12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 an der

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 12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 an der Université du Luxembourg Abstractband der Tagung 12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 an der Université du Luxembourg Abstractband der Tagung Herausgeber Wissenschaftliches Programmkomitee und Organisationskomitee Université du Luxembourg Impressum Wissenschaftliches Programmkomitee und Organisationskomitee (Hrsg.). 12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 an der Université du Luxembourg. Abstractband der Tagung. Luxemburg: Université du Luxembourg. © Université du Luxembourg, INSIDE / AASC ISBN: 978‐2‐87971‐804‐0 Wir danken für die freundliche finanzielle Unterstützung der Tagung dem Fonds National de la Recherche Luxembourg, der Forschungseinheit INSIDE in der Fakultät FLSHASE der Université du Luxembourg sowie der Fachgruppe Sozialpsychologie der Deutschen Gesellschaft für Psy‐
chologie (DGPs). Komitees der Tagung Wissenschaftliches Programmkomitee Prof. Dr. Ulrich Kühnen (Jacobs University, Bremen, DE) Prof. Dr. Kai Sassenberg (Universität Tübingen, DE) Prof. Dr. Ursula Athenstaedt (Universität Graz, AT) Prof. Dr. Sabine Krolak‐Schwerdt (Université du Luxembourg, LU) Prof. Dr. Dieter Ferring (Université du Luxembourg, LU) Prof. Dr. Georges Steffgen (Université du Luxembourg, LU) Organisationskomitee Dipl.‐Psych. Mareike Bönigk Ass.‐Prof. Dr. Norbert Ewen Dipl.‐Psych. Christian Happ Dipl.‐Psych. Andreas König Dr. André Melzer Dipl.‐Psych. Jan Pfetsch Dipl.‐Psych. Sophie Recchia Prof. Dr. Georges Steffgen Vorwort der Herausgeber Der vorliegende Abstractband dokumentiert die über 220 wissenschaftlichen Beiträge der 12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie der Deutschen Gesellschaft für Psychologie an der Université du Luxembourg. Der Abstractband der Tagung spiegelt dabei auf eindrucksvolle Art die Dynamik und Viel‐
falt der Forschung innerhalb der deutschsprachigen Sozialpsychologie wider. Die Beiträge im Folgenden sind alphabetisch nach dem Nachnamen der Erstautorin bzw. des Erstautors sortiert. Neben dem Titel und einem kurzen Abstract finden sich zu jedem Beitrag Angaben zur Institutszugehörigkeit der Autorinnen und Autoren, der Art des Tagungsbeitrags – Vortrag oder Poster – sowie Stichworte zum Inhalt des jeweiligen Beitrags. Vorträge werden dabei unterschieden, ob es sich um Vorträge in Symposien, d. h. Sitzungen, die von den jeweiligen Chairs zu einem Thema geplant und eingereicht wurden, oder Vorträge in Arbeits‐
gruppen, d. h. mehrere Einzelbeiträge, die vom Programmkomitee thematisch zusammengestellt wurden, handelt. Ein Verzeichnis mit Kontaktmöglichkeiten via E‐Mail zu den Erstautorinnen und Erstautoren und einer Zuordnung des Beitrags zum Tagungsprogramm sowie ein Namensverzeichnis aller Autorinnen und Au‐
toren schließen den Band ab. Wir wünschen Ihnen eine spannende Lektüre. Die Herausgeber Wissenschaftliches Programmkomitee und Organisationskomitee Luxemburg, im August 2009 Inhalt Abstracts Keynote Speakers ..........................................................................................................1 Abstract öffentliche Vorlesung......................................................................................................4 Abstracts Vorträge und Poster ......................................................................................................5 Namensverzeichnis....................................................................................................................121 Kontakte zu den Erstautorinnen und Erstautoren ....................................................................126 Abstracts 1
Keynote Speakers Wie die Dynamik des eigenen Denkens über die Welt informiert: Metakognitive Erfahrungen als Information Norbert Schwarz University of Michigan, USA Denken kann leicht oder schwer fallen, und Personen nutzen die subjektiv erfahrene Dynamik ihrer eigenen Informationsverarbeitung als Information in der Urteilsbildung. Während kognitionspsycholo‐
gische Forschung auf Urteile über das eigene Denken (wie „feelings of knowing“ oder „judgments of learning“) fokusiert, untersucht sozialpsychologische Forschung die Nutzung metakognitiver Erfahrung‐
en in Urteilen über die externe Welt. Der Vortrag gibt einen Überblick über theoretische Prinzipien und exemplarische Befunde. Generell steht einer hohen Sensibilität für die eigenen metakognitiven Erfah‐
rungen eine geringe Sensibilität für die Quelle dieser Erfahrungen gegenüber, was zahlreiche kontext‐
abhängige (Fehl‐)Interpretationen der eigenen Erfahrung ermöglicht. Was Personen aus einer ge‐
gebenen Erfahrung folgern, ist eine Funktion der naiven Theorie mentaler Prozesse. Eine dieser naiven Theorien nimmt z. B. an, dass vertraute Information leichter zu verarbeiten ist als unvertraute Informa‐
tion. Kontextvariablen, die die Informationsverarbeitung erleichtern – von Druckfonts bis zu voraus‐
gegangenen „primes“ – resultieren daher in dem Eindruck, dass die verarbeiteten Inhalte vertraut sind. Normativ irrelevante Variablen, wie der Druckfont in dem Information präsentiert wird, können daher zahlreiche Urteile von sozialpsychologischem Interesse beeinflussen, vom wahrgenommenen sozialen Konsus und dem Wahrheitsgehalt der Aussage bis zur Risikowahrnehmung und der Innovativität eines beschriebenen Produktes. Kontextvariablen, die die Verarbeitungsflüssigkeit beeinflussen, spielen keine Rolle wenn die Aufmerksamkeit auf sie gelenkt wird, was den Informationsgehalt der metakognitiven Erfahrung unterminiert. Metakognitive Theorien beeinflussen darüber hinaus, welche Folgerungen wir aus den Äußerungen anderer Personen ziehen. Eine naive Theorie nimmt z. B. an, dass extreme Ereignisse länger im Gedächtnis bleiben als weniger extreme Ereignisse. Wenn ein Freund über ein schlechtes Restaurant berichtet, folgern Personen daher, dass seine Restauranterfahrung negativer war, wenn sie ein Jahr statt eine Woche zurückliegt – und sind entschlossener, das Restaurant in Zukunft vermeiden. Dieser Effekt tritt auf, obwohl ein Erfahrungsbericht über die letzte Woche als diagnostischer beurteilt und in der Informationssuche einem Bericht über das letzte Jahr vorgezogen wird. Introspektiv sind sich Personen ihrer metakognitiven Inferenzen nicht bewusst, was den resultie‐
renden Urteilen einen hohen Grad an naivem Realismus verleiht. 12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 – Université du Luxembourg 2 Abstracts Keynote Speakers Embodying social cognition: Departing from majority modalities (verbal and visual stimuli) and embracing minority modalities (thermal, olfactory and spatial stimuli) Gün R. Semin Utrecht University, Niederlande An emerging development in psychology is an increasingly systemic view of psychological processes. This view derives from the realization of the interdependence between the material conditions of the environment, the human body, and psychological processes, which are embedded in a social context in which such interdependencies have evolved. The question is not only how mind, brain, and body inter‐
act but also their relation to the physical and social environment. The seven experiments I shall report investigate firstly the question how do different physical features of environmental contexts such as olfactory, thermal, and spatial stimuli influence ostensibly unrelated judgments about persons (Exp.’s 1 to 3)? This question is then taken a step further by examining how interdependencies between physical features of an environmental context and person judgments are anchored in language (Exp.’s 4 and 5). Finally, I shall present how one such modality (thermal sense) affects perception and language produc‐
tion (Exp.’s 6 and 7). The implications of this research for an embodied grounding of psychological proc‐
esses will be expounded upon. 12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 – Université du Luxembourg Abstracts 3
Keynote Speakers Der Einfluss sozialer Normen auf die Regulation von Ärger Hannelore Weber Universität Greifswald, Deutschland Aus Sicht der kognitiven Emotionstheorien wird Ärger durch die Wahrnehmung ausgelöst, dass durch das (bewusste) Fehlverhalten von einer oder mehreren Personen Schaden entstanden ist. Ärger erweist sich damit als eine genuin soziale Emotion, der ein hohes Konfliktpotenzial zugesprochen wird, da Emo‐
tionstheorien zufolge Ärger mit der Motivation verbunden ist, die verursachenden Umstände zu besei‐
tigen oder zu korrigieren, und dies auch mit aggressiven Mitteln. Es stellt sich jedoch die Frage, wie un‐
ter dem Einfluss sozialer Normen in der alltäglichen Interaktion sozialverträgliche Reaktionen an die Stelle der theoretisch unterstellten impulsiv‐aggressiven Reaktionstendenz treten. Averill (1982) postuliert in seiner sozial‐konstruktivistischen Theorie des Ärgers, dass nicht‐aggressive Bemühungen um eine Korrektur des Fehlverhaltens (z. B. durch offenes Feedback) die sozial erwünsch‐
te ärgerbezogene Reaktion darstellen. Ein solches Verhalten ist geeignet, Fehlverhalten zu sanktionie‐
ren und damit zugleich die Verhaltensstandards zu bestätigen, die durch das Ärger auslösende Fehlver‐
halten verletzt wurden. Nicht‐aggressives Feedback stellt aus dieser Sicht die ärgerbezogene injunktive Verhaltensnorm dar, durch die die soziale Funktion der Emotion Ärger erfüllt wird. In dem Vortrag wer‐
den Forschungsarbeiten vorgestellt, die den theoretisch erwarteten injunktiv‐normativen Charakter nicht‐aggressiven Feedbacks bestätigen. Allerdings zeigen Forschungsergebnisse auch, dass die injunk‐
tive Norm nicht der deskriptiven Norm entspricht, denn submissives Verhalten und ausweichendes Ver‐
halten werden mindestens so häufig oder sogar noch häufiger gezeigt als assertives Verhalten. Ausge‐
hend von einem Modell des Einflusses von sozialen Normen auf die Ärgerregulation werden in dem Vortrag Ergebnisse aus Forschungsarbeiten vorgestellt, in denen person‐ und situationsbezogene Fakto‐
ren identifiziert werden, die Einfluss darauf nehmen, ob in der Reaktion auf ärgerauslösendes Verhalten eher assertives oder submissiv‐ausweichendes Verhalten realisiert wird. 12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 – Université du Luxembourg 4 Abstracts Öffentliche Vorlesung Kultur und Identitätsentwicklung Bettina Hannover Freie Universität Berlin, Deutschland Das Bild, das Menschen von der eigenen Person entwickeln (Selbst oder Identität), ist maßgeblich von kulturellen Faktoren beeinflusst. Umgekehrt steuern Selbst oder Identität das Denken, Fühlen und Han‐
deln der Person. Drei Arten von Studien werden vorgestellt. Am Beispiel ausgewählter Aspekte von Kultur (u. a. Sprache, Geschlechtsrollenstereotype, Männlich‐
keitsnormen, Einstellungen gegenüber verschiedenen kulturellen Gruppen) wird gezeigt, auf welche Weise diese die Identitätsentwicklung beeinflussen können. Für unterschiedliche kulturspezifische Selbstkonstruktionen wird gezeigt, auf welche Weise diese das Denken, Fühlen und Handeln der Person formen. Am Beispiel bikultureller Personen wird gezeigt, unter welchen Randbedingungen welche Art von Iden‐
titätsentwicklung für die psychosoziale Anpassung der Person förderlich ist. 12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 – Université du Luxembourg Abstracts A Neuronale Indikatoren für die Perception Behavior Link bei der Stereotypisierung von Personen Anja Achtziger1, Alexander Jaudas1, Peter M. Goll‐
witzer1,2, Andreas Keil3
1
Universität Konstanz, Deutschland; 2New York Uni‐
3
versity, USA; University of Florida, Gainesville, USA Vortrag – Symposium Diese Studie untersuchte die neuronale Basis der Effekte von Stereotypen (alte vs. junge Männer) auf die Verarbeitung von Adjektiven die entweder kongruent oder inkongruent zu diesen Stereotypen waren. Zur Kontrolle wurde auch die Verarbeitung von Adjektiven, die sich als nicht mit diesen Stereotypen assoziiert er‐
wiesen, untersucht (d. h. die Verarbeitung von Kontrolladjektiven). Nach dem Lesen einer Per‐
sonenbeschreibung die entweder das Verhal‐
ten eines stereotypen alten oder eines stereo‐
typen jungen Mannes beschrieb, wurden Ad‐
jektive die entweder kongruent oder inkon‐
gruent mit diesen Stereotypen waren sowie Kontrolladjektive in Form von Anagrammen in randomisierter Reihenfolge dargeboten. Die Präsentation dieser Anagramme erfolgte wäh‐
rend einer EEG Messung auf einem Bildschirm in einem 12 Hz Rhythmus. Steady State Visual Evoked Potentials (ssVEPs) wurden während der Präsentation und der Lösung der Anag‐
ramme anhand von 64 Elektroden gemessen. Es zeigte sich, dass inkongruente Adjektive und die Kontrolladjektive mit höheren Amplituden der ssVEPs in visuellen Gehirnregionen assozi‐
iert waren als kongruente Adjektive. In diesem Sinne lässt sich vermuten, dass inkongruente Adjektive und Kontrolladjektive eine stärkere Aufmerksamkeit auf sich zogen als die kon‐
gruenten Adjektive. Diese Effekte ließen sich in einem Zeitfenster von 800 bis 3000 Millisekun‐
den beobachten und erwiesen sich bei negati‐
ven kongruenten Adjektiven als stärker ausge‐
prägt als bei positiven kongruenten Adjektiven. Granger‐Causes zeigten darüber hinaus eine stärkere effektive Konnektivität in höheren Assoziationskortizes für kongruente Adjektive verglichen mit inkongruenten Adjektiven und mit Kontrolladjektiven. Gleichzeitig zeigte sich bei der Verarbeitung stereotypkongruenter Informationen ein Informationsfluss von visuel‐
len zu motorischen Gehirnregionen, was als ein Hinweis auf den Perception Behavior Link in‐
terpretiert werden kann. Darüber hinaus ließen 5
sich bei der Verarbeitung stereotypkonsisten‐
ter Informationen mehr signifikante Verbin‐
dungen zwischen regionalen Quellen beobach‐
ten als bei der Verarbeitung stereotypinkonsis‐
tenter Informationen. Diese Muster neuronaler Aktivität wurden nicht durch die selbstberich‐
teten Fairnessziele der Versuchsteilnehmer beeinflusst. Mögliche Wirkungen von Vorsät‐
zen (Implementation Intentions) auf die be‐
schriebenen neuronalen Prozesse werden dis‐
kutiert. Stichworte: Perception Behavior Link, Stereotypisie‐
rung, neuronale Prozesse Unschuldige als Ventil – Validierung einer deutschen Version des Displaced Aggression Questionnaires Stephanie Adlberger, Bernhard Streicher, Eva Traut‐
Mattausch Ludwig‐Maximilians‐Universität München, Deutsch‐
land Poster Bereits im Rahmen der Frustration‐Aggres‐
sions‐Hypothese (Dollard, Doob, Mowrer, Mil‐
ler & Sears, 1939) wurde das Phänomen be‐
schrieben, dass frustrierte Personen unter be‐
stimmten Umständen ihre aggressiven Intenti‐
onen nicht direkt gegen die Ursache ihrer Frustration richten, sondern an unschuldigen Dritten ausleben. Nach den Befunden einer aktuellen Metaanalyse ist das Konzept der Ag‐
gressionsverschiebung ein reliables Phänomen von theoretischer wie praktischer Bedeutsam‐
keit (Marcus‐Newhall, Pedersen, Carlson & Mil‐
ler, 2000). Neueren Überlegungen zufolge ist der letztliche Auslöser für eine Verlagerung aggressiver Intentionen ein geringfügig provo‐
kantes oder uneindeutiges Verhalten des un‐
schuldigen Opfers, das von bereits aggressiv geprimten Personen als intentional feindselig missverstanden wird. Aus der Perspektive einer Situation‐Trait‐Inter‐
aktion stellt sich die Frage, ob bestimmte Per‐
sonen eine höhere Neigung aufweisen, ihren Ärger an unschuldigen Personen auszuleben. Eine erlernte und habituell angewandte dys‐
funktionale Strategie der Emotionsregulation im Sinne einer verstärkten gedanklichen Fixie‐
rung auf negative Ereignisse (Rumination) kann die Zugänglichkeit und Aufrechterhaltung ag‐
gressionsbezogener Gefühle, Gedanken sowie Verhaltenstendenzen fördern und somit die Wahrscheinlichkeit einer aggressiven Reaktion 12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 – Université du Luxembourg Abstracts 6 auch gegenüber unschuldigen Personen erhö‐
hen. Auf Basis dieser theoretischen Überlegun‐
gen wurde der Displaced Aggression Question‐
naire entwickelt (DAQ, Denson, Pedersen & Miller, 2006). Der DAQ umfasst die drei Dimen‐
sionen: Grübeln (emotional besetzte, wieder‐
kehrende Gedanken an ein negatives Erlebnis), die Neigung zu Rachegedanken und die Ten‐
denz zu aggressivem Verhalten gegenüber un‐
beteiligten Dritten. Der Fragebogen wurde von den Autoren für den Gebrauch im deutschsprachigen Raum validiert. Die Studien bestätigen, dass die deut‐
sche Version des Fragebogens das Persönlich‐
keitsmerkmal zuverlässig messen kann. Die für die englische Version postulierte Faktoren‐
struktur konnte für die deutsche Stichprobe repliziert werden. Korrelationen zu anderen Skalen sowie ein Vergleich von Sondergruppen (Risikojugendliche, Christen) bestätigen die Validität des Fragebogens. Zudem erwies sich der DAQ als signifikanter Prädiktor für selbst berichtetes aggressives Verhalten im Straßen‐
verkehr. Stichworte: Aggression, verschobene Aggression, Rumination Zur Vorhersage intergenerationeller Ambi‐
valenz in Familienbeziehungen: Die Rolle von gegenseitiger Unterstützung und Fami‐
liennormen Isabelle Albert, Tom Michels, Dieter Ferring Université du Luxembourg, Luxemburg Poster Im Zuge der gegenwärtigen demographischen Entwicklung werden die Beziehungen zwischen Eltern und ihren Kindern im Erwachsenenalter zunehmend wichtiger, indem die vertikalen Beziehungen innerhalb der Familie, vor allem im Hinblick auf intergenerationelle Unterstüt‐
zung und Beziehungsqualität, an Bedeutung gewinnen. solcher Beziehungsinhalte bislang weniger durchleuchtet. Das Auftreten psychologischer Ambivalenz soll‐
te eng mit dem Austausch von Unterstützung und Hilfeleistung in Verbindung stehen, da sowohl gegebene als auch erhaltene Unter‐
stützung einerseits als befriedigend, aber an‐
dererseits auch als belastend erlebt werden können. Weiter sollten internalisierte traditio‐
nelle Familiennormen maßgeblich in die Ent‐
stehung ambivalenter Beziehungsinhalte durch Unterstützungsaustausch involviert sein. Ziel der vorliegenden Studie war es daher zu unter‐
suchen, ob und wie die erhaltene Unterstüt‐
zung von Vater und Mutter sowie die den El‐
tern geleistete Unterstützung mit Gefühlen der Ambivalenz gegenüber den Eltern zusammen‐
hängen und welche Rolle hierbei internalisierte Familienwerte spielen. Die Stichprobe bestand aus insgesamt N = 131 Personen im mittleren Erwachsenenalter zwi‐
schen 32 und 64 Jahren (M = 44.89, SD = 6.66), die anhand eines standardisierten Fragebogens über Aspekte der Beziehungen zu ihren Eltern (ambivalente Gefühle und Handlungstenden‐
zen, gegenseitige Unterstützung und Normen bezüglich der Familie) befragt wurden. In n = 123 Fällen konnten Informationen über die Mutter, in n = 70 Fällen über den Vater ge‐
wonnen werden. Die Ergebnisse zeigen, dass die Familienorien‐
tierung einen Moderator für den Zusammen‐
hang zwischen Unterstützung und Ambivalenz darstellt, wobei internalisierte Familiennormen den Zusammenhang zwischen den beiden erst‐
genannten Variablen puffern. Die Ergebnisse werden unter Berücksichtigung intrafamilialer Prozesse der intergenerationel‐
len Beziehungsregulation diskutiert. Stichworte: Ambivalenz, Familienbeziehungen, Un‐
terstützung, Familienwerte Das Konstrukt der psychologischen Ambivalenz (Luescher & Pillemer, 1998) hat sich in der Be‐
schreibung intergenerationeller Familienbezie‐
hungen als sehr nützlich erwiesen; es umfasst gegensätzliche Gedanken, Motive, Gefühle und Verhaltensweisen, die in den Interaktionen von Familienmitgliedern auftreten können. Wenn‐
gleich sich Hinweise für die Bedeutung des Konzeptes aus mehreren Untersuchungen ent‐
nehmen lassen, wurden die Determinanten 12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 – Université du Luxembourg Abstracts 7
Schlecht lesbare Handschrift – schlechte Noten? Die Lesbarkeit handschriftlich ver‐
fasster Arbeitsproben beeinflusst systema‐
tisch die Beurteilung von Inhalt und AutorIn Wer sind eigentlich diese „Ausländer“? Der Einfluss der kognitiven Repräsentation von Einwanderern auf Intergruppenbeziehun‐
gen in Ost‐ und Westdeutschland Alexander Alt1, Konstantin Bottenberg1, Tim Seele1, Sarah Zelt1, Dietrich Wagener1, Rainer Greifeneder1,2
1
Universität Mannheim, Deutschland; 2Radboud University Nijmegen, Niederlande Frank Asbrock, Gunnar Lemmer, Ulrich Wagner, Julia Becker, Jeffrey Koller Philipps‐Universität Marburg, Deutschland Poster Handschriften sind idiosynkratisch und besit‐
zen scheinbar genügend Eigenschaften, um Schlüsse über ein Individuum und seine Fähig‐
keiten zuzulassen. Entgegen dieser hohen Au‐
genscheinvalidität zeigt jedoch eine Vielzahl von Studien, dass graphologische Bewertungen von Handschriften keine Vorhersagevalidität für Persönlichkeitseigenschaften und Fähigkei‐
ten haben. Die Gefahr nicht valider Urteile scheint daher gebannt, wenn Beurteilende nicht mehr explizit auf graphologische Bewer‐
tungen zurückgreifen. Ein Set von vier Experi‐
menten zeigt jedoch, dass dies nicht der Fall ist. Vielmehr ziehen Beurteilende spontan und automatisch Rückschlüsse von der Art der Handschrift einer Person auf ihre Eigenschaf‐
ten und Fähigkeiten. Insbesondere konnte ge‐
zeigt werden, dass inhaltsgleiche Texte in schwer lesbarer Handschrift im Vergleich zu leicht lesbarer Handschrift schlechter beurteilt werden. Ebenso wurden Autoren schwer ver‐
sus leicht lesbarer Handschriften schlechter auf einer Reihe von Eigenschaften wie Kompetenz und Gewissenhaftigkeit beurteilt. Ferner wird gezeigt, dass diese Effekte auf die Flüssigkeit zurückzuführen sind, mit der leicht versus schwer lesbare Texte verarbeitet werden kön‐
nen. Die vorgestellten Befunde verdeutlichen, dass Handschriften eine bedeutsame und bis‐
lang unterschätzte Fehlerquelle bei der Beur‐
teilung von Texten und ihren Auto‐
ren/Autorinnen sind. Dies ist insbesondere vor dem Hintergrund bedeutsam, dass handschrift‐
lich verfassten Leistungstests in Schule, Studi‐
um und Beruf eine herausragende Bedeutung zukommt. Stichworte: Handschrift, Lesbarkeit, Evaluation, Flüs‐
sigkeit Vortrag – Symposium Die Begriffe „Ausländer“ und „Ausländerfeind‐
lichkeit“ werden sowohl in der Öffentlichkeit als auch in der Forschung häufig verwendet, obwohl unklar ist, welche konkreten Gruppen damit gemeint sind. In einer repräsentativen Surveystudie (N = 1763) wurde der Frage nach‐
gegangen, welche spezifische Repräsentation Deutsche bei der Frage nach „Ausländern“ ha‐
ben und wie sich Inhalt und Komplexität dieser Repräsentation auf die Beziehung zu Auslän‐
dern auswirken. Wie erwartet, wird die Kate‐
gorie „Ausländer“ nicht abstrakt repräsentiert, sondern in Exemplaren. Die meisten Deutschen denken dabei an die größte ethnische Minder‐
heit, Personen mit türkischem Migrationshin‐
tergrund, gefolgt von Personen aus Ost‐ und Südeuropa. Aufgrund der unterschiedlichen Migrationsgeschichte in der DDR und der BRD zeigen sich darüber hinaus zwischen Ost‐ und Westdeutschland aber entscheidende inhaltli‐
che Unterschiede. Der häufig gezeigte Befund, dass Fremdenfeindlichkeit in Ostdeutschland stärker ausgeprägt ist als in Westdeutschland, lässt sich aufgrund unserer Ergebnisse spezifi‐
zieren: In Ostdeutschland sind nur die Perso‐
nen fremdenfeindlicher, die bei Ausländern an „Türken“ denken. Eine weitergehende Analyse verschiedener gruppenbezogener Emotionen zeigt, dass sich diese Vorurteile auf Angst vor Türken zurückgehen, die sich auch, wie erwar‐
tet, spezifisch auf angstbezogene Diskriminie‐
rungsintentionen auswirkt. Neben dem Inhalt beeinflusst auch die Kom‐
plexität der Repräsentation fremdenfeindliche Einstellungen: Je heterogener die Repräsenta‐
tion von Ausländern ist, d. h. an je mehr Grup‐
pen eine Person denkt, desto weniger Vorurtei‐
le werden ihnen gegenüber geäußert. Wie auf‐
grund anderer Untersuchungen zum kognitiven Stil erwartet (z. B. Cornelis & van Hiel, 2006), wird dieser Effekt vollständig über die ideologi‐
schen Einstellungen Autoritarismus und Soziale Dominanzorientierung mediiert. Stichworte: Vorurteile, Fremdenfeindlichkeit, kogni‐
tive Repräsentation, gruppenbasierte Emotionen, Ausländer 12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 – Université du Luxembourg Abstracts 8 Geschlechtsrollen‐Selbstkonzeptaktivierung und Kommunikationsverhalten Ursula Athenstaedt, Lisa Horvath, Silvia Macher, Elisabeth Lambauer Universität Graz, Österreich Vortrag – Symposium Neuere kognitive Ansätze zur Selbstkonzept‐
forschung betonen die Assoziation von mo‐
mentan aktiviertem Selbstkonzept mit Verhal‐
ten. Bislang gibt es wenig Befunde, die einen derartigen Zusammenhang bestätigen konnten. Es werden zwei Studien berichtet, in denen das Geschlechtsrollen‐Selbstkonzept explizit und implizit vor und nach einer Interaktion erhoben wurde. Es wird angenommen, dass chronisch aktiviertes feminines und maskulines Rollen‐
Selbstkonzept geschlechtsrollen‐kongruentes Kommunikationsverhalten vorhersagt. Zusätz‐
lich wird angenommen, dass Kommunikations‐
verhalten mit situativer Selbstkonzeptaktivie‐
rung in Zusammenhang steht. Studie 1 umfasst eine Stichprobe von 240 Personen, die in je‐
weils 60 gleich‐ und gemischtgeschlechtlichen Dyaden über feminine/maskuline/geschlechts‐
neutrale Themen diskutierten. In Studie 2 in‐
teragierten 160 Personen in jeweils 40 gleich‐ und gemischtgeschlechtlichen Dyaden. Der Status von Frauen und Männern wurde syste‐
matisch variiert. Selbstkonzept wurde explizit über Zustimmungshäufigkeiten und implizit über mittlere Zustimmungslatenzen erhoben. Während der Interaktion wurde Verhalten be‐
obachtet. In dem Vortrag werden verschiedene Befunde berichtet, die einerseits einen Einfluss von chronisch aktiviertem Selbstkonzept auf das Kommunikationsverhalten aufzeigen. An‐
dererseits konnten Zusammenhänge zwischen Kommunikationsverhalten und situationsbe‐
dingter Selbstkonzeptaktivierung gefunden werden. So zeigte sich z. B. in Studie 1, dass chronisch aktiviertes maskulines Rollen‐
Selbstkonzept die Sprechzeit von ProbandIn‐
nen unabhängig von deren Geschlecht vorher‐
sagt. Chronisch aktiviertes feminines Rollen‐
selbstkonzept sagt die Verwendung von verba‐
len Unterstützern vorher. Weiters zeigte sich in beiden Studien, dass das Ausmaß an Unterbre‐
chungen mit einer situativen Aktivierung des maskulinen Rollen‐Selbstkonzeptes einherging. Letztendlich wurden die Daten auf Dyadene‐
bene analysiert um neben den Akteureffekten auch Partnereffekte identifizieren zu können. Zusätzlich zu den oben genannten Zusammen‐
hängen hatte auch das chronische Selbstkon‐
zept der Partner einen Einfluss auf das Kom‐
munikationsverhalten eines Akteurs. Zusam‐
menfassend können durch die Befunde ver‐
schiedene Determinanten sozialen Verhaltens ausgemacht werden, wobei zwischen person‐
bedingten (trait) und situationsbedingten (sta‐
te) Faktoren unterschieden wird. Stichworte: Selbstkonzept, Geschlecht, Kommunika‐
tion Soziale Ausgrenzung und Intoleranz: Der Einfluss sozialer Ausgrenzung auf die Ein‐
stellung gegenüber fremden Kulturen Nilüfer Aydin, Peter Fischer, Dieter Frey Ludwig‐Maximilians‐Universität München, Deutsch‐
land Vortrag – Arbeitsgruppe Forschung hat gezeigt, dass Individuen nach sozialer Ausgrenzung dazu neigen ihre sozialen Beziehungen zu betonen und Mitglieder ihrer sozialen Gruppe aufzuwerten und Nicht‐
Mitglieder abzuwerten. In drei Studien konnte gezeigt werden, dass sich der „Ingroup‐
bias“ nach sozialer Exkludierung auf die Tole‐
ranz gegenüber anderen Kulturen in Deutsch‐
land auswirkt. Studie 1 demonstrierte, dass Ausgrenzung zu einer intoleranteren Einstel‐
lung gegenüber der Religionsausübung türki‐
scher Migranten führt. In Studie 2 und Studie 3 wurde dieser Effekt in einem Verhaltensexpe‐
riment repliziert und gezeigt, dass der Effekt über autoritaristische Kognitionen mediiert wird. Als Ergebnis kann festgehalten werden, dass Erfahrungen mit sozialer Ausgrenzung zu erhöhter Intoleranz und Konservatismus ge‐
genüber anderen Kulturen beitragen. Stichworte: Soziale Ausgrenzung, Autoritarismus, Intoleranz, Ingroup‐bias 12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 – Université du Luxembourg Abstracts B Heterogene Arbeitsgruppen als lose gekop‐
pelte Systeme: Die Rolle interpersoneller Bindungen Anne Bachmann Christian‐Albrechts‐Universität zu Kiel, Deutschland Vortrag – Arbeitsgruppe Das aus der Organisationspsychologie und Sys‐
temtheorie abgeleitete dialektische Konzept der lose gekoppelten Systeme spezifiziert die Qualität der Interaktionen zwischen den Sys‐
temelementen und den hieraus resultierenden Systemkonsequenzen. Dieses Konzept wird zur Beantwortung der sozialpsychologischen Frage herangezogen, unter welchen Bedingungen die Mitglieder heterogener Arbeitsgruppen in ei‐
ner komplexen Aufgabe das Potenzial ihrer Vielfalt realisieren, ohne an ihrer Vielfalt zu scheitern. Ausgangspunkt ist das häufig beo‐
bachtete Vielfalts‐Konsens‐Dilemma heteroge‐
ner Arbeitsgruppen. Die aus dem Konzept der lose gekoppelten Systeme abgeleitete Haupthypothese zur Lö‐
sung des Dilemmas heterogener Arbeitsgrup‐
pen lautet, dass heterogene Arbeitsgruppen, die simultan in der aufgabenbezogenen Ebene eng, d. h. mit stark ausgeprägter aufgabenbe‐
zogener Gruppenidentität, und in der persönli‐
chen Ebene lose gekoppelt sind, d. h. mit ge‐
ring ausgeprägten interpersonellen Bindungen, eine höhere Gruppenleistung erbringen als heterogene Arbeitsgruppen, deren Mitglieder auch auf der persönlichen Ebene enger anein‐
ander gebunden sind. Die experimentelle Überprüfung der These basierte auf einem einfaktoriellen Untersu‐
chungsdesign, in dem die Gruppenaufgabe konstant gehalten und der zwischenmenschli‐
che Kontakt auf der persönlichen Ebene vor der gemeinsamen Gruppenarbeit variiert wur‐
de. Als abhängige Variable wurde die Leistung in einem Kartenpuzzle erfasst. An der Studie nahmen 59 Arbeitsgruppen mit je vier Mitglie‐
dern teil. Heterogenität der Arbeitsgruppen wurde über die Studienfachzugehörigkeit der Gruppenmitglieder operationalisiert. 9
häufigsten ab. Die engeren zwischenmenschli‐
chen Bindungen könnten dazu geführt haben, dass die Aufmerksamkeit der Gruppenmitglie‐
der stärker auf die einzelnen Personen in der Gruppe gerichtet war und weniger auf die Auf‐
gabe. Das Gruppenziel und die vereinende auf‐
gabenbezogene Gruppenidentität könnten an Bedeutsamkeit verloren haben und in den Hin‐
tergrund getreten sein, während die individuel‐
len Identitäten in den Vordergrund rückten. Sowohl diese Ergebnisse als auch die Nützlich‐
keit des Konzeptes der lose gekoppelten Sys‐
teme für die sozialpsychologische Forschung zu Vielfalt und Gruppenprozessen werden disku‐
tiert. Stichworte: heterogene Arbeitsgruppen, Vielfalts‐
Konsens‐Dilemma, lose gekoppelte Systeme Der Einfluss von Personen‐ und Situations‐
merkmalen auf die Wahrnehmung von Zivil‐
courage‐Situationen Sabine Backes, Veronika Brandstätter Universität Zürich, Schweiz Vortrag – Symposium In einer Vignettenstudie wurde N = 60 Studie‐
renden der Universität Zürich 12 Beschreibun‐
gen verschiedener Zivilcourage‐Situationen („Parole“, „Pöbelei“, „Prügelei“) vorgelegt. Die Teilnehmer/innen beurteilten diese Situatio‐
nen hinsichtlich der wahrgenommenen Schwe‐
re der Normverletzung und des Interventions‐
risikos. Außerdem beantworteten die Teilneh‐
mer/innen Fragebögen zu Wertorientierungen, sozialer Verantwortung und Persönlichkeit. Erwartungsgemäß zeigt sich, dass die individu‐
ellen Situationsbewertungen eine Funktion des Aufforderungscharakters der Situation (z. B. Täter‐Opfer‐Zeugen‐Konstellation, Gefährlich‐
keit der Situation) und Merkmalen der Person (z. B. soziale Verantwortung, Persönlichkeit) sind. Die Ergebnisse heben die Bedeutsamkeit von Personenmerkmalen für die Wahrneh‐
mung von Zivilcourage‐Situationen hervor und ergänzen damit die bislang vorherrschende Perspektive in der Zivilcourageforschung, bei der situative Einflussfaktoren im Fokus standen. Stichworte: Zivilcourage, Personenmerkmale Die Ergebnisse stützen die Haupthypothese. Während keine bedeutsamen Unterschiede zwischen den Kontaktbedingungen im Hinblick auf die Lösung des Kartenpuzzles festzustellen waren, brachen die Arbeitsgruppen in der Viel‐
Kontakt‐Bedingung ihre Aufgabenarbeit am 12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 – Université du Luxembourg Abstracts 10 An inkblot for everything? A semantic vari‐
ant of the Affective Misattribution Proce‐
dure Rainer Banse1, Eva Walther2, Roland Imhoff1, Kristina Pröh2
1
Rheinische Friedrich‐Wilhems‐Universität Bonn, Deutschland; 2Universität Trier, Deutschland Vortrag – Symposium The publication of the Affective Misattribution Procedure (AMP; Payne et al., 2005) has at‐
tracted considerable interest in implicit social cognition researchers. The reported high reli‐
abilities and large effect sizes qualify the AMP as a possible candidate for a desperately lack‐
ing alternative for (or complement to) the Im‐
plicit Association Test (IAT). The experimental study presented here tackles two open ques‐
tions regarding the AMP. First, it is not entirely clear to what extent the AMP can be consid‐
ered as an implicit measure. It is investigated whether AMP effects are obtained also under conditions of subliminal presentation of prime stimuli, which would strongly support the claim that the AMP is an implicit measure. Second, in addition to the standard use of the AMP as a measure of implicit evaluation (positive‐
negative) the study explores whether the AMP can be used for assessing a semantically de‐
fined construct (animate‐inanimate) that is largely independent of evaluation. The results show no evidence for AMP‐effects under sub‐
liminal conditions. Hence, the awareness of primes seems to be a necessary condition for AMP effects. However, the semantic dimension of animateness produced priming effects that were at least as strong as the evaluation di‐
mension. The results suggest that the AMP can potentially be used for assessing a large range of constructs beyond attitudes (e. g., self‐
concept, stereotypes, motives, personality). Stichworte: AMP, semantic priming, subliminal prim‐
ing, implicit measure Ungerechtigkeitssensibilität, Zivilcourage und vermittelnde Emotionen Anna Baumert, Anna Halmburger, Johannes Hauer, Carmen Krettek, Manfred Schmitt Universität Koblenz‐Landau, Deutschland Vortrag – Symposium Wir nehmen an, dass die Persönlichkeitseigen‐
schaft Ungerechtigkeitssensibilität (US) eine bedeutsame Determinante zivilcouragierten Verhaltens ist. Zivilcourage zeichnet sich da‐
durch aus, dass unter Inkaufnahme negativer Konsequenzen für die eigene Person gegen die Verletzung einer moralischen Norm einge‐
schritten wird. Moralische Normverletzungen werden von Personen mit hoher US eher wahr‐
genommen und sie reagieren stärker emotio‐
nal als Personen mit niedriger US. In drei Stu‐
dien wird der Einfluss von US auf Zivilcourage getestet. Entsprechend der Perspektiven, die in einer Ungerechtigkeitsepisode relevant sind, kann US in Beobachtersensibilität, Opfersensibilität und Nutznießersensibilität differenziert wer‐
den (Schmitt et al., 2005). Wir nehmen an, dass in Fällen antizipierter Zivilcourage (z. B. in Vig‐
netten) vor allem Beobachtersensibilität mit der Bereitschaft korreliert, gegen die willkürli‐
che Benachteiligung von Schwächeren einzu‐
schreiten. Handelt es sich allerdings um tat‐
sächliche Zivilcourage‐Situationen, sind bystander selber als Akteure involviert. Sie müssen einerseits befürchten, selbst Opfer eines stärkeren Täters zu werden. Andererseits könnte es als Unterlassungsschuld interpretiert werden, wenn Unrecht passiv in Kauf genom‐
men wird, um selber kein Risiko einzugehen. Entsprechend erwarten wir Opfer‐ und Nutz‐
nießersensibilität als relevante Prädiktoren zivilcouragierten Verhaltens. In einer Vignettenstudie (N = 70) bestätigte sich Beobachtersensibilität als Prädiktor von selbstberichteter Zivilcourage‐Bereitschaft. Als vermittelnde Variablen wurden die Wahrneh‐
mung von Ungerechtigkeit und Empörung identifiziert. In zwei weiteren Studien (N = 46; N = 58) wur‐
den Versuchspersonen Zeugen eines tatsächli‐
chen Diebstahls. Hier war konsistent Nutznie‐
ßersensibilität Determinante des tatsächlichen Eingreifens (auch nach Kontrolle von weiteren Persönlichkeitseigenschaften wie Empathie oder sozialer Ängstlichkeit). In der letzten Stu‐
die wurden emotionale Reaktionen während des Diebstahls als Mediatoren erfasst. Nutz‐
nießersensible Personen reagierten auf den Diebstahl erschrocken und mit Schuldgefühlen und protestierten, durch diese emotionalen Reaktionen vermittelt, stärker gegen den Normbruch als weniger nutznießersensible Personen. Diese Befunde zeigen, dass unterschiedliche psychologische Prozesse Zivilcourage‐
Bereitschaft beeinflussen, je nachdem ob Zivil‐
courage‐Situationen antizipiert oder tatsäch‐
lich erlebt werden. Insbesondere scheinen Per‐
12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 – Université du Luxembourg Abstracts sonen tatsächlich einzugreifen, die sich selbst persönlich in Ungerechtigkeit involviert erleben anstatt neutrale Beobachter oder Beobachte‐
rinnen zu bleiben. Stichworte: Zivilcourage, Ungerechtigkeitssensibili‐
tät, Emotionen Selbstregulation und Kreativität Ute Bayer, Anja Achtziger Universität Konstanz, Deutschland Vortrag – Arbeitsgruppe Viele Forschungsbeiträge belegen, dass die Selbstregulationskapazität eine begrenzte Res‐
source darstellt. Die wiederholte Ausübung von Selbstkontrolle erzeugt einem Zustand redu‐
zierter Selbstregulationskapazität (ego‐
depletion) und vermindert Leistungen in nach‐
folgenden Selbstkontrollaufgaben (vgl. Bau‐
meister, Vohs & Tice, 2007). Es wurde bei‐
spielsweise festgestellt, dass eine reduzierte Selbstregulationskapazität zu schlechten Leis‐
tungen beim Lösen von logischen Denkaufga‐
ben, zu verminderter Aufmerksamkeitskontrol‐
le und Emotionskontrolle führt. Bislang liegen jedoch keine Studien vor, die den Einfluss der Selbstregulationsfähigkeit auf kreative Leistun‐
gen untersucht. Kreativität wird einerseits als eine stabile Persönlichkeitsvariable erfasst (Runco, 2007), aber es gibt auch eine Reihe von Studien, die motivationale und volitionale Ein‐
flussfaktoren nachweisen. In den folgenden zwei Studien wird erstmals die Selbstregulati‐
onskapazität als weiterer möglicher Einfluss‐
faktor auf die Leistungen bei Kreativitätsaufga‐
ben untersucht. In den beiden Studien werden die Ver‐
suchsteilnehmer jeweils zu zwei (vermeintlich) unabhängigen Studien eingeladen. In der ers‐
ten Studie wird zunächst die Selbstregulations‐
kapazität der Versuchsteilnehmer durch eine leichte vs. schwere Wahrnehmungsaufgabe manipuliert (hoch vs. niedrig). Anschließend wird die kreative Leistung gemessen. In Studie 1 wurde als Indikator für die Kreativitätsleis‐
tung die Anzahl möglicher Lösungen in einer Brainstormingaufgabe erhoben. In der zweiten Studie wurde die Anzahl richtiger Lösungen von Einsichtsaufgaben gemessen. Wir haben in beiden Studien geringere Kreativitätsleistungen bei den Versuchsteilnehmern beobachtet, die bereits die Wahrnehmungsaufgabe unter ho‐
her Selbstregulationsbelastung durchgeführt hatten. Bei Personen mit geringer Selbstregula‐
11
tionsbelastung in den ersten Aufgaben wurde dagegen jeweils bessere Leistung in der Kreati‐
vitätsaufgabe beobachtet. Stichworte: Selbstregulation, Kreativität, Leistung, ego‐depletion Messung des Geschlechterrollen‐
Selbstkonzepts: Positive und negative Fa‐
cetten der Selbstbeschreibung mit individu‐
eller Wertkomponente Anja Berger Universität Potsdam, Deutschland Vortrag – Arbeitsgruppe Die Messung des Geschlechtsrollenselbstkon‐
zeptes (GSK) erweist sich als notwendig in Fäl‐
len, in denen das biologische Geschlecht Un‐
terschiede zwischen Männern und Frauen nicht hinreichend erklären vermag. Bisherige GSK‐
Instrumente im deutschsprachigen Raum ba‐
sieren bisweilen auf unterschiedlichen theore‐
tischen Annahmen sowie auf verschiedenen Kriterien der Testkonstruktion. Eines ist jedoch den meisten Instrumenten gemein: konzeptio‐
nell messen sie nahezu ausschließlich den posi‐
tiven Aspekt von Maskulinität und Femininität. Die Definition des allgemeinen Selbstkonzeptes gibt jedoch diese Limitierung auf positive Va‐
lenz nicht vor. Darüber hinaus ist aus der ge‐
sundheitspsychologischen Literatur bekannt, dass vor allem negative feminine Eigenschaften einen besonderen Beitrag zur Aufklärung des Zusammenhangs zu psychischen Störungen leisten können. Die Gruppen‐ und Diskriminie‐
rungsforschung ihrerseits konnte vielfach bele‐
gen, dass negative Eigenschaften von Fremd‐ als auch Eigengruppe nicht nur kognitiv verfüg‐
bar sind, sondern auch zur Beschreibung aktiv herangezogen werden. Eine Person ist also durchaus in der Lage sich auch auf negativen Attributen zu positionieren. Hinzu kommt, dass bestehenden Instrumenten wiederholt nachgewiesen wurde, dass sich die Eigenschaften zur Bestimmung von Maskulini‐
tät und Femininität – obwohl theoretisch nicht so intendiert – in ihrer Valenz doch unterschei‐
den, sowie dass die – seit mitunter mehreren Jahrzehnten bestehenden – Instrumente zur Messung des GSK, welches als abhängig von der vorherrschenden Gesellschaft und Kultur gilt, den zeitlichen Veränderungen standhalten müssen, was jedoch nicht bei allen Instrumen‐
te überprüft wurde. 12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 – Université du Luxembourg Abstracts 12 Vor diesem Hintergrund wurden neue Items generiert, die zum einen kulturell aktuellen Eigenschaften zur Selbstbeschreibung entspre‐
chen und zum anderen die Valenzunterschiede von Eigenschaften berücksichtigen. Als Ergeb‐
nis der Konstruktion, die umfangreiche Item‐, Skalen‐ und Modellanalysen in einer Vielzahl von Studien umfasst, stehen am Ende vier Teil‐
skalen, die jeweils positive als auch negative Aspekte von Maskulinität und Femininität ab‐
bilden. Der – durch geteilte stereotype Vorstel‐
lungen von Männer und Frauen – bekannten Anfälligkeit eines solchen Instrumentes für sozial erwünschtes Antworten wird durch die Einführung einer individuellen Wertkomponen‐
te pro Item im Zuge der Selbstbeschreibung begegnet. zeigen die Ergebnisse, dass die positivere Fremdgruppenbewertung daraus resultiert, dass sich die Repräsentation der übergeordne‐
ten Kategorie ändert und damit die Fremd‐
gruppe ebenfalls als prototypisch wahrge‐
nommen wird, was dann wiederum zu deren positiverer Bewertung führt. Stichworte: Geschlechtsrollenselbstkonzept, Valenz, Wertkomponente, Maskulinität, Femininität Vortrag – Arbeitsgruppe Wenn man die Welt mit den Augen der an‐
deren sieht: Perspektivenübernahme und die Bewertung von Fremdgruppen Anne Berthold1, Amélie Mummendey1, Thomas 2
1
Kessler , Bastian Lücke
1
Friedrich Schiller Universität Jena, Deutschland; 2
University of Exeter, Vereinigtes Königreich Vortrag – Symposium Laut Eigengruppenprojektionsmodell (Mum‐
mendey & Wenzel, 1999) finden Gruppenver‐
gleiche auf der Basis einer gemeinsamen, übergeordneten Kategorie statt, wobei Mit‐
glieder einer Gruppe die Attribute ihrer Eigen‐
gruppe auf diese übergeordnete Kategorie pro‐
jizieren. Bisher konnte mehrfach bestätigt werden, dass die eigene Gruppe als typisch für eine übergeordnete Kategorie wahrgenommen und gleichzeitig die weniger prototypische Fremdgruppe negativer bewertet wird (vgl. Wenzel, Mummendey, & Waldzus, 2007). Forschungen zur Perspektivenübernahme (Bat‐
son et al., 1997) zeigen eine positivere Bewer‐
tung einer stigmatisierten Gruppe, wenn deren Perspektive übernommen wird. Wir nehmen nun an, dass diesem Effekt zugrunde liegt, dass Perspektivenübernahme zur Veränderung der Prototypikalitätswahrnehmung bezüglich die‐
ser Fremdgruppe führt. Die Ergebnisse zweier Studien bestätigen, dass Perspektivenübernahme zu einer positiveren Bewertung der Fremdgruppe und zur Verände‐
rung der Prototypikalitätswahrnehmung von Eigen‐ und Fremdgruppe führt. Darüber hinaus Stichworte: Eigengruppenprojektion, Perspektiven‐
übernahme, Fremdgruppenbewertung Vorsicht bei Erregung! Auswirkungen unter‐
schiedlicher Erregungsniveaus auf die Nut‐
zung von Heuristiken Steffen Bieneck Universität Potsdam, Deutschland Kognitive Ansätze beschreiben die soziale In‐
formationsverarbeitung als einen eher rationa‐
len und analytischen Prozess, dessen Kapazitä‐
ten begrenzt sind. Einigermaßen verlässliche Urteile und Entscheidungen werden unter an‐
derem durch den Rückgriff auf Heuristiken er‐
möglicht. Die Ankerheuristik zum Beispiel kommt meist dann zum Einsatz, wenn Indivi‐
duen numerische Urteile fällen sollen. Der die‐
ser Heuristik zugrunde liegende Mechanismus wird im Modell der selektiven Zugänglichkeit mithilfe des positiven Hypothesentestens und semantischer Primingprozesse beschrieben. Neben den kognitiven können jedoch auch motivationale und affektive Prozesse die In‐
formationsverarbeitung maßgeblich beeinflus‐
sen. Affekte lassen sich nicht nur auf der Di‐
mension Valenz als positiv oder negativ be‐
schreiben. Eine Differenzierung ist auch im Hinblick auf das mit einem bestimmten Affekt verbundene Ausmaß an Erregung möglich. Es werden zwei Studien vorgestellt, in denen 134 bzw. 97 Probanden durch Stimmungsin‐
duktion in Affekte unterschiedlicher Valenz und Erregung versetzt wurden und strafrecht‐
lich relevante Informationen beurteilen sollten. Um Auswirkungen der induzierten Affekte auf die Informationsverarbeitung zu analysieren, wurde die Reihenfolge der Stimmungsmanipu‐
lation variiert. Die Befunde zeigen, dass sich neben der Valenz auch das Ausmaß der Erre‐
gung auf die Nutzung von Heuristiken auswirkt. Die Ergebnisse werden sowohl vor dem Hinter‐
grund bestehender theoretischer Modelle als auch im Hinblick auf Implikationen für relevan‐
te Anwendungsbereiche diskutiert. 12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 – Université du Luxembourg Abstracts Stichworte: soziale Kognition, Affekt, Erregung, Ur‐
teilsfindung Affective Misattribution Procedure: Simple Priming and/or Genuine Misattribution Ef‐
fect? Christophe Blaison1, Roland Imhoff2, Rainer Banse2
1
Université Aix‐Marseille 1, Frankreich; 2Rheinische Friedrich‐Wilhems‐Universität Bonn, Deutschland Vortrag – Symposium Since its publication the Affective Misattribu‐
tion Procedure (AMP; Payne, Cheng, Govorun, & Stewart, 2005) has become increasingly popular among implicit social cognition re‐
searchers. However, little is known about its underlying processes. Because it is of funda‐
mental importance for the interpretation and the scope of the AMP effect, we conducted a study aimed at beginning to fill this gap. The AMP effect can be explained by two types of processes, priming and/or misattribution. A modified AMP was created in order dissociate these two processes. The rationale relies on the fact that priming processes necessarily produce prime‐congruent interpretations of the Chinese pictographs whereas misattribu‐
tion processes do not. Participants were in‐
structed to guess the meaning of Chinese ideo‐
graphs as either fear‐related (e. g., “to flee”, “rabbit”) or aggression‐related (e. g., “to hit”, “tiger”) after primes picturing angry or fearful faces. As socially anxious participants are known to react with more fear to angry faces than others, they should give more prime‐
incongruent “fear” responses to pictographs preceded by angry primes than other partici‐
pants. This would indicate a misattribution effect whereas if only priming occurs, then participants should give prime‐congruent “ag‐
gressive” responses to pictographs preceded by angry primes regardless of their level of social anxiety. The results produced by the modified AMP show an overwhelming priming effect (that was stronger in women), but also a small misattribution effect (only in women). These results are difficult to reconcile with Payne et al.’s interpretation of the AMP effect. Limitations of the study and implications for the AMP will be discussed. Stichworte: AMP, implicit social cognition, priming, misattribution, emotion 13
Neue Erkenntnisse aus experimentellen Studien zu den Konsequenzen des Flow‐
Erlebens Frederik Blomann, Johannes Keller, Herbert Bless Universität Mannheim, Deutschland Vortrag – Symposium Die Flow‐Theorie (Csikszentmihalyi, 1975) pos‐
tuliert einen Zustand intrinsischer Motivation als Konsequenz der Ausübung fähigkeitsbezo‐
gener Tätigkeiten unter Vorliegen folgender Bedingungen: (1) klare Zielsetzung, (2) unmit‐
telbares Feedback und (3) Passung zwischen Tätigkeitsanforderungen und den Fähigkeiten der Person. Nach der Flow‐Theorie kennzeich‐
net sich dieser Zustand intrinsischer Motivation durch eine fokussierte und intensive Konzent‐
ration, ein völliges Aufgehen in der Tätigkeit und einen damit verbundenen Verlust von Selbstreflexion und Bewertungskognition, so‐
wie einem Gefühl absoluter Kontrolle und dem Verlust des Zeitgefühls. Bislang gibt es kaum Belege für den kausalen Einfluss des zentralen Faktors in der Flow‐Theorie – der wahrge‐
nommenen Passung zwischen Anforderungen und Fähigkeiten – auf die intrinsische Motivati‐
on, denn die bisherige Forschung in diesem Feld war fast ausschließlich korrelativer Natur. Daher haben wir drei experimentelle Prozedu‐
ren entwickelt, die es ermöglichen, den Einfluss der Passung zwischen Anforderungen und Fä‐
higkeiten direkt zu testen. Im Rahmen dieser Prozeduren wird die Passung zwischen Anfor‐
derungen und Fähigkeiten in (a) einem Compu‐
terspiel, (b) einem Mathematikprogramm mit Kopfrechenaufgaben und (c) einem Wissens‐
test computergestützt manipuliert. Die Mani‐
pulation erfolgt dabei, indem die Aufgaben‐
schwierigkeit den erzielten Ergebnissen ent‐
weder angepasst oder sehr hoch bzw. sehr gering gehalten wird. Die Ergebnisse mehrerer Studien belegen, dass die Teilnehmer/innen, unabhängig von der Art der Aktivität, einen Flow‐Zustand erleben, wenn eine Passung zwi‐
schen Tätigkeitsanforderungen und Fähigkei‐
ten hergestellt wird (auch bei der typischer‐
weise als aversiv eingeschätzten Mathematik‐
aufgabe). Darüber hinaus zeigen die Ergebnisse, dass der Flow‐Zustand folgende Konsequenzen hat: (a) eine höhere Bereitschaft die Aktivität zu wiederholen, (b) eine Abnahme der Selbst‐
aufmerksamkeit, (c) eine Verringerung der ka‐
tegorial geleiteten Informationsverarbeitung und (d) eine reduzierte Herzratenvariabilität (Indikator für eine gesteigerte mentale Auslas‐
tung). In Kombination liefern die Studien ver‐
schiedene interessante neue Erkenntnisse be‐
12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 – Université du Luxembourg Abstracts 14 züglich der Konsequenzen des Flow‐Erlebens und zwar sowohl auf motivationalen und kog‐
nitiven als auch auf experientiellen und physio‐
logischen Indikatoren. Stichworte: Flow‐Erleben, intrinsische Motivation ICH kooperiere, aber WIR konkurrieren – Zum Einfluss sozialer Kategorisierungspro‐
zesse auf die Diskontinuität zwischen inter‐
individuellem und intergruppalem Verhal‐
ten Robert Böhm, Klaus Rothermund, Oliver Kirchkamp Friedrich‐Schiller‐Universität Jena, Deutschland Vortrag – Symposium Im Kontext von Situationen mit gemischten Motiven (z. B. Gefangenendilemma) verhalten sich Gruppen oft kompetitiver als Individuen. Diese Diskontinuität zwischen interindividuel‐
lem und intergruppalem Verhalten hat sich als sehr robust und reliabel erwiesen und es wur‐
den verschiedene Erklärungen hierfür vorge‐
schlagen (z. B. Wildschut & Insko, 2007). Die prozedurale Interdependenz zwischen den Mitgliedern einer Gruppe wurde dabei als Grundvoraussetzung für eine gesteigerte Wettbewerbsorientierung von Gruppen ange‐
sehen. Hingegen wurde bezweifelt, dass die reine Einteilung von Individuen in Gruppen und eine damit verbundene soziale Kategorisierung hinreichend ist, um eine interindividuelle‐
intergruppale Diskontinuität zu erzeugen (z. B. Drigotas, Insko, & Schopler, 1998). Ziel unserer Untersuchungen war es, den Einfluss prozedu‐
raler Interdependenz und sozialer Kategorisie‐
rung auf die Entstehung interindividueller‐
intergruppaler Diskontinuität unabhängig von‐
einander zu untersuchen, da beide Faktoren in bisherigen Untersuchungen konfundiert waren. Zu diesem Zweck manipulierten wir prozedura‐
le Interdependenz (independente vs. interde‐
pendente Interaktion) und soziale Kategorisie‐
rung (saliente personale Identität vs. soziale Identität) orthogonal. Die Ergebnisse aus zwei Untersuchungen mit verschiedenen experi‐
mentellen Spielen (Studie 1: Ultimatum Spiel und Studie 2: Gefangenendilemma) ergaben, dass der signifikante Diskontinuitätskontrast (gesteigerte Kompetitivität bei interdependen‐
ter Interaktion mit salienter sozialer Identität im Vergleich zu independenter Interaktion mit salienter personaler Identität) durch die soziale Kategorisierung qualifiziert wird. Hingegen führte prozedurale Interdependenz nicht zu signifikant gesteigertem Wettbewerb. Darüber hinaus wurde der Effekt der sozialen Kategori‐
sierung auf gesteigerten Wettbewerb durch die wahrgenommene relative Ähnlichkeit zum In‐
teraktionspartner und einen damit verbunde‐
nen Anstieg von Gier mediiert, was im Einklang mit vorangegangenen Untersuchungen steht. Die Ergebnisse legen nahe, dass soziale Katego‐
risierung hinreichend ist, um den interindividu‐
ellen‐intergruppalen Diskontinuitätseffekt zu erzeugen und sozialen Kategorisierungsprozes‐
sen in diesem Kontext zukünftig mehr Beach‐
tung zukommen sollte. Stichworte: soziale Kategorisierung, Wettbewerb, Kooperation, experimentelle Spiele Der Einfluss von Expertise auf den Prozess der Urteilsbildung Matthias Böhmer, Sabine Krolak‐Schwerdt Université du Luxembourg, Luxemburg Vortrag – Arbeitsgruppe Theorien und Modelle der sozialen Urteilsbil‐
dung (z. B. Brewer, 1988; Fiske & Neuberg, 1990) postulieren zwei unterschiedliche Stra‐
tegien der Verarbeitung personbezogener In‐
formationen: Die eine Strategie ist durch die soziale Kategorisierung und die damit einher‐
gehende Aktivierung eines bestimmten Stereo‐
typs, die andere Strategie durch die individuel‐
le Wahrnehmung und Beurteilung einer Person und das damit verbundene Sammeln und In‐
tegrieren von Merkmalen gekennzeichnet. Ge‐
zeigt werden konnte, dass das Verarbeitungs‐
ziel des Urteilenden den Prozess der Urteilsbil‐
dung entscheidend beeinflusst (vgl. Fiske, Lin & Neuberg, 1999): Der Urteiler als „motivierter Stratege“ setzt beide Strategien in Abhängig‐
keit der Motivation ein. In einer Serie von Ex‐
perimenten wurde untersucht, inwieweit auch Expertise in einer bestimmten Domäne – in diesem Falle der Psychotherapie – Einfluss auf den Urteilsbildungsprozess in dieser Domäne hat. Ergebnisse zeigen, dass Experten in Ab‐
hängigkeit vom Verarbeitungsziel zwischen beiden Urteilsbildungsstrategien wechseln, während Laien dies nicht können. Stichworte: soziale Urteilsbildung, duale Prozessmo‐
delle, Kontinuum‐Modell, Expertise
12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 – Université du Luxembourg Abstracts Handlungs‐ und Informationskoordination in Reanimationsteams Margarete Boos1, Ezequiel Fernandez Castelao1, Arnd Timmermann2, Ina Eberhardt2
Georg‐August‐Universität Göttingen, Deutschland: 1
Institut für Psychologie; 2Universitätsmedizin, Zent‐
rum Anästhesiologie, Rettungs‐ und Intensivmedizin 15
von CRM‐Prinzipien zur Steigerung der Team‐
koordination und infolge dessen der Patienten‐
sicherheit diskutiert. Stichworte: Gruppenkoordination, Anästhesieteams, Gruppenleistung Vortrag – Symposium Die Hauptprobleme medizinischer Teams lie‐
gen in der Rollenheterogenität, dem Zeit‐ und Erfolgsdruck, die hochkomplexe Aufgabe unter Unsicherheit bewältigen und die Arbeit unter hoher körperlicher Belastung bewältigen zu müssen. Diese Rahmenbedingungen bewirken gerade in den Bereichen der Akutmedizin eine extrem schwierige und fehleranfällige Situation. Neben medizinischem Wissen und technischen Fertigkeiten werden kooperative und kommu‐
nikative Fertigkeiten zur Bewältigung von Rou‐
tine und Notfallsituationen gebraucht. Insbe‐
sondere die kommunikative Koordination des Informationsverarbeitungs‐ und Handlungspro‐
zesses im Team entscheidet über Patienten‐
sicherheit und Güte der Behandlung. Im Rah‐
men von Patientensimulationen eines Reani‐
mationsszenarios wurden 54 studentische Reanimations‐Teams untersucht. In der Expe‐
rimentalbedingung absolvierten die Studieren‐
den im Vorfeld einen Crisis Resource Manage‐
ment (CRM)‐Kurs. Bei diesem eineinhalbstün‐
digen Kurs wird der Zusammenhang zwischen effektiver Kommunikation und Kooperation innerhalb des Reanimationteams und einer erfolgreichen Behandlung beleuchtet. In der Kontrollbedingung wurde zuvor vermitteltes medizinisches Wissen vertieft. Mit Hilfe mikro‐
analytischer Interaktions‐ und Kommunikati‐
onskodierung wurde die Hypothese einer adaptiven Nutzung unterschiedlicher Koordina‐
tionsmechanismen im Rahmen eines funktio‐
nalen Modells der Teamkoordination geprüft. Die Methode (vgl. Kolbe, Künzle, Zala‐Mezö, Wacker & Grote, 2009) ermöglicht die Zutei‐
lung von Sprech‐ bzw. Verhaltensakten in eine von 27 Kategorien, die speziell an dieses Unter‐
suchungsparadigma angepasst wurden. Des Weiteren wurden Zusammenhänge zwischen den Koordinationsmechanismen und der Quali‐
tät der Reanimation (Zuteilung von Aufgaben, Kompressionsrate, Kompressionstiefe usw.) untersucht. Dabei wird die positive Wirkung expliziter, d. h. verbaler und zielgerichteter, Koordination, auf die Qualität der Teamleis‐
tung in der Experimental‐ im Vergleich zur Kon‐
trollbedingung angenommen. Die Ergebnisse werden in ihrer Bedeutung für die Vermittlung Dynamics of Managerial Gender‐
Stereotyping Janine Bosak1, Sabine Sczesny2, Amanda Diekman3
1
Dublin City University, Irland; 2Universität Bern, 3
Schweiz; Miami University, Ohio, USA Vortrag – Symposium Bei der Zuschreibung von Führungsmerkmalen werden Männern in einem stärkeren Ausmaß instrumentelle Eigenschaften (z. B. durchset‐
zungsfähig) zugeschrieben als Frauen, während diese stärker mit expressiven Eigenschaften (z. B. unterstützend) assoziiert werden. Die wahrgenommene Inkongruenz zwischen dem weiblichen Stereotyp und dem Bild einer Füh‐
rungskraft erwies sich als dynamisch: In ersten Studien von Bosak und Kolleginnen (in Vorbe‐
reitung) projizierten Teilnehmende, dass der wahrgenommene Unterschied zwischen Frau‐
en und Führungskräften über die Zeit hinweg abnehmen würde. Mediationsanalysen zeigten, dass dieser Anstieg an zugeschriebener Instru‐
mentalität bei den Frauen durch einen antizi‐
pierten Wandel in den sozialen Rollen der Frauen mediiert war. In der vorliegenden Ar‐
beit wird nun untersucht, inwieweit die wahr‐
genommene Inkongruenz zwischen Frauen und Führungskräften auch durch einen Wandel in der Führungsrolle reduziert werden kann. Wenn die Führungsrolle stärker personen‐
orientierte Managementqualitäten erfordert, die den expressiven Eigenschaften von Frauen ähnlich sind, dann sollte sich die wahrgenom‐
mene Inkongruenz zwischen Frauen und Füh‐
rungskräften reduzieren. Um dies zu testen, lasen 138 Wirtschaftsstudierende einen fikti‐
ven Artikel aus einem Managementmagazin. In diesem Artikel wurde über die Wichtigkeit von Managementqualitäten für den Unterneh‐
menserfolg in einem den Versuchspersonen relativ unbekannten Land berichtet (Aufgaben‐
orientierung wichtiger als Personenorientie‐
rung vs. Personenorientierung wichtiger als Aufgabenorientierung vs. Aufgabenorientie‐
rung und Personenorientierung gleichermaßen wichtig). Anschliessend bewerteten die Teil‐
nehmenden eine Stimulusgruppe aus diesem Land (Führungskräfte vs. Frauen vs. Männer) in Hinblick auf instrumentelle und expressive Ei‐
12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 – Université du Luxembourg Abstracts 16 genschaften. Für Expressivität zeigte sich wie erwartet, dass Frauen unabhängig von den jeweils betonten Managementqualitäten als gleichermaßen hoch in Expressivität beurteilt worden waren. Hingegen wurden Führungs‐
kräfte und Männer bei der Betonung aufga‐
benorientierter Managementqualitäten als weniger expressiv beurteilt als bei der Beto‐
nung personenorientierter Managementquali‐
täten oder beider Qualitäten. Für Instrumenta‐
lität zeigte sich, dass alle Stimulusgruppen sehr ähnlich in Hinblick auf instrumentelle Eigen‐
schaften bewertet wurden und dass die zuge‐
schriebene Instrumentalität zu den Gruppen mit den jeweils betonten Managementqualitä‐
ten korrespondierte. Stichworte: Stereotype, Agency, Communion, Ge‐
schlecht, Führung Sport ist bestimmt gut für mich, aber wa‐
rum mache ich dann keinen? Automatische Prozesse zur Erklärung und Vorhersage sportlicher Aktivität Ralf Brand1, Matthias Blümke2, Geoffrey Schweizer1, 1
Daniela Kahlert
1
Universität Potsdam, Deutschland; 2Ruprecht‐Karls‐
Universität Heidelberg, Deutschland Vortrag – Symposium Fast alle in der Sport‐ und Gesundheitspsycho‐
logie zur Erklärung von Verhaltensänderungen angewandten Theorien (z. B. Theory of planned behavior; Ajzen, 1991; Health Action Process Approach, Schwarzer, 1992) betonen die Be‐
deutung reflektiver Prozesse zur Erklärung von Sportpartizipation. Für inaktive Personen, die aktiver werden wollen, wird angenommen, dass Verhaltensänderungen das Ergebnis ratio‐
naler und bewusster Abwägungen über die Vor‐ und Nachteile eines aktiveren Verhaltens sind. Demgegenüber wird in der sozial‐
kognitiven Forschung mit Zwei‐Prozess‐
Modellen (z. B. Reflective‐Impulsive‐Model; Strack & Deutsch, 2004) der zusätzliche Beitrag automatischer Prozesse diskutiert. Die hier berichtete Arbeit soll die Beteiligung automati‐
scher Prozesse an der Ausführung sportlichen Verhaltens illustrieren. In unserer Studie bearbeiteten 94 Studierende (31 sportlich inaktive, 32 sportlich aktive und 31 Sportstudierende) eine Aufgabe zum evalu‐
ativen Priming (Fazio et al., 1986), zur reakti‐
onszeitbasierten Erfassung automatischer Eva‐
luationen neutraler und sportbezogener Wort‐
Stimuli. Das Ausmaß ihrer sportlichen Aktivität wurde mittels eines Selbstberichts‐Maßes er‐
hoben. Automatische Evaluationen sportbezogener Stimuli differenzieren zwischen aktiven und inaktiven Probanden, F(2, 90) = 3.22, p = .045, η2 = .07. Sportbezogene Stimuli werden von Inaktiven bereits auf automatischer Ebene ne‐
gativer bewertet als von Aktiven. Signifikante Korrelationen bestehen zwischen Priming‐
Effekt und selbstberichteter sportlicher Aktivi‐
tät (Spearman’s ρ zwischen .21 und .32). Je größer das Ausmaß sportlicher Aktivität, desto positiver fällt die automatische Evaluation der sportbezogenen Wort‐Stimuli aus. Die Ergebnisse verweisen auf die bislang kaum untersuchte Bedeutung automatischer Prozes‐
se zur Erklärung von Sportpartizipation. Stichworte: Gesundheitsverhalten, affektives Pri‐
ming, Sport Der Einfluss des Regulationsfokus einer Führungskraft auf Kreativität und intrinsi‐
sche Motivation von Mitarbeitern: Eine Simulationsstudie Veronika Brandstätter, Damaris Wyss Universität Zürich, Schweiz Vortrag – Arbeitsgruppe Basierend auf Befunden zum Zusammenhang zwischen Regulationsfokus und Leistung (zusf. Werth & Förster, 2007) wurde in einer experi‐
mentellen Simulationsstudie der Einfluss des Regulationsfokus einer fiktiven Führungskraft auf die Kreativität von Vpn in der Rolle von Mitarbeitern analysiert. In der Studie (N = 88) wurde die Hypothese geprüft, dass eine Füh‐
rungskraft mit einem Promotions Focus bei ihren „Mitarbeitern“ höhere kreative Leistung und höhere intrinsische Motivation bewirkt als eine Führungskraft mit einem Prevention Focus. Ferner zeigte sich, dass Vpn in der Rolle der Mitarbeiter der Führungskraft mit einem Pro‐
motion Focus eher Merkmale der transforma‐
tionalen und weniger Merkmale der transakti‐
onalen Führung zuschreiben als einer Füh‐
rungskraft mit einem Prevention Focus. Die Befunde zeigen, dass der Regulationsfokus auch im sozialen Kontext von Führung ein be‐
deutsamer Prädiktor für kreative Leistung ist. Diskutiert werden theoretische Implikationen zwischen Regulationsfokus und Führungsstil. 12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 – Université du Luxembourg Abstracts Stichworte: Regulationsfokus, intrinsische Motivati‐
on, Simulationsstudie Subjektive Erschöpfbarkeit und impliziter Selbstwert: Ist automatische Selbstaufwer‐
tung bei niedrigem Selbstwert möglich? Philip Brömer Albert‐Ludwigs‐Universität Freiburg, Deutschland 17
sen Personen mit geringem explizitem Selbst‐
wert, deren Selbst bedroht wurde, einen höhe‐
ren impliziten Selbstwert auf, wenn sie glaub‐
ten, gute selbstregulatorische Ressourcen zu haben. Möglicherweise fühlen sich Menschen mit niedrigem explizitem Selbstwert unwis‐
sentlich in ihren Ressourcen erschöpft. Stichworte: Impliziter Selbstwert, Ego Depletion, Stress & Coping Vortrag – Symposium Jones et al. (2002) zeigten, dass sich der impli‐
zite Selbstwert infolge einer Bedrohung bei niedrigem explizitem Selbstwert verringert, bei hohem explizitem Selbstwert aber erhöht. Un‐
ter Bedrohung scheinen impliziter und explizi‐
ter Selbstwert zu konvergieren (Koole & De‐
Hart, 2007). Analoges lässt sich beobachten, wenn der explizite Selbstwert affektiv reprä‐
sentiert ist (Oakes et al., 2008) oder die menta‐
le Kapazität belastet ist (Koole et al., 2001; Park et al., 2008). Die Studie von Jones et al. (2002) zeigt aber auch, dass bei hohem explizitem Selbstwert eine Selbstwerterhöhung besser gelingt als bei niedrigem expliziten Selbstwert. Hier soll geprüft werden, ob die Selbstaufwer‐
tung bei Personen mit niedrigem implizitem Selbstwert von der subjektiven Erschöpfung des Selbst (Muraven & Baumeister, 2000) ab‐
hängt. Arbeiten zur Selbstregulation zeigen, dass Persistenz, Anstrengung als auch bewuss‐
te Hemmung selbstregulatorische Energie ver‐
braucht. Klinische Studien zeigen, dass belaste‐
te Personen sich gereizt und hilflos fühlen (Bley et al., 2008). Die Erschöpfung der selbstregula‐
torischen Ressourcen spiegelt sich allerdings nicht im subjektiven Erleben wieder (Se‐
gerstrom & Nes, 2007). Deshalb kann die sub‐
jektive Erschöpfung unabhängig von der fakti‐
schen manipuliert werden, beispielsweise durch falsche Rückmeldung bei Selbstkontroll‐
aufgaben. In zwei Experimenten wurde der Einfluss subjektiver Erschöpfung auf den impli‐
