Über Eisensilicide: Züchtung von β-FeSi2-Einkristallen durch chemischen Transport, strukturelle und physikalische Charakterisierung Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde der Fakultät für Chemie und Pharmazie der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau vorgelegt von Wolfgang Rix aus Regensburg - 2001 - Dekan: Prof. Dr. R. Schubert Vorsitzender des Promotionsausschusses: Prof. Dr. G. E. Schulz Leiter der Arbeit: Prof. Dr. G. Thiele Referent: Prof. Dr. G. Thiele Koreferent: Prof. Dr. Ing. C. Röhr Tag der Verkündigung des Prüfungsergebnisses: 10.05.2001 Wer sie nicht kennte, Die Elemente, Ihre Kraft Und Eigenschaft, Wäre kein Meister Über die Geister. (J. W. v. Goethe) Für Christine Die vorliegende Arbeit wurde in der Zeit von März 1994 bis Mai 2001 am Institut für Anorganische und Analytische Chemie der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg im Breisgau unter der Leitung von Herrn Prof. Dr. Gerhard Thiele angefertigt. Ihm gilt mein besonderer Dank für die interessante Themenstellung, die gewährte Unterstützung und die persönliche Betreuung. Desweiteren möchte ich mich bei Herrn Prof. Dr. D. Siebert für die Einführung in die ESRSpektroskopie sowie seine stete Diskussionsbereitschaft bei der Auswertung und Interpretation der Spektren bedanken. Außerdem bedanke ich mich bei Frau Prof. Dr. C. Röhr und Herrn Dr. H.-W. Rotter für die Aufnahme der Einkristalldatensätze und Herrn Dr. P. Zönnchen für die Unterstützung bei deren Auswertung, Herrn Dr. M. Armbruster für die Impedanzspektroskopischen Messungen, Herrn J. Meinhardt für die Photolumineszenzmessungen, sowie Frau Dr. H. Müller-Siegmund für die Einweisung in die Arbeit mit der Mikrosonde. Bei Herrn Prof. Dr. M. Binnewies (Hannover) möchte ich mich für seine hilfreichen Diskussionsbeiträge in Bezug auf die theoretische Betrachtung von Transportreaktionen bedanken. Daneben möchte ich auch allen übrigen, nicht namentlich erwähnten Mitgliedern des Arbeitskreises meinen Dank für das überaus angenehme Arbeitsklima aussprechen. Abkürzungen und Symbole Abb. Abbildung ASA atomic sphere approximation ASW augmented spherical wave (-Methode) At.-% Atomprozent au arbitrary unit, willkürliche Einheit B Magnetfeldstärke B0 Resonanz-Magnetfeldstärke CBM conduction band minimum, Leitungsbandminimum CCD charge-coupled device D Nullfeldaufspaltung DOS density of states, Zustandsdichte ∆E Energiedifferenz ∆FH0 Standardbildungsenthalpie ∆T Temperaturgradient EDX energy dispersive X-Ray emission spectroscopy, energiedispersive Röntgenemissionsspektroskopie EF Fermienergie Eg energy gap, Bandlücke ESR Elektronenspin-Resonanz fcc face centered cubic, kubisch-flächenzentriert FLAPW full-potential linearized augmented plane wave (-Methode) g Landéscher g-Faktor h Plancksches Wirkungsquantum I Kernspinquantenzahl I(rel) relative Intensität k Wellenvektor Kap. Kapitel LED light emitting diode, lichtemittierende Diode LF Leitfähigkeit LMTO linear muffin tin orbital (-Methode) m0 Masse eines freien Elektrons MBE molecular beam epitaxy, Molekularstrahlepitaxie µB Bohrsches Magneton NMR nuclear magnetic resonance, kernmagnetische Resonanz Nr. Nummer ν Frequenz OZ Ordnungszahl p.a. per analysi, zur Analyse PSD position sensitive detector, ortsempfindlicher Detektor quant. quantitativ R Hall-Koeffizient RG Raumgruppe RT Raumtemperatur S Elektronenspinquantenzahl T1 Senkentemperatur T2 Quellentemperatur Tm mittlere Temperatur Tab. Tabelle UV Ultraviolett VBM valence band maximum, Valenzbandmaximum WDX wavelength dispersive X-Ray emission spectroscopy, wellenlängendispersive Röntgenemissionsspektroskopie Inhaltsverzeichnis I. Einleitung 1 II. Literaturüberblick 5 A: Das System Eisen-Silicium 5 1. Das Phasendiagramm 5 2. Die Mischkristalle γ-(Fe, Si) und α-(Fe, Si) 6 3. Die α2 - und α1 - Phase (Fe3Si) 6 4. Die β-Phase (Fe2Si) 8 5. Die η-Phase (Fe5Si3) 9 6. Die ε-Phase (FeSi) 10 7. Die ζβ-Phase (β-FeSi2) 11 8. Kubische Phasen mit der Zusammensetzung FeSi2 12 9. Die ζα-Phase (α-FeSi2 oder Fe2Si5) 12 B: Elektrische und magnetische Eigenschaften von β-FeSi2 14 1. Charakterisierung von Halbleitern 14 2. Die Bandlücke von β-FeSi2 15 a) Messungen der Bandlücke 15 b) Bandstrukturrechnungen 19 3. Die elektrische Leitfähigkeit 25 4. Elektrische Transporteigenschaften 26 5. Magnetisches Verhalten 28 III. Präparative Untersuchungen 31 A: Bestimmung der optimalen Transportbedingungen 31 1. Vorbemerkungen 31 2. Optimierung der Transportbedingungen, ausgehend von Fe2Si5 und FeSi 37 3. Optimierung der Transportbedingungen, ausgehend von den Elementen 41 4. Untersuchung des Transportverhaltens mit Br2 als Transportmittel 43 B: Synthese von dotierten β-FeSi2-Kristallen 44 1. Vorbemerkungen 44 2. Dotierung mit 3d-Metallen 44 3. Dotierung mit Ruthenium und Osmium 46 IV. Strukturelle und physikalische Charakterisierung von β-FeSi2 A: Röntgenstrukturanalyse von β-FeSi2 47 47 1. Vorbemerkungen 47 2. Charakterisierung der Einkristalle 48 3. Strukturdiskussion von β-FeSi2 50 B: ESR-spektroskopische Untersuchungen 54 1. Vorbemerkungen 54 2. Grundlagen 54 3. Experimentelles 57 4. Diskussion 61 C: Leitfähigkeitsmessungen 70 1. Vorbemerkungen 70 2. Experimentelles 71 3. Ergebnisse 71 D: Photolumineszenzmessungen an β-FeSi2-Kristallen 73 1. Vorbemerkungen 73 2. Experimentelles 73 3. Ergebnisse 73 E: WDX-Untersuchungen an dotierten β-FeSi2-Kristallen 75 1. Vorbemerkungen 75 2. Experimentelles 76 3. Ergebnisse 76 V. Experimenteller Teil A: Untersuchungsmethoden und Materialien 81 81 1. Röntgenographische Methoden 81 2. ESR-spektroskopische Untersuchungen 82 3. Impedanzspektroskopische Untersuchungen 82 4. Photolumineszenzmessungen 82 5. Mikrosondenuntersuchungen (WDX) 83 6. Software 83 7. Chemikalien 84 B: Synthese 85 1. Darstellung von Edukten 85 2. Transportversuche, ausgehend von Fe2Si5 und FeSi 91 3. Transportversuche, ausgehend von den Elementen 92 4. Transportversuche mit Br2 als Transportmittel 95 5. Dotierversuche mit 3d-Metallen 96 6. Dotierversuche mit Ruthenium und Osmium 96 C: Charakterisierung 97 1. Einkristallstrukturanalyse von β-FeSi2 97 2. ESR-Spektren von β-FeSi2 98 3. Leitfähigkeitsmessungen an β-FeSi2 101 4. Photolumineszenzmessungen an β-FeSi2-Kristallen 102 5. Mikrosondenuntersuchungen an dotierten β-FeSi2-Kristallen 103 VI. Zusammenfassung 105 VII. Literatur 109 I. Einleitung In der modernen Technik finden Halbleitermaterialien verschiedener Art vielseitige Verwendung. Nicht nur Computer, sondern auch mit Prozessorsteuerung ausgestattete Haushaltsgeräte, Geräte der Unterhaltungselektronik oder industrielle Fertigungsanlagen sind auf solche Stoffe angewiesen. Neben den elektronischen sind auch optische Anwendungen von Interesse: Substanzen, die in der Lage sind, beim Anlegen einer Spannung Licht bestimmter Wellenlänge zu emittieren, finden Verwendung als Material für Leuchtdioden (LED), solche, die gezielt Licht absorbieren und in elektrische Energie umwandeln können, sind für die Sensorik und die Photovoltaik von Bedeutung. So müssen die Empfänger von Fernbedienungen auf Infrarotstrahlen ansprechen, dürfen aber gegenüber dem sichtbaren Licht keine Empfindlichkeit zeigen. Im Gegensatz dazu müssen Solarzellen in der Lage sein, ein möglichst großes Spektrum an Strahlen in Energie umzuwandeln. Für die industrielle Verwendbarkeit von Materialien sind verschiedene Gesichtspunkte zu berücksichtigen. Zum einen müssen natürlich die physikalischen und elektronischen Eigenschaften für die jeweilige Anwendung geeignet sein, zum Anderen müssen auch wirtschaftliche Gesichtspunkte berücksichtigt werden: Hohe Kosten für Edukte oder umfangreiche Sicherheitsmaßnahmen beim Umgang mit giftigen oder umweltschädlichen Substanzen können den Einsatz einer Verbindung trotz vorteilhafter Halbleitereigenschaften unrentabel machen. Daher besteht für verschiedenste Anwendungen steter Bedarf nach neuen Substanzen, die idealerweise vergleichbar kostengünstig sein sollten wie Silicium, aber in einem anderen Bandlückenbereich arbeiten, die weniger giftig sind als z.B. Galliumarsenid und die eine hohe chemische und thermische Stabilität aufweisen. In diesem Zusammenhang ist die Gruppe der Übergangsmetallsilicide von sehr großem Interesse. Untersuchungen haben gezeigt, daß viele von ihnen metallischen Charakter besitzen. Einige dieser Verbindungen, z.B. TiSi2 und PtSi, lassen sich z.B. gut in auf Silicium basierenden integrierten Schaltkreisen verwenden, da sie durch Metallierung einer vorgegebenen SiStruktur gezielt eingebracht werden können (self aligned process) und sind aufgrund ihrer metallischen Leitfähigkeit gut als Gatter oder Kontakte geeignet [1]. CoSi2 und NiSi2 [2] 1 werden für die Herstellung von Halbleiter-Metall-Kontakten (Schottky-Barrieren) verwendet und besitzen zusätzlich den Vorteil, mit annähernd denselben Gitterkonstanten wie Silicium zu kristallisieren. Sie können dadurch besonders perfekte Schottky-Barrieren ausbilden. Andere Übergangsmetallsilicide, darunter CrSi2, OsSi2 und β-FeSi2 sind halbleitende Materialien [3]. Besonderes Interesse verdient dabei das β-FeSi2, da eine Bandlücke von ca. 0.85eV die Substanz für eine Verwendung als Infrarotsensor [4] und für die Kopplung optischer Fasern mit einer Transmission von 1.4µm [5] geeignet erscheinen läßt. Zusätzlich erfüllt β-FeSi2, z.B. bei der Verwendung für Sonnenkollektoren, gut die oben genannten Kriterien der Wirtschaftlichkeit. Es besitzt eine hohe Stabilität gegenüber Säuren, Basen und hohen Temperaturen, außerdem sind die Ausgangsstoffe Eisen und Silicium billig und nicht toxisch. Die Darstellung amorpher oder polykristalliner dünner Schichten auf Quarz-, Silicium- oder anderen Substraten mittels Molekularstrahlepitaxie ist bereits ein etablierter Prozess [6 - 9]; die elektrischen Eigenschaften solcher Proben wurden eingehend untersucht. Schwieriger gestaltet sich jedoch die Gewinnung von Einkristallen, die von noch größerem Interesse in Bezug auf die Struktur und die Eigenschaften des Materials sind. Die älteste Synthesemethode, gemeinsames Aufschmelzen der Elemente und anschließendes Tempern [10, 11], führte nur zu β-FeSi2-Pulvern. Nachdem durch Schmelzreaktionen keine Volumenkristalle zu erhalten sind, da es sich bei β-FeSi2 um eine Tieftemperaturphase handelt, bietet sich an, für die Synthese kleinerer Einkristalle chemische Transportreaktionen anzuwenden. Unter Verwendung von Iod als Transportmittel erhielt man zwar Kristalle [12], mit denen eine erste Strukturbestimmung durchgeführt werden konnte [13, 14], allerdings gaben die Autoren an, dass diese verzwillingt wären [14], zudem wird ein Gemisch aus α-FeSi2 und FeSi als heterogener Ausgangsbodenkörper als notwendig bezeichnet [15]. Da weder eine Begründung dafür noch das Mischungsverhältnis der beiden Komponenten angegeben wurde, schienen weitere Untersuchungen an diesem System angebracht, um die optimalen Herstellungsbedingungen für β-FeSi2-Einkristalle zu ermitteln. Daneben war die Charakterisierung der Kristalle von großem Interesse. Da die veröffentlichte Bestimmung der Kristallstruktur auf Filmaufnahmen [13, 14] beruhte, erschien eine Untersuchung mit modernen diffraktometrischen Methoden angebracht, unter anderem auch um 2 anisotrope Temperaturfaktoren zu erhalten und eine Verfälschung der Struktur durch eine Verzwillingung auszuschließen. Vor demselben Hintergrund sollte mit ElektronenspinResonanz-(ESR-)spektroskopischen Untersuchungen das Vorliegen einer Verzwillingung sowie der Ort des Einbaus von Fremdatomen überprüft werden. Ebenso erschien es lohnenswert, das Lumineszenzverhalten der Kristalle zu untersuchen, da Photolumineszenz bislang nur bei amorphen dünnen Schichten beobachtet worden war, kristallinem β-FeSi2 diese Fähigkeit jedoch abgesprochen wurde [3]. Zudem sollte überprüft werden, ob, und wenn ja in welchem Umfang, andere Metallatome in β-FeSi2-Kristalle eingebaut werden können, was für Pulverproben bereits berichtet wurde [16, 17]. Dafür wurden Experimente zum gemeinsamen Transport von β-FeSi2 und verschiedenen Dotierstoffen durchgeführt und die erhaltenen Kristalle mit Hilfe der Mikrosonde untersucht. 3 4 II. Literaturüberblick A : Das System Eisen - Silicium 1. Das Phasendiagramm Nach ersten Untersuchungen über das System Eisen - Silicium vor dem Hintergrund der Stahlforschung zu Beginn dieses Jahrhunderts wurde das erste Phasendiagramm 1905 von Guerttler und Tammann [18] veröffentlicht. Seit den grundlegenden Arbeiten von Phragmén [10] und Haughton und Becker [11] wurde das System weiter mit immer moderneren Methoden untersucht; das folgende Phasendiagramm fasst die vorliegenden Erkenntnisse zusammen (Abb.II.1). Neben den beiden Elementen Eisen und Silicium enthält es neun binäre Phasen; alle Angaben im Text über Umwandlungstemperaturen beziehen sich, soweit nicht gesondert vermerkt, auf dieses Diagramm [19]. Abb.II.1: Phasendiagramm des Systems Eisen-Silicium nach [19] 5 2. Die Mischkristalle γ-(Fe, Si) und α-(Fe, Si) Bei niedrigem Siliciumgehalt treten im System Eisen-Silicium zunächst zwei Bereiche auf, in denen Phasen vorliegen, die in der Literatur als ungeordnete Mischkristalle bezeichnet werden. In einem eng begrenzten Zusammensetzungs- und Temperaturbereich zwischen 912°C und 1394°C (bei einem maximalen Siliciumgehalt von 3.8% Si bei 1125°C) weisen diese die Struktur des γ-Eisens auf: Die Eisen-Atome bilden eine kubisch-flächenzentrierte Kugelpackung (Cu-Typ, Raumgruppe: Fm-3m), die Silicium-Atome belegen interstitielle Positionen auf Oktaederplätzen. Die Phase γ-(Fe,Si) ist der Austenit-Phase im System Eisen-Kohlenstoff vergleichbar, die ebenfalls eine Lösung der Minderheitskomponente (dort Kohlenstoff) in γ-Eisen darstellt [20]. Die Existenz eines solchen geschlossenen Bereiches (γ-loop) wurde zuerst von Oberhoffer [21] nachgewiesen. Der γ-loop ist vollständig von einem Bereich umgeben, in dem das Silicium in α-Eisen gelöst ist [22]. Der maximale Siliciumgehalt der ungeordneten Mischkristalle steigt von ca. 10% Si bei 500°C auf 19.5% Si bei 1270°C und nimmt dann wieder ab bis zum Schmelzpunkt des reinen α-Eisens bei 1538°C. Die Struktur dieser Phase ist die des α-Eisens, innerhalb des kubisch-innenzentrierten Gitters (W-Typ, Raumgruppe: Im-3m) [20] sind die Silicium-Atome verzerrt oktaedrisch koordiniert. α-(Fe, Si) entspricht der Ferrit-Phase im Eisen-KohlenstoffSystem. Wie das α-Eisen weisen auch die α-Mischkristalle eine magnetische Umwandlung auf. Dabei sinkt die Curie-Temperatur von 760°C für reines α-Eisen auf ca. 520°C. Unterhalb dieser Temperatur ist die Phase ferromagnetisch, oberhalb paramagnetisch [11]. 3. Die α2 - und α1 - Phase (Fe3Si) Direkt auf den Bereich der α-Mischkristalle folgt ein Bereich, in dem die Silicium-Atome geordnet in das Gitter des α-Eisens eingebaut sind. Dabei werden zwei Arten von Überstrukturen gebildet, die sich vom Wolfram-Typ ableiten: Betrachtet man acht der kubischinnenzentrierten Zellen dieses Typs, so kann man die 16 Atompositionen als vier ineinandergeschachtelten flächenzentrierten Gitterkomplexen zugehörig betrachten (Abb.II.2) [23, 24]: 6 Abb.II.2: Darstellung eines kubisch-innenzentrierten Gitters durch vier kubisch-flächenzentrierte Gitter [24] Für die einzelnen Teilgitter ergeben sich dabei folgende Koordinaten, bezogen auf die in Abb.II.2 dargestellte verachtfachte Zelle: 0 0 0 + F (Gitter I), ¾ ¾ ¾ + F (Gitter II), ½ ½ ½ + F (Gitter III) und ¼ ¼ ¼ + F (Gitter IV). Besetzt man nun die Gitterkomplexe I und III mit Eisen und die Gitterkomplexe II und IV statistisch mit Eisen und Silicium, so erhält man den B2-Typ (CsCl-Typ, Raumgruppe: Pm-3m) der α2-Phase. Diese schließt sich mit relativ geringer Phasenbreite (10% - 11% Si bei 500°C und 19.5% - 22.5% Si bei 1250°C) an den Bereich der α-Mischkristalle an. Wird dagegen ein Teilgitter geordnet und vollständig mit Silicium und die anderen drei mit Eisen besetzt, so erhält man die Phase α1, die stöchiometrisch als Fe3Si bezeichnet wird und dem D03-Typ (Fe3Al-Typ, Raumgruppe: Fm-3m) zugeordnet ist. Diese Phase besitzt einen breiteren Stabilitätsbereich (11% - 25% Si bei 500°C, maximal 30.5% bei 1040°C). Der Bereich höherer Temperaturen dieser Phase wurde früher noch der α2-Phase zugeschrieben [25]. In den älteren Untersuchungen [10, 11, 18] wird zwischen der α-Mischkristallphase und den Phasen α1 und α2 nicht unterschieden. 7 4. Die β -Phase (Fe2Si) Die Phase Fe2Si ist nur bei hohen Temperaturen stabil. Sie schmilzt bei 1212°C und bildet sowohl mit der α1-Phase (bei 32% Si und 1200°C) als auch mit der ε-Phase (FeSi, bei 36%Si und 1203°C) ein Eutektikum. Der Stabilitätsbereich liegt zwischen 33% und 35% Si; Fe2Si zerfällt bei 1040°C eutektoid in die α1- und die η-Phase (Fe5Si3) [25]. Die Struktur wurde von Osawa und Murata [26] zunächst als geordnete Fe3Si-Struktur beschrieben, in der ein oktaedrisch von Silicium umgebenes Eisenatom durch Silicium ersetzt wird, was zu einer Zusammensetzung von Fe11Si5 führen würde. Damit wären aber in der Struktur die eine Sorte von Silicium-Atomen nur von Silicium umgeben, die andere, ursprünglich schon vorhandene von einem Silicium und fünf Eisen. Da aber die Valenzelektronendonatoren möglichst gleichmäßig im Raum verteilt sein sollten, damit sich eine energetisch tiefliegende Ortskorrelation der Valenzelektronen entwickeln kann, wurde nach einem besseren Strukturmodell gesucht. Khalaff und Schubert [27] diskutierten eine CsClStrukturvariante, bei der die acht Plätze der Gitterkomplexe I und III mit Eisen und die anderen acht Plätze (II und IV) statistisch zu 1/3 mit Eisen und 2/3 mit Silicium besetzt sind. Kudielka [28] konnte eine im Stabilitätsbereich der Phase zwischen 1040°C und 1212°C aufgenommene Röntgenaufnahme vollständig in der trigonalen Raumgruppe P-3m1 indizieren. Die von ihm vorgeschlagene Struktur zeigt weiter eine enge Verwandtschaft zu der kubischen α-Mischkristallphase und den Phasen α1 und α2, jedoch sind die FeSi8-Würfel stark verzerrt. In der geordneten Struktur sind die Würfelmitten so besetzt, dass in jeder Richtung entlang der Würfelkanten jeder dritte Würfel durch ein Eisen-Atom zentriert ist, die anderen durch ein Silicium-Atom. Die Anordnung mit den verformten Zellen des Fe(A2)- bzw. CsCl(B2)-Typs führt dazu, dass nur eine der Raumdiagonalen eine dreizählige Achse enthält, die kubische Symmetrie geht verloren. Für die abgeschreckte Tieftemperaturphase gelangt Kudielka zu einer D03-Struktur, in der auf der Punktlage 8c ausschließlich Eisenatome liegen, während die vierzähligen Punktlagen ungleichmäßig mit Eisen und Silicium besetzt sind (4a: 58.5% Si, 4b: 75% Si). Eine gleichmäßige Besetzung dieser Lagen würde zu der von Khalaff und Schubert vorgeschlagenen Struktur führen [27]. 8 5. Die η-Phase (Fe5Si3 ) Fe5Si3 ist eine stöchiometrische und metastabile Phase, die sich bei 1060°C peritektoid aus Fe3Si und FeSi bildet und bei 825°C zu α1 (mit 26% Si) und FeSi zerfällt [25]. Die Struktur ist vom hexagonalen Mn5Si3-Typ [29] (D88-Typ, Raumgruppe: P63/mcm, Abb.II.3). Abb.II.3: Die Elementarzelle von Fe5Si3 [30] Wie in der Abbildung zu erkennen ist, weist die Struktur zwei verschiedene Sorten von Eisenatomen auf, sie kann unter strukturellen Gesichtspunkten mit der Formel FeI4FeII6Si6 beschrieben werden. Die FeI-Atome bilden hexagonale Schichten, die sich mit Schichten der Zusammensetzung FeIISi abwechseln, in denen die Eisen- und die Siliciumatome zusammen ein Netz aus idealen und verzerrten Sechsecken ausbilden. Die FeI-Atome liegen ober- und unterhalb der unregelmäßigen FeII3Si3-Sechsecke und sind demnach jeweils annähernd oktaedrisch von sechs FeII und sechs Si-Atomen umgeben. Die Curie-Temperatur der abgeschreckten Verbindung liegt bei 108°C, unterhalb dieser Temperatur ist sie ferromagnetisch [30]. 