Senckenberg-Schule Protokoll zur Nordsee – Exkursion 13. Mai – 28. Mai 2011 -Wangerooge Mai 2011 -Frankfurt am Main 2014 Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung 1.1. Allgemeines ............................................................................................................. 1 1.2. Ausrüstung ............................................................................................................... 2 1.3. Landschaftsgeschichte ............................................................................................. 2 1.4. Kursplan .................................................................................................................. 4 2. Geologie und Sedimentologie des Exkursionsgebietes 2.1. Geologische Einheiten auf der Fahrtstrecke nach Wilhelmshaven ......................................5 2.2. Geologie des Exkursionsgebietes .........................................................................................5 2.3. Wangerooge..........................................................................................................................6 2.4. Helgoland .............................................................................................................................6 3. Botanik - Nordseeflora 3.1 Einleitung ..............................................................................................................................9 3.2 Deichflora ..............................................................................................................................9 3.3 Salzwiesen ...........................................................................................................................10 3.4 Algen am Helgoländer Nordstrand ......................................................................................11 3.5 Auf Helgoland gesehene Pflanzen .......................................................................................13 3.6. Dünenvegetation von Wangerooge ....................................................................................15 4. Schwemmwatt 4.1. Das Wattenmeer .................................................................................................................19 4.2. Die Küstenzonen am Meer .................................................................................................19 4.3. Die Gezeiten .......................................................................................................................19 4.4. Das Schwemmwatt .............................................................................................................20 4.5. Auswertung der Wattexkursion ..........................................................................................21 5. Felswatt und Felsküste 5.1. Allgemeines ......................................................................................................................27 5.2. Die Zonen des Felswattes..................................................................................................28 5.3. Funddaten Felswattexkursion ...........................................................................................29 6. Plankton 6.1. Allgemeines ......................................................................................................................31 6.2. Artenliste Planktonprobe 1 ................................................................................................33 6.3. Artenliste Planktonprobe 2 ................................................................................................33 7. Sublitorales Benthos – Allgemeines und Methoden 7.1. Allgemeines ......................................................................................................................35 7.2. Methodischer Teil (Geräte) ...............................................................................................35 8. Sublitorales Benthos – Evertebraten 8.1. Cnidaria .............................................................................................................................39 8.2. Annellida ...........................................................................................................................41 8.3. Echinodermata ..................................................................................................................44 8.4. Tentaculata ........................................................................................................................44 8.5. Mollusca ............................................................................................................................45 8.6. Crustacea ...........................................................................................................................53 8.7. Funddaten und Artenlisten nach Stationen........................................................................61 9. Fische und Robben 9.1. Fische ................................................................................................................................67 9.2. Robben ..............................................................................................................................71 10. Seevögel 10.1. Übersicht der gesichteten Vögel .....................................................................................73 10.2. Details der Sichtungen und Erläuterungen zu häufigen Arten ........................................75 10.3. Vogelwarte Wilhelmshaven, Außenstelle Banter See.....................................................83 10.4. Die Vogelwarte Helgoland ..............................................................................................85 Senckenberg‐Schule: Nordsee‐Exkursion 13.‐28. Mai. 2011 Senckenberg-Schul-Exkursion vor 20 Jahren (Mai 1991): Insel Mellum 1. Einleitung 1.1. Allgemeines Seit dem Jahre 1928 gibt es Senckenberg auch am Meer. Denn in diesem Jahr gründete der ehemalige Leiter der Geologischen Abteilung Senckenbergs und spätere Direktor, Prof. Dr. Rudolf Richter, die Außenstelle unter dem Namen "Senckenberg"-Forschungsstelle für Meeresgeologie".Im Jahre 1929 änderte man den Namen mit dem Zusatz "und Meerespaläontologie". Das Institut wurde später kurz "Senckenberg am Meer" genannt. Das Ziel, eine ständige Forschungsstation an der Nordsee zu errichten, die sich der Erforschung aktueller geologischer und paläontologischer Prozesse und Strukturen widmete, um fossile Überlieferungen besser verstehen zu können war somit erreicht. Der Standort Wilhelmshaven wurde aufgrund der idealen Lage mit direktem Zugang zur See und zu den Watten ausgesucht. Ein weiterer wichtiger Grund war das Interesse der Marine, insbesondere des Marineoberbaurates Dr. h. c. Wilhelm Krüger, der die Bedeutung sedimentologischer Vorgänge für Hafenbau-Maßnahmen kannte und auch selbst geologisch interessiert war. Am Anfang diente auf der Schleuseninsel ein ehemaliger Pferdestall der damaligen kaiserlichen Marine als „Keimzelle“, die nach einigen Jahren mit einemWohnbau erweitert wurde. Nun war die Außenstelle auch das ganze Jahr besetzt und nicht nur in den Sommermonaten. Nach dem 2. Weltkrieg erfolgte der Wiederaufbau des zerbombten Institutes. Durch die Bund-LänderFörderung nach dem Königsteiner Abkommen im Jahre 1954, begann der eigentliche Ausbau der Außenstelle Wilhelmshaven. Eine weitere Stärkung des Institutes erhielt „Senckenberg am Meer“ im Jahre 2000 durch die Gründung des Deutschen Zentrums für marine Biodiversitätsforschung. Dies ermöglichte uns Senckenberg-Schülern der Ausbildungsklasse 2009/11 dieses Jahr auf unserer zweiwöchigen Exkursion, in den Genuss kommen zu dürfen, die Forschungsstation, ihre Räumlichkeiten und die direkte Lage und Nähe von See und Watt nutzen zu können. 1 Senckenberg‐Schule: Nordsee‐Exkursion 13.‐28. Mai. 2011 1.2. Erforderliche Ausrüstung für die Nordsee - Exkursion: Literatur: Jeder sollte einen Naturführer Küstenfauna/flora besitzen und mitbringen Empfohlen wird: Janke/Kremer: Düne Strand und Wattenmeer (Kosmos-Naturführer). Wetterfeste Kleidung, warme Sachen (dicke Pullover !), zwei Garnituren Hosen Öljacke (Segeljacke) wenn vorhanden, Regenkleidung! (Jacke + Hose) Gummistiefel mit langem Schaft (Wadenlang, nicht knöchellang). Sammel- und Beobachtungsmaterial: Fernglas (soweit vorhanden), Lupe, Taschenmesser, Fotoapparat (soweit vorhanden), Papier und Bleistift zum Mitschreiben Kleineren Rucksack für die Tagesexkursionen Wattschuhe (knöchelhohe Chucks oder Taucherfüßlinge) Je nach Anfälligkeit ein Mittel gegen Seekrankheit Je nach Empfindlichkeit Sonnensschutzcreme, Sonnenbrille, Kopfbedeckung zum Schutz vor zu starker Sonneneinstrahlung 1.3. Landschaftsgeschichte Norddeutschland In Norddeutschland kannten die Menschen bis in das Mittelalter hinein keinen Deichbau, sondern bauten ihre Häuser und Siedlungen auf Warften (aufgeschüttete Erdhügel), um bei Überflutungen auf diese zu flüchten. Die erste Deichform waren Ringdeiche, die sich um eine Siedlung, eine Ackerfläche oder einen Weideplatz für die Tiere schlossen. Im Laufe der Jahrhunderte wurden diese Deiche verbunden, bis sie eine gemeinsame Linie bildeten. Um 1000 n. Chr. entschied man sich dann in Norddeutschland den Deichbau so auszubauen, das der „Goldene Ring“ entstand, welcher einen effektiven Schutz vor Überschwemmungen geben sollte. Der Nachteil der dabei entstand, war die langsame Versauerung des Bodens im Binnenland, denn die regelmäßigen Überschwemmungen führten zur Anreicherung des Bodens mit nährstoffreichem Material wie Kalk durch Schill. Aufgrund der langsamen Ausspülung des Kalkes verarmten die Böden immer mehr und wurden für die Landwirtschaft allmählich unbrauchbar, was immer neue Eindeichungen von Land zur Folge hatte. Dadurch entstand ein Landschaftsbild, welches durch die Marsch (Verlandete und eingedeichte Salzwiesen) und die dahinter gelegene Geest (Sandablagerungen während der Eiszeit) geprägt ist. Im realen Landschaftsbild kann man die Marsch an den niedrigen Gebäuden erkennen, da hohe und schwere Gebäude in den schlickigen Boden absinken würden. Kirchen in der Marsch haben keine Kirchtürme, sondern Glockenhäuser, die neben dem Hauptbau stehen. Die Nordsee Die Nordsee ist ein Randmeer des atlantischen Ozeans im Nordwesten Europas, welches eine durchschnittliche Tiefe von 94 Meter und eine ungefähre Oberfläche von 575000 km² aufweist. Die südliche Nordsee ist zusammen mit dem angrenzenden Ärmelkanal die am dichtesten befahrene Schifffahrtsregion der Welt. Die heutige Morphologie der Nordsee und des umliegenden Festlandes ist durch die in der Vergangenheit immer wieder auftretenden Eiszeiten beeinflusst worden. Ostfriesland Wenn man in den äußersten Nordwesten der Bundesrepublik Deutschland schaut, entdeckt man Niedersachsen, dort findet man eine Region Namens Ostfriesland. Dieses Gebiet besteht aus den Landkreisen Aurich, Leer und Wittmund sowie der kreisfreien Stadt Emden. 2 Senckenberg‐Schule: Nordsee‐Exkursion 13.‐28. Mai. 2011 Das „Land der Ostfriesen“ liegt an der Küste der Nordsee und umfasst neben dem Festland auch die Ostfriesischen Inseln Borkum, Juist, Norderney, Baltrum, Langeoog und Spiekeroog. Auf seinem Gebiet leben ungefähr 465.000 Menschen auf 3144,26 Quadratkilometern und ist somit dünn besiedelt. Über Jahrhunderte war Ostfriesland von Handel, Fischerei und Landwirtschaft geprägt, vor allem die Seefahrt beeinflusste den Handel in den Hafenstädten. Bis heute ist die Region stark von Landwirtschaft gekennzeichnet, dennoch ist eine der größten Wirtschaftszweige heutzutage der Tourismus. Trotz allem ist das Land im Allgemeinen ein eher strukturschwacher Raum, der durch Arbeitslosigkeit und Abwanderung gezeichnet ist. Die Landschaft von Ostfriesland durchzieht ein Bild von Schlaf- und Hauptdeichen, was die Entwicklung der Landgewinnung im Küstenbereich nachvollziehbar macht. Beim Deichbau werden die weiter im Binnenland liegenden Deiche als Schlafdeiche und letzte Deiche vor dem Meer als Hauptdeiche bezeichnet. Der Hauptdeich, der nah an der Wasserkante befindet, dient einzig und allein dem Hochwasserschutz. Da aber das Gebiet hinter dem Deich bei anhaltendem Regen überschwemmt würde, weil keine natürliche Abflussmöglichkeit vorhanden ist, musste dem künstlich nachgeholfen werden. Dies tat man, indem man in den Deich Öffnungen, sogenannte Siele, installiert hat. Landeinwärts, direkt vor den Sielen befinden sich Rückstaubecken, die das ankommende Regenwasser aufnehmen, und sobald die Siele geöffnet werden, in die Nordsee leiten. Während die alten Siele noch durch gezeitenabhängige Klapptüren geöffnet und geschlossen wurden, werden die neuen Siele durch Hubtore gesichert und mit Gezeitenunabhängigen Pumpen betrieben. Mit dem Bau des modernen Neuharlingersiels ist die Sielbaugeschichte im Harlinger Land vorerst abgeschlossen. Wangerooge Am 21.05.2011 fuhren wir bei schönem Wetter auf die Insel Wangerooge. Sie ist eine Insel im niedersächsischen Wattenmeer innerhalb des gleichnamigen Nationalparks. Wangerooge ist die östlichste Insel der sieben bewohnten Ostfriesischen Inseln und mit 7,94 km² Fläche das zweitkleinste bewohnte Eiland dieser Gruppe. Sie gehört als einzige der bewohnten ostfriesischen Inseln politisch nicht zu Ostfriesland, sondern ist historisch Teil des friesischen Jeverlandes. Wichtigster Wirtschaftsfaktor der autofreien Insel ist heute der Tourismus, außerdem ist sie Nordseeheilbad. Die Insel Wangerooge ist eine Einheitsgemeinde im Landkreis Friesland in Niedersachsen und hat 923 Einwohner. Auf der Insel sind verschiedene Landschaftsarten vertreten: Strand, Dünen, Außengroden als Salzwiese und Innengroden als Marsch. Wangerooge ist der Natur ausgesetzt, das heißt, dass sie sich immer wieder verändert, sowohl von den Maßen, aber auch von der Lage. Dafür verantwortlich sind Wind- und Meeresströmungen, die zu einer West- Ost-Drift Vorlagerung der Insel führen. Helgoland Helgoland ist die am weitesten vom deutschen Festland entfernte Insel. Die Nordseeinsel liegt in der Deutschen Bucht und gliedert sich in Unter-, Mittel- und Oberland. Die bis zum Jahre 1720 bestandene Verbindung zwischen der benachbarten Insel Düne und Helgoland, wurde durch eine Sturmflut zerstört. Seit dem Jahre 1721 ist Helgoland von der Düne abgetrennt und seitdem geteilt. Die Insel war unter englischer Herrschaft, bis sie vom Deutschen Reich 1990 gegen Sansibar eingetauscht wurde. Helgoland mit seinen heute etwa 1100 Einwohnern sowie die unbewohnte Nebeninsel Düne bilden zusammen die amtsfreie Gemeinde Helgoland im Kreis Pinneberg in Schleswig-Holstein. Diese ist zwar Teil des deutschen Wirtschaftsgebiets, gehört aber weder zum Zollgebiet Europäische Union noch zum deutschen Steuergebiet und ist somit zoll- und steuerfrei. Der rote Sandstein, starke Erosion und die dadurch entstehenden Felsvorsprünge kennzeichnen die Insel. Auch die Fahne mit ihren Farben zeichnet dies aus, in dem es heißt: „Grün ist das Land, rot ist die Kant (Wand), weiß ist der Sand: Das sind die Farben von Helgoland.“ Eine große Rolle spielte die Insel im 2. Weltkrieg, da sie als Außenposten der damaligen deutschen Reichswehr diente und somit die Aufgabe hatte, britische Luftangriffe zu bekämpfen. Dadurch wurde die Landschaft Helgolands stark durch Luftangriffe umgestaltet. Am 18.April 1947 versuchten die britischen Truppen mit der bis heute größten nichtnuklearen verteilten Sprengung der Geschichte die Insel zu vernichten, dies misslang und es entstand dadurch das Mittelland, auf dem das heutige Krankenhaus steht. 3 Senckenberg‐Schule: Nordsee‐Exkursion 13.‐28. Mai. 2011 1.4 .Kursplan 13. 05. 2011 14. 05. 2011 NW 04.11 16.44 15. 05. 2011 NW 05.19 17.49 16. 05. 2011 NW 06.21 18.50 17. 05. 2011 NW 07.21 19.47 18. 05. 2011 NW 08.14 20.37 19. 05. 2011 NW 08.59 21.21 20. 05. 2011 NW 09.41 22.04 21. 05. 2011 NW W'ooge Ost NW 09.51 22.16 22. 05. 2011 NW 10.57 23.26 23. 05. 2011 NW Helgoland NW 11.09 23.46 24. 05. 2011 NW Helgoland NW 11.51 --.-25. 05. 2011 NW Helgoland NW 00.32 12.42 26. 05. 2011 NW Helgoland NW 01.27 13.45 27 05. 2011 NW Helgoland NW 02.32 14.56 28. 05. 2011 10.00 Abfahrt mit Bus vom Universitätshof (Fernheizwerk) 09.00 Einführung I. Teil Anschl. Deichexkursion und Hafenrundgang 09.00 Einführung II. Teil 12.30 Busfahrt durch Friesland mit Fixpunkten: Jever, Hohenkirchen, Minsen, Elisabethgroden, Carolinensiel, Neuharlingersiel 09.00 Besuch der Seeschwalben-Kolonie am Banter See 14.00 Wattenexkursion nach Crildumer Siel, Führung: Dr. A.Wehrmann Anschl. Auswertung des gesammelten Materials 09.00 Auswertung des Materials der Wattenexkursion 16.30 Nachbesprechung der Ergebnisse 09.00 Ausfahrt mit F. K. "SENCKENBERG" Arbeiten mit Kastengreifer nach REINECK, und Van Veen-Greifer 15.30 Bearbeitung der Proben 19.00 Nachbesprechung der Exkursionergebnisse 09.00 Ausfahrt mit F. K. "SENCKENBERG" Arbeiten mit Baumkurre, Ringdredge und Planktonnetz 16.30 Bearbeitung der Proben 19.00 Nachbesprechung der Exkursionergebnisse 09.00 Sedimentologisches Methodenpraktikum (Dr. Bartholomä) 14.30 Auswertung der Proben vom Vortag, ggf. weitere Nacharbeiten 11.00 Abfahrt zur Exkursion zur Düneninsel Wangerooge Bäderschiff ab Harle: 12.30, Bäderschiff ab Wangerooge: 17.00 Rückkehr gegen 19.30 Uhr 10.30 Exkursion nach Vareler Hafen (Brackwasser) und Dangast (pleistozäne Sande und Sielgeschichte) 07.30 Abmarschbereit, letzte Reinigungsarbeiten ! 08.00 Abfahrt mit Bus nach Cuxhaven 10.30 Abfahrt von „Alte Liebe“ nach Helgoland mit Bäderschiff 14.30 Inselrundgang mit Oberland, Vogelfelsen 07.00 Ausfahrt Uthoern 11.00 Auswertung 18.00 Nachbesprechung 09.00 Einführung in die Ökologie des Felslitorals 10.00 Strand- und Felswattexkursion 14.30 Auswertung des gesammelten Materials 18.30 Nachbesprechung der Exkursionsergebnise 09.00 Dünenexkursion 14.00 Auswertung und Nachbesprechung 16.30 Besuch der Vogelwarte Helgoland 10.00 Aquariumsführung 15.30 Rückfahrt nach Cuxhaven 18.30 Ankunft und Busfahrt nach Wilhelmshaven (Ankunft ca. 20.00 Uhr) 08.00 Rückfahrt von Wilhelmshaven nach Frankfurt 4 Senckenberg‐Schule: Nordsee‐Exkursion 13.