ziten Selbstwert untersucht. Nach der Manipu‐
lation der subjektiven Erschöpfung wurde ent‐
weder Traurigkeit oder Einsamkeit als selbst‐
wertrelevante Emotion aktiviert. In Experiment 1 musste ein Teil der TN die Stimmung mimisch unterdrücken, ein anderer Teil explizit ausdrü‐
cken. Erschöpfte Personen zeigten einen höhe‐
ren impliziten Selbstwert in der Unterdrü‐
ckungsbedingung und einen verringerten Selbstwert in der Expressionsbedingung. In Experiment 2 zeigten subjektiv erschöpfte Per‐
sonen in der „einsamen“ Bedingung einen ge‐
ringeren impliziten Selbstwert als in der sozial‐
integrierten Bedingung. In Experiment 3 wie‐
Verarbeitung agentischer und kommunaler Trait‐Information: Bedeutung der Selbst‐ und Fremdperspektive Susanne Bruckmüller, Andrea Abele Universität Erlangen‐Nürnberg, Deutschland Vortrag – Symposium Agency und Communion stellen grundlegende Dimensionen der sozialen Wahrnehmung und Urteilsbildung dar. Dabei spielt die Perspektive (Selbst vs. andere) eine entscheidende Rolle für die Bedeutung der beiden Eigenschaftsdimen‐
sionen: Agency ist in der Selbstperspektive wichtiger als in der Fremdperspektive (andere), während in der Fremdperspektive Communion wichtiger ist (Abele & Wojciszke, 2007). Bishe‐
rige Studien testeten diesen Zusammenhang meist unter Verwendung expliziter Maße wie Ratingskalen. Die vorliegenden Studien ver‐
wendeten Reaktionszeiten als eher implizites Maß. Vier Studien testeten, wie sich agenti‐
scher und kommunaler Inhalt, die Selbst‐ und Fremdperspektive sowie die Art der Aufgabe auf die Geschwindigkeit auswirken, mit der Eigenschaftswörter verarbeitet werden. In Stu‐
die 1 wurden kommunale Wörter in einer lexi‐
kalischen Entscheidungsaufgabe schneller er‐
kannt als agentische Wörter. In Studie 2 zeigte sich, dass nach subliminalem Priming der Selbstperspektive agentische Eigenschaftswör‐
ter schneller erkannt wurden als nach sublimi‐
nalem Priming der Fremdperspektive. In einer Evaluationsaufgabe in Studie 3 wurden kom‐
munale Wörter schneller bewertet als agenti‐
sche. In einer Urteils‐Aufgabe in Studie 4, in der die Versuchspersonen entscheiden sollten, ob agentische und kommunale Eigenschaften auf sie selbst oder eine andere Person zutref‐
fen, zeigte sich, dass sich die Versuchspersonen in der Selbstperspektive für die Beurteilung agentischer Eigenschaften mehr Zeit ließen als für die Beurteilung kommunaler Eigenschaften, während sie sich in der Fremdperspektive mehr Zeit für die Beurteilung kommunaler als agentischer Eigenschaften nahmen. Insgesamt 12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 – Université du Luxembourg Abstracts 18 verdeutlichen die Studien die Bedeutung der fundamentalen Dimensionen sowie der Selbst‐ und Fremdperspektive bereits auf frühen Ver‐
arbeitungsstufen. Stichworte: intergroup relations, contact hypothesis, integration, intervention, prejudice Stichworte: Agency, Communion, Perspektive, Reak‐
tionszeiten Intergroup Contact between Germans and Turkish Immigrants living in Germany: Language learning in tandems as an instrument to reduce prejudice Anna Buhbe Bremen International Graduate School of Social Sci‐
ences, Deutschland Poster Intergroup contact has a long research tradi‐
tion within the social sciences, its most promi‐
nent theory being the contact hypothesis by Allport (1954). The hypothesis states that con‐
tact between groups which have negative views of each other can lead to a reduction in intergroup bias and prejudice if certain optimal conditions are implemented within the contact situation. Despite criticism, recent findings re‐
veal that contact situations structured accord‐
ing to Allport’s optimal contact conditions are indeed effective in reducing intergroup preju‐
dice. A wide array of studies dealing with the effects of intergroup contact exist to date. However, up to now little research has ad‐
dressed intergroup contact effects in longterm settings or the differential effects of intergroup contact for minority versus majority group members. With regard to Germany’s current integration policy that specifically aims at the integration of Muslims this study therefore attemps to create a longterm contact interven‐
tion between Germans without migrational background and Turkish immigrants in Ger‐
many. The encounter is planned as a super‐
vised Turkish‐German tandem language course to take place in Bremen in which participants teach each other German and Turkish respec‐
tively. The main aim is to create and evaluate a special form of intervention that is in line with recent research and that could serve as a model for future integration projects. Several research questions will be adressed within this setting, including issues of minority and major‐
ity group membership differences in intergroup contact effects, the role of implicit and explicit prejudice, and the processes that lead to prejudice reduction. 12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 – Université du Luxembourg Abstracts 19
EU – Freund oder Feind? Nationale Identität und Euroskeptizismus in der Schweiz C Das Kausalverhältnis zwischen Lebenssinn und Glück Liborio Ciccarello Universität Mannheim, Deutschland Poster Aus einer philosophischen Betrachtung heraus lassen sich drei Lebenssinnauffassungen (kurz: LSA) identifizieren: Eine nihilistische LSA, wel‐
che die Annahme beinhaltet, dass das Leben sinnlos ist; eine metaphysische LSA, welche annimmt, dass das Leben einen vorgegebenen bzw. objektiven Sinn hat; und eine humanisti‐
sche LSA, welche die Meinung reflektiert, dass das Leben einen selbstgegebenen bzw. subjek‐
tiven Sinn hat. Die vorgestellten Forschungsarbeiten beschäf‐
tigen sich mit der Frage, welches kausale Ver‐
hältnis zwischen LSA und Glück besteht. Um diese Frage zu beantworten, wurden zwei Ex‐
perimente durchgeführt. Experiment 1 unter‐
suchte den Einfluss der LSA auf das Glücklich‐
sein. Hierbei zeigte sich, dass die Aktivierung einer nihilistischen LSA für das Glücksempfin‐
den förderlicher ist als die Induktion einer posi‐
tiven LSA (humanistische bzw. metaphysische LSA). Experiment 2 untersuchte den Einfluss der Aktivierung des Glücksempfindens auf die LSA. Hierbei zeigte sich, dass eine Glücks‐
Induktion zu einer positiven LSA (humanisti‐
sche LSA bzw. metaphysische LSA) führt und eine Induktion von Traurigkeit zu einer nihilisti‐
schen LSA. Beide Experimente zusammengenommen stüt‐
zen die folgende Sinn‐Glück‐Homöostase‐These: Eine Zunahme des Glücksempfindens führt zu einer positiven LSA (humanistische LSA bzw. metaphysische LSA), die ihrerseits wiederum zu einer Abnahme des Glücksempfindens führt; eine Abnahme des Glücksempfindens führt zu einer negativen LSA (nihilistische LSA), die ih‐
rerseits zu einer Zunahme des Glücksempfin‐
dens führt. Die postulierte Sinn‐Glück‐
Homöostase schützt womöglich vor Abwärts‐ bzw. Aufwärtsspiralen, die mit psychischen Störungen wie Depression und Manie einher‐
gehen können. Stichworte: Positive Psychologie, Sinn, Glück, Ho‐
möostase
Nadja Contzen, Klaus Jonas Universität Zürich, Schweiz Vortrag – Arbeitsgruppe Euroskeptizismus ist in der Schweiz stark ver‐
breitet – stärker als in den meisten europäi‐
schen Ländern (vgl. Theiler, 2004). Es wird an‐
genommen, dass – neben anderen Variablen – die nationale Identität maßgeblich zur Erklä‐
rung dieses Phänomens beiträgt. Allerdings führte die bisherige Forschung zu nationaler Identität und Euroskeptizismus zu ambivalen‐
ten Ergebnissen (vgl. Christin & Trechsel, 2002). Basierend auf einer ausführlichen Literaturre‐
cherche wurde in dieser Studie ein Kausalmo‐
dell entwickelt, welches den Zusammenhang zwischen nationaler Identität und Euroskepti‐
zismus anhand der Drittvariable wahrgenom‐
mene Bedrohung spezifiziert. Das Modell wur‐
de in einer Strukturgleichungsanalyse getestet. Dazu wurden Daten verwendet, die im Rahmen einer Online‐Befragung von Deutschschweize‐
rinnen und Deutschschweizern (N = 1498) er‐
hoben wurden. In Übereinstimmung mit den Annahmen zeigt sich, dass nationale Identität per se nur in geringer Weise zu Euroskeptizis‐
mus führt. Vielmehr erklärt sich Euroskeptizis‐
mus anhand der wahrgenommenen Bedrohung. Identität trägt aber als Antezedente der wahr‐
genommenen Bedrohung wesentlich zur indi‐
rekten Erklärung von Euroskeptizismus bei. Verfassungspatriotismus erweist sich dabei als das zentrale Element der nationalen Identität der Schweizer Bevölkerung. Weiter wird ge‐
zeigt, dass nur eine nationalistische Form von Identität Antezedente der wahrgenommenen Bedrohung ist – nicht aber eine patriotische Form (vgl. Mummendey, Klink & Brown, 2001). Die Ergebnisse werden bezüglich ihrer Bedeu‐
tung für die Social Identity Theory (Tajfel & Turner, 1979) diskutiert. Stichworte: Euroskeptizismus, nationale Identität, Social Identity Theory, Bedrohungswahrnehmung Begehren für das Dessert deines Nächsten: Unkontrollierter Neid und Verlangen Jan Crusius, Thomas Mussweiler Universität zu Köln, Deutschland Vortrag – Arbeitsgruppe Neid ist eine unangenehme Emotion, die nach einem negativen sozialen Vergleich entstehen 12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 – Université du Luxembourg Abstracts 20 kann. Als wesentliche Komponente wird dabei häufig das Verlangen nach dem Objekt, um das man jemanden beneidet, betrachtet. Obwohl ihm weit reichende Folgen zugeschrieben wer‐
den, sind die psychologischen Grundlagen neidvollen Verlangens bisher kaum empirisch erforscht. Unter der Annahme, dass Menschen motiviert sind, ihre spontanen Neidreaktionen zu kontrollieren, sagten wir vorher, dass Neid und Verlangen dann am stärksten sind, wenn Selbstkontroll‐Ressourcen beeinträchtigt sind. Um Neid auszulösen, baten wir Versuchsteil‐
nehmende, Geschmackstests durchführen. Manche befanden sich dabei in Gegenwart einer anderen Person, die ein attraktiveres Lebensmittel verkosten durfte. In Studie 1 wa‐
ren die Teilnehmenden in Anwesenheit einer mit Schokolade besser gestellten Person dann umso unzufriedener und neidischer, je mehr Alkohol sie getrunken hatten, nicht aber, wenn sie ihr weniger attraktives Kaubonbon allein probieren sollten. In Studie 2 beneideten sie einen Versuchspartner, der ein attraktives Eis und nicht die ihnen zugeteilten Kekse probie‐
ren sollte, vor allem dann, wenn sie kognitiv beansprucht waren. Zudem gaben sie die größ‐
te Zahlungsbereitschaft für das bevorzugte Eis an. In Studie 3 war es unter gleichen Umstän‐
den am wahrscheinlichsten, dass sie das besse‐
re Produkt spontan kauften. Schließlich war in Studie 4 automatisches Annäherungsverhalten in Bezug auf das attraktivere Lebensmittel bei kognitiver Belastung am größten, ohne kogniti‐
ve Belastung aber eher verringert. Die Ergeb‐
nisse beleuchten die Entstehungsbedingungen und die Art der Folgen, die Neid für Urteile und Verhalten hat. Stichworte: Soziale Vergleiche, Selbstkontrolle, Ur‐
teile und Entscheidungen, Konsumverhalten, Emoti‐
on
Die adaptive Verwendung von Fluency beim Truth‐Effekt 1977) und häufig mit der Leichtigkeit der Ver‐
arbeitung (Fluency) erklärt: Wiederholte Aus‐
sagen werden deshalb als wahr beurteilt, weil sie besonders leicht zu verarbeiten sind. Die bisherige Forschung zum Truth‐Effekt konzent‐
rierte sich hauptsächlich auf die Etablierung des Effekts, das heißt wie und in welche Rich‐
tung Fluency Wahrheitsurteile beeinflusst. Die Frage nach den Rahmenbedingungen, das heißt wann Individuen die Verarbeitungsflüs‐
sigkeit als Information für ihre Wahrheitsurtei‐
le heranziehen, erfuhr weniger Aufmerksam‐
keit. Vor diesem Hintergrund nehmen wir an, dass Individuen die erlebte Verarbeitungsflüssigkeit dann verstärkt zur Beurteilung heranziehen, wenn sie in der Vergangenheit erfahren haben, dass sich ihre fluency‐basierten Urteile als vali‐
de gezeigt haben. In drei Studien wurde zur Prüfung dieser Hypothesen Fluency mittels Farbkontrast (Fluency‐hoch vs. Fluency‐niedrig) manipuliert. Weiterhin wurde die vermeintli‐
che Validität vergangener, fluency‐basierter Urteile mittels Feedback systematisch variiert (Fluency‐valide‐Information vs. Fluency‐unvali‐
de‐Information). Die Ergebnisse zeigen, dass Fluency nur dann für Wahrheitsurteile heran‐
gezogen wird, wenn Fluency in der Vergangen‐
heit als valider Cue wahrgenommen wurde. Der Truth‐Effekt blieb jedoch aus, wenn sich Fluency in vorausgehenden Situationen als unvalider Cue erwiesen hatte. Diese Ergebnisse lassen den Schluss zu, dass Fluency nur dann genutzt wird, wenn Individuen in der Vergan‐
genheit gelernt haben, dass Fluency eine valide Information ist. Diese Befunde unterstützen die These, dass der Rückgriff auf subjektive Erfahrungen, hier in Form von Fluency, einen hoch‐adaptiven Prozess darstellt und in der Regel zu adäquaten Urteilen führt. Stichworte: Fluency, Truth‐Effekt, Adaptive Verwen‐
dung, Validität, Moderator Sabine Czenna, Rainer Greifeneder, Herbert Bless Universität Mannheim, Deutschland Vortrag – Symposium „Der letzte Ausbruch des Láscar war am 18. April 2006.“ Ist diese Aussage wahr oder falsch? Was tun Sie, wenn Sie die Antwort nicht wissen? Bisherige Forschungsarbeiten zeigen, dass Aus‐
sagen wie diese dann eher als wahr einge‐
schätzt werden, wenn sie wiederholt dargebo‐
ten wurden. Dieser Effekt wird als Truth‐Effekt bezeichnet (Hasher, Goldstein, & Toppino, 12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 – Université du Luxembourg Abstracts D Daumen drücken statt Doping: Der leis‐
tungssteigernde Einfluss von Aberglauben Lysann Damisch, Thomas Mussweiler Universität zu Köln, Deutschland Vortrag – Symposium Maskottchen, Glückstrikots und Rituale – trotz der offenkundigen Irrationalität von Aberglau‐
ben scheinen vor allem Sportlerinnen und Sportler immer wieder auf abergläubische Überzeugungen und Verhaltensweisen zurück‐
zugreifen. Wie kann dieser Umstand erklärt werden? Während gezeigt werden konnte, dass Aberglauben insbesondere in Situationen ausgeführt werden, welche durch hohen erleb‐
ten psychologischen Stress, Unsicherheit oder Unkontrollierbarkeit gekennzeichnet sind, ist bis heute wenig über die Konsequenzen von abergläubischen Überzeugungen und Verhal‐
tensweisen bekannt. Wir werden versuchen, diese Lücke empirisch zu schließen, indem wir den möglichen Nutzen von Aberglauben im Kontext von Leistungssituationen untersuchen. Wir stellen die Hypothese auf, dass ein akti‐
vierter Aberglaube einen kausalen Einfluss auf eine nachfolgende Leistung ausübt, indem er diese erhöht. Die Ergebnisse von drei Experi‐
menten unterstützen diese Vermutung. Versuchspersonen, für welche zunächst ein allgemein bekannter Aberglaube aktiviert wur‐
de (z. B. Daumen drücken, mit „Glücks‐
ball“ spielen), trafen in einem anschließenden Golfspiel besser (Exp. 1), beendeten ein Ge‐
duldspiel schneller (Exp. 2) und vervollständig‐
ten mehr Reihen in einem Tetris Spiel (Exp. 3) als Versuchspersonen ohne aktivierten Aber‐
glauben. Was sind die psychologischen Mechanismen, die für den leistungssteigernden Einfluss von Aberglauben verantwortlich gemacht werden können? In einem vierten Experiment untersu‐
chen wir den vermittelnden Prozess, welcher dem dargestellten Effekt zugrunde liegt. Die Ergebnisse dieser Untersuchung legen nahe, dass der Einfluss von Aberglauben auf eine nachfolgende Leistungsverbesserung durch ein erhöhtes Gefühl der Selbstwirksamkeitsüber‐
zeugung vermittelt wird. Versuchspersonen, die in Anwesenheit ihres persönlichen Glücks‐
bringers ein Memory‐Spiel absolvierten, be‐
richteten ein höheres Ausmaß an aufgaben‐
spezifischer Selbstwirksamkeitsüberzeugung 21
als Versuchspersonen ohne ihren Glücksbringer. Der Unterschied in angegebener Selbstwirk‐
samkeitsüberzeugung mediierte den Einfluss des Glücksbringers auf die nachfolgende Me‐
mory‐Leistung. Zusammenfassend legen die Ergebnisse einen gewinnbringenden Einfluss eines aktivierten Aberglaubens auf nachfolgende Leistung nahe und tragen somit zum besseren Verständnis des gesellschaftlich weit verbreiteten Phäno‐
mens abergläubischer Überzeugungen und Verhaltensweisen bei. Insbesondere können die Befunde helfen, die Entstehung und Auf‐
rechterhaltung von Aberglauben im sportlichen Umfeld sowie in anderen Kontexten zu erklä‐
ren. Stichworte: Aberglaube, Leistung, Selbstwirksam‐
keitsüberzeugung, Sport „Hartz‐4“ in Gruppendiskussionen zur rechtsextremen Einstellung Oliver Decker Universität Leipzig, Deutschland Vortrag – Arbeitsgruppe Im Zusammenhang mit der Entstehung einer rechtsextremen Einstellung wird basierend auf entsprechenden empirischen Befunden (Heit‐
meyer, 2007) in der Literatur häufig ein Zu‐
sammenhang zwischen wirtschaftlicher Desin‐
tegrationserfahrung und rechtsextremer Ein‐
stellung diskutiert. In einer Studie zur Entste‐
hung rechtsextremer Einstellung wurden zwi‐
schen 2007 und 2008 bundesweit 12 Gruppen‐
diskussionen durchgeführt (Decker et al., 2008). Diese Gruppendiskussionsstudie schloss in der Fragestellung an eine Repräsentativerhebung aus dem Jahr 2006 an (Decker et al., 2006), wie auch die Teilnehmenden aus den zu diesem Zeitpunkt Befragten gewonnen worden sind. Im Folgenden sollen ausgewählte Ergebnisse vorgestellt werden, wobei der Fokus auf die Auswertung der Passagen gelegt worden ist, in denen in den Gruppendiskussionen Aspekte der neuen Arbeitsmarktpolitik („Hartz‐4“) und Arbeitslosigkeit diskutiert worden sind. Hier werden die Passagen hinsichtlich der Interakti‐
on in der Gruppe vorgestellt. Stichworte: Rechtsextremismus, Gruppendiskussio‐
nen 12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 – Université du Luxembourg Abstracts 22 Nicht‐assoziative Grundlagen impliziter Ein‐
stellungen Roland Deutsch Julius‐Maximilians‐Universität Würzburg, Deutsch‐
land Vortrag – Arbeitsgruppe Nahezu alle aktuellen Theorien impliziter Ein‐
stellungen und Stereotype (z. B. Fazio, 1990; Smith & DeCoster, 2000; Gawronski & Boden‐
hausen, 2006; Greenwald & Banaji, 1995; Strack & Deutsch, 2004) postulieren, dass diese in Form von Assoziationen im Gedächtnis ge‐
speichert sind. Weiterhin wird in vielen Model‐
len angenommen, dass derartige Assoziationen auf der Grundlage langsamer, assoziativer Lernprozesse entstehen. Eine Konsequenz dar‐
aus ist, dass implizite Einstellungen und Stereo‐
type als schwer veränderbar angesehen wer‐
den (z. B. Rydell & McConnell, 2006). Neuere Forschungsarbeiten deuten allerdings darauf hin, dass implizite Einstellungen womöglich mit sehr wenigen Lerndurchgängen erlernt werden können (Castelli, Zogmaister, Smith & Arcuri, 2004; Gregg, Seibt & Banaji, 2006). Die vorlie‐
genden Experimente prüfen, ob es sich hierbei um eine besonders effiziente Variante assozia‐
tiven Lernens handelt, oder ob andere, nicht‐
assoziative Lernmechanismen dafür verant‐
wortlich sind. Die Ergebnisse zweier Einstel‐
lungslernexperimente sprechen dafür, dass schnell gelernte implizite Einstellungen auf nicht‐assoziativen Mechanismen beruhen. Stichworte: Einstellungen, Soziale Kategorisierung, Gedächtnis, Assoziatives Lernen, Eindrucksbildung Implizit = Implizit? Explizit = Explizit? Auswirkungen des impliziten und expliziten Selbstkonzepts auf die Wahrnehmung von Stereotype Threat Friederike Dislich, Christine Altstötter‐Gleich, Axel Zinkernagel, Manfred Schmitt Universität Koblenz‐Landau, Deutschland Vortrag – Symposium Diskrepanzen im Zusammenhang zwischen explizit und implizit erfassten Selbstkonzepten und ihre Auswirkungen wurden in einer Viel‐
zahl von Studien belegt (z. B. Brinol et al., 2006, Schröder‐Abé et al., 2007). Aufbauend auf der Annahme, dass das Ausmaß an implizit‐explizit Konsistenz des mathematischen Selbstkon‐
zepts eine Rolle bei der Wahrnehmung und Bewertung von Stereotype Threat spielt, wurde in der folgenden Studie (N = 92), neben ver‐
schiedenen Selbstberichtsmaßen (ISI, Rammstedt & Rammsayer, 2006) ein IAT (Greenwald, et al., 1998) zum mathematischen Selbstkonzept eingesetzt. Stereotype Threat wurde dabei einmal „implizit“ (z. B. „Bitte kreuzen Sie jetzt ihr Geschlecht an!“) und ein‐
mal „explizit“ (z. B. „In diesem Test schneiden Frauen meistens schlechter ab als Männer.“) manipuliert. Die Ergebnisse belegen eine kom‐
pensatorische Wirkungsweise des mathemati‐
schen Selbstkonzepts: Die Auswirkungen impli‐
ziten Stereotype Threats werden v. a. durch die Höhe des impliziten Mathematikselbstkonzepts moderiert, während die Auswirkungen explizi‐
ten Stereotype Threats v. a. durch das explizite mathematische Selbstkonzept moderiert wer‐
den. Stichworte: Implizit‐Explizit Konsistenz, Stereotype Threat, Selbstkonzept Group‐to‐Individual‐Transfer bei quantitati‐
ven Schätzaufgaben: Reicht eine einmalige Gruppeninteraktion aus, um stabile Lernef‐
fekte zu erzeugen? Sylvana Drewes, Thomas Schultze, Stefan Schulz‐
Hardt Georg‐August‐Universität Göttingen, Deutschland Vortrag – Arbeitsgruppe Ein Ziel der sozialpsychologischen Gruppenfor‐
schung besteht darin zu untersuchen, unter welchen Bedingungen sich soziale Interaktion leistungssteigernd auf die Aufgabenbearbei‐
tung auswirkt. Brodbeck und Greitemeyer (2000) konnten zeigen, dass bei wiederholter Bearbeitung ähnlicher Aufgaben im Gruppen‐
kontext Lerneffekte auftreten, die sich wieder‐
um förderlich auf die Gruppenleistung auswir‐
ken können. So genannter Group‐to‐Individual‐
Transfer (G‐I‐Transfer) liegt vor, wenn sich die individuellen Fertigkeiten zur Bewältigung ei‐
ner Aufgabe durch die Gruppeninteraktion verbessern. Weitgehend ungeklärt ist bisher, welche Interaktionshäufigkeit erforderlich ist, um stabile Lerneffekte durch G‐I‐Transfer zu erzeugen. Obwohl aktuelle Experimente zu quantitativen Schätzaufgaben in der Gruppe darauf hindeuten, dass bereits nach einmaliger Interaktion eine signifikante und zeitlich über‐
dauernde Verbesserung der individuellen Schätzleistung erfolgt (Schultze & Schulz‐Hardt, in Vorbereitung), wurden G‐I‐Transfers bei quantitativen Schätzungen bisher noch nicht systematisch erforscht. 12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 – Université du Luxembourg Abstracts In der vorliegenden Arbeit haben wir gezielt untersucht, ob eine einmalige Interaktion aus‐
reicht, um einen stabilen G‐I‐Transfer hervor‐
zurufen. Die Probanden (N = 108) bearbeiteten 20 Aufgaben, in denen sie die Entfernung zwi‐
schen EU‐Hauptstädten einschätzten. Die ers‐
ten zehn Aufgaben lösten alle Probanden indi‐
viduell. Die Bearbeitung des zweiten Aufga‐
benblockes mit zehn Aufgaben variierte in den drei experimentellen Bedingungen. Probanden in der Individualbedingung schätzten die zehn Distanzen individuell ein; Probanden in der Realgruppenbedingung bearbeiteten die Auf‐
gaben jeweils abwechselnd individuell und dann als Gruppe mit drei Mitgliedern; Proban‐
den in der Einmalgruppenbedingung lösten eine Aufgabe zunächst individuell und dann als Dreiergruppe und die restlichen Aufgaben indi‐
viduell. Als abhängiges Maß diente die mittlere prozentuale Abweichung der geschätzten von den wahren Distanzen. Individuen in beiden Gruppenbedingungen zeigten vorhersagekonform eine Verbesserung der individuellen Schätzleistung im zweiten Aufgabenblock, während die Leistung der aus‐
schließlich individuell arbeitenden Probanden unverändert blieb. Die Leistungssteigerung in der Einmalgruppenbedingung war dabei ge‐
nauso groß wie die in der Realgruppenbedin‐
gung, die eine zehnmalige Gruppeninteraktion aufwies. Diese Befunde lassen darauf schließen, dass bereits eine einmalige Interaktion zu sta‐
bilem G‐I‐Transfer bei quantitativen Schätzauf‐
gaben führt und dass weitere Interaktionen diesen Transfer nicht steigern. Stichworte: Gruppenlerneffekte, Group‐to‐
Individual‐Transfer, Gruppeninteraktion 23
E Die neue Theorie der sozialen Realitäts‐
bildung (shared reality): Ihr Beitrag zur Erklärung von Kommunikationseinflüssen auf Kognitionen der Sprecher/innen Gerald Echterhoff Jacobs University Bremen, Deutschland Vortrag – Symposium Die Theorie der gemeinsamen sozialen Reali‐
tätsbildung (shared reality) wurde in jüngerer Zeit herangezogen, um Kommunikationsein‐
flüsse auf die Kognitionen der Sprecher/innen zu erklären. Der Ausgangspunkt war die ur‐
sprüngliche Formulierung der Theorie durch Hardin und Higgins (1996). In meinem Vortrag skizziere ich ein weiterentwickeltes Konzept, demzufolge die Bildung einer shared reality von vier zentralen Bedingungen abhängt (vgl. Echterhoff, Higgins, & Levine, in press, Perspec‐
tives on Psychological Science): (a) eine subjek‐
tiv erlebte interpersonelle Übereinstimmung von psychischen Zuständen, nicht lediglich von offen beobachtbaren Verhaltensweisen (com‐
monality of inner states); (b) ein erkennbarer Bezug der psychischen Zustände zu einem Re‐
ferenzobjekt (aboutness); (c) eine angemesse‐
ne Motivierung der erlebten Übereinstimmung, v. a. durch epistemische und affiliative Motive (appropriate motivation); (d) das Erleben einer erfolgreichen Verbindung mit der anderen Per‐
son und ihren psychischen Zuständen (expe‐
rienced successful connection). Zu den zentra‐
len Leistungen der sozialen Realitätsbildung gehören die Erhöhung epistemischer Gewiss‐
heit sowie die Stiftung bzw. Festigung interper‐
soneller Beziehungen. Es werden empirische Befunde aus Kommuni‐
kationsstudien im Saying‐is‐Believing‐Paradig‐
ma vorgestellt, die mit dem weiterentwickelten Konzept der shared reality im Einklang stehen. In diesem Paradigma werden Effekte adressa‐
tenorientierter Kommunikation auf die Kogni‐
tionen der Sprecher/innen untersucht. Übli‐
cherweise passen die Sprecher/innen ihre Schilderung eines Kommunikationsgegen‐
stands (z. B. einer Zielperson) an die Einstellung ihres Adressaten zum Gegenstand (positiv vs. negativ) an. Mehrere jüngere Studien zeigen, dass die späteren Kognitionen der Sprecher/in‐
nen selbst (zumeist operationalisiert durch die Valenz eines freien Abrufs) dann in Richtung ihrer adressatenorientierten Kommunikation 12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 – Université du Luxembourg Abstracts 24 verzerrt sind, wenn die genannten Bedingun‐
gen für eine shared reality vorliegen. So ist der Kommunikationseinfluss größer, wenn die kommunizierte Übereinstimmung zwischen Sprecher/in und Adressat durch epistemische Ziele (vs. alternative Ziele wie etwa Erhalt einer Belohnung) motiviert ist. Abschließend wird die Trennschärfe des neuen shared reality‐Ansat‐
zes erörtert, indem Bezüge zu verwandten Konzepten (z. B. Empathie, Perspektivüber‐
nahme, Common Ground) diskutiert werden. Stichworte: Kommunikation, soziale Kognition, sha‐
red reality, Motivation, Theorieentwicklung difference within the European region, as stu‐
dents from the eastern European countries not only endorse the virtue orientation stronger than their western European counterparts, but also endorse the mind‐orientation less strongly. Stichworte: values, education, cross‐cultural Schuldemotion und Selbstreaktionen – Effekte negativer moralischer Emotionen auf den impliziten moralischen Selbstwert Maxim Egorov, Anna Baumert, Tobias Rothmund Universität Koblenz‐Landau, Deutschland Vortrag – Symposium The mean(ing) of learning across cultures: A cross‐cultural study on students’ educa‐
tional values Marieke van Egmond Jacobs University Bremen, Deutschland Vortrag – Arbeitsgruppe International mobility has become a central dimension of academic life. The numbers of students from diverse cultural backgrounds entering Western institutions of higher edcua‐
tion are increasing annually. As cultures differ on values in many domains of life, it is unlikely that education has escaped such a cultural in‐
fluence. The current project aims at under‐
standing the different concepts of learning that students from different cultures endorse and how students’ educational values develop in an intercultural environment. While the educa‐
tional standards in the west originate from the philosophers of ancient Greece like Socrates, the Asian value system has been equally influ‐
enced by the Chinese philosopher Confucius. Based on the theory, that was developed by Li (2003), that these legacies are expressed today by students from the West having a more ‘mind‐oriented’ approach to learning and stu‐
dents from the Asian region having a more ‘virtue‐oriented’ approach, a survey research project was conducted at an international uni‐
versity in Germany to assess the cultural dif‐
ferences in the values students from different cultures attach to the concept of learning. The results show a distinct discrepancy between the values of students from different cultures and support the mind/virtue‐orientation the‐
ory. A significant difference on both dimen‐
sions between students from the Asian region and Western students was found. Additionally, results for students from the ex‐communist Eastern European countries indicate a cultural Von moralischen Emotionen wird angenom‐
men, dass sie eine wichtige Rolle bei der mora‐
lischen Selbst‐ und Handlungsregulation spie‐
len (Bandura, 1991) und als motivationaler Antrieb dazu beitragen, Gutes zu tun und Schlechtes zu unterlassen (Kroll & Egan, 2004). Selbstbezug sowie Selbstbewertung werden als zentrale Bestimmungsstücke sowohl negativer moralischer Emotionen (wie Schuld und Scham) als auch positiver moralischer Emotionen (wie etwa Stolz) verstanden (Tangney, Stuewig & Mashek, 2007). Ausgehend von Grundannahmen der sozial‐
kognitiven Theorie moralischen Denkens und Handelns (Bandura, 1991) untersuchen wir die Frage, ob negative moralische Emotionen sich auf einen implizit gemessenen moralischen Selbstwert auswirken und diesen unmittelbar reduzieren können. In Studie 1 wurde in einem laborexperimentellen Setting Handlungsschuld induziert, indem Versuchspersonen vorgespielt wurde, sie wären zu spät zur Studie erschienen. In Studie 2 wurde Unterlassungsschuld indu‐
ziert, indem Personen mit einem Ausschnitt aus dem Welthunger‐Bericht konfrontiert und nach ihren eigenen Beiträgen zur Reduktion von Hunger in der Welt gefragt wurden. Ent‐
sprechend der Vorhersagen zeigte sich in bei‐
den Studien eine Reduktion des impliziten mo‐
ralischen Selbstwerts im Vergleich zu einer Kontrollgruppe. Dieser Befund kann dazu bei‐
tragen, sozial‐kognitive und motivationale Pro‐
zesse besser zu verstehen, die moralischen Emotionen zugrunde liegen. Stichworte: Schuld, Scham, impliziter moralischer Selbstwert 12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 – Université du Luxembourg Abstracts Erröten für die anderen: Intergruppen‐
kontakt und Verlegenheit gegenüber Fremdgruppenmitgliedern Führt Langeweile zu mehr Flow‐Erleben? Anja Eller, Miriam Koschate, Kim Gilson St Andrews University, Vereinigtes Königreich Vortrag – Symposium Vortrag – Arbeitsgruppe Eine Vielzahl an Studien konnte bereits zeigen, dass Intergruppenkontakt Vorurteile und Ste‐
reotype reduziert (Pettigrew & Tropp, 2006). Negative Emotionen gegenüber der Fremd‐
gruppe, wie beispielsweise soziale Ängstlichkeit, scheinen dabei eine mediierende Rolle zu spie‐
len. Im Gegensatz zu sozialer Ängstlichkeit, die durch Kontakt reduziert wird, nehmen wir je‐
doch an, dass eine andere negative Emotion, nämlich Verlegenheit gegenüber einer Fremd‐
gruppe, durch Kontakt erhöht wird. Nach dem sozialen Evaluationsmodell (Edel‐
mann, 1987; Miller, 1996) reagieren wir dann verlegen, wenn wir befürchten, dass unser Handeln einen unerwünschten Eindruck bei anderen hinterlässt. Verlegenheit sollte also dann umso stärker sein, je wichtiger uns die Meinung derer ist, die unsere Fehlhandlung bemerken. Wir nehmen an, dass Intergruppen‐
kontakt von hoher Qualität (d. h. positiv, frei‐
willig, persönlich usw.) zu einer höheren Wert‐
schätzung der Meinung von Fremdgruppen‐
mitgliedern führt, und dadurch eher Verlegen‐
heit bei einer Fehlhandlung auslöst. Diesen Effekt konnten wir bereits in zwei sze‐
nariobasierten Befragungen (N 1 = 75, N 2 = 42) nachweisen. In Studie 1 berichteten norwegi‐
sche Teilnehmer/innen über ihren Kontakt mit Polen und Schweden, in Studie 2 berichteten Studierende der Universität St Andrews über ihren Kontakt mit Studierenden einer benach‐
barten Universität (Dundee). Darüber hinaus wurden die Teilnehmer/innen beider Studien gebeten, sich 10 Faux‐pas Situationen vorzu‐
stellen, bei denen sie von Fremdgruppenmit‐
gliedern beobachtet werden, und einzuschät‐
zen, wie verlegen sie in diesen Situationen rea‐
gieren würden. In beiden Studien zeigte sich ein positiver Zusammenhang zwischen Kontakt mit der Fremdgruppe und Verlegenheit. Dieser Zusammenhang wurde vollständig durch die Wichtigkeit der Meinung anderer mediiert. Ergebnisse und deren Implikationen für Inter‐
gruppenbeziehungen werden diskutiert. Stichworte: Intergruppenkontakt, soziale Emotionen, Verlegenheit, soziale Ängstlichkeit 25
Stefan Engeser Technische Universtität München, Deutschland Bei N = 100 Arbeitnehmern verschiedener Be‐
rufe wurden mit der Experience Sampling Me‐
thod eine Woche lang Daten zum Erleben von Langeweile und Flow in Alltagstätigkeiten er‐
hoben (N = 4504 Messungen). Über alle Mess‐
zeitpunkte gesehen gibt es nur wenige Situati‐
onen stark ausgeprägter Langeweile (N = 282, 6%) und Personen mit höherer Lebenszufrie‐
denheit erleben dies seltener. Langeweile kor‐
reliert dabei negativ mit den Anforderungen der jeweiligen Situation und Flow ist stärker ausgeprägt bei höheren Anforderungen. Analy‐
sen zur möglichen gegenseitigen Beeinflussung des Erlebens von Langeweile und Flow zeigen – anders als angenommen –, dass das Erleben von Langeweile nachfolgendes Flow‐Erleben nicht begünstigt. Das Erleben von Flow hinge‐
gen macht nachfolgende Langeweile unwahr‐
scheinlicher. Implikationen dieses Befundes werden auf dem Hintergrund weiterer sequen‐
tieller Zusammenhänge des Alltagserlebens diskutiert. Stichworte: Flow Langeweile ESM Anforderungen Zum Einfluss inkompetenter Staatsanwälte – Ankereffekte unplausibler numerischer Standards in einem angewandten Kontext Birte Englich Universität zu Köln, Deutschland Vortrag – Arbeitsgruppe Ankereffekte, das heißt die Assimilation von Urteilen unter Unsicherheit an einen numeri‐
schen Standard, gelten als extrem robust. So‐
gar unplausible numerische Standards führen in der Grundlagenforschung zu unverminder‐
ten Ankereffekten (Strack & Mussweiler, 1997; Mussweiler & Strack, 2001). So beeinflusst bei‐
spielsweise die Frage, ob Mahatma Gandhi älter oder weniger alt als 140 Jahre geworden ist, die Schätzung des tatsächlichen Alters von Mahatma Gandhi im Sinne eines Ankereffektes (Strack & Mussweiler, 1997). Bisher liegen jedoch keine Studien vor, die die Wirkung von unplausiblen Ankern in ange‐
wandten Kontexten an Expertenstichproben untersuchen. Aus angewandter Perspektive wäre hier zu erwarten, dass der Kompetenzver‐
lust eines Staatsanwaltes, der eine vollkommen 12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 – Université du Luxembourg Abstracts 26 überhöhte oder deutlich zu niedrige Strafmaß‐
forderung vor Gericht präsentiert, so stark wiegen könnte, dass hier kein Ankereffekt sei‐
ner unplausiblen Forderung mehr auftritt. In drei aufeinander aufbauenden experimen‐
tellen Studien an Expertenstichproben kann an unterschiedlichen strafrechtlichen Fallmateria‐
lien gezeigt werden, dass unplausible Staats‐
anwaltsforderungen im Sinne eines Ankers gleichermaßen wie plausible Staatsanwaltsfor‐
derungen richterliche Strafurteile systematisch beeinflussen können (Studie 1). Hierbei redu‐
zieren selbst unpassende Staatsanwalts‐
Argumente, die der unplausiblen Staatsan‐
waltsforderung offensichtlich widersprechen, den Einfluss unplausibler Staatsanwaltforde‐
rungen nicht (Studie 2), auch wenn die Inkom‐
petenz des Staatsanwaltes von den Untersu‐
chungsteilnehmern deutlich wahrgenommen wird (Studie 3). Diese Befunde lassen sich nur schwer in Konzeptualisierungen von Ankeref‐
fekten im Sinne von Persuasionstheorien integ‐
rieren (z. B. Wegener et al., 2001) und sollen entsprechend diskutiert werden. Stichworte: Ankereffekt, Heuristiken, richterliche Entscheidungsfindung, Experten, Persuasion nahmen wurden in 3 Experimenten überprüft. In Experiment 1 und 2 wurde ein Ziel aktiviert und die Verfügbarkeit eines Ersatzziels manipu‐
liert. Die Attraktivität des Originalziels und das Bereuen des Misserfolgs bei der Zielerreichung waren die abhängigen Variablen. Beide Expe‐
rimente stützen die Hypothese, dass Ersatzziele einen Einfluss auf das Bereuen und die Attrak‐
tivität des Originalziels haben: Versuchsperso‐
nen bereuten ihren Misserfolg weniger und beurteilten das Originalziel unattraktiver wenn ein Ersatzziel vorhanden war als Versuchsper‐
sonen bei denen dies nicht der Fall war. In Ex‐
periment 3 wurden diese Ergebnisse in einer komplexeren Entscheidungssituation repliziert. Die Ergebnisse aller drei Experimente werden im Hinblick auf funktionale Ansätze zum Be‐
reuen und kontrakfaktischen Denken diskutiert. Stichworte: Ziele, kontrafaktisches Denken, Reue Persönliche Unsicherheit und Eigengrup‐
penfavorisierung bei Kampfrichterurteilen Mandy Erdtel, Michael Knoll, Lioba Werth Technische Universität Chemnitz, Deutschland Poster Der Einfluss von alternativen Zielen auf das Bereuen Kai Epstude Universität Groningen, Niederlande Vortrag – Symposium Ein Ziel nicht zu erreichen ist mit emotionalen Konsequenzen verbunden, insbesondere dem Bereuen der eigenen Handlungen. Verbunden damit sind kontrafaktische Gedanken über mögliche alternative Verhaltensweisen oder Ergebnisse, die dazu dienen können, besser auf ähnliche Situationen in der Zukunft vorbereitet zu sein. Eine andere Möglichkeit der Reaktion auf das Nicht‐Erreichen eines Ziels stellen Er‐
satzziele dar, die unter bestimmten Umständen die Rolle des Originalziels einnehmen können. Diese Strategie hat andere Implikationen für den subjektiven Wert des Originalziels als kontrafaktische Gedanken. Die Verfügbarkeit eines Ersatzziels sollte nämlich dazu führen, dass der subjektive Wert des Originalziels ab‐
nimmt und somit das Nicht‐Erreichen des Ori‐
ginalziels weniger bereut wird. Kontrafaktische Gedanken im Hinblick auf erfolgreiche Zieler‐
reichung sollten hingegen dazu führen, dass die Attraktivität des Originalziels steigt. Diese An‐
In mehreren Studien wurde gezeigt, dass in Sportwettkämpfen Kampfrichter Sportler des eigenen Landes bevorzugen, obwohl sie explizit angehalten sind, neutral und objektiv zu be‐
werten (sog. international bias; Ansorge & Scheer, 1988). In der vorliegenden Studie wur‐
de untersucht, in wie weit sozialpsychologische Theorien zum ingroup bias (Mackie & Smith, 1998) den international bias erklären können. Hogg und Mullin (1999) postulieren, dass das implizite Motiv der Unsicherheitsreduktion eine wichtige Rolle bei der Identifikation mit der eigenen Gruppe spielt und Wahrnehmung, Gefühle und Verhalten in Intergruppensituati‐
onen beeinflusst. Im Rahmen einer Studie mit 69 Sportstudierenden wurde untersucht, ob persönliche Unsicherheit zu Eigengruppenfavo‐
risierung bei der Bewertung von Skisprüngen führt. Darüber hinaus wurde geprüft, inwiefern self‐affirmation (Aronson, Cohen & Nail, 1999; Steele, 1988) geeignet ist, die persönliche Un‐
sicherheit auszugleichen und die Eigengrup‐
penfavorisierung zu minimieren. Befunde von Sherman und Kim (2005), nach denen self‐
affirmation gruppendienliche Verzerrungen verringert, legen eine solche Möglichkeit nahe. Es zeigte sich, dass die Wettkampfrichter unter persönlicher Unsicherheit die Springer der ei‐
12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 – Université du Luxembourg Abstracts genen Nation besser einschätzten als Springer aus einer anderen Nation, obwohl die Norm der Neutralität salient gemacht wurde. In der Bedingung ohne Unsicherheitsinduktion zeigte sich keine Eigengruppenfavorisierung. Die Hypothese, dass die Möglichkeit zur self‐
affirmation den Einfluss von Unsicherheit redu‐
ziert, konnte nicht bestätigt werden. Die Er‐
gebnisse deuten darauf hin, dass erhöhte per‐
sönliche Unsicherheit implizit zu eigengrup‐
pendienlichen Verzerrungen bei Kampfrichter‐
urteilen führt. Stichworte: Eigengruppenfavorisierung, intergroup bias, self‐affirmation, persönliche Unsicherheit Erweiterte Kreuzkategorisierung: Ist komplexer toleranter? Olga Ermel1, Michael Diehl1, Philip Brömer2
1
Universität Tübingen, Deutschland; 2Albert‐
Ludwigs‐Universität Freiburg, Deutschland Vortrag – Arbeitsgruppe In einer Experimentreihe haben wir in Anleh‐
nung an das Social Identity Complexity Modell von Roccas und Brewer (2002) unterschiedliche Zusammensetzungen von zwei Ingroup‐ Mit‐
gliedschaften in virtuellen Mikrogesellschaften durch ein Computerprogramm induziert. Zu überprüfen war die Hypothese, dass Konfigura‐
tionen mit stark überlappenden Ingroups (d. h., die Zugehörigkeit zu einer sozialen Kategorie stimmt mit der Zugehörigkeit zu der anderen überein) im Vergleich zu Konfigurationen mit weniger überlappenden Ingroups (d. h., dass die Mitgliedschaften zu den jeweiligen sozialen Kategorien wenig übereinstimmen) zu geringe‐
rer Toleranz gegenüber den Outgroupers führt. Die Teilnehmer haben sich in den virtuellen Kontext einbezogen gefühlt und sich erkennbar mit den künstlichen Ingroups identifiziert. Un‐
terschiedliche Zusammensetzungen der In‐
groups haben die wahrgenommene Variabilität und wahrgenommene Inklusivität der Ingroups hypothesenkonform beeinflusst. Die Eigen‐
gruppenfavorisierung war jedoch sowohl in den Bedingungen mit übereinstimmenden Ingroup‐Zusammensetzungen, als auch in den Bedingungen mit weniger übereinstimmenden Ingroup‐Zusammensetzungen festzustellen, d. h. es waren keine signifikanten Unterschiede bezüglich der Toleranz gegenüber den Outgroupers erkennbar. Der theoretische Rahmen und der Einfluss der erweiterten Kreuzkategorisierung auf die Wahrnehmung der Outgroup werden diskutiert. 27
Stichworte: Intergruppenbeziehungen, Soziale Kate‐
gorisierung, Kreuzkategorisierung, Social Identity Complexity Humanisierungs‐ und Dehumanisierungs‐
prozesse: Die Rolle psychologischer Nähe Friederike Eyssel Universität Bielefeld, Deutschland Vortrag – Symposium Der Beitrag behandelt Formen der (De)humani‐
sierung, speziell das Phänomen der Infrahuma‐
nisierung. Unter Infrahumanisierung versteht man die Tendenz, einer Fremdgruppe weniger Menschlichkeit zuzuschreiben als der Eigen‐
gruppe. Im Rahmen dieses Ansatzes wird „Menschlichkeit“ über die differenzielle Zu‐
schreibung sekundärer Emotionen operationa‐
lisiert. Beispielsweise wird der Eigengruppe mehr Scham, Hoffnung oder Liebe zugespro‐
chen. Diese Emotionen gelten als einzigartig menschlich. Eigen‐ und Fremdgruppe unter‐
scheiden sich jedoch nicht auf der Ebene der primären Emotionen (z. B. Überraschung, Furcht), da primäre Emotionen sowohl von Menschen als auch von Tieren empfunden werden können. Die Arbeiten der Forschergruppe um Leyens (2000, 2001) machen deutlich, dass bisher weitgehend ungeklärt ist, ob es sich bei dem Effekt um eine Form der Aufwertung der Ei‐
gengruppe oder um die Abwertung der Fremd‐
gruppe handelt. So stellt sich auch die Frage, ob das Phänomen der Infrahumanisierung überhaupt als ein Intergruppenphänomen zu behandeln ist. Haslam et al. (2005) konnten bereits aufzeigen, dass es auch auf interperso‐
neller, also nicht notwendigerweise auf in‐
tergruppaler, Ebene zur Infrahumanisierung kommen kann. In Anlehnung an diese Befunde untersuchten wir die Moderatorwirkung von psychologischer Nähe auf den Infrahumanisie‐
rungseffekt. Die Grundannahme hierzu ist, dass Personen/Objekte im größeren Ausmaß huma‐
nisiert werden, je höher die psychologische Nähe zwischen den Vpn und einer anderen Person/einem Objekt ausgeprägt ist. Dabei ist das Konstrukt der psychologischen Nähe viel‐
seitig operationalisierbar und stellt gleichzeitig einen sparsamen Ansatz zur Erklärung von (De‐) Humanisierungsprozessen dar. Erste Befunde, die dies belegen, werden vorgestellt, und theo‐
retische Implikationen für zukünftige For‐
schung zur Untersuchung unterschiedlicher 12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 – Université du Luxembourg Abstracts 28 Formen der (De)Humanisierung werden disku‐
tiert. Stichworte: Vorurteile, Dehumanisierung, Infrahu‐
manisation, Diskriminierung F Präferenzkonsistenter Informationsaus‐
tausch in Gruppen: Die Rolle der „Advoka‐
tennorm“ Nadira Faulmüller, Stefan Schulz‐Hardt, Andreas Mojzisch Georg‐August‐Universität Göttingen, Deutschland Vortrag – Arbeitsgruppe In der sozialpsychologischen Forschung zum Informationsaustausch in Gruppen konnte nachgewiesen werden, dass Gruppenmitglie‐
der überwiegend über solche Informationen sprechen, die ihre eigene Meinung unterstüt‐
zen. Als Ursachen für diesen präferenzkonsi‐
stenten Informationsaustausch in Gruppen werden unter anderem zwei Erklärungsansätze genannt, von denen der eine unterstellt, Per‐
sonen würden deshalb präferenzkonsistent diskutieren, da sie ihre eigene Meinung in der Gruppe durchsetzen möchten („Durchset‐
zungsmotiv“; vgl. Wittenbaum, Hollingshead & Botero, 2004). Der andere geht davon aus, dass Personen vielmehr bestrebt sind, sich anderen durch das Begründen ihrer Meinung verständ‐
lich zu machen („Advokatennorm“; vgl. Stasser & Titus, 1985). In zwei Experimenten haben wir die beiden genannten Erklärungsansätze ge‐
geneinander getestet, indem jeweils die Be‐
friedigung (bzw. Nicht‐Befriedigung) der bei‐
den Bestrebungen im Gesprächskontext ortho‐
gonal manipuliert wurden. Konsistent über beide Experimente zeigte sich, dass Personen in ihrer Kommunikation zu Beginn des Ge‐
sprächs tatsächlich deutlich präferenzkonsi‐
stenten gegenüber präferenzinkonsistenten Informationen den Vorzug geben. Im weiteren Verlauf der Unterhaltung führte die Nicht‐
Befriedigung des Bestrebens, verstanden zu werden, zu einer weiteren Erhöhung dieses Präferenzkonsistenzbias. Die Nicht‐Befriedi‐
gung des Durchsetzungsmotivs hatte jedoch nur dann einen (verstärkenden) Einfluss auf den Präferenzkonsistenzbias, wenn das Bestre‐
ben, verstanden zu werden, erfüllt war (Inter‐
aktionseffekt). Dieser Einfluss des Durchset‐
zungsmotives war jedoch relativ schwach und konnte nur in einem von zwei Experimenten gefunden werden. Insgesamt legen die Ergeb‐
nisse nahe, dass das Bestreben, verstanden zu werden („Advokatennorm“), eine Ursache für die systematische Bevorzugung präferenzkon‐
sistenter Informationen in Gruppen darstellt. Das Motiv, sich mit seiner Meinung durchzu‐
12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 – Université du Luxembourg Abstracts setzen, scheint ein schwächerer Erklärungsme‐
chanismus zu sein, der nur unter besonderen Bedingungen zum Tragen kommt. Stichworte: Informationsaustausch in Gruppen, Prä‐
ferenzkonsistenz Die (negativen) Konsequenzen internaler Motivation im Kontext benevolenter Diskriminierung Jennifer Fehr, Kai Sassenberg Institut für Wissensmedien, Tübingen, Deutschland Vortrag – Symposium Bestehende Forschung zeigt, dass internale Motivation zu vorurteilsfreiem Verhalten vor‐
urteilsbehaftetes Verhalten reduziert. Der vor‐
liegende Beitrag betrachtet die Konsequenzen internaler Motivation zu vorurteilsfreiem Ver‐
halten für die Regulation von benevolent dis‐
kriminierendem Verhalten. Im Gegensatz zu hostiler Diskriminierung wird benevolente Dis‐
kriminierung in guter Absicht gezeigt, und ein Bewusstsein für die negativen Konsequenzen des Verhaltens ist nicht gegeben. Die Rolle der internalen Motivation für die Regulation bene‐
volenter Diskriminierung ist daher unklar. Aufgrund des besonderen Charakters der be‐
nevolenten Diskriminierung gehen wir davon aus, dass internale Motivation verstärkt zu be‐
nevolenter Diskriminierung führt, so lange In‐
dividuen sich über die negativen Konsequenzen ihres Verhaltens nicht bewusst sind. Darüber hinaus sollte internale Motivation die selbstkri‐
tische Bewertung vorhergehenden benevolent diskriminierenden Verhaltens erst dann be‐
günstigen, wenn Individuen auf die negativen Konsequenzen ihres Verhaltens hingewiesen werden. Studie 1 untersuchte den Einfluss in‐
ternaler Motivation auf benevolente Diskrimi‐
nierung. Studie 2 und 3 befassten sich mit dem Einfluss von internaler Motivation auf die selbstkritische Bewertung vorangehenden be‐
nevolent diskriminierenden Verhaltens. Die gefundenen Ergebnisse bestätigen die Vorher‐
sagen. Die Befunde deuten daraufhin, dass die Rolle der internalen Motivation zu vorurteilsfreiem Verhalten für die Regulation modernerer und bislang vernachlässigter Formen von Diskrimi‐
nierung, wie benevolenter Diskriminierung, differenzierter betrachtet werden muss. 29
Koordination und Führung in Anästhesie‐
Teams Ezequiel Fernandez Castelao, Margarete Boos, Mar‐
tin Riethmüller, Svenja Fikuart Georg‐August‐Universität Göttingen, Deutschland Vortrag – Arbeitsgruppe In Anästhesieteams kann die Koordination von Handlungen und Informationen über die Pati‐
entensicherheit, manchmal über Leben und Tod, entscheiden. Anästhesie‐Teams werden im beruflichen Alltag sowohl mit Routine‐ als auch mit unerwarteten Notfallsituationen kon‐
frontiert. Wir gehen davon aus, dass unter‐
schiedliche Aufgabensituationen unterschiedli‐
ches Koordinations‐ und Führungsverhalten erfordern, um erfolgreich bewältigt zu werden. Im Rahmen eines wöchentlich stattfindenden Simulationstrainings für Medizinstudierende im praktischen Jahr wurden 7 Teams über 5 Mess‐
zeitpunkte untersucht. In dieser Längsschnitt‐
untersuchung sollten die Teams Szenarien be‐
wältigen, in denen eine unerwartete Komplika‐
tion während einer standardisierten Narkose‐
einleitung auftrat. Der Schwierigkeitsgrad der zu bewältigenden Hindernisse stieg von Szena‐
rio zu Szenario. Mit Hilfe mikroanalytischer Interaktions‐ und Kommunikationskodierung (vgl. Kolbe, Künzle, Zala‐Mezö, Wacker & Grote, 2009) wurden sowohl explizite und implizite Koordinationsmechanismen als auch Füh‐
rungsverhalten erfasst. Es wurde angenommen, dass sich in erfolgrei‐
chen Teams beim Auftreten einer Komplikation das Verhältnis zwischen expliziter und implizi‐
ter Koordination zugunsten der expliziten Ko‐
ordination verschiebt. In Bezug auf das gezeig‐
te Führungsverhalten wurde erwartet, dass die Führungsperson in den erfolgreichen Teams in den Komplikationsphasen mehr direktives Füh‐
rungsverhalten zeigt als in den Routinesituati‐
onen. Es wurden hypothesenkonforme Ergebnisse gefunden. Diskutiert werden sowohl Theorie‐
bezüge als auch die Möglichkeiten, die Anpas‐
sung von Koordination und Führungsverhalten im Rahmen von Patientensimulationen zu trai‐
nieren. Stichworte: Gruppenkoordination, Anästhesieteams, Gruppenleistung Stichworte: benevolente Diskriminierung, internale Motivation, Selbstregulation 12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 – Université du Luxembourg Abstracts 30 Voodoo Korrelationen – Nicht nur in den Sozialen Neurowissenschaften Klaus Fiedler Ruprecht‐Karls‐Universität Heidelberg, Deutschland möchte ich zu einer ernsthaften Reflexion die‐
ses zentralen methodischen Problems anregen. Stichworte: Zirkularität, Validierung, Neurofor‐
schung Vortrag – Arbeitsgruppe In einem denkwürdigen Artikel, der schon vor dem Druck für viel Gesprächsstoff gesorgt hat, wiesen Vul et al. (2009) jüngst auf sogenannte Voodoo‐Korrelationen in den Neurowissen‐
schaften hin. Gemeint ist das Phänomen, dass überaus hohe Korrelationen zwischen Gehirn‐
aktivitäten und Verhaltens‐ oder Persönlich‐
keitskriterien dadurch inflationär überhöht sind, dass aus einer riesigen Zahl von Voxels diejenigen ausgesucht werden, die mit dem Kriterium am höchsten korrelieren. Es handelt sich also um einen klaren Fall von zirkulärer Beweisführung, denn die Messungen werden nach derselben Korrelation selektiert, die sie beweisen sollen. Sicher zeigen die Autoren damit eine Quelle von Artefakten und Selbsttäuschung in den alles einnehmenden Neurowissenschaften auf, über die man sich trefflich empören oder amü‐
sieren kann. Sozialpsychologen oder auch All‐
gemeine Psychologen sollten sich jedoch hüten, das Problem der Voodoo‐Korrelationen allein auf die Neuroforschung zu projizieren. Ganz ähnliche Formen zirkulärer Forschungsprakti‐
ken finden sich in vielen anderen Bereichen, in denen Messungen, Stimuli oder experimentelle Aufgaben nicht zufällig aus einer Referenz‐
menge aller möglichen Items ausgewählt wer‐
den. Häufig wählen Untersucher die Stimuli oder Aufgaben intuitiv so aus, dass sie ein Phä‐
nomen am besten demonstrieren können. Kognitive Täuschungen wie Overconfidence oder Availability Effekte verschwinden daher bei zufällig ausgewählten Aufgaben. Es gilt auch nicht als Voodoo‐Zauber, und es wird kaum kritisch überprüft, wenn zunächst in Vor‐
untersuchungen ausgetestet wird, welche Sti‐
muli oder Randbedingungen ein Phänomen (z. B. Priming) erzeugen, um dann genau diese selektiven Bedingungen in der Hauptuntersu‐
chung für den „Beweis“ zu verwenden. Selekti‐
ve und zirkuläre Validierung kann auch durch Umbenennung oder „Subtyping“ erfolgen, wenn etwa solche Befunde, die widerlegen, dass Konditionierung automatisch ist, als nicht zuständig für Konditionieren ausgeschlossen werden. Die Dunkelziffer an Befunden, welche populäre Phänomene und Theorien nicht stüt‐
zen, aber nicht zur Publikation gelangen, stellt nur einen von vielen Faktoren dar, die Voodoo‐
Korrelationen begünstigen. Mit diesem Vortrag Sollten Geschworene diskutieren? Der Einfluss von Gruppendiskussionen auf Informationsverzerrungen bei der Wahrnehmung von Kriminalfällen Susann Fiedler, Andreas Glöckner Max‐Planck‐Institut zur Erforschung von Gemein‐
schaftsgütern, Deutschland Poster Die Komplexität rechtlicher Fälle erlaubt im Regelfall keine mathematisch exakte Lösung. Eine Vielzahl von Befunden legt nahe, dass Richter und Geschworene stattdessen Inter‐
pretationen und Stories konstruieren und da‐
bei automatisch‐intuitive Konsistenzmaximie‐
rungsprozesse nutzen. Bei der Konstruktion einer stimmigen (kohärenten) Interpretation werden Informationen üblicherweise systema‐
tisch verzerrt (coherence shifts; Holyoak & Si‐
mon, 1999). In bisher vorliegenden Studien wurden Infor‐
mationsverzerrungen nach individuellen Ent‐
scheidungen untersucht. Geschworene ent‐
scheiden aber in einer Gruppe. In der vorlie‐
genden Studie (N = 118) wurde der Einfluss einer Diskussion (simulierter) Geschworener auf die Stärke der Verzerrung von Evidenz ge‐
prüft. Diskussion führt zu keiner signifikanten Veränderung dieser Verzerrung. Allerdings zei‐
gen sich interessante differentielle Befunde: Personen, die ihre ursprüngliche Meinung ent‐
gegen der allgemeinen Gruppenmeinung bei‐
behielten, zeigten besonders starke Informati‐
onsverzerrungen, wohingegen Personen, die nach der Diskussion ihre Meinung änderten, sehr geringe Verzerrungen zeigten. Während renitente Personen ihre Position durch extre‐
mere Informationsverzerrungen absichern, scheinen Personen, die sich von einer Gegen‐
position überzeugen lassen, danach Informati‐
onen objektiver einzuschätzen. Stichworte: Entscheidung, Gruppenprozesse, Konsis‐
tenzmaximierung, Informationsverzerrung 12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 – Université du Luxembourg Abstracts Warum erhöhen Video Racing Games die Risikobereitschaft? Peter Fischer Universität Graz, Österreich Vortrag – Arbeitsgruppe Es wurde untersucht, ob und warum Autorenn‐
spiele („video racing games“) die Risikobereit‐
schaft von Personen erhöhen. Vier Studien zeigten, dass der Konsum von Autorennspielen die Risikobereitschaft im Straßenverkehr er‐
höht, risikofördernde Gedanken und Emotio‐
nen aktiviert, den Blutdruck erhöht, sowie Sen‐
sationssuche und positive Einstellungen zu ris‐
kantem Fahrverhalten fördert. Studie 1 zeigte den Grundeffekt und schloss dabei „Demand‐
Effekte“ aus. Die Studien 2 und 3 zeigten, dass der Effekt substanziell über Veränderungen in der eigenen Selbstwahrnehmung als riskante FahrerIn mediiert wird: Die risikofördernden Effekte von Autorennspielen traten nur dann auf, wenn im jeweiligen Autorennspiel das Übertreten von Verkehrsregeln belohnt wurde (Studie 3) und wenn Personen selbst aktiv das Autorennspiel spielten, nicht aber, wenn sie nur passiv einer anderen Person beim Spielen zusahen (Studie 4). Insgesamt zeigt die vorlie‐
gende Forschung, dass der Konsum von Auto‐
rennspielen die Risikobereitschaft im Straßen‐
verkehr fördert und dass hier vor allem Verän‐
derungen im Selbstkonzept einen wichtigen Erklärungsbeitrag liefern. Stichworte: Videospiele ‐ Risikobereitschaft – riskan‐
tes Fahrverhalten – Selbstwahrnehmung Evolution, Balzverhalten und Selbst‐
regulation: Die Aktivierung komplexer motivationaler Orientierungen in romantischen Situationen Arnd Florack1, Malte Friese2
1
Zeppelin University, Friedrichshafen, Deutschland 2
Universität Basel, Schweiz Vortrag – Symposium Im Laufe der Evolution haben sich bei der Part‐
nerwahl unterschiedliche Herausforderungen für Männer und Frauen gestellt. Frauen inves‐
tieren durch Schwangerschaft und intensive Aufzucht der Nachkommen viel in den Nach‐
wuchs. Die Wahl eines wenig unterstützenden Partners oder eines Partners mit ungünstiger genetischer Konstellation im Hinblick auf die Überlebenswahrscheinlichkeit des Nachwuch‐
ses ist daher aus evolutionstheoretischer Sicht 31
mit hohen Kosten verbunden. Umgekehrt ist bei Männern das Investment in den Nach‐
wuchs geringer. Weil Männer zusätzlich der Gefahr ausgesetzt sind, Kinder zu versorgen, die nicht ihr eigenes genetisches Material tra‐
gen, ist für sie die Zeugung möglichst vieler Nachkommen, u.U. mit unterschiedlichen Part‐
nerinnen, adaptiv. Gegenwärtige evolutions‐
psychologische Modelle nehmen daher an, dass sich im Laufe der evolutionären Entwick‐
lung unterschiedliche Strategien der Partner‐
wahl bei Männern und Frauen herausgebildet haben. Wir haben diese Annahme aufgegriffen und die erweiterte Hypothese abgeleitet, dass bei der Anbahnung einer romantischen Situati‐
on Männer einen Promotionfokus und Frauen einen Preventionfokus aktivieren. Nach der Theorie des regulatorischen Fokus sollte die Fokusaktivierung aber nicht nur spezifische Partnerwahlstrategien beeinflussen, sondern einen weiter reichenden Einfluss auf die Selbst‐
regulation haben. Unsere Annahme haben wir in drei Studien untersucht. Die Ergebnisse von Studie 1 legen nahe, dass Männer in Rendez‐
voussituationen eher in promotionorientierter Weise ihre Ziele verfolgen, während Frauen dies eher in preventionorientierter Weise tun. Studie 2 zeigt zudem, dass Männer in einem Rendezvous eher das Erleben promotionbezo‐
gener Emotionen erwarten, während Frauen eher das Erleben preventionbezogener Emoti‐
onen erwarten. Die Ergebnisse von Studie 3 weisen darüber hinaus darauf hin, dass Män‐
ner sich durch die Aktivierung von Gedanken an ein Rendezvous eher auf automatische As‐
soziationen bei der Verhaltenssteuerung stüt‐
zen als Frauen. Vorangehende Forschung hatte gezeigt, dass die Orientierung an automati‐
schen Assoziationen als ein Aspekt experien‐
tieller Informationsverarbeitung eine typische Konsequenz eines aktivierten Promotionfokus ist. Insgesamt stützen die angegebenen Stu‐
dien die Annahme, dass Rendezvoussituatio‐
nen bei Frauen und Männern systematische Unterschiede in der Selbstregulationsstrategie auslösen. Stichworte: Selbstregulation, Regulatorischer Fokus, Evolutionspsychologie, Romantische Beziehungen 12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 – Université du Luxembourg Abstracts 32 Motivationsveränderungen bei Graffiti‐ Sprayern Mandy Forkmann Universität Zürich, Schweiz Vortrag – Arbeitsgruppe Illegales Graffiti‐Sprayen stellt sowohl eine gesetzeswidrige und strafrechtlich verfolgte Handlung als auch einen sozialen und gesell‐
schaftlichen Normenbruch dar. Motivations‐
psychologische Forschung zeigt, dass die Kenntnis der motivationalen Anreizstruktur eines bestimmten Verhaltens und der Anreize, die mit dem Abbruch einer Tätigkeit verbunden sind, wichtige Hinweise zur Vorhersage der Ausstiegsbereitschaft aus der illegalen Spray‐
tätigkeit liefern können. Aus halbstandardisier‐
ten Interviews (N = 10) mit Aussteigern aus der illegalen Sprayszene wurde die Anreizstruktur zum Ausstieg, die Gegenstand der Hauptbefra‐
gung (N = 499) ist, gewonnen. Sechs Faktoren wurden ermittelt, die das Graffiti‐Sprayen inte‐
ressant machen. Die Motivationsveränderung der Produzenten, wurde mittels folgender zwei Dimensionen identifiziert: Aktuelle Motivati‐
onsabnahme und Künftige Legalität. Diese wurden aus insgesamt sechs Anreizen zum Ausstieg aus der illegalen Spraytätigkeit vor‐
hergesagt, wie zum Beispiel Reife/ Bedeutsame Lebensveränderungen, Erreichte Leistungs‐
grenze und Geändertes Sozialnetz. Die Bereit‐
schaft zum Abbruch der illegalen Spraytätigkeit der hier untersuchten Stichprobe nahm mit zunehmender Reife beziehungsweise einem sich ändernden sozialen Umfeld zu. Die vorlie‐
gende Untersuchung zeigte ferner, dass bei einem Teil der Personen eine ausgeprägte Leis‐
tungsthematik zu Grunde liegt. Werden subjek‐
tiv keine Verbesserungen mehr erzielt, sinkt die Motivation zum Sprayen. Diskutiert werden unter anderem Möglichkei‐
ten unerwünschtes Graffiti‐Sprayen einzu‐
dämmen. Die Befunde legen nahe, dass die Eindämmung des Sprayens nicht allein durch die Schaffung von legalen Alternativen gesche‐
hen kann, da die größte Gruppe der hier unter‐
suchten Stichprobe sowohl legal als illegal sprüht (siehe Rheinberg & Manig, 2003). Die Ergebnisse stehen im Einklang mit Befunden der aktuellen Motivationsforschung, die besa‐
gen, dass zur Vorhersage von Verhalten, neben ziel‐ und ergebnisbezogenen Anreizen, jene eine hohe Bedeutsamkeit haben, die aus‐
schließlich im Vollzug der Tätigkeit liegen. Stichworte: Anreiz, Graffiti, Illegal, Motivationsver‐
änderung Erlebte existentielle (Un‐) Gerechtigkeit aufgrund des eigenen Geschlechts und ihre Folgen Tobias Freihardt1, Jürgen Maes1, Julia Schuster1, Tanja Gerlach2
1
Universität der Bundeswehr München, Deutschland; 2
Humboldt‐Universität zu Berlin, Deutschland Vortrag – Arbeitsgruppe Nach der Theorie von Melvin Lerner (1965) hat der Mensch das Bedürfnis, die Welt als gerecht wahrzunehmen, um im täglichen Leben mit Zuversicht, Hoffnung und Vertrauen handeln zu können. Zahlreiche experimentelle Untersu‐
chungen haben bisher gezeigt, dass der Mensch sowohl zu rationalen als auch zu irrati‐
onalen Strategien greift, um seinen Glauben an eine gerechte Welt aufrechterhalten zu können. Eine Gefährdung des Gerechte‐Welt‐Glaubens bspw. durch verstärktes Ungerechtigkeits‐
erleben kann negative Folgen für die psychi‐
sche oder physische Gesundheit nach sich zie‐
hen (vgl. Dalbert, 1996). Einigkeit besteht dar‐
über, dass (Un‐)Gerechtigkeitsbewertungen aufgrund der Verteilung bzw. dem Entzug von Gütern, von positiv bewerteten Symbolen, von Privilegien und Rechten, sowie von Positionen entstehen können (Maes, Schmal & Schmitt, 2001). Ob ein Mensch auch aufgrund von existentiel‐
len Gegebenheiten, welche nicht durch den Menschen kontrolliert oder verändert werden können, (Un‐)Gerechtigkeitsempfindungen wahrnehmen kann und welche Auswirkungen derartige Empfindungen haben, wurde in der vorliegenden Studie anhand der existentiellen Gegebenheit Geschlecht untersucht. Die Untersuchung erfolgte mit Hilfe des Online‐
umfrage‐Tools Unipark. In einem Befragungs‐
zeitraum von ca. sechs Wochen im Spätsom‐
mer 2008 konnten 484 Versuchspersonen, da‐
von 273 Frauen und 211 Männern, akquiriert werden. Exploratorische Faktorenanalysen legen eine differenzierte Betrachtung von (Un‐)Gerechtig‐
keitsempfindungen aufgrund des Geschlechts nahe. Frauen werden Vorteile im Kontext von Beziehungen und Partnerschaften unterstellt, Männern hingegen werden immer noch Vortei‐
le im Kontext von Beruf und hinsichtlich der Möglichkeiten der Selbstverwirklichung zuge‐
sprochen. Multiple Regressionsanalysen zeigten, dass bei Männern Selbstwert und habituelles Wohlbe‐
finden vorwiegend durch die Orientierung an 12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 – Université du Luxembourg Abstracts normativen Geschlechtsrollen und die eigene Passung auf das jeweilige Rollenbild prädiziert werden, wohingegen bei Frauen vor allem ver‐
schiedene geschlechtsspezifische (Un‐)Gerech‐
tigkeitsempfindungen bei der Vorhersage von Selbstwert, allgemeiner Lebenszufriedenheit und Stimmungsniveau eine Rolle spielen. In‐
nerhalb der männlichen Stichprobe konnten nur aufgrund der erhobenen geschlechtsrele‐
vanten Faktoren fast 20 % der Varianz des Selbstwerts erklärt werden. Innerhalb der weiblichen Stichprobe war die Aufklärungsrate durch die erfassten Prädiktoren erheblich nied‐
riger. Stichworte: Gerechte‐Welt‐Glaube, Ungerechtig‐
keitssensibilität, Existentielle Gerechtigkeit, Ge‐
schlecht, Geschlechtsstereotype Warum leisten manche Bürger gegenüber Reformen Widerstand und andere nicht? Ungerechtigkeitssensibilität als Prädiktor für Widerstand Dieter Frey1, Eva Traut‐Mattausch1, Eva Jonas2
1
Ludwig‐Maximilians‐Universität München, Deutsch‐
2
land; Universität Salzburg, Österreich Vortrag – Symposium Politiker sind regelmäßig konfrontiert mit einer Vielzahl an Bürgern, die von Experten empfoh‐
lene Reformvorhaben ablehnen. Darüber hin‐
aus zeigen einzelne Bürger auch deutlichen Widerstand gegenüber Veränderungen, wäh‐
rend andere sich mit Reformen arrangieren. Daher stellten wir uns die Frage, durch welche Disposition, Widerstand gegenüber Verände‐
rungen vorhergesagt werden kann. Wir vermu‐
teten, dass die Opfer‐Ungerechtigkeits‐
sensibilität (Opfer‐US; Schmitt et al., 2005) ein wichtiger Prädiktor sein könnte. Wir nahmen an, dass Bürger, die eine hohe Opfer‐US auf‐
weisen, mehr Widerstand gegenüber Verände‐
rungen durch Reformen zeigen. In insgesamt drei Studien haben wir unsere Hypothese überprüft. In der ersten Studie wurden Ärzte zu ihren Reaktionen hinsichtlich der Gesundheitsreform befragt. Es zeigte sich, dass je höher die Opfer‐US bei den Ärzten aus‐
geprägt war, um so mehr reagierten sie mit Widerstand (d. h. sie zogen eher eine Praxis‐
schließung in Betracht, konnten eher Kollegen verstehen, die ihre Kassenzulassung zurückge‐
ben oder die gesetzliche Grenzen ausloten, um finanzielle Schäden zu vermeiden). Diesen Zu‐
sammenhang konnten wir in einer zweiten 33
Studie replizieren. Es zeigte sich, dass je höher die Opfer‐US bei Studierenden ausgeprägt war, umso mehr reagierten sie mit Widerstand ge‐
