25
20
15
USA
Indonesia
Malaysia
20
Philippines
15
Portugal
Griechenland, Spanien
Spain
10
Thailand
China, Indien,
Philippinen,
Thailand, Türkei
10
Österreich
Turkey
5
5
United States
China, Indien
0
0
0
0
5.000
10.000
15.000
20.000
25.000
30.000
35.000
40.000
45.000
50.000
5.000
10.000
15.000
20.000
25.000
30.000
35.000
40.000
45.000
50.000
BIP pro Einwohner (in USD)
BIP pro Einwohner (in USD)
Quelle: BP Statistical Review 2007, Global Insight
Research
Quelle: BP Statistical Review 2007, Global Insight
Seite 43
13.02.2008
6. Rahmenbedingungen/Weiche Faktoren
6.1
Rechtssicherheit
Das Rechtssystem hat sich in den vergangenen Jahren erheblich verbessert und es kann inzwischen
bereits in vielen Bereichen von einer „rule of law“ gesprochen werden. Die Einführung einer
Marktwirtschaft hat in den vergangenen Jahren zu einer stetigen Herausbildung eines Privatrechts
geführt. Dieses ist in vielen Bereichen auf dem Stand der Zeit, allerdings in einigen Bereichen auch
lückenhaft. Da die Justiz unter der direkten Kontrolle der KPC steht, haben Unternehmen und Private
vor Gericht gegenüber den Interessen des Staates bzw. der Repräsentanten oft das Nachsehen.
9
Quelle: Weltbank
6.2
Investitionsklima/ Unternehmensumfeld
Gemäß World Business Report 2008 hat sich das Investitionsklima in China im Jahr 2007 weiter
verbessert. Chinas Rang im Ländervergleich verbesserte sich von 93 auf 83. Wesentliche Fortschritte
konnten in den Bereichen Genehmigungen, Zugang zu Kapital und im Insolvenzrecht erzielt werden.
Chinas komparative Stärken liegen in den Bereichen Registrierung von Eigentum (Rang: 29), im
grenzüberschreitenden Warenverkehr (Rang: 42), der Durchsetzung von Verträgen (Rang: 20) und
dem Insolvenzrecht (Rang: 57). Defizite sind insbesondere in den Bereichen Unternehmensgründung
(Rang: 135), Genehmigungsverfahren und Bewilligungen (Rang: 175) und dem administrativen
Aufwand zur Bezahlung von Steuern (Rang: 168) vorhanden.
Im Vergleich zur Vorjahreserhebung ist China im Ländervergleich in den Bereichen
Unternehmensgründung, Genehmigungen, Arbeitsrecht, Registrierung von Eigentum und im Bereich
internationaler Warenaustausch zurückgefallen, während das Ranking in den Bereichen
Investorenschutz, Bezahlung von Steuern unverändert blieb. Verbesserungen konnten in den
Bereichen Zugang zu Kapital, der Durchsetzung von Verträgen und bei Insolvenzverfahren erzielt
werden.
9
Percentile Rank zeigt die Prozentanzahl aller übrigen Länder weltweit, deren Rating sich unter dem Chinas befindet. Das Gesamtrating
setzt sich unter anderem aus den Teilrating von OECD Development Center African Economic Outlook, Bertelsmann Transformation Index,
Freedom House Countries at the Crossroads, EIU Economist Intelligence Unit, FRH Freedom House, World Economic Forum Global
Competitiveness Survey, Gallup World Poll, Reporters Without Borders Press Freedom Index; WMO Global Insight Business Conditions
and Risk Indicators zusammen. Die strichlierten Linien geben das 90 Prozent Konfidenzintervall für diese Größe an; d.h.: es besteht eine
90%-ige Wahrscheinlichkeit, dass die entsprechende Variable sich im Bereich zwischen den strichlierten Linien befindet.
Research
Seite 44
13.02.2008
Ein neues Grundstücksgesetz stellt nun Privateigentum offiziell jenem von staatlichem Eigentum
gleich. Die Anzahl der möglichen Vermögensgegenstände, die als Sicherheiten dienen können, wurde
erweitert (Forderungen aus Lieferungen und Leistungen, Lagerbestände). Auch wurde ein neues
Insolvenzgesetz verabschiedet, welches den Forderungen der Kreditgeber im Insolvenzfall Vorrang
gewährt. Durch die elektronische Erteilung von Baugenehmigungen wurde der administrative
Zeitaufwand wesentlich verkürzt.