‐28. Mai. 2011 2. Geologie und Sedimentologie des Exkursionsgebietes TIM NIGGEMEYER 2.1. Geologische Einheiten auf der Fahrtstrecke nach Wilhelmshaven Der Taunus ist der südöstlichste Teil des Rheinischen Schiefergebirges und bildet mit dem Großen Feldberg dessen größte Erhebung. Er wurde im Verlauf der variskischen Orogenese im Karbon aufgefaltet und verfügt im Vordertaunus über metamorphe Gesteine unterschiedlichen Alters und den Taunusquarzit des Devons. In der Wetterau sind tertiäre Süßwasserablagerungen im Münzenberger Blättersandstein aus dem Unter-Miozän überliefert. Die fossile Flora deutet auf ein subtropisches Klima hin. Die Rockenberger Schichten beinhalten Sandrosen (Gips) und strandnahe Sande, die in Sandgruben abgebaut wurden. Unter dem „Wetterauer Tintenfass“, wie die Burg Münzenberg genannt wird, sind tertiäre Vulkanite, die im Zuge des Vogelsberg- Vulkanismus entstanden sind, aufgeschlossen. Westlich des Gambacher Kreuzes befinden sich die Giessener Grauwacke aus dem Unter-Karbon und der exotische Andreasteich-Quarzit aus dem Ordovizium. Mittel und Ober-devonische Riffkalke, die sich auf den Vulkaniten des Schalstein-Vulkanismus aufgebaut haben, befinden sich in der Lahnmulde in der Nähe des Wetzlarer Kreuzes. Die Hörre-Zone an der Abzweigung zu Sinn ist für die Conodontenstratigraphie von Bedeutung. Die Dillmulde verdeutlicht die transgressive Tendenz im Verlaufe des Unter- bis Ober-Devons in Form von immer pelagischeren Verhältnissen; die Abfolge schließt mit Diabasen aus dem Unter-Karbon ab. Brachiopoden als Leitfossilien für das Unter-Devon lassen sich in den Siegener Schichten im Siegerland finden. Vergleichbar zur Lahnmulde gibt es hinter Olpe die Attendorn-Elsper Doppelmulde mit Sandsteinen, Riffen und Stromatoporen aus dem Mittel-Devon. Ober-karbonische Steinkohle mit fossilen Riesenlibellen und Riesentausendfüßlern befindet sich bei Halle-Vorhagen. Marine Ober-Kreide lagerte sich am Kamener Kreuz, im Bereich der subvaristischen Saumsenke und im Münsterschen Kreidebecken ab. Um Münster herum befinden sich fruchtbare Böden mit eiszeitlichen Lößablagerungen. Der Teutoburger Wald besteht aus Ober-Kreide, jurassischen und Muschelkalkablagerungen. Nördlich von Osnabrück erstreckt sich die Norddeutsche Tiefebene. Sie ist eine Altmoräne der Saale-Kaltzeit mit entsprechenden periglazialen Ablagerungen (Löß, Flugsande). Hinter Oldenburg befindet sich der Ostfriesische Geestrücken, der von Gletschern der Saale-Kaltzeit geformt wurde. Diese reichten zeitweise bis an das Mittelgebirge heran. In der Umgebung von Varel befanden sich holozäne Hochmoore, die abgetorft wurden und Lauenburger Tone aus der Elster-Eiszeit, die für die Klinkerherstellung wirtschaftlich genutzt wurden. 2.2. Geologie des Exkursionsgebietes Die Nordsee hat sich als Senkungsgebiet bereits seit dem Perm, vor 240 Millionen Jahren, entwickelt und seit dem Mesozoikum immer wieder Meereseinbrüche, mit einhergehenden Sedimenteinträgen, erfahren. Die heutige Ausbildung der ostfriesischen Küstenregion geht geologisch betrachtet auf das Quartär mit seinen drei Eiszeiten und den dazwischen liegenden Warmzeiten zurück. So kam es, dass während der Saale-Eiszeit (347000-128000 Jahre vuZ) die heutige Küstenregion zeitweise komplett von Eis bedeckt war, während die Gletscher der Weichsel-Eiszeit (115000-10200 Jahre vuZ) nicht mehr bis in das Exkursionsgebiet reichten. Das Ergebnis sind die typischen Geestlandschaften. Sie bestehen aus End- und Grundmoränen aus Geschiebemergel und Sandern, die während der da zwischen liegenden Warmzeiten überprägt wurden. Die für Norddeutschland typischen Findlinge sind Eistransportergebnisse, die ihren Ursprung in Skandinavien hatten. 5 Senckenberg‐Schule: Nordsee‐Exkursion 13.‐28. Mai. 2011 Dem Geestrand vorgelagert ist die Marsch. Sie ist ein Produkt aus dem Holozän, das durch eustatische Meeresspiegelschwankungen geprägt ist. So entstanden zum Beispiel Torf bildende Moore, die sich mit den Transgressionen landwärts verlagerten. Marine Ablagerungen durch Springfluten, wie Schlick und Schill, lassen die Böden der Marsch besonders fruchtbar sein. Die Tatsache, dass der Sedimenteintrag in der Gezeitenzone größer ist als die Erosion lässt die Marsch durch Pionierpflanzen stetig anwachsen. Diese Eigenschaft hat sich der Mensch zu nutze gemacht und erschließt sich durch das Eindeichen für die Landwirtschaft ertragreiche Böden. Die gegenwärtige Dünkirchen-Transgression hat allerdings zur Folge, dass die in der Flandrischen Transgression gebildeten ostfriesischen Barriereinseln der Erosion stark ausgesetzt sind bzw. sich verlagern. 2.3. Wangerooge Wangerooge ist die östlichste bewohnte Düneninsel vor der Küste Ostfrieslands. Ihre Entstehung geht auf das Altlantikum, c.a. 7500 Jahre vor heute, zurück. In diesem wärmsten postglacialen Abschnitt des Holozäns wurden, laut der Platentheorie, nördlich des heutigen Geestrandes Sandplaten angehäuft. Diese Platen waren durch Ablagerungen erhöhte, größere Sandbänke, die bei Hochwasser nicht mehr überspült wurden. Nach Trockenfallen der Sandbänke siedelten sich Pionierpflanzen wie die BinsenQuecke an, die mit ihren Rhizomen den Flugsand festhält. Es kam zu einer Dünenentstehung. Westlich und östlich der Düneninsel findet die Entwässerung der Gezeiten durch die so genannten Seegatts statt. Im Norden befindet sich ein Sandstrand. Im Süden, dem Rückseitenwatt, entfalten sich die Salzwiesen. Durch die starke Erosion, die durch den Wind, der Gezeiten und Sturmfluten hervorgerufen wird, gehört Wangerooge zu den sich am schnellsten verlagernden ostfriesischen Inseln. Im Westen wird erodiert, im Osten sedimentiert. Dieser Vorgang verlief in den letzten 300 Jahren so schnell, dass der Ort Wangerooge zweimal aufgegeben und an östlicherer Stelle wieder errichtet werden musste. Gegenmaßnamen wie das Einzementieren der Westseite Wangerooges verlangsamen lediglich den Wanderungsprozess, können ihn jedoch nicht aufhalten. Um die Versandung des Fahrwassers in dem Jadebusen einzudämmen, die durch die West-Ostwanderung Wangerooges ausging, wurde 1906 als künstliche Sperre die Insel Minsener Oog aufgespült. 2.4. Helgoland Der Inselkomplex Helgoland besteht aus der Hauptinsel und der von ihr getrennten Düne und liegt etwa 40km vom Festland entfernt in der Deutschen Bucht. Die Felsinsel ist auf einem Zechsteinsalzkissen (Ober-Perm) gebettet, welches auf Ablagerungen von Steinsalz, Gips und Dolomit in einem abgeschlossenen Randmeer-Becken schließen lässt. Im Tertiär während der alpidischen Gebirgsbildung wurden diese Evaporite unter ansteigendem Auflastungsdruck plastisch verformt und und drangen an Störungszonen auf, sodass die darüber liegenden Buntsandstein- und Muschelkalkformationen nord-östlich des Zechsteinsattels, dem so genannten Görtel, heraus gehoben wurden. Aufgeschlossen an der Nord-Westseite der Insel ist die Formation des Mittleren Buntsandsteines. Der Mittlere Bundsandstein besteht aus sandigem Material, das auf Sedimenteintrag von der Rheinischen Insel her zurückzuführen ist. In den überwiegend rot gefärbten Abfolgen finden sich die hellen Katersandlagen. Versteinerte Trockenrisse und Wellenrippeln weisen auf ein semiarides Klima mit periodischem Niederschlag hin. Der instabile Sandstein ist der Verwitterung sehr anfällig und unterteilt das Kliff in Felsvorsprünge, Buchten, Felsbögen und Felstürmen. Der bekannteste Felsturm ist die so genannte „Lange Anna“. Der einzige Fund des Amphibiums Parotosaurus helgolandiae wurde in dieser Formation getätigt, dessen Holotyp während der Zeit des 2. Weltkrieges verschollen ist und von dem heute nur noch ein Abguss existiert. Der Obere Buntsandstein liegt zwischen der Insel und der Düne unter Wasser. In ihm ist das Vordringen des Meeres in das Germanische Becken durch Mergel-, Tonstein-, Gips- und Salzeinlagerungen zu erkennen. 6 Senckenberg‐Schule: Nordsee‐Exkursion 13.‐28. Mai. 2011 In der Mittleren Trias, dem Muschelkalk, brach das Tethysmeer von Süden her in das zeitweise abgeschlossene Becken ein. Es entstanden Ablagerungen unter Meeresbedeckungen (Gipslagen, Kalke), die den größten Teil der heutigen Düne ausmachten und ebenfalls durch das Zechsteinkissen ein Kliff gebildet haben, welches aber im Mittelalter im großen Maßstab zur Kalkgewinnung abgetragen wurde. Zwischen der Oberen Trias bis hin zur untersten Unterkreide gibt es eine Schichtlücke, die darauf schließen lässt, dass Helgoland zu der Zeit Landfläche war oder die Schichten erodiert wurden. Die heutige Theorie beruht auf einen Kompromiss aus beiden Möglichkeiten. Durch einen Meeresspiegelanstieg während der restlichen Kreidezeit wurden weitere marine Sedimente (Kalke, Schreibkreide und Feuerstein-Lagen) östlich vor und auf der Düne abgelagert. Dort lassen sich fossile Brachiopoden, Mollusken, Stachelhäuter und Mosasaurierknochen finden. Durch das Aufsteigen der Salzmassen im Tertiär, der horizontalen Abschleifung durch Gletscher (Pleistozän) und des Einwirkens des Menschen (Holozän) im Quartär, hat Helgoland seine heutige Inselgestalt erhalten. versteinerte Wellenrippeln mit Trockenrissen Mittlerer Bundsandstein: unten Volpriehausen-Folge, darüber Detfurth- und Hardegesen-Folge Artenliste: Fossilien Porifera: Porifera indet., Ober-Kreide, FO: Düne Aulaxinia sulcifera, höhere Ober-Kreide, FO: helgoländer Nordstrand Pelecypoda (=Bivalvia): Pelecypoda indet., Muschelkalk, FO: Helgoländer Nordstrand Inoceramus sp., Ober-Kreide, FO: Düne Cephalopoda: Belemnoidea indet., Unter-Kreide, FO: Düne und helgoländer Nordstrand Echinodermata: Echinoidea sp., Ober-Kreide, FO: Düne Galerites sp., Ober-Kreide, FO: Helgoländer Nordstrand Ichnofossilien: Skolithos, wahrscheinlich tiefstes UnterKambrium (Geschiebe), FO: Düne Quelle: FÖRSTER, M.-B. et al., 2000: Felseninsel Helgoland ein geologischer Führer. 7 Senckenberg‐Schule: Nordsee‐Exkursion 13.‐28. Mai. 2011 Geologische und morphologische Übersicht über die Helgoländer Klippe 8 Senckenberg‐Schule: Nordsee‐Exkursion 13.‐28. Mai. 2011 3. Nordsee- Flora THURE DALSGAARD & HENRIK ELSEN 3.1. Einleitung Die Nordsee ist in ihrer Biologie ein extremer Lebensraum. Zum Einen ist der starke Salzeintrag durch das Meer ein einschränkender Faktor, jedoch hat der Nährstoffgehalt durch den eingetragenen Schlick eine positive Wirkung. Die gesamte Flora der Nordsee ist durch den Menschen erheblich beeinträchtigt, was das Beispiel der Salzwiesen deutlich zeigt. Zwar verhindert der Deichbau das Überfluten des Landesinneren, jedoch wird auch gleichzeitig die Ausbreitung der Salzwiese eingedämmt. Den größten Einfluss auf die Vegetation hat das Meer. In manchen Bereichen der Küste wird der Pflanzenbewuchs bis zu zweimal täglich überflutet und wieder trocken gelegt. Hinzu kommt der Einfluss von Süßwasser durch starke Regenfälle, das komplette Austrocknen im Sommer und gelegentlich die Bedeckung durch Eis im Winter. 3. 2. Deichflora Der Deich ist künstlichen Ursprungs und bietet den Pflanzen im unteren Teil nur wenige Verankerungsmöglichkeiten wie lockeres Sediment oder Schlick. Im Allgemeinen ähnelt die Flora des Deichfußes stark der einer Salzwiese, auch wenn der künstliche Untergrund und die erhöhte Position die Besiedlung erschwert. Solche Lebensräume haben wir in Wilhelmshaven kennengelernt. Zu den häufigsten Algenarten gehören sowohl der Meersalat (Ulva lactuca) als auch Spiraltang (Fucus spiralis) und der Blasentang (Fucus vesiculosus). Betrachtet man die flacheren Bereiche des Deiches in der Nähe der alten Hafeneinfahrten findet man hauptsächlich kleine, eher krautige Pflanzen wie den Queller (Salicornia europea), das StrandMilchkraut (Glaux maritima) oder den Strand - Wegerich (Plantago maritima). Hier lassen sich noch einige weitere, sehr charakteristische Pflanzenarten finden, die meist auch in der Salzwiese vorkommen. Dazu gehören: Strandflieder (Limonium vulgare) Portulakmelde (Halimione portulacoides) Strand-Beifuß (Artemisia maritima) Für die Deichflora charakteristische Pflanzenarten: Pfeilkresse (Lepidium draba) Salz-Schuppenmiere (Spergularia salina) Gewöhnlicher Hornklee (Lotus corniculatus) Rotalgen: Zarter Fadentang (Polysiphonia urceolata) Polysiphonia cf. violacea Rote Hornalge (Ceramium rubrum) 9 Senckenberg‐Schule: Nordsee‐Exkursion 13.‐28. Mai. 2011 3.3. Salzwiesen Bei den Salzwiesen handelt es sich um einen sehr spezifischen Lebensraum im Bereich des Übergangs vom Watt zum Deich. Zwar beginnt die eigentliche Salzwiese erst ab der sogenannten Abbruchkante, der Meeresgrenze bei normalem Hochwasser, jedoch lassen sich bereits in der vorgelagerten Verlandungszone im Watt erste Pflanzenarten finden. An erster Stelle wächst der Queller (Salicornia europea), eine kleine, stark sukkulente Pflanze, die die Fähigkeit entwickelt hat, aufgenommenes Salz einzulagern. Mit dem ersten Bewuchs des Quellers beginnt auch die verstärkte Ablagerung von feinem Sediment, Tier- und Pflanzenteilen, was allgemein als Schlick zusammengefasst wird. Der Schlick "wächst" langsam in die Höhe, die Überflutungshäufigkeit nimmt ab, was anderen Pflanzenarten die Möglichkeit gibt sich dort anzusiedeln. Betrachtet man also die Salzwiese im Ganzen, erkennt man schnell, dass diese ein entscheidender Faktor in der natürlichen Landgewinnung ist. Zur Flora der Verlandungszone gehört auch das Schlickgras (Spartina townsendii), das nicht sukkulent ist, aber spezielle Salzdrüsen besitzt und somit aufgenommenes Salz wieder ausscheidet. Hat sich ausreichend Schlick aufgelagert, beginnt die erste Zone der Salzwiese. Die Salzwiese ist in drei Zonen eingeteilt: die untere, mittlere und die obere. Diese werden nach der Anzahl der Überschwemmungen im Jahr charakterisiert und beheimaten alle jeweils eigene HauptPflanzenarten. Zwar hat jede Zone ihre eigenen speziellen Arten, jedoch gibt es keine abgrenzenden Linien und die Zonen gehen ineinander über, da der Bewuchs abhängig der Schwankungen der Tiden ist. Betrachtet man die Pflanzenarten der einzelnen Zonen genauer, lässt sich sofort erkennen, dass die Pflanzen der unteren Zone, eine höhere Sukkulenz aufweisen als diejenigen, die in den höheren Zonen wachsen. Diese Sukkulenz lässt sich durch die erhöhte Überschwemmungsrate und somit dem erhöhten Salzgehalt erklären. Jedoch gibt es noch weitere Anpassungen an den starken Salzgehalt, wie spezielle Salzdrüsen oder das Einlagern von Salz in den untersten Blättern, die dann abgeworfen werden (Aster tripolium). Untere Salzwiese (Salicornieutum europeae) Anzahl der Überflutungen im Jahr: ca. 300 Höhe über dem Meeresspiegel bei NN: 0 -> 35cm Queller (Salicornia europea), Meerstrand- Andel (Puccinellia maritima) Strandflieder (Limonium vulgare) Portulakmelde (Halimione portulacoides) Strandaster (Aster tripolium) Strand-Beifuß (Artemisia maritima) Strandsode (Suaeda maritima) Queller (Salicornia europea) 10 Senckenberg‐Schule: Nordsee‐Exkursion 13.‐28. Mai. 2011 Mittlere Salzwiese (Puccinellietum maritimae) Anzahl der Überflutungen im Jahr: ca. 100 Höhe über dem Meeresspiegel bei NN: 35 -> 50cm Meerstrand- Andel (Puccinellia maritima) Rotschwingel (Festuca rubra) Meer- Dreizack (Triglochin maritimum) Strandmelde (Atriplex littoralis) Spiessmelde (Atriplex hastata) Meerstrand- Andel (Puccinellia maritima) Obere Salzwiese (Festuceutum rubrae) Anzahl der Überflutungen im Jahr: ca. 40-70 Höhe über dem Meeresspiegel bei NN: 120cm Rotschwingel (Festuca rubra) Strand- Aster (Aster tripolium) Löffelkraut (Cochlearia officinalis) Strand-Milchkraut (Glaux maritima) Rotschwingel (Festuca rubra) 11 Senckenberg‐Schule: Nordsee‐Exkursion 13.‐28. Mai. 2011 3. 4. Algen am Helgoländer Nordstrand – Rotalgen – – – – Grünalgen – – – Delesseria sanguinea – Seeampfer – Mehrjährige Rotalge mit knorpeliger, fester Grundachse, von der zahlreiche karmin- bis purpurrote, gestielte, flächige, leicht gewellte, aber meist ganzrandige Blattgebilde ausgehen. Gegen Saisonende meist stark zerfetzt und überwachsen. Polysiphonia unceolata – Zarte Fadenalge – Zarte, stark büschelig verzweigte Rotalge, meist kräftig hell- bis weinrot. Größere Seitenzweige am Grunde zu seilähnlichen Strängen verdreht, sehr weich. Chondrus crispus – Knorpeltang – Formenreiche Rotalge, dunkel- bis braunrot, ziemlich fest. An der Basis rundlich bis zusammengedrückt, weiter oben flach und im Umriss breit fächerförmig, mehrfach gabelig geteilt, randlich verdickt, an den Enden oft auffällig kraus. Ulva compressa – Darmtang – Kräftig grüne Alge, etwa 0,2 – 1 cm im Durchmesser, meist unverzweigt. Im feuchten Zustand sehr glitschig. Ulva lactuca – Meersalat – Kräftig grüner, ziemlich formreicher Tang; besteht nur aus zwei Zellschichten und ist daher häutig dünn, dabei jedoch ziemlich fest. Blattartig flach, oft in einzelne buchten aufgeteilt und am Untergrund mit einer kleinen Haftscheibe befestigt. Braunalgen – – – – – Fucus spiralis – Spiraltang – Mehrjährige Braunalge mit Mittelrippe, gelb bis olivbraun, ledrig. Zweige 1-3 cm breit, am Rand glatt, zu den Enden meist spiralig gedreht. Fucus vesiculosus – Blasentang – Formreiche, mehrjährige, gabelig verzweigte Braunalge mit flachen, glattrandigen Verzweigungen; diese mit mittelrippe und einzelnen oder paarigen Blasen. Endständige Rezeptakel meist gabelig, flach und länglich. Fucus serratus – Sägetang – Mehrjähriger, ziemlich kräftiger Tang. Alle Verzweigungen in einer Ebene, 1-2 cm breit; mit Mittelrippe und erst nach Trocknung erkennbaren weißen Haargruben besetzt. Laminaria saccharina – Zuckertang – Große, derbe Braunalge mit gabelig verzweigter Haftkralle, kurzem, biegsamem Stiel und bis zu 10-30 cm breitem Phylloid, anfangs gelb- später dunkelbraun Laminaria hyperborea – Palmentang – Mehrjähriger, kräftiger Tang mit wenig biegsamem Stiel und derbem, streifig 12 Senckenberg‐Schule: Nordsee‐Exkursion 13.‐28. Mai. 2011 – – – aufgeschlitztem Phylloid, im Übergang zum Stiel herzförmig ausgerandet. Stiel 30-120 cm, Blattorgan 50-150cm lang und 50-70 cm breit, dunkelbraun, glänzend. Halidrys siliquosa – Schotentang – Mehrjährige, recht kräftige Braunalge, oliv- bis hellbraun,stark verzweigt. Seitenäste 1-4mm breit, Zweigenden abgeflacht, mit 1-4 cm langten, gekammerten Gasblasen. Endständige Rezeptakel ähnlich, jedoch ohne Kammern. Sargassum muticum – Beerentang – Mehrjährige Braunalge mit drehrunder, bis zu 4 mm dicker Hauptachse und büscheligen Seitenzweigen. Zweigenden mit 3-8 mm langen, Blattartigen Abschnitten, an deren Ästchen mit 2-3 mm dicken, kugeligen Schwimmblasen. Desmarestia aculeata – Stacheltang – Ziemlich derbe Braunalge mit reich verzweigten Achsen, diese an der Basis rundlich, zur Spitze hin deutlich abgeflacht, etwa 1-2 mm breit, dunkel- oder goldbraun. Im Frühjahr dicht mit ungefähr 5 mm langen Haarbüscheln, im Sommer nur mit kurzen, stachelig, dornartigen Seitenzweigen. 