genüber der Einführung von Studiengebühren (d. h. sie gaben eher an, ihr Studierverhalten anzupassen, um finanzielle Schäden zu vermei‐
den sowie Studierende zu verstehen, die schummeln, um schneller durch das Studium zu kommen). Während wir in den ersten bei‐
den Studien das Ausmaß an Opfer‐US mit einer Skala sowie Verhaltensintentionen erfassten, manipulierten wir in der dritten Studie das Ausmaß an Opfer‐US mittels einer Priming‐
Prozedur und untersuchten die Auswirkung dieser Manipulation auf Widerstandsverhalten. Es zeigte sich, dass Studierende nach dem Op‐
fer‐US‐Prime signifikant eher einen Flyer mit‐
nahmen, der sie über Aktivitäten und Partizipa‐
tionsmöglichkeiten einer studentischen Initiati‐
ve gegen Studiengebühren informierte. Des Weiteren konnten wir in allen drei Studien de‐
monstrieren, dass Reaktanz den Zusammen‐
hang zwischen Opfer‐US und Widerstand ge‐
genüber Veränderungen mediiert. Theoreti‐
sche und praktische Implikationen unserer Er‐
gebnisse werden im Vortrag diskutiert. Stichworte: Ungerechtigkeitssensibilität, Widerstand gegenüber Veränderungen, Reaktanz Welche Henkersmahlzeit darf’s denn sein? Gedanken an den eigenen Tod beeinflussen die Bewertung und den Konsum von Lebensmitteln Malte Friese1, Wilhelm Hofmann2
1
Universität Basel, Schweiz; 2Julius‐Maximilians‐
Universität Würzburg, Deutschland Vortrag – Symposium Die Terror Management Theorie postuliert, dass Menschen die eigene Kultur verteidigen, wenn sie an ihren Tod erinnert werden. Trotz umfangreicher Forschung zur Terror Manage‐
ment Theorie gibt es wenig Evidenz für Effekte der Verteidigung der eigenen Kultur im Hinblick auf Konsumentenprodukte und tatsächliches Konsumentenverhalten wie den Verzehr von Lebensmitteln. In zwei Studien testeten wir die Hypothese, dass Mortalitätssalienz zu einer ausgeprägteren Präferenz einheimischer Pro‐
dukte relativ zu Produkten aus einer fremden Kultur führt. Die Probanden testeten einen einheimischen und einen fremden Softdrink (Studie 1) bzw. einheimische und fremde Scho‐
kolade. Wie erwartet, führte Mortalitätssalienz zur Verteidigung der eigenen Kultur durch eine 12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 – Université du Luxembourg Abstracts 34 besonders stark ausgeprägte Präferenz ein‐
heimischer gegenüber fremden Produkten. Dieser Effekt zeigte sich im Hinblick auf (a) die Bewertung als auch (b) die Verzehrmenge der Produkte. Studie 2 lieferte darüber hinaus Evi‐
denz für die Annahme, dass die Beschäftigung mit dem eigenen Tod Selbstregulationsressour‐
cen beansprucht. Wie erwartet verließen sich Personen in dieser Bedingung stärker auf ihre automatischen Assoziationen zu Schokolade bei der Steuerung ihres Verzehrverhaltens als Probanden, die sich mit einem Kontrollthema beschäftigt hatten. Dieser Effekt wurde nicht moderiert durch die Herkunft der Produkte. Dies deutet darauf hin, dass es sich um einen allgemeinen Effekt der Mortalitätssalienz han‐
delt, unabhängig von der Verteidigung der ei‐
genen Kultur. Stichworte: Terror Management Theorie, Konsu‐
mentenverhalten, Produktbewertung, Selbstregula‐
tion, implizite Maße Worldview oder Gruppe – Wer schützt vor dem Sensenmann? Immo Fritsche Friedrich‐Schiller‐Universität Jena, Deutschland Vortrag – Symposium Die Erinnerung an die eigene Sterblichkeit kann einerseits die Intoleranz gegenüber Anders‐
denkenden und sozialer Abweichung erhöhen und andererseits die Identifikation mit sozialen Eigengruppen und deren Favorisierung in In‐
tergruppenvergleichen. Dies zeigen experimen‐
telle Forschungen zur Terror‐Management‐
Theorie (z. B. Solomon, Greenberg & Pyszc‐
zynski, 2004). Diese Befunde wurden als Beleg dafür aufgefasst, dass die Verteidigung kultu‐
reller Weltsichten dazu beiträgt, das Auftreten paralysierenden Schreckens („Terror“) ange‐
sichts der Unvermeidbarkeit des eigenen Todes zu verhindern. Zahlreiche jüngere Arbeiten betonen hingegen die eigenständige Rolle von Gruppenzugehörigkeit für den Umgang mit existenzieller Bedrohung. In diesem Vortrag werden beide Ansätze vorgestellt und es wird untersucht, ob Phänomene kultureller Welt‐
sichtverteidigung nach Mortalitätssalienz sich ebenfalls durch Mechanismen gruppenbasier‐
ten Bedrohungscopings erklären lassen. Dar‐
über hinaus wird diskutiert, welche Eigenschaf‐
ten soziale Eigengruppen aufweisen sollten, um Bedrohung effektiv zu puffern. Diese Fra‐
gestellungen werden anhand von Beispielen aus der eigenen experimentellen Forschung erörtert. In Studie 1 konnte gezeigt werden, dass Mortalitätssalienz die Identifikation mit der eigenen Arbeitsorganisation dann erhöhte, wenn Arbeitnehmer vorher über die Homoge‐
nität und Handlungsfähigkeit ihrer Organisati‐
on nachgedacht hatten, nicht jedoch, wenn Heterogenität und geringe Handlungsfähigkeit salient waren. Diese Befunde zu moderieren‐
den Gruppeneigenschaften wurden in Studie 2 ergänzt. Hier ließ sich zeigen, dass Mortalitäts‐
salienzeffekte auf ingroup bias von der wahr‐
genommenen kulturellen Kontinuität der Ei‐
gengruppe (experimentell manipuliert) abhin‐
gen. In Studie 3 erwies sich die nach Mortali‐
tätssalienz erhöhte Abwertung von individuel‐
len Straftätern als abhängig von deren Grup‐
penzugehörigkeit. Diese Ergebnisse werden vor dem Hintergrund eines integrativen Ansatzes zur gruppenbasierten Kontrollrestauration nach existenzieller Bedrohung diskutiert. Stichworte: Soziale Motivation, Gruppen, Intergrup‐
penbeziehungen, Terror Management Flow‐Erleben, die autotelische Persön‐
lichkeit und subjektives Wohlbefinden: Eine Anwendung der Day Reconstruction Method Anna Frommherz, Johannes Keller Universität Mannheim, Deutschland Vortrag – Symposium Ziel der vorliegenden Studie war es, eine neue Erhebungsmethode für die Flow‐Forschung zu erschließen und einigen interessanten Fragen nachzugehen, die in diesem Forschungsgebiet bislang offen geblieben sind. Eine Stichprobe von 103 arbeitstätigen Erwachsenen wurde an einem Arbeitstag und einem freien Tag mit Hilfe der Day Reconstruction Method (DRM) untersucht. Zu jeder Episode an diesen Tagen berichteten die Untersuchungspersonen ver‐
schiedene Affekte sowie Aspekte des Flow‐
Erlebens. Zusätzlich wurde eine Reihe von Per‐
sönlichkeitsvariablen erfasst. Neben der erst‐
maligen Anwendung der DRM im Rahmen der Flow‐Forschung zielte die Studie darauf ab, das in der Literatur diskutierte „Paradox der Ar‐
beit“ (Csikszentmihalyi & LeFevre, 1989; Schallberger & Pfister, 2001) zu untersuchen. Dieses Paradox ist dann gegeben, wenn Perso‐
nen während der Arbeit häufiger positives Er‐
leben berichten als während der Freizeit, aber dennoch die Freizeit der Arbeit vorziehen. Bis‐
lang liegen nur wenige empirische Befunde vor, die dieses Paradox untermauern. Darüber hin‐
12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 – Université du Luxembourg Abstracts aus sollten neue Erkenntnisse über die zum Flow‐Erleben neigende „autotelische Persön‐
lichkeit“ gewonnen werden und die Rolle des Flow‐Erlebens hinsichtlich des subjektiven Wohlbefindens analysiert werden. Die Ergebnisse zeigen, dass die DRM als Erhe‐
bungsinstrument im Rahmen der Flow‐
Forschung gut geeignet ist. Zudem ergaben sich deutliche Hinweise, dass das „Paradox der Arbeit“ ein Methodenartefakt vorangegange‐
ner Forschungen sein könnte. Des Weiteren zeigte sich, dass Handlungsorientierung, Extra‐
version, Neurotizismus, internale Kontrollüber‐
zeugung und Selbstkontrolle relevante Persön‐
lichkeitsmerkmale im Kontext des Flow‐
Erlebens darstellen. Dabei konnten Belege für die Annahme nachgewiesen werden, dass die bereits häufiger dokumentierten Zusammen‐
hänge zwischen den genannten Persönlich‐
keitsmerkmalen und dem subjektive Wohlbe‐
finden zumindest partiell auf interindividuelle Unterschiede im Flow‐Erleben zurückgeführt werden können. 35
sere Ergebnisse werden dahingehend diskutiert, wie man durch Optimierung von Self‐Manage‐
ment‐Strategien Interaktionen in Teams besser gestalten und somit zu einem besseren Klima beitragen kann. Stichworte: Self‐Leadership, Self‐Management, Teamklima Stichworte: Flow‐Erleben, subjektives Wohlbefinden Der Einfluss von Self‐Leadership auf das Teamklima Marco Furtner, Gerald Kolar, John F. Rauthmann Universität Innsbruck, Österreich Poster
Das Teamklima, welches durch die Interaktion von Mitgliedern eines Teams untereinander zustande kommt, wird mitunter auch von indi‐
viduellen Dispositionsvariablen bestimmt. Self‐
Leadership (Dimensionen: verhaltensfokussier‐
te Strategien, natürliche Belohnungsstrategien, Strategien zur Entwicklung konstruktiver Ge‐
dankenmuster) sollte dabei ein wichtiger Fak‐
tor für ein gutes Teamklima sein, da insbeson‐
dere verhaltensfokussierte Strategien und Stra‐
tegien zur Entwicklung konstruktiver Gedan‐
kenmuster dazu beitragen könnten. N = 50 Personen wurden in einer Online‐Studie unter‐
sucht, in welcher sie soziodemografische und Organisationsdaten lieferten und den deut‐
schen Revised Self‐Leadership Questionnaire (Houghton & Neck, 2002) sowie das Teamklima Inventar (Brodbeck, Anderson, & West, 2000) ausfüllten. Durch Korrelationsstatistiken sowie hierarchisch‐lineare Regressionsanalysen wird der Einfluss von Self‐Leadership als Globalmaß sowie seiner verschiedenen Dimensionen und Subskalen auf das Teamklima untersucht. Un‐
12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 – Université du Luxembourg Abstracts 36 Communal Narcissism G Gender representation in language: When beauticians, musicians and mechanics remain men 1
2
2
Ute Gabriel , Pascal Gygax , Oriane Sarrasin , Alan Garnham3, Jane Oakhill3
1
NTNU, Norwegen; 2Universität Fribourg, Schweiz; 3
University of Sussex, Vereinigtes Königreich Vortrag – Arbeitsgruppe Based on research by Gygax, Gabriel, Sarrasin, Oakhill and Garnham (2008), we examined the influence of pronouns on the mental represen‐
tation of gender when encountering role names. Gygax et al. (2008) showed that read‐
ers form a mental representation based on grammatical gender in French and German (i.e., masculine supposedly interpretable as a ge‐
neric form), but based on gender stereotypical information in English. Modifying their stimulus material by adding further grammatical cues significantly altered the role name’s grammati‐
cal influence in German, where the pronoun carried mismatching grammatical cues to the role name (i.e., sie), but not in French, where the pronoun matched the role name’s gram‐
matical cues (i.e., ils). Thus, mismatching grammatical cues seem to have a distractive, while matching cues seem to have no cumula‐
tive impact. To explore whether participants’ attitudes to‐
ward women would moderate the effects of stereotypical information Modern Sexism (Swim et al., 1995) was assessed. For the Eng‐
lish sample we found that participants’ repre‐
sentations were more in line with the gender stereotypicity of the role names if they scored high on Modern Sexism. Neither in French nor in German did we find effects relevant to the sexism variable. This might be due to sexism interfering with the interpretation of the mas‐
culine as generic in different ways. Stichworte: Gender, Stereotype, Sprache, Mentale Repräsentation, Modern Sexism Jochen E. Gebauer1, Constantine Sedikides1, Bas 2
3
Verplanken , Gregory R. Maio
1
University of Southampton, Vereinigtes Königreich; 2
University of Bath, Vereinigtes Königreich; 3Cardiff University, Vereinigtes Königreich Vortrag – Symposium Menschen streben nach Selbstwert. Manche mehr, andere weniger. Narzissten sind „Super‐
Streber“ wenn es um Selbstwert geht. Narziss‐
ten lassen keine Gelegenheit ungenutzt um Selbstwert zu erhöhen. Allerdings beschränkt sich dies nur auf Gelegenheiten im Agency‐, nicht im Communion‐Bereich: Narzissten ver‐
schaffen sich einen „Selbstwert‐Kick“ indem sie angeben intelligenter, durchsetzungsfähiger und erfolgreicher (alles Agency) zu sein als sie das wirklich sind. Narzissten überhöhen sich hingegen nicht bezüglich ihrer Hilfsbereitschaft, Führsorglichkeit und Moralität (alles Commu‐
nion). Aus diesem Grund sind sich Forscher einig: Narzissmus ist auf den Agency‐Bereich beschränkt. Wir argumentieren dass diese Ergebnisse auf zwei Gründe zurückgehen: (a) Die einschlägige Forschung erfasst Narzissmus ausschließlich mit dem Narcissistic Personality Inventory (NPI). (b) Das NPI erfasst ausschließlich Narzissmus im Agency‐Bereich. Ist es daher möglich, dass Narzissmus auch im Communion‐Bereich existiert aber bisher nicht erfasst wurde? Teilnehmer listeten ihre „grandiosen Selbst‐
Gedanken“ auf. Grandiose Selbstgedanken wurden nicht nur im Agency‐ („Ich werde der zweite Albert Einstein.“), sondern auch im Communion‐Bereich („Ich werde die zweite Mutter Teresa.“) berichtet. Das NPI korrelierte mit den grandiosen Selbstgedanken im Agency‐, nicht aber im Communion‐Bereich. Wir nutzen diese grandiosen Selbstgedanken im Commu‐
nion‐Bereich zur Konstruktion des Communal Narcissism Inventory (CNI). Das CNI ist orthogonal zum NPI, reliabel und valide. Agentic Narcissists (NPI‐Narcissists) und Communal Narcissists (CNI‐Narcissists) besit‐
zen das gleiche narzisstische Verlangen nach Selbstwert, Selbstfokus, Macht, Dominanz und bevorzugter Behandlung. Agentic und Commu‐
nal Narcissists unterscheiden sich jedoch darin wie sie versuchen dieses narzisstische Verlan‐
gen zu befriedigen. Agentic Narcissists nutzen ausschließlich den Agency‐Bereich zur narziss‐
tischen Selbstüberhöhung. Communal Narcis‐
12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 – Université du Luxembourg Abstracts sists hingegen nutzen den Communion‐Bereich: Sie überschätzen sich bezüglich ihrer Hilfsbe‐
reitschaft, Ehrlichkeit, Moralität, Beschieden‐
heit usw. Wie auch Agentic Narcissists, sind Communal Nacrissists psychisch gesund. Wie bei Agentic Narcissists geht dies auch bei Communal Narcissists auf ihren erhöhten ex‐
pliziten Selbstwert zurück. Außerdem besitzen Agentic und Communal Narcissists nicht nur einen erhöhten expliziten Selbstwert sondern auch einen leicht erhöhten impliziten Selbst‐
wert. Stichworte: Narzissmus, Agency, Communion, Selbstwert, Selbstwerterhöhung Lebenszufriedenheit im kulturellen Kontext Petia Genkova Universität Passau, Deutschland Vortrag – Arbeitsgruppe In einer kulturvergleichenden Studie (China, Deutschland, Frankreich und Bulgarien) wurde überprüft, inwieweit sich die kulturellen Mus‐
ter (Patterns) auf die subjektive Lebenszufrie‐
denheit auswirken. Als kulturelle Patterns wur‐
den Individualismus / Kollektivismus und die Ausprägung der autoritären Einstellungen ein‐
bezogen. Die Ergebnisse zeigen, dass sowohl kulturspezi‐
fische als auch kulturübergreifende Tendenzen vorhanden sind. Eine paradiesische Vorstellung, was Glück ausmacht, existiert kulturübergrei‐
fend, jedoch sind ihre Inhalte kulturspezifisch. Die subjektive Kultur und der Selbstwert wur‐
den kulturübergreifend als Moderatoren für die subjektive Lebenszufriedenheit ermittelt. Dagegen üben Leistung und Gemeinschaft nur kulturspezifisch einen Einfluss auf die Lebens‐
zufriedenheit aus. Stichworte: Lebenszufriedenheit, Kulturvergleich, Individualismus / Kollektivismus 37
Der Einfluss von Bindungsrepräsentationen und der Aktivierung des Bindungssystems auf die visuelle Wahrnehmung bindungs‐
relevanter Stimuli Willi Geser, Marco Furtner, Pierre Sachse Universität Innsbruck, Österreich Vortrag – Arbeitsgruppe In der Bindungsforschung wird angenommen, dass Bindungsrepräsentationen einen Einfluss auf die soziale Wahrnehmung haben: ein ängstlich‐ambivalenter Bindungsstil führt zu einer schnelleren, ein vermeidender Bindungs‐
stil zu einer verlangsamten Wahrnehmung bin‐
dungsrelevanter Stimuli. In mehreren Studien konnte ein Zusammenhang zwischen Bin‐
dungsstil und diversen Aspekten der Wahr‐
nehmung, wie Wahrnehmungsgeschwindigkeit und ‐schwelle, Aufmerksamkeit, Vigilanz, Emo‐
tionserkennen etc. festgestellt werden. In un‐
serem Experiment wird untersucht, ob zwi‐
schen Bindungsrepräsentationen und der Ver‐
arbeitung von bildlichen Darstellungen bin‐
dungsrelevanter Szenen ein Zusammenhang besteht oder ob Bindungsrepräsentationen erst dann einen Einfluss haben, wenn das Bin‐
dungssystem – beispielsweise durch Priming – aktiviert wird. An der Untersuchung nahmen 161 Personen teil. In einem „scambled senten‐
ce test“ wurden 80 Pbn mittels bindungsrele‐
vanter Begriffe und 81 Pbn mittels neutraler Begriffe geprimt. Im Anschluss daran wurden sie aufgefordert, eine Serie von Fotos zu be‐
trachten, von denen einige bindungsspezifische Szenen enthielten. Dabei wurde die visuelle Aufmerksamkeitsausrichtung mittels Eye‐
Tracking erfasst. Die Erhebung der Bindungs‐
repräsentationen erfolgte mittels Fragebögen. Priming‐ und Kontrollgruppe unterscheiden sich nicht hinsichtlich der Ausprägung der Ver‐
arbeitungsdauer, Anzahl und Dauer der Fixati‐
onen und Anzahl der Bildzugriffe. Jedoch be‐
stehen unter der Primingbedingung signifikan‐
te Zusammenhänge zwischen einer vermei‐
denden Bindungsorientierung und diversen Parametern visueller Aufmerksamkeitsausrich‐
tung. Stichworte: Bindung, soziale Wahrnehmung, Pri‐
ming 12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 – Université du Luxembourg Abstracts 38 Multiple identities and stereotype threat Ilka Gleibs University of Exeter, Vereinigtes Königreich Vortrag – Arbeitsgruppe Stereotype threat refers to the risk of confirm‐
ing a negative stereotype about one's group (Steele & Aronson, 1995). The presence of stereotype threat has been shown to under‐
mine performance, thereby (ironically) increas‐
ing the likelihood of stereotype confirmation. Research has begun to identify means of re‐
ducing stereotype threat effects—for example through presenting positive ingroup role‐
models, and thus restoring the self‐worth of the stigmatized individual. One additional strategy might be to draw on alternative self‐
identities to avoid stereotype threat effects. Although individuals typically belong to multi‐
ple social groups (women, student, athlete), these social identities can overlap (entailing congruent stereotypes) or they can be or‐
thogonal (entailing contradicting stereotypes). In the latter situation, it might be possible for individuals to emphasize one positive stereo‐
type (Asian’s are good at maths) to discount the negative effects of another (Women are bad at maths), thereby minimizing stereotype threat effects on performance (i.e., perform‐
ance on a maths test). Recently, Gonzales et al. (2005) demonstrated that memberships in multiple devaluated groups can indeed have an interactive effect on task performance. Along these lines, we argue that the accessibility of alternative, non‐threatened social identities can buffer against the stereotype threat effects. Data will be discussed that speak to this hy‐
pothesis. Stichworte: social identity, stereotype threat gehen beeinflusst, dass zunächst positive und danach erst negative Attribute dieses Objekts abgerufen werden. Das allgemeinere Parallel Constraint Satisfaction Modell (Glöckner & Betsch, 2008) postuliert, dass Entscheidungen auf automatischen Prozessen der Konsistenz‐
maximierung basieren. Eine der am besten empirisch gestützten Vorhersagen des Modells ist, dass Attribute eines Objekts durch bidirek‐
tionale Aktivierung zwischen Optionen und Attributen systematisch auf‐ und abgewertet werden. Es wird argumentiert, dass dieser fun‐
damentale Prozess, der sowohl gestaltpsycho‐
logischen als auch dissonanztheoretischen Modellen zugrunde liegt, den Endowment Ef‐
fekt einfacher und umfassender erklären kann als Query Theorie. In drei Studien testen wir die beiden Erklärungsansätze empirisch gegen‐
einander und zeigen, dass a) der Besitztums Effekt auf Preisfestlegungen maßgeblich durch Veränderungen in der Bewertung von Attribu‐
ten mediiert wird (durch sogenannte Coheren‐
ce Shifts), b) die Reihenfolge von Gedächtnis‐
abrufen und der Besitztums‐Status voneinan‐
der unabhängige Preise beeinflussen und c) der durch Instruktion induzierte Gedächtnisabruf‐
Effekt deutlich kleiner ist als der Endowment Effekt. Stichworte: Endowment Effekt, Parallel Constraint Satisfaction, Coherence Shifts, Entscheidungen Ist der Wertekreis auch in den Köpfen der Menschen? Eine empirisch gestützte Übertragung des Circumplex‐Modells der Werte auf individuelle Werteprofile Tobias Gollan, Erich H. Witte Universität Hamburg, Deutschland Vortrag – Arbeitsgruppe Werden Endowment Effekte durch bidirektionale Aktivierung verursacht? Ein empirischer Test der Query Theorie ge‐
gen das Parallel Constraint Satisfaction Mo‐
dell der Entscheidung Andreas Glöckner, Janet Kleber Max‐Planck‐Institut zur Erforschung von Gemein‐
schaftsgütern, Deutschland Vortrag – Arbeitsgruppe Die Query Theorie (Johnson, Häubl, & Keinan, 2007) erklärt die Entstehung von Endowment Effekten damit, dass der Besitz eines Objekts die Reihenfolge von Gedächtnisabrufen dahin‐
Das Circumplex‐Modell der Werte von Schwartz (1992; Adv. in exp. soc. psych., Vol. 25) hat die empirische Werteforschung in der letzten Dekade nachhaltig stimuliert. Kernan‐
nahme des Modells ist, dass individuelle Wert‐
orientierungen in einem dynamischen System miteinander unterschiedlich kompatibler Wert‐
typen repräsentiert sind. In sämtlichen Arbei‐
ten zum Circumplex‐Modell werden die (In‐) Kompatibilitäten als Kovariation von Wertprä‐
ferenzen über Individuen aufgefasst; die Wich‐
tigkeit einer Werteinschätzung ergibt sich da‐
bei relativ zu der Einschätzung desselben Wer‐
tes bei den anderen Individuen der Stichprobe. In dieser Arbeit wird eine alternative Auffas‐
sung der (In‐) Kompatibilitäten zwischen Wer‐
12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 – Université du Luxembourg Abstracts ten entwickelt, welche statt der Kovariation der Präferenzen über Individuen die intraindi‐
viduelle Präferenzähnlichkeit zugrunde legt. Diese alternative Auffassung des Circumplex‐
Modells ermöglicht, die dynamische Struktur der Werte nicht nur als Charakteristik einer Population, sondern auch als die eines Indivi‐
duums zu betrachten. Zur Überprüfung, ob die alternative Konzeption des Circumplex‐Modells empirisch gestützt ist, wird anhand der Daten des EuropeanSocialSur‐
vey (3rd round, N = 29712 aus 17 europäischen Ländern; nahezu repräsentative Stichproben) untersucht, a) inwieweit die Struktur des Cir‐
cumplex‐Modells auch in individuellen Werte‐
profilen repräsentiert ist, b) hinsichtlich wel‐
cher Charakteristika sich Individuen, deren Profil gut repräsentiert ist, von „nicht‐
repräsentierten“ Individuen unterscheiden, und c) ob für die nicht‐repräsentierten Indivi‐
duen eine zum Circumplex‐Modell alternative intraindividuelle Wertestruktur identifiziert werden kann. Die Analysen zeigen: Das Circumplex‐Modell stellt eine gute Repräsentation der Werteprofi‐
le von über 70% der Individuen dar; die „nicht‐
repräsentierten“ unterscheiden sich von den „repräsentierten“ Individuen systematisch in ihrem Wertepräferenzmuster, insbesondere bezüglich Leistungs‐ und Hedonismus‐Werten; mithilfe strukturanalytischer Verfahren (MDS) können alternative Strukturen für die Nicht‐
Repräsentierten identifiziert werden, diese Strukturen sind jedoch nicht erklärungsstärker und im Sinne von Einfachheit (parsimony) bes‐
ser als das ursprüngliche Circumplex‐Modell. Das Circumplex‐Modell der Werte von Schwartz, so wird argumentiert, hat somit auch in seiner alternativen Konzeption Gültigkeit und kann auf individuelle Werteprofile über‐
tragen werden. Aus sozial‐ und persönlich‐
keitspsychologischer Perspektive werden ab‐
schließend Vor‐ und Nachteile der alternativen gegenüber der ursprünglichen Konzeption er‐
örtert. Stichworte: Werte, Circumplex‐Modell, Wertekreis, Methodik 39
Strafe muss sein − aber wie(so)? Strafhärteurteile und Präferenzen für Strafziele im internationalen Vergleich Mario Gollwitzer Universität Koblenz‐Landau, Deutschland Vortrag – Arbeitsgruppe Die Frage, welche Formen und Ziele von Be‐
strafung Menschen für mehr oder weniger ge‐
recht halten, welche Strafhärten sie im Einzel‐
fall angemessen finden und auf welche psycho‐
logischen Grundlagen und Funktionen sich das Bedürfnis nach Strafe zurückführen lässt, wur‐
de bislang hauptsächlich im US‐amerikanischen Kulturraum untersucht. Unklar ist, inwiefern sich die Befunde dieser Forschung auch auf den europäischen Kulturraum übertragen lassen. Die hier vorzustellende Studie untersucht sys‐
tematische Länderunterschiede in Bezug auf Strafhärteurteile und Strafformpräferenzen an‐
hand repräsentativer Stichproben (N = 300 pro Land) aus den USA, Kanada und Deutschland. Den Teilnehmenden wurden insgesamt 19 kri‐
minelle Szenarien vorgelegt, zu denen sie je‐
weils – sowohl in konkreter (Dauer einer Ge‐
fängnisstrafe) als auch in abstrakter Form (Ra‐
tingskala) – ein Urteil bezüglich einer angemes‐
senen Strafe fällen sollten. Zusätzlich sollten sie einschätzen, welche Urteile der typische US‐Amerikaner, der typische Kanadier und der typische Deutsche fällen würde (Auto‐ und Heterostereotype). Außerdem wurden poten‐
zielle Prädiktoren des Strafhärteurteils sowie Präferenzen für bestimmte Strafziele (Vergel‐
tung, Abschreckung, Rehabilitation) erhoben. Ergebnisse: (1) US‐Amerikaner und Kanadier befürworten bei den meisten Taten härtere Strafen als Deutsche, und zwar sowohl auf ei‐
ner konkreten als auch auf einer abstrakten Skala. Allerdings fällen US‐Amerikaner in Fällen, in denen die Straftat durch Selbstverteidigung oder Rache motiviert war, mildere Strafurteile. (2) US‐Amerikaner glauben, der typische Deut‐
sche fälle härtere Strafurteile als sie selbst; das umgekehrte Muster zeigt sich in der deutschen Stichprobe. (3) Präferenzen für Strafziele wer‐
den differenziell vorhergesagt durch Autorita‐
rismus, wahrgenommene Wertebedrohung, soziale Interdependenz und Identifikation mit dem eigenen Land. Die Befunde werden im Hinblick auf ihre Bedeutsamkeit für die sozial‐ und rechtspsychologische Strafbedürfnisfor‐
schung sowie im Hinblick auf mögliche Gründe für die gefundenen Länderunterschiede disku‐
tiert. 12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 – Université du Luxembourg Abstracts 40 Stichworte: Gerechtigkeit, Strafurteile, interindivi‐
duelle Unterschiede, Ländervergleich Beispiel der Bindungsstile – Befunde aus insge‐
samt 9 Fragebogenstudien (gesamt N = 1600). Politisierung kollektiver Identität von russischen Migranten in Deutschland Entsprechende Fragebögen wurden in Hindi, ins Arabische und in Farsi übersetzt und deren Reliabilität, konvergente und diskriminante Validität überprüft. Lediglich bei der Version in Hindi treten Probleme auf, nicht aber in einer Untersuchung in Indien in englischer Sprache. Olga Grabow, Bernd Simon Christian‐Albrechts‐Universität zu Kiel, Deutschland Vortrag – Arbeitsgruppe Die Studie untersuchte die Rolle kollektiver Identifikationsprozesse bei der Politisierung von russischen Migranten in Deutschland. Ba‐
sierend auf der Annahme, dass politisierte kol‐
lektive Identität eine duale Identität ist, de‐
monstrierten die Autoren, dass eine duale Identität, sowohl als Russe als auch als Deut‐
scher, positiv mit der Politisierung unter Mit‐
gliedern der russischen Minderheit in Deutsch‐
land zusammenhängt. Dieser Zusammenhang blieb auch dann erhalten, wenn der Einfluss von soziodemographischen Daten, politischen Aktivitäten in der Vergangenheit und anderen Formen der kollektiven Identität statistisch kontrolliert wurde. Zusätzlich moderierte die wahrgenommene schlechte Behandlung von russischen Migranten in Deutschland den Zu‐
sammenhang zwischen dualer Identität und Politisierung. Dies steht im Einklang mit der theoretischen Annahme, dass die Entwicklung von politisierter kollektiver Identität eine hohe Bewusstheit von geteilter Benachteiligung er‐
fordert. Schließlich hing duale Identität mit dem Streben zusammen, sich nur gewaltfrei politisch zu beteiligen, und nicht mit gewalttä‐
tigen politischen Aktionen. Stichworte: Duale Identität, Migration, Politisierung, Gewalt Die deutschen Befragten zeigen die größte Bindungssicherheit, jedoch die geringste Be‐
ziehungszufriedenheit. Im Vergleich zur deut‐
schen Stichprobe ist die ängstliche Bindung im Iran und in Saudi‐Arabien höher ausgeprägt, in Indien auch die vermeidende Bindung. In allen Ländern außer in Saudi‐Arabien ist die ängstliche Bindung ein besserer Prädiktor der Zufriedenheit als die vermeidende. In Saudi‐
Arabien ist die vermeidende Bindung beson‐
ders gering ausgeprägt, korreliert aber höher (negativ) als in allen anderen Ländern mit der Zufriedenheit. Im Iran konnte kein Unterschied zwischen ar‐
rangierten und nicht arrangierten Ehen in der Zufriedenheit und der Bindungssicherheit fest‐
gestellt werden, allerdings sind die Personen zufriedener und sicherer gebunden, deren El‐
tern ihre Präferenzen bei der Partnerwahl be‐
rücksichtigen. Stichworte: arrangierte Ehen, Bindungsstil, Ehe‐
zufriedenheit Implizit dagegen: Implizite Reaktanz und die Legitimität von Freiheitseinschränkungen Verena Graupmann, Eva Jonas Universität Salzburg, Österreich Vortrag – Symposium Bindungsstile und Beziehungszufriedenheit in Deutschland, Indien, Saudi‐Arabien und dem Iran Ina Grau, Rainer Banse Rheinische Friedrich‐Wilhems‐Universität Bonn, Deutschland Vortrag – Symposium In einer interkulturellen Studie in vier Ländern wurden Determinanten der Beziehungsqualität in arrangierten Ehen und Wahlheiraten unter‐
sucht. Während in Indien und Saudi‐Arabien arrangierte Ehen die Regel sind, koexistieren beide Formen im Iran. Vorgestellt werden – am Müssen Freiheitseinschränkungen illegitim sein, um Reaktanz auszulösen? Die Annahme, dass es eine grundlegende Motivation ist, die eigene Freiheit zu erhalten, legt nahe, dass sowohl legitime als auch illegitime Freiheitseinschrän‐
kungen zu Reaktanz führen. Trotzdem findet man Reaktanzeffekte eher in Situationen, in denen Freiheitseinschränkungen illegitim pas‐
sieren. Hier stellt sich die Frage, ob Freiheits‐
einschränkungen (legitime und illegitime), auch auf einem impliziten Niveau verarbeitet wer‐
den. In zwei Studien variierten wir die Legitimität einer Freiheitseinschränkung und erhoben Reaktanz mit impliziten und expliziten Maßen. 12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 – Université du Luxembourg Abstracts In Studie 1 lasen die VersuchsteilnehmerInnen über eine Freiheitsbedrohung gegenüber einer stereotypisierten Gruppe. Für die explizite Reaktanz zeigten sich keine Unterschiede zwi‐
schen den Bedingungen. Auf dem impliziten Maß – der Affective‐Misattribution‐Procedure (AMP) – hingegen führte die illegitime Bedin‐
gung zu weniger impliziten negativen Bewer‐
tungen der stereotypisierten Gruppe als die legitime. Beide Arten der Freiheitsbedrohung führten zu weniger negativen impliziten Be‐
wertungen als keine Freiheitsbedrohung. Dies deutet darauf hin, dass implizite Masse man‐
che Prozesse im Zusammenhang mit Reaktanz besser erfassen als explizite Maße. In Studie 2 war implizite Reaktanz, erfasst mit der AMP, ein besserer Prädiktor für die Attraktivität ei‐
nes eingeschränkten Konsumprodukts, wenn die Einschränkung legitim war. Explizite Reak‐
tanz war ein besserer Prädiktor, wenn die Ein‐
schränkung illegitim war. Diese Ergebnisse zei‐
gen, dass Reaktanz bei legitimen Freiheitsein‐
schränkungen zwar mit relevanten Konsequen‐
zen einher geht (hier: Attraktivität von Produk‐
ten), aber nur auf impliziter Ebene zum Aus‐
druck kommt. Bei illegitimen Freiheitsein‐
schränkungen jedoch, gehen relevante Konse‐
quenzen hier mit expliziter Reaktanz einher. Implikationen für Reaktanz als ein motivationa‐
ler Zustand werden diskutiert. Stichworte: Reaktanz, implizite Maße, Legitimität Pattern matching: Entscheidungen auf der Basis der Flüssigkeit von Mustervergleichen Rainer Greifeneder Universität Mannheim, Deutschland Vortrag – Symposium Die Frage, wie Menschen Entscheidungen tref‐
fen, ist gleichermaßen alt und aktuell. Wäh‐
rend in den Anfängen der Entscheidungsfor‐
schung mathematische und ökonomische Mo‐
delle dominierten, wurde in den letzten Jahren die Bedeutung von subjektiven Erfahrungen und automatischen Prozessen betont. In An‐
knüpfung an diese neue Ausrichtung werden in diesem Beitrag Entscheidungsprozesse als Mustervergleich (pattern matching) konzeptua‐
lisiert: Es wird angenommen, dass Entschei‐
dung durch den Vergleich externer Muster (einzelne Entscheidungsalternativen) mit ei‐
nem internen Muster (aufgespannt aus Präfe‐
renzen und Entscheidungszielen) getroffen werden. Ähnlich wie Prozesse der Objektwahr‐
41
nehmung und schemageleiteten Informations‐
verarbeitung verläuft dieser Mustervergleich holistisch, schnell und unbewusst. Die Flüssig‐
keit, mit der dieser Prozess des Musterver‐
gleichs vonstatten geht, ist jedoch bewusst erlebbar. Eine Reihe von Experimenten zeigt, dass Individuen auf der Basis dieser ‚Ver‐
gleichsflüssigkeit’ Entscheidungen treffen kön‐
nen. Insbesondere demonstrieren die Experi‐
mente, dass Mustervergleiche in Abhängigkeit der Übereinstimmung zwischen internem und externem Mustern unterschiedlich flüssig ver‐
laufen, und dass diese Flüssigkeit in Entschei‐
dungen über die präsentierten Alternativen als Information eingeht. Der Zusammenhang zu anderen Modellen der Entscheidungsfindung wird diskutiert. Stichworte: Entscheidungen, Muster, Verarbeitungs‐
flüssigkeit, Gefühle Der Einfluss eines Gewaltpräventions‐
programmes auf normative Überzeugungen und Annahmen zur Kontinuität von aggres‐
sivem Verhalten bei Grundschulkindern Mandy Grumm, Sascha Hein, Michael Fingerle Goethe‐Universität Frankfurt am Main, Deutschland Vortrag – Arbeitsgruppe Eine Vielzahl von Forschungsarbeiten belegt, dass aggressives Verhalten, über die Zeit hin‐
weg sehr stabil ist. Dabei ist dieses Verhalten meist durch die Absicht charakterisiert, einer anderen Person Schaden zuzufügen. In empiri‐
schen Studien zeigte sich, dass Kinder, die rela‐
tiv früh in ihrem Leben aggressive Verhaltens‐
weisen erkennen lassen, dies mit einer hohen Wahrscheinlichkeit auch im weiteren Lebens‐
verlauf tun. So erscheint es nicht verwunder‐
lich, dass bereits in frühen Grundschuljahren mit der Prävention von aggressivem und ge‐
waltbereitem Verhalten begonnen wird. Je‐
doch ist fraglich, inwieweit sich Kinder der Sta‐
bilität der eigenen Verhaltenstendenzen be‐
wusst sind. Erste empirische Belege aus dem amerikanischen Raum deuten darauf hin, dass Kinder sich der Stabilität aggressiver Verhal‐
tensweisen durchaus bewusst sind und sie in diesem Zusammenhang auch die Schwierigkeit der Veränderbarkeit solcher Verhaltensweisen einschätzen können. Ziel der vorliegenden Stu‐
die war es, zu überprüfen ob es ähnliche Wahrnehmungsmuster auch bei deutschspra‐
chigen Grundschulkindern gibt. Darüber hinaus sollte der Frage nachgegangen werden, wel‐
chen Einfluss ein Programm zur Prävention 12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 – Université du Luxembourg Abstracts 42 aggressiver und gewaltbereiter Verhaltenswei‐
sen auf die Annahmen in Bezug auf die Konti‐
nuität (continuity‐beliefs) sowie die normati‐
ven Überzeugungen in Bezug auf die Funktio‐
nalität und Angemessenheit aggressiven Ver‐
haltens (normative‐beliefs) hat. Zu diesem Zweck wurden in einem Versuchs‐/Kontroll‐
gruppendesign hessische Grundschüler zu ih‐
ren normativen Überzeugungen und Kontinui‐
tätsannahmen im Zusammenhang mit Aggres‐
sivität befragt. Hierbei handelte es sich zum einen um Kinder, die das Programm Faustlos absolviert haben und zum anderen um hessi‐
sche Grundschüler, die kein Gewaltpräventi‐
onsprogramm absolviert haben. Um eine Ein‐
schätzung des Ausmaßes des aggressiven Ver‐
haltens der Schülerinnen und Schüler zu erhal‐
ten, wurden sowohl diese, als auch ihre Eltern und Lehrer befragt. Die Ergebnisse der Studie lassen erkennen, dass sowohl normative Über‐
zeugungen wie auch die Stabilität aggressiven Verhaltens einen bedeutsamen Zusammen‐
hang mit dem Ausmaß der selbst‐ und fremd‐
eingeschätzten Aggressivität aufweisen. Die Implikationen der vorliegenden Befunde für die Weiterentwicklung von Präventionsprogram‐
men sowie die Verbesserung der Passung zwi‐
schen Programminhalten und Teilnehmer‐
merkmalen werden diskutiert. Stichworte: Aggressivität, Prävention, Kontinuität, normative Überzeugungen H Feel the Difference: Zur experientiellen Grundlage sozialer Vergleiche Michael Häfner Universität Utrecht, Niederlande Vortrag – Arbeitsgruppe In Abgrenzung zu relativ aufwendigen und oftmals indirekten, kognitiven Prozessannah‐
men wird in den vorliegenden Studien unter‐
sucht, ob soziale Vergleiche nicht auch durch direkte, experientielle Prozesse beeinflusst werden können. Im Speziellen wird angenom‐
men, dass Vergleichsstandards, die mit einem Flüssigkeits‐ oder Einfachheitsgefühl verknüpft sind, zu Assimilation führen, während schwer zu verarbeitende Standards eher zu Kontrast führen sollten. Diese Annahmen wurden in insgesamt vier Studien überprüft. Entspre‐
chend den Vorhersagen zeigt Studie 1, dass extreme, aber bekannte (d. h., „flüssige“) Stan‐
dards zu Assimilation führen, während diesel‐
ben Standards wenn sie unbekannt sind zu Kontrast führen. Die Studien 2 und 3 zeigen dass dieser experientielle Einfluss unabhängig von anderen kognitiven Prozessen stattfindet. Schließlich werden diese Befunde anhand der subtilen Manipulation von an der Flüssigkeits‐
empfindung beteiligten Gesichtsmuskeln in der vierten Studie repliziert und erweitert. In der Diskussion werden vor allem die Beziehungen der vorliegenden Befunde zum Embodiment‐
Ansatz und zu kognitiven Modellen sozialer Vergleiche beleuchtet. Stichworte: soziale Vergleiche, experientielle Pro‐
zesse, soziale Kognition World of Warcraft – Eine gerechtere Welt? Franziska Hagen1, Jürgen Maes1, Julia Schuster1, Tanja Gerlach2
1
Universität der Bundeswehr München, Deutschland; 2
Humboldt‐Universität zu Berlin, Deutschland Poster Mit 11,5 Millionen Abonnenten weltweit ist World of Warcraft, das im Februar 2005 von Blizzard Entertainement auf den Markt ge‐
bracht wurde, das derzeit bekannteste und meistgespielte Onlinerollenspiel des Genres MMORPG (Massively Multiplayer Online Role‐
Playing Game; www.vivendi.com vom 23.12.2008). 12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 – Université du Luxembourg Abstracts Der SPIEGEL bezeichnet das Spiel als einen „der größten Zeitvernichter überhaupt“, da viele Spieler acht Stunden am Tag oder länger spie‐
len (SPIEGEL ONLINE vom 31.07.2006). Er‐
schreckende Einzelfälle mit dramatischen phy‐
sischen, psychischen und sozialen Folgen des exzessiven Spielens verdeutlichen das Suchtpo‐
tenzial von World of Warcraft. Doch welche Eigenschaften machen diese vir‐
tuelle Welt so anziehend? Sind es bestimmte Spielaspekte, wie bspw. die aufregende graphi‐
sche Gestaltung oder die immer neuen Heraus‐
forderungen, die manchmal nur durch eine Vernetzung mit anderen Spielern gelöst wer‐
den können? Oder ist es vielmehr die Möglich‐
keit in eine völlig neue Identität zu schlüpfen, um so realweltliche Defizite zu kompensieren oder gar unbefriedigte narzisstische Anteile auszuleben, ohne realweltliche Konsequenzen fürchten zu müssen? Oder flüchten sich die Spieler gerade in diese virtuelle Welt, weil sie diese aufgrund einfacher und fairer Regeln als gerechter erleben und durch ihre spielerischen Handlungen mehr zur Gerechtigkeit beitragen können als im realen Leben? Zur Klärung dieser Fragen wurde mit Hilfe des Onlinefragebogen‐Tools Unipark eine Untersu‐
chung an 722 deutschsprachigen World of Warcraft‐Spielern durchgeführt. Der Befra‐
gungszeitraum erstreckte sich vom 18.07. bis zum 29.08.2008. Nach einem allgemeinen Fra‐
gebogenteil sollte jeder Teilnehmer entweder Fragen aus der eigenen Perspektive oder aus der Perspektive seiner Spielfigur, des so ge‐
nannten Avatars, oder aus beiden Perspektiven heraus beantworten. Um Reihenfolgeeffekte zu vermeiden wurde die Abfolge der Perspekti‐
ven randomisiert. Es zeigte sich, dass das Spielen mit einem ho‐
hen Ausmaß an Flow‐Erleben einhergeht und neben der Kompensation realweltlicher Defizi‐
te und dem gemeinsamen Spielen, v. a. auch das Gerechtigkeitsmotiv eine zentrale Rolle spielt; die Spieler beurteilen unabhängig vom Ausmaß des Spielkonsums die virtuelle Welt signifikant gerechter als die reale Welt. Stichworte: Onlinerollenspiele, Internetsucht, Spiel‐
sucht, Glaube an eine gerechte Welt 43
Kontrolle im Führungsverhalten: Welche Einflussgrößen gibt es? Eva‐Verena Hanke, Anna Steidle, Lioba Werth Technische Universität Chemnitz, Deutschland Vortrag – Arbeitsgruppe Kontrolle ist ein zentrales Konzept von Führung. Daher war es Ziel dieser Studie zu klären, wel‐
che dispositionalen, situationalen und inter‐
personalen Variablen dafür entscheidend sind, wie Führungskräfte Kontrolle einsetzen. Domi‐
nanz als die Persönlichkeitseigenschaft, die für ein ausgeprägtes Streben nach Einfluss in so‐
zialen Beziehungen steht, sowie Bedrohungs‐
situationen, die das Streben nach Kontrolle verstärken, sollten aktiv kontrollierendes Füh‐
rungsverhalten begünstigen (hier: transaktio‐
nales Führungsverhalten). Eine hohe Verträg‐
lichkeit der Führungskraft sowie Führungssitua‐
tionen mit hoher Interdependenz zwischen Mitarbeitern und Führungskraft, die ein koope‐
ratives Vorgehen nahe legen, sollten eher zu Abgabe von Kontrolle führen (hier: empowern‐
des Führungsverhalten). In einer Befragung mit 102 Führungskräften berichteten die Führungskräfte umso mehr empowerndes Führungsverhalten, je verträgli‐
cher sie sich einschätzten und je mehr Interde‐
pendenz sie wahrnahmen. Zudem zeigte sich ein tendenziell positiver Zusammenhang zwi‐
schen Dominanz und dem Ausmaß transaktio‐
naler Führungsverhaltens, der durch die wahr‐
genommene Fehlerunsicherheit moderiert wurde. Bei hoher Fehlerunsicherheit führten Führungskräfte umso transaktionaler, je domi‐
nanter sie waren; bei geringer Fehlerunsicher‐
heit blieb der Effekt aus. Die Zusammenhänge zwischen Dominanz, Verträglichkeit und wahr‐
genommener Interdependenz mit dem Füh‐
rungsverhalten wurden alle durch das Vertrau‐
en der Führungskraft in ihre Mitarbeiter medi‐
iert. In Abhängigkeit von Führungssituation, ihrer Persönlichkeit und ihrem Vertrauen in die Mitarbeiter setzen Führungskräfte Kontrolle also sehr unterschiedlich ein. Das Verhältnis von Vertrauen und Kontrolle sowie Implikatio‐
nen für die weitere Forschung werden disku‐
tiert. Stichworte: Vertrauen, Kontrolle, Führung 12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 – Université du Luxembourg Abstracts 44 Technologie als Motor von sozialem Wandel? Psychologische, soziale und kulturelle Fol‐
gen von OLPC Nina Hansen, Tom Postmes, K. Annika Tovote, An‐
nemarie Bos Universität Groningen, Niederlande Vortrag – Arbeitsgruppe Im Rahmen der „one laptop per child” (OLPC) Initiative erhalten zurzeit 5000 äthiopische Kinder einen Laptop. Dies ist bisher die größte Verteilung dieser Art in Afrika. OLPC hat sich zum Ziel gesetzt, die Bildung und Zukunftsper‐
spektiven von Kindern zu verbessern. Unserer Meinung nach führt OLPC zusätzlich zu tiefgrei‐
fendem sozialen Wandel. Vor allem unter Kin‐
dern und Jugendlichen ist Technologie ein machtvolles Mittel zur Entwicklung und Dar‐
stellung von sozialen Identitäten. In diesem Vortrag werden wir die Daten von den ersten zwei Messzeitpunkten aus einer Längsschnitt‐
studie präsentieren, in der die Entwicklung von 1000 Kindern mit Laptops mit der von Kindern ohne Laptops (Kontrollgruppe) verglichen wird. Dabei wird der Einfluss von OLPC auf drei mit‐
einander verbundenen Ebenen betrachtet: psychologisch (Identität, Ziele und Berufswün‐
sche), sozial (Netzwerke) und kulturell (Werte). Die Ergebnisse werden im Bezug zu den Zielen der Initiative, der Grundannahme, dass Tech‐
nologie sozialen Wandel antreibt und den un‐
erwarteten sozialen und kulturellen Folgen der Initiative diskutiert. Stichworte: sozialer Wandel, Kinder, Selbstkonzept, soziale Netzwerke, Kultur Von Schuld zu Ärger: Die Veränderlichkeit gruppenbasierter Emotionen als Folge der Akzeptanz oder Ablehnung durch die Fremdgruppe Nicole Harth1, Matthew Hornsey2, Fiona Barlow2
1
Friedrich‐Schiller Universität Jena, Deutschland; 2
University of Queensland, Australien Die sozialpsychologische Forschung hat in den letzen Jahren vermehrt die Bedeutung grup‐
penbasierter Emotionen betont (Smith, Mackie, & Giner‐Sorolla, 2007). Allerdings werden gruppenbasierte Emotionen in diesem For‐
schungsbereich bislang eher als relativ stabile Konstrukte behandelt. Ignoriert wird die Tatsa‐
che, dass Emotionen eher episodisch sind, rela‐
tiv kurzlebig und dynamisch (Frijda, 1986). Im Gegensatz zu bisherigen Studien untersuchen wir, ob und wie sich gruppenbasierte Emotio‐
nen, insbesondere Schuldgefühle, in sozialen Interaktionen verändern. Studie 1 fand im Kon‐
text der Entschuldigung des Australischen Re‐
gierungschefs Rudd gegenüber den Aborigines statt. Manipuliert wurde wie die Gruppe der Aboriginis auf die Entschuldigung reagierte (Akzeptanz vs. Ablehnung vs. keine Informati‐
on). Um Emotionsveränderung zu messen er‐
weiterten wir das Design der nächsten Studie. Anhand von Szenarien wurde das Vergehen der Eigengruppe (Schuld vs. Kontrolle) und die Re‐
aktion der Fremdgruppe (Akzeptanz von Wie‐
dergutmachung vs. Ablehnung) im Zusammen‐
hang mit Aspekten der Diskriminierung und Integration in Deutschland zu zwei unter‐
schiedlichen Zeitpunkten manipuliert. Die Emo‐
tionsmessung erfolgte zu beiden Zeitpunkten. Gemäß unserer Vorhersagen zeigte sich, dass Schuld signifikant abnimmt, wenn die Eigen‐
gruppe Gesten der Wiedergutmachung zeigt. Dieser Effekt ist unabhängig davon, ob die Fremdgruppe mit der Wiedergutmachung ein‐
verstanden ist oder nicht. Stattdessen steigen Gefühle des Ärgers an, wenn die Wiedergut‐
machung abgelehnt, und Zufriedenheit, wenn die Wiedergutmachung angenommen wurde. Wir verstehen schuldgeleitete Wiedergutma‐
chungsangebote als Akt eines sozialen Aus‐
tauschs, der mit Erwartungen an die Fremd‐
gruppe geknüpft ist (Goffman, 1955). Darauf basierend belegen unsere Ergebnisse, dass der Effekt der Emotionsveränderung durch Erwar‐
tungskonformität und Bewertung der Fremd‐
gruppenreaktion im Sinne von Legitimität ver‐
mittelt werden. Wir beenden den Vortrag mit einer Diskussion der Befunde im Hinblick auf ihre Implikation für den Umgang mit Wieder‐
gutmachungsangeboten und das Aushandeln von Erwartungen an die Zukunft von Inter‐
gruppenbeziehungen. Stichworte: Emotionsveränderung, Schuld, Wieder‐
gutmachung, soziale Interaktion Eine Studie zu Effekten eines Präventions‐
programms in Bezug auf fremd‐ und selbst‐
eingeschätzte adaptive Ressourcen sowie Kompetenzen im Umgang mit Emotionen Sascha Hein, Mandy Grumm, Michael Fingerle Goethe‐Universität Frankfurt am Main, Deutschland Poster Im Zuge der Diskussion um die Relevanz der Prävention aggressiven und gewaltbereiten Verhaltens wird ein möglichst frühzeitiger Auf‐
bau sozialer und emotionaler Kompetenzen als 12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 – Université du Luxembourg Abstracts besonders wichtig eingestuft. In schulbasierten Präventionsprogrammen nimmt dabei die Er‐
arbeitung eines konstruktiven Umgangs mit negativen Emotionen einen besonderen Stel‐
lenwert ein. Inwieweit sich Schülerinnen und Schüler solche Kompetenzen nach Abschluss eines Präventionsprogramms aneignen konn‐
ten, bildete den Fokus der vorliegenden Studie. Dazu wurden in einem Versuchs‐/Kontroll‐
gruppendesign hessische Viertklässler befragt, die das Programm „Faustlos“ absolviert oder nicht absolviert hatten. Dabei schätzten Lehre‐
rinnen und Lehrer Strategien zur Emotionsre‐
gulation, Problembewältigung und sozialen Kompetenzen ein, welche in Bezug gesetzt wurden zu dem von den Schülerinnen und Schülern selbst eingeschätzten Umgang mit Ärger und Wut sowie der globalen Einschät‐
zung des Selbstwertgefühls. Es wurden die Zu‐
sammenhänge zwischen Lehrer‐ und Schü‐
lereinschätzung von adaptiven Ressourcen und Umgang mit Emotionen bestimmt und darüber hinaus die Gruppenunterschiede in den erfass‐
ten Ressourcen und Kompetenzen analysiert. Die Befunde werden diskutiert und auf die Wirksamkeitsaspekte des Faustlosprogramms bezogen. Stichworte: Emotionen, Aggressivität, Prävention, Regulation Preference for consistency: Eine Persönlich‐
keitsvariable, die neben der Reduktion von Fehlervarianz in Konsistenzparadigmen auch Vorurteile erklärt Kirsten Heitland, Gerd Bohner, Jost Reinecke Universität Bielefeld, Deutschland Vortrag – Symposium Die Persönlichkeitsvariable „Preference for consistency” (PFC) soll die Präzision von Unter‐
suchungen zu den Effekten kognitiver Konsis‐
tenz erhöhen (Cialdini, Trost & Newsom, 1995). Demnach sollen Konsistenzeffekte wie bei der „foot‐in‐the‐door technique“ (Freedman & Fraser, 1966) oder bei Dissonanzparadigmen (Festinger, 1957) nur bei Personen auftreten, die Konsistenz dispositional präferieren. In un‐
serer Studie erweitern wir die theoretische Konzeption der „Preference for consistency“. Anhand von Strukturgleichungsmodellen kann gezeigt werden, dass Personen mit hoher Prä‐
ferenz für Konsistenz auch höhere Autoritaris‐
mus‐Werte aufweisen (N = 195). PFC wirkt indi‐
rekt über Autoritarismus auf das Vorurteilsni‐
veau der ProbandInnen. Implikationen der 45
Konzeption von PFC als einer Vorurteilen zugrunde liegenden generalisierten Einstel‐
lungsdimension werden kritisch diskutiert. Neben dieser Beobachtung wird dargelegt, welche Auswirkungen die Persönlichkeitsvari‐
able auf die Stabilität von Einstellungen hat. Grundlage für diese Beobachtung liefern Er‐
gebnisse aus einem Experiment zur kognitiven Dissonanz (N = 202). Versuchspersonen, die tendenziell fremdenfeindliche Einstellungen besaßen, sollten Vorteile für die Integration von Türken in Deutschland finden. Neben der Wahlfreiheit (hoch versus niedrig) wurde die persönliche Relevanz des einstellungskonträren Themas Integration manipuliert (hohe persön‐
liche Relevanz versus niedrige persönliche Re‐
levanz). Eine Kontrollgruppe generierte Vortei‐
le zu dem Thema grünere Städten. Die zeitliche Stabilität der erwarteten Einstellungsänderung wurde in einem Posttest ca. 4 Woche nach der experimentellen Manipulation erfasst. Wäh‐
rend die Einstellung zwischen den beiden Messzeitpunkten für Personen mit starkem Konsistenzstreben stabil blieb, veränderte sich diese bei Personen mit niedrigem Konsistenz‐
streben unsystematisch über die Zeit. In dem Vortrag wird herausgearbeitet, was Personen mit hohem versus niedrigem Konsistenzstre‐
ben charakterisiert. Es wird ein umfangreiche‐
res Verständnis der Persönlichkeitsvariablen „Preference for consistency“ angestrebt und diskutiert. Stichworte: Vorurteile, Dissonanz, Konsistenz Effekte der Verarbeitungssequenz und der Verantwortlichkeit auf die Verarbeitung stereotypbezogener Informationen Julia Herfordt, Sabine Krolak‐Schwerdt Université du Luxembourg, Luxemburg Vortrag – Arbeitsgruppe Beurteilungen über Personen können zum ei‐
nen auf Grundlage einer merkmalsbasierten Strategie erfolgen, in dem die beurteilende Person jedes einzelne Merkmal einer zu beur‐
teilenden Person beachtet, oder sie können zum anderen stereotypenbasiert erfolgen. In‐
wieweit eine Beurteilung stärker durch stereo‐
typbasierte oder durch merkmalsbasierte Pro‐
zesse beeinflusst ist, hängt zum einen von der Bedeutung der Beurteilung und der damit ver‐
bundenen Verantwortlichkeit für die Beurtei‐
lung und zum anderen von den Fähigkeiten der beurteilenden Person (z. B. Fiske & Taylor, 12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 – Université du Luxembourg Abstracts 46 1990) ab. In einer Serie von Experimenten wurde deshalb die Fähigkeit in der Beurteilung von Personen dahingehend manipuliert, dass die Hälfte der Probanden aus Lehrkräften mit umfangreicher Erfahrung in der Beurteilung von Schülern bestand, während die verblei‐
benden Probanden Studierende aus naturwis‐
senschaftlichen Studiengängen umfassten. Als zu beurteilende Personen wurden fiktive Schü‐
lerbeschreibungen dargeboten, welche in der Hälfte der Fälle verschiedene Informationen enthielten, die zur Aktivierung eines Stereotyps (z. B. sozioökonomischer Status oder Migrati‐
onshintergrund) geeignet waren. Im Anschluss an die Präsentation dieser Informationen soll‐
ten die Probanden unter Verwendung der Mouselab‐Technologie (Johnson, Payne, Schkade, & Bettman, 1986) weitere Informati‐
onen über die zu beurteilenden Schüler re‐
cherchieren und abschließend beurteilen. Ne‐
ben dem unterschiedlichen Expertisegrad der Probanden wurde zudem die Verantwortlich‐
keit für das Urteil, welches die Probanden ab‐
zugeben hatten, manipuliert. Durch Verwen‐
dung der Mouselab‐Technologie konnte nicht nur die Anzahl und Art der abgerufenen Infor‐
mationen (Schulnoten, Arbeitsverhalten etc.), sondern darüber hinaus auch bestimmte Se‐
quenzen im Informationsaufruf unterschieden werden. Entsprechend der theoretischen An‐
nahmen konnte gezeigt werden, dass Experten im Vergleich zu Laien eher dazu in der Lage sind, zwischen einer verstärkt stereotypenba‐
sierten und einer verstärkt merkmalsbasierten Informationsverarbeitung in Abhängigkeit der Verantwortlichkeit für die zu treffenden Beur‐
teilungen zu wechseln. Insbesondere bei der Betrachtung der sequentiell dargebotenen In‐
formationen ergaben sich Unterschiede zwi‐
schen Laien und Experten. Stichworte: soziale Urteilsbildung, Urteilsverzerrun‐
gen, Personwahrnehmung, Stereotype, soziale Kog‐
nition Hierzu wurden 82 angehende Grundschullehr‐
kräfte mit geringer Erfahrung, d. h. weniger als einem Jahr praktischer Lehrtätigkeit, gebeten, von ihnen wahrgenommene Typen von Schü‐
lern zu nennen und anhand charakterisieren‐
der Eigenschaften zu beschreiben. Die Analyse ergab 20 häufig genannte Schülerstereotypen, welche anhand von 65 häufig genannten Ei‐
genschaften beschrieben wurden. Eine hierar‐
chisch‐agglomerative Clusteranalyse über die Schülerstereotypen ergab 10 ebenfalls bei An‐
wendung alternativer Clusterverfahren stabile Cluster, welche nach Zuordnung der Eigen‐
schaften inhaltlich interpretiert wurden. Dies zeigt, dass angehende Lehrkräfte über ein strukturiertes Set von Schülerstereotypen ver‐
fügen. Ein Vergleich dieser Stereotypen mit denen von Hofer (1981) bei erfahrenen Lehr‐
kräften aufgezeigten Schülerstereotypen deu‐
tet darauf hin, dass das Schülerstereotypenset angehender Lehrkräfte bereits einen hohen Differenzierungsgrad besitzt. Dies deutet dar‐
auf hin, dass zur Entwicklung eines differen‐
zierten Sets von Stereotypen über eine Perso‐
nengruppe bereits geringe Erfahrung mit dieser ausreichend ist und sich die Ausbildung eines Stereotypensets mit hoher Geschwindigkeit vollzieht. Auf inhaltlicher Ebene ergeben sich aus dem Vergleich zwischen den Schüler‐
stereotypen dieser Untersuchung und Hofers (1981) Stereotypen erste Hinweise darauf, dass Schülerstereotype dem Einfluss bildungspoliti‐
scher Diskussionen unterliegen. Stichworte: Stereotype, Entwicklung von Stereoty‐
pen, angewandte Sozialpsychologie Kommunikationsverhalten in gleich‐ und gemischtgeschlechtlichen Gruppen: Die Rol‐
le von Geschlecht, relativem Status und Geschlecht der Interaktionspartner/innen Lisa Kristina Horvath, Ursula Athenstaedt, Elisatbeth Lambauer, Silvia Macher Universität Graz, Österreich Die Entwicklung von Stereotypen bei gerin‐
ger Erfahrung mit Personengruppen – Schü‐
lerstereotype bei angehenden Lehrkräften Thomas Hörstermann, Sabine Krolak‐Schwerdt Université du Luxembourg, Luxemburg Vortrag – Arbeitsgruppe In einer Studie wurde untersucht, inwieweit Individuen schon bei geringer Erfahrung mit Personengruppen ein kognitiv repräsentiertes Set von Stereotypen über jene entwickeln. Vortrag – Symposium Anhand dreier Studien wurde untersucht, in‐
wieweit Geschlecht, relativer Status und Ge‐
schlecht der Interaktionspartner/innen Einfluss auf geschlechtstypisches Kommunikationsver‐
halten in Dyaden und in Vierergruppen haben. Zahlreiche Studien zeigen Unterschiede im Kommunikationsverhalten in Abhängigkeit vom eigenen Geschlecht, relativen Status und Ge‐
schlecht der Interaktionspartner/innen. Paral‐
12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 – Université du Luxembourg Abstracts lelen zwischen typisch männlichem Verhalten und dem Kommunikationsverhalten statushö‐
herer Personen, bzw. zwischen typisch weibli‐
chem und dem Kommunikationsverhalten sta‐
tusniederer Personen wurden mehrfach empi‐
risch bestätigt. Dies spiegelt sich im dominan‐
teren Sprechverhalten von Männern und ab‐
schwächender und eher partner/innen‐
orientierter Sprechweise von Frauen wider. In gemischtgeschlechtlichen Interaktionen wird Geschlecht als diffuses Statusmerkmal salient und führt vermehrt zu Geschlechtsunterschie‐
den in statusrelevantem Kommunikationsver‐
halten. In den berichteten drei Studien wurde untersucht, inwieweit das eigene Geschlecht, der relative Status und das Geschlecht der In‐
teraktionspartner/innen Kommunikationsver‐
halten vorhersagen. Das Kommunikationsver‐
halten wurde auf Video aufgezeichnet und an‐
schließend analysiert. In Studie 1 wurden 240 Personen (120 Frauen, 120 Männer) in 60 gleich‐ und 60 gemischtgeschlechtlichen Dya‐
den untersucht. Die Ergebnisse zeigten, dass neben dem Geschlecht sich der eigene wahr‐
genommene relative Status im Kommunikati‐
onsverhalten widerspiegelte. In Studie 2 wur‐
den 160 Personen (80 Frauen, 80 Männer) in 40 gleich‐ und 40 gemischtgeschlechtlichen Dyaden untersucht. Eine starke experimentelle Statusmanipulation führte dazu, dass nur mehr Status, aber nicht das eigene Geschlecht Be‐
deutung für das Kommunikationsverhalten hatte. In Studie 3 wurden 80 gemischtge‐
schlechtliche Vierer‐Gruppen, jeweils beste‐
hend aus 2 Männern und 2 Frauen, untersucht. Durch eine – im Vergleich zu Studie 2 – schwa‐
che experimentelle Statusmanipulation ge‐
wann das eigene Geschlecht wieder an Bedeu‐
tung und sagte gemeinsam mit dem relativen Status Kommunikationsverhalten vorher. Stichworte: Kommunikation, Dyaden, Status, Ge‐
schlecht 47
terschiede im Ausmaß der Probleme erkennbar. Verantwortlich für diese Unterschiede sind moderierende Faktoren auf der situations‐
bezogenen Ebene, speziell kulturelle Distanz, Aufenthaltsdauer, und Kontaktqualität zu An‐
gehörigen der Gastkultur. Auf der individuellen Ebene lassen sich als Einflussfaktoren der so‐
ziokulturellen Anpassung Sprachkenntnisse und kulturorientierte Ausbildung ermitteln. Keinen Einfluss nehmen bei der betrachteten Stichprobe Kontakthäufigkeit zu Angehörigen der Gastkultur, vorangehende Auslandserfah‐
rung, Vorstellungen und landeskundliches Wis‐
sen. Zwischen soziokultureller und psychologi‐
scher Anpassung kann ein wechselseitiges Be‐
einflussungsverhältnis festgestellt werden. Daneben sind längere Aufenthalte tendenziell zu bevorzugen und „Expatriate‐Enklaven“, in denen man nur Kontakt zu Landsleuten und anderen Expatriates hat, zu vermeiden, da gute Kontakte zu Angehörigen der Gastkultur die soziokulturelle Anpassung fördern können. Dabei kommt es allerdings nicht auf die Quan‐
tität der Kontakte zu Angehörigen der Gastkul‐
tur an, sondern auf deren Qualität. Daneben haben Personen mit guten Sprachkenntnissen und/oder einer kulturorientierten Ausbildung bessere Erfolgschancen beim Auslandseinsatz. Dadurch lässt sich sicherstellen, dass im Aus‐
land gewohnte Leistungen erreicht werden und nicht die Gefahr eines vorzeitigen Abbruchs des Aufenthalts besteht. Letztendlich sind bei‐
de Aspekte der Anpassung Voraussetzungen für interkulturellen Erfolg. Stichworte: Interkulturelle Kompetenz, Arbeitszu‐
friedenheit, Akkulturation Diffusion von Innovationen zur Reduzierung von Flächenverbrauch: eine sozialpsycho‐
logische Perspektive Jana Huck, Tobias Schröder, Lars Gerhold Freie Universität Berlin, Deutschland Kulturelle Anpassung – Eine empirische Untersuchung zu Einflussfaktoren interkulturellen Erfolgs Katrin Huber, Petia Genkova Universität Passau, Deutschland Poster Die Untersuchung beschäftigt sich mit der Fra‐
ge, was die Einflussvariablen auf das erfolgrei‐
che Leben und Arbeiten im Ausland als Expatri‐
ate sind. Anhand der Messung der soziokultu‐
rellen Anpassung durch die SCAS werden Un‐
Poster Die „Intentions‐Verhaltens‐Lücke“ zu überwin‐
den ist eine vielbeschriebene sozialpsychologi‐
sche Herausforderung, wenn Menschen zu um‐
weltbewusstem Verhalten bewegt werden sol‐
len. Wie ändert man aber umweltschädliches Verhalten, wenn noch nicht einmal Wissen über das Problem, geschweige denn eine Ver‐
haltensintention vorhanden sind? Während Energieverbrauch und Klimawandel in aller Munde sind, ist den wenigsten Menschen klar, 12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 – Université du Luxembourg Abstracts 48 dass die zunehmende Versiegelung von Boden für neue Siedlungen und Verkehrsinfrastruktur in Deutschland ein gravierendes Nachhaltig‐
keitsproblem darstellt. Obwohl die Reduzie‐
rung des Flächenverbrauchs seit Jahren oben auf der politischen Agenda steht und zahlrei‐
che technische, juristische und ökonomische Innovationen dafür entwickelt wurden (z. B. „Flächenrecycling“), ist eine Trendwende bis‐
her nicht erkennbar. Fehlentscheidungen beim Bayesian Up‐
dating: Differenzierung automatischer und kontrollierter Prozesse der Entscheidungs‐
findung anhand von Fehlerraten und ereigniskorrelierten Potentialen Die These des Beitrags ist, dass für die erfolg‐
reiche Verbreitung einer Innovation dieselbe kompatibel zu den bestehenden mentalen Strukturen (Einstellungen, Werte, Wissens‐
strukturen) der Innovationsnutzer sein muss. Im Bereich Flächenverbrauch sind sowohl Bür‐
ger („Häuslebauer“) als auch kommunale Ent‐
scheidungsträger (Bürgermeister, Planer) Inno‐
vationsnutzer. Für die mentalen Strukturen der Bürger sind wohl vor allem die identitätsstif‐
tenden, emotionalen Assoziationen zum „Ei‐
genheim“ entscheidend, während Wachstum und ökonomische Prosperität als Hauptmotiva‐
toren der kommunalen Entscheidungen vermu‐
tet werden. Die hier präsentierte Studie ist im Rahmen ei‐
nes interdisziplinären Forschungsprojekts ent‐
standen. Sie integriert Methoden der Experi‐
mentalpsychologie und Neurowissenschaft mit denen der Mikroökonomie. Gegenstand der Untersuchung war der Konflikt zwischen heu‐
ristischen und rationalen Strategien bzw. zwi‐
schen automatischen und kontrollierten Pro‐
zesskomponenten bei der Entscheidungsfin‐
dung. Es werden erste Ergebnisse einer Studie (www.its‐transfer.de) präsentiert, deren me‐
thodischer Ansatz ein „dreifaches Delphi“ ist, bei dem die Wahrscheinlichkeit und Wünsch‐
barkeit der zukünftigen Diffusion bestimmter Landnutzungsinnovationen bei a) Experten, b) kommunalen Entscheidern und c) Bürgern identifiziert und einander gegenübergestellt werden. Außerdem werden über einen Tria‐
dentest die relevanten semantischen Wissens‐
strukturen in den drei Gruppen erhoben. Vor‐
hergesagt wird, dass solche Innovationen als wünschenswert und wahrscheinlich beurteilt werden, die zu den Wissensstrukturen der Nut‐
zer kompatibel sind. Der praktische Nutzen der Studie besteht in einer Beurteilung der Erfolgs‐
chancen für die Diffusion einzelner Innovatio‐
nen und in strategischen Empfehlungen für eine an den mentalen Strukturen der Nutzer orientierte Kommunikation. So soll ein Weg zur Erreichung von Verhaltensänderungen aufge‐
zeigt werden, der auf den beschwerlichen und ineffizienten „Umweg“ über klassischen Wis‐
senstransfer und Intentionsbildung verzichtet. Stichworte: Innovationsdiffusion, Intentions‐
Verhaltens‐Lücke, Wissenstransfer, Angewandte Sozialpsychologie Sabine Hügelschäfer, Anja Achtziger, Marco Stein‐
hauser, Carlos Alós‐Ferrer Universität Konstanz, Deutschland Vortrag – Arbeitsgruppe Mit Hilfe eines Bayesian Updating Paradigmas, bei dem die Versuchsteilnehmer eine von zwei Urnen wählen mussten, wurde versucht, zwi‐
schen heuristischen und rationalen Entschei‐
dungsstrategien zu differenzieren. Gemessen wurden verschiedene abhängige Variablen, die als Indikatoren für die dem Entscheidungsver‐
halten zugrunde liegenden Prozesse dienen sollten. Dabei handelte es sich insbesondere um die Fehlerraten der Versuchsteilnehmer, d. h. wie häufig in spezifischen Situationen eine falsche Entscheidung getroffen wurde, sowie um die Feedback Error‐related Negativity (F‐ERN). Zusätzlich wurden diverse weitere relevante Variablen erhoben, wie beispielswei‐
se Faith in Intuition, Need for Cognition, sub‐
jektiver Wert des Geldes und Statistikausbil‐
dung. Sowohl die Fehlerraten als auch die F‐ERN lie‐
ßen unterschiedliche Strategien im Umgang mit neu gewonnenen Informationen erkennen, die dann als Grundlage für ökonomische Ent‐
scheidungen genutzt wurden. Insbesondere zeigte sich, dass Versuchsteilnehmer, bei de‐
nen als Reaktion auf negatives Feedback eine starke F‐ERN auftrat, stärker heuristische Ent‐
scheidungsstrategien verfolgten als Versuchs‐
teilnehmer, bei welchen die F‐ERN weniger stark ausgeprägt war. Dadurch begingen sie in bestimmten Entscheidungssituationen mehr Fehler als Versuchsteilnehmer mit einer niedri‐
geren F‐ERN‐Amplitude. Auch für Variablen wie Faith in Intuition und Need for Cognition ließ sich ein Zusammenhang mit dem Entschei‐
dungsverhalten der Versuchsteilnehmer sowie mit der Amplitude der F‐ERN feststellen. 12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 – Université du Luxembourg Abstracts Stichworte: Entscheidungsverhalten, Strategien, Heuristiken, Bayesian Updating, Feedback Error‐
related Negativity (F‐ERN) Dissoziation von Gedächtnis und Einstellung: Evaluative Konditionierung ohne Kontin‐
genzbewusstsein 1
1
Mandy Hütter , Karl Christoph Klauer , Christoph 1
2
Stahl , Christian Unkelbach
1
Albert‐Ludwigs‐Universität Freiburg, Deutschland; 2
Ruprecht‐Karls‐Universität Heidelberg, Deutschland Vortrag – Arbeitsgruppe Seit Jahren besteht eine Kontroverse um die Notwendigkeit des Kontingenzbewusstseins für die Evaluative Konditionierung. Es gibt For‐
schergruppen, die nur in kontingenzbewussten Probanden einen Konditionierungseffekt fin‐
den (z. B. Stahl & Unkelbach, im Druck), andere stellen gar keinen Einfluss (z. B. Baeyens, Eelen & Van den Bergh, 1990) oder sogar eine ab‐
trägliche Einwirkung fest (z. B. Fulcher & Ham‐
