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Marco Bischof
Die Wiederentdeckung
der Geomantie Zur historischen Entwicklung
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E
rste Nachrichten über das Feng
Shui („Wind und Wasser“), die chinesische Lehre von den feinstofflichen Qi-Strömungen in der Erde, von ihrer Wirkung auf den Menschen und den
Methoden, sie zu finden, zu beeinflussen
und die menschlichen Bauten an sie anzupassen, gelangten im 16. Jahrhundert
nach Europa, als die ersten Jesuiten-Missionare ins Reich der Mitte gingen. Sie
waren aufgrund ihrer astronomischen und
mathematischen Kenntnisse ausgewählte
Gelehrte, deren Wissen den Kaiser beeindrucken und von der Überlegenheit der
christlichen Kultur überzeugen sollte. Ihre
Nachrichten fasste ihr zuhause gebliebener Ordensbruder, der deutsche Spät-Renaissance-Universalgelehrte Athanasius
Kircher (1602–1680) in seinem lateinisch
geschriebenen Werk „China Monumentis“
(1667) zusammen, der als Missionar abgelehnt worden war. Es ist das erste Werk
über Geographie, Kultur, Geologie, Botanik etc. des Orients; Feng Shui kommt
jedoch nur verzerrt und bruchstückhaft
darin vor. In Form einer neuen Ästhetik
hatte Feng Shui im Rahmen der allgemeinen Chinoiserie der Zeit einen gewissen
Einfluss auf die europäische Architektur
und Gartenkunst des 17. und 18. Jahrhunderts und führte unter anderem zum
Konzept des „englischen Gartens“. Es ist
denkbar, dass das Konzept des Qi eine
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dreiteiligen Artikelfolge nach.
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sche Entwicklung in einer
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Bischof z e i c h n e t d i e h i s t o r i -
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k l o p ä d i s c h e S a c h k e n n e r Marco
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Wissenschaftsautor und enzy-
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Neuerschaffung gleich. Der
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Geomantie kommt somit ihrer
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Die Wiederentdeckung der
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verkümmerten Überbleibseln.
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in Europa höchstens noch in
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sens ist abgebrochen und lebt
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lieferung geomantischen Wis-
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Tr a d i t i o n v e r w e i s e n . D i e Ü b e r -
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nennt, nicht auf eine uralte
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was sich bei uns Geomantie
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Pe n d a n t F e n g S h u i k a n n d a s,
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Anders als das chinesische
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der modernen Geomantie in Europa
Rolle in den Überlegungen Athanasius
Kirchers zum Magnetismus gespielt hat,
die Mesmers Entwicklung des „animalen
Magnetismus“ stark beeinflussten.
Doch zu einem tieferen Verständnis der
Grundlagen des Feng Shui kam es erst
später. Die ersten detaillierteren Kenntnisse verdanken wir christlichen Missionaren
zwischen 1870 und 1890, wie Edkins, Eitel, Gray, Hubrig, Genähr und Dore. Die
umfassendste Beschreibung des Feng Shui
im 19. Jahrhundert findet sich in „The
Religious System of China“ (1897) und
„Universismus“ (1918), beides Werke des
holländischen Sinologen und Ethnographen Johannes Jacobus Maria de Groot
(1854–1921), von 1912 bis zum Tod Professor für Sinologie an der Universität
Berlin. Interessant ist, dass de Groot im
Feng Shui viele Merkmale einer Wissenschaft erkennt, es dann aber wieder als
„Afterwissenschaft“ und „falsche Wissenschaft“ bezeichnet und in Gegensatz zu
einer „gesunden Wissenschaft, die auf
wirklicher Naturkunde beruht“ (Universismus, S. 383) setzt. In „The Religious
System of China“ beurteilt er es als „bloßes Chaos von kindischen Absurditäten
und verfeinerten Mystizismus, durch sophistische Argumentation zu einem System zusammengekleistert, welches in
Wirklichkeit eine lächerliche Karikatur der
Wissenschaft ist“.