3.5. Auf Helgoland gesehene Pflanzen – Honkenya peploides – Salzmiere – Stängel entweder liegend und an den Knoten wurzelnd oder aufsteigend bis aufrecht, dicht gegenständig beblättert. Blätter kahl, leicht glänzend, oval, spitz , sitzend. Die Pflanze erträgt übersanden ohne Probleme. – Ammophila arenaria – Strandhafer – Mehrjähriges Gras mit tief reichendem, reich verzweigtem Wurzelwerk. Blätter um 3 mm breit, Ziemlich starr, eingerollt kahl, glatt, hängen bogig über und berühren mit der Borstenspitze den Sand. Beta maritima – Wilde Rübe – Zwei- bis mehrjährige, ziemlich kräftige Pflanze mit liegenden oder aufrechten, ästigen Stängeln. Blätter überwiegend in dichter, grundständiger Rosette, lang gestielt, oberseits glänzend dunkelgrün, fest und fleischig. Von dieser Wildpflanze stammen Zucker- und Futterrübe, Rote Beete und Mangold ab. 13 Senckenberg‐Schule: Nordsee‐Exkursion 13.‐28. Mai. 2011 – Brassica oleracea – Klippenkohl – Mehrjährige, stattliche Pflanze, an der Basis leicht verholzt. Blätter länglich oval, dickfleischig. Der Klippenkohl ist die Stammpflanze der zahlreichen Kultursorten von Kohl. Die Helgoländer Exemplare sind vermutlich Rückkreuzungen mit einer der Kulturpflanzen. Rosa pimpinellifolia – Dünenrose – Ohne Blüte nur wenige auffallender Strauch mit dünnen, bogigen, etwas ungleich bestachelten Zweigen. Blätter dunkelgrün, kahl, unpaarig gefiedert. Blüten Weiß bis leicht rötlich. Rosa rugosa – Kartoffelrose – Dichtverzweigter, sommergrüner Strauch. Zweige kräftig, sehr dicht mit langen, geraden Stacheln besetzt. Blätter grubig-runzelig, oberseits dunkelgrün, leicht glänzend, unterseits graugrün. Ursprünglich in Sibirien beheimatet, im 2. WK als Sichtschutz angepflanzt, seitdem weit verbreitet und verdrängt die Dünenrose. 14 Senckenberg‐Schule: Nordsee‐Exkursion 13.‐28. Mai. 2011 – Hippophae rhamnoides – Sanddorn – Zweihäusiger Strauch oder kleiner Baum. Zweige bedornt, Blätter schmal-linealisch, kurz gestielt, oberseits graugrün, unterseits silbrigweiß, mit schuppenförmigen Sternhaaren. Aus Sanddorn lassen sich viele Sachen herstellen, wie z.B. Gelee oder Likör. – Lepidium draba – Pfeilkresse – Die Pfeilkresse wächst als ausdauernde, krautige Pflanze und erreicht Wuchshöhen von 30 bis 60 cm. Die Stängel sind meist aufrecht, kräftig, am Grund mehr oder weniger dicht und anliegend grauhaarig, oberwärts kahl und im Blütenstandsbereich verzweigt. 3. 6. Dünenvegetation von Wangerooge Eine Düne kann in verschiedenen Entwicklungsstadien auftreten, die durch ihren Pflanzenwuchs und ihren Nährstoffgehalt gekennzeichnet sind. Sie ist auch ein natürlicher Deich. Vordüne: Als Vordüne bezeichnet man ERstlingsdünen zwischen Spülsaum und Dünengürtel. Er hat einen hohen Feuchtigkeitsgehalt, ist im Vergleich zum Spülsaum aber weniger salz- und nährstoffhaltig. Hier finden sich noch salztolerante Pflanzen. Binsen-Quecke Elymus farctus Diese Art verfestigt durch ihre weit verzweigten und robusten Rhizome den Boden und hält Flugsand fest. Hierdurch ist sie an der Entstehung der Vordünen beteiligt. Salzmiere Honckenya peploides Die fleischigen Blätter ertragen kurzfristige Überflutungen von Salzwasser, zerstreut im Dünensand Vorkommen: Nord und Westeuropa 15 Senckenberg‐Schule: Nordsee‐Exkursion 13.‐28. Mai. 2011 Weißdüne: Die Weißdüne oder auch Haldendüne ist oft mehrere Meter hoch und besteht aus reinem Quarzsand. Hier sind erste Anzeichen der Bodenbildung erkennbar, es bleibt aber bei einem Rohboden mit geringem Nährstoffgehalt. Daher ist sie nur zu 10–30 % mit Pflanzenbewuchs bedeckt. Strandhafer Ammophila arenaria Rhizombildende, krautige Pflanze mit Wuchshöhen zwischen 20 und etwa 130cm. Die Halmknoten sind kahl, die Blattspreiten sind zugespitzt, lang und schmal. Vorkommen: 3 Arten an den Küsten Europas, Nordafrikas und Nordamerikas. Strandroggen (Blauer Helm) Leymus arenarius Der Blaue Helm wächst zusammen mit den Dünen hoch und befestigt dabei den Sand. Er ist leicht stickstoffliebend und erträgt Salz. Vorkommen: In gemäßigten Zonen der nördlichen Hemisphäre mit nur noch einer weiteren Art in Argentinien. Stranddistel Eryngium maritimum Stengel kräftig, stark ästig, es kommt dadurch zur Bildung von halbkugeligen Büschen, ganze Pflanze bläulich bereift Verbreitung: Küsten in Europa Graudüne: Aus der Weißdüne geht die flachere Graudüne hervor. Ihre Hangneigung beträgt nur 20 %. Die Bodenentwicklung ist schon fortgeschritten (AC-Boden) und somit hat die Graudüne den reichsten Vegetationsgürtel des gesamten Dünenbereiches. Die Flächendeckung beträgt hier bis zu 90 %. Kartoffel-Rose Rosa rugosa Sie hat kurze, starke Stacheln und ein typisches, runzliges, kartoffelartiges Laub. Ihre Hagebutten sind sehr groß. Die Rosa rugosa ist winterhart, salzverträglich und anspruchslos. Sie wächst auch auf sandigen, armen Böden, auch in windigen Lagen. Ihre Blüten erscheinen von Juni - September und haben einen leichten Duft. Rosa rugosa bildet etwa 1,50 m hohe Sträucher, die sich oft durch Wurzelschösslinge weiter ausbreiten. Ihre Blätter sind 8 bis 15 cm groß, etwa 6 bis 8 cm Durchmesser. Bibernellblättrige Rose Rosa pimpinellifolia Die Bibernell-Rose ist ein Strauch der Wuchshöhen von 30 bis 180 Zentimeter erreicht und sich auch durch unterirdische Ausläufer ausbreitet. Die bräunlichen Zweige sind dicht und etwas ungleich mit geraden, selten gekrümmten fünf bis acht Millimeter langen Stacheln und derben, spitzen Borsten besetzt. Die Blütentriebe haben weniger und kürzere Stacheln als die Haupttriebe. Die matt- bis dunkelgrünen und unbehaarten Laubblätter sind (fünf bis) sieben bis elfteilig gefiedert. 16 Senckenberg‐Schule: Nordsee‐Exkursion 13.‐28. Mai. 2011 Doldiges Habichtskraut Hieracium umbellatum Das Doldige Habichtskraut erreicht eine Wuchshöhe von 50 bis 120 Zentimetern. Es bevorzugt mäßig frische bis mäßig trockene Böden, die kalkarm und nicht zu feinkörnig sind. Vorkommen: Europa, Nordasien und Nord-Amerika. Braundüne Die Böden der Braundünen sind durch eine Auslaugung und Verheidung gekennzeichnet. Im Gegensatz zu den jüngeren Weiß- und Graudünen ist hier das Carbonat weitestgehend ausgewaschen. Die fortschreitende Bodenversauerung unter Einfluss von Niederschlägen und Huminsäuren bedingt eine Versauerung der Böden. Typische Vegetation: Heidekräuter: Besenheide (Calluna vulgaris), Glockenheide (Erica tetralix) und Krähenbeere (Empetrum nigrum). Sanddorn Hippophaë rhamnoides Strauchförmige Wuchsform die bis zu 6m groß werden kann. Die Zweige bilden verdornte Kurztriebe aus die bronzefarben bis hin zu silbergrau werden können. Vorkommen: An Gebirgsbächen und auch bis auf 5000 m. Bekannt auch als Pionierpflanze in Steppen und an küstennahen Dünen. An den Küsten der Nordund Ostsee ist der Sanddorn eine häufig gesehene Pflanze. 17 Senckenberg‐Schule: Nordsee‐Exkursion 13.‐28. Mai. 2011 Vegetationskarte von Helgoland 18 Senckenberg‐Schule: Nordsee‐Exkursion 13.‐28. Mai. 2011 4. Das Schwemmwatt MAREN SMIATEK & ANNA BELZ 4.1. Das Wattenmeer: Seit Juni 2009 zählt das Wattenmeer zu den von der UNESCO ausgezeichneten Weltnaturerbestätten. Neben dem eigentlichen Watt zählen auch Salzwiesen und angrenzende Dünen zu diesem Gebiet. Die Vielzahl der dort lebenden Arten zeichnen sich durch ihre besondere Fähigkeit aus unter den schnell schwankenden und extremen Lebensbedingungen (Temperatur, Wasserbedeckung) ihre Populationen zu halten. 4.2. Die Küstenzonen am Meer: Der Meeresspiegel schwankt je nach Gezeitenstand. Den Nullpunkt für alle Messungen bildet das Mittelwasser des Amsterdamer Pegels (= NormalNull, NN). 1. Supralitoral / Spritzwasserzone: Dies ist die Verlandungszone. Sie liegt über dem Meeresspiegel und wird nur bei Springtiden und oder Sturmfluten überschwemmt. 2. Eulitoral / Gezeitenzone: Sie liegt zwischen Hoch- und Niedrigwasserlinie und wird stark von Ebbe und Flut geprägt. 3. Sublitoral / Dauerflutzone: Diese Zone liegt unterhalb des Meeresspiegels und ist ständig überflutet. 4.3. Die Gezeiten: Unter den Gezeiten, auch Tide genannt, versteht man Ebbe (Zeitraum des Tidenfalls) und Flut (Zeitraum des Tidenstiegs). Hierbei wirken die Anziehungskraft des Mondes auf der mondnahen Seite, sowie die Fliehkraft der Erde auf der mondfernen Seite auf der Erdoberfläche. Der Tidenhub (Differenz zwischen Hoch- und Niedrigwasser) liegt an der deutschen Nordseeküste bei ca. 3,50 m und dauert in etwa 6 Stunden. Der komplette Zyklus, des Flutberges um die Erde braucht 24 Std. 50 Min. So entstehen zweimal täglich Ebbe und Flut. Liegen Sonne, Mond und Erde auf einer Linie, kommt es zu einer Springtide, bei der die Flut besonders hoch ist und die Ebbe besonders niedrig. 19 Senckenberg‐Schule: Nordsee‐Exkursion 13.‐28. Mai. 2011 Genau das Gegenteil geschieht, wenn Mond und Sonne im 90° Winkel zur Erde stehen. Der Tidenhub ist dann besonders gering. Dieser Fall nennt sich Nipptide. MSpTHWL: Mittlere Springtide Hochwasserlinie MTHWL: Mittlere Tide Hochwasserlinie MNpTHWL: Mittlere Nipptide Hochwasserlinie MNpTNWL: Mittlere Nipptide Niedrigwasserlinie MTNWL: Mittlere Tide Niedrigwasserlinie MSpTNWL: Mittlere Springtide Niedrigwasserlinie 4.4. Das Schwemmwatt: Das Schwemmwatt wird in 3 Zonen unterteilt. 1) Das Schlickwatt 2) Das Mischwatt 3) Das Sandwatt 20 Senckenberg‐Schule: Nordsee‐Exkursion 13.‐28. Mai. 2011 1) Das Schlickwatt: Es zeichnet sich durch sehr feines Sediment, wie Ton und Silt, und den geringsten Sauerstoffgehalt aus. Durch die helle Sedimentfärbung an der Oberfläche kann man die dünne sauerstoffreiche Schicht erkennen. Darunter ist das Sediment schwarz. Im Schlick wird das Wandern durch tiefes Einsinken erschwert, dies besonders im stark durchwässerten suppigen Schlickwatt, wo auch die Schichtung nicht so gut erkennbar ist. Typischer Vertreter hier ist Scrobicularia plana (Pfeffermuschel). Das lagebeständige Schlickwatt weist die Schichtung auf und ist weniger durchwässert. Dadurch können Tiere dort ihre Gänge bauen. Sie ernähren sich unter anderem von den zahlreichen Diatomeen, die auf dem Schlick siedeln und, wie auch andere Mikrofauna die die Fläche stabilisieren. Typischer Vertreter hier ist Corophium volutator (Schlickkrebs). 2) Das Mischwatt Es ist die Übergangsform vom Schlick- zum Sandwatt, in der das Sediment ein wenig gröber wird. Typischer Vertreter hier ist Pygospio elegans. 3) Das Sandwatt Es zeichnet sich durch grobes Sediment aus und hat den höchsten Sauerstoffgehalt der 3 Zonen. Zudem findet sich im Boden wenig organisches Material, was dazu führt das der Bereich sehr artenarm ist. Typischer Vertreter hier ist Arenicola marina (Pierwurm). 4.5. Auswertung Wattenexkursion: Am Montag, den 16.05.2011 hat unsere Gruppe eine 3 Stündige Wattenexkursion nach Crildumer Siel unter der Führung von Dr. A. Wehrmann unternommen. Die Temperatur betrug etwa 13°C, es war windig und regnerisch. Davor war es allerdings viele Tage sehr trocken, sodass wir nicht allzu tief im Schlick eingesunken sind. Wir haben Proben mit der Hand, mit Keschern und mit dem Stechkasten genommen. Folgende Arten haben wir gesammelt: Klasse: Oligochaeta Polychaeta Crustacea Gastropoda Bivalvia Gattung Art: Peloscolex benedeni Arenicola marina (Pierwurm) Heteromastus filiformis (Kotpillenwurm) Neanthes succinea Carcinus maenas (Gew. Strandkrabbe) Corophium volutator (Schlickkrebs) Elminius modestus (Austral. Seepocke) Hemigrapsus sp. (? sanguineus) Crepidula fornicata (Pantoffelschnecke) Lepidochitoma cinerea (Käferschnecke) Littorina littorea (Strandschnecke) Cerastoderma edule (Herzmuschel) Crassostrea gigas (Pazifische Auster) 21 Senckenberg‐Schule: Nordsee‐Exkursion 13.‐28. Mai. 2011 Macoma balthica (Baltische Plattmuschel) Mya arenaria (Klaffmuschel) Mytilus edulis (Miesmuschel) Scrobicularia plana (Pfeffermuschel) Im Priel: Crustacea: Mysidacea Ordnung: Pleuronectiformes Praunus flexuosus Pleuronectes platessa (Scholle) Mit dem Stechkasten haben wir eine quantitative Probe auf einer Fläche von 0,016 m² gesammelt (Faktor: 62,5 auf 1 m²), mit folgendem Ergebnis: Gattung Art: Crangon crangon Pygospio elegans Macoma balthica Hediste diversicolor Peloscolex benedeni Corophium volutator Hydrobia ulvae Anzahl: 1 1 1 2 2 6 388 Hochrechnung auf 1 m² 62,5 62,5 62,5 125 125 375 24 250 Annelida: Peloscolex benedini : Haut mit Warzen bedeckt; Rötlich-grau bis dunkelrot oder schwärzlich; 3,5 cm bis 5,5 cm lang; im Grundschlamm, Bodenbewuchs oder Küste Polychaeta: Arenicola marina (Pierwurm): 3 Körperabschnitte: vorn walzig, ohne Anhänge, die Mitte mit gefiederten Kiemenbüscheln, hinten dünn und ohne Anhänge; fleischfarben, rot-braun bis fast schwarz; bis zu 30 cm lang; erkennbar durch charakteristische Sandwürste (seine Kothaufen) mit in der Nähe sichtbaren Einsturztrichtern; Umgangssprachlich als „Der Wattwurm“ oder „Pierwurm“ bezeichnet Heteromastus filiformis (Kotpillenwurm): sehr lang und dehnbar; überwiegend leuchtend tiefrot (hinten auch gelb bis grün); bis zu 12 cm lang; erkennbar durch geraden Wohngang, lebt „schnorchelnd“ (taucht zum Atmen auf), ohne Atemwasserstrom, deswegen mit Hämoglobin zur besseren Sauerstoffverteilung Neanthes succinea: Parapodien der verschiedenen Körperabschnitte unterschiedlich gestaltet; oberes Züngelchen an den mittleren und hinteren Rudern stark vergrößert, fast lanzettförmig mit scharf abgesetzter Spitze; bis zu 1 cm lang 22 Senckenberg‐Schule: Nordsee‐Exkursion 13.‐28. Mai. 2011 Crustacea: Carcinus maenas (Gew. Strandkrabbe): 5-eckiger Panzer, Laufbeine ohne Paddel und seitwärtslaufend; braun bis grün; bis zu 8 cm groß Corophium volutator (Schlickkrebs): schlanker abgeflachter Körper nach hinten verjüngt; grasgrün bis braun; bis zu 2 cm groß; frisst Diatomeen und lebt in U-förmigen Bauten; erkennbar durch pockennarbige Lebensspuren; seine Hauptbegleitart ist Hediste diversicolor Elminius modestus (Austral. Seepocke): flach, konisch mit 4 (+/-) Kalkplatten, diese am Rand leicht geschwungen, Öffnungen rhombisch mit 4 Verschlussklappen; schmutzig weiß; bis zu 1 cm groß; eingeschleppt aus Australien im 2. Weltkrieg durch Schiffsverkehr; siedeln auf jeglichem festen Untergrund Crangon crangon (Sandgarnele, Granat): bräunlich grau mit dunklen Flecken; in den Wattprielen nur Jungtiere. Gastropoda: Crepidula fornicata (Pantoffelschnecke): ovales aufgewölbtes Gehäuse, Innenraum mit heller Scheidewand; grau bis braun; bis zu 5 cm groß; eingeschleppt aus Amerika ca. 1870 Lepidochitoma cinerea (Rändel-Käferschnecke): flach, mit 8 feingeschuppten Rückenschildern; variabler Farbton, oft gemustert oder gestreift; häufigste Käferschneckenart im Wattenmeer; haftet mit Saugfuß am Boden und nährt sich von Krustenalgen Littorina littorea (Gew. Strandschnecke): kaum skulptierte Oberfläche, häufig abgewetzt durch die Brandung; außen braun, schwarz oder gelb, Innenseite glatt; bis zu 4 cm groß; in Frankreich als Speiseschnecke Hydrobia ulvae (gemeine Wattschnecke): zartes, schwach skulpturiertes Gehäuse, gelb bis braun, bis 9 mm groß, hilft bei Sedimentbildung Bivalvia: Cerastoderma edule (Herzmuschel): sehr kräftig gerippte Schalen; oft im Schill; dient als Nahrung für Fische und Vögel; kommt in Sandböden der Gezeitenzone vor, ca. 1-2 cm unter der Oberfläche, darum ist ihr Sipho sehr kurz; Hauptbegleitart von Pygospio elegans; häufig Grundlage für Miesmuschelbänke, da deren Larven auf den oft freigespülten Herzmuscheln leicht Halt finden. Crassostrea gigas (Pazifische Auster): Schalenklappen deutlich gewellt; oft im Schill; eingeschleppt, 1. Fund 1998, bis 2004 bereits 146. 000 T; kaum natürliche Feinde, Dezimierung nur durch anhaltend kalte Winter oder Krankheiten; siedelt auf Miesmuschelbänken, die dadurch absterben. 23 Senckenberg‐Schule: Nordsee‐Exkursion 13.‐28. Mai. 2011 Macoma balthica (Baltische Plattmuschel): runde Schale einseitig zugespitzt; bunte Oberfläche mit konzentrischen Farbstreifen; oft im Schill; in ca. 5 cm Bodentiefe. Mya arenaria (Klaffmuschel): kräftige ovale Klappen, die sich nie ganz schließen, die linke Klappe mit Ligamentlöffel; weiß bis cremefarben; bis zu 15 cm groß; sitzt in 25 bis 30 cm Tiefe mit entsprechend langem Sipho; Hauptbegleitart von Scrobicularia plana. Mytilus edulis (Miesmuschel): Schalenklappen kräftig gewölbt, an der Vorderseite zugespitzt, Hinterseite abgerundet; innen weiß, außen dunkelbraun bis blau-grau; nutzt Byssusfäden zur Bildung von Miesmuschelbänken z. B. auf anderen Muscheln; bedroht von der pazifischen Auster; wirtschaftlicher Nutzen als Nahrung Scrobicularia plana (Pfeffermuschel): flache zerbrechliche Schalenklappen; weiß bis dunkelgrau; in 10 bis 12 cm Bodentiefe; leicht erkennbar durch markante Lebensspuren in Form von radiär angeordneten Strahlen: Im Priel: Praunus flexuosus (Schwebegarnele): braun bis grünlich; bis zu 3 cm groß Pleuronectes platessa (Scholle oder Goldbutt): extrem abgeflachter Körper mit roten bis orangen Flecken auf dem Rücken; glatte Oberfläche, zwischen den Augen ein Kamm; bis zu 95 cm groß; Watt als Kinderstube; Speisefisch Stechkasten: Crangon crangon (Strandgarnele, Granat oder Krabbe): getreckter Körper; milchig weiß mit variabel farbigen Pigmentzellen; Weibchen bis zu 8 cm groß, Männchen nur bis zu 4,5 cm; dient diversen Arten als Nahrung Pygospio elegans (Rasenringelwurm): 2 Paar endständige zapfenförmige Cirren; gelb, rosa und grün; bis zu 1,5 cm groß; keine oberflächigen Lebensspuren, seine mit Schleimtapete ausgekleidete Wohnröhre ist dem Boden entnehmbar; ernährt sich von Diatomeen und anderer Mikrofauna Hediste diversicolor (schillernder Seeringelwurm): bis zu 12 cm lang; erkennbar durch Yförmige Wohnbauten; erzeugt darin Wasserstrom mit seinen Parapodien, der der Atmung dient; Ernährung durch Abweiden von Diatomeen von der Wattoberfläche ; Hauptbegleitart vom Corophiumvolutator. Hydrobia ulvae (Glatte Wattschnecke): zartes Gehäuse mit abgerundeter Spitze, schwache Skulptur; gelb bis braun; bis zu 6 mm groß; wichtiger Anteil der Wattenmeer-Biomasse, dient Zugvögeln und bodenlebenden Wirbellosen als Nahrung; stabilisieren das Sediment durch Schleimabsonderung beim Kriechen 24 Senckenberg‐Schule: Nordsee‐Exkursion 13.