merl, 2001a). Die Problematik vieler Studien, die einen Einfluss des Kontingenzbewusstseins zeigen, besteht darin, dass Gedächtnismaße von der erworbenen Einstellung beeinflusst werden können. Die vorgestellten Untersu‐
chungen verwenden ein Prozessdissoziations‐
paradigma, um zu prüfen, ob Evaluative Kondi‐
tionierung auch ohne Kontingenzbewusstsein möglich ist. Dazu wurde eine Aufgabe entwi‐
ckelt, die zwischen Gedächtnis‐ und Einstel‐
lungsprozessen differenzieren kann. Die Stärke beider Prozesse wurde anschließend in einem multinomialen Modell geschätzt. Die Analysen zeigen, dass Evaluative Konditionierung zur Einstellungsbildung führt, auch wenn kein Kon‐
tingenzbewusstsein vorliegt. Stichworte: Evaluative Konditionierung; Einstellun‐
gen; Soziale Kognition; Multinomiale Modellierung 49
I Opferabwertung als (kollektive) Schuld‐
abwehr – Eine empirische Überprüfung der Annahme eines sekundären Antisemitismus Roland Imhoff1, Hans‐Peter Erb2
1
Rheinische Friedrich‐Wilhems‐Universität Bonn, Deutschland; 2Universität Hamburg, Deutschland Vortrag – Symposium In der seit nunmehr zehn Jahren äußerst regen Forschungstätigkeit zu gruppenbasierter Schuld wird häufig davon ausgegangen, dass eine solch aversive emotionale Reaktion auf Ver‐
brechen der Eigengruppe zu reparativen Ten‐
denzen und langfristigen Verbesserungen der Intergruppenbeziehungen führt. Dies steht im Widerspruch zu der in der Antisemitismus‐
forschung weit verbreiteten Annahme eines sekundären Schuldabwehr‐Antisemitismus. In diesem, so die Annahme, würde empfundene Schuld über die deutschen Verbrechen an den Juden und deren anhaltendes Leiden auf die Juden selbst projiziert und aggressiv gewendet (z. B. Adorno, 1955; Bergmann, 2006). Um die‐
se Zusammenhänge empirisch zu überprüfen, wurde in einer ersten korrelativen Studie mit jugendlichen Besuchern eines NS‐Dokumenta‐
tionszentrums (N = 272) gezeigt, dass Schuld weder positiver noch negativer Prädiktor von Antisemitismus ist, wenn für Bedauern kontrol‐
liert wird. Studie 2 zeigte, dass die experimen‐
tell manipulierte Darstellung anhaltender Lei‐
den jüdischer Opfer zu mehr eingestandener Schuld führt (N = 70). In multiplen Regressions‐
analysen fungierte diese gruppenbasierte Schuld als Prädiktor für Unterstützung von Re‐
parationen, nicht jedoch von tatsächlich geleis‐
teten Reparationen in einem Dictator Game. In Übereinstimmung mit den Annahmen aus der soziologischen Antisemitismusforschung führte die gleiche Manipulation auch zu einem An‐
stieg in Antisemitismus (N = 63, Studie 3), al‐
lerdings nur sofern die Probanden annahmen, unwahrheitsgemäße Antworten könnten ent‐
deckt werden (Bogus Pipeline Manipulation). Die Ergebnisse werden diskutiert im Hinblick auf pädagogische Implikationen für produktive Auseinandersetzungen mit historischen Ver‐
brechen der Eigengruppe, sowie die Notwen‐
digkeit der Differenzierung artikulierter und empfundener Schuld und potentielle Auswege durch indirekte Maße. 12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 – Université du Luxembourg 50 Abstracts Stichworte: Antisemitismus, Intergruppenemotionen, Bogus Pipeline, Vorurteile, Schuld J Zurückgewiesen und gelangweilt: Zur Komplexität von Ostrakimos‐Effekten Johann Jacoby, Kai Sassenberg Institut für Wissensmedien, Tübingen, Deutschland Vortrag – Symposium Ostrakismos (d. h. von potentiellen Interakti‐
onspartnern ignoriert zu werden; Williams, 2007) hat negative Effekte für vier menschliche Grundbedürfnisse: Die Befriedigung der Be‐
dürfnisse nach Zugehörigkeit (Belonging), Selbstwert (Self‐esteem), Bedeutungsvoller Existenz (Meaningful existence) und Kontrolle (Control) sind deutlich niedriger nach einer Episode, in der eine Zielperson von zwei ande‐
ren Interaktionspartnern ignoriert wurde, als wenn sie in der Interaktion gleichmäßig betei‐
ligt war. Diese Effekte sind robust und homo‐
gen über die vier Bedürfnisse hinweg. Das wird als Hinweis darauf interpretiert, dass soziale Zurückweisung in Ostrakismos ein mächtiger (und alleiniger) Hinweisreiz ist für die Auslö‐
sung eines evolvierten, ‚festverdrahteten’ Pro‐
zesses. Konzeptionell sind die genannten vier Bedürf‐
nisse jedoch distinkt, so dass es plausibel ist, dass verschiedene Prozesse für die Effekte ver‐
antwortlich sein könnten, die im Ostrakismos ökologisch konfundiert sind. Ein Kandidat für einen weiteren Prozess ist Langeweile, die die Effekte auf Meaningful existence sowie Control erklären könnte. Wenn dies stimmt, sollte es möglich sein, durch experimentelles Ausschal‐
ten des sozialen Gehaltes einer Ostrakismos‐
Episode zwar die Effekte auf Belonging und Self‐esteem (die charakteristisch sind für sozia‐
le Zurückweisung) zu entfernen, die Effekte auf Meaningful existence und Control sollten aber zumindest teilweise erhalten bleiben. Eine Se‐
rie von drei Studien mit dem für die Ostrakis‐
mos‐Forschung prototypischen Cyberball‐Spiel zeigt, dass Ostrakismos als langweilig empfun‐
den wird und die Effekte auf die Befriedigung der vier Bedürfnisse tatsächlich differentiell für die Manipulation des sozialen Gehaltes des Spiels sensibel sind. Daraus wird geschlossen, dass selbst in sehr einfachen Ostrakismos‐
Episoden mehrere psychologische Prozesse und nicht nur ein einziger wirksam werden. Die negativen Effekte von Ostrakismos sind wahr‐
scheinlich komplexer sind als bisher ange‐
nommen und teilweise auf Langeweile zurück‐
zuführen. 12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 – Université du Luxembourg Abstracts Stichworte: Langeweile, Ostrakismos, soziale Zu‐
rückweisung Reduktion von Unsicherheit durch Vertrauensinformation Jana Janssen, Patrick Müller Universität Mannheim, Deutschland Vortrag – Arbeitsgruppe Personen sind häufig motiviert, Unsicherheit zu reduzieren, weil sie diesen Zustand meist als aversiv erleben. Informationen über die Quali‐
tät sozialer Austauschbeziehungen (z. B. Fair‐
ness oder Vertrauen) stellen eine wichtige Möglichkeit dar, bestehende Unsicherheit zu verringern. Basierend auf diesen Annahmen hat die bisherige Forschung gezeigt, dass Per‐
sonen unter Unsicherheit sensitiver für solche Informationen sind und sich stärker auf diese Informationen stützen, um nachfolgende Urtei‐
le zu fällen. Problematisch daran ist, dass die grundlegende Annahme – nämlich, dass soziale Informationen Unsicherheit reduzieren können – bisher nicht empirisch getestet wurde. Ziel der vorliegenden Forschung war es deshalb zu überprüfen, ob Informationen über die Qua‐
lität sozialer Austauschbeziehungen (hier: Ver‐
trauen) Unsicherheit verringern. Hierzu wur‐
den zwei Studien (ein Feld‐ und ein Laborexpe‐
riment) durchgeführt. In dem Feldexperiment wurde getestet, ob die Salienz von Vertrauens‐
informationen Unsicherheit reduziert. Reale Bewerber beurteilten das Auswahlverfahren eines Unternehmens, bei dem sie sich bewor‐
ben hatten. Sie gaben an, wie sehr sie dem Unternehmen vertrauen und wie unsicher sie sich während des Auswahlprozesses fühlten. Manipuliert wurde die Reihenfolge der Fragen, sodass das Vertrauen entweder vor der Unsi‐
cherheit abgefragt wurde (Vertrauen salient) oder nach der Unsicherheit (Vertrauen nicht salient). Wie erwartet waren Bewerber weni‐
ger unsicher, wenn Vertrauen salient war. Die‐
ser Effekt war unabhängig davon, wie stark die Bewerber dem Unternehmen vertrauten. Die Ergebnisse zeigen, dass die reine Salienz von Vertrauensinformationen zu einer Reduktion von Unsicherheit führen kann. Um zu überprü‐
fen, ob sich dieser Befund experimentell repli‐
zieren lässt, wurde eine zweite Studie durchge‐
führt. In einer Laborstudie mit Studenten wur‐
de die Vertrauenswürdigkeit eines fiktiven Un‐
ternehmens experimentell manipuliert (positi‐
ve Vertrauensinformation vs. negative Ver‐
trauensinformation vs. keine Vertrauensinfor‐
51
mation). Die Ergebnisse der Feldstudie konnten repliziert werden. Damit liefern diese Studien die erste empirische Evidenz für die theoreti‐
sche Annahme, dass Informationen über die Qualität sozialer Austauschbeziehungen eine Möglichkeit darstellen, Unsicherheit zu redu‐
zieren. Stichworte: Vertrauen, Unsicherheit, Unsicherheits‐
reduktion, Fairness Warum ist Kultur für Menschen wichtig? – Kultur als Angstpuffer in der Akzentuierung der Lebensgestaltung Barbara Jodlbauer1, Eva Jonas1, Daniel Sullivan2
1
Universität Salzburg, Österreich; 2University of Kan‐
sas, USA Vortrag – Symposium Ausgangspunkt der Terror Management Theo‐
rie (TMT) ist die Überlegung, dass der Gedanke an den eigenen Tod das Potenzial für existen‐
tielle Angst („terror“) in sich birgt. Damit das Wissen um die eigene Sterblichkeit nicht zu einer permanenten Handlungsunfähigkeit führt, musste der Mensch Wege finden, seine exis‐
tentielle Angst zu kontrollieren. Die TMT geht davon aus, dass sich der Mensch daher Kultur erschaffen hat, die als Abwehrsystem fungiert und dem Menschen dazu verhilft, sich auf eine höhere Ebene der Existenz zu heben. Wirkt sich dieser Mechanismus auf die Akzen‐
tuierung der Lebensgestaltung aus? Mit ande‐
ren Worten, investieren Personen, die auf‐
grund ihres Berufes in hohem Maße mit Morta‐
litätssalienz konfrontiert sind, stärker in kultu‐
relle Aktivitäten als solche Personengruppen, bei denen dies nicht der Fall ist? In Studie 1 zeigte sich, dass Salzburger Kran‐
kenhauspersonal auf Intensivstationen und onkologischen Stationen eher angaben in Kon‐
zerte zu gehen, Kunstgalerien und Theatervor‐
stellungen zu besuchen oder ein Musikinstru‐
ment zu spielen, als Personal auf weniger mor‐
talitätssalienten Stationen (z. B. Augenheilkun‐
de, HNO). Dieser Unterschied ergab sich jedoch nicht bei weniger kulturrelevanten Freizeitinte‐
ressen, wie z. B. Bastelarbeiten. In Studie 2 wurde Mortalitätssalienz experi‐
mentell induziert. Ärzte auf Intensiv‐ und onko‐
logischen Stationen eines deutschen Kranken‐
hauses zeigten dabei deutlich stärkere Effekte der Verteidigung der Deutschen Einheit als 12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 – Université du Luxembourg Abstracts 52 Neurologen. Unter Zahnschmerzsalienz zeigten sich hingegen diese Unterschiede nicht. Diese Befunde zeigen, dass die kontinuierliche Auseinandersetzung mit unserer Vergänglich‐
keit Auswirkungen auf unser kulturelles Ver‐
ständnis hat. Die grundlegenden Überlegungen der TMT, dass Investitionen in die Kultur und die Verteidigung kultureller Überzeugungen unter Mortalitätssalienz vermehrt stattfinden, konnten hier einerseits hinsichtlich des kultu‐
rellen Verhaltens, sowie andererseits hinsicht‐
lich der Einstellung zur eigenen Kultur veran‐
schaulicht werden. Stichworte: Terror Management Theory (TMT) Die Flexibilität kultureller Weltbilder – Gegensätzliche Effekte in Abhängigkeit situativ aktivierter Normen und sich historisch wandelnder Symbole Eva Jonas Universität Salzburg, Österreich die (3) für die physikalische Unversehrtheit relevant sind, wie Normen gesundheitsbewuss‐
ten Verhaltens. Weiterhin werden sowohl prä‐
skriptive Normen (Was sollte man, z. B. aus moralischen Überlegungen tun?) als auch de‐
skriptive Normen (Was tun die meisten Men‐
schen in einer bestimmten Situation?) unter‐
sucht. Schließlich macht die Einführung des Euros deutlich, dass sich die Bedeutung kultureller Werte bzw. Symbole im Zeitablauf auch verän‐
dern kann. Während MS vor und in der ersten Zeit nach der Euro‐Einführung die Ablehnung des Euro signifikant verstärkt hat, zeigen neu‐
este Studien eine verstärkte Identifikation mit dem Euro nach MS. Insgesamt verdeutlichen die vorgestellten Stu‐
dien die Flexibilität kultureller Weltbilder in Abhängigkeit aktivierter Normen und sich his‐
torisch wandelnder Symbole. Stichworte: Terror Management Theorie, Normen und Werte, kulturelle Weltsichten, Mortalitätssa‐
lienz Vortrag – Symposium Obgleich zahlreiche Forschungsbeiträge zur Terror Management Theorie experimentell belegen, dass Personen unter Mortalitätssa‐
lienz (MS) danach streben, sich selbst als wert‐
volle Mitglieder ihrer eigenen Kultur zu erleben und in kulturelle Werte investieren, zeigen sich bei genauerer Betrachtung höchst wider‐
sprüchliche Befunde: MS scheint sowohl pro‐ als auch antisoziales Verhalten zu induzieren, konservatives wie tolerantes, aggressives wie pazifistisches, gesundheitsförderliches wie ge‐
sundheitsgefährdendes und risikoreiches Ver‐
halten. In diesem Beitrag wird argumentiert, dass diese Widersprüche dann aufgeklärt wer‐
den können, wenn persönlich saliente und si‐
tuativ aktivierte Normen und Werte berück‐
sichtigt werden. Es wird eine Reihe von Studien vorgestellt, in denen unterschiedliche, zum Teil entgegen gesetzte Normen aktiviert und mit persönlichen Normen kontrastiert wurden und deren Effekte unter MS auf verschiedene Erle‐
bens‐ und Verhaltensvariablen untersucht wurde. Die Ergebnisse zeigen, dass MS die Nei‐
gung von Personen verstärkt, salienten, sei es persönlichen oder situativ aktivierten Normen zu folgen. Dieser Mechanismus wird sowohl für solche Normen gezeigt, die (1) zur Stabilität einer so‐
zialen Gemeinschaft dienen, wie Fairness und Wohltätigkeit, die (2) zur Transzendenz beitra‐
gen, wie religiöse oder familiäre Normen und Selbstregulation prosozialen Verhaltens Kai J. Jonas Vrije Universiteit Amsterdam, Niederlande Vortrag – Symposium Prosoziales Verhalten, beispielsweise Hilfeleis‐
tung aber auch das Eingreifen in kritischen Si‐
tuation zu Gunsten bedrohter Dritter (Zivilcou‐
rage), kann als zielgerichtetes Verhalten be‐
schrieben werden und öffnet sich damit der Analyse durch motivationale Prozesstheorien. Dieser Ansatz verspricht einen Zugewinn ge‐
genüber der klassischen Motivforschung (z. B. Altruismus) und den Prozessmodellen der Hil‐
feleistung, die zunächst die Gründe für proso‐
ziales Verhalten und eher die externen hem‐
menden Faktoren analysiert haben. Der so ent‐
standene Eindruck ist, dass prosoziales Verhal‐
ten an sich verbreitet ist, aber extern stark ge‐
hemmt wird. Mittels Regulatory Focus Theory soll nun getestet werden, wie die Zielerrei‐
chung in prosozialen Kontexten abläuft, es steht also eher die internale Regulation im Vordergrund. In vier Studien wird der Frage nachgegangen, inwiefern regulatorische Foki die Situationswahrnehmung und die Wahl des Hilfeverhaltens beeinflussen. Studien 1 und 2 wurden in einem Vignetten‐Paradigma durch‐
geführt. Regulatorischer Fokus wurde gemes‐
sen (Studie 1) und manipuliert (Studie 2) und 12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 – Université du Luxembourg Abstracts als abhängiges Maß wurden Verhaltensintenti‐
onen (direkte vs. indirekte Intervention) erho‐
ben. Die Ergebnisse zeigen, dass indirekte In‐
terventionen eher durch Prevention Fokus vor‐
hergesagt werden. Dies wird durch die eigene Erfahrung mit entsprechenden Situationen moderiert: bei gegebener Erfahrung und Pre‐
vention Fokus wird nun direkte Intervention vorhergesagt. In den Studien 3 und 4 (in einem 3D Spielparadigma) wurde Reaktionslatenz auf entsprechende kritische Situationen getestet. Regulatorischer Fokus wurde gemessen (Studie 3) und in Studie 4 manipuliert. Prevention Fo‐
kus führt zu geringeren Reaktionszeiten in Stu‐
die 3. In Studie 4 wurden zusätzlich noch Inter‐
ventionsstimuli (vs. Kontrollstimuli) manipuliert. Prevention Fokus und Interventionsstimuli ver‐
kürzen auch hier signifikant die Reaktionszeiten. Promotion Fokus hat über alle Studien keinen Effekt, allein in den 3D Spielstudien sagt er einen insgesamt schnelleren Spielverlauf vor‐
her. Die Studien zeigen, dass Selbstregulations‐
strategien, wie sie im Regulatorischen Fokus operationalisiert sind, den internen Prozess prosozialen Verhaltens verdeutlichen können: Menschen mit Prevention Fokus reagieren schneller, aber intervenieren vorsichtiger in kritischen Situationen. Stichworte: Selbstregulation, Prosoziales Verhalten, Hilfeleistung, Regulatory Focus 53
K Berufliches Networking in Zeiten von internationalem Terrorismus Andreas Kastenmüller Liverpool John Moores University, Vereinigtes König‐
reich Vortrag – Arbeitsgruppe Bisherige Forschung hat gezeigt, dass sich Angst vor Terroranschlägen negativ auf das psychische Wohlbefinden auswirkt. Dabei wur‐
de demonstriert, dass innere soziale Netzwerke (Familie, enge Freunde) wichtiger werden, weil durch deren soziale Unterstützung (z. B. Liebe, Fürsorge) diese Ängste reduziert werden kön‐
nen. Im vorliegenden Forschungsprogramm nahmen wir an, dass berufliches Networking (z. B. Kongresse besuchen, informelle Gespä‐
che mit Kollegen führen) bei Terrorangst an Bedeutung verliert, da betroffene Personen nicht davon ausgehen, dass berufliche Kon‐
taktpersonen bei der Bewältigung von Terror‐
ängsten hilfreich sein können (z. B. über Ängste reden). In zwei Studien konnten wir zeigen, dass Personen bei gesteigerter Terrorangst (induziert durch Terrorbilder oder durch fin‐
gierte Zeitungsartikel) weniger bereit sind, be‐
rufliches Networking zu betreiben (Studie 1) und zudem weniger Sinn in beruflichen Netz‐
werken sehen (Studie 1 und 2). Stichworte: Terrorismus, berufliche Netzwerke, Wohlbefinden Ärger in Reaktion auf geschlechtsrollen‐
relevante Provokationen Michèle Kaufmann, Tamara Weiss, Nicole Wey, Jani‐
ne Bosak, Sabine Sczesny Universität Bern, Schweiz Vortrag – Symposium Ärger ist ein wichtiger Faktor bei der Erklärung von aggressivem Verhalten (Krahé, 2001). Är‐
ger von Männern und Frauen in Reaktion auf Provokationen könnte durch ihre Geschlechts‐
rollen beeinflusst sein; Männer scheinen ihren intellektuellen Fähigkeiten mehr Bedeutung zu zumessen (Eisler & Blalock, 1991), Frauen hin‐
gegen ihrer äusseren Erscheinung (Gillespie & Eisler, 1992). Darüber hinaus könnte auch der aktuelle Kontext wie beispielsweise die Quelle der Provokation einen Einfluss auf die Ärger‐
reaktion von Männern und Frauen haben. In 12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 – Université du Luxembourg Abstracts 54 der vorliegenden Studie wurden 96 männliche und weibliche Teilnehmende entweder von einem männlichen oder einer weiblichen Ver‐
suchsleitung für einen fiktiven Computercrash verantwortlich gemacht. Die Versuchsleitung provozierte sie in einer geschlechtsrollen‐
relevanten Art und Weise, indem entweder ihre Kompetenz oder ihre äußere Erscheinung angegriffen wurde. Vor‐ und Nachmessung der Ärgerreaktion wurde mittels der ‚state anger’‐ Skala (STAXI; Spielberger, 1988) vorgenommen. Bei Provokation hinsichtlich der äußeren Er‐
scheinung zeigte sich, dass weibliche und männliche Teilnehmende ein erhöhtes Ärger‐
empfinden berichteten, wenn sie von einer Person des anderen Geschlechts angegriffen wurden, hingegen zeigten beide Geschlechter kein erhöhtes Ärgerempfinden, wenn sie von einer Person des gleichen Geschlechts ange‐
griffen wurden. Bei Provokation hinsichtlich ihrer Kompetenz berichteten nur weibliche Teilnehmende, welche von einer Frau provo‐
ziert wurden, einen signifikanten Anstieg ihres Wutempfindens auf diese Provokation. besonders gut.“) insbesondere dann als be‐
drohlich erlebt werden und eine Leistungsmin‐
derung auslösen, wenn die motivationale Ori‐
entierung auf das Erreichen von Maximalzielen ausgerichtet ist (d. h. auf das Erreichen mög‐
lichst optimaler Ergebnisse). Die Ergebnisse der experimentellen Studien stützen diese Annah‐
men und zeigen, dass positive und negative stereotype Leistungserwartungen sich unter‐
schiedlich auf Testleistungen, das Erleben der Testsituation (als bedrohlich und Stress‐
auslösend) sowie spezifische motivationale Mechanismen auswirken, je nachdem welche motivationale Orientierung aktiviert wurde. Somit kann die motivationale Orientierung als eine zentrale Moderatorvariable hinsichtlich der Wirkung von stereotypen Leistungserwar‐
tungen in Testsituationen verstanden werden. Die Relevanz der Befunde aus den berichteten experimentellen Studien bezüglich alltäglicher Testsituationen kann auch anhand empirischer Befunde dokumentiert werden. Stichworte: Stereotype Threat, Testleistungen, Selbstregulation Stichworte: Geschlechterrollen, Ärger, Provokation, aggressives Verhalten Wie wirken sich stereotype Leistungs‐
erwartungen in Testsituationen aus? Die motivationale Orientierung als kritische Randbedingung Johannes Keller1, Josef Nerb2
1
Universität Mannheim, Deutschland; 2Pädagogische Hochschule Freiburg, Deutschland Vortrag – Symposium In diesem Beitrag wird eine Serie empirischer Studien berichtet, in denen der Einfluss stereo‐
typer Leistungserwartungen (z. B. „Frauen ha‐
ben geringe mathematische Fähigkeit“) in Test‐
situationen untersucht wurde. Die Studien wurden durchgeführt, um ein theoretisches Rahmenmodell zu testen, das eine Verbindung zwischen positiven bzw. negativen stereotypen Leistungserwartungen und der motivationalen Orientierung der Testpersonen herstellt. Darin wird postuliert, dass negative stereotype Leis‐
tungserwartungen insbesondere dann als be‐
drohlich erlebt werden und in verminderter Testleistung resultieren, wenn die motivationa‐
le Orientierung auf das Erreichen von Minimal‐
zielen ausgerichtet ist (d. h. auf das Vermeiden schlechter Ergebnisse). Zudem wird die An‐
nahme getroffen, dass positive stereotype Leis‐
tungserwartungen (z. B. „Frauen können das Einig, distinkt – und mild: Zum Zusammen‐
hang von Gruppenkonsens und ‐distinktheit mit Wertebedrohung und geforderter Straf‐
härte Livia Keller, Mario Gollwitzer Universität Koblenz‐Landau, Deutschland Vortrag – Arbeitsgruppe Menschen haben ein starkes Bedürfnis, Norm‐
brüche in einer geeigneten Weise zu bestrafen. Zur Erklärung dieses Bedürfnisses weist die Theorie der retributiven und restaurativen Ge‐
rechtigkeit (Wenzel, Okimoto, Feather, & Pla‐
tow, 2008) auf die zentrale Rolle von Werten hin: Ein Normbruch stellt eine Bedrohung für das Wertesystem einer Gesellschaft dar; die Bestrafung des Täters hat unter anderem die Funktion, die Gültigkeit der verletzten Werte zu bestätigen. Während empirisch gut belegt ist, dass wahrgenommene Wertebedrohung sich auf die präferierte Strafform und ‐härte auswirkt (z. B. Okimoto & Wenzel, 2008; Tyler & Boeckmann, 1997), sind die Bedingungen, unter denen Normbrüche zu wahrgenomme‐
ner Wertebedrohung führen, bislang wenig untersucht. In zwei Vignettenstudien wurde untersucht, welche Rolle inter‐ und intragrup‐
pale Kontextfaktoren für die Wertebedrohung spielen. Abgeleitet aus der Theorie der Sozialen Identität (Tajfel & Turner, 1986) und dem „Sub‐
12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 – Université du Luxembourg Abstracts jective Group Dynamics“‐Modell (Marques, Páez, & Abrams, 1998) wurden (a) die Distinktheit der Eigengruppe gegenüber einer relevanten Fremdgruppe, (b) der Konsens so‐
wie (c) die durchschnittliche Meinung der Ei‐
gengruppe hinsichtlich der Gültigkeit einer be‐
stimmten Norm experimentell manipuliert und der Einfluss auf wahrgenommene Werte‐
bedrohung und Strafurteile untersucht. In Stu‐
die 1 (N = 81) wurden Distinktheit sowie Kon‐
sens variiert. Anschließend wurden die Ver‐
suchspersonen mit einer Person ihrer Gruppe konfrontiert, welche die fragliche Norm ver‐
letzt hatte. Tatsächlich war die befürwortete Strafhärte am geringsten, wenn Distinkheit und Konsens hoch waren. Strafhärte wurde voll‐
ständig durch die wahrgenommene Wertebe‐
drohung mediiert. In Studie 2 (N = 64) wurde manipuliert, ob die Eigengruppe die verletzte Norm ablehnte oder unterstützte. Außerdem wurde die Identifikation mit der Eigengruppe gemessen. Hoch Identifizierte bestraften den Täter härter, wenn ihre Gruppe die Norm un‐
terstützte, dies jedoch unabhängig von wahr‐
genommener Wertebedrohung. Zusammenfas‐
send zeigte sich, dass der soziale Kontext, in dem ein Normbruch geschieht, das nachfol‐
gende Strafverlangen maßgeblich beeinflusst. Der Ansatz, das Sanktionsbedürfnis von Men‐
schen anhand Theorien aus der Intergruppen‐
forschung zu erklären, scheint somit vielver‐
sprechend. Stichworte: Strafbedürfnis, Wertebedrohung, Sub‐
jective Group Dynamics, Distinktheit, Gruppenkon‐
sens Informationsaustausch und Entscheidungs‐
qualität in Gruppen: Wie man Gruppen da‐
zu befähigt das Spezialwissen ihrer Mitglie‐
der bei der Entscheidungsfindung zu nutzen Rudolf Kerschreiter, Alissa Ulrich Ludwig‐Maximilians‐Universität München, Deutsch‐
land Vortrag – Symposium Gruppenentscheidungen basieren überwie‐
gend auf Informationen, die allen Gruppenmit‐
gliedern bereits vor der Diskussion des Ent‐
scheidungsproblems bekannt sind (geteilte Informationen), während Informationen ver‐
nachlässigt werden, die vorab nur einzelne Gruppenmitglieder kennen (ungeteilte Infor‐
mationen). Diese verzerrte Informationsnut‐
zung führt dann zu suboptimalen Gruppenent‐
scheidungen, wenn die geteilten Informationen 55
eine suboptimale Entscheidungsalternative nahe legen. Derartige Situationen werden als „Hidden Profile“ bezeichnet, weil sich die bestmögliche Entscheidungsalternative nicht auf der Grundlage der individuellen Informati‐
onsbasis der einzelnen Gruppenmitglieder er‐
kennen lässt, sondern nur durch zusammen‐
führen des ungeteilten Wissens der einzelnen Gruppenmitglieder identifiziert werden kann. Die bisherige Forschung belegt eindrucksvoll das Scheitern von Gruppen bei der Lösung der‐
artiger Aufgaben. Durch den Einsatz einer Ad‐
vokatentechnik gelang es zwar, den Diskussi‐
onsvorteil geteilter Informationen gegenüber einer unstrukturierten Diskussion zu reduzie‐
ren. Keine Verbesserung erzielte die Advoka‐
tentechnik allerdings trotz vier nacheinander bearbeiteter Entscheidungsaufgaben bei der Entscheidungsqualität der Gruppen. Daher war die Frage ungelöst, wie eine Entscheidungs‐
technik beschaffen sein muss, die über eine Intensivierung des Informationsaustauschs hinaus auch die Entscheidungsqualität in Grup‐
pen bei Entscheidungsproblemen mit verteil‐
tem Wissen nachhaltig verbessert. Offensicht‐
lich muss eine solche Technik nicht nur den Austausch von ungeteilten Informationen för‐
dern, sondern darüber hinaus die Integration der ausgetauschten Informationen in die Gruppenentscheidung gewährleisten. Damit allerdings die ausgetauschten Informationen in die Gruppenentscheidung einfließen können, müssen diese zunächst in die individuellen Repräsentationen des Entscheidungsproblems der einzelnen Gruppenmitglieder integriert werden. Um diese Überlegungen zu überprü‐
fen, entwickelten wir eine vorliegende Advoka‐
tentechnik weiter und testeten diese in einem Experiment mit Drei‐Personen‐Gruppen, die eine „Hidden Profile“‐Aufgabe mit drei Ent‐
scheidungsalternativen bearbeiteten. Variiert wurden die Entscheidungsprozedur (weiter‐
entwickelte Advokatentechnik versus freie Dis‐
kussion) und Prozessverantwortlichkeit (ja ver‐
sus nein). Wie erwartet, verbesserte die wei‐
terentwickelte Advokatentechnik die Entschei‐
dungsqualität gegenüber unstrukturierter Dis‐
kussion. Wie ebenfalls erwartet, bewirkte Pro‐
zessverantwortlichkeit keine zusätzliche Ver‐
besserung der Entscheidungsqualität über den Effekt der Advokatentechnik hinaus. Mediati‐
onsanalysen zeigten, dass die Verbesserung der Entscheidungsqualität durch die Advoka‐
tentechnik über eine höhere Diskussionsinten‐
sität vermittelt wird. 12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 – Université du Luxembourg Abstracts 56 Stichworte: Informationsaustausch in Gruppen, Ent‐
scheidungsqualität in Gruppen, Gruppendiskussion, Entscheidungstechnik, Hidden Profile Kann man einem Stereotype Threat‐Effekt nur individuell ausweichen oder auch kol‐
lektiv neutralisieren? Einsichten aus der Perspektive der Theorie der sozialen Identität Thomas Kessler University of Exeter, Vereinigtes Königreich Vortrag – Symposium Die Leistung in verschiedenen Aufgaben ver‐
schlechtert sich deutlich, wenn ein negatives Stereotyp über eine Gruppe, zu der man gehört, aktiviert wird. Dieser so geannte Stereotype Threat Effekt is robust und wurde für verschie‐
dene Gruppen (z. B. Frauen, Afro‐Amerikaner) und verschiedene Leistungsdimensionen (z. B. Mathematik, sprachliche Intelligenz) gezeigt. Ferner konnten mehrere Studien nachweisen, dass die Aktivierung von positiven Stereotypen zu einer Leistungssteigerung führen kann. Test‐
situationen scheinen also Mitglieder bestimm‐
ter Gruppen systematisch zu benachteiligen und Mitglieder anderer Gruppen zu bevorzu‐
gen. Dies legt die Frage nahe, wie Testsituatio‐
nen fairer gestaltet werden können, um einen differentiellen Leistungsabfall durch Stereotype Threat zu verringern und möglicherweise sogar eine Leistungssteigerung zu erreichen. In der vorliegenden Arbeit wird der Stereotype Threat Effekt aus der Perspektive der Theorie der so‐
zialen Identität als Bedrohung sozialer Identitä‐
ten konzeptualisiert und verschiedene Alterna‐
tiven abgeleitet, wie Mitglieder sozialer Grup‐
pen dieser Bedrohung begegnen können. Es werden die Möglichkeiten der individuellen Mobilität, der sozialen Kreativität und des sozi‐
alen Wettbewerbs unterschieden. Während die Effektivität von Mobilität in verschiedenen Studien gezeigt werden konnte, fokussieren die vorliegenden Studien auf gruppenbasierte Stra‐
tegien zur Reduktion des Stereotype Threat Effekt. In zwei Studien wird der Einfluss der sozialen Kreativität (Studie I, N = 60) und des sozialen Wettbewerbs (Studie II, N = 58) auf die Reduzierung des Stereotype Threat Effekt auf‐
gezeigt. Die Implikationen der Ergebnisse für den Umgang mit bedrohten oder negativen sozialen Identitäten werden im Lichte der The‐
orie der sozialen Identität diskutiert. Stichworte: Soziale Identiät, Stereotype Threat, Identität Management Ist Kultur = Kultur? Welche kulturellen Symbole sind es wert, nach Mortalitäts‐
salienz verteidigt zu werden? Johannes Klackl, Eva Jonas Universität Salzburg, Österreich Vortrag – Symposium Gedanken an den eigenen Tod veranlassen Menschen dazu, bestimmte kulturelle Symbole und Weltsichten aufzuwerten. Die Terror Ma‐
nagement Theorie (TMT) bezeichnet dieses Verhalten als cultural worldview defense und sieht es als Mittel zur Erlangung symbolischer Unsterblichkeit. Erstaunlicherweise wurde der Begriff des cultu‐
ral worldview defense bislang hauptsächlich durch unterschiedliche Formen der Verteidi‐
gung kultureller und gruppenbezogener Über‐
zeugungen, Normen und Werte operationali‐
siert. Manifeste kulturelle Symbole wie histori‐
sche Bauten, Verfilmungen historischer Ereig‐
nisse und kulturträchtige Konsumprodukte wurden in der Terror Management Forschung bislang kaum beachtet. Wir berichten über eine Forschungsreihe, in der wir den Einfluss von Mortalitätssalienz (MS) auf die Attraktivitätseinschätzung unterschied‐
licher für Salzburg relevanter kulturelle Symbo‐
le untersucht haben. Studie 1 zeigte, dass die bewusste Konfrontation mit dem eigenen Tod zu einer gesteigerten Attraktivität wichtiger historischer Sehenswürdigkeiten der Stadt Salzburg, wie z. B. der Festung Hohensalzburg oder des Schlosses Hellbrunn führte. Gleichzei‐
tig war nach MS eine Distanzierung von sol‐
chen Symbolen zu beobachten, die Aspekte der Salzburger Kultur eher verkitschten, wie etwa ein Filmplakat von 'The Sound of Music' oder die Mozartkugel. Studie 2 replizierte diese Be‐
funde konzeptuell bei Einsatz eines unter‐
schwelligen visuellen Primings des Wortes „Tod“. In Studie 3 wurden unterschiedliche Stadtfüh‐
rungen präsentiert. Erwartungsgemäß profi‐
tierte die Attraktivität der historischen Se‐
henswürdigkeiten von Mortalitätssalienz, wenn diese im Rahmen einer Besichtigungstour „Prächtiges Salzburg“ eingebettet waren. Wur‐
den dieselben Bilder hingegen auf ihre Funkti‐
on als Schauplätze im Film ‚The Sound of Mu‐
sic’ reduziert, kam es zu einer Abwertung nach Mortalitätssalienz. Diese Ergebnisse zeigen, dass unter Einfluss von Todesgedanken nicht alles, was sich die Menschheit gestaltend schafft, und somit unter 12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 – Université du Luxembourg Abstracts den traditionellen Kulturbegriff fällt, gleicher‐
maßen verteidigt wird. Für die Wertschätzung kultureller Symbole ist es ganz entscheidend, in welchem Kontext sie präsentiert werden. Bei Gefahr der Trivialisierung von Kultur findet eine Distanzierung statt. Stichworte: Terror Management Theory, Cultural Worldview Defense, Kulturverteidigung, TMT, CWVD Endowment Effekte in Gruppensituationen mit strategischen Anreizen: Warum Innova‐
tionen nicht realisiert werden Janet Kleber, Andreas Glöckner Max‐Planck‐Institut zur Erforschung von Gemein‐
schaftsgütern, Deutschland Vortrag – Arbeitsgruppe Menschen zeigen bei Entscheidungen systema‐
tische Verletzungen der Normen rationalen Verhaltens. Der Endowment Effekt beschreibt eine der prominentesten Abweichungen, bei der die individuelle Wertschätzung für ein und denselben Gegenstand sich substantiell erhöht, wenn dieser in den eigenen Besitz übergeht. In vielen gesellschaftlich relevanten Situationen (z. B. bei der Entwicklung eines neuen Krebs‐
medikaments auf Basis verschiedener Patente) besteht das Problem, dass mehrere Personen Objekte besitzen, deren Nutzung nur im Falle des Verkaufs durch alle (z. B. Patent‐) Inhaber realisiert werden kann. Die Höhe der geforder‐
ten Preise im Verhältnis zum erwarteten Nut‐
zen des Anbieters bestimmt, ob eine Transak‐
tion verwirklicht wird oder nicht (z. B. das in‐
novative Medikament entwickelt wird). Es ist zu erwarten, dass bei der Festlegung des Preises durch die Eigentümer neben Endow‐
ment Effekten auch die Gruppensituation und strategische Anreize eine wichtige Rolle spielen. Die Gruppensituation könnte ein objektiveres Bewerten des Objekts induzieren, das mit einer Verringerung des Endowment Effekts einher‐
geht; bei einem strategischen Anreiz wäre eine Maximierung des geforderten Preises auf Kos‐
ten der anderen Gruppenmitglieder anzuneh‐
men. In einer Studie mit realen Transaktionen von Losen (mit unbekannter Gewinnwahr‐
scheinlichkeit) wurde die Wechselwirkung von strategischen Anreizen und dem Endowment Effekt in Gruppensituationen ohne Interakti‐
onsmöglichkeit der Gruppenmitglieder unter‐
sucht. Die Ergebnisse zeigen eine Interaktion zwi‐
schen dem Endowment Effekt und dem strate‐
57
gischen Anreiz. In Gruppensituationen ohne strategischen Anreiz zeigt sich ein reduzierter aber noch signifikanter Endowment Effekt. Dieser verschwindet in Gruppensituationen mit strategischen Anreizen, was aber mit einer generellen Überhöhung des Preises einhergeht. Somit wird die Realisierung potenziell gesell‐
schaftlicher Gewinne, die auf der innovativen Zusammenführung von verteilten Objekten basieren, sowohl durch Endowment Effekte als auch durch strategische Anreize behindert. Stichworte: Endowment Effekt, Gruppensituation, strategischer Anreiz Sex oder Gender? State oder Trait? Was die soziale Informationsbearbeitung beeinflusst Franziska Kluttig Universität Erlangen‐Nürnberg, Deutschland Vortrag – Symposium 3 Studien untersuchten in Bezug auf das SPI‐
Modell (Hannover & Kühnen, 2002) Unter‐
schiede in der Informationsverarbeitung zwi‐
schen den Geschlechtern. Dabei wurden zwei Komponenten des Geschlechts gegenüberge‐
stellt: das biologische Geschlecht (Sex) und das geschlechtsbezogene Selbstkonzept (Gender). Ziel war, zu zeigen, dass nicht das biologische Geschlecht selbst, sondern die Identifikation mit der Geschlechterrolle (geschlechtsbezoge‐
nes Selbstkonzept, Gender) die Informations‐
verarbeitung beeinflusst. Die erste (korrelative) Studie 1 testete, inwie‐
weit sich Geschlecht und geschlechtsbezoge‐
nes Selbstkonzept (Trait) auf die Kontextab‐
hängigkeit der Informationsverarbeitung aus‐
wirken. An der Untersuchung nahmen 124 Stu‐
dentinnen und Studenten der Wirtschaftswis‐
senschaften der Universität Erlangen‐Nürnberg teil. Sie bearbeiteten zur impliziten Messung der Kontextabhängigkeit den Framed Lined Test von Kitayama, Duffy, Kawamura und Lar‐
sen (2003). Außerdem wurden chronisches geschlechtsbezogenes Selbstkonzept (Agency und Communion; erfasst über PAQ) und Kon‐
textabhängigkeit per Fragebogen erfasst (expli‐
zites Maß). Die Ergebnisse bestätigen die An‐
nahme, dass Agency unabhängig vom biologi‐
schen Geschlecht mit kontextunabhängiger Wahrnehmung einhergeht. Der erwartete Zu‐
sammenhang zwischen Communion und kon‐
textabhängiger Informationsverarbeitung hin‐
gegen konnte nur für Frauen gefunden werden. 12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 – Université du Luxembourg Abstracts 58 In einer zweiten experimentellen Studie wurde die Zugänglichkeit des geschlechtsbezogenen Selbstkonzepts manipuliert und analog zur ers‐
ten Studie dessen Einfluss auf die Kontextab‐
hängigkeit der Informationsverarbeitung im Vergleich zur Wirkung des biologischen Ge‐
schlechts getestet. Hier zeigte sich, dass das situativ zugänglich gemachte geschlechtsbezo‐
gene Selbstwissen einen signifikanten Einfluss auf die Informationsverarbeitung hat. Wie er‐
wartet hatte das Agency‐Priming eine eher kontextunabhängige Informationsverarbeitung und das Communion‐Priming eine eher kon‐
textabhängige Informationsverarbeitung zur Folge. Das Geschlecht konnte indes keinen Bei‐
trag zur Aufklärung leisten. Eine differenzierte Betrachtung der Ergebnisse zeigte, dass zusätz‐
lich zum situativen das chronische Geschlechts‐
rollenselbstkonzept einen Einfluss ausübte: Bei der impliziten Messung der Kontextabhängig‐
keit erwies sich dabei Agency (Trait) als signifi‐
kanter Einflussfaktor, bei der expliziten Mes‐
sung hingegen erwies sich Communion (Trait) als erklärend. scheidungen der anderen Gruppenmitglieder korrigieren. Zu Beginn führten die Versuchs‐
personen/Gruppenleiter eine Aufgabe aus ei‐
nem für die Korrekturaufgabe irrelevanten Be‐
reich aus. Dafür bekamen sie eine ihrer Positi‐
on angemessene vs. unangemessene Rückmel‐
dung, über die ihr Legitimitätsempfinden ma‐
nipuliert wurde. Es zeigte sich, dass diejenigen Versuchspersonen, die sich als legitim in der Gruppenleiterposition empfanden, die Ent‐
scheidungen der Gruppenmitglieder in einer anschließenden Aufgabe stärker korrigierten als diejenigen, die ihre Position als illegitim ansahen. Es wurde zudem untersucht, ob per‐
sönliche Unsicherheit (Hogg, 2007; McGregor et al., 2001) den Zusammenhang von Legitimi‐
tätsempfinden und Handeln in Machtpositio‐
nen mediiert. Es zeigte sich, dass persönliche Unsicherheit zwar die Beziehung zwischen Le‐
gitimitätsempfinden und Aussagen zum Ver‐
meidungsverhalten (BIS; Carver & White, 1994) mediiert, nicht aber die Beziehung zwischen Legitimitätsempfinden und Häufigkeit der Kor‐
rekturen. In einer dritten experimentellen Studie wird der Frage nachgegangen, welche Rolle das chronische im Vergleich zum situativen Ge‐
schlechtsrollenselbstkonzept bei der Informa‐
tionsverarbeitung spielt. Mit dieser Studie konnten wir zeigen, dass Ge‐
fühle von Legitimität sich entscheidend auf das Verhalten von mächtigen Personen auswirken. Stichworte: Persönliche Unsicherheit, Legitimität, Macht Stichworte: Agency, Communion, Geschlecht, Selbstkonzept, Informationsverarbeitung Zum Einfluss von Illegitimität und persönli‐
cher Unsicherheit auf Handeln in Macht‐
positionen Michael Knoll, Alexander Zill, Martin Jankowski, Lioba Werth Technische Universität Chemnitz, Deutschland Poster Die Befunde der von Reicher und Haslam (2006) durchgeführten Neuauflage des Stanford Pri‐
son Experiment stellen Theorien in Frage, wo‐
nach Menschen in Machtpositionen größeres Annäherungsverhalten zeigen (Keltner et al., 2003), aktiver sind (Galinsky, Gruenfeld, & Ma‐
gee, 2003) und größeres Risiko eingehen (An‐
derson & Galinsky, 2006). In der vorliegenden Studie wurde die These von Lammers et al. (2008) aufgegriffen, wonach der Effekt von Macht auf Annäherungsverhalten durch Legi‐
timität moderiert wird. Die Versuchspersonen wurden in die Rolle eines Gruppenleiters (4 Personen je Gruppe) versetzt und konnten Ent‐
Die Rolle von Gruppen‐ und Interaktions‐
qualität bei der Vorhersage von Leistung in sozialen Netzwerken Gerald Kolar, John Rauthmann, Armin Kaser, Pierre Sachse Universität Innsbruck, Österreich Poster Soziale Netzwerke können durch eine gemein‐
sam zu lösende Aufgabe generiert werden, bei welcher die Beteiligten interagieren und ko‐
operieren müssen, um ein gewisses Ziel zu er‐
reichen. Dabei stellen sich bei der Kommunika‐
tion der Gruppenmitglieder auch gruppen‐
dynamische Effekte ein, die wiederum Einfluss auf die Gesamtleistung des Netzwerkes haben können. 14 Gruppen mit jeweils zehn Personen konstituierten ein soziales Netzwerk für zwei größere, zeitlich getrennte Übungseinheiten, in welchen sie zu je 60 Minuten Wissensmana‐
gement‐Aufgaben zu lösen hatten, welche quantifizierbare Leistungen in den Bereichen Strukturierung, Organisation und Reflexion zuließen. Es wurden Persönlichkeitsvariablen 12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 – Université du Luxembourg Abstracts (Big Five mit TIPI‐r; Denissen, Geenen, Selfhout, & van Aken, 2008) sowie Variablen zur Kom‐
munikations‐ und Interaktionsqualität (Roches‐
ter Interaction Record; Schumacher, 1992) er‐
hoben. Neben Korrelationsanalysen wurden in multiplen hierarchischen Regressionsanalysen soziodemographische und Persönlichkeitsvari‐
ablen kontrolliert und der Einfluss von Interak‐
tionsvariablen (generelle Kommunikationssitu‐
ation; affektive Lage während der Interaktion) auf die Leistung in den Bereichen Strukturie‐
rung, Organisation und Reflexion untersucht. Ergebnisse werden hinsichtlich gruppendyna‐
mischer Effekte auf Leistung interpretiert und diskutiert. Stichworte: Soziales Netzwerk, Interaktionsqualität, Wissensmanagement, Leistung Der Einfluss von Gerechtigkeits‐
wahrnehmungen von Studierenden auf deren Hochschulbindung Andreas König1, Mario Gollwitzer2, Georges Steff‐
gen1
1
Université du Luxembourg, Luxemburg; 2Universität Koblenz‐Landau, Deutschland Vortrag – Arbeitsgruppe Das Group‐Value‐Modell von Lind und Tyler (1992) besagt, dass für Menschen eine faire Behandlung insbesondere in Form prozedura‐
ler Gerechtigkeit deshalb wichtig ist, weil dar‐
über gleichsam Informationen über deren Sta‐
tus innerhalb der Gruppe vermittelt werden. Eine gerechte Behandlung sollte nach dem Modell zu wünschenswerten Verhaltensweisen der Mitglieder einer Organisation führen. Die sozialpsychologische Gerechtigkeitsforschung konnte bisher im Wirtschaftskontext den Ein‐
fluss der Gerechtigkeitswahrnehmungen von Organisationsmitgliedern auf deren Commit‐
ment zur Organisation nachweisen (Colquitt, 2001). Die vorliegende Studie untersucht diese Fragestellung erstmals für die Beziehung von Studierenden zur „Durchlauforganisati‐
on“ Hochschule: Im Gegensatz zum Wirt‐
schaftskontext haben Studierende keinen mit der monetären Abhängigkeit vom Arbeitgeber vergleichbaren Nutzen davon, sich langfristig an die Hochschule zu binden. Die vorliegende Studie untersucht in Form ei‐
ner Online‐Befragung von Studierenden meh‐
rerer deutscher Hochschulen (N = 668) ge‐
trennt für die Ebene des Faches bzw. Studien‐
ganges einerseits und die Ebene der Hochschu‐
59
le als Ganzes andererseits, inwieweit prozedu‐
rale Gerechtigkeitswahrnehmungen sich nicht nur auf das Verbundenheitsgefühl und das Verpflichtungsgefühl gegenüber der Hochschu‐
le auswirken, sondern auch auf die konkrete postgraduierte Bindung in Form der Beitritts‐
absicht zu einem Alumniverein des Faches bzw. der Hochschule als Ganzes. Als Messinstrumen‐
te kamen neben der für den Kontext modifi‐
zierten Skala zu prozeduraler bzw. interaktio‐
naler Gerechtigkeit von Paterson, Green und Cary (2002) eigens formulierte kontextspezifi‐
sche Items zur distributiven Gerechtigkeit, zum affektiven und normativen Commitment und zur Beitrittsabsicht, zur Zufriedenheit mit den eigenen Noten sowie zur Verantwortungsattri‐
bution zum Einsatz. Übereinstimmend mit dem Group‐Value‐Modell zeigen die Ergebnisse der Studie, dass sich in schrittweisen multiplen Regressionen auch in diesem neuen Untersu‐
chungskontext neben distributiven Gerechtig‐
keitswahrnehmungen und der Zufriedenheit mit den Noten prozedurale Gerechtigkeit als bedeutsamer eigenständiger Prädiktor für alle drei Kriterien erweist. Implikationen für die Praxis und resultierende weitere Forschungs‐
fragestellungen werden diskutiert. Stichworte: Gerechtigkeitswahrnehmungen, Hoch‐
schulbindung, Group‐Value‐Modell Wenn Ost auf West trifft: Ein Mehr‐
ebenenmodell des Intergruppenkontakts zwischen Ost‐ und Westdeutschen Miriam Koschate1, Wilhelm Hofmann2, Manfred 3
Schmitt
1
St Andrews University, Vereinigtes Königreich; 2
Julius‐Maximilians‐Universität Würzburg, Deutsch‐
land; 3Universität Koblenz‐Landau, Deutschland Vortrag – Arbeitsgruppe In unterschiedlichsten Kontexten konnte ge‐
zeigt werden, dass Intergruppenkontakt Vorur‐
teile zwischen sozialen Gruppen reduziert. Freiwilliger, persönlicher Kontakt scheint dabei effektiver als oberflächlicher, regulierter Kon‐
takt (Pettigrew & Tropp, 2006). Allerdings gibt es bisher recht wenige Studien darüber, welche Person‐, Situations‐ und Kon‐
textvariablen Freundschaften zwischen Mit‐
gliedern unterschiedlicher sozialer Gruppen vorhersagen. Um die Frage nach Prädiktoren von Intergruppenkontakt näher zu beleuchten, analysierten wir einen Datensatz mit insgesamt N = 1 507 Ost‐ und Westdeutschen, der in den 12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 – Université du Luxembourg Abstracts 60 Jahren 1996, 1998 und 2000 erhoben wurde, mittels Mehrebenenanalyse. Mit zunehmendem zeitlichen Abstand von der deutschen Wiedervereinigung fanden wir ei‐
nen negativen Zusammenhang zwischen fra‐
ternaler Deprivation und Intergruppenfreund‐
schaft, insbesondere bei Personen aus der Un‐
terschicht sowie Personen mit hohen Autorita‐
rismus‐Werten. Sowohl Autoritarismus als auch Vorurteile zeigten einen negativen Zusammen‐
hang mit Intergruppenfreundschaft auf der Personebene. Religiöse Einstellungen dagegen zeigten einen positiven Effekt auf Intergrup‐
penfreundschaften, insbesondere bei West‐
deutschen. Kontextvariablen wie Abstand des Wohnortes zur innerdeutschen Grenze und Einwohnerdichte des Wohnortes erklärten ebenfalls signifikante Varianzanteile in Inter‐
gruppenfreundschaft. Insgesamt fanden wir ähnliche Prädiktoren für Ost‐ und Westdeutsche, jedoch berichteten Ostdeutsche deutlich mehr Freundschaften mit Westdeutschen als umgekehrt. Obwohl die Datenanalyse explorativ ist, zeigt die Analyse doch, dass Intergruppenfreund‐
schaft am besten durch eine Kombination aus Kontext‐, Situations‐ und Personvariablen vor‐
hergesagt werden kann. ihres biologischen Geschlechts (männlich / weiblich) sowie hinsichtlich ihres Erschei‐
nungsbilds (maskulin / feminin) und sollten für eine typisch maskuline bzw. für eine typisch feminine Stelle eingestellt werden. Kontrolliert wurden die Einflüsse von Sympathie und Att‐
raktivität. Die Ergebnisse der Einstellungsentscheidungen replizierten größtenteils frühere Befunde, die Effekte des biologischen Geschlechts und des Erscheinungsbildes gezeigt hatten. Für die maskuline Stelle wurden maskuline Personen häufiger ausgewählt als feminine; für die femi‐
nine Stelle wurden weibliche Personen eher eingestellt als männliche. Feminin aussehende männliche Personen wurden seltener ausge‐
wählt als alle anderen Typen. In den Blickbewegungen zeigte sich, dass die ersten drei Fixationen bei Stimuluspersonen mit inkongruenter Kombination aus Geschlecht und Erscheinung (männlich und feminin / weib‐
lich und maskulin) eher länger dauern als bei Stimuluspersonen mit kongruenter Kombinati‐
on. Augen, Nase und Mund werden tendenziell bei männlichen und maskulinen Stimulusper‐
sonen länger betrachtet als bei femininen und weiblichen Stimuluspersonen. Stichworte: Intergruppenkontakt, Autoritarismus, Deprivation, Mehrebenenanalyse, Wiedervereini‐
gung Diese Ergebnisse lassen darauf schließen, dass grundlegende äußere Merkmale von Stimulus‐
personen entscheidungsrelevant sind und schnell verarbeitet werden. Das unterschiedli‐
che Blickbewegungsverhalten bei verschiede‐
nen Stimuluspersonen reflektiert diese Prozes‐
se der Eindrucksbildung. Eindrucksbildung in Bewerbungssituationen – Eine Analyse anhand von Blickbewegun‐
gen Stichworte: Geschlecht; Stereotyp; Blickbewegung; Gesicht; Personalauswahl Sara Köser1, Lisa Irmen1, Sabine Sczesny2
1
Ruprecht‐Karls‐Universität Heidelberg, Deutschland; 2
Universität Bern, Schweiz Vortrag – Arbeitsgruppe Blickbewegungsanalysen können zeigen, wel‐
che Stimulusmerkmale eines Bildes zur Ein‐
drucksbildung beitragen, und beschreiben den zeitlichen Verlauf der visuellen Exploration. Grundlage dazu bildet der enge Zusammen‐
hang zwischen dem visuell fokussierten Stimu‐
lus und dem aktuellen Gegenstand der menta‐
len Verarbeitung (Eye‐Mind‐Hypothese). In einer Blickbewegungsstudie untersuchten wir Einstellungsentscheidungen nach einer Betrachtung von Bewerbungsfotos, die auf 2 Sekunden begrenzt war. Die Bewerberinnen und Bewerber unterschieden sich hinsichtlich Desensibilisierungseffekte des Konsums von Mediengewalt Barbara Krahé, Ingrid Möller Universität Potsdam, Deutschland Vortrag – Symposium Ziel der Studie (N = 303) war die Analyse der Zusammenhänge zwischen dem Konsum von Mediengewalt und der Desensibilisierung im Sinne einer reduzierten Angsterregung auf me‐
diale Gewaltstimuli. Physiologische Erregung (SCL) und subjektiver Affekt während der Dar‐
bietung eines Gewaltclips wurden zu habituel‐
lem Gewaltkonsum als Prädiktor sowie zu ag‐
gressiven Kognitionen (lexikalische Entschei‐
dungsaufgabe) und Verhaltensweisen („Noise 12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 – Université du Luxembourg Abstracts Blast‐Paradigma“) als Outcome‐Variablen in Beziehung gesetzt. Personen mit hohem habi‐
tuellem Gewaltkonsum reagierten auf die Dar‐
bietung von Gewaltszenen mit einer geringe‐
ren Angst‐Erregung und einer erhöhten positi‐
ven Erregung. Außerdem war der habituelle Mediengewaltkonsum mit einer reduzierten physiologischen Erregung während der Präsen‐
tation des Gewaltfilms verbunden. Eine erhöh‐
te positive Erregung durch Mediengewalt ging mit einer erhöhten Verfügbarkeit aggressiver Kognitionen einher, eine reduzierte Angst‐
Erregung sagte eine höhere Intensität unpro‐
vozierten aggressiven Verhaltens vorher. Der Vergleich der Gewaltszenen mit anderen emo‐
tionsauslösenden Stimuli in Form trauriger und lustiger Filme zeigte, dass die beobachteten Zusammenhänge nur für Gewaltstimuli auftra‐
ten. Insgesamt stützen die Befunde das Kon‐
zept der Desensibilisierung durch Medienge‐
walt. Stichworte: Mediengewalt, Aggression, Desensibili‐
sierung ... auf dass wir weise werden. Eine Untersu‐
chung zu Zielorientierungen und Endlich‐
keitsbewusstheit Dirk Kranz1, Jochen Brandtstädter1, Klaus Rother‐
2
1
mund , Waldemar Kühn
1
Universität Trier, Deutschland; 2Friedrich‐Schiller‐
Universität Jena, Deutschland Vortrag – Symposium Aus einer handlungs‐ und entwicklungspsycho‐
logischen Perspektive wird angenommen, dass es im höheren Alter – damit einhergehend: mit zunehmender Bewusstheit der eigenen End‐
lichkeit („Mortalitätssalienz“) – zu einer Um‐
orientierung bzw. Akkommodation persönli‐
cher Zielorientierungen kommt: Zeittranszen‐
dente wertrationale Ziele sollten gegenüber zukunftsgebundenen zweckrationalen Zielen aufgewertet werden. Diese Annahme wird in altersvergleichenden Fragebogenerhebungen sowie experimentellen Studien überprüft. Stu‐
die 1 (N = 359) beleuchtet den Verlauf wert‐ und zweckrationaler Orientierungen im Alters‐
bereich zwischen 35 und 84 Jahren. In Studie 2 (N = 371) wird untersucht, inwieweit die Al‐
terseffekte durch die instruierte Auseinander‐
setzung mit der Endlichkeitsthematik verstärkt werden. In den Studien 3 und 4 (Ns = 50 und 86) werden im Anschluss an die Auseinanderset‐
zung mit der Endlichkeitsthematik wert‐ und zweckrationale Zielorientierungen implizit er‐
61
fasst und interindividuelle Unterschiede be‐
rücksichtigt (akkommodative Flexibilität). Die Befunde werden vor dem eigenen theoreti‐
schen Hintergrund wie vor dem der Terror Ma‐
nagement Theory diskutiert. Stichworte: Persönliche Ziele, Akkommodation, End‐
lichkeit, Tod Faire Behandlung führt zu weniger Aggressivität von Justizbeamten gegenüber Gefangenen Alice Krenn1, Bernhard Streicher2, Eva Traut‐
Mattausch2
1
Universität Salzburg, Österreich; 2Ludwig‐
Maximilians‐Universität München, Deutschland Poster Im Allgemeinen werden Gründe für aggressives Verhalten entweder durch Persönlichkeitsei‐
genschaften (z. B. Neurotizismus), persönliche Zustände (z. B. Stressniveau) oder situationale Variablen (z. B. Machtsymbole, Hierarchien, Anonymität) erklärt, oder durch die Interaktion von diesen. Im Allgemeinen kann zur Aggressi‐
onsreduktion eine dieser Variablen geändert werden. In einem Kontext wie einem Gefängnis scheint aber nur die Änderung der persönli‐
chen Zustände ein realistisches Ziel zu sein, da sowohl die Persönlichkeitseigenschaften als auch der Kontext von Gefängnissen ausgespro‐
chen stabil sind. In ihrer BBC‐Gefängnisstudie haben Haslam und Kollegen gezeigt, dass ein hoher Grad an geteilter sozialer Identität in einer Gruppe zu weniger wahrgenommenem Stress führte, während eine niedrige Identität Stress förderte. Darüber hinaus hat die Fair‐
nessforschung gezeigt, dass eine faire Behand‐
lung auf einer persönlichen Ebene (z. B. proze‐
durale und interpersonale Fairness durch die Führungskraft) Identifikation erhöht. Um einen möglichen Zusammenhang zwischen Persön‐
lichkeitseigenschaften, fairer Behandlung und sozialer Identität auf Aggression zu zeigen, nehmen wir in unserer Studie an, dass a) Neu‐
rotizismus und Stress aggressives Verhalten von Justizbeamten gegenüber Gefangenen erhöhen (z. B. Bestrafung ohne Grund); b) dass faire Behandlung durch ihren Vorgesetzten die soziale Identität unter den Justizbeamten er‐
höht; c) dass die Effekte von Fairness auf den jobbezogenen Stress über soziale Identität me‐
diiert werden; und d) dass die Effekte der so‐
zialen Identität auf Aggression durch den Stress mediiert werden. Das Strukturgleichungsmo‐
dell zeigte gute psychometrische Ergebnisse in 12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 – Université du Luxembourg Abstracts 62 einer Fragebogenuntersuchung an österreichi‐
schen Justizbeamten (N = 202). Alle direkten und indirekten Effekte waren signifikant. Wei‐
ters ergab ein Modellvergleich, dass sich unser Modell nicht signifikant vom vollständigen Mo‐
dell unterschied. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass aggressives Verhalten von Justizbe‐
amten gegenüber Gefangenen reduziert wer‐
den könnte, wenn man die Fairness des Füh‐
rungskraftverhaltens erhöhen würde. Stichworte: Fairness, soziale Identität, Stress, Neuro‐
tizismus, Aggression Akkulturation und Schulerfolg. Eine empirische Untersuchung von bikulturellen Jugendlichen in Deutschland Madeleine Kreutzmann, Lysann Zander‐Music, Me‐
lanie Rau, Bettina Hannover Freie Universität Berlin, Deutschland severständnis, nicht aber auf die mathemati‐
sche Grundbildung haben. Schüler/innen mit Fusions‐ und Assimilationsstrategien erzielten im Test zum Leseverständnis im Mittel bessere Ergebnisse als ihre Mitschüler mit anderen Akkulturationsstrategien. Jugendliche mit Se‐
parationsstrategien erzielten im Mittel die schlechtesten Ergebnisse. Es kann vermutet werden, dass dieser Effekt über die Sprachmo‐
tivation und den Erwerb der Zweitsprache zu‐
stande kommt. Jugendliche mit Fusions‐ und Assimilationsstrategien haben durch den ge‐
steigerten Kontakt zu Mitgliedern der kulturel‐
len Gruppe der Deutschen vermutlich eine hö‐
here Sprachmotivation und auch mehr Mög‐
lichkeiten, die deutsche Sprache gut zu lernen. Die Separation, also eine ausschließliche Orien‐
tierung zur kulturellen Gruppe, führt hingegen vermutlich eher dazu, dass die deutsche Spra‐
che weniger gut erlernt wird und somit gerin‐
gere Leistungen im Leseverständnis resultieren. Stichworte: Akkulturationsstrategien, Migrationshin‐
tergrund, Leistung, Schulerfolg, Jugendliche Poster Aus der Akkulturationsforschung ist bekannt, dass Individuen, je nachdem welche Akkultura‐
tionsstrategien sie verfolgen, unterschiedlich gute Adaptationserfolge in einer neuen kultu‐
rellen Umgebung erzielen. Obwohl sich ein Zusammenhang von Akkulturationsstrategien und dem Bildungserfolg bei Jugendlichen mit Migrationshintergrund vermuten lässt, blieb der Bezug zur Bildungsforschung, insbesondere für den deutschen Sprachraum, bisher aus. Die vorliegende Studie untersucht den Zusammen‐
hang von Akkulturationsorientierung und Schulerfolg, operationalisiert durch Ergebnisse von Leistungstests im Bereich Leseverständnis und mathematischer Grundbildung, bei einer Stichprobe von 631 Schüler/innen mit Migrati‐
onshintergrund (N = 338 weiblich) der neunten Klassenstufe in Deutschland. Neben den von John W. Berry postulierten Akkulturationsstra‐
tegien Assimilation, Separation und Marginali‐
sierung, wurden die von Assanand und Camp‐
bell vorgeschlagenen Integrationsmodi Fusion und Alternation untersucht. Bei den befragten Schüler/innen konnte eine große individuelle Variabilität in der Präferenz von Akkulturati‐
onsstrategien festgestellt werden. Über drei Viertel der Schüler/innen lassen sich den Ak‐
kulturationsstrategien Separation (N = 172), Fusion (N = 169) und Marginalisierung (N = 154) zuordnen, während entsprechend weniger Schüler/innen den Strategien Alternation (N = 92) und Assimilation (N = 44) zuzuordnen sind. Die Auswertung konnte zeigen, dass Ak‐
kulturationsstrategien einen Effekt auf das Le‐
Selbstkonzept, Agency und subjektives Wohlbefinden Ulrich Kühnen Jacobs University Bremen, Deutschland Vortrag – Symposium „Des Menschen Wille, das ist sein Glück“, sagt Schiller. Dieses Zitat drückt zwei Grundannah‐
men aus, die sich in zahlreichen Ansätzen der Sozialpsychologie wiederfinden. Erstens erle‐
ben Personen sich selbst als frei handelnde Individuen, die Kontrolle über ihre Handlungen haben (d. h. sie erleben personal agency). Zweitens ist das Empfinden von personal agen‐
cy zuträglich für das allgemeine Wohlbefinden. Ausgehend von kulturvergleichenden Arbeiten werde ich jedoch zeigen, dass personal agency stärker mit Independenz als mit Interdepen‐
denz des Selbstkonzepts verbunden ist. Ferner zeigen die Befunde einer kulturvergleichenden Studie, das agentische Selbstaspekte für Per‐
sonen mit individualistischem Kulturhinter‐
grund stärker prädiktiv für allgemeines Wohl‐
befinden sind als dies für kommunale Selbstas‐
pekte gilt, während allerdings für Personen aus kollektivistischen Kulturen das Gegenteil zu‐
trifft. Die Befunde werden in Bezug auf den globalen Wertewandel diskutiert. Stichworte: Selbstkonzpet, Agency, Subjective Well‐
Being 12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 – Université du Luxembourg Abstracts „Ganz normal“ – Der Verweis auf Normali‐
tät zur Dissonanzreduktion bei Vorurteilen Beate Küpper, Andreas Zick Universität Bielefeld, Deutschland 63
wünschenswerte hin zu ganz „normalen“ Ein‐
stellungen zu verschieben. Stichworte: Vorurteile, Dissonanz, Konsensus, Nor‐
malität, Gleichwertigkeit Vortrag – Symposium Vorurteile, definiert als negative Einstellungen gegenüber schwachen Gruppen, gelten ge‐
meinhin als nicht wünschenswerte Einstellun‐
gen, die der im Grundgesetz verankerten Norm von Gleichwertigkeit aller Menschen wider‐
sprechen. Zugleich werden Vorurteile jedoch von vielen geteilt, wie wir regelmäßig im Rah‐
men des repräsentativen Surveys zur „Grup‐
penbezogenen Menschenfeindlichkeit“ feststel‐
len. Festingers Theorie der kognitiven Disso‐
nanz folgend läßt sich vermuten, dass die Zu‐
stimmung zu Vorurteilen beim Einzelnen Dis‐
sonanz hervorruft, und daher konsonante Ein‐
stellungen gesucht werden, um diese Disso‐
nanz abzubauen. Wir vermuten, dass der Ver‐
weis auf die eigene „Normalität“ – zum einen im normativen Sinn, zum anderen als vermute‐
ter Konsensus mit anderen –, als eine disso‐
nanzreduzierende Strategie verwendet wird. Dies haben wir in 3 Studien mit korrelativem und experimentellem Design geprüft. In Studie 1 können wir zeigen, dass a) der Ver‐
weis auf die eigene Normalität in einer reprä‐
sentativen Stichprobe (N = 1740) signifikant mit Vorurteilen gegenüber einer Reihe von target groups zusammenhängt. Zudem wird deutlich, dass b) insbesondere Befragte, die sich politisch eher links verorten (einhergehend mit einer stärkeren Befürwortung allgemeiner Gleichwertigkeit zwischen Gruppen operatio‐
nalisiert über die Soziale Dominanz Orientie‐
rung), dann auf die eigene Normalität verwei‐
sen, wenn sie zuvor Vorurteilen zugestimmt haben. In Studie 2 können wir zeigen, dass Dresdner Studierende (N = 278) besonders dann zum false consensus neigen, wenn sie zuvor vergleichsweise stärker Vorurteilen zuge‐
stimmt haben, und wenn dann rückgemeldet wurde, dass die Studierenden in Dresden ins‐
gesamt zu mehr Vorurteilen neigen als Studie‐
rende an anderen Universitäten. In Studie 3, dem repräsentativen GMF Survey 2008, wird zudem deutlich, dass Befragte die NPD eher als eine „normale“ Partei bewerten, wenn sie selbst stärker Vorurteilen zustimmen. Der Ver‐
weis auf die Normalität der NPD ist in Regionen mit klaren Wahlerfolgen der NPD signifikant höher. Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass der Verweis auf „Normalität“ dazu verwendet wird, die Meßlatte für Vorurteile als nicht‐
Pseudocontingencies in Stereotype Formation: Extending Illusory Correlations Florian Kutzner, Tobias Vogel, Peter Freytag, Klaus Fiedler Ruprecht‐Karls‐Universität Heidelberg, Deutschland Vortrag – Arbeitsgruppe Under the name of illusory correlation (e. g. Hamilton & Gifford, 1976), simple learning paradigms have been used to study the forma‐
tion of stereotypes that discriminate between majorities and minorities. In the present paper limitations of this approach in terms of theo‐
retical explanations and empirical evidence are addressed. Theoretically, we propose pseu‐
docontingencies (PCs, Fiedler, Freytag & Meiser, 2008) as a more robust mechanism behind illusory correlations. PCs work on aligned base rates, predicting correlations by associating frequent observations and infre‐
quent observations. In contrast to previous explanations, PCs can explain illusory correla‐
tions when no joint observations are provided. Empirically, we replicate earlier findings, i.e. that the more frequently observed group is evaluated more in line with the more fre‐
quently observed valence. Crucially, we extend the empirical evidence in that illusory correla‐
tions prove robust over a very large number of observations (320) and under increasingly in‐
teractive task conditions, involving predictions of valence and corrective feedback in terms of monetary reinforcers. Establishing reinforce‐
ment‐learning conditions (Experiment 3) pro‐
vided evidence for illusory correlations on a new measure, participants’ predictions. These predictions reflect the expectations about the valence associated with majority and minority and might well affect real life behavior. The discussion focuses on possible reasons for why PCs are used in stereotype formation. Stichworte: contingency learning, trial‐by‐trial, skewed base rates, operant learning 12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 – Université du Luxembourg Abstracts 64 Untersuchungspersonen geschlechtsneutrale Themen. Im Anschluss an jede Diskussion wur‐
de die subjektive Statuseinschätzung erhoben. L Wie kommunizieren Frauen und Männer in Videokonferenzen? Elisabeth Lambauer, Manuela Paechter, Ursula Athenstaedt, Lisa Kristina Horvath, Silvia Macher Universität Graz, Österreich Poster Vor allem in der heutigen Zeit wird die Face‐to‐
Face (FtF) Kommunikation sowohl im privaten als auch im beruflichen Kontext zunehmend durch computervermittelte Interaktionsmög‐
lichkeiten ergänzt. Unter den vielfältigen Mög‐
lichkeiten medienbasierter Kommunikations‐
formen bietet die Videokonferenz sehr ähnli‐
che Rahmenbedingungen wie die FtF Kommu‐
nikation. Die Untersuchung von Geschlechts‐ bzw. Statusunterschieden blieb bis dato jedoch auf die FtF und textbasierte computervermit‐
telte Kommunikation beschränkt. In der vorlie‐
genden Studie wurde untersucht, welchen Ein‐
fluss das spezifische Kommunikationssetting (Videokonferenz vs. FtF) auf die Entwicklung und Aufrechterhaltung geschlechtsbedingter Statusunterschiede im Kommunikationsverhal‐
ten hat. Zahlreiche Studien belegen für die FtF Kommunikation, dass sich Männer und Frauen in ihrem Kommunikationsverhalten unter‐
scheiden. In gemischtgeschlechtlichen Gruppen lassen sich diese Unterschiede über den relati‐
ven Status erklären. Männern wird ein höherer Status und damit verbunden mehr Kompetenz zugeschrieben als Frauen. Entsprechend zeigen Männer im Vergleich zu Frauen mehr Verhal‐
tensweisen, die mit hohem Status assoziiert sind, wohingegen Frauen häufiger Verhaltens‐
weisen zeigen, die mit niedrigem Status assozi‐
iert sind. In einer empirischen Studie wurde statusrelevantes Kommunikationsverhalten nicht nur im FtF Setting erhoben, sondern auch über Videokonferenz. Zusätzlich sollte in der Untersuchung der Tatsache Rechnung getragen werden, dass Menschen das Kommunikations‐
setting je nach zur Verfügung stehenden Res‐
sourcen oder persönlichen Vorlieben wechseln. Um jenen Wechsel des Kommunikationsset‐
tings zu berücksichtigen, wurde das Kommuni‐
kationsverhalten von 50 gemischtgeschlechtli‐
chen Zweiergruppen sowohl FtF als auch via Videokonferenz erhoben. Die Hälfte der Unter‐
suchungspersonen interagierte erst FtF und dann über Videokonferenz, die andere Hälfte zuerst via Videokonferenz und danach FtF. In beiden Kommunikationsettings diskutierten die Die Ergebnisse zeigen, dass eine erste Interak‐
tion via Videokonferenz geschlechtsbedingte Statusunterschiede sowohl in der Interaktion über Videokonferenz als auch in der darauf folgenden FtF Interaktion abschwächt. Unter‐
schiede in der Zuschreibung von Status sowie Unterschiede im statusrelevanten Kommunika‐
tionsverhalten zwischen Männern und Frauen wurden dadurch auf effektive Weise nivelliert. Stichworte: Videokonferenz, geschlechtsbedingte Statusunterschiede, Kommunikationsverhalten Mechanismen der Einstellungsänderung: Kognitive Balance oder assoziative Valenz‐
übertragung? Tina Langer1, Eva Walther1, Bertram Gawronski2, Hartmut Blank3
