diE sChrift- GElEhrtEn

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 Die Schrift- gelehrten Navigation in China In Peking ein gutes Restaurant finden? Oder in Shanghai? Ganz einfach – falls man einen Audi als Guide hat. Präzision: Die Fahrspurempfehlung ist
oft entscheidend.
Text
Hermann Reil
Fotos
Manfred Jarisch
Gutes Essen ist den Menschen in China sehr
wichtig. Die Tische in den unzähligen Restau­
rants der Städte sind stets prall gefüllt, beladen mit Speisen in
endlosen Variationen. Meist stehen die Restaurants für einen bestimmten, regional verwurzelten Kochstil und sind entscheidende
Treffpunkte für Business und Freizeit, für Geschäfte und Familie. Im
undurchdringlich erscheinenden Bild der Städte sind sie aber oftmals schwer zu finden, zumal sie sich gerne in Hinterhöfen oder im
siebten Stock eines Geschäftshauses verstecken. Ein klassisches
Aufgabenfeld für ein gutes Navigationssystem also.
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Sichuan-Restaurants kennt das System allein im Stadtteil Chaoyang. Geschmack: Die chinesische Küche kennt eine
schier endlose Vielfalt.
Shanshan Cao steht der Sinn heute nicht nach kantonesischer, Peking- oder Shanghai-Küche, sie möchte gerne etwas aus
der Provinz Sichuan essen – jene oft unter heftigem Einsatz verschiedenster Chilisorten zubereiteten Gerichte, die den Gaumen
des untrainierten Besuchers aus Europa oder den USA schon mal
überfordern können. Doch wo in Peking findet sich das passende
Restaurant? Ganz einfach: Sie fragt ihren Audi A3! „Suche ein
Restaurant Sichuan Style“ – per Spracheingabe, auf Chinesisch natürlich. Die Antwort ist überwältigend: mehrere tausend Vorschläge
für Peking, allein für den Stadtteil Chaoyang sind es noch 373. Also
am besten nach Entfernung vorgehen. Shanshan entscheidet sich
schließlich für das Ba Guo Bu Yi nahe der Guomao-Brücke. Noch
schnell das Start-Kommando an die Navigation geben, und der
kurze Trip kann beginnen.
Für Shanshan Cao und ihren Kollegen Xiashang Yin ist
das zugleich eine kleine Testfahrt. Deshalb haben sie diesmal nicht
per Knopfdruck einen freundlichen Menschen im Audi Call Center
angerufen und um Unterstützung gebeten (siehe weiter unten),
sondern erproben das erweiterte Sprach­eingabe-System. Cao und
Yin arbeiten im Audi-Entwicklungs­zentrum in Peking, sie ist als
Software-Ingenieurin für die Gestaltung der Bedienoberfläche MMI
verantwortlich, er als Projektleiter für die Asien-Version des MMISystems im Audi A3. Zusammen mit ihren rund 80 Kollegen perfektionieren sie in der chinesischen Hauptstadt das Audi-Bediensystem
für die Ansprüche und Lebens­gewohnheiten der Kunden in der asiatischen Welt.
Die Zieleingabe ist ein wichtiges Beispiel. Adressen sind
in China kompliziert und oft nicht ganz präzise. Also sind die sogenannten Points of Interest viel umfangreicher und exakter erfasst
als im Westen. Neben öffentlichen Einrichtungen oder Tankstellen
gehören dazu Shopping-Möglichkeiten jeglicher Art, aufgefächert
bis etwa zu Kosmetik- oder Juwelierangeboten. Ähnlich differenziert ist das Essensangebot: Neben Western und Fast Food kennt
die Audi-Navigation 13 verschiedene Richtungen der chinesischen
Küche, von Guangdong über Dongbei bis Hot Pot. Und wie gesagt:
Allein für Sichuan-Küchen im Pekinger Chaoyang District finden
sich 373 Vorschläge.
