Erfahrungsbericht KPJ in Nepal - Dhulikel Hospital - September 2014 Nachdem ich bereits ein Famulatur in Bangkok absolviert habe, entschiede ich mich erneut dazu einen Teil meines KPJs in Asien zu verbringen. Da ich bereits alle Pflichtmodule für mein praktisches Jahr abgeschlossen hatte, konnte ich mir die Station frei aussuchen und habe mich für „General Medicine“ beworben. Als ich am ersten Tag am Dhulikel Krankenhaus erfahren habe, dass sich „General Medicine“ nicht mit Allgemeinmedizin beschäftigt, sondern sich um eine generelle Organisation von medizinischen und sozialen Projekten kümmert, wechselte ich für je 2 Wochen in die Notaufnahme und in die HNO Abteilung. Welche Vorbereitungen habe ich vor der Abreise getroffen? Ich habe den Flug erst ca. 3 Wochen vorher gebucht und 700 Euro bezahlt. Geflogen bin ich mit Air India von Wien über Frankfurt nach Neu Delhi und schließlich nach Kathmandu. Wenn man am letzten Flug nach Kathmandu eine schöne Aussicht auf den Himalaya möchte, muss man einen Fensterplatz links reservieren. Für die Arbeit habe ich je 2 weiße Mäntel und Hosen eingepackt, ein Sterilium und mein Stethoskop. Angeblich bräuchte man für das „visum on arrival“ 2 Passfotos, doch eigentlich konnte man ein Foto direkt machen und den Visumsantrag selbst elektronisch ausfüllen. Trotzdem enmpfehle ich einige Passfotos mitzunehmen, da man immer wieder für Eintrittskarten und SIM-Karten Verträge Fotos brauchen kann. Ein Handy mit quad-band Funktion, falls man sich eine nepalesische SIM Karte kaufen möchte, wäre notwendig. Wie für jede Auslandsreise habe ich ca 300 Dollar als Reserve mitgenommen, was wie sich im nachhinein herausgestellte, sehr praktisch war, da sehr oft auch Dollar akzeptiert werden. Wie war meine Unterkunft? Sharmila ist eine sehr nette Krankenschwester, die in Dhulikel 3 Stockwerke ihres Hauses, das am Rande von Reisfeldern und mit Blick zum Himalaya gelegen ist, an Studenten vermietet. Die Kosten pro Tag inklusive Frühstück, Abendessen, Wäschewaschen und familiäre Betreuung beträgt ca 7,50 Euro. Je nachdem wieviele Studenten gerade bei ihr sind, schläft man im Einzel-oder Doppelzimmer und teilt sich mit ein paar anderen ein Bad. Die Zimmer sind unterschiedlich groß, wobei die im obersten Stockwerk am schönsten sind, sonst eher sporadisch. Man kann jeden Tag wählen, ob und wann man Frühstück und Abendessen möchte. Gekocht wird von der Haushälterin Sita, die jeden Abend ein sehr köstlisches „Dhal Bat“ (Linsensuppe mit Reis) mit verschiedenen Currygerichten auftischt. Gegessen wird gemeinsam in der Küche von Sharmila und Tee in ihrem Wohnzimmer getrunken. Nach dem Abendessen haben wir ( 3 österreichische und 8 norwegische Studenten) gemeinsam Spiele gespielt, uns unterhalten oder einfach den Sternenhimmel von der Dachterasse aus betrachtet. Gelegentlich gingen wir am Abend in der Stadt etwas essen (meist ins Moonlight -> köstliche Momos). Ich habe mich sehr wohl bei Sharmila gefühlt und viele nette Leute kennengelernt, die meine Zeit dort unvergesslich gemacht haben. Wie war die Arbeit im Krankenhaus? Der Weg zum Krankenhaus beträgt ca. 15 Gehminuten. Man kommt in der kleinen Stadt vorbei an zahlreichen streunenden Hunden (alle sehr freundlich), Hühnern, Enten, Gemüsegeschäften, Tempeln und vielen sehr freundlichen Menschen, die einen sehr unaufdringlich als Ausländer akzeptieren. Das Krankenhaus liegt