Zentralabitur 2007 Physik Aufgabe I LK Schülermaterial Bearbeitungszeit: 300 min Thema: Experimente mit Elektronen Aufgabenstellung Bei den in der ersten Aufgabe angesprochenen Fragestellungen zum Hall-Effekt werden Elektronen als Teilchen betrachtet. Bei der Bearbeitung der Aufgaben 2 und 3 wird das Wellenmerkmal von Elektronen herangezogen, um Experimente auszuwerten, bei denen Elektronen an einer Oberfläche mit Gitterstruktur reflektiert werden. Aufgabe 1 Mit Hilfe einer Hall-Sonde können Magnetfelder untersucht werden. Die Funktionsweise der Sonde beruht auf dem Hall-Effekt. 1.1 In einem ersten Versuch wird eine Hall-Sonde in ein Magnetfeld mit der magnetischen Flussdichte B gebracht. Bei verschiedenen Stromstärken I wird die Hall-Spannung UH gemessen. In einem zweiten Versuch werden nacheinander fünf Hall-Sonden verschiedener Dicke d im selben Magnetfeld verwendet, um bei jeweils gleicher Stromstärke I die Hall-Spannung UH zu messen. Alle verwendeten Hall-Sonden bestehen aus dem gleichen Halbleitermaterial. Die Messergebnisse sind in Tabelle 1 und Tabelle 2 dargestellt. Ermitteln Sie für jede Messreihe den jeweiligen funktionalen Zusammenhang. Formulieren Sie unter Berücksichtigung aller Messwerte ein beide Messreihen erfassendes Gesamtergebnis für die Hall-Spannung UH in Abhängigkeit von der Sondenstromstärke I und der Sondendicke d ( UH = f(I, d) ) . Hinweis: Die Bedeutung von I und d ergibt sich aus Abb. 1. Die magnetische Flussdichte B wird manchmal auch als magnetische Feldstärke B bezeichnet. 1.2 Erläutern Sie unter Zuhilfenahme einer geeigneten Skizze den Hall-Effekt. 1.3 Leiten Sie begründet die Gleichung für die Hall-Spannung her: U H = B I ⋅ . n ⋅e d Hinweis: n ist die Ladungsträgerdichte (Anzahl der Ladungen pro Volumen), e ist die Elementarladung. 1.4 Bestimmen Sie mit Hilfe Ihres Gesamtergebnisses aus Aufg. 1.1 und der Gleichung aus Aufg. 1.3 die Ladungsträgerdichte n der im Versuch verwendeten Hall-Sonde. 1.5 Leiter haben im Gegensatz zu Halbleitern eine größere Ladungsträgerdichte n. Erläutern Sie, weshalb man als Hallsondenmaterial in der Regel Halbleiter verwendet. Niedersächsisches Kultusministerium Seite 1 von 4 Zentralabitur 2007 Physik Aufgabe I LK Schülermaterial Bearbeitungszeit: 300 min Aufgabe 2 Ein Elektronenstrahl einheitlicher Energie trifft auf die Oberfläche eines Kristalls und wird dort gestreut. Die gestreuten Elektronen werden mit einem Detektor registriert, der auf einem Kreisbogen um den Auftreffpunkt der Strahlung geschwenkt werden kann (siehe Abb. 2 und Abb. 3). Die Zählrate wird in Abhängigkeit vom Streuwinkel ϕ gemessen. Dabei liegt ϕ zwischen 5°und 80°. Es werden nur solche Elektronen registriert, deren Energie sich bei der Streuung nicht verändert. 2.1 Erläutern Sie mit Hilfe des Wellen- oder des Zeigermodells, wie der in Abb. 4 dargestellte Kurvenverlauf zustande kommt. Hinweis: Es soll angenommen werden, dass die Elektronen nur an der äußeren Atomlage gestreut werden (siehe Abb. 3). Ersetzt man den Elektronenstrahl durch einen Laserstrahl und den Kristall durch ein optisches Reflexionsgitter, erhält man ein ähnliches Ergebnis. 2.2 Skizzieren Sie den Aufbau eines Experimentes, das zeigt, dass Elektronen ein Wellenmerkmal zugeordnet werden kann. Beschreiben Sie die Durchführung und die für die Zuordnung dieses Wellenmerkmals wesentliche Beobachtung. 