Mag. Josef Freyenschlag Datum der Veröffentlichung 02.05.2009 Handlungskompetenz eine didaktisch - fachdidaktische Forderung Mag. Josef Freyenschlag 1 Handlungskompetenz Nach Wilsdorf (1991) kann unter Handlungskompetenz die Fähigkeit und Bereitschaft verstanden werden, in beruflichen, öffentlichen und privaten Situationen sachgerecht, reflektierend und verantwortlich zu handeln, wobei die eigenen Handlungsmöglichkeiten stets weiterentwickelt werden. Handlungskompetenz als theoretisches Konstrukt wird häufig aus den Handlungstheorien der kognitiven Psychologie abgeleitet. Von den Arbeitswissenschaftlern wird Handlungskompetenz im Rahmen von Projekten zur Humanisierung der Arbeit, als Zielvorstellung gegen bestehende partielle Arbeitsanforderungen formuliert. Durch den technischen und arbeitsorganisatorischen Wandel benötigen die im Erwerbsleben stehenden Personen auch über Intuitionen, eigene Ideen, Kreativität, Motivation und Engagement. Berufliche Handlungskompetenz hat heute im Beschäftigungssystem eine größere Bedeutung erhalten. 1.1 Erwerb von Handlungskompetenz Die Handlungskompetenz ist das Potential von mehreren Kompetenzen. Durch das Verfügen der Kompetenzbereiche: Methodenkompetenz, Sozialkompetenz und Selbstkompetenz wird es möglich, Fachwissen in Handlungen umzusetzen. Diese Kompetenzen dürfen nicht isoliert gesehen werden, sondern stellen in ihrer Komplexität den ganzheitlichen Aspekt einer Persönlichkeit dar. Fachliche, Fachdidaktik-Handlungskompetenz -1- Mag. Josef Freyenschlag methodische und persönliche Wirkungszusammenhang Kompetenz und ergeben stehen gemeinsam in einem den engen Grad der Handlungskompetenz einer Persönlichkeit. Die Handlungskompetenz nach Richter (1995) entwickelt sich aus dem synergetischen Zusammenwirken von Sozial-, Selbst- und Methodenkompetenz. Individuelle Handlungskompetenz als Schnittmenge der Kompetenzbereiche: Sozialkompetenz Methodenkom petenz Quelle: Richter 1995 Schlüsselqualifikationen beschreiben dabei den idealen Zustand, der vollständigen Verfügung über alle Kompetenzbereiche. Das Ziel beim Erwerb von Schlüsselqualifikationen kann Fachdidaktik-Handlungskompetenz nicht der vollständige 2 Erwerb aller Mag. Josef Freyenschlag Kompetenzbereiche sein, sondern vor allem die individuelle Erweiterung der Kompetenzen. 1.2 Fachwissen und Schlüsselqualifikationen Die Schlüsselqualifikationen helfen mit Fachwissen kompetent umgehen zu können, Schlüsselqualifikationen sind selbst kein Fachwissen. Nach Richter (1995) gibt es Berufsgruppen, die verstärkt Schlüsselqualifikationen zur kompetenten Bewältigung ihres Berufsalltages brauchen, Fachwissen sind sie dennoch auch hier nicht. Zum Beispiel ein Therapeut, der eine hohe soziale Kompetenz braucht, braucht genauso ein theoretisches Wissen. Dieses theoretische Wissen ist sein Fachwissen, die soziale Kompetenz ist eine Schlüsselqualifikation. Er braucht natürlich beides um ein guter Therapeut zu sein. Für eine konkrete Betrachtungsweise der Schlüsselqualifikationen erscheint es sinnvoll, dass eine Betrachtung herausgelöst aus dem Fachwissen durchgeführt wird. Eine exakte Trennung von Fachwissen und Schlüsselqualifikationen ist nicht immer möglich, ermöglicht aber, Schlüsselqualifikationen in einem übergreifenden Verständnis zu betrachten. Nach Richter (1995) umfassen Schlüsselqualifikationen drei Kompetenzbereiche: Methodenkompetenz Sozialkompetenz Selbstkompetenz Wichtig erscheinen dabei zwei Dinge: • Schlüsselqualifikationen umfassen das gesamte Spektrum