wunderschön gelegen auf einem Hügel inmitten von Reisfeldern. Am ersten Arbeitstag muss man sich bei der Morgenbesprechung, bei der alle Ärzte des Krankenhauses anwesend sind, kurz vorstellen und sich danach durchfragen, welcher Arzt für einen zuständig ist. Meine 2 Wochen in der Notfallambulanz waren sehr spannend. Natürlich muss man sich damit abfinden, dass man sehr oft nichts versteht oder nur Stichwörter übersetzt bekommt, was der Patient gerade erzählt und dass man eher in der Position des Beobachters ist. Wenn man das akzeptiert, kann man trotzdem einiges an Wissen mitnehmen, und sei es nur die Erfahrung, wie das nepalesische Gesundheitssystem funktioniert. Man findet aber durchwegs freundliche Ärzte, die einem alle Fragen beantworten und einen zu Patienten mitnehmen und beispielsweise Untersuchungsmethoden erklären. Zwei weitere Wochen habe ich auf der HNO Abteilung, meist in der Ambulanz verbracht. Ich durfte Fremdkörper und Cerumen aus dem Ohr entfernen, bei Bronchoskopien zuschauen und manchmal beim Drainieren eines Abszesses oder Ähnlichem im „Minor Procedure Room“ assistieren. Wenn in der Ambulanz wenige Patienten waren, ging ich auch zwischendurch dorthin und durfte unfallchirurgische Wunden nähen und Verbände wechseln. Auf meinen Departments war meine Arbeit, beziehungsweise Anwesenheit recht flexibel, sodass ich mich eigentlich frei auf der Klinik bewegen konnte und zwischen der Ambulanz und Station wechseln konnte. In der Mittagspause von 13-14 Uhr trafen wir uns entweder in der Kantine (dort konnte man mit der Mitarbeiterkarte, die man in der Bibliothek ausstellen lassen musste, bezahlen) oder in einem Restaurant auf der Straße. Das Essen war überall sehr gut und sehr billig! Für die medizinsiche Versorgung der ländliche Bevölkerung richtete das Dhulikel Hospital kleine Ordinationen ein, die meist einmal pro Woche von einem Arzt aus der Notfallambulanz besucht werden. Wenn man daran interessiert ist an „Outreach Projects“ teilzunehmen, muss man sich im “General Medicine Department” melden. Mit einem Jeep fährt man meist über sehr holprige Wege und oft mehrere Stunden zu diesen Standorten, behandelt Patienten und fährt am gleichen Tag wieder zurück nach Dhulikel. Ich bin zu drei Projekten gefahren und kann nur jedem empfehlen, dasselbe zu tun. Es ist wirklch faszinierend zu sehen, wie mit nur banalen Instrumenten und Möglichkeiten gearbeitet und den Menschen geholfen wird. Wie kann man seine Freizeit verbringen? An den Wochenenden gibt es zahlreiche Aktivitäten in der Umgebung. Mit dem öffentlichen Bus kann man für ca. 30 Cent in das 30 km entfernte Kathmandu (die Fahrt dauert 1,5 Stunden!) fahren. Ob man die Stadt aufgrund seiner schönen buddhistischen und hinduistischen Tempel, der Farbenpracht, den Märkten und den westlichen Cafes mag, oder sie wegen der starken Luftverschmutzung, dem hektischen Treiben und dem gefährlichen Verkehr verabscheut, bleibt jedem selbst überlassen. Ich habe Kathmandu geliebt und werde die schönen Eindrücke nicht mehr vergessen. Neben Wanderungen am Fuße des Himalayas, einem Kochkurs oder Yogakurs in Kathmandu, kann man auch das nahegelegene Baktapur besichtigen, eine schöne Stadt mit vielen alten Tempeln. Nepal hat landschaftlich und kulturell einiges zu bieten und ist für mich eines der schönsten Länder Asiens, das auf jeden Fall für eine Famulatur oder im KPJ einen Besuch wert ist.