‐28. Mai. 2011 Häufig im Watt vorkommende Arten, jedoch nicht von uns gesammelt/gesehen: Lanice conchilega (Bäumchenröhrenwurm): gestreckter Körper nach hinten verjüngt, Tentakelbüschel am Kopf; gelb, rosa und bräunlich; bis zu 30 cm groß; erkennbar an auffällig verzweigten Wohnröhren über der Oberfläche Ensis directus (Amerikanische Schwertmuschel): leicht gebogene Schwertförmige Klappen; bräunlich glänzend; bis zu 16 cm lang; eingeschleppt aus Amerika 1979, innerhalb von 3 Jahren an der kompletten Watten-Küste verbreitet; graben sich senkrecht zur Oberfläche ein; bei Gefahr schwimmende Fortbewegung Quellen: Bücher: „Düne Strand und Wattenmeer“, Kosmos Naturführer, Janke und Kremer, Kosmos, Neuauflage 2010. „Exkursions Fauna Wirbellose I, Erwin Stresemann, VEB Leipziger Druckhaus, 1957. Broschüren: „Unser Nationalpark“, Herausgeber: Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer, 3. überarbeitete Auflage, 2007. „Lebensraum Watt“, Herausgeber: Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer, 2007. „Salzwiesen in Friedland“, Herausgeber: Landkreis Friesland, Jever, 1996. Andere Literatur/Quellen: Protokoll der Exkursion nach Wilhelmshaven. Senckenberg Schule. 2009 Lehrveranstaltungen: ‐ Exkursion Wilhelmshaven 2011, Vorlesung Prof. Dr. Michael Türkay. ‐ Exkursion ins Wattenmeer bei Wilhelmshaven, Vortrag Dr. A. Wehrmann. Bilder: Anna Belz (die mit Namensschildchen) http://umweltpraktika.de/images/fotos/240/w/kotpillen_vogelspur_q.jpg http://umweltpraktika.de/images/fotos/240/w/br_wurm_roehre_h.jpg http://umweltpraktika.de/images/fotos/240/w/wattwurm_h.jpg http://www.pznow.co.uk/marine/images/marine/shorecrab.jpg http://umweltpraktika.de/images/fotos/240/w/garnele_h.jpg „Unser Nationalpark“, Herausgeber: Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer, 3. Überarbeitete Auflage, 2007. „Salzwiesen in Friedland“, Herausgeber: Landkreis Friesland, Jever, 1996. 25 Senckenberg‐Schule: Nordsee‐Exkursion 13.‐28. Mai. 2011 26 Senckenberg‐Schule: Nordsee‐Exkursion 13.‐28. Mai. 2011 5. Felswatt und Felsküste GESINE KLIESCH & DOROTHEA HORAS 5.1. Allgemeines Das Felswatt und die Felsküste bilden im Gegensatz zu anderen Lebensräumen der Deutschen Bucht einen hochdiversen und einmaligen Lebensraum. Die Felsküste ist einer ständigen exogenen Dynamik ausgesetzt. Die Wasserkraft durch immerwährende Wellenaktion, Fluten und Gezeiten erzeugt andauernde Erosion des Gesteins. Es finden zermahlende, verschleißende, abbauende und umgestaltende Prozesse statt, mit gleichzeitiger Umlagerung und Verfrachtung des Lockermaterials. Die Landschaft ist gekennzeichnet durch steil abstürzende Klippen, Felsflanken, Klüfte, Brandungstore und Brandungsterrassen sowie Gezeitentümpel und Prielen. Der vor der Küstenlinie erosiv freipräparierte bloßliegende, blanke Fels bildet den anstehenden Meeresboden. Dieses Hartsubstrat ist für die meisten Organismen nur an seiner Oberfläche besiedelbar. Die dort lebenden Tiere und Pflanzen besitzen eine beachtliche ökologische Spannweite. Sie überstehen hohe Schwankungen der Salinität, sowie der Temperatur die nicht nur jahreszeitlich variieren können, sondern auch täglich innerhalb der Tidenperioden und Wetterlagen. Einige Organismen können sich chemisch oder mechanisch ins Substrat hineinbohren, andere suchen in Spalten, unter Steinen oder im Lockersediment zwischen Gesteinen Schutz und Lebensraum. Viele Arten haben sich auf eine Form der Verankerung spezialisiert, etwa durch ansaugen, ankleben, festzementieren, einkrallen oder umklammern. Andere verhalten sich epibiontisch, indem sie sich vor Austrocknung durch Algen schützen. Alle potenziellen Siedlungsräume werden ausgenutzt. Das Felswatt wird in verschiedene Zonen oder Besiedlungsgürtel gegliedert, die nach einer Leitart benannt werden. Diese Kategorisierung richtet sich nach dem Neigungswinkel der Klippe und der Ausrichtung der Brandung und kann mitunter verschieden breit sein. 27 Senckenberg‐Schule: Nordsee‐Exkursion 13.‐28. Mai. 2011 5.2. Die Zonen des Felswattes Das Felswatt wird in drei Zonen unterteilt, die jeweils von typischen Tier- und Pflanzen-Arten bewohnt werden. Jede Zone weist eine vorherrschende Charakterart auf. Die Zonen sind das Supralitoral, das Eulitoral und das Sublitoral. Die Unterteilung erfolgt aufgrund der unterschiedlichen Wasserbedeckung, die hauptsächlich durch die Gezeiten beeinflusst ist. 1. Zone: Das Supralitoral (Spritzwasserzone) Das Supralitoral ist durch den aperiodischen Wassereinfluss geprägt. Dieser unregelmäßige Wassereinfluss kommt durch Brandung und Sturm- und Springfluten zustande. Kennzeichnende Flora: Caloplaca sp. (Krustenflechte) Xanthoria sp. (Gelbflechte) Verrucaria sp. (Graue Flechte) Kennzeichnende Fauna: Clunio marinus (Zuckmücke) Bledius spectabilis (Salzkäfer) Orchestia gammarella (Fels-Flohkrebs) 2. Zone: Das Eulitoral (Gezeitenzone) Das Eulitoral ist das eigentliche Felswatt, welches durch den ständigen Wechsel der Gezeiten gekennzeichnet ist. So ist das Felswatt während der Flut mit Wasser bedeckt, bei Ebbe jedoch nicht. Dadurch sind die Organismen großen Schwankungen in Salinität, Wasserstand und Temperatur unterworfen. Das Eulitoral ist in sich aufgrund des unterschiedlichen Algenbewuchses und der Überflutungsdauer in drei Lebensbereiche geteilt. Lebensbereich Oberes Eulitoral Mittleres Eulitoral Enteromorpha-Zone, Grüne Zone Fucus spiralis-Zone Unteres Eulitoral Fucus vesiculosusZone Fucus serratus-Zone Kennzeichnende Flora Enteromorpha spp. Fucus spiralis (Darmtang,Grünalge) (Spiraltang) Porphyra umbilicalis (Rotalge), Bangia fusco-purpurea (Rotalge) Fucus vesiculosus (Blasentang) Fucus serratus Kennzeichnende Fauna Mollusca: Littorina neritoides (ZwergStrandschnecke) Annelida: Hyale sp. Mollusca: Littorina littorea (Gewöhnliche Strandschnecke), Littorina obtusata (Stumpfe Strandschnecke), Mytilus edulis (Miesmuschel) Semibalanus balanoides (Gewöhnliche Seepocke), Elminius modestus (Australische Seepocke) Mollusca: Littorina mariae (Flache Strandschnecke), Gibbula cineraria (Aschgraue Kreiselschnecke) Cnidaria: Hydralmannia falcata Bryozoa: Flustrellidra sp. Annelida: Spirobis sp. Mollusca: Littorina saxatilis (Raue Strandschnecke), Mytilus edulis (Miesmuschel), Semibalanus balanoides (Gewöhnliche Seepocke), Elminius modestus (Australische Seepocke) 28 Senckenberg‐Schule: Nordsee‐Exkursion 13.‐28. Mai. 2011 3. Zone: Das Sublitoral (Dauerflutzone) Das Sublitoral ist permanent von Wasser bedeckt und man unterteilt es in zwei Lebensbereiche. Das obere Sublitoral und das untere Sublitoral Oberes Sublitoral (Laminarien-Zone) Das obere Sublitoral wird aufgrund seines dominanten Braunalgenbewuchses auch LaminarienZone genannt. Kennzeichnende Flora: Laminaria saccharina (Zuckertang) Laminaria digitata (Fingertang) Laminaria hyperborea (Palmentang) Kennzeichnende Fauna: Stamm Cnidaria: Klasse Anthozoa, Hydrozoa Stamm Arthropoda: Klasse Crustacea Ordnung Isopoda, Amphipoda Stamm Chordata: Klasse Ascidiae Unteres Sublitoral (Rotalgenzone) Das untere Sublitoral ist durch Rotalgen gekennzeichnet. Diese Algen sind an ein Leben mit wenig Licht angepasst. Kennzeichnende Flora: Delesseria sanguinea (Blutroter Seeampfer) Bangia sp. Desmarestia aculeata (Dorniger Stacheltang) Kennzeichnende Fauna: Stamm Arthropoda: Klasse Crustacea Homarus gammarus (Hummer) Cancer pagurus (Taschenkrebs) 5. 3. Funddaten Felswattexkursion Helgoland besitzt das einzige natürliche Felswatt vor der deutschen Küste. Die Klippe besteht hauptsächlich aus Buntsandstein, den man durch künstliche Brandungsmauern vor der Erosion zu schützen versucht. Stamm Cnidaria Klasse Anthozoa Familie Actiniidae Sagartia elegans Haliplanella lineata Stamm Mollusca Klasse Gastropoda Klasse Bivalvia Klasse Polyplacophora Gibbula cineraria Littorina littorea Littorina saxatilis Littorina mariae/obtusata Littorina neritoides Mytilus edulis Venerupis senegalensis (Schill) Cerastoderma edule (Schill) Crassostrea gigas Lepidochitona cinerea 29 Senckenberg‐Schule: Nordsee‐Exkursion 13.‐28. Mai. 2011 Stamm Bryozoa Klasse Gymnolaemata Membranipora membranacea Electra pilosa Stamm Arthropoda Klasse Crustacea Ordnung Isopoda Ordnung Amphipoda Ordnung Decapoda Ordnung Cirripedia Jaera albifrons Idotea granulosa Gammarus sp. cf. locusta Galathea squamifera Carcinus maenas Hemigrapsus sanguineus Elminius modestus Semibalanus balanoides Balanus crenatus Stamm Echinodermata Klasse Ophiuroidea Amphipholis squamata Stamm Chordata Klasse Osteichthyes Cyclopterus lumpus Tarulus bubalis 30 Senckenberg‐Schule: Nordsee‐Exkursion 13.‐28. Mai. 2011 6. Plankton JOHANNA FEHL & LEA ARNOLD 6. 1. Allgemeines Unter dem Begriff „Plankton“ versteht man Lebewesen die in der Freiwasserzone (Pelagial) des Meers vorkommen. Diese können nicht aktiv gegen den Meeresstrom anschwimmen und werden nur passiv verbreitet. Im Gegensatz dazu steht das Nekton welches ebenfalls im Pelagial lebt, aber aktiv gegen die Meeresströmungen schwimmen kann. Man unterscheidet zwei Gruppen von Plankton: das Phytoplankton und das Zooplankton. Das Phytoplankton umfasst die pflanzlichen Organismen, welche als Primärproduzenten von Biomasse und Sauerstoff eine wichtige Rolle einnehmen. Man findet sie hauptsächlich in den oberen Meeresschichten (Epipelagial), da ansonsten zu wenig Lichteinstrahlung vorhanden wäre, um Photosynthese zu betreiben. Der Kompensationshorizont definiert den Bereich, an dem grade noch so viel Licht vorhanden ist, dass Pflanzen so viel produzieren können, um selbst zu überleben (also keinen Überschuss). Die drei wichtigsten Vertreter (Hauptprimärproduzenten) des marinen Phytoplanktons sind: Diatomeen → Dinophyceen → Chrysophyceen Blüte im Frühjahr; sind Nitrat (NO3-) limitiert; ist das Nitrat verbraucht, geht die Anzahl zurück Blüte nach den Diatomeen (Juli), da diese elementaren Stickstoff (N2) nutzen können; sind allerdings Phosphat (PO43) limitiert → sind das ganze Jahr über vorhanden Das Zooplankton umfasst die tierischen Organismen, welche sich als Konsumenten von dem Phytoplankton ernähren. Calanoide Copepoden stellen die Hauptprimärkonsumenten dar. Eine marine Nahrungskette ohne sie wäre unvorstellbar! Man kann das Plankton aufgrund der Lebenstegien noch in Holo- und Meroplankton unterteilen. Das Holoplankton verbringt sein gesamtes Leben im Planktons (Beispiel: calanoide Copepoda, Amphipoda), während das Meroplankton dort nur bis kurz nach dem Beenden des Larvenstadiums verweilt (Beispiel: Nauplius- und Zoёalarven von Crustaceen, Larven von Polychaeten, Eier und Larven von Fischen). Das Plankton lässt sich außerdem in eine Größenskala unterteilen: - Megaplankton - Makroplankton - Mesoplankton - Mikroplankton - Nanoplankton - Picoplankton (> 20mm) (2mm – 20 mm) (0.2mm– 2 mm) (0.02mm– 0.2 mm) (0.002mm– 0.02mm) (0.0002mm-0.002mm) 31 Senckenberg‐Schule: Nordsee‐Exkursion 13.‐28. Mai. 2011 Zum Fangen von größerem Phytoplankton wird in der Regel ein Planktonnetz mit einer Maschenweite von 300µm verwendet, während für Zooplankton eine Maschenweite von 500 µm besser geeignet ist. Die kleinste gängige Maschenweite ist 100µm mit der man Mega- bis Teile des Mikroplanktons fangen kann. Kleineres Mikroplankton und Nano- und Picoplankton gehören dem Zentrifugenplankton an. Je kleiner die Maschenweite allerdings ist, desto leichter kann das Netz „verstopfen“. Daher sollte man sich vorher überlegen, was man fangen möchte und die Maschenweite entsprechend der Größe der gesuchten Organismen festlegen. Ferner gibt es verschiedene Arten von Netzen: Planktonnetze die hinter dem Schiff hergezogen werden Schließnetze die Proben nur aus einer bestimmten Tiefe holen und Einschließen Multischließnetze die aus bis zu 10 Einzelnetzen bestehen können. Diese können separat geschlossen werden, sodass man Proben aus verschiedene Tiefen mit nur einem Fang abnehmen kann Nähere Informationen zu den Fangmethoden sind im "Methoden" Protokoll zu finden. Trophiestufen von Nordsee-Plankton-Organismen im Nahrungsnetz. Ganz oben: Primärproduzenten, erste (gelbe) Zeile: Primärkonsumenten, gefolgt von Konsumenten jeweils höherer Ordnung je Zeile. 32 Senckenberg‐Schule: Nordsee‐Exkursion 13.‐28. Mai. 2011 6. 2. Artenliste Planktonprobe 1 F. K. Senckenberg, Jade, D63/Bo 19.5.2011 Phytoplankton Diatomeen Coscinodiscus sp. Odontella sinensis Rhizosolenia styliformis Bellerochea malleus Asterionella japonica Cnidaria Hydrozoa Obelia sp. Annelida Polychaeta Aulophora Larve von Lanice sp. Indet: Magelonidea Indet: Spionidae Arthropoda Crustacea/Decapoda Zoёa von Carcinus maenas Zoёa von Liocarcinus spp. Crangon crangon Crustacea/Cirripedia Cypris larve von Semibalanus balanoides Crustacea indet: Nauplius Larve Crustacea/Cladocera Podon sp. Crustacea/Amphipoda Hyperia galba Crustacea/Copepoda Temora longicornis Acartia clausi Echinodermata Echinoidea Psammechinus miliaris, Pluteus Larve Chordata Pisces indet: Fischlarve 6. 3. Artenliste Planktonprobe 2 F. K. Aade, Helgoland-Reede, 24.5.2011 Cnidaria Hydrozoa Coscinodiscus sp. Odontella sinensis Bacteriastrum sp. Lauderia cf. borealis cf. Gymnodinium sp. Protoperidinium depressum Noctiluca sp. Obelia sp. Ctenophora Tentaculifera Pleurobrachia pileus Annelida Polychaeta Aulophora Larve von Lanice sp. Magelona Larve Euchaeta sp. Larve Phytoplankton Diatomeae Dinoflagellata 33 Senckenberg‐Schule: Nordsee‐Exkursion 13.‐28. Mai. 2011 Arthropoda Crustacea/Decapoda Zoёa von Carcinus maenas Zoёa von Liocarcinus spp. Larve von Crangon crangon Larve von Upogebia sp. Larve von Galathea cf. squamifera Larve von Pandalus sp. Larve von ? (Necora puber) Crustacea/Isopoda Eurydice pulchra (adult) Crustacea/Cirripedia Cypris larve von Semibalanus balanoides Larve von Balanus crenatus Crustacea/Cladocera Podon sp. Evadne nordmanni Crustacea/Copepoda Calanus helgolandicus Paracalanus parvus Eurytemora hirundoides Cyphonautes-Larve Bryozoa Mollusca Gastropoda Littorina sp. Veliger Larve Echinodermata Echinoidea Pluteus Larve Echinopluteus Larve Echinopluteus von Echinocardium sp. Ophiopluteus Larve Ophiura sp. Auricularia Pentacula-Stadium Brachiolaria Larve Chordata Pisces indet: Fischei Pleuronectes platessa Ei Cyclopterus cf. lumpus Larve 34 Senckenberg‐Schule: Nordsee‐Exkursion 13.‐28. Mai. 2011 7. Sublitorales Benthos – Allgemeines und Methodik JENNIFER STEPPLER 7. 1. Allgemeines - Sublitorales Benthos Das Sublitoral liegt unterhalb der Mittleren Tide-Niedrigwasserlinie (MTNWL). Dieser Bereich befindet sich auch bei Ebbe und Flut ständig unter Wasser. Es beschreibt einen Raum, der die Freiwasserzone mit Nekton und Plankton sowie die Bodenzone mit vagilen und sessilen Organismen umfasst. Das Benthos wird aufgegliedert in Epi- und Endobenthos. Das Epibenthos umfasst alle Organismen, die auf dem Meeresboden leben, das Endobenthos alle Organismen im Meeresboden. Zur Untersuchung des sublitoralen Benthos werden verschiedene Sammelmethoden verwendet, die im Folgenden vorgestellt werden. 7. 2. Methodischer Teil (Geräte) Sammelmethoden: - Quantitativ: - Kastengreifer nach REINECK - Backengreifer nach VAN VEEN - Qualitativ: - Baumkurre - Ringdredge - Plankton: - Planktonnetz Die Sammelmethoden werden in quantitative und qualitative Methoden eingeteilt. Qualitative Sammelmethoden werden angewandt, um den Artenreichtum festzustellen, quantitative um festzustellen, wie viel von einer Art in einem definierten Gebiet vorhanden ist, um diese Ergebnisse dann mit früheren zu vergleichen und demographische wie auch ökologische Schlüsse zu ziehen. Kastengreifer nach REINECK: Mit diesem Kastengreifer werden Sedimentproben entnommen, bei denen man auch die Schichtung sehen kann, da diese bei der Entnahme nicht gestört wird. Die Grundfläche der Proben betrug in unserem Fall 14 x 28cm und der Kasten kann bis zu 30cm tief eindringen. Der Kasten hängt in einem Führungsstuhl. Eine Zugleine hält den Kasten offen. Setzt das Gerät auf den Boden auf, wird dadurch die Leine entspannt, der Kasten wird mit dem Gewicht der Bleiplatten (2,5t) in den Boden gedrückt. Beim Hieven schließt das Schaufelmesser den Kasten ab. Die recht sperrige, schwere Apparatur kann von kleineren Schiffen nur bis zur Windstärke 5 eingesetzt werden, da sie sonst zu einem gefährlichen Gerät werden kann (Bordjargon: „mankiller“). Wir haben eine Probe im Vareler Tief genommen. Man sah sehr schön die Schichtung von Schlick und Torf, Löcher von Bohrmuscheln und Schilfblätter, die über 3000 Jahre alt waren. 35 Senckenberg‐Schule: Nordsee‐Exkursion 13.‐28. Mai. 2011 Backengreifer nach VAN VEEN: Bei diesem Gerät ist der Schließmechanismus mit der Eingrabwirkung gekoppelt, welche beim Hieven noch verstärkt wird. Dadurch kann selbst in feste Sedimente tief eingedrungen werden. Ein Sperrhebel verhindert, dass der Backengreifer schließt bevor er den Boden berührt. Erst der Bodenkontakt mit Zugentlastung lässt den Sperrhebel nach unten fallen. Unsere Backengreifer hatte eine Aufsetzfläche von 0,2m². Mit dem Backengreifer können Proben aus allen Tiefen genommen werden. Der Einsatz des Gerätes ist von kleinen Schiffen selbst bei Windstärken von 5-6 noch möglich. Mit dieser Methode ist eine daher eine routinemäßige Kartierung der Bodenfaune möglich. Wir haben 6 Proben auf dem Maifeldsteert in der Innenjade genommen. Die Proben wurden nach der Entnahme direkt auf dem Schiff durch Sieben aufgetrennt und der Rückstand mit den Benthosorganismen mitgenommen. Baumkurre: Die Baumkurre ist eine Weichgrunddredge, bei der ein Metallrohr (der „Baum“) mit Schlittenkufen das Netz offen hält. An den Kufen befinden sich ein Grundtau und eine Kette. Eine oder mehrere Vorketten scheuchen die Tiere vor dem Netz auf. In diesem Fall wurde eine Kurre mit 2m Breite und einer Maschenweite von 1cm benutzt. Die Schleppstrecke betrug etwa 20 Minuten, also 1 Seemeile (entspricht etwa 1,87km), somit wurden jeweils etwa 3740 Quadratmeter Fläche befischt. Für die Fischerei verwendet man größere Kurren mit unterschiedlichen Maschenweiten. In der Tiefsee ist der Einsatz dieses Gerätes wegen der langen Hiev- und Fierzeiten riskant, denn dadurch ist nicht gewährleistet, ob das Gerät richtig auf dem Meeresboden aufkommt. Wir haben vier Proben genommen. 