9 6. Die ε -Phase (FeSi) Die Verbindung FeSi ist im gesamten Temperaturbereich von Raumtemperatur bis zu ihrem kongruenten Schmelzpunkt bei 1410°C stabil und besitzt nur eine sehr geringe Phasenbreite (49.7% bis 50.8% Si bei 1100°C [31]). FeSi stellt die thermisch stabilste Verbindung der Elemente Eisen und Silicium dar. Die Struktur wurde zuerst von Phragmén [10] als kubisch in der Raumgruppe P213 beschrieben. Dieser Vorschlag wurde von Wever und Möller [32] bestätigt und Pauling und Soldate [33] führten eine Präzisierung der Atomkoordinaten durch. Jedes Atom besitzt in dieser Struktur sieben Nachbarn der anderen Atomsorte, die in drei Gruppen aufgeteilt sind: Ein Nachbar im Abstand von 2.29 Å, drei weitere sind 2.34 Å entfernt und wiederum drei befinden sich in 2.52 Å Entfernung (Abb.II.4a). Diese Abstandsverteilung wurde von Wever und Möller mit dem Vorliegen von FeSi-Molekülen interpretiert. Betrachtet man die Struktur dahingehend, so stellt man fest, dass diese entlang der Raumdiagonalen der Elementarzelle angeordneten Fe-Si-Hanteln ein kubisch-flächenzentriertes (fcc-) Gitter ausbilden (Abb.II.4b). b) a) Abb.II.4: Die Elementarzelle von FeSi (Fe: orange, Si: grau): a) (7+6) - Koordination eines Eisen-Atoms und siebenfache Koordination eines Silicium-Atoms b) Darstellung der FeSi-Struktur als fcc-Anordnung von FeSi-Molekülen Pauling und Soldate [33] schätzten die Bindungsordnungen über die Umgebung eines Silicium-Atoms ab: Der Bindung zum nächstgelegenen Eisen-Atom sollte demnach eine Bindungsordnung von 1 zukommen, die Wechselwirkungen zu den entfernteren Eisen- 10 Atomen haben Bindungsordnungen von 2/3 für die mittlere Gruppe und 1/3 für die entfernteste Gruppe. Damit wird erreicht, dass das Silicium auch mit der Koordinationszahl 7 die Valenzzahl 4 beibehält. Weil die Eisen-Atome die Valenzzahl 6 besitzen sollten, bilden sie analoge Bindungen zu den sieben benachbarten Silicium-Atomen aus und verwenden überdies die zwei verbleibenden Valenzelektronen und -orbitale, um mit den sechs nächsten EisenAtomen (Abstand: 2.75 Å) sechs Bindungen der Bindungsordnung 1/3 einzugehen. Die Bindungen gebrochener Ordnung sollen Resonanz zeigen und so die Struktur stabilisieren. Untersuchungen des Mößbauer-Effektes, der magnetischen Suszeptibilität und der 29Si-NMRVerschiebung [34] sowie UV-Photoemissionsuntersuchungen [35] zeigen, dass es sich bei FeSi um einen Halbleiter mit einem sehr engen Bandabstand von ca. 0.05eV handelt. 7. Die ζβ -Phase (β -FeSi2 ) Die Tieftemperaturphase β-FeSi2 war lange Zeit unberücksichtigt geblieben und wurde erstmals 1954 von Serebinnikov und Gel`d [36] postuliert. Sie entsteht durch eine peritektoide Reaktion aus FeSi und α-FeSi2 (mit 70% Si). Die Temperaturen für die peritektoide und die eutektoide Umwandlung, über die diese Phase mit α-FeSi2 in Verbindung steht, wurden erstmals von Sidorenko und Mitarbeitern angegeben [37] und seither sehr oft korrigiert; inzwischen werden die Werte mit 982°C für die peritektoide und 937°C für die eutektoide Umwandlung angenommen [19]. Die ζβ-Phase ist stöchiometrisch mit der Zusammensetzung FeSi2. Die Struktur ist relativ kompliziert; die orthorhombische Elementarzelle enthält sechzehn Formeleinheiten. Die aus Pulverdaten gewonnenen Strukturen waren zunächst widersprüchlich [38 - 40], erst Einkristalluntersuchungen konnten 1968/69 [12, 13] und - verfeinert - 1971 [14] Klarheit schaffen. Eine eingehendere Diskussion der Struktur von β-FeSi2 erfolgt im Teil IV.A. 11 8. Kubische Phasen mit der Zusammensetzung FeSi 2 Werden mit epitaktischen Syntheseverfahren wie z.B. der Molekularstrahlepitaxie (molecular beam epitaxy, MBE) sehr dünne Schichten (10 - 20 Å) der Zusammensetzung FeSi2 auf Silicium(111)-Substrate aufgebracht, so bilden sich zwei kubische Phasen, die im Gleichgewichtsphasendiagramm nicht auftreten. Bei niedrigen Synthesetemperaturen wird eine Schicht von sogenanntem pseudomorphem FeSi2 mit einer Defekt-CsCl-Struktur erhalten, bei der die Metallpositionen statistisch besetzt sind. Man kann also die Formel Fe1-xSi angeben, wobei die Phase für den Bereich 0 ≤ x ≤ 0.6 nachgewiesen werden konnte [41]. Demnach tritt in dieser Struktur nicht nur bei x = 0.5 das pseudomorphe FeSi2 auf, sondern für x = 0 auch eine weitere Modifikation des Monosilicides FeSi [42]. Epitaktische Silicidphasen mit dieser Struktur sind bis zu einer Schichtdicke von 300 Å stabil. Bei höheren Synthesetemperaturen tritt bei dünnen Schichten γ-FeSi2 auf. Diese Phase ist ebenfalls kubisch, besitzt jedoch eine ideale CaF2-Struktur [43, 44]. Diese Schichten besitzen im Gegensatz zur halbleitenden Bulk-Phase β-FeSi2 metallische Leitfähigkeit. Beide dieser in sehr einfachen Strukturtypen kristallisierenden Phasen treten als Bulk-Phasen nicht auf. Ihre Stabilität in dünnen Schichten beziehen sie aus der recht guten Übereinstimmung ihrer Gitterkonstanten mit denen des Silicium-Substrats [43]. Bei Temperaturen oberhalb von 500 - 550°C gehen jedoch beide Phasen in β-FeSi2-Schichten über, wobei bei der Umwandlung von pseudomorphem FeSi2 als Zwischenphase γ-FeSi2 auftritt [41]. 9. Die ζα-Phase (α-FeSi2 oder Fe2Si5 ) Im Gegensatz zur Tieftemperaturmodifikation β-FeSi2 ist die ζα-Phase bereits seit den frühesten Untersuchungen bekannt [10, 18]. Sie weist eine maximale Phasenbreite zwischen 69.5% und 73% Si bei 1207°C auf und schmilzt bei 1220°C [45]. Die Hochtemperaturmodifikation α-FeSi2 bildet mit FeSi bei 67% Si und 1212°C sowie mit Si bei 73.5% Si und 1207°C Eutektika. Bei 937°C zerfällt die Phase mit einem Siliciumgehalt von 70.5% eutektoid in β-FeSi2 und Si. Die ζα-Phase wird in der Regel als α-FeSi2 bezeichnet, obwohl das Phasendiagramm eine Bezeichnung als Fe2Si5 korrekter erscheinen lässt [11]. 12 Die Struktur wurde von Phragmén [46] als tetragonale Variante des CaF2-Typs interpretiert, bei der gemäß Fe1-xSi2+x zusätzlich einige Eisen-Atome durch Silicium ersetzt sind. Die FeSi8Würfel sind über gemeinsame Flächen so miteinander verknüpft, dass sich Doppelschichten senkrecht zur z-Achse ausbilden (Abb.II.5b). Die Silicium-Atome stehen dadurch an den Spitzen quadratischer Pyramiden, deren Basen von Eisen-Atomen gebildet werden (Abb.II.5a). Sidorenko und Mitarbeiter [37] bestätigten zwar prinzipiell die Struktur in der tetragonalen Raumgruppe P4/mmm, kamen jedoch aufgrund von Dichtemessungen zu dem Ergebnis, dass die Abweichung von der 1 : 2-Stöchiometrie des CaF2-Typs nicht auf dem Ersatz von Eisen durch Silicium beruht, sondern auf Fehlstellen im Eisen-Teilgitter. Ihre Berechnungen ergaben, dass zwischen 13% und 23% der Eisen-Plätze unbesetzt sind. Es erwies sich außerdem, dass eine bessere Übereinstimmung von berechneten und beobachteten Intensitäten erreicht werden kann, wenn für den freien Parameter z, der in der Lage der Silicium-Atome auftritt, nicht 0.25 [46], sondern 0.27 [47] gewählt wird. Dies deutet auf das Vorliegen von Silicium-Silicium-Bindungen zwischen den Schichten hin (vgl. Abb.II.5a). Damit wäre erklärt, warum die Schichten nicht gegeneinander verschoben sind, was sterisch günstiger wäre. a) b) Abb.II.5: a) Die Elementarzelle von α-FeSi2 (Fe: orange, Si: grau) b) Verdeutlichung der schichtweise alternierenden Anordnung von zentrierten und leeren FeSi8-Würfeln 13 B : Elektrische und magnetische Eigenschaften von β-FeSi2 1. Charakterisierung von Halbleitern Damit eine Substanz als Halbleitermaterial Anwendung finden kann, müssen bestimmte Kriterien der Stabilität und der Präparationsbedingungen erfüllt sein und einige physikalische Größen geeignete Werte besitzen. Eine bedeutende Größe ist die elektrische Leitfähigkeit: Halbleiter weisen eine temperaturabhängige Leitfähigkeit auf, die mit steigender Temperatur größer wird. Zur Charakterisierung von Halbleitern werden außerdem die Konzentrationen, die Beweglichkeiten und die effektiven Massen der Ladungsträger (Elektronen im Leitungsband oder Defektelektronen bzw. Löcher im Valenzband) sowie optische Eigenschaften wie Reflexionsvermögen, Transmission, Brechungsindex und optischer Absorptionskoeffizient herangezogen. Die wichtigste dieser Größen ist jedoch die Bandlücke (energy gap) Eg, die bei Halbleitern den Energieabstand zwischen dem vollbesetzten Valenzband und dem unbesetzten Leitungsband angibt. Ist die Bandlücke zu groß, so weist das Material zu stark isolierende Eigenschaften auf, ist sie zu klein, so können auch unerwünschterweise Elektronen vom Valenzband in das Leitungsband wechseln. Außerdem ist die Natur der Bandlücke von Bedeutung. Man spricht von einer direkten Bandlücke, wenn das Maximum der Valenzbandkante bei demselben Wellenvektor k im reziproken Raum auftritt wie das Minimum der Leitungsbandkante. Die Absorption eines Photons führt hier nicht zu einer Änderung des Elektronenimpulses, da sein Eigenimpuls vernachlässigbar gering ist. Liegen die Extrema der Bandkanten nicht beim gleichen k-Wert, so liegt eine indirekte Bandlücke vor. Dabei ändert sich bei Band-Band-Übergängen der Elektronenimpuls, deshalb muß in den Prozess ein weiteres Teilchen, z.B. ein Phonon, eingebracht werden, um die Impulserhaltung zu gewährleisten. Es wird also entweder ein bereits im Gitter befindliches Phonon absorbiert oder ein neues erzeugt. In jedem Fall liegt ein Mehrteilchenprozess vor, der wesentlich weniger wahrscheinlich ist als der direkte Übergang ohne Phononenbeteiligung (Abb.II.6). Daher ist z.B. effiziente Lichtemission nur mit Halbleitern möglich, die eine direkte Bandlücke besitzen [48]. 14 Beim indirekten Übergang liegt die Absorptionsschwelle bei h⋅ω = Eg + h⋅Ω, wobei ω die Frequenz des eingestrahlten Photons und Ω die des absorbierten Phonons ist [49]. Abb.II.6: Schematische Darstellung der Übergänge beim Vorliegen a) einer direkten und b) einer indirekten Bandlücke [49] 2. Die Bandlücke von β -FeSi2 a) Messungen der Bandlücke Nachdem der Wert für die Bandlücke von β-FeSi2 aus der Temperaturabhängigkeit der Leitfähigkeit von Ware und McNeill [50] zunächst mit 1.38 eV viel zu hoch bestimmt wurde, konnten auf verschiedene Weisen genauere Werte ermittelt werden. So erhielt Kojima mit derselben Methode einen Wert von 1.0 eV im Temperaturbereich von 500 - 1000 K [51]. Aus der Temperatur des Übergangs gesinterter Proben in die metallische Hochtemperaturphase ermittelten Birkholz und Schelm [52] gemäß eines Modells von Adler und Brooks [53] eine Bandlücke von 0.85 eV bei 0 K. Dieses Modell erklärt den halbleitenden Zustand über eine Kation-Kation-Wechselwirkung und kann als eine Verallgemeinerung des Jahn-TellerEffektes für Energiebänder angesehen werden. Die spätere Bestimmung der Struktur von β-FeSi2 [14] schließt aber nach Blaauw und Mitarbeitern [54] die Anwendung dieses Modells auf β-FeSi2 aus, weil außer der Verzerrung des Silicium-Untergitters auch noch eine Wande 15 rung von Eisen-Atomen durch dieses Untergitter [55] und die Bildung von Eisen-Fehlstellen nötig ist, um von der halbleitenden in die metallische Phase zu gelangen. Messungen des Reflexionsvermögens gesinterter Proben ergaben eine Bandlücke von 0.95 eV [56], die gemäß Fochs [57] etwas nach unten korrigiert werden mußte. Der erhaltene Wert von ca. 0.8 eV zeigte gute Übereinstimmung mit dem in [52] angegebenen Wert für T = 0 K. In einer neueren Untersuchung an dünnen Schichten wurde mit dieser Methode ein Wert von 0.87 eV für einen direkten Übergang bestimmt [58]. An Schichten, die durch Sputtern auf Silica-Substrate abgeschieden worden waren, maßen Geserich und Mitarbeiter [59] die Transmission. Aus einer groben Extrapolation der erhaltenen Kurven ermittelten sie Werte für die Bandlücke von 1 eV für kristalline und 0.8 eV für amorphe Schichten. Aus dem Absorptionskoeffizienten dünner β-FeSi2-Filme, der aus Messungen der Transmission und des Reflexionsvermögens beim Einstrahlen von Licht senkrecht zur Schichtebene gewonnen wurde, errechneten Bost und Mahan [6, 60] eine direkte Bandlücke von 0.87 eV. Der Wert wurde später aufgrund eines logischen Fehlers in der Rechnung auf 0.89 eV korrigiert. Außerdem beobachteten Bost und Mahan Absorption im Bereich von 0.6 eV, die sie auf Defektzustände zwischen den Bändern zurückführten. Aus infrarotspektroskopischen Untersuchungen an mittels Ionenstrahl-Synthese erhaltenen dünnen Schichten ermittelten Panknin und Mitarbeiter einen Bandabstand von 0.84 eV für reines β-FeSi2, der bei Einbau von bis zu 18% Co-Atomen auf 0.78 eV absank [61]. Bei Filmen, die mit derselben Synthesemethode erzeugt wurden, wurde bei Photolumineszenzmessungen ein scharfes Signal bei 0.81 eV beobachtet [62], Absorptionsmessungen an denselben Proben ergaben für eine direkte Bandlücke einen Wert von 0.87 - 0.89 eV. Photothermische Deflektionsspektroskopie an dünnen Schichten auf Saphir-Substraten lieferte einen Wert für eine direkte Bandlücke von 0.85 eV bei Raumtemperatur [63]. Mit derselben Untersuchungsmethode erhielten Radermacher und Mitarbeiter [64] Raumtemperaturwerte von 0.78 eV für eine indirekte und 0.83 eV für eine direkte Bandlücke, Rizzi und Mitarbeiter [65] fanden in aus Fe(CO)5 und Si2H6 erzeugten Schichten nur eine Absorptionskante bei 0.87 eV (allerdings mit sehr starker Defektabsorption unterhalb dieser Kante), die sie aufgrund der fehlenden Photolumineszenzsignale einem indirekten Übergang zuschrieben. 16 Absorptionsspektren an polykristallinen Filmen ließen Giannini und Mitarbeiter auf zwei Übergänge schließen, deren Werte eine starke Temperaturabhängigkeit zeigten (Abb.II.7) [9]: eine direkte Bandlücke von 0.89 eV bei 10 K und 0.90 eV bei 80 K, deren Größe bei steigenden Temperaturen stark abnahm (0.84 eV bei 300 K), und eine etwas darunter liegende indirekte Bandlücke von 0.84 eV bei 10 K und 0.83 eV bei 80 K, die bei höheren Temperaturen nicht mehr beobachtet wurde. Abb.II.7: Temperaturabhängigkeit der Bandlücke von β-FeSi2 ( • : direkt, × : indirekt ) [9] Dafür tritt Absorption bei niedrigeren Energien aufgrund von Defektzuständen und temperaturaktivierten Prozessen wie z.B. kurzwelligen Potentialfluktuationen auf. Die Berechnung der Bandlücke bei 0 K nach einem neueren thermodynamischen Modell von O`Donnell und Chen [66] ergab den Wert 0.90 eV. Die starke Temperaturabhängigkeit der Bandlücke wird durch die ungewöhnlich hohe Elektron-Phonon-Kopplung aufgrund der in der Struktur von β-FeSi2 auftretenden Gitterverzerrung erklärt. 17 Tab.II.1: Übersicht über experimentell ermittelte Werte für Eg Eg-Wert Art des Messmethode Temperatur Referenz [eV] Übergangs 0.68 indirekt Absorptionskoeffizient RT [67] 0.78 indirekt Photothermische Deflektions- RT [64] spektroskopie (PDS) 0.84 indirekt Absorptionsspektroskopie 10 K [9] 0.87 indirekt PDS - [65] 0.81 direkt Photolumineszenz - [62] 0.83 direkt PDS RT [64] 0.84 direkt Absorptionskoeffizient RT [67] 0.84 direkt IR-Spektroskopie - [61] 0.85 direkt PDS RT [63] 0.87 - 0.89 direkt Absorptionskoeffizient RT [62] 0.89 direkt Absorptionskoeffizient RT [60] 0.89 direkt Absorptionskoeffizient 85 K [68] 0.89 direkt Absorptionsspektroskopie 10 K [9] 0.8 - Transmission, amorphe Schichten - [59] 0.8 - Reflexionsvermögen 0K [56] 0.85 - Temperatur des Phasenübergangs 0K [52] 1.0 - Temperaturabhängigkeit der Leit- 500 - 1000 K [51] - [59] fähigkeit 1 - Transmission, kristalline Schichten Aus dem Absorptionskoeffizienten von epitaktischen Schichten wurden ebenfalls Werte für Eg ermittelt [67]; dabei ergab sich eine indirekte Bandlücke von 0.68 eV und eine direkte von 0.84 eV. Die relativ niedrigen Werte wurden mit dem Vorhandensein einer hohen Konzentration von kristallinen Baufehlern und davon hervorgerufenen Energiebändern etwas unterhalb des Leitungsbandes („tail states“, Abb.II.8) begründet [69]. 18 Abb.II.8: Schematische Darstellung einer Bandlücke mit „tail states“ [67] Auch an Einkristallen wurden Messungen zur Ermittlung der Größe der Bandlücke durchgeführt; Arushanov und Mitarbeiter ermittelten aus der Photoleitfähigkeit von n-leitenden Proben einen Wert von 0.89 eV bei 85 K [68], dieser sinkt bei Temperaturerhöhung bis auf Raumtemperatur auf 0.85 eV; diese Werte stimmen gut mit denen für polykristalline Proben oder Schichten überein. b) Bandstrukturrechnungen Die Größe der Bandlücke kann außer auf experimentellem Weg auch auf theoretischem Weg über Bandstrukturrechnungen bestimmt werden. Eine solche Rechnung berücksichtigt die Überlappung der Atomorbitale in einem Festkörper über eine bestimmte Entfernung und liefert die Energiebänder als Kombination der Orbitale. In der Darstellung wird die Energie der einzelnen Bänder gegen den Wellenvektor k im reziproken Raum aufgetragen, in dem die Brillouin-Zone für eine gegebene Raumgruppe charakteristisch ist (Abb.II.9). Solche Rechnungen können mit unterschiedlichen Voraussetzungen und unter Anwendung unterschiedlicher Näherungen durchgeführt werden. Daher sind die einzelnen Ergebnisse in der Regel zwar qualitativ übereinstimmend, weichen quantitativ aber etwas voneinander ab. Außer den Lagen der Energiebänder kann einer solchen Rechnung auch die Verteilung der Zustandsdichte entnommen werden, die die Anzahl der für ein Elektron mit gegebener Energie möglichen Zustände angibt. 