fachlichen, also fachübergreifenden Qualifikationen. Fachdidaktik-Handlungskompetenz 3 an nicht Mag. Josef Freyenschlag • Schlüsselqualifikationen drücken eine Kompetenz aus, die Fähigkeit, situativ angemessen, in sich einstimmig, kompetent zu handeln. Bei anderen Autoren, die sich mit dem Spektrum der Schlüsselqualifikationen auseinandersetzen, beinhalten die Schlüsselqualifikationen die Fach-, Methoden- und Sozialkompetenzen. Bei diesen Ausführungen findet man dann unter der Sozialkompetenz die Fähigkeiten wie Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein, die ja nach Richter jeweils eine eigene Kompetenz bilden. 1.3 Damit Methodenkompetenz man mit der erworbenen Fachkompetenz umgehen kann, ist Methodenkompetenz notwendig. Brommer (1993) versteht unter Methodenkompetenz eine strategisch geplante und zielgerichtete Umsetzung des vorhandenen Fachwissens bei anstehenden Problemen im beruflichen Alltag. Methodenkompetenz hält Methoden bereit, mit deren Hilfe Probleme • analytisch gelöst werden können (eine systematische Annäherung an die Problemstellung), • strukturiert gelöst werden können (eine Klassifizierung von Informationen zur Problemlösung), • kreativ gelöst werden können, • kritisch gelöst werden können (das Bestehende in Frage gestellt werden kann, um dadurch zu innovativen Problemlösungen zu kommen), • kontexturell (Richter 1995) gelöst werden können, Zusammenhänge und Interdependenzen erkannt, aufgezeigt und in der Problemlösung berücksichtigt werden können, • in Abwägung von Chancen und Risiken bei der Aufgabenstellung dezisionistisch gelöst werden können. Fachdidaktik-Handlungskompetenz 4 Mag. Josef Freyenschlag Nach Brommer (1993) ist somit die Methodenkompetenz die wichtigste auch in der betrieblichen Weiterbildung zu fördernde Kompetenz, da sie das unmittelbare Umsetzen des Fachwissens ermöglicht. Bestandteile der Methodenkompetenz nach Lenzen (1998): • Planungskompetenz • Eingrenzen von Problemen • Klare Ziele, benennen von Teilen einer Aufgabe • Analysieren des Istzustandes des Systems und der Fehlerquellen • Abschätzen der Realisierbarkeit von erkennbaren Lösungen • Fähigkeit, einen Plan bei Notwendigkeit flexibel zu verändern • Kreativität und Eigeninitiative • Findung von Alternativen und deren Bewertung nach Richtlinien • Entwicklung von Strategien zur Lösung • Entwicklung von Strategien zur Fehlersuche • Improvisationsfähigkeit • Selbständiges Erschließen von Informationen • Informationsbereitschaft • Umgang mit Fachbüchern und Fachliteratur • Fähigkeit zur Verwendung von Datenbanken und Computersystemen • Fähigkeit zum Auswerten von Statistiken und Tabellen • Fähigkeit zur Benutzung von Medien Einige Elemente der Methodenkompetenz, wie jene die der Fertigkeiten und Fähigkeiten im Bereich der Planungskompetenz und die der Fähigkeit zu Kreativität und Eigeninitiative haben über einen längeren Zeitraum beim jeweiligen Ausgebildeten ihren Bestand. Lenzen sagt weiter, dass jedoch die Fähigkeit zum selbständigen Erschließen von Informationen aufgrund des schnellen Fortschreitens der technischen Entwicklungen laufend dem aktuellen Stand angepasst werden muss. Genügte noch vor einigen Jahren die Kenntnis der Nutzung von Computerdatenbanken Fachdidaktik-Handlungskompetenz 5 Mag. Josef Freyenschlag auf CD-ROM oder die Anwendung von BTX-Systemen zur umfassenden Informationssuche, so ist heute das Wissen über die Nutzung von Internetsystem und Intranetsystemen Grundvoraussetzung für eine vollständige, umfassende Informationssuche. Wenn