2 im Varelertief, eine in Höhe der Niedersachsenbücke und eine in der Ahne. Ringdredge: Die Ringdredge wird, genauso wie die Baumkurre, über den Meeresboden gezogen. Jedoch dringt sie dabei zu etwa einem Drittel in das Sediment ein, wodurch endobenthische Arten vornehmlich befischt werden. Nachteilig stellt sich dabei im Gegensatz zur Baumkurre heraus, dass sich die Ringdredge sehr schnell füllt. Bei unserem Versuch eine Probe bei Maifeldsteert zu nehmen, ist die Ringdrege leider kaputt gegangen. 36 Senckenberg‐Schule: Nordsee‐Exkursion 13.‐28. Mai. 2011 Planktonnetz: Das Planktonnetz wird im Pelagial an oder kurz unterhalb der Wasseroberfläche eingesetzt und fängt Plankton. Es wird am Heck des Schiffes mit einem Kran angehängt und etwa 10min bei 2 Knoten hinter dem Schiff knapp unter der Wasseroberfläche her gezogen. Es besitzt am unteren Ende eine becherartige Konstruktion, in welche das Plankton nach dem Hieven mit Hilfe eines Wasserschlauchs geschwemmt wird. Das Wasser läuft durch ein Netz ab und der Becher kann abgenommen und der Inhalt in ein Probengefäß abgefüllt werden. Das Planktonnetz wird mit unterschiedlichen Maschenweiten verwendet. - 300μ Maschenweite für hauptsächlich pflanzliches Plankton (Phytoplankton) - 500μ Maschenweite für tierisches Plankton (Zooplankton) In unserem Fall wurde ein 300μ-Netz verwendet. Wir haben unsere Probe vor Mellum genommen. 37 Senckenberg‐Schule: Nordsee‐Exkursion 13.‐28. Mai. 2011 38 Senckenberg‐Schule: Nordsee‐Exkursion 13.‐28. Mai. 2011 8. Sublitorales Benthos - Evertebrata EVA FRIEDLÄNDER & TIM BOLLINGER Allgemeine Bemerkungen Tim Bollinger hat die Mollusken zusammenstellt, alles übrige stammt von Eva Friedländer. Soweit nicht anders bemerkt wurde das Material gesammelt am 19.05.2011, mit F.K. „SENCKENBERG“, Probennahme mittels Baumkurre 8.1. Cnidaria Kl. Scyphozoa: Semaeostomeae: Chrysaora hysoscella,(Linné, 1758): (Kompassqualle) Merkmale: Bis 30 cm breiter, in konzentrischen Streifen braun-rot gemusterter, flacher Schirm. Die 4 schlanken, bräunlichen Mundlappen entsprechen in ihrer Länge in etwa der des Schirmdurchmessers. Vorkommen: Küstengewässer des Atlantiks, Nordsee, Mittelmeer In Probe: D63 (Beifang, da pelagisch, also kein Benthos, trotzdem hier aufgeführt. Kl. Hydrozoa: Hydroidea: Thecophora: Sertularia cupressina, (Linné, 1758): (Zypressenmoos) Merkmale: Aufrecht stehende, fächerförmige Kolonien. Polypen wechselständig in Doppelreihen angeordnet und von chitinartiger Hülle umgeben. Bis max. 60 cm hoch, Färbung variiert. Foto: Peter Jonas Vorkommen: Europäischer Atlantik, Ärmelkanal, Nord- und westliche Ostsee - auf Hartsubstraten aber auch Molluskenschalen oder Krebspanzern. In Probe: D63 39 Senckenberg‐Schule: Nordsee‐Exkursion 13.‐28. Mai. 2011 Hydroidea: Athecata: Tubularia larynx, Ellis & Solander 1786: (Köpfchenpolyp) Merkmale: Bildet Kolonien von aufrechten unverzweigten Stöcken, die an der Basis durch Geflechte verbunden sind. Polypen endständig, blassrote Färbung. Vorkommen: Atlantik, Nordsee, westl. Ostsee. Flachwasser bis größere Tiefen an Gestein, Schlamm und Sand, Treibgut, Algen und Molluskenschalen. In Probe: D63, D68 Foto F. E. Moen Tubularia indivisa, Linnaeus, 1758 : Merkmale: Ähnlich Tubularia larynx. 20-30 lange Tentakeln außen, innen kurze Mundtentakeln. Max. 40 cm hoch, meist aber kleiner. Vorkommen: Atlantik, Nordsee, westl. Ostsee. Flachwasser bis größere Tiefen an Gestein, Schlamm und Sand, Treibgut, Algen und Molluskenschalen. In Probe: D63 Kl. Anthozoa: Actiniaria Urticina felina (Tealia felina) (Linnaeus, 1761): (Seedahlie) Merkmale: Kräftiger, gedrungener zylindrischer Rumpf. Ist mit starker Fußscheibe am Substrat befestigt. Mit 80-160 stumpf endenden - häufig bunt gebänderten - Tentakeln, an deren Basis oft 2 Längsstreifen verlaufen, welche an der Tentakelbasis zusammenlaufen und zur Mund/Atemöffnung übergehen. Bedeckt sich durch Saugwarzen an der Rumpfaußenseite mit Algen, Sand – und Schillpartikeln. Färbung und Zeichnung können sehr stark variieren, sodass auch Verwechslungen mit Actinia equina möglich sind. Die Spannweite der Tentakelkrone kann bis zu 20 cm betragen, ausgestreckt kann Urticina felina eine Höhe von 15 cm erreichen. Foto: Dirk Schories, Germany: specimens from Helgoland, , Germany Vorkommen: Europäischer Atlantik, Nord- und westliche Ostsee. Von der Gezeitenzone an abwärts, auf Felsböden, 40 Senckenberg‐Schule: Nordsee‐Exkursion 13.‐28. Mai. 2011 an Molen und Hafenanlagen. In Probe: D63 Actinia equina, Linnaeus, 1858: (Pferdeaktinie) Merkmale: Bis zu 6 cm hoch, bis zu 200 spitz auslaufende Tentakel, die bis 2 cm lang werden und in 6 Kreisen am Rand der Mundscheibe angeordnet sind. Zwischen Rumpfwand und äußerem Tentakelkranz befinden sich Randsäckchen mit Nesselkapseln. Färbung olivgrün, braun bis rot (A. fragacea). Ziehen Tentakeln beim Trockenfallen ein und schützen sich durch Schleimproduktion vor dem Austrocknen. Ovipare und vivipare Formen. Vorkommen: Europäische Atlantikküste, Nordsee: Von Gezeitenzone an abwärts, felsige Küsten, Hafenanlagen und Muschelbänke. In Probe: D68 8. 2. Annelida Kl. Polychaeta: Phyllodocida: Nereidae: Nereis pelagica, Linné, 1758: (brauner Seeringelwurm) Merkmale: Lang gestreckter Körper mit bis zu 100 Segmenten, die jeweils 1 Parapodienpaar aufweisen. Kopf mit 4 Paar Tentakelcirren und 2 Antennen. Am Hinterende 2 Cirren. Die maximale Größe beträgt 15 cm. Die Färbung kann zwischen gelb, braun, rot und grün variieren, die Blutgefäße treten deutlich hervor. Nereis pelagica ernährt sich räuberisch, aber auch von Aas und Tangresten. Vorkommen: Europäischer Atlantik, Nord- und westliche Ostsee. Auf Weich- und Hartsubstrat, Muschelbänken und in Wurzelkrallen von Tangen. In Probe: D63 41 Senckenberg‐Schule: Nordsee‐Exkursion 13.‐28. Mai. 2011 Neanthes virens,(Sars, 1835) : (grüner Seeringelwurm) Merkmale: Stark glänzend, bis zu 90 cm lang (größter Seeringelwurm Europas), mit etwa 200 Segmenten. Parapodien mit großen blattförmigen Anhängen, starker Kiefer. Lebt in verzweigten Gängen, die er nachts verlässt um andere Evertebraten zu jagen oder sich von Aas oder Tangresten zu ernähren. Die Färbung kann tiefblau, türkis-grünlich oder braun-kupferfarben sein. Die Fortpflanzung ist stark an die Mondphasen gebunden. Vorkommen: Europäischer Atlantik, Nord- und Ostsee. In der Gezeiten- und oberen Dauerflutzone in Sandböden und Seegraswiesen, auf muschelbänken und im Watt. In Probe: D65 Neanthes succinea, (Leuckart, 1847): In Probe: D66 Polynoidae: Harmothoe sp. Kinberg, 1856: Merkmale: Abgeflachter Körper mit 2 dorsal gelegenen Schuppenreihen, Kopf- und Schwanzcirren. Vorkommen: Europäischer Atlantik, Nord- und Ostsee. In der Gezeiten- und Dauerflutzone auf Weich- und Hartsubstrat, Muschelbänken und in Hafenanlagen. In Probe: D66 42 Senckenberg‐Schule: Nordsee‐Exkursion 13.‐28. Mai. 2011 Terebellida: Pectinariidae: Pectinaria koreni (Malmgren, 1866): (Köcherwurm) Merkmale: Endobenthonischer Foraminiferenfresser, wird bis zu 5cm lang und bildet - nach beiden Seiten offene - grobkörnige Wohnröhre aus Schillpartikeln, mit der er (fast senkrecht) kopfüber im Substrat steckt. Wohnröhre (wird bis zu 8 cm lang) und Körper sind zum Ende hin schmal zulaufend. Am Kopfbereich mit nach vorne gerichtetem Borstenkamm umgeben von feinen - sich zum Ende hin etwas verdickenden – Tentakeln. 2 gefiederte Kiemenpaare unterhalb des Kopfes. Schmutzig weiß – bis rosa gefärbt. Vorkommen: Europäischer Atlantik, Nord- und westliche Ostsee, Mittelmeer. In der Gezeiten- und Dauerflutzone bis in 500m Tiefe in Schlick und Feinsandböden. Stets in der obersten Bodenschicht. In Probe: D65 Sabellida: Sabellariidae: Sabellaria sp.: evtl. Sabellaria alveolata: (Sandkoralle) Merkmale: Kopf mit heller Borstenkrone um den Mundbereich, Mittelteil mit Kiemenanhängen und schmaler langer Schwanzabschnitt. Färbung variiert. Siedelt sich nach freischwimmendem Stadium als Larve in bereits vorhandenen Wohnröhren der letzten Generation an und baut Wohnröhre mittels - von Strömung herbeigetragener – Sandkörnchen weiter aus. Es entstehen feste Sandpolster und Gebilde, die an Korallenriffe erinnern, wobei jedoch die Wohnröhren weder verzweigt noch untereinander verbunden sind. Die „Riffe“ sind heutzutage selten und aufgrund der Grundnetzfischerei fast verschwunden, weshalb sie im Wattenmeer streng geschützt werden. Auch Miesmuscheln stellen eine Bedrohung dar. Vorkommen: Europäischer Atlantik, Nordsee. In der Gezeiten- und Dauerflutzone. Andere Gattungen überwiegend im tropischen Bereich zu finden. In Probe: D63 43 Senckenberg‐Schule: Nordsee‐Exkursion 13.‐28. Mai. 2011 8.3. Echinodermata: Kl. Asteroidea: Asterias rubens, Linnaeus, 1758: (Roter Seestern) Merkmale: Relativ kleine –durch an Basis verbreiterte Armansätze - abgedeckte Körperscheibe. Arme zum Ende hin schmaler zulaufend mit jeweils einem roten Augenfleck am Ende. Extraintestinale Verdauung. Vorkommen: Europäischer Atlantik, Nord- und Ostsee. Obere Dauerflutzone - 200m Tiefe. Auf Weich- und Hartsubstrat, Muschelbänken, in Gezeitentümpeln und Prielen. Im juvenilen Stadium auch auf Tangen. In Probe: D63, D65, D66, D68 8.4. Tentaculata Kl. Bryozoa: Electra pilosa, (Linnaeus, 1768): (Zottige Seerinde) Merkmale: Bis zu 10 cm hohe Kolonien, Zooide bis 0,6 mm lang mit ovalen Kammern die dornartige Fortsätze an der Öffnung haben . Bildet unregelmäßige, „fiedrige“ Überzüge/Bewüchse. Vorkommen: Atlantik, Nord- und Ostsee, Mittelmeer. Von Gezeitenzone an abwärts. Auf Mollusken, Krebsen, Algen und Felsen. In Probe: D63 Quellen: http://corvand.net/xoops/modules/bentos/index.php?Bentos_ID=290&book=-1&comercial= http://www.unterwasser-welt-ostsee.de/html/rohrenpolyp.html www.wikipedia.de http://www.schutzstation-wattenmeer.de/wissen/tiere/wuermer/gruener-meerringelwurm/ http://www.marinespecies.org/photogallery.php?album=673&pic=34476 http://www.senckenberg.de/root/index.php?page_id=1623 http://www.rosm.ca/uploads/photos_espece/thumbnails/Electra%20Sainte-Anne-des-monts_200x200.JPG 44 Senckenberg‐Schule: Nordsee‐Exkursion 13.‐28. Mai. 2011 8.5. Mollusca Bivalvia: Cerastoderma edule (Essbare Herzmuschel) Fam. Cardiidae (Herzmuscheln) Sie besitzt eine stark gewölbte Schale welche von Rippen geprägt ist und wird bis zu 5 cm lang. Ihre Farbe kann von weiß über gelbbraun bis hin zu braun variieren. Sie lebt eingegraben, nicht tiefer als 5 cm in sandig, schlickigen Böden und kann sich dank starkem Fuß schnell wieder eingraben wenn sie frei gespült wird. Sie kommt in der Nordsee, Ostsee und im Atlantik (Barentssee bis Mauretanien) vor, im Mittelmeer ist sie nicht nachgewiesen. Chlamys varia (Bunte Kammmuschel), Schill Fam. Pectinidae (Kammmuscheln) Sehr variable Färbung. Sie kann einfarbig braun, purpurn, weiß, gelb, rötlich oder marmoriert vorkommen. Ihre Schale ist höher (bis 6 cm) als breit und weist bis zu 28 Rippen auf, welche kleine schuppenartige Zähne tragen. Sie kommt im Mittelmeer, Atlantik, Ärmelkanal und in der Nordsee an Felsküsten und bis zu 80m Tiefe vor. Crassostrea gigas (Pazifische Auster) Fam. Ostreidae (Austern) Robuste, Krankheitsresistente und überdurchschnittlich schnell wachsende Auster, die bis zu 40cm groß werden kann. Sie ist länglich geformt und besitzen eine Scharfe Kante an der man sich leicht verletzen kann. Sie ist meist grau aber teilweise auch grünlich oder bräunlich gefärbt. Die Pazifische Auster bevorzugt felsigen, akzeptiert zur Not aber auch schlammigen Untergrund. Sie stammt ursprünglich aus Ostasien, ist heute aber über große Teile der Welt verbreitet, wo sie in Küstengewässern in 4-50 m Tiefe vorkommt. 45 Senckenberg‐Schule: Nordsee‐Exkursion 13.‐28. Mai. 2011 Donax vittatus (Gebänderte Dreiecksmuschel), Schill Fam. Donacidae (Koffermuscheln) die Gebänderte Dreiecksmuschel kommt gelb, braun, weiß aber auch bläulich und lila gefärbt vor und wird etwa 4 cm groß. Sie kommt im Nordost-Atlantik und Mittelmeer vor und ist die einzige Donax Art, die in der Nordsee und dem Nordostsee-Kanal vorkommt. Sie lebt dicht unter der sandigen Oberfläche in tiefen von 7-9m und kann sich in Sekundenschnelle eingraben. Dosinia exoleta (Artemismuschel), Schill Fam. Veneridae (Venusmuscheln) Die Artemismuschel ist rundlich geformt, relativ flach und hat einen Durchmesser von etwa 6cm. Außerdem ist ihr Wirbel nach vorne gebogen. Ihre Farbe variiert von hellbräunlich-weiß bis gelb, manchmal auch mit einer radialen Bänderung. Sie lebt völlig eingegraben, in grobkörnigem Sediment vom Flachwasser bis zu 100m tiefe und kommt im Ost-Atlantik von Norwegen bis West-Afrika, aber auch in der Nordsee vor. Ensis directus (Amerikanische Scheidenmuschel), Schill Fam. Pharidae Eine aus den Vereinigten Staaten eingeschleppte Muschel, welche ein langes schmales Gehäuse besitzt und in der Nordsee etwa 17cm lang werden kann. Der Wirbel liegt nahe dem Vorderende und die Außenseite ihres Gehäuses ist bis auf die Anwachslinien glatt und grau, braun bis rötlich gefärbt. Sie kommt heute schon in Süd-Norwegen, der Nordsee, westliche Ostsee, den Küsten Englands und Frankreichs vor. Ensis siliqua (Schotenförmige Scheidenmuschel), Schill Fam. Pharidae Ähnlich der Amerikanischen Scheidenmuschel, allerdings ist ihre Schale gerade und sie ist weitaus seltener im Wattenmeer anzutreffen, meist nur als Schill. 46 Senckenberg‐Schule: Nordsee‐Exkursion 13.‐28. Mai. 2011 Macoma balthica (Baltische Plattmuschel) Fam. Tellinidae Die Baltische Plattmuschel oder auch Nordische Tellmuschel ist dreieckig und rot-, gelb-, grün- oder braun-weiß gestreift. Die Schaleninnenseite ist meist rot gefärbt und sie wird bis zu 3cm lang. Sie lebt ca. 4-10cm tief im Schlick- und Mischwatt, kommt aber auch in der tieferen Nordsee vor. Sie ist im Atlantik, der Nord- und Ostsee sowie an den Küsten des Nördlichen Eismeeres verbreitet. Mactra stultorum, [syn. Corallina] (Bunte Trogmuschel), Schill Fam. Mactridae Das Gehäuse der bunten Trogmuschel ist dreieckig, stark gewölbt und wird bis zu 6cm lang. Sie ist gelblich bis bräunlich gefärbt und mit konzentrischen Streifen versehen. Sie lebt dicht unter der Oberfläche in sandigen oder schlickigen Böden, von der Gezeitenzone bis in 20m Tiefe. Die bunte Trogmuschel ist im östlichen Atlantik (von Süd-Norwegen bis Senegal), der Nordsee, dem Mittelmeer und dem Schwarzen Meer verbreitet. Mya arenaria (Klaffmuschel) Fam. Myidae (Klaffmuscheln) Die Klaffmuschel gehört zu den häufigsten Muscheln des Wattenmeeres. Sie wird bis zu 15cm lang und ihre Schalen klaffen weit. Sie gräbt sich in bis zu 30cm Tiefe ein und ist in Nordsee, Ostsee, Atlantik, dem Schwarzen Meer und vereinzelt auch im Mittelmeer anzutreffen. Meist weißgrau bis gelblich gefärbt. Mya truncata (Abgestutzte Klaffmuschel), Schill Fam. Myidae (Klaffmuscheln) Ihr Gehäuse wird bis zu 8cm lang und ist länglich-oval mit einem fast geraden, klaffenden Hinterende. Sie ist grau, gelblich bis bräunlich gefärbt und besitzt in der linken Klappe (welche geringfügig kleiner als die rechte ist) einen löffelförmigen Fortsatz. Sie kommt eingegraben im schlickigen Boden der Nordsee, der Ostsee und des Atlantik vor. 47 Senckenberg‐Schule: Nordsee‐Exkursion 13.‐28. Mai. 2011 Mytilus edulis (Miesmuschel) Fam. Mytilidae (Miesmuscheln) Miesmuscheln werden 5-10cm lang und sind länglich-oval geformt, wobei die Vorderseite spitz zuläuft. Sie sind grau bis blauviolett gefärbt und bilden Byssusfäden, mit denen sie sich auf sandigen und felsigen Böden sowie auf anderen Muscheln festsetzen und so große Muschelbänke bilden. Sie kommt Weltweit vor. Ostrea edulis (Europäische Auster), Schill Fam. Ostreidae (Austern) Die Europäische Auster besitzt eine fast kreisrunde, flache bis zu 18cm große Schale. Die linke Klappe (mit der sie am Untergrund festgewachsen ist) ist etwas stärker gewölbt als die rechte. Die Farbe variiert von hellgrau zu hellbraun oder grünlich und ist mit rosafarbenen, grünlichen oder rötlichen Flecken gekennzeichnet. Sie kommt von der Gezeitenzone bis in 80m Tiefe, in den europäischen und angrenzenden Meeren vor. Petricola pholadiformis (Amerikanische Bohrmuschel/Engelsflügel), Schill Fam. Petricolidae Die Amerikanische Bohrmuschel besitzt ein etwa 6,5cm langes, elliptisches Gehäuse. Die Schale ist von Rippen bedeckt, welche in der vorderen Hälfte des Gehäuses stärker ausgebildet sind, um sich damit in verschiedene Substrate zu bohren. Sie kommen bis zu 10m Tiefe in der Nord- und Ostsee, dem Mittelmeer, Atlantik und dem Schwarzen Meer vor. Scrobicularia plana (Große Pfeffermuschel) Fam. Semelidae (Pfeffermuscheln) die große Pfeffermuschel besitzt eine dünne, ovale Schale in weißer bis dunkelgrauer Farbe welche bis zu 6cm lang wird. Sie sitzt etwa 15cm tief in einem mit Wasser gefülltem Hohlraum und filtriert kleine organische Partikel. Sie ist in der Nordsee, Ostsee und dem Atlantik verbreitet. 48 Senckenberg‐Schule: Nordsee‐Exkursion 13.‐28. Mai. 2011 Spisula elliptica, Schill Fam. Mactridae (Trogmuscheln) Sie besitzt eine relativ dünne jedoch große Schale und kommt unterhalb der Gezeiten- sowie Brandungszone eingegraben in rein sandigem Substrat vor. Spisula solida (Feste Trogmuschel), Schill Fam. Mactridae (Trogmuscheln) Spisula solida besitzt eine ovale, mit bunten streifen versehene, etwa 4.5cm lange, kräftige Schale. Sie lebt eingegraben in sandigen Böden, in 15 bis 160 m Tiefe. Sie kommt in der Nordsee, dem Atlantik und dem Mittelmeer vor. Spisula subtruncata, Schill (Schiefe Trogmuschel) Fam. Mactridae (Trogmuscheln) Spisula subtruncata besitzt eine cremefarbene, dreieckige Schale, welche ca. 3cm lang wird. Sie gräbt sich bevorzugt in feine sandige Böden ein, wo sie meist in Vielzahl auftritt. Sie kommt in der Nordsee, dem Mittelmeer, Atlantik und dem Schwarzes Meer vor. Venerupis senegalensis, Schill Fam. Veneridae Längliche, oval bis quadratische Muschel. Ihre Schale ist mit feinen konzentrischen Linien besetzt und cremefarben, hellgelb bis braun gefärbt. Sie gräbt sich in gemischte, sandige Böden und kann sich auch mit Byssusfäden festsetzen. Kommt in der Nordsee, dem Mittelmeer und NordwestAfrika vor, wo sie vom unteren Ufer bis in das seichte Sublitoral anzutreffen ist. 49 Senckenberg‐Schule: Nordsee‐Exkursion 13.