19 Abb.II.9: Darstellung der Brillouin-Zone für eine flächenzentrierte orthorhombische Struktur mit Angabe der Symmetriepunkte [70] Für β-FeSi2 wurden ab-initio-Bandstrukturrechnungen mit unterschiedlichen Methoden durchgeführt. Mit semiempirischen „tight-binding“-Rechnungen ermittelten Miglio und Malegori einen Wert von 0.52 eV für eine indirekte Bandlücke am Symmetriepunkt Γ [71]. Eppenga erhielt aus seinen Berechnungen nach der „augmented spherical wave“-Methode (ASW) eine indirekte Bandlücke von 0.44 eV und eine direkte Bandlücke von 0.46 eV (Abb.II.10) [72]. Beide Übergänge zeigen allerdings keine nennenswerte Oszillatorstärke. Der erste Übergang mit beobachtbarer Oszillatorstärke weist einen Energieabstand von 0.77 eV auf und ist direkt. Da die mit dieser Rechenmethode erhaltenen Werte normalerweise zu klein sind, kann man diesen Übergang dem beobachteten Übergang zwischen 0.8 eV und 0.9 eV zuordnen. Abb.II.10: Bandstruktur von β-FeSi2 nach der ASW-Methode [72] 20 Christensen errechnete mit Hilfe der „linear muffin tin orbital“-Methode (LMTO) für β-FeSi2 eine indirekte Bandlücke von 0.8 eV und eine direkte knapp darüber (Abb.II.11) [2]. Dieses Ergebnis entspricht den experimentellen Befunden von Giannini und Mitarbeitern [9]. Die Genauigkeit dieser Rechenmethode erlaubt allerdings nicht die exakte Bestimmung der Lage der Leitungsbandminima, so dass eine eindeutige Bestimmung von direkten und indirekten Übergängen schwierig ist. Die gute Übereinstimmung von gemessenen und berechneten Werten, welche normalerweise bei der LMTO-Methode über 50% zu niedrig erwartet werden, wird auf das Einfügen von „leeren Kugeln“ in die Mitten der unbesetzten Siliciumwürfel der Struktur und auf die Anwendung der „atomic sphere approximation“ (ASA) zurückgeführt. Abb.II.11: Bandstruktur von β-FeSi2 nach der LMTO-Methode ohne kombinierten Korrekturterm [2] Ebenfalls mit der LMTO-Methode, allerdings unter Verwendung des sogenannten kombinierten Korrekturterms, welcher zu etwas niedrigeren Werten für die Bandlücke führt, erhielten Filonov und Mitarbeiter einen Wert von 0.742 eV für den ersten direkten Übergang am 21 Symmetriepunkt Λ, während sie einen zweiten direkten Übergang mit einer Bandlücke von 0.825 eV am Symmetriepunkt Y vorhersagten, der eine nennenswerte Übergangswahrscheinlichkeit besitzt (Abb.II.12) [70]. Da das Leitungsbandminimum bei Y jedoch nur um 8 meV höher liegt als bei Λ, ist eine eindeutige Aussage über die Art der Bandlücke sehr schwierig, es wird von einem quasi-direkten Übergang gesprochen. Abb.II.12: Bandstruktur von β-FeSi2 nach der LMTO-Methode mit kombiniertem Korrekturterm [70] Außerdem deutete die erhaltene Bandstruktur auf das Vorliegen von zweierlei Elektronen hin, denen unterschiedliche Massen zugeordnet werden können. Am Punkt Y finden sich leichte Elektronen mit einer Masse von 0.49 m0, am Punkt Λ aufgrund des sehr flachen Charakters der entsprechenden Bänder sehr viel schwerere. Dieser Befund deckt sich mit Untersuchungen zum Hall-Effekt an n-leitenden Einkristallen, wo die Ergebnisse ebenfalls mit dem Auftreten von leichten und schweren Elektronen erklärt wurden [73]. Bei zwei weiteren Rechnungen nach der LMTO-Methode wurden sehr viel geringere Werte erhalten, die eher mit den mittels anderer Rechenmethoden (ASW [72] und „tight binding“ 22 [71]) erhaltenen Werten als mit den gemessenen übereinstimmen. So erhielten van Ek und Mitarbeiter [74] sehr viel niedrigere Werte für den indirekten (0.44 eV) und den direkten (0.51 eV) Übergang, während Antonov und Mitarbeiter [58] auf eine indirekte Bandlücke von 0.44 eV und eine direkte von 0.52 eV kommen. Die Autoren erklären die auftretende Diskrepanz zwischen den theoretischen und gemessenen Werten für Eg mit der Tatsache, dass sich Leitungsbandminimum (conduction band minimum, CBM) und Valenzbandmaximum (valence band maximum, VBM) hauptsächlich aus Fe-d-Zuständen zusammensetzen. Ein Übergang zwischen zwei Fe-d-Bändern wäre jedoch dipol-verboten, so dass für die sehr geringe Übergangswahrscheinlichkeit in der Nähe der errechneten Bandlücke geringe Fe-pund Si-p-Beiträge verantwortlich sind. Nehmen diese Beiträge zu, so steigt die Übergangswahrscheinlichkeit, aber auch der Bandabstand, so dass experimentell Werte ab ca. 0.8 eV zu beobachten sind. Abb.II.13: Bandstruktur von β-FeSi2 nach der FLAPW-Methode [75] 23 Auch unter Verwendung der „full-potential linearized augmented plane wave“-Methode (FLAPW) erhält man ein vergleichbares Bild der elektronischen Struktur von β-FeSi2. Eisebitt und Mitarbeiter [76] erhalten einen nahezu direkten Übergang von 0.78 eV zwischen den Symmetriepunkten Γ und Z (entspricht Punkt Λ) und einen direkten von 0.82 eV bei Y. Etwas geringere Werte ergaben sich bei den Berechnungen von Clark und Mitarbeitern [75], bei denen eine indirekte Bandlücke von 0.73 eV und eine direkte von 0.82 eV auftraten (Abb.II.13). Tab.II.2: Übersicht über theoretisch berechnete Werte für Eg 24 Eg-Wert [eV] Art des Übergangs Methode Referenz 0.44 indirekt ASW [72] 0.44 indirekt LMTO [74] 0.44 indirekt LMTO [58] 0.52 indirekt tight-binding [71] 0.73 indirekt FLAPW [75] 0.8 indirekt LMTO [2] 0.46 direkt ASW [72] 0.51 direkt LMTO [74] 0.52 direkt LMTO [58] 0.742 direkt LMTO [70] 0.78 direkt FLAPW [76] 0.82 direkt LMTO [2] 0.82 direkt FLAPW [76] 0.82 direkt FLAPW [75] 0.825 direkt LMTO [70] 3. Die elektrische Leitfähigkeit Elektrische Messungen zeigen, dass β-FeSi2 unterhalb von 250 K eine extrinsische Leitfähigkeit von ca. 1 Ω-1cm-1 aufweist [6]. Zwischen 250 K und 500 K liegt eine thermisch aktivierte Leitfähigkeit vor. Messungen des Hall-Effektes zeigen, dass nicht dotiertes β-FeSi2 normalerweise ein Halbleiter vom p-Typ ist, und zwar sowohl in Form von polykristallinen [77] oder epitaktischen [65] Filmen als auch als Einkristall [78] (Nur bei Einkristallen, die unter Verwendung extrem reiner Ausgangssubstanzen hergestellt wurden, wurde n-Typ-Leitfähigkeit festgestellt [79]). Die Leitung erfolgt also durch Anregung in Akzeptorzustände über dem und Löcher im Valenzband. Diese Akzeptorzustände sind im unteren Temperaturbereich vom Valenzband durch eine Aktivierungsenergie von 0.13 eV getrennt, daher muss dieser Betrag als Aktivierungsenergie aufgebracht werden. Bei höheren Temperaturen beginnt der intrinsische Bereich der elektrischen Leitfähigkeit, die thermische Aktivierungsenergie beträgt hier 0.43 eV, was in etwa der Hälfte der Bandlücke entspricht (Abb.II.14) [6]. Leitfähigkeitsmessungen im Bereich der Phasenumwandlung deuten aufgrund der beobachteten Hysterese darauf hin, daß die Umwandlung von erster Ordnung ist (Abb.II.15) [52]. Abb.II.14: Elektrische Leitfähigkeit in Abhängigkeit von der Temperatur [6, 3] 25 Abb.II.15: Elektrische Leitfähigkeit, angegeben in 102Ω-1cm-1, im Bereich der Phasenumwandlung zwischen halbleitender und metallischer Phase [52] 4. Elektrische Transporteigenschaften Neben der Leitfähigkeit sind bei der Charakterisierung von Halbleitern auch die elektrischen Transporteigenschaften, nämlich Beweglichkeit und Konzentration der Ladungsträger (Elektronen oder Löcher) wichtige Größen. Zur Ermittlung der Ladungsträgerbeweglichkeit dienen Leitfähigkeitsmessungen oder Messungen des Hall-Effektes. Tabelle II.3 gibt eine Übersicht über experimentell an verschiedenen Proben ermittelte Werte dieser Größen. Für die effektive Masse der Ladungsträger (Löcher und Elektronen) wurden zunächst aus Bandstrukturrechnungen mit 0.8 - 0.85 m0 (m0: Masse eines freien Elektrons) im Vergleich zu anderen Halbleitermaterialien relativ große Werte erhalten [2], die auf eine starke ElektronPhonon-Wechselwirkung zurückgeführt wurden. Die anhand von Messungen des HallEffektes von Arushanov und Mitarbeitern [78] geschätzten effektiven Loch-Massen in pleitenden Einkristallen von 0.8 - 1.2 m0 stimmen gut mit diesen hohen Werten überein. 26 Tab.II.3: Übersicht über experimentell bestimmte elektrische Transportparameter Art der Probe LF-Typ Beweglichkeit Ladungsträger- Messtemperatur [cm2/Vs] Referenz konzentration [1018 cm-3] getemperte poly- p 1.6 - 4 2 100 - 300 K [80] p 7.5 0.75 RT [81] dünne Schicht p 3 2 RT [6] getemperte poly- p 8.0 - - [51] kristalline Probe getemperte polykristalline Probe kristalline Probe (Mn-dotiert) dünne Schicht p ca. 1 - 10 ca. 0.1 - 10 40 - 300 K [63] dünne Schicht p 2.3 7.8 RT [77] epitaktische p 104 9 RT [64] p 2 2 77 K [65] Einkristalle p 30 1 RT [82] Einkristalle p 1200 0.01 74 K [78] Schicht epitaktische Schicht (Al-dotiert) Einkristalle 10 - 20 n 1.6 - 3.6 RT - 175 K [73] (schwere e-) 5450 (leichte e-) Die Temperaturabhängigkeit des Hall-Koeffizienten R in p-leitenden Kristallen lässt sich durch die Anwesenheit von zweierlei Akzeptorniveaus erklären [78]. Dabei tritt ein intrinsischer, tiefer Akzeptor mit einer Aktivierungsenergie von 0.1 eV neben einem durch Verunreinigungen erzeugten flachen Akzeptor (Aktivierungsenergie: 0.055 eV) auf. Das ungewöhnliche nichtlineare Verhalten von R bei Veränderung des Magnetfeldes bei nleitenden Kristallen kann auf verschiedene Arten erklärt werden. Zum einen könnte bei tiefen 27 Temperaturen eine ferromagnetische Ordnung auftreten, die einen sogenannten anormalen Hall-Effekt bedingen würde [77]. Da aber die gemessene Magnetisierung zu gering ist, um die Abweichungen hervorzurufen, und weder Neutronenstreuung noch ESR-Messungen einen Hinweis auf Ferromagnetismus gaben [83], schlugen Arushanov und Mitarbeiter ein Modell vor, bei dem zweierlei Arten von Elektronen (schwere und leichte) für die Leitfähigkeit verantwortlich sind, deren jeweilige Leitungsbänder sich energetisch um 25 meV voneinander unterscheiden [73]. Dieses Modell wird durch neuere Bandstrukturrechnungen [70] gestützt, die am Y-Punkt der Brillouin-Zone leichte (m = 0.49 m0) und am Λ-Punkt sehr schwere Elektronen vorhersagen (vgl. Kap. II.B.2.b). 5. Magnetisches Verhalten Die magnetische Suszeptibilität der Verbindung wurde zunächst an Proben gemessen, die auf pulvermetallurgischem Wege gewonnen wurden [84]. Der Verlauf der Suszeptibilitätskurven zeigte, dass reines β-FeSi2 bei niedrigen Temperaturen (T<500°C) diamagnetisch ist. Da die dort untersuchten Proben jedoch auch noch Beimengungen von diamagnetischem Si oder paramagnetischem FeSi enthielten und die magnetische Suszeptibilität stark von Verunreinigungen beeinflusst wird, ergaben sich in Abhängigkeit vom Gesamtgehalt an Silicium in den Proben sehr unterschiedliche Kurvenverläufe (Abb.II.16), wobei der Einfluß der Beimengungen bei der Probe mit einem Gesamtgehalt an Silicium von 51.3 Gew.-% am geringsten war (Die stöchiometrische Phase β-FeSi2 enthält 50.15 Gew.-% Si). Messungen an β-FeSi2-Einkristallen [85] zeigten, dass sich deren magnetische Suszeptibilität aus einem diamagnetischen und einem paramagnetischen Anteil zusammensetzt. Letzterer wurde von den Autoren auf thermisch angeregte Ladungsträger sowie auf intrinsische paramagnetische Defekte zurückgeführt, wie sie von Miki und Mitarbeitern [86] bei der Interpretation ihrer ESR-spektroskopischen Untersuchungen von β-FeSi2-Keramiken angenommen wurden. Gemäß neueren ESR-Untersuchungen [87, 88] sind jedoch Verunreinigungen durch paramagnetische Fremdatome für die ESR-Signale und damit wohl auch für den beobachteten Paramagnetismus der untersuchten Kristalle verantwortlich (siehe Kap.IV.B). 28 Abb.II.16: Die magnetische Suszeptibilität von Proben mit unterschiedlichem SiliciumGehalt in Abhängigkeit von der Temperatur [84] Auch Mößbauer-Untersuchungen an Einkristallen gaben keinerlei Hinweise auf das Vorliegen einer magnetischen Ordnung [89, 90], so dass das beobachtete anomale Verhalten bei Messungen des Hall-Effektes wohl nicht wie von [77] beschrieben auf ferromagnetisches Verhalten unterhalb von 100 K und eine drastische Veränderung in der magnetischen Ordnung zurückzuführen ist, sondern sich befriedigend mit Hilfe eines Zwei-Bänder-Modells für die Leitfähigkeit erklären lässt [73]. 29 30 III. Präparative Untersuchungen A: Bestimmung der optimalen Transportbedingungen 1. Vorbemerkungen Bis Mitte der sechziger Jahre wurden die Übergangsmetallsilicide hauptsächlich durch das aluminothermische Verfahren [91], das Zusammenschmelzen der Elemente im Lichtbogenoder Hochfrequenzofen [92] oder durch Drucksintern [93] hergestellt. Diese Verfahren benötigten jeweils sehr hohe Temperaturen und lieferten oft keine größeren Einkristalle. 1966 wurde dann erstmals über die Gewinnung verschiedener Silicide (und Boride) in Form von Einkristallen über chemische Transportreaktionen mit X2 (X = Cl, Br, I) als Transportmittel berichtet [94]. In der Folge wurden vor allem die Systeme Ti - Si, V - Si und Cr - Si auf diesem Wege eingehender untersucht [95 - 100] und Einkristalle von Silicidphasen erhalten. Für die Silicide des Titans [98], des Vanadiums [97] und des Chroms [99] wurden daneben auch detaillierte theoretische Untersuchungen über das Transportverhalten durchgeführt. Zwar wurde auch das Transportverhalten im System Fe - Si untersucht [12, 15], dennoch blieben Unklarheiten über die Bedingungen der Bildung von β-FeSi2 aus der Gasphase. Da hierzu zwischen 1972 [15] und dem Beginn der vorliegenden Arbeit (1994) keine weiteren Publikationen erschienen waren, wurde im Rahmen der Diplomarbeit damit begonnen, die Transportbedingungen genauer zu untersuchen. Im Laufe der Dissertation wurden ab 1994 weitere Untersuchungen an β-FeSi2-Kristallen veröffentlicht, allerdings ohne sich genauer mit den Synthesebedingungen zu befassen [68, 73, 78, 82, 85, 87, 88, 101 - 105]; lediglich eine Arbeit beschäftigte sich 1997 eingehender mit der Synthese von β-FeSi2-Einkristallen durch chemischen Transport [79]. 31 Bei der Durchführung von Transportreaktionen ist eine Vielzahl von variablen Parametern zu beachten; in Klammern sind in der vorliegenden Arbeit durchgeführte Variationen angegeben: 1. Wahl des Transportmittels (I2, Br2) 2. Druck des Transportmittels 3. Zusammensetzung des Quellbodenkörpers (Silicdgemisch Fe2Si5 / FeSi oder Elemente Fe / Si) 4. Temperaturgradient ∆T 5. Temperatur von Quellen- und Senkenraum 6. Länge und Durchmesser der Ampulle Während die Punkte 1 - 5 die Anteile der einzelnen gasförmigen Spezies an der Gasphase bestimmen, hat Punkt 6 Einfluss auf die Art des Gasstroms in der Ampulle: Bei einem geringen Ampullendurchmesser herrscht eine laminare Konvektionsströmung vor, bei einem größeren Ampullendurchmesser treten verstärkt Turbulenzen auf. Ouvrard und Mitarbeiter [15] geben als optimale Bedingungen einen Transport mit Iod bei einem Druck von 0.5 bar, einen Temperaturgradienten von ∆T = 170 K (T2 = 1000°C, T1 = 830°C) und als zwingend erforderlichen Ausgangsbodenkörper ein Gemisch aus FeSi und Fe2Si5 (α-FeSi2) an. Dabei wird aber das Gesamtverhältnis Fe : Si nicht genannt. Außerdem werden keine Versuche beschrieben, bei denen β-FeSi2 durch eine Transportreaktion aus den Elementen erhalten wurde. Dies war bei TiSi2 bereits erfolgreich durchgeführt worden [94]. Auch ein kongruenter Transport von β-FeSi2, bei dem der Ausgangsbodenkörper im Quellenraum die gleiche Zusammensetzung besitzt wie der im Senkenraum abgeschiedene Bodenkörper, konnte noch nicht beobachtet werden. Beim Vorliegen eines inkongruenten Transportes, wo sich vorgelegter Quellbodenkörper und transportierte Verbindung unterscheiden, ist es nicht möglich, eine einzelne Transportgleichung im klassischen Sinne zu formulieren. Man muss daher zunächst alle möglicherweise im System auftretenden Gleichgewichtsreaktionen betrachten. Eine Kombination dieser Reaktionen führt zur Einstellung des Gleichgewichtes in der Gasphase. Für die Auflösung des Quellbodenkörpers und die Abscheidung des transportierten Produktes in der Senke sind die einzelnen Gleichgewichte in unterschiedlichem Maße verantwortlich. 32 Betrachtet man das binäre System Eisen - Iod, so stellt man fest, dass Eisen über das Eisen(II)iodid von kalt nach heiß transportiert werden kann [106]. Zwar ist die Bildung des gasförmigen Diiodids (1) endotherm, was einen Transport von heiß nach kalt bewirken würde, sie wird aber von der exothermen Dimerisierungsreaktion (2) überlagert [107]; die resultierende Reaktion (3) ist ebenfalls exotherm, was die gefundene Transportrichtung erklärt. (1) Fe(s) + I2 (g) ⇔ FeI2 (g) endotherm (2) 2 FeI2 (g) ⇔ Fe2I4 (g) exotherm (3) 2 Fe(s) + 2 I2 (g) ⇔ Fe2I4 (g) exotherm Im System Silicium - Iod kann eine Umkehr der Transportrichtung in Abhängigkeit vom IodDruck beobachtet werden [108]. Bei einem Iod-Druck über 0.1 bar verläuft der Transport von heiß nach kalt; verantwortlich für den Transport ist die endotherme Reaktion (4): (4) Si(s) + SiI4 (g) ⇔ 2 SiI2 (g) endotherm Liegt der Iod-Druck jedoch unter 0.1 bar, so wird die Transportrichtung durch die exotherme Reaktion (5) bestimmt; der Transport verläuft von kalt nach heiß : (5) Si(s) + 2 I2 (g) ⇔ SiI4 (g) exotherm Abbildung III.1 zeigt die Partialdrücke der einzelnen gasförmigen Spezies im System Fe - I bzw. Si - I in Abhängigkeit von der Temperatur. Die Berechnungen erfolgten auf der Basis der thermodynamischen Daten aus [109]. Wenn der Transport im ternären System Silicium - Eisen - Iod für die zu transportierenden Elemente unabhängig voneinander abläuft, so sollte ein gemeinsamer Transport und somit eine Synthese von β-FeSi2 nur von kalt nach heiß stattfinden können. Es müßte also mit so niedrigen Iod-Drücken gearbeitet werden, dass auch das Silicium zum heißen Ende der Ampulle transportiert wird. 33 a) b) Abb.III.1: Gleichgewichtspartialdrücke a) im System Fe - I bzw. b) im System Si - I im Temperaturbereich zwischen 700°C und 1300°C Tritt jedoch ein auf irgendeine Art gekoppelter Transport von Eisen und Silicium auf, so wäre auch ein Transport von heiß nach kalt möglich. So ist z.B. die Reaktion (6) endotherm und könnte zu einem Eisen-Transport von heiß nach kalt führen : (6) 34 Fe(s) + SiI4 (g) ⇔ SiI2 (g) + FeI2 (g) endotherm In Konkurrenz zu einer Transportreaktion stehen immer auch heterogene Reaktionen, die lokal im Quellenraum der Ampulle ablaufen, ohne dass eine räumliche Trennung von Edukten und Produkten auftritt. In der Gasphase über einem aus Eisen und Silicium bestehenden Bodenkörper herrschen aufgrund der Reaktionen (1), (2), (4) und (5) als silicium- bzw. eisenhaltige Spezies SiI4, SiI2, FeI2 und Fe2I4 vor. SiI4 bildet als stabilste gasförmige Verbindung des Systems deutlich die Hauptkomponente der Gasphase. Der Einsatz binärer Verbindungen als Ausgangsbodenkörper beeinflusst das Transportverhalten eines Systems in zweierlei Hinsicht. Zum Einen ändert sich das chemische Potential der zu transportierenden Komponenten, was zu einer veränderten Löslichkeit in der Gasphase führt, zum Anderen wird dadurch die gleichzeitige Aufnahme beider Bestandteile in die Gasphase begünstigt. Die Verwendung eines Eduktgemisches im Quellenraum wurde bereits für einige MetallSilicide als notwendig beschrieben [97 - 99], um die Zusammensetzung der Gleichgewichtsgasphase über dem Bodenkörper bei dem beobachteten inkongruenten Transport konstant zu halten. Die Molverhältnisse der beiden zu transportierenden Komponenten (hier Metall und Silicium) zueinander unterscheiden sich beim inkongruenten Transport in Bodenkörper und Gasphase. Beim Transport von Metallsiliciden mit Halogenen ist vor allem zu beachten, dass der Partialdruck der metallhaltigen Komponente mit steigendem Silicium-Gehalt des Bodenkörpers sinkt. Daher sollte der Transport von Silicium gemäß den Reaktionsgleichungen (4) und (5) dem Transport eines siliciumreichen Silicids vorgezogen werden. Der Zusatz eines zweiten, metallreicheren Silicids, das mit dem ersten im Gleichgewicht steht, hält dagegen den Partialdruck des Metallhalogenides aufrecht. Ebenfalls sollte ein zu geringer Halogendruck vermieden werden, da dies zu einer Bevorzugung des Silicium-Transportes gegenüber dem Silicid-Transport führen sollte. Im System Silicium-Eisen-Iod kann - ausgehend von Eisensiliciden und Iod - eine Vielzahl von Reaktionen zur Einstellung der Gleichgewichte in Bodenkörper und Gasphase sowohl im Quellenraum als auch im Senkenraum beitragen. Außer den bereits erwähnten Gleichgewichten (1) bis (6) können folgende Reaktionen eine Rolle spielen: 35 (7) FeySix(s) + (x+y) SiI4(g) ⇔ y FeI2(g) + (2x+y) SiI2(g) endotherm (8) FeySix(s) + (2x+y) I2(g) ⇔ y FeI2(g) + x SiI4(g) exotherm (9) Fe2Si5(s) + 2 I2(g) ⇔ 2 FeSi(s) + SiI4(g) exotherm (10) 5 FeSi(s) + 3 I2(g) ⇔ 3 FeI2(g) + Fe2Si5(s) endotherm (11) I2(g) ⇔ 2 I(g) endotherm (12) SiI4(g) ⇔ SiI2(g)+ I2(g) endotherm (13) 2 FeI2(g) + I2(g) ⇔ 2 FeI3(g) exotherm (14) Fe(s) + 2 FeI3(g) ⇔ 3 FeI2(g) endotherm Die Dimerisierung des FeI3 spielt nach Schäfer und Hönes [110] bei den vorliegenden hohen Temperaturen keine Rolle. Dagegen wären weitere Reaktionen denkbar, so z.B. die Bildung von SiI oder SiI3 sowie Reaktionen mit dem SiO2 der Ampullenwand. Dabei könnten Oxidiodide des Siliciums wie SiOI2, Si3O3I6 oder Si4O4I8 entstehen [111]. Ein Beispiel für eine solche Reaktion ist in Reaktionsgleichung (15) formuliert : (15) SiI4(g) + SiO2(s) ⇔ 2 SiOI2(g) endotherm Auch nicht vollständig entferntes Wasser könnte den Transporteffekt beeinflussen. So würde die Entstehung von HI den Transport von Eisen über das Dihalogenid [112] gemäß Reaktion (16) erleichtern : (16) Fe(s) + 2 HI(g) ⇔ H2 (g) + FeI2(g) endotherm Dagegen dürfte der Silicium-Transport durch die vollständige oder teilweise Hydrolyse von SiI4 behindert werden. Um die optimalen Bedingungen für die Synthese von β-FeSi2-Kristallen mit Hilfe von Transportreaktionen zu bestimmen, wurden Versuchsreihen durchgeführt, in denen jeweils einer der Parameter variiert wurde, während die anderen unverändert gelassen wurden. Dabei wurde sowohl vom in [15] als zwingend notwendig bezeichneten Gemisch aus FeSi und Fe2Si5 (αFeSi2) als auch von den Elementen als Quellbodenkörper ausgegangen. 