BESEELTES BAUEN
Hagia Chora 7 | 2000
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G E O M A N T I E
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„Antica Basilicographia“ des Italieners
der angesehene englische Astronom und
Pompeo Sarnelli. Was die Orientierung
Astrophysiker Sir Norman Lockyer, der
vorchristlicher Kultbauten betrifft, so war
Entdecker des Elementes Helium, mit der
Stonehenge, der berühmte südenglische
astronomischen Ausrichtung von BauwerSteinkreis auf der Ebene von Salisbury in
ken in Ägypten und Griechenland und
der Grafschaft Wiltshire, einer der Hauptmegalithischen Anlagen im Westen EuroKristallisationspunkte für solche Arbeiten
pas. In der Zeit von 1890 bis 1894 führte
und überhaupt für die Entstehung der
er Untersuchungen orientalischer, ägyptiGeomantie – ja ist es heute noch. Wie wir
scher und griechischer Bauwerke durch,
in John Michells „Sonne, Mond und Sterüber die er 1894 in seinem Buch „The
ne“ (1989) lesen können, auf dessen ZuDawn of Astronomy“ berichtete. Von 1901
sammenfassung sich unsere Schilderung
an beschäftigte er sich besonders mit
der Geschichte der Astro-Archäologie
Stonehenge, das er anhand der Orientieteilweise stützt, hatte bereits 1740 der
rung zu datieren versuchte, und führte
Engländer William Stukeley, anglikani1906 die ersten astronomisch-geodätischer Pfarrer, Altertumsforscher und
schen Messungen dieser Anlage durch, die
Schöpfer eines „Druidenkults“, bemerkt,
die Vermutungen Stukeleys bestätigten. In
dass die Achse von Stonehenge nach
den folgenden Jahrzehnten bis zu seinem
Nordosten gerichtet war, „wo die Sonne
Tod dehnte Lockyer seine mit großer Sorgaufgeht, wenn die Tage am längsten sind“.
falt und Genauigkeit ausgeführten Studien
In seinem Werk „Stonehenge – ein den
auch auf die übrigen megalithischen Baubritischen Druiden zurückgegebener Temwerke Englands, Schottlands und der Brepel“, zitierte er auch Plutarch und andere
tagne aus. Seine Arbeiten erregten AufseAutoren des klassischen Altertums, die
hen und lösten weitere gleich gerichtete
die alte Praxis erwähnten, Tempel nach
Forschungen aus, z.B. diejenigen des frandem Sonnenaufgang am Tag der Grundzösischen Marinekapitäns Alfred Devoir
steinlegung zu orientieren. Ein Zeitgenosüber Steinreihen in der Bretagne (1909)
se Stukeleys, John Wood, Architekt in der
und des britischen Admirals H. B.
Tradition des antiken Vitruv, schloss 1747
Somerville über prähistorische Monumente
aus eigenen Vermessungen, in der Strukauf den Äußeren Hebriden (1912) und in
tur von Stonehenge seien verschiedene
ganz Großbritannien (1923). Diese Arbeiastronomische Zyklen repräsentiert. Diese
ten wiederum regten auch deutsche ForAuffassung vertraten auch viele spätere
scher an, deren Arbeiten über „Heilige Lienglische Autoren der zweiten Hälfte des
nien“ schließlich zu der in der SS-Abtei18. Jahrhunderts, und zwar auch in Bezug
lung „Ahnenerbe“ betriebenen Geomantie
auf andere megalithische Bauwerke.
(darauf gehe ich noch ein) – und damit
Im Jahre 1858 erschienen zwei frühe
zur Diskreditierung von
Studien des Holländers Alberdingk Thijm
Geomantie und Astro-Archäologie
zu „heiligen Linien“ in christlichen
in der Nachkriegszeit – führten.
Kirchen. Nach Thijm ist die HeiliNachdem seit Kriegsende
ge Linie, d.h. die Ausrichtungsin der astro-archäologischen
linie der Kirche, „das Rückgrat
Szene absolute
der kirchlichen Baukunst“.
Funkstille geDie ersten exakten und
herrscht hatte,
systematischen Studien
begann erst 1963
zur Orientierung von Baueine neue Phase
werken stammen jedoch vom
der Forschung.
deutschen Archäologen Heinrich
In diesem Jahr
Nissen, Professor in Bonn, der,
veröffentnachdem er sich zunächst
lichte der
in seinem Buch „Das Tempamerikanilum“ (1869) mit den geosche AstroComputerberechnung einiger der
mantischen Praktiken bei
nom
Gerald
S.
Hawkins,
von Gerald S. Hawkins gefundenen
Etruskern und Römern beProfessor an der Boston
astronomisch orientierten Sichtschäftigt hatte, 1885 eine
University, einen ersten
linien in Stonehenge.