Zehn Millionen solcher Points of Interest (POI) kennt
die Audi-Navigationskarte für China. Doch eine weitere Zahl klingt
für westliche Ohren noch erstaunlicher – und steht als Symbol für
die Erneuerungsgeschwindigkeit in diesem Land: Acht Millionen
dieser POI-Einträge werden jedes Jahr gelöscht, geändert, erneuert. Weil ganze Straßenzüge neu entstehen, weil ganze Stadtviertel
binnen Jahresfrist erbaut werden, weil Geschäfte jeglicher Art eröffnet werden und weil sie oft auch ebenso schnell wieder verschwinden.
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Mio.
Points of Interest sind im MMI-Navigationssystem für China gespeichert. Ringstraße: Eine verpasste Abfahrt kann
kilometerlange Umwege bedeuten.
Die Spracheingabe vollständiger Adressen ist ein weiterer Schritt zur Anpassung an die Komplexität asiatischer Kommu­
nikation. Einen großen Sprung nach vorne und einen klaren Vorteil
gegenüber allen Wettbewerbern brachte das MMI touch in den
Modellen A6, A7, A8 und auch im A3. Ebenso wie die vergleichsweise simplen westlichen Schriftzeichen versteht das System die oft
sehr komplexen Schriftzeichen der Sprachen Chinas, Koreas und
Japans. Über 29.000 (!) verschiedene chinesische, 7.249 koreanische und 6.710 japanische Schriftzeichen können mit dem Finger
auf das Touchpad gezeichnet werden – und der Audi erkennt sie mit
erstaunlicher Sicherheit. Doch es gibt noch weitere Eingabe­mög­
lichkeiten, erläutert Ingenieurin Shanshan Cao, meist in Form lautschriftlicher Vereinfachungen in lateinischen Buch­staben. Alphabete
dieser Art sind das chinesische Pinyin, das taiwanesische Bopo­mo­
fo, Hangul in Korea sowie Hiragana, Kanji oder Katakana in Japan.
Innovativ: Die Erkennungsrate auch komplexer
Schriftzeichen ist sehr hoch.
MMI touch: Auch der Audi A3 besitzt
die Schriftzeichenerkennung.
Optimiert: Ingenieurin Shanshan Cao arbeitet an
der Benutzeroberfläche des MMI-Systems.
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Doch China stellt an ein Kommunikations- und Naviga­
tionssystem weit mehr Herausforderungen als „nur“ die Sprache.
Da ist die schon angesprochene enorme Veränderungs­geschwin­
digkeit. Selbst bei halbjährigen Updates tauchen in der realen Welt
immer wieder Teilstücke neuer Autobahnen auf, die auf dem digitalisierten Abbild noch nicht enthalten sind. In den wenigen erhaltenen traditionellen Stadtvierteln gehorcht die Straßen­führung
manchmal gar keinem Ordnungsprinzip, während Neubau­strecken
durch Komplikationen überraschen, die es in Europa höchst selten
gibt: auf mehreren Stockwerken übereinanderliegende Straßen
etwa. Zweidimensional betrachtet, von oben also, sieht man nur
eine Linienführung, in Wirklichkeit handelt es sich aber um völlig
verschiedene Strecken. Gesteigert wird dies noch durch mehrstöckige Straßenauffahrten – im Grunde riesige „Wendel­treppen“ mit
zahlreichen Abfahrten auf den verschiedenen Stockwerken.
Konzentriert: Die Navigationslösungen für Asien
werden im R&D Center in Peking entwickelt.
