Biblische Kräuter Kräuter und Duftpflanzen, die aromatische Inhaltsstoffe tragen, wurden in biblischer Zeit zum Würzen von Speisen und zur Herstellung von Tees verwendet, daneben auch zum Räuchern oder zur Herstellung von Salben und Kosmetika. Hier werden nun einige Pflanzen vorgestellt, die vor allem in der Nahrungszubereitung verwendet wurden: Kapernstrauch (Capparis spinosa) Kapernsträucher gedeihen in trockener Umgebung, z.B. an trockenen Mauern in praller Sonne. Die erbsengroßen Blütenknospen wachsen an Stielen aus den Blattachsen der Zweige. Ihre zarten, weiß-violetten Blüten öffnen sich nur einmal für kurze Zeit von morgens bis mittags. Das ist der Grund, warum im Alten Testament die Kaper als ein Bild für die Vergänglichkeit der Welt verwendet wird (Koh 12,5). Die geschlossenen Knospen werden im Frühjahr von Hand geerntet und sind roh ungenießbar. Sie werden in eine Lake eingelegt und dann als pikante Kochzutat verwendet. Kapern können übrigens auch aus heimischen Pflanzen hergestellt werden, zum Beispiel Gänseblümchen- oder Löwenzahnkapern. Koriander (Coriandrum sativum) ist eine einjährige Gewürz- und Heilpflanze aus dem Mittelmeerraum, gehört zur Familie der Doldenblütler und ist damit z.B. auch mit Petersilie, Kerbel oder der Karotte verwandt. Koriander ist eine sehr alte Kulturpflanze. Ihre Samen sind als Grabbeigabe in Ägypten gefunden worden. Die Blätter riechen exotisch bis unangenehm. Daher nannten die Griechen diese Pflanze „Wanzenkraut“ Das Volk Israel lernte den Koriander evtl. in Ägypten kennen (Ex 16,31; Num 11,7). In der Pflanzenheilkunde wird Koriander als Tee und Gewürz genutzt: Es dient der Anregung der Verdauung, zur Linderung von Blähungen und als Beruhigungsmittel. Kümmel und Dill Hinter diesen biblischen Gewürzen verbergen sich wahrscheinlich das Hahnenfußgewächs Schwarzkümmel (Nigella sativa, siehe Abbildung), das in Bibelübersetzungen oft Dill genannt wird, und Kreuzkümmel (Cuminum cyminum), der zur Familie der Doldenblütler gehört. Ihr Anbau wird in Jes 28,25ff neben dem Anbau von Getreide als wichtige Tätigkeit des Bauern benannt. Nach Mt 23,23 werden sie verzehntet. Beide Gewürze unterstützen die Verdauung schwerer Speisen. Schwarzkümmel stärkt das Immunsystem. Der Schwarzkümmel wird in der Bibel „ketzah“ genannt. Er zählt zu den Hahnenfuss-Gewächsen. Es war ein alter Brauch, zu biblischen Zeiten Schwarzkümmel auf Brot und Kuchen zu streuen, um Lebenskraft und Gesundheit möglichst lange zu erhalten. Man setzte das Gewürz aber auch gegen Blähungen und gegen Wurmbefall im Darm ein. Bei stillenden Müttern wurde durch Schwarzkümmel der Milchfluss verbessert. In der Bibel wird auch der Rat erteilt, bei Beschwerden der Atemwege einige Samenkörner zu kauen. Man hat damals auch Schwarzkümmel im Brot verarbeitet. Safran (Crocus sativus) Der kostbare Safran wird aus den dunkelroten Griffeln einer besonderer Krokusart des Mittelmeerraums (Crocus sativus) gewonnen. In biblischer Zeit wurde er als Würz- und Färbemittel in der gehobenen Küche, aber auch für Kosmetik und Parfumherstellung genutzt (Hld 4,14). In der Bibel trägt Safran den Namen“Karkom”. In der Antike verwendete man ihn zum Färben und als Heilmittel. Römische Senatoren ließen beispielsweise die Bordüren ihrer Togen mit Safran färben. Schon damals wurde gemahlenes Safran als Heilmittel bei Frauenleiden, entzündeten Augen und Blasenbeschwerden