1
Universität Trier, Deutschland; 2University of Wes‐
3
tern Ontario, Kanada; University of Portsmouth, Vereinigtes Königreich Vortrag – Arbeitsgruppe Das zentrale Ziel dieser Studie war es, die Frage zu beleuchten, inwieweit die Bildung balancier‐
ter Triaden, wie sie bei der Entstehung von Einstellungen gefunden wurde (Gawronski, Walther, & Blank, 2005) auch bei der Einstel‐
lungsänderung beobachtet werden kann. In dieser Studie sollte das Zusammenspiel assozi‐
ativer und balancetheoretischer Prozesse in‐
nerhalb des US‐Revaluationsparadigmas ge‐
nauer untersucht werden. Im US‐
Revaluationsparadigma wird der US nach der evaluativen Konditionierung mit gegenteiliger Information gepaart. Im Anschluss an die eva‐
luative Konditionierung werden appetitive USs mit negativen Beschreibungen und aversive USs mit positiven Beschreibungen zusammen dargeboten. Die Kontrollgruppe erhält valenz‐
neutrale Informationen. Die Revaluation ver‐
ändert nicht nur die Valenz des US: es ändert sich auch die affektive Bedeutung des CS, und zwar in Richtung des valenzveränderten US. In der vorliegenden Studie wurde während der Konditionierungsphase zusätzlich Information über die Relation zwischen CS und US (mag/mag nicht) eingeblendet. Die Einstellun‐
gen wurden direkt über ein explizites Sympa‐
thie‐Rating erfasst. Für die Kontrollgruppe, die in der Revaluationsphase valenzneutrale In‐
formation erhielt, zeigte sich die vorhergesagte 12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 – Université du Luxembourg Abstracts balancierte Triade, d. h. Versuchspersonen zeigten eine positivere (negativere) Einstellung gegenüber Zielpersonen, die von positiven (ne‐
gativen) Personen gemocht werden im Ver‐
gleich zu Zielpersonen, die von positiven (nega‐
tiven) Personen nicht gemocht werden. Für die Experimentalgruppe, die in der Revaluati‐
onsphase valenzinkongruente Information er‐
hielt, ergab sich ein einfacher Haupteffekt, d. h. Zielpersonen, die mit ehemals positiven (nach der Revaluation negativen) Stimuli gepaart wurden, werden negativ bewertet, wohinge‐
gen Zielpersonen, die mit ehemals negativen (nach der Revaluation positiven) Stimuli ge‐
paart wurden, positiv beurteilt werden. Nach‐
folgende Änderungen der Valenz einer Einstel‐
lung gegenüber einer bestimmten Person konnten das zuvor entstandene Muster balan‐
cierter Einstellungen also nicht verändern. Stattdessen überträgt sich die neue Valenz des assoziierten Stimulus, ohne dass die zuvor prä‐
sentierten Relationen berücksichtigt werden. Diese Ergebnisse zeigen, dass das Auftreten kognitiver Balance von assoziativen Valenz‐
übertragungsmechanismen unterbrochen wer‐
den kann. Stichworte: Einstellungsänderung, kognitive Balance, assoziative Prozesse Kooperatives Lernen und Integrationsförde‐
rung – Eine theoriebasierte Intervention in multikulturellen Schulklassen Judith Lanphen, Ulrich Wagner Philipps‐Universität Marburg, Deutschland Vortrag – Arbeitsgruppe „Integration von Migranten“ ist gegenwärtig ein intensiv diskutiertes Thema. Es wird ein Bedarf ausgemacht, die Beziehungen zwischen Migranten und Einheimischen zu verbessern, um ein stärkeres Miteinander und einen Abbau von Vorurteilen zu erreichen. Ein weiterer As‐
pekt ist die Notwendigkeit einer verstärkten Förderung der schulischen Entwicklung gerade von Kindern und Jugendlichen mit Migrations‐
hintergrund, wie international vergleichende Schuluntersuchungen immer wieder zeigen. In einem Interventionsprojekt an multikulturel‐
len hessischen Gesamtschulen wurde versucht, eine – nicht nur theoretisch effektive, sondern auch im Alltag nachhaltig praktikable – Antwort auf beide Forderungen zu finden. Hierzu wurde in 5. und 6. Schulklassen die Unterrichtsform des kooperativen Lernens (Johnson & Johnson, 65
2004) eingeführt. Bei dieser Methode arbeiten die Schülerinnen und Schüler in explizit hete‐
rogenen Kleingruppen, wobei sie im Rückgriff auf die Konflikttheorie von Deutsch (1949) durch die Gestaltung positiver Interdependenz zu einer kooperativen Zusammenarbeit an‐
gehalten werden. Mit Blick auf die Kontakttheorie (Pettigrew, 1998) ist kooperatives Lernen eine ideale Me‐
thode, um in der Schule optimierte Bedingun‐
gen für die Begegnung unterschiedlicher ethni‐
scher Gruppen und eine Reduktion gegenseiti‐
ger Voreingenommenheiten zu schaffen. Daneben bietet sie eine Möglichkeit, potentiel‐
len (sozialpsychologischen) Ursachen für gerin‐
gere Bildungschancen von Migranten wie Ste‐
reotype Threat, Erwartungseffekte auf Seiten der Lehrkräfte oder Sprachdefizite entgegen‐
zuwirken (Schofield, 2006). In einem quasi‐experimentellen Design wurden die Effekte der Intervention evaluiert. Daneben fand eine formative Evaluation statt im Hin‐
blick auf die Frage nach der praktischen An‐
wendbarkeit einer solchen Intervention in der Realität des Schulalltags. Im Beitrag werden die Ergebnisse der Untersu‐
chung berichtet und es werden Schwierigkei‐
ten aufgezeigt, denen Evaluationsforschung unter den gegebenen Bedingungen an deut‐
schen Schulen begegnet, wenn sie den An‐
spruch hat, wissenschaftlichen Kriterien zu genügen. Es wird diskutiert, wie es gelingen kann im Sinne der Wissenschaftstheorie Pop‐
pers (1935) evidenzbasierte Politikempfehlun‐
gen für Interventionsmaßnahmen zu geben, die nicht nur theoriegeleitet und in Laborsitua‐
tionen geprüft sind, sondern deren praktische Umsetzung sich auch unter realen Bedingun‐
gen empirisch bewährt hat. Stichworte: Intervention(sforschung), kooperatives Lernen, Kontakttheorie, Integrationsförderung, Eva‐
luation Regulatory mode effects on the anticipation of regret Susanne Leder1, Mauro Giacomantonio2, Lucia Man‐
netti2
1
Zeppelin University, Friedrichshafen, Deutschland; 2
Sapienza University Rome, Italien Vortrag – Symposium The present study examined how two regula‐
tory mode concerns, locomotion and assess‐
12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 – Université du Luxembourg Abstracts 66 ment, influence the effect of anticipated regret on offers in the ultimatum game. When pro‐
posers in the ultimatum game expect to find out which would have been the lowest offer accepted by the responder, they anticipate regret for offering too much. As a consequence, they tend to offer less compared to when they do not expect to receive any information about the responder’s minimal acceptable offer (Zeelenberg & Beattie, 1997). According to regulatory mode theory (Higgins, Kruglanski & Pierro, 2003), individuals may self‐regulate giving priority either to a locomotion or to an assessment orientation. The locomotion mode constitutes the aspect of self‐regulation con‐
cerned with movement from state to state, the assessment mode, instead, constitutes the as‐
pect of self‐regulation concerned with making comparisons and critically evaluating entities or states. It was predicted that the offers made by individuals high in assessment, compared to individuals high in locomotion, would be more strongly influenced by the wish to minimize future regret. Regulatory mode orientation was measured by a self‐report scale (Kruglanski et al., 2000) before participants – all in the role of the proposer – played the ultimatum game. The results support our prediction and extend previous findings concerning the influence of regulatory mode orientation on post‐decisional regret (Pierro et al., 2008). Stichworte: regulatory mode orientation, antici‐
pated regret, ultimatum game Effektivität von Interventionen zur Förde‐
rung ethnischer Intergruppenbeziehungen – Eine Meta‐Analyse Gunnar Lemmer, Ulrich Wagner Philipps‐Universität Marburg, Deutschland Vortrag – Symposium Seit mehr als 80 Jahren werden weltweit Inter‐
ventionen gezielt eingesetzt, um Vorurteile, Diskriminierungen und Gewalttaten gegenüber Menschen anderer ethnischer Herkunft abzu‐
bauen oder um multikulturelle bzw. interkultu‐
relle Kompetenz zu fördern. Die realisierten Maßnahmen lassen sich danach unterteilen, ob sie Kontakte zwischen Mitgliedern unterschied‐
licher ethnischer Gruppen fördern möchten, beabsichtigen, Wissen über andere ethnische Gruppen zu vermitteln oder sozial‐kognitive Kompetenzen fördern möchten. Dabei stellt sich die Frage, ob die eingesetzten Programme wirksam sind, d. h. ethnische Intergruppenbe‐
ziehungen auch wirklich verbessern. Bisherige Übersichtsarbeiten zu dieser Fragestellung be‐
rücksichtigen die vorhandene Literatur nicht in vollem Umfang und sind zumeist qualitativ‐
narrativer Natur. Die hier vorgestellte Meta‐Analyse beruht auf einer umfangreichen multimodalen und inter‐
disziplinären Literaturrecherche. Basis sind sowohl publizierte als auch unpublizierte Eva‐
luationsstudien experimenteller und quasiex‐
perimenteller Art in englischer und deutscher Sprache. Insgesamt wurden 5503 themenbezo‐
gene Dokumente inspiziert, 703 Studien ent‐
sprechen den Einschlusskriterien. Zunächst werden die Charakteristiken der geeigneten Studien dargestellt. So wurden beispielsweise mehr als die Hälfte nicht publiziert (z. B. Disser‐
tationen, Kongressbeiträge), ein Großteil wur‐
de in den USA durchgeführt, die Mehrzahl der Untersuchungen hat quasiexperimentellen Charakter. Im Anschluss werden gewichtete mittlere Effekte der evaluierten Interventionen mittels verschiedener Effektstärkeindizes (Be‐
cker’s g, Hedges’ g und Morris’ g) dargestellt. Die Integration der Studienergebnisse erfolgte dabei nach dem Random Effects Model. Die Ergebnisse zeigen auf, dass die realisierten Programme wirksam sind, die Effekte jedoch als gering bis moderat anzusehen sind. In der Folge wird darauf eingegangen, welche mode‐
rierenden Einflüsse methodische, interventi‐
onsbezogene und formale Studiencharakteris‐
tiken auf die Effekte haben. Grundlage dieser Analysen sind meta‐regressionsanalytische Modelle nach dem Mixed Effects Ansatz. An‐
hand der Resultate der Moderationsanalysen wird verdeutlicht, welche Interventionen unter welchen Rahmenbedingungen am wirksamsten sind. Dabei werden auch Hinweise für evidenz‐
basierte politische Entscheidungen abgeleitet. Ansätze der Effektstärkenberechnung für un‐
terschiedliche experimentelle und quasiexpe‐
rimentelle Designs werden zur Diskussion ge‐
stellt. Stichworte: Meta‐Analyse, ethnische Intergruppen‐
beziehungen, Intervention, Evaluation 12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 – Université du Luxembourg Abstracts Explizit an impulsiv: Können reflektive Pro‐
zesse unbewusste Mimikry beeinflussen? Katja Likowski1, Yvonne Schusser1, Beate Seibt2, Andreas Mühlberger1, Paul Pauli1, Peter Weyers1
1
Julius‐Maximilians‐Universität Würzburg, Deutsch‐
land; 2Centre for Social Research and Investigation, Lissabon, Portugal Vortrag – Arbeitsgruppe Menschen zeigen die unbewusste Tendenz, den Gesichtsausdruck ihres Gegenübers zu imitieren. Dieses Phänomen der fazialen Mimi‐
kry zeigt sich auch dann, wenn Gesichtsausdrü‐
cke eines Interaktionspartners subliminal dar‐
geboten werden oder Probanden die Instrukti‐
on erhalten, kongruente Reaktionen willentlich zu unterdrücken, und kann daher als impulsi‐
ves, automatisches Verhalten interpretiert werden. Zahlreiche Studien zeigen jedoch, dass faziale Mimikry nicht allgegenwärtig ist, son‐
dern durch Personenmerkmale und situative Faktoren moduliert, d. h. sowohl verstärkt als auch vermindert, werden kann. Bei allen iden‐
tifizierten Moderatoren (z. B. Einstellungen, Ziele, Gruppenprozesse) fazialer Mimikry han‐
delt es sich jedoch bisher um automatische, implizite Wirkfaktoren bzw. die vermittelnden Mechanismen sind nicht eindeutig bestimmbar. Ungeklärt ist daher die Frage, ob auch delibe‐
rative, reflektive Prozesse Mimikry beeinflus‐
sen können. Dazu manipulierten wir experimentell explizite Einstellungen gegenüber Kriminellen, während implizite Einstellungen konstant gehalten wur‐
den. Dies wurde in der Experimentalgruppe mittels Induktion kognitiver Dissonanz bewirkt, da Experimente zur kognitiven Dissonanz zei‐
gen konnten, dass diese nur zu einer Verbesse‐
rung der expliziten, nicht aber der impliziten Einstellung führt. In der Kontrollgruppe erfolg‐
te keine Änderung der Einstellungen. Anschlie‐
ßend wurden den Probandinnen freudige, neutrale und traurige Gesichtsausdrücke kri‐
mineller und nicht‐krimineller virtueller Agen‐
ten präsentiert, während die fazialen Reaktio‐
nen mittels EMG aufgezeichnet wurden. Vor‐
läufige Resultate unterstützen die Annahme, dass auch reflektive Prozesse unbewusste Mi‐
mikry beeinflussen. So zeigt sich bei Probanden mit experimentell verbesserter expliziter Ein‐
stellung mehr faziale Mimikry gegenüber kri‐
minellen Charakteren als bei unveränderter expliziter Einstellung. Stichworte: faziale Mimikry, explizite/implizite Ein‐
stellungen, reflektives/impulsives System, EMG 67
Der Geschmack von Fairness – Der Einfluss von Ungerechtigkeitssensibilität auf Label‐
ling‐Effekte in der sensorischen Bewertung von Fair‐Trade‐Produkten Sebastian Lotz1, Fabian Christandl1, Mareike Hoff‐
mann1, Thomas Schlösser1,2, Stephanie Stukenberg1, 1,3
Detlef Fetchenhauer
1
Universität zu Köln, Deutschland; 2GESIS Leibnitz Institut für Sozialwissenschaften, Köln, Deutschland; 3
Universität Groningen, Niederlande Vortrag – Symposium Der Labelling‐Effekt in der Produktbewertung beschreibt die Tatsache, dass oberflächliche Eigenschaften eines Produkts (Preis, Marke, Etikett, etc.) seine Qualitätsbewertung beein‐
flussen. Aber ist dies auch für gerechtigkeitsre‐
levante Label der Fall? Wir untersuchen, ob Personen den Geschmack eines Produktes bes‐
ser bewerten, wenn es unter den Bedingungen von FairTrade, also ökologisch und sozialen Kriterien genügend, hergestellt wird. Konkret erforschen wir dies für die Produktklassen Kaf‐
fee und Schokolade, da beide prominent für FairTrade als auch für unethische Produktion unter ausbeuterischen und unökologischen Bedingungen sind. Wir benutzen das Konzept der Ungerechtigkeitssensibilität (Schmitt et al., 2009) zur Identifikation von Persönlichkeiten, die dem Effekt im Besonderen unterliegen. Insgesamt 400 Teilnehmer (between‐subjects) bewerten ein Produkt (Kaffees versus Schoko‐
lade) unter verschiedenen Labeln (Fair Trade Label versus kein Label) und tatsächlichen Pro‐
duktionsweisen (FairTrade versus konventio‐
nell) (2 x 2 x 2‐Design). Wir nehmen an, dass neben einem generellen Labelling‐Effekt insbe‐
sondere ungerechtigkeitssensible Menschen diesem Effekt unterliegen und als fair gehan‐
delt ausgewiesene Produkte besser beurteilen. Stichworte: Ungerechtigkeitssensibilität, Labelling‐
Effekte, FairTrade, Corporate Social Responsibility Eine experimentelle Untersuchung explizit negativen Verhaltens gegenüber Fremd‐
gruppen: Minimale und maximale Ziele Bastian Lücke1, Thomas Kessler2, Amélie Mummen‐
dey1, Anne Berthold1
1
University Jena, Deutschland; 2University Exeter, Vereinigtes Königreich Vortrag – Symposium Obwohl das Phänomen der sozialen Diskrimi‐
nierung eine bedeutende Position in der sozi‐
alpsychologischen Forschung einnimmt, unter‐
12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 – Université du Luxembourg Abstracts 68 sucht ein großer Teil dieser Forschung lediglich Prozesse wie Eigengruppenfavorisierung oder verwendet indirektere abhängige Maße als explizites negatives Verhalten. Unser Fokus liegt deshalb auf der experimen‐
tellen Untersuchung explizit negativen Verhal‐
tens gegenüber Fremdgruppen. Hierzu stellen wir ein experimentelles, auf Public Good Ga‐
mes basierendes Forschungsparadigma vor. Dieses ist insbesondere auf die Untersuchung von Formen explizit negativen Verhaltens wie Bestrafung oder Ausschluss ausgerichtet. In theoretischer Hinsicht ist unser Ausgangspunkt das Abweichen einer Fremdgruppe von einem Gruppenziel der übergeordneten Kategorie. Wir unterscheiden zwischen zwei Typen von Gruppenzielen: Minimalen und maximalen Zielen (Brendl & Higgins, 1996). Minimale Ziele sind durch eine dichotome Evaluationsstruktur charakterisiert, sie können entweder erreicht werden oder nicht. Maximale Ziele hingegen besitzen eine graduelle Struktur, sie können mehr oder weniger erreicht werden. In drei aufeinander aufbauenden Studien wird der Einfluss des Zieltyps auf die negative Be‐
handlung einer abweichenden Fremdgruppe gezeigt. Aufgrund ihrer dichotomen Evaluati‐
onsstruktur führt die Verletzung eines Mini‐
malziels durch eine abweichende Fremdgruppe zu stärkerem negativen Verhalten als die Ver‐
letzung eines durch eines durch eine graduelle Evaluationsstruktur charakterisierten Maximal‐
ziels. Dieser Effekt wird durch negative grup‐
penbasierte Emotionen wie Wut, Verachtung und Abscheu (Rozin et al., 1999) mediiert. Stichworte: Explizit negatives Verhalten, Intergrup‐
penkonflikt, Soziale Dilemmata M Soziale Interdependenz und interpersonale Wahrnehmung in Paarbeziehungen: Akteur‐ und Partner‐Effekte im Investitionsmodell von Rusbult Silvia Macher, Ursula Athenstaedt, Lisa Horvath, Elisabeth Lambauer Universität Graz, Österreich Vortrag – Symposium Das Investitionsmodell von Rusbult besagt, dass enge zwischenmenschliche Beziehungen umso stabiler und befriedigender verlaufen, je stärker sich Personen an diese bzw. an ihre/n Partner/in gebunden fühlen – je stärker ihr Beziehungscommitment ist. Das Commitment einer Person ist umso stärker, je zufriedener sie mit der Beziehung ist, je mehr sie in diese investiert hat und je schlechter ihre Alternati‐
ven zur momentanen Beziehung sind. Die Gül‐
tigkeit des Investitionsmodells wurde in zahl‐
reichen Studien bestätigt, wobei in erster Linie die Bedeutung der Zufriedenheit, Alternativen und Investitionen einer Person für ihr eigenes Commitment untersucht wurde. Diese indivi‐
duenzentrierte Betrachtungsweise führt jedoch dazu, dass möglicherweise wesentliche Zu‐
sammenhänge zwischen den Beziehungserfah‐
rungen (Zufriedenheit, Investitionen, Alternati‐
ven und Commitment) einer Person und jenen ihres Partners übersehen werden. Um festzustellen, ob Zufriedenheit, Investitio‐
nen und Alternativen einer Person nur für ihr eigenes oder auch für das Commitment ihres Partners bedeutsam sind und welche Rolle die beim Partner/bei der Partnerin wahrgenom‐
menen Beziehungserfahrungen spielen, wurde das Investitionsmodell in dieser Studie an 154 Personen (beide Partner von 77 heterosexuel‐
ler Beziehungen aus verschiedenen europäi‐
schen Ländern) untersucht. Mittels Online‐
Fragebogen wurden jeweils selbst erlebte und beim Partner/bei der Partnerin wahrgenom‐
mene Beziehungszufriedenheit, Investitionen, Qualität der Alternativen und Commit‐
mentstärke erhoben. Unter regressionsanalyti‐
scher Anwendung des Akteur‐Partner‐
Interdependenz‐Modells (Kenny, Kashy & Cook, 2006) wurden Akteur‐Effekte (Zusammenhän‐
ge zwischen Variablen innerhalb einer Person) und Partner‐Effekte (personenübergreifende Zusammenhänge) der Zufriedenheit, Investiti‐
onen und Alternativen auf das Commitment getestet. Die Ergebnisse zeigen neben den bis‐
12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 – Université du Luxembourg Abstracts 69
her bekannten intraindividuellen auch interin‐
dividuelle Zusammenhänge zwischen dem Be‐
ziehungscommitment und seinen Determinan‐
ten. In dem aus dieser Studie resultierenden Modell wird das Beziehungscommitment einer Person sowohl durch ihre eigenen als auch durch die Beziehungserfahrungen ihres Part‐
ners, sowie durch die bei ihrem Partner wahr‐
genommenen Beziehungserfahrungen vorher‐
gesagt. Dieses erweiterte Investitionsmodell wird im Hinblick auf dyadische Perspektiven in der Beziehungsforschung diskutiert. Mit anderen Worten, positive Personen wer‐
den als ähnlicher wahrgenommen als negative Personen. Es wird diskutiert, inwiefern soziale Projektion als Annäherung versus Vermei‐
dungsverhalten interpretiert werden kann. Stichworte: Investitionsmodell, Interdependenz, Partnerwahrnehmung, Akteur‐Partner‐
Interdependenz‐Modell Michael K. Marquardt1, Gabriele Oettingen2,3, Peter M. Gollwitzer1,2
1
Universität Konstanz, Deutschland; 2New York Uni‐
3
versity, New York, USA; Universität Hamburg, Deutschland Similarity‐attraction link oder attraction‐similarity link? Poster Maya Machunsky Universität Mannheim, Deutschland Vortrag – Arbeitsgruppe Vor mehr als 30 Jahren konnte durch For‐
schung zum sogenannten similarity‐attraction link gezeigt werden, dass ähnliche Personen positiver bewertet werden als unähnliche Per‐
sonen (Byrne, 1961). Auch gegenwärtige Mo‐
delle zur sozialen Projektion gehen davon aus, dass aus der Projektion von Eigenschaften oder Einstellungen auf entweder andere Personen oder soziale Gruppen, und der daraus resultie‐
renden größeren wahrgenommenen Ähnlich‐
keit zwischen Selbst und Target, eine positivere Bewertung folgt (Krueger & DiDonato, 2008). Diese Annahme konnte bisher aber nur korre‐
lativ bestätigt werden. Im Gegensatz zu der genannten Forschung werden hier Experimen‐
te vorgestellt, die einen umgekehrten kausalen Zusammenhang nahelegen. Es wurde somit die Hypothese getestet, dass auf positive Zielper‐
sonen in stärkerem Maße projiziert wird. In einem ersten Experiment wurde die Valenz der Zielpersonen durch den Gesichtsausdruck ma‐
nipuliert, indem die Zielpersonen entweder einen freundlichen oder einen eher neutralen Gesichtsausdruck zeigten. Die Ergebnisse bes‐
tätigen die Hypothese, dass soziale Projektion mit der Valenz der Zielperson ansteigt. In zwei weiteren Experimenten wurde die Valenz mit‐
tels evaluativem Konditionieren manipuliert, wobei entweder a priori positive und negative Stimuli oder die eigene Person als unkonditio‐
nierte Stimuli eingesetzt wurden. Die Ergebnis‐
se legen in ähnlicher Weise nahe, dass soziale Projektion ein Funktion der Targetvalenz ist. Stichworte: soziale Projektion, Personenwahrneh‐
mung Positive Rückmeldung und Mentales Kon‐
trastieren erzeugen starke Zielbindung Mentales Kontrastieren (MK) ist eine Selbstre‐
gulationsstrategie, die der Fantasierealisie‐
rungstheorie entstammt (Oettingen, 1999; Oettingen, Pak, & Schnetter, 2001). Durch MK wird der zukünftige Wunschzustand mit Hin‐
dernissen der gegenwärtigen Realität simultan elaboriert. MK transformiert so Wünsche in verbindliche Ziele, in Abhängigkeit der Erwar‐
tungen den Wunschzustand erreichen zu kön‐
nen (Oettingen, Mayer, Thorpe, Janetzke, & Lorenz, 2005). Bislang liegen nur Studien vor, die diesen Zusammenhang bei Messung, nicht aber bei Manipulation der Erwartungen bestä‐
tigen (siehe Übersicht von Oettingen & Ste‐
phens, in Druck). In zwei aktuellen Studien wurden erst mittels positiver Rückmeldung zu relevanten Persön‐
lichkeitseigenschaften die Erwartungen den Wunschzustand erreichen zu können erhöht, im Gegensatz zu einer Kontrollbedingung. Dann wurde die Selbstregulationsstrategie ma‐
nipuliert (MK vs. Grübeln über die negative Realität vs. Fantasieren des positiven Zukunfts‐
zustandes). Die Teilnehmer(innen) bearbeite‐
ten im Anschluss Nicht‐Routineprobleme (Mayer, 1995, 1999). Die Ergebnisse beider Studien zeigen, dass mentales Kontrastieren im Vergleich zu den anderen Strategien nach posi‐
tiver Rückmeldung zu einer besseren Leistung bei Nicht‐Routineproblemen führt. Nicht‐
Routineproblemen zeichnen sich durch ihre Ähnlichkeit zu Alltagsproblemen aus (Greeno, 1978; Martinsen, 1993), somit kann MK als eine effektive Selbstregulationsstrategie zur Erleichterung der Lösung von Alltagsproblemen angesehen werden. 12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 – Université du Luxembourg Abstracts 70 Stichworte: Erwartungen, Fantasierealisierungstheo‐
rie, Mentales Kontrastieren, Motivation, Problemlö‐
sen Stereotype Threat in künstlichen Gruppen: Der Einfluss der Identifikation mit der Grup‐
pe Sarah E. Martiny1, Jenny Roth2, Petra Jelenec2, Me‐
2
1
3
lanie Steffens , Kay Deaux , Jean‐Claude Croizet
1
2
New York University, USA; Friedrich‐Schiller‐
Universität Jena, Deutschland; 3University of Poitiers, Frankreich Vortrag – Symposium Das Ziel der vorliegenden Forschung ist es, zu demonstrieren, dass Stereotype Threat (Be‐
drohung durch Stereotype) ein leicht zu erzeu‐
gendes Phänomen mit sehr negativen Konse‐
quenzen ist. Zu diesem Zweck wurde versucht Stereotype Threat in künstlichen Gruppen zu induzieren. Gelänge es Stereotype Threat in neu gegründeten, künstlichen Gruppen zu in‐
duzieren, so würde dies zum einen demonst‐
rieren, dass weder eine Geschichte der Diskri‐
minierung noch der Stigmatisierung notwendig ist, um Stereotype Threat zu erleben. Zum an‐
deren wäre so ein Forschungsparadigma ent‐
wickelt worden, in dem Stereotype Threat un‐
ter kontrollierten Bedingungen untersucht werden könnte. Zusätzlich wurde der Frage nachgegangen, welche Rolle die Identifikation mit der Gruppen in einem solchen Paradigma spielen würde. Zur Beantwortung dieser Frage wurden drei Studien durchgeführt. In den ersten beiden Studien (Studie 1: N = 54; Studie 2: N = 59) wurde die Identifikation mit der Gruppe ledig‐
lich gemessen. Diese beiden Studien wiesen ein 2 (experimenteller Faktor: negatives Stereotyp vs. kein Stereotyp) x 2 (quasi‐experimenteller Faktor: hohe Identifikation vs. niedrige Identifi‐
kation) Design auf. In einer dritten Studie (N = 100) wurde die Identifikation mit der Gruppe manipuliert. Die Ergebnisse zeigten die erwartete Interakti‐
on zwischen der Bedrohungsbedingung und der Identifikation mit der Gruppe. Wie erwar‐
tet zeigten Gruppenmitglieder unter Stereoty‐
pe Threat eine schlechtere Leistung je höher sie mit der Gruppe identifiziert waren. Die Identifikation mit der Gruppe hatte jedoch kei‐
nen Einfluss auf die Leistung der Studienteil‐
nehmenden, wenn diese nicht bedroht wurden. Die Ergebnisse werden im Rahmen der aktuel‐
len Forschung zu Stereotype Threat diskutiert. Stichworte: Stereotpye Threat, Minimale Gruppen, Identifikation mit der Gruppe Führt Ablehnung zu Disidentifikation? Die gegensätzlichen Effekte von Vermeidens‐
strategien und intrinsischer Motivation Christina Matschke, Kai Sassenberg Institut für Wissensmedien,Tübingen, Deutschland Vortrag – Symposium Forschung zu den Effekten von Ablehnung der Eigengruppe auf die Beziehung der abgelehn‐
ten Mitglieder zur Gruppe liefert widersprüch‐
liche Befunde. Einerseits führt Ablehnung zu einer schlechteren Beziehung zur Gruppe, also Disidentifikation. Andererseits zeigt Forschung zu sozialem Ausschluss, dass abgelehnte Mit‐
glieder versuchen, ihren Status zu verbessern, indem sie die Beziehung zur Gruppe stärken. Wir nehmen an, dass die Disidentifikation ab‐
gelehnter Mitglieder von deren intrinsischer Motivation und Vermeidensstrategien abhängt. Da Vermeidensstrategien zu erhöhter Sensibili‐
tät gegenüber negativen Ereignissen führen, wurde erwartet, dass bei abgelehnten Mitglie‐
dern Vermeidensstrategien (nicht aber Annä‐
herungsstrategien) mit stärkerer Disidentifika‐
tion zusammenhängen. Zusätzlich geht die Selbstergänzungstheorie (Wicklund & Gollwit‐
zer, 1982) davon aus, dass intrinsische Motiva‐
tion zu Kompensation von negativem Feedback (d. h. in diesem Fall Ablehnung) führt. Deshalb wurde erwartet, dass der Disidentifikationsef‐
fekt von Vermeidensstrategien bei Ablehnung nur bei niedrig intrinsisch Motivierten auftritt. Bei hoch intrinsisch Motivierten sollte dieser Effekt nicht auftreten und die Beziehung zur Gruppe intakt bleiben. Zwei Studien bestätigen diese Annahmen. Studie 1 manipuliert Ableh‐
nung vs. Akzeptanz der Gruppe und misst in‐
trinsische Motivation, Vermeidens‐ und Annä‐
herungsstrategien. Studie 2 misst Ablehnung und repliziert die Befunde im Feld. Die Daten sprechen dafür, dass der Effekt von Ablehnung von motivationalen Merkmalen der Mitglieder beeinflusst wird. Gruppenmitglieder können also durch Strategiewahl und Motivation ihre eigene Empfänglichkeit für Ablehnung regulie‐
ren. Stichworte: Ablehnung, Disidentifikation, Annähe‐
rungs‐ und Vermeidensstrategien, intrinsische Moti‐
vation 12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 – Université du Luxembourg Abstracts 71
Memme oder Macher? Wie soziale Verglei‐
che Verhalten beeinflussen ren Leistungen in der Kraftaufgabe als der schwache Standard. Jennifer Mayer, Thomas Mussweiler Universität zu Köln, Deutschland Diese Ergebnisse zeigen, dass sich soziale Ver‐
gleiche auch auf der Verhaltensebene auswir‐
ken. Es zeigt sich weiterhin, dass eine Assimila‐
tion auch an extreme Standards möglich ist und diese damit – so sie extrem „gute“ Stan‐
dards bzw. Vorbilder sind – eine inspirierende Wirkung haben können. Poster Soziale Vergleiche sind ein integraler Bestand‐
teil menschlicher Informationsverarbeitung und haben bedeutsamen Einfluss auf das Selbst. Bisher wurden hauptsächlich Auswirkungen sozialer Vergleiche auf das Selbstbild und das affektive Befinden untersucht; Einflüsse auf Verhalten sind dagegen kaum erforscht. Ziel dieser Untersuchung ist es, diese Lücke zu schließen. Soziale Vergleiche können zu einer Annäherung an (Assimilation) oder Entfernung vom Ver‐
gleichsstandard (Kontrast) führen. Gemäß dem Selective Accessibility Model (SAM) sind diese unterschiedlichen Effekte Folge einer selekti‐
ven Suche nach Ähnlichkeiten (Ähnlichkeitsfo‐
kus) versus Unterschieden (Unterschiedsfokus) zwischen Selbst und Standard. Ein wichtiger Faktor für die Richtung der Informationssuche ist die Extremität des Standards auf der Ver‐
gleichsdimension. Extreme Standards bewirken im Allgemeinen einen Unterschiedsfokus und in der Folge einen Kontrasteffekt. Es konnte wiederholt gezeigt werden, dass die Richtung der Informationssuche durch eine vorangehende Aufgabe beeinflussbar ist, bei der Personen zu einer selektiven Informations‐
suche (nach Ähnlichkeiten versus Unterschie‐
den) aufgefordert werden. Wird auf diese Wei‐
se beispielsweise ein Ähnlichkeitsfokus indu‐
ziert, kann sich dieser auf eine nachfolgende soziale Vergleichsaufgabe übertragen und da‐
mit eine Assimilation auch an extreme Stan‐
dards ermöglichen. In der vorliegenden Untersuchung wurde in einer Kraftaufgabe (Drücken eines Hand‐
Dynamometers) der Vergleichsstandard auf der Dimension „körperliche Stärke“ (extrem star‐
ker vs. extrem schwacher Standard) variiert. Des Weiteren wurde in einer vorangehenden Aufgabe die selektive Informationssuche (Ähn‐
lichkeitsfokus vs. kein Fokus (Kontrollgruppe)) manipuliert. In der Kontrollgruppe zeigte sich der erwartete Kontrasteffekt: Der extrem starke Standard führte zu einer geringeren Kraftleistung als der extrem schwache Standard. Wurde durch die vorangehende Aufgabe dagegen ein Ähnlich‐
keitsfokus induziert, zeigte sich ein Assimilati‐
onseffekt: Der starke Standard führte zu höhe‐
Stichworte: Sozialer Vergleich, Soziale Kognition, Selbst Stellvertretender Intergruppen‐Kontakt: Der Einfluss des Beobachtens von inter‐
gruppalen Kontaktsituationen auf Kontakt‐
bereitschaft und Intergruppen‐
Einstellungen 1
1
Agostino Mazziotta , Amélie Mummendey , Stephen 2
Wright
1
Friedrich‐Schiller‐Universität Jena, Deutschland; 2
Simon Fraser University, Burnaby, Kanada Vortrag – Arbeitsgruppe Direkter Kontakt zwischen Mitgliedern unter‐
schiedlicher Gruppen beeinflusst die Beziehung zwischen diesen Gruppen (Allport, 1954; Pet‐
tigrew & Tropp, 2006). Mittlerweile ist viel be‐
kannt über optimale Kontaktbedingungen und über mit dem Kontakt einhergehende psycho‐
logische Prozesse, die zu einer Verbesserung der Intergruppenbeziehung beitragen können (Brown & Hewstone, 2005). Wenig ist jedoch in der sozialpsychologischen Forschung bekannt über die Bedingungen, die direkten Kontakt zwischen Gruppen wahrscheinlich machen und die Bereitschaft ihrer Mitglieder, miteinander in Kontakt zu treten erhöhen. Der vorliegende Beitrag untersucht den Einfluss der Beobach‐
tung von Intergruppen‐Kontaktsituationen auf die Bereitschaft, direkten Kontakt mit Fremd‐
gruppenmitgliedern aufzunehmen und auf die Einstellungen gegenüber der Fremdgruppe. Abweichend von der bisherigen Forschung zum indirekten Intergruppen‐Kontakt (vgl. Wright, Aron, McLaughlin‐Volpe, & Ropp, 1997) wer‐
den in diesem Beitrag wesentliche Konzepte des sozialen Lernens und der sozial‐kognitiven Lerntheorie (Bandura, 1986) systematisch auf die Intergruppenforschung angewendet. Erste laborexperimentelle Befunde weisen darauf hin, dass stellvertretender Intergruppen‐
Kontakt die Einstellungen gegenüber der Fremdgruppe verbessern und die Bereitschaft erhöhen kann, mit Fremdgruppenmitgliedern 12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 – Université du Luxembourg Abstracts 72 in direkten Kontakt zu treten. Die Beziehung zwischen stellvertretendem Kontakt und Kon‐
taktbereitschaft zeigt sich mediiert durch Selbstwirksamkeitserwartung und Intergrup‐
penangst. Implikationen der Befunde für die weitere Forschung zur Kontakthypothese und deren Anwendung werden diskutiert. Stichworte: stellvertretender Intergruppen‐Kontakt, Kontakthypothese, Beobachtungslernen, sozial‐
kognitive Lerntheorie, Kontaktbereitschaft Förderung kooperativer Inferenzen beim Problemlösen in Gruppen: Eine Trainings‐
studie Anne Meier, Hans Spada Albert‐Ludwigs‐Universität Freiburg, Deutschland Vortrag – Arbeitsgruppe Um gute Problemlösungen zu finden, müssen Gruppen oftmals das komplementäre Wissen ihrer Mitglieder effektiv bündeln. Manche lö‐
sungskritische Informationen sind dabei von Anfang an allen (geteilte Information) oder zumindest einzelnen (ungeteilte Information) Gruppenmitgliedern bekannt. Weitere wichtige Informationen können jedoch oftmals erst im Lauf der Problembearbeitung durch Inferenzen aus vorliegenden Informationen erschlossen werden. Von besonderem Interesse sind hier „kooperative Inferenzen“ aus ungeteilten Wis‐
sensressourcen verschiedener Gruppenmit‐
glieder, weil sie neues Wissen generieren, das kein Gruppenmitglied für sich allein hätte er‐
schließen können. Unsere bisherige Forschung (Meier & Spada, 2007) zeigt jedoch, dass Grup‐
pen große Schwierigkeiten haben, die ihnen potentiell möglichen kooperative Inferenzen auch zu ziehen: „Kooperative Inferenzen“ aus den ungeteilten Informationen verschiedener Personen sind schwieriger als „individuelle In‐
ferenzen“ aus den ungeteilten Informationen derselben Person; am einfachsten sind „geteil‐
te Inferenzen“ aus geteilten Informationen. Hauptziel der vorliegenden Studie (Teilnehmer: n= 36 Dyaden) war daher die Testung von Trai‐
ningsmaßnahmen zur Förderung kooperativer Inferenzen. Die entwickelten Maßnahmen ba‐
sierten auf einer detaillierten Analyse von Infe‐
renzmustern in Gruppendiskussionen mittels eines hierarchischen multinomialen Modells (Klauer, 2006), der Identifizierung spezifischer Schwierigkeiten und der daraus folgenden Formulierung entsprechender Kooperations‐
strategien. Versuchsmaterial waren zwei spe‐
ziell konstruierte Problemlöseaufgaben, bei denen die Einzelinformationen jeweils eine falsche Lösung nahelegten, während erst Infe‐
renzen die richtige Lösung ermöglichten. Die Studienteilnehmer bearbeiteten zunächst ei‐
nen Trainingsfall (medizinische Diagnose) unter verschiedenen experimentellen Bedingungen; die Effekte des Trainings wurden anhand eines Testfalls (Kriminalfallaufgabe) ohne weitere Unterstützung evaluiert. Über alle Trainingsbe‐
dingungen hinweg wurde der Effekt des Infe‐
renztyps repliziert. Dyaden, die das Trainings‐
problem bearbeiteten und den Lösungsprozess anhand einer Musterlösung reflektieren (Trai‐
ningsgruppe), zogen in der Testphase mehr Inferenzen als nicht trainierte Dyaden (Kon‐
trollgruppe). Eine vorgeschaltete Strategie‐
Instruktion (Strategiegruppe) zeigte keinen zusätzlichen Trainingseffekt. Die beste Test‐
Performanz zeigten diejenigen Dyaden, die während des Trainings durch halb‐
computerisiertes, adaptives Feedback unter‐
stützt worden waren (Tutoring‐Gruppe). Die Ergebnisse verweisen auf die Relevanz und Trainierbarkeit spezifischer Kooperations‐
Strategien für das erfolgreiche Ziehen koopera‐
tiver Inferenzen. Stichworte: Kooperatives Problemlösen; Inferenzen; verteilte Informationen; Training Wer schränkt ein – Wer entscheidet? Die Rolle der Kultur und Herkunft der Ein‐
schränkung im Erleben von Reaktanz Ester Meier Universität Salzburg, Österreich Vortrag – Symposium Die Reaktanztheorie nach Brehm (1966) postu‐
liert, dass Personen die Motivation haben er‐
lebten Freiheitseinschränkungen zu widerstre‐
ben. Dieses Phänomen konnte nicht nur in in‐
dividualistischen, sondern auch in kollektivisti‐
schen Kulturen nachgewiesen werden (Jonas, Graupmann, Niesta, Traut‐Mattausch, Zanna & Frey 2008). Die folgende interkulturelle Studie ging der Frage nach, wie sensibel Personen aus kollekti‐
vistischen und individualistischen Kulturen für die Herkunft einer Einschränkung sind: Schränkt sie jemand ein der ihnen nahe steht (Familie) versus schränkt jemand ein der ihnen nicht nahe steht (Professor). Die insgesamt 213 Studenten aus Taiwan und Österreich sollten sich eine Entscheidung über ihre berufliche Zukunft vorstellen. Während 12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 – Université du Luxembourg Abstracts des Entscheidungsprozesses wurden sie ent‐
weder von ihrer Familie oder von einem Pro‐
fessor in ihrer Entscheidungsfreiheit einge‐
schränkt. Zusätzlich wurde variiert, ob die Ein‐
schränkung als Befehl oder Empfehlung formu‐
liert wurde. Wir erwarteten von Personen aus der individu‐
alistischen Kultur mehr Reaktanz bei einer Ein‐
schränkung durch die Familie, als durch den Professor, da Individualisten eher das Bedürf‐
nis haben sollten sich von ihrer Familie abzu‐
grenzen. Bei Personen mit kollektivistischem Kulturhintergrund erwarteten wir ein weniger starkes Bedürfnis sich von nahestehenden Per‐
sonen abzugrenzen, was in geringerem Reak‐
tanzerleben resultieren sollte. Die Ergebnisse geben Evidenz dafür, dass nicht nur die kulturelle Herkunft über die Stärke des Reaktanzerlebens bestimmend ist, sondern auch die Herkunft der Einschränkung einen entscheidenden Einfluss beim Erleben von Reaktanz hat: Österreichische Versuchsperso‐
nen zeigten mehr Reaktanz, wenn die Ein‐
schränkung von der Familie kam, als wenn der Professor einschränkte. Weiters konnte gezeigt werden, dass Personen aus der kollektivisti‐
schen Kultur weniger zwischen Befehl und Empfehlung unterschieden, als Personen der individualistischen Kultur. 73
Dabei war das Spielziel nur dann zu erreichen, wenn die im Spiel angetroffenen computerge‐
steuerten Charaktere durch Anklicken mithilfe der Maus bzw. realitätsnahe Aushol‐ und Zu‐
schlagbewegungen mit der Wii‐Remote® getö‐
tet wurden. In Übereinstimmung mit vorlie‐
genden Befunden führte das Spielen in beiden Bedingungen im Vergleich zum Ausgangsbefin‐
den zu einem signifikanten Anstieg negativer Gefühle. Allerdings fiel dieser Effekt in der rea‐
litätsnahen Bedingung tendenziell geringer aus. Demgegenüber war für die realitätsnahe Spielsteuerung im Vergleich zur konventionel‐
len Interaktion ein tendenziell stärkeres Aus‐
maß der mithilfe von vier Vignetten erfassten feindseligen Kognition „Ärger“ zu verzeichnen. Bezüglich feindseliger Attribution sowie Rache‐
gedanken ergaben sich jedoch nur numerische Vorteile zugunsten der Interaktion mit der Wii‐
Remote®. Wie erwartet, gleichen sich die In‐
teraktionsbedingungen in Bezug auf stabile Aggressionsmerkmale sowie der Einschätzung der Gewalthaltigkeit des Spiels und des emp‐
fundenen Spielspaßes. Die vorliegenden Be‐
funde verdeutlichen die Komplexität der Beur‐
teilung aggressionsbezogener Effekte situativer Einflussfaktoren für die Rezeption gewalthalti‐
ger Computer‐ und Videospiele. Stichworte: Medienwirkungen, Computer‐ und Vi‐
deospiele, Aggression, Mediengewalt Stichworte: Reaktanz, Kultur, Entscheidung Klicken oder zuschlagen: Welche Rolle spielt eine realitätsnahe Spielsteuerung in einem gewalthaltigen Computerspiel für die Aggressionsbereitschaft? André Melzer Université du Luxembourg, Luxemburg Vortrag – Symposium In Erweiterung von Untersuchungen zur Wir‐
kung realistischer Darstellungen von Gewalt in Computer‐ und Videospielen (Anderson, Genti‐
le & Buckley, 2006; Barlett, Harris & Bruey, 2008) wurden im Rahmen einer experimentel‐
len Studie (N = 62) Effekte einer realistischen Interaktion i. S. der Steuerung des Spielgesche‐
hens auf die Aggressionsbereitschaft der Rezi‐
pienten geprüft. Dabei erfolgte die Interaktion entweder konventionell über Tastatur und Maus oder mithilfe der Nintendo Wii‐Remote®, die als Eingabemedium realitätsnahe Bewe‐
gungsabläufe erforderte. Versuchspersonen beider Bedingungen spielten für jeweils 15 Minuten ein gewalthaltiges Computerspiel. Es kommt drauf an, wer fragt: Effekte sozia‐
ler Erwünschtheit auf studentische Selbst‐
auskünfte zur Work‐Life‐Balance Katja Mierke, Alkje Vopersal Hochschule Fresenius, Köln, Deutschland Vortrag – Arbeitsgruppe Der Konzeption und Umsetzung von Maßnah‐
men zur Förderung der Work‐Life‐Balance geht in der organisations‐ und gesundheitspsycho‐
logischen Praxis meist eine Bedarfserhebung voran, in deren Rahmen die Betroffenen zu ihren Belastungen und Wünschen befragt wer‐
den. Dabei wird oft vernachlässigt, dass Selbst‐
auskünfte stark durch Effekte sozialer Er‐
wünschtheit verzerrt sein können, gerade, wenn die Befragung durch den Arbeitgeber erfolgt. Es wurde an einer Stichprobe von 90 Studie‐
renden verschiedenster Fachrichtungen ge‐
prüft, inwieweit der vorgebliche institutionelle Rahmen (Freizeiteinrichtung vs. Wirtschaftsun‐
ternehmen vs. Abschlussarbeit für die Hoch‐
12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 – Université du Luxembourg Abstracts 74 schule als Kontrollgruppe) die Angaben zur Work‐Life‐Balance in einem Fragebogen beein‐
flusst. Die Probanden wurden den Versuchsbe‐
dingungen randomisiert zugewiesen. Effekte sozialer Erwünschtheit waren dabei in beide Richtungen zu beobachten: Die Probanden, die glaubten, die Befragung sei durch eine Freizeit‐
einrichtung veranlasst, beschrieben sich selbst als weniger engagiert im Studium, in der Wert‐
haltung freizeitorientierter und weniger bereit, Einschränkungen in Partnerschaft, Freund‐
schaften oder Freizeit hinzunehmen, als die Probanden in der Unternehmensbedingung und die Kontrollgruppe. Die Probanden in der Unternehmensbedingung beschrieben sich wiederum als engagierter, karriereorientierter und opferbereiter als die Kontrollgruppe. Die Effekte beschränkten sich nicht auf Einstel‐
lungen, sondern fanden sich in gleichem Mus‐
ter in scheinbar „objektiven“ Auskünften, z. B. zur durchschnittlichen Wochenarbeitszeit in einem Nebenjob. Auch für eine Bedarfserhe‐
bung besonders bedeutsame Angaben zum Stresserleben sowie zum künftigen Kinder‐
wunsch waren stark von der Versuchsbedin‐
gung beeinflusst. Die Effekte zeigten sich konsi‐
stent in nahezu allen verwendeten Frage‐ und Antwortformate (Zustimmungsaussagen mit Likertskala, Zustimmungsaussagen mit ja‐nein‐
Format, Dialogfragen, Prozent‐ oder Zeitanga‐
ben) – bis hin zur Bereitschaft, überhaupt Aus‐
kunft zu erteilen: Obwohl die Befragung schrift‐
lich und anonym erfolgte, waren nur vier bzw. acht der Befragten in der Unternehmens‐ und der Kontrollbedingung bereit, ihre voraussicht‐
liche Abschlussnote anzugeben, gegenüber allen 30 Probanden, die glaubten, sie würden von einer Freizeiteinrichtung befragt. Implikationen für alternative, nonreaktive Me‐
thoden der Datenerhebung im Rahmen von Work‐Life‐Balance‐Maßnahmen werden disku‐
tiert. Der Einfluss von Meinungsdivergenz auf die individuelle Informationssuche nach Grup‐
pendiskussionen Andreas Mojzisch1, Stefan Schulz‐Hardt1, Rudolf Kerschreiter2, Dieter Frey2
1
Georg‐August‐Universität Göttingen, Deutschland; 2
Ludwig‐Maximilians‐Universität München, Deutsch‐
land Vortrag – Arbeitsgruppe Mehrere Experimente zeigen, dass meinungs‐
homogene Gruppen vorrangig nach Informati‐
onen suchen, die den in der Gruppe dominie‐
renden Standpunkt bestätigen. Dieser Konfir‐
mationsbias wird umso schwächer, je mehr Mitglieder eine von der Gruppenposition ab‐
weichende Meinung vertreten (Schulz‐Hardt et al., 2000). Da die Informationssuche in allen bisherigen Experimenten stets auf Gruppen‐
ebene erfolgte (d. h. die Gruppenmitglieder sollten sich in der Gruppe einigen, welche In‐
formationen sie zusätzlich lesen wollten), ist ungeklärt, welche individualpsychologischen Prozesse dem positiven Effekt von Meinungs‐
divergenz auf die Informationssuche zugrunde liegen. Einerseits wäre denkbar, dass Majori‐
tätsmitglieder durch den Minoritätseinfluss ausgewogener nach Informationen suchen. Andererseits könnten Minoritätsmitglieder durch den Majoritätseinfluss einen verstärkten Konfirmationsbias aufweisen – der dann, da er zur Mehrheitsmeinung gegenläufig ist, auf Gruppenebene zu einer ausgewogenen Infor‐
mationssuche führt. In dem aktuellen Experi‐
ment, in dem die Informationssuche individuell im Anschluss an eine Gruppendiskussion er‐
folgte, zeigte sich, dass beide Prozesse parallel ablaufen: Während Minoritätsmitglieder einen starken Konfirmationsbias aufwiesen, war die‐
ser Bias bei Majoritätsmitgliedern signifikant schwächer. Stichworte: Gruppe, Gruppenentscheidungen, Mei‐
nungsdivergenz, Informationssuche Stichworte: soziale Erwünschtheit, Antwortverzer‐
rungen, Befragungsmethode, Work‐Life‐Balance Auswirkungen des Mediengewaltkonsums auf aggressives und prosoziales Verhalten im Jugendalter Ingrid Möller, Barbara Krahé Universität Potsdam, Deutschland Vortrag – Symposium Vorgestellt werden Ergebnisse des ersten Messzeitpunktes einer auf vier Jahre angeleg‐
ten Längsschnittstudie zu Auswirkungen des Mediengewaltkonsums im Jugendalter. Knapp 12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 – Université du Luxembourg Abstracts 2000 Schülerinnen und Schüler der siebten und achten Klassen wurden zu ihrer Nutzung ge‐
walthaltiger Medieninhalte (Film & Fernsehen, Computer‐ & Videospiele) sowie zu ihren ag‐
gressionsbezogenen normativen Überzeugun‐
gen befragt. Die Klassenlehrer wurden um eine Einschätzung des aggressiven und prosozialen Verhaltens der Jugendlichen gebeten. Die Be‐
funde stützen die These, dass es einen positi‐
ven Zusammenhang zwischen dem Gewaltkon‐
sum und der Aggressionsneigung sowie einen negativen Zusammenhang zwischen Medien‐
gewaltnutzung und Hilfsbereitschaft gibt. Die normativen Überzeugungen konnten dabei für beide Arten des Sozialverhaltens als Mediator ermittelt werden. Die aggressionsförderliche wie auch die hilfsbereitschaftreduzierende Wirkung des regelmäßigen Gewaltkonsums wird demnach zumindest teilweise über die Akzeptanz aggressiver Handlungen, z. B. als Mittel zur Konfliktlösung, vermittelt. Die Be‐
funde werden vor dem Hintergrund sozialpsy‐
chologischer Medienwirkungstheorien und mit Blick auf die Bedeutung der Variablen für den geplanten Längsschnitt diskutiert. Stichworte: Mediengewalt, Aggression, Jugendalter Wann fangen wir an uns vor dem Tod zu fürchten? Eine entwicklungspsychologische interkulturelle Studie aus Sicht der Terror Management Theorie Anna Möllering Jacobs University Bremen, Deutschland Vortrag – Symposium Gibt es in Bezug auf die Verteidigung der eige‐
nen Weltsicht nach Mortalitätssalienz Unter‐
schiede zwischen Jugendlichen mit Migrations‐
hintergrund und Einheimischen? Gibt es einen Zusammenhang zwischen der Reaktion von Migranten in Bezug auf die Weltsichtverteidi‐
gung nach Mortalitätssalienz und der von ih‐
nen verwendeten Akkulturationsstrategie? Hängen diese Reaktionen davon ab, welche kulturelle Normgruppe für die Probanden am wichtigsten ist? Diese Umfragestudie versucht die obigen Fra‐
gen aus Sicht der Terror Management Theorie (TMT) zu beantworten, berücksichtigt aber auch die konkurierenden Kontrollmangel‐
salienz‐ und Unsicherheitssalienz‐Ansätze. 2500 Probanden in den Altersgruppen 10‐12 und 15‐16 füllten einen Fragebogen aus, der entweder eine Mortalitätssalienz, eine Kon‐
75
trollmangelsalienz, oder eine Unischerheitssa‐
lienz enthielt. Eine weitere Version des Frage‐
bogens enthielt eine Kontrollgruppenbedin‐
gung. Die Probanden waren entweder einhei‐
mische Deutsche oder hatten einen russischen bzw. türkischen Migrationshintergrund. Es wurde untersucht, ob Unterschiede gefunden werden können zwischen den Reaktionen von Deutschen und Migranten, in Bezug auf die Effekte der verschiedenen Manipulationen, auf die abhängigen Variablen Xenophobie, Identifi‐
zierung mit der Eigengruppe und wahrgenom‐
mener Gruppenzusammenhalt. Bis jetzt wurden Terror Management Studien ausschließlich mit Einheimischen verschiedener Länder durchgeführt. Die Frage, ob Migrations‐
erfahrungen einen Effekt auf die von der TMT postulierten Mechanismen zur Verteidigung der Weltsicht haben können, blieb bis jetzt unbeachtet. Außerdem untersucht die Studie in welchem Alter Terror Management Effekte erstmals auftauchen – eine Frage, die bisher ebenfalls vernachlässigt wurde. Die Ergebnisse zeigen, dass sich Terror Mana‐
gement Effekte schon in der jüngeren Stich‐
probengruppe finden lassen. Außerdem unter‐
scheiden sich Probanden mit Migrationshin‐
tergrund nach einer Mortalitätssalienzmanipu‐
lation nicht signifikant von Einheimishen in Bezug auf das gezeigte Ausmaß an Xenphobie, Identifikation mit der Eigengruppe und Grup‐
penzusammenhalt. Allerdings findet sich bei Migranten generell ein signifikant höherer Gruppenzusammenhalt und eine höhere Iden‐
tifikation mit der Eigengruppe als bei einheimi‐
schen Deutschen. Migranten in der jüngeren Stichprobengruppe zeigen außerdem signifi‐
kant mehr Xenophobie als die gleichaltrigen Deutschen. In der älteren Stichprobengruppe dreht sich dieser Effekt um und ist ebenfalls signifikant. Stichworte: Terror Management Theorie, Migration, Xenophobie, Gruppenzusammenhalt, Eigengruppen‐
identifikation Zwei für Alle! Ähnlichkeits‐ vs. Unter‐
schiedsfokus in sozialen Urteilen, Affekt und Verhalten Thomas Mussweiler Universität zu Köln, Deutschland Vortrag – Arbeitsgruppe Vergleiche gehören zu den grundlegendsten Mechanismen menschlicher Informationsver‐
12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 – Université du Luxembourg Abstracts 76 arbeitung. Wann immer Menschen Informatio‐
nen verarbeiten, so tun sie dies im Vergleich mit relevanten Normen und Standards. Ver‐
gleiche erscheinen somit als nahezu allgegen‐
wärtig und unvermeidbar. Jedoch stellen Ver‐
gleiche keinen einheitlichen psychologischen Mechanismus dar. Vielmehr lassen sich zwei grundlegende Arten von Vergleichsprozessen unterscheiden: Vergleiche mit einem Ähnlich‐
keitsfokus und solche mit einem Unterschieds‐
fokus. Die Allgegenwart von Vergleichen in der menschlichen Informationsverarbeitung legt nahe, dass ein induzierter Ähnlichkeits‐ vs. Un‐
terschiedsfokus eine Vielzahl psychologischer Phänomene in ähnlicher Weise beeinflusst. Im Einklang mit dieser Annahme werde ich Befun‐
de von vier experimentellen Untersuchungen präsentieren. Die Ergebnisse zeigen, dass ein induzierter Ähnlichkeits‐ vs. Unterschiedsfokus in der Tat soziale Urteile, affektive Reaktionen und Verhalten in ähnlicher Weise beeinflusst. Experiment 1 belegt, dass in einem klassischen Primingparadigma die Richtung des resultie‐
renden Primingeffektes vom induzierten Ähn‐
lichkeits‐ vs. Unterschiedsfokus abhängt. Expe‐
riment 2 zeigt ähnliche Befunde für behaviora‐
le Primingeffekte. Experiment 3 legt nahe, dass affektive Reaktionen im Paradigma der emotio‐
nalen Ansteckung in gleicher Weise von einem aktivierten Ähnlichkeits‐ vs. Unterschiedsfokus beeinflusst werden. Experiment 4 zeigt schließ‐
lich, dass selbst Effekte evaluativer Konditio‐
nierung von einem induzierten Ähnlichkeits‐ vs. Unterschiedsfokus abhängen. Zusammenge‐
nommen legen diese Befunde nahe, dass Ähn‐
lichkeits‐ vs. Unterschiedsfokus grundlegende Mechanismen menschlicher Informationsver‐
arbeitung darstellen. Stichworte: Vergleich, soziale Kognition, Priming N Selbstkonstruktion und Partnerschafts‐
merkmale – Eine auf den Beziehungsstatus bezogene Analyse Robert Neuhaus, Elke Rohmann, Hans‐Werner Bier‐
hoff Ruhr‐Universität Bochum, Deutschland Vortrag – Symposium In der Vergangenheit konnten zahlreiche Stu‐
dien den Einfluss der Selbstkonstruktion auf das Denken und Handeln einer Person nach‐
weisen (z. B. Markus & Kitayama, 1991). Je nach Ausprägung dominiert ein eher indepen‐
dentes bzw. interdependentes Selbstkonzept. Ein independentes Selbst basiert auf autono‐
men Inhalten und der Betonung von Einzigar‐
tigkeit, eine interdependente Selbstkonstrukti‐
on hingegen bezieht andere Personen in das Selbst ein. Da es bisher wenig empirische Be‐
funde zum Einfluss des Selbstkonzepts und des Beziehungsstatus auf Partnerschaftsmerkmale wie Bindung und Liebesstil gibt, sollte in unse‐
rer Untersuchung dieser Frage nachgegangen werden. Neben der Selbstkonstruktion wurden daher die partnerschaftliche Bindung (Brennan, Clark & Shaver, 1998), die in den Dimensionen Bindungsvermeidung und Bindungsangst ihren Ausdruck findet, und die Liebesstile von Lee (1973) erfasst. In Anlehnung an Neumann und Bierhoff (2004) wurden übergeordnete Dimen‐
sionen gebildet, die jeweils eine der beiden Bindungsdimensionen und die passenden Lie‐
besstile verbinden. Zur Erfassung möglicher Einflüsse der Selbstkonstruktion und des Be‐
ziehungsstatus auf diese beiden Dimensionen wurde eine Online‐Befragung (N = 1227) durchgeführt. Aufgrund ihrer Angaben wurden die Teilnehmer dem Beziehungsstatus eines freiwilligen oder unfreiwilligen Single bzw. ei‐
ner gebundenen Person zugeordnet. Freiwillige Singles zeigen die größte Distanzie‐
rung vom Partner. Unfreiwillige Singles sind weniger distanziert. Sie zeichnen sich durch eine hohe Verunsicherung in der Beziehung aus. Gebundene Personen sind signifikant weniger distanziert als die beiden Subgruppen der Sin‐
gles. Unfreiwillige Singles sind verunsicherter als gebundene Personen; diese sind wiederum verunsicherter als freiwillige Singles. Die Selbstkonstruktion hat einen Einfluss auf die beiden Dimensionen. Der stärkste Zusam‐
menhang findet sich zwischen dem interde‐
12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 – Université du Luxembourg Abstracts pendenten Selbstkonzept und der Verunsiche‐
rung in der Beziehung. Die Ergebnisse der Re‐
gressionsanalyse zeigen zudem, dass die Ver‐
unsicherung bei hoher Interdependenz und gleichzeitig niedriger Independenz am größten ist. Stichworte: Selbstkonstruktion, Bindung, Liebesstil, Singles, Partnerschaft Automatische mimische Reaktionen auf subliminal präsentierte Emotionsausdrücke: Imitation oder Evaluation? Roland Neumann1, Stefan Schulz2, Georg Alpers2, Ljubica Lozo3
1
Universität Trier, Deutschland; 2 Julius‐Maximilians‐
Universität Würzburg, Deutschland; 3Technische Universität Dortmund, Deutschland Vortrag – Arbeitsgruppe Automatische mimische Reaktionen auf subli‐
minal präsentierte Emotionsausdrücke lassen sich als Imitationsverhalten interpretieren (Dimberg, Thunberg & Elmehead, 2000). Als alternativer Erklärungsansatz lässt sich vorstel‐
len, dass subliminal präsentierte Emotionsaus‐
drücke als entweder positiv oder negativ ein‐
geschätzt werden und dementsprechend der Korrugatormuskel oder der Zygomatikusmuskel aktiviert wird. Um diese alternativen Erklä‐
rungsansätze zu überprüfen, wurden die mimi‐
schen Emotionsausdrücke von Ekel, Ärger und Freude subliminal dargeboten und die elektromyographische Reaktion des Zygomati‐
kus, des Levator und des Korrugatormuskels erfasst. Da der Ekelausdruck eher zu einer Kor‐
rugatormuskelkontraktion als zu einer Leva‐
tormuskelkontraktion führt, wird die These gestützt, dass subliminale dargebotene Emoti‐
onsausdrücke evaluative Prozesse nach sich ziehen, die dann die Zygomatikus‐ oder Korru‐
gatormuskelkontraktion hervorrufen. Stichworte: Evaluation, Emotion, mimischer Aus‐
druck 77
Existenzielle Bedrohung und der Einfluss umweltfreundlicher Verhaltensnormen Daniela Niesta Kayser1, Immo Fritsche2, Eva Jonas3, Nicolas Koranyi2
1
University of Rochester, USA; 2Friedrich‐Schiller‐
Universität Jena, Deutschland; 3Universität Salzburg, Österreich Vortrag – Symposium Entsprechend sozialwissenschaftlicher Befunde müsste jegliche Art existentieller Bedrohung eine abnehmende Bereitschaft zu umwelt‐
freundlichem Verhalten nach sich ziehen. Jüngste Forschungsergebnisse zu den Konse‐
quenzen persönlicher Bedrohung zeigen jedoch, dass existentielle Bedrohungen umweltfreund‐
liches Verhalten auslösen, und zwar dann, wenn die Norm sich umweltfreundlich zu ver‐
halten, salient gemacht wird. Drei Experimente unterstützen diese Annahme, nämlich dass saliente umweltfreundliche Nor‐
men Mortalitätssalienz (MS) moderieren, eine Interaktion, die in Studie 1 zu umweltfreundli‐
chen Einstellungen und Informationssuche führte. Zusätzlich zeigen wir, dass die Induzie‐
rung umweltfreundlicher Normen unter MS nachhaltiges Verhalten in einem Abholzungs‐
paradigma (Nullsummenspiel Paradigma; Stu‐
die 2) und umweltfreundliches Konsumenten‐
verhalten (Studie 3) zur Folge hatte. Zusammenfassend führt MS nur dann zu um‐
weltfreundlichem Verhalten, wenn gleichzeitig umweltfreundliche Normen salient gemacht werden. Implikationen für die Terror Manage‐
ment Theorie sowie für normatives Umwelt‐
verhalten werden diskutiert. Stichworte: Existentielle Bedrohung, Terror Mange‐
ment Theorie, umweltfreundliches Verhalten Motivationale Effekte bei der Wahrneh‐
mung emotionaler Gesichter: Eine Blick‐
bewegungsstudie Mandy Nuszbaum, Andreas Voss, Karl Christoph Klauer Albert‐Ludwigs‐Universität Freiburg, Deutschland Vortrag – Arbeitsgruppe Erwartungen, Hoffnungen, Wünsche und Moti‐
ve beeinflussen nicht nur was wir wahrnehmen, sondern auch wie wir etwas wahrnehmen. Voss, Rothermund und Brandstätter (2008) untersuchten mit einer Farbfeldaufgabe den Einfluss von Motiven auf die Bewertung von Farbanteilen, die mit unterschiedlichen Gewin‐
12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 – Université du Luxembourg Abstracts 78 nen verknüpft waren. Es konnte gezeigt wer‐
den, dass Farbanteile, die mit Gewinnen ver‐
bunden sind, überschätzt und Farbanteile, die Verluste ankündigen, unterschätzt werden. Dieser Positivitätsbias der Wahrnehmung konnte auch in einer alltagsnäheren „Mood of the Crowd“‐Aufgabe mit schematischen Ge‐
sichtern repliziert werden, bei der der Anteil valenter und neutraler Gesichter einzuschätzen war. Die Analyse von Blickbewegungsdaten offenbarte zudem eine zeitliche Dynamik bei der Wahrnehmung valenter Stimuli: Mit zu‐
nehmender Betrachtungsdauer eines ambiva‐
lenten Stimulus steigt demnach die Häufigkeit von Fixationen positiver Stimulusanteile. Dieser Effekt soll in weiterführenden Studien genauer in Augenschein genommen werden. Stichworte: Motivierte Wahrnehmung, Positivitäts‐
bias, Emotionale Gesichter, Blickbewegungen O Wenn Ihnen noch etwas einfällt... behalten Sie es lieber für sich?? Wie Reminiszenz juristische Entscheidungen beeinflusst Aileen Oeberst Universität Osnabrück, Deutschland Vortrag – Arbeitsgruppe Inkonsistenzen im Erinnerungsbericht von Zeu‐
gen gelten als Indikator für die Ungenauigkeit der Aussage und verringern somit die Glaub‐
würdigkeit des Zeugen. Die bis dato zumeist undifferenzierte Betrachtung von Inkonsisten‐
zen schließt jedoch auch den Fall der Wieder‐
gabe neuer (korrekter) Details zu einem späte‐
ren Zeitpunkt ein (Reminiszenz). Dieses Phä‐
nomen konnte zwar bereits robust nachgewie‐
sen werden, ist jedoch weitgehend unbekannt. Insofern könnte ein solcher Fall juristische Ur‐
teilsprozesse ungünstig beeinflussen. Im Rahmen von drei Studien wurde einerseits untersucht, welche impliziten Theorien über diesen Aspekt der menschlichen Gedächtnis‐
leistung in einer psychologisch nicht geschulten Stichprobe (Jura‐StudentInnen) vorherrschen, und inwiefern sich diese von empirischen Da‐
ten unterscheiden. Andererseits wurde über‐
prüft, in welcher Weise sich derartige implizite Annahmen, sowie andere Variablen (z. B. Regu‐
latorischer Fokus) auf juristische Urteile aus‐
wirken. Stichworte: Zeugenaussagen, Reminiszenz, Forensik, Urteilen Fußball verändert die Welt! Zur Bedeutung von Kontext und (Meta‐)Prototypikalität für soziale Emotionen Maria von Oettingen, Nicole Harth, Melanie Steffens, Amélie Mummendey Friedrich‐Schiller‐Universität Jena, Deutschland Vortrag – Symposium Der Intergroup Emotions Theory (IET; z. B. Mackie, Devos, & Smith, 2000) zufolge kann ein Intergruppenkontext unterschiedlich bewertet werden, je nach dem, welche Stimuli zur Be‐
wertung herangezogen werden. Daher sollten soziale Emotionen – im Gegensatz zu der tradi‐
tionell angenommenen Stabilität von Vorurtei‐
len – eine hohe Zeit‐ und Kontextsensitivität aufzeigen (Smith & Mackie, 2006). Diese zent‐
12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 – Université du Luxembourg Abstracts rale Annahme der IET wurde im Rahmen des Halbfinales Türkei‐Deutschland der Fußball‐
Europameisterschaft 2008 anhand von Türken (n = 60) und Deutschen (n = 70) aus Frankfurt überprüft. Weiterhin wurde auf Grundlage des Eigengruppen‐Projektionsmodells (EPM) er‐
wartet, dass Repräsentationen der übergeord‐
neten Kategorie (Frankfurt) soziale Emotionen beeinflussen. Dabei sollten sowohl die Eigen‐
perspektive als auch die wahrgenommene Per‐
spektive der Fremdgruppe (Meta‐Wahrneh‐
mung) hinsichtlich der relativen Prototypikali‐
tät der eigenen Gruppe für die übergeordnete Kategorie eine bedeutende Rolle für die Inter‐
gruppenbeziehung und die damit verbundenen sozialen Emotionen spielen. Mitglieder beider Gruppen wurden sowohl am Tag vor als auch nach dem Spiel befragt, wobei der spezifische Intergruppenkontext des Fußballspiels nicht explizit erwähnt wurde, sondern nur durch das Stadtbild (Fahnen) und ggf. das Tragen eines Trikots salient war. Die Ergebnisse bestätigen, dass der externe Umstand des Spiels genügte, um Veränderungen in bestimmten sozialen Emotionen (z. B. Stolz und Schadenfreude) hervorzurufen, und diese konnten durch relati‐
ve (Meta‐)Prototypikalität vorhergesagt wer‐
den. Zudem mediierten jeweils spezifische Emotionsmuster vor vs. nach dem Spiel die Beziehung zwischen relativer (Meta‐
)Prototypikalität und Einstellungen gegenüber der Fremd‐ und Eigengruppe. Die Befunde werden auch im Hinblick auf die Rolle von Identifikation sowie Unterschiede zwischen Türken und Deutschen diskutiert. Stichworte: Eigengruppen‐Projektionsmodell, Meta‐
Wahrnehmung, Prototypikalität, soziale Emotionen Ich oder wir? – Entwicklung eines Impliziten Assoziationstests (IAT) zur Erfassung von Gruppenaffinität Jeannine Ohlert, Jens Kleinert Deutsche Sporthochschule Köln, Deutschland 79
unterscheiden sich also scheinbar in ihrer Gruppenaffinität mit entsprechenden Verhal‐
tenskonsequenzen. Bisher existiert noch kein Erhebungsinstrument, welches eine solche Gruppenaffinität erfassen kann. Aus diesem Grund war das Ziel dieser Studie die Entwicklung und erste Validierung eines solchen Verfahrens. Da es sich bei Gruppenaffinität um ein Thema handelt, welches in Fragebögen wahrscheinlich hoch sozial erwünschte Antworten hervorbrin‐
gen würde, wurde ein Test entwickelt, welcher Gruppenaffinität indirekt erfassen soll: Auf Basis des Impliziten Assoziationstests (IAT) von Greenwald und Kollegen (Greenwald, McGhee & Schwartz, 1998) wurde ein eigener IAT zur Erfassung der Gruppenaffinität konzipiert. Aus‐
gehend von Wortlisten bestehender Tests so‐
wie einer Vorstudie zu Wortassoziationen wur‐
den jeweils acht Begriffe für die Kategorien „Individuum“ sowie „Gruppe“ generiert. Diese wurden wie beim IAT üblich wechselseitig mit positiven sowie negativen Begriffen gepaart und jeweils die Reaktionszeiten gemessen. Mittels des so gennanten „D‐Algorith‐
mus“ (Greenwald, Nosek & Banaji, 2003) wur‐
de für jeden Teilnehmer eine automatisierte Präferenz in Richtung einer der beiden präsen‐
tierten Kategorien ermittelt. Nach Vortest zur Brauchbarkeit der verwendeten Items wurde der neue Test auf interne Konsistenz, Retestre‐
liabilität sowie Verfälschbarkeit überprüft. Weiterhin wurde der Test einem Fragebogen zum sozialen Wohlbefinden als Außenkriterium gegenübergestellt. Erste Ergebnisse zeigen zufriedenstellende in‐
terne Konsistenzen, aber nur punktuelle Zu‐
sammenhänge zu sozialem Wohlbefinden. Weitere Untersuchungen sind angedacht, in welchen die Kriteriumsvalidität sowie die Qua‐
lität der Verhaltensvorhersage überprüft wer‐
den sollen. Stichworte: Gruppenaffinität, Impliziter Assoziati‐
onstest, IAT Vortrag – Symposium Auch wenn Menschen gerne als „Herdentie‐
re“ bezeichnet werden, so kann man durchaus auch Unterschiede in diesem „Herden‐
trieb“ beobachten. Manche Personen fühlen sich in einer Gruppe erst richtig wohl und kön‐
nen nur sehr schlecht für längere Zeit alleine sein. Andere hingegen suchen gezielt Freiräu‐
me für sich und würden beispielsweise einen individuellen Trekkingurlaub einer Gruppen‐
wanderreise eindeutig vorziehen. Menschen 12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 – Université du Luxembourg Abstracts 80 P Gerechtigkeitswahrnehmungen und Zivilcourage Jan Pfetsch, Georges Steffgen, Silke Schiffhauer Université du Luxembourg, Luxemburg Vortrag – Symposium Mit Bezug auf die Gerechtigkeitsmotivtheorie von Lerner (1980) wird im Kontext von Zivilcou‐
rage angenommen, dass der Gerechte Welt Glauben bei der Konfrontation mit Ungerech‐
tigkeiten zur aktiven Veränderung der Realität prädisponiert (z. B. Hilfe zugunsten des Opfers), wenn die Handlungsmöglichkeiten als effektiv wahrgenommen werden. Andernfalls sollte die Wahrnehmung der Ungerechtigkeit verändert werden, z. B. durch Selbstverschuldungsvor‐
würfe gegenüber dem Opfer. Ferner sollte eine erhöhte Sensibilität für widerfahrene Unge‐
rechtigkeit (Schmitt et al., 2009) mit der Inten‐
tion zu zivilcouragiertem Verhalten verbunden sein, um gegen Normverletzungen zu protes‐
tieren. Dabei sollte insbesondere die Unge‐
rechtigkeitssensibilität aus der Beobachterper‐
spektive mit intensiven Ärgerreaktionen auf Ungerechtigkeitserlebnisse einhergehen. Bei N = 197 Schülerinnen und Schülern der 7. und 10. Klassenstufe wurden Skalen zur Erhe‐
bung des Gerechte Welt Glaubens sowie der Ungerechtigkeitssensibilität aus vier Perspekti‐
ven (Beobachter, Opfer, Nutznießer und Täter) eingesetzt. Zwei Wochen später beantworte‐
ten die Probanden vier selbst konstruierte Vig‐
netten zu alltäglichen Schulsituationen, bei denen eine Person einen Schaden erleidet. Dabei wurde systematisch variiert, ob die Situ‐