Quelle: Weltbank Doing Business in 2008
Quelle: Weltbank Doing Business in 2008
Quelle: Weltbank Doing Business in 2008
Quelle: Weltbank Doing Business in 2008
Quelle: Weltbank Doing Business in 2008
Quelle: Weltbank Doing Business in 2008
Durch die Stärkung der Rechte der Kapitalgeber im neuen Insolvenzrecht und das neue
Eigentumsrecht wird die Anzahl der möglichen Sicherstellungen um Forderungen aus Lieferungen und
Leistungen und Lagerbestände erweitert. Es wird geschätzt, dass so 2.000 Mrd. USD an „totem“
Research
Seite 45
13.02.2008
Kapital so für chinesische Unternehmungen nutzbar gemacht
Kapitalbeschaffung für chinesische Firmen erheblich erleichtert.
werden
kann
und
die
Durch die verschärfte Informationspflicht der Unternehmen wurde die Transparenz chinesischer
Firmen wesentlich erhöht und der Aktionärsschutz in China erheblich verbessert.
Quelle: Weltbank Doing Business in 2008
Quelle: Weltbank Doing Business in 2008
Besonders effizient und kostengünstig zeigt sich die staatliche Verwaltung im Bereich des
internationalen Warenhandels und dem damit verbundenen administrativen Aufwand.
Quelle: Weltbank Doing Business in 2008
Quelle: Weltbank Doing Business in 2008
Die Qualität des regulatorischen Rahmens hat sich in den vergangenen Jahren wieder verbessert,
nachdem China im Ländervergleich bis 2002 stetig in diesem Bereich abrutschte. Im Jahr 2006
befand sich China damit im Mittelfeld.
Quelle: Weltbank
Research
Seite 46
13.02.2008
Auf relativ hohem Niveau befindet sich der Indikator Effektivität der staatlichen Handlungen.
Allerdings konnten in diesem Bereich in den letzten Jahren keine weiteren wesentlichen
Verbesserungen erreicht werden, woraus eine Stagnation im Ländervergleich resultiert.
Quelle: Weltbank
6.3
Arbeitsmarkt & Humankapital
China verfügt über eine gut ausgebildete, junge Erwerbsbevölkerung. Im akademischen Bereich ist
ein Großteil dieser in der Lage sich auf Englisch zu verständigen und die Kenntnisse in Englisch
nehmen in der restlichen Bevölkerung zu. Eine Einschränkung für die Verfügbarkeit des Faktors Arbeit
ergibt sich aus der Genehmigungspflicht für eine Übersiedelung. Trotz hoher und versteckter
Arbeitslosigkeit in den westlichen und nördlichen Regionen ist die Mobilität eingeschränkt, während
gleichzeitig in der Vergangenheit sektorale Engpässe in den Küstenregionen auftraten. Aufgrund der
Bestimmungen gibt es eine hohe Anzahl von Wanderarbeitern. Aufgrund der rapiden Alterung ist
jedoch längerfristig mit einer starken Verknappung im Arbeitsangebot zu rechnen.
6.4
Steuern
Das chinesische Steuersystem gilt als sehr komplex. Zwar sind die Steuersätze relativ niedrig jedoch
zählen zu den Hauptkritikpunkten: Überschneidung der Einhebung durch lokale und überregionale
Behörden, Steuern sind oft willkürlich festgelegt, werden willkürlich eingehoben und ändern sich
häufig.
6.5
Korruption
Trotz Fortschritten in der Korruptionsbekämpfung gilt diese noch immer als virulent. Gemäß 2007
Corruption Perceptions Index von Transparency International hielt das Land im Jahr 2007 gemeinsam
mit Indien den 72. Platz10 (zum Vergleich: Rumänien: 69; Serbien: 79, Russland: 143). Die Korruption
reicht in China bis in die höchsten Ämter, auch die Justiz ist davon betroffen. Hauptursache für die
hohe Korruption ist die mangelnde Transparenz und die Überschneidung von öffentlichen Aufgaben
und privaten Nebentätigkeiten von Beamten und Politikern. Die Korruption ist besonders häufig in den
Bereichen Finanz, Banken, Bausektor sowie der öffentlichen Auftragsvergabe anzutreffen. Die
Problematik ergibt sich auch aus dem Umstand, dass es für Geschäftsabschlüsse erforderlich ist eine
enge Beziehung mit einem potentiellen Geschäftskunden aufzubauen, was oft mit Geschenken
verbunden ist. In der Vergangenheit wurden bereits drastische Schritte ergriffen um potentielle Täter
abzuschrecken. Allerdings hält sich die Korruption nach wie vor sehr hartnäckig. Auch darf die
Kommunistische Partei nicht allzu viele Korruptionsfälle aufdecken, da sie dadurch ihr eigenes Image
ramponieren würde. Dessen sind sich auch die Täter bewusst. Darüber hinaus trifft die strafrechtliche
10
Länder mit niedrigen Rang haben eine vergleichsweise niedrige Korruption
Research
Seite 47
13.02.2008
Verfolgung meist nur jene, die nicht hinreichende Kontakte nach „oben“ haben. Ein weiterer Grund für
die hohe Korruption ist die schwerfällige Bürokratie. Korruption gilt weitläufig als Mittel Verfahren
erheblich zu beschleunigen.
