Mifid II-Lizenzerwerb könnte Energiemarkt umwälzen

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 Mifid II‐Lizenzerwerb könnte Energiemarkt umwälzen (Montel) Sollte sich eine „kritische Menge“ an Unternehmen entschließen, im Zuge von weitreichenden Marktreformen ab 2017 eine Lizenz zum finanziellen Handel (Mifid) zu beantragen, könnte dies den europäischen Energiehandel umwälzen. Die ist die Meinung einer Reihe von Experten für die Einhaltung von Finanzmarktregulierungen, auch „Compliance“ genannt, die sich diese Woche bei einer Tagung in London trafen. Viele Marktteilnehmer hätten 2007, als die derzeit geltende Finanzmarktdirektive Mifid in Kraft trat, deren Einführung und Marktumwälzungspotenzial überschätzt, sagte Gerd Stuhlmacher, Compliance Direktor bei der Düsseldorfer Eon Global Commodities. „Dieses Mal haben wir den Einfluß vielleicht unterschätzt“, sagte er in Bezug auf die nun anstehende Mifid II‐
Reform. Teilnahme Bei der Ausgestaltung der neuen Mifid II‐Regelungen hatte der Energiesektor wichtige Ausnahmen erkämpft, darunter für Absicherungs‐ und Eigenhandelsgeschäfte, sowie das weitere Ausklammern von physisch abgewickelten Kontrakten im Großhandelsmarkt für Strom und Gas aus der Richtlinie. Doch könnten einige Marktteilnehmer nun anstatt von diesen Ausnahmen Gebrauch zu machen, dennoch beschließen, eine Mifid II‐Lizenz zu beantragen, was den Markt klar verändern würde, sagte Henryk Bramsnaes, Senior Regulatory Advisor bei der dänischen Dong Energy. Er hob dabei besonders hervor, dass Versorger mit einer solchen Lizenz ihre Handelsaktivitäten sowie ihr Produktangebot für Kunden erweitern könnten. Die neuen Regeln könnten viele Unternehmen ab 2017 automatisch der Finanzmarktregulierung unterstellen. So sind unter anderem Emissionszertifikate als „finanzielle Instrumente“ eingestuft worden und Firmen, die mit diesen handeln, müssten entweder eine Mifid‐Lizenz beantragen oder den Markt verlassen. „Reine Händler [,die für Liquidität sorgen könnten,] werden wohl den Markt verlassen … oder sie müssten eine Lizenz erwerben mit all den Kosten, die damit verbunden sind“, sagte Anya Bissessur, eine Firmenrechtsanwältin bei der norwegischen Statkraft. Versorger, die als Zusatzgeschäft auch für ihre eigenen Bücher handelten, seien zwar von der Teilnahme bei Mifid II ausgeklammert – allerdings mit gewissen Auflagen, so Bissessur. Der Regulierungsvorschlag, den die europäische Finanzmarktbehörde Esma im Dezember vorgelegt hatte, sieht vor, dass das für den Eigenhandel verwendete Kapital nur 5% der gesamten Konzernaktivitäten betragen darf und weniger als 0,5% aller EU‐weiten Handelsaktivitäten für das jeweilige Energiemarktprodukt. Auch eine Reihe anderer Aktivitäten, darunter die Nutzung von Algorithmen zum Hochfrequenz‐Handel, würden ein Unternehmen unter Mifid II stellen. Daher müssten sich Firmen entscheiden, ob sie sich neu ausrichten und etwa Anlage‐Dienstleistungen innerhalb eines regulierten Marktes anbieten möchten, sagten Referenten der Tagung. Sollte sich eine kritische Masse an Versorgern und anderen Firmen entschließen, Mifid‐Lizenzen zu beantragen, könnte dies andere dazu drängen, im Markt nicht außen vor zu stehen, so Bramsnaes. Unsicherheit Das Hauptproblem für Unternehmen bei der Entscheidung für einen etwaigen Mifid‐Lizenzerwerb sei der fehlende Überblick über das Ausmaß der geplanten Ausnahmen. So müssen Definitionen, etwa, was als physischer Abschluss gilt, von Esma erst noch ausarbeitet werden. Die Referenten warnten allerdings von zu langem Abwarten. „Wir sind verpflichtet uns auf das Einhalten der Regeln vorzubereiten … und müssen verstehen, wie die Compliance den Markt verändern kann“, sagte Michele Governatore, Regulatory Affairs‐Direktor bei Axpo Italien. Besonders die erhöhten Kapitalrücklagen für Firmen unter Mifid II seien hierbei ein Hemmschuh, so Bramsnaes. Viele Energiehandelsfirmen stünden letztendlich wohl vor zwei Möglichkeiten: „Entweder, man fährt seine Aktivitäten zurück, oder man geht los [,hat man genug Kapital,] und bietet neue Dienstleistungen an und wird ein Zwischenhändler für andere“, sagte Riccardo Rossi, Regulatory Affairs Manager bei Gazprom Supply and Trading. Bericht: Robert Hodgson [email protected] 17:09, Tuesday, 27 January 2015 
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