36 Die zusätzlich unternommenen Versuche, die Transportbedingungen mit Hilfe thermodynamischer Modellrechnungen auf theoretischem Wege zu optimieren, führten dagegen nicht zum Erfolg. Es ergab sich stets ausschließlich ein Transport von FeSi, möglicherweise, weil der in den zur Verfügung stehenden thermodynamischen Daten angegebene Betrag von ∆FH0 für diese Verbindung zu groß ist. 2. Optimierung der Transportbedingungen, ausgehend von Fe 2Si5 und FeSi - Variation des Ioddruckes In einer Versuchsreihe wurde die Abhängigkeit der Art und Menge der im Senkenraum abgeschiedenen Kristalle von der Menge des eingesetzten Transportmittels I2 untersucht. Die übrigen Parameter wurden in Anlehnung an in der vorausgegangenen Diplomarbeit durchgeführte erste erfolgreiche Transportexperimente gewählt. Dabei wurde ein Verhältnis n(Fe2Si5) : n(FeSi) von 0.6 und ein Temperaturgradient von ∆T = 200K (T2 = 1273 K, T1 = 1073 K; Tm = 1173 K) in Ampullen von 7 ml Volumen und einem Innendurchmesser von 8 mm verwendet. Der Ioddruck wurde im Bereich zwischen 0.30 bar und 8.18 bar variiert. Tabelle III.1 gibt einen Überblick über die Ansätze und die gemachten Beobachtungen. Bei allen Ansätzen wurde das im Quellenraum zurückgebliebene graue Pulver röntgenpulverdiffraktometrisch als Gemisch der Edukte Fe2Si5 und FeSi identifiziert. Bei den Ansätzen mit geringem Ioddruck (1 und 2) konnte keinerlei Transport beobachtet werden. Bei Ioddrücken ab 1 bar (Ansätze 3 bis 6) wurde im Senkenraum immer eine schwarze, metallisch glänzende Schicht an der Ampullenwand vorgefunden, deren Fläche und Dicke mit steigendem Ioddruck zunahm. Diese sehr fest am Quarzglas anhaftende Schicht bestand gemäß der röntgenographischen Untersuchung aus Silicium. Im Bereich zwischen p(I2) = 3.5 bar und p(I2) = 4 bar verändert sich dann das Transportverhalten, so dass ab Ioddrücken von über 4 bar (Ansätze 7 bis 13) im Senkenraum auch silbrig glänzende, unregelmäßig gewachsene Nadeln von bis zu 10 mm Länge vorzufinden waren. Diese Nadeln konnten röntgenographisch eindeutig als β-FeSi2-Kristalle identifiziert werden. Eine Erhöhung des Ioddruckes auf 4.5 bar oder mehr brachte keine Verbesserung der Ergebnisse mehr. 37 Tab.III.1: Ergebnisse der Variation des Ioddrucks Ansatz- p(I2) Beobachtungen Nr. (bar) 1 0.30 kein Transport 2 0.53 kein Transport 3 1.00 schwarze, metallisch glänzende Schicht (Si) in der Senke 4 1.95 schwarze, metallisch glänzende Schicht (Si) in der Senke 5 2.96 schwarze, metallisch glänzende Schicht (Si) in der Senke 6 3.48 schwarze, metallisch glänzende Schicht (Si) in der Senke 7 4.05 metallisch glänzende Schicht (Si) und silbrige Nadeln (β-FeSi2) in der Senke 8 4.50 metallisch glänzende Schicht (Si) und silbrige Nadeln (β-FeSi2) in der Senke 9 5.00 metallisch glänzende Schicht (Si) und silbrige Nadeln (β-FeSi2) in der Senke 10 6.09 metallisch glänzende Schicht (Si) und silbrige Nadeln (β-FeSi2) in der Senke 11 7.08 metallisch glänzende Schicht (Si) und silbrige Nadeln (β-FeSi2) in der Senke 12 8.18 metallisch glänzende Schicht (Si) und silbrige Nadeln (β-FeSi2) in der Senke Schlussfolgerungen: Das beobachtete Auftreten der beiden Transporte (Si und β-FeSi2) bei unterschiedlichen Ioddrücken kann mit der unterschiedlichen Löslichkeit von Eisen und Silicium in einer IodGasphase erklärt werden. Prinzipiell gilt, dass von den möglicherweise auftretenden gasförmigen Spezies SiI4 die größte thermodynamische Stabilität besitzt und daher im Vergleich zu den Eiseniodiden zunächst bevorzugt gebildet wird. Befindet sich aber nur wenig Iod in der Ampulle, so werden letztere gar nicht gebildet. Die Menge an SiI4 in der Gasphase ist jedoch noch nicht ausreichend, um einen Si-Transport von heiß nach kalt zu ermöglichen. Steigt der Ioddruck, so wird Silicium transportiert, für eine Silicidabscheidung im Senkenraum ist die in der Gasphase gelöste Menge an Eisen allerdings noch zu gering. Erst wenn die Iodmenge nochmals erhöht wird, werden neben Silicium auch β-FeSi2-Kristalle transportiert, da nun auch die Partialdrücke der eisenhaltigen Spezies hoch genug sind. 38 - Variation des Eduktverhältnisses Als nächster Parameter wurde das Verhältnis von Fe2Si5 zu FeSi im Quellbodenkörper variiert. Als Ioddruck wurde aufgrund der Ergebnisse der oben beschriebenen Versuchsreihe 4 bar gewählt, Temperaturgradient, Tm und Ampullendimensionen wurden beibehalten. Das Verhältnis n(Fe2Si5) : n(FeSi) wurde von 7:3 bis 2:5 variiert, was einen Gesamtsiliciumgehalt zwischen 69.1 % und 62.6 % entspricht. Tabelle III.2 gibt einen Überblick über die Ansätze und die gemachten Beobachtungen. Tab.III.2: Ergebnisse der Variation des Eduktverhältnisses Ansatz- n(Fe2Si5) : Atom-% Si Beobachtungen Nr. n(FeSi) 13 7:3 69.1 metallisch glänzende Schicht (Si) in der Senke 14 2:1 68.8 metallisch glänzende Schicht (Si) in der Senke 15 3:2 68.1 metallisch glänzende Schicht (Si) in der Senke 16 1:1 66.7 metallisch glänzende Schicht (Si) in der Senke 17 2:3 64.9 glänzende Schicht (Si) und Nadeln (β-FeSi2) in der Senke 18 1:2 63.5 glänzende Schicht (Si) und Nadeln (β-FeSi2) in der Senke 19 2:5 62.6 glänzende Schicht (Si) und Nadeln (β-FeSi2) in der Senke Auch hier wurde bei allen Ansätzen das im Quellenraum zurückgebliebene graue Pulver als Gemisch der Edukte Fe2Si5 und FeSi identifiziert. Ein Transport von β-FeSi2-Nadeln fand nur bei den Ansätzen statt, bei denen der Siliciumanteil im Eduktgemisch unterhalb der stöchiometrischen Menge für das Disilicid lag (Ansätze 17-19). Schlussfolgerungen: Beträgt das Verhältnis Fe : Si 1 : 2 oder liegt gar ein Siliciumüberschuss vor, so findet ausschließlich ein Transport von Silicium statt. Auch hier ist also für den Transport des Eisendisilicides Voraussetzung, dass das Verhältnis an in der Gasphase gelöstem Eisen zu Silicium nicht zu klein ist. 39 - Variation von Tm Nach Ioddruck und Quellbodenkörperzusammensetzung wurde auch die mittlere Temperatur Tm in der Ampulle variiert, wobei der Temperaturgradient mit ∆T = 200K konstant gehalten wurde. Dabei war hier der Variation des Parameters als Grenze gesetzt, dass T1 nicht oberhalb von 982°C, der Temperatur der Phasenumwandlung β-FeSi2 - Fe2Si5 (α-FeSi2), liegen durfte. Tabelle III.3 gibt einen Überblick über die Ansätze und die gemachten Beobachtungen. Tab.III.3: Ergebnisse der Variation von Tm Ansatz-Nr. T2 (K) T1 (K) Beobachtungen 20 1423 1223 geringer Transport von nadelförmigen Kristallen (β-FeSi2) 21 1323 1123 hoher Transport von nadelförmigen Kristallen (β-FeSi2) 22 1273 1073 sehr hoher Transport von nadelförmigen Kristallen (β-FeSi2) 23 1223 1023 kein Transport von nadelförmigen Kristallen (β-FeSi2) Bei allen Ansätzen blieb im Quellenraum ein Teil des Eduktgemisches als graues Pulver zurück und bildete sich im Senkenraum eine schwarze metallische Schicht von Silicium. Schlussfolgerungen: Es bestätigte sich, dass das auch in den vorherigen Versuchsreihen eingestellte Temperaturgefälle von 1273 K nach 1073 K, welches zunächst aufgrund einer Kombination aus Literaturangaben und apparativen Gegebenheiten gewählt wurde, die optimalen Bedingungen für den Transport von β-FeSi2-Nadeln bot. Liegt die mittlere Temperatur zu niedrig, so sinkt der Partialdruck der eisenhaltigen Gasphasenspezies zu stark ab, ein Transport von β-FeSi2 findet nicht statt. 40 3. Optimierung der Transportbedingungen, ausgehend von den Elementen - Variation des Verhältnisses Fe : Si Neben den oben beschriebenen Transportexperimenten wurden auch Versuche durchgeführt, β-FeSi2-Kristalle mittels chemischem Transports, ausgehend von den Elementen, darzustellen. Wenn dies gelänge, wäre die Herstellung der oben verwendeten Eduktsilicide FeSi und Fe2Si5 (α-FeSi2) überflüssig. Zunächst wurde das Verhältnis der Elemente zueinander variiert und Versuche entsprechend den Stöchiometrieen FeSi, FeSi2 und Fe2Si5 durchgeführt. Dabei wurden die aus den oben beschriebenen Versuchsreihen gewonnenen Erkenntnisse über optimale Druck- und Temperaturbedingungen übernommen, es wurden allerdings Ampullen mit einem größeren Innendurchmesser (18 mm) und Volumen (21 ml) verwendet, um einen besseren Stofftransport zu ermöglichen. Tabelle III.4 gibt einen Überblick über die Ansätze und die gemachten Beobachtungen. Tab.III.4: Ergebnisse der Variation des Eduktverhältnisses Ansatz-Nr. n(Fe) : n(Si) Atom-% Si Beobachtungen 24 1:1 49.8 kein Transport 25 1:2 66.7 kein Transport 26 2:5 71.6 metallisch glänzende Schicht (Si), sehr viele und große silbrige Nadeln und Plättchen (beides β-FeSi2) in der Senke Bei einer Eduktzusammensetzung von 1 : 1 (Ansatz 24) fand kein chemischer Transport statt; die röntgenographische Untersuchung des in der Quelle zurückgebliebenen grauen Pulvers zeigte eine nahezu vollständige Umsetzung der Edukte zu FeSi. Auch bei Vorlegen der im Produkt erwünschten Stöchiometrie FeSi2 im Quellenraum wurde kein Transport beobachtet, das Pulverdiffraktogramm des zurückbleibenden Quellbodenkörpers zeigte das Vorliegen eines Gemisches aus Fe2Si5 und FeSi. Wurde jedoch ein Silicium-Überschuss im Quellbodenkörper vorgelegt, so erhielt man ein sehr gutes Transportergebnis. Es bildeten sich große Mengen sowohl an Kristallnadeln als auch an länglichen Plättchen; Kristalle von beiderlei Habitus konnten auf Einkristalldiffraktometern als β-FeSi2 identifiziert werden, wobei sich die Orientierung der Elementarzelle relativ zu den Kristallachsen je nach Habitus unterschied 41 (siehe Kap. IV.A). Das in der Quelle zurückgebliebene graue Pulver konnte als Fe2Si5 mit Spuren von FeSi und nicht umgesetztem Silicium identifiziert werden. Schlussfolgerungen: Auffällig ist, dass bei den Transportreaktionen, bei denen von den Elementen ausgegangen wurde, im Gegensatz zu denen mit einem Silicidgemisch als Ausgangsbodenkörper ein Siliciumüberschuss notwendig ist, um ein gutes Transportergebnis zu erhalten. Die Ursache hierfür dürfte darin zu finden sein, dass das überschüssige Si hier die Bildung des thermodynamisch sehr stabilen FeSi zurückdrängt und so verhindert, dass der Großteil des vorgelegten Eisens auf diese Weise gebunden wird und die Gasphase an eisenhaltigen Spezies verarmt. - Variation des Ioddrucks Auch für den Transport ausgehend von den Elementen wurde der Ioddruck variiert, um den optimalen Wert für diesen Parameter zu ermitteln, und zwar zwischen 1 und 8 bar. Das Verhältnis Fe : Si wurde mit 2 : 5 gemäß den Ergebnissen der oben beschriebenen Versuchsreihe gewählt, die übrigen Parameter wurden von dort übernommen. Tabelle III.5 gibt einen Überblick über die Ansätze und die gemachten Beobachtungen. Tab.III.5: Ergebnisse der Variation des Ioddrucks Ansatz-Nr. p(I2) (bar) Beobachtungen 27 1.10 kein Transport 28 1.99 geringer Transport von nadelförmigen Kristallen (β-FeSi2) 29 3.95 sehr hoher Transport von nadelförmigen Kristallen (β-FeSi2) 30 8.00 sehr hoher Transport von nadelförmigen Kristallen (β-FeSi2) Schlussfolgerungen: Wie beim Transport ausgehend von einem Silicidgemisch zeigte sich auch hier, dass ein Ioddruck von 4 bar optimal für den Transport von β-FeSi2-Kristallen geeignet ist. Ein höherer Druck bringt keine weitere Verbesserung des Ergebnisses, ein niedrigerer Druck führt zu einer zu geringen Menge an in der Gasphase gelöstem Eisen, ein Transport findet dann nicht mehr oder nur in sehr geringem Umfang statt. 42 4. Untersuchung des Transportverhaltens mit Br 2 als Transportmittel Neben der Optimierung der Transportbedingungen mit Iod wurde auch die Verwendung von Brom als Transportmittel untersucht. Dabei wurde von den Elementen als Quellbodenkörper ausgegangen, da damit bei den Iodexperimenten die besten Ergebnisse erhalten wurden, und der Bromdruck in der Ampulle bei einem Temperaturgradienten von T2 = 1273 K nach T1 = 1073 K variiert. Tabelle III.6 gibt einen Überblick über die Ansätze und die gemachten Beobachtungen. Tab.III.6: Ergebnisse der Variation des Bromdrucks Ansatz- p(Br2) Beobachtungen Nr. (bar) 31 3.63 hoher Transport von kleinen nadelförmigen Kristallen (β-FeSi2) 32 4.53 sehr hoher Transport von kleinen nadelförmigen Kristallen (β-FeSi2) 33 9.07 fast vollständiger Transport von kleinen nadelförmigen Kristallen (β-FeSi2) Bei allen Ansätzen war ein Transport von β-FeSi2-Nadeln zu beobachten, beim höchsten Bromdruck (Ansatz 31) war der Quellbodenkörper sogar nahezu vollständig abtransportiert worden. Die erhaltenen Kristalle waren jedoch deutlich kleiner und stärker verwachsen als beim Transport mit Iod, so dass für die Untersuchung der physikalischen Eigenschaften ausschließlich iodtransportierte Kristalle verwendet wurden. Im Quellenraum blieb, wie beim Transport mit Iod, ein Gemisch aus Fe2Si5 und FeSi zurück. Schlussfolgerungen: Brom ist besser geeignet, Eisen und Silicium in die Gasphase zu überführen, die Abscheidung des Silicides im Senkenraum findet aber wohl so schnell statt, dass sich keine großen Kristalle bilden können. 43 B: Synthese von dotierten β-FeSi2-Kristallen 1. Vorbemerkungen Um den Einfluss von Fremdatomen auf die physikalischen Eigenschaften von β-FeSi2 gezielt zu untersuchen, sollten Mischkristalle synthetisiert werden, in denen ein Teil der Eisenpositionen von anderen Übergangsmetallen eingenommen wird. Dabei lag das Augenmerk besonders auf Elementen der ersten Übergangsmetallreihe (Ti, V, Cr, Mn und Co) sowie den höheren Homologen des Eisens, Ruthenium und Osmium. Da aber lediglich das OsSi2 zu βFeSi2 isotyp ist, während die anderen Disilicide in verschiedenen anderen Strukturen kristallisieren (ein RuSi2 ist nicht bekannt), war ein bereitwilliger Einbau jedoch nicht von vornherein zu erwarten. Bei der Synthese über Transportreaktionen mussten Bedingungen gefunden werden, bei denen sowohl β-FeSi2 transportiert wurde als auch das einzubauende Fremdatom in ausreichender Menge in der Gasphase vorhanden war. Daher wurden mehrere Reihen von Ansätzen mit unterschiedlichen Eduktgemischen und unterschiedlichen Dotierstoffmengen sowohl mit Iod als auch mit Brom als Transportmittel durchgeführt. In den folgenden Abschnitten werden ausgewählte Versuchsreihen, die die besten Ergebnisse erbrachten, aufgeführt. Für die Dotierung waren dies Ansätze, bei denen ein Silicidgemisch vorgelegt wurde, in Gegenwart von Ruthenium und Osmium wurden nur beim Transport ausgehend von den Elementen Kristalle erhalten. Bei anderen Reihen, wie z. B. der Synthese ausgehend von den Elementen in Gegenwart von 3d-Metallen konnte kein nennenswerter Transport von β-FeSi2-Kristallen beobachtet werden. 2. Dotierung mit 3d-Metallen - Transport mit Iod Als Ausgangsbodenkörper wurde bei dieser Versuchsreihe stets ein Gemisch aus Fe2Si5, FeSi und dem jeweiligen Metalldisilicid MSi2 (M = Ti, V, Cr, Mn, Co; bei Mangan MnSi2-x) vorgelegt. Dabei betrug der Anteil des Dotiermetalls an der Gesamtmetallmenge zwischen 2.5 % und 50 %. Ansonsten wurden die Transportbedingungen aus den oben beschriebenen Opti 44 mierungsversuchen übernommen. Tabelle III.7 gibt einen Überblick, bei welchen der Ansätze ein Transport von β-FeSi2-Kristallen beobachtet wurde und in welchem Umfang der Dotierstoff bei den Untersuchungen mit der Mikrosonde (Kap. IV.E) in diesen Kristallen festgestellt werden konnte. Tab.III.7: Versuche der Dotierung über Transportreaktionen mit Iod MSi2 M = Ti M=V M = Cr M = Mn M = Co - - Cr deutlich Mn deutlich kein Co nachweisbar nachweisbar nachweisbar <5%M (0.31 % quant.) MSi2 kein Ti keine β-FeSi2- kein Cr kein Mn Co deutlich 10 % M nachweisbar Kristalle nachweisbar nachweisbar nachweisbar (0.66 % quant.) MSi2 20 % M MSi2 keine β-FeSi2- keine β-FeSi2Kristalle Kristalle keine β-FeSi2- keine β-FeSi2- Cr deutlich keine β-FeSi2- Co deutlich nachweisbar Kristalle nachweisbar keine β-FeSi2- keine β-FeSi2- keine β-FeSi2- 33 % M Kristalle Kristalle Kristalle Kristalle Kristalle MSi2 keine β-FeSi2- - keine β-FeSi2- - keine β-FeSi2- 50 % M Kristalle Kristalle Kristalle Wie zu erkennen ist, war es gelungen über den Transport mit Iod eine nachweisliche Dotierung von β-FeSi2 mit Chrom, Mangan und Cobalt zu erzielen. Dagegen wurde in den titanbzw. vanadiumhaltigen Ansätzen meist noch nicht einmal ein Transport von β-FeSi2 beobachtet. Da bei diesen Metallen in der Literatur für den Transport der Disilicide von heiß nach kalt (ebenso wie beim Chrom [99]) Brom als geeignetes Transportmittel angegeben wird [96], wurde eine vergleichbare Versuchsreihe mit Brom durchgeführt. - Transport mit Brom Die Versuche wurden unter den gleichen Bedingungen wie oben beschrieben durchgeführt, der Dotiermetallanteil in den Ansätzen lag zwischen 10 % und 33 %. Tabelle III.8 gibt einen Überblick, bei welchen der Ansätze ein Transport von β-FeSi2-Kristallen beobachtet wurde 45 und in welchem Umfang der Dotierstoff bei den Untersuchungen mit der Mikrosonde (Kap. IV.E) in diesen Kristallen festgestellt werden konnte. Tab.III.8: Versuche der Dotierung über Transportreaktionen mit Brom M = Ti M=V M = Cr M = Mn M = Co MSi2 keine β-FeSi2- V deutlich Cr deutlich keine β-FeSi2- Co deutlich 10 % M Kristalle nachweisbar nachweisbar Kristalle nachweisbar MSi2 keine β-FeSi2- keine β-FeSi2- 17 % M Kristalle Kristalle MSi2 Ti deutlich keine β-FeSi2- 20 % M nachweisbar Kristalle Kristalle Kristalle Kristalle MSi2 Ti deutlich V deutlich keine β-FeSi2- - keine β-FeSi2- 33 % M nachweisbar nachweisbar Kristalle keine β-FeSi2- keine β-FeSi2- keine β-FeSi2Kristalle Kristalle Kristalle keine β-FeSi2- keine β-FeSi2- keine β-FeSi2- Kristalle (1.02 % quant.) Beim Transport mit Brom war es gelungen, Kristalle mit nachweislicher Titan- bzw. Vanadiumdotierung zu synthetisieren, während nun in den manganhaltigen Ansätzen kein Transport mehr zu beobachten war. Eine Chrom- und Cobaltdotierung war mit beiden Transportmitteln möglich. Allerdings galt auch hier, wie bei den nicht substituierten Kristallen, dass Größe und Qualität der Kristalle beim Transport mit Iod deutlich besser waren. 3. Dotierung mit Ruthenium und Osmium Neben den Metallen der ersten Übergangsreihe war auch interessant, ob sich die höheren Homologen des Eisens, Ruthenium und Osmium, in β-FeSi2 einbauen lassen würden. Dabei waren die Voraussetzungen für diese beiden Elemente sehr unterschiedlich, da OsSi2 isotyp zu β-FeSi2 kristallisiert, während vom Ruthenium kein siliciumreicheres Silicid als Ru2Si3 bekannt ist. Daher wurde bei diesen Versuchen mit Iod als Transportmittel als Quellbodenkörper ein Gemisch aus den drei Elementen vorgelegt, bei dem der Anteil von Ru bzw. Os an der Gesamtmetallmenge 10 % betrug. Es wurde bei allen Ansätzen ein Transport von β-FeSi2Kristallen beobachtet, wenn jedoch eine Dotierung stattgefunden hatte, dann war sie so gering, dass sie von der Mikrosonde nicht detektiert werden konnte (vgl. Kap. IV.E). 