Quelle: Weltbank
6.6
Politik
Das politische Umfeld schneidet im Ländervergleich relativ schlecht ab. Es ist jedoch mit keinen
politischen Krisen zu rechnen. Dies lässt sich damit begründen, dass eine Opposition nicht existiert,
um die herrschende kommunistische Partei herauszufordern. Instabilität ergäbe sich beispielsweise
nur aus Aufständen verarmter Bauern und Landbewohnern oder es könnten infolge erhöhter Preise
Unruhen entstehen, welche jedoch kein systembedrohendes Ausmaß annehmen sollten. Der
steigende Wohlstand des Landes sollte in den kommenden Jahren mit dazu beitragen soziale
Spannungen abzubauen.
Quelle: Weltbank
Inland
Die politische Macht in China wird in der Kommunistischen Partei zentralisiert. Hu Jintao wurde im
Oktober 2007 beim 17. Kongress der Kommunistischen Partei Chinas zum zweiten Mal zum
Vorsitzenden wiedergewählt. Dies ist seine zweite und letzte Amtszeit, sie beträgt 5 Jahre. Die
Kommunistische Partei wird durch mehrere Flügel geprägt. Hu Jintao gelang es seit Beginn seiner
Amtszeit, seine Position durch die Verabschiedung seines Programms als etablierte Parteitheorie und
die Unterbringung einiger Vertrauensleute in wichtigen Positionen entscheidend zu verbessern. Zwar
gibt es in der KPC mehrere Flügel, jedoch stimmen diese in der Zielsetzung des Parteiprogramms
weitestgehend überein und mittelfristig stehen auch keine bedeutenden Änderungen an der
Führungsspitze der Partei an. Unter der so genannten 4. Generation der politischen Führer unter
Research
Seite 48
13.02.2008
Präsident Hu Jintao und Premierminister Wen Jiabao ist eine Fortsetzung der Reform Agenda
„Schaffung einer harmonierenden Gesellschaft“ zu erwarten. Dieses Programm verfolgt die
Zielsetzung die unterentwickelten westlichen Provinzen und die ländlichen Regionen am Aufschwung
stärker teilhaben zu lassen und so sozialen Spannungen vorzubeugen. Daneben wird die
Zielsetzung verfolgt die verbliebene Staatsindustrie weiter zu sanieren und „grünes“, also
umweltfreundlicheres Wachstum zu schaffen. Spannungen könnten sich erst im Vorfeld der
nächsten Wahl des Parteivorsitzenden im Jahr 2012 ergeben. Kurzfristig bis mittelfristig sollte das
politische System daher stabil bleiben.
Auch langfristig besteht ein politisches Risiko wohl nur im Falle eines Einbruches in der
Wirtschaftsaktivität, welcher dann die sozialen Probleme weiter zuspitzt. Der Abbau der Armut in
den ländlichen Regionen gilt langfristig als entscheidend für den Machterhalt der KPC. Die
„Demokratisierung“ durch die Direktwahlen von Volksvertretern auf Kommunalebene zeigte bislang
wenig Auswirkung auf das Gesamtsystem. Auch haben sie nicht zu einer Stärkung der
Verantwortlichkeit der Verwaltung gegenüber der Bevölkerung beigetragen. Eine Gefährdung durch
politische Herausforderer scheint auf absehbare Zeit wenig realistisch.
In China ist auch eine zusehende Diversifikation der Macht feststellbar. Hatten frühere
Parteivorsitzende weitestgehende absolute Macht, so befindet sie sich jetzt in mehreren Händen.
Zudem gibt es einen Trend hin zu mehr Föderalismus, nachdem erkannt wurde, dass die
Zentralisierung der Kompetenzen bei der Zentralregierung zur Überforderung letzterer führte. Auf
lokaler Ebene werden auch zusehends lokale Eigeninteressen vertreten, wodurch sich eine höhere
Ressourceneffizienz ergibt. Dies gilt vor allem für die erfolgreichen Regionen an der Küste, während
die rückständigen Gebiete im chinesischen Hinterland zunehmend auf die Hilfe der Zentralregierung
angewiesen sind. Der Föderalismus ist durch Lippenbekenntnisse und Unterwürfigkeit gegenüber der
Zentralregierung gekennzeichnet, wobei die Umsetzung der Vorgaben weitgehend aufgrund von
Eigeninteressen auf lokaler Ebene geprägt ist. Den Provinzen kommt eine zunehmende Bedeutung
in der Umsetzung der “harmonischen Gesellschaft” zu, indem sie für einen Großteil der damit
verbundenen Ausgaben im Sozialbereich und der Gesundheit und Bildung verantwortlich sind. Um
diese Aufgaben zu schultern sind die Provinzen auf hohe Steuereinnahmen angewiesen. Gleichzeitig
haben Unternehmen das Recht „mit den Füßen“ über die jeweiligen lokalen Standortbedingungen
abzustimmen. Ein verschärfter Standortwettbewerb zwischen den einzelnen Provinzen hat wesentlich
zur erhöhten Effizienz der Lokalverwaltungen beigetragen.