empfohlen. Weinraute (Ruta chalepensis) In der römischen und altorientalischen Küche wurde die Raute als Würzmittel sehr geschätzt, z.B. Wein wurde damit aromatisiert (Hld 8,2). Die Wein-Raute ist ein uraltes Heil- und Zauberkraut und wurde schon in der Bibel beschrieben. Als Zauberpflanze diente sie der Abwehr von Dämonen und als Heilmittel wurde sie bei Ohrenschmerzen, Wurmbefall oder Vergiftungen verwendet. Im Mittelalter wurde die WeinRaute bei uns als Bestandteil des Pestessigs berühmt, einem Arzneimittel, das vor Ansteckung mit der Pest schützen sollte. Als Arzneimittel wirkt sie gegen verschiedenste Krankheiten, sollte aber wegen ihrer abortiven Wirkung nicht von Schwangeren genossen werde. Als Heilpflanze hat die Wein-Raute heute seine Bedeutung weitestgehend verloren. Das ätherische Öl, gewonnen aus Blättern und Samen, ist in der Naturheilkunde noch gelegentlich Bestandteil von Mitteln gegen Rheuma und Gicht. In der Küche ist Wein-Raute ein sehr intensives Gewürz, das nur sehr sparsam verwendet werden darf. Die Blätter passen gut zu Salaten, Fleisch und Fisch. Wegen seiner verdauungsfördernde Wirkung wird Wein-Raute als Rohstoff für Kräuterlikör verwendet und ist Zusatz des italienischen Grappas. Doch Vorsicht: Frische Pflanzenteile wirken phototoxisch. Das Berühren der Laubblätter kann in Kombination mit Sonnenlicht Verbrennungen hervorrufen. Minze (Mentha longifolia) Im Land der Bibel wird Minze bis heute als erfrischendes Gewürz für Fleischspeisen und als Tee verwendet. Nach Mt 23,23 wird von Minze in biblischer Zeit der Zehnte (Steuer) erhoben: Weh euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, die ihr den Zehnten gebt von Minze, Dill und Kümmel und laßt das Wichtigste im Gesetz beiseite, nämlich das Recht, die Barmherzigkeit und den Glauben! Doch dies sollte man tun und jenes nicht lassen. Minzen wachsen im Heiligen Land an Gräben, Wasserläufen und in Sümpfen, meistens die Rossminze (mentha longifolia). Sie war wohl in der Bibel gemeint. Auch heute gehört die Minze zur jüdischen Küche. Die Hebräer legten die Tempelböden mit Minze aus und später wurde dasselbe auch in italienischen Kirchen gemacht. Dort heißt die Pfefferminze Erba Santa Maria. Rezepttipp: Minzgelee 100 g grüne Minzeblätter 0,13 l kochendes Wasser ½l Apfelsaft ½ l Lieblicher Weißwein 1 kg Gelierzucker 2:1 Die Minzeblätter kurz unter kaltem Wasser abspülen und gut abtropfen lassen. Dann mit dem kochenden Wasser übergießen und zugedeckt mindestens 1 Stunde ziehen lassen. In einem Druchschlag ablaufen lassen. Die Flüssigkeit mit dem Apfelsaft, dem Weißwein und dem Gelierzucker mischen, unter Rühren zum Kochen bringen und 10 Minuten sprudelnd kochen lassen. Dann eine Gelierprobe machen. Ist das Gelee noch nicht fest genug, noch etwa 2 Minuten kochen lassen, dann die zweite Probe machen. Den Topf vom Herd ziehen und das Gelee nach Belieben mit einigen Tropfen Speisefarbe nachfärben. Sofort in vorbereitete Gläser füllen und diese verschließen. Das Minzgelee kühl und dunkel aufbewahren. Gutes Gelingen! Serviervorschlag: Man kann das Gelee als äußerst schmackhafte Beigabe zu Roastbeef oder einem Rehbraten servieren. Als Brotaufstrich schmeckt Minzgelee am besten, wenn man es auf frisches, selbstgebackenes Brot oder Semmeln streicht, auch als Beigabe zu Joghurt bietet es sich an, sowie als süßsaure Variante zu Schafoder Ziegenkäse.