Arbeit über die Orientierung
Fachartikel über seine
ägyptischer und griechischer Bauwerke
Berechnungen zu Stonehenge. Er hatte –
veröffentlichte. 1906 bis 1910 publizierte
erstmals unter Einsatz des Computers –
er das umfangreiche Werk „Orientation –
festgestellt, dass die im Grundriss der AnStudien zur Geschichte der Religion“ zur
lage gefundenen Visierlinien präzise auf
Orientierung von Hunderten von griechimarkante Auf- und Untergangspunkte von
schen, ägyptischen und anderen Tempeln
Sonne und Mond am Horizont zuliefen,
sowie christlichen Kirchen. Er entlarvte
dort, wo sich diese vor 3500 Jahren zu
den Mythos, dass Kirchen immer nach
jahreszeitlichen Daten wie TagundnachtOsten orientiert seien, und stellte fest,
gleiche und Sonnwende befanden. Weiter
dass dieselben Prinzipien, die die Orienschlug Hawkins vor, die 56 Löcher des
tierung im „heidnischen Altertum“ begrößeren „Aubrey-Kreises“ könnten die
stimmten, auch für christliche Kirchen
Funktion gehabt haben, die 56 Jahre des
gelten. Etwa gleichzeitig beschäftigte sich
Mondfinsternis-Zyklus zu markieren, der
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Eine große Rolle für die Wiederentdekkung der Geomantie spielten Forschungen
zur Orientierung (die Ausrichtung von
Bauwerken nach den Himmelsrichtungen)
und die Astro-Archäologie oder ArchäoAstronomie (die frühe Geschichte der
Astronomie). Die früheste bekannte Arbeit
über die Orientierung christlicher Kirchen
findet sich im 1686 erschienenen Buch
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Orientation und Astro-Archäologie
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Die Haltung, Feng Shui als Aberglauben oder bestenfalls als interessantes
soziokulturelles Phänomen zu betrachten,
teilten auch Eitel, Dore und viele andere,
einschließlich der westlich erzogenen Chinesen; sie hat bis vor kurzem verhindert,
dass Feng Shui ernsthaft studiert wurde.
Selbst Joseph Needham, der doch mit seinem Monumentalwerk „Science and
Civilisation in China“ zeigen wollte, dass
man zu Recht von einer eigenständigen
chinesischen Wissenschaft sprechen kann,
die bis ins 15. Jahrhundert der europäischen zumindest ebenbürtig, wenn nicht
überlegen war, folgte der Beurteilung de
Groots und glaubte Feng Shui als „Pseudowissenschaft“ bezeichnen zu müssen.
Auch er, ursprünglich als Naturwissenschaftler in der Entwicklungsbiologie tätig, ging noch zu sehr von einem westlichen (Natur-)Wissenschaftsverständnis
aus und unterteilte die chinesischen Wissenschaften in „echte“ und „Pseudowissenschaften“. Eine frühe Ausnahme war
der deutsche Forschungsreisende Ernst
Börschmann, der zwischen 1906 und 1909
China bereiste, besonderes Interesse an
den Beweggründen für die Platzierung der
Gebäude entwickelte und sich in seinem
Werk „Baukunst und Landschaft in China“
(1926) mit den Prinzipien des Feng Shui
befasste.
Heute hat sich die Situation geändert.
Westliche und orientalische Beobachter
erkennen Feng Shui als wissenschaftliches
System, das viel Wertvolles enthält. Eugene N. Anderson zum Beispiel, Professor
für Ökologische Anthropologie an der
Universität von Kalifornien in Riverside,
bewertet in seinem Buch „Ecologies of the
Heart“ (1996) Feng Shui als „ein System
empirischer Beobachtungen, die gemäß
der Kosmologie der Kultur, der es angehört, systematisiert sind; es interpretiert
die Erfahrung im Licht dessen, was in dieser Kultur als die allgemeinen Prinzipien
des Kosmos gelten“, und das sei schließlich die Definition einer Wissenschaft.
Nach Anderson haben es die Chinesen
dank Feng Shui erfolgreich geschafft, die
Menschen emotional an die Landschaft zu
binden und sie auf Grundlage dieser Bindung und ihrer Kosmologie für eine gute
ökologische Landnutzung und vernünftige
architektonische Prinzipien zu motivieren.
Feng Shui müsse als Modell für Wege zur
Etablierung einer gesunden ökologischen
Beziehung gewürdigt werden.
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gibt. Die Archäo-Astronomie bildet ein
bedeutendes Teilgebiet der Geomantie.
Die britischen Pioniere der Geomantie
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er im Buch „Megalithic
Sites in Britain“ (1967).
Nach seiner Auffassung
gingen die Steinkreise
aus einem Bauprogramm hervor, das um
1850 v.Chr. einen Höhepunkt erreichte. Sie
seien alle nach demselben geometrischen
Kanon errichtet worden, der eng mit demjenigen der Pythagoräer,
mehr als 1000 Jahre
später, verwandt ist.
Thom fand eine gemeinsame Grundeinheit der Abmessungen. Er meinte, dass Platzierung und Orientierung der Bauten von astronomischen
Aspekten bestimmt wurden und zeigte,
dass die aus dem Grundriss resultierenden
Sichtlinien häufig auf Horizontpunkte von
Gestirnen ausgerichtet sind, die manchmal
sogar durch bestimmte topographische
Kennzeichen, wie z.B. Bergspitzen, markiert werden.
Heute ist allgemein akzeptiert, dass sowohl Stammes- wie auch Hochkulturen
aller Kontinente schon seit einigen tausend Jahren systematische astronomische
Beobachtungen und relativ präzise Aufzeichnungen (oft nicht schriftlich, sondern
in Form von Bauwerken) gemacht haben.
Dies geschah durch Beobachtung mit bloßem Auge, etwas, das mit Hilfe natürlicher Kennzeichen am Horizont sowie
künstlicher Markierungen durchgeführt
werden kann und weltweit verbreitet ist.
