b Die wichtigsten Infos zu HIV und Aids Special Jenni denkt oft darüber nach, was sie ohne die Krankheit für ein Mensch geworden wäre . . . Die rote Schleife symbolisiert Verbundenheit mit den Betroffenen S ie ist ein hübsches und fröhliches Mädchen. Gerade macht sie eine Ausbildung zur Versicherungskauffrau. Dass sie HIV-positiv ist, kann man ihr nicht ansehen oder anmerken. Ihre Mutter ist durch eine Bluttransfusion infiziert worden und an Aids gestorben, als Jenni vier Jahre alt war. Die Übertragung des Virus auf die kleine Jenni konnte bei ihrer Geburt nicht verhindert werden. Das Dr.-SommerTeam hat mit ihr gesprochen und wollte wissen, wie es heute für sie ist, mit der Krankheit zu leben . . . Menschen über die Krankheit zu informieren. Das hat alles zum Positiven geändert. DR.-SOMMER-TEAM: Wie reagierst du heute, wenn sich die Menschen wegen deiner Krankheit von dir abwenden? Jenni: Ich habe ziemlich schnell gelernt, dass es die Leute nicht wert sind, wenn sie wegen der Krankheit nichts mit dir zu tun haben wollen. Manche haben schon Angst, wenn ich zum Beispiel weine. Dabei überträgt sich die Krankheit nicht durch Tränen. DR.-SOMMER-TEAM: Wer weiß, dass du Manchmal hat Jenni Angst, HIV-positiv bist? dass sie ihren Freund doch Jenni: Bei mir wissen es mit dem Virus infiziert alle in der Schule und in der Arbeit. Ich hatte einmal ein Problem in der Schule. Da hat ein Junge über den Schulhof gerufen: „Jenni, du aidskranke Schlampe.“ Der war aber sowieso etwas gestört. Am Anfang hat mich das noch fertiggemacht, weil es mich dann wieder daran erinnert hat, dass ich es habe. DR.-SOMMER-TEAM: Ist es für dich ein UnterDR.-SOMMER-TEAM: schied, ob du mit anderen BetrofWann hast du erfahren, dass du fenen oder mit Nicht-Betroffenen HIV-positiv bist? zusammen bist? Jenni: Mit fünf. Meine Adoptiveltern Jenni: Für mich ist es das Gleiche, haben versucht, mir kindgerecht zu weil meine Freunde es akzeptieren. erklären, was das für mich bedeutet. DR.-SOMMER-TEAM: DR.-SOMMER-TEAM: Wie hast du es deinem Freund Wie haben die Menschen um dich gesagt, dass du HIV-positiv bist? herum darauf reagiert? Jenni: Ich habe es ihm einen Tag Jenni: Die Probleme kamen Schritt nach unserem ersten Kuss gesagt, für Schritt. Meine Sandkastendass ich HIV-positiv bin. Er war nicht freundinnen durften plötzlich böse, aber er war überfordert. Damit nicht mehr mit mir spielen. Meine hatte er natürlich nicht gerechnet. Mutter hat das sehr aufgeregt. Seine Mutter hatte große Mühe es Sie hat dann einen Leserbrief an anzunehmen. Sie wollte, dass wir eine Zeitung geschrieben, um die unsere Beziehung beenden. B 78 DR.-SOMMER-TEAM: Macht sich dein Freund Sorgen wegen der Krankheit? Jenni: Wenn ich zu ihm sage, dass ich an einem Tag die Tabletten nicht genommen habe, dann ist er schon sauer. Er sagt dann: „Hey. Was denkst du dir eigentlich?! Ich liebe dich und will mit dir leben! Bitte nimm die Tabletten.“ Er hat auch schon Tränen in den Augen gehabt, weil er sich so Sorgen macht. DR.-SOMMER-TEAM: Wirkt sich die Krankheit auf deinen Freund und dich aus? Jenni: Ja! Was mich am meisten fertigmacht, ist die Sexualität, weil da so viel passieren kann. Wir hatten auch schon mal einen kleinen Unfall. Nichts Schlimmes. Trotzdem hatte ich sofort Angst. Meine Mutter, mein Arzt und meine Kollegen haben mir gesagt, dass so nichts passieren kann. Aber ich hatte richtig eine Panikattacke. Nur wenn ich schon eine Wunde im Mund habe. Obwohl es noch nie passiert ist, aber ich könnte es mir nicht verzeihen, wenn ich ihn anstecken würde. DR.-SOMMER-TEAM: Redest du mit deinem Freund über dieses Risiko? Jenni: Ja, klar. Er lässt sich jetzt auch das erste Mal testen, und ich habe richtig Angst vor dem Ergebnis. Ich weiß auch nicht, wie ich reagieren soll, egal, ob er positiv oder negativ ist. DR.