Außenpolitik
Die chinesische Außenpolitik zielt nach wie vor auf Sicherung der chinesischen Interessen und
Großmachtambitionen unter der Doktrin des „Friedlichen Aufstiegs Chinas“. Durch diplomatische
Lösungen sollen Konflikte weitgehend vermieden werden. Um sich den Zugang zu Märkten und die für
China wichtigen Bodenschätze zu sichern, ist China an einer friedlichen wirtschaftlichen Integration
in die Weltwirtschaft interessiert. Im Hintergrund werden, soweit dies vertretbar ist, protektionistische
Maßnahmen für die eigene Wirtschaft getroffen und es findet eine starke militärische Aufrüstung
statt. Gegenüber Taiwan und dessen Unabhängigkeitsbestrebungen wird eine nationalistische
Rhetorik betrieben, die von Zeit zu Zeit durch heftiges Säbelrasseln unterstrichen wird. Hauptgegner
um die Vorherrschaft in asiatisch-pazifischen Raum sind dabei die USA und ihre Verbündeten in der
Region. Gleichzeitig ist China jedoch noch auf die USA als wichtigen Absatzmarkt angewiesen.
USA
China und die USA weisen eine sehr komplexe Beziehung auf, welche durch gegenseitige
Abhängigkeit in wirtschaftlichen und einigen politischen Bereichen (z.b.: Nordkorea) und
gegenseitiges Misstrauen andererseits gekennzeichnet ist. Trotz der wirtschaftlichen Öffnung Chinas
und dessen Integration in die Weltwirtschaft misstrauen in den USA viele politische Kreise den
politischen Ambitionen Chinas. Es besteht die Befürchtung, dass China eine Vorherrschaft im
asiatischen Raum aufbauen wolle. Ein zusätzlicher Belastungsfaktor ist die Taiwanfrage.
Research
Seite 49
13.02.2008
Taiwanesische Politiker hatten in der Vergangenheit unter dem vermeintlichen Schutz durch den
Verbündeten durch Unabhängigkeitsbestrebungen die Volksrepublik mehrmals provoziert. Mittlerweile
üben selbst die USA Druck auf ihren Verbündeten Taiwan aus sich in der Rhetorik zu mäßigen, da
sich die USA zunehmend bewusst sind, dass ein Konflikt mit China große Opfer erfordern würde. In
China wiederum wird der US-Außenpolitik häufig unterstellt, Chinas Einfluss begrenzen zu wollen
indem es schwach und geteilt bleibe. Trotz dieser Gegensätze ist eine zunehmende Kooperation in
vielen Fragen beobachtbar. Dies betrifft vor allem das nordkoreanische Atomprogramm und auch in
Fragen der chinesischen Wechselkurs- und Handelspolitik zeichnet sich eine zunehmende
Dialogbereitschaft der USA ab.
Japan
Die chinesisch-japanischen Beziehungen sind nach wie vor durch die japanischen Kriegsgräuel in
China und die Besetzung des Landes zwischen 1931 und 1945 schwer belastet. Bislang wenige
Früchte zeigten die japanischen Investitionen in China und der verstärkte Handel zwischen beiden
Staaten. Nach wie vor werden die Beziehungen durch chinesische Reparationsforderungen und das
Nichteinstehen Japans für die Kriegsverbrechen belastet. Weitere Spannungspunkte sind die
japanischen Ambitionen als ständiges Mitglied in den UN-Sicherheitsrat aufgenommen zu werden und
die territorialen Ansprüche beider Länder im südchinesischen Meer, wo Öl- und Gasvorräte vermutet
werden. Japan ist besorgt über die militärische Aufrüstung Chinas, und China unterstellt Japan,
ähnlich wie den USA, China vom Aufstieg abhalten zu wollen.