Ein ausgezeichneter Bericht über die in
den 30er Jahren noch lebendige Praxis im
Pamir-Hindukusch-Gebiet (Afghanistan,
China, Russland) ist das Buch „Zeitrechnung in Nuristan und am Pamir“ (1939)
von Wolfgang Lentz; über die entsprechende Praxis bei den „alten Germanen“
informiert Otto Sigfrid Reuters „Germanische Himmelskunde“ (1934 – Reuters Beiträge sind sachlich interessant, jedoch wie
praktisch alle deutschen Arbeiten aus jener Zeit rassistisch gefärbt). Wie man sich
das konkret vorzustellen hat, hat William
H. Calvin in seinem Buch „Wie der Schamane den Mond stahl“ (1998) anschaulich
geschildert.
Die Archäo-Astronomie, die sich mit
der vor- und frühgeschichtlichen Astronomie und ihrer religiösen und kulturellen
Bedeutung befasst, ist heute, zusammen
mit der verwandten Ethno-Astronomie,
welche die Astronomie von Stammeskulturen studiert, eine anerkannte Wissenschaftsdisziplin. Sie wird an einer Reihe
von Universitäten betrieben, und es finden regelmäßig wissenschaftliche Kongresse statt. Vor allem ist hier das seit
1978 bestehende, sehr aktive „Center for
Archaeoastronomy“ der Universität von
Maryland zu nennen, das auch die Fachzeitschrift „Archaeoastronomy“ heraus-
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im Laufe von drei nodalen Umdrehungen
von je 18,61 Jahren stattfindet.
Diese Befunde, die Hawkins in seinem
Buch „Merlin, Märchen und Computer –
das Rätsel Stonehenge gelöst?“ (1983)
zusammenfasste, belegten, dass die Erbauer von Stonhenge nicht nur gewusst haben mussten, daß die Erde rund ist und
wodurch Sonnenfinsternisse verursacht
werden, sondern auch in der Lage waren,
ihre astronomischen Kenntnisse aufzuzeichnen und sie von Generation zu Generation zu überliefern. Das widersprach
nun dem damals vorherrschenden Bild des
prähistorischen Menschen, der als unwissender Barbar betrachtet wurde, und so
geriet Hawkins stark unter Beschuss, vor
allem von Seiten der Archäologie. Ignorieren konnte man ihn nicht, da das Buch
großes Aufsehen erregt hatte und ungewöhnlich populär geworden war. 1966
tobte deswegen auf den Seiten der angesehenen englischen Fachzeitschrift „Antiquity“ ein Wissenschaftskrieg. Professor
R.J. Atkinson, Autor des archäologischen
Standardwerkes über Stonehenge (1956),
der dort schon Lockyers astronomische
Datierung von Stonehenge verächtlich abgetan hatte, kritisierte Hawkins wegen der
vielen ungenauen Angaben zur Geschichte und Archäologie des Platzes und behauptete, die angeblichen astronomischen
Alignments seien statistisch nicht signifikant und somit inexistent. Der berühmte
Astronom und Kosmologe Fred Hoyle von
der Universität Cambridge hingegen, der
Hawkins Berechnungen bestätigte, erklärte, die astronomischen Eigenschaften von
Stonehenge müssten von seinen Erbauern,
von deren hoher Intelligenz er sich beindruckt zeigte, beabsichtigt worden sein.
Den Durchbruch für die Wissenschaft
der Archäo-Astronomie brachte jedoch
vor allem die Arbeit des Schotten Alexander Thom, Professor für Ingenieurwissenschaften an der Universität von Oxford, in
den 50er bis 70er Jahren. Thom hatte jahrelang genaueste Vermessungen von mehreren hundert Steinkreisen und anderen
megalithischen Bauwerken durchgeführt
und diese nach strengsten wissenschaftlichen Maßstäben statistisch ausgewertet.
Seine Schlussfolgerungen veröffentlichte
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Bereits vor der eigentlichen Entstehung
der modernen Geomantie in den 60erJahren des 20. Jahrhunderts gab es eine
Reihe von Altertumsforschern, die sich
mit geomantischen Phänomenen beschäftigten, so auch in England. Nigel Pennick,
der Gelehrte unter den englischen Geomantieforschern, hat zwischen1975 und
1982 in den englischen Archiven und Bibliotheken eine Reihe vergessener englischer Pioniere der Geomantie ausgegraben
und deren verstreute Werke in der Broschüre „British Geomantic Pioneers 1570–
1932“ (1989) veröffentlicht. Von William
Lambarde (1570) bis zu Alfred Watkins
(1932) haben sich jene, neben anderen
Aspekten der Geomantie, vor allem mit
geraden geometrischen Linien beschäftigt,
die nach ihren Forschungen das Land zu
überziehen und megalithische und andere
Stätten miteinander zu verbinden scheinen. Diese geradlinigen Alignments prähistorischer Objekte und Stätten, später
Leylines genannt, standen lange im Mittelpunkt des geomantischen Interesses in
Großbritannien.