-SOMMERTEAM: Hast du manchmal Angst vor der Zukunft? Jenni: Ich wollte die Beziehung schon einmal beenden, weil ich zu sehr Angst habe ihn anzustecken. Die Angst davor ist manchmal größer als die Liebe. Er hat das nicht akzeptiert, dass ich aus diesem Grund die Beziehung beende. Dann hat er mich wieder von der Liebe überzeugt und mich zurück auf die Erde geholt. DR.-SOMMER-TEAM: Denkst du, dass du anders bist als HIV-negative Jugendliche? Jenni: Manchmal sagt jemand: „Oh Gott, mein Freund hat Schluss • Weltweit sind ca. 33,2 Millionen Menschen betroffen. • Etwa 59.000 Menschen sind in Deutschland infiziert. • Die Zahl der Neuinfektionen steigt – auch in Deutschland! • Circa ein Viertel der Neudiagnosen 2007 in Deutschland betreffen Menschen, die jünger als 29 Jahre sind. Was ist HIV? HIV ist der Name des Aids-Erregers. Die Abkürzung steht für „Human Immunodeficiency Virus“. Das bedeutet so viel wie „menschliches Immundefekt-Virus“. ? Was ist Aidsder Erkrankung, in dem bereits bestimmte Aids heißt das Stadium lebensbedrohliche Symptome auftreten. Wie bekommt man diese Krankheit? Wenn Samenflüssigkeit, Scheidenflüssigkeit oder Blut eines Infizierten in den Körper eines gesunden Menschen gelangt, ist eine Ansteckung möglich. Das passiert vor allem: • Beim Geschlechtsverkehr ohne Kondom. • Beim Geschlechtsverkehr während der Menstruation. • Bei gemeinsamer Benutzung von Spritzbestecken bei Drogenkonsumenten. • Während der Schwangerschaft (Übertragung auf das Kind). • Bei der medizinischen Behandlung mit infiziertem Blut und Blutprodukten. gemacht. Ich will sterben!“ Dann denk ich: Hast du eine Ahnung vom Leben? Wenn diese Leute nur einmal mit unserer Angst leben würden! Aber sie können es eben nicht wissen, wie es für mich ist. Das unterscheidet uns. DR.-SOMMER-TEAM: Gibt es etwas, was du den BRAVOLesern sagen möchtest? Jenni: Was ich absolut nicht möchte ist Mitleid! Auch Respekt ist manchmal zu viel. Ich hab nämlich immer das Gefühl, sie haben Respekt vor etwas, was sie nicht kennen. Ich denke oft: Wenn ich negativ wäre, würde ich dann HIV-Infizierte akzeptieren? Ich weiß es auch nicht. Wie bekomme ich sicher kein Aids? Der einzig sichere Schutz sind Kondome! Durch Küsse, Berührungen, Umarmungen oder Trinken aus einem Glas kannst Du Dich auch nicht anstecken. HIV-Viren breiten sich auf einem weißen Blutkörperchen aus Wieso bricht di Das Virus schwächt das Imm e Krankheit irgendwann au s? behandelt werden, kann das unsystem erheblich. Wenn die Viren nicht durch Me Folgen einer Erkrankung ste Immunsystem so stark abbauen, dass Betroffene dikamente an den rben. Ist Aids heilbar? Nein. Wer einmal HIV-positiv ist, der bleibt es sein Leben lang. e helfen? , dikamente,atiodi Gibt es Medik , die nicht heilen nen bin om amentenk Es gibt mehrere Me der Krankheit verzögern. jedoch das Voranschreiten Welche Symptome haben Betroffene? Anhaltende Durchfälle, Knoten unter den Achseln und in der Leistengegend, starker Gewichtsverlust, Lungenentzündungen und viele mehr. Diese Symptome können, müssen aber nicht unbedingt auf eine Aids-Erkrankung hinweisen. BUCH-TIPP! „Positiv im Leben stehen – Geschichten von Jugendlichen mit HIV/ Aids“: Rex Verlag Luzern (ISBN 978-3 7252-0862-3, 9,90 E) Gibt es eine Impfung oder ein Gegenmittel? Nein! Wie kann ich testen, ob ich HIV-positiv bin? Beim HIV-Test wird das Blut auf Antikörper untersucht, die sich innerhalb von zwölf Wochen nach einer HIVInfektion als Reaktion auf eine Ansteckung mit HIV bilden. Daher kann man mit einem HIV-Test erst drei Monate nach einer möglichen Infektion eine Ansteckung nachweisen. Einen Test kannst Du im Gesundheitsamt, beim Arzt oder bei der Aids-Hilfe machen. B 79 Fotos: M. Merk, NIBSC/SPL/Agentur Focus Der Welt-Aids-Tag am 1. Dezember soll uns Jahr für Jahr an die HIV-Infizierten, an die Erkrankten und an deren Angehörige erinnern und dass wir nicht vergessen: Aids ist eine tödliche Krankheit! Wie viele Menschen sind HIV–positiv?