‐28. Mai. 2011 Zirfea crispata (Krause Bohrmuschel), Schill Fam. Myoidae Die krause Bohrmuschel hat eine 9cm lange, vorne und hinten klaffende und am Vorderrand zugespitzte Schale. Mit ihren vorne stark ornamentierten und gerippten Schalen, bohrt sie sich in weichem Sediment, weichem Gestein, Torf und Holz. Sie kommt von der Gezeitenzone bis in 16m tiefe, auf beiden Seiten des Atlantiks, sowie im Nordpazifik vor. In Europa kommt sie in Norwegen, der Nordsee, derOstsee bis in der Biskaya vor. Gastropoda: Buccinum undatum (Wellhornschnecke), Schill Fam. Buccinidae Die Wellhornschnecke ist die größte Schnecke der deutschen Nordseeküste. Sie hat ein rechtsgewundenes, zwischen 6 und 11 cm hohes Gehäuse, in gelblich-brauner Färbung. Außerdem gehört sie zu den fleischfressenden Mollusken und erbeuten Würmer, Krebse und Muscheln, auch nimmt sie Aas. Man findet sie in Den Küstengebieten des gesamten Nord-Atlantiks, an den Westküsten Europas und selten im Mittelmeer in Tiefen zwischen 5 und 1200m. Gibbula cineraria (Graue Kreiselschnecke) Fam. Trochidae (Kreiselschnecken) Die graue Kreiselschnecke bildet ein kräftiges, kegelförmiges Gehäuse, mit bis zu sechs schwach gewölbten Umgängen. Das Gehäuse ist spiralig gerippt, mit roten bis violettbraunen Streifen versehen und wird 1,6 bis 2cm hoch. Sie kommt an den europäischen Küsten und der Nordsee in ständig wasserbedeckten Bereichen bis zu 100m tief vor. 50 Senckenberg‐Schule: Nordsee‐Exkursion 13.‐28. Mai. 2011 Hydrobia ulvae (Wattschnecke) Fam. Hydrobiidae Die Gemeine Wattschnecke bildet ein hochkonisches bis zu 9mm hohes Gehäuse, mit sieben Umgängen. Sie kommt in der Nord- und Ostsee, dem Mittelmeer und dem Atlantik in den Gezeitenzonen vor. Littorina littorea (Große Strandschnecke) Fam. Littorinidae (Strandschnecken) Die Große Strandschnecke ist eine häufige Meeresschnecke der Küstenzone mit einem kegelförmigen Gehäuse und einem Deckel, welcher am Fuß sitzt. Sie wird etwa 1-2cm groß und ist variabel gefärbt. Ihr Verbreitungsgebiet erstreckt sich über den gesamten Nordatlantik, der Nordsee und Ostsee auf Weich- und Hartböden. Littorina mariae/obtusata (Flache Strandschnecke) Fam. Littorinidae (Strandschnecken) Die Flache Strandschnecke bildet ein dickwandiges kugeliges Gehäuse, mit bis zu 5 sehr flachen Umgängen, welches variabel gefärbt, von braun, rötlich, olivgrün bis orange oder gelb reicht. Das Gehäuse ist zudem oft zusätzlich fein gemustert und wird bis zu 1,5cm hoch. Sie leben auf flächigen Algen der Gezeitenzone im Mittelmeer, dem Atlantik und der Nord- und Ostsee. Littorina neritoides (Spitze Strandschnecke) Fam. Littorinidae (Strandschnecken) Littorina neritoides ähnelt Littorina saxatilis, ist aber höher getürmt, und lebt in der Spritzwasserzone. 51 Senckenberg‐Schule: Nordsee‐Exkursion 13.‐28. Mai. 2011 Littorina saxatilis (Felsenstrandschnecke) Fam. Littorinidae (Strandschnecken) Die Felsenstrandschnecke bildet ein kegelförmiges, festes, bis zu 1,7cm hohes Gehäuse in gelblich bis bräunlicher Färbung. Die Außenseite weist Spiralrillen und feine Anwachsstreifen auf. Sie lebt in den Hochwasserzonen der Strände und kommt dort im Nord-Atlantik, Nord- und Ostsee vor. Retusa truncatula (Räuberische Wattschnecke) Fam. Retusidae Die Räuberische Wattschnecke bildet ein Walzenförmiges, cremefarbenes Gehäuse und ist im Mittelmeer, Ärmelkanal, Atlantik, Nordsee und der westlichen Ostsee verbreitet. Polyplacophora: Lepidochitona cinerea (Rändel Käferschnecke) Fam. Chitonidae Die Rändel Käferschnecke lebt auf Hartböden und Muschelschalen, wo sie krustenbildende Rotalgen frisst. Sie ist braun, grün oder rötlich gefärbt, flach gebaut und besitzt acht feingeschuppte Rückenschilder. Sie wird bis zu 2cm lang und kommt in der westlichen Ostsee, der Nordsee, dem Atlantik und dem Mittelmeer vor. 52 Senckenberg‐Schule: Nordsee‐Exkursion 13.‐28. Mai. 2011 8.6. Crustacea: Amphipoda: Ampeliscidae gen. sp. Familie der Flohkrebse mit 5 Gattungen und etwa 150 Arten. Sie bauen taschenförmige Gehäuse in feinen Sand oder Schlamm und sind passive Filtrierer. Einige Arten der Gattungen Ampelisca und Haploops kommen in der Nordsee vor. Bathyporeia sp. Fam. Pontoporeiidae Caprella linearis (Gespensterkrebschen) Fam. Caprellidae Körperform fast stabförmig. Kopf mit zwei Antennen und zwei Scherenpaaren. Am Rumpf zwei Paar weiße Atemsäcke, Weibchen mit ovalem Brutsack. Hinten drei Paar Klammerbeine. Länge bis zu 2cm. Gespensterkrebse sitzen still bis ein Beutetier vorbei kommt, das sie blitzschnell mit ihren Scheren fassen. Sie leben auf Polypenstöcken und Algen und kommen im europäischen Atlantik, Nord- und westliche Ostsee vor. 53 Senckenberg‐Schule: Nordsee‐Exkursion 13.‐28. Mai. 2011 Corophium volutator (Schlickkrebs) Fam. Corophiidae Schlanker Körper mit zwei auffälligen Antennenpaaren, das zweite Paar ist kräftig entwickelt. Farbe blaugrau mit brauner Zeichnung. Männchen bis zu 9mm, Weibchen kleiner. Sie leben in 4-8cm tiefen, U-förmigen Röhren. Sie fressen organische Partikel und Mikroalgen, die sie mit Hilfe ihrer Antennen von der Bodenoberfläche absammeln. Um den Eingang der Röhre entstehen sternförmige Kratzspuren, da sie ihre Baue nicht verlassen Sie leben in Feinsand- und Schlickböden, besonders häufig im Wattenmeer. Sie kommen im europäischen Atlantik, Nord- und westliche Ostsee vor. Gammarus cf. locusta Fam. Gammaridae Die hinteren drei Beinpaare sind länger als die Vorderen. Farbe hellbraun, gelblichbraun bis grünlichbraun Die Männchen werden bis zu 20mm, die Weibchen bis zu 13mm groß. Sie leben zwischen Pflanzen und Steinen bis zu 3m Wassertiefe. Sie kommen im europäischen Atlantik, Nord- und Ostsee und im Mittelmeer vor. Gammarus sp. (Flohkrebs) Fam. Gammaridae Körper seitlich abgeflacht, erstes Antennenpaar länger als zweites und mit einem kleinen Seitenast, drei nach hinten gerichtete Schwimmbeinpaare am Hinterleib. Sie leben auf Sand- und Hartböden, Muschelbänken und Algen und kommen in Salz- und Süßwasser vor. Talitrus saltator (Strandfloh) Fam. Talitridae Körper seitlich zusammengedrückt. Je ein kurzes und ein langes Antennenpaar. Am Hinterleib je drei große, nach hinten gerichtete Sprung- und Schwimmbeinpaare. Farbe milchig grau mit Streifen und Flecken. Länge bis 1,5cm. Bei Dämmerung suchen die Strandflöhe mit ihren Antennen nach Nahrung im Angespül. Bei Gefahr können sie mit ihren Sprungbeinen bis zu 30cm weit springen. Sie leben an Sandstränden und in brackigen Feuchtgebieten. Sie kommen an der europäischen Atlantikküste, Nord- und Ostsee vor. 54 Senckenberg‐Schule: Nordsee‐Exkursion 13.‐28. Mai. 2011 Cirripedia: Balanus crenatus (Gekerbte Seepocke) Fam. Balanidae Flache, konische Form aus sechs unregelmäßig gekerbten Kalkplatten und zwei Verschlusskappen, zwischen den Kalkplatten deutliche Kerben, Öffnung rhombisch, Grundplatte kalkig. Farbe schmutzig weiß. Durchmesser bis zu 2cm. Unter Wasser filtern sie mit ihren gefiederten Fangarmen Schwebepartikel aus dem Wasser. Beim Trockenfallen können sie ihr Gehäuse fest verschließen und so mehrere Tage ohne Wasser auskommen. Sie leben auf Felsen, Krebspanzern, Muscheln und Schiffsrümpfen und kommen im europäischen Atlantik und der Nord- und westlichen Ostsee vor. Austrominius modestus (Australische Seepocke) Fam. Austrobalanidae Flache, konische Form mit vier glatten Mauerplatten, am Rand leicht geschwungen. Öffnung rhombisch mit vier Verschlussklappen. Grundplatte membranös., häufig sternförmig. Farbe schmutzig weiß, Durchmesser bis zu 1cm. Die Australische Seepocke wurde während des 2. Weltkrieges von Australien und Neuseeland an Schiffsrümpfen angeheftet nach Europa verschleppt und breitet sich seitdem von Großbritannien ausgehend aus. An der deutschen Nordseeküste wurden die ersten 1953 nachgewiesen. Sie lebt auf Felsböden, Muschelschalen, Algen und Schiffsrümpfen und kommt im europäischen Atlantik und in der Nordsee vor. Semibalanus balanoides (Gewöhnliche Seepocke) Fam. Archaeobalanidae Flache, konische Form aus sechs unregelmäßig gekerbten Kalkplatten und zwei Verschlusskappen. Öffnung rhombisch, Grundplatte membranös. Farbe schmutzig weiß. Durchmesser bis zu 1,5cm. Sobald sie unter Wasser getaucht sind, strecken sie ihre gefiederten Fangarme heraus und filtrieren mit rhythmischen Bewegungen Schwebepartikel aus dem Wasser, wenn sie trocken fallen verschließen sie ihr Gehäuse fest und können so mehrere Tage ohne Wasser auskommen. Sie können extreme Temperaturen und Salzgehalte schadlos ertragen. Sie leben auf Felsböden, Muscheln, Krebspanzern, Algen, Schiffsrümpfen und Hafenanlagen und kommen im europäischen Atlantik und in der Nordund westlichen Ostsee vor. 55 Senckenberg‐Schule: Nordsee‐Exkursion 13.‐28. Mai. 2011 Decapoda (Zehnfußkrebse): Cancer pagurus (Taschenkrebs) Fam. Cancridae Körper annähernd doppelt so breit wie lang, am Rand mit zahlreichen Einkerbungen, Oberfläche fein gekörnt, vier Paar kurze Laufbein, ein sehr kräftiges Scherenpaar mit schwarzen Spitzen, sehr kurze Antennen, Augen gestielt. Farbe oberseits braun bis ziegelrot, unterseits schmutzig weiß. Körperbreite bis zu 30cm. Taschenkrebse ernähren sich von anderen Krebsen, Aas und Weichtieren. Von sicheren Höhlenverstecken aus gehen sie zumeist nachts auch Beutezug. Sie leben an strukturreichen Felsküsten, Schiffswracks und Hafenanlagen. Sie kommen an der europäischen Atlantikküste, der Nord- und Ostsee bis ins Kattegat vor. Carcinus maenas (Gewöhnliche Strandkrabbe) Fam. Portunidae Rückenpanzer breiter als lang, annähernd fünfeckig, am Vorderende gesägt. Antennen kurz, ein Paar Kneifscheren, vier Laufbeinpaare. Farbe braun bis grün oder rot, Jungtiere hell und kontrastreich gemustert. Körperbreite bis zu 8cm. Sie ernähren sich von Weichtieren, Krebsen und Muscheln. Sie leben an Sand- und Felsküsten, auf Muschelbänken und an Hafenanlagen in der Gezeiten- und Flachwasserzone. Sie kommen an der europäischen Atlantikküste und in der Nordund Ostsee vor. Crangon crangon (Nordseegarnele, Sandgarnele, Granat) Fam. Crangonidae Körper gestreckt. Zwei Antennenpaare, ein schlankes Scherenpaar. Vier dünne Laufbeinpaare, segmentierter Schwanz mit endständigem Schwanzfächer. Farbe milchig weiß mit Pigmentzellen (Chromatophoren) zur variablen Farbanpassung. Weibchen 8cm, Männchen 4,5cm lang Sandgarnelen sind schnelle, nachtaktive Beutegreifer. Tagsüber liegen sie an der Oberfläche eingegraben und gleichen sich mit Hilfe ihrer Pigmentzellen der Umgebung an. Sie lebt auf Weichböden, besonders häufig im Wattenmeer und kommt an der europäischen Atlantikküste und der Nord- und westlichen Ostsee vor. 56 Senckenberg‐Schule: Nordsee‐Exkursion 13.‐28. Mai. 2011 Eriocheir sinensis (Chinesische Wollhandkrabbe) Fam. Varunidae Körper kräftig, fast quadratisch mit je vier spitzen Seitenzähnen, Vier Laufbeinpaare, ein kräftiges Scherenpaar, beim Männchen stark behaart. Farbe oberseits bräunlich, unterseits schmutzig weiß. Körperbreite bis zu 7,5cm Sie wurde Anfang den 20. Jahrhunderts mit Ballastwasser von Schiffen aus Asien eingeschleppt und lebt seitdem in mitteleuropäischen Flüssen. Ihre Nahrung besteht aus Aas, Wirbellosen und Pflanzen. Im späten Sommer wandern die Männchen zu den Flussmündungen, wo sie die nachfolgenden Weibchen begatten. Während die Männchen anschließend verenden, überwintern die Weibchen im Meer und Wandern im Frühjahr zum Schlüpfen der Eier zurück und die Flussmündung. Nur wenige wandern die Flüsse wieder hinauf. Sie kommt von Aquitanien bis nach Finnland, auch in Rhein, Ems, Weser Elbe und Oder vor. Galathea squamifera (Schuppiger Furchenkrebs) Fam. Galatheidae Körper oval mit spitzem Stirnfortsatz, dieser beiderseits mit vier roten Dornen. Je ein Paar körperlange Antennen und schlanke, beschuppt anmutende Scheren. Drei paar Laufbeine, dazu ein paar eng am Körper anliegende Putzbeine. Farbe dunkelbraun bis olivgrün, selten rot, schmale Querstreifen auf dem Rücken. Körperlänge bis zu 3cm. Sie fressen Aas und kleine Wirbellose, mit ihren gefiederten Mundwerkzeugen können sie Plankton aus dem Wasser filtern. Mit ihren Putzbeinen halten sie die Panzeroberfläche und den Kiemenraum sauber. Sie leben auf nischenreichen Felsgründen an der europäischen Atlantikküste, in der Nordsee und im Mittelmeer. Hemigrapsus sanguineus (Japanische Felsenkrabbe) Fam. Varunidae fast quadratischer Körper, trägt je drei Seitenzähne. Farbe violett, braun und grün gefleckt, unterseits einheitlich hell und oberseits deutlich gesprenkelte Scheren sowie eine gebänderte Beinfärbung. Größe bis zu 4cm. Sie sind aggressive, räuberische Allesfresser: alles was kleiner oder gleich groß ist, wird zu überwältigen versucht, auch Artgenossen. Sie leben in Küstennahen Gewässern mit ca. 2-5m Wassertiefe. Sie stammen ursprünglich aus dem Nordwest-Pazifik und wurden in Ballastwassertank eingeschleppt und verbreiten sich seitdem an der Atlantikküste. 57 Senckenberg‐Schule: Nordsee‐Exkursion 13.‐28. Mai. 2011 Hyas araneus (Kleine Seespinne) Fam. Oregoniidae Birnenförmiger, an der Oberfläche warziger Rückenpanzer mit dreieckigem, gespaltenem Stirnfortsatz. Hinter den Augen je ein flügelartig erweiterte Ausstülpung. Vier Laufbeinpaare, ein schlankes Scherenpaar. Farbe tiefgrau, braun bis beige, auch mit rötlichem oder grünem Anflug. Körperlänge bis zu 10cm. Seespinnen maskieren sich mit abgeflückten Schwämmen, Polypenstöckchen und Algen. Sie leben auf Sand- und Felsböden, auf an Algen. Sie kommen im Nordatlantik und in der Nord- und Ostsee vor. Liocarcinus holsatus (Gewöhnliche Schwimmkrabbe) Fam. Polybiidae Körper etwas fünfeckig, Vorderrand beiderseits mit fünf Zähnen, zwischen den Augen drei ungefähr gleich hohe Stirnzähne. 1. Laufbeinpaar zu kräftigen spitz gezähnten Scherenfüßen umgewandelt, letztes Beinpaar mit abgeflachten, verbreitertem Endglied. Farbe blaugrau, braun, grünlich, zuweilen mit roten Anflug. Körperbreite bis zu 4cm. Die Ruderbeine ermöglichen den Krebsen ein aktives Schwimmen. Sie leben von Weichtieren, Würmern und Garnelen. Sie leben auf Sand- und Felsenböden im europäischen Atlantik und in der Nord- und Ostsee. Pagurus bernhardus (Einsiedlerkrebs) Fam. Paguridae Lebt stets in Schneckengehäusen. Zwei Antennenpaare, ein Paar ungleicher Scherenfüße, zwei Paar kräftig entwickelte Laufbeine, alle dahinter liegenden Gliedmaßen viel kleiner oder zurückgebildet. Hinterkörper weichhäutig und sackförmig. Farbe gelb, braun und rot gezeichnet. Länge bis zu 10cm. Einsiedlerkrebse leben und Schneckengehäusen in die sie sich bei Gefahr komplett zurück ziehen können. Nach mehreren Häutungen müssen die Krebse aufgrund ihres Wachstums in größere Schneckengehäuse umziehen und wandern dabei immer tiefer ins Wasser, wegen der dort vorkommenden größeren Schnecken. Häufig siedeln auf den Schneckengehäusen Stachelpolypen. Einsiedlerkrebse fressen Aas und kleine Wirbellose, zusätzlich filtern sie mit ihren gefiederten Mundwerkzeugen Plankton aus dem Wasser. Sie leben auf Weich- und Hartböden, in Prielen und in Gezeitentümpeln und kommen im europäischen Atlantik, Nord- und Ostsee und im Mittelmeer vor. 58 Senckenberg‐Schule: Nordsee‐Exkursion 13.‐28. Mai. 2011 Palaemonetes varians (Europäische Süsswassergarnele) Fam. Palaemonidae Rostrum gerade, oben 4-6 Zähne, hinter Augengrube 1 Zahn, unten 2 Zähne. Farbe gelb, blau, können dunkle Streifen und helle, orangene Flecken haben. Bis zu 6cm. Leben auf Kies und Steinen in brackigen und limnischen Gewässern. Pandalus montagui (Rote Felsengarnele) Fam. Pandalidae Rostrum lang, deutlich nach oben Gebogen, unten gezähnt, oben nur der Anfang gezähnt, ansonsten glatt. Farbe rot. 40-50mm lang. Portumnus latipes (Breitfüßige Schwimmkrabbe) Fam. Portunidae Herzförmiger Körper. Ihre Zeichnung ist hellsandfarben mit Sprenkeln. Sie lebt in der Brandungszone der Strände, wo sie sich oberflächlich eingräbt, sobald der Strand trocken fällt. Sie kommt an der europäischen Atlantikküste bis in die südwestliche Nordsee vor. 59 Senckenberg‐Schule: Nordsee‐Exkursion 13.‐28. Mai. 2011 Isopoda (Asseln): Euridice pulchra (Gesprenkelte Meerassel) Fam. Cirolanidae Große Augen, lange Antennen. Farbe grau bis braun mit schwarzen Flecken. Männchen bis 8mm, Weibchen bis 6,5mm. Sie leben auf sandigem Boden in der Gezeitenzone und kommt im europäischen Atlantik und der Nordsee vor. Idotea baltica (Baltische Meerassel) Fam. Idoteidae Körper langgestreckt oval, abgeflacht, große Augen, lange Antennen, langes Schild am Hinterende mit drei kleinen Spitzen, Farbe grün bis braun mit Musterung, bis 3cm lang. Sie lebt zwischen den Algen als Allesfresser. Idotea granulosa (Körnige Meerassel) Fam. Idoteidae Körper schlank und abgeflacht, nach hinten deutlich verjüngt und in einer Spitze auslaufend. Kopf mit zwei Paar Antennen und einem Paar rundlicher Augen. Rumpf mit sieben Laufbeinpaaren, Unterseite des Hinterleibs zum Schutz der Kiemen durch zwei Klappen verdeckt. Farbe grasgrün bis braun. Länge bis 2cm. Sie ernähren sich von den Algen auf denen sie leben, es wurde aber auch Kannibalismus beobachtet. Sie leben auf von Algen, Seegras und Tangen bestandenden Muschelbänken. Sie kommen vor an der europäischen Atlantikküste und in der Nord- und westliche Ostsee. Jaera albifrons (Flache Meerassel) Fam. Janiridae Körper oval, flach. Kopf klein mit zwei Paar Antennen. Hinterleibsschild hinten eingebuchtet. Farbe hell- bis tiefbraun, mit Flecken und Mustern. Bis zu 5mm lang. Die Flache Meerassel ernährt sich von Algen und Diatomeen. Gelegentlich frisst sie auch die eigene abgeworfene Körperhülle und frisch gehäutete Artgenossen. Sie lebt in Ritzen von Felsböden, Muschelbänken und Uferbefestigungen, auch an Algen. Sie kommt im europäischen Atlantik und in der Nord- und westlichen Ostsee vor. 60 Senckenberg‐Schule: Nordsee‐Exkursion 13.‐28. Mai. 2011 Mysidacea: Neomysis integer Fam. Mysidae Großer Cephalothorax, Farbe transparent grünlich oder braun, bis zu 17mm. Sie filtrieren Nahrungspartikel aus dem Wasser. Sie leben meist in Brackwasser oder in Flussmündungen und kommen im europäischen Atlantik und in der Nordsee vor. Praunus flexuosus (Gebogene Schwebegarnele) Fam. Mysidae Farbe braun bis grünlich, bis zu 3cm lang. Sie lebt in flachen Küstengewässern zwischen Algen und Seegras und kommt im Nordatlantik, Nord- und Ostsee vor. Schistomysis spiritus Fam. Mysidae Sie kommt im europäischen Atlantik, Nord- und Ostsee vor. 8.7. Funddaten und Artenliste nach Stationen 14.5.2011 Deichrundgang Crustacea Cirripedia Semibalanus balanoides Austrominius modestus Balanus crenatus Amphipoda Corophium sp. Carprella linearis Mysidacea Praunus flexuosus 61 Senckenberg‐Schule: Nordsee‐Exkursion 13.