46 IV. Strukturelle und physikalische Charakterisierung von β-FeSi2 A: Röntgenstrukturanalyse von β-FeSi2 1. Vorbemerkungen Die Kristallstruktur von β-FeSi2 wurde von Wandji [13] und Dusausoy [14] auf der Basis von Röntgenfilmaufnahmen mit einer Weissenberg-Kamera bestimmt. Tab.IV.1: β-FeSi2: Gitterkonstanten, Atomparameter, Besetzungsfaktor G, äquivalente Temperaturfaktoren Bäq, sowie R-Wert (nach [14]) β-FeSi2 RG Cmca R = 0.043 a = 9.863(7) Å, b = 7.791(6) Å, c = 7.833(6) Å, V = 602 Å3, Z = 16 Atom x y z G B(Å2) FeI (8d) 0.2146(2) 0 0 1 0.1154(64) FeII (8f) 0.5000(0) 0.3086(2) 0.1851(2) 1 0.1342(76) SiI (16g) 0.1282(2) 0.2746(3) 0.0512(4) 1 0.3014(156) SiII (16g) 0.3727(2) 0.0450(3) 0.2261(3) 1 0.3828(200) Für photometrisch ermittelte Reflexintensitäten ist die Qualität der Strukturanalyse als gut zu bezeichnen, aber da in der Struktur neun freie Parameter auftreten und außerdem lediglich isotrope Temperaturfaktoren angegeben wurden, erschien für eine Verfeinerung dieser Parameter auf der Basis von Daten eines Einkristalldiffraktometers eine Neubestimmung angebracht. Hierbei sollten speziell auch Probleme hinsichtlich einer Zwillingsbildung untersucht werden, auf die in der Literatur hingewiesen wurde und die im Zusammenhang mit der Interpretation von ESR-Spektren gelöst werden mussten. Unter diesem Aspekt war interessant, dass bei der Kristallzüchtung durch Abscheidung aus der Gasphase im gleichen Abscheidungsraum Kristalle von zweierlei Habitus gefunden wurden, längere Nadeln (typische 47 Abmessungen: 10 mm x 1.5 mm x 1.5 mm) und breitere Plättchen (typische Abmessungen: 10 mm x 2.5 mm x 0.5 mm), die jeweils röntgenographisch charakterisiert werden sollten. Die Röntgenpulverdiagramme der aus Kristallen erhaltenen Präparate wiesen bereits eindeutig darauf hin, dass es sich um eine einheitliche Substanz handelte, die keine oder nur geringe Phasenbreiten aufweisen konnte. Die Linien waren durchweg sehr scharf, es waren keine Verbreiterungen oder Aufspaltungen von Linien zu erkennen (Abb.IV.1) 9000 8000 7000 Absolute Intensity 6000 5000 4000 3000 2000 1000 0 20.0 30.0 40.0 50.0 60.0 70.0 80.0 2Theta Abb.IV.1: Röntgenpulverdiagramm einer aus β-FeSi2-Kristallen gewonnenen Pulverprobe 2. Charakterisierung der Einkristalle Zunächst wurden mit einzelnen Exemplaren der beiden Kristallformen mit Filmmethoden Voruntersuchungen durchgeführt. Bei den nadelförmigen Exemplaren wurde für die Translation entlang der Nadelachse eine Periodizität von 11.0 Å gefunden. Dieser Wert stimmt sehr gut mit der Translation der Flächendiagonalen [011] überein. Die Reflexintensitäten wurden auf einem Vierkreisdiffraktometer gemessen; die anschließende Lösung und Verfeinerung bestätigten die Angaben zur über Filmaufnahmen bestimmten Struktur. 48 Bei den Kristallen mit plättchenförmigem Habitus wurde für die Richtung der längsten Kristallabmessung eine Translation von 7.8 Å gefunden, was den Abmessungen von b0 oder c0 entspricht. Wegen der im Vergleich zu den Nadeln regelmäßigeren und ausgeprägteren Flächen dieser Kristalle war hier die Zuordnung der Kristallflächennormalen zu kristallographischen Richtungen besonders interessant. Daher wurde ein Exemplar dieser Sorte auf einem Einkristalldiffraktometer mit CCD-Flächenzähler untesucht. Zusätzlich wurde auch von diesem Kristall ein Datensatz aufgenommen. Die Zuordnung der Flächen ergab, dass die aAchse der Elementarzelle senkrecht zur Plättchenebene steht, während die beiden anderen Achsen senkrecht auf der kurzen (b-Achse) bzw. der langen (c-Achse) Seitenfläche des Plättchens stehen (Abb.IV.2). Abb.IV.2: Schematische Darstellung eines plättchenförmigen β-FeSi2-Kristalls mit Angabe der Kristallflächen Diese Analyse der beim Kristallwachstum mit unterschiedlichen Orientierungen angefallenen Kristalle erlaubte die genaue Interpretation der ESR-Spektren (siehe Kap. IV.B). Dabei stellte sich heraus, dass die Deutung der ESR-Linienmuster in der Literatur [88] fehlerhaft sein musste, da die Orientierung der Elementarzelle in den Kristallen und das Zugrundelegen einer Verzwillingung der Kristalle, bei der die Individuen durch Drehung um die Achse [011] ineinander übergehen, falsch ist. 49 3. Strukturdiskussion von β -FeSi2 Die erneute Strukturanalyse bestätigte im Allgemeinen die Angaben in [14], wie ein Vergleich der Daten in den Tabellen IV.1 und IV.2 zeigt. Allerdings traten teilweise doch merkliche Differenzen bei einzelnen Parametern auf. So weichen z.B. die Gitterkonstanten a und c um das dreieinhalbfache bzw. das fünffache der in [14] angegebenen σ-Werte ab. Tab.IV.2: β-FeSi2: Gitterkonstanten, Atomparameter, Besetzungsfaktor G, äquivalente Temperaturfaktoren Uäq, sowie R-Werte β-FeSi2 a = 9.838(2) Å, b = 7.793(2) Å, c = 7.803(2) Å, V = 598.2(2) Å3, Z = 16 Atom x y z G Uäq FeI (8d) 0.21566(2) 0 0 1 0.00333 R = 2.36% FeII (8f) 0.50000(0) 0.30882(3) 0.18635(3) 1 0.00350 Rw = 5.38% SiI (16g) 0.12820(3) 0.27434(5) 0.05070(4) 1 0.00438 SiII (16g) 0.37338(3) 0.04576(5) 0.22641(4) 1 0.00427 RG Cmca Die Verbindung β-FeSi2 kristallisiert in der Raumgruppe Cmca (Nr. 64) mit 16 Formeleinheiten in der Elementarzelle. Die Siliciumatome besetzen zwei kristallographisch unterschiedliche Positionen der allgemeinen Lage 16g. Die 16 Eisenatome befinden sich auf zwei verschiedenen achtzähligen Lagen, die zu einer zweizähligen Achse parallel zu [100] (Lage 8d) und einer Spiegelebene parallel zur (100)-Ebene (Lage 8f) gehören und sind somit kristallographisch nicht gleichwertig. Die Anordnung der Atome und die topologische Verknüpfung in der Struktur des β-FeSi2 (sowie des isotypen OsSi2) entspricht im Prinzip einer Fluoritanordnung, jedoch sind die FeSi8-Polyeder charakteristisch verzerrt (Abb.IV.3 und IV.4). Diese Verzerrung ist für FeI und FeII jeweils unterschiedlich, jedoch ist die Verwandtschaft der FeSi8-Polyeder mit den CaF8Würfeln der Fluoritstruktur klar erkennbar. Die Siliciumatome sind dementsprechend von vier Eisenatomen verzerrt tetraedrisch umgeben. 50 Abb.IV.3: Elementarzelle von β-FeSi2 a) b) Abb.IV.4: Darstellung der Koordinationspolyeder um a) FeI und b) FeII mit Blickrichtung längs [100]; Die Darstellung der Schwingungsellipsoide verdeutlicht, dass die Temperaturfaktoren nahezu isotropes Verhalten zeigen. Wie für die kubische Fluoritstruktur typisch, ist jedes eisenzentrierte Si 8-Polyeder einem nicht zentrierten Polyeder aus ebenfalls acht Siliciumatomen benachbart, so dass sich in jeder Raumrichtung leere und volle abwechseln (Abb.IV.5). 51 a) b) Abb.IV.5: Schichten aus der Struktur von β-FeSi2 senkrecht zu (100) a) Schicht auf der Höhe x=¼ mit Koordinationspolyeder um FeI b) Schicht auf der Höhe x=½ mit Koordinationspolyeder um FeII Die Verwandtschaft der β-FeSi2-Struktur mit der des Calciumfluorits kann über eine Anordnung von acht CaF2-Elementarzellen dargestellt werden. Dabei werden folgende Beziehungen zwischen den Achsen der beiden Zellen aufgestellt: Die a-Achse verdoppelt sich, während die b- und c-Achse des β-FeSi2 den Flächendiagonalen im CaF2 entsprechen ( a(β-FeSi2) = 2a(CaF2-Typ), b bzw. c(β-FeSi2) = a) 2 a(CaF2-Typ) ) (Abb.IV.6). b) Abb.IV.6: Vergleich der Strukturen und Elementarzellen von a) β-FeSi2 und b) dem im CaF2-Typ kristallisierenden γ-FeSi2. Deutlich erkennbar ist die Verzerrung der β-FeSi2-Struktur bei gleicher topologischer Anordnung der Atome. 52 Die daraus eigentlich resultierende Tetragonalität der Struktur geht durch die Verzerrung verloren, so dass alle oben genannten Beziehungen nur ungefähr gelten. Diese Verzerrung wird nach [2] durch die elektronische Struktur verursacht. Diese weist für FeSi2 mit Fluoritstruktur einen sehr hohen Beitrag der Zustandsdichte (DOS) bei der Fermienergie EF auf. Diese Situation ist energetisch ungünstig, daher wird im β-FeSi2 durch das Auftreten einer Peierls-Verzerrung dieser DOS-Peak in zwei Maxima, eines oberhalb und eines unterhalb der Fermikante, aufgespalten und somit ein Metall-Halbleiter-Übergang erreicht. Betrachtet man sich den Symmetrieabbau von der Fluoritstruktur zu der des β-FeSi2 (Abb.IV.7), so stellt man fest, dass trotz der großen topologischen Übereinstimmungen der beiden Strukturen fünf Abbauschritte notwendig sind. Nur die ersten beiden davon sind translationengleich, die späteren drei sind klassengleich. Da aber für eine Verzwillingung eine translationengleiche GruppeUntergruppe-Beziehung vorliegen muss, müsste eine Verzwillingung bereits sehr früh in diesem Abbauschema auftreten; somit ist Abb.IV.7: Symmetrieabbau vom CaF2-Typ zum β-FeSi2-Typ eine Verzwillingung entlang (011), wie sie in der Literatur beschrieben wird, nach einer solchen Betrachtung nicht zu erwarten. 53 B: ESR-spektroskopische Untersuchungen 1. Vorbemerkungen Bei β-FeSi2 handelt es sich um eine diamagnetische Substanz (vgl. Kap.II.B.5), die im reinen Zustand eigentlich kein Elektronenspin-Resonanz-(ESR-)Spektrum zeigen sollte. Jedoch können bereits geringe Mengen an Verunreinigungen, z. B. Übergangsmetallatome, die das Eisen auf seinen Plätzen substituieren, als paramagnetische Zentren zum Auftreten von ESRSignalen führen. Die Analyse solcher Spektren erlaubt dann nicht nur den Nachweis der Anwesenheit dieser Zentren, sondern auch Aussagen zu Struktur und Bindung, oder über eine eventuelle Verzwillingung der untersuchten Kristalle. Die ESR-Spektroskopie ist damit eine leistungsfähige Ergänzung der röntgenographischen Untersuchungsmethoden. Ein einfaches Modell der elektronischen Struktur der paramagnetischen Zentren zeigt, dass unabhängig von der Art des eingebauten Übergangsmetalls die erhaltenen ESR-Spektren als Einelektronenspektren betrachtet werden können. 2. Grundlagen [113] Bei der ESR-Spektroskopie wird der durch Energie im Mikrowellenbereich induzierte Übergang zwischen zwei durch ein äußeres Magnetfeld aufgespaltenen, ursprünglich entarteten Energiezuständen eines ungepaarten Elektrons beobachtet. In einem Festkörper ist ein Elektron allerdings vielfältigen Wechselwirkungen ausgesetzt, die alle das Verhalten der Zustände beeinflussen. Für ein Elektron treten z. B. folgende Wechselwirkungen auf: – Kristallfeldaufspaltung der Energiezustände – Spin-Bahn-Wechselwirkung – Dipolare Wechselwirkung mit den Elektronenspins benachbarter Atome bzw. Ionen – magnetische Wechselwirkung der Elektronenspins mit dem Kernspin (Hyperfeinaufspaltung) – magnetische Wechselwirkung der 3d-Elektronen mit den Kernspins benachbarter Atome bzw. Ionen (Super-Hyperfeinaufspaltung) 54 Abb.IV.8: Schematische Darstellung der Aufspaltung der Energiezustände durch Kristallfeld und Spin-Bahn-Kopplung und dem durch das Magnetfeld erzeugten ZeemanEffekt Kristallfeldaufspaltung und Spin-Bahn-Wechselwirkung führen in der Regel zu einer sehr großen Aufspaltung der Energieniveaus, so dass sich die paramagnetischen Zentren alle in einem, bei einem Elektronenspin von S = ½ zweifach entarteten Zustand befinden. Dieser spaltet beim Anlegen eines äußeren Magnetfelds in zwei Niveaus auf (Zeeman-Effekt und Niveaus, Abb.IV.8). Der Übergang der Elektronen zwischen diesen beiden Niveaus kann durch Energie im Mikrowellenbereich angeregt und in der ESR beobachtet werden. Die Aufspaltung der Zustände eines freien Elektrons im Magnetfeld wird durch die Resonanzbedingung ∆E = h • ν = g • µB • B0 gegeben. Dabei ist g der Landésche g-Faktor (g = 2.0023 für ein freies Elektron), eine dimensionslose Zahl, µB das Bohrsche Magneton (µB = 9.274 • 10-24 JT-1) und B0 die angelegte Resonanz-Magnetfeldstärke. Wenn in einem Festkörper nur eine geringe Konzentration an paramagnetischen Zentren vorliegt, so kann die Dipol-Dipol-Wechselwirkung vernachlässigt werden. Befindet sich das un55 gepaarte Elektron an einem Kern mit Kernspin I ≠ 0, so tritt anstelle der einen ESRResonanzlinie ein Multiplett von (2I+1) Linien auf, man spricht von Hyperfeinaufspaltung (Abb.IV.9). Diese Linien sind in erster Näherung äquidistant. Für die Übergänge gelten die Auswahlregeln ∆I = 0, ∆S = ±1. Tritt eine Wechselwirkung zwischen dem Elektronenspin und dem Kernspin benachbarter Kerne auf, so spricht man von Super-Hyperfein- aufspaltung. Abb.IV.9: Schema der Hyperfeinaufspaltung am Beispiel eines Cu-Kernes mit I = 3/2 Liegen an einem Zentrum mehrere ungepaarte Elektronen vor (S ≥ 1), so ist die Wechselwirkung zwischen den einzelnen Elektronenspins zu berücksichtigen. Diese führt in nichtkubischer Umgebung bereits ohne das Anlegen eines äußeren Magnetfelds dazu, dass die (2S+1)-fache Entartung der Energie-Grundzustände z.T. aufgehoben wird (Nullfeldaufspaltung). Spektren für Systeme mit S ≥ 1 weisen eine sogenannte Feinstruktur auf und sind schwieriger zu interpretieren. Allerdings gilt für den Fall sehr großer Nullfeldaufspaltung (D >> g • µB • B), dass - außer bei Verwendung von Magneten mit sehr hoher Feldstärke - nur eine Resonanzlinie beobachtet wird und man mit einer effektiven Spinquantenzahl S = ½ rechnen kann. Die zur Beschreibung eines ESR-Spektrums für S = ½ notwendigen Parameter sind neben der Mikrowellenfrequenz ν und der Magnetfeldstärke B die Größen g und A. g ist für die Lage der 56 nicht aufgespaltenen Resonanzlinie bzw. die Schwerpunktslage der aufgespaltenen Linien verantwortlich, A ist ein Maß für die Größe der Hyperfeinaufspaltung. Befindet sich das paramagnetische Zentrum auf einem Platz mit lokaler kubischer Symmetrie, so sind g und A skalare Größen. Im Allgemeinen aber müssen g und A als Tensoren betrachtet werden, für die gilt: gx ≠ gy ≠ gz und Ax ≠ Ay ≠ Az. Die Tensorachsensysteme müssen nicht achsenparallel zu den kristallographischen Achsen liegen, jedoch legen lokale Symmetrieelemente am paramagnetischen Zentrum wie Drehachsen oder Spiegelebenen die Orientierung einer oder aller Tensorachsen fest. Auch können g- und A-Tensor durchaus eine unterschiedliche Orientierung ihrer Achsensysteme aufweisen. Im Folgenden werden mit x, y und z die Richtungen der Achsen gx, gy und gz des g-Tensors bezeichnet. Da die Untersuchungsmethode sehr empfindlich ist, werden nur kleine Probenmengen benötigt, was die Messungen an Einkristallen erleichtert. Einkristallspektren haben den Vorteil, dass man über winkelabhängige Untersuchungen die Lage der Tensorachsen in Relation zu den kristallographischen Achsen ermitteln kann. 3. Experimentelles Die ESR-spektroskopischen Untersuchungen wurden an β-FeSi2-Kristallen von zweierlei Habitus durchgeführt: zum einen an nadelförmigen Exemplaren, zum anderen an länglichen Plättchen. Von beiden Kristallformen wurden Exemplare sowohl um die lange Achse, bzw. Nadelachse, als auch um eine Achse senkrecht dazu gedreht, um bestimmte Orientierungen einzustellen. Bei den Plättchen bot es sich an, diese zweite Achse senkrecht zur Plättchenebene festzulegen, bei den Nadeln war es aufgrund ihrer unregelmäßigen Form nicht möglich, eine zweite ausgezeichnete Drehachse einzustellen. Ein Vergleich mit den röntgenographischen Untersuchungen ergab, dass bei den Plättchen beide Drehachsen mit kristallographischen Achsen übereinstimmen sollten, bei den Nadeln konnte dies nicht angenommen werden. Sämtliche Messungen wurden bei der Temperatur von flüssigem Stickstoff (77 K) durchgeführt; bei Raumtemperatur waren keine Signale zu erkennen, da die Leitfähigkeit des halbleitenden Materials thermisch bedingt so stark anstieg, dass keine ESR mehr beobachtet werden konnte. 57 – Nadeln: Bei ersten Untersuchungen der Nadeln wurde festgestellt, dass eine Vielzahl von Linien zu beobachten waren, die bei Drehung des Kristalls um die Nadelachse im Magnetfeld wanderten. Wurde der Kristall jedoch so orientiert, dass die wandernden Linien die eine Extremposition erreichten, fielen jeweils zwei Resonanzlinien zusammen, und das sehr unübersichtliche Spektrum ging in ein relativ einfaches mit 14 sehr scharfen Linien über (Abb.IV.10). Eine dieser Linien war deutlich intensiver als die restlichen, die alle vergleichbare Intensitäten zeigten, und jede Linie war von einem Paar Satellitenpeaks flankiert, die zwar alle eine vergleichbare Intensität besaßen, aber aufgrund von Linienform und -schärfe eine Einteilung in zwei Serien nahelegten. Die Linienserie mit den schärferen Satellitenpeaks wird im Weiteren als Serie A, die andere als Serie B bezeichnet. Eine Drehung des Kristalls um 90° brachte die Linien in die andere Extremposition, allerdings war hier kein Zusammenfallen der Linien zu beobachten (Abb.IV.11). Abb.IV.10: ESR-Spektrum einer β-FeSi2-Nadel: Extremlagenspektrum mit zusammenfallenden Linien 58 Abb.IV.11: ESR-Spektrum einer β-FeSi2-Nadel: Extremlagenspektrum mit nicht zusammenfallenden Linien Wurde die Nadel flach in die Probenkammer eingebracht, so dass die Drehachse senkrecht zur Nadelachse stand, so wurden ausschließlich Spektren mit hoher Linienanzahl beobachtet, ein Zusammenfallen der Linien blieb aus. Für die beiden Orientierungen des Kristalls mit der Nadelachse parallel zum Magnetfeld bzw. um 90° verdreht dazu wurde jedoch jeweils ein Linienmuster gefunden, das mit dem nicht zusammenfallenden Extremlagenspektrum bei Drehung um die Nadelachse übereinstimmte. – Plättchen: Die Drehung der Plättchen um die längste Achse lieferte für beide Extremallagen Spektren mit nur 14 Linien, und zwar sowohl, wenn das Magnetfeld senkrecht, als auch wenn es parallel zur Plättchenebene eingestellt war. Bei der Orientierung senkrecht zur Plättchenebene erhält man das gleiche einfache Linienmuster wie bei der Drehung einer Nadel um ihre lange Achse. Das andere Spektrum (Abb.IV.12) konnte nicht nur bei senkrechter Orientierung des Plättchens beobachtet werden, sondern auch wenn das Plättchen flach in das Spektrometer gelegt und um die Achse senkrecht zur Plättchenebene gedreht wurde, wenn dabei das Magnetfeld senkrecht zur langen Achse stand. Zusätzlich konnte bei einer Magnetfeldorientierung parallel zur langen Achse ein weiteres einfaches Spektrum aufgenommen werden (Abb.IV.13), welches dem in Abb.IV.12 gezeigten sehr ähnlich ist und 13 Linien enthält. Allerdings tritt hier neben der immer beobachteten sehr starken Linie noch ein Peak auf, dessen Intensität doppelt so hoch ist wie die der restlichen Peaks, was auf eine vielleicht zu- 59 fällige Überlagerung zweier Linien hindeutet. Damit würde wieder ein 14-Linienspektrum vorliegen. Verdreht man den Kristall aus einer der beiden Orientierungen um einen Winkel von etwa 45°, tritt unabhängig von der Drehrichtung wieder ein Spektrum mit dem Linienmuster auf, das man bei den nadelförmigen Kristallen für eine Magnetfeldorientierung parallel zur Nadelachse erhält (Abb.IV.11). Abb.IV.12: ESR-Spektrum eines β-FeSi2-Plättchens für B senkrecht zur langen Plättchenachse bei Drehung um die Senkrechte zur Plättchenebene Abb.IV.13: ESR-Spektrum eines β-FeSi2-Plättchens für B parallel zur langen Plättchenachse bei Drehung um die Senkrechte zur Plättchenebene 60 4. Diskussion Ausgangspunkt dieser Untersuchung war eine Arbeit von Irmscher und Mitarbeitern [88], in der nadelförmige Kristalle von β-FeSi2 ESR-spektroskopisch untersucht wurden. Die Verfasser postulierten bei den Nadeln auf Grundlage der pseudotetragonalen Metrik mit b ≈ c eine Verzwillingung in der Art, dass zwei Individuen identischer Größe im Kristall vorliegen und bei paralleler a-Achse die b-Achse des einen und die c-Achse des anderen Individuums parallel zur Nadelachse liegen. Für die Plättchen, die ebenfalls erhalten wurden, aber von denen keine ESR-Spektren aufgenommen wurden, wurde eine entsprechende Verzwillingung postuliert, jedoch mit unterschiedlicher Größe der Individuen. Röntgenographische Untersuchungen der in der vorliegenden Arbeit verwendeten Kristalle ergaben jedoch, dass bei den Plättchen die lange Achse der Plättchenebene parallel zur kristallographischen Achse [010] angeordnet ist, während bei den nadelförmigen Kristallen die Nadelachse parallel zur Richtung [011] verläuft. Dieser Unterschied sollte sich auch bei winkelabhängigen ESRMessungen zeigen. Die in den ESR-Spektren nicht dotierter Kristalle auftretenden Signale wurden in [88] dem Einbau von Chrom, Mangan und Nickel, die als Verunreinigungen in den Syntheseedukten vorhanden waren, zugeschrieben. Als Einbauart wurde eine Substitution auf den Eisenplätzen der β-FeSi2-Struktur angenommen. Gemäß [87] streben Fremdatome wie Cr, Mn, Co oder Ni, die die Eisenatome auf ihren Positionen substituieren, an, einen zu Fe(0) isoelektronischen Zustand (3d8) anzunehmen. Da ihre Energieniveaus aber im Gegensatz zu denen des Eisens nicht mit den Rändern der Bandlücke zusammenfallen, erzeugen sie entweder Donor- (Cr2-, Mn-) oder Akzeptorzustände (Co+, Ni2+) in der Bandlücke. Wenn diese mit einem Loch oder einem Elektron besetzt sind, so erhält man für die Spinquantenzahl den Wert S = ½ und die auftretenden Spektren können als Einelektronenspektren interpretiert werden. Als Grundlage für die Simulation der ESR-Spektren wurden die in [88] angegebenen Werte für die g- und A-Tensorparameter verwendet. – 14-Linienspektren: Die 14 Signale in den Grenzfällen von Spektren mit zusammenfallenden Linien lassen sich durch das Vorliegen von zwei kristallographisch unterschiedlichen Positionen erklären. Wenn diese Positionen nun aufgrund von Verunreinigungen im zur Synthese verwendeten Eisen mit 61 den ESR-aktiven Kernen Mangan und Chrom besetzt werden, würden paramagnetische Zentren entstehen, und es wären mindestens vier ESR-Resonanzlinien zu erwarten. Weil Mangan aber einen Kernspin von I = 5/2 besitzt, wird bei einem Elektronenspin von S = ½ demnach durch Hyperfeinaufspaltung jeweils ein Liniensextett erzeugt. Chrom mit I = 0 führt dagegen nicht zu einer zusätzlichen Hyperfeinaufspaltung, weshalb sich 2 • 6 + 2 • 1 = 14 Linien ergeben sollten. – Vergleich mit Spektrensimulationen Ein Vergleich der Resonanzfeldstärken der beiden Extremlagenspektren für die nadelförmigen Kristalle mit denen aus simulierten Spektren zeigte, dass das Spektrum, das die zusammenfallenden Linien aufweist, sich mit sehr guter Übereinstimmung mit einer Magnetfeldorientierung parallel zur x-Achse des Tensorsystems beschreiben lässt. Das andere ausgezeichnete Spektrum weist die doppelte Anzahl an Linien auf und stimmt im Rahmen der Messgenauigkeit recht gut mit einer Kombination der simulierten Spektren für eine Magnetfeldorientierung parallel zur y-Achse und zur z-Achse des Tensorsystems überein. – Linienverdopplung Das gleichzeitige Auftreten der Spektren lässt sich auf zweierlei Arten erklären. Zum Einen wäre eine Verzwillingung denkbar, bei der die y-Achse des einen Individuums mit der zAchse des anderen zusammenfällt. Eine solche Verzwillingung müsste bei allen untersuchten Kristallen, unabhängig von ihrem Habitus, vorliegen, da entsprechende Spektren immer gefunden wurden. Die andere Interpretation beruht darauf, dass sich die paramagnetischen Zentren zwar auf kristallographisch, nicht aber magnetisch äquivalenten Positionen befinden. Dies bedeutet, dass bei gleicher Orientierung der x-Achsen der jeweiligen g-Tensoren die beiden anderen Achsen (y, y´ bzw. z, z´) nicht zueinander parallel sind. Die Achsen y und y´ würden z.B. in einem solchen Fall bei einer allgemeinen Orientierung des Kristalls in unterschiedlichen Winkeln zum Magnetfeld stehen und demnach auch unterschiedliche Spektren liefern. Ein Zusammenfallen der Linien wäre dann bei einer Orientierung zu erwarten, bei der y und y´ jeweils unter dem gleichen Winkel zum Magnetfeld stehen. Dies ist bei einer Magnetfeldorientierung innerhalb einer von zwei aufeinander senkrecht stehenden Ebenen der Fall, die durch die gemeinsame x-Achse sowie jeweils eine der zwei Winkelhalbierenden zwischen y und y´ aufgespannt werden. 