2.3 Gehen Sie stark vereinfachend davon aus, dass die auf den Kristall treffenden Elektronen ausschließlich von den Atomen der Kristalloberfläche gestreut werden. Leiten Sie mit Hilfe der Abb. 3 die Näherungsgleichung k ⋅ λ ≈ g ⋅ sin ϕ (k = 1, 2, 3, …) zur Bestimmung der Wellenlänge λ begründet her. Hinweis: g ist der Abstand zweier Atome in der Kristalloberfläche. 2.4 Nehmen Sie an, dass es sich bei der Darstellung in der Abb. 4 um das Maximum erster Ordnung handelt. Bestimmen Sie mit Hilfe der Näherungsgleichung aus Aufgabe 2.3 die Wellenlänge λ, die den Elektronen in diesem Experiment zuzuordnen ist ( g = 2,15 ⋅ 10 −10 m ). Begründen Sie, dass bei diesem Experiment kein weiteres Maximum zu registrieren ist. 2.5 Das Experiment soll mit Elektronenstrahlung größerer Energie unter sonst gleichen Bedingungen wiederholt werden, um auch das Maximum zweiter Ordnung beobachten zu können. Berechnen Sie, bei welchem Winkel ϕ2 das Maximum zweiter Ordnung aufzufinden wäre, wenn das erste bei ϕ1 = 29° angenommen wird. Erläutern Sie Ihre Überlegungen. Aufgabe 3 Zur Erzeugung der Elektronenstrahlung im Experiment aus der Aufg. 2 werden Elektronen im elektrischen Feld zwischen einer geheizten Kathode und einer Anode beschleunigt. 3.1 In dem zu Abb. 4 gehörenden Fall betrug die Beschleunigungsspannung 54 V. Berechnen Sie aus dieser Angabe den Impuls und die Wellenlänge λ der Elektronen. Vergleichen Sie das Ergebnis für die Wellenlänge λ mit der in Aufgabe 2.3 ermittelten Wellenlänge. 3.2 Beschreiben Sie ein Experiment, mit dem die plancksche Konstante h bestimmt werden kann. Erläutern Sie die für die Bestimmung von h wesentlichen Gedankengänge. Niedersächsisches Kultusministerium Seite 2 von 4 Zentralabitur 2007 Physik Aufgabe I LK Schülermaterial Bearbeitungszeit: 300 min Material Für die nachfolgenden Messreihen ist die Hallsonde so angeordnet, dass sich jeweils maximale Hallspannungen UH ergeben. Tabelle 1 B = 60 mT , d = 1,0 mm I in mA 10 15 UH in mV 0,7 1,1 20 1,4 25 1,8 30 2,2 35 2,5 40 2,9 ______________________________________________________________________________ Tabelle 2 B = 60 mT , I = 35 mA d in mm 1 UH in mV 2,5 1,5 1,7 2 1,3 2,5 1,0 3 0,8 ______________________________________________________________________________ I b d B Abb. 1: Prinzipskizze einer Hall-Sonde Niedersächsisches Kultusministerium Seite 3 von 4 Zentralabitur 2007 Physik Aufgabe I LK Schülermaterial Bearbeitungszeit: 300 min Richtung der einfallenden Elektronen Elektronenquelle Elektronendetektor Zum Elektronendetektor ϕ ϕ Kristalloberfläche g Kristall g = 2,15 ⋅ 10 −10 m Abb. 2: Prinzipskizze des Versuchsaufbaus Abb. 3: Detailansicht der Kristalloberfläche ______________________________________________________________________________ 90 Zählrate in willkürlichen 80 Einheiten 70 60 50 40 30 20 10 0 0 10 20 30 40 50 60 70 80 Winkel ϕ in ° Abb. 4: Ergebnis des Streuexperiments mit Elektronen ______________________________________________________________________________ Hilfsmittel • Eine für das Abitur 2007 zugelassene physikalische Formelsammlung • Taschenrechner • Mathematische Formelsammlung Niedersächsisches Kultusministerium Seite 4 von 4