Professur für Elektrische Maschinen und Antriebe Reluktanzmotoren I. Grundprinzip II. Motoraufbau zur Erzeugung einer Drehbewegung III. Wirkungsweise IV. Stellungsabhängiger Stromfluss V. Magnetfelddarstellung VI. Dreisträngige Ausführung Reluktanzmotoren - I. Grundprinzip Reluktanzmotoren nutzen die Kräfte, die im Magnetfeld auf Eisenkörper ausgeübt werden. Gebraucht werden also nur eine stromdurchflossene Spule und ein (Weich-) Eisenkörper, auf den die beabsichtigte Kraft wirkt. F i i F i F Die Wirkung wird verstärkt, wenn die Spule ein Magnetfeld erzeugt, das weitgehend in magnetisch sehr gut leitfähigem Eisen geführt wird. Die (Reluktanz-)Kraft wirkt nun so, dass der bewegliche Teil diejenige Position einnimmt, in der (bei konstant gehaltenem Strom) das Magnetfeld am größten ist. Anders gewendet: der magnetische Widerstand (= Reluktanz) wird dann am kleinsten; der magnetische Widerstand ist ja das Verhältnis von (felderzeugendem) Strom zu Magnetfeld. Reluktanzmotoren - II. Motoraufbau zur Erzeugung einer Drehbewegung Werden die beiden Spulen Eins und Zwei von einem elektrischen Strom durchflossen, so erzeugen sie ein Magnetfeld. Dessen Stärke hängt bei konstantem Strom nur ab von der Stellung des drehbaren Eisenteils, dem Rotor. In der gezeichneten (senkrechten) Stellung ist das Magnetfeld am größten, in der waagerechten Stellung am kleinsten. Man kann auch sagen, dass sich der magnetische Widerstand (siehe oben) mit der Rotorposition ändert - daher der Name Reluktanzmotor. Spule 1 Für die weitere Betrachtung wird eine Linksdrehung, das heißt eine Drehung entgegen dem Uhrzeigersinn angenommen. Rotorstellung und auf den Rotor wirkende Kraft F sind positiv, wenn sie auf eine Linksdrehung wirken Spule 2 i Reluktanzmotoren - III. Wirkungsweise Magnetisches Feld bei konstantem Strom Y Rotorstellung Senkrechter Rotor Linksdrehung 0° F 90° i 180° Kräfte bei konstantem Strom 90° 180° In Übereinstimmung mit der Anschauung werden die eingezeichneten Kräfte wirksam, wenn der Strom konstant gehalten wird. Wenn das Magnetfeld kleiner wird, ist die Kraft negativ; d.h. sie wirkt entgegen der (beabsichtigten) Drehrichtung. Will man nur eine Kraftwirkung in Drehrichtung (positive Kraft) haben, so darf bei kleiner werdendem Magnetfeld kein Strom fließen. Man muss für eine ausschließlich positive Kraftwirkung also für den eingezeichneten stellungsabhängigen Stromfluss (Angestrebter Stromverlauf) sorgen. Wie kann dieser nun erreicht werden, wenn die elektrische Energie einer (Gleichspannungs-) Batterie entnommen wird? Angestrebter Stromverlauf 90° Die Skizze zeigt das Magnetfeld (genauer: die Summe der von den einzelnen Windungen umfassten magnetischen Flüsse, dass ist ja der Bündelfluss Y ) in Abhängigkeit von der Rotorstellung. Steht der Rotor senkrecht, ist das Feld am größten. Solange die Rotoroberfläche die Statoroberfläche vollständig überlappt, ändert sich das Magnetfeld nicht. Dann ändert es sich linear mit der Stellung bis keine Überlappung mehr vorliegt … usw. 180° Reluktanzmotoren - IV. Stellungsabhängiger Stromfluss Schalterstellung Mit einem Schalter werden die Spulen mit der Spannungsquelle verbunden, um den angestrebten Stromverlauf zu erreichen. Ein Aus 180° 90° Schalter i Spule 1 Spule 2 Diode Transitor Diode Die Motorfunktion wird deutlich verbessert, wenn die Schaltung um eine zusätzliche Transistor/Diode-Kombination ergänzt wird. So kann das Abklingen des Stromes beeinflusst werden; auch kann die Energie des Magnetfeldes teilweise in die Quelle zurückgespeist werden. i Spule 1 Die Skizze zeigt eine Schaltung, mit der der gewünschte Strom aus einer Batterie entnommen werden kann. Die Diode ist nötig, damit der Strom in den Spulen beim Öffnen des Schalters allmählich auf Null abklingen kann. Das Ein- und Ausschalten des Stromes kann automatisiert werden, wenn der mechanische Schalter durch einen elektronischen Schalter (Transistor) ersetzt wird. Spule 2 Reluktanzmotoren - V. Magnetfelddarstellung Das Magnetfeld kann durch Linien (sogenannte Feldlinien) veranschaulicht werden / sichtbar gemacht werden. Die Feldlinien zeigen die Richtung des Magnetfeldes an. Je kleiner der Linienabstand, je stärker das Feld. Das nebenstehende Bild ist mit einem Rechenprogramm ermittelt. Dabei wurde das Magnetfeld bei einem konstanten Strom in unterschiedlichen Stellungen berechnet und in einer Bildfolge dargestellt. Der von benachbarten Feldlinien begrenzte Fluss ist in jedem Bild gleich; hier 1,27mVs/m; folglich ist der gesamte magnetische Fluss der Anzahl der Flussröhren proportional. Reluktanzmotoren - VI. Dreisträngige Ausführung Die Motorfunktion wird weiter verbessert, wenn man den zwei Spulen, die ja ein Magnetfeld in Richtung der Spulenachsen erzeugen, weitere Spulenkombinationen hinzufügt. Im nebenstehenden Bild sind zwei mal zwei Spulen hinzugefügt. Werden die Spulenkombinationen nun (wie dargestellt) nacheinander vom Strom durchflossen, so erreicht man damit eine i.w. gleichmäßige (d.h. von der Rotorstellung unabhängige) Krafterzeugung. Innovationspotential. Der Reluktanzmotor zeichnet sich aus durch einen einfachen Aufbau. Er kann daher kostengünstig gefertigt und robust betrieben werden. Aktuelle Arbeiten zielen auf Ausführungen mit sehr guten Verhältnissen von Kraft zu Gewicht und Kraft zu Verlusten. Auch ein Betrieb ohne Rotorlagegeber wird angestrebt.