‐28. Mai. 2011 Decapoda Carcinus maenas Hemigrapsus cf. sanguineus Mollusca Gastropoda Littorina littorea Bivalvia Mytilus edulis Crassotrea gigas Cerastoderma edule (Schill) Macoma baltica (Schill) Scrobicularia plana (Schill) 15.5.2011 Salzwiese Mollusca Gastropoda Bivalvia 16.5.2011 Wattwanderung Crustacea Hydrobia ulvae Retusa truncatula Macoma baltica Cerastoderma edule Mytilus edulis Crassotrea gigas Mya arenaria Scrobicolaria plana Cirripedia Austrominius modestus Amphipoda Corophium volutator Mysidacea Praunus flexuosus Decapoda Crangon crangon Carcinus maenas Hemigrapsus sp. (sanguineus) Mollusca Gastropoda Littorina littorea Hydrobia ulvae Lepidochitona cinerea Bivalvia Mytilus edulis Cerastoderma edule Mya arenaria Crassotrea gigas Scrobicularia plana Macoma balthica 18.5.2011 FK Senckenberg Kastengreifer Crustacea Mollusca Cirripedia Amphipoda Mysidacea Gastropoda Bivalvia Anzahl Probe II 2 Balanus crenatus 3 Bathyporeia sp. 1 Schistomysis spiritus 2 Hydrobia ulvae 3 Macoma balthica Anzahl Probe V 1 9 1 62 Senckenberg‐Schule: Nordsee‐Exkursion 13.‐28. Mai. 2011 19.5.2011 FK Senckenberg Baumkurre – D63 KU Crustacea Decapoda Pagurus bernhardus Liocarcinus holsatus Carcinus maenas Pandalus montagui Crangon crangon Cancer pagurus Mollusca Bivalvia Crassotrea gigas Mytilus edulis Cerastoderma edule 19.5.2011 FK Senckenberg Baumkurre – D65 KU Crustacea Decapoda Pagurus bernhardus Liocarcinus holsatus Carcinus maenas Pandalus montagui Crangon crangon Mollusca Bivalvia Crassotrea gigas Mytilus edulis Cerastoderma edule 19.5.2011 FK Senckenberg Baumkurre – D65 KU Crustacea Decapoda Mollusca Bivalvia 19.5.2011 FK Senckenberg Baumkurre – D68 KU Crustacea Decapoda Mollusca Bivalvia Pagurus bernhardus Liocarcinus holsatus Carcinus maenas Pandalus montagui Crangon crangon Crassotrea gigas Mytilus edulis Cerastoderma edule Pagurus bernhardus Liocarcinus holsatus Carcinus maenas Pandalus montagui Crangon crangon Crassotrea gigas Mytilus edulis Cerastoderma edule 63 Senckenberg‐Schule: Nordsee‐Exkursion 13.‐28. Mai. 2011 21.5.2011 Wangerooge Crustacea Decapoda Portumnus latipes Mollusca Bivalvia-Schill Cerastoderma edule Macoma balthica Scrobicularia plana Mytilus edulis Mya arenaria Mya truncata Mactra stultorum Spisula solida Spisula subtruncata Zirfea crispata Petricola pholadiformis Ostrea edulis Donax vittatus Ensis directus 22.5.2011 Vareler Hafen 1 Crustacea 22.5.2011 Vareler Hafen 2 Crustacea Mysidacea Amphipoda Decapoda Neomysis integer Palaemonetes varians Gammarus sp. Eriocheir sinensis Mysidacea Praunus flexuosus Palaemontes varians 22.5.2011 Vareler Hafen 3 Crustacea Isopoda Idotea baltica Mysidacea Praunus flexuosus Neomysis integer 64 Senckenberg‐Schule: Nordsee‐Exkursion 13.‐28. Mai. 2011 25.5.2011 Felswatt Helgoland Crustacea Cirripedia Amphipoda Isopoda Decapoda Mollusca Gastropoda Bivalvia 26.5.2011 Helgoländer Düne Crustacea Mollusca Decapoda Gastropoda Bivalvia - Schill Austrominius modestus Semibalanus balanoides Balanus crenatus Ampeliscidae gen. sp. Gammarus sp. cf. locusta Idotea granulosa Jaera albifrons Carcinus maenas Galathea squamifera Hemigrapsus sanguineus Gibbula cineraria Littorina littorea Littorina saxatilis Littorina mariae/obtusata Littorina neritoides Vernerupis senegalensis - Schill Mytilus edulis Cerastoderma edule - Schill Crassotrea gigas Hyas araneus Cancer pagurus Carcinus maenas Littorina obtusata/mariae Mactra strultorum Ostrea edulis Buccinum undatum Chlamys varia Spisula eliptica Donax vittatus Venerupis senegalensis Ensis siliqua Dosina exoleta Literatur-und Quellenangaben: www.wissenschaft-online.de www.marinespecies.org www.marinebiodiversity.ca massbay.mit.edu www.eol.org www.marlin.ac.uk www.unterwasser-welt-ostsee.de www.wikipedia.de 65 Senckenberg‐Schule: Nordsee‐Exkursion 13.‐28. Mai. 2011 66 Senckenberg‐Schule: Nordsee‐Exkursion 13.‐28. Mai. 2011 9. Fische (Pisces) und Robben NICOLE HAAG 9.1. Fische Allgemeines Fische der Nordsee Sowohl die Nord- und Ostsee sind Lebensraum für mehr als 150 Fischarten. Nur wenige Arten davon sind ausschließlich in der Nordsee beheimatet. Nicht selten reicht ihr Ausbreitungsgebiet bis in angrenzende Meere. Viele von ihnen kommen nur zum laichen in das flache Wasser des Wattenmeeres, wie unter anderen auch Pleuronectes platessa (die Scholle) oder aber auch Platichthys flesus (die Flunder). Oftmals handelt es sich um standorttreue Grundfischarten, wie unter anderen der Seehase. Schwarmfische, wie Hornhecht, Sprotten und Köhler werden nicht als nordseetypische Fischarten angesehen, da sie weite Teile der Ozeane durchstreifen und periodisch in den weiten der Nordsee vorzufinden sind. Artenlisten 14.05.2011 Wilhelmshaven, Deichexkursion und Hafenrundgang Kein Nachweis. 15.05.2011 Busfahrt durch Friesland mit Fixpunkten: Jever, Hohenkirchen, Minsen, Elisabethgroden, Carolinensiel, Neuharlingersiel Kein Nachweis. 16.05.2011 9.00 h Besuch der Seeschwalbenkolonie, Banter-See Kein Nachweis. 14.00 h Wattenexkursion nach Crildumer Siel Pleuronectes platessa (Priel) 18.05.2011 Ausfahrt mit F.K. "SENCKENBERG" Kastengreifer nach REINECK Kein nachweis. Van Veen-Greifer Kein nachweis. 19.05.2011 Ausfahrt mit F.K. "SENCKENBERG" Ringdredge Kein Nachweis Baumkurre Sygnathus rostellatus (Kl.Seenadel) Bei den Seenadeln betreiben die Männchen Brutpflege. Die Geburtswehen können mit dem gleichen Hormon (Oxytocin) ausgelöst werden, wie es bei weiblichen Säugern der Fall ist. 67 Senckenberg‐Schule: Nordsee‐Exkursion 13.‐28. Mai. 2011 Liparis liparis (Großer Scheibenbauch) Die Bauchflosse ist zu einem Saugnapf ausgebildet. Oft auf Steinen zu finden. Clupea harengus (Hering) Solea solea (Seezunge) Pleuronectes platessa (Scholle) Osmerus eperlanus (Stint) Zoarces viviparus (Aalmutter) Die Aalmutter ist ovovivpar (Die Eier schlüpfen noch im Muttertier). Sie lebt hauptsächlich in kalten Gewässern. Plathichthys flesus (Flunder) Agonus cataphractus (Steinpicker) Der Steinpicker besitzt viele Bartfäden. Myoxocephalus scorpius (Seeskorpion) Pomatoschistus minutus (Sandgrundel) Merlangius merlangus (Wittling) Sowohl der Dorsch, als auch der Wittling haben drei Rückenflossen. Gadus morrhua (Dorsch) Psetta maxima (Steinbutt) Arnoglossus sp. (Landbutt) Pleuronectes microcephalus (Rotzunge) Planktonnetz Diverse Fischeier und Fischlarven 21.05.2011 Düneninsel Wangerooge Kein Nachweis. 22.05.2011 Exkursion nach Vareler Hafen Pleuronectes platessa 23.02.11 Inselrundgang mit Oberland, Vogelfelsen Kein Nachweis. 24.05.2011 Planktonproben Kein Nachweis. 25.05.2011 Strand- und Felswattexkursion Cyclopterus lumpus-Larve (Seehase) Taurulus bubalis-Larve (Seebulle, Langstacheliger Seeskorpion) 26.05.2011 Dünenexkursion Kein Nachweis. 27.05.2011 Aquariumsführung Acipenseridae Acipenser sturio (Stör) Gadidae Raniceps raninus (Froschdorsch) Trisopterus luscus (Franzosendorsch) 68 Senckenberg‐Schule: Nordsee‐Exkursion 13.‐28. Mai. 2011 Gadus morrhua (Dorsch) Pollachius virens (Köhler) Rajidae Raja clavata sp. (Nagelrochen) Scyliorhinidae Scyliorhinus canicula (Kleingefleckter Katzenhai) Scyliorhinus stellaris (Großgefleckter Katzenhai) Bothidae Psetta maxima (Steinbutt) Callionymidae Callionymus lyra (gestreifter Leierfisch) Syngnathidae Entelurus aeaequoreus (Große Schlangennadel) Nerophis ophidion (Kleine Schlangennadel) Syngnathus typhle (Grasnadel) Syngnathus rostellatus (Kleine Seenadel) Syngnathus acus (Große Seenadel) Gasterosteidae Gasterosteus aculeatus (Dreistacheliger Stichling) Spinachia spinachia (Seestichling) Zoarcidae Zoarces viviparus (Aalmutter) Scophthalmidae Phrynorhombus norvegicus (Zwergbutt) Scophthalmus rhombus (Glattbutt) Cycloptheridae Cyclopterus lumpus (Seehase) Mullidae Mullus surmuletus (Streifenbarbe) Gobiidae Pomatischistus minutus (Sandgrundel) Pomatoschistus pictus (Flecktengrundel) Gobiusculus flavescens (Zweiflecken-/ Schwimmgrunden) Labridae Labrus berggylta (Gefleckter Lippfisch) Moronidae Dicentrachtus labrax (Wolfsbarsch) Carangidae Trachurus trachurus (Holzmakrele) Brachiostomidae Brachiostoma lanceolatum (Lanzettfischchen) 69 Senckenberg‐Schule: Nordsee‐Exkursion 13.‐28. Mai. 2011 Liparidae Liparis liparis (großer Scheibenbauch) Pleuronectidae Limanda limanda (Kliesche) Microstomus kitt (Rotzunge) Pleuronectes platessa (Scholle) Platichthys flesus (Flunder) Soleidae Solea solea (Seezunge) Buglossidium luteum (Glaszunge) Anarhichadidae Anarhichas lupus (Gestreifter Seewolf) Triglidae Eutrigla gurnardus (Grauer Knurrhahn) Trigla lucema (Roter Knurrhahn) Cottidae Taurulus bubalis (Seebull) Scombridae Scomber scombrus (Makrele) 70 Senckenberg‐Schule: Nordsee‐Exkursion 13.‐28. Mai. 2011 9.2. Robben Klasse: Unterklasse: Überordnung: Ordnung: Unterordnung: Familie: Gattung: Art: Mammalia (Säugetiere) Höhere Säugetiere (Eutheria) Laurasiatheria Raubtiere (Carnivora) Hundeartige (Cynoidea) Hundsrobben (Phocidae) Halichoerus Kegelrobbe, Halichoerus gryptus Die Kegelrobbe ist das größte Raubtier Deutschlands. Sie kann ein Körpergewicht von bis zu 300 Kilogramm erreichen. Im Durchschnitt erreichen die Männchen jedoch nur ein Körpergewicht von 220 Kilogramm und eine Körperlänge von 2,30 Meter. Die Weibchen erreichen im Durchschnitt ein Körpergewicht von 150 Kilogramm und werden bis zu 1,80 Meter lang. Der Name leitet sich, entgegen der landläufigen Meinung, nicht von der Form des Kopfes, sondern von den kegelförmigen Backenzähnen ab. Beschreibung: Kegelrobben haben einen fast spitz zulaufenden Kopf. Männlichen Kegelrobben eine größere Nase, als die Weibchen. Die Männchen sind auf dunklem Grund hell gefleckt. Und die Weibchen sind dunkelgrau gefleckt auf Silbergrauem Grund. Jungtiere kommen mit weißem Embryonalfell (Lanugo) zur Welt, das nach ca. fünf Wochen durch normales Fell ersetzt wird. Die Tragezeit beträgt elfeinhalb Monate. Geschlechtsreif werden sie jedoch erst mit vier bis fünf Jahren. Sie können bis zu 20 Jahren alt werden. Sie leben in Kolonien. Nahrung: Eine Kegelrobbe nimmt pro Tag ca. 10 Kilogramm Fisch zu sich, Auf ihren bis zu 20 Minuten andauernden Tauchgängen erreichen sie einen Tiefgang von etwa 140 Meter. Zu ihren Beutefischen gehören unter anderem Dorsche, Heringe, Lachse, Makrelen und Schollen. Unterklasse: Überordnung: Ordnung: Unterordnung: Familie: Gattung: Art Höhere Säugetiere (Eutheria) Laurasiatheria Raubtiere (Carnivora) Hundeartige (Cynoidea) Hundsrobben (Phocidae) Phoca Seehund, Phoca vitulina Linnaeus 1758 Beschreibung: Seehunde haben eine eher kleine und zierliche Statur. Die Männlichen erreichen eine Länge von etwa 1,70 Meter und wiegen im Durchschnitt150 Kilogramm. Die Weibchen hingegen werden bis zu 1,40 Meter lang und bis zu 100 Kilogramm schwer. Ihre Kopfform ist in der Regel eher rundlich. Die Färbung ist regional sehr variabel. An deutschen Küsten ist die 71 Senckenberg‐Schule: Nordsee‐Exkursion 13.‐28. Mai. 2011 Färbung allerdings meist grau mit unregelmäßig über den Körper verteilten Flecken. Die Tragezeit der Weibchen beträt 11 Monate. In der Regel wird das Jungtier 5 Wochen gesäugt und dann alleine gelassen. Sie können ein Alter von 30 - 35 Jahren erreichen. Die Weibchen haben allerdings in der Regel eine höhere Lebenserwartung als die Männchen. Verbreitung, Lebensraum und Lebensweise Die im Wasser eher als Einzelgänger geltenden Seehunde, bevorzugen Küsten mit trockenfallenden Sandbänken, auf denen sie vor Fressfeinden geschützt sind. Sie kommen aber auch an geschützten Felsküsten zu kleinen Gruppen zusammen. Die Gesamtseehundpopulation wird auf etwa 500.000 Individuen geschätzt. Davon leben in etwa 90.000 an europäische Küsten. Sie tauchen zur Nahrungsaufnahme bis zu 30 Minuten in Tiefen von bis zu 200 Metern ab. Seehundmännchen sind weder monogam noch bewachen sie einen Harem. Die Paarung findet meist im Wasser statt. Nahrung Zu den Beutefischen der Seehunde gehören Heringe, Stinte, Sardinen, Dorsche, Lachse, Stinte und einige Plattfischarten. Jungtiere ernähren sich meist von Crustaceen und Mollusken. 72 Senckenberg‐Schule: Nordsee‐Exkursion 13.‐28. Mai. 2011 10. Seevögel JANINA FRANZ Bilder (sofern nicht anders angegeben) ebenfalls J. F. 10.1. Übersicht der gesichteten Vögel: Wilhelmshaven, Wangerooge und Umgebung: Familie: Phalacrocoracidae (Kormorane) Kormoran Phalacrocorax carbo, L. 1758 Familie: Scolopacidae (Schnepfenvögel) Flussuferläufer Tringa hypoleucos, L. 1758 Rotschenkel Tringa totanus, L. 1758 Steinwälzer Arenaria interpres, L. 1758 Pfuhlschnepfe Limosa lapponica, L. 1758 Uferschnepfe Limosa limosa, L. 1758 Großer Brachvogel Nurmenius arquata, L. 1758 Familie: Charadriidae (Regenpfeifer) Kiebitz Vanellus vanellus, L. 1758 Kiebitzregenpfeifer Pluvialis squartarola L. 1758 Goldregenpfeifer Pluvialis apricaria L. 1758 Familie: Recurvirostra (Säbelschnäbler) Säbelschnäbler Recurvirostra avosetta, L. 1758 Familie: Haematopodidae (Austernfischer) Austernfischer Haematopus ostralegus, L. 1758 Familie: Ardeidae (Reiher) Graureiher Ardea cinerea L. 1758 Familie: Anatidae (Entenvögel) Höckerschwäne Cygnus olor, Gmelin 1789 Stockente Anas platyrhynchos L. 1758 Eiderente Somateria mollissima, L. 1758 Brandgans Tadorna tadorna, L. 1758 Graugans Anser anser, L. 1758 Nonnengans / Weißwangengans Branta leucopsis, Bechsten 1803 Ringelgans Branta bernicla, L. 1758 Familie: Laridae (Möwen) Silbermöwe Larus argentatus, Pontoppidan 1763 Sturmmöwe Larus canus, L. 1758 Heringsmöwe Larus fuscus, L. 1758 Mantelmöwe Larus marinus L. 1758 Lachmöwe Larus ridibundus, L. 1766 Familie: Sternidae (Seeschwalben) Flussseeschwalbe Sterna hirundo, L. 1758 Helgoland: Famile: Sulidae (Tölpel) Basstölpel Morus bassana, L. 1758 Familie: Haematopodidae (Austernfischer) Austernfischer Haematopus ostralegus, L. 1758 Familie: Anatidae (Entenvögel) Eiderente Somateria mollissima, L. 1758 Familie: Laridae (Möwen) 73 Senckenberg‐Schule: Nordsee‐Exkursion 13.‐28. Mai. 2011 Mantelmöwe Larus marinus, L. 1758 Silbermöwe Larus argentatus, Pontoppidan 1763 Dreizehenmöwe Rissa tridactyla, L. 1758 Familie: Procellariidae (Sturmvögel) Eissterumvogel Fulmarus glacialis, L. 1761 Familie: Alcidae (Alkenvögel) Trottellumme Uria aalge, Pontoppidan 1763 (Fitis Phylloscopus trochilus, L. 1758 Ordung: Passeriformes (Sperlingsvögel) Familie: Sylviidae) 74 Senckenberg‐Schule: Nordsee‐Exkursion 13.‐28. Mai. 2011 10.2. Details der Sichtungen und Erläuterungen zu häufigen Arten: Freitag, 13.05.2011, Wilhelmshaven, Jadebusen (genauer Fliegerdeich) Lachmöwen Larus ridibundus in Neuharlingersiel Ordnung: Charadriiformes Familie: Laridae (Möwen) Gattung / Art: Larus ridibundus Die Lachmöwe ist die auffäligste Möwe. Durch ihren (in der Brutzeit) schokobraunen Kopf (=>Prachtkleid) und ihr charakteristischen Ruf, der an ein Lachen erinnert ( => Name) sind sie sehr leicht von anderen Möwenarten zu unterscheiden. Typische Brutkolonien sind uns bisher leider noch nicht zu Augen gekommen. Im Winter ziehen sie bis an die afrikanische Küste. An der Nordsee ernährt sie sich vor allem von Insekten, Polychaeten, Oligochaeten und Muscheln (vor allem Macoma baltica). Außerdem frisst sie auch Samen und Früchte. Fische und Crustaceen werden gefressen, allerdings seltener. Kleptoparasitismus zu anderen Vogelarten wie Seeschwalben ist ebenfalls zu beobachten. Flussseeschwalben Sterna hirundo Silbermöwen Larus argentatus Samstag, 14.05.2011, Jadebusen: Fliegerdeich und Alte Hafenbuchten Silbermöwe Larus argentatus auf Helgoland Ordnung: Charadriiformes Familie: Laridae Gattung / Art: Larus argentatus, Pontoppidan 1763 Diese sehr große Möwe erscheint im Prachtkleid mit rrein weißem Kopf, im Schlichtkleid ist dieser grau gestrichelt. Silbermöwen können adult leicht mit der Sturmmöwe verwechselt werden, ist aber weitaus größer und hat eine kräftigere Gestalt. Ihr Nahrungsangebot stellt ihnen die Küste und das Wattenmeer zu Verfügung. Im Binnenland und im Wattenmeer sind sie meist schreitend oder trampelnd auf Futtersuche. Durch letzteres versuchen sie Tiere aus dem Boden zu locken. Sie tauchen auch nach Futter oder nehmen scchwimmend kleinere Nahrungspartikel auf. Häufig sind sie auch in der Nähe des Menschen oder auf Mülldeponien anzutreffen. Lachmöwe Larus ridibundus 75 Senckenberg‐Schule: Nordsee‐Exkursion 13.‐28. Mai. 2011 Sturmmöwe Ordnung: Charadriiformes Familie: Laridae Gattung / Art: Larus canus Steinwälzer Arenaria interpres in Wilhelmshaven Ordnung: Charadriiformes Familie: Scolopacidae Gattung / Art: Arenaria interpres, L. 1758 Der Steinwälzer trägt seinen Namen zu recht. Um an Futter zu gelangen dreht er Steine herum. Darunter verbergen sich oft Mollusken, Würmer, kleine Crustaceen und Insektenlarven. Die Schnabelform ist ideal zum Wälzen der Steine: der Schnabel ist leicht nach oben gebogen, sodass eine leichte Hebelwirkung entsteht. Auch pflanzliche Kost steht auf dem Speiseplan. In sandigen Gebieten nutzt der Schnabel eher wenig. In solchen Zeiten kann der Steinwälzer auch zu Kleptoparasiten werden. Austernfischer Haematopus ostralegus, Düne Helgoland Ordnung: Charadriiformes Familie: Haematopodidae Gattung / Art: Haematopus ostralegus, L. 1758 Flussseeschwalben Sterna hirundo Stockenten Anas platyrhynchos 76 Senckenberg‐Schule: Nordsee‐Exkursion 13.‐28. Mai. 2011 Sonntag, 15.05.2011 Busfahrt durch Friesland Neuharlingensiel: Lachmöwen Larus ridibundus Stockenten Anas platyrhynchos nähe Minsen: Graureiher Ordnung: Ciconiiformes Familie: Ardeidae Gattung / Art: Ardea cinerea Salzwiese in Minsen Silbermöwen Larus argentatus Brandgans Tadorna tadorna Rotschenkel Ordnung: Charadriiformes Familie: Scolopacidae Gattung / Art: Tringa totanus Bild: www.rotholl.at Der Rotschenkel ist ein häufiger Brutvogel der Küstengebiete Deutschlands. Seine Nahrung findet er in Flachwasserbereichen. Auf seinem Speiseplan stehen Mollusken, Insekten, Würmer und andere Wirbellose.Im Watt durchpflügt er die Oberfläche oft mit weit geöffnetem Schnabel. Seine Aktivität richtet er vorallem nach den Tiden, die ihm seine Nahrung sichern. Kiebitzregenpfeifer Familie: Charadriiformes Odrnung: Chadrridae Gattung / Art: Pluvialis squartarola 77 Senckenberg‐Schule: Nordsee‐Exkursion 13.