ation mit Absicht vom Täter herbeigeführt oder durch äußere Umstände beeinflusst wurde und ob eine Hilfeleistung effektiv möglich ist oder nicht. Neben der Intention zu zivilcouragiertem Verhalten wurden Ärger auf den Täter, die wahrgenommene Schadensverantwortung so‐
wie die wahrgenommene Effektivität der Hilfe‐
leistung erhoben. Die Ergebnisse bezüglich der Ungerechtigkeits‐
sensibilität zeigen einen Zusammenhang von Beobachter‐ und Nutznießerperspektive mit der Intention zu Zivilcourage auf. Ferner sind sowohl der Ärger auf den Täter, die Wahrneh‐
mung der Schadensverantwortung sowie die Gewissheit tatsächlich einzugreifen bedeutsam für die Vorhersage der Zivilcourageintention. Dagegen findet sich nicht der erwartete Inter‐
aktionseffekt des Gerechte Welt Glaubens mit der Wahrnehmung effektiver Handlungsmög‐
lichkeiten. Insgesamt verdeutlichen die Ergeb‐
nisse, dass bei antizipiertem Zivilcourage‐
verhalten Gerechtigkeitswahrnehmungen rele‐
vant sind. Die Befunde werden mit Bezug auf die zugrunde gelegten Theorien diskutiert. Stichworte: Zivilcourage, Gerechtigkeitswahrneh‐
mungen, Gerechte Welt Glaube, Ungerechtigkeits‐
sensibilität, prosoziales Verhalten Regulatory Fit und sportliche Leistung Henning Plessner1, Daniel Memmert2, Christian Un‐
2
kelbach
1
Universität Leipzig, Deutschland; 2Ruprecht‐Karls‐
Universität Heidelberg, Deutschland Vortrag – Symposium Nach der „Regulatory Focus Theory“ von Hig‐
gins (1997, 2000) können bei der Verfolgung von Zielen zwei Arten der Selbstregulation ein‐
genommen werden, der „Promotion“ und der „Prevention Focus“. Grundsätzlich können bei‐
de Foki erfolgreich zur Erreichung eines Ziels beitragen. Ein Vorteil ergibt sich jedoch unter Umständen, wenn eine Person in eine Situation kommt, die ihrem chronisch bevorzugten Fokus entspricht. Dann kann ein so genannter „Value from Fit“ zu besseren Leistungen führen. In insgesamt vier Studien haben wir die Bedeu‐
tung dieses Ansatzes für die Erklärung sportli‐
cher Leistungen untersucht. In zwei Fragebo‐
genstudien konnten wir zunächst zeigen, dass Sportler und Sportlerinnen verschiedener Sportarten sich systematisch in ihrem chroni‐
schen regulativen Fokus unterscheiden und dass spezifische Aufgaben im Sport systema‐
tisch unterschiedlich hinsichtlich ihrer regulati‐
ven Anforderungen eingeschätzt werden. In Studie 3 haben wir untersucht, ob Fußballspie‐
ler mittleren Leistungsniveaus unter „Regulato‐
ry Fit“ beim Elfmeterschießen erfolgreicher sind, als unter „Non‐Fit“ Bedingungen. Es zeig‐
te sich tatsächlich, dass sie häufiger trafen, wenn ihnen die Aufgabe in einer Weise be‐
schrieben wurde, die zur ihrem chronischen Fokus passte, als wenn das nicht der Fall war. In Studie 4 konnten wir diesen Effekt mit Bas‐
ketballspielern mittleren Leistungsniveaus bei einer 3‐Punkte‐Wurf Aufgabe replizieren, nicht aber mit Top‐Basketballspielern aus der 1. und 2. Bundesliga. Die Ergebnisse unserer Studien bestätigen die Annahmen der „Regulatory Fo‐
cus Theory“ zumindest für den mittleren sport‐
lichen Leistungsbereich. Darüber hinaus deu‐
12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 – Université du Luxembourg Abstracts ten sie auf die Bedeutung der Diagnostik von regulativen Grundorientierungen für die situa‐
tionsangemessene Auswahl und Instruktion von Sportlern und Sportlerinnen hin. Mögliche dem „Regulatory Fit“ Effekt im Sport zugrunde liegende Prozesse werden diskutiert. Stichworte: Selbstregulation, Person Situation Inter‐
aktion, sportliche Leistung Never trust a stranger? Einflüsse ego‐
zentrischer Vergleiche auf Vertrauen Ann‐Christin Posten, Thomas Mussweiler Universität zu Köln, Deutschland Vortrag – Arbeitsgruppe Vertrauen in andere Menschen ist sozial, öko‐
nomisch und gesellschaftlich von zentraler Be‐
deutung. In jeder Kommunikationssituation stellt sich uns die Frage, ob wir unserem Ge‐
genüber vertrauen können. Aber wie kommt es dazu, dass wir uns dazu entscheiden, oftmals auch einer unbekannten Person zu vertrauen? Trotz der zentralen Bedeutung von Vertrauen, ist bislang nur wenig über die zugrunde liegen‐
den psychologischen Mechanismen bekannt. Die Entscheidung einer anderen Person zu ver‐
trauen ist von der eingeschätzten Vertrauens‐
würdigkeit dieser Person abhängig. Wie auch bei anderen Personenurteilen sollten bei der Beurteilung der Vertrauenswürdigkeit einer Person egozentrische Vergleiche eine bedeut‐
same Rolle spielen. Trifft dies zu, so sollte Ver‐
trauen von (a) der wahrgenommenen eigenen Vertrauenswürdigkeit und (b) der Art des durchgeführten Vergleichs abhängen. Beinhal‐
tet ein Vergleich einen Fokus auf Gemeinsam‐
keiten so werden Personenurteile an das Selbst assimiliert. Beinhaltet ein Vergleich hingegen einen Fokus auf Unterschiede, so werden Per‐
sonenurteile vom Selbst kontrastiert. In einem ersten Experiment wurde zum einen mittels eines prozeduralen Primings der Ver‐
gleichsprozess in Richtung eines Ähnlichkeits‐ vs. eines Unterschiedsfokus manipuliert. Zum anderen wurde mittels einer Skalenmanipula‐
tion die Wahrnehmung der eigenen Vertrau‐
enswürdigkeit verändert. Es zeigte sich, dass bei einem Ähnlichkeitsfokus das Vertrauensur‐
teil über die andere Person in mehreren Ver‐
trauensszenarien an die wahrgenommene ei‐
gene Vertrauenswürdigkeit assimiliert wurde, wohingegen es bei einem Unterschiedsfokus wegkontrastiert wurde. In einem zweiten Expe‐
riment wurde unter einem Ähnlichkeits‐ vs. 81
einem Unterschiedsfokus das reale Vertrau‐
ensverhalten in einem klassischen Vertrauens‐
spiel der Ökonomie untersucht. Hierbei konnte gezeigt werden, dass Geldbeträge, welche an einen zufällig ausgewählten, unbekannten Spielpartner gesendet wurden, durch den in‐
duzierten Vergleichsfokus unterschiedlich be‐
einflusst wurden. Die Befunde der Studien zeigen, dass die Ent‐
scheidung unbekannten Personen zu vertrauen von der Selbsteinschätzung der eigenen Ver‐
trauenswürdigkeit beeinflusst wird. Die Rich‐
tung dieses Einflusses wird von der Art des durchgeführten Vergleichsprozesses bestimmt. Stichworte: Vertrauen, Vergleichsprozesse, Verhal‐
tenseinschätzungen Für die Ewigkeit oder nur für eine Nacht? – „Prosozialität“ als Partnerwahlkriterium Julia Pradel1, Detlef Fetchenhauer1,2, Lars Penke3
1
Universität zu Köln, Deutschland; 2Universität Gro‐
ningen, Niederlande; 3Universität Edinburgh, Verei‐
nigtes Königreich Vortrag – Arbeitsgruppe Untersuchungen zeigen: Ein(e) Traumpart‐
ner(in) sollte nicht nur schön sein, sondern auch nett. – Gilt diese These uneingeschränkt? Evolutionspsychologisch betrachtet haben phy‐
sische Attraktivität und Prosozialität unter‐
schiedliche Signalfunktionen: Physische Attrak‐
tivität verspricht genetische Qualitäten und Gesundheit, Prosozialität verspricht Versorger‐
qualitäten und Treue. Folglich liegt die Vermu‐
tung nahe, dass Menschen „nette“ Partner für andere Zwecke wählen als „schöne“ Partner. Die Evolutionspsychologie postuliert ferner, dass Menschen die Dauer ihrer Partnerschaf‐
ten in Abhängigkeit von ihren eigenen Partner‐
qualitäten und den herrschenden Umweltbe‐
dingungen variieren. Hoch attraktive Männer bemühen sich um viele kurzfristige Partner‐
schaften, um ihren Fortpflanzungserfolg zu maximieren. Weniger attraktive Männer be‐
mühen sich, ihre physischen Defizite durch Prosozialität zu kompensieren und eine treue und prosoziale Partnerin zu gewinnen, mit der sie eine langfristige Beziehung eingehen und Kinder zeugen können. Frauen suchen nach einem gleichsam attraktiven wie prosozialen Partner. Da Attraktivität und prosoziale Part‐
nereigenschaften jedoch negativ miteinander korrelieren, neigen Frauen zu „gemischt‐
reproduktiven Strategien“: Zur Versorgung und 12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 – Université du Luxembourg Abstracts 82 Erziehung ihrer Kinder suchen sie sich langfris‐
tig einen prosozialen Partner; zur Zeugung ih‐
rer Kinder suchen sie sich kurzfristig einen att‐
raktiven Partner. Somit sollten Männer wie Frauen eine Bereitschaft für sowohl kurz‐ als auch langfristige Partnerschaften haben. Die vorliegende Studie untersucht, ob die Prä‐
ferenz für die Prosozialität potenzieller Sexual‐
partner davon abhängt, ob Individuen eine kurzfristige oder langfristige Partnerschaft ein‐
gehen wollen. 170 Beurteiler betrachteten kur‐
ze Videosequenzen mit unterschiedlich attrak‐
tiven Stimuluspersonen des jeweils anderen Geschlechts und erhielten zusätzlich Informati‐
onen über die Prosozialität der Stimulusperso‐
nen. In einem Between‐Subject‐Design wurden die Beurteiler gebeten, anzugeben, wie sehr sie die Stimuluspersonen (a) als kurzfristige Part‐
ner(innen) oder (b) als langfristige Partner(in‐
nen) begehren. Die Ergebnisse zeigen, dass Männer und Frauen gleichermaßen eine Be‐
reitschaft für lang‐ und kurzfristige Partner‐
schaften haben und dass beide Geschlechter je nach angestrebter Dauer der Beziehung unter‐
schiedliche Kriterien für ihre Partnerwahl zugrunde legen: Die Partnerin und der Partner für’s Leben sollen nett sein. Beim One‐Night‐
Stand ist Prosozialität vollkommen unbedeu‐
tend. Stichworte: Partnerwahl, Reproduktionsstrategien, Prosozialität, Altruismus R Wie sich eine soziale Hypothese selbst bes‐
tätigt: Entstehung von Falschbeschuldigun‐
gen wegen sexuellen Kindesmissbrauchs durch Selbstbestätigung sozialer Hypothe‐
sen Anne‐Fernandine Rakotoarisoa1, Stefan Schulz‐
1
1
2
Hardt , Frank Vogelgesang , Katja vom Schemm , 2
2
Britta Dreger , Günter Köhnken
1
Georg‐August‐Universität Göttingen, Deutschland; 2
Christian‐Albrechts‐Universität zu Kiel, Deutschland Vortrag – Arbeitsgruppe Mehrere spektakuläre, jeweils mit Freisprü‐
chen endende Gerichtsprozesse wegen sexuel‐
len Kindesmissbrauchs in verschiedenen Län‐
dern in den 1980er und 1990er Jahren gaben Anlass dazu, die Entstehung von realitätsfrem‐
den Überzeugungen und daraus resultierenden, nicht‐intentionalen Falschbeschuldigungen sys‐
tematisch zu erforschen. Um ihre Entstehung durch selbstbestätigendes Testen von Hypo‐
thesen über eine Normabweichung (= Devianz‐
hypothesen) zu erklären, postulieren Vogelge‐
sang, Schulz‐Hardt und Köhnken (2006) ein Modell, das aus verschiedenen, der sozialen Kognitionsforschung (u. a. Trope & Liberman, 1996) entstammenden motivationalen, kogni‐
tiven und teststrategischen Mechanismen zu‐
sammengesetzt ist. Die Grundidee des Modells, dass das bloße Vorhandensein einer Hypothese bzw. konkret eines Missbrauchsverdachts im Prozess der Überprüfung zur Selbstbestätigung der Hypothese bzw. des Verdachts führt, konn‐
te bereits empirisch belegt werden: Demge‐
mäß gelangten Probanden (N = 152) signifikant häufiger zu einem Schuldurteil wegen sexuel‐
len Kindesmissbrauchs, wenn ihnen vor oder nach Gabe vollständig non‐diagnostischen Vi‐
deomaterials ein Verdacht induziert worden war, als wenn dies nicht der Fall war. Die hier vorgestellten Experimente dienten einer ersten Überprüfung der insgesamt sieben Mechanismen des Modells (Wahl einer höhe‐
ren Schwelle zur Zurückweisung als zur An‐
nahme der Hypothese, positives und pseudo‐
diagnostisches Hypothesentesten, Überschät‐
zung der Basisrate der Hypothese, selektive Speicherung/selektiver Abruf hypothesenkon‐
sistenter Evidenz, hypothesenkonsistente In‐
terpretation uneindeutiger Evidenz, Affirmati‐
on Bias in der Inferenz aus der vorliegenden Evidenz), die u. a. im Kontext der Entstehung von rechtspsychologisch relevanten Falschbe‐
12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 – Université du Luxembourg Abstracts schuldigungen wegen sexuellen Kindesmiss‐
brauchs zwischen der Verdachtsinduktion und dem Schuldurteil vermitteln. In vier Experimen‐
ten (N1 = 100, N2 = 101, N3 = 148, N4 = 151) konnten vier der postulierten Mechanismen empirisch bestätigt werden, drei hingegen nicht. Implikationen für die Theoriebildung zur Ent‐
stehung realitätsfremder Überzeugungen im Prozess der Testung sozialer Hypothesen, die Planung von Experimenten zur Generalisierung der Ergebnisse sowie praktische Implikationen für die Prävention der Entstehung realitäts‐
fremder Überzeugungen (u. a. Falschbeschul‐
digungen wegen sexuellen Kindesmissbrauchs) werden diskutiert. Stichworte: Testung sozialer Hypothesen, Selbstbes‐
tätigung sozialer Hypothesen, realitätsfremde Über‐
zeugung, Falschbeschuldigung, sexueller Kindes‐
missbrauch Sozialer Determinismus als Essentialismus: Der Glaube an die Prägung des Menschen durch Herkunft und Sozialisation als essen‐
tialistische Laientheorie Ulrike Rangel, Johannes Keller Universität Mannheim, Deutschland Vortrag – Arbeitsgruppe In ihren Erklärungen für die Verhaltensweisen und Persönlichkeitsmerkmale von anderen Personen fokussieren Individuen häufig auf Faktoren, die innerhalb der Person liegen. So tendieren Personen beispielsweise dazu, die sichtbaren oder zugeschriebenen Eigenschaf‐
ten eines Gegenübers durch den Bezug auf eine Essenz oder zugrunde liegende Wesensart zu erklären, welche die Person zu dem macht, was sie ist. Diese generelle Tendenz wird psy‐
chologischer Essentialismus genannt (Medin, 1989). Aktuelle Forschungsarbeiten stellen eine Ver‐
bindung her zwischen essentialistischen Erklä‐
rungen und dem Glauben, dass Persönlichkeits‐
eigenschaften genetisch determiniert sind. Diese Arbeiten zeigen, dass der Glaube an ge‐
netischen Determinismus tatsächlich mit be‐
deutsamen Konsequenzen verknüpft ist (z. B. Stereotype, Vorurteile). Da psychologischer Essentialismus als fundamentale Tendenz in der sozialen Informationsverarbeitung gilt, viele Personen jedoch genetisch‐deterministi‐
sche Erklärungen ablehnen, scheint es unwahr‐
scheinlich, dass essentialistisches Denken aus‐
83
schließlich auf genetischem (d. h. biologischem) Determinismus beruht. Deshalb haben wir die Möglichkeit untersucht, dass der Glaube an sozialen Determinismus – die Überzeugung, dass das Wesen und der fundamentale Charak‐
ter einer Person durch soziale Faktoren wie die Herkunft, Kultur oder Sozialisierung dauerhaft geprägt wird – eine alternative und komple‐
mentäre Basis essentialistischen Denkens dar‐
stellt. Die Befunde aus mehreren Studien bestätigen dies und zeigen, dass Glaube an genetischen Determinismus und Glaube an sozialen Deter‐
minismus parallele Beziehungen zu Korrelaten von psychologischem Essentialismus aufweisen. So stellen beide Laientheorien (1) weitgehend unabhängige Dimensionen dar und sind eigen‐
ständig (2) mit Indikatoren grundlegender sozi‐
al‐kognitiver Motive und (3) mit Konstrukten verknüpft, die als Konsequenzen von psycholo‐
gischem Essentialismus diskutiert werden (z. B. Dispositionismus, wahrgenommene Homogeni‐
tät von Gruppen, Stereotype, Vorurteile). Expe‐
rimentelle Studien zeigen darüber hinaus einen reziproken kausalen Zusammenhang zwischen dem Glauben an sozialen Determinismus und der Anwendung von Vorurteilen. So verstärkt die Aktivierung von sozial‐deterministischen Erklärungen einerseits die Anwendung von Vorurteilen. Andererseits zeigt sich im Rahmen eines Rechtfertigungsprozesses ein verstärkter Rückgriff auf sozial‐deterministische Erklärun‐
gen nach einer „erzwungenen“ Anwendung von Vorurteilen. Stichworte: psychologischer Essentialismus, Laien‐
theorien, motivierte soziale Kognition, Stereotype, Vorurteile Wer diskriminiert wen? Sexismus und die Feminisierung des Lehrerberufs Melanie Rau Freie Universität Berlin, Deutschland Vortrag – Arbeitsgruppe In der vorliegenden Studie wird untersucht, inwiefern sich Jungen von Mädchen hinsicht‐
lich der Bewertung von männlichen und weibli‐
chen Lehrkräften unterscheiden. Hintergrund der Untersuchung ist der Befund, dass sowohl längs‐ als auch querschnittlich betrachtet ein Zusammenhang zwischen dem Anteil männli‐
cher Lehrkräfte an der Grundschule und dem Bildungserfolg von Jungen auf den weiterfüh‐
renden Schulen existiert. Vielfach werden die 12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 – Université du Luxembourg Abstracts 84 weiblichen Lehrkräfte als Ursache für das schlechte Abschneiden der Jungen verantwort‐
lich gemacht, es wird angenommen, dass sie ihre männlichen Schüler diskriminierten. Ob‐
wohl es bisher keine empirischen Belege für diese These gibt, wird sie intensiv sowohl von Laien als auch von Wissenschaftlern diskutiert. Nicht berücksichtigt wurde hingegen die Mög‐
lichkeit, dass auch Jungen gegenüber ihren Lehrerinnen Vorurteile aufweisen könnten. Demnach könnte die Bildungsbenachteiligung der Jungen auch darüber erklärt werden, dass Jungen (z. B. aufgrund von sexistischen Einstel‐
lungen) ungünstigere Einstellungen gegenüber Lehrerinnen als gegenüber Lehrern aufweisen und Jungen daher weniger von weiblichen Lehrkräften profitieren als von männlichen Lehrkräften. Anhand einer Stichprobe mit 813 Neuntkläss‐
lern deutscher allgemeinbildender Schulen wurde daher untersucht (1) inwiefern Jungen und Mädchen sich tatsächlich hinsichtlich ihrer Einstellungen gegenüber männlichen und weiblichen Lehrkräften unterscheiden (opera‐
tionalisiert über die globalen Einstellungsdi‐
mensionen „Kompetenz“ und „Warmherzig‐
keit“ nach Fiske & Glick, 2002) und (2) ob die Einstellungen insbesondere gegenüber weibli‐
chen Lehrkräften auf sexistische Einstellungen (operationalisert als ambivalenter Sexismus nach Glick & Fiske, 1996) rückführbar sind. Es zeigte sich, dass (1) nur in der Wahrneh‐
mung von Jungen (nicht in der von Mädchen) Lehrer kompetenter als Lehrerinnen waren, (2) Jungen männliche Lehrpersonen kompetenter einschätzten als dies Mädchen taten und (3) Mädchen (nicht aber Jungen) der Ansicht wa‐
ren, dass Lehrer ihnen weniger wohlgesonnen seien als Lehrerinnen. Weiterhin fanden sich Belege dafür, dass die Einstellungen gegenüber Lehrerinnen (nicht aber gegenüber Lehrern) durch sexistische Ein‐
stellungen aufseiten der Jugendlichen bedingt waren: Feindseliger Sexismus gegenüber Frau‐
en hing dabei negativ, wohlwollender Sexismus positiv mit der jeweiligen Einstellungsdimensi‐
on zusammen. Sozial‐emotionale Intelligenz als Prädiktor für Leistung und Interaktionsqualität John Rauthmann, Marco Furtner, Gerald Kolar Universität Innsbruck, Österreich Poster Die soziale und emotionale Intelligenz bezieht sich auf verschiedene inter‐ sowie intraperso‐
nelle Kompetenzen, weshalb sozial‐emotional intelligentere Personen besser mit anderen in leistungsorientierten Situationen kooperieren sollten. Die Interaktionsqualität sollte daher durch bessere Synchronisationsprozesse bei der gemeinsamen Kommunikation gesteigert werden, was wiederum zu besseren Leistungen führen sollte. 30 Dyaden mussten in jeweils 10 Minuten Aufgaben zum Informationsmanage‐
ment erledigen, welche quantifizierbare Leis‐
tungsergebnisse lieferten. Dabei war Interakti‐
on und Kooperation der PartnerInnen gefragt, um die Übung zu lösen. Danach füllten die PartnerInnen der Dyaden Items zu Kommuni‐
kations‐ und Interaktionsqualität (Rochester Interaction Record; Schumacher, 1992), den Big Five (IASR‐B5; Wiggins, Trapnell, & Phillips, 1988) sowie der sozial‐emotionalen Intelligenz (Riggio, 1986, 1989) aus. Mittels hierarchischer linearer Regressionsanalysen wurde die prädik‐
tive Validität der sozial‐emotionalen Intelligenz (sowie ihrer Subskalen emotionale Expressivi‐
tät, emotionale Sensitivität, emotionale Kon‐
trolle, soziale Expressivität, soziale Sensitivität, soziale Kontrolle) hinsichtlich Leistung und In‐
teraktionsqualität untersucht sowie dabei der Einfluss anderer Variablen (Geschlecht, Alter, Big Five) kontrolliert. Ergebnisse, welche auf die Unterscheidung der verschiedenen Subska‐
len der sozial‐emotionalen Intelligenz hinwei‐
sen, werden dahingehend interpretiert, wie Kommunikationsprozesse durch Trainings von sozialen Kompetenzen gefördert und somit Leistungsmaximierungen erzielt werden könn‐
ten. Stichworte: sozial‐emotionale Intelligenz, Interakti‐
onsqualität, Dyaden, Leistung Stichworte: Sexismus, Schule, Einstellungen gegen‐
über Lehrkräften 12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 – Université du Luxembourg Abstracts 85
Geteiltes Leid ist halbes Leid: Soziale Unter‐
stützung als Mediator zwischen Angst und perzipierter Gesundheit Islamophobie oder Islamkritik – Eine Skala zur Differenzierung vorurteilsbeladener und demokratisch motivierter Islamkritik Sophie Recchia1,2, Martine Hoffmann1, Andreas Kö‐
nig1, Georges Steffgen1, Elisabeth Spitz2
1
Université du Luxembourg, Luxemburg; 2Université Paul Verlaine, Metz, Frankreich Julia Recker, Roland Imhoff Rheinische Friedrich‐Wilhems‐Universität Bonn, Deutschland Poster In der sozialpsychologischen Literatur wird vermehrt darauf hingewiesen, dass soziale Res‐
sourcen, i. S. von Hilfe und Unterstützung aus dem sozialen Netzwerk, als „psychosoziales Immunsystem“ fungieren und gesundheitsför‐
derlich wirken (Barth, 2004). Vor diesem Hin‐
tergrund befasst sich die vorliegende Untersu‐
chung mit der Fragestellung, inwiefern die Zu‐
friedenheit mit der perzipierten sozialen Un‐
terstützung einen Einfluss auf das subjektive Gesundheitserleben aufweist. Die Untersu‐
chungsstichprobe umfasst insgesamt N = 1098 Sekundarschüler im Alter von 13 bis 20 Jahren, davon 48.9% männlich. Die Daten wurden mit‐
tels anonymisierter Fragebögen an einem Gymnasium in Longwy (Frankreich) erhoben. Es wurden u. a. Indikatoren von Angst, wahrge‐
nommener sozialer Unterstützung und perzi‐
pierter Gesundheit erfasst. Als Messinstrumen‐
te kamen die französischsprachigen Adaptatio‐
nen des Sarason's Social Support Questionnaire (SSQ6; Bruchon‐Schweitzer et. al., 2004) bzw. des Hospital Anxiety and Depression Scale (HADS; Lépine, 1985) zum Einsatz. Die regres‐
sionsanalytischen Befunde unterstreichen ins‐
gesamt die Bedeutung von Angst und perzi‐
pierter sozialer Unterstützung für das subjekti‐
ve Gesundheitserleben. Darüber hinaus zeigt sich, dass der Zufriedenheit mit der erlebten sozialen Unterstützung eine mediierende Funk‐
tion zwischen Angst und subjektivem Gesund‐
heitserleben zukommt (Sobel: z = ‐ 2.67, p < .01). Die Befundlage steht im Einklang mit bereits vorliegenden Untersuchungen, welche die befindlichkeitsregulierende Wirkung sozia‐
ler Unterstützung unterstreichen. Die Ergebnis‐
se werden mit Blick auf ihre forschungsrelevan‐
ten und praxisbezogenen Implikationen disku‐
tiert. Stichworte: Soziale Unterstützung, Angst, perzipier‐
ter Gesundheit Poster In der öffentlichen Debatte um die Kritik am Islam fällt auf, dass der Begriff der Islamopho‐
bie die Gemüter zur gegenwärtigen Zeit be‐
wegt wie kaum ein anderer. Dazu führten ins‐
besondere die Anschläge des 11.09.2001 in den USA. Die Studie beschäftigt sich mit diesem aktuel‐
len Thema und versucht, den populären Begriff der Islamophobie empirisch zu erfassen und von anderen, ähnlichen Begriffen abzugrenzen. Hierzu wurde eine Skala der Islamophobie auf Basis der Definition des Runnymeade Trust (1998) konstruiert. Dazu wurden kritische Ar‐
gumente gegenüber dem Islam, islamischem Fundamentalismus und Religion allgemein aus öffentlichen Diskursen aufgenommen und als Items formuliert. In einer Studie mit Studieren‐
den (N = 60) zeigte sich, dass a) die Faktoren Islamophobie und Kritik voneinander unabhän‐
gig sind, b) Islamophobie mit herkömmlichen Vorurteilsskalen und einem indirekten Maß (IAT) korrelierte und c) Islamophobie der stärkste Prädiktor für die Ablehnung eines Mo‐
scheebaus in Köln war. Eine Online‐Studie mit jeweiligen Kurzformen der Skalen replizierte die Unabhängigkeit und zeigte differentielle Zusammenhänge der beiden Konstrukte mit rechtsgerichtetem Autoritarismus, sozialer Dominanzorientierung und Religiösität. Die Ergebnisse legen nahe, dass es eine vorurteils‐
geladene Form von Kritik am Islam gibt, die eng mit herkömmlichen Vorurteilen gegenüber Muslimen und Türken verwandt ist. Gleichzei‐
tig zeigt der zweite Faktor „Islamkritik“ jedoch auch, dass nicht jede Form der Kritik mit Vorur‐
teilen kontaminiert sein muss. Die Differenzie‐
rungsleistung der Skala kann dazu beitragen, den jeweiligen Zusammenhang von rassisti‐
schem Ressentiment und demokratischer Kritik mit gesellschaftspolitischen Einstellungen (z. B. zu Moscheebauten, innere Sicherheitsgesetzt, EU‐Beitritt der Türkei) aufzuklären. Stichworte: Islamophobie, Vorurteile, Religionskritik, Einstellungen, implizite und explizite Maße 12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 – Université du Luxembourg Abstracts 86 Diskriminierung Homosexueller und Reakti‐
onen auf Identitätsbedrohung ist, um Intergruppenbeziehungen zu verbes‐
sern. Gerhard Reese1, Kai J. Jonas2, Melanie C. Steffens1
1
Friedrich‐Schiller‐Universität Jena, Deutschland; 2
Vrije Universiteit Amsterdam, Niederlande Stichworte: Diskriminierung, Prototypikalität, Identi‐
tätsbedrohung Vortrag – Symposium Zwischen sozialen Gruppen kann es immer wieder zu diskriminierendem, aber auch tole‐
rantem Verhalten kommen. Grundlage dafür sind nach dem Eigengruppenprojektionsmodell (Mummendey & Wenzel, 1999) Vergleiche von Gruppen vor dem Hintergrund einer überge‐
ordneten Kategorie. Je relativ prototypischer sich dabei eine Gruppe für die übergeordnete Kategorie sieht, desto eher resultiert daraus Diskriminierung von Fremdgruppen. Ist jedoch eine Projektion auf die übergeordnete Katego‐
rie aus verschiedenen Gründen erschwert, so kommt es zu geringerer Projektion und damit zu weniger diskriminierendem Verhalten. Wir untersuchen in unserem Forschungspro‐
jekt, ob a) die gleichen Projektionsprozesse auch bei chronischen Kategorien (wie etwa der Zugehörigkeit zu einer bestimmten sexuellen Orientierung) ablaufen, und b) ob eine er‐
schwerte Projektion (etwa durch eine diverse Repräsentation des Prototyps) immer zu weni‐
ger diskriminierendem Verhalten führt. Um a) zu untersuchen haben wir in 2 Studien sowohl heterosexuelle Männer als auch Schwu‐
le dazu befragt, wie typisch sie sich für die übergeordnete Kategorie „Mann“ sehen, und welche Einstellungen sie gegenüber der jeweils anderen Gruppe haben. Wie erwartet finden wir, dass heterosexuelle Männer mit zuneh‐
mender relativer Eigengruppenprototypikalität Schwule stärker abwerten, v. a. dann, wenn sie Schwule als maximal untypisch für Männer im Allgemeinen betrachten. In einem aufbauen‐
den Experiment können wir zeigen, dass eine divers wahrgenommene übergeordnete Kate‐
gorie auch negative Auswirkungen auf Inter‐
gruppenbeziehungen haben kann. Dazu haben wir heterosexuelle Männer über die Vielfalt der Männer und das Bild des „neuen Man‐
nes“ nachdenken lassen. Anstatt geringerer Projektion und gesteigerter Toleranz gegen‐
über Schwulen finden wir, dass wahrgenom‐
mene Diversität Bedrohung auslöst, insbeson‐
dere unter jenen, die ihre Gruppe als stark pro‐
totypisch für die übergeordnete Kategorie se‐
hen. Unsere Befunde erweitern die Theoriebildung des Eigengruppenprojektionsmodells und stel‐
len in Frage, ob „Vielfalt“ immer der beste Weg Die Qual der Wahl: Der Körper trifft das Präferenzurteil Nina Regenberg1, Gün Semin2
1
Vrije Universiteit Amsterdam, Niederlande; 2
Universiteit Utrecht, Niederlande Vortrag – Arbeitsgruppe Jede Situation und Umgebung bietet einer Per‐
son verschiedene Handlungsmöglichkeiten, sog. Affordanzen (Gibson, 1979). Diese sind abhän‐
gig von den physischen Gegebenheiten der Situation selbst, aber auch von den körperli‐
chen Eigenschaften der Person (wie z. B. deren Größe). Die Interaktion zwischen dem eigenen Körper und der Situation führt dazu, dass man‐
che Handlungen wahrscheinlicher werden als andere. Beispielsweise bietet ein Stuhl einem Erwachsenen v. a. die Möglichkeit sich darauf zu setzen, während ein Kleinkind sich eher dar‐
unter verstecken kann. Wir gehen davon aus, dass solch körperliche Affordanzen bei Präfe‐
renzurteilen eine Rolle spielen. In zwei Experi‐
menten stellten Probanden sich vor, an einem Tischtennisspiel teilzunehmen. Dazu sollten sich die Probanden zunächst für die linke oder rechte Seite des Tischtennistisches entscheiden. Gemäß den Embodiment‐Annahmen erwarte‐
ten wir, dass die Probanden sich die Situation körperlich vorstellen würden. Für Rechtshän‐
der sollte dies dazu führen, dass es einfacher erscheint nach rechts zu gehen als nach links, während Linkshänder lieber nach links gehen sollten (Experiment 1). In einem weiteren Ex‐
periment manipulierten wir dies explizit, indem die Probanden sich vorstellen mussten, mit ihrer dominanten oder nicht‐dominanten Hand zu spielen (Experiment 2). Entsprechend der Vorhersagen wählte auch in diesem Experi‐
ment die rechte‐Hand‐Gruppe öfter die rechte Seite und die linke‐Hand‐Gruppe die linke Seite. Weitere Studien weisen aus, dass diesem Ef‐
fekt die erwartete körperlich erlebte Verarbei‐
tungsflüssigkeit zugrunde liegt: Wenn eine Per‐
son im Einklang mit den körperlichen Affordan‐
zen der Situation agieren kann, führt dies zu höherer körperlicher Verarbeitungsflüssigkeit und somit zu positiven kognitiven Erfahrungen. Stichworte: Embodiment, Verarbeitungsflüssigkeit, Körper, Präferenz, Entscheidung 12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 – Université du Luxembourg Abstracts Persönliche Unsicherheit und das Entdecken von Täuschung Marc‐Andre Reinhard, Patrick Müller Universität Mannheim, Deutschland Vortrag – Arbeitsgruppe In sechs Experimenten wurde der Einfluss von persönlicher Unsicherheit auf den Prozess des Entdeckens von Täuschung untersucht. Ausge‐
hend von den Grundannahmen des „uncertain‐
ty management model“ machten wir folgende weitergehende Annahmen: Nur Personen die unsicher sind sollten verbale Informationen nutzen, wenn sie Glaubwürdigkeitsurteile fäl‐
len. Personen die persönlich nicht unsicher sind, sollten dagegen vor allem stereotype nonverbale Informationen für ihr Urteil nutzen. In den ersten beiden Experimenten sahen die Teilnehmer einen Film in dem nonverbale Hin‐
weisreize (nervöses vs. ruhige Körperbewe‐
gungen) und verbale Hinweisreize (niedrige vs. hohe Plausibilität) manipuliert wurden. Wie vorhergesagt, zeigte sich, dass wenn dispositi‐
onale Unsicherheit hoch war (Experiment 1) oder Unsicherheit salient gemacht wurde (Ex‐
periment 2) Personen die verbalen Hinweisrei‐
ze für ihr Glaubwürdigkeitsurteil verwendeten. War hingegen dispositionale Unsicherheit nied‐
rig (Experiment 1) oder Unsicherheit nicht sa‐
lient gemacht worden (Experiment 2), beein‐
flussten nur die nonverbalen Hinweisreize das Glaubwürdigkeitsurteil der Personen. Darüber hinaus wurde in den Experimenten 3 bis 6 die Hypothese überprüft, dass höhere dispositio‐
nale Unsicherheit und die Salienz von Unsi‐
cherheit zu einer besseren Unterscheidung von tatsächlich erlogenen und wahren Aussagen führt. Tatsächlich zeigte sich in den Experimen‐
ten 3 bis 6, dass Unsicherheit zur besseren Ur‐
teilsgüte beim Erkennen von Täuschungen führt. Die vorliegenden Ergebnisse erweitern die Literatur zum Prozess des Umgangs mit Unsicherheit. Sie zeigen, dass Unsicherheit Personen nicht nur für Hinweisreize wie Fair‐
ness sensitiver werden lässt, sondern auch für andere Hinweisreize welche die Qualität einer sozialen Beziehung anzeigen. Stichworte: Unsicherheit, soziale Beziehungen, Er‐
kennen von Täuschung, Lügendetektion, naive Urtei‐
ler 87
Die Wirkung respektvoller vs. respektloser Behandlung auf die Aufgabenleistung in‐
nerhalb und zugunsten der Eigengruppe Daniela Renger, Bernd Simon Christian‐Albrechts‐Universität zu Kiel, Deutschland Vortrag – Symposium Die experimentelle Respektforschung konnte belegen, dass positives Verhalten, im Sinne einer respektvollen Behandlung durch andere Mitglieder einer (Arbeits‐)Gruppe, im Gegen‐
satz zu negativem Verhalten, im Sinne einer respektlosen Behandlung, die kollektive Identi‐
fikation und die Bereitschaft zu gruppendienli‐
chem Verhalten erhöht. Unser Ansatz erweitert die bisherige Forschung um zwei neuartige Aspekte: Erstens werden, in Anlehnung an die in der Literatur diskutierten Respektformen, gleichwertigkeitsbasierter Respekt und leis‐
tungsbasierter Respekt unterschieden und als unabhängige Variablen manipuliert. Zweitens führen wir tatsächlich gezeigte individuelle Leistung zugunsten der Gruppe als weitere abhängige Variable ein. Das verwendete Leis‐
tungsmaß geht somit über die bloße Verhal‐
tensintention, die in unserer bisherigen For‐
schung erfasst wurde, hinaus. In einer Reihe von Laborexperimenten wurden Hypothesen getestet, die sich mit den Auswirkungen der beiden Respektformen auf die kollektive Identi‐
fikation und auf intendiertes sowie tatsächlich gezeigtes gruppendienliches Verhalten be‐
schäftigen. Die Ergebnisse bestätigen zum ei‐
nen die traditionellen positiven Respekteffekte und zeigen zum anderen die Rolle von erhalte‐
nem sowie erhofftem Respekt im Kontext von tatsächlicher Leistung auf. Für das Verständnis der Wirkweise intragruppalen Respekts ist es darüber hinaus von besonderer Bedeutung zu erfahren, welche gemeinsamen bzw. unter‐
schiedlichen Prozesse gleichwertigkeitsbasier‐
tem Respekt und leistungsbasiertem Respekt zugrunde liegen. Unsere Experimente geben einen Einblick in diese Prozesse, die unter an‐
derem die Entstehung einer Respektwahrneh‐
mung beim Individuum erklären. Abschließend werden Implikationen für die weitere For‐
schung zu intragruppalem Respekt sowie zur Leistung in Gruppen abgeleitet und diskutiert. Stichworte: intragruppaler Respekt, individuelle Aufgabenleistung 12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 – Université du Luxembourg Abstracts 88 Großer Fisch im kleinen Teich voller Piran‐
has – Mehrebenenanalysen über den Zu‐
sammenhang zwischen Selbstwertfacetten von Tätern und Opfern bei der Stigmatisie‐
rung leistungsstarker Peers Markenerweiterung im Licht der Construal Level Theorie: Salzstangen oder Lemonbier? Was passt besser zu Carlsberg? Katrin Rentzsch, Michela Schröder‐Abé, Astrid Schütz Technische Universität Chemnitz, Deutschland Vortrag – Arbeitsgruppe Vortrag – Symposium Befunde legen nahe, dass herausragende Leis‐
tungen in Deutschland verpönt sind. Vor allem an Schulen werden die Leistungsträger von Gleichaltrigen als „Streber“ gebrandmarkt. Über die Untersuchung von Facetten der Selbstwertschätzung soll das Bild der an der Stigmatisierung Beteiligten komplettiert und Hinweise auf die zugrundeliegenden Prozesse geliefert werden. Über 300 Achtklässler aus Gymnasial‐ und Mittelschulklassen beteiligten sich an der Fragebogenstudie und schätzten sich selbst hinsichtlich Facetten der Selbstwert‐
schätzung sowie ihrer Rolle als Täter oder Op‐
fer ein. Weiterhin erfolgte eine (anonyme) Nominierung von MitschülerInnen als Streber. Mittels Mehrebenenanalysen wurde der Zu‐
sammenhang zwischen personenbezogenen Merkmalen der unteren Ebene, wie Selbstwert‐
facetten, und der Rolle als Täter bzw. Opfer untersucht. Zusätzlich gingen Merkmale der oberen Ebene, wie Schultyp, in die Analysen ein. Bedeutsame Unterschiede zwischen Ver‐
tretern beider Rollen zeigten sich in Bezug auf den Leistungsselbstwert. So wiesen Opfer der Stigmatisierung als Streber höheren Leistungs‐
selbstwert auf als andere, hatten aber in Bezug auf Sportlichkeit oder physische Attraktivität niedrigeren Selbstwert. Demgegenüber zeigten Täter niedrigeren Leistungsselbstwert als ande‐
re. Es wird argumentiert, dass die leistungs‐
starken „großen Fische“ von ihren Mitschüle‐
rInnen als Selbstwertbedrohung erlebt werden, die sich in Kontrast dazu als „kleine Fi‐
sche“ erleben. Die Abwertung der Leistungs‐
träger durch einige „Piranhas“ kann in diesem Kontext eine Strategie darstellen, das bedrohte Selbstbild zu schützen bzw. wiederherzustellen. Das Zusammenspiel zwischen Selbstwertbe‐
drohung und Stigmatisierung sowie Ursachen und Konsequenzen der Stereotypisierung leis‐
tungsstarker Peers werden diskutiert. Leonie Reutner, Michaela Wänke Universität Basel, Schweiz Frühere Forschung zu Markenerweiterungen hat den Fokus auf die Passung (d. h. die wahr‐
genommene Ähnlichkeit) zwischen der Marke und dem neuen Produkt als Prädiktor für eine erfolgreiche Markenerweiterung gelegt. Basie‐
rend auf der Construal Level Theorie (CLT) ha‐
ben wir die Annahme getestet, dass das Urteil über wahrgenommene Ähnlichkeit zwischen der Marke und dem neuen Produkt in Abhän‐
gigkeit der Denkweise einer Person (abstrakt vs. konkret) auf unterschiedlichen Dimensionen basiert. Daten aus mehreren Studien deuten darauf hin, dass Personen, welche eine abs‐
trakte Denkweise haben, ihr Ähnlichkeitsurteil eher auf geteilte high‐level Merkmale des Pro‐
duktprototypen einer Marke und des neuen Produkts basieren (z. B. geteilter übergeordne‐
ter Zweck, geteilter Verwendungskontext). Anders ausgedrückt berücksichtigen sie in ih‐
rem Urteil, wozu der Produktprototyp eine Marke und das neue Produkt verwendet wer‐
den. Personen hingegen, welche eine konkrete Denkweise haben, basieren ihr Ähnlichkeits‐
urteil zusätzlich noch auf geteilte low‐level Merkmale des Produktprototypens einer Mar‐
ke und des neuen Produkts (z. B. Konsistenz, Farbe, figurative Ähnlichkeit). Anders ausge‐
drückt berücksichtigen sie in ihrem Urteil auch, wie der Produktprototyp einer Marke und das neue Produkt beschaffen sind. Dementspre‐
chend basierten die Probanden, welche eine abstrakte Denkweise haben, ihre Einstellung gegenüber dem neuen Produkt mehr auf die Ähnlichkeit geteilter high‐level Merkmale als auf geteilte low‐level Merkmale. Bei Probanden, welche eine konkrete Denkweise haben hinge‐
gen, fand sich kein solcher Unterschied. Weite‐
re Variablen, welche den Fokus der Konsumen‐
ten aufgeteilte high‐level vs. low‐level Merkma‐
le lenken, werden diskutiert. Stichworte: Markenerweiterung, Construal Level Theorie
Stichworte: Selbstwert, Persönlichkeit, Leistung, Stigmatisierung, Selbstaufwertung 12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 – Université du Luxembourg Abstracts Das dreiteilige Modell der Selbstkonstrukti‐
on und des Belastungserlebens: Welche Rolle spielt die (In‐)Kongruenz zwischen Selbstkonzept und Art des Stressors? Tobias Ringeisen Fachhochschule des Bundes, Münster, Deutschland Vortrag – Arbeitsgruppe Auf Basis des dreiteiligen Modells der Selbst‐
konstruktion wurden die Zusammenhänge zwi‐
schen Belastungserleben und den drei Facetten des Selbst – relational (R), independent (I) und kollektiv (K) – für korrespondierende Stresso‐
ren (R, I und K) untersucht. Bisherige For‐
schungsbefunde sind inkonsistent, da empi‐
risch sowohl ein self‐stress‐incongruence‐
model (Belastung resultiert aus der Fehlpas‐
sung zwischen Stressor und dominantem Selbst; z. B. Cross, 1995; Hardie et al., 2005) als auch ein self‐stress‐congruence‐model (das domi‐
nante Selbst begünstigt Belastung bei kon‐
gruenten weil selbstwertrelevanten Stressoren; z. B. Bacon, 2001; Uskul, 2005) bestätigt wer‐
den konnte. Zur Klärung der Zusammenhangsmuster wurde eine 2‐wöchige Tagebuchstudie durchgeführt. 100 Schüler berichteten täglich den stärksten aufgetretenen Stressor, zugehörige positive und negative Emotionen sowie das Ausmaß der erlebten Belastung. Durch qualitative Inhalts‐
analysen wurden die berichteten Stressoren in sechs Kategorien gruppiert. Neben zwei R‐
Kategorien (Mangel an engen Beziehungen, Beziehungskonflikte) und drei I‐Kategorien (Körperliche Probleme, independente Stresso‐
ren, neutrale independente Ereignisse) wurde lediglich eine K‐Kategorie (Soziale Probleme mit anderen) identifiziert. Für die weitere Aus‐
wertung wurden die Ratings für Emotionen und Belastungserleben je Kategorie auf der Personenebene gemittelt. Regressionsanalytische Auswertungen ergaben unterschiedliche Zusammenhangsmuster zwi‐
schen den drei Facetten des Selbst und dem Belastungserleben für jede der drei Stressor‐
Kategorien. Ein relationales Selbst führte zu Belastungen bei relationalen und independen‐
ten Stressoren, ging aber mit einer Verringe‐
rung bei kollektiven Stressoren einher. Umge‐
kehrt begünstigte ein kollektives Selbst das Erleben von Well‐being bei relationalen und körperlichen Stressoren, erhöhte aber Belas‐
tung bei kollektiven und independenten Stres‐
soren. Ein independentes Selbst schließlich reduzierte Belastung bei independenten Stres‐
soren und neutralen independenten Ereignis‐
89
sen. Die Gültigkeit der o. g. Selbst‐Stress‐
Modelle variiert offensichtlich in Abhängigkeit der betrachteten Stressor‐Kategorie. Ein relati‐
onales / kollektives Selbst fördert demnach Stress bei inkongruenten (sozialen) sowie in‐
dependenten Stressoren, während ein inde‐
pendentes Selbst Belastung in kongruenten Situationen reduziert. Stichworte: Selbstkonzept, Belastung, Stress, Kon‐
gruenz zwischen Selbst und Stressor Kontakterfahrungen im Kontext interkultu‐
reller Kommunikation: Die Rolle von Vor‐
hersagbarkeit und Intergruppenangst Anette Rohmann1, Arnd Florack2, Jakub Samocho‐
3
3
1
wiec , Nina Simonett , Ursula Piontkowski
1
Westfälische Wilhelms Universität Münster, Deutschland; 2Zeppelin University, Friedrichshafen, 3
Deutschland; Universität Basel, Schweiz Vortrag – Arbeitsgruppe In zwei Studien haben wir die Bedeutung vo‐
rangehender Kontakterfahrungen im Hinblick auf die aktuelle Bereitschaft, in eine interkultu‐
relle Kommunikation einzutreten, untersucht. Wir nehmen an, dass positiver Kontakt zu einer Reduktion von Intergruppenangst und einer erhöhten wahrgenommenen Effektivität von interkultureller Kommunikation führt. Darüber hinaus gehen wir davon aus, dass früher positi‐
ver Kontakt vor allem in solchen Situationen relevant ist, in denen potenzielle Kommunika‐
tion als erschwert und Kommunikationspartner als wenig vorhersagbar erlebt werden. An Stu‐
die 1 (N = 86) nahmen Schweizer Austauschs‐
schüler teil, die ein Jahr in einer Gastfamilie in Amerika verbrachten. Wir untersuchten die Bedeutung der Vorhersagbarkeit von Verhalten beim Einfluss von Kontakt mit der Gastfamilie auf Annahmen über die Interaktion mit einem Mitglied der Gastkultur und den Kontakt‐
wunsch. Hierzu wurde das Kontaktverhalten erfasst und die Vorhersagbarkeit des Verhal‐
tens einer fremden Person experimentell vari‐
iert. Bessere Vorhersagbarkeit führte zu positi‐
veren Einschätzungen hinsichtlich der Interak‐
tion mit der Person und zu einer stärkeren In‐
tention, sie zu treffen. Wie angenommen fun‐
gierte Kontakt als Moderator für den Einfluss der Vorhersagbarkeit auf den Kontaktwunsch: Die Vorhersagbarkeit des Verhaltens war weni‐
ger relevant für diejenigen, die häufigen positi‐
ven Kontakt zu ihrer Gastfamilie hatten. In Stu‐
die 2 (N = 216) wurde die vermittelnde Rolle von Intergruppenangst und wahrgenommener 12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 – Université du Luxembourg Abstracts 90 Effektivität von Kommunikation auf den Zu‐
sammenhang von Kontakt mit der Gastkultur zu einem frühen Zeitpunkt auf aktuelles Kon‐
taktverhalten und die Akkulturationserfahrung analysiert. Hierzu wurden in Deutschland le‐
bende spanische Immigranten befragt. Hypo‐
thesenkonform zeigte sich, dass der positive Einfluss von frühem Kontakt mit Mitgliedern der Fremdgruppe auf die aktuelle Kontakt‐
bereitschaft vermittelt wird durch eine Verrin‐
gerung von Intergruppenangst und die Wahr‐
nehmung von effektiver interkultureller Kom‐
munikation. Die Ergebnisse der beiden Studien zeigen deutlich die Bedeutung positiver Kon‐
takterfahrungen auf die Bereitschaft, unter erschwerten Bedingungen in eine interkulturel‐
le Kommunikation einzutreten. Stichworte: Kontakterfahrungen, interkulturelle Kommunikation, Intergruppenangst, Vorhersagbar‐
keit, Akkulturation Ambivalenter Sexismus gegenüber Frauen, Bindung und Liebesstile Elke Rohmann, Alina Herzog, Hans‐Werner Bierhoff Ruhr Universität Bochum, Deutschland Untersuchung geschlechtsspezifische Zusam‐
menhänge zwischen Bindungsangst und ‐vermeidung und dem Ambivalenten Se‐
xismus nachweisbar sind. Darüber hinaus er‐
fassten wir die Liebesstile der Befragten. Die Ergebnisse einer Fragebogenstudie mit N = 80 Teilnehmern zeigen, dass bei den Männern der benevolente Sexismus ausschließlich mit den Liebesstilen Mania und Pragma korreliert, der hostile Sexismus korreliert positiv mit Storge und negativ mit Eros. Bei den Frauen korreliert wie in der Untersuchung von Yakushko sowohl der hostile als auch der benevolente Sexismus positiv mit der Bindungsangst. Zudem stehen die Liebesstile Eros, Storge, Pragma, Mania und Agape in einem positiven Zusammenhang mit der Bindungsangst. Hostiler Sexismus der Frau‐
en korreliert positiv mit Pragma, Mania und Agape. Die Ergebnisse zeigen somit, dass ins‐
besondere bei Frauen ambivalente Einstellun‐
gen gegenüber dem eigenen Geschlecht mit dem Erleben in der Partnerschaft in vielfältiger Weise zusammen hängen. Stichworte: benevolenter Sexismus, hostiler Sexis‐
mus, Bindungsangst, Bindungsvermeidung, Liebes‐
stile Poster Glick und Fiske (1996) haben die Theorie des Ambivalenten Sexismus formuliert. Auf der Grundlage von drei Komponenten ambivalent‐
sexistischer Einstellungen (Paternalismus, Ge‐
schlechterdifferenzierung und Heterosexualität) unterscheiden sie zwischen hostilem und be‐
nevolenten Sexismus. Bei der Hostilität handelt es sich um offen feindselige Einstellungen und bei der Benevolenz um positive wohlwollende Einstellungen gegenüber Frauen („Ritterlich‐
keit“). In einer Reihe von Untersuchungen konnte das Konzept des Ambivalenten Sexis‐
mus (auch in verschiedenen Ländern) validiert werden (z. B. Eckes & Six‐Materna, 1999; Glick et al. 2000). Selten wurde der Ambivalente Sexismus mit Merkmalen der Partnerschaft in Zusammenhang gebracht. Yakushko (2005) fand in einer ukrainischen Stichprobe bei Frau‐
en einen Zusammenhang zwischen benevolen‐
ten und hostilen Einstellungen gegenüber Frauen und Bindungsangst. Bei Männern korre‐
lierten nur die benevolenten Einstellungen gegenüber Frauen mit der Bindungsangst. Be‐
nevolenz stand bei den Männern in einem ne‐
gativen Zusammenhang mit Vermeidung, wäh‐
rend Hostilität positiv mit Vermeidung korre‐
lierte. Das Ziel unserer Untersuchung lag darin zu überprüfen, ob ebenso wie in der früheren Von jetzt an gehöre ich zu denen: Effekte von Gruppenwechsel auf implizite und ex‐
plizite Bewertungen der Gruppen Jenny Roth1, Melanie C. Steffens1, Vivian L. Vignoles2
1
Friedrich‐Schiller‐Universität Jena, Deutschland; 2
University of Sussex, Vereinigtes Königreich Vortrag – Arbeitsgruppe Die reine Zugehörigkeit zu einer Gruppe führt zu impliziter und expliziter Aufwertung dieser Gruppe (Billig & Tajfel, 1973; Otten & Mosko‐
witz, 2000). In unserer heutigen Gesellschaft sind wir häufig gezwungen unsere Gruppen zu wechseln. Implizite Bewertungen im Allgemei‐
nen (z. B. Petty, Tormala, Briñol, & Jarvis, 2006) und implizite Bewertungen von Gruppen (Gregg, Seibt, & Banaji, 2006) im Besonderen werden als stabiler angesehen als explizite Be‐
wertungen. Von diesem Forschungsstandpunkt aus ist anzunehmen, dass z. B. Angestellte ex‐
plizit ihre neuen Kollegen den Kollegen des vorherigen Arbeitsplatzes bevorzugen, implizit die positivere Bewertung der früheren Arbeits‐
kollegen allerdings bestehen bleibt. In zwei Studien wurde die Veränderbarkeit impliziter und expliziter Bewertungen von Gruppenmitgliedern nach einem Gruppen‐
12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 – Université du Luxembourg Abstracts 91
wechsel untersucht. Die Ergebnisse der Bewer‐
tungen von neu konstruierten Eigengruppen zeigen, dass sich ohne eine Gruppengeschichte (Studie 1: N = 106) explizite und implizite Be‐
wertungen vergleichbar schnell zum Vorteil der aktuellen Eigengruppe ändern. Im Gegensatz dazu zeigen Personen, die mit ihrer ersten Gruppe eine gemeinsame Erfahrung teilten (Studie 2: N = 176) geringere implizite wie ex‐
plizite Aufwertungen der aktuellen Eigengrup‐
pe im Vergleich zu den Personen, die ihre Gruppe nicht wechseln mussten. Entgegenge‐
setzt zu den Annahmen der Modelle zur Ver‐
änderbarkeit impliziter und expliziter Einstel‐
lungen weisen die Ergebnisse der vorliegenden Studien auf eine vergleichbar schnelle bzw. langsame Änderung impliziter und expliziter Bewertungen gegenüber Gruppen hin, wenn sich die Gruppenzugehörigkeit der beurteilen‐
den Person ändert. Im qualitativen Teil der Studie werden u. a. in vier Regionen Deutschlands Interviews in Dop‐
pelkarrieren, mit Ärztinnen und ihren Bezie‐
hungspartnern (Ärzte und „Fachfremde“), durchgeführt. Anhand dieser gehen wir nicht nur den beruflichen Verläufen und Brüchen nach, sondern auch der jeweiligen Verknüp‐
fung mit dem Privatleben, zum Beispiel im Hin‐
blick auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Die Interviews werden in der Langzeit‐
perspektive je im Abstand von 18 Monaten erhoben. Stichworte: Gruppenwechsel, implizite Bewertungen, explizite Bewertungen, Eigengruppenfavorisierung, Einstellungsveränderung Inzwischen liegen mehr als 40 Interviews vor, aus denen erste Ergebnisse präsentiert werden. Herausgearbeitet werden mögliche strukturelle Benachteiligungen und Hindernisse sowie Kon‐
fliktlagen im Erleben von Ärztinnen im Ver‐
gleich zu Ärzten und deren subjektive Bedeu‐
tung für den beruflichen Lebensweg. Auch werden konflikthafte Arrangements in der Paarbeziehung, ggf. Familie, subjektiv gelunge‐
nen gegenübergestellt. Stichworte: Geschlecht, Gesundheitssystem, Ärztin‐
nen, Doppelkarrieren, Interviews Karriereverläufe und Karrierebrüche von Ärztinnen Katharina Rothe, Dorothee Alfermann Universität Leipzig, Deutschland Vortrag – Arbeitsgruppe Es werden erste Ergebnisse aus dem qualitati‐
ven Teil der Langzeitstudie Karriereverläufe und Karrierebrüche bei Ärztinnen und Ärzten während der fachärztlichen Weiterbildung vor‐
gestellt. In dieser Studie werden die Berufswe‐
ge von Ärztinnen und Ärzten während und nach der fachärztlichen Weiterbildung in Deutschland untersucht. Ein besonderer Schwerpunkt wird auf die Karriereverläufe von Ärztinnen gelegt. Ausgangspunkt ist der sogenannte „Scherenef‐
fekt“ (Abele), also das Ungleichgewicht zwi‐
schen der Mehrheit von Frauen unter den Stu‐
dierenden der Medizin und der Minderheit von Ärztinnen in leitenden Positionen. Mit einer methodischen Verknüpfung von quantitativen Erhebungen (Fragebögen) und qualitativen Interviews und Gruppendiskussio‐
nen wird das Zusammenspiel von objektiven und subjektiven Aspekten im Hinblick auf för‐
derliche Bedingungen sowie Hindernisse in der beruflichen Entwicklung im medizinischen Be‐
reich untersucht. Grand Theft Argwohn – Zum Einfluss wider‐
fahrener Aggression und Ungerechtigkeit in Videospielen auf Vertrauen und Kooperati‐
onsverhalten Tobias Rothmund, Mario Gollwitzer Universität Koblenz‐Landau, Deutschland Vortrag – Symposium In drei experimentellen Studien wurde unter‐
sucht, welchen Einfluss widerfahrene Unge‐
rechtigkeit und Aggression in Videospielen auf Vertrauen und Kooperationsverhalten außer‐
halb der Spielsituation haben. In Studie 1 und Studie 2 spielten männliche Probanden eine von zwei Sequenzen aus dem Videospiel „Canis Canem Edit“, die sich in Be‐
zug auf die Aggressivität der computergesteu‐
erten Avatare unterschieden. In Studie 1 (N = 50) investierten Teilnehmer weniger Geld in einem Public Goods Dilemma nachdem sie die Spielsequenz mit aggressiven Avataren ge‐
spielt hatten. Die geringere Kooperationsbe‐
reitschaft wurde über erhöhte Misstrauenser‐
wartungen gegenüber potentiellen Kooperati‐
onspartnern vermittelt. In Studie 2 (N = 49) investierten Teilnehmer weniger Geld in einem anschließenden Trust Game (Berg et al., 1995). Dieser Effekt wurde durch interindividuelle 12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 – Université du Luxembourg Abstracts 92 Unterschiede in der Ungerechtigkeitssensibili‐
tät aus der Opferperspektive (Schmitt et al., 2005) moderiert. Für Studie 3 (N = 76) wurde eine Modifikation des Videospiels Half‐Life II mit drei verschiedenen Spielsequenzen ver‐
wendet, um zwischen Effekten von Aggression und den Effekten widerfahrener Ungerechtig‐
keiten in Videospielen zu diskriminieren. Die Teilnehmer spielten jeweils eine Sequenz, in der sich Avatare entweder nicht aggressiv und nicht ungerecht, aggressiv aber nicht un‐
gerecht oder aggressiv und ungerecht verhiel‐
ten. Die Teilnehmer investierten weniger Geld in einem nachfolgenden Trust Game, wenn sich die Avatare in der Spielsequenz aggressiv ver‐
hielten. Dieser Effekt wurde wiederum von Ungerechtigkeitssensibilität aus der Opferper‐
spektive moderiert. Die Ergebnisse der Studien werden vor dem Hintergrund des „Sensitivity‐to‐Mean‐Inten‐
tions"‐Modells (Gollwitzer & Rothmund, in press) diskutiert. Stichworte: Aggression, Ungerechtigkeit, Vertrauen, Videospiele, Medienwirkungen Implizite Selbstwertschätzung: Vorhersage von Ängstlichkeitsindikatoren und nonver‐
balem Verhalten Almut Rudolph1, Michela Schröder‐Abé1, Michael Riketta2, Astrid Schütz1
1
Technische Universität Chemnitz, Deutschland; 2
Aston University, Vereinigtes Königreich Person (ESW) resultiert und impulsives Verhal‐
ten aus assoziativen Verknüpfungen (ISW). In zwei Studien untersuchten wir, ob konkrete Indikatoren selbstsicheren Verhaltens durch ESW und ISW vorhergesagt werden. Dabei setzten wir zwei Verfahren zur Messung von ISW ein: den Impliziten Assoziationstest und eine Selbstbeurteilungsaufgabe unter kogniti‐
ver Beanspruchung. Zusätzlich zogen wir Ver‐
haltensindikatoren jenseits von Selbstbericht heran: Selbst‐ und Fremdeinschätzungen von Ängstlichkeit während eines selbstrelevanten Interviews (Studie 1) sowie kontrolliertes und spontanes selbstsicheres Verhalten, das wäh‐
rend eines schwierigen Vortrages gezeigt wur‐
de (Studie 2). Die Ergebnisse von Strukturgleichungsmodel‐
len bestätigten unsere Hypothese: ISW sagte Fremdurteile von Ängstlichkeit bzw. spontanes selbstsicheres Verhalten vorher, die ESW nicht prädizierte. ESW (und nicht ISW) hingegen sag‐
te Selbsturteile von Ängstlichkeit bzw. kontrol‐
liertes selbstsicheres Verhalten vorher. Insgesamt bestätigen unsere Ergebnisse die prädiktive Validität direkter und indirekter Ver‐
fahren und damit eine doppelte Dissoziation von ISW und ESW. Insbesondere Kriterien, die mit assoziativen Prozessen verbunden sind (u. a. nonverbales spontanes Verhalten), kön‐
nen durch ISW vorhergesagt werden. Stichworte: impliziter Selbstwert, expliziter Selbst‐
wert, Impliziter Assoziationstest, Verhaltensvorher‐
sage, Zwei‐Prozess‐Modelle Vortrag – Symposium In den letzten Jahren war implizite Selbstwert‐
schätzung (ISW) Gegenstand vieler empirischer Untersuchungen, Befunde über die Vorhersa‐
gekraft von Verfahren zur Erfassung von ISW stehen allerdings weitgehend noch aus. Zwar wurden in einigen Studien Interaktionseffekte zwischen implizitem und explizitem Selbstwert (ESW) gefunden, aber es zeigten sich kaum signifikante Effekte für ISW. Eine Ursache dafür kann die Wahl ungeeigneter Kriterien gewesen sein. Vielversprechender und relevanter als das Vorgehen in bisherigen Studien scheint es uns, tatsächliches Verhalten vorherzusagen. Zwei‐
Prozess‐Modelle (z. B. Strack & Deutsch, 2004) erklären sowohl Einstellungen als auch Verhal‐
ten als das gemeinsame Resultat reflektiver und impulsiver Prozesse. Demnach kann ange‐
nommen werden, dass intendiertes Verhalten aus reflektierten Einstellungen zur eigenen 12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 – Université du Luxembourg Abstracts S Kann man politische Einstellungen an der Nasenspitze erkennen? Jakub Samochowiec1, Michaela Wänke1, Klaus Fied‐
ler2
1
Universität Basel, Schweiz; 2Ruprecht‐Karls‐
Universität Heidelberg, Deutschland Vortrag – Arbeitsgruppe Eine wachsende Anzahl von Befunden zeigt, dass soziale Wahrnehmung auch bei sehr ge‐
ringer Information erstaunlich zutreffend sein kann. Persönlichkeitseigenschaften und andere Merkmale konnten aufgrund kurzer Videoaus‐
schnitte oder gar Bilder überzufällig akkurat erkannt werden. In unseren Studien schätzen Personen die politische Einstellung ihnen un‐
bekannter Abgeordneter des Schweizer Parla‐
ments auf Basis von Portraitphotos ein. Als Kriterium verwendeten wir das tatsächliche Stimmverhalten der Politiker über eine Parla‐
mentsperiode. Auf verschiedenen Akkurat‐
heitsmaßen zeigte sich, dass politische Einstel‐
lungen überzufällig gut erkannt werden kön‐
nen. Das war auch der Fall, wenn auf den Fotos die Kleidung wegretuschiert wurde, so dass das Urteil lediglich auf den Gesichtern und Haaren beruhte. Interessanterweise zeigte sich auch ein Out‐group Akkuratheitseffekt: Linke Politi‐
ker wurden besser von rechten Versuchsper‐
sonen erkannt als von linken, und rechte Politi‐
ker wurden besser von linken Personen er‐
kannt als von rechten. Darüber hinaus zeigte sich, dass das Ausmaß in welchem ein Politiker richtig erkannt wurde, dessen Wiederwahl sig‐
nifikant vorhersagte. Stichworte: Politische Psychologie, Personenwahr‐
nehmung, Out‐Group‐Wahrnehmung Wenn Macht zur Last wird: Der Einfluss von Mindsets auf die Valenz von Macht Kai Sassenberg Institut für Wissensmedien, Tübingen, Deutschland Vortrag – Symposium Macht ist als Kontrolle über die Situation ande‐
rer definiert. Oft tritt dabei die damit verbun‐
dene Verantwortung in den Hintergrund. In diesem Beitrag wird der Frage nachgegangen, welchen Einfluss die Salienz der Verantwortung auf die Bewertung von Macht hat. Nach der Annäherungs‐Vermeidungs‐Theorie der Macht 93
(Keltner, Gruenfeld & Anderson, 2003) führt Macht zu einem annäherungsorientierten Ver‐
haltensstil (d. h. geringer Hemmung bei der Informationsverarbeitung und Zielverfolgung). Außerdem wählen Personen in einer mächti‐
gen Position eher Strategien, die einem Promo‐
tion Fokus entsprechen (i. S. der Theorie des Regulatorischen Fokus von Higgins, 1997). Die‐
se Effekte bleiben aus, sobald der Kontext eine Rechtfertigung des Verhaltens potentiell erfor‐
derlich macht. Gleichzeitig besteht der generel‐
le Trend, Macht positiv zu bewerten. Dieser Effekt wird aber moderiert durch den regulato‐
rischen Fokus: Im Promotion Fokus ist er stär‐
ker ausgeprägt als im Prevention Fokus. In zwei Studien wird der Frage nachgegangen, ob der positiven Bewertung der Macht (gene‐
rell und im Promotion Fokus) die gleichen Grenzen gesetzt sind, wie der Wirkung von Macht auf den annäherungsorientierten Ver‐
haltensstil. Es wird vorhergesagt, dass Macht nur in einem Effizienz‐ und nicht in einem Rechtfertigungs‐Mindset positiv bewertet wird. Dies sollte sowohl für den generellen Trend Macht positiv zu bewerten gelten, als auch für den Effekt des regulatorischen Fokus auf die Bewertung von Macht. Studie 1 zeigt, dass das Interesse an der Mitgliedschaft in einer mäch‐
tigen Gruppe (verglichen mit einer wenig mächtigen Gruppe) nur im Effizienz‐Mindset und nicht im Rechtfertigungs‐Mindset größer ist. Studie 2 belegt mit Hilfe eines affektiven Primings als abhängige Variable, dass die spon‐
tane positive Bewertung von Macht im Promo‐
tion Fokus nur im Effizienz‐Mindset, nicht je‐
doch im Rechtfertigungs‐Mindset auftritt. Die beiden Mindsets beeinflussen ausschließlich die Bewertung der Macht, nicht jedoch das Ausmaß an Macht, die einem Target zuge‐
schrieben wird. Insgesamt weisen die Befunde darauf hin, dass Macht durch mit ihr verbun‐
dene Verantwortung ihren Glanz verliert. Stichworte: Regulatorischer Fokus, Macht, Verant‐
wortung
Unterschiede zwischen den motivationalen Zuständen „threat“ und „Prevention Fokus“ Claudia Sassenrath, Kai Sassenberg Institut für Wissensmedien,Tübingen, Deutschland Vortrag – Symposium Das Streben nach Sicherheit wird in unter‐
schiedlichen Selbstregulationstheorien behan‐
delt. Die Theorie des regulatorischen Fokus 12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 – Université du Luxembourg Abstracts 94 (Higgins, 1997) besagt, dass zwei verschiedene regulatorische Systeme existieren. Das Bedürf‐
nis nach Sicherheit wird im Prevention Fokus über die Regulierung von Zielen, die als Pflich‐
ten und Verantwortlichkeiten verstanden wer‐
den, bedient. Das Bedürfnis nach Selbstver‐
wirklichung wird im Promotion Fokus über die Regulierung von Zielen in Form von Hoffnun‐
gen und Idealen befriedigt. Blascovich und To‐
maka (1996) unterscheiden Bedrohung (threat), d. h. Situationen, in denen die Anforderungen vorhandene Ressourcen übersteigen, und Her‐
ausforderung (challenge), d. h. Situationen, in denen vorhandene Ressourcen die Anforde‐
rungen übersteigen. Zusammenfassend soll sowohl im Prevention Fokus als auch bei threat Sicherheit erhalten bzw. erreicht werden. Es werden zwei Studien vorgestellt, die sich mit der Frage nach Gemeinsamkeiten und Unter‐
schieden zwischen dem Prevention Fokus und threat befassen. In der ersten Studie wurde die Bewertung von Macht – einer potentiellen Res‐
source von Sicherheit – untersucht. Hierbei zeigt sich, dass Personen, die threat erleben, Macht positiver bewerten als Personen, die challenge erleben. Hingegen bewerten Perso‐
nen im Prevention Fokus Macht negativer im Vergleich zu Personen im Promotion Fokus. Die zweite Studie beantwortet die Frage, ob threat und der Prevention Fokus zumindest auf der Ebene der Informationsverarbeitung Gemein‐
samkeiten aufweisen. Zu diesem Zweck wurde die Aufmerksamkeit auf bedrohliche Reize un‐
tersucht. Bedrohliche Reize signalisieren, dass die angestrebte Sicherheit möglicherweise in Gefahr ist und sollten somit in beiden motiva‐
tionalen Zuständen die Aufmerksamkeit auf sich lenken. Im Prevention Fokus (aber nicht im Promotion Fokus) findet eine Aufmerksam‐
keitslenkung auf die bedrohlichen Reize statt. Bei threat zeigt sich diese Aufmerksamkeits‐
lenkung nicht, dafür aber bei challenge. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass es sich bei threat/challenge und Promotion/Prevention um unterschiedliche motivationale Konzepte handelt. Erstere sind durch ihren affektiven Charakter geprägt, vergleichbar mit „hot cogni‐
tion“; letztere wirken als Mindsets, vergleich‐
bar mit „cold cognition“. Stichworte: regulatorischer Fokus, threat, challenge, Macht, Aufmerksamkeit Coping bei binationalen Paaren: Ein Ver‐
gleich zwischen thailändisch‐schweizeri‐
schen und mononationalen Schweizer Paa‐
ren Marcel Schaer, Simona Gagliardi, Guy Bodenmann Universität Zürich, Schweiz Vortrag – Symposium Obwohl die Anzahl binationaler Eheschlieβun‐
gen kontinuierlich zunimmt, ist das Wissen darüber, wie solche Partnerschaften funktio‐
nieren, noch relativ gering. Ziel der vorliegen‐
den Studie ist es, einen Einblick in den Umgang mit Stress bei binationalen Paaren zu gewinnen. Thailändisch‐schweizerische Paare (N = 225) wurden mit mononationalen Schweizer Paare (N = 234), mittels multivariaten Kovarianzana‐
lysen bezüglich individuellem und dyadischem Coping verglichen. Thailändische Frauen greifen dabei öfter als Schweizer auf emotionsorientierte Bewälti‐
gungsstrategien zurück. Zudem kommunizieren binationale Paare Stress seltener und üben weniger negatives dyadisches Coping aus als mononationale Paare. Die Befunde zeigen, dass es Ähnlichkeiten aber auch Unterschiede zwischen mono‐ und bina‐
tionalen Paaren hinsichtlich ihres Umgangs mit Stress gibt. Diese sollten in präventiver sowie therapeutischer Arbeit mit Paaren berücksich‐
tigt werden. Stichworte: binationale Partnerschaft, individuelles und dyadisches Coping, Partnerschaftszufriedenheit, Paartherapie Prüfung des Instruments zur Kodierung von Diskussionen (IKD) Carsten Schermuly Humboldt Universität zu Berlin, Deutschland Vortrag – Symposium Das Instrument zur Kodierung von Diskussio‐
nen (IKD) ist ein neues Verfahren mit dem Kommunikationsprozesse zeitökonomisch ko‐
diert werden können. Somit wird es möglich, größere Anzahlen von Gruppen Akt für Akt standardisiert zu beobachten und zu analysie‐
ren. Durch ein standardisiertes Training, eine spezifische Darstellungsart zu Feedback‐
zwecken und den breiten Einsatzbereich wird die Anwenderfreundlichkeit des Kodiersystems in der Sozialpsychologie weiter erhöht. Mit dem IKD, das 2009 als Manual im Hogrefe‐
12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 – Université du Luxembourg Abstracts Verlag veröffentlicht werden wird, werden zwei Arten von Interaktionsebenen gleichzeitig untersucht: die interpersonale und die funktio‐
nale Bedeutung einer Aussage im Interaktions‐
strom. Der interpersonale Ausdruck einer Aus‐
sage wird auf den Dimensionen Dominanz (Submissivität‐ Dominanz) und Affiliation (Feindlichkeit‐ Freundlichkeit) unter Zuhilfe‐
nahme eines speziellen Kodierungsprinzips (Prinzip der doppelten Operationalisierung) eingeschätzt. Die funktionalen Teile bauen auf den Arbeiten von Bales (1950) und Fisch (1994) auf. Zunächst sollen Aufbau und wesentliche Kodierprinzipien dargestellt werden. Im An‐
schluss wird eine Studie vorgestellt in der 60 Dyaden bei einer interaktiven Aufgabe mit ver‐
teilten Rollen (Vorgesetzter, Mitarbeiter) im Rahmen eines Assessment‐Centers mit dem IKD beobachtet wurden. Dabei wurde das In‐
strument auf verschiedene Arten hinsichtlich seiner Zuverlässigkeit (Beobachterüberein‐
stimmung) und Gültigkeit geprüft. Durch die gleichzeitige Erhebung der Interpersonalen Adjektivliste (IAL, Jacobs & Scholl, 2005) konn‐
ten die konvergente und diskriminante Validi‐
tät analysiert werden. Die Konstruktvalidität wurde durch die Berechnung der Zusammen‐
hänge zwischen IKD‐ und Persönlichkeitsvariab‐
len (BIG 5, Intelligenz) bestimmt. Mit der Prü‐
fung der Effekte eines Primings, bei dem die Versuchspersonen subliminal mit Begriffen geprimt wurden, die einen mehr dominanten oder submissiven Interaktionsstil nahe legen, wurde die Konstruktvalidierung fortgesetzt. Abschließend wurde das Rollenverhalten der Teilnehmer als Vorgesetzte und Mitarbeiter mit dem IKD untersucht. Stichworte: Analyse von Kommunikationsprozessen, Instrument zur Kodierung von Diskussionen, IKD, Verhaltensbeobachtung, Dominanz, Affiliation Prädiktoren von Fremdgruppeneinstellun‐
gen bei Kindern und Jugendlichen: Ein in‐
terethnischer und internationaler Vergleich David Schiefer Jacobs University Bremen, Deutschland Vortrag – Arbeitsgruppe Eine Vielzahl bisheriger Studien hat verschie‐
denste Prädiktoren von Fremdgruppenabwer‐
tung thematisiert. Soziale Identität, Kontakt, Werte, Wohlbefinden, aber auch Konstrukte wie Ambiguitätstoleranz sind nur einige Bei‐
spiele. Während einige Befunde unumstritten sind, zeigen sich bei anderen jedoch wider‐
95
sprüchliche empirische Ergebnisse. Die hier vorzustellende Studie möchte früher gefunde‐