Lambarde hatte in seinem Buch „The
Perambulation of Kent“ (1570) eine Karte
des alten Leuchtfeuer-Systems publiziert,
das früher (nicht nur in England) Basis
des militärischen Warnungs- und Nachrichtensystems war. Er beabsichtigte, das
damals außer Gebrauch gekommene System wieder einzuführen. Man griff ihn
wegen Enthüllung von Staatsgeheimnissen heftig an, doch er erreichte sein Ziel,
und das neuerlich eingerichtete Warnsystem bewährte sich 1588 bei der Abwehr
der spanischen Armada bestens. Pennick
vermutete hinter den die ganze Grafschaft
Kent durchziehenden, geradlinigen Visierlinien den Überrest eines älteren Liniensystems.
Wahrscheinlich die erste Erwähnung
eines eigentlichen Alignments war eine
Bemerkung von William Chapple im Jahre 1778. In seiner Beschreibung der megalithischen Reste von Drewsteignton wies
Chapple darauf hin, dass die Haupt-Steinreihe dieses Monuments auf einen Cromlech in einiger Distanz ausgerichtet ist. In
dem historischen Druiden-Revival, das zu
Beginn des 19. Jahrhunderts durch den
walisischen Altertumsforscher Edward
Williams ausgelöst wurde, der sich Iolo
Morgannwg nannte, spielten Alignments
von Menhiren und Steinkreisen eine zentrale Rolle; Morgannwg errichtete auch
selbst solche Anordnungen, z.B. auf dem
Londoner Primrose Hill, die 1911 zu den
von John Nash erbauten Alignments im
Regents Park führten. Ebenfalls auf die
Druiden bezog sich der anglikanische Reverend Edward Duke, der in seinem Buch
„The Druid Temples of the County of
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Beziehung zueinander, was deutlich
wird, wenn man Linien zwischen ihnen zieht“. Mann war von der Existenz einer bisher unbekannten prähistorischen Zivilisation mit hochentwickelten Kenntnissen in Astronomie, Mathematik, Chronologie,
Metrologie und Landschaftsvermessung Der „Knowlton-Ley“ in Dorset verbindet
überzeugt.
prähistorische Tumuli und Erdwerke mit
Er hatte
einer mittelalterlichen Kirche, die in einem
bronzezeitlichen Ringwall steht.
durch
die Vision
die heieiner eigentmatliche Graflichen „Sakralen Geographie“; mit Hilfe
schaft an der
von großen Erdbauten habe der prähistoGrenze zu
rische Mensch Abbilder des Himmels in
Wales, die er
der Landschaft angelegt, beispielsweimeist zu
se in der Gegend von Glasgow. In
Pferd unter„Earliest Glasnahm, tat er
gow“ (1935)
einen Blick auf
schrieb Mann,
die Karte, um sich
„der neolithiüber Besonderheiten seines Zielsche Philosoph und Astroortes zu informieren. Dabei benom legte die Gegend
merkte er, dass eine gerade Linie
von Glasgow nach eidurch mehrere Hügelnem Plan an, der eikuppen und eine Reihe innem Zifferblatt oder
teressanter Plätze verlief,
einem riesigen
und dass diese Plätze alle
Spinnennetz
sehr alte Bauwerke aufwiesen. Wie bei
gleicht, aber
vielen Entdeckungen und Erfindungen der
streng geoWissenschaftsgeschichte, kam es an diemetrisch ist.
sem Sommernachmittag „wie eine Flut
Die Radialvon Urerinnerungen“ über ihn, und in eilinien dieses
ner „blitzartigen Erleuchtung“ stand mit
Zifferblattes
einem Mal das gesamte Muster jener Visibilden ein 19on einer verzauberten Landschaft vor seiteiliges System und verlaufen durch Plätnem inneren Auge, für die er heute beze von prähistorischer Bedeutung und
kannt ist. Die darauf folgenden Jahre der
mittelalterliche Kirchen und Kapellen“.
Forschung fügten nur noch BeweismateHauptlinie des Systems sei die Nord-Südrial und Einzelheiten hinzu. Die Vision
Linie. Auf der Ebene von Salisbury, in der
beinhaltete, in den Worten von John
auch Stonhenge liegt, glaubte Mann EntMichell, dass alte heilige Plätze in gerasprechungen zwischen der Anordnung
den Linien angeordnet waren, die sich
von Grabhügeln und bestimmten Sternbilüber viele Kilometer hin erstreckten und
dern zu sehen. Lockyers Theorie der astromit prähistorischen Wegen zusammenfienomischen Ausrichtungen lehnte er hinlen, angelegt, als der Mensch seinen Weg
gegen ab. Herbert Hudson beschäftigte
durch die Landschaft noch fand, indem er
sich 1932 bis 1947 mit der astronomigeradeaus von einer Landschaftsmarke
schen Ausrichtung künstlicher Hügel (Tuzur nächsten reiste. Diese Linien, die
muli) und von Grenzsteinen in Norfolk
Watkins „Leys“ oder „Ley-Linien“ nannte,
und anderen Grafschaften, meist zum
verbanden Hügelgräber und Steinkreise,
Sonnenauf- und -untergang.