Russland
Die Beziehungen zwischen China und Russland haben sich in den vergangenen Jahren nicht zuletzt
aufgrund der Expansion des nord-atlantischen Bündnisses und der amerikanischen Asienpolitik
wesentlich verbessert. Beide Länder sehen sich durch die USA und ihre Verbündeten zunehmend
eingekreist und isoliert. Gleichzeitig handelt es sich um ein Zweckbündnis, welches unter Abwesenheit
der äußeren Umstände rasch die Gegensätze zwischen beiden Ländern aufdecken würde. Russlands
Sorge galt lange der Unterwanderung Sibiriens durch chinesische Migranten und man unterstellte
China, sich dieses rohstoffreiche Territorium aneignen zu wollen. Auch gab es aus der Vergangenheit
bereits einen Konflikt über den gemeinsamen Grenzverlauf beider Staaten, der sogar in offenen
kriegerischen Handlungen mündete. Mit dem Widererstarken Russlands als außenpolitischer
Machtfaktor und dem Bewusstsein der technologischen Überlegenheit der russischen Streitkräfte
haben sich die Beziehungen in den letzten Jahren erheblich verbessert. Ein Freundschaftsvertrag im
Jahr 2001 und die Unterstützung des russischen WTO-Beitritts durch China haben die Beziehungen
weiter entspannt. Beide Länder sind Motor der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SOZ)
und es besteht mittlerweile eine strategische Zusammenarbeit, die zuletzt sogar in gemeinsamen
Militärmanövern mündete. Beide Länder sehen sich auch durch den militanten Islam bedroht. Für
Russland ist die Annäherung an China auch eine Möglichkeit, seine Abhängigkeit vom europäischen
Energieabsatzmarkt zu reduzieren.
Taiwan
China sieht Taiwan nach wie vor als “abtrünnige Provinz” und beansprucht Taiwan als Teil der
Volksrepublik China. Die Unabhängigkeitsbestrebungen Taiwans sind zuletzt jedoch deutlich
abgeflaut, nachdem taiwanesische Politiker zunehmend erkennen mussten, dass ihre Ambitionen
nicht durch ihren Verbündeten USA unterstützt würden. Auch zeigt sich, dass der Konflikt mit dem
Festlandchinesen die wirtschaftliche Entwicklung Taiwans bremst.
Research
Seite 50
13.02.2008
Indien
Auch die Beziehungen zu Indien sind durch starke Widersprüche gekennzeichnet. Zwischen China
und Indien gibt es nach wie vor einen Grenzstreit, welcher 1962 sogar zu kriegerischen Handlungen
führte. Indien ist die militärische Zusammenarbeit Chinas mit seinem Hauptrivalen Pakistan ein “Dorn
im Auge”. Für Irritationen sorgt auch die US-amerikanische Hilfe in der friedlichen Nutzbarmachung
der Atomenergie in Indien. China sah in der Zusammenarbeit einen weiteren Beweis für die
Eingrenzungspolitik der USA. Dies wird jedoch hauptsächlich den USA vorgeworfen. Jedoch haben
sich die Beziehungen in den letzten Jahren spürbar verbessert und im Januar 2008 konnte ein
Übereinkommen über eine tiefere wirtschaftliche Zusammenarbeit erzielt werden. Beide Länder
vorfolgen dabei ihre Eigeninteressen. China möchte seine Position als regionaler Machtfaktor und
verantwortliche Großmacht stärken und mehr Einfluss auf die Länder Myanmar (Burma), Bhutan und
Nepal ausüben. Indien verfolgt das Ziel die Zusammenarbeit Chinas und Pakistans zu unterminieren.
Aus pragmatischen Überlegungen beider Seiten heraus ist mit keinen akuten Spannungen zu
rechnen.
Südkorea
Die chinesisch-südkoreanischen Beziehungen werden nach wie vor durch den Kalten Krieg geprägt,
indem China im Koreakrieg an der Seite Nordkoreas kämpfte. Seit Aufnahme der diplomatischen
Beziehungen im Jahr 1992 hat sich das Klima jedoch wesentlich verbessert und beide Länder sehen
die verstärkte wirtschaftliche Kooperation als positiv.
6.7
Terrorismus und Sicherheit
Eine der größten Bedrohungen für den Frieden in China stellen soziale Unruhen dar. Einerseits sind
diese auf verarmte Bauern zurückzuführen, die besonders oft unter Behördenwillkür und
Zwangsumsiedlungen zu leiden haben und andererseits auf Arbeiter, welche durch die Reform der
staatlichen Kombinate ihre Stelle verloren haben. Letztere sind überwiegend im Nordosten des
Landes zu finden, der ein Zentrum der Schwerindustrie ist. In dieser Region sind auch die meisten
Ausstände zu verzeichnen. Die Machthaber waren im Jahr 2007 sehr über die großen Preisanstiege
bei Nahrungsmittel beunruhigt, da diese schon in der Vergangenheit die klassischen Auslöser für
Unruhen in diesen Regionen waren. Um die Lage zu beruhigen wurden im Januar 2008
Preisobergrenzen für bestimmte Lebensmittel und Energie festgesetzt.
Separistische, islamistische Gruppen befinden sich vor allem im Nordwesten des Landes. Die
Terrorgefahr gilt jedoch als gering.