Lenzen sagt, dass jedoch die Fähigkeit zum selbständigen Erschließen von Informationen aufgrund des schnellen Fortschreitens der technischen Entwicklungen laufend dem aktuellen Stand angepasst werden muss, möchte ich dieser Aussage widersprechen. Denn es müssen die Informationen über die neuesten technischen Entwicklungen angepasst werden und nicht die Fähigkeiten. Die Fähigkeit bereit zu sein, sich zu informieren muss in der schulischen Ausbildung erworben bzw. gefördert werden, ja ich möchte sogar sagen, dass das einzelne Individuum diese Fähigkeit in die Wiege gelegt bekommen haben sollte. 1.4 Sozialkompetenz Die Zeit des Einzelkämpfers scheint nach Kirchmair (1996) endgültig zu Ende gegangen zu sein, an seine Stelle tritt die Kooperation im Team. Das setzt voraus, dass das Kommunizieren mit anderen, das Zusammenarbeiten mit Mitarbeitern und die Bereitschaft zum Weiterlernen ebenso vorhanden sein muss, wie die Fähigkeit zur selbständigen Wissensaneignung. Diese Faktoren bezeichnet man als extrafunktionale Qualifikationen. Die Sozialkompetenz ist eine Kompetenz, die immer mehr in den Mittelpunkt rückt und zunehmend an Bedeutung gewinnt. Dieses Bewusstsein nach Richter (1995) wird immer größer und die Bedeutung sozialer Kompetenzen wird immer höher eingeschätzt. Durch die zunehmende Vernetzung von Abteilungen und Zusammenarbeit verschiedener Unternehmen (zum Beispiel im durch die Hochbau: Kooperation mit den ausführenden Firmen) bei der Ausführung eines Auftrages und den gleichzeitigen Veränderungen in der Arbeitsorganisation, von der Fachdidaktik-Handlungskompetenz 6 Mag. Josef Freyenschlag Arbeitsteilung zur Teamarbeit, wird die Fähigkeit, kompetent mit anderen Menschen umgehen zu können immer wichtiger. Es muss ja kompetent angewendetes Fachwissen anderen vermittelt und sogar gemeinsam weiterentwickelt werden. Dazu ist Sozialkompetenz notwendig. Die Einzelkämpfer, die durch das traditionelle Bildungswesen ausgebildet werden, sind für den Berufsalltag schlecht gerüstet. Nach Brommer (1993) ist soziale Kompetenz die Fähigkeit eines Individuums zum konstruktiven Umgang mit anderen. Darunter versteht man das situationsund personenbezogene Denken und Handeln sowie die Gedanken, Gefühle und Einstellungen einer Person in der Kommunikation. Zur Sozialkompetenz zählen zum Beispiel folgende Fähigkeiten: • Teamfähigkeit • Konfliktfähigkeit • Kommunikationsfähigkeit • Kooperationsfähigkeit 1.4.1 Teamfähigkeit - Konfliktfähigkeit Bei der Teilkompetenz Teamfähigkeit innerhalb der Sozialkompetenz handelt es sich nicht um eine einzelne Fähigkeit, sondern um ein Bündel von Verhaltensweisen. Diese Verhaltensweisen können nicht generell bestimmt werden, da Teamfähigkeit erst in einer sozialen Beziehung sichtbar wird. Soziale Beziehungen können zum einen vielschichtig sein und zum anderen von jedem Individuum werden. Es stellt Kooperationsfähigkeit unterschiedlich wahrgenommen sowie interpretiert sich oft inhaltlich die und Frage, auch wie in der Teamfähigkeit Vermittlung und dieser Schlüsselqualifikationen voneinander abzugrenzen sind. Lenzen (1998) findet eine theoretisch fundierte Konkretisierung des Begriffs Teamfähigkeit bei Bürger. Inhalt seiner Ausführungen ist es, das Trainingsziel Fachdidaktik-Handlungskompetenz 7 Mag. Josef Freyenschlag “Teamfähigkeit“ sozialwissenschaftlich so zu konkretisieren, dass letztlich Handlungsweisen für Interaktionspartner entstehen, deren Einhaltung in der Gruppe zum Gruppenerfolg und zur Gruppenzufriedenheit führen. So