ne Zusammenhänge weitergehend analysieren, indem sie den Kontext von Gruppenzugehörig‐
keit mit einbezieht. Die bisherige Forschung hat einen solchen Vergleich verschiedener Gruppen bisher eher vernachlässigt. Es wurden verschiedene Konstrukte hinsichtlich ihrer prä‐
diktiven Wirkung auf Fremdgruppenabwertung bei Kindern und Jugendlichen in je drei ver‐
schiedenen Gruppen in Deutschland (Deutsche, türkischsprachige Migranten, russischsprachige Migranten) und Israel (Israelis, russischsprachi‐
ge Migranten, Araber) untersucht. Mittels ei‐
nes Fragebogens wurden in beiden Ländern insgesamt 3900 Kinder (10/11 Jahre) und Ju‐
gendliche (15/16 Jahre) befragt. Neben einer Skala zur Messung der Einstellung zu spezifi‐
schen Gruppen wurden verschiedene Verfah‐
ren eingesetzt, die sich in früheren Arbeiten als prädiktiv für die Abwertung von Fremdgruppen erwiesen haben (Werte, soziale Identität, Need for Cognitive Closure, Kontakt). Korrelative und Strukturgleichungsanalysen sollten Erkenntnis‐
se zu interkulturellen Unterschieden in der prädiktiven Wirkkraft dieser Variablen liefern. Es wurde getestet, ob die Beziehungen zwi‐
schen den analysierten latenten Konstrukten auf alle in der Studie untersuchten Gruppen in gleichem Maße übertragbar sind, oder ob der Kontext der jeweiligen Gruppe bei der Inter‐
pretation von Ergebnissen in Betracht gezogen werden muss. Während gruppenübergreifend ähnliche Beziehungen gefunden werden konn‐
ten, zeigen die Ergebnisse jedoch einige inte‐
ressante Unterschiede. Die Ergebnisse können dahingehend diskutiert werden, ob Wirkfakto‐
ren auf Fremdgruppenabwertung sowohl vom Kontext der Eigengruppe, als auch von der je‐
weiligen Referenzgruppe abhängig gemacht werden müssen. Stichworte: Intergruppenbeziehungen, Fremdgrup‐
penabwertung, Migranten, Deutschland, Israel, Kul‐
turvergleich, Kinder, Jugendliche Wer A sagt, kann nicht B sagen: Der Einfluss des Bedürfnisses nach kognitiver Geschlos‐
senheit auf Entscheidungen unter Unsicher‐
heit Susanne Schlink, Eva Walther, Tina Langer Universität Trier, Deutschland Vortrag – Arbeitsgruppe Eine zentrale Frage der Entscheidungsfor‐
schung ist, wie Entscheidungen unter Unsi‐
12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 – Université du Luxembourg Abstracts 96 cherheit und Ambiguität getroffen werden. Dabei gelten zahlreiche der inzwischen vielbe‐
forschten und diskutierten Urteilsphänomene in diesem Bereich, wie Ambiguitätsaversion im Ellsberg Paradigma, Framingeffekte im Asian Disease Paradigma oder Fehlurteile im Monty Hall Dilemma, als besonders robust und relia‐
bel. Umso verwunderlicher ist es, dass die Fra‐
ge nach dem Einfluss interindividueller Unter‐
schiede bei der Betrachtung solcher Phänome‐
ne bislang vernachlässigt wurde. In zwei Stu‐
dien wurde daher der Einfluss des individuellen Bedürfnisses nach kognitiver Geschlossenheit (need for cognitive closure; NCC; Webster & Kruglanski, 1994) auf Entscheidungen im Rah‐
men der oben genannten Paradigmen unter‐
sucht. Vorhergesagt wurde, dass Entschei‐
dungstendenzen, die eine Auswahl zwischen sicheren bzw. bekannten und unsicheren bzw. ambiguen Optionen beinhalten, durch NCC mo‐
deriert werden sollten. Die Ergebnisse beider Studien stützen diese Hypothese. So zeigte sich, dass NCC den als fundamental angenommen Ambiguitätsaversionseffekt im Ellsberg Paradox moderiert. Hier wies nur die Gruppe mit einem hohen NCC eine Präferenz für bekannte über ambigue Aussichten auf, wohingegen Individuen mit einem hohen NCC keine solche Präferenz offenbarten. Auch die im Asian Disease Paradigma unter Gewinnfra‐
ming gut belegte Entscheidungstendenz, Risi‐
ken zu vermeiden und somit ein sicheres, posi‐
tives Ereignis anzustreben, fand sich einzig in der Gruppe der Individuen mit einem hohen NCC. Zudem konnte der klassische Befund von risikosuchendem Verhalten unter Verlustfra‐
ming nur bei Personen mit einem niedrigen NCC nachgewiesen werden. Auch zeigte sich der erwartete Einfluss von NCC bei Entschei‐
dungen, welche die Revision einer bereits ge‐
troffene Wahl erforderlich machten (Monty Hall Dilemma). Hier nahm die Wahrscheinlich‐
keit, eine vormals getroffene Entscheidung zu revidieren (und somit eine korrekte Antwort zu geben) mit steigendem Bedürfnis nach Ge‐
schlossenheit ab. Die Implikationen dieser Be‐
funde für die Prognose von Entscheidungen und die Bedeutsamkeit differenzialpsychologi‐
scher Konstrukte in der Entscheidungsfor‐
schung werden diskutiert. Stichworte: Bedürfnis nach kognitiver Geschlossen‐
heit, Entscheidungen, Ambiguität, Unsicherheit Der Einfluss von Ungerechtigkeitssensibili‐
tät und ökonomischer Expertise auf die Be‐
wertung von Wirtschafts‐ und Sozialrefor‐
men Thomas Schlösser1,2, Detlef Fetchenhauer1,3
1
Universität zu Köln, Deutschland; 2GESIS ‐ Leibniz‐
Institut für Sozialwissenschaften, Köln, Deutschland; 3
Universität Groningen, Niederlande Vortrag – Symposium In einer Studie mit N = 1 432 ökonomischen Laien und N = 80 ökonomischen Experten (min‐
destens Promotion in Volkswirtschaftslehre) wurden Determinanten der Bewertung öko‐
nomischer Reformmaßnahmen untersucht. Hierbei zeigte sich, dass staatliche Eingriffe in den Arbeitsmarkt (z. B. durch die Deckelung von Spitzengehältern oder die Einführung eines gesetzlichen Mindestlohnes) von den meisten Laien gutgeheißen, von den meisten Experten hingegen abgelehnt wurden. Die Akzeptanz der vorgeschlagenen Maßnahmen war bei Laien hauptsächlich von ihrer wahrgenommenen Ge‐
rechtigkeit determiniert, während sich Exper‐
ten eher an Kriterien der Effizienz (z. B. Auswir‐
kungen auf Arbeitslosigkeit und Wirtschafts‐
wachstum) orientierten. Darüber hinaus erga‐
ben sich jedoch substantielle Wechselwirkun‐
gen mit dem Persönlichkeitsmerkmal Unge‐
rechtigkeitssensibilität. Ökonomen mit hohen Werten auf der Subskala Beobachtersensibiliät präferierten staatliche Eingriffe in den Arbeits‐
markt sehr viel mehr als Ökonomen mit niedri‐
gen Werten und waren in ihrem Urteil – ähn‐
lich wie die ökonomischen Laien – ganz maß‐
geblich von der wahrgenommenen Fairness der vorgestellten Reformmaßnahmen beein‐
flusst. Bei den ökonomischen Laien hatte die Skala Ungerechtigkeitssensibilität hingegen keinen Einfluss auf die Akzeptanz der vorge‐
stellten Maßnahmen. Stichworte: Ungerechtigkeitssensibilität, Expertise, Reformen, Persönlichkeit, survey An inkblot for sexual preference? The Sexual Misattribution Procedure Alexander F. Schmidt1, Rainer Banse1, Roland Im‐
1
2
hoff , Johanna Bernhardt
1
Rheinische Friedrich‐Wilhems‐Universität Bonn, Deutschland; 2Universität Gießen, Deutschland Vortrag – Symposium A newly developed Sexual Misattribution Pro‐
cedure (SMP), a semantic variant of the Affec‐
tive Misattribution Procedure (AMP), was used 12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 – Université du Luxembourg Abstracts as an indirect measure of sexual interest in men. Using a known group approach, 35 het‐
erosexual and 24 homosexual men were asked to guess the meaning of briefly presented Chi‐
nese ideographs as “sexual” or “not sexual”. The ideographs were preceded by briefly pre‐
sented primes depicting male and female indi‐
viduals of varying age. As hypothesized, prim‐
ing with adolescent and adult stimuli of the preferred sex elicited higher frequencies of “sexual” responses than priming with adoles‐
cents and adults of the non‐preferred sex or children. The SMP showed satisfactory reliabil‐
ity and convergent validity as indicated by cor‐
relations with direct (self‐report) and two indi‐
rect (IAT, Viewing Time) measures of sexual interest. In a second study with heterosexual men and women (N = 115) the effect was repli‐
cated. However, the results were less clear for women than for men. This pattern will be dis‐
cussed with regard to potential underlying sex differences or method‐specific processes. The potential usefulness of the Sexual Misattribu‐
tion Procedure and other semantic variants of the AMP are highlighted. Stichworte: sexual interest, implicit measure, Affec‐
tive Misattribution Procedure, IAT, Viewing Time Der Verlauf der leidenschaftlichen Liebe und der Beziehungsqualität über sechs Jah‐
re: Die moderierende Rolle von Ärger‐
Feindseligkeit und Geschlecht Martina Schmohr, Elke Rohmann, Hans‐Werner Bierhoff Ruhr‐Universität Bochum, Deutschland Vortrag – Symposium Wie entwickelt sich die leidenschaftliche Liebe und Beziehungsqualität in festen Partnerschaf‐
ten? Beeinflusst die Neigung zu Ärger und Feindseligkeit die Liebe und das Glück in der Partnerschaft? Unterscheiden sich Männer und Frauen hinsichtlich der Entwicklung der leiden‐
schaftlichen Liebe und der Relevanz von Ärger‐
Feindseligkeit? Um diese Fragen zu beantworten, haben wir in einer Längsschnittstudie über 6 Jahre von 440 Personen, die eine feste Beziehung führen, die leidenschaftliche Liebe (operationalisiert durch den romantischen, spielerischen und besitzer‐
greifenden Liebesstil) und die Beziehungsquali‐
tät erhoben. Weiter wurde die Eigenschafts‐
komponente „Ärger‐Feindseligkeit in Partner‐
schaften“ erfasst. Diese Variable und das Ge‐
97
schlecht wurden in hierarchischen linearen Modellen als potentielle Prädiktoren für das das Niveau der leidenschaftlichen Liebe und Beziehungsqualität als auch deren Verände‐
rungen im zeitlichen Verlauf berücksichtigt. Die Ergebnisse zeigen eine sukzessive Abnah‐
me der romantischen Liebe, spielerischen Liebe und der Beziehungsqualität. Signifikante Ge‐
schlechtseffekte verweisen darauf, dass Frauen weniger spielerische Liebe und einen stärkeren Rückgang der romantischen Liebe empfinden. Weiter sind die Ausprägungen der romanti‐
schen Liebe, spielerischen Liebe, Beziehungszu‐
friedenheit und sexuellen Zufriedenheit bei der ersten Messung deutlich mit Ärger‐Feind‐
seligkeit assoziiert. Ärger‐Feindseligkeit redu‐
ziert die romantische Liebe, die Beziehungszu‐
friedenheit und die sexuelle Zufriedenheit, während die spielerische Liebe gesteigert wird. Für viele überraschend zeigt sich bei einer hö‐
heren Ausprägung von Ärger‐Feindseligkeit eine geringere Reduktion der leidenschaftli‐
chen Liebe und Beziehungsqualität. Zusammenfassend belegt unsere Studie die Reduktion der leidenschaftlichen Liebe und Beziehungsqualität über die Zeit selbst in stabi‐
len Partnerschaften. Darüber hinaus veran‐
schaulichen die Ergebnisse die Bedeutung von Ärger‐Feindseligkeit und des biologischen Ge‐
schlechts für die leidenschaftlichen Liebe, die Partnerschaftsqualität und die Veränderung dieser Variablen im Beziehungsverlauf. Männer und Frauen unterscheiden sich zwar in einigen Variablen und deren Entwicklungen, aber die Effekte von Ärger‐Feindseligkeit sind deutlich stärker. Sie charakterisieren dieses Merkmal als ernstzunehmenden Risikofaktor für die Qualität und Stabilität von Partnerschaften. Stichworte: Leidenschaft, Liebe, Ärger, Feindseligkeit, Beziehungsqualität Hochdeutsch = Kompetenz, Dialekt = Wärme? Christiane Schöl, Dagmar Stahlberg Universität Mannheim, Deutschland Vortrag – Symposium Auf regionaler Ebene werden nach strukturalis‐
tischer Tradition verschiedene Dialekte von einem offiziellen Standard unterschieden. Un‐
tersuchungen im Bereich der Spracheinstellun‐
gen zeigen häufig eine positivere Bewertung der Leitvarietät (Hochsprache). Eine bis jetzt ungeklärte Frage ist, ob diese Favorisierung auf 12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 – Université du Luxembourg Abstracts 98 innersprachliche Merkmale oder auf Stereoty‐
pe gegenüber der jeweiligen Sprechergruppe zurückzuführen ist. Um dieser Frage nachzugehen wurde ein neues Maß zur Erfassung von Spracheinstellungen entwickelt und validiert. Im Rahmen einer Rei‐
he von Studien und einer deutschlandweiten Repräsentativumfrage wurde zum einen erfasst, wie Dialekte im Vergleich zur Hochsprache be‐
urteilt werden. Zum anderen wurde untersucht, welche Stereotype gegenüber Dialekt‐ und Hochsprachesprechern existieren. Der Annah‐
me folgend, dass Stereotype auf den primären Dimensionen Wärme und Kompetenz abgebil‐
det werden können und in vielen Fällen ge‐
mischt auftreten, wurde angenommen, dass SprecherInnen der Leitvarietät für kompeten‐
ter, SprecherInnen von Dialekten hingegen für wärmer gehalten werden. Neben der Messung von Einstellungen gegen‐
über realen Varietäten und ihren SprecherIn‐
nen wurde ein neues Paradigma entwickelt, um den Effekt der Information „Dialekt versus Hochsprache“ auf die Bewertung einer Varietät unabhängig von spezifischen Voreinstellungen zu erfassen. Dabei wurde den TeilnehmerInnen eine unbekannte Kunstsprache als Hörbeispiel präsentiert. Während eine Gruppe die Informa‐
tion erhielt, es handele sich um einen Dialekt, meinte die andere Gruppe, eine Hochsprache zu hören. Es zeigte sich, dass allein diese In‐
formation dazu führte, dass der Sprecher der vermeintlichen Hochsprache kompetenter und gebildeter eingeschätzt wurde. Schließlich run‐
dete eine Studie, bei der Probanden ohne Deutschkenntnisse deutsche Varietäten und ihre jeweiligen SprecherInnen anhand von Hörbeispielen und der Information „Dialekt versus Hochsprache“ beurteilten, das Bild ab. Ergebnisse dieser Untersuchungen, ihre Ursa‐
chen und mögliche Implikationen werden vor‐
gestellt und diskutiert. Stichworte: Agency und Communion, Selbst‐ und Fremdwahrnehmung, Spracheinstellungen Der Einfluss des regulatorischen Fokus auf die Bewertung von Informationen und das Treffen von Entscheidungen bei der Job‐
auswahl Annika Scholl, Kai Sassenberg Institut für Wissensmedien, Tübingen, Deutschland Poster Die Hypothese des Regulatorischen Fit (Higgins, 2000) postuliert, dass Personen Objekte positi‐
ver bewerten, die zu ihrer regulatorischen Ori‐
entierung passen, wie beispielsweise ihrem Regulatorischen Fokus. Während im Promotion Fokus Bedürfnisse nach Wachstum und Selbst‐
verwirklichung im Vordergrund stehen und risikoreiche Strategien angewendet werden, handeln Personen im Prevention Fokus gemäß einem Sicherheitsbedürfnis vorsichtiger. Als Effekt des Regulatorischen Fit bewerten Perso‐
nen im Promotion Fokus Macht positiv (da sie Selbstverwirklichung erlaubt), während Perso‐
nen im Prevention Fokus eher eine Präferenz für geringe Macht haben (da damit Sicherheits‐
streben verbunden ist). Im Kontext von Berufs‐
entscheidungen sollten Personen mit einem Promotion Fokus folglich riskantere Entschei‐
dungen treffen, Arbeitsplatzmerkmale, die Macht und Selbstverwirklichung repräsentie‐
ren, als wichtiger bewerten, sowie eine Ar‐
beitsstelle bevorzugen, die im Besonderen die‐
se Merkmale beinhaltet. Im Gegenzug sollten Individuen mit einem Prevention Fokus sicher‐
heitsorientierte Berufsentscheidungen treffen, Arbeitsplatzmerkmale wie Sicherheit als wich‐
tiger bewerten, und ein traditionelleres, siche‐
res Stellenangebot vorziehen. Im Rahmen von drei Studien wurde untersucht, inwiefern der Regulatorische Fokus die Bewertung von In‐
formationen und das Treffen von Entscheidun‐
gen beeinflusst. Die Teilnehmer wurden gebe‐
ten (a) Informationen über Arbeitsplatzmerk‐
male zu bewerten (z. B. Aufstiegschancen, Ge‐
halt), (b) die Attraktivität von Stellenausschrei‐
bungen zu bewerten, und (c) stellvertretend für eine fiktive Person sowie (d) für sie persön‐
lich eine Entscheidung zwischen mehreren Stel‐
lenangeboten zu treffen. Die Ergebnisse bestä‐
tigten unsere Annahmen und zeigten, dass Personen in Abhängigkeit von ihrem Regulato‐
rischen Fokus Informationen unterschiedlich wichtig bewerten und in Entscheidungen integ‐
rieren. Es wäre daher möglich, dass der Regula‐
torische Fokus Strategien bei der Jobsuche be‐
einflusst und Personen solche Arbeitsstellen wählen, die ihre Bedürfnisse erfüllen. Gemäß der Theorie des Regulatorischen Fit könnte dies langfristig zu positiveren Einstellungen 12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 – Université du Luxembourg Abstracts gegenüber der Arbeit führen. Die Befunde werden vor dem Hintergrund sozial‐ und ar‐
beitspsychologischer Theorien diskutiert. Stichworte: Regulatorischer Fit, Entscheidungen, Jobauswahl, Macht Kausalmodell effektiver Zusammenarbeit – Eine Mini‐Meta‐Analyse Wolfgang Scholl Humboldt‐Universität zu Berlin, Deutschland Vortrag – Symposium Aufbauend auf den zentralen Interaktionsvari‐
ablen Macht (Dominanz‐Submission) und Affili‐
ation (Freundlichkeit‐Feindseligkeit) wurde mit Hilfe weiterer Differenzierungen ein relativ komplexes Kausalmodell effektiver Zusam‐
menarbeit entwickelt (Scholl, 1991). Die Nut‐
zung von Macht wurde in freundliche versus feindselige Dominanz bzw. promotive versus restrictive control unterschieden und die Affili‐
ation wurde in je eine kognitive, affektive und konative Komponente differenziert. Diese fünf Variablen determinieren den Wissenszuwachs und die Handlungsfähigkeit, die ihrerseits die Effektivität der Zusammenarbeit determinieren. Dieses Modell wurde in verschiedenen Unter‐
suchungen mit ganz unterschiedlichen Zielen und Messansätzen geprüft und jeweils einzeln weitgehend bestätigt, wobei die nicht bestätig‐
ten Annahmen jeweils andere Teile betrafen. Es handelt sich um eine Feldstudie zu Innovati‐
onsprozessen (Scholl, 1996), um ein Laborex‐
periment zur Kooperation und Konflikthandha‐
bung (Wetzel, 1995), um ein weiteres zur Nut‐
zung von Machtgrundlagen in Kleingruppen (Klocke, 2004) und um ein Feldexperiment zur Moderation in etwas größeren Gruppen (Schi‐
mansky, 2006). Um zu einer zuverlässigeren Gesamtprüfung des Modells zu kommen, wur‐
den die jeweiligen bivariaten Korrelationen gemittelt wie bei einer kleinen Meta‐Analyse und einer Pfadanalyse unterzogen. Es ergab sich eine gute Bestätigung des Gesamtmodells. Eine weitere Einzelprüfung erfolgt z.Z. im Rah‐
men einer Feldstudie zu agilen Methoden bei der Softwareerstellung (So, in Vorb.), mit der zusammen eine erneute Mini‐Meta‐Analyse durchgeführt werden kann. Methodische Prob‐
leme einer solchen Mini‐Meta‐Analyse und mögliche Erweiterungen des Modells werden diskutiert. 99
Computersimulation von sozialer Interaktion und Emotionen Tobias Schröder Freie Universität Berlin, Deutschland Vortrag – Symposium Es wird ein mathematisches Modell zur Simula‐
tion von sozialer Interaktion vorgestellt, das auf der Maximierung von affektiver Konsistenz kurzer sprachlicher Handlungsbeschreibungen nach dem Subjekt‐Verb‐Objekt‐Schema basiert. Grundlage sind die Bewertungen von 1600 deutschen, für Beschreibungen sozialer Inter‐
aktion relevanten Wörtern durch knapp 2000 Probanden auf den drei Dimensionen des Se‐
mantischen Differentials (Valenz, Potenz und Erregung; Schröder, in Vorb.). Nach der Affektsteuerungstheorie (Heise, 2007) wird soziale Interaktion über einen affektiven Konsistenzmechanismus gesteuert: Menschen wählen solche Handlungen aus, die ihnen er‐
lauben, die emotionale Bedeutung der Interak‐
tionssituation aufrecht zu erhalten. Dieses Prinzip, welches auf die Balancetheorie von Heider zurückgeführt werden kann, lässt sich über ein System von Regressionsgleichungen mathematisch formalisieren. Dabei werden die Konsistenzbedingungen empirisch ermittelt, indem Probanden eine Stichprobe beispielhaf‐
ter Handlungsbeschreibungen zur Bewertung mit dem Semantischen Differential vorgelegt werden. Auch die emotionalen Konsequenzen von (In‐)Konsistenz in der sozialen Interaktion werden modelliert. Das Gleichungssystem ist in der Software „IN‐
TERACT“ (Heise, 1997) implementiert, mit wel‐
cher soziale Interaktionen von bis zu vier Per‐
sonen mit ihren emotionalen Folgen simuliert werden können. Eine jüngere, deutsche Versi‐
on von „INTERACT“ (Schröder, 2008) wird wäh‐
rend des Vortrags demonstriert. Die Validität der Simulationen lässt sich experimentell bele‐
gen (Schröder & Scholl, in press). Stichworte: Computersimulation, Soziale Interaktion, Emotion, Sprache, Affektsteuerung Stichworte: Kausalmodell, Zusammenarbeit, Gruppe, Macht, Affiliation 12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 – Université du Luxembourg Abstracts 100 Sozialpsychologische Forschung im Zeit‐
raum von 1977–2007: Entwicklungstrends im deutschsprachigen vs. angloamerikani‐
schen Raum Gabriel Schui, Günter Krampen ZPID ‐ Universität Trier, Deutschland Poster Präsentiert werden die Ergebnisse bibliometri‐
scher Analysen zu Entwicklung und Stand der Sozialpsychologie aus dem deutschsprachigen im Vergleich zum angloamerikanischen Bereich. Die Analysen beziehen sich auf die Entwicklung des Publikationsaufkommens in den Daten‐
banken PSYNDEX und PsycINFO und zeigen die Entwicklungstrends von 1977–2007, differen‐
ziert für die gesamte Sozialpsychologie wie auch für deren Klassifikationsbereiche „Grup‐
pendynamik und interpersonale Prozesse“ und „Soziale Wahrnehmungs‐ und soziale Kogniti‐
onsforschung“. Die Sozialpsychologie gehört zu den stärker internationalisierten Teildisziplinen der Psychologie aus dem deutschsprachigen Raum. Weiteren Analysen zeigen den Stand von Internationalität und Internationalisierung mittels Indikatoren zum Anglifizierungsgrad der Literaturproduktion sowie der internationalen Rezeption (Zitationsanalysen) und internatio‐
nalen beruflichen Aktivitäten der Mitglieder der Fachgruppe Sozialpsychologie. Weiterhin verglichen wird die methodologische Ausrich‐
tung der Arbeiten im internationalen vs. dem nationalen Bereich. Stichworte: Sozialpsychologie, Bibliometrie, Interna‐
tionalität, Impact, Wissenschaftsforschung Koordinationsgewinne in Gruppen bei dis‐
kretionären Aufgaben Thomas Schultze, Stefan Schulz‐Hardt Georg‐August‐Universität Göttingen, Deutschland Vortrag – Arbeitsgruppe Diskretionäre Aufgaben, darunter insbesonde‐
re quantitative Gruppenurteile (Schätzungen), stellen einen Aufgabentyp dar, der gemessen an seiner gesellschaftlichen Bedeutung in der Forschung stark unterrepräsentiert ist. In den Bereich quantitativer Schätzungen fallen z. B. Finanzprognosen, Klimavorhersagen oder die Einschätzung der Überlebensdauer von Patien‐
ten. Sofern diese Schätzungen von Gruppen vorgenommen werden, stellt sich die Frage, ob es durch Interdependenz und Interaktion in‐
nerhalb der Gruppe zu Prozessgewinnen oder Prozessverlusten kommt. Prozessgewinne und Prozessverluste können einerseits die individuelle Leistung der Grup‐
penmitglieder durch Veränderungen der Moti‐
vation und der individuellen Fertigkeiten beein‐
flussen, andererseits können sie die Koordina‐
tion der Einzelbeiträge auf Gruppenebene be‐
einflussen. Koordinationsgewinne stellen dabei den einzigen Prozessgewinn dar, für den bisher noch keine stichhaltigen Belege gebracht wur‐
den. Im Rahmen von zwei Gruppenexperimenten liefern wir erste Evidenz dafür, dass Gruppen tatsächlich in der Lage sind, Koordinationsge‐
winne zu manifestieren, jedoch nur als Folge von weiteren Gruppenlernprozessen. Drei‐
Personen‐Gruppen, die zunächst individuell und dann als Gruppe eine Serie von typglei‐
chen Schätzaufgaben bearbeiten, geben mit der Zeit immer akkuratere Schätzungen ab und übertreffen schließlich das um individuelle Fer‐
tigkeits‐ und Motivationsgewinne bereinigte Gruppenpotential, also die theoretische Leis‐
tung, die ohne jegliche soziale Interaktion ent‐
standen wäre. Auf Basis der Befunde werden Implikationen für die Methodik der Gruppenforschung sowie für die Förderung von Koordinationsgewinnen in der Praxis diskutiert. Stichworte: diskretionäre Aufgaben, Gruppenkoor‐
dination, Prozessgewinne, Gruppenurteile, Gruppen‐
leistung Wenn Vorwarnungen zum Bumerang wer‐
den: Paradoxe Effekte sozialer Rückmel‐
dungen auf die Fortsetzung fehlgehender Handlungen Stefan Schulz‐Hardt1, Frank Vogelgesang1, Felix 1
1
2
Pfeiffer , Andreas Mojzisch , Birgit Thurow‐Kröning
1
Georg‐August‐Universität Göttingen, Deutschland; 2
Ludwig‐Maximilians‐Universität München, Deutsch‐
land Vortrag – Arbeitsgruppe Wenn Menschen fehlgehende Handlungen zu lange fortsetzen, spricht man von Entrapment. In zwei Experimenten haben wir die bisher vernachlässigte Rolle sozialer Einflussprozesse bei Entrapment untersucht. Eine naheliegende Vorhersage ist, dass soziale Unterstützung hin‐
sichtlich der Richtigkeit der getroffenen Ent‐
scheidung das Festhalten an der gewählten Handlungsalternative verstärkt, während Vor‐
12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 – Université du Luxembourg Abstracts warnungen, man könne sich falsch entschieden haben, Entrapment abschwächen sollten. In unseren Experimenten sollten die Versuchs‐
personen als Leiter einer Dechiffrierabteilung eine aus vier Strategien auswählen, mit der die Mitarbeiter arbeiten. Sie erhielten anschlie‐
ßend fingierte Rückmeldungen über eine unzu‐
reichende Chiffrierleistung, und die abhängige Variable war, zu welchem Zeitpunkt sie die gewählte Strategie wechseln. Im ersten Experiment wurde manipuliert, ob die Versuchspersonen nach ihrer Strategieent‐
scheidung, aber vor dem Einsetzen der Misser‐
folgsrückmeldungen unterstützende, wider‐
sprechende, oder gemischte Meinungsäuße‐
rungen anderer Versuchspersonen über ihre Strategiewahl lasen, und ob sie diese Rückmel‐
dungen nur zur Kenntnis nehmen oder aber schriftlich elaborieren sollten. Während die Art der Rückmeldung keinen signifikanten Einfluss auf das Festhalten an der fehlgehenden Strate‐
gie ausübte, war das Entrapment unabhängig von der Art der Rückmeldung höher, wenn diese Rückmeldung intensiv elaboriert wurde. Insbesondere bedeutet das, dass intensives Nachdenken über Vorwarnungen die Fortset‐
zung fehlgehender Handlungen nicht verhin‐
dert, sondern sogar begünstigt. Zusätzliche Analysen sowie ein zweites Experiment zeigen, dass diese paradoxen Effekte sozialer Rück‐
meldungen durch eine meinungskonsistente Verarbeitung der Rückmeldungen verursacht werden: Während man unterstützende Rück‐
meldungen bekräftigt, werden widersprechen‐
de Rückmeldungen diskreditiert. Die Ergebnis‐
se implizieren, dass meinungskonsistente In‐
formationsverarbeitung einen neuen Erklä‐
rungsmechanismus für Entrapment darstellt, und sie sind zudem einer der bisher wenigen Nachweise, dass meinungskonsistente Infor‐
mationsverarbeitung auch manifeste Verhal‐
tenskonsequenzen haben kann. Stichworte: Entrapment, meinungskonsistente In‐
formationsverarbeitung, sozialer Einfluss, Persistenz, Inokulation 101
„Karrierezicken“ und „Supermuttis“: Gene‐
rierung und Validierung einer Sexismus‐
Skala mit Hilfe eines Vier‐Phasen‐Pretests Astrid Schüssler Philipps‐Universität Marburg, Deutschland Vortrag – Symposium Im Hinblick auf die Gleichberechtigung zwi‐
schen Frauen und Männern scheint im 21. Jahrhundert (fast) alles bestens zu sein. Dies ändert sich jedoch schlagartig, sobald aus einer „Frau“ eine „Mutter“ wird. So setzt nach der Geburt eines Kindes in vielen Partnerschaften eine Retraditionalisierungstendenz der Arbeits‐
teilung ein. Der Mann verstärkt sein berufliches Arbeitspensum, während die Frau ihres redu‐
ziert, um sich der Kinderbetreuung zu widmen (Steinbach, 2004). Häufig verzichten Frauen mit dieser Entscheidung darauf, ihre Karriere weiter voranzutreiben oder nehmen sogar ei‐
nen beruflichen Abstieg in Kauf (Geißler, 2004). Vor diesem Hintergrund wird deutlich, weshalb Sexismus eines von neun Elementen des Syn‐
droms Gruppenbezogene Menschenfeindlich‐
keit darstellt. Aufbauend auf der Theorie des ambivalenten Sexismus (Glick & Fiske, 1996) wird eine neue Sexismus‐Skala entwickelt und validiert. Ihre feindselige Subkomponente erfasst sexistische Einstellungen gegenüber Frauen, die aus der traditionellen Geschlechterrolle ausbrechen (Karrierefrauen und „Rabenmütter“). Die wohlwollende Komponente bezieht sich hinge‐
gen auf Frauen, die die traditionelle Rolle erfül‐
len (Hausfrauen und Vollzeitmütter). Thema‐
tisch ist die Skala somit expliziter auf die (Nicht‐)Erwerbstätigkeit von Frauen ausgerich‐
tet als dies beim Ambivalent Sexism Inventory (ASI) der Fall ist. Zudem werden erstmals As‐
pekte der Kinderbetreuung miteinbezogen. Um die Güte der Skala zu analysieren, wurde ein Vier‐Phasen‐Pretest entwickelt. In der ersten Phase fand ein Experten‐Review statt. An‐
schließend wurde ein Standard‐Pretest (N1 = 276; N2 = 311) durchgeführt, um die Ite‐
manzahl des ursprünglichen Itempools (67 Items) zu reduzieren (Kriterien: Itemschwierig‐
keit, Trennschärfe und Faktorladungen). Die verbliebenen Items wurden in einem dritten Schritt mittels kognitiver Interview‐Methoden überprüft (N4 = 26; N5 = 10; N6 = 5). Schließ‐
lich wurden in Phase 4 die Items für die endgül‐
tige Skala ausgewählt und ihre Gütekriterien analysiert. In ersten Untersuchungen erwies sich die Skala als zweidimensional und hoch reliabel (Feindselige Subskala: α = .84; Wohl‐
wollende Subskala α = .83). Für die Konstrukt‐
12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 – Université du Luxembourg Abstracts 102 validität sprechen signifikante Korrelationen mit dem ASI. Stichworte: Vorurteile, ambivalenter Sexismus, Ge‐
schlechterrollen, Skalenentwicklung Veränderung der Personenwahrnehmung in einem Nichtnullsummenspiel Enno Schwanenberg, Andrea Sturm Goethe‐Universität Frankfurt, Deutschland Vortrag – Arbeitsgruppe Die Untersuchung geht der Frage nach, wie ein eentweder kooperatives oder kompetitives Verhalten nahelegende Instruktion vor einem Nichtnullsummenspiel (Chicken Game) in Kom‐
bination mit entweder kooperativen oder kom‐
petitiven Verhalten eines instruierten Mitspie‐
lers Einfluss in dieser Weise auf die Personen‐
wahrnehmung hat. Die Eigen‐ und Fremdper‐
sonenwahrnehmung basiert auf Skalen des Persönlichkeitsmodells Big Five (Ostendorf, 1990) und dem Semantischen Differential (Os‐
good, 1952; Ertel, 1965, Schwanenberg & Huth, 1977). In diesem mehrfaktoriellen, multivariaten Ver‐
suchsdesign wurden 214 ProbandInnen unter‐
sucht. Die Instruktion wurde kooperativ oder kompetitiv gegeben (UV 1), das Spielverhalten des Confederate wurde anhand vorgegebener Spielzüge je nach Bedingung standardisiert (UV 2). Die Erfassung des Selbst‐ und des Fremdein‐
drucks der Persönlichkeit wurde vor und nach dem Spiel auf Basis der Big Five gemessen (AV 1). Darüber hinaus wurde der emotionale Ein‐
druck der eigenen Persönlichkeit, der des Mit‐
spielers und der des Versuchsleiters anhand von achtzehn bipolaren Items auf Basis des Eindrucksdifferentials erfasst (AV 2). Es wurde angenommen, dass durch die Mani‐
pulation (Instruktion und Spielverhalten des Confederate) systematische Unterschiede in der Vorher‐ und Nachhermessung der Faktoren des Big Five‐Persönlichkeitsmodells und des semantischen Differentials hinsichtlich der Selbsteinschätzung und der Fremdeinschät‐
zung des Mitspielers entstehen: Beispielsweise sollte sich in der kooperativen Variante der Manipulation eine stärkere Ausprägung in der Dimension Verträglichkeit in der Fremdein‐
schätzung des Mitspielers in der Nachhermes‐
sung im Vergleich zur Vorhermessung zeigen. Weiterhin wurde angenommen, dass einzelne Faktoren des Big Five‐Persönlichkeitsmodells mit dem semantischen Differential korrelieren. In varianzanalytischen Verfahren konnte ein signifikanter Unterschied der Eigen‐ und Fremdwahrnehmung abhängig von der Mani‐
pulation gezeigt werden. Interessant ist, dass sich auch die Selbstwahrnehmung entspre‐
chend der Manipulation verändert hat. Dar‐
über hinaus liefert der Versuch durch die Ein‐
schätzung des Versuchsleiters Daten zum sozi‐
alpsychologischen Experiment als solches. Die Untersuchung bildet eine Abgrenzung zu wirtschaftlichen Ansätzen, da hier nicht der Ausgang des Spiels, sondern der Einfluss des Spiels auf die soziale Wahrnehmung im Fokus steht. Stichworte: Nichtnullsummenspiel, Personenwahr‐
nehmung, Big Five, Semantisches Differential Die Vermeidung von Nähe und das 2D:4D‐
Fingerlängenverhältnis als mögliche Deter‐
minanten der Beziehungsorientierung Sascha Schwarz, Manfred Hassebrauck Bergische Universität Wuppertal, Deutschland Vortrag – Symposium Unterscheiden sich Menschen dahingehend, ob sie eher langfristige Beziehungen wollen, die z. B. durch Wärme und Geborgenheit gekenn‐
zeichnet sind, oder ob sie eher kurzfristige, sexuelle Abenteuer suchen? Schwarz und Has‐
sebrauck (2007) haben vorgeschlagen, dass, entgegen bisherigen Ansätzen, diese beiden Wünsche als orthogonal voneinander angese‐
hen werden können. Eine offene Frage ist geblieben, aufgrund welcher ontogenetischer Faktoren sich interindividuelle Unterschiede in diesen Präferenzen ausbilden können. Als mög‐
liche Determinanten der Beziehungsorientie‐
rung werden zunächst für die Langzeitorientie‐
rung die Vermeidung von Nähe und für die Kurzzeitorientierung das 2D:4D‐Fingerlängen‐
verhältnis theoretisch abgeleitet und in einer Studie (N = 259) überprüft. Die Befunde zeigen, dass die Langzeitorientierung wie erwartet mit der Vermeidung von Nähe korreliert. Allerdings korreliert die Kurzzeitorientierung nur bei Män‐
nern signifikant mit dem 2D:4D‐Fingerlängen‐
verhältnis. Die mögliche Bedeutung dieser Be‐
funde wird abschließend diskutiert. Stichworte: Paarbeziehungen, Beziehungsorientie‐
rung 12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 – Université du Luxembourg Abstracts Foul oder kein Foul, das ist hier die Frage! Verbesserung intuitiver Entscheidungen mittels systematischen Trainings Geoffrey Schweizer1, Henning Plessner2, Ralf Brand1, Daniela Kahlert1
1
Universität Potsdam, Deutschland; 2Universität Leipzig, Deutschland Vortrag – Symposium Das Schiedsrichter‐Entscheidungs‐Training SET ist ein video‐basiertes Online‐Tool, das Fußball‐
Schiedsrichtern eine Gelegenheit zum systema‐
tischen Training von Foulentscheidungen bietet. Das Trainingsprinzip von SET beruht auf der theoretischen Grundannahme, dass Foulent‐
scheidungen primär intuitive Entscheidungen darstellen, die auf der Integration multipler Cues in einem dynamischen sozialen Kontext beruhen (Plessner, Schweizer & Brand, 2009). Teilnehmende Schiedsrichter entscheiden mit‐
tels des Online‐Tools potentielle Foulsituatio‐
nen und erhalten unmittelbares Feedback zu ihren Entscheidungen. Feedback besteht nur aus der Information, ob richtig oder falsch ent‐
schieden wurde, ohne inhaltliche Begründun‐
gen. Zur Überprüfung der Wirksamkeit von SET wurde eine Reihe von Studien durchgeführt, bei denen die teilnehmenden Schiedsrichter randomisiert auf verschiedene Trainings‐ sowie Kontrollgruppen zugeteilt wurden. Es wurden wiederholt signifikante und bedeutsame Lern‐
effekte für die Trainingsgruppen gefunden. Die Ergebnisse der durchgeführten Studien bestä‐
tigen die Annahme, dass Schiedsrichter ihre Entscheidungen mittels einer systematischen, video‐basierten Trainingsmethode verbessern können. Darüber hinaus legen die Ergebnisse nahe, dass intuitive Entscheidungen tatsächlich mittels reinen Ergebnisfeedbacks bedeutsam verbessert werden können. Dieser Befund hat sowohl grundlagenwissenschaftliche wie auch angewandte Implikationen. Aus grundlagen‐
wissenschaftlicher Perspektive trägt er zu ei‐
nem verbesserten Verständnis des Erwerbs intuitiver Entscheidungsfertigkeiten bei. Aus angewandter Perspektive sind zahlreiche wei‐
tere Berufsfelder denkbar, in denen Intuitionen in ähnlicher Weise trainiert werden könnten. Stichworte: Fußball‐Schiedsrichter, Online‐Training, Intuition 103
Name‐Dropping als Mittel zur Trait Transference Olivia Siegenthaler‐Santella, Klaus Jonas Universität Zürich, Schweiz Vortrag – Arbeitsgruppe Diese Studie untersucht, ob gezieltes Name‐
Dropping mit den Namen zweier prominenter Personen aus dem sozialen Bereich dazu füh‐
ren kann, dass die Eigenschaften sozial und hilfsbereit auf einen neutralen Sprecher, der sie erwähnt, übertragen werden (Spontaneous Trait Transference). Mehrere Pretests dienten einerseits dazu, den Bekanntheitsgrad der zwei prominenten Per‐
sonen „Lotti Latrous“ und „Pfarrer Sieber“ in Erfahrung zu bringen, andererseits dazu, die Persönlichkeitseigenschaften offen zu legen, die mit diesen zwei Prominenten in Verbindung gebracht werden (Spontaneous Trait Inference). In der Schweiz und speziell im Großraum Zürich sind sie bekannt für ihr soziales Engagement. Im Haupttest wurde mittels eines auf Tonband aufgenommenen Interviews untersucht, ob Versuchspersonen den interviewten Sprecher der Tonaufnahme als sozialer und hilfsbereiter wahrnehmen, wenn dieser Name‐Dropping praktiziert, als wenn er kein Name‐Dropping praktiziert. Für die Eigenschaft sozial konnten wir den Pro‐
zess der Transference mittels Name‐Dropping nachweisen, sowohl in der Bedingung, wo Lotti Latrous erwähnt wurde, als auch in derjenigen, wo Pfarrer Sieber erwähnt wurde. Für die et‐
was allgemeinere Eigenschaft hilfsbereit konn‐
ten wir den Nachweis nur für die „Lotti Latrous“‐Bedingung erbringen. Stichworte: Name‐Dropping, Spontaneous Trait Inference, Spontaneous Trait Transference, Stereo‐
types Reziprozität und Intergruppenhelfen: Wann reagieren Hilfeempfänger positiv auf Reziprozitätsforderungen und wann negativ? Birte Siem Friedrich‐Schiller‐Universität Jena, Deutschland Vortrag – Arbeitsgruppe Zahlreiche Forschungsarbeiten zu Helfen in interpersonalen Kontexten dokumentieren, dass das Empfangen von Hilfe nicht nur positi‐
ve, sondern auch negative Reaktionen seitens des Hilfeempfängers hervorrufen kann (z. B. negative Emotionen, Abwertung des Helfers). 12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 – Université du Luxembourg Abstracts 104 Erst in jüngerer Zeit wird auch aus einer Grup‐
penperspektive untersucht, welche Faktoren die Reaktionen von Hilfeempfängern auf ange‐
botene bzw. erhaltene Hilfe beeinflussen. An‐
knüpfend an ein Modell zu Intergruppenhelfen von Nadler und Kollegen (Nadler, 2002; Nadler & Halabi, 2006) wird in dem vorliegenden Bei‐
trag untersucht, welchen Effekt Reziprozitäts‐
forderungen der (status‐hohen) „Helfergrup‐
pe“ auf die Reaktionen von Mitgliedern der (status‐niedrigen) „Empfängergruppe“ in Hilfe‐
situationen haben (z. B. affektive Reaktionen, Evaluation der Helfergruppe). Es wird im Sinne der Theorie der Sozialen Identität angenom‐
men, dass die Forderung einer Gegenleistung durch Mitglieder der status‐hohen Gruppe un‐
terschiedliche Reaktionen seitens der Mitglie‐
der der status‐niedrigen Gruppen bedingt, je nachdem, als wie stabil und legitim die Status‐
beziehungen zwischen den Gruppen wahrge‐
nommen werden. Im Einklang mit dieser Annahme zeigen die Ergebnisse laborexperimenteller Studien, dass Mitglieder der status‐niedrigen Empfänger‐
gruppe – sofern sie die Statusbeziehungen als illegitim und instabil wahrnahmen – positiver auf die Hilfesituation reagierten, wenn die sta‐
tus‐hohe Gruppe für ihre Hilfe eine Gegenleis‐
tung erwartete, als wenn diese nichts im Ge‐
genzug verlangte. Wurden die Statusbeziehun‐
gen hingegen als legitim und stabil wahrge‐
nommen, konnte erwartungsgemäß ein gegen‐
teiliges Effektmuster beobachtet werden. Dar‐
über hinaus liefern die Studien Hinweise auf die mediierenden Prozesse, die dem differen‐
tiellen Effekt der Reziprozitätsforderungen auf die Reaktionen der Mitglieder der Empfänger‐
gruppe zugrunde liegen können (z. B. die wahrgenommene Fairness der Reziprozitäts‐
forderung). Implikationen dieser Ergebnisse für die Entwicklung von wechselseitigen Koopera‐
tionsbeziehungen zwischen Gruppen werden diskutiert. Stichworte: Intergruppenhelfen, Hilfeempfänger, Reziprozität, Legitimität und Stabilität der Statusbe‐
ziehung „Reaktanz durch die Augen des Betrach‐
ters“ – Stellvertretende Reaktanz und die Rolle des Selbstkonzeptes Sandra Sittenthaler1, Eva Jonas1, Eva Traut‐
Mattausch2
1
Paris‐Lodron‐Universität Salzburg, Österreich; 2Lud‐
wig‐Maximilians‐Universität München, Deutschland Vortrag – Symposium Die Theorie der „psychologischen Reak‐
tanz“ postuliert, dass Personen nach der Be‐
drohung oder Einschränkung einer bestimmten Handlungsfreiheit motiviert sind diese Freiheit wiederherzustellen. Bisher ist noch nicht ge‐
klärt, in welchem Umfang Menschen „stellver‐
tretende Reaktanz“ zeigen, wenn sie Zeuge der Einengung der Freiheit einer anderen Person werden. Wir vermuten, dass das „Selbstkon‐
zept“ in diesem Kontext eine bedeutende Rolle spielt. Stellvertretende Reaktanz sollte daher für Menschen mit einem eher interdependen‐
ten Selbstkonzept weitaus wichtiger sein als für Menschen mit einem eher independenten Selbstkonzept. Menschen mit einem eher in‐
terdependenten Selbstkonzept im Gegensatz zu Menschen mit einem eher independenten Selbstkonzept legen größeren Wert auf Har‐
monie und Gruppenzusammengehörigkeit und sollten daher stärker reagieren, wenn Mitglie‐
der der eigenen Gruppe in ihrer Freiheit einge‐
schränkt werden. In unseren Studien konnte stellvertretende Reaktanz konsistent über alle Studien hinweg nachgewiesen werden. Wie angenommen, fungierte das Selbstkonzept als ein wichtiger Moderator. In Studie 1 (N = 210) wurde in einem Wohnungssuche‐Szenario Freiheit für den/die Versuchsteilnehmer/in selbst vs. stellvertretend für den besten Freund eingeschränkt. In Studie 2 (N = 159) mussten sich religiöse Westeuropäer/innen und rus‐
sisch‐orthodoxe Versuchsteilnehmer/innen in folgende Situation hineinversetzen: Entweder sie selbst oder ein Mitglied ihrer In‐ oder Outgroup wurden nach einem Unfall durch die Polizei in ihrer/seiner Freiheit eingeschränkt. Beide Studien zeigten, dass Menschen mit ei‐
nem eher interdependenten Selbstkonzept stellvertretend bzw. stellvertretend für die Ingroup stärker reagierten als Menschen mit einem eher independenten Selbstkonzept. In einer Vignette in Studie 3 (N = 140) durfte eine muslimische Frau aufgrund ihres Kopftuches nicht in einer Firma arbeiten und wurde somit in ihrer Freiheit eingeschränkt. Die Ergebnisse zeigten, dass muslimische Versuchsteilneh‐
mer/innen (kollektivistischer kultureller Hin‐
tergrund), die ein eher interdependenteres 12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 – Université du Luxembourg Abstracts 105
Selbstkonzept besaßen, wie erwartet, stellver‐
tretend höhere Reaktanz aufwiesen als nicht‐
muslimische Versuchsteilnehmer/innen. Somit konnten wir die Unterschiede im Selbstkonzept mit Unterschieden in der Kultur in Zusammen‐
hang bringen. Stichworte: Handlungsvorhersage, Simulation, Se‐
mantisches Priming Stichworte: Stellvertretende Reaktanz, Selbstkon‐
zept, Kultur Frithjof Staude‐Müller, Lars Riesner Christian‐Albrechts‐Universität zu Kiel, Deutschland Videospielgewalt und ihr Einfluss auf die soziale Informationsverarbeitung Vortrag – Symposium Die Vorhersage von Handlungen anderer: Semantische und zeitliche Aspekte der mentalen Handlungssimulation Anne Springer, Wolfgang Prinz Max‐Planck‐Institut für Kognitions‐ und Neurowis‐
senschaften, Leipzig, Deutschland Vortrag – Arbeitsgruppe Die interne Simulation von beobachteten Handlungen ermöglicht uns, die Handlungsab‐
läufe anderer Personen zu verstehen und vor‐
herzusagen. In welchem Repräsentationsmedi‐
um Handlungssimulation jedoch erfolgt, ist bislang offen. Ziel unserer Experimente war es zu prüfen, inwieweit Handlungssimulation auf semantischen Repräsentationen basiert. Im Anschluss an ein Priming von a) handlungs‐
bezogenen vs. nicht‐handlungsbezogenen Wor‐
ten und b) statischen vs. dynamischen Verben präsentierten wir unseren Probanden kurzfris‐
tig verdeckte Handlungen einer Lichtpunktfigur, wobei die räumliche Korrektheit der Bewe‐
gungsfortführung nach der Verdeckung beur‐
teilt werden sollte. Die Simulationsleistung wurde nach beiden Arten von semantischem Priming gemessen (Experimente 1,2) sowie bei gleichzeitiger Bearbeitung einer semantischen Aufgabe (Experiment 3). Die Ergebnisse zeigen höhere Simulationsleis‐
tung bei zeitlicher Konsistenz zwischen Verdek‐
kungsdauer und Bewegungsfortführung. Dies stützt die Annahme, dass verdeckte Bewegun‐
gen in Echtzeit simuliert werden. Darüber hin‐
aus zeigte sich gemäß unserer Erwartung, dass Handlungsverben die Effizienz der visuellen Simulation beeinflussen. Dies scheint nicht nur auf dem generellen Handlungsbezug der Worte zu basieren, sondern spezifisch auf ihrer dyna‐
mischen Qualität. Die Befunde sprechen für unsere Idee, dass die mentale Simulation von beobachteten Handlungen sprachliche Reprä‐
sentationen anspricht, welche insbesondere den Zeitablauf der Simulation modulieren kön‐
nen. In einem Experiment wurde die Frage unter‐
sucht, ob der Konsum von Videospielgewalt zu Verzerrungen bei der Verarbeitung sozialer Informationen führt. Dazu wurden mit Hilfe von Programmmodifikationen zwei verschie‐
dene Versionen desselben Ego‐Shooters (Un‐
real Tournament 2004) generiert, die sich nur hinsichtlich des Gewaltgehaltes unterschieden. 125 junge Männer, die in Berufsschulen oder sozialen Einrichtungen (z. B. Jugendaufbauwerk) rekrutiert worden waren, spielten eine der beiden Versionen. Anschließend wurden Auf‐
gaben zu verschiedenen Stufen der sozialen Informationsverarbeitung bearbeitet (Lexikali‐
sche Entscheidungsaufgabe, Kategorisierung von aggressiv/freundlich/ambivalenten Gesich‐
tern, Competetive Reaction Time Task). Außer‐
dem wurden in einem Fragebogen Trait‐
Aggressivität und Videospielkonsumgewohn‐
heiten erhoben. Videospielgewalt bewirkte sowohl einen Ver‐
arbeitungsvorteil aggressiver, sozialer Reize als auch eine Steigerung aggressiven Verhaltens. Insbesondere zeigte sich aber, dass es maßgeb‐
lich von der Spielerfahrung der Versuchsperso‐
nen abhing, ob diese Effekte eintraten. Interak‐
tionen zwischen Aggressivität und dem Aus‐
maß an Gewalt im Spiel traten nicht auf. Stichworte: Aggression, Mediengewalt, soziale In‐
formationsverarbeitung, Mods Erschöpft und schwach in Entscheidungen – Die Folgen von Machtlosigkeitsgefühlen Anna Steidle, Lioba Werth Technische Universität Chemnitz, Deutschland Vortrag – Arbeitsgruppe Mächtige Personen treffen bessere Entschei‐
dungen und zeigen mehr zielgerichtetes Ver‐
halten als machtlose Personen (z. B. Guinote, 2007; Smith, Dijksterhuis, & Wigboldus, 2008). Bisherige Erklärung für diese Befunde sind vor allem kognitiver Art z. B. selektive Aufmerk‐
12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 – Université du Luxembourg Abstracts 106 samkeit (Guinote, 2007) oder ein abstrakter Denkstil (Smith & Trope, 2006). Die affektiv‐
motivationale Komponente der Macht‐ bzw. Machtlosigkeitsempfindung als weiterer Erklä‐
rungsansatz wurden in diesem Zusammenhang bisher vernachlässigt. Dabei spielen affektiv‐
motivationale Zustände durchaus eine Rolle für die exekutiven Funktionen. Nimmt eine Person eine Situation bspw. als persönlich bedrohlich war, so verschlechtert dies die Selbstkontroll‐
fähigkeit (z. B. Gaillot, Schmeichel & Baumeis‐
ter, 2006). Im vorliegenden Beitrag gehen wir davon aus, dass das Empfinden von Macht‐
losigkeit die exekutiven Funktionen wie Selbst‐
kontrolle und Entscheidungsfindung ver‐
schlechtert. Dazu wurden in zwei Studien die Effekte unterschiedlicher Machtprimings mit‐
einander verglichen. In Studie 1 verfügten Per‐
sonen, die sich zuvor an eine Situation persön‐
licher Machtlosigkeit erinnert hatten, über eine geringere Schmerztoleranz als Personen, die an eine neutrale oder an eine Machtsituation ge‐
dacht hatten. Nach dem gleichen Priming wa‐
ren machtlose Personen – im Gegensatz zu mächtigen Personen und der KG – nicht mehr in der Lage, zwischen geeigneten und ungeeig‐
neten Strategien zur Lösung eines Problems zu unterscheiden, (Studie 2). Das konzeptuelle Priming von Machtlosigkeit über eine Wort‐
suchaufgabe hatte in beiden Studien keinen Einfluss auf die Leistung. Kurzum, das Empfin‐
den von Machtlosigkeit beeinträchtigt die exe‐
kutiven Funktionen, die reine Aktivierung des Konzepts Machtlosigkeit dagegen nicht. Impli‐
kationen für die weitere Machtforschung und für die Praxis werden diskutiert. Stichworte: Macht, Selbstregulation, Entscheidungs‐
prozesse, exekutive Funktionen Informationssuche unter fairen und unfairen Bedingungen Bernhard Streicher1, Eva Jonas2, Claudia Peus1
1
Ludwig‐Maximilians‐Universität München, Deutsch‐
land; 2Universität Salzburg, Österreich das Ausmaß fairer Bedingungen Menschen als zentrale Informationsquelle dafür, ob sie Auto‐
ritäten vertrauen können. Daher sollten für Menschen Informationen über die Fairness einer Autorität hohe Relevanz haben. Erstaun‐
licherweise gibt es aber bisher kaum Forschung darüber, wie Menschen Informationen suchen, um die Fairness des Verhaltens einer Autorität einzuschätzen. In unserer Forschung gehen wir der Frage nach, ob sich die Informationssuche unter fairen vs. unfairen Bedingungen bezüg‐
lich der Menge und Konsistenz gesuchter In‐
formationen unterscheidet und durch welche psychologischen Mechanismen etwaige Effekte vermittelt werden. In Studie 1 lasen die Ver‐
suchspersonen zunächst ein Bewerbungsszena‐
rio, in dem sie vom Stipendiumsausschuss ei‐
ner Stiftung entweder fair oder unfair behan‐
delt wurden. Anschließend sollten die Ver‐
suchsteilnehmer aus 12 schlagzeilenähnlichen Zusatzinformationen (6 fair, 6 unfair) zur Stif‐
tung bzw. dem Bewerbungsverfahren diejeni‐
gen auswählen, zu denen sie detaillierte Infor‐
mationen erhalten wollten. Die Ergebnisse zeigten, dass faire Bedingungen zu einer um‐
fangreicheren (mehr Informationen) und einer inkonsistenteren Informationssuche (negativer Informationsbias) führten als unfaire Bedin‐
gungen. In Studie 2 führten die Versuchsteil‐
nehmer eine Informationssuche nach Betrach‐
tung eines Videos (fairer vs. unfairer Personal‐
chef) durch. Dabei konnten die Ergebnisse von Studie 1 repliziert werden. Zusätzlich zeigte sich, dass die Versuchsteilnehmer in der fairen Bedingung Zusatzinformationen wählten, um mehr über die tatsächliche Vertrauenswürdig‐
keit der Autorität zu erfahren. In der unfairen Bedingung dagegen dienten die gewählten Informationen der Bestätigung des ersten Ein‐
drucks (d. h. unfaire Autorität). In Studie 3 zeig‐
te sich, dass die berichteten Unterschiede in der Informationssuche (Studien 1 & 2) ver‐
schwinden, wenn die präsentierten Zusatzin‐
formationen nicht mehr eindeutig als fair oder unfair identifiziert werden konnten. Stichworte: Fairness, Informationssuche Vortrag – Arbeitsgruppe Die Fairnessforschung konnte nachhaltig zeigen, dass Menschen positiv auf faire Bedingungen reagieren, während sie unfaire Bedingungen ablehnen. Fairness ist für Menschen insbeson‐
dere in Situationen wichtig, in denen sie keine unmittelbare Entscheidungsgewalt besitzen. Dies trifft beispielsweise auf den Umgang mit Autoritäten zu. Nach der Fairnessheuristik‐
theorie (Lind, 2001; Van den Bos, 2001) dient 12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 – Université du Luxembourg Abstracts 107
This group is not my home: Adaptive responses to diverging vs. corresponding individual and group goals T Allein unter Frauen – Das Image eines Grundschullehrers. Eine geschlechtsspezifi‐
sche Analyse des Ansehens von Grundschul‐
lehrerinnen und Grundschullehrern in der Öffentlichkeit Tobias Talrisch, Petia Genkova Universität Passau, Deutschland Poster In dieser Untersuchung wurde das Image des Grundschullehrers dargestellt. Es stellt einen Ist‐Zustand dar, wie er momentan in der Be‐
völkerung wahrgenommen wird. Zum Vergleich könnten weitere Studien auf den Ergebnissen des Ist‐Zustandes aufbauend versuchen, den idealen Grundschullehrer zu bestimmen. Wie soll ein guter Grundschullehrer sein? Der kon‐
zipierte Soll‐Zustand könnte analysiert und auf seine Akzeptanz in der Bevölkerung untersucht werden. Diese Studie untersucht die ge‐
schlechtsspezifischen Unterschiede in Bezug auf das Image von Grundschullehrern. Die Er‐
gebnisse der Hypothesenprüfung decken – im Vergleich zu den weiblichen Kolleginnen – ein schlechtes Bild für den Grundschullehrer auf: In den meisten Fällen, in dem Unterschiede nach‐
gewiesen werden können, sind für den Grund‐
schullehrer die schlechteren Ergebnisse zu ver‐
zeichnen. Dieser Effekt könnte nicht nur auf die Unterschiede zwischen Lehrer und Lehrerin, sondern allgemein auf die Unterscheidung von Männern und Frauen zurückzuführen sein. Da sich gezeigt hat, dass Männer zwar von Lehrern und Frauen in der Grundschule gewünscht werden, Männer aber skeptisch sind, wäre zu erforschen, aus welchen Gründen Vorbehalte gegen eine höhere Männerquote bestehen. Ein Grund dafür könnte sein, dass die männlichen Lehrer nicht dem Idealbild eines guten Grund‐
schullehrers ähneln. Stichworte: Geschlechstunterschiede, Gender Mainstream, Schule, Image Susanne Täuber1, Amélie Mummendey1, Rupert Brown2
1
Friedrich‐Schiller Universität Jena, Deutschland; 2
University of Sussex, Vereinigtes Königreich Vortrag – Arbeitsgruppe The present research demonstrated that group members adaptively respond to divergence vs. correspondence of their own goals and the group’s goals. It was argued that detecting and correctly reacting to such (mis‐)matches like‐
wise benefits individuals and groups. Three studies tested the prediction that, relative to goal‐correspondence, goal‐divergence is asso‐
ciated with greater intentions to leave the group. In line with expectations, goal‐
divergence related to greater willingness to leave the group, to withdraw from the group, and to less satisfaction with group membership than goal‐correspondence. These findings indi‐
cate that a discrepancy‐enlarging feedback loop monitors group members’ reactions to mismatches between themselves and the group. Consistent with suggestions by Carver and Scheier (1998), Study 3 demonstrated that the discrepancy‐enlarging feedback loop ulti‐
mately feeds into a discrepancy‐reducing feed‐
back loop. Particularly, the effect of goal‐
divergence on willingness to reengage with other groups (representing a discrepancy‐
reducing loop) was mediated by the motivation to distance from the group (representing a discrepancy‐enlarging loop). Findings indicate that a sequence of impaired evaluations of the group’s functionality and the motivation to increase the distance between the self and the group are underlying the effect of goal‐
divergence on group members’ willingness to give up group membership. Also consistent across studies, an alternative explanation for the findings based on social identity theory was disproved. Findings are discussed in the light of adaptive self‐ and social‐regulation, evolution‐
ary psychology and distinct functions of groups. Stichworte: divergence of individual and group goals, self‐ and social‐regulation, disidentifcation, group functionality 12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 – Université du Luxembourg Abstracts 108 Aggressiv, aber erfolgreich? Die impliziten Persönlichkeitsanteile der Aggressivität im Sport Thomas Teubel1, Jens B. Asendorpf2, Rainer Banse3, Konrad Schnabel2
1
Universität Leipzig, Deutschland; 2Humboldt‐
Universität zu Berlin, Deutschland; 3Rheinische Fried‐
rich‐Wilhelms‐Universität Bonn, Deutschland Vortrag – Symposium Forschungsanstrengungen der Soziale Kogniti‐
onsforschung haben insbesondere in den letz‐
ten 10 Jahren gezeigt, dass die Verhaltensvor‐
hersage durch die Anwendung indirekter Messverfahren verbessert werden kann. Indi‐
rekte Verfahren sind weniger von Antwortver‐
zerrungen beeinflusst und können Anteile der Persönlichkeit erfassen, die der Introspektion weniger gut zugänglich sind. Darüber hinaus eignen sich indirekte Verfahren besonders gut bei der Vorhersage von spontanen und auto‐
matisierten Verhaltensweisen. Der prominen‐
teste Vertreter indirekter Messverfahren ist der Implizite Assoziationstest (IAT). Im Sport sind viele Verhaltensweisen hoch au‐
tomatisiert und eher spontan als wohl überlegt. Daher sollten indirekte Messverfahren zur Vorhersage sportlicher Leistungen besonders gut geeignet sein. Die vorliegende Arbeit greift das Konzept der Aggressivität mit dem IAT auf. 54 männliche Basketballspieler der Regionalliga Nord schätzten ihre Spielweise ein, bearbeite‐
ten einen Aggressivitäts‐IAT und den Buss & Perry Aggressivitätsfragebogen. Diese Auskünf‐
te wurden mit Hilfe einer hierarchischen Reg‐
ressionsanalyse zur Vorhersage von Spielleis‐
tungen und Trainereinschätzungen zur Spielfä‐
higkeit‐ und Spielweise verwendet. Der IAT demonstriert inkrementelle Validität bei der Vorhersage von Leistungsvariablen wie Spielzeit und den Trainereinschätzungen zur Spielfähigkeit und Spielweise. Der Fragebogen führte in keinem Fall zur signifikanten Varianz‐
aufklärung der Zielgrößen. Die Vorhersage der Fouls gelang mit keinem der beiden Aggressivi‐
täts‐Maße. Im Kontext des Sportes scheint das implizite Selbstkonzept der Aggressivität zielführend zu sein und zur besseren Performanz auf dem Spielfeld zu führen. Die Ergebnisse werden vor dem Hintergrund der verschiedenen Definitio‐
nen und Operationalisierungen von Aggressivi‐
tät im Sport kritisch diskutiert. Die Ergebnisse implizieren eine breitere Anwendung des IATs zum Verständnis sportlicher Leistung. Stichworte: Aggressivität, sportliche Leistung, impli‐
zites Selbstkonzept, IAT, Basketball Der Einfluss von Rumination im Zusammen‐
hang mit Ungerechtigkeitssensibilität auf Prozesse der Informationsverarbeitung Nadine Thomas, Anna Baumert, Manfred Schmitt Universität Koblenz‐Landau, Deutschland Vortrag – Symposium Menschen unterscheiden sich in ihrer Sensibili‐
tät für Ungerechtigkeit. Es wird angenommen, dass diese Unterschiede im Erleben und Ver‐
halten auf der differenzierten Ausprägung des Gerechtigkeitsmotivs beruhen. Eine der kogni‐
tiven Konsequenzen des Gerechtigkeitsmotivs stellt die mentale Intrusivität von Ungerechtig‐
keitserlebnissen dar. Je ausgeprägter das Ge‐
rechtigkeitsmotiv ist, umso stärker ist die Ru‐
mination über (un)gerechtigkeitsbezogene In‐
formationen und Situationen, so die Annahme. Prozesse der Informationsverarbeitung betref‐
fend lässt sich erwarten, dass die Rumination zum einen bei der Enkodierung von Informati‐
onen von Bedeutung ist, zum anderen aber auch für die Erinnerungsleistung eine Rolle spielt. Es ist davon auszugehen, dass ein akti‐
viertes Gerechtigkeitsmotiv, über die Rumina‐
tion, die Dauer der Informationsaufnahme be‐
einflusst, d. h. zu einer längeren Auseinander‐
setzung mit (un)gerechtigkeitsbezogenen In‐
formationen motiviert. Ebenso sollte die Rumi‐
nation über Informationen mit (un)gerechtig‐
keitsrelevanten Inhalten zu einer Konsolidie‐
rung der Gedächtnisinhalte führen. Folglich sollten sich hoch ungerechtigkeitssensible Per‐
sonen durch eine längere Dauer der Informati‐
onsaufnahme und eine bessere Gedächtnisleis‐
tung bei (un)gerechtigkeitsrelevanten Informa‐
tionen kennzeichnen lassen. Die Annahmen wurden in zwei Studien überprüft. Bei Studie I lag der Fokus auf der Dauer der Informationsaufnahme bei neutralem, gerech‐
tem und ungerechtem Textmaterial. Wie er‐
wartet zeigte sich ein positiver Zusammenhang zwischen Ungerechtigkeitssensibilität und der Dauer der Informationsaufnahme, der bei un‐
gerechtem Textinhalt am größten und bei neutralem Stimulus nicht festzustellen war. In Studie II wurde die Erinnerungsleistung von Probanden bezüglich ungerechtigkeitsbezoge‐
ner Informationen (im Vergleich zu neutralen Informationen) gemessen, wobei nur eine von zwei Gruppen die Möglichkeit bekam, zwischen 12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 – Université du Luxembourg Abstracts der Informationsaufnahme und ihrem Abruf zu ruminieren. Die Dauer der Informationsauf‐
nahme wurde konstant gehalten und weitere Einflussgrößen (z. B. Interesse, Wichtigkeit) kontrolliert. Die Ergebnisse dieser Studie zei‐
gen, dass hoch Ungerechtigkeitssensible bei der Möglichkeit zur Rumination eine bessere Gedächtnisleistung für ungerechte Informatio‐
nen aufweisen als hoch Ungerechtigkeitssen‐
sible, die an der Rumination gehindert werden. Bei gering Ungerechtigkeitssensiblen zeigt sich der gegenteilige Effekt. Hier weisen die Perso‐
nen, die keine Möglichkeit zur Rumination ha‐
ben, bessere Gedächtnisleistungen auf. Stichworte: Ungerechtigkeitssensibilität, Informati‐
onsverarbeitung, Rumination Der Körper als die Residenz impliziten Wissens Sascha Topolinski, Fritz Strack Julius‐Maximilians‐Universität Würzburg, Deutsch‐
land Vortrag – Symposium Ein Embodiment‐Ansatz für implizites Wissen wird vorgeschlagen und gestestet. Wir argu‐
mentieren, dass implizites Wissen (z. B. Präfe‐
renz für wiederholte Stimuli ohne bewusste Erinnerung an frühere Darbietungen dieser Stimuli) über einen Stimulus konstituiert wird aus verdeckten Simulationen der mit diesem Stimulus assoziierten sensomotorischen Reak‐
tionen (z. B. Simulation des Aussprechens bei der Darbietung eines Wortes; Simulation des Summens bei der Darbietung einer Melodie), die bei wiederholter Darbietung effizienter und flüssiger ablaufen, was einen positiven Affekt und somit Präferenz für sich wiederholende Stimuli verursacht. Orale, aber nicht manuelle Motoraufgaben blockierten Mere‐Exposure Effekte (MEE) für Wörter (Experimente 1‐2). Eine orale Motoraufgabe blockierte MEE für Wörter, aber nicht für Melodien; während eine verbale Motoraufgabe MEE für Melodien blo‐
ckierte, aber nicht für Wörter (Experiment 3). Orale Motoraufgaben blockierten mit Wieder‐
holung steigende Gefühle der Berühmtheit und Bekanntheit von Nonsense‐Namen (Experi‐
mente 4‐6). Der Erwerb impliziten Wissens über Nonsensewörter (Präferenz und Ver‐
trautheit bei wiederholten Stimuli), aber nicht explizites Wissen (bewusstes Wiedererkennen) wurde von einer oralen Motoraufgabe verhin‐
dert (Experiment 7), was einer unorthodoxen Dissoziation zwischen implizitem und explizi‐
109
tem Wissen entspricht, die bisher nicht bei neurologisch und psychiatrisch gesunden Pro‐
banden beobachtet wurde. Die Befundlage legt nahe, dass der Körper und die Effizienz seiner stimulus‐spezifischen, sensomotorischen Simu‐
lationen der tatsächliche Sitz impliziten Wis‐
sens ist. Stichworte: embodiment, implizites Gedächtnis, mere exposure Does my laptop make me popular? Educa‐
tional, psychological and cultural effects of OLPC among Ethiopian children K. Annika Tovote, Nina Hansen, Tom Postmes, Annemarie Bos Universität Groningen, Niederlande Poster Currently, 5000 Ethiopian children are receiv‐
ing a laptop within the “one laptop per child” (OLPC) initiative; the first large deployment of its kind in Africa. The overarching ambition of OLPC is to improve children’s educational pros‐
pects. In addition, we believe OLPC is likely to bring pervasive social change. Therefore, we focus at the “unintended” outcomes: changes over time in self‐concept, social networks, and cultural values. Previous research has shown that a laptop increases children’s popularity. We predicted that this increased social status will impact not only on how the children inter‐
act with each other but also on the laptop us‐
age. Data from the first two waves of an ongo‐
ing longitudinal study in which we are tracking development of more than 1000 students with laptops, compared with a no‐laptop control group, will be presented. Results are discussed with respect to the ideals of the OLPC initiative and the unanticipated social consequences. Stichworte: Sozialer Wandel, Kinder, Selbstkonzept, soziale Netzwerke, Kultur 12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 – Université du Luxembourg Abstracts 110 Welche Freiheitseinschränkungen führen zu reaktantem Verhalten? – Selbstkonzept im Fokus Eva Traut‐Mattausch1, Eva Jonas2, Verena Graup‐
mann2, Veronika Job3, Dieter Frey1
1
Ludwig‐Maximilians‐Universität München, Deutsch‐
land; 2Universität Salzburg, Österreich; 3Stanford University, USA Vortrag – Symposium Die Theorie der psychologischen Reaktanz pos‐
tuliert, dass Personen nach der Bedrohung oder Einschränkung von Handlungsfreiheiten motiviert sind, den ursprünglichen Zustand der Freiheit wiederherzustellen. Hierbei wird an‐
genommen, dass die Einschränkung der Hand‐
lungsfreiheit in der Person eine motivationale Erregung hervorruft, die als psychologische Reaktanz bezeichnet wird. Das Ausmaß an emotionaler Erregung bzw. die Stärke der Reaktanz ist abhängig vom Umfang des Frei‐
heitsverlustes und der Stärke sowie der Wich‐
tigkeit der eingeengten Freiheit. Bisher wurde das Konzept der Freiheit innerhalb der Reak‐
tanztheorie wenig spezifiziert, was uns veran‐
lasste, folgende Fragestellungen zu untersu‐
chen: Welche Art von Freiheitseinschränkun‐
gen führt zu reaktantem Verhalten? Und durch welchen vermittelnden Prozess können diese Reaktanzeffekte erklärt werden? Wir gehen davon aus, dass Freiheitseinschränkungen das Selbstkonzept bedrohen, da sie implizieren, dass eine Person möglicherweise kein selbst‐, sondern ein fremdbestimmtes Wesen ist. Durch Reaktanzreaktionen demonstrieren Menschen, dass sie Freiheit besitzen und wer‐
ten auf diese Weise ihr bedrohtes Selbst wie‐
der auf. Aufbauend auf dieser Überlegung pos‐
tulieren wir, dass die Integration des Selbst‐
konzeptes in die Reaktanztheorie zur Verdeut‐
lichung der in der Theorie postulierten Prozes‐
se dient und gerade beim Verständnis, welche Art von Freiheitseinschränkungen Reaktanz‐
Effekte hervorruft, hilfreich ist. Unsere An‐
nahme ist hierbei, dass sobald für die Person bedeutsame bzw. relevante Anteile des Selbst‐
konzeptes durch eine Freiheitseinschränkung bedroht werden, reaktantes Verhalten auftritt. Werden hingegen irrelevante Anteile des Selbstkonzeptes eingeschränkt, sollten keine Reaktanz‐Effekte zu beobachten sein. Unsere Annahme haben wir in drei unterschiedlichen Kontexten (explizite Motive, interkulturellspe‐
zifische Selbstkonzeptanteile und geschlechter‐
spezifische Selbstkonzeptanteile) überprüft. Hierbei konnten wir jeweils zeigen, dass vor allem dann reaktantes Verhalten zu beobach‐
ten war, wenn die Freiheitseinschränkung rele‐
vante Anteile des Selbst umfasst. Dies ist z. B. bei Frauen im Vergleich zu Männern dann der Fall, wenn durch eine Freiheitseinschränkung ihr relationales Selbstkonzept bedroht wird und bei Männern im Vergleich zu Frauen, wenn ihr kollektives Selbstkonzept eingeschränkt wird. Theoretische und praktische Implikatio‐
nen werden im Vortrag diskutiert. Stichworte: Reaktanz, Selbstkonzept, Freiheitsein‐
schränkung, explizite Motive Der „saure Trauben“‐Effekt: Wie Deprivati‐
onsdauer und fehlende Nahrungsverfügbar‐
keit implizite bedürfnisrelevante Liking‐ und Wanting‐Assoziationen dissoziieren lassen. Philippe Türk Pereira1, Roland Deutsch1, Beate Seibt2, 3
Michael Häfner
1
Julius‐Maximilians‐Universität Würzburg, Deutsch‐
