Musterlösung Klausur zur Linearen Algebra II Samstag 8. Juli 2006 10-12Uhr 1. a) Sei f : V −→ W k -linear. Denieren Sie V ∗ und f ∗ : W ∗ −→ V ∗ . b) Die Gruppe G operiere auf der Menge M . Denieren Sie die Bahn und die Isotropiegruppe von m ∈ M . c) Was besagt der Homomorphiesatz für Vektorräume? d) Wie lautet der Satz über die RNF? (Der Begri Begleitmatrix wird dabei als bekannt vorausgesetzt). Lösung a) V ∗ = Hom(V, k), f ∗ : W ∗ −→ V ∗ , ϕ 7→ ϕ ◦ f b) Sei ∗ : G × M −→ M eine Gruppenoperation, dann heiÿt G ∗ m := {g ∗ m|g ∈ G} die G-Bahn von m und Gm := {g ∈ G|g ∗ m = m} die Isotropiegruppe von m ∈ M . c) Ist f : V −→ W linear, dann gibt es genau eine lineare Abbildung f¯, so daÿ das folgende Diagramm kommutiert: V π ² V / Kern f f /W O f¯ Â? i / Bild f Auÿerdem ist f¯ ein Isomorphismus. d) Sei k ein Körper. Jede Matrix A ∈ k n×n ist zu genau einer Matrix RA in rationaler Normalform konjugiert und diese Matrix läÿt sich durch endlich viele rationale Rechenoperationen aus A berechnen. Eine Matrix R heiÿt in rationaler Normalform, wenn sie die folgende Gestalt hat: B(P1 ) B(P2 ) R= ··· B(Pk ) Wobei die Pi ∈ k[X], i = 1, . . . , k normierte und nicht konstante Polynome sind mit Pi+1 |Pi für i = 1, . . . , k − 1. Die Matrizen B(Pi ) sind dabei die Frobenius Begleitmatrizen zu den Polynomen Pi . 1 2. Für die symmetrische Matrix 0 1 1 A = 1 −1 −1 1 −1 −1 betrachte man die symmetrische Bilinearform b : R3 × R3 → R mit b(x, y) = xT Ay . a) Bestimmen Sie die Signatur von b und eine Orthogonalbasis für b. P3 2 b) Schreiben Sie q(x) = b(x, x) als j=1 aj (Lj (x)) mit geeigneten aj ∈ R und Linearformen Lj : R3 −→ R. Lösung 0 0 0 1 1 1 0 0 1 0 0 1 1 −1 −1 0 1 0 Ã 0 0 0 0 1 0 1 −1 −1 0 0 1 0 0 −1 1 −1 1 1 0 0 Die Signatur von A ist also (1; 1) und 0 , 1 , 0 bilden eine Or1 −1 1 thogonalbasis für b. Setze: 1 0 0 1 0 0 0 , S = 0 1 0 D= 0 0 0 0 −1 1 −1 1 man berechnet/sieht S −1 1 0 0 := 0 1 0 −1 1 1 Damit ist dann also qA (x) = xT (S −1 )T DS −1 x = qD (S −1 x) = 1 · (x1 )2 + 0 · (x2 )2 − 1 · (−x1 + x2 + x3 )2 3. Sei 5 1 1 2 5 A := 5 0 ∈ C3×3 2 −2 0 −1 Berechnen Sie µA,e2 , µA , χA , die RNF R von A, eine JNF J von A sowie ein S ∈ GL3 (C) mit S −1 AS = R. Lösung 0 1 1 1 e2 = 1 , Ae2 = e1 = 0 , A2 e2 = 5 , A3 e2 = e1 = 0 = Ae2 . 0 0 −2 0 2 Also ist µA,e2 = X 3 − X = X(X + 1)(X − 1). Weiterhin gilt µA,e2 |µA |χA . Weil µA,e2 und χA schon den gleichen Grad haben, haben alle drei Polynome den gleichen Grad. Weiterhin sind diese drei Polynome normiert, also sind alle diese Polynome gleich, d.h. µA,e2 = µA = χA . Jetzt ist also 0 0 0 R = B(µA ) = B(X 3 − X) = 1 0 1 0 1 0 und mit 0 1 1 5 = 1 0 0 0 −2 S= £ e2 Ae2 A2 e2 ¤ haben wir R = S −1 AS . Auÿerdem hat µA keine mehrfachen Nullstellen, also ist A diagonalisierbar und eine Jordannormalform J von A ist dann 