Menhire, Steinkreuze und WegkreuzunBeginn der Ley-Linien-Forschung
gen, Brücken und Furten, alte Kirchen
Zum eigentlichen Begründer der Ley-Liniund Kapellen, sagenumwobene alte Bäuen-Forschung wurde jedoch Anfang der
me und heilige Quellen. Oft liefen diese
20er-Jahre der Hereforder Kaufmann und
Linien, die Watkins allein aufgrund topoHandlungsreisende Alfred Watkins (1885–
graphischen Beweismaterials gefunden
1935), ein Mann mit vielen natur- und
hatte, außerdem über alte Hochwachten
altertumswissenschaftlichen Interessen.
und auf Berggipfel zu, so dass er später
Während die erwähnten Vorgänger längst
zur Überzeugung kam, es müsse sich um
vergessen waren, wurden seine Vision
dasselbe Phänomen wie Lockyers astronound seine Forschungsarbeiten zum Krismische Alignments handeln. Auch er war
tallisationskeim für die Entstehung der
davon überzeugt, dass die Gestalt und das
Geomantie. Watkins war bereits 66 Jahre
Muster der britischen Landschaft nicht alalt, als er 1921, ohne die früheren Theorilein von den Kräften der Natur geschafen über die geraden Linien in der Landfen, sondern vom Menschen in einem
schaft zu kennen, per Zufall darauf stieß.
viertausendjährigen Prozess gestaltet worBei einer seiner vielen Geschäftsreisen
den war, auf der Basis des ursprünglichen,
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Wilts“ (1846) von einer 16 Meilen langen,
geradlinigen Verbindung zwischen sieben
„Druiden-Heiligtümern“, darunter Avebury, Silbury Hill und Stonehenge, berichtete, die nach seiner Ansicht Bezüge zu
den sieben Planeten besaßen.
Um 1870 gab der Historiker William
Henry Black die Entdeckung eines Liniensystems bekannt, das nach seiner Auffassung die alten Gemeindegrenzsteine und
andere Grenzmarkierungen des Gebietes
von London miteinander verband und im
ganzen Land zu finden war. „Es gibt Monumente, die großräumige geometrische
Linien markieren, die ganz Westeuropa
überziehen. Dieses System ist älter als das
Römische Reich; es existiert auch in Indien, China und im übrigen Osten, die alle
auf dieselbe Art angelegt sind.“ Ebenfalls
um 1870 untersuchte C.W. Dymond die
megalithische Fundstätte von Stanton
Drew, einige Kilometer südlich von Bristol
in der Grafschaft Somerset gelegen, das
mit einem großen und zwei kleinen Steinkreisen sowie mehreren einzelnen Menhiren neben Avebury und Stonehenge eines
der wichtigsten megalithischen Zeugnisse
Englands ist. Er stellte fest, dass gerade
Linien sowohl die drei Steinkreise und
den Cove (eine aus drei Menhir-Resten bestehende „Bucht“) sowie die alte Kirche
des Ortes verbinden. Das Gesamtensemble
selbst ist mit zwei etwas weiter entfernten
Megalithplätzen durch Sichtlinien verbunden. 1904 beschrieb Francis J. Bennett
„meridionale Linien“ zwischen Megalithen
in der Grafschaft Kent und wies auf die
Arbeiten von Duke hin.
1911 berichtete der Oberstleutnant Edwin Kitson Clark, ein Industrieller und
Archäologe aus Leeds, über Alignments
aus zahlreichen Tumuli (künstlichen
Grabhügeln) sowie langen und tiefen
künstlichen Gräben in Ost-Yorkshire. Er
war zu seinen Entdeckungen durch Arbeiten des dänischen Archäologen Möller,
Direktor des Königlichen Museums in Kopenhagen, über ähnliche Alignments in
Jütland inspiriert worden.
Der Schotte John Fraser befasste sich
Mitte der 20er-Jahre mit den Megalithen
der Orkney-Inseln. Menhire und Steinkreise wie auch Kirchen und Kapellen und
einige alte Gräber waren nach seiner Auffassung durch ein System von Linien verbunden, einige von ihnen mit Nord-SüdAusrichtung; in ihren Abständen zueinander glaubte er ein Vielfaches bestimmter
Maße zu finden. In den 20er- und 30erJahren war Ludovic McLellan Mann aktiv,
Direktor einer Versicherungsgesellschaft
und angesehener Amateur-Archäologe.