6.8
Infrastruktur
Als relativ gut kann die chinesische Infrastruktur eingestuft werden. Trotz enormer Investitionen in
den vergangenen Jahren ist diese aufgrund des enormen Wirtschaftswachstums jedoch stets an ihrer
Kapazitätsgrenze. Die Qualität der Infrastruktur weist jedoch große regionale Unterschiede auf: Die
westlichen Provinzen gelten als unterentwickelt, während in vielen Küstenstädten und insbesondere in
Hongkong eine ausgezeichnete Infrastruktur vorzufinden ist. Die Häfen sind weitgehend gut
ausgebaut und am neuesten Stand, was sich in besonders niedrigen Transportkosten bemerkbar
macht. Die Eisenbahn gilt nach wie vor als das wichtigste chinesische Transportmittel. Allerdings ist
sie aufgrund der steigenden Pendleranzahl und der zu erbringenden Gütertransportleistung
(insbesondere Kohletransport aus den westlichen Provinzen) an ihr Limit gestoßen. Ein groß
Research
Seite 51
13.02.2008
angelegtes Investitionsprogramm, mit Fokus auf die westlichen Provinzen, soll in den nächsten
Jahren weitere Kapazitäten schaffen. Chinesische Großstädte gelten bereits jetzt durch den
Straßenverkehr als chronisch verstopft. Im Januar 2005 wurde ein 2000 Mrd. Yuan
Investitionsprogramm verabschiedet, welches das derzeitige Schnellstraßen- und Autobahnnetz bis
2030 von derzeit 30,000 km auf 85,000 km ausbauen soll. Das Telekommunikationsnetz des Landes
ist in den Küstenregionen bereits sehr gut ausgebaut. Im Hinterland gilt es aber als veraltet.
Research
Seite 52
13.02.2008
7. Bonität: Ratings und Risikoeinschätzung
China
2007M7
2007M8
2007M9
2007M10
2007M11
Sovereign rating, foreign currency, Standard & Poor's
A
A
A
A
A
2007M12
A
Sovereign rating, foreign currency, Moody's
A2
A1
A1
A1
A1
A1
Sovereign rating, foreign currency, Global Insight
BBB+
A-
A-
A-
A-
A-
Sovereign rating, foreign currency, Fitch Ratings
A
A
A
A
A+
A+
Sovereign rating, foreign currency, consensus
A
A
A
A
A
A
Quelle: Global Insight
Fitch erhöhte am 6. November 2007 sein Fremdwährungs-Staatenrating aufgrund verbesserter
fiskalischer Rahmenbedingungen und einer geringeren Wahrscheinlichkeit, dass der Staat den
Großbanken unter die Arme greifen muss, um einen Notch von A auf A+ und das Lokalwährungsrating
entsprechend von A+ auf AA-. Der Ausblick für beide Ratings ist “stabil”. Die stetige Verbesserung in
den öffentlichen Finanzen und in der Außenposition eröffnet der Regierung die notwendige Flexibilität
für eine etwaige Unterstützung des Bankensektors. (Notenschlüssel siehe Anhang)
Um die starke externe Zahlungsbilanzposition Chinas zu reflektieren, hat Moody's Investors Service
am 26. Juli 2007 sein langfristiges Fremdwährungsanleihenrating um einen Notch von A2 auf A1
angehoben. Moody’s hob auch den Trend in der Staatsverschuldung und den Fortschritt bei
wirtschaftlichen Reformen positiv hervor. Gleichzeitig wurde auch das Rating von Hongkong und
Macau angehoben. Der Ausblick wurde mit “stabil” festgesetzt. Laut Moody’s wird China durch seine
gute Zahlungsbilanzposition von externen Schocks abgeschirmt und die Regierung ist in der Lage,
größere und tiefere Strukturreformen durchzuführen. Trotz der Aufwertung des Yuan ist der
Exportsektor nach wie vor stark. Der Beitritt zur Welthandelsorganisation WTO und hohe
Direktinvestitionszuflüsse hätten die Wettbewerbsfähigkeit des Landes erhöht und es zum drittgrößten
Exporteur der Welt gemacht. Der Country Ceiling für Fremdwährungs- als auch
Lokalwährungseinlagen bzw. Anleihen wurde ebenfalls von A2 auf A1 angehoben. Der Ausblick wurde
mit „stabil“ festgesetzt. Auch wurden substantielle Fortschritte bei der inneren Finanzstärke und der
Aufsicht über die großen staatlichen Geschäftsbanken erzielt.