land; 2ISCTE Lisbon, Portugal; 3Universiteit Utrecht, Niederlande Poster Im scheinbaren Widerspruch zu bisherigen An‐
nahmen, dass Nahrungsdeprivation sowohl die positive Valenz (Liking) als auch die Verhal‐
tensbereitschaft zur Annäherung (Wanting) von bedürfnisrelevanten Reizen unmittelbar erhöht, belegen die vorliegenden Befunde, dass hungrige Probanden im ST‐IAT zwar stär‐
kere unmittelbare annäherungsbezogene Re‐
aktionen auf bedürfnisrelevante Reize zeigen, diese Reize aber erstaunlicherweise auch im‐
plizit negativer bewerten (Wanting‐Liking‐
Dissoziation) als satte Probanden. Dabei konn‐
ten sowohl die Dauer der Nahrungsdeprivation als auch die unmittelbare Verfügbarkeit von Nahrung als ursächliche Einflussfaktoren einer solchen Dissoziation identifiziert werden. Die Ergebnisse sprechen demnach dafür, dass es nur innerhalb der ersten Stunden ohne Nah‐
rungsaufnahme zu einer Positivierung der im‐
pliziten Valenz nahrungsbezogener Reize kommt. Zunehmende Deprivationsdauer und fehlende unmittelbare Verfügbarkeit von Nah‐
rung lassen die Probanden dieselben Stimuli jedoch negativer bewerten: Trauben, die – trotz großen Hungers – unerreichbar sind, werden offenbar automatisch als „sauer“ deva‐
luiert. Unterschiedliche Erklärungsansätze für diesen Effekt wie z. B. „frustrative nonre‐
ward“ werden diskutiert. Stichworte: Liking vs. Wanting, ST‐IAT, Nahrungsde‐
privation
12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 – Université du Luxembourg Abstracts 111
U Auf theoretischer Ebene stützen die Ergebnisse somit die Annahme, dass auch das kommunale Selbstkonzept situativ variabel ist. Die situative Variabilität des agentischen und kommunalen Selbstkonzepts Stichworte: Agency, Communion, Selbstkonzept Mirjam Uchronski Universität Erlangen‐Nürnberg, Deutschland Vortrag – Symposium Es besteht breiter Konsens in der psychologi‐
schen Forschung zur sozialen Eindrucksbildung hinsichtlich zweier Basisdimensionen, die der Beurteilung sozialer Objekte zugrunde liegen, unabhängig davon, ob es sich hierbei um ande‐
re Personen, Gruppen von Personen, oder die eigene Person handelt. Nach Bakan (1966) können diese als „agency“ (competence) und „communion“ (warmth) bezeichnet werden. Die vorliegende Experimentalreihe beschäftigt sich mit den beiden fundamentalen Dimensio‐
nen im Rahmen der Selbstwahrnehmung. Intraindividuelle Unterschiede in der Selbstzu‐
schreibung agentischer/kommunaler Eigen‐
schaften können durch die unterschiedliche situative Zugänglichkeit dieser Selbstaspekte (Hannover, 1997) erklärt werden. Während die situative Variabilität von „agency“ bereits nachgewiesen wurde, wird hier über Studien berichtet, welche die situative Variabilität des kommunalen Selbstkonzepts näher untersuch‐
ten. Speziell wurde geprüft, ob sich bei Personen, die – experimentell induziert – kommunale Verhaltensweisen zeigen, die Zugänglichkeit des kommunalen Selbstwissens automatisch erhöht und ob sich diese Personen anschlie‐
ßend auch explizit vermehrt kommunale Eigen‐
schaften zuschreiben. Des Weiteren sollte ge‐
klärt werden, ob sich entsprechende Zusam‐
menhänge für Frauen und Männer in gleicher Weise ergeben. Hierzu sahen die Versuchspersonen ein kurzes Vorstellungsvideo einer Studentin und sollten darauf entweder kommunal‐empathisch oder objektiv reagieren. Zur Erfassung des Selbst‐
konzeptes kamen sowohl Adjektivlisten und offene Selbstbeschreibungen als auch Reakti‐
onszeitmessungen zum Einsatz. Sowohl mittels eines Messwiederholungsdesigns (Studie 1) als auch im Gruppenvergleich (Studie 2) ließ sich zeigen, dass durch das spezifische Verhalten die Zugänglichkeit des kommunalen Selbstwis‐
sens bei Männern und Frauen beeinflusst wur‐
de. Die Art der Messinstrumente spielte dabei eine entscheidende Rolle. Beeinflussbarkeit unter Ego‐Depletion – Mediatoren und Moderatoren Alexander Unger University of Applied Sciences Ludwigshafen, Deutschland Vortrag – Symposium Die Ego‐Depletion‐Theorie (z. B. Baumeister et al., 1998) nimmt die Existenz einer kognitiven Ressource an, die zur Selbstregulation benötigt wird (Kontrolle, Aufrechterhaltung von kognitiv anstrengenden Aufgaben inklusive dem Treffen von Entscheidungen). Unter Ego‐Depletion verfügen Menschen über reduzierte Ressour‐
cen zur Selbstregulation. Typischerweise treten dann Leistungseinbrüche in diesen Bereichen auf. Ego‐Depletion erleichtert automatisch ablaufende Prozesse und erschwert kognitiv komplexe Prozesse. Nach Gilbert (1991) glauben wir zunächst das, was wir wahrnehmen, wir akzeptieren es. Der Prozess des Beurteilens und des De‐
Akzeptierens erfordert Zeit und kognitive Res‐
sourcen und es wird schwieriger, die wahrge‐
nommenen Informationen zu beurteilen und das erste Urteil ggf. zu revidieren. Daher kommt es in solchen Situationen leichter zur Akzeptanz des Wahrgenommenen. So steigt die Wahrscheinlichkeit, falschen Informationen Glauben zu schenken. Unter Ego‐Depletion müsste dieser Effekt verstärkt auftreten, weil weniger Ressourcen zu einer intensiven Verar‐
beitung von Informationen zur Verfügung ste‐
hen. Einige erste Studien deuten auf eine leich‐
tere Beeinflussbarkeit unter Ego‐Depletion hin. Diese Befunde sind jedoch nicht eindeutig und lassen eine Reihe von vermittelnden Randbe‐
dingungen vermuten, die als Mediatoren oder Moderatorvariablen wirken. Wir vermuten, dass bei persuasiven Botschaf‐
ten, die entweder starke oder schwache Argu‐
mente enthalten, die starken Argumente unter Ego‐Depletion nicht mehr zu einer besseren Beeinflussung führen, weil eine elaborierte Prüfung nicht stattfindet. Umgekehrt sollten periphere Eigenschaften der persuasiven Botschaften wie Quelle, wahrge‐
nommene Kompetenz und Sympathie des Sen‐
12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 – Université du Luxembourg Abstracts 112 ders unter Ego‐Depletion stärker zur Bewer‐
tung herangezogen werden. Dem entgegen steht die Möglichkeit, dass Menschen unter Ego‐Depletion eine erhöhte Motivation nach Sicherheit und demzufolge eine erhöhte Risikoaversion aufweisen (vgl. Unger, 2007), d. h. sich auch stärker gegen Be‐
einflussungsversuche wenden, wenn ihnen diese ersichtlich sind und wenn diese ein po‐
tentielles Risiko darstellen (z. B. Akzeptanz ei‐
ner Minoritätsmeinung). Hier können zwei ge‐
genläufige Tendenzen wirksam sein: Erhöhtes Bedürfnis nach Sicherheit und „need‐for‐
closure“ (Kruglanski et al., 1997). Weiter wird vermutet, dass Konformitätseffek‐
te (Suche nach sozialer Unterstützung) unter Ego‐Depletion erhöht sind: Majoritätsmeinun‐
gen werden leichter akzeptiert. Stichworte: Ego‐Depletion, Selbst‐Regulation, per‐
suasive Botschaften Explanations of the Truth Effect: Familiarity, Positivity, and Fluency Christian Unkelbach1, Christoph Stahl2, Rolf Reber3
1
Ruprecht‐Karls‐Universität Heidelberg, Deutschland; 2
Albert‐Ludwigs‐Universität Freiburg, Deutschland; 3
University of Bergen, Norwegen Vortrag – Symposium “Charles P. Conrad was the fourth man on the moon.” Is this statement true? There is a sim‐
ple way to increase people's belief that this statement or any proposition is true: Repeti‐
tion. If information is repeated from independ‐
ent sources, this increase is justified because of referential validity. However, the effect occurs also when information is repeated from the same source or when people do not remember seeing or hearing the repeated information at all. This phenomenon is called the illusory truth effect (Hasher, Goldstein, & Toppino, 1977) and has important practical (advertising, poli‐
tics; e. g. Hawkins & Hoch, 1992) as well as theoretical implications (socially shared knowl‐
edge, how mental systems believe; e. g. Gilbert, 1991). We shall show that one of the major determinants of this truth effect is processing fluency, as repetition increases the experience ease of processing. In addition, we will discuss alternative explanations in terms of familiarity and positivity due to repetition. Most importantly, we will show that the effect is not illusory after all: Empirically as well as logically, there is a positive correlation be‐
tween the proximal cue of processing fluency and the distal criterion of truth. People are able to learn this correlation and by implication, the truth effect represents adaptive cue usage to infer an otherwise inaccessible entity, in this case, the truth status of a given piece of infor‐
mation. Stichworte: truth, processing fluency, familiarity Strategische Prozesse beim Informations‐
austausch Sonja Utz1, Wolfgang Steinel2
1
Vrije Universiteit Amsterdam, Niederlande; 2
Universiteit Leiden, Niederlande Vortrag – Arbeitsgruppe Informationsaustausch wird meist mit dem information sampling Paradigma von Stasser und Titus (1985) untersucht. Dabei stellte sich wiederholt heraus, dass Menschen überwie‐
gend geteilte Information nennen und diskutie‐
ren. Dieses Phänomen wird durch vorschnellen Konsensus, defizitäre Gruppendiskussion und die präferenzkonsistente Informationsverarbei‐
tung erklärt (Brodbeck et al., 2007). Im information sampling Paradigma wissen Personen nicht, welche Informationen geteilt oder ungeteilt sind. Die einzelnen Informatio‐
nen sind auch alle gleich wichtig. Strategische Prozesse wie das Teilen unwichtiger Informati‐
on, um einen positiven Eindruck zu hinterlas‐
sen, und das gleichzeitige Zurückhalten von ungeteilter wichtiger Information können da‐
durch nicht untersucht werden. Der Fokus die‐
ses Beitrags liegt genau auf diesen strategi‐
schen Prozessen. Dazu wurde ein neues Para‐
digma entwickelt. Die Gruppenmitglieder er‐
halten eine Anzahl von Informationen und können beschließen, wie viele und welche von diesen Informationen sie an die Gruppe wei‐
tergeben wollen. Sie wissen, wie viele Informa‐
tionen nötig sind, um die Aufgabe zu lösen; es gibt also eine Norm für die erwartete Koopera‐
tion. Die Wichtigkeit und Geteiltheit der Infor‐
mationen sind ebenfalls bekannt. Es werden jedoch nur Labels dargeboten (z. B. Informati‐
on #364, wichtig, ungeteilt). Verzerrte Informa‐
tionsverarbeitungsprozesse wie das Bevorzu‐
gen von präferenzkonsistenter Information können somit keine Rolle spielen. 12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 – Université du Luxembourg Abstracts Die Experimente hatten ein 2 (Geteiltheit: un‐
geteilt vs. geteilt) x 2 (Wichtigkeit: wichtig vs. weniger wichtig) x 2 (soziale Motivation: pro‐
sozial vs. individualistisch)‐Design mit Mess‐
wiederholung auf den ersten beiden Faktoren. Das erste Experiment zeigte, dass Menschen sich tatsächlich strategisch verhalten: Sie teilen unwichtige und geteilte Information, behalten aber wichtige ungeteilte Information für sich. Prosoziale teilen zwar mehr Informationen als Individualisten, aber auch sie behalten unge‐
teilte wichtige Informationen für sich. Im zwei‐
ten Experiment wurde die Möglichkeit zu lügen als zusätzliche Handlungsalternative angeboten. Hier trat ein Interaktionseffekt mit sozialem Motiv auf. Prosoziale teilten nun signifikant mehr ungeteilte wichtige Informationen als Individualisten, während Individualisten es vorzogen, über ungeteilte Information zu lügen. Stichworte: Informationsaustausch, soziale Motiva‐
tion, Gruppenprozesse, strategisches Verhalten 113
V Mit welchen Gefühlen und Verhaltensten‐
denzen reagieren Menschen auf Selbstbe‐
schreibungen unterschiedlicher Wärme‐ und Kompetenzausprägung? Eine Überprü‐
fung des BIAS‐map framework Nina Vanselow Universität Bielefeld, Deutschland Vortrag – Symposium Das BIAS‐map framework (*B*ehaviors from *I*ntergroup, *A*ffect and *S*tereotypes; Cuddy, Fiske & Glick, 2007) postuliert, dass stereotype Eigenschaftszuschreibungen an soziale Gruppen auf den Dimensionen Wärme und Kompetenz erfolgen. Diese Eigenschafts‐
zuschreibungen sollen je nach Ausprägung spe‐
zifische Gefühle und Verhaltenstendenzen ge‐
genüber der jeweiligen Gruppe bestimmen. Laut BIAS‐map bestimmt Wärme aktive Verhal‐
tenstendenzen (weniger Schädigung, mehr Hilfe), Kompetenz passive Verhaltensweisen (weniger Vernachlässigung, mehr Kooperation). Hohe Wärme und Kompetenz ruft Bewunde‐
rung und damit mehr positive Verhaltenswei‐
sen hervor, niedrige Wärme und Kompetenz ruft Geringschätzung und damit mehr negative Verhaltensweisen hervor. Ambivalente Eigen‐
schaftszuschreibungen rufen Neid (niedrige Wärme, hohe Kompetenz) und damit mehr passive positive/aktive negative Verhaltens‐
weisen, bzw. Mitleid (hohe Wärme, niedrige Kompetenz) und damit mehr aktive positi‐
ve/passive negative Verhaltensweisen hervor. Bisherige Studien zur BIAS‐map verwenden sehr karges Stimulusmaterial. In der hier prä‐
sentierten Studie wurden die postulierten Zu‐
sammenhänge dagegen anhand von komple‐
xen, fiktiven Selbstbeschreibungen von Sub‐
typen allein erziehender Studentinnen über‐
prüft. Die durch die dargestellten Personen (Wärme‐ und Kompetenzausprägung laut Vor‐
test jeweils hoch vs. niedrig) hervorgerufenen Gefühle und Verhaltenstendenzen wurden von N = 103 Studierenden (M = 24,50 Jahre, SD = 5.97) eingeschätzt. Trotz erfolgreicher experimenteller Induktion von Wärme‐ und Kompetenzwahrnehmung durch die Personenbeschreibungen konnte nur ein Teil der postulierten spezifischen Zusam‐
menhänge experimentell bestätigt werden. Dagegen ergaben Regressionsanalysen mit selbst eingeschätzter Wärme und Kompetenz 12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 – Université du Luxembourg Abstracts 114 als Prädiktoren konsistent hypothesenkonfor‐
me, wenn auch teils nicht signifikante Zusam‐
menhänge mit den Gefühlen. Bei Verhaltenstendenzen als Kriterium zeigte sich zusätzlich, ähnlich wie in den Originalar‐
beiten, ein zwar nicht hypothesenkonformer, aber erklärbarer starker Einfluss der selbst ein‐
geschätzten Wärme. Insgesamt wurde zwar eine Reihe der durch die BIAS‐map postulierten Zusammenhänge zwi‐
schen Eigenschaftszuschreibungen auf den Dimensionen Wärme und Kompetenz, Gefüh‐
len und Verhaltenstendenzen gefunden. Gleichzeitig scheinen aber, wie schon in den Studien von Cuddy, Fiske und Glick (2007), die jeweils spezifischen Zusammenhänge erneut in Frage gestellt. Offene Fragen werden diskutiert und erste Ergebnisse von Folgestudien vorge‐
stellt. Stichworte: BIAS‐map, Wärme, Kompetenz, Perso‐
nenwahrnehmung, Diskriminierung Implizite Persönlichkeitstheorien über Attraktivität und Need for Cognition Tobias Vogel, Florian Kutzner, Peter Freytag, Klaus Fiedler Ruprecht‐Karls‐Universität Heidelberg, Deutschland Vortrag – Arbeitsgruppe Attraktive Personen werden mit einer Reihe positiver Attribute assoziiert. So werden attrak‐
tive Menschen als besonders gesund, intelli‐
gent und vertrauenswürdig angesehen (z. B. Feingold, 1992). Diese positiven Stereotypen, die sich sowohl bei Selbst‐ als auch Fremdein‐
schätzungen finden, versprechen dem/der At‐
traktiveren Vorteile in Situationen in denen Vertrauenswürdigkeit und Kompetenz von Be‐
deutung sind, z. B. der Persuasion. Wissen‐
schaftliche Theorien der Persuasion, z. B. das Elaboration Likelihood Model (Petty & Caciop‐
po, 1986) zeichnen ein differenziertes Bild und gehen davon aus, dass sich Attraktivität auf den Betrachter nur dann positiv auswirkt, wenn dieser durch geringe Elaborationsmotiva‐
tion oder ‐kapazität gekennzeichnet ist. In 4 Studien überprüften wir die Annahme, dass auch Laien eine Vorstellung davon haben, bei welchen Personen ihre physische Erscheinung wirksam ist. Die Ergebnisse zeigen, dass selbst eingeschätzte Attraktivität vorhersagt, inwie‐
fern Personen mit geringer Elaborationsmoti‐
vation leichter zu überzeugen sind als Personen mit hoher Elaborationsmotivation. Außerdem zeigt sich, dass attraktivere den Kontakt zu Personen mit geringer Elaborationsmotivation suchen, um persuasiven Erfolg zu haben. Stichworte: Attraktivität, Persuasion, Implizite Per‐
sönlichkeitstheorien Präferenzkonsistente Informationsverzer‐
rung in Gruppendiskussionen Frank Vogelgesang, Sabia Simon, Julia Nagler, And‐
reas Mojzisch, Stefan Schulz‐Hardt Georg‐August‐Universität Göttingen, Deutschland Vortrag – Arbeitsgruppe Die Gruppenforschung hat gezeigt, dass Grup‐
pendiskussionen typischerweise dazu tendie‐
ren, geteilte und präferenzkonsistente Infor‐
mationen gegenüber ungeteilten und präfe‐
renzinkonsistenten zu bevorzugen. Jedoch wurde bislang kaum untersucht, wie die Infor‐
mationen während der Diskussion präsentiert werden. Wittenbaum et al. (2004) argumentie‐
ren, dass Gruppenmitglieder Informationen über ihre präferierte Entscheidungsalternative strategisch nach oben verzerren (sodass sie positiver erscheinen), Informationen über die nicht präferierte Alternativen hingegen ab‐
wärts verzerren (sodass sie negativer erschei‐
nen). Ähnlich postulieren Cruz et al. (2000), dass Gruppenmitglieder ihre Präferenzen durch die Aufwertung präferenzkonsistenter Informa‐
tion und die Abwertung präferenzinkonsisten‐
ter Information verteidigen. Wir haben diese Hypothesen durch Reanalyse der Daten aus zwei neueren Hidden‐Profile‐Experimenten (Schulz‐Hardt et al., 2006; Schulz‐Hardt et al., in Vorb.) getestet (N = 110 bzw. 159). Es zeigte sich, dass Gruppenmitglieder Informationen sowohl präferenzkonsistent verzerrten (z. B. durch Untertreibung der positiven Attribute einer nicht präferierten Alternative) als auch präferenzkonsistent kommentierten (z. B. durch Wiedergabe positiver Attribute der prä‐
ferierten Alternative als besonders relevant). Für Verzerrungen in Experiment 1 und für Kommentierungen in beiden Experimenten ist dies jedoch nur bei bereits zu Beginn der Dis‐
kussion bekannten Informationen der Fall, nicht allerdings bei während der Diskussion neu hinzugelernten. Keinen solchen Unter‐
schied gibt es für Verzerrungen in Experiment 2. Diese Ergebnisse legen in der Tendenz nahe, dass präferenzkonsistente Informationsverzer‐
rung und ‐kommentierung vielmehr das Resul‐
tat idiosynkratischer Informationsinterpretati‐
on sind und der eigentlichen Präferenzbildung 12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 – Université du Luxembourg Abstracts vorauslaufen, als erst in deren Gefolge aufzu‐
treten. Somit scheinen präferenzkonsistente Informationsverzerrung und ‐kommentierung keine Mittel eines strategisch motivierten In‐
formationsaustauschs zu sein. Zusätzlich wur‐
den Meinungsdivergenz und Informations‐
verfügbarkeit während der Gruppendiskussion als Moderatoren des Ausmaßes präferenzkon‐
sistenter Informationsverzerrung und ‐kom‐
mentierung mituntersucht, ihr Einfluss wird diskutiert. 115
Stichworte: Motivation, Ziele, Aufmerksamkeit, Au‐
tomatizität Stichworte: Gruppenentscheidungen, Informations‐
austausch, geteilte Informationen, präferenzkonsi‐
stente Informationsbewertung Wer bekommt die meiste Aufmerksamkeit? Die Rolle der automatischen Aufmerksam‐
keitsausrichtung bei der Verfolgung mehre‐
rer Ziele Julia Vogt Universität Gent, Belgien Vortrag – Symposium Schwierigkeiten beim Zielverfolgen treten oft auf, wenn Ziele miteinander kollidieren. Die erfolgreiche Zielerreichung erfordert daher in vielen Fällen, dass der Verfolgung eines Zieles Vorrang über anderen Zielen gegeben wird. Neuere Forschung zeigt, dass Zielpriorisierun‐
gen durch automatische Prozesse unterstützt werden, z. B. werden Stimuli, die relevant für nicht‐priorisierte Ziele sind, automatisch inhi‐
biert (z. B. Shah et al., 2002) oder rufen auto‐
matische Vermeidungstendenzen hervor (z. B. Fishbach & Shah, 2006). Die hier vorgestellten Experimente untersuchen die Frage, ob bereits die automatische Aufmerksamkeitsausrichtung Zielpriorisierungen widerspiegelt und somit Reize, die für priorisierte Ziele relevant sind, bevorzugt selektiert werden. Die Ergebnisse der ersten Studie zeigen, dass Reize, die für ein wichtigeres Ziel relevant sind, auch automa‐
tisch mehr Aufmerksamkeit erhalten als Reize, die für ein weniger wichtiges Ziel relevant sind. Die zweite Studie untersucht die automatische Ausrichtung der Aufmerksamkeit in Selbstkon‐
trollkonflikten. Die Ergebnisse dieser Studie zeigen, dass Aufmerksamkeit automatisch von Reizen, die Versuchungen und somit Hindernis‐
se für wichtige langfristige Ziele darstellen, abgewandt wird. Die Ergebnisse beider Studien werden im Rahmen von Aufmerksamkeits‐ und Zieltheorien diskutiert. 12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 – Université du Luxembourg Abstracts 116 Wenn aus „Vertrauen ist ‚gut’“ unter Miss‐
trauen ‚böse’ wird: Kognitive und affektive Auswirkungen von Misstrauen W Soziale Wahrnehmung von Lehrern und Schülern zur Trennungsangst und Schulphobie Pia Anna Weber Universität Essen, Deutschland Poster Einleitung: 5% aller Schülerinnen und Schüler verweigern den Schulbesuch. Schulverweige‐
rung wird in 3 Formen differenziert: Schulangst, Schulphobie und Schule schwänzen. Alle For‐
men gehen oftmals mit langen Fehlzeiten der betroffenen Schüler einher. Aufgrund langer Fehlzeiten (hoher Unterrichtsausfall, Rückzug aus der sozialen Gemeinschaft) bleiben Jugend‐
lichen wichtige Bildungschancen und die Teil‐
nahme am gesellschaftlichen Leben verwehrt. Das Poster thematisiert die Alltagsvorstellun‐
gen von Lehrern und Schülern zur Schulphobie. Schulphobische Kinder verweigern den Schul‐
besuch, weil sie unter Trennungsängsten leiden und sich nur schwer oder kaum von ihrer Hauptbindungsperson, in den meisten Fällen die Mutter, trennen können. Anstatt die Schule zu besuchen, ziehen solche Schüler/‐innen das häusliche und vertraute Milieu der Schule vor. Fragestellung: Die explorative Studie unter‐
suchte, welche Alltagsvorstellungen Lehrer und Schüler der Oberstufe zu Trennungsangst und Schulphobie haben. Methode: Eine Stichprobe von 358 Lehrern unterschiedlicher Schulformen und 441 Schü‐
lern der Oberstufe wurde mittels eines selbst konstruierten Fragebogens befragt. Die The‐
men, die im Fragebogen behandelt wurden, waren bei beiden Stichproben gleich. Lediglich wenige Items unterschieden sich voneinander. Ergebnisse: Die Fragebogenerhebung ergab, dass weder Schüler noch Lehrer ein differen‐
ziertes Bild zur Schulverweigerung allgemein haben. Viele Lehrer und Schüler setzten die Schulphobie mit der Schulangst gleich. Auch fiel es beiden Untersuchungsgruppen schwer, eine klare Abgrenzung zwischen der Schulpho‐
bie und dem Schule schwänzen vorzunehmen. Die Ergebnisse haben Implikationen für die soziale Wahrnehmung betroffener Schüler durch die Lehrer und die Schüler. Stichworte: soziale Wahrnehmung, Trennungsangst, Schulphobie Rebecca Weil, Eva Walther Universität Trier, Deutschland Vortrag – Arbeitsgruppe Ein zentraler sozialpsychologischer Forschungs‐
gegenstand beschäftigt sich mit der Art und Weise, wie Menschen Informationen verarbei‐
ten. Neuere Forschungsbefunde zeigen, dass es kognitive Automatismen gibt, die dazu beitra‐
gen Informationen in einem nicht vertrauens‐
würdigen Kontext anders als in einem vertrau‐
enswürdigen Kontext zu verarbeiten. Das be‐
deutet, dass misstrauische Personen mehr in‐
kongruente Assoziationen auf eine gegebene Information generieren als Personen, die nicht misstrauisch sind. Genauer gesagt bedeutet dies, dass Misstrauen zu einer automatischen Kategorisierung als falsch und darüber hinaus zu einer automatischen Generierung von mög‐
lichen (wahren) Alternativen führt. Dies wider‐
spricht bisherigen Annahmen dualer Prozess‐
Modelle, wie z. B. den Annahmen des assozia‐
tiv‐propositionalen Evaluations‐Modells (APE) von Gawronski und Bodenhausen (2006). Die‐
ses Modell sagt vorher, dass eine Kategorisie‐
rung als wahr oder falsch ausschließlich kon‐
trolliert, durch propositionale Prozesse, nicht aber automatisch auf Basis assoziativer Prozes‐
se, zustande kommen kann. Die vorliegenden Experimente hatten zum Ziel, den Einfluss inkongruenter Assoziationen unter Misstrauen im Kontext der Einstellungsentste‐
hung zu untersuchen. Beurteilen wir eine posi‐
tive Person automatisch negativer unter Miss‐
trauen? Welche Prozesse sind an einem sol‐
chen Urteil beteiligt? Den Versuchspersonen wurden dazu in einem evaluativen Konditionie‐
rungsparadigma positive und negative Informa‐
tionen über Personen dargeboten. Darüber hinaus wurde entweder kontextunabhängiges Misstrauen oder Vertrauen induziert. Studie 1 konnte zeigen, dass explizite Einstellungen von der Misstrauensmanipulation unbeeinflusst blieben. Implizite Einstellungen hingegen zeig‐
ten, dass Personen unter Misstrauen negativer eingeschätzt wurden als unter Vertrauen. Ex‐
plizit erfasste Einstellungen in Studie 2 zeigten, dass ausschließlich positive Personen unter Misstrauen negativer beurteilt wurden als un‐
ter Vertrauen, die Beurteilung negativer Perso‐
nen blieb von der Misstrauensinduktion unbe‐
einflusst. Es zeigte sich jedoch eine Tendenz in impliziten Einstellungen: Negative Personen wurden unter Misstrauen positiver beurteilt als 12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 – Université du Luxembourg Abstracts unter Vertrauen. Die Ergebnisse liefern erste Evidenz für den Einfluss inkongruenter Assozia‐
tionen unter Misstrauen auf die Entstehung von Einstellungen. Stichworte: Misstrauen, Einstellungsentstehung, evaluative Konditionierung, assoziative/propositio‐
nale Prozesse 117
Nach guten Gründen suchen oder Wenn‐
Dann Planen: Effekte auf den Erfolg beim Zielstreben Frank Wieber1, Peter M. Gollwitzer1,2, Caterina Gaw‐
rilow3, Georg Odenthal1, Gabriele Oettingen2,3
1
Universität Konstanz, Deutschland; 2New York Uni‐
versity, USA; 3Universität Hamburg, Deutschland Vortrag – Symposium Zeitliche Moderatoren affektiven Primings André Weinreich Humboldt‐Universität zu Berlin, Deutschland Poster Es wird von einem Experiment berichtet, das zeitliche Moderatoren des affektiven Primings untersucht. Murphy und Zajonc (1993) berich‐
ten, dass Gefallensurteile über unbekannte Reize durch vorangestellte Präsentation emo‐
tionaler Gesichtsausdrücke beeinflusst werden. Von theoretischer Relevanz ist der Umstand, dass dieser Effekt lediglich bei ultra‐kurzer, „subliminaler“, nicht jedoch bei supraliminaler Prime‐Darbietungszeit beobachtbar ist. In der Originalstudie sind Prime‐Darbietungsdauer und zeitlicher Abstand zwischen Prime und Urteilsobjekt (SOA) konfundiert und dadurch eindeutige theoretische Ableitungen erschwert. Im vorliegenden Experiment wurden deshalb zusätzlich zu den exakten Kopien der Original‐
bedingungen, weitere subliminale Derivate überprüft, bei denen die SOA mit jener in der supraliminalen Bedingung vergleichbar gehal‐
ten wurde. Bedeutsame Primingeffekte konn‐
ten in der supraliminalen als auch in der subli‐
minalen Bedingung mit erweiterter SOA beo‐
bachtet werden. Es zeigt sich, dass der affekti‐
ve Primingeffekt nicht durch die Präsentati‐
onsdauer des affektiven Primes, sondern durch dessen zeitlichen Abstand zum Urteilsobjekt moderiert wird. Stichworte: Valenz, Urteil, Affekt, Kognition Der Erfolg des Zielstrebens kann sowohl durch Bewusstseinslagen (kognitive Ausrichtungen auf aufgabenrelevante Attribute) als auch In‐
tentionen (Zielintentionen spezifizieren er‐
wünschte Endzustände, Durchführungsintenti‐
onen spezifizieren wann, wo und wie man handeln will) unterstützt werden. Während abwägende Bewusstseinslagen mit einer reali‐
tätsorientierten Informationsverarbeitung ein‐
hergehen und so zum Setzen adäquater Zielin‐
tentionen beitragen, gehen umsetzende Be‐
wusstseinslagen mit einer realisierungsorien‐
tierten Informationsverarbeitung einher, die das Zielstreben und damit die Zielrealisierung anhand von Durchführungsintentionen erleich‐
tern. Da Personen meist mehr als nur ein Ziel anstreben, sind auch verschiedene Kombinati‐
onen von Bewusstseinslagen und Intentionen möglich, und es stellt sich die Frage, welche Kombinationen die Zielrealisierung begünsti‐
gen: Zusammenpassende Kombinationen (Ziel‐
intention und abwägende Bewusstseinslage, Durchführungsintention und umsetzende Be‐
wusstseinslage) sollten die Zielrealisierung verbessern, während nicht zusammenpassende Kombinationen (Zielintention und umsetzende Bewusstseinslage, Durchführungsintention und abwägende Bewusstseinslage) diese behindern sollten. In einer Reihe von Studien konnte gezeigt wer‐
den, dass Untersuchungsteilnehmer mit zu‐
sammenpassenden Kombinationen erfolgrei‐
cher beim Anstreben von Gesundheitszielen (Reduktion des Körpergewichts, Studie 1), beim Lösen anspruchsvoller Denkaufgaben (Raven Matrizen, Studie 2) und beim Bearbeiten einer Doppelaufgabe (Go/NoGo plus Tracking; Studie 3) waren. Dabei scheint es keine Rolle zu spie‐
len, ob die Passung zum Zeitpunkt der Intenti‐
onsbildung (Studie 1 und 2) oder der Intenti‐
onsrealisierung (Studie 3) vorliegt. Weiterhin konnte gezeigt werden, dass nur die Kombina‐
tion von Durchführungsintentionen und um‐
setzenden Bewusstseinslagen die Handlungs‐
kontrolle automatisiert, nicht aber die Kombi‐
nation von Zielintentionen und abwägenden Bewusstseinslagen (Studie 3). Die Implikatio‐
12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 – Université du Luxembourg Abstracts 118 nen dieses Passungsprinzips für eine effektive Handlungskontrolle werden diskutiert. Stichworte: Ziele, Durchführungsintentionen, Be‐
wusstseinslagen, Handlungskontrolle Selbstkonzept in Mathematik und Geschlechterstereotype bei Mädchen und Jungen Annett Wilde, Susanne Frühauf Goethe Universität Frankfurt, Deutschland in Mathematik auf als Mädchen. Sowohl bezo‐
gen auf die normative als auch die deskriptive Komponente zeigten Jungen in allen Klassen‐
stufen deutlich stärkere Geschlechterstereoty‐
pe als Mädchen. Auch die indirekte Methode zeigte Geschlechterstereotype in Bezug auf Mathematik bei Jungen und Mädchen. Die Er‐
gebnisse zum Zusammenhang von Stereotypen und Selbstkonzept sind inkonsistent. Generell scheint unabhängig vom Geschlecht eine ge‐
ringere Ausprägung von Geschlechterstereoty‐
pen mit einem höheren Selbstkonzept und teilweise auch besseren Noten einherzugehen. Vortrag – Arbeitsgruppe Das Fähigkeitsselbstkonzept beschreibt die Gesamtheit der wahrgenommenen eigenen Begabungen und Fähigkeiten (Meyer, 1984). Auch heute noch weisen Mädchen trotz glei‐
cher Leistungen ein niedrigeres Selbstkonzept in Mathematik auf als Jungen. Dabei spielen Geschlechterstereotype über Mathematik eine wichtige Rolle, Mädchen und Jungen betrach‐
ten Mathematik eher als männlichen Bereich (Dweck, 2006). In der vorliegenden Studie soll überprüft werden, inwieweit auch allgemeine Geschlechterstereotype einen Beitrag zum Selbstkonzept in Mathematik leisten. Wir ge‐
hen davon aus, dass bei einer stärkeren Aus‐
prägung von Geschlechterstereotypen das Selbstkonzept in Richtung des Stereotyps ver‐
schoben wird. Bei traditionellen Geschlechter‐
stereotypen sollten Mädchen ein niedrigeres und Jungen ein höheres Selbstkonzept in Ma‐
thematik aufweisen. Dieser Zusammenhang wurde für Kinder der 3. bis 5. Klassenstufe überprüft. Zur Erfassung der Geschlechterstereotype bei Kindern wurden verschiedene Verfahren verwendet. Es wurde ein Fragebogen zur Erfassung der deskriptiven und ein Fragebogen zur Erfassung der normati‐
ven Komponente von Geschlechterstereotypen eingesetzt. Bei einer Teilstichprobe wurde zu‐
dem ein indirektes Verfahren zur Messung von Geschlechterstereotypen über Mathematik angewendet; die Schüler sollten eine Person zeichnen, die einen Mathematikwettbewerb gewonnen hat. Das Selbstkonzept wurde mit dem Fragebogen zur Messung schulischer Selbstkonzepte von Frühauf (2008) erfasst. Als Leistungsindikator wurde die Schulnote in Ma‐
thematik erhoben. Zum Vergleich wurden Selbstkonzept und Note in Deutsch erfasst. Erste Ergebnisse zeigen, dass es kaum Unter‐
schiede zwischen Jungen und Mädchen in der schulischen Leistung gibt. Trotzdem weisen Jungen wie erwartet ein höheres Selbstkonzept Stichworte: Geschlechterstereotype, Selbstkonzept, Fähigkeitsselbstkonzept, Mathematik Wenn anders nicht schlechter bedeutet: Die Rolle von Diversity Beliefs für die Ab‐
wertung von Minderheiten Carina Wolf1, Rolf van Dick2
1
Universität Bielefeld, Deutschland; 2Goethe Univer‐
sität Frankfurt, Deutschland Vortrag – Symposium In diesem Beitrag wird untersucht, inwieweit die deutsche Bevölkerung Diversität in Lebens‐
weisen, Kulturen und religiösen Überzeugun‐
gen wahrnimmt und wie sie diese Diversität für sich persönlich und die Gesellschaft bewertet. Zentral ist die Frage, welche Rolle die Wahr‐
nehmung von Diversität und negative Diversi‐
tätsüberzeugungen in der Abwertung von Min‐
derheiten spielen. Darüber hinaus wird das Zusammenspiel von Diversitätsüberzeugungen und Intergruppenkontakt geprüft. Dabei wird „Diversität“ verstanden als Ausmaß der religiö‐
sen, ethnischen und kulturellen Unterschied‐
lichkeit zwischen verschiedenen Gruppen. In verschiedenen Forschungssträngen und An‐
wendungsfeldern wird untersucht, wie sich Diversität innerhalb und zwischen Gruppen auf Intergruppenbeziehungen auswirkt. Empirische Befunde zu dieser Frage sind inkonsistent (z. B. Brown, 1984; Brown & Lopez, 2001). In der Organisationspsychologie wurden Bedingungen analysiert, die diese Inkonsistenz erklären sol‐
len: Es wird davon ausgegangen, dass Men‐
schen unterschiedlich stark davon überzeugt sein können, ob Diversität funktional ist, um die spezifischen Ziele der Gruppe zu erreichen (z. B. Knippenberg & Schippers, 2007). In die‐
sem Beitrag werden diese Überlegungen auf die Intergruppenforschung übertragen. Wir unterscheiden zwischen der einfachen Wahr‐
12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 – Université du Luxembourg Abstracts nehmung von Menschen, dass mehr oder we‐
niger Unterschiede zwischen den Gruppen be‐
stehen und den sogenannten „Diversity Be‐
liefs“. Diese werden hier verstanden als die individuelle Überzeugung in Bezug auf die Wertschätzung von Vielfalt und Unterschied‐
lichkeit gesellschaftlicher Gruppen. Analysen auf der Basis einer repräsentativen Bevölkerungsumfrage (GMF Survey 2007, N = 1760) bestätigen die Hypothese, dass die reine Wahrnehmung von Diversität keine oder geringe Korrelationen mit der Abwertung ver‐
schiedener Minderheiten hat. Positive „Diversi‐
ty Beliefs“ – also die Wertschätzung von Diver‐
sität und die Überzeugung, dass Diversität die deutsche Kultur bereichert, hängen dagegen konsistent mit geringerer Ablehnung von Mi‐
noritäten zusammen. Darüber hinaus zeigt sich, dass der positive Einfluss von „Diversity Be‐
liefs“ durch Variablen des Intergruppenkon‐
takts mediiert wird: Menschen mit positiven Diversitätsüberzeugungen haben demnach deshalb geringere Vorurteile, weil sie ein grö‐
ßeres Kontaktinteresse zu Minoritäten und auch tatsächlich mehr Intergruppenkontakte, z. B. zu Angehörigen ethnischer Minderheiten, haben. Stichworte: Diversity Beliefs, Vorurteile, Intergrup‐
penkontakt Selbstregulation und zeitliche Orientierung Karl‐Andrew Woltin1, Kai J. Jonas2
1
Université catholique de Louvain‐la‐Neuve, Belgien; 2
Vrije Universiteit Amsterdam, Niederlande Vortrag – Symposium Ziele können als ein erwünschter Endzustand beschrieben werden. An den Endzustand kann ein bestimmter Zeitpunkt (deadline) für ihre Erreichung gekoppelt sein. In diesem Fall ist davon auszugehen, dass die deadline als Be‐
zugspunkt für Selbstregulation und zeitliche Orientierung dient. Bisher wurde das Zusam‐
menwirken von solchen Deadlines auf indivi‐
dueller oder Gruppenebene und Selbstregula‐
tionsstrategien nicht untersucht. Ausgehend von der Goal Systems Theorie und der Theorie des Regulatorischen Fokus kann angenommen werden, dass Ziele alle mit ihnen funktional in Verbindung stehenden Stimuli mit aktivieren. Weiterhin kann angenommen werden, dass bestimmte Selbstregulationsstrategien (Prä‐
ventions Fokus) eher mit einer Orientierung anhand von Deadlines einhergehen, da Deadli‐
119
nes durch Verluste (z. B. von Zeit) gekenn‐
zeichnet sind. In zwei ersten Studien wurde untersucht und gezeigt, dass Ziele als zeitliche Orientierungs‐
punkte fungieren. Als primes verwendete indi‐
viduelle Ziele führten zu einer Erleichterung des Abrufs des Tages der Zielerreichung (aber nicht anderer Tage) in einer lexikalischen Ent‐
scheidungsaufgabe. Für Gruppenziele wurde dieser Effekt durch soziale Identifikation mode‐
riert, für individuelle Ziele durch eine soziale Vergleichsorientierung. Zwei weitere Studien untersuchten den ange‐
nommenen fit zwischen Präventions Fokus und Deadlines. Tatsächlich führte ein Präventions Fokus zu einer Assoziation von durch Verlust charakterisiertem Verhalten im Zusammen‐
hang mit einer Deadline. Die Ergebnisse zeigen auch auf eine Passung für den Promotions Fo‐
kus, allerdings bezogen auf die Beschreibung der Deadline an sich. Dieser Befund wurde für individuelle Ziele repliziert. Für Gruppenziele führte ein Präventions Fokus zu einer Be‐
schreibung der Deadline an sich im Sinne von verlustorientierten Merkmalen. Dies mag auf einen subjektiven Kontrollverlust hinsichtlich der Zielerreichung und des Ergebnisses auf der Gruppenebene zurückzuführen sein. Insgesamt weisen die Befunde darauf hin, dass unsere Zeitorientierung nicht wie ein Uhrwerk funktioniert, sondern von unseren Zielen über‐
formt ist, und dass abhängig von individuellen oder Gruppenzielen und dem Regulatorischen Fokus mit Deadlines unterschiedlich umgegan‐
gen wird. Stichworte: Selbstregulation, Identifikation, (Grup‐
pen‐)Ziele 12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 – Université du Luxembourg Abstracts 120 Z Prejudices in Europe – The Group‐Focused Enmity Project Andreas Zick, Beate Küpper Universität Bielefeld, Deutschland Vortrag – Arbeitsgruppe The project Group‐Focused Enmity (GFE‐
Europe) surveyed prejudices and intentions to discriminate outgroups in 8 European countries: France, Germany, Hungary, Italy, Netherlands, Poland, Portugal, and the UK. In each country a probability sample of N = 1.000 was inter‐
viewed in harvest 2008. Prejudices against im‐
migrants, Jews, Muslims, women, black, homo‐
sexual, homeless and disabled persons were raised. The major aim was to test cross‐cultural different and similar syndromes of GFE (Zick et al., 2008). Secondly, several workgroups are testing different macro‐ and micro‐social causes of prejudices and discrimination, e. g., indices of disintegration, threats, contact etc. The paper will give a first report on cross‐
cultural differences and universals in preju‐
dices and discriminatory intentions. It will throw a specific light on the link between an ideological aspiration of unequal worth between groups and the interlinked devalua‐
tions of minorities. As well we will try to stress a common European perspective on the state of civic society. GFE workgroup: Nonna Mayer & Guillaume Roux (France), Andreas Zick, Beate Küpper, Wilhelm Heitmeyer & Ulrich Wagner (Ger‐
many), Antal Örkeny & Luca Varady (Hungary), Alberto Voci (Italy), Bertjan Doosje, Roel Meertens & Anja Zimmermann (NL), Pawel Boski & Marta Peczek (Warsaw), Jorge Vala & Cicero Pereira (Portugal), Miles Hewstone & Katharina Schmid (UK). Stichworte: Vorurteile, Diskriminierung 12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 – Université du Luxembourg Namensverzeichnis Namensverzeichnis 121
Name Seite Name Seite Abele, Andrea 17 Bosak, Janine 15, 53 Achtziger, Anja 5, 11, 48 Bottenberg, Konstantin 7 Adlberger, Stephanie 5 Brand, Ralf 16, 103 Albert, Isabelle 6 Brandstätter, Veronika 9, 16 Alfermann, Dorothee 91 Brandtstädter, Jochen 61 Alós‐Ferrer, Carlos 48 Brömer, Philip 17, 27 Alpers, Georg 77 Brown, Rupert 107 Alt, Alexander 7 Bruckmüller, Susanne 17 Altstötter‐Gleich, Christine 22 Buhbe, Anna 18 Asbrock, Frank 7 Christandl, Fabian 67 Asendorpf, Jens B 108 Ciccarello, Liborio 19 Athenstaedt, Ursula 8, 46, 64, 68 Contzen, Nadja 19 Croizet, Jean‐Claude 70 Aydin, Nilüfer 8 Crusius, Jan 19 Bachmann, Anne 9 Czenna, Sabine 20 Backes, Sabine 9 Damisch, Lysann 21 Banse, Rainer 10, 13, 40, 96, 108 Deaux, Kay 70 Barlow, Fiona 44 Decker, Oliver 21 Baumert, Anna 10, 24, 108 Deutsch, Roland 22, 110 Bayer, Ute 11 Dick, Rolf van 118 Becker, Julia 7 Diehl, Michael 27 Berger, Anja 11 Diekman, Amanda 15 Bernhardt, Johanna 96 Dislich, Friederike 22 Berthold, Anne 12, 67 Dreger, Britta 82 Bieneck, Steffen 12 Drewes, Sylvana 22 Bierhoff, Hans‐Werner 76, 90, 97 Eberhardt, Ina 15 Blaison, Christophe 13 Echterhoff, Gerald 23 Blank, Hartmut 64 Egmond, Marieke van 24 Bless, Herbert 13, 20 Egorov, Maxim 24 Blomann, Frederik 13 Eller, Anja 25 Blümke, Matthias 16 Engeser, Stefan 25 Bodenmann, Guy 94 Englich, Birte 25 Böhm, Robert 14 Epstude, Kai 26 Böhmer, Matthias 14 Erb, Hans‐Peter 49 Bohner, Gerd 45 Erdtel, Mandy 26 Boos, Margarete 15, 29 Ermel, Olga 27 Bos, Annemarie 44 Eyssel, Friederike 27 Faulmüller, Nadira 28 12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 – Université du Luxembourg Namensverzeichnis 122 Name Seite Name Seite Fehr, Jennifer 29 Graupmann, Verena 40, 110 Fernandez Castelao, Ezequiel 15, 29 Greifeneder, Rainer 7, 20, 41 Ferring, Dieter 6 Grumm, Mandy 41, 44 Fetchenhauer, Detlef 67, 81, 96 Gygax, Pascal 36 Fiedler, Klaus 30, 63, 93, 114 Häfner, Michael 42, 110 Hagen, Franziska 42 Fiedler, Susann 30 Halmburger, Anna 10 Fikuart, Svenja 29 Hanke, Eva‐Verena 43 Fingerle, Michael 41, 44 Hannover, Bettina 4, 62 Fischer, Peter 8, 31 Hansen, Nina 44, 109 Florack, Arnd 31, 89 Harth, Nicole 44, 78 Forkmann, Mandy 32 Hassebrauck, Manfred 102 Freihardt, Tobias 32 Hauer, Johannes 10 Frey, Dieter 8, 33, 74, 110 Hein, Sascha 41, 44 Freytag, Peter 63, 114 Heitland, Kirsten 45 Friese, Malte 31, 33 Herfordt, Julia 45 Fritsche, Immo 34, 77 Herzog, Alina 90 Frommherz, Anna 34 Hoffmann, Mareike 67 Frühauf, Susanne 118 Hoffmann, Martine 85 Furtner, Marco 35, 37, 84 Hofmann, Wilhelm 33, 59 Gabriel, Ute 36 Hornsey, Matthew 44 Gagliardi, Simona 94 Hörstermann, Thomas 46 Garnham, Alan 36 Horvath, Lisa Kristina 8, 46, 64, 68 Gawrilow, Caterina 117 Huber, Katrin 47 Gawronski, Bertram 64 Huck, Jana 47 Gebauer, Jochen E. 36 Hügelschäfer, Sabine 48 Genkova, Petia 37, 47, 107 Hütter, Mandy 49 Gerhold, Lars 47 Imhoff, Roland Gerlach, Tanja 32, 42 10, 13, 49, 85, 96 Geser, Willi 37 Irmen, Lisa 60 Giacomantonio, Mauro 65 Jacoby, Johann 50 Gilson, Kim 25 Jankowski, Martin 58 Gleibs, Ilka 38 Janssen, Jana 51 Glöckner, Andreas 30, 38, 57 Jaudas, Alexander 5 Gollan, Tobias 38 Jelenec, Petra 70 Gollwitzer, Mario 39, 54, 59, 91 Job, Veronika 110 Jodlbauer, Barbara 51 Gollwitzer, Peter M. 5, 69, 117 Jonas, Eva Grabow, Olga 40 Grau, Ina 40 33, 40, 51, 52, 56, 77, 104, 106, 110 12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 – Université du Luxembourg Namensverzeichnis 123
Name Seite Name Seite Jonas, Kai J. 52, 86, 119 Leder, Susanne 65 Jonas, Klaus 19, 103 Lemmer, Gunnar 7, 66 Kahlert, Daniela 16, 103 Likowski, Katja 67 Kaser, Armin 58 Lotz, Sebastian 67 Kastenmüller, Andreas 53 Lozo, Ljubica 77 Kaufmann, Michèle 53 Lücke, Bastian 12, 67 Keil, Andreas 5 Macher, Silvia Keller, Johannes 13, 34, 54, 83 8, 46, 64, 68 Machunsky, Maya 69 Keller, Livia 54 Maes, Jürgen 32, 42 Kerschreiter, Rudolf 55, 74 Maio, Gregory 36 Kessler, Thomas 12, 56, 67 Mannetti, Lucia 65 Kirchkamp, Oliver 14 Marquardt, Michael K. 69 Klackl, Johannes 56 Martiny, Sarah E. 70 Klauer, Karl Christoph 49, 77 Matschke, Christina 70 Kleber, Janet 38, 57 Mayer, Jennifer 71 Kleinert, Jens 79 Mazziotta, Agostino 71 Kluttig, Franziska 57 Meier, Anne 72 Knoll, Michael 26, 58 Meier, Ester 72 Köhnken, Günter 82 Melzer, André 73 Kolar, Gerald 35, 85, 84 Memmert, Daniel 80 Koller, Jeffrey 7 Michels, Tom 6 König, Andreas 59, 85 Mierke, Katja 73 Koranyi, Nicolas 77 Mojzisch, Andreas Koschate, Miriam 25, 59 28, 74, 100, 114 Köser, Sara 60 Möller, Ingrid 60, 74 Krahé, Barbara 60, 74 Möllering, Anna 75 Krampen, Günter 100 Mühlberger, Andreas 67 Kranz, Dirk 61 Müller, Patrick 51, 87 Krenn, Alice 61 Mummendey, Amélie 12, 67, 71, 78, 107 Krettek, Carmen 10 Mussweiler, Thomas Kreutzmann, Madeleine 62 19, 21, 71, 75, 81 Krolak‐Schwerdt, Sabine 14, 45, 46 Nagler, Julia 114 Kühn, Waldemar 61 Nerb, Josef 54 Kühnen, Ulrich 62 Neuhaus, Robert 76 Küpper, Beate 63, 120 Neumann, Roland 77 Kutzner, Florian 63, 114 Niesta Kayser, Daniela 77 Lambauer, Elisatbeth 8, 46, 64, 68 Nuszbaum, Mandy 77 Oakhill, Jane 36 Langer, Tina 64, 95 Odenthal, Georg 117 Lanphen, Judith 65 Oeberst, Aileen 78 12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 – Université du Luxembourg Namensverzeichnis 124 Name Seite Name Seite Oettingen, Gabriele 69, 117 Rudolph, Almut 92 Oettingen, Maria von 78 Sachse, Pierre 37, 58 Ohlert, Jeannine 79 Samochowiec, Jakub 89, 93 Paechter, Manuela 64 Sarrasin, Oriane 36 Pauli, Paul 67 Sassenberg, Kai Penke, Lars 81 29, 50, 70, 93, 98 Peus, Claudia 106 Sassenrath, Claudia 93 Pfeiffer, Felix 100 Schaer, Marcel 94 Pfetsch, Jan 80 Schemm, Katja vom 82 Piontkowski, Ursula 89 Schermuly, Carsten 94 Plessner, Henning 80, 103 Schiefer, David 95 Posten, Ann‐Christin 81 Schiffhauer, Silke 80 Postmes, Tom 44, 109 Schlink, Susanne 95 Pradel, Julia 81 Schlösser, Thomas 67 Prinz, Wolfgang 105 Schlösser, Thomas 96 Pröh, Kristina 10 Schmidt, Alexander F. 96 Rakotoarisoa, Anne‐Fernandine 82 Schmitt, Manfred 10, 22, 59, 108 Rangel, Ulrike 83 Schmohr, Martina 97 Rau, Melanie 62, 83 Schnabel, Konrad 108 Rauthmann, John F. 35, 58, 84 Schöl, Christiane 97 Recchia, Sophie 85 Scholl, Annika 98 Recker, Julia 85 Scholl, Wolfgang 99 Reese, Gerhard 86 Schröder, Tobias 47, 99 Regenberg, Nina 86 Schröder‐Abé, Michela 88, 92 Reinecke, Jost 45 Schui, Gabriel 100 Reinhard, Marc‐Andre 87 Schultze, Thomas 22, 100 Renger, Daniela 87 Schulz, Stefan 77 Rentzsch, Katrin 88 Schulz‐Hardt, Stefan Reutner, Leonie 88 22, 28, 74, 82, 100, 114 Riesner, Lars 105 Schusser, Yvonne 67 Riethmüller, Martin 29 Schüssler, Astrid 101 Riketta, Michael 92 Schuster, Julia 32, 42 Ringeisen, Tobias 89 Schütz, Astrid 88, 92 Rohmann, Elke 76, 90, 97 Schwanenberg, Enno 102 Rohmann, Anette 89 Schwarz, Sascha 102 Reber, Rolf 112 Schwarz, Norbert 1 Roth, Jenny 70, 90 Schweizer, Geoffrey 16, 103 Rothe, Katharina 91 Sczesny, Sabine 15, 53, 60 Rothermund, Klaus 14, 61 Sedikides, Constantine 36 Rothmund, Tobias 24, 91 Seele, Tim 7 12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 – Université du Luxembourg Namensverzeichnis 125
Name Seite Name Seite Seibt, Beate 67, 110 Unger, Alexander 111 Semin, Gün R. 3, 86 Unkelbach, Christian 49, 80, 112 Siegenthaler‐Santella, Olivia 103 Utz, Sonja 112 Siem, Birte 103 Vanselow, Nina 113 Simon, Bernd 40, 87 Verplanken, Bas 36 Simon, Sabia 114 Vignoles, Vivian L. 90 Simonett, Nina 89 Vogel, Tobias 63, 114 Sittenthaler, Sandra 104 Vogelgesang, Frank Spada, Hans 72 82, 100, 114 Spitz, Elisabeth 85 Vogt, Julia 115 Springer, Anne 105 Vopersal, Alkje 73 Stahl, Christoph 49, 112 Voss, Andreas 77 Stahlberg, Dagmar 97 Wagener, Dietrich 7 Staude‐Müller, Frithjof 105 Wagner, Ulrich 7, 65, 66 Steffens, Melanie C. 70, 78, 86, 90 Walther, Eva 10, 64, 95, 116 Steffgen, Georges 59, 80, 85 Wänke, Michaela 88, 93 Steidle, Anna 43, 105 Weber, Pia Anna 116 Steinel, Wolfgang 112 Weber, Hannelore 2 Steinhauser, Marco 48 Weil, Rebecca 116 Strack, Fritz 109 Weinreich, André 117 Streicher, Bernhard 5, 61, 106 Weiss, Tamara 53 Stukenberg, Stephanie 67 Werth, Lioba 26, 43, 58, 105 Sturm, Andrea 102 Wey, Nicole 53 Sullivan, Daniel 51 Weyers, Peter 67 Talrisch, Tobias 107 Wieber, Frank 117 Täuber, Susanne 107 Wilde, Annett 118 Teubel, Thomas 108 Witte, Erich H. 38 Thomas, Nadine 108 Wolf, Carina 118 Thurow‐Kröning, Birgit 100 Woltin, Karl‐Andrew 119 Timmermann, Arnd 15 Wright, Stephen 71 Topolinski, Sascha 109 Wyss, Damaris 16 Tovote, K. Annika 44, 109 Zander‐Music, Lysann 62 Traut‐Mattausch, Eva 5, 33, 61, 104, 110 Zelt, Sarah 7 Türk Pereira, Philippe 110 Zick, Andreas 63, 120 Uchronski, Mirjam 111 Zill, Alexander 58 Ulrich, Alissa 55 Zinkernagel, Axel 22 12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 – Université du Luxembourg Kontakte 126 Kontakte zu den Erstautorinnen und Erstautoren unter Angabe von Zeit und Ort des Beitrags im Tagungsprogramm Name Achtziger, Anja Emailadresse anja.achtziger@uni‐konstanz.de Adlberger, Stephanie [email protected] Albert, Isabelle [email protected] Alt, Alexander [email protected]‐mannheim.de Asbrock, Frank [email protected]‐marburg.de Athenstaedt, Ursula ursula.athenstaedt@uni‐graz.at Aydin, Nilüfer [email protected] Bachmann, Anne [email protected]‐kiel.de Backes, Sabine [email protected] Banse, Rainer banse@uni‐bonn.de Baumert, Anna baumert@uni‐landau.de Bayer, Ute ute.bayer@uni‐konstanz.de Berger, Anja bergera@uni‐potsdam.de Berthold, Anne anne.berthold@uni‐jena.de Bieneck, Steffen steffen.bieneck@uni‐potsdam.de Blaison, Christophe [email protected] Blomann, Frederik [email protected] Böhm, Robert robert.boehm@uni‐jena.de Böhmer, Matthias [email protected] Boos, Margarete Zeit und Ort Mittwoch, 13:45 ‐ 15:15h, Montessori Donnerstag, 15:15 ‐ 15:45, Kantine / Latomus Seite 5 Donnerstag, 15:15 ‐ 15:45, Kantine / Latomus Donnerstag, 15:15 ‐ 15:45, Kantine / Latomus Donnerstag, 15:45 ‐ 16:45, Montessori 6 Donnerstag, 10:30 ‐ 12:30, Piaget Freitag, 10:30 ‐ 12:30, 210 Donnerstag, 10:30 ‐ 12:30, 210 8 Donnerstag, 13:45 ‐ 15:15, 208 Donnerstag, 13:45 ‐ 15:15, 203 Donnerstag, 13:45 ‐ 15:15, 208 Mittwoch, 13:45 ‐ 15:15, Montessori Freitag, 13:45 ‐ 15:15, 205 Donnerstag, 10:30 ‐ 12:30, Vygotsky 5 7 7 8 9 9 10 10 11 11 12 Mittwoch,15:45 ‐ 17:15, Vygotsky Donnerstag, 13:45 ‐ 15:15, 203 Freitag, 10:30 ‐ 12:30, 205 12 Donnerstag, 10:30 ‐ 12:30, Vygotsky Mittwoch, 10:30 ‐ 12:30, 203 14 mboos@uni‐goettingen.de Donnerstag, 13:45 ‐ 15:15, Piaget 15 Bosak, Janine [email protected] 15 Brand, Ralf ralf.brand@uni‐potsdam.de Donnerstag, 13:45 ‐ 15:15, Montessori Freitag, 10:30 ‐ 12:30, 203 Brandstätter, Veronika [email protected] Freitag, 13:45 ‐ 15:15, Montessori 16 Brömer, Philip [email protected]‐
freiburg.de susanne.bruckmueller@ sozpsy.phil.uni‐erlangen.de a.buhbe@jacobs‐university.de Donnerstag, 10:30 ‐ 12:30, Montessori Mittwoch, 13:45 ‐ 15:15, 208 Donnerstag, 15:15 ‐ 15:45, Kantine / Latomus 17 Bruckmüller, Susanne Buhbe, Anna 12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 – Université du Luxembourg 13 13 14 16 17 18 Kontakte 127
Name Ciccarello, Liborio Emailadresse [email protected]‐mannheim.de Contzen, Nadja [email protected] Crusius, Jan jan.crusius@uni‐koeln.de Czenna, Sabine sabine.czenna@uni‐mannheim.de Damisch, Lysann lysann.damisch@uni‐koeln.de Decker, Oliver [email protected]‐leipzig.de Donnerstag, 15:45 ‐ 16:45, 205 21 Deutsch, Roland [email protected]‐wuerzburg.de 22 Dislich, Friederike dislich@uni‐landau.de Mittwoch, 13:45 ‐ 15:15, Vygotsky Mittwoch, 10:30 ‐ 12:30, Piaget Drewes, Sylvana [email protected]‐goettingen.de Mittwoch, 13:45 ‐ 15:15, 205 22 Echterhoff, Gerald g.echterhoff@jacobs‐university.de Donnerstag, 10:30 ‐ 12:30, Piaget 23 Egmond, Marieke van m.vanegmond@jacobs‐university.de Mittwoch, 15:45 ‐ 17:15, 210 24 Egorov, Maxim [email protected] 24 Eller, Anja ade1@st‐andrews.ac.uk Engeser, Stefan [email protected] Donnerstag,10:30 ‐ 12:30, 203 Freitag, 13:45 ‐ 15:15, 210 Freitag, 10:30 ‐ 12:30, 205 Englich, Birte birte.englich@uni‐koeln.de Epstude, Kai [email protected] Erdtel, Mandy [email protected]‐chemnitz.de Ermel, Olga olga.ermel@uni‐tuebingen.de Donnerstag, 15:45 ‐ 16:45, 210 27 Eyssel, Friederike feyssel@uni‐bielefeld.de 27 Faulmüller, Nadira [email protected]‐goettingen.de Freitag, 13:45 ‐ 15:15, Piaget Mittwoch, 15:45 ‐ 17:15, 205 Fehr, Jennifer j.fehr@iwm‐kmrc.de Donnerstag, 10:30 ‐ 12:30, Vygotsky 29 Mittwoch, 10:30 ‐ 12:30, 205 Donnerstag,15:45 ‐ 16:45, Piaget 29 Fernandez Castelao, Ezequiel e.fernandezcastelao@uni‐goettingen.de Fiedler, Klaus [email protected]‐heidelberg.de Fiedler, Susann [email protected] Fischer, Peter [email protected] Florack, Arnd arnd.florack@zeppelin‐university.de Forkmann, Mandy Freihardt, Tobias Zeit und Ort Mittwoch, 15:15 ‐ 15:45, Kantine / Latomus Freitag, 10:30 ‐ 12:30, 210 Seite 19 Mittwoch, 10:30 ‐ 12:30, Vygotsky Mittwoch, 10:30 ‐ 12:30, 210 Freitag,13:45 ‐ 15:15, 203 19 Mittwoch, 10:30 ‐ 12:30, 203 Mittwoch, 10:30 ‐ 12:30, Montessori Donnerstag, 15:15 ‐ 15:45, Kantine / Latomus 19 20 21 22 25 25 25 26 26 28 30 Donnerstag, 15:15 ‐ 15:45, Kantine / Latomus Mittwoch, 15:45 ‐ 17:15, Piaget Freitag, 13:45 ‐ 15:15, Montessori 30 [email protected] Mittwoch, 15:45 ‐ 17:15, Vygotsky 32 [email protected] Donnerstag, 10:30 ‐ 12:30, 208 32 12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 – Université du Luxembourg 31 31 Kontakte 128 Name Frey, Dieter Emailadresse [email protected]‐muenchen.de Zeit und Ort Mittwoch, 10:30 ‐ 12:30, Audimax Donnerstag, 10:30 ‐ 12:30, 205 Seite 33 Friese, Malte [email protected] Fritsche, Immo immo.fritsche@uni‐jena.de Donnerstag, 15:45 ‐ 16:45, 205 Freitag, 10:30 ‐ 12:30, 205 Donnerstag, 15:15 ‐ 15:45, Kantine / Latomus 34 Frommherz, Anna [email protected] Furtner, Marco [email protected] Gabriel, Ute [email protected] Mittwoch, 13:45 ‐ 15:15, 210 36 Gebauer, Jochen E. [email protected] 36 Genkova, Petia petia.genkova@uni‐passau.de Donnerstag, 10:30 ‐ 12:30, Montessori Mittwoch, 10:30 ‐ 12:30, 208 Geser, Willi [email protected] Donnerstag, 10:30 ‐ 12:30, 210 37 Gleibs, Ilka [email protected] Freitag, 13:45 ‐ 15:15, 205 38 Glöckner, Andreas [email protected] Freitag, 10:30 ‐ 12:30, Audimax 38 Gollan, Tobias tobias.gollan@uni‐hamburg.de 38 Gollwitzer, Mario gollwitzer@uni‐landau.de Grabow, Olga [email protected]‐kiel.de Donnerstag, 15:45 ‐ 16:45, 208 Donnerstag, 10:30 ‐ 12:30, 208 Freitag, 10:30 ‐ 12:30, 210 Grau, Ina igrau@uni‐bonn.de 40 Graupmann, Verena [email protected] Greifeneder, Rainer greifeneder@uni‐mannheim.de Mittwoch, 13:45 ‐ 15:15, 203 Freitag, 10:30 ‐ 12:30, Vygotsky Mittwoch, 10:30 ‐ 12:30, 210 Grumm, Mandy [email protected]‐frankfurt.de Mittwoch, 15:45 ‐ 17:15, Vygotsky 41 Häfner, Michael [email protected] 42 Hagen, Franziska franziska‐[email protected] Mittwoch, 10:30 ‐ 12:30, Vygotsky Mittwoch, 15:15 ‐ 15:45, Kantine / Latomus Hanke, Eva‐Verena eva‐[email protected]‐chemnitz.de Donnerstag, 13:45 ‐ 15:15, Piaget Hannover, Bettina bettina.hannover@fu‐berlin.de Hansen, Nina [email protected] Harth, Nicole n.harth@uni‐jena.de Hein, Sascha [email protected]‐frankfurt.de Heitland, Kirsten kirsten.heitland@uni‐bielefeld.de Herfordt, Julia [email protected] Mittwoch, 10:30 ‐ 12:30, 203 45 Hörstermann, Thomas [email protected] Mittwoch, 10:30 ‐ 12:30, 203 46 Mittwoch, 17:45 ‐ 18.45, Audimax Donnerstag, 15:45 ‐ 16:45, 208 Donnerstag, 10:30 ‐ 12:30, 203 Mittwoch, 15:15 ‐ 15:45, Kantine / Latomus Freitag, 10:30 ‐ 12:30, Piaget 12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 – Université du Luxembourg 33 34 35 37 39 40 40 41 42 43 4 44 44 44 45 Kontakte Name Horvath, Lisa Kristina Emailadresse [email protected]‐graz.at Huber, Katrin petia.genkova@uni‐passau.de Huck, Jana huck@its‐transfer.de Hügelschäfer, Sabine sabine.huegelschaefer@uni‐konstanz.de Hütter, Mandy [email protected]‐
freiburg.de Imhoff, Roland 129
Zeit und Ort Donnerstag, 13:45 ‐ 15:15, Montessori Mittwoch, 15:15 ‐ 15:45, Kantine / Latomus Seite 46 Donnerstag, 15:15 ‐ 15:45, Kantine / Latomus Freitag, 10:30 ‐ 12:30, Audimax Mittwoch, 13:45 ‐ 15:15, Vygotsky 47 rimhoff@uni‐bonn.de Donnerstag, 10:30 ‐ 12:30, 203 49 Jacoby, Johann j.jacoby@iwm‐kmrc.de 50 Janssen, Jana jana.janssen@uni‐mannheim.de Freitag, 10:30 ‐ 12:30, 205 Donnerstag, 15:45 ‐ 16:45, 203 Jodlbauer, Barbara [email protected] Donnerstag, 13:45 ‐ 15:15, 205 51 Jonas, Eva [email protected] Donnerstag, 10:30 ‐ 12:30, 205 52 Jonas, Kai J. [email protected] Freitag, 10:30 ‐ 12:30, Montessori 52 Kastenmüller, Andreas [email protected] 53 Kaufmann, Michèle [email protected] Keller, Johannes jkeller@uni‐mannheim.de Mittwoch, 10:30 ‐ 12:30, 208 Donnerstag, 13:45 ‐ 15:15, Montessori Mittwoch, 10:30 ‐ 12:30, Piaget Keller, Livia keller‐livia@uni‐landau.de 54 Kerschreiter, Rudolf [email protected] Kessler, Thomas [email protected] Freitag, 10:30 ‐ 12:30, 210 Mittwoch, 15:45 ‐ 17:15, 205 Mittwoch, 10:30 ‐ 12:30, Piaget Klackl, Johannes [email protected] Donnerstag, 10:30 ‐ 12:30, 205 56 Kleber, Janet [email protected] 57 Kluttig, Franziska [email protected]‐
erlangen.de Freitag, 10:30 ‐ 12:30, Audimax Mittwoch, 15:45 ‐ 17:15, 208 Knoll, Michael [email protected]‐chemnitz.de Donnerstag, 15:15 ‐ 15:45, Kantine / Latomus 58 Kolar, Gerald [email protected] 58 König, Andreas [email protected] Mittwoch, 15:15 ‐ 15:45, Kantine / Latomus Donnerstag, 10:30 ‐ 12:30, 208 Koschate, Miriam mk81@st‐andrews.ac.uk 59 Köser, Sara [email protected]‐heidelberg.de Krahé, Barbara krahe@uni‐potsdam.de Donnerstag, 13:45 ‐ 15:15, 210 Freitag, 13:45 ‐ 15:15, 208 Mittwoch, 15:45 ‐ 17:15, Piaget Kranz, Dirk dirk.kranz@uni‐trier.de Donnerstag, 13:45 ‐ 15:15, 205 61 Krenn, Alice [email protected] Mittwoch, 15:15 ‐ 15:45, Kantine / Latomus 61 12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 – Université du Luxembourg 47 48 49 51 53 54 55 56 57 59 60 60 Kontakte 130 Name Kreutzmann, Madeleine Emailadresse madeleine.kreutzmann@fu‐berlin.de Zeit und Ort Donnerstag, 15:15 ‐ 15:45, Kantine / Latomus Mittwoch, 15:45 ‐ 17:15, 208 Seite 62 Kühnen, Ulrich u.kuehnen@jacobs‐university.de Küpper, Beate beate.kuepper@uni‐bielefeld.de Freitag, 10:30 ‐ 12:30, Piaget Donnerstag, 15:45 ‐ 16:45, Piaget Mittwoch, 15:15 ‐ 15:45, Kantine / Latomus 63 Kutzner, Florian Lambauer, Elisabeth [email protected]‐
heidelberg.de elisabeth.lambauer@uni‐graz.at Langer, Tina langert@uni‐trier.de Mittwoch, 13:45 ‐ 15:15, Vygotsky 64 Lanphen, Judith [email protected]‐marburg.de 65 Leder, Susanne susanne.leder@zeppelin‐university.de Mittwoch, 15:45 ‐ 17:15, 210 Mittwoch, 10:30 ‐ 12:30, Montessori Lemmer, Gunnar [email protected]‐marburg.de Donnerstag, 15:45 ‐ 16:45, Montessori 66 Likowski, Katja [email protected]‐
wuerzburg.de Mittwoch, 15:45 ‐ 17:15, Montessori 67 Lotz, Sebastian sebastian.lotz@uni‐koeln.de Mittwoch, 10:30 ‐ 12:30, Audimax 67 Lücke, Bastian bastian.luecke@uni‐jena.de 67 Macher, Silvia silvia.macher@uni‐graz.at Machunsky, Maya machunsky@uni‐mannheim.de Donnerstag, 10:30 ‐ 12:30, Vygotsky Mittwoch, 15:45 ‐ 17:15, 203 Donnerstag, 10:30 ‐ 12:30, 210 Marquardt, Michael michael.marquardt@uni‐konstanz.de 69 Martiny, Sarah E. [email protected] Matschke, Christina c.matschke@iwm‐kmrc.de Donnerstag, 15:15 ‐ 15:45, Kantine / Latomus Mittwoch, 10:30 ‐ 12:30, Piaget Donnerstag, 13:45 ‐ 15:15, Vygotsky Mayer, Jennifer jennifer.mayer@uni‐koeln.de Mittwoch, 15:15 ‐ 15:45, Kantine / Latomus 71 Mazziotta, Agostino agostino.mazziotta@uni‐jena.de 71 Meier, Anne [email protected]‐freiburg.de Freitag, 13:45 ‐ 15:15, 210 Mittwoch, 10:30 ‐ 12:30, 205 Meier, Ester [email protected] Freitag, 10:30 ‐ 12:30, Vygotsky 72 Melzer, André [email protected] 73 Mierke, Katja mierke@hs‐fresenius.de Mittwoch, 13:45 ‐ 15:15, Piaget Mittwoch, 10:30 ‐ 12:30, 208 Mojzisch, Andreas [email protected]‐goettingen.de 74 Möller, Ingrid ingrid.moeller@uni‐potsdam.de Möllering, Anna a.moellering@jacobs‐university.de Mittwoch, 13:45 ‐ 15:15, 205 Mittwoch, 13:45 ‐ 15:15, Piaget Donnerstag, 13:45 ‐ 15:15, 205 Mussweiler, Thomas thomas.mussweiler@uni‐koeln.de Mittwoch, 10:30 ‐ 12:30, Vygotsky 75 Neuhaus, Robert [email protected] Mittwoch, 15:45 ‐ 17:15, 203 76 12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 – Université du Luxembourg 62 63 64 65 68 69 70 70 72 73 74 75 Kontakte 131
Name Neumann, Roland Emailadresse [email protected]‐dortmund.de Zeit und Ort Freitag, 13:45 ‐ 15:15, 208 Donnerstag, 10:30 ‐ 12:30, 205 Seite 77 Niesta Kayser, Daniela [email protected] Nuszbaum, Mandy [email protected]‐freiburg.de Freitag, 13:45 ‐ 15:15, 208 Freitag, 10:30 ‐ 12:30, Audimax Donnerstag, 10:30 ‐ 12:30, 203 77 Oeberst, Aileen [email protected] Oettingen, Maria von maria.v.oettingen@uni‐jena.de Ohlert, Jeannine j.ohlert@dshs‐koeln.de Freitag, 10:30 ‐ 12:30, 203 79 Pfetsch, Jan [email protected] 80 Plessner, Henning plessner@uni‐leipzig.de Donnerstag, 15:45 ‐ 16:45, 208 Freitag, 10:30 ‐ 12:30, 203 Posten, Ann‐Christin a‐c.posten@uni‐koeln.de Mittwoch, 10:30 ‐ 12:30, Vygotsky 81 Pradel, Julia julia.pradel@uni‐koeln.de Donnerstag, 10:30 ‐ 12:30, 210 81 Rakotoarisoa, Anne‐
Fernandine [email protected]‐goettingen.de Freitag, 13:45 ‐ 15:15, Vygotsky 82 Rangel, Ulrike [email protected]‐mannheim.de 83 Rau, Melanie melanie.rau@fu‐berlin.de Rauthmann, John [email protected] Mittwoch, 15:45 ‐ 17:15, Montessori Mittwoch, 13:45 ‐ 15:15, 210 Mittwoch, 15:15 ‐ 15:45, Kantine / Latomus Recchia, Sophie [email protected] 85 Recker, Julia [email protected] Reese, Gerhard gerhard.reese@uni‐jena.de Donnerstag, 15:15 ‐ 15:45, Kantine / Latomus Donnerstag, 15:15 ‐ 15:45, Kantine / Latomus Freitag, 10:30 ‐ 12:30, Piaget Regenberg, Nina [email protected] Freitag, 13:45 ‐ 15:15, 203 86 Reinhard, Marc‐Andre [email protected]‐mannheim.de 87 Renger, Daniela [email protected]‐kiel.de Freitag, 10:30 ‐ 12:30, 208 Donnerstag, 13:45 ‐ 15:15, Vygotsky Rentzsch, Katrin [email protected]‐chemnitz.de Donnerstag, 10:30 ‐ 12:30, Montessori 88 Reutner, Leonie [email protected] 88 Ringeisen, Tobias [email protected] Donnerstag, 15:45 ‐ 16:45, Vygotsky Mittwoch, 10:30 ‐ 12:30, 208 Rohmann, Anette rohmanna@uni‐muenster.de 89 Rohmann, Elke [email protected] Roth, Jenny jenny.roth@uni‐jena.de Mittwoch, 15:45 ‐ 17:15, 210 Donnerstag, 15:15 ‐ 15:45, Kantine / Latomus Donnerstag, 13:45 ‐ 15:15, 210 Rothe, Katharina k.rothe@uni‐leipzig.de Mittwoch, 13:45 ‐ 15:15, 210 91 Rothmund, Tobias rothmund@uni‐landau.de Mittwoch, 15:45 ‐ 17:15, Piaget 91 12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 – Université du Luxembourg 77 78 78 80 83 84 85 86 87 89 90 90 Kontakte 132 Name Rudolph, Almut Emailadresse [email protected]‐chemnitz.de Zeit und Ort Donnerstag, 10:30 ‐ 12:30, Montessori Freitag, 10:30 ‐ 12:30, 208
Samochowiec, Jakub [email protected] Sassenberg, Kai k.sassenberg@iwm‐kmrc.de Sassenrath, Claudia c.sassenrath@iwm‐kmrc.de Schaer, Marcel [email protected] Schermuly, Carsten [email protected]‐berlin.de Donnerstag, 10:30 ‐ 12:30, Piaget 94 Schiefer, David d.schiefer@jacobs‐university.de 95 Schlink, Susanne schlink@uni‐trier.de Donnerstag, 15:45 ‐ 16:45, 210 Donnerstag, 15:45 ‐ 16:45, 203 Schlösser, Thomas t.schloesser@uni‐koeln.de Mittwoch, 10:30 ‐ 12:30, Audimax 96 Schmidt, Alexander F. afschmidt@uni‐bonn.de Donnerstag, 13:45 ‐ 15:15, 203 96 Schmohr, Martina [email protected] Mittwoch, 15:45 ‐ 17:15, 203 97 Schöl, Christiane [email protected]‐mannheim.de 97 Scholl, Annika a.scholl@iwm‐kmrc.de Scholl, Wolfgang [email protected]‐berlin.de Mittwoch, 13:45 ‐ 15:15, 208 Mittwoch, 15:15 ‐ 15:45, Kantine / Latomus Donnerstag, 13:45 ‐ 15:15, Piaget Schröder, Tobias [email protected] Schui, Gabriel [email protected] Schultze, Thomas [email protected]‐goettingen.de Schulz‐Hardt, Stefan schulz‐[email protected]‐goettingen.de Freitag, 13:45 ‐ 15:15, Vygotsky 100 Schüssler, Astrid [email protected]‐marburg.de 101 Schwanenberg, Enno [email protected]‐frankfurt.de Freitag, 10:30 ‐ 12:30, Piaget Freitag, 10:30 ‐ 12:30, 208 Schwarz, Norbert [email protected] Freitag, 9:00 ‐ 10:00, Au‐
dimax 1 Schwarz, Sascha sschwarz@uni‐wuppertal.de 102 Schweizer, Geoffrey geoffrey.schweizer@uni‐potsdam.de Mittwoch, 13:45 ‐ 15:15, 203 Freitag, 13:45 ‐ 15:15, 203 Semin, Gün R. [email protected] Siegenthaler‐Santella, Olivia [email protected] Siem, Birte birte.siem@uni‐jena.de Sittenthaler, Sandra sandra.sittenthaler@ googlemail.com Freitag, 10:30 ‐ 12:30, Vygotsky 104 Springer, Anne [email protected] Freitag, 13:45 ‐ 15:15, Vygotsky 105 Freitag, 10:30 ‐ 12:30, Montessori Freitag, 10:30 ‐ 12:30, Montessori Mittwoch, 13:45 ‐ 15:15, 203 Donnerstag, 10:30 ‐ 12:30, Piaget Donnerstag, 15:15 ‐ 15:45, Kantine / Latomus Mittwoch, 10:30 ‐ 12:30, 205 Mittwoch, 9:00 ‐ 10:00, Audimax Donnerstag, 15:45 ‐ 16:45, Vygotsky Donnerstag, 13:45 ‐ 15:15, 210 12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 – Université du Luxembourg Seite 92 93 93 93 94 95 98 99 99 100 100 102 103 3 103 103 Kontakte Name Staude‐Müller, Frithjof Emailadresse staude‐[email protected]‐kiel.de Steidle, Anna [email protected]‐chemnitz.de Streicher, Bernhard [email protected] Talrisch, Tobias petia.genkova@uni‐passau.de Täuber, Susanne susanne.taeuber@uni‐jena.de Teubel, Thomas 133
Zeit und Ort Mittwoch, 13:45 ‐ 15:15, Piaget Freitag, 13:45 ‐ 15:15, Montessori Seite 105 105 Donnerstag, 10:30 ‐ 12:30, 208 Mittwoch, 15:15 ‐ 15:45, Kantine / Latomus Mittwoch, 10:30 ‐ 12:30, 205 106 thomas.teubel@uni‐leipzig.de Freitag, 10:30 ‐ 12:30, 203 108 Thomas, Nadine thomas@uni‐landau.de 108 Topolinski, Sascha [email protected]‐
wuerzburg.de Mittwoch,: 10:30 ‐ 12:30, Audimax Mittwoch, 10:30 ‐ 12:30, 210 Tovote, K. Annika [email protected] Mittwoch, 15:15 ‐ 15:45, Kantine / Latomus 109 Traut‐Mattausch, Eva traut‐[email protected] Freitag, 10:30 ‐ 12:30, Vygotsky 110 Türk Pereira, Philippe [email protected]‐wuerzburg.de Mittwoch, 15:15 ‐ 15:45, Kantine / Latomus 110 Uchronski, Mirjam [email protected]‐
erlangen.de [email protected] Mittwoch, 15:45 ‐ 17:15, 208 Mittwoch, 10:30 ‐ 12:30, Montessori Mittwoch, 10:30 ‐ 12:30, 210 111 Mittwoch, 15:45 ‐ 17:15, 205 Mittwoch, 13:45 ‐ 15:15, 208 Freitag, 10:30 ‐ 12:30, 208 112 Unger, Alexander 107 107 109 111 Unkelbach, Christian christian.unkelbach@ psychologie.uni‐heidelberg.de Utz, Sonja [email protected] Vanselow, Nina nina.vanselow@uni‐bielefeld.de Vogel, Tobias [email protected]‐
heidelberg.de Vogelgesang, Frank [email protected]‐goettingen.de Mittwoch, 13:45 ‐ 15:15, 205 114 Vogt, Julia [email protected] 115 Weber, Hannelore weber@uni‐greifswald.de Mittwoch, 10:30 ‐ 12:30, Montessori Donnerstag, 9:00 ‐ 10:00, Audimax Weber, Pia Anna pia.weber@uni‐essen.de Donnerstag, 15:15 ‐ 15:45, Kantine / Latomus 116 Weil, Rebecca rebecca.weil@uni‐trier.de 116 Weinreich, André a.weinreich@hu‐berlin.de Mittwoch, 15:45 ‐ 17:15, Montessori Mittwoch, 15:15 ‐ 15:45, Kantine / Latomus Wieber, Frank frank.wieber@uni‐konstanz.de 117 Wilde, Annett [email protected]‐frankfurt.de Wolf, Carina [email protected]‐marburg.de Mittwoch, 13:45 ‐ 15:15, Montessori Freitag, 13:45 ‐ 15:15, 205 Freitag, 13:45 ‐ 15:15, Piaget Woltin, Karl‐Andrew karl‐[email protected] Freitag, 10:30 ‐ 12:30, Montessori 119 Zick, Andreas zick@uni‐bielefeld.de Donnerstag, 13:45 ‐ 15:15, Vygotsky 120 12. Tagung der Fachgruppe Sozialpsychologie 2009 – Université du Luxembourg 112 113 114 2 117 118 118 
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