Mann hatte schon 1914 vermutet, dass
Cairns (aus aufgehäuften Steinen gebildete Tumuli, meist über einem Dolmen),
Menhire, Plätze mit Felszeichnungen und
auffällige Landschaftsmerkmale Teile eines ausgedehnten Musters bilden könnten: „Sie stehen in exakter geometrischer
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ge“ Linien
und Hügel
in verschiedenen Gegenden Deutschlands, in Chartres,
Stonehenge und
Palästina eine eigentliche Theorie
einer „heiligen
Geographie“ entwickelte und in
einer Reihe von
Aufsätzen veröffentlichte. Zum einflussreichsten, aber auch umstrittensten Vertreter der deutschen Geomantie dieser Zeit
wurde der ehemalige Pfarrer und Laienarchäologe Wilhelm Teudt. Sein Buch
„Germanische Heiligtümer“ löste 1929 ein
enormes Interesse an geomantischen Zusammenhängen und an „alter germanischer Wissenschaft“ aus.
Die weitere Entwicklung der deutschen
Geomantie in den 20er-, 30er- und 40erJahren ist vor allem eine deutliche Illustration der Tatsache, dass Geomantie sich
für politischen Missbrauch geradezu anbietet. Die Forschungen von Leugering,
Heinsch und Teudt wurden nämlich in der
von Herman Wirth gegründeten Forschungsgesellschaft „Ahnenerbe“ weitergeführt, die 1939 in die SS eingegliedert
wurde und unter Himmlers persönlicher
Leitung tätig war. Die „Ahnenerbe“-Gesellschaft war auch an den infamen Menschenversuchen in Spitälern, Behinderteneinrichtungen, „Irrenanstalten“ und Konzentrationslagern beteiligt. Innerhalb der
nationalsozialistischen Bewegung gab es
starke Meinungsverschiedenheiten über
die Bedeutung des Okkulten. Himmler und
Hess waren sich aber einig darüber, dass
die Geomantie, als eine Art politische Magie, den zentralen Schlüssel zur Beherrschung der Welt darstelle. Sie strebten
eine magische Kontrolle geomantischer
Schlüsselplätze an, und zu diesem Zweck
wurde vom „Ahnenerbe“ geomantisches
Wissen in ganz Europa gesammelt. 1938/
39 wurde unter der Leitung des „Ahnenerbe“-Forschers Ernst Schäfer eine große
Expedition nach Tibet geschickt, das laut
der auch in Nazikreisen einflussreichen
Theosophie die „geistige Heimat der großen Meister und okkulten Herren der
Welt“ war. Die Teilnehmer des von Göring
und Himmler protegierten Unternehmens
besuchten die wichtigsten heiligen Stätten
im Himalaya und führten auch geomagnetische Messungen durch. „Auf diese
Weise wurzelt die gesamte Kenntnis über
die erdmagnetischen Verhältnisse des
tibetischen Hochlandes auf deutscher
Forscherarbeit. Angestrebt und erreicht
wurde ein verzweigtes Netz absoluter erdmagnetischer Stationen, die einen gegenseitigen Abstand von etwa 25 bis 40 km
haben, während in Nordsikkim sogar eine
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G E O M A N T I E
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W I S S E N
vollständige flächenhafte Vermessung
vorgenommen werden konnte“, heißt es
im Expeditionsbericht Schäfers.
Im Auftrag des „Ahnenerbes“ erforschte Kurt Gerlach insbesondere, welche Rolle die „Heiligen Linien“ bei der deutschen
Eroberung Böhmens im 10. Jahrhundert
gespielt hatten, und dieses Wissen wurde
später beim deutschen Vorstoß gegen
Russland und den Osten praktisch eingesetzt. Zum Zwecke einer optimalen magischen Ausgangslage für diesen Vorstoß
war die „Wolfsschanze“, Hitlers Hauptquartier im Osten, ganz nach geomantischen Gesichtspunkten angelegt, ebenso
„Hochwald“, Himmlers Hauptquartier in
Ostpreußen. Beide Orte waren durch eine
„Heilige Linie“ miteinander verbunden,
die nach Gerlachs Forschungen schon
dem Deutschritter-Orden im 13. und 14.
Jahrhundert bekannt gewesen sein soll,
und die weiter nach Moskau verläuft.
Nigel Pennick schreibt in seinem Buch
„Hitler’s Secret Sciences“ (1981), dass man
versucht habe, von diesen Hauptquartieren aus den Feind im Osten magisch zu
beeinflussen. Als das Kriegsglück begann,
sich gegen die Deutschen zu wenden,
wurden solche Aktivitäten intensiviert.
1942 beispielsweise pflanzte eine deutsche
Abteilung auf den höchsten Gipfel des
Elbrus-Gebirges im Kaukasus die Hakenkreuzflagge. Durch magische Kontrolle
über diesen zoroastrischen Weltberg und
zentralen Energiequell Russlands versuchte man, das Kriegsglück noch einmal auf
seine Seite zu zwingen.