S&P hat am 26. Juli 2007 sein Fremdwährungs-Staatenrating für China von A bestätigt, den Ausblick
jedoch von „neutral“ auf „positiv“ angehoben. Das bisherige Rating bestand seit 27. Juli 2006. Die
Anhebung wurde mit der starken Vermögensposition des Landes gegenüber dem Ausland, dem
Wachstumspotential, und dem verbesserten fiskalischen Rahmen begründet.
20
18
16
14
S&P
12
10
Sovereign rating, foreign currency, Standard & Poor's
8
Sovereign rating, foreign currency, Moody's
6
Sovereign rating, foreign currency, Global Insight
Sovereign rating, foreign currency, Fitch Ratings
4
Sovereign rating, foreign currency, consensus
2
AAA
AA+
AA
AAA+
A
ABBB+
BBB
BBBBB+
BB
BBB+
B
BCCC+
CCC
CCCCC
C
D
SD
New
Fitch
22
21
20
19
18
17
16
15
14
13
12
11
10
9
8
7
6
5
4
3
2
1
NA
AAA
AA+
AA
AAA+
A
ABBB+
BBB
BBBBB+
BB
BBB+
B
BCCC+
CCC
CCCCC
C
DDD
DD
D
New
Moodys
Aaa
Aa1
Aa2
Aa3
A1
A2
A3
Baa1
Baa2
Baa3
Ba1
Ba2
Ba3
B1
B2
B3
Caa1
Caa2
Caa3
Ca
C
22
21
20
19
18
17
16
15
14
13
12
11
10
9
8
7
6
5
4
3
2
1
1
1
D
New
22
21
20
19
18
17
16
15
14
13
12
11
10
9
8
7
6
5
4
3
2
1
20
07
20
06
20
05
20
04
20
03
20
02
20
01
20
00
19
99
19
98
19
97
19
96
19
95
19
94
19
93
0
Quelle: Global Insight
Research
Seite 53
13.02.2008
8. Externe Faktoren – Weltkonjunktur & Ölpreis
In den USA zeichnet sich im Jahr 2008 eine spürbare Abschwächung der Konjunktur ab. Da diese
nach wie vor einen wichtigen Absatzmarkt für China darstellen, ist mit einem negativen Effekt auf den
chinesischen Exportsektor zu rechnen. Eine Verlangsamung der US-Konjunktur hat voraussichtlich
jedoch einen dämpfenden Effekt auf die Rohstoffpreise, wovon China profitieren könnte.
Auch in Japan ist mit einem Rückgang der Wirtschaftsdynamik zu rechnen. In den vergangenen
Monaten wurden bereits die BIP-Prognosen für 2008 durch die BOJ und die japanische Regierung
drastisch zurückgenommen. Insbesondere der japanische Binnenkonsum und die Bauwirtschaft
schwächeln. Da das Wirtschaftswachstum derzeit stark vom Export getragen wird und sich die
Weltkonjunktur abschwächen dürfte ist mit einer stärkeren chinesisch-japanischen Rivalität bei den
Exporten zu rechnen.
Die Eurozone hat sich in den vergangenen Jahren zum wichtigsten Exportmarkt Chinas entwickelt.
Bislang entwickelte sich diese sehr robust. Allerdings zeigen einige Immobilienmärkte in Europa
deutliche Einbrüche, was sich negativ auf den Konsum auswirken dürfte. Auch ist Europa stärker von
der Kreditkrise betroffen. Aufgrund der ebenfalls hohen Exportabhängigkeit des europäischen
Wachstums und der derzeitigen Eurostärke könnte sich der Druck von Seiten der Europäer auf China
im Hinblick auf den Wechselkurs des Yuan erhöhen, was sich dämpfend auf die Exportchancen
Chinas auswirken könnte.
Die Ölpreise verharrten im Herbst und in den Wintermonaten 2007/08 entgegen dem saisonalen
Trend auf hohem Niveau. Der Ölpreis für leichtes US-Öl der Sorte WTI belief sich im
Jahresdurchschnitt 2007 auf USD 72,34/Fass. Unsere Ölpreisprognose wurde damit deutlich
überschritten. Im 2. Halbjahr 2007 wurde der Ölpreis hauptsächlich spekulativ getrieben. Die
zunehmende Rolle von Rohstoffen als alternative Investments verstärkte den Aufwärtstrend ebenso
wie der Verfall des Dollars. Aufgrund stark gestiegener Inputpreise, Materialknappheiten und
technischer Probleme verzögerte sich die Inbetriebnahme einiger wichtiger Ölfelder, was sich
preistreibend auf den Ölpreis auswirkte.