grenzt Bürger nach Lenzens Ausführungen zunächst Teamfähigkeit von anderen Schlüsselqualifikationen ab. Hiernach stellt soziale Kompetenz einen umfassenden Begriff dar, während Begriffe wie Kooperations-, Gruppen-, Interaktions- und Kommunikationsfähigkeit Teamfähigkeit bezeichnen. Auf diese Teilaspekte des Begriffs Weise kommt Bürger zur folgenden Aussage: Teamfähigkeit ist ein komplexes Fertigkeitengefüge, das aus einer Vielzahl von aufeinander bezogenen Teilfertigkeiten besteht, wie Fertigkeiten des Konfliktregelns, Diskutierens und Kritisierens. Teilfertigkeiten der Schlüsselqualifikation “ Teamfähigkeit“: Zusammenarbeits- Diskussionsfähigkeit fähigkeit Konflikt- und Kritikfähigkeit Quelle: Lenzen, 1998 Anstelle des Begriffes der Teamfähigkeit könnte der Begriff Zusammenarbeitsfähigkeit benutzt werden. Eine Arbeit in Gruppen ist ohne Austausch der unterschiedlichen Meinungen nicht denkbar. Um einen Wettbewerbsvorteil verbuchen zu können, muss sich eine Organisation, sei es die Schule oder ein Unternehmen, ständig weiterentwickeln, dazu ist ein Fachdidaktik-Handlungskompetenz 8 Mag. Josef Freyenschlag Meinungsaustausch für die Findung neuer Ideen notwendig. Teamfähigkeit gewinnt daher im heutigen Beschäftigungssystem immer mehr an Bedeutung. Lenzen (1998) gibt jedoch zu bedenken, dass bei der Vermittlung Grenzen gesetzt sind. Realistisch betrachtet sind Menschen in unserer heutigen vorherrschenden Leistungsgesellschaft nicht zum Teamspieler, sondern zum Einzelkämpfer erzogen worden. Steigende Arbeitslosenzahlen verstärken das Konkurrenzdenken. Weiters können auch tendenziell kooperativ veranlagte Menschen zu konkurrenzorientiertem Verhalten veranlasst werden, wenn erwartet werden kann, dass ihre Kooperationsbereitschaft durch Wettbewerbsverhalten ausgebeutet wird. 1.4.2 Kommunikationsfähigkeit „...Die Kommunikationsfähigkeit- und Kooperationsfähigkeit sind die am häufigsten geforderten Fähigkeiten von Schlüsselqualifikationen auf dem Stellenmarkt“ (Belz/Siegrist, 1997, IV.Teil, S. 28). Unter Kommunikationsfähigkeit versteht man die Bereitschaft und das Vermögen des Einzelnen bewußt und selbstkongruent zu kommunizieren. Dabei teilt sich der Einzelne dem Gegenüber klar und deutlich mit, hört bewußt zu, unterscheidet Wesentliches vom Unwesentlichen, geht auf die Bedürfnisse anderer ein und achtet auf nonverbale Signale (Belz/Siegrist, 1997, IV.Teil, S. 28). Personen können innerhalb einer Gruppe, sei es am Arbeitsplatz oder auch im Freundes- und Familienkreis, nur dann kooperativ und teamorieniert zusammenarbeiten, wenn sie bereit und fähig sind zu kommunizieren. Im Zeitalter zunehmender Computerisierung bedürfen für Lenzen (1998) kommunikative Fähigkeiten und die Befähigung zu ihrer situationsgerechten Ausgestaltung besondere Aufmerksamkeit, denn für ihn besteht die Gefahr, dass durch die Einbeziehung von Computertechnologie in die Lebensumwelt der Menschen die kommunikativen Beziehungen unter ihnen verkümmern. Fachdidaktik-Handlungskompetenz 9 Mag. Josef Freyenschlag Die Fähigkeit zur Kommunikation ist für das alltägliche Privatleben bzw. Berufsleben von besonderer Bedeutung, da alle Vermittlungsprozesse über die Kommunikation erfolgen. Kommunikation vermittelt im menschlichen Zusammenleben kognitive und soziale Vorgänge. Wenn ich mit meinen Studienkollegen telefoniere, dann ist diese Kommunikation wohl auch Selbstzweck und signalisiert ein menschliches Bedürfnis: den Wunsch nach befriedigenden zwischenmenschlichen Beziehungen. Für Lenzen (1998) haben die meisten Menschen in ihrem Leben niemals gelernt, richtig mit anderen umzugehen, ihre Meinungen und Ansichten darzulegen, also richtig zu kommunizieren. Obwohl sie von ihrer Bereitschaft und ihren Fähigkeiten her gute Voraussetzungen mitbringen, gelingt es vielen von ihnen nicht, konstruktiv und einvernehmlich mit anderen Personen zusammenzuarbeiten oder die Freizeit zu verbringen. So zeigen viele Mitmenschen, gleich welchen Alters, welcher sozialer Herkunft oder Berufsgruppe beim Zusammentreffen mit anderen schnell dominante und aggressive Verhaltensweisen. Sie begeistern sich nur an sich selbst und akzeptieren nur die von ihnen geäußerte Meinung. Andere wiederum verstummen sofort, wenn sie sich jemanden gegenüber äußern sollen, diese werden unsicher und sind verschüchtert. In einer Gruppensituation verstecken sie sich hinter anderen Gruppenmitgliedern und so entgehen ihnen Chancen der eigenen Lebensbereicherung und der Arbeitsbereicherung. Diese Personen sind unfähig, sich selbst und ihre eigenen Überzeugungen einzubringen. Oft wären es vielleicht gerade diese Gedanken und Anregungen, die zur Lösung eines Problems beitragen könnten. Die beiden hier beschriebenen Grundtypen von Personen verfügen über mangelnde Kommunikationsfähigkeit, obwohl sie in ihrer Erscheinung und Wirkungsweise völlig unterschiedlich sind. Fachdidaktik-Handlungskompetenz 10 Mag. Josef Freyenschlag 1.4.2.1 Voraussetzung für eine Verbesserung des eigenen Kommunikationsverhaltens Brommer (1993) legt Voraussetzungen fest, die eine Verbesserung des eigenen Kommunikationsverhaltens ermöglichen sollen: • Überprüfung und Hinterfragung des eigenen Kommunikationsverhalten auf der kognitiven Ebene • Die Bereitschaft, anhand eines fundierten Wissens über das menschliche Verhalten, die eigene zwischenmenschliche Kommunikation laufend zu verbessern • Erkenntnis darüber, dass das persönliche Kommunikationsverhalten verbesserungsbedürftig ist • Rückschläge im eigenen Kommunikationsverhalten als Herausforderung anzusehen 1.4.3 Kooperationsfähigkeit Kooperationsfähigkeit meint die Bereitschaft und das Vermögen des Einzelnen sich an Gruppenarbeitsprozessen aktiv und selbstverantwortlich zu beteiligen. Der Einzelne gibt dabei sein eigenes Wissen weiter und geht auf die anderen ein. Er respektiert ihre Vorstellungen und Meinungen, hält vereinbarte Spielregeln ein, ohne dabei das gemeinsame Ziel aus den Augen zu verlieren (Belz/Siegrist, 1997). Vor dem Hintergrund zunehmender Rationalisierung durch Technologisierung, sowie eines auf Konkurrenzdenken und Konkurrenzhandeln aufgebautes Gesellschaftssystem, sind Eigenschaften wie Rücksichtslosigkeit und Egoismus oft die vorherrschenden Tugenden. Kooperation überlegen innerhalb zu sein eines und Unternehmens damit ist bedeutet, der Kooperationsfähigkeit erstrebenswert. Fachdidaktik-Handlungskompetenz 11 Konkurrenz grundsätzlich Mag. Josef Freyenschlag Trotz der unbestrittenen Vorzüge wird häufig übersehen, dass eine dauerhafte Kooperation sehr schwierig ist, weil dabei individuell unterschiedlich ausgeprägte Bedürfnisse, wie beispielsweise die des Wettstreits unterdrückt werden müssen (Lenzen, 1998). 