‐28. Mai. 2011 Montag, 16.05.2011 Fliegerdeich: Graugans Ordnung: Anseriformes Familie: Anatidae Gattung / Art: Anser anser Crildumer Siel: Brandgans, Tadorna tadorna Brandgans Ordnung: Anseriformes Familie: Anatidae Gattung / Art: Tadorna tadorna Eiderente Bild: www.nationalpark-wattenmeer.de Ordnung: Anseriformes Familie: Anatidae Gattung / Art: Somateria mollissima Die Eiderente war sehr oft zu beobachten, sogar mit Jungtieren. Sie taucht vor allem nach Muscheln, frisst diese im Gesamten und zemahlt später mit ihrem Muskulösen Magen die Schalen. Das durch die Nahrung aufgenommene Salz kann über Drüsen an der Stirn wieder abgegeben werden. Goldregenpfeiffer Ordnung: Charadriiformes Familie: Charadriidae Gattung / Art: Pluvialis apricaria Rotschenkel Tringa totanus Uferschnepfe Ordnung: Charadriiformes Familie: Scolopacidae Gattung / Art: Limosa limosa Pfuhlschnepfe Ordnung: Charadriiformes Familie: Scolopacidae Gattung / Art: Limosa lapponica 78 Senckenberg‐Schule: Nordsee‐Exkursion 13.‐28. Mai. 2011 Uferschnepfe, Limosa limosa Austernfischer Haematopus ostralegus Säbelschnäbler Säbelschnäbler: www.marburger-vogelwelt.de Ordnung: Charadriiformes Familie: Recurvirostridae Gattung / Art: Recurvirostra avosetta Der Säbelschnäbler findet seine Nahrung vor allem im Watt, seichten Gewässern, Flüssmündungen und Seen. In der Nordsee findet man ihn vorallem in den Wattflächen und Kögen. Neben den Wirbellosen gehören zu seiner Nahrung auch kleine Fische. Dienstag, 17.05.2011, Fliegerdeich, Priel Eiderente Somateria mollissima Uferschnepfe Limosa limosa Mittwoch und Donnerstag, 18. und 19.05.2011, Ausfahrt mit Forschungskutter "Senckenberg" Kormoran Bild: www.naturfoto-cz.de Kormoran, Phalacrocorax carbo Ordnung: Pelicaniformes Familie: Phalacrocoracidae Gattung / Art: Phalacrocorax carbo Silbermöwe Larus argentatus Samstag, 21.05.2011, Exkursion zur Düneninsel Wangerooge Kormoran Phalacrocorax carbo Flussseeschwalbe Sterna hirundo Austernfischer Haematopus ostralegus Goldregenpfeifer Pluvialis apricaria 79 Senckenberg‐Schule: Nordsee‐Exkursion 13.‐28. Mai. 2011 Brandgans Tadorna tadorna Graugans Anser anser Sturmmöwe Larus canus Mantelmöwe Bild: www.wikipedia.org Mantelmöwe, Larus marinus Ordnung: Charadriiformes Familie: Laridae Gattung / Art: Larus marinus Lachmöwe Larus ridibundus Silbermöwe Larus argentatus Eiderente Somateria mollissima Ringelgans Ordnung: Anseriformes Familie: Anatidae Gattung / Art: Branta bernicla Kiebitz Bild: www.natur-5seenland.de Kiebitz, Vanellus vanellus Familie: Charadriiformes Odrnung: Chadrridae Gattung / Art: Vanellus vanellus Uferschnepfe Limosa limosa Flussuferläufer Ordnung: Charadriiformes Familie: Scolopacidae Gattung / Art: Tringa hypoleucos Säbelschnäbler Recurvirostra avosetta Sonntag, 22.05.2011, Exkursion nach Vareler Hafen und Dangast Nonnengans: www.meeresnaturschutz.de Höckerschwäne Cygnus olor Stockente Anas platyrhynchos Nonnengans / Weißwangengans Ordnung: Anseriformes Familie: Anatidae Gattung / Art: Branta leucopsis 80 Senckenberg‐Schule: Nordsee‐Exkursion 13.‐28. Mai. 2011 Brandgans Tadorna tadorna Großer Brachvogel Ordnung: Charadriiformes Familie: Scolopacidae Gattung / Art: Nurmenius arquata Rotschenkel Tringa totanus Montag, 23.05.2011, Helgoland, Vogelfelsen Rissa tridactyla auf dem Helgoländer Vogelfelsen Dreizehenmöwe Ordnung: Charadriiformes Familie: Laridae Gattung / Art: Rissa tridactyla Der Vogelfelsen: Leben im Mehrfamilienhaus Oben: Basstölpel, mitte: Trottellummen, Unten: Dreizehenmöwen und Eissturmvögel Basstölpel Morus bassanus, Vogelfelsen Helgoland Ordnung: Pelicaniformes Familie: Sulidae Gattung / Art: Morus bassana Der Basstölpel baut seine Nester vorallem an steilen Felsküsten. In den Nester sieht man oft Plastikabfälle wie Netze oder Schnüre. Viele Basstölpel werden durch ihr eigenes Baumaterial stranguliert. Auch wir mussten solche Entdeckungen mit dem Fernglas machen: Tote Basstölpen hingen von den mit Plastik bestückten Nestern herab. 81 Senckenberg‐Schule: Nordsee‐Exkursion 13.‐28. Mai. 2011 Uria aalge, Vogelfelsen Helgoland Trottellumme Ordnung: Charadriiformes Familie: Alcidae Gattung / Art: Uria aalge Flug- und Lauffähigkeit sind bei dem Trottellummen weitgehend zurückgebeildet. Ihr schwerfälliger Gang ähnelt Pinguinen, diesem verdanken sie ihren Namen. Das Brüten in Kolonien dient dem Schutz der Jungtiere. Die Lummen stehen dicht gedrängt, sodass kein Räuber (z. B. Möwen) an die Jungen kommt Eissturmvogel Ordnung: Procellariformes Familie: Procellariidae Gattung / Art: Fulmarus glacialis Silbermöwe Larus argentatus Mittwoch, 25.05.2011, Helgoland, Felslitoral, Strand- und Felswattexkursion Silbermöwe Larus argentatus Lachmöwe Larus ridibundus Austernfischer Haematopus ostralegus Eiderente Somateria mollissima Donnerstag, 26.05.2011: Helgoland, Dünenexkursion Vorn: Larus fuscus; hinten: Larus argentatus Eiderente Somateria mollissima Silbermöwe Larus argentatus Heringsmöwe Ordnung: Charadriiformes Familie: Laridae Gattung / Art: Larus fuscus Die Heringsmöwe ist scheuer als die Silber- und Lachmöwe. Sie ist daher nicht so häufig zu sehen. Ihr Charakteristikum sind die gelben Beine und 82 Senckenberg‐Schule: Nordsee‐Exkursion 13.‐28. Mai. 2011 nahezu schwarzen Flügel. In den Brutgebieten treffen sie nach den Silbermöwen ein. Die Gelege beider Arten sind kaum voneinander zu unterscheiden. 10.3. Vogelwarte Wilhelmshaven, Außenstelle Banter See Das Institut für Vogelforschung Wilhelmshaven befasst sich hauptsächlich mit Vogelzug und Populationsökologie. Alle Individuen der Flussseeschwalben-Kolonie am Banter See haben Namen. Momentan umfasst die Kolonie 380 registrierte Vögel. Sie brüten auf sechs künstlichen Inseln, die mit Antennen, Transponder-Erfassern, Waagen sowie kleinen Beobachtungsposten ausgestattet sind. Ein Computer speichert die so gewonnenen Daten. Das Institut nimmt die Funktion einer Beringungszentrale für Norddeutschland bis hin zum Main wahr. Die Austattung mit Ringen und Transpondern erfolgt bei ca. 14 Tage alten Jungtieren. Zusätzlich zu eben genannten Wiedererkennungszeichen sind zwölf Vögel der Kolonie mit Geolocatoren ausgestattet. Um diese anzubringen und auszulesen müssen allerdings die Vögel jedes Mal gefangen werden. Geolocatoren können Aufschluss über die Zugroute der Seeschwalben geben. Dabei wurde festgestellt, dass sie nicht, wie angenommen, dem Küstenverlauf folgen, sondern die Winde nutzen um an die afrikanische Westküste zu gelangen. Die Überwinterung findet meist im Senegal statt, osteuropäische Flussseeschwalben finden sich dazu oft in Namibia ein. Sie kehren meist am 11. April nach Deutschland zurück. Kolonie am Banter See Erfahrene Seeschwalben legen diese Strecke innerhalb von einem Monat zurück. Jüngere unerfahrenere Vögel brauchen dazu bis zu drei Monate. Flussseeschwalben haben keinen Kropf, das bedeutet, dass sie während des Zuges ständig auf Nahrungsquellen angewiesen sind. Bei der Brutpflege hat dies zu Folge, dass die Elterntiere den Jungen keine gesammelte Nahrung ausspeien können und für jeden Fisch einzeln vom Meer zum Nest fliegen müssen. Ein Seeschwalbenmännchen legt dabei bis zu 400 km pro Tag zurück. Während der Brutzeit von ca. 22 Tagen wechseln sich Männchen und Weibchen gleichermaßen mit dem Wärmen der Brut ab. Das Weibchen muss in dieser Zeit viel Gewicht zulegen, bis zu 60g und wiegt dann bis zu 200g. Nach dem Schlüpfen der Jungvögel wärmt die Mutter diese. Der Vater sorgt nun sowohl für die Jungvögel, als auch für das Weibchen. Der Bruterfolg hängt vom Fischbestand (insbesondere Hering und Sprotte) und der Erfahrung der Elternvögel ab. In der Regel suchen sich Flussseeschwalben gleichaltrige Partner. Die Weibchen sind meist schon im 2. Jahr bereit für eigene Brut, die Männchen meist erst im dritten. Je älter das Brutpaar ist, desto leichter fällt ihnen Brutpflege und Aufzucht der Jungen. Dies ist durch Blutuntersuchungen belegt. Auch das Brüten in Kolonien kann zum Bruterfolg beitragen: jüngere Vögel lernen dabei von älteren. Durchschnittlich wird eine Flussseeschwalbe zehn Jahre alt. In der Kolonie des Banter Sees ist das älteste Weibchen "Lotti" mit 24 jahren. Sie war bis 2008 mit Otto liiert, dieser kam allerdings nicht mehr aus Afrika zurück. Es ist schwer für einen Vogel in ihrem Alter ein gleichaltriges Männchen zu finden, so musste sie sich mit einem jüngeren Gemahl zufrieden geben. Den ersten Vogelzug erleben die Jungtiere meist noch in Begleitung ihrer Eltern. Den ersten Zug zurück müssen sie allein bewältigen, daher kommen viele erst im Juni oder auch manchmal gar nicht wieder. Beim Zug bleiben meist kleinere Verbände von Seeschwalben zusammen, Paare ziehen wahrscheinlich nicht zusammen. Sie müssen oft Zwischenstopps einlegen um zu fressen. 83 Senckenberg‐Schule: Nordsee‐Exkursion 13.‐28. Mai. 2011 Die Wissenschaftliche Arbeit mit Flussseeschwalben bedarf der Kreativität: Sie sind sehr aggressiv und territorial, sodass Eindringlinge in die Kolonie zu vertreiben versucht werden. Um Blutuntersuchungen durchzuführen, müssten die Tiere gefangen werden, dabei entsteht unnötiger Stress. Zur Stressvermeidung wenden die Wissenschaftler und Technische Assistenten des Institutes einen Trick an: Sie setzten falsche, präparierte Eier ins Nest, in denen Raubwanzen der Art Dipetalogaster maximus (Mexikanische Raubwanze) auf die Vögel warten. Die Eier sind so präpariert, dass die Wanzen nicht flüchten können und nur den Saugrüssel hinausstrecken können. Da diese im Labor speziell für diese Aufgabe gezüchtet werden, sind sie frei von Krankheiten. Den Seeschwalben schadet diese Prozedur nicht, sie bemerken sie meist gar nicht. Nach geglückter Blutentnahme werden die falschen Eier aus dem Nest entfernt und die echten wieder hineingelegt. Den Wanzen wird das Blut mittels einer Spritze entnommen. Da sie kein eigenes Blut, nur Hämolymphe, haben, ist deutlich erkennbar ob der Vorgang erfolgreich war. Sterna hirundo. Kolonie mit Waagen, Antennen und Transponder-Erfassern. Höckerschwan Cygnus olor auf dem Banter See Ordnung: Anseriformes Familie: Anatidae Gattung / Art: Cygnus olor Am Banter See, nahe der Seeschwalbenkolonie können auch Schwäne, Enten (Anas platyrhynchos) und Gänse (Anser sp.) gesichtet werden. Dieser See bietet eine ruhige Rückzugsmöglickeit für allerlei Wasservögel, die nicht an die Meeresküste gebunden sind. Dass der Tisch nicht nur im Jadebusen reich gedeckt ist, bezeugen die vielen Angler, die sich meist in den frühen Morgen- oder späten Abendstunden, an den See begeben. Die Köder för den Fischfang finden sie bei Ebbe: Der Köderwurm (Arenicola marina auch Wattwurm oder Pierwurm) ist leicht z.B. Mit einer Mistgabel ausfindig zu machen und ist ein Leckerbissen für die Fische im Banter See. 84 Senckenberg‐Schule: Nordsee‐Exkursion 13.‐28. Mai. 2011 10.4. Vogelwarte Helgoland Geschichte Quelle: Protokoll der Wilhelmshavenexkursion 2009 "Mit seinem Buch "Die Vogelwarte Helgoland" hatte Heinrich Gärke bereits im Jahre 1891 auf die Bedeutung Helgolands für den Vogelzug aufmerksam gemacht. Das Institut für Vogelforschung wurde als Vogelwarte Helgoland am 1. April 1910 innerhalb der Preußischen Biologischen Anstalt auf Helgoland gegründet. Dr. Hugo Weigold war der erste Leiter der Vogelwarte. Schwerpunkt der damaligen Arbeit war die Vogelzugforschung auf Helgoland. Bereits 1911 wurde mit der Anlange eines Fanggartens und dem Fangbetrieb begonnen und ein eigener Markierungsring verwendet. Nach kriegsbedingter Räumung der Insel nahm man im Juni1945 die Arbeit in der Ausweichstelle der Vogelwarte Helgoland in Göttingen wieder auf. Zum 1. April 1946 erfolgte die Übernahme der Vogelwarte als Institut für Vogelforschung (IfV) "Vogelwarte Helgoland". Im Herbst 1947 erfolgte der Umzug des Institutes nach Wilhelmshaven, zunächst in eine ehemalige Marine-Signalstation am Hafen. Im März 1966 zog das Institut in einen Neubau auf dem ehemaligenGelände des Forts Rüstersiel um, wo sich der Hauptsitz auch noch heute befindet. Der Wiederbeginn auf Helgoland als Inselstation des Institutes für Vogelforschung erfolgte im März 1953." Forschung und Beringung Ringe verschiedener Größen und Formen Die Beringung ist eine wichtige Aufgabe der Vogelwarten Wilhelmshaven und Helgoland. Das Institut dient als Beringungszentrale für den gesamten Norden Deutschlands bis hin zum Main. Ringe gibt es in vielen verschiedenen Größen und Formen (siehe oben). Kleine Ringe sind meist aus Aluminium um das Gewicht zu reduzieren. Ringe für Seevögel müssen aus Stahl sein damit sie nicht korrodieren. Die Nummer auf jedem Ring ist individuell und macht eine genaue Zuordnung zum Land und zur Vogelwarte möglich. Meist sind die ringe rund, jedoch bei Trottellummen und Tordalken müssen sie eine andere Form haben, da deren Laufbeine nicht rund sind. Sie sind eher stromlinienförmig, so demnach auch der Ring. Das Institut macht auch Farbberingungsprojekte, das bedeutet, dass jedes Individum einer bestimmten Vogelart eine andere Farbringkombination zugeteilt bekommt. Somit ist sogar eine Identifizierung auf freiem Feld möglich, ohne die Tiere zu fangen. Außerdem gehen von IfV Projekte aus wie Brutvogelkartierung, Wasservogelzählung, Nahrungsanalysen und auch Hilfe beim Lummensprung. Dabei werden viele Helfer der Vogelwarte am Fuße des Lummenfelsens postiert, um Jungtieren, die es bei ihren ersten Sprung nicht ins Wasser geschafft haben behilflich zu sein. Um den Status (Fitness) der Vögel zu untersuchen und sie zu beringen, wird bis zu acht mal täglich im Fanggarten der Vogelwarte gefangen. Der Körperstatus wird unterteilt in Muskel- und Fettkategorien: Dazu wird der Vogel auf den Rücken gedreht und das Brustbein angepustet. Die Federn legen sich zur Seite und das mittig liegende Brustbein wird sichtbar. Um das Brustbein herum befindet sich die Flugmuskulatur. Diese kann in verschiedenem Maße ausgeprägt sein: Ist das Brustbein sichtbar bekommt der Vogel einen Status von eins, ist es nicht sichtbar den Status drei. Vorallem in der Zugzeit haben Vögel im Brustbereich Fett, um während dem Zug von diesen Reserven zu zehren. Die Einteilung des Fettstatus wird unterteilt in „eins“ (= wenig Fett), bis sechs (=viel Fett). 85 Senckenberg‐Schule: Nordsee‐Exkursion 13.‐28. Mai. 2011 Nach dieser Körperstatusuntersuchung wird das Geschlechts anhand des Gefieders bestimmt. Dies ist allerdings bei manchen Vögeln, wie z. B: dem Rotkehlchen nicht möglich, da die Gefieder sich nicht geschlechtsspezifisch unterscheiden lassen. Eine Altersbestimmung ist meist auch schwer, allerdings gibt die Mauser Anhaltspunkte zum Alter: Das Gefieder verändert sich während der Mauser. Die alten Federn gehen verloren, dafür treten neue an ihre Stelle. Anhand der Mausergrenze kann eine ungefähre Altersbestimmung durchgeführt werden. Anschließend wir der Vogel vermessen: Zuerst wird die Handschwinge gemessen, d.h. die dritte Feder von außen oder die neuente von innen gezählt. Danach wird die gesamte Flügellänge gemessen. Zuletzt wird der Vogel gewogen. Dazu wird er in eine Papptüte mit dem Kopf voran gesteckt und auf den Rücken gedreht. Da dies für den Vogel eine ungewohnte Position ist, ist er still und wehrt sich nicht. Das gesamte Prozedere sollte nicht länger als eine Minute andauern um unnötigen Stress für den Vogel zu vermeiden. Uns wurde der Vorgang anhand des Fitis-Laubsängers demonstriert. Fitis Ordung: Passeriformes Familie: Sylviidae Gattung / Art: Phylloscopus trochilus Der Fitis ist in Mitteleuropa ein verbreiteter und sehr häufiger Brut- und Sommervogel. An der Nordsee ist der Langstreckenzieher von April bis September anwesend. Sein Winterquartier hat er in Afrika. Er legt jährlich eine Zugstrecke zwischen 6.000 und 13.000 Kilometer zurück Fanggarten Blick in die Reuse Der Garten wurde 1910 auf dem, sonst flachen, Oberland in der einzig natürlichen Kuhle (Sapskuhle) gegründet. Es wurde Büsche und Bäume angepflanzt, die den Tieren ein Lockmittel ohne direktes Anfüttern sein sollen. Es werden verschiedene Habitate nachgeahmt wie z.B. Hochwald (für Amseln, Waldohreulen, etc.), Buschwerk (für Rotkehlchen, Sperber, u.ä.) und ein Sumpfgebiet (für Rohrsänger, Wiesenpieper und andere). Auch Stockenten werden vom Teich angezogen (siehe Foto). Seit 1920 gibt es Reusen zum Fangen, es werden keine Japannetze benutzt. Die Vögel werden entlang der Wege in die Reusen getrieben, dabei fliegen sie , ursprünglich zum Schutz gegen Raubvögel, immer geradeaus am Boden. 1924 wurde die Reuse zu einer Winkelreuse abgeändert, da sonst die Vögel mit zu hoher Geschwindigkeit gegen die Fangboxen prallen. Im Sommer wird in der Regel siebenmal pro Tag gefangen, im Winter zweimal. Zur Zugzeit werden ca. 500 Vögel pro Tag gefangen. Seit 1960 werden 365 Tage im Jahr, immer zu 86 Senckenberg‐Schule: Nordsee‐Exkursion 13.‐28. Mai. 2011 den selben Zeiten, Vögel gefangen. Alle gefangenen Vögel werden mitgenommen, die Ringe werden gelesen und ihr Körperstatus untersucht. Kommt der Vogel aus einem anderen Land, wird dort angerufen und dies mitgeteilt. Vogelwarten auf der ganzen Welt machen dies so. Wieviel Zugvögel sich in Helgoland niederlassen, bestimmt der Wind. Herrscht Gegenwind sind mehr Vögel anzutreffen, die sich stärken und ausruhen möchten. Zugvögel orientieren sich bei Tag optisch, am Stand der Sonne und nach Geruch. In der Nacht weisen die Sterne ihnen den Weg. Als Ergebnis der Vogelzugforschung ist bestätigt, dass Kurzstreckenzieher (wie Amseln, die nur nach Südeuropa ziehen) wenig Fett haben, Mittelstreckenzieher (wie das Rotkehlchen) etwas mehr und Langstreckenzieher, die bis nach Afrika ziehen wesentlich mehr Fettressourcen haben. Fangbox Stockente Ordung: Anseriformes Anas platyrhynchos, Vogelwarte Helgoland Familie: Anatidae Gattung / Art: Anas platyrhynchos In der "Entengrütze" (Kleine Wasserlinse Lemna minor) fühlt sich das Entenpaar besonders wohl. Die Wasserlinse ist ein Anzeiger für besonders nährstoffreiche Gewässer und dient den Enten als Nahrung. In der Vogelwarte sind häufig Dauergäste zu beobachten, da das Nahrungsangebot sehr umfassend ist. 87