„Hier ist die dritte Dimension, die präzise Höhen­
position des Fahrzeugs entscheidend. Allein mit dem GPS-Signal
kommt man hier gar nicht durch“, weiß Intakhab Khan, der Leiter
der Infotainment-Entwicklung für Asien. Audi nutzt hier sehr sensible Fahrzeugsensoren, die bereits eine Höhendifferenz von 0,03
Metern erkennen und daraus die entsprechende Korrektur errechnen. Auch in Tunnels oder anderen Bereichen mit schlechtem oder
gar keinem GPS-Signal rechnet das Auto seine Position aus Rad­
bewegung, Einschlagwinkel und Drehrichtung präzise weiter –
ein entscheidender Vorteil gegenüber Nachrüst-Navigations­sys­
temen. Eine weitere Herausforderung für die elektronische Rou­
tenfindung sind die in chinesischen Städten häufig direkt nebenein­
anderliegenden Fahrspuren, die jedoch zu verschiedenen Straßen
gehören. „Eine Empfehlung der richtigen Fahrspur ist im komplexen
Verkehr oft sehr hilfreich“, sagt Intakhab Khan, „dafür muss das
Auto aber sehr präzise wissen, wo es sich befindet.“
Besonders stolz ist Khan auf die neuen Verkehrsinfor­
mationen online, die ein weit aktuelleres und präziseres Bild der
Verkehrssituation liefern als das bisherige TMC-System. Ähnlich
wie in Deutschland basiert das neue System auf den anonymen
Bewegungsdaten einer Vielzahl von Fahrzeugen. Aber anders als
etwa in Ingolstadt führt das in Peking, Shanghai oder Guangzhou
regelmäßig zu Kartendarstellungen, die mehr Rot als Grün zeigen.
0,03
Höhe: Bei mehrstöckigen Straßen ist eine
präzise, dreidimensionale Positionsberechnung
entscheidend.
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Meter Höhendifferenz registriert das System bereits. Markant: Das Gebäude
des staatlichen Fern­sehens CCTV.
8
Mio.
Points of Interest werden jedes Jahr überarbeitet. Natürlich ist die junge Generation in den chinesischen
Millionenstädten „always on“, vielleicht mehr noch als im Westen.
Die jungen Leute nutzen das Smartphone intensiv für Weibo (das
einheimische Twitter), RenRen (ähnlich wie Facebook) oder Baidu
(das chinesische Google). Shanshan Cao, die junge Spezialistin für
Human-Machine-Interfaces, verweist auf die Audi connect-Dienste:
Ein präziser Wetterbericht inklusive aktuellen Radarbildern lässt
sich beispielsweise ebenso auf den Fahrzeugmonitor holen wie
Nachrichten oder Flug- und Reiseinfos.
Bei aller Perfektion der Maschinen baut ein besonderer
Service von Audi connect in China auf den persönlichen Kontakt von
Mensch zu Mensch: Der Tastendruck auf die Funktion POI Call verbindet den Fahrer oder Fahrgast im Audi mit einem äußerst hilfsbereiten Audi-Mitarbeiter im Call Center. Die Suche nach Zielen,
die Frage nach Öffnungszeiten oder nach Reservierungen wird hier
sofort beantwortet, zudem kann das Audi Call Center Routenziele
per Telefon­übertragung ins Navigationssystem des Fahrzeugs einspeisen – der Kunde braucht dann nur noch loszufahren.
Und auch die Restaurantsuche im Navigationssystem
lässt ich weiter optimieren, weiß Intakhab Khan: „Bald werden wir
den Restaurants Gästebewertungen aus einer stets aktuellen
Online-Datenbank hinzufügen. Dann kennt Ihr Audi nicht nur die
Adressen, sondern auch die Qualität der Restaurants.“ Das Ba Guo
Bu Yi jedenfalls hat sich schon mal eine Empfehlung verdient – auch
wenn mancher Teller wirklich scharf war.
Breit: Noch liegen die Strassen nebeneinander,
gleich führen sie auseinander. Hier entscheiden
wenige Meter Genauigkeit.
Schmal: Ein paar erhaltene klassische
Viertel gibt es noch in Peking. Hier wird es
für die Navigation besonders schwer.
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