John Michell hat in „Sonne, Mond und
Sterne“ auf Ähnlichkeiten, aber auch fundamentale Unterschiede zwischen den
beiden fast gleichaltrigen Geomantie-Anregern Teudt und Watkins hingewiesen,
deren Entdeckungen über „heilige Linien“
und andere geomantische Strukturen so
ähnlich sind. Beider Arbeit wurde unterstützt und nach ihrem Tod weitergeführt
durch die Mitglieder eigener geomantischer Klubs. Diejenige des humorlosen
Rassenfanatikers Teudt mündete bald in
die eng mit der Kulturpolitik des Naziregimes verknüpfte Tätigkeit des „Deutschen
Ahnenerbes“, in dessen Rahmen Forscher
wie Gerlach, Röhrig und Hopmann Geomantie betrieben. In England wurde Watkins’ „Straight Track Club“ durch die von
Egerton Sykes im Jahre 1946 gegründete
„Avalon Society“ fortgesetzt und führte
schließlich in den frühen 60er-Jahren zum
modernen Revival der Geomantie. 7
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Ähnlich wie in England gab es zu Anfang
des 20. Jahrhunderts auch in Deutschland
frühe Pioniere geomantischer Forschung.
Initialzündung war eine umfangreiche Arbeit des Berliner Vermessungsingenieurs
Albrecht in der Zeitschrift „Das Weltall“,
in der dieser 1914/15 Lockyers Stonehenge-Forschungen diskutierte. Sie wurde
ihrerseits um 1920 zur Anregung für Pater
Johann Leugerings Forschungen zur Geomantie Westfalens. Dieser wendete nach
seiner Rückkehr aus russischer Gefangenschaft Albrechts Lockyer-Interpretation
auf sein heimatliches Westfalen an und
stellte in seinem Buch „Hümling-Emsland“ (1936) fest, dass auch dort Alignments heiliger Plätze existierten und meist
in bestimmten Abständen voneinander lagen, die ein Vielfaches eines alten germanischen Maßes, der Raste (44 km), waren.
1930 fand Herbert Röhrig ein rechtwinkliges System von in Nord-Süd- bzw. OstWest-Richtung ausgerichteten „Heiligen
Linien“ durch Ostfriesland, das Kirchen,
Kapellen, alte Kirchhöfe, Klöster und Berge miteinander verband. Eine Art Zentrum
dieses Systems bildete ein zu diesen Linien diagonal stehendes Kreuz von Linien,
dessen Mittelpunkt der berühmte „Upstalsboom“ bei Aurich war. Aus langjähriger Zusammenarbeit mit Leugering entstanden dann in den 30er-Jahren die Arbeiten des Rechtsanwalts und Regionalplaners Joseph Heinsch, der auf der
Grundlage von Forschungen über „heili-
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Deutsche Geomantie und „Ahnenerbe“
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von den neolithischen Geomanten angelegten Musters. Vom
Moment ihrer Entdeckung an
bis zu seinem Tod widmete
sich Watkins ausschließlich
der Aufgabe, möglichst viele
alte Überlieferungen und physische Beweise zur Bestätigung
seiner ersten intuitiven Schau zu
sammeln. Seine Vision und die Ergebnisse seiner Forschungen veröffentlichte er im Buch „Early British
Trackways“ (1922) und in seinem
Hauptwerk „The Old Straight Track“
(1925) sowie weiteren Publikationen.
Watkins’ Aktivitäten führten in den 30erJahren dazu, daß Ley Hunting (die Jagd
nach Leys) zu einem „neuen Freilufthobby“ wurde, wie es damals in einer Tageszeitung hieß.
Nach Watkins’ Tod im Jahre 1935 wurde der von ihm 1926 gegründete Straight
Track Club zum Focus des „Ley Hunting“.
Wegen Überalterung schmolz jedoch die
Mitgliedschaft zusehends, und vor allem
während des Krieges und in dem darauf
folgenden Jahrzehnt gab es keine organisierte Forschung und keinen Focus für Interessierte. Zu einem Neubeginn der geomantischen Aktivitäten kam es erst wieder
Anfang der 60er-Jahre (siehe Teil 2 der
Artikelserie).
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Marco Bischof, Dipl.-Atemtherapeut,
Studium der Ethnologie und der Religionswissenschaften, freischaffender
Wissenschaftler, Wissenschaftsautor
und Berater für Grenzgebiete von Natur- wie Geisteswissenschaften. Mitglied des International Institute of Biophysics, Neuss;
Leiter des Instituts für Synthese, Koordination und
Dokumentation/Future Science (ISKD/FS). Publikationen: Unsere Seele kann fliegen, Biophotonen u.a.
BESEELTES BAUEN
Hagia Chora 7 | 2000
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