62 Geht man davon aus, dass in jedem kristallographisch äquivalenten Polyeder das ESRAchsensystem in Bezug auf dieses Polyeder gleich orientiert ist, so folgt daraus, dass diejenige Symmetrieoperation, die ein FeSi8-Polyeder auf das Benachbarte abbildet, auch die Lage der ESR-Achsen in diesen Polyedern relativ zueinander festlegt. In der Struktur des βFeSi2 sind dies sowohl für das Polyeder um FeI als auch für das um FeII 21-Schraubenachsen, die parallel zur b- oder zur c-Achse verlaufen. Für das ESR-Achsensystem besagt dies, dass die als parallel zur a-Achse festgelegte x-Achse lediglich ihr Vorzeichen ändert, was für die Spektren keine Rolle spielt. Für die beiden anderen, durch die Symmetrie der Fe-Lage nicht festgelegten Tensorhauptachsen y und z gilt es nun, zwei Fälle zu unterscheiden. In dem speziellen Fall, dass sie parallel zu den kristallographischen Achsen b und c (und damit zu den o. g. 21-Achsen) liegen, ändert sich an der Einen gar nichts, die Andere wechselt wie die xAchse das Vorzeichen. Damit lägen magnetisch äquivalente Zentren vor, die beide unter jedem beliebigen Winkel zum Magnetfeld das gleiche Linienmuster zeigen müssten. Im allgemeinen Fall jedoch, wenn keine Parallelität von y bzw. z mit b bzw. c vorliegt, lägen die ESR-Achsensysteme beider Zentren nicht achsenparallel zueinander, die Zentren wären magnetisch nicht äquivalent und würden mit den o.g. Ausnahmen unter jedem beliebigen Winkel zum Magnetfeld unterschiedliche Linienmuster zeigen. In den Abbildungen IV.14 IV.16 ist das Verhalten der ESR-Tensorachsen y und z unter Einwirkung einer in der b-cEbene liegenden 21-Schraubenachse, wie sie die kristallographisch äquivalenten FeSi8-Polyeder um FeI bzw. FeII ineinander überführt, für die verschiedenen Fälle graphisch dargestellt (Die senkrecht zur Papierebene stehende x-Achse des Tensorsystems wird von dieser Symmetrieoperation immer nur durch einen für die ESR-Spektroskopie irrelevanten Vorzeichenwechsel betroffen.). 63 Abb.IV.14: 1. spezieller Fall: Die y- bzw. die z-Achse des Ausgangstensorsystems liegt parallel zur 21-Schraubenachse. Die Achsenlagen von Ausgangs- und Endpolyeder unterscheiden sich nur im Vorzeichen, die beiden Polyeder erzeugen identische ESR-Spektren. Abb.IV.15: 2. spezieller Fall: Die beiden Tensorachsen y und z bilden mit der 21Schraubenachse jeweils einen Winkel von 45°. Die Achsen der beiden Koordinatensysteme sind zwar parallel, aber jeweils y zu z´ und z zu y´, so dass sich bei einer allgemeinen Orientierung des Magnetfeldes zum Kristall zwei unterschiedliche ESR-Spektren ergeben müssen. 64 Abb.IV.16: Allgemeiner Fall: Die beiden Tensorachsen y und z schneiden die 21Schraubenachse jeweils unter einem beliebigen Winkel ϕ bzw. (90°-ϕ). Hier liegt keine Achsenparallelität vor, man erhält wie beim 2. speziellen Fall zwei unterschiedliche ESR-Spektren. Bei den Berechnungen ließen sich die beiden beim Plättchen auftretenden linienarmen Spektren nicht mit simulierten Spektren in Übereinstimmung bringen, bei denen eine der Tensorachsen parallel zum angelegten Magnetfeld ausgerichtet ist. Wählt man jedoch bei der Simulation die Winkelhalbierende zwischen y- und z-Achse parallel zum Magnetfeld orientiert, so beschreibt das simulierte Spektrum die beiden gemessenen Spektren bereits annähernd richtig. Weicht man von dem 45°-Winkel zwischen y- und z-Achse um jeweils einen geringen Betrag (±3.5° für Serie A, ±1.5° für Serie B) ab, so liefern die Simulationen jeweils Spektren, die mit den gemessenen Spektren noch deutlich besser übereinstimmen. Dabei fällt auf, dass sich für die zwei verschiedenen Linienserien und damit die zwei kristallographisch unterschiedlichen Positionen zwei leicht unterschiedliche optimale Winkel ergeben. Dies deutet darauf hin, dass die Tensorachsensysteme von Serie A und Serie B nicht exakt achsenparallel sind. Wenn die paramagnetischen Mn- oder Cr-Zentren die Eisenatome auf ihren Positionen substituieren, so würde die Orientierung des Tensorhauptachsensystems von der dortigen Symmetrie beeinflusst. Die Position von FeI liegt auf einer zweizähligen Achse parallel zur aAchse, während FeII auf einer Spiegelebene senkrecht dazu liegt. Beide Symmetrieelemente bedingen die Orientierung einer Tensorachse parallel zur kristallographischen a-Achse. Da beim Plättchen die a-Achse röntgenographisch als senkrecht zur Plättchenebene stehend bestimmt wurde und das bei einer zu a parallelen Magnetfeldorientierung erhaltene linienarme Spektrum ausgezeichnet mit einem simulierten Spektrum für ein zu x paralleles Magnetfeld 65 übereinstimmte, konnte eine Parallelität von kristallographischer a-Achse und ESR-x-Achse gezeigt werden. Eine Betrachtung der hypothetischen g-Werte für die Schwerpunktlinie des Mangan-Liniensextetts in den verschiedenen Spektren zeigt, dass diese tatsächlich in den Spektren mit doppelter Linienzahl einen Maximal- und einen Minimalwert einnehmen, was eine Eigenschaft der Hauptachsenrichtungen des Tensorsystems ist. Für die beiden einfachen Spektren, die beim Plättchen bei Drehung um die x-Achse auftreten, liegen die Werte dazwischen. Dies bedeutet, dass das Tensorachsensystem nicht wie in [88] beschrieben achsenparallel zum kristallographischen Achsensystem ist. Zwar muss symmetriebedingt von einer Parallelität von a- und x-Achse ausgegangen werden, y- und z-Achse des ESR-Achsensystems liegen jedoch eher in Richtung der Winkelhalbierenden der pseudotetragonalen Achsen b und c. Die Tatsache, dass die zwei dazwischenliegenden einfachen Spektren sich gut mit Winkeln simulieren lassen, die um den gleichen geringen Betrag in jeweils eine Richtung von 45° differieren, zeigt, dass die ESR-Achsen von den Winkelhalbierenden abweichen. Betrachtet man die Koordinationspolyeder um die Eisen-Positionen, so kann man zumindest für FeII Hinweise darauf finden, warum diese Orientierung der ESR-Achsen bevorzugt sein könnte. Je vier der acht Si-Atome dieses Polyeders bilden oberhalb und unterhalb der Spiegelebene annähernd ein Trapez (Abb.IV.17b). Die Senkrechte zu den jeweils beinahe parallelen Seiten dieses Trapezes weicht von der Flächendiagonale der b-c-Ebene um 0.8° ab. Um ein Zusammenfallen der Linien und damit ein 14-Linienspektrum zu beobachten, müsste der Kristall so orientiert werden, dass das Magnetfeld parallel zur Winkelhalbierenden der beiden Tensorachsensysteme angelegt ist. Dadurch würde sich die Winkelabweichung von beiden Systemen addieren. Die resultierende Abweichung des Winkels um ±1.6° von 45° stimmt größenordnungsmäßig gut mit dem durch die Simulation ermittelten Wert von ±1.5° für die Serie B überein. Diese Richtung ist nur lokal für das betrachtete Polyeder ausgezeichnet, könnte jedoch eine Ursache für die vorgefundene Lage der Tensorachsen sein. 66 – Satellitenpeaks: Jedes einzelne scharfe Signal in den Spektren ist von zwei kleinen, aber deutlich erkennbaren Satellitenpeaks begleitet. Anhand der Form dieser Linien konnte eine Zuordnung zu zwei unterschiedlichen Serien, die den zwei Eisenpositionen in der Struktur entsprechen, durchgeführt werden. Der Ursprung für diese Satelliten sehen wir in der Super-Hyperfeinwechselwirkung zwischen dem Elektronenspin und den Kernspins der Siliciumatome aus den Koordinationspolyedern um die jeweiligen Eisenplätze. Silicium besitzt mit einer natürlichen Häufigkeit von 4.67% einen Kernspin von I = ½. Die Wahrscheinlichkeit, dass genau n der acht Siliciumatome in der ersten Koordinationssphäre einen Kernspin von I = ½ besitzen, beträgt: P8(n) = [8! / (n! (8-n)!)] • (0.0467)n • (0.9533)8 - n Die daraus folgenden Wahrscheinlichkeitswerte betragen: P8(0) = 0.6821 P8(1) = 0.2673 P8(2) = 0.0458 Die Werte für n > 2 sind vernachlässigbar. Die durch diese Wahrscheinlichkeiten bestimmten relativen Intensitäten verteilen sich allerdings gemäß eines Pascalschen Dreiecks auf alle durch die Super-Hyperfeinaufspaltung erzeugten (2nI+1) Linien [114]. Für die einzelnen Linien ergeben sich also folgende relative Intensitäten: Hauptlinie: P8(0) + ½ P8(2) = 0.7050 1. Satellitenlinie: ½ P8(1) = 0.1337 2. Satellitenlinie: ¼ P8(2) = 0.0115 was einem Intensitätsverhältnis zwischen Hauptlinie und erstem Satelliten von ca. 5 : 1 entspricht. Dieses berechnete Verhältnis ist in guter Übereinstimmung mit den tatsächlich gemessenen Intensitäten für die einfachen Spektren. Die unterschiedliche Form der Satellitenpeaks ist wohl auf die unterschiedlichen Koordinationspolyeder um die beiden Eisenplätze zurückzuführen (Abb.IV.17). Während bei FeI die Fe-Si-Abstände von 2.338Å bis 2.385Å reichen, schwanken sie bei FeII zwischen 2.333Å und 2.437Å. Diese größere Differenz in den Abständen könnte zu einer Verbreiterung der Satellitenlinien führen (Serie B), während die ähnlicheren Abstände um FeI die schärferen Satellitenlinien bei Serie A erklären könnten. 67 a) b) Abb.IV.17: Si8-Koordinationspolyeder a) um FeI und b) um FeII (Blickrichtung entlang [100]) Auf der Grundlage von Mößbauer-Daten wurde von Kondo und Mitarbeitern geschlossen, dass Cr ausschließlich auf der Position von FeI eingebaut werden sollte, und für Mn die FeIPosition etwa dreimal so häufig besetzt sein sollte wie die FeII-Position [115, 116]. Anhand dieser Ergebnisse wurde in [88] die Zuordnung der Serien zu den Fe-Positionen durchgeführt. Die gefundenen Abweichungen von diesen Aussagen – das Auftreten eines zweiten CrSignals und die geringen Intensitätsunterschiede zwischen den beiden Mn-Serien – wurden mit der deutlich geringeren Fremdatomkonzentration in den für die ESR-Messungen verwendeten Proben erklärt. Die in dieser Arbeit vorgestellten ESR-Spektren zeigen ein ähnliches Intensitätsverhalten, das sich ebenfalls nicht mit den Mößbaueruntersuchungen von Kondo erklären lässt. Szymanski und Mitarbeiter [117] fanden zumindest im Fall des ebenfalls in [116] untersuchten Co-Einbaus Ergebnisse, die Kondos Arbeit widersprachen, so dass möglicherweise auch dessen Angaben für Cr und Mn sowie deren Aussagekraft in Bezug auf die Interpretation der ESR-Spektren mit einer gewissen Skepsis betrachtet werden müssen. Daher erscheint eine Zuordnung der Serien zu den unterschiedlichen Eisenplätzen anhand der ESR-Spektren selbst und der kristallographischen Daten angebrachter. – Linien mit sehr geringer Intensität: Zwischen den scharfen Linien waren in einigen Spektren noch zusätzliche Signale mit sehr geringer Intensität zu sehen (Abb.IV.18), die zum Einen als Chrom-Hyperfeinstrukturlinien zugeordnet werden können. Cr besitzt mit einer natürlichen Häufigkeit von 9.55% einen Kernspin von 3/2, was zu einem Quartett von hyperfein aufgespaltenen Linien führen sollte, die jedoch wegen der geringen Intensität und aufgrund ihrer Lage im Spektrum schwierig zu 68 isolieren sind. Zum Anderen werden beim Mangan (I = 5/2) auch Übergänge beobachtet, die die Auswahlregel ∆I = 0 verletzen. Diese „verbotenen Übergänge“ besitzen nur eine geringe Übergangswahrscheinlichkeit und daher auch nur eine geringe Intensität. Diese Linien geringer Intensität werden von denselben Simulationsrechnungen, die für die Hauptlinien durchgeführt wurden, ausgezeichnet beschrieben. Abb.IV.18: ESR-Spektrum von β-FeSi2 mit erkennbaren Linien sehr schwacher Intensität ↑: Hyperfeinstrukturlinien des Chromspektrums ↓: Verbotene Übergänge des Manganspektrums 69 C: Leitfähigkeitsmessungen 1. Vorbemerkungen Die elektrischen Eigenschaften von β-FeSi2 wurden mit Hilfe der Impedanzspektroskopie untersucht. Diese Methode ist relativ einfach durchzuführen, für kristalline, polykristalline und amorphe Proben gleichermaßen geeignet und liefert im Gegensatz zur klassischen Widerstandsmessung mittels einer Wheatstoneschen Brücke eine Vielfalt von Informationen über die elektrischen Eigenschaften der Proben, da die Gesamtimpedanz, die über einen breiten Frequenzbereich gemessen wird, in verschiedene Komponenten zerlegt werden kann [118]. Die Analyse dieser Teilkomponenten erlaubt Aussagen, z.B. über Anteile an elektronischer und ionischer Leitfähigkeit oder Korngrenzenphänomene. Quarzzylinder (doppelwandig) Halterung aus Quarzglas Ofenwicklungen Thermoelement Platinbleche Keramikstab Argon-Auslaß (Überdruckventil) Verschraubung für Quarzzylinder Halterung aus Aluminium BNC-Anschlüsse Argon-Einlaß Schraube zum Festspannen der Probe Abb.IV.19: Probenhalterung für die Impedanzspektroskopie [119] 70 2. Experimentelles Zur Untersuchung der elektrischen Eigenschaften von β-FeSi2 mittels der Impedanzspektroskopie wurden zunächst Pulverpresslinge von 4 mm Dicke und 10 mm Durchmesser hergestellt, die anschließend in die Probenhalterung (Abb.IV.19) eingebracht und mit zwei Platinblechen kontaktiert wurden. Die Frequenz der angelegten Wechselspannung wurde im Bereich von 1 kHz bis 1MHz variiert; der betrachtete Temperaturbereich lag zwischen 40°C und 240°C. 3. Ergebnisse Zur Auswertung wurden zunächst die Impedanzmesswerte im sogenannten Bode-Plot (Abb.IV.20) dreidimensional gegen die Wechselspannungsfrequenz und die Temperatur aufgetragen. Hierbei ist deutlich zu erkennen, dass die Impedanz von β-FeSi2 unabhängig von der Frequenz der angelegten Wechselspannung ist, also nur ohmsche Anteile eine Rolle spielen und elektronische Leitfähigkeit dominiert. Ausserdem nimmt die Impedanz mit steigender Temperatur stetig ab. Dies stimmt mit früheren Messungen überein, die zeigen, dass die Verbindung ein Halbleiter ist (vgl. Kap. II.B). In einem zweiten Schritt trägt man im sogenannten Arrhenius-Plot die aus der Impedanz (eigentlich nur ihrem ohmschen Anteil) und der Probendicke erhaltenen Leitfähigkeitswerte logarithmisch gegen 1000/T auf (Abb.IV.21), so kann man aus der Steigung der durch die Werte gelegten Regressionsgeraden die Aktivierungsenergie für die Leitfähigkeit ermitteln. Der aus dem Arrhenius-Plot gewonnene Wert für die Aktivierungsenergie von etwa 0.11 eV stimmt sehr gut mit den von Bost und Mahan [6] für diesen Temperaturbereich angegebenen 0.13 eV für die Anregung von Elektronen aus dem Leitungsband in Akzeptorzustände in der Bandlücke überein (vgl. Kap. II.B.3). 71 β-FeSi2 Impedanz [Ω ] 24 22 20 18 16 14 12 40 1e+3 1e+4 60 80 100 120 140 1e+5 160 Temperatur [°C] 180 200 220 Frequenz [Hz] 240 1e+6 Abb.IV.20: Bode-Plot der Impedanz von β-FeSi2 im Frequenzbereich zwischen 1kHz und 1MHz und bei Temperaturen zwischen 40 und 240°C β-FeSi2 -1 -1 log σ [Ω cm ] 0,34 0,33 0,32 0,31 0,30 0,29 0,28 0,27 0,26 0,26 0,25 0,24 0,23 0,22 0,21 0,20 0,19 0,18 0,17 0,16 2,00 2,20 2,40 2,60 1000/T [K] Abb.IV.21: Arrhenius-Plot der Leitfähigkeit von β-FeSi2 72 2,80 3,00 3,20 D: Photolumineszenzmessungen an β-FeSi2-Kristallen 1. Vorbemerkungen Über Photolumineszenz bei β-FeSi2 wurde erstmals 1990 von Dimitriadis und Mitarbeitern [63] berichtet, die Untersuchungen an dünnen Schichten durchführten und Lumineszenzsignale im Energiebereich von 0.76 - 0.86 eV beobachteten, abhängig von den Synthesebedingungen. Weitere Arbeiten folgten [62, 64, 120, 121], ebenfalls nur über Messungen an dünnen Schichten auf Silicium-Substraten. Die aufgetretenen Emissionslinien wurden ganz [64] oder teilweise [121] auf Defekte im Si-Substrat zurückgeführt. Über Photolumineszenz von Schichten von höherer struktureller Perfektion wurde bislang noch nicht veröffentlicht; bei Untersuchungen an Einkristallen in den Arbeitsgruppen Lange, von Känel und Arushanov konnte keine Photolumineszenz beobachtet werden [83, 3]. In diesem Zusammenhang erschien eine Untersuchung der durch chemischen Transport erhaltenen β-FeSi2-Kristalle auf einem Photolumineszenzspektrometer angebracht, da ein Auftreten der Lumineszenz im kristallinen Zustand für die Verwendbarkeit der Substanz für optoelektronische Zwecke einen wichtigen Gesichtspunkt darstellt. 2. Experimentelles Für die Exzitation der Photolumineszenz in β-FeSi2 wurde ein Photolumineszenzspektrometer mit Argon-Ionenlaser mit λ = 488 nm verwendet. Die Messungen wurden bei Raumtemperatur aufgenommen. 