0 0 0 0 . J = 0 1 0 0 −1 4. Sei 0 −1 −1 0 1 1 0 −1 ∈ C4×4 . A := 0 0 1 0 −1 −1 0 1 Berechnen Sie eine JNF J zu A und eine Matrix S ∈ GLn (C) mit S −1 AS = J . (Tip: A hat nur die Eigenwerte 0 und 1). Lösung Man berechnet Kern A = he1 +e4 i und Kern(A−E) = he1 −e2 +e4 i, Kern((A−E)2 ) = he1 , −e2 + e4 i und Kern((A − E)3 ) = he1 , e3 , −e2 + e4 i. . . . Also ist 1 0 0 0 1 1 0 0 J = 0 1 1 0 0 0 0 0 eine Jordannormalform von A und mit S= £ e3 (A − E)e3 (A − E)2 e3 erhalten wir also S −1 AS = J . 3 0 −1 1 1 ¤ 0 0 −1 0 e1 + e4 = 1 0 0 0 0 0 1 1 5. Sei V ein k -Vektorraum, U ⊆ V ein Untervektorraum und π : V −→ V /U die kanonische Projektion. Beweisen Sie direkt ohne Sätze aus dem Kapitel über Dualräume: a) π ∗ ist injektiv. b) Bild π ∗ = Lösung ⊥ U = {χ ∈ V ∗ |χ(U ) = 0} a) Wir bestimmen dazu Kern π ∗ . Sei nun ϕ ∈ Kern π ∗ , daÿ heiÿt π ∗ (ϕ) = ϕ ◦ π = 0 ist die Nullabbildung. Also ist ϕ(π(v)) = 0 für alle v ∈ V . Da π aber surjektiv ist, ist ϕ(v̄) = 0 für alle v̄ ∈ V /U . Also ist ϕ = 0 und damit ist π ∗ injektiv. b) Ist u ∈ U , dann ist natürlich (ϕ ◦ π)(u) = ϕ(0) = 0 für alle ϕ ∈ (V /U )∗ . Ist umgekehrt χ ∈ ⊥ U , dann ist U ⊂ Kern χ. Nach dem Homomorphiesatz gibt es dann genau eine Linearform φ : V /U −→ k mit φ ◦ π = χ. Also ist χ ∈ Bild(π ∗ ). 6. Sei V ein endlich dimensional k -Vektorraum. P ∈ Endk V heiÿt Projektor, falls P 2 = P gilt. a) Zeigen Sie: Genau dann ist P ein Projektor, wenn es ein Koordinatensystem φ von V gibt mit · ¸ Er 0 Mφ (P ) = 0 0 Dabei ist r = Rang P und Er die Einheitsmatrix in k r×r . b) Zeigen Sie: Ist P Q = QP für zwei Projektoren P und Q, so ist auch P Q ein Projektor. Dabei gilt Bild(P Q) = Bild P ∩ Bild Q und Kern(P Q) = Kern(P ) + Kern(Q). c) Geben Sie ein Beispiel von Projektoren P, Q an, wo P Q ein Projektor ist, aber P Q 6= QP gilt. Lösung a) Da P 2 − P = 0 ist, ist µP ein Teiler von X 2 − X = X(X − 1). Da µP also keine mehrfachen Nullstellen hat, ist P diagonalisierbar und die Eigenwerte liegen in {0, 1}. Also gibt es ein gesuchtes Koordinatensystem. Weil der Rang unter Konjugation invariant ist, ist natürlich Rang A = r. b) Ist P Q = QP , dann ist (P Q)2 = P QP Q = P 2 Q2 = P Q, also ist auch P Q ein Projektor. Auÿerdem sehen wir: Kern P ⊆ Kern(QP ) = Kern(P Q) ⊇ Kern(Q) Bild P ⊇ Bild(P Q) = Bild(QP ) ⊇ Bild(P ) Für ein x ∈ Kern(P Q) ist dann also x = (x − Q(X)) + Q(X), wobei (x − Q(x) ∈ Kern(Q) und Q(x) ∈ Kern(P ). Damit ist also Kern(P Q) = Kern(P )+Kern(Q). Für ein x ∈ Bild(P ) ∩ Bild(Q) ist natürlich P (Q(x)) = P (x) = x, also gilt zusammen mit den oben gezeigten Inklusionen Bild(P Q) = Bild(P ) ∩ Bild(Q). 4 c) Seien P, Q : k 2 −→ k 2 die linearen Abbildungen mit · ¸ · ¸ · ¸ · ¸ x x x x−y P: 7→ und Q : 7→ , y 0 y 0 dann ist P 2 = P , Q2 = Q und P Q = Q 6= P = QP , also ist auch P Q ein Projektor. 5