Ergebnisse aus Ölmarktanalyse Mai 2007
Nachdem wir in unseren beiden letzten Analysen zum Ölpreis noch keine große Angebotsreaktion
auf die höheren Ölpreise erkennen konnten, zeichnet sich nun eine starke Ausweitung der
Kapazitäten in den nächsten Jahren ab. Ölfirmen scheinen ihre Rentabilitätserwartung in den
vergangenen Monaten weiter angehoben zu haben und dementsprechend wurden einige Projekte
zusätzlich in Angriff genommen. Zahlreiche Projekte sind dadurch zusätzlich in die Planungsphase
eingetreten und könnten möglicherweise im Zeitraum 2007-2012 für zusätzliches Angebot sorgen.
Wesentliche Unsicherheitselemente sind die zukünftige OPEC-Politik, wetter- und technisch
bedingte Verzögerungen bei der Installation neuer Anlagen, Investitionsstopps der Ölfirmen aufgrund
steigender Kosten (Material, Personal, Lizenzkosten,….), verstärkte Investitionen in politisch instabile
Regionen, geopolitischen Spannungen (Terrorismus, islamischer Fundamentalismus, Nahostkrise),
Naturkatastrophen, knappe Raffineriekapazitäten, insbesondere in den USA, weitere Verschärfungen
bei den Emissionsstandards.
In unserem Basisszenario gehen wir davon aus, dass die angekündigten Projekte nicht in vollem
Umfang umgesetzt werden können. Dies betrifft vor allem die jüngst verlautbarten Planungen der
OPEC und Projekte, die sich noch in der Frühphase befinden.
2005
Rohölpreis WTI (Jahresdurchschnitt)
[$/Fass]
Änderung zu Vorjahr
Research
56,64
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
66,05
63,55
60,13
58,17
60,66
66,35
86,24
16,61%
-3,79%
-5,38%
-3,26%
4,28%
9,37%
29,99%
Seite 54
13.02.2008
Trotz der revidierten Daten können wir jedoch noch keine grundsätzliche Trendwende am Ölmarkt
erkennen. Zwar sollte sich der Ölpreis in den nächsten Jahren zurückbilden, jedoch besteht langfristig
weiterhin die Gefahr wieder steigender Preise für den Fall, dass die erforderlichen Investitionen in die
Ölwirtschaft nicht getätigt werden. Ein „Schweinezyklus“, d.h. Überinvestitionen aufgrund des
angestiegenen Ölpreises, die später zu einer deutlichen Preiskorrektur nach unten führen, zeichnet
sich bislang noch nicht ab. Insbesondere ab dem Jahr 2011 ist die Preisprognose sehr unsicher.
9. Quellen
BP Statistical Review 2007
CIA Worldfactbook
Global Insight
International Energy Agency Oil Market Report, Dezember 2007
IMF Working Paper (WP/07/266) China’s Changing Trade Elasticities, Jahangir Aziz, Xiangming Li,
November 2007
IMF Working Paper (WP/07/214) The Shifting Structure of China’s Trade and Production, Li Cui and
Murtaza Syed
Reuters
U.S. Energieministerium
World Bank China Research Paper No. 8: Raw material prices, wages, and profitability in China’s
industry — How was profitability maintained when input prices and wages increased so fast?, Song-Yi
Kim, Louis Kuijs, Oktober 2007
World Bank China Research Paper No. 7, REBALANCING CHINA’S ECONOMY—MODELING A
POLICY PACKAGE, Jianwu He/ Louis Kuijs, September 2007
World Bank Doing Business 2008
Research
Seite 55
13.02.2008
Investkredit Bank AG – Research
Weitere Publikationen und Länderberichte finden Sie auf
www.volksbank.at und www.investkredit.at
Falls Sie auf unseren e-mail-Publikationen-Verteiler aufgenommen werden möchten, senden Sie uns
ein mail an [email protected] oder füllen das Bestellformular auf der Homepage aus.
Verfügbare Publikationen:
Wochenkommentar (D)
Marktperspektiven (D)
Monatskommentar (D)
Financial Markets Monthly (E)
Zins- und FX-Perspektiven (D)
Aktienmarkt-Perspektiven (D)
CEE Quarterly (E)
CEE Currencies Monthly (E)
Sonstige Publikationen (D, E)
Investkredit Bank AG - Research
Dipl.-Vw. Uta Pock +43-1-53135 – 531
Mag. Friedrich Glechner, CFA – 684
Mag. Mathias Lahnsteiner – 469
Mag. Mario Wattaul – 403
Mag. Claudia Zauchinger – 569
Die in dieser Veröffentlichung enthaltenen Aussagen dienen lediglich der unverbindlichen Information basierend auf dem
Wissensstand der mit der Erstellung betrauten Person(en) zum Redaktionsschluss. Jegliche Haftung im Zusammenhang mit
der Erstellung dieses Berichts, insbesondere für die Richtigkeit und Vollständigkeit der angeführten Daten sowie der erstellten
Prognosen, ist ausgeschlossen.
Research
Seite 56
13.02.2008
Zugehörige Unterlagen
Herunterladen