3. Ergebnisse Im Gegensatz zu den Berichten aus der Literatur zeigten die untersuchten Kristalle durchaus ein Photolumineszenzspektrum, und zwar in genau dem obengenannten Spektralbereich, in dem auch die Emissionslinien bei den dünnen Schichten beobachtet wurden. Die im Vergleich zu den in der Literatur veröffentlichten Spektren recht breiten Linien sind darauf zurückzuführen, dass die eigenen Messungen bei Raumtemperatur (anstatt bei 80 K oder weniger) 73 durchgeführt wurden. Die Spektren unterschieden sich von Kristall zu Kristall ein wenig, was auf das Vorliegen verschiedener Fehlstellen in den einzelnen Kristallen hindeutete; die stärkste Linie lag jedoch immer im Bereich zwischen 0.79 und 0.84 eV, in guter Übereinstimmung mit den Beobachtungen an dünnen Filmen. Da unsere Messungen jedoch an Kristallen durchgeführt wurden, können Defekte im Siliciumsubstrat nicht, wie von Radermacher und Mitarbeitern [64] vermutet, die Ursache der beobachteten Lumineszenz sein, vielmehr muss die Fähigkeit zur Lichtemission im β-FeSi2 selbst liegen. Diese Tatsache könnte eine Verwendung von β-FeSi2 in optoelektronischen Bauteilen oder Leuchtdioden ermöglichen. Abb.IV.22: Photolumineszenzspektrum von β-FeSi2-Kristallen bei Raumtemperatur 74 E: Mikrosondenuntersuchungen an dotierten β-FeSi2-Kristallen 1. Vorbemerkungen Um einen Einbau von Fremdatomen in die durch Transportreaktionen hergestellten β-FeSi2Kristalle nachzuweisen, wurden diese mit einer Mikrosonde untersucht. Bei der Mikrosonde, der Kombination aus einem Rasterelektronenmikroskop mit einer Vorrichtung zur Detektion der von der Probe emittierten Röntgenstrahlen [122], wird die in einem Ultrahochvakuum befindliche Probe mit einem hochenergetischen Elektronenstrahl beschossen. Dabei wird ein Teil der Elektronen von der Oberfläche gestreut bzw. reflektiert, die man sich zur elektronenmikroskopischen Bilderzeugung zunutze macht. Ist die Energie der beschleunigten Elektronen groß genug, so können daneben aber auch Elektronen aus den inneren Schalen der Oberflächenatome herausgeschossen werden. In die dadurch entstandenen Löcher fallen Elektronen aus den äußeren Schalen des Atoms, die dabei für das betreffende Element charakteristische Röntgenquanten abgeben. Diese Röntgenstrahlung kann nun entweder von einem energiedispersiven Detektor (energy dispersive X-Ray emission spectroscopy, EDX) aufgefangen werden oder an bestimmten Kristallen gebeugt werden. Dabei ist der resultierende Beugungswinkel gemäß der Braggschen Gleichung (2dsinθ = nλ) über die Wellenlänge λ von der Energie des Röntgenquants abhängig (wavelength dispersive X-Ray emission spectroscopy, WDX). Die WDX ist zwar apparativ aufwendiger als die EDX, da für unterschiedliche Energiebereiche verschiedene Detektorkristalle zur Verfügung stehen müssen, liefert jedoch eine höhere Auflösung und erlaubt auch die Bestimmung leichterer Elemente (Untergrenze Be, OZ4) als die EDX (Untergrenze Na, OZ11). Der Vorteil der Mikrosonde bei qualitativen und quantitativen Analysen liegt darin, dass zum Einen der untersuchte Festkörper in der Regel nicht zerstört wird und zum Anderen eine sehr hohe räumliche Auflösung erreicht werden kann. Dies ermöglicht die Untersuchung der Homogenität der Probe und die Feststellung lokaler Zusammensetzungen bis hin zur Kartographierung der Verteilung eines bestimmten Elements auf der Oberfläche (elemental map). Andererseits handelt es sich bei der Mikrosondenanalytik um eine reine Oberflächenmethode (geringe Eindringtiefe der Elektronen) und für quantitative Analysen muss neben dem Vor 75 liegen geeigneter Standards auch eine sehr präzise Ausrichtung der Probe (völlig planar und senkrecht zum einfallenden Elektronenstrahl) gewährleistet sein. 2. Experimentelles Für qualitative und quantitative Untersuchungen an dotierten β-FeSi2-Kristallen wurde die wellenlängedispersive Röntgenemissionsspektroskopie (WDX) eingesetzt. Dabei sollte untersucht werden, ob eine Dotierung der Kristalle erreicht werden konnte, und, wenn ja, in welchem Maße. Um eine quantitative Bestimmung der Dotierstoffmenge durchzuführen, wurden zunächst Messungen an Standardproben mit bekannter stöchiometrischer Zusammensetzung durchgeführt, wobei darauf zu achten war, dass der Gehalt des zu bestimmenden Elements in der Standardverbindung höher ist als in der Probe, da eine sonst notwendige Extrapolation von Signalintensitäten relativ ungenau ist. Die tatsächliche quantitative Bestimmung der Dotiermenge gestaltete sich jedoch oft schwierig, da die für die Untersuchung notwendige planare Orientierung einer Kristallfläche senkrecht zum einfallenden Elektronenstrahl wegen der unregelmäßigen Form der betrachteten Kristallnadeln schwer einzustellen war und in den Ansätzen, die unter Zusatz eines Dotierstoffs angefertigt wurden, keine plättchenförmigen Kristalle zu finden waren. Wo eine quantitative Bestimmung möglich war, wurden immer an mehreren Stellen des Kristalls Messungen durchgeführt, um eine etwaige Inhomogenität der Dotierstoffverteilung erkennen zu können. 3. Ergebnisse Bei den Versuchen zum Einbau von Elementen aus der ersten Übergangsmetallreihe (Ti, V, Cr, Mn, Co) zeigte die Mikrosonde eindeutig, dass eine Dotierung vorlag (Abb.IV.23 - IV.27), während ein Einbau der höheren Homologen des Eisens (Ru, Os) mit dieser Methode nicht nachzuweisen war (Abb.IV.28, IV.29). Für die Proben, die mit Vanadium, Chrom und Cobalt dotiert waren, gelang mit Hilfe der systemeigenen Software über eine Peakflächenbestimmung eine quantitative Analyse der Dotiermenge; bei den titan- und mangandotierten Kristallen war dies nicht möglich. Für die einzelnen Elemente ergaben sich dabei folgende gemittelten Anteile des Dotierstoffes am Gesamtgehalt der Probe an Metallatomen (in Klammern das Metallverhältnis bei den Edukten): 76 V: 1.02% (33.7%) Cr: 0.31% (2.5%) Co: 0.66% (11.8%) Die eingebaute Dotierstoffmenge lag also stets um ca. eine Größenordnung unter der im Ansatz vorgegebenen. Dass der Einbau von Ruthenium und Osmium nicht nachweisbar war, ist bemerkenswert, denn obgleich zwischen den 3d-Elementen und ihren höheren Homolgen erhebliche Unterschiede auftreten, was die chemische Bindung angeht, so ist doch bekannt, dass OsSi2 im selben Strukturtyp kristallisiert (ein RuSi2 ist nicht bekannt) und deshalb ein Einbau in β-FeSi2 möglich sein sollte. Zumindest im Falle des Osmiums muss also der Radius der Atome eine entscheidende Rolle spielen (rFe = 126 pm, rRu = 134 pm, rOs = 135 pm [123]). Abb.IV.23: WDX-Spektrum eines Ti-dotierten β-FeSi2-Kristalls 77 Abb.IV.24: WDX-Spektrum eines V-dotierten β-FeSi2-Kristalls Abb.IV.25: WDX-Spektrum eines Cr-dotierten β-FeSi2-Kristalls 78 Abb.IV.26: WDX-Spektrum eines Mn-dotierten β-FeSi2-Kristalls Abb.IV.27: WDX-Spektrum eines Co-dotierten β-FeSi2-Kristalls 79 Abb.IV.28: WDX-Spektrum eines β-FeSi2-Kristalls aus einem Ansatz zur Ru-Dotierung Abb.IV.29: WDX-Spektrum eines β-FeSi2-Kristalls aus einem Ansatz zur Os-Dotierung 80 V. Experimenteller Teil A: Untersuchungsmethoden und Materialien 1. Röntgenographische Methoden -Röntgenbeugung an Pulvern: Zur Identifizierung von Substanzen über röntgenographische Pulvermethoden wurden eine Jagodzinski-Guinier-Doppelkamera der Firma SEIFERT in asymmetrischer Subtraktionsstellung mit monochromatisierter Cu-Kα1-Strahlung, ein Pulverdiffraktometer vom Typ D5000 der Firma SIEMENS mit monochromatisierter Cu-Kα1-Strahlung (Ge-Monochromator) und ortsempfindlichem Detektor (position sensitive detector, PSD), auf dem die Proben auf Kunststoffklebestreifen präpariert wurden und in Debye-Scherrer-Geometrie in Transmission gemessen wurden, sowie ein Pulverdiffraktometer vom Typ Stadi II/PL der Firma STOE mit monochromatisierter Mo-Kα1-Strahlung (Ge-Monochromator) und PSD verwendet, auf dem die Proben in Glaskapillaren abgefüllt und in Transmission gemessen wurden. Die Verwendung der Molybdän-Strahlung war notwendig, da man bei diesem Gerät aufgrund von Fluoreszenz-Phänomenen beim Bestrahlen der eisenhaltigen Verbindungen mit Cu-Kα1-Strahlung ein sehr ungünstiges Reflex-Untergrund-Verhältnis erhält. Die Auswertung der Diffraktometermessungen erfolgte jeweils mit der firmeneigenen Software (s.u.). Die Aufnahmezeit der Guinier-Filme betrug 6h, die der Diffraktometermessungen oft mehr als 17h. -Röntgenbeugung an Einkristallen: Zur Qualitätsüberprüfung von Kristallen und zum Ermitteln der Zellparameter wurden Weissenberg-Kameras der Firma NONIUS mit Cu-Kα1-Strahlung verwendet. Die Aufnahme eines Datensatzes mit Reflexintensitäten erfolgte mit einem automatischen computergesteuerten Vierkreisdiffraktometer vom Typ CAD4 der Firma NONIUS mit Mo-KαStrahlung (Graphit-Monochromator). Zur Steuerung dieses Vierkreisdiffraktometers wurde firmeneigene Software und eine VAX-STATION 3500 der Firma DEC verwendet. Für die 81 Zuordnung der Kristallflächennormalen zu kristallographischen Richtungen bei den plättchenförmigen Kristallen wurde ein CCD-Einkristalldiffraktometer vom Typ Smart mit Mo-KαStrahlung der Firma Bruker AXS mit firmeneigener Software (s.u.) benutzt. 2. ESR-spektroskopische Untersuchungen Zur Aufnahme der ESR-Spektren wurde ein X-Band-ESR-Spektrometer der Firma VARIAN mit einer Modulationsfrequenz von 100 kHz verwendet. Die Spektren wurden in Absorption aufgenommen und in der 1. Ableitung aufgezeichnet. Die Probe wurde in einem Quarzröhrchen in einem Dewar-Gefäß in das innere einer Rechteck-Cavity vom Typ TE102 eingebracht, und mit flüssigem Stickstoff auf 78 K gekühlt. Mittels verschiedener Einsätze war es möglich, die untersuchten Kristalle in einer definierten Orientierung in das drehbare Quarzröhrchen einzubringen und mit einer externen Kennzeichnung die Orientierung des Kristalls zum angelegten Magnetfeld zu erkennen und zu verändern. Die Auswertung der Spektren erfolgte mit den Programmen LSQRT und RESONK3 (s.u.). 3. Impedanzspektroskopische Untersuchungen Die impedanzspektroskopischen Untersuchungen erfolgten in einem speziell angefertigten Messkopf mit einem Impedance Spectrum Analyzer IM5d der Firma ZAHNERMESSTECHNIK, die Auswertung mit der firmeneigenen Software (s.u.). 4. Photolumineszenzmessungen Bei den Photolumineszenzmessungen wurden die Elektronen mit der 488 nm-Linie eines Argon-Ionenlasers mit 2.54 eV angeregt. Die Spektren wurden mit einem 750 mm-Monochromator in Czerny-Turner-Konfiguration der Firma Acton Research aufgenommen. Das Lumineszenzsignal wurde spektral zerlegt und mit einem mit flüssigem Stickstoff gekühlten Germaniumdetektor in ein elektrisches Signal umgewandelt. 82 5. Mikrosondenuntersuchungen (WDX) Die Mikrosondenanalysen zur qualitativen und quantitativen Elementbestimmung wurden mit einem wellenlängendispersiven Röntgenemissionsspektrometer vom Typ SX-100 der Firma CAMECA und der zugehörigen Software (s.u.) auf einer Sparc-Workstation der Firma SUNMICROSYSTEMS durchgeführt. Dazu wurden die Proben mit Leitsilber oder mittels einer mit Graphit leitfähig gemachten Klebefolie auf einen Messingprobenträger aufgebracht und anschließend mit Graphit bedampft. 6. Software CAD4/CAD6 [124] Programm zur Aufbereitung der Daten des Vierkreisdiffraktometers CVTrans [125] Programm zur Berechnung von thermodynamischen Gleichgewichten und Transportreaktionen Diffrac AT [126] Programm zur Messung und Auswertung von Röntgenpulverdiagrammen, Phasenanalyse IM6-SIM [127] Programm zur Messung und Auswertung von Impedanzspektren LSQRT [128] Programm zur Verfeinerung von ESR-Parametern ResonK3 [129] Programm zur Simulation von ESR-Spektren Schakal 92/97 [130] Programm zur Darstellung von Kalottengraphiken ShelX97 [131] Programmpaket zur Strukturaufklärung (Modellfindung) und Strukturverfeinerung aus Einkristalldaten SISTO [132] Programm zur Konvertierung von Siemens- und STOEPulverdiffraktometer-Messdateien Smart [133] Programm zur Aufbereitung der Daten des CCD-Diffraktometers StadiP [134] Programm zur Messung und Auswertung von Röntgenpulverdiagrammen, Phasenanalyse WinXPow [135] Programm zur Messung und Auswertung von Röntgenpulverdiagrammen, Phasenanalyse XRSHAPE [136] Programm zur Darstellung des Kristallhabitus 83 7. Chemikalien Br2 Merck (p. a., > 99 %) Co Aldrich (-100 mesh, 99.9+ %) CrSi2 Hermann C. Starck (-325 mesh) Fe Merck (Korngröße 10 µm, ≥ 99.5 % I2 Riedel - de Haen (zweifach umsublimiert, 99.8 %) Mn Merck (-100 mesh) Os Degussa Ru Degussa (100 %) Si Aldrich (-325 mesh, 99 %) TiSi2 Strem (4 - 8 µm, 99+ %) VSi2 Johnson Matthey 84 B: Synthesen 1. Darstellung von Edukten - Darstellung von FeSi Das Monosilicid FeSi wurde durch Erhitzen eines 1:1-Gemisches aus Eisen- und Siliciumpulver in einer evakuierten und verschlossenen Quarzampulle auf eine Temperatur von 1273 K für eine Dauer von 14 Tagen hergestellt. Die anschließende röntgenpulverdiffraktometrische Untersuchung (Abb.V.1, Tab.V.1) zeigte, dass eine vollständige Umsetzung stattgefunden hatte. Für die Erstellung des theoretischen Pulverdiagramms von FeSi wurde von folgenden Gitterkonstanten ausgegangen: kubisch, Raumgruppe P213, a = 4.48798 Å. -Darstellung von Fe2Si5 Zur Synthese von Fe2Si5 wurden Eisen und Silicium im Verhältnis 2 : 5 zusammen mit einer geringen Menge Iod als Reaktionsvermittler in einer evakuierten und abgeschmolzenen Quarzampulle sieben Tage lang auf 1273 K erhitzt. Der Ioddruck bei der Reaktionstemperatur betrug 1 bar. Das erhaltene graue Pulver wurde röntgenographisch als phasenreines Fe2Si5 identifiziert (Abb.V.2, Tab.V.2). Für die Erstellung des theoretischen Pulverdiagramms von Fe2Si5 wurde von folgenden Gitterkonstanten ausgegangen: tetragonal, Raumgruppe P4/mmm, a = 2.69392 Å, c = 5.1361 Å. 85 / Range 1 Absolute Intensity 100000 80000 60000 40000 20000 0 70000 / Range 1 Absolute Intensity 60000 50000 40000 30000 20000 10000 0 8.0 12.0 16.0 20.0 24.0 28.0 32.0 36.0 2Theta Abb.V.1: Vergleich zwischen gemessenem (oben) und theoretischem (unten) Röntgenpulverdiagramm von FeSi (Mo-Kα-Strahlung) Tab.V.1: Vergleich der stärksten Reflexe (I(rel) > 10) zwischen gemessenem und theoretischem Pulverdiagramm von FeSi 86 2θbeob. d beob. dtheor. I(rel)beob. h k l 12.822 3.176 3.173 17.5 1 1 0 15.725 2.593 2.591 14.8 1 1 1 20.351 2.007 2.007 100.0 2 1 0 22.320 1.832 1.832 53.7 2 1 1 30.389 1.353 1.353 13.5 3 1 1 34.400 1.199 1.199 31.8 2 3 1 / Range 1 1200 Absolute Intensity 1000 800 600 400 200 0 5000 / Range 1 Absolute Intensity 4000 3000 2000 1000 0 10.0 20.0 30.0 40.0 50.0 60.0 70.0 2Theta Abb.V.2: Vergleich zwischen gemessenem (oben) und theoretischem (unten) Röntgenpulverdiagramm von Fe2Si5 (Cu-Kα-Strahlung) Tab.V.2: Vergleich der stärksten Reflexe (I(rel) > 15) zwischen gemessenem und theoretischem Pulverdiagramm von Fe2Si5 2θbeob. d beob. dtheor. I(rel)beob. h k l 17.243 5.138 5.136 27.3 1 1 0 37.696 2.384 2.385 52.7 1 1 1 47.744 1.903 1.905 50.7 2 1 0 48.996 1.858 1.859 100.0 2 1 1 69.846 1.346 1.347 23.2 3 1 1 74.508 1.272 1.273 19.6 2 3 1 87 - Synthese von CoSi2 Für die Synthese von CoSi2 wurde ein Gemisch von Cobalt- und Siliciumpulver im Verhältnis 2 : 1 zusammen mit etwas Iod in einer evakuierten und abgeschmolzenen Quarzampulle auf 1273 K erhitzt. Der Ioddruck bei der Reaktionstemperatur betrug 1 bar. Die anschließende röntgenpulverdiffraktometrische Untersuchung (Abb.V.3, Tab.V.3) zeigte, dass eine vollständige Umsetzung stattgefunden hatte. Für die Erstellung des theoretischen Pulverdiagramms von CoSi2 wurde von folgenden Gitterkonstanten ausgegangen: kubisch, Raumgruppe Fm-3m, a = 5.35 Å. - Synthese von MnSi2-x Für die Synthese von MnSi2-x wurde ein Gemisch von Mangan- und Siliciumpulver im Verhältnis 2 : 1 zusammen mit etwas Iod in einer evakuierten und abgaschmolzenen Quarzampulle auf 1173 K erhitzt. Der Ioddruck bei der Reaktionstemperatur betrug 2 bar. Die anschließende röntgenpulverdiffraktometrische Untersuchung (Abb.V.4, Tab.V.4) zeigte, dass eine vollständige Umsetzung des Mangans zu Mn15Si26 stattgefunden hatte. Allerdings waren Reflexe von überschüssigem Silicium vorhanden, die jedoch deutlich schwächer als die des Silicides waren. Für die Erstellung des theoretischen Pulverdiagramms von Mn15Si26 wurde von folgenden Gitterkonstanten ausgegangen: tetragonal, Raumgruppe I-42d, a = 5.525 Å, c = 65.55 Å. 88 / Range 1 7000 Absolute Intensity 6000 5000 4000 3000 2000 1000 0 5000 / Range 1 Absolute Intensity 4000 3000 2000 1000 0 10.0 20.0 30.0 40.0 50.0 60.0 70.0 2Theta Abb.V.3: Vergleich zwischen gemessenem (oben) und theoretischem (unten) Röntgenpulverdiagramm von CoSi2 (Cu-Kα-Strahlung) Tab.V.3: Vergleich der Reflexe zwischen gemessenem und theoretischem Pulverdiagramm von CoSi2 2θbeob. d beob. dtheor. I(rel)beob. h k l 28.803 3.097 3.089 82.6 1 1 0 47.919 1.897 1.892 100.0 1 1 1 56.866 1.618 1.613 27.4 2 1 0 70.084 1.342 1.338 13.0 2 1 1 77.456 1.231 1.227 9.3 2 3 1 89 / Range 1 3200 Absolute Intensity 2800 2400 2000 1600 1200 800 400 0 5000 / Range 1 Absolute Intensity 4000 3000 2000 1000 0 8.0 12.0 16.0 20.0 24.0 28.0 32.0 36.0 2Theta Abb.V.4: Vergleich zwischen gemessenem (oben) und theoretischem (unten) Röntgenpulverdiagramm von Mn15Si26 (Mo-Kα-Strahlung) Tab.V.4: Vergleich der stärksten Reflexe (I(rel) > 20) zwischen gemessenem und theoretischem Pulverdiagramm von Mn15Si26 90 2θbeob. d beob. dtheor. I(rel)beob. h k l 11.872 3.429 3.427 32.6 1 0 15 17.876 2.283 2.282 25.7 2 1 11 18.980 2.151 2.151 100.0 2 1 15 19.291 2.117 2.118 22.9 1 1 26 20.919 1.954 1.953 36.3 2 2 0 21.452 1.906 1.907 50.1 1 1 30 24.129 1.697 1.697 46.5 3 0 15 36.982 1.118 1.119 20.2 3 3 30 2. Transportversuche, ausgehend von Fe2Si5 und FeSi - Vorbemerkungen Für alle Transportexperimente gilt, dass der angegebene Ioddruck über das ideale Gasgesetz aus dem Ampullenvolumen, der mittleren Temperatur Tm sowie der Menge an eingesetztem I2 berechnet wurde. Dabei wurde die Eigendissoziation des Iods nicht berücksichtigt, da thermodynamische Berechnungen mit dem Programm CVTrans (s.o.) zeigten, dass diese bei den eigesetzten hohen Drücken vernachlässigbar war. Alle verwendeten Quarzampullen waren vor der Verwendung am Vakuum ausgeheizt worden, um Wasser zu entfernen. - Variation des Ioddruckes Für diese Versuchsreihe wurden in Quarzampullen mit einem Volumen von 7 ml und einer Länge von 12 cm jeweils 117 mg (0.46 mmol) Fe2Si5 und 64 mg (0.64 mmol) FeSi mit der jeweiligen Menge an Iod (siehe Tab.V.5) über 14 Tage in einem Ofen erhitzt, so dass die Quellentemperatur 1273 K und die Senkentemperatur 1073 K betrug. Tab.V.5: Iodeinwaagen und resultierende Ioddrücke Ansatz-Nr. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 m(I2) [mg] 5 9 17 33 50 64 68 75 91 111 129 149 n(I2) 0.02 0.04 0.07 0.13 0.20 0.25 0.27 0.30 0.36 0.44 0.51 0.59 [mmol] p(I2) [bar] 0.30 0.53 1.00 1.95 2.96 3.48 4.05 4.50 5.00 6.09 7.08 8.18 - Variation des Eduktverhältnisses Für diese Versuchsreihe wurden in Quarzampullen mit einem Volumen von 7 ml und einer Länge von 12 cm jeweils 72 mg (0.28 mmol) I2 mit den jeweiligen Mengen an Fe2Si5 und FeSi (siehe Tab.V.6) über 14 Tage in einem Ofen erhitzt, so dass die Quellentemperatur 1273 K und die Senkentemperatur 1073 K betrug. 