1.5 Selbstkompetenz Der Umgang mit dem Fachwissen, der Umgang mit der Umwelt Umgang mit sich selbst, tragen zur und der Persönlichkeitsentwicklung eines Menschen bei. Selbstkompetenz nach Richter (1995) ist der kompetente Umgang mit sich selbst. Dies bedeutet: • die Fähigkeit zum Selbstmanagement • kompetenter Umgang mit Selbst-Wert • eine reflexive Auseinandersetzung mit sich selbst • die Entwicklung eines individuellen Wertehorizontes und Menschenbildes • die Fähigkeit, zu beurteilen und die Fähigkeit, sich selbst weiterzuentwickeln. Für Lloyd & Sam (1993) ist es eine interessante Tatsache, dass es jenen Menschen am leichtesten fällt, anderen zu vertrauen, die ein hohes Maß an Selbstwertgefühl besitzen. Wenn eine Person sich seiner eigenen Fähigkeiten voll bewusst ist, so hat diese auch weniger Angst, anderen zu vertrauen. Wenn eine Person ein hohes Selbstwertgefühl hat, so ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass sie ihre Gefühle oder Probleme anderen anvertraut. Andererseits wird sich eine Person, deren Selbstwertgefühl angeknackst ist, stets Gedanken darüber machen, wie die Mitmenschen über sie denken könnten, und deshalb wird eine solche Person ihre Probleme und Gefühle lieber für sich behalten. Fachdidaktik-Handlungskompetenz 12 Mag. Josef Freyenschlag Somit fällt es eigendynamischen sowie innerlich starken Persönlichkeiten leichter, anderen zu vertrauen, da ihre Selbstachtung und ihr Selbstvertrauen nicht auf die Zustimmung anderer angewiesen ist. Für Lloyd & Sam (1993) ist eine dynamische Persönlichkeit ein Mensch, der eine hohe Selbstachtung hat. Meiner Meinung ist es sehr unwahrscheinlich, dass jemand ohne den nötigen Respekt vor sich selbst und ohne ein größeres Maß an Selbstvertrauen als eine eigendynamische und innerlich starke Persönlichkeit angesehen wird. Wer Selbstkompetenz besitzt, hat einen sogenannten weiteren Blickwinkel und ist somit weitsichtiger. Er braucht keine Angst haben, wenn er die vorherrschenden Strukturen aufbricht und sich dadurch auf Neuland befindet. Nach Richter (1995) können festgefahrene, verkrustete Strukturen nur durch Persönlichkeiten aufgebrochen werden, die sich selbst einschätzen können und in der Lage sind, neue Visionen zu entwickeln. Nur so ist eine Weiterentwicklung im gesellschaftlichen Kontext, wie auch im individuellen möglich. Schüler sollen auf ein kompetentes und selbständiges Handeln in zukünftigen beruflichen, gesellschaftlichen-politischen und privaten Handlungssituationen vorbereitet werden, und dieses Handeln muss in der Schule durch verschiedene Unterrichtsmethoden geübt werden. Eine Schule die Selbständigkeit fördern will, muss den Schülern möglichst oft Lernsituationen anbieten, die entsprechende Handlungs-, Entscheidungs- und Gestaltungsspielräume eröffnen. Fachdidaktik-Handlungskompetenz 13 Mag. Josef Freyenschlag Literatur Belz, H.; Siegrist, M. (1997). Kursbuch Schlüsselqualifikationen: ein Trainingsprogramm. Freiburg im Breisgau: Lambertus. Bommer, U. (1993). Schlüsselqualifikationen. Stuttgart: Dt. Sparkassen-Verlag. Kirchmair, G. (1996). Telearbeit Realität und Zukunft. Telearbeit und Schlüsselqualifikationen in der postmodernen Wissensgesellschaft. Wien: Österreichischer Gewerkschaftsbund. Lenzen, A. (1998). Erfolgsfaktor Schlüsselqualifikationen - Mitarbeiter optimal fördern. Heidelberg: Sauer. Llod; Sam, R. (1993). Selbstgesteuerte Persönlichkeitsentwicklung: Selbsteinschätzung, Erwartungshaltungen und Lösungen, verbesserte Führungsfähigkeiten. Wien: Ueberreuter. Meyer, H. (1987). Unterrichtsmethoden II. Frankfurt am Main: Cornelsen. Richter, C. (1995). Schlüsselqualifikationen. Alling: Sandmann. Wilsdorf, D. (1991). Schlüsselqualifikationen: die Entwicklung selbständigen Lernens und Handelns in der industriellen gewerblichen Berufsausbildung. München: Lexika. Fachdidaktik-Handlungskompetenz 14