91 Tab.V.6: Silicideinwaagen und resultierende Siliciumanteile im Ansatz Ansatz-Nr. 13 14 15 16 17 18 19 m(Fe2Si5) [mg] 188 151 227 153 152 112 102 n(Fe2Si5) [mmol] 0.75 0.60 0.90 0.61 0.60 0.44 0.40 m(FeSi) [mg] 27 24 48 50 77 76 82 n(FeSi) [mmol] 0.32 0.29 0.57 0.60 0.92 0.91 0.98 n(Fe2Si5) : 2.34 2.07 1.58 1.02 0.65 0.48 0.41 69.1 68.8 68.1 66.7 64.9 63.5 62.6 n(FeSi) Atom-% Si - Variation von Tm Für diese Versuchsreihe wurden in Quarzampullen mit einem Volumen von 7 ml und einer Länge von 12 cm jeweils 117 mg (0.46 mmol) Fe2Si5 und 64 mg (0.64 mmol) FeSi mit einer vom jeweiligen Wert für Tm abhängigen Menge an Iod über 14 Tage in einem Ofen erhitzt, wobei ∆T stets 200 K betrug und p(I2) stets bei 4 bar lag. Quellen- und Senkentemperatur wurden variiert (siehe Tab.V.7). Tab.V.7: Temperaturen, Iodeinwaagen und resultierende Ioddrücke Ansatz-Nr. 20 21 22 23 T2 → T1 [K] 1423 → 1223 1323 → 1123 1273 → 1073 1223 → 1023 Tm [K] 1323 1223 1173 1123 m(I2) [mg] 63 69 73 76 n(I2) [mmol] 0.25 0.27 0.29 30 p(I2) [bar] 3.93 3.95 4.01 3.99 3. Transportversuche, ausgehend von den Elementen - Variation des Verhältnisses Fe : Si Für diese Versuchsreihe wurden in Quarzampullen mit einem Volumen von 21 ml und einer Länge von 12 cm jeweils 222 mg (0.87 mmol) I2 mit den jeweiligen Mengen an Fe und Si 92 (siehe Tab.V.8) über 14 Tage in einem Ofen erhitzt, so dass die Quellentemperatur 1273 K und die Senkentemperatur 1073 K betrug. Tab.V.8: Silicideinwaagen und resultierende Siliciumanteile im Ansatz Ansatz-Nr. 24 25 26 m(Fe) [mg] 558 559 333 n(Fe) [mmol] 9.99 10.0 5.96 m(Si) [mg] 278 562 421 n(Si) [mmol] 9.90 20.0 15.0 Atom-% Si 49.8 66.7 71.6 - Variation des Ioddruckes Für diese Versuchsreihe wurden in Quarzampullen mit einem Volumen von 21 ml und einer Länge von 12 cm jeweils 336 mg (6.02 mmol) Fe und 421 mg (15.0 mmol) Si mit der jeweiligen Menge an Iod (siehe Tab.V.9) über 14 Tage in einem Ofen erhitzt, so dass die Quellentemperatur 1273 K und die Senkentemperatur 1073 K betrug. Tab.V.9: Iodeinwaagen und resultierende Ioddrücke Ansatz-Nr. 27 28 29 30 m(I2) [mg] 60 109 216 437 n(I2) [mmol] 0.24 0.43 0.85 1.72 p(I2) [bar] 1.10 1.99 3.95 8.00 Von den aus Ansatz 29 erhaltenen nadelförmigen Kristallen wurde ein Röntgenpulverdiffraktogramm (Abb.V.5) aufgenommen, welches diese als β-FeSi2 identifizierte (Tab.V.10). Für die Erstellung des theoretischen Pulverdiagramms von β-FeSi2 wurde von folgenden Gitterkonstanten ausgegangen: orthorhombisch, Raumgruppe Cmca, a = 9.863 Å, b = 7.791 Å, c = 7.833 Å. 93 Tab.V.10: Vergleich zwischen gemessenem und theoretischem Pulverdiagramm von β-FeSi2 94 2θbeob. d beob. dtheor. I(rel)beob. h k l 25.311 3.516 3.488 5.4 0 2 1 27.002 3.299 3.298 11.6 1 1 2 29.086 3.068 3.067 / 3.057 100.0 2 0 2/2 2 0 31.370 2.849 2.848 25.7 2 2 1 31.619 2.827 2.825 5.2 3 1 1 32.369 2.763 2.762 3.9 0 2 2 36.369 2.468 2.466 4.0 4 0 0 37.257 2.411 2.410 6.1 2 2 2 37.469 2.398 2.396 39.6 3 1 2 41.579 2.170 2.169 6.2 0 2 3 42.699 2.116 2.114 2.1 1 3 2 44.934 2.016 2.013 24.9 4 2 1 45.808 1.979 1.978 29.0 3 1 3 46.290 1.960 1.958 26.7 0 0 4 46.569 1.949 1.948 24.2 0 4 0 48.070 1.891 1.890 39.6 0 4 1 48.753 1.866 1.865 55.8 1 1 4 49.460 1.841 1.839 97.1 4 2 2 50.035 1.821 1.820 7.1 2 0 4 50.344 1.811 1.810 54.5 1 3 3 51.718 1.766 1.765 11.4 2 4 1 52.197 1.751 1.750 21.9 0 2 4 52.381 1.745 1.744 15.6 0 4 2 53.201 1.720 1.718 10.7 5 1 2 55.638 1.651 1.649 12.6 2 2 4 55.822 1.646 1.644 15.5 2 4 2 56.384 1.630 1.629 10.8 4 2 3 59.071 1.563 1.561 3.1 0 4 3 59.784 1.546 1.544 8.6 1 3 4 / Range 1 9000 8000 Absolute Intensity 7000 6000 5000 4000 3000 2000 1000 0 / Range 1 14000 Absolute Intensity 12000 10000 8000 6000 4000 2000 0 20.0 25.0 30.0 35.0 40.0 45.0 50.0 55.0 2Theta Abb.V.5: Vergleich zwischen gemessenem (oben) und theoretischem (unten) Röntgenpulverdiagramm von β-FeSi2 (Cu-Kα-Strahlung) 4. Transportversuche mit Br2 als Transportmittel In eine Quarzampulle mit einem Volumen von 7 ml und einer Länge von 12 cm wurden jeweils 559 mg (10.0 mmol) Fe und 562 mg ( 20.0 mmol) Si sowie die jeweilige Menge an flüssigem Brom (ρ = 3.12 g/cm3) eingefüllt (siehe Tab.V.11). Die Ampulle wurde evakuiert und unter Kühlung mit flüssigem Stickstoff abgeschmolzen. Anschließend wurde sie über 14 Tage in einem Ofen erhitzt, so dass die Quellentemperatur 1273 K und die Senkentemperatur 1073 K betrug. 95 Tab.V.11: Bromeinwaagen und resultierende Bromdrücke Ansatz-Nr. 31 32 33 V(Br2) [µl] 40 50 100 m(Br2) [mg] 125 156 312 n(Br2) [mmol] 0.78 0.98 1.95 p(Br2) [bar] 3.63 4.53 9.07 5. Dotierversuche mit 3d-Metallen Für die Synthese der mit 3d-Metallen dotierten β-FeSi2-Kristalle wurden in Quarzampullen mit einem Volumen von 7 ml und einer Länge von 12 cm jeweils 117 mg (0.46 mmol) Fe2Si5 und 64 mg (0.64 mmol) FeSi zusammen mit 72 mg (0.28 mmol) I2 bzw. 312 mg (1.95 mmol) Br2 sowie einer so groß gewählten Menge an Übergangsmetalldisilicid eingeschmolzen, dass das molare Verhältnis Eisen : Übergangsmetall den angestrebten Wert erreichte. Die Ampullen wurden über 14 Tage in einem Ofen erhitzt, so dass die Quellentemperatur 1273 K und die Senkentemperatur 1073 K betrug. 6. Dotierversuche mit Ruthenium und Osmium Für die Synthese der mit Ruthenium bzw. Osmium dotierten β-FeSi2-Kristalle wurden in Quarzampullen mit einem Volumen von 7 ml und einer Länge von 12 cm jeweils 251 mg (4.49 mmol) Fe und 281 mg (10.0 mmol) Si zusammen mit 51 mg Ru bzw. 96 mg Os (jeweils 0.50 mol) sowie mit 72 mg (0.28 mmol) I2 eingeschmolzen. Die Ampullen wurden über 14 Tage in einem Ofen erhitzt, so dass die Quellentemperatur 1273 K und die Senkentemperatur 1073 K betrug. 96 C: Charakterisierung 1. Einkristallstrukturanalyse von β -FeSi2 In den folgenden Tabellen sind Kristalldaten und Angaben zur Strukturanalyse von β-FeSi2 zusammengefasst, eine Tabelle mit den Ortskoordinaten und äquivalenten Temperaturfaktoren befindet sich in Kap. IV.A.3. Tab.V.12: Kristalldaten und Angaben zur Strukturanalyse von β-FeSi2 Verbindung Kristallsystem Raumgruppe Gitterkonstanten Volumen der Elementarzelle Zahl der Formeleinheiten Röntgenographische Dichte Kristallfarbe, -form Kristallgröße Diffraktometer Absorptionskoeffizient Scanmodus, -breite Meßbereich Indexbereich Zahl der gemessenen Reflexe davon unabhängig (I > 0) I > 2σ(I) Korrekturen Strukturlösung Strukturverfeinerung Wichtungsschema (nach*) Extinktionskorrektur (nach*) Freie Parameter Restelektronendichte R-Werte alle Reflexe β-FeSi2 orthorhombisch Cmca - Nr.64 a = 9.838(2) Å b = 7.793(2) Å c = 7.803(2) Å 598.2(2) Å3 16 4.975 g/cm3 metallisch glänzende Nadel 1.5 × 0.5 × 0.5 mm3 CAD4, Mo-Kα-Strahlung 10.992 mm-1 ω- scan, 0.79 + 0.58 tanθ 4.14 - 35.08°θ 0 < h < 15, -12 < k < 12, 0 < l < 12 1342 694 683 Lorentz, Polarisation SHELXS-97 SHELXL-97 0.0250 / 0.4712 0.0633(19) 31 -1.965 e/Å3, 1.010 e/Å3 R1 = 2.36%, wR2 = 5.38% R1 = 2.41%, wR2 = 5.41% 97 Tab.V.13: Anisotrope Temperaturparameter von β-FeSi2 Ato m FeI FeII SiI SiII U11 U22 U33 U12 U13 U23 0.00251(13) 0.00276(13) 0.00369(18) 0.00286(18) 0.00381(15) 0.00397(14) 0.00463(19) 0.00527(17) 0.00366(15) 0.00379(15) 0.00483(17) 0.00468(18) 0.000 0.000 -0.00003(10) -0.00032(9) 0.000 0.000 -0.00011(9) 0.00014(10) -0.00026(7) -0.00015(7) 0.00012(11) -0.00001(11) 2. ESR-Spektren von β -FeSi2 In den folgenden Tabellen sind die experimentellen Daten der in Kapitel IV.B besprochenen ESR-spektroskopischen Untersuchungen zusammengefasst. Dabei werden die experimentell ermittelten Resonanzfrequenzen denjenigen gegenübergestellt, die mit den in der Literatur [88] angegebenen Werten für die Komponenten des g- und des A-Tensors (Tab.V.18) und der jeweiligen Orientierung des Kristalls und damit der ESR-Achsensysteme zum angelegten Magnetfeld theoretisch berechnet wurden. Tab.V.14: Gemessene und berechnete Resonanzfeldstärken für B x (vgl. Abb.IV.10) Signal-Nr. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 11 12 13 98 Resonanzfeldstärken für B x (B [100]) Bres [G], gemessen Bres [G], berechnet Übergang mit ν = 8.9975GHz mit ν- = 0.3001 cm-1 3022.4 3058.1 3068.3 3087.3 3095.6 3108.8 3132.4 3134.8 3157.7 3160.3 3175.4 3175.4 3184.8 3216.9 3022.28 3058.22 3068.51 3087.24 3095.79 3108.63 3132.38 3134.90 3158.29 3160.46 3175.49 3177.17 3186.25 3217.48 1 ↔ 12 2 ↔ 11 1 ↔ 12 2 ↔ 11 3 ↔ 10 3 ↔ 10 4↔9 4↔9 5↔8 1↔2 5↔8 1↔2 6↔7 6↔7 Defektzentrum MnA MnA MnB MnB MnA MnB MnB MnA MnB CrA MnA CrB MnB MnA Tab.V.15: Gemessene und berechnete Resonanzfeldstärken für B y (oben) und B z (unten) (vgl. Abb.IV.11); die mit * gekennzeichneten Linien liegen außerhalb des in Abb.IV.11 abgebildeten Bereiches. Signal-Nr. 1* 2* 3 4 5 5 13 17 17 19 20 21 24* 25* Signal-Nr. 5 7 8 9 10 11 11 12 14 15 16 18 20 22 Resonanzfeldstärken mit B y Bres [G], gemessen Bres [G], berechnet Übergang -1 mit ν = 8.9763GHz mit ν = 0.2994 cm 2840.4 2874.8 2953.6 2970.2 3065.6 3065.6 3161.7 3182.7 3182.7 3209.7 3257.8 3294.9 3354.2 3409.5 2840.82 2874.76 2953.59 2970.00 3065.52 3067.42 3161.34 3181.21 3182.98 3210.38 3257.43 3295.35 3353.82 3409.81 1 ↔ 12 1 ↔ 12 2 ↔ 11 2 ↔ 11 3 ↔ 10 3 ↔ 10 4↔9 4↔9 1↔2 1↔2 5↔8 5↔8 6↔7 6↔7 Resonanzfeldstärken mit B z Bres [G], gemessen Bres [G], berechnet Übergang -1 mit ν = 8.9764GHz mit ν = 0.2994 cm 3065.6 3096.7 3101.2 3106.3 3122.2 3139.5 3139.5 3157.8 3164.8 3177.6 3180.5 3203.4 3223.1 3267.4 3067.46 3093.05 3102.68 3106.06 3121.04 3137.77 3140.34 3156.14 3165.39 3176.07 3180.25 3203.97 3222.26 3266.25 1 ↔ 12 1 ↔ 12 2 ↔ 11 2 ↔ 11 3 ↔ 10 4↔9 3 ↔ 10 5↔8 1↔2 6↔7 4↔9 1↔2 5↔8 6↔7 Defektzentrum MnB MnA MnB MnA MnA MnB MnA MnB CrB CrA MnA MnB MnA MnB Defektzentrum MnB MnA MnB MnA MnA MnA MnB MnA CrB MnA MnB CrA MnB MnB 99 Tab.V.16: Gemessene und berechnete Resonanzfeldstärken für B [010] (vgl. Abb.IV.12); bei den Linien der Serie A wurde bei der Berechnung für den Euler-Winkel θ ein Wert von 41.5° angenommen, bei denen der Serie B ein Wert von 43.5°. Signal-Nr. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 Resonanzfeldstärken für B [010] Bres [G], gemessen Bres [G], berechnet Übergang -1 mit ν = 8.9764GHz mit ν- = 0.2994 cm 2932.6 2962.6 3019.7 3030.2 3096.3 3105.4 3161.1 3175.3 3189.9 3210.3 3224.7 3273.6 3287.3 3356.7 2930.35 2958.93 3017.34 3026.45 3092.77 3103.26 3157.92 3174.61 3188.20 3207.56 3221.93 3272.25 3284.82 3355.50 Defektzentrum 1 ↔ 12 1 ↔ 12 2 ↔ 11 2 ↔ 11 3 ↔ 10 3 ↔ 10 4↔9 1↔2 4↔9 1↔2 5↔8 5↔8 6↔7 6↔7 MnB MnA MnB MnA MnA MnB Mna CrB MnB CrA MnA MnB MnA MnB Tab.V.17: Gemessene und berechnete Resonanzfeldstärken für B [001] (vgl. Abb.IV.13); bei den Linien der Serie A wurde bei der Berechnung für den Euler-Winkel θ ein Wert von 48.5° angenommen, bei denen der Serie B ein Wert von 46.5°. Signal-Nr. 1 2 3 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 100 Resonanzfeldstärken für B [001] Bres [G], gemessen Bres [G], berechnet Übergang -1 mit ν = 8.9764GHz mit ν = 0.2994 cm 2920.0 2934.3 3009.7 3009.7 3083.9 3098.7 3157.3 3172.6 3186.3 3203.7 3229.8 3273.1 3301.5 3359.5 2919.93 2936.19 3010.15 3011.44 3085.83 3099.42 3159.36 3173.68 3187.79 3206.78 3232.07 3275.36 3303.94 3362.19 1 ↔ 12 1 ↔ 12 2 ↔ 11 2 ↔ 11 3 ↔ 10 3 ↔ 10 4↔9 1↔2 4↔9 1↔2 5↔8 5↔8 6↔7 6↔7 Defektzentrum MnB MnA MnB MnA MnA MnB MnA CrB MnB CrA MnA MnB MnA MnB Tab.V18: Übersicht der in [88] angegebenen ESR-Parameter für Mn- und Cr-Zentren in β-FeSi2 (*: Für CrB wurde kein Ay-Wert angegeben, bei den Berechnungen wurde der Wert mit 0 angenommen. ) Zentrum MnA MnB CrA CrB Isotop 55 Mn 55 Mn 53 Cr 53 Cr gx 2.0591 2.0535 2.0339 2.0232 gy 2.0590 2.0517 2.0016 2.0260 gz 2.0445 2.0233 1.9976 2.0148 Ax (10-4cm-1) Ay (10-4cm-1) Az (10-4cm-1) -37.5 -15.8 ±92.1 -22.5 ±109 ±37.7 -5.2 +7.2 ±21.2 * +7.9 (0 ) ±17.7 3. Leitfähigkeitsmessungen an β -FeSi2 Tab.19: Gemessene Impedanzwerte und Leitfähigkeiten von verschiedenen β-FeSi2-Pulverpresslingen T [°C] 40 50 60 70 80 90 100 110 120 130 140 150 160 170 180 190 200 210 220 230 240 T [K] 313,15 323,15 333,15 343,15 353,15 363,15 373,15 383,15 393,15 403,15 413,15 423,15 433,15 443,15 453,15 463,15 473,15 483,15 493,15 503,15 513,15 1000/T [K] 3,1934 3,0945 3,0017 2,9142 2,8317 2,7537 2,6799 2,6099 2,5436 2,4805 2,4204 2,3632 2,3087 2,2566 2,2068 2,1591 2,1135 2,0698 2,0278 1,9875 1,9487 Pulverpressling A R [Ω] σ [Ω-1cm-1] 35,6700 0,0357 35,2600 0,0361 34,2600 0,0372 32,6800 0,0390 31,2500 0,0407 29,8900 0,0426 28,6000 0,0445 27,4400 0,0464 26,3600 0,0483 25,3500 0,0502 24,4300 0,0521 23,4600 0,0543 22,1500 0,0575 21,1000 0,0603 20,7400 0,0614 19,9100 0,0639 18,8700 0,0675 17,7600 0,0717 17,0800 0,0745 16,3000 0,0781 14,7500 0,0863 Pulverpressling B R [Ω] σ [Ω-1cm-1] 2.4320 0.1603 2.3220 0.1679 2.2030 0.1769 2.0900 0.1865 1.9330 0.2016 1.8380 0.2121 1.7600 0.2215 1.6910 0.2305 1.6070 0.2425 1.5680 0.2486 1.5170 0.2569 1.4600 0.2613 1.4330 0.2720 1.3980 0.2788 1.3260 0.2939 1.3250 0.2942 1.2920 0.3017 1.2570 0.3101 1.2210 0.3192 1.1870 0.3284 1.1470 0.3398 101 Aus den Steigungen b1 der Regressionsgeraden in den Arrhenius-Plots lässt sich die Aktivierungsenergie für die Leitfähigkeit EA nach der Formel EA = -k⋅2.3⋅2⋅b1 ermitteln. Mit k = 8.6125 10-5 eV/K (Boltzmann-Konstante) und b1 = -0.29965⋅103 K (Pressling A) bzw. b1 = -0.25885⋅103 K (Pressling B) ergeben sich damit die Werte EA(A) = 0.119 eV bzw. EA(B) = 0.103 eV 4. Photolumineszenzmessungen an β -FeSi2-Kristallen Die folgende Tabelle zeigt die Signallagen bei den Photolumineszenzuntersuchungen. Tab.V.20: Linienlagen in den Photolumineszenzspektren in eV 102 Probe 1 0.790 0.820 0.912 1.059 Probe 2 0.787 0.837 0.898 0.915 5. Mikrosondenuntersuchungen an dotierten β -FeSi2-Kristallen In den folgenden Tabellen sind die Ergebnisse der mit der Mikrosonde durchgeführten quantitativen Analysen dotierter β-FeSi2-Kristalle zusammengestellt. Tab.V.21: Messwerte der quantitativen Mikrosondenuntersuchungen Vanadium-dotierter β-FeSi2-Kristall Messpunkt-Nr. Si (At.-%) Fe (At.-%) V (At.-%) nV/n(Fe+V) 1 67.277 32.460 0.263 0.804 2 67.027 32.626 0.347 1.052 3 66.920 32.686 0.394 1.191 Mittelwert 67.075 32.591 0.335 1.017 Chrom-dotierter β-FeSi2-Kristall Messpunkt-Nr. Si (At.-%) Fe (At.-%) Cr (At.-%) nCr/n(Fe+Cr) 1 68.946 31.005 0.049 0.156 2 66.005 33.861 0.134 0.393 3 66.840 33.034 0.126 0.380 Mittelwert 67.264 32.633 0.103 0.314 Cobalt-dotierter β-FeSi2-Kristall Messpunkt-Nr. Si (At.-%) Fe (At.-%) Co (At.-%) nCo/n(Fe+Co) 1 67.213 32.400 0.386 1.177 2 67.632 32.329 0.039 0.120 3 67.871 32.047 0.082 0.255 4 68.121 31.716 0.163 0.511 5 67.410 32.186 0.404 1.242 Mittelwert 67.649 32.136 0.215 0.665 103 104 VI. Zusammenfassung Im Mittelpunkt der Arbeiten über Phasen im binären System Eisen-Silicium stand β-Eisendisilicid, eine für praktische Anwendungen interessante halbleitende Phase mit günstigem Bandabstand und besonderer chemischer Beständigkeit. Die Ziele waren die Optimierung der Synthese von β-FeSi2, die Herstellung von Einkristallen sowie deren strukturelle und physikalische Charakterisierung. Neben der Klärung von Problemen mit Phasenbreiten und Phasentransformationen sollte weiter untersucht werden, inwieweit Dotierungen FeSi2:M möglich sind, bei denen gemäß Fe1-xMxSi2 ein Teil der Eisenpositionen in der Struktur von anderen Übergangsmetallen eingenommen wird, insbesondere von Kationen der 3d- Metalle und der Homologen Ruthenium und Osmium. Für die Darstellung von Einkristallen scheiden Schmelzreaktionen aus, weil sich β-FeSi2 bei 1275 K unter teilweiser Zersetzung in die nichtstöchiometrische α-Phase (Fe2Si5) umwandelt. Als Methode der Wahl für die Herstellung von dünnen Schichten und kleineren Einkristallen haben sich Verfahren des chemischen Transports erwiesen, bei denen Eisen und Silicium simultan mit Brom oder Iod transportiert werden. Zur Optimierung der Synthesebedingungen von β-FeSi2-Einkristallen wurden umfangreiche Versuchsreihen durchgeführt, bei denen die verschiedenen Parameter (Art und Zusammensetzung von Bodenkörpern und Transportmitteln, Temperaturverhältnisse, Geometrie der Transportampullen) variiert wurden, die das Transportgeschehen bestimmen. Als optimale Bedingungen wurden die Verwendung von Iod als Transportmittel bei einem Ioddruck von 4 bar und eines Temperaturgefälles von T2 = 1273 K nach T1 = 1073 K gefunden. Bei einem Wechsel des Transportmittels von Iod zu Brom wurde ebenfalls ein chemischer Transport erhalten, der zwar eine hohe Anzahl an Kristallen lieferte, diese waren jedoch stets sehr klein und stark verwachsen. Als Bodenkörper im Quellenraum kann entweder ein Eduktgemisch aus Fe2Si5 und FeSi eingesetzt werden oder auch günstiger und bequemer ein Gemisch der Reinelemente. Für das Silicidgemisch lieferte ein Eduktgemisch mit einem Verhältnis n(Fe2Si5) : n(FeSi) von 2 : 3 die besten Ergebnisse, was einem Siliciumunterschuss entspricht. Für den Transport ausgehend von den Elementen ist dagegen ein Verhältnis Fe : Si von 2 : 5 zu wählen, also ein Siliciumüberschuss. In der Literatur wird der Einsatz eines Silicidgemischs als notwendig erachtet, dagegen waren bei 105 den eigenen Versuchen beim Einsatz der Elemente die Ausbeuten bedeutend günstiger, sowohl was die Anzahl als auch was die Größe der Kristalle betraf. Die optimalen Bedingungen in Bezug auf Temperaturgefälle und Ioddruck waren gleich. Bei den Transportversuchen wurden, teilweise nebeneinander, zwei Sorten von Kristallen gefunden, dünne Nadeln und auch längliche Plättchen, die beide röntgenographisch als β-FeSi2 identifiziert wurden. Die eingehende strukturelle Charakterisierung der erhaltenen Kristalle war ein weiterer zentraler Punkt der Arbeit. Zur Überprüfung der bisher nur anhand von Filmdaten bestimmten Strukturparameter wurde mit Diffraktometerdaten eine erneute Strukturbestimmung durchgeführt, speziell auch zur Klärung von Zwillingsproblemen, über die unter Hinweis auf die pseudotetragonale Metrik berichtet wurde. Im wesentlichen wurden die publizierten Strukturdatem bestätigt. Die Kristalle mit unterschiedlichem Habitus erwiesen sich als chemisch und kristallographisch identisch; sie unterschieden sich lediglich durch die Orientierung der Elementarzelle. Die Angaben zur Zwillingsbildung konnten nicht bestätigt werden, denn weder bei den Nadeln noch bei den Plättchen wurden dafür Anzeichen gefunden. Die Struktur des β-FeSi2 ist entfernt mit dem CaF2-Typ verwandt, aber auf Grund der gruppentheoretischen Zusammenhänge beim Symmetrieabbau erscheint trotz der pseudotetragonalen Metrik eine Zwillingsbildung unwahrscheinlich. In der Literatur wurden insbesondere Linienverdoppelungen im ESR-Spektrum als Hinweis auf Zwillingsbildung gedeutet. Eigene ESR-Messungen mit den nadel- und plättchenförmigen Einkristallen zeigten jedoch, dass sich alle erhaltenen ESR-Spektren sehr gut auf der Grundlage von Einkristallen interpretieren lassen. Es ist lediglich zu berücksichtigen, dass in der Struktur kristallographisch äquivalente Positionen magnetisch nicht äquivalent sind. Zur physikalischen Charakterisierung wurden impedanzspektroskopische Untersuchungen der elektrischen Leitfähigkeit und zum optischen Verhalten durchgeführt. Bei β-FeSi2 handelt es sich um einen Halbleiter mit vorwiegend elektronischen Anteilen an der Leitfähigkeit, mit den eigenen Ergebnissen konnten alle wesentlichen Angaben der Literatur bestätigt werden. Nach der Literatur sollten Einkristalle von β-FeSi2 keine Photolumineszenz zeigen, entsprechende Beobachtungen bei Schichtpräparaten wurden auf Defekte im darunterliegenden Siliciumsubstrat zurückgefüht. Im Gegensatz dazu wurde bei den untersuchten Kristallen eindeutig 106 Photolumineszenz festgestellt, und zwar in dem Energiebereich, in dem diese auch bei amorphen Schichten beobachtet wurde. Zur Klärung der Dotierungsprobleme – in welchem Umfang sich andere Übergangsmetalle auf die Eisenpositionen der Struktur einbauen lassen – wurden zahlreiche Transportexperimente für Einkristalle von β-FeSi2 in Gegenwart der 3d-Übergangsmetalle Titan, Vanadium, Chrom, Mangan und Cobalt sowie der höheren Homologen Ruthenium und Osmium durchgeführt. Als Bodenkörper wurden entweder die Elemente oder deren Disilicide eingesetzt, als Transportmittel sowohl Iod als auch Brom. Wenn die für die Herstellung von β-FeSi2-Kristallen optimalen Transportbedingungen gewählt wurden, war die Qualität der erhaltenen Kristalle durchweg schlechter als bei den Versuchen ohne Dotierstoffzusatz. Für Untersuchungen zum Einbau der Fremdmetalle wurden die Kristalle mit einer Mikrosonde untersucht, zur qualitativen und - wo möglich – quantitativen Analyse der Dotierungen. Ein Einbau von Ruthenium oder Osmium konnte dabei nicht nachgewiesen werden, wohl aber für die eingesetzten 3d-Übergangsmetalle. Hier gelangen auch quantitative Bestimmungen der Dotiermengen, in bis zu etwa einer Größenordnung unter der eingesetzten Menge des jeweiligen Metalls in das Gitter von β-FeSi2 eingebaut wurden. 107 108 VII. Literatur [1] : Murarka, S. P., „Self-Aligned Silicides or Metals for Very Large Scale Integrated Circuit Applications“, J. Vac. Sci. Technol. B, 4 (1986) 1325-1331 [2] : Christensen, N. E., „Electronic structure of β-FeSi2“, Phys. Rev. B, 42 (1990) 71487153 [3] : Borisenko, V. 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